DIAGNOSTIK VIRALER HEPATITIDEN - LABORUNTERUNTERSUCHUNGEN GEZIELT EINSETZEN - Bioscientia

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DIAGNOSTIK
VIRALER HEPATITIDEN
LABORUNTERUNTERSUCHUNGEN GEZIELT EINSETZEN
BIOSCIENTIA / VIRALE HEPATITIDEN

//           ANTIKÖRPER-, ANTIGEN-, RNA- ODER DNA-
             NACHWEIS – WELCHE UNTERSUCHUNG(EN)
             BEI VERDACHT, ZUR DIAGNOSE ODER BEI DER
             THERAPIEÜBERWACHUNG

DARUM GEHT‘S                           EINFÜHRUNG
                                       Virale Hepatitiden sind weltweit eine He-   Allgemeinsymptome sind häufig Abge-
• Allgemeinsymptome einer Virus-       rausforderung für die Gesundheitssyste-     schlagenheit,     Müdigkeit,    Muskel-
 hepatitis (Hepatitisviren A-E) sind   me. Nach Angaben der WHO sind 300           schmerz und Schwäche. Spätfolgen der
 grippeähnliche Beschwerden mit        bis 420 Millionen Menschen chro-            chronischen Infektion sind die Leberzirr-
 Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit,   nisch mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV)       hose und das hepatozelluläre Karzinom.
 Müdigkeit, Muskel- und Gelenk-        und rund 100 bis 130 Millionen mit dem      Die Virushepatitis ist neben dem Alkoho-
 schmerzen, Schwäche.                  Hepatitis C-Virus (HCV) infiziert. Dies     labusus die Hauptursache für diese Er-
                                       entspricht etwa 7 % der Weltbevölke-        krankungen.
• Labordiagnostisch empfiehlt sich     rung. Für Deutschland geht das Robert       Neue Interferon-freie Therapieregime er-
 in einem Verdachtsfall die Bestim-    Koch-Institut (RKI) davon aus, dass für     reichen eine Heilungsrate von > 95%.
 mung der Transaminasen und der        beide Virusformen jeweils ca. 400.000–      Bei der HBV-Infektion wird die „Hei-
 Lebersynthese-Parameter (Eiweiß,      500.000 Menschen chronisch infiziert        lung“ (HBs-Serokonversion) nur selten
 Albumin, Gerinnung) sowie ein         sind.                                       erreicht (< 5 %).
 Hepatitis-Basis- oder erweitertes     Die Virushepatitis ist eine Infektions-
 Profil. Die Differenzierung erfolgt                                               Durch eine Therapie wird das Risiko für
                                       krankheit der Leber. Bekannt sind die       die genannten Spätfolgen chronischer
 mit serologischen und molekular-      Hepatitisviren A–E. Weitere Ursachen
 biologischen Verfahren.                                                           Infektionen erheblich reduziert. Aus die-
                                       einer akuten Hepatitis sind Infektionen     sen Gründen ist eine frühzeitige Diag-
                                       mit anderen Viren, wie z. B. CMV und        nostik von großer Bedeutung für die Be-
• Aufgrund von mindestens 300 000      EBV. Differenzialdiagnostisch ist bei ei-
 nicht-diagnostizierten HCV-Patien-                                                troffenen.
                                       ner Hepatitis vor allem an eine Autoim-
 ten in Deutschland und neuer hoch-    munhepatitis, die Erstmanifestation ei-
 wirksamer Therapeutika empfehlen      ner genetischen Lebererkrankung oder
 das RKI und die Fachgesellschaften    an toxische Schäden zu denken.
 eine gezielte Hepatitis-C-Diagnos-
 tik schon bei nur leicht erhöhten
 Transaminasen (GOT, GPT) sowie
 leichter oder unspezifischer Be-
 schwerdesymptomatik.

