HolzbauPlus Bundeswettbewerb - Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen 2020
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BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN „Lassen Sie sich inspirieren von den zahlreichen Holzbau-Ideen der Wettbewerbsteilnehmer“ Liebe Leserinnen und Leser, wenn wir im Alltag jemanden als „hölzern“ bezeichnen, Deshalb lade ich Sie mit unserer Broschüre ein, den Bau- dann meinen wir, dass er oder sie ein wenig ungelenk stoff Holz neu zu entdecken: als nachhaltiges Baumaterial und steif daherkommt. Dass „hölzern“ im Baubereich mit einem enormen technischen, ökonomischen und aber dabei ist, ein Synonym zu werden für eine Baukultur, gestalterischen Potenzial. Als einzigartigen Rohstoff und die Lebensqualität, Funktionalität und architektonische wichtigen Kohlenstoffdioxidspeicher. Wer mit Holz baut, Gestaltungsfreiheit verbindet – das zeigen wir mit unse- schützt das Klima, schafft Werte und nutzt Ressourcen rem Wettbewerb „HolzbauPlus“. sehr effizient. Genau das sind auch die Ziele unserer Charta für Holz 2.0. Die rund 200 eingereichten Projekte bei der inzwischen fünften Auflage unseres HolzbauPlus-Wettbewerbs Lassen Sie sich faszinieren von den zahlreichen Holzbau- machen deutlich, dass das Bauen und Sanieren mit dem Ideen der Wettbewerbsteilnehmer 2020 und konzipieren nachhaltig erzeugten Rohstoff Holz, zusammen mit na- auch Sie Ihre Projekte – vom Neubau über die Sanierung türlichen Dämmstoffen und weiteren nachwachsenden bis hin zur Nachverdichtung in urbanen Ballungsräumen – Rohstoffen, zukunftsweisende architektonische Lösungen mit nachhaltigen Baustoffen und Energiekonzepten! ermöglicht. So erhielt ein ehemaliger Güterbahnhof in Rheinland-Pfalz eine neue Gebäudehülle in Form einer Ihre energetisch optimierten Holzfassade. In Bayern wurde das bundesweit erste viergeschossige Schulgebäude in Holzbauweise errichtet. Und in Niedersachsen entstand das derzeit größte strohgedämmte Holzbauprojekt Deutschlands mit 19 individuellen Wohnungen für Julia Klöckner 47 Menschen. Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft 3
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN INHALT Vorwort 3 Anerkennungen 28 Hochklassiges Bauen mit SKAIO 28 nachwachsenden Rohstoffen 6 Wohnungsbau & Kita im Prinz-Eugen-Park 29 Gewinner 8 Holzhaus Leipzig-Lindenau 30 Walden 48 8 Atelier unter Bäumen 31 Der kleine Prinz 10 Jesuskirche Vohburg 32 Gesindehaus Kapellendorf 12 Neubau NABU Bodenseezentrum 33 Schulzentrum Odelzhausen 14 H7 34 Ökologisch nachhaltiger Dachgeschossausbau Gebäude 051 16 SWG Schraubenwerk Gaisbach 35 Erweiterung Werk II Firma elobau 18 Kita Purzelbaum 36 Güterbahnhof Remagen 20 Wettbewerbsteilnehmer 37 Sonderpreis 22 BUGA Holzpavillon 22 LERN-DUETT: Kita Stadtspatzen und Erzieherausbildung Wismar 24 Wohnprojekt SPEICHERBOGEN 26 4
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Hochklassiges Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen Gebäude aus Baustoffen auf der Grundlage nachwachsender Rohstoffe sind nach wie vor eine Nischenerscheinung? Ganzheitlich auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Bauten stehen unverändert für die Haltung einer kleinen Gruppe unverbesserlicher Weltverbesserer – ungeachtet konkret wahrnehmbarer Auswirkungen des Klimawandels und einer Jugend, die freitags ihr Recht auf Zukunft einfordert? Die fünfte Ausgabe des Wettbewerbs HolzbauPlus stellt einmal mehr eine unerwartet umfangreiche und vielfältige Fundgrube von Ansätzen und Ideen für den Einsatz natürlicher Baustoffe im Bauwesen dar. Die 198 auf neun unterschiedliche Kategorien verteilten Einreichungen unterschiedlicher Größenordnung stehen dafür, welche Kreativität das Planen und Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen auslöst, welche ge- stalterischen, funktionalen und konstruktiven Qualitäten mit Naturbaustoffen umge- setzt werden können. Grundsätzlich steht Holz als Bau- und Konstruktionswerkstoff in Konstruktion, Innenraumgestaltung oder Fassadenbekleidung im Fokus. Doch zeigen die eingereichten Arbeiten eindrucksvoll das kontinuierlich erweiterte Spektrum der VORSITZ Möglichkeiten weiterer natürlicher bzw. nachwachsender Materialien im Einsatz als Prof. Ludger Dederich Ausbau- und Dämmstoffe, aber ebenso als mit allen Sinnen wahrnehmbare, Oberflä- (Hochschule für Forstwirt- chen prägende Werkstoffe. schaft Rottenburg – HFR, Professur für Holzbau) Die Bandbreite der der Jury zur Diskussion eingereichten Arbeiten umfasst feine, sorgsam entwickelte und ebenso umgesetzte, nur scheinbar kleinteilige Sanierungs- maßnahmen in der Art von Kammerspielen auf ländlicher Bühne ebenso wie famose Opern großvolumiger Industrie- und Gewerbebauten. Daneben stehen nicht weniger selbstbewusste, innovative Konzepte für den kleinmaßstäblichen Wohnungsbau oder für großvolumige Wohn- und Geschäftsgebäude an mutmaßlich schwierigen Standorten in u. a. den Ballungsräumen Leipzig und Berlin. Überzeugende Beispiele öffentlichen Bauens lassen leider bislang nach wie vor nur ahnen, wohin die Vorbildfunktion füh- ren könnte, wenn diese Ansprüche sämtlichen öffentlichen Bauaufgaben wie selbstver- ständlich zugrunde gelegt würden. Der Jury wurde ob dieser Vielfalt die Arbeit nicht leicht gemacht. Sie hat sich ihre Auf- gabe im Sinne des Auslobers, die Anwendung nachwachsender Rohstoffe zu fördern, auch nicht leicht gemacht, so dass letztendlich ein zusätzlicher Sitzungstermin erfor- derlich wurde. Dennoch konnten u. a. aufgrund unzureichender Informationen nicht alle Arbeiten in der notwendigen Tiefe erfasst werden. Diese Konsequenz resultiert einerseits aus dem Selbstverständnis der Jury, andererseits aus der Maßgabe des Aus- lobers, die Bauwerke ganzheitlich kritisch zu prüfen und die möglichst durchgängige Anwendung nachwachsender Rohstoffe zu würdigen. Die Einreichungen im Allgemeinen und die Preisträger im Besonderen sollen Bauher- ren und Bauschaffende ermutigen, den Einsatz biogener Baustoffe zukünftig nicht nur zu denken, sondern Realität werden zu lassen. 6
