Deutscher Naturstein-Preis 2007 - DEUTSCHER NATURSTEIN PREIS - Deutscher Naturstein Verband
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inhalt der Dokumentation Jury Alle von der Jury ausgewählten Arbeiten Architekten BDA: Mitglieder DNV: werden in dieser Dokumentation in Bild und Dipl.-Ing. Kaspar Kraemer, Köln, Joachim Grüter, Kirchheim, Text vorgestellt. Die Reihenfolge innerhalb Präsident BDA Präsident DNV der einzelnen Auszeichnungsgruppen stellt keine Wertung dar. Dipl.-Ing. Frank Assmann, Berlin Florian Billen, Wolfsburg Prof. Dr. Thomas Albrecht, Berlin Thomas Hippelein, Satteldorf Ein Verzeichnis aller eingereichten Wettbe- Dipl.-Ing. Karlheinz Beer, Weiden Heinrich-Georg Hofmann, Würzburg werbsarbeiten sowie der bei vorangegange- Dipl.-Ing. Bernd Blaufelder, Berlin Ulrich Klösser, Bad Langensalza nen Wettbewerben ausgezeichneten Arbei- Prof. Petra Kahlfeldt, Berlin Albrecht Lauster, Stuttgart ten schließt sich an. Prof. Walter A. Noebel, Berlin Uwe Ströhmann, Hofheim-Wallau Dipl.-Ing. Julia Tophof, Berlin Der DNV behält sich vor, die Projektbe- schreibungen der einreichenden Teilnehmer Organisation bei Bedarf zu kürzen und die geeigneten Reiner Krug, DNV, Würzburg Abbildungen auszuwählen.
DEUTSCHER NATURSTEIN PREIS 2007 D er Deutsche Naturstein-Preis 2007 wird für innovative, nutzerorientierte Projekte aus Naturstein im Innen- und anderer auch bei kleineren Projekten zu einem Raum bildenden Element wird. Prämiert wird die vorbildliche Gestaltung Außenbereich verliehen. Es werden Bau- und technisch zeitgemäße Konstruktion konzepte ausgezeichnet, die beispielhaft von Projekten im In- und Ausland unter für eine hohe architektonische Qualität ste- maßgeblicher Verwendung von Naturstein hen. Gewürdigt werden herausragende Pla- aus deutscher Fertigung, ausgeführt von nungsleistungen, die ästhetisch anspruchs- Naturwerkstein-Fachbetrieben. volle, innovative und ökologische Lösungen Teilnahmeberechtigt sind Architektinnen aufweisen. Der Wettbewerb stellt Natur- und Architekten, Innenarchitektinnen und stein als einen Baustoff in den Vordergrund, Innenarchitekten, Landschaftsarchitektinnen der durch die individuelle Behandlung von und Landschaftsarchitekten als geistige Details und Oberflächen wie kaum ein Urheber und Planverfasser. Deutscher Naturstein-Preis 2007
Vorwort Wohnen und Arbeiten mit Naturstein Mit dem Deutschen Naturstein-Preis werden seit Jahren beispielhafte gestalterische und technisch-konstruktive Anwendungen von Naturstein in Innen- und Außenräumen ausgezeichnet. I m zweijährigen Rhythmus der internatio- bung einpasst und dessen gestalterische nische Ausstattung bieten, um die zahlrei- nalen Naturstein-Fachmesse Stone+tec in und technisch-konstruktive Anwendung chen Einsatzmöglichkeiten von Naturwerk- Nürnberg lobt der Deutsche Naturwerk- von Naturstein vorbildlich ist. Neben dem stein fachgerecht zu verwirklichen. stein-Verband DNV unter der Mitwirkung Deutschen Naturstein-Preis 2007 wurden des Bundes Deutscher Architekten BDA den vier besondere Anerkennungen und elf Mit dem Wunsch, dass der Deutsche Natur- Wettbewerb um den Deutschen Naturstein- lobende Erwähnungen verliehen. Diese stein-Preis weiterhin einen positiven Beitrag Preis aus. Eine maßgebliche Förderung sechzehn Arbeiten werden in der vorliegen- zur Förderung der Baukultur und der Qua- erfährt dieser Wettbewerb durch die Nürn- den Dokumentation präsentiert. lität des Bauens mit Naturstein zu leisten bergMesse, Veranstalter der Stone+tec 2007. vermag, empfehlen wir diese Dokumenta- Mit den 91 eingereichten Arbeiten wird ein- tion dem Interesse der Fachwelt und der Mit dem Deutschen Naturstein-Preis 2007 drucksvoll nachgewiesen, dass mit Natur- Öffentlichkeit. wurde das Galeria Kaufhof Warenhaus am stein der neue Anspruch im Baugeschehen, Alexanderplatz in Berlin ausgezeichnet, für der sowohl auf Ästhetik und Lebensqualität dessen Umbau und Erweiterung das Archi- als auch auf Dauerhaftigkeit und Wirt- tekturbüro Prof. Josef Paul Kleihues, Klei- schaftlichkeit des Materials abzielt, in hues + Kleihues in Berlin den Auftrag erhal- besonders geeigneter Weise erfüllt wird. ten hat. Bei laufendem Betrieb wurde ein Voraussetzung ist die Partnerschaft zwi- Joachim Grüter Neubau erstellt, der sich durch die beson- schen der Kreativität der Architekten und Präsident DNV dere Auswahl und Konstruktion der Natur- der Leistungsfähigkeit der Naturwerkstein- stein-Fassade hervorragend in seine Umge- Fachbetriebe, die das Wissen und die tech- 2l3
A rchitektur ist die öffentlichste aller Künste, niemand bleibt unbeein- flusst von ihr. Der gestalterischen und funktionalen Qualität von Architektur ist daher ein besonderer Wert beizumessen. In diesem Sinne engagiert sich der Deutsche Naturwerkstein-Verband seit nunmehr 25 Jahren für herausragende Architektur unter maßgeblicher Verwendung von Naturstein und würdigt mit dem 13. Deutschen Natur- stein-Preis das Warenhaus Galeria Kaufhof in Berlin von den Architekten Kleihues + Kleihues. Baukultur als Synonym für gute Architektur entwickelt sich mit jedem neu errichteten oder umgebauten Gebäude und prägt das Bild unserer Städte. Die Kultur des Bauens ist zugleich Markenzeichen und Spiegelbild unserer Gesellschaft, und in dieser haben die Bauherren gemeinsam mit den Archi- tekten eine besondere Verantwortung für weiteren kleinen Punkte fort und rundet Deutsche Naturstein-Preis. Dabei berück- die Planung und Realisierung unserer somit das große Thema des Bauens mit sichtigt der Preis neben architektonischen Lebensbedingungen. Mit der Auszeichnung Naturstein in einer selten gesehenen Selbst- Projekten gleichberechtigt die Qualität der der Galeria Kaufhof der Architekten Klei- verständlichkeit souverän ab. Innen- und Landschaftsarchitektur, um so hues + Kleihues aus mehr als 90 Wettbe- der außerordentlichen Vielfalt des Materials werbseinreichungen würdigt die Jury ein Der Deutsche Naturstein-Preis blickt mit der Naturstein und dessen variantenreichen Projekt, das diesem hohen Anspruch diesjährigen Preisvergabe auf gut ein Vier- Verwendungsmöglichkeiten gerecht zu gerecht wird. Der Umbau und die Erweite- teljahrhundert Architekturgeschichte zu- werden. rung eines bestehenden Warenhauses stellt rück. Bedeutende Architekten wie Oswald exemplarisch dar, wie durch Aufwertung Matthias Ungers, Volker Staab, Manfred Die Jury konnte in diesem Jahr neben dem und Weiterentwicklung stadträumliche Auf- und Laurids Ortner sowie Hilmer, Sattler, Preis weitergehend vier Anerkennungen enthalts- und Lebensqualität geschaffen Albrecht und I.M.PEI wurden mit dem Preis und elf lobende Erwähnungen an Projekte werden kann: Die großzügigen, klassisch geehrt – ausgezeichnet für Projekte, die vergeben, die – jedes auf seine Weise – den proportionierten Fassaden werden überzeu- Naturstein virtuos für eine überzeugende hohen Stand der Baukultur sowohl in archi- gend dem Maßstab der großstädtischen städtebauliche wie architektonische Qua- tektonischer wie auch in handwerklicher Situation am Alexanderplatz gerecht. Deren lität nutzen. Hinsicht verdeutlichen. Ausführung in hellem Travertin bestimmt als feines Relief den Charakter des Hauses Dies darzustellen hat sich der Deutsche und verleiht dem Ort und dem Gebäude Naturwerkstein-Verband unter Mitwirkung klassische Eleganz. Die sorgfältige plasti- des BDA und mit großzügiger Unterstüt- sche Steinbearbeitung – handwerklich per- zung der Nürnberger Messe zum Ziel Dipl.