                                                           02
BIOSCIENTIA / VIRALE HEPATITIDEN

VERGLEICH VERSCHIEDENER VIRUSHEPATITIDEN

                               HEPATITIS A            HEPATITIS B          HEPATITIS C      HEPATITIS D           HEPATITIS E

                                                                                          Hepatitis B-Virus
  ERREGER                      Picornavirus          Hepadnavirus            Flavivirus      dient als             Hepevirus
                                                                                            Helfervirus

                                                    • parenteral
  HAUPTSÄCHLICHSTE
                                 fäkal-oral         • sexuell               parenteral       parenteral             fäkal-oral
  ÜBERTRAGUNG
                                                    • perinatal

                                                                                          • HBV-
                                                                                            Koinfektion:
  INKUBATIONSZEIT              2–6 Wochen             2–6 Monate          3–12 Wochen       30–180 Tage           2–8 Wochen
                                                                                          • Superinfektion:
                                                                                            7–50 Tage

                            • Kindesalter
                                                                                                              • oft mild
                               mild
                                                                                            oft schwerer      • bei Schwangeren
  VERLAUF                   • Erwachsenen-            oft schwer              oft mild
                                                                                           als Hepatitis B      fulminanter Verlauf
                               alter häufig
                                                                                                                möglich
                               schwer

                                                                                          • HBV-
                                                    • Perinatal:                                              bei
                                                                                            Koinfektion:
                                                      90 %                                                    Immun-
  CHRONIZITÄT                      Keine                                     70–80 %        2–5 %
                                                    • Erwachsene:                                             supprimierten
                                                                                          • Superinfektion:   beschrieben
                                                      5–10 %
                                                                                            > 90 %

                                                                                                              • Hygiene
                            • Normales              • HB-Immun-
  PROPHYLAXE                   Immunglobulin          globulin                 Keine      Wie Hepatitis B     • Impfung in
                                                                                                                Deutschland noch
                            • Impfung               • Impfung
                                                                                                                nicht verfügbar

TAB. 1   Vergleich verschiedener Virushepatitiden

                                                                     03
BIOSCIENTIA / VIRALE HEPATITIDEN

HEPATITIS A
Klinik in Kürze                                            Labordiagnostik                                        Prophylaxe
Der klassische Krankheitsverlauf dauert                    Labordiagnostisch empfiehlt sich in ei-                Als Prophylaxe kommen vor allem hygie-
bis zu 12 Wochen, in 90 % findet man                       nem Verdachtsfall die Bestimmung der                   nische Maßnahmen in Betracht. Ein
eine subklinische, zumeist selbstlimitie-                  Transaminasen, sowie ggf. der Leber-                   Impfstoff für eine aktive Immunisierung
rende Infektion. Selten kommt es zu ei-                    synthese-Parameter (Eiweiß, Albumin,                   steht zur Verfügung. Eine passive Immu-
nem längeren oder mehrgipfligen Ver-                       Gerinnung). Zentrale Bedeutung hat die                 nisierung ist ebenfalls möglich.
lauf. In 0,2 % der Fälle tritt ein                         serologische Abklärung.
fulminantes Leberversagen auf.                             Im akuten Stadium einer HAV-Infektion                  Aktive Immunisierung
Chronische Verläufe sind nicht beschrie-                   erscheinen im Patientenserum IgM-Ak
ben.                                                       gegen das Hepatitis A-Virus (HAV-IgM-                  • HAVRIX®
                                                           Ak), die bei Auftreten der Symptome                     • normales Schema: Tag 0 – 1 Monat
Die Letalität beträgt 0,02 %. Die Todes-
                                                           fast immer nachweisbar sind. HAV-IgM-                     – 6 Monate
fälle treten vorwiegend bei älteren Pati-
                                                           Ak bleiben bis zu 6 Monate lang nach-                   • Schutz ca. 20–25 Jahre
enten auf.
                                                           weisbar (Abb. 1).                                       • Serokonversion > 99 %
Übertragungswege:
                                                           Der Nachweis von Hepatitis A-Viren im
fäkal-oral über kontaminierte Nahrungs-                                                                           • TWINRIX®
                                                           Stuhl ist mittels der HAV-PCR möglich,
mittel und Trinkwasser, durch Schmierin-                                                                           (aktive Immunisierung gegen Hepatitis
                                                           was vor allem bei klinisch unklaren Fällen
fektion bei schlechter Hygiene. Bei der                                                                            A und B)
                                                           zur Diagnosesicherung beitragen kann.
Bevölkerung westlicher Industrieländer                                                                             • normales Schema: Tag 0 – 1 Monat
                                                           Diese Untersuchung ist z. Zt. noch keine
wird die Infektion meist auf Fernreisen                                                                              – 6 Monate
                                                           Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.
erworben.                                                                                                          • Titerkontrolle für Hepatitis B
                                                           Nach durchgemachter Infektion sind                        erforderlich (HBs-Ak)
Inkubationszeit:		                            2–6 Wochen
                                                           HAV-IgG-Ak lebenslang nachweisbar
Prodromie:			                                              und schützen dauerhaft vor einer Infekti-
Schwäche, Übelkeit, Erbrechen, Fieber,                     on (Tab. 2). Bei gegen Hepatitis A                     Passive Immunisierung
Appetitverlust                                             geimpften Patienten erfolgt die Bestim-
                                                                                                                  • Immunglobulin
                                                           mung der HAV-IgG-Ak zur Überprüfung
Hepatische Symptome:			                                    des Immunschutzes.                                     • relativer Schutz für 3 Monate
Skleren-/Hautikterus, dunkler Urin, ent-
                                                                                                                  • bei postexpositioneller Gabe innerhalb
färbter Stuhl, Pruritus, Oberbauchbe-
schwerden infolge Leberschwellung                          Therapie                                                von 2 Tagen nach vermuteter Expositi-
                                                                                                                   on wird zu ca. 80 % eine Infektion
                                                           Die Therapie der Hepatitis A-Infektion
Extrahepatische Symptome:		                                                                                        verhindert
                                                           erfolgt symptomatisch. Eine kausale
Arthralgien, Hautausschläge, Myalgien,                     Therapie ist bisher nicht vorhanden und
ggf. neurologische sowie hämatologi-                       auch nicht notwendig.
sche Komplikationen