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Aufstockung im Innerstädtischen Bereich „Wohnungsbau ist nach wie vor eine zentrale Aufgabe unserer Zeit. Insbesondere in den Ballungsräumen fehlt bezahlbarer Wohnraum. Da bietet die Nachverdichtung durch Aufstockung besondere Chancen. Denn das ‚Grundstück‘ ist meist schon bezahlt. Vielfach sind in den Nachkriegsjahren Baupotenziale nicht voll ausgenutzt worden. Diese könnten häufig durch Aufstockungen aktiviert werden. Der Holz- bau hat hier besondere Potenziale, bietet er doch bei kluger Planung Lösungen ohne tiefgreifende statische Überarbeitung des knapp dimensionierten Bestandes. Konsequente Vorfertigung ermöglicht außerordentlich kurze Bauzeiten und damit die Schonung der bisherigen Bewohner. Wirtschaftlichkeit und Akzeptanz sind zentrale Hürden der Nachverdichtung, die der Holzbau besonders gut adressieren JURYMITGLIED kann. Umso mehr verwundert, dass trotz der unbestreitbaren architektonischen Lothar Fehn Krestas Möglichkeiten des Holzbaus bislang bei den Einreichungen nur sehr wenige (Bundesministerium des Beiträge zur effizienten Nachverdichtung mit Holzbau gezeigt wurden.“ Innern, für Bau und Heimat – BMI) Gedanken von Lothar Fehn Krestas (Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat – BMI) Herzlich bedanken möchte ich mich bei allen Jurorinnen und Juroren für die konstruktiv- WEITERE JURYMITGLIEDER kritischen Beiträge in einem offenen Diskurs, der bedauerlicherweise in digitaler Form Olaf Schäfer durchgeführt werden musste. Darüber hinaus möchte ich im Namen der Jury dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft dafür danken, dass es sich un- Lothar Fehn Krestas vermindert mit diesem Wettbewerb deutlich zugunsten der Verwendung von nach- Bundesministerium des Innern, wachsenden Rohstoffen im Bauwesen positioniert. Gleichermaßen gilt unser Dank den für Bau und Heimat (BMI) bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe Verantwortlichen für die Durchführung Prof. Eike Roswag-Klinge des Wettbewerbs. NATURAL BUILDING LAB – Technische Universität Berlin, Institut für Architektur Angesichts des Diskurses um die besten Ideen, wie das Bauwesen zukunftstauglich und Sabine Djahanschah -fähig aufgestellt sein muss, ist Kontinuität von zentraler Bedeutung. Das regelmäßige Deutsche Bundesstiftung Aufzeigen von immer wieder neuen gelungenen Beispielen, wie die notwendige Trans- Umwelt (DBU) formation dieses Wirtschaftssektors bewerkstelligt werden kann, veranschaulicht, dass Dr. Denny Ohnesorge Ansprüche an Gestaltung, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit keinen Widerspruch Deutscher Holzwirtschaftsrat e. V. (DHWR) zur Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen darstellen. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall! Michael Kühnlein jun. Kühnlein Architektur Ulrike Trampe Editor-at-Large DW Die Wohnungswirtschaft Haufe-Lexware GmbH & Co. KG Ulrich Steinmeyer Vorstand der Ökoplus AG Bundesfachausschuss Bauen und Siedlung/NABU Prof. Ludger Dederich Prof. Dr. Bernhard Kalicki Vorsitzender der Jury Deutsches Jugendinstitut e. V. 7
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN GEWINNER | Kategorie „Wohnungsbau Mehrfamilienhaus – Neubau“ Walden 48 Würdigung der Jury Dieses Baugruppenprojekt mit 43 Wohneinheiten, nimmt. Sämtliche Treppenläufe und -podeste, dazu die einige davon als Maisonetten, wurde als Holz-Hybrid-Bau Aufzugsschächte wurden ebenfalls in Holzmassivbau- realisiert und zeigt beispielhaft die Qualitäten des Holz- weise ausgeführt. baus im verdichteten urbanen Kontext. Bereits vor dem Gebäude nimmt man die großzügige Erschließung mit Die fünf Geschosse umfassen Wohneinheiten mit Größen zahlreichen halböffentlichen Flächen wahr. Neben dem zwischen 55 und 165 Quadratmetern. Die Tiefgarage geräumigen Foyer mit Zugang zu Gemeinschaftsraum für Fahrräder umfasst vier Stellplätze je Wohneinheit. und Teeküche ist eine begrünte Gemeinschaftsdachter- Zusätzlich finden sich im Außenbereich drei PKW-Stell- rasse mit Außenküche Teil der halböffentlichen Flächen. plätze mit E-Sharing-Ladestationen. Durch die An- bindung an den Grünraum des St.-Georgen-Friedhofs Das 60 Meter lange, sechsgeschossige Gebäude mit wirkt der landschaftlich angelegte Gemeinschaftsgarten 7.000 m2 Brutto-Geschossfläche ist ab der Kellerdecke beinahe grenzenlos. Abgesehen von der Ausführung der weitestgehend in Massivholzbauweise ausgeführt Rohbaukonstruktion in Holzbauweise konnten für die worden. Das Tragwerk stellt eine Kombination aus Ausführung aller weiteren Gewerke regionale Bauunter- sichtbar belassenen Massivholzbauelementen mit nehmen eingebunden werden. Das Vorhaben zeichnet Holz-Beton-Verbunddecken dar; die Gebäudehülle in sich durch den konsequenten Einsatz der etablierten Holztafelbauweise wurde mit einer Fassadenbekleidung modernen Holzbauweisen aus. Dabei weist Walden 48 aus natürlichen Baustoffen kombiniert. Als Bauteile der über Ort und Zeit hinaus: als Beispiel für das Bauen im Außenwandkonstruktion zur Landsberger Allee fanden Sinne der Generationenverantwortung. hochschallgedämmte Holztafelelemente Verwendung, die erhöhten Schallschutzanforderungen entsprechen. Das schlüssige Gesamtkonzept der an die innerstädtische Für die Fassadenbekleidung hofseitig kam eine Schalung Situation angepassten Holzkonstruktion mit individu- aus unbehandeltem Lärchenholz zur Anwendung, auf ellen Wohnungsgrundrissen und Gemeinschaftsflächen der Straßenseite eine Schieferdeckung. Letztere korres- kann überzeugende Antworten zum qualitätvollen pondiert mit der denkmalgeschützten Friedhofsmauer Wohnen in der Stadt geben und Wohnungsbauunter- des benachbarten St. Georgen-Friedhofs, auf die der nehmen, Baugenossenschaften sowie Investoren zur zweigeschossige Sockelbereich des Gebäudes Rücksicht Nachahmung anregen. Lageplan / Quelle: ARGE Scharabi Raupach Querschnitt Richtung Westen / Quelle: ARGE Scharabi Raupach 8
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Ansicht Landsberger Allee / Fotos: Jan Bitter BAUHERR Walden 48 GbR, c/o Mauer Bauprojekt- management PROJEKT Walden 48 10249 Berlin ARCHITEKT ARGE Scharabi | Raupach KONSTRUKTION Schotten Massivholz- konstruktion (CLT) und Holztafelbauweise DÄMMUNG Holzfaser und andere Innenansicht Richtung Hofseite Ausschnitt Hoffassade 9