-Ing. Kaspar Kraemer, Köln/Berlin fekt – setzt sich in den exakt gestalteten gemacht, und diesem Zweck dient der Präsident BDA und Vorsitzender der Jury Details der Eingänge, Sockel und der vielen im zweijährigen Rhythmus ausgelobte Deutscher Naturstein-Preis 2007
Auszeichnungen 2007 Deutscher Naturstein-Preis 2007 Besondere Anerkennungen 2007 € 15.000,– je € 3.000,– Kleihues + Kleihues Wandel Hoefer Lorch Gesellschaft von Architekten mbH Dolomitenweg 19 Prof. Josef P. Kleihues 66119 Saarbrücken Helmholtzstraße 42 10587 Berlin Kleihues + Kleihues Mitarbeiter Gesellschaft von Architekten mbH Projektleitung: Götz Kern Jan Kleihues Veronika Weber, Robert Stüdemann, Helmholtzstraße 42 Susanne Frisch, Marcel Rüther, 10587 Berlin Sonja Grötzebach Mitarbeiter Projektleitung: Manfred Kruschwitz Johannes Kressner, Marc Hensel, Anne Kunz, Tamara Wehrheim, Mathias Frank, Alexandros Perachis, Oliver Klose, Maja Biocic, Michael Gutena, Robert Stüdemann, Veronika Weber Gruber + Kleine-Kraneburg Architekten Martin Gruber und Prof. Helmut Kleine-Kraneburg Hanauer Landstraße 135 60314 Frankfurt am Main Mitarbeiter Tilo Blumenbach, Oliver Langer, Stefan Lotz Max Dudler Architekt Oranienplatz 4 10999 Berlin Mitarbeiter Projektleitung: Bernhard Moeller Mitarbeit Wettbewerb: Anja Hassler, Phil Peterson, Susanne Raupach Mitarbeit Planung: Simone Boldrin, Julia Dahlhaus, Britta Fritze, Christian Moeller, Sebastian von Oppen, Ines Schenke, Nicole Schottkowski 4l5
Lobende Erwähnungen 2007 Brückner & Brückner Architekten BDA Arn Meijs Architekten Auer+Weber+Architekten Franz-Böhm-Gasse 2 Fort Willemweg 13 Georgenstraße 22 95643 Tirschenreuth 6219 PA Maastricht 80799 München Mitarbeiter Mitarbeiter Mitarbeiter Robert Reith, Norbert Ritzer (Wettbewerb), Ger Rosier, Richard Eastman, Projektleitung: Till Richter Rudi Völkl, Wolfgang Herrmann, Joost van der Veer, Wilbert Pinckaers, Michel Casertano, Peter Hofmann, Stefan Dostler Patrick Muijrers Sebastian Reusch, Johannes Röper, Hartmut Windels IPRO Dresden Schettler & Wittenberg Architekten Büro BÖHME + SCHÖNFELD Schillerstraße 14 Michael Graves & Associates, Inc. Dipl.-Ing. Arch. Christoph Frenzel 99423 Weimar 341 Nassau Street Dipl.-Ing. Arch. Uwe Kind Priceton, New Jersey 08540, USA Mitarbeiter Schnorrstraße 70 Jörg Kopprasch Mitarbeiter 01069 Dresden Patrick Burke (AIA-Principal), Michael Mitarbeiter Max Dudler Architekt Graves (FAIA-Design Consultant), Mark Iris Zimmermann, Christiane Westfeld, Oranienplatz 4 Sullivan (AIA-Associate), Heidrun Beck Dr. Bernd Kluge, Ulrich Schönfeld, 10999 Berlin (Architect), Tae Wook Lah (Designer) Jörg Lauterbach, Torsten Helms, Manfred Fasold, Dr. Karl-Heinz Schützhold, Mitarbeiter Kleihues + Kleihues Dietmar Manig, Jochen Hähner, Projektleitung: Susanne Raupach Gesellschaft von Architekten mbH Jens-Christian Giese Nina Barthélémy, Andreas Enge, Jan Kleihues Gesine Gummi Helmholtzstraße 42 Thomas Müller und Ivan Reimann 10587 Berlin Architekten HASCHER JEHLE Architektur Otto-Suhr-Allee 59 Mitarbeiter mit Torsten Glasenapp 10585 Berlin Projektleitung: Johannes Kressner Kurfürstendamm 178/179 Olaf Koeppen, Manfred Kruschwitz, 10707 Berlin Mitarbeiter Sebastian Leder, Stephan, Märker, Mitarbeiter Projektleitung: Thomas Kramps, Alexandros Perackis, Bernd Schalow Projektleitung: Torsten Glasenapp Beate Leidner, Arndt Sänger, Eberhard Veit Peter Baumgärtner, Rene Betschart, Mitarbeiter: Andreas Dalhoff, Frank Jödicke, Kleihues + Kleihues Ankita Dwiwedi, Burkhart Green, Uwe Silvia Keller, Ralf Mittmann, Philipp Nocke, Gesellschaft von Architekten mbH Krüger, Susann Kubatta, Claus Neumann, Ausberto Oduardo, Jens-Peter Riepen, Prof. Josef P. Kleihues, Norbert Hänsel Iva Pravecklova, Bettina Schneer, Katerina Ulrike von Schenck, Juliane Schröder, Helmholtzstraße 42 Skalicka, Gerrit Vetter, Jost von Fritschen, Thomas Weber, Daniel Wendler, Michael 10587 Berlin Michael Widmaier, Nicolas Winklmayr Mainke, Johannes Raible Mitarbeiter Projektleitung: Michael Alshut Christoph Achterkamp, Bernd Bogenstahl, Vesselina Chtarbova, Rainer Fehst, Evelin Montero-Küpper, Günther Sunderhaus, Dierk Vennemann, Susanne Weibrecht, Martina Wiesmann Deutscher Naturstein-Preis 2007
Projektbeschreibung Der Kaufhof am Alexanderplatz blickt auf Das Centrum-Warenhaus wurde nach der eine ähnlich wechselhafte Geschichte zurück deutschen Einheit Teil der Kaufhof AG und wie seine Umgebung. die ersten Umbaumaßnahmen begannen. Der Ursprung des Warenhauses am Alexan- Ein Masterplan von 1993 schaffte ein neues derplatz geht auf das am Anfang des 20. städtebauliches Gerüst mit dem Ziel, dem Jahrhunderts erbaute Warenhaus Hermann Alexanderplatz einen städtischen Maßstab Tietz zurück, das an ähnlicher Stelle wie der zurückzugeben und die Bebauung zu ver- jetzige Baukörper stand. dichten. Nach Enteignung der Gründerfamilie Tietz, Zehn Jahre später stellte Prof. Josef P. Klei- der Beschädigung im Zweiten Weltkrieg hues den Entwurf für den jetzigen Umbau und schließlich dem Abrisses in den 60er und die Erweiterung des Kaufhof-Gebäudes Jahren wurde auf neuem Stadtgrundriss der vor. Der Umfang der Baumaßnahmen ist so Gesamtkomplex Alexanderplatz mit dem groß, dass von einem Neubau gesprochen Centrum-Warenhaus im Zeitgeist der 70er werden müsste. Jahre errichtet. Dazu passend wurde das Platz prägende Kaufhaus mit einer Netz- Das Umbaukonzept sieht vor, das Haus zum fassade aus geformten Aluminiumblechen Platz hin um 25 m zu erweitern. verkleidet. Technik und Verwaltung, die bislang das 4. und 5. Obergeschoss belegten, werden in einem neuen Staffelgeschoss unterge- bracht. Damit konnten diese beiden Ge- schosse als zusätzliche Verkaufsflächen gewonnen werden. Bei laufendem Betrieb wurde die gesamte technische Infrastruktur im Innern des Gebäudes abgebrochen. Deutscher Naturstein-Preis 2005
