Deutscher Automobil-Veteranen-Club e.V. 2-2015 - Jahrgang

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Deutscher Automobil-Veteranen-Club e.V. 2-2015 - Jahrgang
Deutscher
Automobil-Veteranen-Club e.V.
                      2-2015
                       46. Jahrgang
Deutscher Automobil-Veteranen-Club e.V. 2-2015 - Jahrgang
DER MOTORKLASSIK KAUFRATGEBER FÜR EINSTEIGER

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Deutscher Automobil-Veteranen-Club e.V. 2-2015 - Jahrgang
Editorial
Liebe DAVC-Mitglieder,
liebe Oldtimerfreunde!

das erste Quartal im DAVC ist immer geprägt von not-      In unserem Jubiläumsjahr
wendigen Vereinsregularien, insbesondere den jährli-      war nach anfänglichem Zö-
chen Wahlen in den Landesgruppen und dem Haupt-           gern unser Deutschland-
verband.                                                  treffen im September zur
Die LG Südbaden hat mit Herbert Partikel einen            50-Jahr-Jubiläumsfeier
neuen Präsidenten gewählt. Die LG Ostwestfalen-           vom 03. bis 06.September
Lippe hat Raimund Arzdorf zu ihrem neuen Präsiden-        recht schnell ausgebucht.
ten ernannt. Wir gratulieren herzlich zur Wahl, eben-     Dies zeigt die große Ver-
falls den neu dazugekommenen Vorstandsmitgliedern         bundenheit der DAVCler
und freuen uns auf eine gute und konstruktive Zusam-      zu ihrem Verein und ihre
menarbeit.                                                Freude an den gemeinsa-
                                                          men Vereinsaktivitäten.
Zur Präsidiumssitzung und Hauptversammlung waren
wir in diesem Jahr Gäste von Karl Ulrich Herrmann         Unsere südlichen Landesgruppen bereiten gerade die
auf der Retro Classic in Stuttgart. Das Team der Messe    2. CRUZ DEL SUR unter Beteiligung der LG Allgäu,
hat uns hervorragend betreut, ein großer Dank gilt        Oberbayern, Südbaden und Süd-West als 2-Tages-
dem Team und Herrn Herrmann.                              Sternfahrt vor. Wir sollten solche Veranstaltungen
Im Hauptvorstand standen keine Wahlen an, dafür           auch in der Mitte und/oder im Norden Deutschlands
eine sehr wichtige Satzungsänderung, die als Auflage      anstreben, dadurch wird der DAVC auch neueren Mit-
des Finanzamtes eine Voraussetzung für den Erhalt         gliedern transparent und führt zu vielen neuen und in-
unserer wieder erlangten Gemeinnützigkeit ist.            teressanten Kontakten innerhalb unseres Vereins. Un-
Leider wurde von einer LG die Bedeutung nicht er-         sere Fahrzeuge wären im Sinne des „Rollenden Muse-
kannt, und einige rieben sich lieber an der Ablehnung     ums“ noch stärker präsent.
von redaktionellen Anpassungen auf. Da somit die nö-
                                                          Der DAVC hat die Arbeit der Culture Commission der
tige Zweidrittelmehrheit zusammenkam, konnte der
                                                          FIVA zur Tagung am 16.05. in München mit einer
amtierende Vorstand seine Konsolidierungsarbeit der
                                                          Einladung zum Mittagessen unterstützt. Unser 1. Vize,
vergangenen 6 Jahre formal erfolgreich abschließen.
                                                          Pit Gilb, hat als Gastgeber neben Rainer Hindrischedt
Diese Arbeit war verbunden mit hohem Engagement
                                                          als Mitglied an der Sitzung im Hause des ADAC teil-
und Zeiteinsatz auch vieler DAVCler, um die hinläng-
                                                          genommen.
lich bekannten früheren Defizite zu heilen.
Der Arbeitsaufwand zur Führung und Verwaltung             Aus dem Parlamentskreis „Automobiles Kulturgut“ im
eines Vereines in der Struktur des DAVC ist allerdings    Deutschen Bundestag hat sich aus einer Arbeitsgruppe
unter den heutigen finanziellen und rechtlichen Anfor-    heraus ein Verein gegründet, die „IAK Initiative Au-
derungen generell nicht mehr mit früheren Jahren zu       tomobiles Kulturgut e. V.“. Anlass ist die Bemühung,
vergleichen. Hier müssen Lösungen überlegt werden,        für das Automobile Kulturgut den Status als immate-
die unseren persönlichen ehrenamtlichen Einsatz, ge-      rielles UNESCO-Weltkulturerbe zu erreichen. Hierzu
rade auch für Verwaltungsvorgänge, auf ein annehm-        ist ein Verein als Antragsteller und Mitteleinwerber mit
bares Maß reduzieren. Auch wir Vorstände, das gilt        Gemeinnützigkeitsstatus eher erfolgreich als Einzelper-
auch für die LG, wollen natürlich in erster Linie unser   sonen. In kurzer Zeit waren die Kosten des Antrages
Hobby ausüben. Um dies zu ermöglichen, bringen wir        bereits eingeworben. Der Verein sollte auf breiter Basis
uns gerne für unsere Vereinsfreunde in den Ämtern         unterstützt werden.
ein. Für delegierbare Verwaltungsvorgänge sollten wir
nach Lösungen suchen. Andere vergleichbare Vereine        Ich wünsche allen Club- und Oldtimerfreunden eine
unterhalten z. B. schon lange Geschäftsstellen, weil      tolle Oldtimer-Saison.
sonst die Bereitschaft zur Übernahme eines Amtes wei-
ter nachlässt. Das teilweise angestrengte Suchen nach     Georg Sewe
Führungspersonen im Verein spricht für sich.              Präsident                                            ■

CM 2-2015 | www.DAVC.DE                                                                                        1
Deutscher Automobil-Veteranen-Club e.V. 2-2015 - Jahrgang
Inhalt
Die Themen dieser Ausgabe

Titelbild: Citroën 5HP, Stephan Arbeitlang (s. S. 18 ff.); Tradition hat Bestand, Hans-Joachim Rose (s. S. 26 ff.);
Die Saison beginnt in Bremen, Stephan Arbeitlang (s. S. 32 ff.)

Editorial:                                                          Historie:
Georg Sewe
Präsident des DAVC                                    1             Citroen 5HP – oder warum kleine Jungs
                                                                    ein altes Auto brauchen                           18
                                                                    Stephan Arbeitlang

Editorial:                                                          Historie:
Dieter Grossblotekamp
Redakteur des Clubmagazins                            3             Opel Kapitän – ein Juwel der
                                                                    Automobilgeschichte                               22
                                                                    Dieter Grossblotekamp

Intern:                                                             Veranstaltungen:
Werkstättenverzeichnis
unserer Mitglieder                                    4             Traditon hat Bestand, auch wenn das
                                                                    Wetter einmal nicht mitspielt!                    26
                                                                    Thomas-Markus Leber

Intern:                                                             Veranstaltungen:
Wir begrüssen unsere neuen Mitglieder
Termine 2015
                                                      5             3. Treffen „Oldtimer am großen
                                                                    Weserbogen“ · Erich Rostek
                                                                                                                      29
Aktuell:                                                            Veranstaltungen:
Buchvorstellung:
Weltrekordfahrten bei Dessau                          6             Die Saison beginnt in Bremen …
                                                                    Bremen Classic Motorshow 2015                     32
                                                                    Stephan Arbeitlang

Historie:                                                           Veranstaltungen:
Historisches aus dem Fotoalbum
Rainer Hindrischedt                                   7             Eindrücke von der
                                                                    Techno Classica in Essen                          36
                                                                    Wlly Krieg

Historie:                                                           Intern:
Historische Rekordwoche in Dessau
ein voller Erfolg · Horst-Dieter Görg
                                                     10             Kleinanzeigen                                     38
Historie:                                                           Intern:
Ford A. Roadster von 1930
Ernst-Leo Nießen
                                                     12             Impressum – Redaktionsschluss                     40
Historie:                                                           Intern:
Das Göttinger Ei – der Schlör-Wagen
Hans-Peter Röhl
                                                     13             Vorstandsmitglieder im DAVC                       41

                                       www.davc.de

2                                                                                                CM 2-2015 | www.DAVC.DE
Deutscher Automobil-Veteranen-Club e.V. 2-2015 - Jahrgang
Editorial
Liebe Leser des Clubmagazins!