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN GEWINNER | Kategorie „Wohnungsbau Einfamilienhaus – Neubau“ Der kleine Prinz Würdigung der Jury Das Quartiersprojekt einer Münchener Bauherrenge- Zwei unterschiedliche Hausbreiten mit Option auf ein meinschaft zeigt modellhaft urbane Alternativen zum Dachgeschoss bilden das Grundgerüst für 24 unterschied- Einfamilienhaus in einer Speckgürtellage. Angesichts liche Lebensentwürfe innerhalb einer ähnlichen Gebäude- immensen Flächenverbrauchs durch neu ausgewiesene hülle. Die Grundrisse sind so flexibel, dass eine familien- Einfamilienhausgebiete sowie damit verbundener Ver- gerechte Anpassung an die jeweilige Bauherrensituation kehrsbelastungen durch Pendelverkehre sind dringend möglich ist. Im Erdgeschoss sind offene Wohnformen gute Beispiele verdichteter Wohnformen gefragt, die ebenso möglich wie Wohnformen mit getrennten Räumen. urbane Qualitäten mit modernen Wohnbedürfnissen Küchen, Bäder und WCs können entlang der haustechni- in Einklang bringen. Bauherrengemeinschaften ermög- schen Stränge im EG und UG frei verschoben werden. lichen hierbei die Investition eingesparter Gewinn- spannen in eine höhere Bauqualität und die umfassende Die 15 Geschosswohnungen verteilen sich auf zwei Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Ergänzende Ge- viergeschossige Punkthäuser. Schwerpunkt war die meinschaftsflächen schaffen zusätzliches Potenzial so- Entwicklung einer möglichst wirtschaftlichen 4-Zimmer- zialen Miteinanders. Die hochwertige Umsetzung kann wohnung, innerhalb derer sich 15 unterschiedliche Le- viele Bauherren zur Nachahmung anstiften und auch für bensentwürfe entfalten können. Im Erdgeschoss wurden Kommunen beispielhafte Strategien demonstrieren. Gemeinschaftsbereiche mit zwei Gästeappartements und Eiscafé eingeplant. Auf den Dächern der Punkthäuser Die ökologische Mustersiedlung entstand auf einem ermöglichen Dachgärten das Urban Gardening. ehemaligen Kasernengelände. Eine private Münchener Bauherrengemeinschaft errichtete 24 unprätentiöse Ein- Die Wände sind als Holzrahmenkonstruktion mit vor- familienhäuser als hochverdichtete Atriumhäuser und vergrauter, senkrechter Fichtenschalung ausgeführt. Im 15 Wohnungen in Holzbauweise in Nachbarschaft zu Inneren schaffen sichtbare Massivholzdecken, Holzfuß- einer baumbestandenen Parkanlage. böden und Holztreppen eine wohnliche Atmosphäre. Bereits bei der Grundstücksbewerbung verpflichteten sich die Bauherren, einen hohen Anteil an Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen zu verwenden. Gesamtschnitt und Ansicht 10
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Ansicht vom Park / Fotos: dressler mayerhofer rössler architekten und stadtplaner gmbh BAUHERR Baugemeinschaft Kleiner Prinz PROJEKT Der kleine Prinz 81927 München ARCHITEKT dressler mayerhofer rössler architekten und stadtplaner gmbh KONSTRUKTION Holzrahmenbau DÄMMUNG Holzfaser und andere Ansicht Punkthäuser Innenansicht Atriumhaus 11
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN GEWINNER | Kategorie „Wohnungsbau Einfamilienhaus – Sanierung“ Gesindehaus Kapellendorf Würdigung der Jury Das Gesindehaus in Kapellendorf ist Teil eines für das milie vorgenommen. Das Erdgeschoss dient als Heizhaus Weimarer Land typischen Dreiseithofes. Die denkmal- für die Hofanlage und als Bienenküche für die Hobby- geschützte Hofanlage wurde vermutlich im 17. Jahr- imkerei. Ober- und Dachgeschoss sind als geschlossene hundert errichtet, das Gesindehaus entstand etwa um Wohnungseinheit ausgebaut. 1850. Das ursprünglich als Stall und Wohnhaus genutzte, dreigeschossige Bauwerk wurde auf einem massiven Nach fünfjähriger Bauzeit stellt das Haus mit der Scheu- Natursteinmauerwerk mit darüber liegendem Fachwerk ne den ersten Teil der Hofanlage dar, der gesichert ist. In errichtet. Mit der Sanierung des Bauwerks konnte der einem nächsten Schritt wird das alte Haupthaus saniert. gesamte Hof in seinem Charakter erhalten werden. Vor- bildlich ist die einfache, verträgliche und wirtschaftliche Das Gesindehaus mit einer Nutz- und Wohnfläche von Umsetzung der Sanierung und die (Wieder-)Verwen- 75 m² weist ein hohes Maß an Ressourceneffizienz auf- dung von traditionellen, ökologischen Baustoffen. grund der Wiedernutzbarmachung bestehender Bau- substanz auf. So wurden auf dem Gehöft angefallene Ab 2015 wurde das einsturzgefährdete Gesindehaus mit Abbruchmaterialien wie Holz, Lehm, Kalksteine und viel Engagement in Eigenleistung der Bauherrenfamilie historische Dachziegel vollständig wiederverwendet. denkmalgerecht instandgesetzt. In der äußeren Erschei- Zum Ausbau und für die Dämmung wurden NawaRo- nung wurde es unverändert belassen; im Innern wurde basierte, nachhaltige Materialien verwendet. die Anpassung an die Bedürfnisse der vierköpfigen Fa- Ansichten / Quelle: Nils Havermann Architekt 12
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Hofansicht / Fotos: Dipl.-Des. Alexander Burzik BAUHERR Nadine Thierolf PROJEKT Sanierung eines denkmalgeschützten ländlichen Neben gebäudes 99510 Kapellendorf ARCHITEKT Nils Havermann KONSTRUKTION Massives Natur- steinmauerwerk und historisches Fachwerk DÄMMUNG Holzfaserdämmung und Stampfleichtlehm Wohnküche mit Ofen 13
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN GEWINNER | Kategorie „Öffentliche Bauten – Neubau“ Schulzentrum Odelzhausen Würdigung der Jury Das Gebäude stellt den ersten Bauabschnitt des Schul- Mit Ausnahme der Treppenhäuser und des Technikbe- campus Odelzhausen dar. Hierbei handelt es sich um reichs besteht das gesamte Gebäude aus Holzbauteilen. einen Schulstandort des örtlichen Zweckverbandes sowie Die natürliche Oberflächengestaltung dieser Bauteile des Landkreises Dachau mit Grund-, Mittel- und Realschule. sorgt hierbei für die freundliche und helle Lernatmosphäre. Es beherbergt neben den Grundschulklassen Fachlehrsäle und eine Lehrküche. Außerdem sind dort eine Mensa, Das Gebäude ist bundesweit das erste viergeschossige eine Pausenhalle, Räume für die Hausaufgabenbetreuung Schulgebäude in Holzbauweise. Durch die Beschränkung sowie Technikräume und Archive untergebracht. im Bereich des Brandschutzes können solche großen, zumal öffentlichen Gebäude bislang nicht mit Dämm- Der viergeschossige Neubau ergänzt das Gefüge des vier- stoffen aus nachwachsenden Rohstoffen ausgestattet teiligen Schulensembles. Das Gebäude ist in zwei Bau- werden. Insgesamt wurden bei diesem Gebäude etwa körper gegliedert, die durch eine von Tageslicht durch- 1.603 m3 Holz verbaut, womit ca. 1.600 t CO2 gebunden flutete Halle verbunden sind. Die Halle ist der zentrale worden sind. Kommunikationsraum, kann aber durch eine Zonierung in „öffentliche“ Bereiche bis hin zu „privateren“ Lern- Die Geschossdecken wurden in Holz-Beton-Verbund- nischen und Lernbrücken auf verschiedene Weise in bauweise erstellt, bei der anstelle der üblichen, geklebten das Unterrichtskonzept einbezogen werden. Auch die Holzbauprodukte mit Buchendübeln gesicherte Brett- Anordnung der Klassen- und der dazwischengeschalteten stapelelemente zum Einsatz gekommen sind. Gruppenräume erlaubt unterschiedliche Unterrichtskon- zepte. Durch eine Stützen-Überzug-Konstruktion für die Lageplan mit den weiteren Bauabschnitten / Außenwände konnten die Verglasungen bis zur Decke ge- Quelle: SCHANKULA Architekten führt und somit der Tageslichteintrag vergrößert werden. Die stirnseitig verglasten Flure erlauben Einblicke in die großzügige Halle. Anhand der umlaufenden Fluchtbalko- ne erhält die Holzfassade eine gewisse Leichtigkeit. Die ressourcenschonende Deckenkonstruktion der mit Buchendübeln verbundenen Brettstapel überzeugte mit dem schlüssigen Gesamtkonzept aus Vorfertigung, offener Luftführung in der zentralen Halle und verbes- sertem Tageslichteintrag. Das Gebäude ist unprätentiös beispielhaft für weitere Schulneubauten. Längsschnitt durch die Halle / Quelle: SCHANKULA Architekten 14
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Lichthalle mit Lernnischen und den Lernbrücken / Fotos: Sebastian Schels BAUHERR Zweckverband Grund- und Mittelschule Odelzhausen PROJEKT Schulzentrum Odelzhausen 85235 Odelzhausen ARCHITEKT SCHANKULA Architekten KONSTRUKTION Holzbau DÄMMUNG Mineralwolle (aus Gründen des Brandschutzes bei GK 5) Fassade – Ostseite mit umlaufenden Fluchtbalkonen Lichtdurchflutetes Klassenzimmer mit Blick nach Osten 15
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN GEWINNER | Kategorie „Öffentliche Bauten – Sanierung“ Ökologisch nachhaltiger Dachgeschossausbau Gebäude 051 Würdigung der Jury Das Gebäude wurde 1913 als Kasernengebäude durch Die Bürotrennwände wurden mit schweren Lehmbau- das Städtische Hochbauamt errichtet. Mit Ende des Ers- platten und Hanfdämmung, die Zwischendecke zum ten Weltkriegs 1918 wurde es zum Wohngebäude, 1927 nicht ausgebauten Dachboden als Massivholzelemente zur Polizeiwache umgewidmet. 1936 rückten Einheiten mit Lehmschüttung und Akustikelementen aus Holz- der Luftwaffe in das Kasernengebäude ein; ab 1945 wur- wolle-Leichtbauplatten ausgeführt. Die Innenverklei- de es von der französischen Militärverwaltung genutzt. dung der Dachschrägen wurde mit Lehm-Hanfplatten Im August 1992 wurde das Bauwerk an das Land Baden- und Zellulose gedämmt. Die Sprossenfenster wurden Württemberg übertragen und von 1994 bis 1996 für die anhand erhalten gebliebener, historischer Fenster origi- universitäre Nutzung umgebaut. nalgetreu nachgebaut. Der Ausbau des Dachgeschosses in dem denkmalgeschütz- Die Fußböden wurden komplett mit Massivholzdielen ten Gebäude erfolgte in ökologisch nachhaltiger Bauweise. belegt, welche über den Kniestock bis zu den Holzfens- Die hier umgesetzte Gestaltqualität überzeugt durch eine tern aus Eiche geführt wurden. Die Holzart Eiche wird moderne, eigenständige und warme Atmosphäre. damit raumübergreifend und stilprägend eingesetzt. Zugunsten aktueller Energiestandards wurde der Dach- Mit dieser reduzierten, hochwertigen Materialpalette ist stuhl als Warmdach überplant und um 10 cm angehoben. es gelungen, eine moderne, eigenständige Innenraum- Dabei blieb das Tragwerk des historischen Dachstuhls qualität zu erzeugen. Als weitere natürliche Materialien weitgehend erhalten und wurde als Grundlage für das Ent- kamen Lehm und Hanf zum Einsatz. Durch das aus- wurfskonzept ablesbar gemacht. Die langen Flurwände gewogene Verhältnis von Holz und Glas strahlen die wurden in verglaster Holzrahmenbauweise ausgeführt. Um Räumlichkeiten eine freundlich helle Atmosphäre aus, die optische Erweiterung zu verstärken, wurden die ersten die man sich in allen öffentlichen Gebäuden unabhängig 40 cm der anschließenden Bürotrennwände ebenso in von der Nutzung wünscht. verglaster Bauweise erstellt. Abgerundete Ecken gestalten einen harmonischen Übergang zu den Seitenfluren. Lageplan der Technischen Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg / Quelle: Vermögen und Bau, Amt Freiburg Schnitt A-A / Quelle: Vermögen und Bau, Amt Freiburg 16
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Kopierraum mit Haupt-und Nebenflur / Fotos: Miguel Babo BAUHERR Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Freiburg PROJEKT Ökologisch nachhaltiger Dachgeschossausbau 79110 Freiburg ARCHITEKT Gerhard Dettling KONSTRUKTION Gebäude: Massivbau Ausbau Dachgeschoss: Holzrahmenbauweise DÄMMUNG Holzfaser, Zellulose, Lehm-Hanfplatte, Lehmputz Teeküche Denkmalgeschütztes Gebäude 051 17
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN GEWINNER | Kategorie „Gewerbliche Bauten – Neubau“ Erweiterung Werk II Firma elobau Würdigung der Jury CO2-Neutralität als Zielgröße im Holzbau in Kombina- Der Baukörper ist geprägt durch sieben Sägezahndächer, tion mit einem höchst flexiblen Gebäudekonzept mit die konsequent im Raster von ca. 12,5 m angeordnet sind. verbesserten Nutzungsoptionen und einer ganzheit- Durch deren Oberlichter mit Ausrichtung nach Norden lichen Firmenphilosophie gibt Anlass zur Hoffnung, wird Tageslicht optimal genutzt und die natürliche Be- dass viele Bauherren von Gewerbebauten eine ähnliche lichtung verbessert. Die Spannweite und daraus folgend Qualität anstreben. der Stützenabstand beträgt ebenfalls 12,5 m. Für das Trag- werk in Form von klar nachvollziehbar konzipierten Fach- Mit dem Neubau erweiterte der Bauherr in Leutkirch werkträgern wurden Bauteile aus Buche mit klassischen sein Werk 2 um eine Halle mit Produktions- und Büroar- Nadelholzprodukten kombiniert. In der Kombination mit beitsplätzen im Plusenergie-Standard. Das Gebäude wur- den hell beschichteten Akustikpaneelen der Dachunter- de den unternehmenseigenen Grundsätzen von „Elobau sicht ergeben sich helle, freundliche Arbeitsräume. Mittels goes green” entsprechend als Plusenergiehaus in Holz- eines flexiblen Trennwandsystems wird der Bürobereich bauweise erstellt. Das Motto „Elobau goes green” geht akustisch von den Produktionsbereichen getrennt. weit über das Gebäude hinaus. Der Bauherr hat bereits mehrfach Auszeichnungen für dieses Engagement er- Die kleinteilig strukturierte Fassadenbekleidung