Die neuen Treppenhäuser und Schächte Obwohl im Innern in erster Linie Wand- werden an die Gebäudelängsseiten gelegt, flächen für die Präsentation der Waren so dass eine klar strukturierte Verkaufsflä- benötigt werden, konnten zu allen Seiten che von der Größe eines Fußballfeldes ent- hin große Fensterflächen realisiert werden. steht. Das Zentrum des Hauses bildet das Mit dem Entwurf für den Kaufhof erhält der von einer Kuppel gedeckte, Licht durchflu- Alexanderplatz ein Stück Stadt zurück, ein tete Atrium mit der Fahrtreppenanlage. großes modernes Warenhaus, das selbst- bewusst zwischen seinen Nachbarn steht. Die Nutzungen werden horizontal über- einander geschichtet und gliedern sich in folgende Hauptbereiche: 2. UG Haustechnik, Lüftung, Lager; 1. UG Warenanlieferung, Lebensmittellager und Vorbereitung, Technik, Personalgarderoben; EG Verkauf, kleinere Shops an den Ge- bäudelängsseiten, Lebensmittelabteilung im Bereich Karl-Liebknecht-Straße; 1.–3. OG Verkauf; 4. OG Verkauf und Personalkanti- ne; 5. OG Verkauf und Restaurant; 6. OG Verwaltung und Technik. Der Charakter des Hauses wird durch die neue Fassade bestimmt, einer modernen Interpretation klassischer Warenhaus-Archi- tektur, mit großen Eingängen, einem zwei- geschossigen Sockel und plastisch geglie- derten Natursteinflächen. 8l9
Kennziffer: 7084 Galeria Kaufhof am Alexanderplatz Standort: Alexanderplatz 9 10178 Berlin-Mitte Art der Nutzung: Warenhaus Bauherr/Bauträger: Kaufhaus Warenhaus am Alex GmbH Eigentümer: METRO Group Asset Management GmbH & Co. KG Mainzer Straße 180 66121 Saarbrücken Architekt/ Planverfasser: Prof. Josef P. Kleihues Kleihues + Kleihues Gesellschaft von Architekten mbH Helmholtzstraße 42 10587 Berlin Jurybewertung Mitarbeiter: Projektleitung: Götz Kern Das Projekt stellt eigentlich einen Umbau gerecht – auch der Innenraum erhält durch Veronika Weber, Robert Stüdemann, Susanne Frisch, Marcel Rüther, bzw. eine Erweiterung eines bestehenden die großen Geschosshöhen, die aufwändige Sonja Grötzebach Hauses dar. Durch den sehr eleganten Erschließung und das von einer Kuppel Gesamtentwurf ist dies aber weder von bekrönte Atrium eine bisher nicht gekannte Natursteine: innen noch von außen zu spüren. Die groß- Qualität zum Thema Warenhaus. Fassade: heller Travertin, gestockt, zügigen, klassisch proportionierten Fassaden Der Charakter des Hauses wird maßgeblich Sockel: dunkler Gabbro, geflammt werden überzeugend dem Maßstab der durch die gelungene neue Fassade in Tra- Handläufe: heller Kalkstein großstädtischen Situation am Alexanderplatz vertin bestimmt, die sich – handwerklich Fotografen: perfekt ausgeführt – wie ein feines Relief als Achim Kleuker, Berlin zweite Haut über den Baukörper zieht und Stefan Müller, Berlin ihm damit klassische Eleganz verleiht. Die sorgfältige plastische Steinbearbeitung setzt sich in den exakt gestalteten Details der Eingänge, Sockel und der vielen weiteren kleinen Punkte fort und rundet somit das große Thema des Bauens im Stein in einer selten gesehenen Selbstverständlichkeit souverän ab. Deutscher Naturstein-Preis 2007
Jüdisches Zentrum am Jakobsplatz München Anerkennung Besondere Projektbeschreibung über den öffentlichen Raum in den Mittel- geschlossenem Sockel und einer sich darüber punkt. Seine Öffentlichkeit und Offenheit erhebenden filigranen Stahlkonstruktion. Mit dem Jüdischen Zentrum am Jakobsplatz wird erlebbar in einer Folge von Plätzen, Während der Sockel metaphorisch an den wird der Fülle und dem Reichtum jüdischen Wegen und Passagen zwischen den Ge- Tempel Salomons erinnert und symbolisch Lebens, die Nazi-Deutschland zerstört hatte, bäuden und ihrer Nachbarschaft. für das Dauerhafte stehend als schützende wieder der gebührende Raum gegeben, Synagoge, Museum und Gemeindehaus Hülle den Gebetsraum umgibt, bezieht sich kehrt die Synagoge aus einer Hinterhof- sind als Ensemble ausbalanciert, in ihrer die mehrschichtige, von einem Bronze- situation in die Mitte der Stadtgemein- jeweiligen Eigenständigkeit formuliert und gewebe umhüllte Laterne auf das fragile, schaft zurück. über die Zwischenräume hinweg in Be- portative Stiftszelt und löst die Konstruktion ziehung zueinander gesetzt. in der Transzendenz des Lichtes auf. Der Wettbewerbsentwurf stellte die Idee einer selbstverständlichen Verwobenheit des Die Synagoge steht als wichtigstes Bauwerk Das Jüdische Museum der Landeshauptstadt Jüdischen Zentrums mit der Stadtstruktur nach Osten ausgerichtet frei im Platz mit als kleinster Kubus vermittelt zwischen 10 l 11
Kennziffer: 7055 Jüdisches Zentrum am Jakobsplatz Standort: München Art der Nutzung: Synagoge, Gemeindezentrum, Museum Bauherr/Bauträger: Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (Synagoge, Gemeindezentrum) Landeshauptstadt München, Kulturreferat (Museum) Reichenbachstraße 27 Synagoge und Gemeindezentrum und spie- verweben findet sich in allen Maßstäben 80462 Müchen gelt Offenheit und Geschlossenheit ent- dieser Arbeit wieder. Das Gebäudeensemble sprechend den eigenen Bedürfnissen: über mit Synagoge, Gemeindezentrum und Architekt/ einem offenen, mit den Platzflächen zum Museum schafft eine klare Kante am Jakobs- Planverfasser: Wandel Hoefer Lorch Kommunikationsraum verschmelzenden Foyer platz, gleichzeitig individuelle Formen im Dolomitenweg 19 liegen die geschlossenen, Konzentration er- Innenhof. Die Synagoge ist traditionell nach 66119 Saarbrücken möglichenden Ausstellungsräume. Osten ausgerichtet, die übrigen Volumina Die Volumina des Gemeindehauses werden positionieren sich entsprechend und bilden Naturstein: nach dem Vorbild der Struktur der Amster- so spannungsreiche Zwischenräume. Travertin damer Synagogen aus dem 17. Jahrhundert Fotografen: in Einzelkuben zerlegt und in die Maßstäb- Die architektonischen Konzepte der ein- Roland Halbe, Stuttgart lichkeit der Nachbarschaft gebracht. zelnen Häuser verfolgen durch individuelle Wolf-Dieter Gericke, Waiblingen Raumstrukturen die Idee der ‚Verwobenheit’, Die Natursteinfassaden der Baukörper wer- sowie Offenheit und Geschlossenheit. den durch die Materialität des Travertin in Die Logik der Ensemblebildung wird konse- unterschiedlicher Oberflächenstruktur diffe- quent in der Wahl und Bedeutung des renziert; sie machen bis in die Detailgestal- Fassadenmaterials weitergeführt. Während tung das übergreifende Prinzip von Kohä- nach Außen zum Platz die Synagoge mit renz und Autonomie sichtbar: unbehandelte, einer Felsverschalung bekleidet ist, sind die archaische Krustenplatten sind dem Synago- Fassaden im Innenhof mit geschliffenen gensockel vorbehalten und geben ihm ein Natursteinplatten eingekleidet. plastisches Relief, die geschliffenen Platten der Museumsfassade