                                                                                                                           HAV-IgG-Ak
             Relative Konzentration

                                      Beginn des Ikterus

                                                                                                      HAV-IgM-Ak

                                                                    HAV-Ag

                                        Inkubationszeit:   Akute Phase:              Postakute Infektionsphase:            Postinfektionsphase:
           Infektion                                                                                                                              Zeit
                                        2 – 6 Wochen       0–14 Tage                 3 – 6 Monate                          Jahre

  ABB. 1    Diagnostisches Profil der Hepatitis A

                                                                                04
BIOSCIENTIA / VIRALE HEPATITIDEN

INTERPRETATION DER SEROLOGISCHEN LABORERGEBNISSE BEI DER HEPATITIS A-UNTERSUCHUNG

         HAV-IGG-AK                   HAV-IGM-AK                                               BEURTEILUNG

           positiv                       positiv                                               akute Infektion

          negativ                        positiv                                    akute Infektion möglich, Kontrolle

           positiv                       negativ                                 zurückliegende Infektion, Z. n. Impfung

          negativ                        negativ                                          kein Hinweis auf Infektion

TAB. 2   Interpretation der serologischen Laborergebnisse bei der Hepatitis A-Untersuchung

HEPATITIS B
Klinik in Kürze
Bei akuter Infektion findet sich häufig ein     Übertragungswege:			                     Zur Abklärung einer chronischen oder
selbstlimitierender Verlauf mit Aushei-         parenteral, perinatal, sexuell           abgelaufenen Infektion wird die Bestim-
lung innerhalb von 12 Wochen. In 0,1–                                                    mung von HBsAg, HBs-Ak und HBc-Ak
1 % der Fälle kommt es zur Entwicklung          Inkubationszeit:				empfohlen. Die Feststellung der Infektio-
eines akuten Leberversagens mit einer           2–6 Monate				sität und die Beurteilung des Therapieer-
bis zu 80 %igen Letalität. Die Chronifizie-     Die akute Hepatitis B-Infektion unter- folges bei einer chronischen Hepatitis B
rungsrate beträgt bei perinataler Infekti-      scheidet sich klinisch nicht von der He- erfolgen durch die Bestimmung der Vi-
on bis zu 90 %, mit zunehmendem Alter           patitis A. Im Erwachsenenalter zeigen ruslast (HBV-DNA bzw. HBsAg) (Abb.3).
sinkt die Wahrscheinlichkeit der Chronifi-      ca. 65 % der Infizierten einen asympto-
                                                                                         Zur Überprüfung des Impferfolges be-
zierung. Bei immunkompetenten Er-               matischen Verlauf.
                                                                                         stimmt man den HBs-Ak-Titer. Nach ei-
wachsenen liegt sie bei 5–10 %, bei Im-
                                                Extrahepatische Symptome:		 ner Impfung werden keine HBc-Ak gebil-
munsupprimierten bei bis zu 50 % und
                                                Arthralgien in bis zu 30 %. Hautverände- det.
für Drogenabhängige bei bis zu 20 %.
                                                rungen (maku- lopapulöses Exanthem), Die Bestimmung des HBV-Genotyps ist
Die chronische Hepatitis B ist charakteri-      membranöse Glomerulonephritis (v. a. möglich und sollte bei entsprechender
siert durch länger als 6 Monate beste-          bei Kindern)                             therapeutischer Relevanz veranlasst
hende klinische Symptomatik und per-                                                     werden. Derzeit sind 9 verschiedene Ge-