Veranstaltungen, Historie, Technik, Oldtimererleb-    Classic    Motor-
nisse u.a. – das sind die Hauptrubriken unserer       show, und von
Clubzeitschrift, unseres Clubmagazins. Bisher konn-   Thomas-Markus
ten wir – dank der Autoren aus unseren Reihen –       Leber werden wir
diese Themenbereiche auch immer mit Leben erfül-      über die Großver-
len und somit eine abwechslungsreiche Zeitschrift     anstaltung der LG
anbieten. Der Wunsch der Redaktion geht natürlich     Ostsee informiert.
dahin, dass dies so bleiben möge.                     Einen kritischen
                                                      Bericht zur Tech-
In der vorliegenden Ausgabe können wir allerdings
                                                      no Classica schick-
nur Artikel zu zwei der genannten Oberbegriffe ab-
                                                      te    uns     Willy
drucken, diese allerdings auch wieder mit interes-
                                                      Krieg,      DAVC
santen Inhalten. Vielleicht gelingt es, das nächste
                                                      Rheinland, zu.
Magazin wieder vielfältiger zu gestalten durch mehr
eingehende Beiträge – darum bitte ich als Redakteur
                                                      Schließlich run-
sehr herzlich! In unserem DAVC im Umgang mit
                                                      den einige sehr nette Bilder aus den alten Fotoalben
unseren Automobilen ereignet sich doch so man-
                                                      dieses Clubmagazin ab.
ches! Greifen Sie zur Feder und berichten darüber!
Redaktion und Leser danken es Ihnen!
                                                          Zum Schluss noch ein wichtiger Hinweis:
Dieses Clubmagazin bietet unter der Rubrik HIS-
TORIE eine interessante Abhandlung über eine
                                                             Um das nächste Clubmagazin 3/15
„Historische Rekordwoche in Dessau“ – zur Erinne-
                                                            rechtzeitig vor den Veranstaltungen
rung an die Eröffnung der Rekordstrecke auf der
                                                              zum Jubiläum „50 Jahre DAVC“
damaligen Reichsautobahn vor 75 Jahren, geschrie-
                                                        vom 3. bis 6. September erscheinen zu lassen,
ben vom Motorjournalisten Horst-Dieter Görg.
                                                                       müssen wir den
Eine kurze Historie zu seinem Ford A hat uns Ernst-       Redaktionsschluss vorverlegen auf den
Leo Nießen zugesandt, und Stephan Arbeitlang
schreibt voller Begeisterung über seinen Citroen                        15. JULI 2015
5HP: Herkunft, Geschichte, Technik, Erlebnisse etc.
Etwas ganz Besonderes stellt sicherlich der Beitrag
                                                      Nun wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen!
von Hanspeter Röhl „Das Göttinger Ei – der Schlör
Wagen“ dar. Ein informativer und von detaillierten
Kenntnissen zeugender Bericht über eine Seltenheit
innerhalb der Automobilgeschichte.
                                                      D. Großblotekamp
Der Text über den Opel Kapitän beschäftigt sich mit   DAVC Südbaden
einem historischen Fahrzeug während 30 Jahren sei-    Redakteur des Clubmagazins
ner Bauzeit.                                                                                            ■
Unter der Rubrik VERANSTALTUNGEN berich-
tet Erich Rostek von der LG Ostwestfalen-Lippe
über „Oldtimer am großen Weserbogen“, Stephan
Arbeitlang schreibt eine Abhandlung über die Prä-
sentation der LG Weser-Ems anlässlich der Bremen
                                                          www.davc.de
CM 2-2015 | www.DAVC.DE                                                                                 3
Deutscher Automobil-Veteranen-Club e.V. 2-2015 - Jahrgang
Intern
Werkstättenverzeichnis unserer Mitglieder

14789                                       61440                                       82279
Karosseriebaumeister René Große             Dipl.-Ing. Hans-Robert Schramm              Fachwerkstatt für historische
Ihr Spezialist für Restaurierungen!         Reparaturwerkstätte für Veteranen und       Fahrzeuge
Waldstraße 44, 14789 Wusterwitz             klassische Automobile – Hammermühle         Oldtimer Rehberger GmbH
Tel.: 038839 - 71185, Fax: 038839 - 71408   Gattenhöferweg 33, 61440 Oberursel/Ts.      82279 Eching am Ammersee
E-Mail: kontakt@rene-grosse.com             Tel.: 06171 - 964784, Fax: 06171 - 3069     Tel.: 08143 - 997888
www.rene-grosse.com                         Mobil: 0172 - 6969373                       Mobil: 0170 - 7770307
LG Brandenburg                              www.medidentaschramm.de                     E-Mail: illia@oldtimer-rehberger.de
                                                                                        www.oldtimer-rehberger.de
22525                                       64331
Zukowsky Classic Cars                       Fa. Walter Knöbel                           83607
Warnstedtstraße 28-32, 22525 Hamburg        Darmstädter Landstraße 63                   Spezialisten für historische Fahrzeuge
Tel.: 040 - 387605, Fax: 040 - 54751850     64331 Weiterstadt-Gräfenhausen              Johannes Jäger und Alfred Schmidt
                                            Tel.: 06150 - 51197                         Warngauer Str. 5, 83607 Holzkirchen
22143
                                                                                        Tel.: 08024 - 6080970
AUTOKIPKE KFZ – Meisterbetrieb
                                            65326                                       Fax: 08024 - 6090970
Michael KIPKE – Kfz-Meister
Heestweg 19, 22143 Hamburg                  Fa. Helge Stuckart                          86949
Tel.: 040 - 6772001, Fax: 040 - 6779079     Buchenweg 11, 65326 Aarbergen               Spezialist für Englische Autos
E-Mail: info@autokipke.com                  Tel.: 06120 - 4244, Fax: 06120 - 92311      Joachim Rainer
www.michaelkipke.com                        LG Rhein-Main                               Burgleitenstraße 10, 86949 Windach
www.autokipke.com                                                                       Tel.: 08193 - 7430
LG Hanse                                    67065                                       Mobil: 0171 - 3619899
                                            KFZ Wilhelm Dillinger                       LG Oberbayern
23923                                       Maudacherstr. 107, 67065 Ludwigshafen
Retroclassic GmbH & Co KG, Bernd Lindner    Tel.: 0621 - 5720222, Fax: 0621 - 5720239   87700
An der Trave 15, 23923 Lübeck-Selmsdorf     LG Kurpfalz-Saar                            Fa. Schrapel GmbH
Tel.: 038823 - 55985, Fax: 038823 - 55986                                               Unfallreparatur und Lackierung
E-Mail: info@retroclassic.com               73732                                       Allgäuer Str. 59
www.retroclassic.com                        Dieter Munk                                 87700 Memmingen
27283                                       Schanbacher Straße 25, 73732 Esslingen      Tel.: 08331-4495
Autohaus Kühn GmbH                          Tel.: 0711 - 375202                         E-Mail: info@schrapel.de
Im Burgfeld 15, 27283 Verden/Aller          LG Süd-West
                                                                                        88046
Tel.: 04231 - 5114, Fax: 04231 - 81668                                                  Klaus Leicht
E-Mail: info@autohaus-kuehn.de              74354
                                            Heinz Schneider                             Georg Straße 9, 88046 Friedrichshafen
27305                                       Carl-Benz-Straße 1                          Tel.: 07541 - 43630
Reparatur, Rest., Wartung                   74354 Besigheim/Ottmersheim                 88427
Borgward, Lloyd, Goliath                    Tel.: 07143 - 59818, Fax: 07143 - 58136     Ohlinger Automobile
Volker Wischnewski                          Mobil: 0171 - 2642526                       Inh. Joachim Ohlinger
Lange Str.1, 27305 Bruchhausen-Vilsen       E-Mail: schneiderkfz@t-online.de            Steinhauser Straße 31
Tel.: 04252 - 913739                        LG Staufen-Ostalb                           88427 Bad Schussenried
32278                                                                                   Tel.: 07583 - 2552, Fax: 07583 - 2566
Kfz.-Technik – Restaurierungen              79111                                       www.ohlinger-classic.de
Peter Finkemeier                            Autodienst Merkle – Inh. Nico Angleitner    LG Allgäu
Alte Quernheimer Straße 96,                 Riegeler Str. 13, 79111 Freiburg
                                            Gewerbegebiet Haid                          88471
32278 Kirchlengern                                                                      Bernhard Ganser sen. und jun.
Tel.: 05223 - 75926, Fax: 05223 - 654166    Tel.: 0761 - 441079
                                            E-Mail: info@auto-dienst-merkle.de          Parkweg 11, 88471 Laupheim
33818                                                                                   Tel.: 07392 - 2150
Autohaus Heinrich Freitag GmbH & Co. KG     79115
Westring 1-3, 33818 Leopoldshöhe                                                        88499
                                            Vogt Engineering Freiburg                   Autohaus Schlegel
Tel.: 05202 - 983700, Fax: 05202 - 983701   Vergaser- und Motorabstimmungen
E-Mail: info@opel-freitag.de                                                            Neue Unlinger Str. 20
                                            Klassisches Tuning                          88499 Riedlingen
LG Ostwestfalen-Lippe                       Haslacher Str. 25, 79115 Freiburg           Tel.: 07371-934450
51379                                       Mobil: 0171 - 5317088
                                            E-Mail: Vogt-Engineering@t-online.de
Willy Krieg – VERCHROMEN
Bracknellstr. 9, 51379 Leverkusen           www.vogttt.com                                                                    ■
Tel.: 02171 - 4317452068                    LG Südbaden