unterstützen die Prä- Das durchgehende Prinzip dieser Arbeit zision des Kubus, gestockte und gesägte bleibt die Autonomie und Verwobenheit, Platten in unterschiedlicher Rauhigkeit die hier durch die Differenzierung der Ober- reflektieren Licht und Schatten auf den flächen zum Ausdruck kommt. Fassaden rund um Innenhöfe und Dach- Die Detaillierung der Natursteinfassaden gärten des Gemeindehauses. aus Travertin entspricht dem abstrakten Gedanken der Fassade. Die einzelnen Details sind konsequent auf die jeweiligen Jurybewertung Bekleidungen abgestimmt und unterstützen das ehrgeizige architektonische Ziel. Das Jüdische Zentrum am Jakobsplatz muss in seiner Komplexität und Vielschichtigkeit Insgesamt ist die Arbeit auch besonders vor betrachtet werden. Die Stärke der Arbeit dem Hintergrund der historischen Be- liegt in ihrem Gesamtkonzept. Der Grund- deutung ein herausragender Beitrag zum gedanke der Verfasser das Jüdische Zentrum Deutschen Naturstein-Preis. selbstverständlich mit der Stadtstruktur zu Deutscher Naturstein-Preis 2007
Maritim Kongresshotel Berlin-Tiergarten Anerkennung Besondere Projektbeschreibung Umfeld stellt dabei die Besonderheit des Ortes dar. In unmittelbarer Nähe zum Kulturforum Der Hotelneubau fügt sich als ordnendes und Potsdamer Platz entstand das neue Element in dieses Umfeld ein, indem das Hotel und Kongresszentrum der Maritim- Gebäude zusammen mit dem bestehenden Gruppe an der Stauffenbergstraße im Shellhaus des Architekten Emil Fahrenkamp Berliner Bezirk Mitte-Tiergarten. einen Block, ein Ensemble bildet. Das ca. 12 000 qm große Grundstück be- findet sich im so genannten „Shellhaus- Das Hotel der Kategorie Vier-Sterne-Plus Quartier“, eingebettet zwischen dem denk- verfügt über 505 Zimmer, einen Wellness- malgeschützten Shellhaus am Landwehr- bereich mit Schwimmbad, ein Restaurant, kanal, dem Verteidigungsministerium mit eine Bar, ein Bistro mit Terrasse, rund 5 365 der nationalen Gedenkstätte „Bendlerblock“, qm an individuell teilbaren Konferenz- dem Wissenschaftszentrum, den Botschaften flächen sowie eine zweigeschossige Tief- und der Gemäldegalerie. Das heterogene garage mit 478 Stellplätzen. 12 l 13
Kennziffer: 7086 Maritim Kongresshotel Standort: Stauffenbergstraße 26 10785 Berlin-Tiergarten Art der Nutzung: Hotel- und Kongresszentrum Bauherr/Bauträger: Grundstücksgesellschaft Zwei Stauffenbergstraße mbH Grundstücksgesellschaft Drei Stauffenbergstraße mbH c /o Viterra Development GmbH Hannoversche Straße 19 10115 Berlin Architekt/ Planverfasser: Jan Kleihues Kleihues + Kleihues Das einzigartige an diesem Hotel sind die genden Zimmergeschosse mit dem so Gesellschaft von Architekten mbH beiden großzügigen, zweigeschossigen Ver- genannten „Federprinzip“. Hier liegt die Helmholtzstraße 42 anstaltungssäle, die Sitzplätze für bis zu flächige Steinebene zurück und doppelte 10587 Berlin 5 500 Personen bieten. Trotz der enormen horizontale Gesimsbänder stehen vor und Baumasse von bis zu 10 Geschossen und bilden „Federn“ aus. Die Gebäudecken Mitarbeiter: Projektleitung: Manfred Kruschwitz oberirdisch 42 000 qm wird der Neubau werden rechtwinklig ausgeführt. Johannes Kressner, Marc Hensel, behutsam in seine Umgebung eingefügt. In Anne Kunz, Tamara Wehrheim, Mathias der Stauffenbergstraße werden Traufkante Frank, Alexandros Perackis, Oliver Klose, und Bauflucht des Shellhauses aufgenom- Jurybewertung Maja Biocic, Michael Gutena, men und weitergeführt. Ein quer zur Straße Robert Stüdemann, Veronika Weber angeordneter Turm vermittelt zwischen Der Neubau des Hotel- und Kongresszen- Naturstein: Neubau und Shellhaus. Zugleich markiert trums der Maritim-Gruppe in der Stauffen- Travertin, geschliffen der Turm den Haupteingang des Hotels. bergstraße ist ein herausragendes Beispiel Auch in der Hitzigallee wird zunächst die für die sensible Aufnahme und Weiterfüh- Fotograf: Traufkante des Shellhauses aufgenommen. rung des „genius loci“ und die bedeutsame Stefan Müller, Berlin Die Fassade folgt dann in mehreren Rück- Einfügung eines großen Bauvolumens unter sprüngen der schräg verlaufenden Hitzig- Wahrung des Maßstabes eines bestehenden allee und ist im größten Bereich auf eine Quartiers. Höhe von 12,80 m begrenzt. Darüber lie- gende Geschosse werden zurückgestaffelt. Das Projekt passt sich nicht nur in das so So wird in angemessener Weise auf die genannte „Shellhaus-Quartier“ ein, son- Baukörper der Gemäldegalerie und der dern ordnet es neu und führt die hochwer- benachbarten Wohnbebauung reagiert. tige Architektur des Baus von Fahrenkamp überzeugend und gekonnt fort. Durch Die Gestaltung der Natursteinfassaden geschickte Baukörperdurchformung und orientiert sich am hochwertigen Vorbild des die sensible Differenzierung der Fassaden benachbarten Shellhauses. Die plastische wird eine außerordentlich gelungene Archi- Ausformulierung der Fassaden erfolgt nach tektur erreicht, die sich wohltuend inte- zwei Prinzipien und unterstützt so die Glie- griert, ohne „anpässlerisch-kopierend“ zu derung des Baukörpers. Das so genannte sein. Die gekonnte Ausformung der Fassa- „Nutprinzip“ umschließt den Turm und die den und ihre Differenzierung in ein „Nut- dreigeschossige Sockelzone des Hauses. Es und Federprinzip“ für die Sockelzone bzw. wird aus einer vorderen, flächigen Steinebe- Bettengeschosse zeigt in der Kombination ne gebildet, die von horizontalen, tieferlie- skulpturaler Plastizität, Eleganz und Dauer- genden Nuten durchzogen wird. Die haftigkeit die reizvollen Gliederungs- und Gebäudeecken werden rund ausgeführt. Gestaltungsmöglichkeiten des Materials Einen Kontrast dazu bilden die zurücksprin- Naturstein. Deutscher Naturstein-Preis 2007
Main Forum (Hochhaus IG Metall) Frankfurt am Main Anerkennung Besondere Projektbeschreibung und die inneren Funktionsabläufe bezogener Raum ist. An diesem Ort wird der Übergang Das architektonische Thema des „Main zwischen Horizontalität und Vertikalität Forums“ (Hochhaus IG Metall) ist die Ein- visuell erlebbar. bindung eines „Hohen Hauses“ in den städtischen Kontext. Hierfür dient als Leit- Der Fassadenausbildung aus Naturstein bild die europäische Stadt mit ihren sinn- kommt hierbei eine besondere Bedeutung fälligen Wege- und Platzbeziehungen im zu. Durch die Verwendung eines roten Stadtraum. Diese Entwurfsphilosophie basiert Sandsteins (geschliffen) wird nicht nur die auf den menschlichen Maßstab als wichtigs- Konzeption des steinernen Stadtbaukörpers ten Parameter. Durch die Anordnung der umgesetzt und realisiert, sondern glei- Baukörper – mit der Einfassung des Hoch- chermaßen werden die baukulturellen, hauses in die niedrige Ringbebauung – ent- geschichtlichen Bezüge zur Stadt Frankfurt stehen im Außenbereich (das Forum) und hergestellt. Vor allem repräsentative, öffent- im Innenbereich (das Atrium) signifikante liche Gebäude sind dort mit einem Fassa- Räume. Das Forum stellt einen wichtigen denmaterial aus rotem Mainsandstein errich- Bestandteil im Bezug zur Öffentlichkeit dar, tet worden (u. a. Frankfurter Dom, Pauls- während das Atrium ein auf das Gebäude kirche). 14 l 15