sistierendem HBsAg bzw. HBV-DNA im              Risikogruppen:
                                                                                         notypen und zahlreiche Subgenotypen
Blut. Früher erfolgte die Einteilung in         i.v.-Drogenabhängige, MSM, promiskui-
                                                                                         bekannt. Ebenso sind Resistenztestun-
chronisch-persistierend      und      chro-     tive Personen, Hämophile, Dialysepati-
                                                                                         gen bei entsprechender klinischer Frage-
nisch-aktiv, heute sind jedoch das Gra-         enten, med. Personal, Sexualpartner/Fa-
                                                                                         stellung sinnvoll. Diese Untersuchungen
ding der entzündlichen Aktivität und das        milienangehörige von HBsAg-Trägern,
                                                                                         sind momentan keine Leistungen der ge-
Staging des fibrotischen Umbaus ent-            früher auch Empfänger von Blut/Blutpro-
                                                                                         setzlichen Krankenkassen.
scheidend. Asymptomatische und sub-             dukten
klinische Formen der Hepatitis B sind                                                    Sehr selten liegt die HBsAg-Konzentrati-
häufig. Splenomegalie und Hepatomega-                                                    on bei chronischen Virusträgern unter
lie kommen vor (13 % bzw. 8 %), gast-           Labordiagnostik                          der Nachweisgrenze des Tests. Daher ist
rointestinale Symptome sind oft bei Pati-       Labordiagnostisch empfiehlt sich die Be- bei diesen Patienten die Bestimmung
enten mit hoher Virusreplikation zu finden.     stimmung der Transaminasen und Le- der HBV-DNA zur Abklärung notwendig.
Reaktivierungen sind besonders unter            bersynthese-Parameter. Von Bedeutung              Mutanten des Hepatitis B-Virus werden
Immunsuppresion kritisch (fulminante            für die Diagnostik sind Bestandteile des          durch manche Testsysteme nicht oder
Hepatitis z. B. im Rahmen von Stamm-            Virus (Antigene) und die korrespondie-            nur unzureichend erkannt. Isoliert positi-
zelltransplantationen) und können nicht         renden Antikörper. Virusspezifische Para-         ve HBc-Ak werden, außer in diesen Fäl-
nur bei HbsAg-Trägern, sondern auch nach        meter für die akute Infektion sind HBsAg          len, auch bei gleichzeitiger HIV- und/oder
ausgeheilter HBV-Infektion vorkommen.           und HBeAg sowie HBV-DNA (Abb. 2).                 HCV-Infektion gefunden.

                                                                     05
BIOSCIENTIA / VIRALE HEPATITIDEN

                                                 Symptome

                                                                                                      HBc-Ak

                                                                            HBc-IgM-Ak
             Relative Konzentration

                                                                              HBe-Ak

                                      HBeAg
                                      HBV-DNA                                                     HBs-Ak
                                      HBsAg

           Infektion Anfang der       Akute Infektionsphase:             Postakute Infektionsphase:                      Postinfektionsphase:
                     Inkubationszeit:
                     2–6      1–2     2 Wochen–3 Monate                  3 – 6 Monate                                    Jahre                  Zeit
                     Monate Wochen

  ABB. 2     Diagnostisches Profil serologischer Marker der aktuten Hepatitis B (gilt bei 75 %–80 %)