52068                                       79379                                              Geänderter
Wilhelm Holländer                           Graf Motoren und Motorenteile GmbH
Motorenbearbeitung W. Holländer GmbH        Schliengener Str. 12, 79379 MÜLLHEIM
                                                                                            Redaktionsschluss
Rotter Bruch 18, 52068 Aachen               Tel.: 07631-5495                                 für CM 3-2015:
Tel.: 0241 - 507012, Fax: 0241- 507776      www.graf-motoren.de
E-Mail: info@motoren-hollaender.de          E-Mail: info@graf-motoren.de                      15. Juli 2015
LG Rheinland

4                                                                                          CM 2-2015 | www.DAVC.DE
Deutscher Automobil-Veteranen-Club e.V. 2-2015 - Jahrgang
Intern
Wir begrüßen unsere neuen Mitglieder

■ LG Ostsee                                   ■ LG Rheinland                      ■ LG Süd-West
Michael Thabe                                 Ingrit Hagemann                     Wolfgang Bischoff
Siemser Landstraße 10                         Buschweg 9                          Almertsham 39
23569 Lübeck                                  52511 Geilenkirchen                 83129 Höslwang Almertsham,
                                                                                  Oberbayern
Ute Thabe                                     ■ LG Rhein-Main
Siemser Landstraße 10                         Jörg Tappert                        Wilhelm Graf
23569 Lübeck                                  Homburger Landstr. 767              Fichtenweg 15
                                              60437 Frankfurt am Main             74257 Untereisesheim
■ LG Ostwestf.-Lippe
Eberhard Gorontzi                                                                 Dr. Andreas Schunk
Sylbacher Straße 310                                                              Eschauer Straße 33
32108 Bad Salzuflen                                                               70437 Stuttgart                    ■

TERMINE 2015                                                     Von unserem Clubmitglied, Willy Krieg, erhielten
                                                                 wir eine umfangreiche, vom Enkel des Firmen-
                                                                 gründers, Heribert Deutsch, handschriftlich er-
 12.–14.06.:     Klassikwelt Bodensee in
                                                                 stellte Zusammenstellung eines sehr großen Teils
                 Friedrichshafen                                 der in der Karosseriefirma Karl Deutsch in Köln
 30.07.– 01.08.: Schauinsland Klassik in Freiburg                gebauten Fahrzeuge. Diese Liste enthält die Fahr-
 31.07.– 02.08.: Classic Days Schloss Dyck                       gestellnummer, die Farbe, das Baujahr sowie den
 07.–09.08.:     OGP Nürburgring                                 Namen des Käufers des jeweiligen Fahrzeugs.
 03.– 06.09.:    50 Jahre DAVC                                   Vorwiegend handelt es sich um Ford-Automobile
                 Info: Pit Gilb, DAVC Rhein-Main                 (Cabrios und Coupés).
 05.–06.09.:     Classic Gala Schwetzingen                       Bei Bedarf kann diese Aufstellung über unseren
 09.–11.10.:     Veterama Mannheim                               Archivar, Kresimir Majer, eingesehen werden
                                                                 (red.).

                                                                                         FL U GPL ATZ
  Technorama                                                                       ®

                                                                                        12. +13. 0 9.
                                                                                        2015

   Adresse Flugplatz Hildesheim: Lerchenkamp, 31137 Hildesheim
   Öffnungszeiten: Samstag 9 –18 Uhr, Sonntag 9 –16 Uhr
   Tel. +49 (0) 731 18968-0, info@technorama.de

   Hildesheim
   Der Oldtimermarkt in Europa                                          www.technorama.de
                                                                                 oram
                                                                                    ma.de

CM 2-2015 | www.DAVC.DE                                                                                              5
Deutscher Automobil-Veteranen-Club e.V. 2-2015 - Jahrgang
Aktuell
Buchvorstellung: Weltrekordfahrten                             bei Dessau
Der Hanomag-Diesel aus Hannover

Im Februar 1939 fuhr Karl Haeberle, ein Ingenieur      tuelle Auferstehung des Fahrzeugs, die Anfertigung
der Hanomag aus Hannover, mit einem 1,9 Liter          eines professionellen Designer-Modells, die eigent-
Diesel auf der Autobahn bei Dessau anlässlich der      liche Rekonstruktion, erste Präsentationen des Pro-
dortigen Rekordwoche vier Weltrekorde; diese hat-      jektes in der Öffentlichkeit und eine ausführliche
ten bis in die späten 1950er-Jahre Bestand.            Dokumentation der Historischen Rekordwoche Des-
                                                       sau im Oktober 2014 – einschließlich internationa-
75 Jahre später wird das in den Nachkriegswirren
                                                       lem Pressespiegel.
verschollene Fahrzeug auf Basis noch vorhandener,
damaliger Serientechnik schrittweise rekonstruiert.    Dieses Projekt wurde initiiert vom Arbeitskreis
Der Rohbau dieses Meilensteins der Technikge-          Technik- und Industriegeschichte in der Region
schichte ist mit Hilfe zahlreicher Sponsoren und       Hannover (kurz AK TIG), dem auch die Herausge-
sehr viel privatem Engagement abgeschlossen, das       ber angehören. Das Fahrzeug ist als Meilenstein der
Fahrzeug auch technisch einsatzbereit.                 Technikgeschichte Bestandteil der Sammlung der in
                                                       Gründung begriffenen „Hanomag-Stiftung“ zur Er-
Diese erste Dokumentation zu einem außergewöhn-
                                                       haltung kultureller Werte.
lichen und zugleich faszinierenden Projekt schildert
in mehreren reich bebilderten Beiträgen den Wer-
                                                       Eggers, Holger u. Goerg, H.-D. (Hrsg.)
degang der Rekonstruktion des Diesel-Weltrekord-
                                                       80 Seiten, ca. 130 meist farbige Abbildungen, Hard-
wagens der Hanomag aus Hannover.
                                                       cover, 22 x 27 cm (DIN-A4-Querformat),
Dazu gehört auch ein Rückblick auf 1939, die ange-     ISBN 978-3-923976-97-3, Leuenhagen & Paris,
rissene Lebensgeschichte des genialen Konstruk-        Hannover, 19,90 Euro zuzüglich 4,90 Euro Ver-
teurs Lazar Schargorodsky, ein Blick auf historische   sandkostenpauschale.
Vorbilder, den Beginn der Aufarbeitungen, die vir-

                                                                                          Porsche am Berg

6                                                                             CM 2-2015 | www.DAVC.DE
Deutscher Automobil-Veteranen-Club e.V. 2-2015 - Jahrgang
Historie
Historisches aus dem Fotoalbum

Unser ehemaliger Präsident, Rainer Hindrischedt, schickte uns diese Bilder aus früherer Zeit!

 Mein Vater und Onke
                      l im
 Jahre 1936 beim Pickni
                        ck
 neben einer
 DKW F 5-Cabriolimou
                      sine

                                                                                Unterwegs im
                                                                                Schwarzwald
                                                                                im Jahre 1966 mit
                                                                                meinem ersten Auto,
                                                                                einem Fiat 500.

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Deutscher Automobil-Veteranen-Club e.V. 2-2015 - Jahrgang
Historie
Historisches aus dem Fotoalbum

Aus einem alten Familienalbum bekamen wir diese Bilder zugeschickt:
                  Eine Urlaubsreise nach Italien vom 17. bis 30. Mai 1959
mit einem VW-„Käfer“ Export, Modell 1957– 60, 1200 ccm und 30 PS über den Brenner und St. Gotthard,
fünf Personen, Gepäck, Zelt und Campingausrüstung.
Route: Hannover – München – Mittenwald – Innsbruck – Brenner – Bozen – Riva – Desenzano – Verona –
Rimini – Riccione – Apennin – Rom – Pisa – Genua – Mailand – Lugano – St. Gotthard – Luzern

                        Riccione

                                                                        Bozen

                             am Gardasee
              Camp Desenzano

Über historische Bilder aus IHREM Fotoalbum
freut sich nicht nur die Redaktion!
                                                              Blick auf den Apennin
Schicken Sie uns diese zu!