Kennziffer: 7049 Main Forum (Hochhaus IG Metall) Standort: Wilhelm-Leuschner-Straße 69–77 60329 Frankfurt am Main Art der Nutzung: Büro-, Wohn- und Geschäftshaus Bauherr/Bauträger: Treuhandverwaltung IGEMET GmbH Wilhelm-Leuschner-Straße 83 60329 Frankfurt am Main Architekt/ Planverfasser: Gruber + Kleine-Kraneburg Architekten Martin Gruber und Prof. Helmut Kleine-Kraneburg Hanauer Landstraße 135 60314 Frankfurt am Main Durch die handwerkliche präzise Verarbei- Mitarbeiter: tung des Natursteins und die einheitliche Tilo Blumenbach, Oliver Langer, Farbgebung wird der architektonische, Stefan Lotz objekthafte Anspruch an das neue Hoch- Naturstein: haus der IG Metall in die Realität um- Sandstein (rot) gesetzt. Dieser Anspruch wird nicht zuletzt Oberfläche geschliffen C120 auch über das Detail der „Beschriftung” des Hochhauses verdeutlicht: in die Naturst- einfassade als Intarsien eingravierte Wörter und Zahlen. Jurybewertung Ein in sich stimmiges, skulpturales Ensemble aus Teilen, in seiner konzeptuellen Schlüssig- keit ungewohnt im Frankfurter Kontext ordnet sich gleichermaßen der Skyline, wie auch der Topologie der unmittelbaren Umgebung unter, ja bezieht daraus im Grunde genommen seine Kraft. Der rötliche Mainsandstein ist hier weniger gestalterische Eigenwilligkeit, er wird auch nicht „zelebriert“. Vielmehr ist eine be- scheidene Referenz an den Ort und in all seiner Radikalität der Detaillierung ein sub- limer Bezug zum Kontext und demzufolge in seiner Detaillierung konsequenterweise zurück genommen. Es ist überraschend fest zu stellen, dass auch ein im Ansatz abstrakter, entwurf- licher Ansatz eine angemessene Materiali- sierung erlaubt, wenn diese nur, auf der Basis konzeptueller Annahmen, kohärent durchgehalten wird. Deutscher Naturstein-Preis 2007
Diözesanbibliothek und Verwaltungsbauten BGV Münster Anerkennung Besondere Projektbeschreibung thek und die beiden Verwaltungsbauten um Rechtecken oder – um bei der Analogie zu das Priesterseminar – die historische Ortho- bleiben – Stirnseiten von Regalen gleich) Das Konzept ist eine Komposition, die den gonalität wird von den neuen Körpern spiegeln diese Typologie wider: die Bücher Raum oder vielmehr die Räume des trapez- gleichsam vermittelnd gestützt und gehalten werden nahezu fühlbar. förmigen Areals neu schafft und formt. Mit und stärker in die Umgebung eingebunden. seinem östlichen Flügel bildet das Priester- An jene berühmte romanische Anlage bei seminar eine T-Form; längsseitig liegt die Pisa erinnernd, scheinen die Baukörper den Liebfrauenkirche Überwasser fast parallel zu streng gegliederten Freiflächen zu entwach- diesem Flügel – eine orthogonale Anordnung, sen, die wiederum von den Baukörpern erst die in sichtbarem Gegensatz zur umliegenden geschaffen werden. Stadtstruktur steht. Der Bibliotheksentwurf thematisiert eine Zu den vorhandenen Gebäuden auf dem Ähnlichkeit mit der Typologie des Bücher- Grundstück bietet der Entwurf eine klare, regals, dessen Form wiederum mit der des Ensemble bildende Ergänzung, die jenem Buches verwandt ist. Weitergedacht führt Gegensatz entgegenwirkt. Die Lage der drei das zur Anordnung der Zeilen, der Wörter, Kuben bildet unterschiedliche „Leerräume“ ja des einzelnen Buchstaben. Daraus ergibt – einen typischen Innenhof, einen Garten, sich die Fassadengestaltung. Naturstein aus eine Gasse und einen Kreuzgang. Geradezu der Region, ein Sandstein, und tief in der wie zwei Wächter positioniert sich die Biblio- Fassade liegende Öffnungen (aufgestellten 16 l 17
Kennziffer: 7071: Diözesanbibliothek und Verwaltungsbauten BGV Standort: Überwasserkirchplatz 3 48143 Münster Art der Nutzung: Diözesanbibliothek, Priesterseminar und Verwaltungsbauten des Bischöflichen Generalvikariates Bauherr/Bauträger: Bischöfliches Generalvikariat Diözesanbaudirektor Dipl.-Ing Wendel Spiekerhof 27 41843 Münster Architekt/ Planverfasser: Max Dudler, Architekt den differenziert und aufwendig gestalteten Oranienplatz 4 10999 Berlin Fassaden der Altbauten die Neubaufassaden – transformatorisch abgeleitet aus dem Mitarbeiter: Bücherregal – bewusst gleichförmig ge- Projektleitung: Bernhard Moeller staltet und immer im selben Gleichmaß Mitarbeit Wettbewerb: Anja Massler, wiederholt gegenüber. Gerade durch diese Phil Peterson, Susanne Raupach Reduktion entsteht im repititorischen Dialog Mitarbeit Planung: Simone Boldrin, anstelle von Einfachheit eben jene Stärke, Julia Dahlhaus, Britta Fritze, Christian Moeller, Sebastian von Oppen, Komplexität und Erhabenheit, die die hohe Ines Schenke, Nicole Schottkowski Qualität des Projektes auszeichnet. Im Ergebnis entsteht aus dem Wechselspiel Naturstein: von Altem und Neuem, Vorder- und Hinter- Sandstein grund, Durch- und Einblicken aufgrund desselben Materials ein einheitliches, ein- Fotograf: Stefan Müller, Berlin zigartiges steinernes Ganzes – eine zu Stein gewordene Metapher für Buch- und Stadt- kultur im gleichen Maße. Jurybewertung Ein Stück Stadt aus Stein – Münster. In- mitten neoromanischer Monumente erhe- ben sich die Erweiterungsbauten von Max Dudler für das Generalvikariat nebst Diöze- sanbibliothek. Die drei neuen Gebäude- quader aus gelb schimmernden Sandstein komplettieren dabei nicht nur die bereits bestehenden Gebäude sondern auch – und das in beeindruckender Weise – den um- liegenden Stadtraum. Dass diese Stücke, scheinbar auf ein Minimum formaler Expression reduzierter Architektur, dabei in besonders hohem Maße das Bestehende integrieren sowie gleichermaßen selbst in das Bestehende integriert werden, ist zum einem der städtebaulichen Disposition, zum anderen dem verwendeten ortsüblichen Fassadenmaterial geschuldet. Dabei stehen Deutscher Naturstein-Preis 2007
