Deutsches Polen-Institut 2019 - Bericht
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Geleitwort Ein Jahr der Erinnerung Prof. Dr. Rita Süssmuth, Präsidentin Das Jahr 2019 war in besonderem Maße geprägt von histori- scher Erinnerung, vor allem auch in den deutsch-polnischen Beziehungen: Zum 80. Mal jährte sich der Tag, an dem das Dritte Reich die Zweite Republik Polen überfiel. Trotz aller historischer Aufarbeitung muss doch gesagt werden – das Wissen darum, welches Leid Deutsche Polen innerhalb von knapp sechs Jahren zufügten, ist nach wie vor viel zu gering. Mehrere vielbeachtete Staatsbesuche haben daran hoffent- lich etwas verändert. Schon am 1. und 2. August hatte Außen- minister Heiko Maas Warschau besucht, um des Ausbruchs des Warschauer Aufstands 1944 zu gedenken. Und am 1. Sep- tember reiste nicht nur Bundespräsident Frank-Walter Stein- meier nach Polen, um am Jahrestag des Kriegsbeginns in Wieluń und in Warschau zu sein, sondern auch Bundeskanz- lerin Angela Merkel zeigte durch ihren Kurzbesuch in der pol- nischen Hauptstadt, welche Bedeutung die deutsche Politik der Erinnerung an die tragischsten Jahre im deutsch-polni- schen Verhältnis beimisst. Merkels Besuch in Auschwitz am 6. Dezember zum zehnjährigen Bestehen der Stiftung Ausch- witz-Birkenau war ein weiteres wichtiges Zeichen: Deutsch- land wird nie vergessen! Am 1. September war es dann neben einem Gedenkgottes- dienst im Berliner Dom ein vom Deutschen Polen-Institut or- ganisierter Gedenkakt an der Ruine des Anhalter Bahnhofs, der ein notwendiges Zeichen setzte: Wir müssen diesen Tag, den Tag des Überfalls auf Polen, noch deutlicher in den Ge- denkkalender der Bundesrepublik aufnehmen. Das Jahr 2019 war aber nicht nur ein Jahr der Geschichte, sondern auch der Zukunft: So erreichte der deutsch-polni- sche Handelsaustausch noch nie dagewesene Werte. Und für das Deutsche Polen-Institut war es ein Jahr des Umbruchs: Ende September schied sein langjähriger Direktor Dieter Bin- gen aus dem Amt. Seine Abschiedsfeier in Darmstadt war An- lass, auf zwei erfolgreiche Jahrzehnte zurückzublicken. Sei- nem Nachfolger Peter Oliver Loew wünsche ich eine glückliche Hand – das Institut mit seinem großartigen Team ist für das Miteinander unserer beiden Länder unverändert von zentraler Bedeutung.
Einführung Ein Jahr des Wandels Prof. Dr. Peter Oliver Loew, Direktor Zum ersten Mal habe ich das Vergnügen, Sie als Direktor des Deutschen Polen-Instituts dazu einzuladen, sich mit der Tä- tigkeit des Instituts im Jahr 2019 vertraut zu machen. Nach- dem mein Vorgänger Dieter Bingen im September 2019 nach zwanzig Jahren im Amt des Direktors seinen Ruhestand an- trat, stellten sich natürlich Fragen: Was wird neu? Oder bleibt alles beim Alten? Ich würde sagen, dass der goldene Weg in der Mitte liegt. Keine Revolution erwartet das DPI, wohl aber eine Evolution. Das immense symbolische Kapital, welches das Institut unter seinen beiden bisherigen Direktoren Karl Dedecius und Die- ter Bingen angesammelt hat, ist Ansporn, weiter für den deutsch-polnischen Dialog, für die bessere Kenntnis Polens in Deutschland zu arbeiten. Die beiderseitigen Beziehungen haben eine bemerkenswerte Dichte erlangt, verlangen aber nach wie vor eine wohlwollende Begleitung, die auch vor schwierigen Fragen nicht zurückschreckt. Meine ersten drei Amtsmonate im Herbst 2019 waren eine Phase des Übergangs, der Bestandsaufnahme und der Wei- chenstellung zur Vorbereitung neuer Projekte. Da ich aber bereits seit 2002 im DPI arbeite, blicke ich auch mit Stolz und Überzeugung auf all die Projekte zurück, die wir im vergange- nen Jahr entwickelt und umgesetzt haben. Das Gedenken an Polens Erfahrungen unter deutscher Besatzungsherrschaft führt in eine Zukunft besseren Verstehens. Die Forschungs- projekte zu Städtepartnerschaften und Kommunikation er- möglichen es, die bilateralen Beziehungen besser kennenzu- lernen und Handlungsempfehlungen zu geben. Durch unser Engagement in den Schulen erreichen wir tausende junger Menschen und machen sie mit Polen vertraut. Die Ausstellung zu „Polen in RheinMain“ bietet Einblicke in unbekannte Ge- schichten. Unsere Publikationen liefern wertvolle Hinter- grundinformationen. Mit diesen Projekten und mit einer Fülle weiterer Veranstaltungen und Aktivitäten macht Sie der vor- liegende Arbeitsbericht vertraut. Ich freue mich auf die weitere Arbeit mit meinen engagierten Kolleginnen und Kollegen. Wir alle sind neugierig auf Polen und seine Menschen, auf spannende Entdeckungen und die Möglichkeit, all dies an Sie weiterzugeben.
Inhalt 1 Unsere Projektarbeit 1.1 Ereignisse des Jahres...................................................... 8 1.2 Wissenschaft. . ............................................................ 16 1.3 Rund um die Politik . . ................................................. 20 1.4 Bildung und Schule.................................................... 22 1.5 Publikationen............................................................ 26 1.6 Öffentliche Veranstaltungen.. ....................................... 32 1.7 Chronik.................................................................... 44 2 Unsere Infrastruktur 2.1 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit . . ................................ 50 2.2 Spezialbibliothek / Archive.......................................... 52 2.3 Zahlen & Fakten ........................................................ 54 3 Anhang 3.1 L ehrveranstaltungen, Vorträge, Veröffentlichungen, Auszeichnungen ........................................................ 60 6
1.1 Ereignisse des Jahres Im Leben jeder Einrichtung gibt es ganz besondere Ereignisse. Das DPI hatte 2019 mehrere davon. Ein- schneidend war sicherlich der Wechsel in der Instituts leitung. Auf andere Weise wichtig war das vom DPI initiierte Gedenken zum 1. September vor der Ruine des Anhalter Bahnhofs in Berlin, dem für ein Mahnmal Dr. Peter Oliver Loew an die Opfer Polens im – neuer Direktor des Zweiten Weltkrieg vorge Deutschen Polen- schlagenen Platz. Instituts Dr. Peter Oliver Loew übernahm am 1. Oktober 2019 die Amtsgeschäfte als neuer Direktor des Deutschen Polen-Insti- tuts. Das Kuratorium des Instituts hatte Loew bereits im Mai 2019 zum Nachfolger von Prof. Dr. Dieter Bingen gewählt. Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch ist davon überzeugt, dass mit Peter Oliver Loew ein hervorragender Kandidat ausgewählt wurde, der die Arbeit des Deutschen Po- len-Instituts künftig mit seiner Fachkenntnis und großem En- gagement gestalten wird. Peter Oliver Loew war seit 2002 Stellvertreter des Direktors des Deutschen Polen-Instituts in wissenschaftlichen Fragen. Zur Zukunft des Deutschen Polen-Instituts sagte Loew zu sei- nem Amtsantritt: „Keine Revolutionen! Das bisher schon sehr gut aufgestellte Institut soll sich in den nächsten Monaten und Jahren harmonisch weiterentwickeln. Schwerpunkte sind auch weiterhin die politische Analyse und die Begleitung po- litischer Prozesse, die Vernetzung polenbezogener Wissen- schaft sowie Schule, Bildung und Kultur. Neue Veranstal- tungsformate, Publikationsformen und Forschungsprojekte werden das Instituts-Portfolio ergänzen“. 8