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Historie
Historische Rekordwoche Dessau
ein voller Erfolg

Mit einer Veranstaltungsreihe erinnerte das Tech-      nur vier Tagen bei Uli und Fynn Weinberg in Zetel
nikmuseum Hugo Junkers in Dessau vom 2. bis 5.         noch eine fast komplette Aluminium-Verkleidung
Oktober 2014 an die Eröffnung der Rekordstrecke        um die Fahrzeugfront bekommen – gerade noch
auf der damaligen Reichsautobahn vor 75 Jahren.        rechtzeitig für die Fahrt in Dessau vollendet.
Wie schon 1939, so kamen auch zu dieser Veranstal-
tung zahlreiche Rekordfahrzeuge aus Deutschland
und der Schweiz. Nach der Eröffnung durch Des-
saus OB Peter Kuras war der Höhepunkt der Re-
kordwoche am 3. Oktober – Tag der deutschen Ein-
heit – morgens eine Demonstrationsfahrt auf der
heutigen A9 unter den Bauhaus-Brücken zwischen
Wolfen-Bitterfeld und Dessau-Süd. Abgerundet
wurde das Programm durch einige Fachvorträge
sowie eine Aerodynamik-Ausstellung des deutsch-
schwedischen Künstlers Rony Lutz aus Karlstad, die
erstmals überhaupt in Deutschland gezeigt wurde.
Stromlinie und Leichtbau waren gefragt bei der His-
torischen Rekordwoche Dessau. In den 30er-Jahren
spielten diese Faktoren im Fahrzeugbau erstmals
eine größere Rolle. Dazu gehörte auch die Jagd nach
Geschwindigkeiten, an der sich vor 75 Jahren zahl-
reiche Hersteller von Automobilen und Motorrä-
dern beteiligten.
Eine der wenigen Rekordstrecken wurde Anfang
1939 auf der damaligen Reichsautobahn Leipzig-
Berlin eröffnet. Auf der heutigen A9 zwischen Wol-
fen und Dessau-Süd ist dieser inzwischen sanierte,
14 km lange Streckenabschnitt noch komplett erhal-
ten. Dazu gehören auch die vier filigranen Stahlbrü-
cken im Bauhaus-Design. Diese moderne Kunst-
schule kam 1928 nach Dessau und war bereits 1933
von den Nazis geschlossen worden, aber ihr effizien-   Vergleich Hanomag 1939 und 2014 – es fehlt noch etwas
                                                       Aluminium
ter und markanter Stil war allgegenwärtig.
Zur Rekordwoche hatten sich 17 Sammler histori-        Der Rekordwagen basierte auf damaliger Serien-
scher Stromlinienfahrzeuge angemeldet und waren        technik, die wiederbeschafft werden konnte. Von
alle mit ihren Gefährten nach Dessau gekommen,         1934 bis 1940 baute die Hanomag rund 20.000 Pkw
um am 3. Oktober nochmals auf die Rekordstrecke        des Typs Rekord, knapp 1.100 davon mit einem
zu gehen.                                              Klein-Diesel-Motor.
Eines dieser Rekordfahrzeuge kam von der Hano-         Um das Rekonstruktionsprojekt bekannter zu ma-
mag aus Hannover. Das in den Nachkriegswirren          chen und für weitere Sponsoren zu werben, wurde
verschwundene Fahrzeug wird gegenwärtig von der        die Historische Rekordwoche am Technikmuseum
Hanomag IG aus Hildesheim in mühevoller Klein-         Hugo Junkers organisiert. In Dessau gibt es zu Ae-
arbeit rekonstruiert. Der fahrbereite Wagen hatte in   rodynamik und Leichtbau durch Hugo Junkers und

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Historie
Historische Rekordwoche Dessau
ein voller Erfolg

sein Lebenswerk zahlreiche Verbindungen, sodass       der ehemaligen Rekordstrecke. Auf den Bauhaus-
es nahe lag, das Technikmuseum zum Ausgangs-          brücken hatten sich zahlreiche Schaulustige einge-
und Mittelpunkt der Veranstaltung zu wählen.          funden, die sich das Ereignis nicht entgehen lassen
                                                      wollten. Nach erfolgreichem Verlauf waren die sel-
Den weitesten Weg hatte Leo Kreienbühl mit Frau
                                                      tenen Rekordfahrzeuge noch unter der Ju 52 im
und Kindern aus Bern in der Schweiz zurückgelegt.
                                                      Technikmuseum Hugo Junkers zu bestaunen. Für
Mit einem Hanomag AL 28 Wohnmobil als Zug-
                                                      die Veranstalter steht schon jetzt fest: 2019, zum 80.
fahrzeug zudem ein recht beschwerlicher Weg. Aber
                                                      Geburtstag der Rekordstrecke, wird es eine Wieder-
wie sagte Leo dazu: „Der Hanomag ist derzeit sehr
                                                      holung geben.
gut gelaunt!“ Mit dabei auf dem Trailer ein wunder-
schönes Darl’mat 402 DSE Peugeot-Coupé von            Ein weiterer Höhepunkt der Rekordwoche war eine
1938. Davon wurden insgesamt nur drei Exemplare       Ausstellung von Aerodynamik-Zeichnungen des
gebaut.                                               deutsch-schwedischen Künstlers Rony Lutz. Die
                                                      etwa 30 Grafiken von Fahrzeugen der Jahre 1899
Weitere Raritäten waren ein Adler Le Mans von
                                                      bis 1950 wurden in Dessau erstmalig überhaupt in
1938, ein Leichtbau Maier, zwei Tatra sowie meh-
                                                      Deutschland gezeigt und bleiben – ebenso wie der
rere DKW- und Hanomag-Fahrzeuge. Ein Rekord-
                                                      Rekordwagen von Hanomag – noch einige Tage län-
fahrzeug aus Hannover war gerade erst zu der Ver-
                                                      ger im Technikmuseum Dessau.
anstaltung aus der Restauration gekommen. Mit
diesem Rekord Roadster hatte der berühmte Renn-       Schön auch, dass durch Spenden und Eintrittsgelder
baron Huschke von Hanstein 1937 die Rallye Ma-        bei dieser Veranstaltung rund 6.000 Euro für das
rokko gewonnen.                                       Diesel-Projekt zusammenkamen, um die beim Ka-
                                                      rosseriebauer noch bestehende Lücke nicht größer
Im geführten Konvoi ging es zur Autobahn und
                                                      werden zu lassen. Herzlichen Dank dafür an alle
nachdem sich am 3. Oktober morgens der Nebel
                                                      Mitwirkenden!
verzogen hatte, gaben die örtlichen Polizeieinsatz-
kräfte grünes Licht für die Demonstrationsfahrt auf

                                                                                   Bilder:
                                                                                   Klaus-Lothar Bebber

                                                                                   Text:
                                                                                   Horst-Dieter Görg,
                                                                                   Motorjournalist

                                                                                                         ■

Teilnehmerfahrzeuge im Technikmuseum Dessau: DKW, Ihle-BMW, Hanomag-
Rekord Roadster, DKW Monza, Ford Roadster (v.l.n.r.).

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Historie
Ford A Roadster von 1930

Die Zeiten, dass in einer alten Scheune ein Oldtimer   gann die eigentliche Arbeit. In der Werkstatt des
steht, sind längst passé. Gemeinsam mit Werner         Wulmstorfer Ford-Händlers Althausen wurde der
Hartjen ging ich nach eingehendem Studium von          Roadster in wochenlanger Kleinarbeit gründlich
Fachzeitschriften immer wieder auf Tour. Die Ent-      überholt. Selbst der damals 82-jährige Hermann
fernungen spielten für uns keine Rolle, mal ging es    Althausen sen. stand bei der Überholung des Fahr-
nach Mannheim oder nach Frankfurt. Endlich wur-        zeugs mit Rat und Tat zur Seite. Er kannte sich bes-
den wir fündig, mein Wunschauto stand in Mön-          tens mit dem Fahrzeug aus. In den 1930er-Jahren
chengladbach. Es war ein Ford A Roadster, Baujahr      hatte er bei den Ford-Werken in Detroit am Band
1930. Das Auto kam aus Uruguay und war bis zu-         gearbeitet. In Mai 1987 wurde der Ford A Roadster
letzt in Montevideo zugelassen gewesen. Ein Wasser-    vom Landkreis Verden zugelassen.
bautechniker, der oft in Südamerika tätig war, hatte
den Oldtimer gekauft und mit nach Deutschland ge-      Technische Daten:
bracht. Per Handschlag wurde der Kauf besiegelt.       Hubraum 2023 ccm
Endlich hatte ich mir einen Jugendtraum erfüllt.       Leistung 28 PS
Nach den mir vorliegenden Unterlagen wurde der         Geschwindigkeit 80 km/h
Roadster im Januar 1930 bei Ford in Detroit gefer-
tigt und nach Südamerika exportiert. Der damalige      Besitzer:
Käufer musste 520 US$ für den Ford A Roadster          Ernst-Leo Nießen
bezahlen. Nachdem wir das Auto geholt hatten, be-      August-Hinrichs-Straße 2                         ■

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Historie
Das Göttinger Ei – der Schlör-Wagen