Granitzentrum Bayerischer Wald Hauzenberg Erwähnung Lobende Projektbeschreibung Oberfläche. Vom Blocklager zu den gebro- chenen Steinquadern bis hin zu feinst Hauzenberg im „steinreichen“ Bayerischen polierten Oberflächen wird das Material Wald war über Jahrhunderte ein euro- Granit massiv verwendet. Alle weiteren päisches Zentrum der Granitgewinnung beim Museumsbau verwendeten Materia- und -verarbeitung; großartige Kulturdenk- lien entwickeln ihre Ästhetik aus den seit male entstanden. Jahrhunderten in Steinbrüchen vorhande- In den „Steinwelten“, eine Art Museum für nen Materialien – verwittertes Eichenholz, Erdgeschichte und regionale Wirtschafts- Granit und roher Stahl. Alle gegossenen und Sozialgeschichte, wird sowohl das Betonteile wurden mit Graphitstaub Wesen des Granits – dieses „kalten Bluts beschichtet, da der „verwandte Boden- der Erde“ – dargestellt als auch die lange schatz“ Graphit (Graphitbergwerk Kropf- Tradition der Steinhauerei gewürdigt. mühl, 5 km von Hauzenberg entfernt) die Anmutung und Ausstrahlung der Innenräu- Die fächerförmige Anordnung der Gebäude me mit seinem einzigartigen Glanz enorm als gebaute Fortsetzung der natürlichen bereichert. Felsformation soll als zeichenhafte Land- marke wirken. Der eingeschossige, mehr- Die Erschließung erfolgt entlang der nörd- fach gestaffelte Baukörper umschließt im lichen Wände, die den Besucher selbstver- Westen den vorhandenen Steinbruchsee ständlich in das Museum leiten. und wirkt durch seine mauerhafte Körper- Der Eingang ist durch die Stellung der lichkeit sehr präsent. Die architektonische Gebäudeteile eindeutig definiert und soll Idee lebt von der Integration des Gebäudes durch seine architektonische Ausbildung in die einzigartige, massive Steinbruchland- den Eintritt in den „gebauten Stein“ sym- schaft direkt am Ortseingang der Stadt bolisieren. Selbstverständlich ist die Wege- Hauzenberg. führung durch das Gebäude: der zurückge- Die Materialität des Museums entwickelt zogene Eingang, der schlanke Aufstieg zum sich aus der Thematik der Gewinnung des Granitrundweg und die großzügige, tiefer- Granits im Steinbruch bis zur veredelten liegende Glasfassade (Kristall) zum histori- 18 l 19
Kennziffer: 7002 Granitzentrum Bayerischer Wald Standort: Schachet (Steinbruch) Flur-Nr. 440 94051 Hauzenberg Art der Nutzung: Granitmuseum / Granitforum Bauherr/Bauträger: Stadt Hauzenberg und Landratsamt Passau Jurybewertung 1. Bgm. B. Zechmann Landrat H. Dorfner Schulstraße 2–4 Der Neubau des Granitzentrums Bayeri- 94051 Hauzenberg scher Wald beantwortet die Herausforde- rung der besonderen Aufgabenstellung, in Architekt/ einer Steinbruchlandschaft ein thematisch Planverfasser: entsprechendes Museum zu entwickeln mit Brückner & Brückner Architekten BDA einer architektonischen Lösung, die dem Franz-Böhm-Gasse 2 95643 Tirschenreuth Material Granit die Möglichkeit bietet, sich in seinen vielfältigen Anwendungsformen Mitarbeiter: zu präsentieren. Robert Reith, Norbert Ritzer (Wettbe- werb), Rudi Völkl, Wolfgang Herrmann, Die Einfügung des Gebäudes in die Topo- Stefan Dostler graphie begründet sich aus den gegebenen Naturstein: Felsformationen und lässt den Eindruck der Bayerwald Granite schen Freigelände (Schausteinbruch der gewachsenen Form zu. Jahrhundertwende) sind in besonderer Weise auf Erlebnis ausgerichtet. Über die an der Wasserkante des Stein- Die Innenräume (drei Steine und ein Kristall) bruchsees gesetzte großflächige Verglasung folgen den natürlichen Felsschichtungen, öffnet sich das Gebäude gezielt nach außen der Topografie im Steinbruch und leben und interpretiert im Dialog mit den massiv vom Spannungsfeld zwischen Dunklem und bekleideten Gebäudeteilen den Gedanken Hellem bzw. introvertierten und extrover- von Stein und Kristall. tierten Räumen. Die Dauerausstellung nahe am Wasserspiegel des Sees mit bühnenhaf- Die Verwendung verschiedenster Granit- ter Wirkung in der Kulisse der Felswände qualitäten und die Präzision der Detailaus- bildet das zentrale Gelenk im Gebäude- führung zeigen die Leistungsfähigkeit und komplex. Das Leitbild „Wie ein Fels“ lebt Schönheit des Materials auf und setzen es konsequent aus der Materialität des Ortes an diesem Ort in Bezug zu Entstehungs- und atmet das Wesen des Steins. geschichte und Verarbeitungstechniken. Deutscher Naturstein-Preis 2007
Frauenkirche Dresden Erwähnung Lobende Projektbeschreibung Sandstein neu errichtet und mit den Ruinen- Pfeilern umsäumt, die sich über weit- resten sowie steinernen Funden zu einem spannende Gewölbebögen in der raumab- Der originalgetreue Wiederaufbau der am Ganzen verschmolzen. schließenden Innenkuppel vereinen. Darüber 13. Februar 1945 bis auf die Grundmauern baut sich die mächtige Hauptkuppel auf, zerstörten Frauenkirche, der „Steinernen Der Grundgedanke des Erbauers George die bereits von den Zeitgenossen George Glocke“, eines der einstmals schönsten Bährs war es, einen Kirchbau zu schaffen, in Bährs bewundert wurde. Diese zu allen städtebaulichen Kunstwerke der Welt, war dem die Verkündigung des geistlichen Zeiten vielgerühmte Architektur der Frauen- ein spannendes Architekturabenteuer der Wortes im Mittelpunkt steht. Auf einer kirche bezieht ihren Rang durch die Klarheit Gegenwart. Grundfläche von 45 x 45 m erhebt sich der der Steinkonstruktionen und die Ausfüh- Zentralbau inmitten eines engbebauten rung in allen tragenden Bauteilen mit dem Die gewaltige Pfeiler- und Kuppelarchitektur städtischen Gefüges auf dem historischen Naturbaustoff Sandstein aus der einhei- ist architektonisch und statisch als massive Dresdner Neumarkt. Der Gottesdienstraum mischen Region. Natursteinkonstruktion aus sächsischem mit fünf Emporen wird von acht schlanken 20 l 21
Kennziffer: 7019 Frauenkirche Dresden Standort: Dresden – Neumarkt Art der Nutzung: geistliche und kulturelle Nutzung als Ev.-Luth. Kirche Bauherr/Bauträger: Stiftung Frauenkirche Dresden Dr.-Ing. E. h. Eberhard Burger Dipl.-Ing. Arch. Thomas Gottschlich Dipl.-Ing. Andreas Wycislok An der Frauenkirche 12 01067 Dresden Architekt/ Planverfasser: IPRO DRESDEN Die Architekturplanung des Wiederaufbaus Bei der Errichtung der Frauenkirche ist das Büro BÖHME + SCHÖNFELD folgte in der äußeren Form, der Konstruk- technische und handwerkliche Know-how Dipl.-Ing. Arch. Christoph Frenzel Dipl.