Verabschiedung Die Staatsministerin im Hessischen Ministerium für Wissen- schaft und Kunst, Ayse Asar, sprach von der Rolle des Instituts Prof. Dr. Dieter Bingen als Katalysator der guten hessisch-polnischen Beziehungen, die sich vor allem in der aktiven Begleitung der intensiven Partnerschaft mit der Region Wielkopolska durch Dieter Bin- Am 26. September 2019 verabschiedeten ca. 250 Gäste aus gen und das Institut wiederspiegele. Die Beauftragte für in- ganz Deutschland und aus Polen in einer feierlichen Veran- ternationale Beziehungen bei der Kultusministerkonferenz staltung im Kongresszentrum darmstadtium Prof. Dr. Dieter Angela Krill de Capello würdigte anschließend die Bedeutung Bingen als Direktor des Deutschen Polen-Instituts. des Instituts für die deutschen Bundesländer. Sie erwähnte ein von ihr während einer Zugfahrt aufgeschnapptes Ge- Darmstadts Oberbürgermeister und DPI-Kuratoriumsvorsit- spräch unter Jugendlichen, die auf die hervorragende Tätig- zender Jochen Partsch begrüßte den scheidenden Direktor keit des PolenMobils zu sprechen kamen. Und schließlich und die Gäste. In seiner Ansprache würdigte Partsch die viel- sprach Cornelia Pieper, deutsche Generalkonsulin in Danzig fältigen Projekte des Instituts, die unter der Leitung Dieter und ehemalige Staatssekretärin im Auswärtigen Amt, über die Bingens entwickelt wurden. Über die Bedeutung Bingens als Aufnahme des Instituts in den Bundeshaushalt. „Ohne die Be- engagiertem Demokraten, dem die Freundschaft mit Polen harrlichkeit von Dieter Bingen damals“, so Pieper, „hätten wir stets am Herzen lag, sprach DPI-Präsidentin Rita Süssmuth. das gemeinsame Ziel nicht erreicht!“ Sie habe, so Süssmuth, Bingen immer als leidenschaftlichen Fürsprecher unseres Nachbarlandes empfunden und glaube Auch die aktuellen und ehemaligen Mitarbeiterinnen und nicht an den „wohlverdienten Ruhestand“. Vielmehr erwarte- Mitarbeiter verabschiedeten sich von ihrem langjährigen Di- ten ihn weitere Aufgaben, etwa die Überzeugungsarbeit für rektor: Neben einer Foto-Präsentation, die von Andrzej Kaluza ein Polen-Denkmal in Berlin. und Matthias Kneip kommentiert wurde, überreichten sie Dieter Bingen ein reich illustriertes Erinnerungsalbum und In der Grußadresse des deutschen Botschafters in Warschau, sangen ihm mit „Sto lat“ ein traditionelles Ständchen, dem Rolf Nikel, der wegen einer Erkrankung nicht an der Feier teil- sich alle Gäste anschlossen. > nehmen konnte, klang die Hoffnung durch, Bingen möge sich weiterhin in die Politik einmischen, wie er das schon seit lan- ger Zeit mit der Kopernikus-Gruppe oder jüngst mit seinem Engagement in der Polendenkmal-Initiative getan habe. Der Generalkonsul der Republik Polen in Köln, Jakub Wawrzyniak, verlas eine Grußadresse des Staatsministers im polnischen Außenministerium Szymon Sękowski vel Sęk, der Bingen im Namen der Republik Polen für dessen Engagement zugunsten des deutsch-polnischen Dialogs dankte. In die anschließende persönliche Würdigung ließ der Generalkonsul launig aner- kennende Kommentare einfließen. Beide hätten nun, so Wa- wrzyniak, eine Adresse in Köln, er hoffe deswegen auf weite- re intensive Kontakte. Oberbürgermeister Jochen Partsch übergibt Dieter Bingen die Johann-Heinrich-Merck-Medaille der Wissenschaftsstadt Darmstadt 9
Überraschend kam danach Oberbürgermeister Partsch noch ein nicht hätte umsetzen können. Er dankte außerdem den einmal auf die Bühne und überreichte dem sichtlich gerühr- Gremien des Instituts, dem Präsidium, dem Kuratorium und ten Bingen für seine Verdienste um die Stadt und die Förde- dem Wissenschaftlichen Beirat für die vertrauensvolle und rung der deutsch-polnischen Beziehungen die Johann-Hein- erfolgreiche Arbeit, und den zahlreichen Zuwendungsgebern rich-Merck-Medaille. Der Geehrte habe sich als Direktor des und Sponsoren. In seinen letzten Bemerkungen beschrieb Deutschen-Polen-Instituts seit 1999 auf den Gebieten der der scheidende Direktor das Movens seines lebenslangen Be- Politik und der Kultur zum Wohle der Allgemeinheit verdient mühens um eine Verständigung mit Polen. Es seien die funda- gemacht, so die Laudatio des Darmstädter Magistrats. mentalen ethischen Grundsätze, die von Respekt und Würde gegenüber dem Anderen getragen würden, wobei das Gegen- In seiner Abschiedsrede dankte Bingen den Mitarbeiterinnen über der Einzelne, aber auch eine Gesellschaft und Nation und Mitarbeitern des Instituts, ohne deren großes Engage- sein könne. Nach diesen Worten zog Bingen mit einer symbo- ment er seine Vision der Wirkung des Instituts in die deut- lischen Geste seinen Hut und dankte den Gästen, die mit sche politische, wissenschaftliche und kulturelle Szene hin- Standing Ovations antworteten. 10
»Seitdem ich halbwegs vernünftig denken kann, nicht erst seit 20 Jahren, hat mich eines bewegt: Ein bestimmten ethischen Normen verpflichte- 1 2 tes Handeln, das die Würde und den Respekt gegenüber dem Nächsten einschließt. Würde und Respekt, Anstand sind nicht nur Schlüssel- begriffe für das zwischenmenschliche Miteinan- der, sondern auch solche, ohne die die Politik, in der es vor allem um Machterwerb und Machter- halt geht, nicht auskommt, wenn sie nicht nur ein zynisches und verlogenes Spiel um die Herr- schaft über andere sein will. « Dieter Bingen, Dank und Gedanken, 26.09.2019 3 4 1 Musikalische Akzente von Margaux und den Banditen 2 Rita Süssmuth 3 Jakub Wawrzyniak 4 Martin Kremer 11