mit halten, so z. B. für das Energiemanagement, die Mobilität Holzschindeln steht im Kontrast zur klaren Geometrie der der Mitarbeiter und die Gemeinwohl-Ökonomie, welche Gesamtanlage, ohne dabei einen Widerspruch darzustellen. neben der wirtschaftlichen auch die ökologische und soziale Leistung des Unternehmens quantitativ erfasst. Die Produktion ist CO2-neutral ausgelegt, alle Dächer dazu mit Solaranlagen belegt. Es wurde auf schonenden Die für den Betrieb erforderliche elektrische Energie Umgang mit Ressourcen sowie den Einsatz nachhaltiger, stellen Photovoltaikanlagen auf allen Dächern bereit. weil regionaler Produkte und Materialien geachtet. Infrastrukturell wurde der Neubau an den Bestand an- gebunden. Die Erweiterung des Werks 2 erfolgte in zwei Bauabschnitten (BA 3 und BA 4) mit knapp 5.700 m2. Lageplan Bauabschnitt 3+4 / Nach Realisierung eines weiteren Bauabschnitts wird die Quelle: F64 Architekten Erweiterung im Endzustand ca. 8.000 m2 Fläche umfassen. Der Bauabschnitt BA 3 ist auf dem Grundstück neben dem Bestand platziert und mittels eines Verbindungsgangs an diesen angebunden. Dazu wurde die Gebäudekante von Werk 2 aufgenommen. Der Bauabschnitt BA 4 verlängert nach einem Versatz die Erweiterung auf insgesamt 75 m. Schnitte Bauabschnitt 3+4 / Quelle: F64 Architekten 18
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Ansicht Bauabschnitt 4 / Fotos: Rainer Retzlaff Photographie BAUHERR grimelo GmbH & Co. KG PROJEKT Erweiterung Werk II Firma elobau 88299 Leutkirch ARCHITEKT F64 Architekten und Stadtplaner PartGmbB KONSTRUKTION Holzbauweise mit Tragwerk aus Baubuche DÄMMUNG Holz- und Mineralwolle Ansicht Bauabschnitt 3+4 19
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN GEWINNER | Kategorie „Gewerbliche Bauten – Sanierung“ Güterbahnhof Remagen Würdigung der Jury Die Sanierung und gestalterische Neuinterpretation horizontal differenzierte Lattenstruktur bildet die äußere eines ehemaligen Schuppens am Güterbahnhof begeis- Schicht. Die Speichermasse des Backsteinmauerwerks terte die Jury. Es wird beispielhaft aufgezeigt, welche befindet sich somit komplett innerhalb der gedämmten Potenziale für den Holzbau in der Sanierung liegen. Die Gebäudehülle, was sich positiv auf den sommerlichen Weiterentwicklung und Aufwertung des Gebäudebestan- Wärmeschutz auswirkt. Aus dem essentiellen Wandauf- des zu zukunftsfähigen, energieeffizienten Gebäuden ist bau aus massiven, unverputzten Backsteinen wurde dank eine zentrale Zukunftsaufgabe, die in diesem Vorhaben der Umbaumaßnahmen ein leistungsfähiges System, das vorbildlich gelöst wurde. Die komplette Rückbaubarkeit höchsten energetischen Anforderungen genügt. der im Rahmen der Sanierung in den Bestand eingetra- genen Komponenten im Sinne der Kreislauffähigkeit Das Thema Holz wird hier vollflächig und umfassend ergänzt das überzeugende Konzept. in verfeinerter Form bespielt. Nicht zuletzt anhand der eingestellten hölzernen Raumzellen mit einer Konstruk- Zum ehemaligen Güterbahnhof Remagen gehört ein tion aus Douglasie, die den weiträumigen Innenraum langgestreckter, massiv errichteter, klassisch zu nennen- gliedern und die Funktionalität für einen zeitgenössischen der Schuppen parallel zu den Gleisen mit einem zwei- Bürobetrieb gewährleisten. Aus massivem Bestand und geschossigen Kopfbau, der einst Büro und Wohnung be- hölzernen Ergänzungen entstand ein stimmiges Gesamt herbergte. Das ziegelsichtig ausgeführte Gebäude wurde bild. Der vollständige Erhalt der vorhandenen Bau- umgebaut, energetisch optimiert, und so zum repräsenta substanz spart graue Energie in beträchtlicher Menge, tiven Sitz eines Ingenieurbüros für Holzbau werden. und aufgrund der Nutzung des vorhandenen Gebäudes wurde weitere Flächenversiegelung vermieden. Die Die neue Gebäudehülle wurde als energetisch optimierte Holzfassade und die Dachkonstruktion sind komplett Holztafelkonstruktion vor die massive Bestandskons- getrennt rückbaubar und recycelbar. truktion gestellt. Eine vertikale, wellig ausformulierte, Grundriss und Querschnitt / Quelle: Herres & Pape Architekten PartGmbB 20
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Güterbahnhof Remagen / Fotos: Dominik Ketz BAUHERR PIRMIN JUNG Immobilien DE GmbH PROJEKT Energetische Ertüchtigung und Umbau des Güter- bahnhofes Remagen 53424 Remagen ARCHITEKT ARGE Mertens Architekten und Herres & Pape Archi- tekten PartGmbB KONSTRUKTION Holztafelkonstruk- tion und eingestellte hölzerne Raumzellen DÄMMUNG Holzfaser und Zellulose Innenausbau: Herres & Pape Architekten PartGmbB 21
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN SONDERPREIS | Innovation BUGA Holzpavillon Würdigung der Jury Der BUGA Holzpavillon demonstriert öffentlichkeits- Flächengewicht von nur 38 kg/m², da Holz und Holz- wirksam die Möglichkeiten des materialeffizienten Holz- werkstoffe nur dort eingesetzt wurden, wo diese statisch leichtbaus, zeigt zudem die Potenziale der Forschungs- gebraucht werden. Die durchgängig digitale Planung tätigkeiten zur Nutzung nachwachsender Rohstoffe im mit dem daran gekoppelten computerbasierten Modell Bauwesen. Die hierin adressierten Möglichkeiten für haben dieses Ergebnis ermöglicht. Entwurf, Tragwerks- die Bauaufgabe Aufstockung und die Recyclierbarkeit planung und Produktion wurden in diesem vollständig überzeugte die Jury, einen Sonderpreis Innovation zu digitalen Prozess parallel entwickelt. vergeben. Der Forschungsbau erfüllt alle bauordnungsrechtlichen Der Pavillon zeigt auf der Grundlage älterer Vorhaben, Maßgaben und eignet sich vor allem für die Erweiterung Ansätze zum nachhaltigen, digitalen holzbasierten bestehender Bausubstanz als Modell für eine nachhaltige Leichtbau. Die segmentiert strukturierte, feingliedrige Nachverdichtung urbaner Räume. Die Konstruktion wur- Schalenkonstruktion wurde parametrisch entworfen und de innerhalb von zehn Tagen von nur zwei Personen im robotisch gefertigt. Einschließlich der Abdichtung ist das freien Vorbau als ein dreidimensionales Puzzle zusammen Bauwerk ab- und an anderer Stelle wieder aufbaubar. gesetzt. Ähnlich schnell kann der Abbau erfolgen. Bolzen verbindungen zwischen den Kassetten ermöglichen Der Pavillon spannt 30 m über einen flexibel nutzbaren einen vollständigen Wiederaufbau. Aufgrund des nur Veranstaltungsbereich auf der Sommerinsel der Bundes- punktuell erfolgten Verklebens der unverstärkten EPDM- gartenschau 2019. Durch die innovative Konstruktion Abdichtungsbahn kann diese ebenfalls zu 100 % zur aus Hohlkassettenmodulen kommt das Bauwerk auf ein erneuten Abdichtung wiederverwendet werden. Grundriss und Schnitt 22