-Ing. Arch. Uwe Kind tion bis zur künstlerischen Ausgestaltung der regionalen Baubetriebe wirksam ge- Schnorrstraße 70 dem Bährschen Original, aber unter moder- worden. Eine beispielhafte Mitbeteiligung 01069 Dresden nen bautechnischen Bedingungen und gelang dem deutschen Natursteinhandwerk Möglichkeiten. Die Wiederfindung und Ent- bei der Einbeziehung ihrer Schulen für Mitarbeiter: wicklung der Bährschen Entwurfsidee als Werkstücke aus der Meister- und Gesellen- Iris Zimmermann, Christiane Westfeld, Voraussetzung für die Neuplanung war die ausbildung und dem praktischen Engage- Dr. Bernd Kluge, Ulrich Schönfeld, eigentliche herausragende architektonische ment von zahlreichen Steinmetzinnungen, Jörg Lauterbach, Torsten Helms, Manfred Fasold, Dr. Karl-Heinz Aufgabe. Weil die Kenntnisse eines gesamt- Werksteinbetrieben und Dombauhütten. Schützhold, Dietmar Manig, Jochen heitlich konstruierten Massivbauwerkes aus Hähner, Jens-Christian Giese Sandstein im heutigen industriellen Bauen nahezu verloren gegangen sind, galt es, zu Jurybewertung Naturstein: alten baumeisterlichen Tugenden zurück- Sächsische Sandsteine zufinden. Bereits im Entwurf und der Aus- Durch die Rekonstruktion der Frauenkirche führungsplanung sind unter Mithilfe mo- zu Dresden hat die Stadt nunmehr das Bau- dernster Computertechniken sämtliche werk wieder, ohne das das Stadtbild seit der Werksteine der Fassaden und der Innen- Zerstörung des Kolossalbaus unvollständig räume in ihrer teils schwierigen räumlichen erschien. Die symbolische Bedeutung des Geometrie detailliert geplant worden. Kons- Wiederaufbaus, der als archäologische truktive Einbindungen und technische Rekonstruktion unter Wiederverwendung Verknüpfungen mit den Sandsteinkonstruk- des alten Materials in der alten Bautechnik tionen des Kirchraumes, der Treppenhäuser beschrieben wird, hat nationale Dimen- und aller tragenden Bauteile führten zu auf- sionen, die auch die Stellung Dresdens im wendigen Steinschnitten. Es ist gelungen, wiedervereinten Deutschland untermauert. selbst den hochbelasteten Bereich der Innenpfeiler aus massivem Sandstein zu Den größten Sandsteinbau der Welt, neben errichten. In Verbindung mit dem histo- dem Straßburger Münster, in seiner histori- rischen Ausbau und den neuzeitlichen Ein- schen Steintechnik wiederzuerrichten, stellt bauten, beispielsweise Verglasungen und eine beispiellose Bauaufgabe dar, deren Beleuchtungssysteme ist der Sandsteinbau kultureller und handwerklicher Beitrag, durchgängig erlebbar. besonders für das Steinmetz- und Steinbild- hauerhandwerk, besonders wertvoll ist. Deutscher Naturstein-Preis 2007
Leipziger Platz 1–3 Berlin Erwähnung Lobende Projektbeschreibung Hauses herum. Die Reihung aufstrebender Pfeiler der ungewöhnlich tiefen Fassade aus Das Konzept des Wettbewerbbeitrages sah massiven Natursteinelementen aus dem auf dem großen, zusammenhängenden grauen, porösen, in seiner Farbigkeit chan- Grundstück, das den Maßstab der Parzellen gierenden Muschelkalk verändert das am Platz sprengt, vier eigenständige Häuser Erscheinungsbild der Fassade, die je nach vor. Innen wie außen erhielt jedes Gebäude Blickwinkel offen oder verschlossen, filigran seinen eigenen Charakter und seine eigene oder massiv, ruhig oder expressiv wirken Identität. kann. Die vertikale Gliederung des „Torhauses“ Bei dem „Stadtpalais“ (Leipziger Platz 2) (Leipziger Platz 1) läuft gleichmäßig um die verleihen die großen Fensteröffnungen mit unregelmäßige geometrische Figur des schräg eingeschnittenen Leibungen der 22 l 23
Kennziffer: 7020 Leipziger Platz 1–3 Standort: Berlin Mitte Leipziger Platz 1 Leipziger Platz 2 Potsdamer Platz 9 Art der Nutzung: Gewerbe im EG, Büro im 1.– 6. OG, Wohnen im 7.– 9. OG Bauherr/Bauträger: Berlin Leipziger Platz Grundbesitz GmbH Gemeinschaftsprojekt der Württem- bergischen Lebensversicherung AG / Sony Berlin GmbH Gutenbergstraße 30 Fassade einen ruhigen und großzügigen Jurybewertung 70176 Stuttgart Ausdruck. Der beige, geschliffene Kalkstein unterstützt die monolithische Erscheinung Ein Ensemble aus drei Bauteilen schließt die Architekt/ Planverfasser: der Fassade. Die unterschiedlich tief einge- wichtige Nahtstelle zwischen Potsdamer Thomas Müller und Ivan Reimann setzten Fenster bewirken einen ständigen und Leipziger Platz. Die drei Gebäude for- Architekten mit Thorsten Glasenapp Lichtwechsel und geben jedem der vertikalen men ein in Materialität und Detail differen- Kurfürstendamm 178 / 179 Abschnitte des Hauses eine andere Profilie- ziertes Ganzes, wobei sicherlich das Eck- 10707 Berlin rung. gebäude an der Leipziger Strasse architek- tonisch aufgrund seiner zurückhaltenden, Mitarbeiter: Die Fassadenelemente und -materialien des sorgfältig detaillierten Haltung gegenüber Projektleitung: Torsten Glasenapp Peter Baumgärtner, Rene Betschart, „Geschäftshauses“ (Potsdamer Platz 9) sind den anderen beiden heraus sticht. Ankita Dwiwedi, Burkhart Green, identisch mit dem Stadtpalais. Die unter- Uwe Krüger, Susann Kubatta, schiedliche Volumetrie und Gestaltung der Die souverän detaillierte Fassade aus massi- Claus Neumann, Iva Pravecklova, unteren Geschosse geben dem Haus aber ven, vertikal gegliederten Profilen aus Bettina Schneer, Katerina Skalicka, einen anderen Ausdruck. Muschelkalkstein stellt einen eigenständigen Gerrit Vetter, Jost von Frischen, Beitrag einer angemessenen Materialisierung Michael Widmaier, Nicolas Winklmayr eines städtischen Hauses an dieser Stelle Natursteine: der Stadt dar und ist insofern exemplarisch. Fassade Leipziger Platz 1: Muschelkalk Fassade Leipziger Platz 2 und Es wird bewusst das Risiko eingegangen, Potsdamer Platz 9: Kalkstein drei grundlegend unterschiedliche Bauteile an diesem Ort zu formulieren; die Jury ist hier kontroverser Ansicht, ob diese konzep- tuelle Annahme in allen Teilen als gelungen betrachtet werden kann. Deutscher Naturstein-Preis 2007
Entre Deux Maastricht, Niederlande Erwähnung Lobende Projektbeschreibung Zentrum von Maastricht. Das neue Entre Die neue Bebauung am Dominikanerplein Deux stellt einerseits die Struktur einer ist ein weiterer wichtiger Bestandteil des Das Einkaufszentrum Entre Deux ist das typisch europäischen Stadt wieder her, Entwurfs. Der kleine Platz wird im Stadt- Ergebnis der Transformation eines be- interpretiert diese jedoch anderseits aus raum wieder erfahrbar. Gleichzeitig wird stehenden, äußerst introvertierten Kauf- einem zeitgemäßen Kontext. mit dieser Bebauung in der Helmstraat wie- hauses aus den 60er Jahren, in ein neues der ein adäquates Gegenüber zum Bestand Einkaufs- und Stadtgebiet im historischen Kernelement des Entwurfs ist eine neue geschaffen, das ursprüngliche Straßenprofil Fußgängerpassage, die die Spilstraat und wieder vervollständigt. den Dominikanerplein (-platz) verbindet. Neben der spätgotischen Dominikaner- Durch den bestehende Höhenunterschied kirche entsteht ein weiterer kleiner Platz – entstehen zwei Zugänge, die, auf Straßen- ein Verweis auf den früher an dieser Stelle niveau liegend, einander innerhalb der gelegenen Hof des Klosters. neuen Struktur verzahnen und den öffent- Parallel zu einem der ältesten Stücke der lichen Raum mittels Treppen atmosphärisch Maastrichter Stadtmauer entsteht eine klei- inszenieren. Ein drittes darüberliegendes ne Gasse. Über diese lässt sich ein weiterer Niveau wird durch Fahrtreppen und Aufzü- kleiner Platz erreichen, der – auf einem ge erschlossen. Mittels der Passage werden höheren Niveau gelegen – der Erschließung nicht nur Räume, sondern auch Typologien von 18 neuen Wohnungen dient. verwoben: Während auf Seiten der Spilstraat Die Wohnungen greifen typologisch ein Merkmale der Passage des 19. Jahrhunderts weiteres Motiv der Klosterarchitektur auf, aufgegriffen werden, betritt man den Weg den Innenhof der Klosterwohnungen – ein vom Dominikanerplein durch eine Arkade. Platz der Ruhe in der Hektik der Innenstadt. 24 l 25