Engagement für ein Polen-Denkmal: So fand am 1. September 2019 eine Gedenk-Veranstaltung Eine Leerstelle der zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen am Askanischen Platz in Berlin statt, einem möglichen Standort deutschen Erinnerung des Denkmals, bei der neben den Denkmal-Initiatoren u. a. schließen die Sejm-Marschallin Elżbieta Witek und der Bundestagsprä- sident Wolfgang Schäuble teilgenahmen und sprachen. Am nächsten Tag, dem 2. September 2019, lud das Institut zu- P ROJE K T L E I T U NG : Dieter Bingen, Emilie Mansfeld sammen mit der Senatskanzlei Berlin und der Bundeszentrale für politische Bildung zu einem Podiumsgespräch mit dem Ein großes Anliegen in den letzten Dienstmonaten als DPI- Zeitzeugen und ehemaligen Warschauer Aufständischen Prof. Direktor war für Dieter Bingen die Errichtung eines Polen- Dr. Zbigniew Anthony Kruszewski (El Paso, Texas) ein. Kru Denkmals in Berlin, mit dem den polnischen Opfern des deut- szewski sagte als ehemaliger Teilnehmer am Warschauer Auf- schen Überfalls 1939 und der brutalen Besatzungspolitik stand, dass ein deutsches Denkmal für die Polen von heute 1939 – 1945 in Polen gedacht werden soll. Bingen gehört zu einen hohen moralischen Wert habe und dass er sich nicht den Ideengebern eines Aufrufs, der mittlerweile von mehre- hätte träumen lassen, am Ende seines langen Lebens (Jahr- ren hundert Personen des öffentlichen Lebens unterzeichnet gang 1928) noch einmal nach Berlin eingeladen zu werden wurde. Ein entsprechender Beschluss des Bundestages war und vor einem deutschen Publikum über seine Erfahrungen Ende 2019 in Vorbereitung. Die Denkmal-Idee wurde das ge- mit Deutschen zu sprechen. Bei dieser Gelegenheit wurde die samte Jahr hindurch vom Berliner Büro des DPI in organisato- neue, von der Bundeszentrale für politische Bildung verlegte rischer, medialer und öffentlichkeitsbezogener Hinsicht un- Publikation von Dieter Bingen und Simon Lengemann „Deut- terstützt. Auch 2019 hat das Institut in dem Zusammenhang sche Besatzungspolitik in Polen 1939 – 1945. Eine Leerstelle öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen in Berlin gestaltet. deutscher Erinnerung?“ vorgestellt. 12
»Nur wer dem anderen zuhört, wer den Blick- winkel des anderen auf die Vergangenheit ver- steht, kann eine Ordnung schaffen, die dem eigenen und dem Bedürfnis des anderen gerecht wird. Ein Denkmal zur Würdigung polnischer Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherr- schaft kann dazu beitragen.« Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble »Der Bau dieses Denkmals wird als Mittel gese- hen, die vorhandenen Wissenslücken zu füllen Gedenken an der Ruine des Anhalter Bahnhofs in und das nicht ausreichende Bewusstsein der Berlin am 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Menschen in Deutschland zu verbessern. Das Polen mit u. a. Zbigniew Anthony Kruszewski, Dieter Denkmal ist eine moralische Wiedergutmachung Bingen, Elżbieta Witek und Wolfgang Schäuble für die Millionen von Opfern der deutschen Besatzung in Polen.« Polnische Sejmmarschallin Elżbieta Witek »So wie aus der Mitte der Gesellschaft das Unge- heuerliche geboren wurde, so gibt es Zuversicht, dass aus der Mitte unserer Gesellschaft ein Be- kenntnis kommt: Wir haben es verstanden, wir wollen um der Verständigung zwischen Deut- schen und Polen willen und um unserer selbst willen unseren Respekt bezeugen und auf dieser Lesehinweis Deutsche Besatzungspolitik in Polen 1939 – 1945 Grundlage Neues wagen.« Eine Leerstelle deutscher Erinnerung? Herausgegeben Prof. Dr. Dieter Bingen von Dieter Bingen und Simon Lengemann, Bonn 2019, 163 S., BpB-Bestellnummer: 10398 Dieter Bingen / Simon Lengemann (Hrsg.) Deutsche Besatzungspolitik in Polen 1939 – 1945 Dieter Bingen / Simon Lengemann (Hrsg.) Deutsche Besatzungspolitik in Polen 1939 – 1945 Eine Leerstelle deutscher Erinnerung? Band 10398 13
1 2 »Auch der 1. September 1939, Auftakt für das Das Polen-Denkmal war auch Thema der Podiumsdiskussion „Opfer der deutschen Besatzungspolitik in Polen 1939 – 1945. polnische Leid unter deutscher Besatzung, bleibt Was erinnern? Wie gedenken?“ die am 11. März 2019 in der eigenartig blass. Noch mehr gilt das für den Vertretung des Landes Brandenburg in Berlin stattfand. 23. August desselben Jahres, als mit dem Hitler- Staatssekretär Martin Gorholt betonte in seiner Eröffnungs Stalin-Pakt die Grundlage für den deutschen und rede die Bedeutung aktueller deutsch-polnischer Debatten, am 17. September den sowjetischen Angriff auf die auch durch die umfangreichen Aktivitäten des Landes Polen und die Teilung des Landes zwischen Brandenburg unterstützt werden. DPI-Direktor Prof. Dr. Dieter Bingen merkte an, dass man die Diskussion gerade vor dem Deutschland und der Sowjetunion gelegt wurde. Hintergrund des nahenden achtzigsten Jahrestags des Be- In dieser Blässe des Wissens spiegelt sich das ginns des Zweiten Weltkrieges am 1. September 2019 – zu- Ausbleiben von Empathie, ja eine gewisse Gleich- gleich des deutschen Überfalls auf Polen – intensivieren müs- se, da in der deutschen Öffentlichkeit Wissen um die deutsche gültigkeit angesichts dessen, was den Bürgerin- Vernichtungs- und Versklavungspolitik in Polen kaum vorhan- nen und Bürgern Polens durch die deutsche den sei. Dagegen sei das Thema in Polen ein fester Bestandteil Besatzungspolitik seit den Septembertagen 1939 von Erinnerung. Diese Asymmetrie beweise einen Mangel an Empathie und wirke sich schädlich auf die deutsch-polnische bis in die letzten Kriegsmonate widerfuhr.« Verständigung sowie die aktuellen bilateralen Beziehungen Aus der Einleitung von Dieter Bingen und Simon aus. Der Jenaer Zeithistoriker Dr. Raphael Utz schlug in seinem bemerkenswerten Impulsvortrag, der im Publikum große Be- Lengemann zur BpB-Publikation „Deutsche troffenheit auslöste, einen Bogen von geschichtlichen Verfäl- Besatzungspolitik in Polen 1939-1945“ schungen in populären deutschen Fernsehserien über die his- torischen Spezifika des deutschen Vernichtungskriegs in Polen bis zur heutigen nachbarschaftlichen Zusammenarbeit in Europa. Als Grunderfahrungen der Polinnen und Polen wäh- rend der deutschen Besatzungsherrschaft machte er Entrech- tung, Vertreibung, Enteignung und Massenmord aus. 14
3 1 Dieter Bingen im Gespräch mit Zbigniew Anthony Kruszewski am 2. September in Berlin 2 Begrüßung durch Sawsan Chebli, Staatssekretätin für Bürgerschaftli- ches Engagement und Internationales in der Berliner Senatskanzlei 3 Diskussion am 11. März mit Raphael Utz, Kathrin Steffens, Joanna Stolarek, Martin Aust, Annemarie Franke Gedenken in Darmstadt Dr. Peter Oliver Loew sprach am 1. September 2019 bei einem von Dekanin Ulrike Schmidt-Hesse geleiteten Friedensgottesdienst in der Darmstädter Stadtkirche über die Erfahrungen Polens im Zweiten Weltkrieg, „der das ganze Land, der alle Menschen bis heute beschäftigt, aufwühlt, zerreißt, der die polnische Gegenwart – oft unsichtbar – prägt“. Am Podiumsgespräch unter der Moderation der Journalistin Joanna Stolarek stellte keiner der Diskussionsteilnehmer – die Zeithistorikerinnen und Zeithistoriker Prof. Dr. Martin Aust (Bonn), Dr. Annemarie Franke (Warschau) und Dr. Katrin Stef- fen (Lüneburg/Hamburg) sowie Dr. Utz – die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit dem Thema infrage. Im Mittel- punkt des anregenden Gesprächs standen Überlegungen über mögliche Instrumente im Bereich der öffentlichen Wis- sensvermittlung und der Weiterentwicklung der deutschen Erinnerungskultur. Dabei wurde auch auf die Bedeutung von aktuell in der politischen Diskussion stehenden Projekten wie des Aufrufs zur Errichtung eines Denkmals für die Opfer der deutschen Besatzung in Polen 1939 – 1945 in der Mitte Berlins für die Beförderung der nötigen öffentlichen Debatte in Deutschland unterstrichen. Allein schon die Diskussion über ein Denkmal sei ein höchst wichtiger Beitrag zur histori- schen Aufklärung und zu Sensibilisierung für die Notwendig- keit, eine Leerstelle in der deutschen Erinnerungskultur zu füllen. 15