HBeAg-Minusmutanten (fehlende HBe-                  Prophylaxe                                                 Aktive Immunisierung
Ag-Synthese bei nachweisbarem HB-                   Eine Immunisierung sollte entsprechend                     • Gen-HB-Vax®, Engerix B®
sAg und HBV-DNA) sind selten und                    den Empfehlungen der Ständigen Impf-
scheinen auf Interferontherapie weniger             kommission (STIKO) erfolgen. Die gene-                      • normales Schema:
gut anzusprechen. Transaminasen kön-                relle Impfung bereits im Kleinkindalter                       Tag 0 – 1 Monat – 6 Monate
nen normal oder erhöht sein.                        und bei Jugendlichen wird empfohlen.                        • Serokonversion in ca. 95 %,
                                                    Die aktive und passive Immunisierung                          Titerkontrolle erforderlich (HBs-Ak)
Therapie                                            von Neugeborenen HBsAg-positiver                            • Auffrischimpfungen entsprechend
Die akute Hepatitis B wird i. d. R. nicht           Mütter sollte innerhalb von 12 (–48)                          den STIKO-Empfehlungen
spezifisch behandelt, es erfolgt eine               Stunden nach der Geburt durchgeführt
                                                    werden.                                                    • TWINRIX® s. Hepatitis A
symptomatische Therapie.
Bei allen Patienten mit chronischer He-             Die Auffrischungsimpfungen sollten ent-
patitis B sollte die Therapieindikation             sprechend der Titerhöhe der HBs-Ak er-                     Passive Immunisierung
überprüft werden. Hierbei werden Virus-             folgen (Empfehlungen STIKO/WHO),
                                                    wobei nach erfolgreicher Grundimmuni-                      • nur als Simultanimpfung aktiv und
last, Status des Entzündungs- und des                                                                           passiv
Fibrosegrades sowie das Ausmaß der                  sierung vermutlich ein lebenslanger
Transaminasenerhöhung berücksichtigt.               Schutz besteht. Initiale „Impfversager“                    • postexpositionell nach 6 (–48) Stunden
Eine „Heilung“ (HBs-Serokonversion) ist             zeigen oftmals ein Ansprechen auf bis zu                    bei
immer noch selten. Kann dieses Ziel                 3 zusätzliche Impfdosen oder man ver-                       Neugeborenen HBsAg-positiver Mütter
nicht erreicht werden, sind die Normali-            wendet Impfstoff mit erhöhter Antigen-
                                                    dosis.                                                     • Schutz wahrscheinlich, aber nicht
sierung der Leberwerte, eine anhaltende                                                                         sicher
Suppression der Virämie und eine ver-               Neuere Impfstoffe können möglicher-
besserte Histologie die Ziele der Thera-            weise auch Impfschutz bei Vacci-
pie. Hinzu kommen die Langzeiteffekte               ne-Escape-Mutanten bewirken. Diese
wie Verhinderung eines hepatozellulären             Mutanten können trotz Vorhandensein von
Karzinoms (HCC) und eine erhöhte Le-                HBs-Ak zu einer HBV-Infektion führen.
benserwartung. Es stehen sowohl Inter-              Eine Impfung von chronisch HBV-infizier-
feron als auch Nukleosidanaloga als The-            ten Patienten gegen Hepatitis A wird
rapeutika zur Verfügung. Ähnlich wie bei            empfohlen, da bei diesen Patienten eine
der HIV-Infektion kann es zu Resistenz-             akute Hepatitis A einen fulminanten Ver-
entwicklungen kommen, denen mit ei-                 lauf nehmen kann.
nem entsprechenden Therapieregime
begegnet werden muss. Aufgrund die-
ser komplexen Therapie erfolgt die Be-
handlung meist in spezialisierten Zent-
ren.

                                                                             06
BIOSCIENTIA / VIRALE HEPATITIDEN

                                              // VERDACHT AUF HEPATITIS B //

                                                    HBSAG, HBS-AK, HBC-AK

                             HBsAg negativ       HBsAg negativ         HBsAg positiv       HBsAg positiv      HBsAg negativ
         Alle Parameter
                             HBs-Ak positiv      HBs-Ak positiv        HBs-Ak negativ      HBs-Ak negativ     HBs-Ak negativ
             negativ
                             HBc-Ak negativ      HBc-Ak positiv        HBc-Ak negativ      HBc-Ak positiv     HBc-Ak positiv

                                                  Zurückliegen-             Akute
                             Z. n. Impfung,
             Keine                                de Infektion,           Infektion
                               Immunität
           Infektion                             Immunität vor-              oder
                               vorhanden
                                                     handen            kürzlich erfolgte
                                                                        HBV-Impfung