Schon vor 1914 gab es verschiedene Konstrukteure,         Dort wurde bereits durch Dipl.-Ing. A. Lange an
die sich die Stromlinie als Hobby gönnten. Alfa           einem Stromlinienmodell geforscht und gezeichnet.
Romeo (Graf Ricotti) oder eine Opel-Limousine und         Dieses Design entsprach etwa der Jaray-Form mit
nicht zu vergessen das Elektro-Automobil (La jamais       auslaufendem Heck in verbesserter Darstellung. Im
contante), welches als erstes Fahrzeug die 100 km/h       Modell-Windkanal des Institutes wurde ein sagen-
überschritt bzw. überfuhr, anno 1898. Nach 1918           hafter Cw von 0,14 gemessen, allerdings mit Abde-
wurde die Aerodynamik mit Stromlinienformen wis-          ckung aller 4 Räder. Wenn man das Windkanal-Mo-
senschaftlich angegangen. Die 1920er-Jahre waren          dell betrachtet, so entspricht dieses noch nicht der
auch immer noch nicht reif, die Kunden damit zu           Wirklichkeit, um einen genaueren Cw-Wert zu er-
beglücken. Erst in der zweiten Hälfte der 1930er          mitteln. In dieser Zeit, ohne dass das Projekt zu
Jahre waren die Begüterten „In“ mit einem meist           Ende geführt werden konnte, schied Lange aus sei-
Pseudo-Stromlinienwagen. Pseudo hin oder her,             nem beruflichen Arbeitsplatz aus. Dr. Ing. Karl
alles, was irgendwie länglich geschwungen war,            Schlör übernahm diese Tätigkeit.
bekam das Prädikat Stromlinie.
                                                          Mit seinem Mitarbeiter Hans Becker wollten sie die
Am Rennen um den möglichst kleinsten Luftwider-           Arbeiten von Ing. Lange nicht fortführen, sondern
standsbeiwert beteiligte sich u. a. Altmeister Paul Ja-   entschieden sich für eine Einvolumen-Karosserie.
ray. Edmund Rumpler war schon 1926 ausgeschie-            Die Grundform zeigte ein Tragflächenschnitt. Mo-
den, obschon sein Tropfenwagen mit Cw 0,28                dellwindkanal-Messungen ergaben angeblich einen
den besten Wert hatte. Da waren noch Prof. Wuni-          Luftwiderstandsbeiwert von bescheidenen Cw
bald Kamm und Freiherr Reinhard Koenig-Fach-              0,113.
senfeld, deren beste Aus-
führungen sich mit Cw ab
0.30 bemühten, dem
Luftwiderstand aus dem
Weg zu gehen. Alle diese
Aerodynamiker befanden
sich im deutschsprachigen
Raum.
Aber, da war doch noch
einer, von dem bis jetzt
noch nicht die Rede war,
von Dr. Ing. Karl Schlör
von Westhoffen-Dirm-
stein (1911-1997). Er kam
1936 von Krauss-Maffei
bei München zu der Ae-
rodynamischen Versuchs-
Anstalt Göttingen e. V.
(AVA). Diese war im Kai-
ser-Wilhelm-Institut Göt-
tingen unter der Leitung
von Prof. Dr. Ludwig
Prantl (1875-1953) inte-
griert.                       1939 im Göttinger Windkanal, Fädchen zum Sichtbarmachen der Strömung

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Historie
Das Göttinger Ei – der Schlör-Wagen

Die Verantwortlichen fanden dieses Ergebnis so gut,   tig anstoßen. Trotz der Alu-Karosserie war der
dass entschieden wurde, den Wagen zu bauen. Als       Wagen etwa 250 kg schwerer als die Serien-Limou-
Fahrgestell wurde ein Mercedes 170 Heck durch         sine. Die AVA hatte den ersten 1:1-Windkanal Mitte
Karl Schlör ausgelesen. Es wurde noch einiges ge-     des Jahres 1938 erhalten, also noch bevor das For-
ändert, wie Mittellenkung und entsprechend die Pe-    schungsinstitut für Kraftfahrwesen Stuttgart (FKFS)
dalerie dazu. Das Windkanalmodell wurde auf der       unter der Leitung von Prof. W. Kamm seinen 1:1-
IAA 1938 in Berlin ausgestellt. Ein Jahr danach       Windkanal hatte.
sahen die Besucher den fertigen Wagen, welcher in
                                                      Der Schlör-Wagen, wie er von nun an genannt
der Zwischenzeit bei den Gebrüder Ludewig in
                                                      wurde, hatte einen Radstand von 2,60 m, 4,33 m
Essen karossiert worden war. Die Karosseriefirma
                                                      Länge, die Höhe betrug bei einer Bodenfreiheit von
Ludewig hatte schon einige Erfahrungen mit Strom-
                                                      20 cm nur 1,48 m an der höchsten Stelle. In der
linienaufbauten, vor allem mit Bussen auf Opel-
                                                      Breite schlug er wahrscheinlich alles, was es damals
Blitz-Fahrgestellen. Im 1:1-Windkanal in der AVA
                                                      gab auf den Straßen mit 2,10 m. Diese Breite kam
brachte der Cw 0,189, die beste Messung Cw 0,186,
                                                      daher, weil die Vorderräder innerhalb der Karosse-
eine absolute Sensation.
                                                      rie drehten, die Hinterräder waren abgedeckt.
Was dazu verhalf, war der abgedeckte, geschlossene    Daimler-Benz hatte mit seinen beiden Heckmotor-
Boden, die Fenster welche mit der Aluaußenhaut        Varianten, den Typen 130 und 170 H, ihre Kund-
bündig waren und nicht, wie damals üblich, vier bis   schaft nicht gerade beglückt, sodass keine großen
sechs Zentimeter weiter davon entfernt. Für Frisch-   Verkaufszahlen resultierten. Beim 170 H waren dies
luft im Inneren konnten die vorderen und die hin-     von 1935 bis1939 ganze 1.507 Exemplare. Ob das
teren Fenster mit je einem Ziehbeschlag von oben      Schlör-Fahrgestell dabei war?
nach innen gezogen werden, und in der Front
                                                      Die Reihen-4-Zylinder längs hinter der Hinterachse
wurde eine Klappe eingebaut, wobei die beiden
                                                      waren in schnellen Kurven, wobei schnell ca. 70
Ziehbeschläge nicht der Sicherheit der Fahrenden
                                                      km/h waren, schlecht aus der Kurve zu steuern und
dienten, man konnte sich bei einer Vollbremsung
                                                      auf der Straße zu halten. Der 170 H leistete bei
oder bei einem Unfall zusätzlich noch den Kopf hef-
                                                      3.200 U/min. 38 PS. Das Gewicht des Fahrgestelles
                                                      brachte 650 kg auf die Waage, mit der Limousinen-
                                                      Karosserie ganze 1.100 kg. Wie gesagt, der Schlör-

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Historie
Das Göttinger Ei – der Schlör-Wagen

          Schlör-Wagen 1939

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Historie
Das Göttinger Ei – der Schlör-Wagen

Wagen in Aluminium brachte noch zusätzliche 250         sche Motor-Schlitten“, Seite 19 und 20, herausgege-
kg. Also rund 1.350 kg Leergewicht. Die Höchstge-       ben in: „Deutsche Forschungsanstalt für Luft und
schwindigkeit betrug beim Serienwagen cirka 105         Raumfahrt e.V. 1992“:
km/h, beim Stromlinienwagen lockere 134-136
                                                        „Dazu musste man aber aus der Versuchsanstalt he-
km/h. Beim Verbrauch wurden auf 100 km acht
                                                        rausfahren und die Stadt (Göttingen) und ihre
Liter und 10-12 Liter zu Gunsten des aerodynami-
                                                        engen Straßen passieren, um endlich die Auffahrt
schen Fahrzeuges ermittelt.
                                                        zur Autobahn zu erreichen. Ein sowieso andersartig
Nun, nachdem die Tests abgeschlossen waren,             gestalteter Personenwagen, wie er es nun einmal
wurde der Wagen in eine Ecke gestellt und ein Tuch      war, und dazu noch ein donnernder Flugmotor mit
darüber gelegt, weil die Kraftfahrtforschung am In-     Propeller hintendran, konnte nur mit polizeilicher
stitut kriegsbedingt aufgegeben wurde. Es folgten       Extragenehmigung diese Fahrt antreten. Und dabei
nun die Jahre 1939 bis 1945. Auch Schlör „durfte“       geschah es. Bis zur Groner Landstraße konnte man
Militärdienst absolvieren, allerdings seinen berufli-   durchfahren. Dort an der Kreuzung stand, wie üb-
chen Fähigkeiten entsprechend. Er wurde mit sei-        lich, ein Polizist, der – wie konnte es anders sein –
nem Freund und Mitarbeiter Hans Becker nach             zunächst einmal den Wagen anhielt. Also die Pulle
Riga entsandt. Beim LKW-Werk von Mercedes ein-          raus und den Motor im Leerlauf rumpsen lassen,
quartiert, wurden Propellerschlitten aus Beuteteilen    rumpeldirumpeldirumpel. Mittlerweile füllten sich
zusammengebaut. So wurde auch einmal zu Beginn          die Bürgersteige mit Jung und Alt und Männlein
dieser Aktion ein fünfzylindriger M11-Sternmotor        und Weiblein, und als alle da waren, hob der Polizist
mit einer Leistung von etwa 130 PS, eine Konstruk-      seinen Arm und gab die Fahrt frei. Ja – also – die
tion der Russen, als Beuteteil beansprucht. Darauf-     Pulle rein und dröhnend und fauchend blies der
hin schlug jemand vor, man könnte den eingemot-         Propeller – ein Riesen-Gebläse in der engen Straße –
teten Schlör-Wagen damit bestücken und testen, ja       wie ein Orkan und die Hüte flogen, die Röcke
vielleicht sogar in Russland einsetzen. Gesagt und      hoben sich und die gaffende Menschheit stand bloß
getan, der Motor wurde
nach Göttingen mit der
Bahn transportiert. Der
Schlör-Wagen wurde
entmottet, der Merce-
des-Motor amputiert
und dafür der Russen-
motor mit Propeller
hinten drauf montiert.
Das klappte sogar und
auch noch bestens.
Nach den Standschub-
versuchen wurden nun
die Geschwindigkeits-
verhältnisse auf der
Autobahn festgestellt.
Dr. Ing. Karl Schlör
von Westhoffen-Dirm-
stein in seiner Veröf-
fentlichung „Der deut-