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Der BUGA Holzpavillon bettet sich ideal in die dynamische Landschaft der Sommerinsel ein / Fotos: ICD Universität Stuttgart BAUHERR Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH PROJEKT BUGA Holzpavillon 74076 Heilbronn ARCHITEKT ICD/ITKE Universität Stuttgart KONSTRUKTION Segmentierte Holzkassettenschale DÄMMUNG keine Der BUGA Holzpavillon spannt mit minimalem Materialeinsatz 30 m über eine zentrale Veranstaltungsfläche auf der Sommerinsel der BUGA 2019 in Heilbronn 23
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN SONDERPREIS | Kindertagesstätten LERN-DUETT: Kita Stadtspatzen und Erzieherausbildung Wismar Würdigung der Jury Neubaus in Kombination mit einer Ausbildungsstätte für Diese dreigeschossige, in Holzrahmenbauweise an der zukünftige Erzieher unter dem Träger LernWert bietet Wismarer Hochbrücke errichtete Einrichtung bietet einen ganzheitlichen, überregionalen Mehrwert für die Raum für die Umsetzung eines innovativen Bildungs- Bildungslandschaft und die weitere Stadtentwicklung. konzeptes: die Verbindung von Kindertagesstätte und Ergänzt wird die Verbundeinrichtung durch eine inte- Erzieherausbildung unter einem Dach. Entstanden ist ein grierte Cafeteria mit großer Küche, die sowohl Kinder, ganzheitlicher Bildungsbau, der sowohl baulich als auch Schüler und Personal im Haus mit gesundem Essen ver- pädagogisch nachhaltig auf die Zukunft ausgerichtet ist. sorgt als auch Gäste aus der Nachbarschaft täglich zum Mittagstisch einlädt und weitere Kita-Einrichtungen der Der Neubau entstand auf einer ehemaligen Brache am Stadt mitversorgt. Wallensteingraben zwischen Altstadt und sozial benach- teiligten Stadtquartieren. Die Umsetzung eines Kita- Nachhaltigkeit, ressourcenbewusste Entscheidungen, eine ganzheitliche Denkweise sowie ein Inklusionskon- zept mit barrierefreien Kita- und Arbeitsplätzen belegen die Zukunftsfähigkeit des Projektes in einer nachhalti- Lageplan / Quelle: FREIORT ARCHITEKTEN gen, weil zukunftstauglichen Gebäudestruktur. In der Kita mischen sich Kinder aus sozialen Brennpunkten mit Kindern, in deren Elternhaus nachhaltige Bildung einen hohen Stellenwert hat. Die Cafeteria ist belebt durch Kinder, Eltern, Senioren, Behördenmitarbeiter und Stadtteilbewohner. Die Erzieherfachschule bietet praxisintegrierte Berufs- ausbildung für Träger im gesamten Landkreis sowie Wei- terbildungen an. Das Quartier rund um die Einrichtung wurde mit der Fertigstellung des Neubaus offensichtlich aufgewertet. Schnitt / Quelle: FREIORT ARCHITEKTEN 24
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Gartenansicht / Fotos: Jörg Klaus BAUHERR Marco Krentz PROJEKT LERN-DUETT: Kita Stadtspatzen und Erzieherausbildung Wismar 23970 Wismar ARCHITEKT FREIORT ARCHITEKTEN Kruske + Meißner PartGmbB KONSTRUKTION Holzrahmenbau DÄMMUNG Mineralwolle Kita, Pädagogisches Forum 25
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN SONDERPREIS | Strohgedämmte Gebäude Wohnprojekt SPEICHERBOGEN Würdigung der Jury Das ganzheitliche Wohnkonzept und die Verwendung Die nach außen gerundeten Gebäudefronten des dreige- nachwachsender Rohstoffe im verdichteten Wohnungs- schossigen Bohlenständerbaus öffnen sich einladend zu bau überzeugte die Jury, dem Wohnprojekt Speicherbo- einem Innenhof. Von diesem zentralen Treffpunkt aus gen einen Sonderpreis zuzusprechen. erfolgt der Zugang zu den einzelnen Wohnungen. Mit dem bislang größten strohgedämmten Bauprojekt Die Intelligenz des Einfachen prägt das Gebäude im Deutschlands in Holzbauweise entstanden 19 Wohnun- KfW-40-Standard: Auf CO2-intensive Materialien wurde gen für 47 Bewohner samt Gemeinschaftsraum und weitgehend verzichtet. Stattdessen kamen mit Holz, Stroh, Werkstatt. In ökologisch nachhaltiger, zukunftsweisen- Lehm und Zellulose natürliche Baustoffe zum Einsatz. der Bauweise sind Gestaltung und Funktionalität zu Das Gebäudekonzept beinhaltet, dass ein Großteil der Architektur vereint, um so den Bedürfnissen von Privat- Komponenten wiederverwendbar bzw. kompostierbar ist. heit, Gemeinschaft und Öffentlichkeit zu entsprechen. Wo möglich, wurde auf eine Behandlung von Materialien verzichtet – beispielsweise bei den Holzoberflächen aus Lageplan / Quelle: chorablau Hannover Eiche oder Lärche, die natürlich reifen, eine materialei- gene Patina ausbilden und kein Nachstreichen erfordern. Im Innenbereich sorgen Holzböden, diffusionsoffener Lehmputz und Kalkfarbe für ein gesundes Wohnklima. Ein nahe gelegenes, mit Biogas betriebenes Blockheiz- kraftwerk versorgt das Gebäude mit Nahwärme. Die innenstadtnahe Lage, die gute Anbindung an den ÖPNV und die Möglichkeit des Car-Sharings ermöglichen den Verzicht auf individuelle PKW-Nutzung und fördern die Gemeinschaft mit gegenseitigem Helfen, Leihen, Teilen. Längsschnitt Haus Anna / Quelle: Architekten 26
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Gesamtansicht von Südwesten, kurz vor der Fertigstellung / Fotos: Dirk Scharmer BAUHERR Ulrich Adolphi PROJEKT Wohnprojekt SPEICHERBOGEN 21337 Lüneburg ARCHITEKT Architekturbüros arch.tekton und deltagrün, mit Maike Möhring, Stephan See- ger und Dirk Scharmer KONSTRUKTION strohgedämmte Bohlenständer wandelemente DÄMMUNG Stroh und Zellulose Strohdämmung wird ins Ständerwerk eingepasst / Fotos: U. Adolphi; Stefan Koch (Mitte) 27