1.2 Wissenschaft Praxisbezogene Forschung Wissenschaftliche Projekte ist einer der Schwerpunkte Deutsch-polnische der DPI-Aktivitäten. Mit Städtepartnerschaften ausgewählten Vorhaben Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung sollen Multiplikatoren und FÖR D ER ER : KOOPER ATIONSPARTNER : Institut für öffentliche Angelegen- eine breitere Öffentlichkeit heiten (Warschau), Deutsches Polen-Institut (Darmstadt). PROJEKTL EITUNG: Prof. Dr. Peter Oliver Loew (DPI, Darm- relevante, wissenschaftlich stadt), Dr. Agnieszka Łada (Institut für öffentliche Angele- genheiten, Warschau). gesicherte Informationen PROJEKTMITAR BEITER : Paulina Piwowarczyk (Institut für öf- fentliche Angelegenheiten), Sandra Schwach M.A. (DPI, über Polen und die deutsch- Darmstadt) polnischen Beziehungen Deutsch-polnische Städtepartnerschaften sind eine wesentli- che Ebene der bilateralen Beziehungen. Das enge Netz von erhalten. Diese Aktivitäten Verschwisterungen und das Engagement zahlreicher Perso- wurden 2019 intensiviert. nen auf unterschiedlichen Ebenen an der Ausgestaltung der Partnerschaften sind in den vergangenen Jahrzehnten ein Unverändert bedeutsam wesentlicher Faktor für die Intensivierung der deutsch-polni- schen Nachbarschaft und die Entwicklung des europäischen ist die Nachwuchsförderung Integrationsprozesses gewesen. Die Ausgestaltung dieser Ko- operationen, ihre Gründe, Intensität und Ergebnisse variieren in Gestalt der bewährten allerdings. Unsere Forschungen zielen darauf ab, diese For- men und Motivationen für die Zusammenarbeit, die damit Sommerakademie und des verbundenen Herausforderungen als auch Erfolgsmodelle (best practice) zu untersuchen. Stipendienprogramms. Die Arbeit an dem Projekt begann im Frühjahr 2019 und soll- te bis Mitte 2020 fortdauern. Das Team in Darmstadt und Warschau führte mehr als 50 Interviews mit zentralen Part- nerschaftsakteuren in ausgewählten Städten Polens und Deutschlands. Außerdem wurde eine Online-Umfrage vorbe- reitet, die jeweils an mehrere hundert Städte in beiden Län- dern ging. Mit ersten Ergebnissen war für Frühjahr 2020 zu rechnen, die Veröffentlichung ist für Mitte 2020 geplant. Genau darum geht es, in jeder Stadt muss es jemanden geben, der sich engagiert. Selbst wenn sich die Bürgermeister einig sind und die Zusam- menarbeit fortführen wollen, dann muss es auf der unteren Ebene funktionieren, einer muss das vorantreiben. Stadtverwaltung, Polen 16
Das Projektteam bei der Auftaktsitzung in Warschau. V.l.n.r.: Peter Oliver Loew, Indira Dupuis, Beata Ociepka, Agnieszka Łada, Waldemar Czachur und Paulina Piwowarczyk Nun fehlt es nach wie vor an einer Analyse des Kommunikati- Wissenschaftliche Projekte onsprozesses und der Entstehung nationaler Diskurse, die Akteure, Felder, Wege sich als Ergebnis der (Inter-)Aktion vieler Akteure mit unter- schiedlichen Instrumenten und Kommunikationsstilen beein- – deutsch-polnische flussen. Daher fragt das Projekt nicht nur, wie Polen und Deut- sche über den jeweils anderen kommunizieren, sondern vor Kommunikation: allem, wie sie in verschiedenen Bereichen miteinander kom- munizieren, wie dies die gegenseitige Wahrnehmung und wie Miteinander und die Wahrnehmung ihrerseits die Kommunikation beeinflusst. übereinander Es konzentriert sich auf die Analyse mehrerer ausgewählter Themenbereiche, die in den letzten Jahren für die deutsch- polnische Kommunikation von entscheidender Bedeutung sind: europäische Integration, Wirtschaft und historische The- FÖ R D E R E R :Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung men. Dr. Peter Oliver Loew (DPI, Darmstadt), P ROJE K T L E I T U N G : Dr. Agnieszka Łada (Institut für öffentliche Angelegenhei- Das Projekt startete im Herbst 2019 mit einem Auftaktge- ten, Warschau). spräch der Projektbeteiligten in Warschau und ersten kon- KO O P E R AT I O NS PA RT N ER: Institut für öffentliche Angelegen- zeptionellen Arbeiten sowie zahlreichen Experteninterviews. heiten (Warschau), Deutsches Polen-Institut (Darmstadt). Weitere Workshops und erste Teilveröffentlichungen sind für P ROJE K T M I TA R BEIT ER: Prof. Dr. Waldemar Czachur (Univer- 2020 geplant. sität Warschau), Dr. Indira Dupuis (Freie Universität Berlin), Dr. Jacek Kucharczyk (Direktor, Institut für öffentliche An- gelegenheiten), Prof. Dr. Beata Łaciak (Institut für öffentli- che Angelegenheiten), Prof. Dr. Beata Ociepka (Universität Breslau), Paulina Piwowarczyk (Institut für öffentliche An- gelegenheiten). Bei diesem von der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstif- tung geförderten Projekt soll anhand einer komplexen Analy- se untersucht werden, wie Deutsche und Polen in den ver- gangenen Jahren kommunizieren – miteinander und übereinander, da nicht jede Kommunikation auch einen Aus- tausch auf Augenhöhe bedeutet. Im Fall von Deutschland und Polen haben wir es vielmehr mit einem von vielfältigen Asym- metrien geprägten Kommunikationsgeschehen zu tun. 17
Wissenschaftliche Vorträge Zwischen Expertise, Politik und Moral. Zur Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Polen nach 1945 P ROJE K T L E I T U NG : Peter Oliver Loew Die in Halle lehrende Historikerin Paulina Gulińska-Jurgiel stellte am 5. Juni 2019 im Frankfurter Fritz-Bauer-Institut in Zusammenarbeit mit dem DPI Ergebnisse ihrer aktuellen For- schungen vor. Dabei schilderte sie im Überblick, wie die Volksrepublik Polen mit den NS-Verbrechern abrechnete und welche Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland es da- bei gab. Ein gut gefüllter Hörsaal lauschte den Ausführungen trotz großer Hitze sehr aufmerksam. Wissenschaftlicher Nachwuchs Die Sommerakademie des Deutschen Wissenschaftliche Vorträge Polen-Instituts Polen im Wachtraum. PROJEKTL EITUNG: Peter Oliver Loew, Manfred Mack Die Revolution FÖR D ER ER : Sanddorf-Stiftung 1939 – 1956 und ihre Die Sommerakademie des Deutschen Polen-Instituts fand im August 2019 statt. Sie beschäftigte sich mit dem Rahmenthe- Folgen ma „Migration“. Die ersten vier Tage fanden im Haus Schlesi- en in Königswinter statt, die weiteren Tage in Darmstadt. Den Eröffnungsvortrag hielt Prof. Dr. Beata Halicka (Universität Po- P ROJE K T L E I T U NG : Andrzej Kaluza sen) zum Thema „Migrationen und Grenzen. Bevölkerungsver- schiebungen und deren Folgen in Europa des 20. Jahrhun- In einer ebenfalls mit dem Fritz-Bauer-Institut organisierten derts.