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Historie
Das Göttinger Ei – der Schlör-Wagen

und frei solange, bis der Spuk vorbei war. Das Göt-   Die englischen Besatzer hatten das Kaiser-Wilhelm-
tinger Tagblatt hatte für den nächsten Tag seine      Institut und damit auch die AVA aufgelöst. Heute
Sensation und das trug – wieder einmal – zum          heißt das Institut Deutsche Forschungsanstalt für
Ruhm des Kaiser-Wilhelm-Instituts und der Aero-       Luft- und Raumfahrt e. V.
dynamischen Versuchsanstalt in Göttingen in popu-
                                                      Der Schlör-Wagen wurde beschlagnahmt und nicht
lärster Weise bei. Auf der Autobahn Göttingen-Kas-
                                                      wieder herausgegeben. Angeblich wurde er nach
sel mit längeren Steigungs- und Gefällstrecken
                                                      England gebracht. Dort steht er möglicherweise
wurde mit Propellerantrieb durch den Wagen eine
                                                      noch heute in einem Verlies. Dr. Karl Schlör traf
Geschwindigkeit von 180 km/h erzielt, die zugleich
                                                      man später wieder für kurze Zeit bei Krauss Maffei
das maximal Zulässige für die Fahrzeugkonstruktion
                                                      in München. Zweimal hat er sich mit Stromlinien-
bedeutete. Die Aerodynamik trug hier nichts mehr
                                                      Projekten befasst: Ein Sportcoupé mit Propelleran-
dazu bei, es war die reine Kraft, welche den Wagen
                                                      trieb wurde jedoch nicht realisiert. Es blieb auf dem
vorwärts trieb. Ob dabei der Verbrauch ermittelt
                                                      Papier, wie so Manches. Später ging er zu Teves,
wurde, möglich ist es, aber nicht mehr überliefert
                                                      dem Bremsen-Spezialisten, wo er mit dem bekann-
(oder?). Das Versuchsfahrzeug war schließlich kein
                                                      ten Physiker Fritz Ostwald zusammenarbeitete.
Rennwagen.“
                                                      Beide waren sehr interessiert an dem neu herausge-
Dieser Versuchswagen mit Propellerantrieb wurde       brachten Motor von Felix Wankel. Geschäftlich und
nach verschiedenen Debatten bei den zuständigen       beruflich wurde jedoch nichts daraus.
Herren nicht in Russland eingesetzt, sondern ge-
                                                      1983 setzte sich Schlör nochmals ans Zeichenbrett
langte nach dem finnischen Rovaniemi als Propel-
                                                      und brachte einen neuen Wagen aufs Papier für
lerdruck-Prüfstand. Wie und wann der Wagen wie-
                                                      seine Techno-Transfer GmbH. Die deutschen Au-
der zurück nach Deutschland kam, wurde nicht be-
                                                      tohersteller hatten überhaupt kein Interesse daran.
schrieben.
                                                      Heute sähe das wahrscheinlich anders aus. 1991
Nach Kriegsende ging Schlör zum bayrischen Staats-    wurde das nächste Windkanal-Modell in Sindelfin-
ministerium nach München. Hier war er zuständig       gen im kleinen Windkanal von Mercedes-Benz ge-
für die Kfz-Industrie und Reifen-Importe der Alli-    testet, was angeblich ebenfalls einen Luftwiderstand
ierten. Er machte auch den Vorschlag, Vorkriegs-      von Cw 0,19 ergab. Aber das Ergebnis war am glat-
Fahrgestelle von DKW mit seiner Karosserie zu ver-    ten Modell gemessen.
sehen. Es gab zwar schon in den 1930er-Jahren
                                                      1997 ist Dr. Ing. Karl Schlör verstorben.
einen Stromlinien-DKW mit Heckmotor, aber nur
als Einzelstück. Die DKW-Geschichte ging nicht wei-
                                                      Text:
ter, leider! Es ist heute schlecht vorstellbar, mit
                                                      Hanspeter Röhl, MVC
einem DKW mit 600 ccm 2-Taktmotor und einem
Leergewicht von 1.350 kg mit Fahrgästen und Ge-       Fotos:
päck über den Gotthard nach Italien in die Ferien     Karl Schlör, AVA-Archiv, Daimler AG
zu fahren.                                                                                              ■

           Geänderter Redaktionsschluss für CM 3-2015:
                          15. Juli 2015

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Historie
Citroën 5HP – oder
warum kleine Jungs ein altes Auto brauchen

Die Geschichte zu dieser merkwürdigen Überschrift       lig, auch gleich einen Anhänger dabei. Das war im
beginnt 1983. Stephan, damals gerade sechs Jahre        April 1999. Zwischenzeitlich hatte ich mich ausgie-
alt geworden, war mit seinen Eltern in Frankreich,      big mit der Geschichte des kleinen Wagens beschäf-
um dort einen Citroën Traction Avant zu kaufen          tigt und wusste so genau, welche Fahrzeuge für
und mit ihm auf Achse nach Hause zu fahren.             mich in Frage kamen. Es musste ein früher 5HP,
                                                        also ein 5HP Typ C Torpedo, sein. Dieser wurde
Daheim angekommen, wurde erst einmal fleißig Li-
                                                        von 1921 bis 1923 gebaut. Des Weiteren gab es noch
teratur zum Thema Citroën gekauft. In einem die-
                                                        den C2 als Torpedo, Coupé und Cabriolet und den
ser Bücher war ein leicht unscharfes Bild eines 5HP
                                                        auf 11 PS erstarkten C3 als Trefle, faux Trefle, Tor-
Prototypen abgebildet. Stephan, der gerade seine
                                                        pedo und als Kastenwagen. All diese Varianten sind
ersten Leseversuche begonnen hatte, fand heraus,
                                                        zwar nett, aber eben nicht der Ursprung und somit
dass es dieses lustig anzusehende Auto nur in Gelb
                                                        für mich damals uninteressant. Der C2 und der C3
gab. Von diesem Augenblick an war klar: Stephan
                                                        wurden bis 1926 gefertigt. Die gelbe Farbe war nur
braucht ein solches Auto!
                                                        bis März 1923 im Programm.