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN ANERKENNUNGEN | Wohnungsbau Mehrfamilienhaus Neubau SKAIO BAUHERR Stadtsiedlung Heilbronn GmbH PROJEKT SKAIO 74076 Heilbronn ARCHITEKT Kaden + Lager KONSTRUKTION Holzhybridkonstruktion DÄMMUNG Foamglas und Mineralwolle Innenraum – Holz und Linoleum als sichtbare Materialien / Fotos: Bernd Borchardt Würdigung der Jury Das SKAIO ist als erstes Hochhaus Deutschlands in Holz- ausgebildet. Wo kein Grün ist, sind zwei Gemeinschafts- bauweise der eindrucksvolle Beleg für die Leistungsfä- dachterrassen inklusive Gemüsegärten eingerichtet. higkeit des Holzbaus im Allgemeinen und für den urba- nen Holzbau im Besonderen. Nicht nur als Vorstoß des Das Hochhaus wurde als Hybridkonstruktion ausgeführt: Holzbaus in diese Gebäudeklasse, sondern auch durch die Wände und Decken wurden in Holzbauweise ausgeführt kreislaufoptimierte Konstruktion sowie das variantenrei- und machen den überwiegenden Teil der Konstruktion che Wohnungsangebot stellt das Gebäude eine beispiel- aus. Die tragenden Bauteile sind im Untergeschoss, im hafte Lösung für den urbanen Wohnungsbau dar. Erdgeschoss sowie im ersten Obergeschoss aus Ortbe- ton erstellt. In den weiteren Obergeschossen besteht das SKAIO enthält neben Gewerbe-, Gemeinschafts- und Tragwerk aus einer Holz-Stahl-Hybridkonstruktion in Nebenräumen im Erdgeschoss auf neun Obergeschossen Skelettbauweise. Die nicht tragenden, raumabschließen- 60 Mietwohnungseinheiten. Vier davon sind Wohn- den Bauteile der Außenwände sind in Holztafelbauweise gemeinschaften der Aufbaugilde und der Offenen Hilfe ausgeführt. Dabei wurde für die innere Beplankung vorbehalten. 25 Wohnungen, also gut 40 Prozent, sind eine dünne Brettsperrholzplatte verwendet. Diese wurde öffentlich gefördert. Die 1- bis 2-Zimmer-Wohnungen sichtbar belassen und lediglich lasiert, womit alle bau- werden per Aufzug und Sicherheitstreppenhaus bar- physikalischen und haptischen Potenziale des Materials rierefrei erreicht, sind zwischen 40 und 70 m² groß genutzt und wahrgenommen werden. Zusätzliche Forde- und können dank des Gebäudekonzeptes bei Bedarf zu rung des Bauherrn war, das Gebäude möglichst weit- einem beliebigen Zeitpunkt zusammengeschaltet wer- reichend baustoffrein wieder zurückbauen zu können. den. Nahezu alle Wohnungen verfügen über eine Loggia. Daher wurden u. a. beim Aufbau der Geschossdecken ein- Die Holz-Aluminium-Verbundfenster mit Dreifachver- fach zu trennende Komponenten verwendet. Wie auch glasung sind bodentief geplant und ausgeführt. bei allen anderen Bauteilen wurden durch weitgehende Vormontage Zeit und Koordinationsaufwand gespart Eine große Wohngemeinschaft im sechsten Oberge- sowie höchste Präzision gesichert. Die Fassade wurde schoss verfügt über einen direkten Zutritt auf eine Dach- als hinterlüftete Konstruktion mit 4 mm dicken, verdeckt terrasse. Das Dach ist teilweise als extensives Gründach montieren Aluminiumblechen ausgeführt. 28
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN ANERKENNUNGEN | Wohnungsbau Mehrfamilienhaus Neubau Wohnungsbau & Kita im Prinz-Eugen-Park BAUHERR GWG Städtische Wohnungs gesellschaft München mbH PROJEKT Wohnungsbau & Kita im Prinz-Eugen-Park 81927 München ARCHITEKT Rapp Architekten, Dipl. Ing. (FH) Stefan Rapp Freier Architekt BDA KONSTRUKTION Holz-Hybridbauweise DÄMMUNG EPS und Mineralwolle Ausblick nach Osten / Fotos: Conné van d'Grachten Würdigung der Jury Die klar gegliederte Gebäudestruktur vereint überwie- Die Wohnungen sind in vier vier- bis sechsgeschossigen, gend geförderten Wohnungsbau mit Kitanutzung und kompakten Volumen über dem Sockelgeschoss gefasst, veranschaulicht, dass in diesem Segment ein Gebäude was einen Qualitätsgewinn hinsichtlich Belichtung und in Holz-Hybridbauweise mit hoher Qualität realisiert Ausrichtung schafft. Sie werden vom durchgrünten, viel- werden kann. Wohnungsbaugesellschaften können fältig nutzbaren, östlichen Nachbarschaftshof erschlossen. sich bei der Schaffung von bezahlbarem, verdichtetem Wohnraum in urbanem Milieu an diesem vorbildlichen Die sichtbar belassenen Holz-Beton-Verbunddecken Vorhaben orientieren. sind mit ebensolchen Trägern auf Holzstützen und dem Erschließungskern aus Beton aufgelagert. Die Außen- Das Ensemble umfasst Raum für 57 Wohnungen – da- wände bestehen geschossweise aus nichttragenden, runter 45 geförderte – und für einen Kindergarten mit weitgehend vorgefertigten Holztafelelementen. Deren sechs Gruppen. Das Haus für die Kinder ist eingeschossig gestülpte Fassadenbekleidung aus Holz wechselt geschoss in das mineralische Erdgeschoss des Gebäudekomplexes weise die Richtung, wodurch der Baukörper gegliedert integriert und zeichnet sich im Westen als vorspringen- wird und spannende Lichtspiele erzeugt werden. der Sockelbereich ab, aus dem sich alle Gruppenräume zum geschützten Gartenbereich orientieren. Die innen liegenden Flur- und Garderobenbereiche erhalten über Oberlichter Tageslicht und haben zusätzlich mehrfachen Ausblick und Ausgang zum Garten. 29
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN ANERKENNUNGEN | Wohnungsbau Mehrfamilienhaus Neubau Holzhaus Leipzig-Lindenau BAUHERR Baugemeinschaft Z8 GbR PROJEKT Holzhaus Leipzig-Lindenau 04177 Leipzig ARCHITEKT ASUNA/Dipl. Ing. (FH) Architekt Dirk Stenzel KONSTRUKTION Massivholzbauweise DÄMMUNG EPS und Steinwolle Innenansicht – Wohnen / Fotos: Peter Eichler, Claus M. Morgenstern, Martin Jehnichen Würdigung der Jury Die Bauherrengemeinschaft Z8 hat in Leipzig ein selbst- nächsten Jahrzehnte im Gebäude gebunden. Die Roh- genutztes Wohn- und Geschäftshaus in Massivholz- baukonstruktion orientiert sich am Konzept der Cradle- bauweise errichtet und führt damit ambitioniert die to-cradle-Denkweise und ist vollständig rückbau- und verschiedenen Aspekte von Nachhaltigkeit zusammen. wiederverwendbar. Regenwassernutzungsanlage und Das Gebäude präsentiert sich mit seiner eigenständigen Mobilitätskonzept runden den ökologischen Anspruch ab. Materialität und Formensprache selbstbewusst dem und im urbanen Kontext. Auch im Inneren überzeugt Aufgrund der flexiblen Gebäudestruktur haben die das Projekt mit der Ablesbarkeit der tragenden Holz- Einzelbauherren absolute Freiheit bei der Gestaltung konstruktion, mit der eine helle, freundliche Wohn- und ihrer Grundrisse und damit Einfluss auf die Fassaden- Arbeitsatmosphäre geschaffen wurde. gestaltung. Als besondere Qualität des Gebäudes schließt dieses nach oben mit einem gemeinschaftlichen Dach- Eine Mischnutzung aus Wohnen und Gewerbe, mikro- garten für die Bewohner und Nutzer ab. Die öffentlichen klimatische Aspekte sowie die öffentliche Wegeführung Wege und die Option öffentlicher Veranstaltungen in waren Grundlage für die Planungen. Den ersten öko- der Gewerbeeinheit bilden die Grundlage nachbarschaft- logischen Schritt dieses Vorhabens bildete die Altlasten- licher Einbindung des Gebäudes und der Bewohner. sanierung des vormaligen Tankstellenstandortes. Das gesamte Gebäude mit allen Nutzungseinheiten ist barrierefrei zugänglich. Die Gesamtenergiebilanz des Gebäudes wird durch die Massivholzbauweise und den fast vollständigen Ein- Das Modell der Bauherrengemeinschaft ist ein Weg, satz von regenerativen Energien positiv beeinflusst. um kostengünstigen innerstädtischen Wohnungs- und Durch die Massivholzbauweise bleiben 540 t CO2 für die Gewerbebau zu realisieren. 30