“ Zum Programm gehörten auch Führung durch die Veranstaltung sprach Prof. Andrzej Leder am 4. Dezember Ausstellungen im Haus Schlesien, eine Exkursion ins Haus der 2019 zum Thema seines 2019 auf Deutsch erschienenen Geschichte in Bonn und ein Gespräch mit Stephan Rauhut Werks „Polen im Wachtraum. Die Revolution 1939 – 1956 und und Roland Zillmann vom Bund der Vertriebenen. Der externe ihre Folgen“. Der Kulturphilosoph Andrzej Leder analysiert in Auftakt bewährte sich aus gruppendynamischen Gründen er- seinem historischen Essay den Kern der gesellschaftlichen neut. Umwälzungen Ostmitteleuropas zwischen 1939 und 1956: die Ermordung der polnischen Juden unter deutscher Besat- Es wurden drei Seminare angeboten: zung sowie die Zerstörung des kulturprägenden Landadels Seminar 1: (Zwangs-) Migrationen: Konzepte und Perspekti- als Folge der nach 1945 aufgezwungenen kommunistischen ven der Geschichtswissenschaft. Dozentin: Jun.-Prof. Dr. Ma- Ordnung. Leder argumentiert, dass es sich dabei um eine Re- ren Röger. volution handelte, die bis in die Gegenwart nachwirkt. Das Er- Seminar 2: Migrationserfahrungen in der Literatur an deutsch- scheinen des polnischen Originals löste 2014 eine breite Dis- sprachigen Beispielen aus der Sicht der interkulturellen Ger- kussion aus, weil Andrzej Leder darin das systematische manistik. Dozentin: Prof. Dr. Brigitta Helbig-Mischewski. Ausblenden des Subjektcharakters der Akteure im Zuge der Seminar 3: Ethnic dimention of migration processes - pros „polnischen Revolution“ aufzeigt. Eine Zusammenfassung der and cons. Dozent: Dr. hab. Michał Nowosielski. In einer Abend- wichtigsten Thesen des Buches fand vor einem Jahr Einzug in veranstaltung referierte Grzegorz Lityński über das Thema das Jahrbuch Polen 2018 Mythen. „Migration in der Fotografie“. 18
Wissenschaftlicher Nachwuchs Stipendien des Deutschen Polen-Instituts VER ANTWORTL ICH: Peter Oliver Loew FÖR D ER ER : Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen 2019 vergab das Institut vier Forschungsstipendien, die zu ei- nem mehrwöchigen Bibliotheksaufenthalt im Institut berech- tigten. Drei Stipendiatinnen und Stipendiaten stellten ihre Vorhaben bei Kolloquien vor, teils im Rahmen der DPI-Som- merakademie, während ein weiteres Stipendium in das Jahr 2020 verschoben wurde. Breysach, Dr. habil. Barbara (Frankfurt/O.): Adolf Rudnickis Essay „Lato“ (1938): Übersetzung, Kommentar und Edition ei- nes Zeitdokuments Szymańska, Joanna, M. A.: Regionale Dimensionen. Eine ver- gleichende Analyse der Ermland-Masurischen Woiwodschaft mit dem Kaliningrader Gebiet Wiede, Johann, M. A.: Literatur der Zwischenzeit. Die Displaced Persons in der polnischen (Exil-) Literatur. Dreizehn Nachwuchswissenschaftler*innen aus Deutschland und Polen nahmen diesmal an der Sommerakademie teil, die erneut bekräftigte, dass sie als Forum für die Vernetzung des wissenschaftlichen Nachwuchses von enormer Bedeutung ist. Brygida Helbig: Kleine Himmel. Buchvorstellung und Gespräch. Moderation: Manfred Mack Am 29. August las im Rahmen der Sommerakademie die Berliner Autorin Brygida Helbig aus ihrem Buch „Kleine Himmel“. In ihrem Buch beschreibt Helbig die Lebens geschichte einer deutsch-polnischen Familie zwischen Galizien, dem Warthegau, Kasachstan und Deutschland. Freiwillige und erzwungene Migrationen und die immer wieder neue Entdeckung unbekannter Vergangenheiten kennzeichnen dieses Buch. Ein zahlreiches Publikum kam zur Lesung im stimmungsvollen Schlosskeller, der gleich neben dem DPI vom Asta an der TU Darmstadt betrieben wird. 19
1.3 Rund um die Politik Vermittlung und Vernetzung PiS 235 KO 134 sind Kernaufgaben des SLD Deutschen Polen-Instituts, 49 und dies auf unterschiedli- PSL 30 chen Gebieten. Im Bereich der Konföderation Freiheit und Unabhängigkeit politiknahen Begleitung hat 11 Deutsche das DPI in den vergangenen Minderheit* 1 beiden Jahrzehnten vieles aufgebaut. 2019 stand hier Wahlanalyse im Zeichen eines Umbruchs. zu den Während sich das „politische Sejm-Wahlen Berlin“ vor allem mit Erinne- PROJEKTL EITUNG: Andrzej Kaluza, Peter Oliver Loew rungskultur und den Bemü- Am 14. Oktober 2019, einen Tag nach den polnischen Parla- hungen zur Schaffung eines mentswahlen, lud das Deutsche Polen-Institut zu einer politi- schen Bewertung der Wahlen für Polen, Deutschland und Eu- „Polen-Denkmals“ beschäftig- ropa ins Darmstädter Residenzschloss ein. Peter Oliver Loew und Andrzej Kaluza präsentierten die Wahlergebnisse zum te, begann für die deutsch- Sejm und zum Senat und analysierten die mögliche politische Entwicklung in Polen nach dem Wahlsieg der Regierungskoa- polnische Expertengruppe lition „Vereinigte Rechte“, die von der Partei Recht und Ge- rechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość, PiS) angeführt wird. Da eine neue Etappe. jedoch bei den nach dem Mehrheitswahlrecht entschiedenen Wahlen zum Senat die Opposition knapp gewann, zeichneten sich bessere Möglichkeiten der Oppositionsparteien ab, Ein- fluss auf das politische Geschehen zu nehmen. Vorgestellt und kommentiert wurden auch die hohe Wahlbeteiligung, die geografische und die demografische Stimmverteilung sowie mögliche Folgen für das deutsch-polnische Verhältnis. Ange- sichts der Konflikte zwischen der polnischen Regierung und der EU-Kommission in Hinblick auf die polnischen Justizre- formen mit ihren Auswirkungen auf die Rechtstaatlichkeit dürfte sich, so die Gastgeber, für eine echte Entspannung je- doch nur wenig Spielraum ergeben. 20