Kennziffer: 7035 Entre Deux Standort: Maastricht, Niederlande Art der Nutzung: Einkaufszentrum mit Wohnungen Bauherr/Bauträger: Multivastgoed-Gouda Jurybewertung 3W Vastgoed-Maastricht Mit der Auszeichnung des Einkaufszentrums Architekt/ Entre Deux würdigt die Jury ein Projekt, das Planverfasser: Arn Meijs Architekten nicht nur beispielhaft ein bestehendes, Fort Willemweg 13 abgeschlossen-introvertiertes Kaufhaus der 6219 PA Maastricht 70er Jahre in einen lebendigen, vielfältigen und attraktiven Stadtbaustein der Innenstadt Mitarbeiter: Maastrichts verwandelt hat, sondern darü- Ger Rosier, Richard Eastman, ber hinaus Naturstein zur Schaffung einer Joost van der Veer, Wilbert Pinckaers, urbanen Atmosphäre geschickt einzusetzen Patrick Muijrers versteht. Naturstein: Muschelkalk, gesandstrahlt Durch gekonnte Planung entstehen verlo- ren geglaubte Räume der Innenstadt neu, deren geschicktes Zusammenspiel, drama- turgische Inszenierung und maßgebliche Ausformung als beispielhaft für den anste- henden Umbau unserer Städte gelten kön- nen. Durch diesen „Weiterbau“ des histori- schen Zentrums gelingt die Wiedergewin- nung der Europäischen Stadt, ohne jedoch den Kontext der Gegenwart zu ignorieren. Das Projekt Entre Deux steht für den behut- samen Stadtumbau, der die Schönheit der Der gesamte als Einkaufszentrum genutzte alten Stadt mit modernen Erfordernissen Gebäudeteil ist in leicht gesandstrahltem geschickt und harmonisch verbindet und Muschelkalk ausgeführt. Die räumliche die Befreiung unserer Städte von den Feh- Gliederung im Zusammenspiel mit diesem lern der jüngeren, ausschließlich funktiona- Material unterstreicht die Zugehörigkeit des listisch orientierten Stadtplanung eindrucks- Entre Deux zum historischen Stadtkern. voll vor Augen führt. Deutscher Naturstein-Preis 2007
Wohnhaus mit Einliegerwohnung Sondershausen Erwähnung Lobende Projektbeschreibung gration einer Einliegerwohnung in das Haus familienhäusern der 60-er Jahre und dem bei gleichzeitiger größtmöglicher Separie- altem historischen Siedlungskern Jechaburgs. Eine junge Familie plante den Bau eines rung dieser Wohnung. Einfamilienhauses mit einer Einliegerwoh- Der Reiz des neuen Hauses liegt vor allem in nung auf einem Hanggrundstück zwischen Das Gebäude liegt an einer sowohl städte- seiner Lage, die Bezüge zur Landschaft viel- Streuobstwiesen in Jechaburg, einem Ortsteil baulichen als auch funktionellen Bruchstelle fältig und unmittelbar erlaubt. Nach Süden von Sondershausen in Thüringen. innerhalb des Siedlungsgefüges. Es stellte bietet sich ein wundervoller Blick über die Das Raumprogramm wurde durch die funktionell an dieser Stelle eine Besonder- Thüringer Hügellandschaft. Bauherren exakt definiert, auch gab es heit in einer ansonsten reinen Wohnbe- genaue Vorstellung zu bestimmten innen- bauung dar, stadträumlich definiert dieser Der neue Baukörper hat eine gelassene räumlichen Wirkungen. Baukörper den Übergang zwischen sich den natürliche Wirkung. Er fügt sich maßstäblich Eine wesentliche Forderung war die Inte- Hang hinaufstaffelnden genormten Ein- in die Umgebung ein. Übereinanderge- schichtete „Steine“ in der Hügellandschaft, meisterhaft konstruiert, handwerklich präzise gearbeitet, lehnen sich an den Berghang und verzahnen sich über Gartenmauern mit Natur und Landschaft. Vorstädtische Ländlichkeit, sinnliche Material- präsenz und die offen ersichtliche Direktheit im konstruktiven Aufbau sind als erklärte Entwurfsziele erlebbar. Einzig der eingeschossige Glaskubus durch- stößt im Erdgeschoss die ansonsten parallel zum Hang geschichteten steinernen Kuben. Das Haus hat eine strenge geometrische, innenräumliche Ordnung, die durch die Funktionen und die Öffnungen zur umge- benden Landschaft bestimmt wird. 26 l 27
Kennziffer: 7040 Wohnhaus mit Einliegerwohnung Standort: Sondershausen Art der Nutzung: Wohnen Bauherr/Bauträger: privater Bauherr Architekt/ Planverfasser: Schettler & Wittenberg Architekten Schillerstraße 14 99423 Weimar Mitarbeiter: Jörg Kopprasch Natursteine: Kalkstein Travertin Jurybewertung Zwischen historischem Ort, Siedlungsstruktur und Landschaft zu vermitteln und gleich- zeitig Eigenständigkeit zu beweisen, ist eine besondere Leistung dieser Arbeit. Die Maßstäblichkeit der vorhandenen Sied- lungshäuser und die Landschaftselemente Freibereiche mit sehr unterschiedlichen tragen zu den Entwurfsprinzipien der Ver- Qualitäten ermöglichen auf sehr spezielle fasser bei. Weise in diesem Haus das Leben mit der Sonne und der Landschaft. Das Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung erscheint wie eine Gebäudeskulptur am Über die in den Stein geschnittenen Öff- Hang. Das Volumen lässt sich wiederum in nungen zeigen die Fassaden die Inneren einzelne „Quader” auflösen, die in ihrer Funktionen. Der großzügig verglaste Wohn- Maßstäblichkeit den Maßstäben des Ortes raum wird zum Gartenzimmer und macht entsprechen. den Naturstein im Inneren erlebbar. Die Hanglage und die Himmelsrichtungen werden konsequent in dem architektoni- Der komplette Baukörper ist mit einem hel- schen Konzept übersetzt. Durch das Model- len, sägerauen Travertin bekleidet, inklusive lieren des Volumens werden individuelle der Fensterbänke und Attika, so dass das Innen- und Außenräume gebildet. Gebäude monolithisch, skulptural wirkt. Elegant und edel ist der Stein trotz phy- Die skulpturale Wirkung wird durch die sischer Härte und durch seine weiche Zeich- konsequente Umsetzung der Naturstein- nung unglaublich sinnlich. fassade unterstützt. Passend zum Ort und Die Steine bekleiden umlaufend, gleich blei- zur Landschaft erscheinen die Wahl des hel- bend die Baukörper in Bändern. Die tragende len Travertin und die Proportion der einzel- Betonstruktur mit Stürzen, Vordächern und nen Steinformate. eingeschnittenen Loggien wurde so auf die Entsprechend dem übergeordneten Bild gesamte Fugenausbildung abgestimmt. „Stein in der Landschaft” sind die Fassa- Die natürliche Materialpräsenz des Steines dendetails (Attika und Fensterbänke) ausge- setzt sich im Inneren fort. So sind Wände bildet. und Böden der Bäder und Eingangsbereiche Die Qualität der Arbeit liegt in der konzep- mit gespaltenem bruchrauen Kalkstein tionellen Gesamtheit bis zur Konsequenz belegt. der Fassadenumsetzung. Deutscher Naturstein-Preis 2007
Sie können auch lesen