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN ANERKENNUNGEN | Wohnungsbau Einfamilienhaus Neubau Atelier unter Bäumen BAUHERR Frau Mionskowski PROJEKT Atelier unter Bäumen 14552 Michendorf ARCHITEKT Anne Lampen Architekten BDA KONSTRUKTION Holzrahmenbau DÄMMUNG Zellulose Atelier / Fotos: Werner Huthmacher Würdigung der Jury Der respektvolle Umgang mit dem 1937 im Stil der Dem Ateliercharakter entsprechend wurden die Fußbö- Landhausbewegung errichteten Bestandsgebäude und den als geschliffener Estrich ausgeführt. Die überdachte den alten, für die Waldgemeinde Wilhelmshorst so Loggia der kleinen Box und das Bad erhielten thermisch typischen Kiefern führte zu der Entwurfsidee eines behandelte Esche als Bodenbelag, der sich im Eingangs- Ensembles aus drei miteinander verbundenen und doch podest und auf der Terrasse des Altbaus fortsetzt. Die eigenständigen Baukörpern unterschiedlicher Höhe und durchgängige Verwendung des Werkstoffes Holz im Kubatur, die sich in ihrer Unterschiedlichkeit und Eigen- Innen- und Außenbereich schafft eine ruhige optische ständigkeit ergänzen. Weite, die die Leichtigkeit des Entwurfs unterstützt und sich organisch in die Natur des Gartens fortsetzt. Dabei bildet eine kleine, verglaste Box als Eingang und Loggia das Gelenk zwischen Alt- und Neubau . Die Bau- körper stehen in stumpfen Winkeln zueinander, um den Blick in den Garten zu öffnen. Zum schiefergedeckten Walmdach des Altbaus setzen sich der kleine und der große Baukörper mit Gründach ab. Da bereits der Altbau als Holzbau errichtet und mit waa- gerechter, unbehandelter Lärchenholzschalung bekleidet wurde, wurden die neuen Boxen in Holzrahmenbauweise mit Zellulosedämmung umgesetzt und mit angekohlter, senkrechter Lärchenholzschalung ausgeführt. Die großen Schiebeelemente und die freitragend verglaste Ecke lassen sich großzügig komplett öffnen. 31
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN ANERKENNUNGEN | Öffentliche Bauten Neubau Jesuskirche Vohburg BAUHERR Ev.-Luth. Gesamtkirchengemeinde Ingolstadt PROJEKT Jesuskirche Vohburg 85088 Vohburg ARCHITEKT abhd architekten denzinger und partner mbB KONSTRUKTION Holzmassivbauweise DÄMMUNG Holzfaser und Mineralwolle Blick in Sakralraum Richtung Altar mit gläserner Rückwand und sichtbarer Tragwerksstruktur aus Baubuche / Fotos: Maximilian Gottwald Würdigung der Jury Der Neubau der Evangelischen Jesuskirche in Vohburg Charakter verleiht und den Innenraum mit Licht flutet. Um wurde als Ensemble zweier Baukörper, bestehend aus Sonneneinwirkungen zu brechen und gleichermaßen den dem Sakralraum und einem angegliederten Gemeinde- Blick nach außen zu beruhigen, wird die gläserne Fassade zentrum, in Holzmassivbauweise auf Flachgründung von doppelwandig transluzenten Klappläden aus gepulver- errichtet. Der Kirchenraum besticht durch seine schlich- ten Lochblechen umfasst. Die goldene Farbe der Klappläden te Eleganz und die konstruktive Ablesbarkeit der kasset- setzt angenehme Kontraste zu der vorvergrauten Holzfassa- tierten Deckenkonstruktion. Einmal mehr werden die de. Um die aufgesetzte Haube im linken Bereich der gläser- gestalterischen Qualitäten des Holzbaus im Innenraum nen Fassade statisch abzufangen, wurden speziell für diesen eines modernen Kirchenbaus aufgezeigt. Zweck Säulen aus Baubuche gedrechselt und mit ihrer feinen Anmutung im Inneren neben die Scheiben gesetzt. Die konstruktiven Elemente aus Buchen-Furnierschicht- holz wurden so gewählt, dass diese nicht nur die statischen Sowohl das Flachdach des zweigeschossigen Sakralraums und raumbildenden Funktionen übernehmen, sondern als auch das des Gemeindezentrums mit seinen Neben- sich gleichzeitig als sichtbare Elemente im Raum ab- räumen wurden als tragende Massivholzscheibe mit un- zeichnen. Damit konnte auf zusätzliche Verkleidungen terseitiger Akustikverkleidung und aufliegender Wärme- verzichtet werden. Die sichtbare Tragwerkstruktur mit dämmung ausgeführt und als Gründach ausgebildet. Das ihrer technisch anmutenden Ornamentik sorgt für eine Dach des Gemeindezentrums verbindet den Sakralraum stringente und spannende Raumwirkung. mit dem ebenfalls in Holzmassivbauweise gefertigten, freistehenden Glockenturm zu einem Gebäudeensemble. Der Sakralraum wird zudem geprägt von der Ganzglas- Das benachbarte Pfarrhaus blieb unverändert erhalten Fassade, die ihm einen einladenden, transparenten und wurde in das Gesamtensemble eingebunden. 32
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN ANERKENNUNGEN | Öffentliche Bauten Neubau Neubau NABU Bodenseezentrum BAUHERR NABU Naturschutzbund Landesverband Baden-Württemberg PROJEKT Neubau NABU Bodenseezentrum 78479 Reichenau ARCHITEKT Braun+Müller Architekten BDA KONSTRUKTION Holzrahmenbau DÄMMUNG Holzfaser und Zellulose Zimmer / Fotos: Wolfram Janzer Würdigung der Jury Mit diesem Ensemble wurde ein öffentlichkeitswirksa- Bei den Gebäuden in Holzrahmenbauweise wurde gro- mes Demonstrationsgebäude geschaffen, das hohe archi- ßer Wert auf nachhaltige Baustoffe gelegt. Die Fassaden tektonische Qualität mit dem Einsatz von nachwachsen- sind mit heimischer Weißtanne bekleidet, die auch für den Rohstoffen verbindet. die Fenster, als Bodenbelag und zur Wand- und Decken- bekleidung verwendet wurde. Selbst entwickelte Glas- Das NABU Bodenseezentrum ist Ausstellungs- sowie strukturen bieten Vogelschutz und prägen das Gebäude. Arbeits- und Wohnstätte für die NABU-Mitarbeiter. Die Auf die Verwendung von heimischen Hölzern wurde Gebäudegruppe aus drei polygonalen Körpern defi- insgesamt großer Wert gelegt. niert Eingangssituationen, Aufenthaltsbereiche und die Öffnung zur Riedlandschaft. Im Hof ist ein großzügiges Der Ansatz, nachwachsende Rohstoffe einzusetzen, wur- Holzdeck mit Pflanzeninseln zwischen den Gebäuden de daher ungeachtet der Materialkosten verfolgt. angeordnet. Im nördlichen Haus sind Ausstellung, Büro und Verwal- tung untergebracht, gegenüberliegend die Werkstätten und Lager sowie Wohnungen der Mitarbeiter. Das dritte Gebäude soll 2021 als Markthalle mit Inklusionsbetrieb realisiert werden. 33
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