Kopernikus-Gruppe Die wichtigsten Ergebnisse Aus dem Arbeitspapier „Drei mal Zwei für Europa. Wie P ROJE K T L E I T U N G : Dieter Bingen, Peter Oliver Loew eine Stärkung der bilateralen Beziehungen Deutschland- Frankreich, Deutschland-Polen und Frankreich-Polen die Zweimal traf sich die Kopernikus-Gruppe 2019, und beides EU voranbringen kann“: waren keine gewöhnlichen Begegnungen. Bei seiner Sitzung am 21./22. Juni in Warschau ging die Leitung des deutsch- • Die bilateralen Beziehungen in Europa haben an Dyna- polnischen Expertenkreises in neue Hände über. Die Gründer mik verloren und bisherigen Leiter, Dieter Bingen und Kazimierz Wóycicki, • Neue bilaterale Agenden zwischen Deutschland, Polen übergaben die Amtsgeschäfte zu Beginn der Sitzung an Bin- und Frankreich sollten bis Mitte 2020 ausgearbeitet wer- gens Nachfolger als DPI-Direktor, Peter Oliver Loew, und Wal- den, um das gemeinsam Potenzial der drei Länder endlich demar Czachur, Germanistik-Professor an der Universität War- zu nutzen schau und Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Kreisau. • Angesichts fundamentaler politischer Gegensätze sollten Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigten sich aber Projekte im Mittelpunkt stehen nicht nur mit der für 2020 geplanten Neuausrichtung und • Wir empfehlen, dass nationale Strategien stets die Verjüngung der Gruppe, sondern diskutierten auch über ein beiden anderen Partner mitdenken und einbinden Impulsreferat Marek Prawdas, des Leiters der Vertretung der sollten Europäischen Kommission in Warschau. • Wir empfehlen, Polen in die gemeinsamen Rüstungspro- jekte zu integrieren und die militärische Zusammenarbeit Zum zweiten Mal fand sich die Kopernikus-Gruppe am 14./15. zu intensivieren November in Genshagen bei Berlin zusammen, und zwar zu • Wir empfehlen eine trilaterale Zusammenarbeit der einer gemeinsamen Sitzung mit der nach Daniel Vernet be- Kommunen nannten deutsch-französischen Reflexionsgruppe. Das trila- terale Treffen zeigte einmal mehr, wie wichtig es ist, die Bila- Das Papier steht hier zum Download bereit: teralismen, in denen sich viele von uns bewegen, immer https://www.deutsches-polen-institut.de/assets/ wieder von außen zu betrachten und zu vergleichen. So man- downloads/Kopernikus-Papier/Kopernikusgruppe- ches, was in der deutsch-französischen Nachbarschaft vor- Papier-Nr.-31-D.pdf bildlich zu sein scheint, gibt es so oder vielleicht sogar besser auch in den deutsch-polnischen Beziehungen – und anders- herum ist es genauso. Auf zwei Impulsvorträge von den zu- ständigen Referatsleitern im Auswärtigen Amt, Stefan Bantle und Martin Kremer, folgte eine angeregte Diskussion, aus der schließlich ein gemeinsames Arbeitspapier erarbeitet wurde. 21
1.4 Bildung und Schule Trotz aller medialen Angebote sind Schulen für die Vermitt- lung von Wissen nach wie vor bei weitem die wichtigste Ins- tanz. Deshalb ist es dem DPI seit zwei Jahrzehnten eine Herzensangelegenheit, etwas daran zu ändern, dass Polen in der schulischen Praxis so gut wie nicht vorkommt. Und das Internetportal mit beachtlichem Erfolg: Zwei www.poleninderschule.de PolenMobile, eine vielgenutz- te Homepage und viele weite- PROJEKTL EITUNG: Matthias Kneip, Manfred Mack wiss. Hilfskraft: Dorothea Traupe re Veranstaltungen geben Das Internetportal „Polen in der Schule“ wurde 2019 weiter Lehrerinnen und Lehrern im- fortgeführt und durch zusätzliche Rubriken, wie z. B. „Auf geht´s nach Polen“, ergänzt. Bereits bestehende Bereiche mer mehr Möglichkeiten, um wurden inhaltlich ausgebaut. Im Laufe des Jahres wurden drei Newsletter versandt. Die Finanzierung des Projektes wurde ohne großen Aufwand auch bis zum Jahr 2022 sichergestellt. Polen hin und wieder in den Die Seite soll zum einen bisherige Arbeiten des Instituts für Unterricht einfließen zu las- das Internet aufbereiten und ausbauen, zum anderen die technischen Möglichkeiten dieses Mediums zur Vermittlung sen. von polenbezogenen Inhalten für den Unterricht nutzen. In- halte der Seite sind u. a.: Bereitstellung von Materialien für den Unterricht für Lehrer und Schüler (Deutsch/Geschichte/ Gesellschaft/Allgemeine Landeskunde), Arbeitsblätter, Samm- lung von Filmsequenzen für den Unterricht, Forum für Lehrer/ Infobörse, Kontaktforum für Schulen mit Schüleraustausch, Informationen über externe Links, Tipps zur Durchführung von Polentagen. Anregungen der Lehrer und Schüler sollen berücksichtigt und in das Portal integriert werden. 2019 gab es drei Projekttage in den Räumen des DPI. Die Ein- sätze wurden nach dem Vorbild des PolenMobil-Programms durchgeführt. Mit den Materialien des Internetportals „Polen in der Schule“ kann auch auf die spezifischen Wünsche unse- rer Gäste eingegangen werden. 22
PolenMobil Matthias Kneip, Manfred Mack P ROJE K T L E I T U N G : Sebastian Borchers P ROJE K T KO O R D IN AT ION : wiss. Hilfskraft: Barbara Kaczocha PROJEKTPARTNER: Stiftung für deutsch-polnische Zusam- menarbeit, Deutsch-Polnische Gesellschaft Brandenburg, Deutsch-Polnisches Jugendwerk PROJEKTPARTNER: Stiftung für deutsch-polnische Zusam- menarbeit, Sanddorf-Stiftung, C. F. Flick-Stiftung, E-ON, Edis-AG, Lottomittel des Landes Brandenburg Das im September 2015 gestartete Projekt PolenMobil wurde aufgrund der sehr großen Nachfrage ab 2016 mit zwei Fahr- zeugen fortgesetzt und erweitert. 2019 haben beide Polen- mobile 181 Klassen besucht und dabei fast 4.000 Schülerin- nen und Schüler erreicht. Mittlerweile besuchen wir auch Grundschulen ab der 3. Klasse. Hierfür wurden spezielle Mo- dule erarbeitet. Die Nachfrage nach Einsätzen des Polen Mobils – von der Grundschule bis zur Oberstufe, aber auch von Berufsschulen ist unverändert hoch. Die Resonanz so- wohl von Schülerinnen und Schülern als auch vom Lehrperso- nal ist durchweg positiv. Sehr oft buchen die Schulen gleich einen Einsatz für das nächste Jahr. Das Projekt wird im Institut von den Projektleitern Dr. Matthias Kneip und Manfred Mack betreut. Der Projektkoordinator in Berlin, Sebastian Borchers und die Wissenschaftliche Hilfs- kraft Barbara Kaczocha begleiten die Einsätze. Sie werden un- terstützt von über 20 Sprachanimateuren, die auf das gesamte Bundesgebiet verteilt sind. Ein Workshop für die Sprach animateure fand vom 22. – 23.3. am DPI in Darmstadt statt. 23
DPI-Engagement Das PolenMobil vor dem für den Hessischen Schloss Trebnitz beim Kongress Jugendpreis 2019 der Polnisch- lehrerinnen und -lehrer. P ROJE K T L E I T U NG : Andrzej Kaluza Der Hessische Jugendpreis wird seit Anfang der 1990er Jahre vergeben, seit 10 Jahren richtet er sich an die drei Partner regionen Hessens, darunter die polnische Region Wielkopol- ska. Das Institut übernimmt hier seit 2017 Koordinationsauf- gaben mit dem Marschallamt der Woiwodschaft Wielkopolska bei der Auslobung des Wettbewerbs, Bewertung der einge- sendeten Arbeiten und bei der Programmgestaltung der Europa-Woche, in der die Preisträger aus den Partnerregionen nach Hessen kommen. 