                                                        Citroën 5HP Typ C2 Torpedo
Citroën 5HP Prototyp

Wie es so oft ist, kleine Kinder brauchen alles und
müssen auch alles haben, bekommen es aber nicht
und vergessen es dann wieder. Klein Stephan, Sie
ahnen es, wer diesen Text geschrieben hat, blieb
aber am Ball. Immer wieder wurde das Buch gele-
sen und verliebt das Bild bewundert. Ende der acht-
ziger Jahre hatte Stephan seinen Papa weich ge-
klopft und es wurde ein angebotener 5HP besichtigt.
Damals siegte die Erkenntnis, dass ein Zweisitzer mit
gerade einmal 9 PS nicht unbedingt reisetauglich ist
und somit nicht in Frage kommt. Thema abgehakt.
Lange Jahre vergingen, bis wieder ein 5HP angebo-
ten wurde, der dann auch gleich besichtigt wurde.
Allerdings hatte ich mein Erspartes und, rein zufäl-    Citroën 5HP Typ C3 Trefle

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Historie
Citroën 5HP – oder
warum kleine Jungs ein altes Auto brauchen

Der damals angebotene 5HP erwies sich als struktu-     zu schweren Unfällen mit solchen Flitzern kam, än-
rell gesund und somit für mich als Vorkriegs-Neu-      derte man die entsprechenden Gesetze ab. Zum ers-
ling restaurierbar. Er war fast komplett, nur leider   ten Januar 1921 wurden die Cyclecars rechtlich dem
waren die Restaurierungsversuche eines Vorbesit-       „richtigen“ Automobil gleichgestellt. Sofort brach
zers alles anderes als brauchbar. Gegenstand dieses    der Markt zusammen und das, obwohl ja scheinbar
Berichtes soll nun nicht die Restaurierung werden.     Bedarf bestand. André Citroën erkannte als erster
Deshalb lasse ich diese außen vor und beschreibe       diese Marktlücke und brachte bereits im März 1921
lieber, wie man mit einem solchen Fahrzeug unter-      den 5HP heraus. Im Gegensatz zu den meist recht
wegs ist und warum André Citroën den 5HP über-         provisorisch und zusammengeflickt wirkenden Cy-
haupt baute.                                           clecars war der 5HP ein richtiges Automobil. Da er,
                                                       wie auch die großen Citroëns, am Fließband gefer-
In ganz Europa gab es nach dem Ersten Weltkrieg        tigt wurde, war er entsprechend günstig. Citroën
das Verlangen nach günstigen Automobilen für die       ließ diesen Wagen in seinen Werken in Frankreich,
Massen. Überall gab es sogenannte Cyclecars, also      Belgien, England und Italien fertigen. Bis 1926 ver-
Automobile gebaut aus Motorradteilen. Diese Fahr-      ließen über 80.000 Exemplare die Werkshallen. Ci-
zeuge nutzten eine Gesetzeslücke und waren somit       troën stellte die Fertigung des Wagens nicht wegen
steuer- und zulassungsfrei. Da es aber immer wieder    nachlassender Nachfrage ein, sondern weil er, aus

Bahnhof Bruchhausen-Vilsen

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Historie
Citroën 5HP – oder
warum kleine Jungs ein altes Auto brauchen

5HP auf Tour

Citroëns Sicht, veraltet war. Die Karosserie des 5HP    Ganghebel im Weg herum. Citroën schrieb damals,
besteht noch aus Blechen, die auf einem Holzrah-        dass ein 5HP geeignet ist für Leute, die nicht über
men genagelt sind. Alle anderen Citroëntypen wur-       1,70 Meter groß sind. Ist man sich dessen bewusst,
den ab August 1921 jedoch schon mit einer Ganz-         steigt man über die Beifahrerseite ein. Ein wenig
stahlkarosserie gebaut. Eine „tout acier“ (Ganzstahl)   klettern und schon sitzt man recht bequem. Nun
-Karosserie hätte den 5HP allerdings derart verteu-     wird der unterm Tank hängende Benzinhahn (Fall-
ert, dass er nicht mehr verkaufbar gewesen wäre.        benzin ohne Pumpe) geöffnet, der Choke und der
Opel kopierte den 5HP Typ C Torpedo und ver-            Zündknauf gezogen, und nach einer kurzen Warte-
kaufte ihn als 4/12 PS Laubfrosch.                      zeit tritt man mit dem rechten Fuß auf den Anlas-
                                                        serknopf. Vorausgesetzt es ist kein Gang eingelegt,
Wie fährt sich ein solches Automobil? Bevor man in      tobt nun der Anlasser los. Ein Höllenlärm! Anlassen
einen 5HP steigt, sollte man sich bewusst sein, dass    mit eingelegtem Gang und getretener Kupplung
man mit großen Füßen aufgeschmissen ist. Die Pe-        mag der Kleine überhaupt nicht. Es gibt allerdings
dalen liegen viel zu eng beieinander. Außerdem ste-     Tage, an denen gekurbelt werden muss. Passen die
hen dann auch noch die Handbremse und der               Außentemperaturen, reicht eine halbe Kurbelum-

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Historie
Citroën 5HP – oder
warum kleine Jungs ein altes Auto brauchen

drehung. An kalten Novembertagen
dürfen es auch schon mal zwei oder
drei Umdrehungen sein. Läuft der
Kleine, dann muss man wieder ein
wenig warten. Um einen Gang einzu-
legen, läuft der Motor mit gezogenem
Choke viel zu schnell. Läuft der
Motor auch ohne Choke zufrieden-
stellend, kann die Reise losgehen.
Dazu löst der Fahrer zuerst die Hand-
bremse, um dann den ersten Gang
unten rechts einzulegen. Legt man
zuerst den Gang ein, stehen sich
Handbremse und Ganghebel im
Weg… Im Stand kracht es nun ein
wenig und dann geht’s los. Den rech-
ten Fuß auf das mittlere Pedal und
vorsichtig Gas geben. Am Beginn
einer Fahrt ist der Kleine noch recht
mürrisch. Hat er dann erst einmal
Fahrt aufgenommen, geht es recht
                                                       Zugkreuzung
zügig voran. Begleitet durch das Heulen des gerad-
verzahnten Getriebes, erreicht man flott den Gang-
                                                       Trommeln an den Hinterrädern. Für eine echte Ge-
wechselzeitpunkt. In der Ebene liegt dieser bei ca.
                                                       fahrenbremsung nach heutigen Maßstäben ist selbst
10 Stundenkilometern. Dazu Fuß vom Gas, Kupp-
                                                       die Kombination aus beiden Bremsen unbrauchbar.
lung mit dem linken Fuß getreten, Gang raus, Fuß
                                                       Auch ein Ausnutzen der Motorbremskraft ist nicht
von der Kupplung, kurz warten, kuppeln und den
                                                       möglich, da bei zu hoher Motordrehzahl ein nach
zweiten Gang oben links einlegen. Während man
                                                       unten Schalten nicht möglich ist. Das Herunterschal-
sich dabei Zeit nehmen muss, um zum einen nicht
                                                       ten funktioniert auch wieder nur mit Doppelkup-
in den Rückwärtsgang zu schalten (ohne Sperre
                                                       peln. Allerdings sollte man, um in den Zweiten
oben rechts) und zum anderen ein lautes Krachen
                                                       schalten zu können, schon fast stehen. In den ersten
zu verhindern, sollte nun recht flott wieder Gas ge-
                                                       Gang kommt man nur im Ausrollen geräuschlos.
geben werden. Man wird sonst einfach zu langsam.
Gleiches gilt für den Wechsel in den dritten Gang      Beachtet man dies, kann man auch mit 9 PS aus
(unten links). Legt man bei ca. 15-20 Sachen den       einem 860 ccm 4 Zylinder Viertakter die Welt er-
dritten Gang ein, rollt der 5HP genüsslich durch die   obern. Ich fahre mit meinem 22er 5HP jährlich ca.
Landschaft. Im großen Gang sind die Zahnräder          3500 Kilometer. Und jedes Mal, wenn ich in die Ga-
schräg verzahnt, und somit kreischt und jault jetzt    rage gehe, freue ich mich, diesen Kindheitstraum
auch nichts mehr. Nun kann man den 5HP auf be-         vom lustigen gelben Auto heute leben zu dürfen!
achtliche 60 Stundenkilometer beschleunigen, die er    Übrigens, der Traction Avant von damals steht
auch problemlos erreicht. Wer nun wieder langsa-       heute natürlich neben dem 5HP.
mer werden möchte, sollte sich das früh genug über-
legen. Die rechts sitzende Fußbremse wirkt auf eine    Stephan Arbeitlang
Trommel, die die Kardanwelle abbremst. Die Hand-       Präsident DAVC Weser-Ems
bremse verzögert zwei über Gestänge betätigte                                                           ■

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Historie
Opel Kapitän –
ein Juwel der Automobilgeschichte