2019 hat Andrzej Kaluza als Vertreter des DPI vier Mal an Sitzungen der hessischen Jugendpreis-AG teilgenommen und das Programm für die polnischen Gewin- ner am 5. – 7. Mai 2019 in Wiesbaden mitgestaltet. Chętnie po polsku. Regionalkonferenz für Polnischlehrende in Brandenburg PROJEKTL EITUNG: Manfred Mack Polnische Preisträger der Eugeniusz-Kwiatkowski-Oberschu- Das DPI war Kooperationspartner einer vom Bildungs- und le in Jarocin mit Staatssekretär Mark Weinmeister bei der Begegnungszentrum Schloss Trebnitz veranstalteten Konfe- Preisübergabe am 3. Mai 2019 in der Hessischen Staats- renz: „Chętnie po polsku – Gerne auf Polnisch. Erfolge, Hin- kanzlei in Wiesbaden. dernisse und Konzepte zum Thema Polnischunterricht in Brandenburg“. Teilnehmer waren Polnischlehrerinnen und – lehrer, Vertreter der Verwaltung und des Bildungsministeri- ums, Vertreter von gesellschaftlichen Initiativen sowie Exper- ten aus Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern, u. a. vom INTERREG-Projekt „Nachbarspracherwerb von der Kita bis zum Schulabschluss“. Die Teilnahme von Experten aus diesen beiden Bundesländern ermöglichte einen intensi- ven Erfahrungsaustausch über die Möglichkeiten für die pol- nische Sprache zu werben. Das DPI stellte seine Schulprojek- te (Internetplattform www.poleninderschule.de und das PolenMobil) vor. Im Tagungsbericht wurde angeregt, künftige Konferenzen als Dialogforen zwischen den Akteuren und der Verwaltungsebene sowie der Politik anzulegen und gleichzei- tig in Workshops intensiver auf praktische Probleme des Pol- nischunterrichts (Kita, Grundschule, Berufsschule, Eltern arbeit) einzugehen. Ziel sei die Entstehung eines Netzwerks zur Förderung des Polnischunterrichts. 24
Aktivitäten der DPI-Bibliothek für junge Leserinnen und Leser P ROJE K T L E I T U N G : Karolina Walczyk Bereits seit dem Sommer 2018 veranstaltet die Bibliothek des Deutschen Polen-Instituts unter Leitung von Karolina Walczyk zweisprachige deutsch-polnische Workshops für Kinder ab 7 Jahren. Auf der Grundlage von ausgewählten Bü- chern polnischer Autorinnen und Autoren, mithilfe von Quiz- aufgaben, Spielen und angepasster deutsch-polnischer Sprachanimation erfahren die Kinder viel Interessantes zum Am 9. November 2019 fand im Institut ein Workshop über jeweiligen Thema. Dabei stehen aktive Leseförderung und Bäume statt. Zusammen mit dem diesjährigen Karl-Dedecius- Sensibilisierung der zwei- und mehrsprachigen Kinder im Preisträger Thomas Weiler, der das Buch von Piotr Socha und Umgang mit Büchern in beiden Sprachen sowie die Kunst des Wojciech Grajkowski „Drzewa“ / „Bäume“ ins Deutsche über- Übersetzens im Fokus. Meistens werden dazu noch Sonder- setzt hat, haben 15 zwei- und mehrsprachige Kinder auf spie- gäste eingeladen, die zu dem jeweiligen Thema wertvolle und lerische Art und Weise im Karl-Dedecius-Saal sowie im interessante Inhalte vermitteln und die jungen Leserinnen Schlossgraben viel über das Leben und die Bedeutung der und Leser mit ihren persönlichen Erfahrungen zusätzlich be- Bäume erfahren. geistern. Am 15. Juni 2019, passend zu den Büchern von Aleksandra und Daniel Mizieliński „Alle Welt“ / „Mapy“, veranstaltete un- sere Bibliothek im Karl-Dedecius-Saal einen Workshop über Landkarten. Zusammen mit unserem Sondergast, der Welten- bummlerin Angelika Walczyk, vielen leckeren internationalen Speisen, Quizspielen und einer munteren Fragerunde konn- ten die Kinder Wissenswertes über Geografie und Kultur ler- nen und entdecken. Die 22 teilnehmenden Kinder und das Team des Deutschen Polen-Instituts waren begeistert. 25
1.5 Publikationen Seitdem das DPI vor vierzig Jahren seine Arbeit aufge- nommen hat, dreht sich ein wesentlicher Teil der Instituts- arbeit um Publikationen. Daran hat sich 2019 nichts geändert. Ein Jahrbuch, 20 Polen-Analysen, drei Bücher zu spannenden Lebensläufen in den „Polnischen Profilen“ und ein Band zu „Polen in Hessen“ standen im Mittel- punkt der Aktivitäten. Jahrbuch Polen 2019 Nachbarn Jahrbuch Polen 2019 Nachbarn. Herausgegeben vom Deut- schen Polen-Institut, Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2019, 220 S., zahlreiche Abb. Preis: 15 € (Abo 13,50 €) PROJEKTL EITUNG/R EDAKTION: Andrzej Kaluza, Julia Röttjer Das Jahrbuch des DPI war 2019 dem Thema „Nachbarn“ ge- widmet. Dabei ging es weniger um die Beziehungen Polens zu den Nachbarländern, sondern vielmehr um die Vielfalt von „Nachbarschaftsbeziehungen“ im Inneren des Landes – poli- tisch, gesellschaftlich, kulturell, demografisch, genderbezo- gen usw. Die Autorinnen und Autoren des Jahrbuchs diskutie- ren in ihren Beiträgen, welche Vorstellungen es in Polen über das Eigene und das Andere gibt, welche Abgrenzungen und Überschneidungen vorherreschen. Wie nehmen sich die Menschen aus verschiedenen Regionen Polens oder Milieus gegenseitig wahr? Aus welchen Quellen speisen sich Vorstel- lungen über Wege zu und Visionen von einem gelungenen Miteinander? War früher alles anders, gar besser? Wie wer- den sich nachbarschaftliche Beziehungen in der Zukunft ge- stalten? Wie wird mit Ängsten vor unerwünschten neuen Nachbarn umgegangen? 26
Dieses barbarische Chaos ist die polnische Form, die wir nicht erkennen, weil wir sie aus unserem Gedächtnis verdrängen. Weil sie uns peinlich ist und wir gern anders wären. Wir wollen der Westen sein, aber nicht der reale, der uns zum wiederholten Mal verraten hat. Polen begehrt gegen den Westen auf, weil er etwas anderes ist, als er sein sollte. Aus den goldenen, verheißungs- vollen Leuchtreklamen sind banale Rossmann- und Lidl-Werbungen geworden. Ziemowit Szczerek Ich fliehe vor der „Unsrigkeit“ in der Welt und bin mir gleichzeitig im Klaren darüber, dass die Welt auch ihre Sackgassen hat. Wenn mir manch- mal auf einmal auffällt, dass ich zu weit in die Welt hineingeraten bin, kuriere ich mich mit einer sanften Form polnischer „Unsrigkeit“, wie ein Serum aus Schlangengift. Piotr Ibrahim Kalwas So einigten wir uns dann darauf, dass sich Polen Polen-Analysen und Tschechen unterm Strich ziemlich ähnlich R EDAKTION: Andrzej Kaluza (verantwortlich) / bis August sind, aber doch ganz schön verschieden und dass 2019: Dieter Bingen, Silke Plate (Forschungsstelle Osteu- tschechisches Bier gar nicht so viel besser ist als ropa an der Universität Bremen) polnisches, aber besser eben doch. Die Polen-Analysen leisten Grundlagenarbeit zum Verständ- Ziemowit Szczerek nis Polens in den deutschsprachigen Ländern. Der Fokus der zweimal monatlich erscheinenden Analysen liegt auf aktuel- len politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaft- lichen Entwicklungen. Sie können über die Homepage https:// Jahrbuch-Präsentation im Programmkino Rex www.laender-analysen.de/polen-analysen/ bestellt und be- Präsentation des aktuellen „Jahrbuch Polen 2019 zogen werden. Neben dem Text erscheinen jeweils auch the- Nachbarn” in Darmstadt mit den Filmen: menbezogene Grafiken mit Daten und Umfrageergebnissen. Meine Stadt (My Town / Moje miasto) von Marek Lechki Abgeschlossen wird jede Analyse mit einer Chronik politi- (Polen 2002) scher Ereignisse in Polen. Derzeit wird der Internetdienst von Die Supereinheit (Super-Unit / Superjednostka) von ca. 4.200 Abonnenten in Anspruch genommen. Sie erschei- Teresa Czepiec (Polen 2014) nen dank eines Lizenzvertrages parallel auch als ein Angebot Programmkino Rex, Einführung: Andrzej Kaluza der Bundeszentrale für politische Bildung. Die Polen-Analysen werden seit 2018 vom Länder-Analysen- Konsortium herausgegeben. Mitglieder des Konsortiums sind neben dem Deutschen Polen-Institut weitere Einrichtungen – die Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen, das Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien, die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, das Leibniz-Insti- tut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien und das Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung. 2019 wurde die Homepage der Länder-Analysen mo- > 27
dernisiert. Das Konsortium setzte 2019 einen grundsätzli- Nr. 240 (02.07.2019) Nr. 234 (02.04.2019) chen Relaunch der Länder-Analyse-Homepage um, die seit Das „Museum für die Familie Reflexionen über Nachbar- dem 1. September im neuen Layout erscheint und mit neuen Ulma“ in Markowa – ein schaft Tools ausgestattet ist. Projekt der polnischen Mit einem Beitrag von Maciej Geschichtspolitik Gdula (Universität Warschau) Mit einem Beitrag von Piotr Forecki, Posen Nr. 233 (19.03.2019) Parteienlandschaft in Treffen des Länder-Analysen-Konsortiums in Nr. 239 (18.06.2019) Bewegung Darmstadt Die katholische Kirche in der Mit einem Beitrag von Am 26. November 2019 fand eine turnusmäßige Sitzung Krise Jarosław Flis (Jagiellonen- der Konsortiumsvertreterinnen und -vertreter im Mit einem Beitrag von Theo Universität, Krakau) Deutschen Polen-Institut im Residenzschloss Darmstadt Mechtenberg (Bad Oeynhau- statt. Ziel des Treffens unter der Leitung der DGO- sen) Nr. 232 (05.03.2019) Geschäftsführerin Dr. Gabriele Freitag war u. a. die Die Justizreform in Polen Bewertung der neuen Homepage, die Bewerbung aller Nr. 238 (04.06.2019) und die Bedeutung des Länder-Analysen nach außen und die angebotene Nach der Wahl zum Europäi- Politischen im Justizwesen Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsbibliothek schen Parlament – Rückblick Mit einem Beitrag von Klaus München. und Ausblick Bachmann (SWPS, Warschau) Mit einem Beitrag von Reinhold Vetter (Warschau/ Nr. 231 (19.02.2019) 2019 erschienen folgende Polen-Analysen: Brüssel) Die demographische Entwicklung Polens Nr. 248 (17.12.2019) Nr. 244 (22.10.2019) Nr. 237 (21.05.2019) Mit einem Beitrag von Peter Zur Lage der Rechtsstaatlich- Die Parlamentswahlen 2019 Die polnische Ostpolitik Oliver Loew (Deutsches keit in Polen Beitrag von Stefan Garsztecki unter der PiS-Regierung Polen-Institut, Darmstadt) Beitrag von Marta Bucholc (Chemnitz) Mit einem Beitrag von und Maciej Komornik (Bonn) Adam Balcer (WiseEurope, Nr. 230 (05.02.2019) Nr. 243 (01.10.2019) Warschau) Die polnische Klima- und Nr. 247 (03.12.2019) Die Hochschulreform in Energiepolitik Die polnischen Migranten Polen Nr. 236 (07.05.2019) Mit einem Beitrag von Rafał und der Brexit Beitrag von Rafał Riedel Frauen in der polnischen Riedel (Universität Oppeln, Beitrag von Michał Garapich (Opole) Politik Oppeln) (London) Mit einem Beitrag von Nr. 242 (17.09.2019) Agnieszka Łada und Nr. 229 (15.01.2019) Nr. 246 (19.11.2019) Polen, China und die neue Małgorzata Druciarek Die jungen Polen und die Die Sozialpolitik der PiS Seidenstraße (Institut für Öffentliche offene Gesellschaft Beitrag von Dominik Owcza- Beitrag von Paweł Behrendt Angelegenheiten, Warschau) Mit einem Beitrag von Filip rek (Warschau) (Warschau) Pazderski (Institut für Nr. 235 (16.04.2019) Öffentliche Angelegenheiten, Nr. 245 (05.11.2019) Nr. 241 (03.09.2019) Sicherheitspolitische Warschau) Literatur und Politik in Polen Polen vor den Parlaments- Vorstellungen in Polen, Beitragt von Peter Oliver wahlen 2019 Frankreich und Deutschland Loew (Darmstadt) Beitrag von Janusz Majcherek Mit einem Beitrag von (Krakau) Hans-Henning Schröder (Bremen) 28
ht gesanglichsten ieb relativ unbe Piotr Wierzbicki »Nur zwei anderen der großen Komponisten Der flimmernde Ton d was ging schief ate? Wer war der rhunderts – und gelang es, die Aufmerksamkeit der Hörer auf Essay über Chopins Stil ähnliche Weise zu fesseln – Bach und Beethoven. nk damit zu tun? bicki entwirft ein ht mit biographi Herausgegeben von Steffen Möller Der flimmernde Ton uch unternimmt, ften Changieren Bachs Werke vermitteln vom ersten Takt an die me auf die Spur er hypnotischen Harrassowitz Botschaft: ›Das ist wichtig, zur Unterhaltung 8 nKlavierwettbe eniger bekannten und für die Seele!‹ Beethoven donnert: ›He da, POLNISCHE P RO F ILE en Überraschun ubinstein stellte. , politischer Kom Hüte ab, hier komme ich!‹ Chopin dagegen wirft 8 oski Bach“ (Gött Essaypreis. Neben hrieb Piotr Wierz her. nur ein leises ›ruhig – psst‹ hin. Piotr Wierzbicki st und Autor. Mit anntesten Kultur e erste Buchüber Piotr Wierzbicki Buchpräsentationen mit Steffen Möller Harrassowitz Zum ersten Mal hat der Buchautor und Entertainer Stef- sowitzverlag.de fen Möller ein “ordentliches Buch“ übersetzt, eine Aufga- be, die er laut Reihen-Mitherausgeber Peter Oliver Loew mit Bravour gemeistert hat. Loew führte durch die Veran- staltung am 17. November 2019 in der Orangerie, in der Polnische Profile Aleksandra Mikulska, Präsidentin der Darmstädter Cho- pin-Gesellschaft, Chopin spielte, und Steffen Möller über Piotr Wierzbickis Essay Chopin und den Autor Piotr Wierzbicki erzählte. über den Musikstil von Auch im Rahmen von Bookfest, eines Veranstaltungsfor- mats der Frankfurter Buchmesse, konnte das Buch in Fryderyk Chopins Zusammenarbeit mit dem Harrassowitz Verlag am 18. Oktober 2019 im Cafe „Herz von Frankfurt“ vor viel Publikum vorgestellt werden. Piotr Wierzbicki: Der flimmernde Ton. Essay über Chopins Stil. Herausgegeben und übersetzt von Steffen Möller. Wiesbaden: Harrassowitz 2019 (= Polnische Profile, Bd. 8), 188 S., Abb. ISBN 978-3-447-11266-6, 19,00 Euro R E DA K T I O N: Peter Oliver Loew Der polnische Essayist und Schriftsteller Piotr Wierzbicki ent- wirft in seinem nun auf Deutsch erschienenem Essay ein dichtes, faszinierendes Porträt Chopins, das sich nicht mit biographischen Anekdoten aufhält, sondern den kühnen Ver- such unternimmt, dem Geheimnis seiner Musik und ihrem rätselhaften Changieren zwischen herber Schroffheit und sa- lonhaftem Charme auf die Spur zu kommen. In der Reihe „Polnische Profile“ erscheinen kürzere essayisti- sche und wissenschaftliche Texte, biographische und auto- biographische Werke. Presseecho: Buch über Chopin vorgestellt. Silvia Adler im Darmstäd- ter Echo am 19.11.2019 29
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