Als im Jahre 1970 die Produktion des Opel Kapitäns           denn dieser „Kapitän“ beherrscht die Straße wie der
B aus der letzten großen Opel-Modellreihe einge-             Kapitän auf seinem Schiff das Meer.
stellt wird, bedeutet das nach mehr als 30-jähriger
Bauzeit eine Zäsur nicht nur in der Firmenge-                1938 verließ der erste „Kapitän“ das große Opel-
schichte des Opel-Werkes, denn dieses legendäre              Schiff im Hafen Rüsselsheim und trat seine Reise in
Auto hat Automobilgeschichte mitgestaltet.                   viele Länder dieser Welt an. Damals – vor dem Zwei-
Der folgende Beitrag wurde vor längerer Zeit beim            ten Weltkrieg – hatte er noch einen Vorgesetzten,
Wettbewerb „Beste Klassik-Story des Jahres“ der              den „Admiral“. Den „Kapitän“, von 1938 – 1940 als
Zeitschrift Motor Klassik mit dem 3. Preis ausge-            zwei- und viertürige Limousine mit Fließheck sowie
zeichnet.                                                    als Cabriolet gebaut, sah man ab 1948 in leicht ver-
Die Darstellung soll in einem kurzen Abriss chrono-          änderter Bauweise wieder auf den Straßen, jetzt al-
logisch die Modellpalette eines historischen Auto-           lerdings nur als viertürige Limousine. Glücklich, wer
mobils in seiner Zeit aufzeigen, eines Autos, welches        sich damals mit ihm sehen lassen konnte!
durch Oldtimerfreunde und deren Liebe zum auto-              Man missbrauchte nach dem Krieg in noch schlech-
mobilen Kulturgut der Nachwelt erhalten bleibt.              ter Zeit in Deutschland öfters seinen Namen, indem
                                               (Red.).       man ihn „Gangster-Kapitän“ nannte, weil hin und
                                                             wieder sich Gangster seiner bemächtigten und ihr
„Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise…“ sang am             Unwesen mit ihm trieben, was jedoch auch wieder
Anfang der 50er-Jahre der unvergessene Hans Al-              bewies, dass man seine Qualitäten zu schätzen
bers zu einer Zeit, als in Rüsselsheim der ,„Kapitän         wusste, eben ein guter „Kapitän“. Vorgesetzte gab
51“ seine „Reise übers Land“ begann, und wenn                es nun nicht mehr. Er selbst führte die Opel-Flotte
auch der Interpret in seinem Schlager den Kapitän            an.
auf See damit ansprach, so nahmen doch in der Tat
die Opel-Kapitäne auf ihren Reisen durch drei Jahr-          1951 war seine Zeit abgelaufen, man pensionierte
zehnte viele Menschen mit, weckten Freude am                 ihn und besetzte seine Stelle mit einem Nachfolger
Auto sowie am Fahren und
realisierten Autoträume.
Seit seinem Erscheinen ver-
körpert der „Kapitän“ den
„großen“ Opel – für viele aller-
dings während seiner Produk-
tionszeit leider unerschwing-
lich!
Auf der Straße passt er sich,
leicht schwebend, den Un-
ebenheiten der Fahrbahn an,
gleitet dahin wie Wellen an
der Oberfläche des ufernahen
Meeres, mit kaum hörbarem
Motorgeräusch – eben ein ma-
jestätischer „Kapitän der
Landstraße“. Dieser in sich wi-
dersprüchliche Begriff stellt
sich jedoch auch schlüssig dar,    „Vorkriegskapitän“ – hier als zweitürige Limousine

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Historie
Opel Kapitän –
ein Juwel der Automobilgeschichte

                                                                           Stils“ – so stand es auf dem Ver-
                                                                           kaufsprospekt – „das souveräne
                                                                           Meisterstück aus Rüsselsheim“.
                                                                           Ein Zwischenblech in der
                                                                           Frontöffnung mit kleinen Hö-
                                                                           ckern und Chromleistchen da-
                                                                           rauf, wie Zähne im geöffneten
                                                                           Maul eines großen Tieres wir-
                                                                           kend, brachte ihm den Namen
                                                                           „Haifischmaul-Kapitän“ ein –
                                                                           analog zum kleinen Bruder
                                                                           „Olympia-Rekord“. Doch be-
                                                                           reits 1955 musste er abdanken.
                                                                           Zwar sehr ähnlich seinem Vor-
                                                                           gänger, veränderte man sein
                                                                           Aussehen: Kühlergrill, größere
                                                                           Front- und Heckscheibe – die-
                                                                           se jetzt ohne Unterteilung.
                                                                           „Schwungvoll in Ruhe und Be-
                                                                           wegung“, so warb man für ihn.
                                                                           Manche sprechen heute noch
                                                                           vom „schönsten Kapitän, den es
„Nachkriegskapitän“ 1948 – 1951                      je gab“. Stolz, nicht übermäßig groß, elegant, leicht-
                                                     füßig – so bewegte er sich im stets stärker werden-
in völlig anderer Kapitäns-Uniform. Der amerikani-   den Verkehr auf Deutschlands Straßen. Aber auch
sche Einfluss wurde größer, der Neue erinnerte an    sein Berufsleben näherte sich nach zweieinhalbjäh-
den Chevrolet Skyline Sport Sedan von 1950. Viel     riger Dienstzeit dem Ende entgegen.
Chrom an der Front und das Heck
mit deutlich herausmodelliertem
Kofferraum, kein Fließheck mehr –
ein „Kapitän“ mit höchst repräsenta-
tivem Charakter. Politiker und Fabri-
kanten brachte er auf ihren Dienst-
reisen sicher zum Ziel, bis man ihn
gegen Ende des Jahres 1953 nicht
mehr wollte, er wirkte plötzlich alt-
modisch, denn es begann die Zeit, da
man die klassische Bauweise verließ
und in der Pontonform das Heil
suchte. Man kleidete ihn also völlig
neu ein. Als „Kapitän 54“ zog er
durch die Tore Rüsselsheims hinaus
in die Welt und stellte sich der Öf-
fentlichkeit vor als neuer, moderner
„Kapitän“. „Ein Wagen großen „Kapitän 51“

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Historie
Opel Kapitän –
ein Juwel der Automobilgeschichte

Auch so was gibt’s noch!: „Kapitän 54“                 „Kapitän 54“

1958 übernahm ein völlig neu ausgestatteter „Kapi-     haft der erfolgreichste „Kapitän“ bis zu diesem Zeit-
tän“ das Ruder der Opel-Flotte, dessen Amtszeit nur    punkt!
ein Jahr währte, denn seine Kritiker traten mit
                                                       1964 war Wachablösung: Der Neue hieß „Kapitän
schwerwiegenden Argumenten an die Öffentlich-
                                                       A“ – neben Admiral und Diplomat A – er bekam
keit: Zu schmale Fondtüren und an dieser Stelle ein
                                                       also wieder Vorgesetzte, wie vor dem Krieg schon
bereits zu niedriges Dach erschwerten den Einstieg
                                                       einmal. In der Ausgabe 42 des o. g. Jahres schrieb
derer, die sich vom „Kapitän“ über die Landstraßen
                                                       der „Spiegel“: „Um dem Kapitän wieder den An-
chauffieren ließen. „Schlüsselloch-Kapitän“ nannte
                                                       strich eines deutschen Arbeitgeberwagens zu geben,
und nennt man ihn heute noch – aufgrund seiner
                                                       beschloss Generaldirektor Stork im Einvernehmen
schlüssellochähnlichen Rückleuchten. Keinesfalls
                                                       mit seinem Vorgesetzten in Detroit, den großen
eine abwertende Bezeichnung! Das wäre auch un-
                                                       Opel neu aufzutakeln und in zwei Versionen zu of-
verdient, denn er sah gut aus: stämmig, kräftig,
                                                       ferieren: als »Kapitän« für den biederen Geschäfts-
trotzdem schnittig und unternehmungslustig. „Hier
                                                       mann und als Admiral mit mehr Make-up für den
ist der große Wagen europäischer Konzeption – der
                                                       gehobenen Unternehmer.“
neue Kapitän – in klarer Form, mit sinnvollem Kom-
fort und technischer Perfektion. Weltklasse!" So war   Clou des Programms stellte eine 17.000 Mark teure
zu lesen! Doch die Kritiker setzten sich durch: Er     Version des „Kapitän“ dar. Mit dem Weltläufigkeit
musste also nach sehr kurzer Produktionszeit abdan-    suggerierenden Namen „Diplomat“ und einem
ken. Heute sucht man ihn, sehnt sich nach ihm –        Achtzylindermotor sollte erstmals ein Opel-Fahr-
nach dem seltenen „Schlüsselloch-Kapitän“.             zeug in Käuferschichten vorstoßen, die bislang auf
                                                       den guten Stern aus Schwaben schworen. Dieser
Eiligst wurde im August 1959 ein neuer „Kapitän“
                                                       „Kapitän A“ zeigte sich glattflächiger, weniger Zier-
vorgestellt, der P 2.6, völlig anders eingekleidet,
                                                       rat an seinem Äußeren – kräftig und geschmeidig
auch mit anderer Schuhgröße, 14er Felgen. „Wa-
                                                       wollte und sollte er wirken. „Linie, Leistung, Luxus“
gen, die verwöhnen, Leistung, die verwöhnt, Fahr-
                                                       lautete die Devise – ein stolzer „Kapitän“, durch
komfort, der verwöhnt, Raumkomfort, der ver-
                                                       seine Vorgesetzten leider etwas abgewertet.
wöhnt“ – ein „Verwöhn-Kapitän“ also – „für An-
spruchsvolle“ und in der Tat sehr erfolgreich. Des-    Als 1967 der „Kapitän“ kaum noch Begeisterung
halb durfte er auch mehr als vier Jahre im Amt blei-   hervorrief, startete man im Heimathafen Rüssels-
ben – länger als alle Berufskollegen vor ihm! Wahr-    heim einen letzten Versuch, Daimler-Benz Paroli zu

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