                                                                                                        HBV-DNA

                                                                           positiv            negativ             negativ

                                                                         Akute oder                          zurückliegende
                                                                                             HBsAg-           Infektion ohne
                                                                         chronische
                                                                                            Trägertum          Immunschutz
                                                                          Infektion
                                                                                                                   oder
                                                                                                               Kreuzreaktion
                                                                                                                   oder
                                                                                                              chronische In-
                                                                                                                fektion mit
                                                                       HBC-IGM-AK                            HBsAg unter der
                                                                                                             Nachweisgrenze

                                                    positiv                                   negativ

                                                     Aktue                                  Chronische
                                                   Infektion                                 Infektion

ABB. 4    HBV-Diagnosealgorithmus

                                                                  07
BIOSCIENTIA / VIRALE HEPATITIDEN

              Relative Konzentration

                                                                                               HBeAg              HBc-Ak

              A                                                                HBV-DNA
                                             HBsAg

                                                                                                                    HBc-IgM-Ak

                                                                                                                  HBc-Ak

              B
                                                                                                                                 HBe-Ak
                                             HBsAg                               HBV-DNA
                                                                                                                HBeAg
                                                                 HBc-IgM-Ak

              Infektion   Inkubationszeit:                 Akute                                                Chronische
                                                           Infektion:                                           Infektion:

                          2 – 6 Monate                     6 Monate                                             Jahre                Zeit

  ABB. 3    Diagnostisches Profil serologischer Marker der chronischen Hepatitis B              A keine Serokonversion B späte Serokonversion

HEPATITIS C

Klinik in Kürze                                      Labordiagnostik
Im Vergleich zu anderen Virushepatitiden             Labordiagnostisch empfiehlt sich die Be-          suchung nach weiteren 6 Monaten wie-
ist der Verlauf meist milder bis subkli-             stimmung der Transaminasen und Leber-             derholt werden (Abb. 5).
nisch.                                               synthese-Parameter sowie der Nachweis             Häufig findet man eine Transaminasener-
Selten ist die Hepatitis C eine selbstlimi-          von HCV-Antikörpern im Serum mittels              höhung, bei ca. 30 % jedoch unauffällige
tierende Erkrankung, 60–85 % der Infek-              Immunoassay. Ein positives Ergebnis des           Werte. Daher sollte bei entsprechendem
tionen nehmen einen chronischen Ver-                 Screeningtests wird mittels Immunoblot            Verdacht, z. B. bei Risikogruppen (s. o.),
lauf.                                                bestätigt. Im Anschluss an einen positi-          eine HCV-Ak-Bestimmung in Betracht ge-
                                                     ven Ak-Nachweis ist die HCV-RNA-Be-               zogen werden.
Die Wahrscheinlichkeit der perinatalen In-           stimmung notwendig (Abb. 5), da nur so
fektion liegt heute bei 1–6 %, ist aller-            die Differenzierung zwischen aktiver              Die Bestimmung des Genotyps gibt ei-
dings bei einer mütterlichen Viruslast               (Nachweis der Infektiosität) und zurücklie-       nen Hinweis auf die Erfolgschancen einer
< 1 Million Kopien/ml äußerst gering.                gender Infektion möglich ist.                     Therapie und ist für die Festlegung des
Bei 16–20 % der chronisch Infizierten tritt                                                            Therapieregimes notwendig. Bisher wur-
                                                     HCV-Ak sind in der Regel 7-8 Wochen               den 7 Genotypen und mehr als 60 Subty-
nach 20–25 Jahren eine Leberzirrhose                 nach der Infektion nachweisbar. Das Feh-
auf. Diese Patienten haben ein hohes Ri-                                                               pen beschrieben. In Deutschland kom-
                                                     len schließt jedoch weder eine akute              men die Genotypen 1 (50–60 %), 2, 3 (je
siko, ein HCC zu entwickeln.                         noch eine chronische Infektion aus (v. a.         15–20 %) und 4 (< 5 %) vor, wobei der
                                                     bei immundefizienten Personen).                   Genotyp 1 der am schwierigsten zu the-
Übertragungswege:
vor allem parenteral, seltener sexuell oder Die Frühdiagnose ist bisher nur durch                      rapierende ist.
vertikal                                    eine HCV-RNA-Bestimmung möglich,                           Das Risiko der Entstehung einer Leber-
                                            ebenso die Diagnose bei Neugeborenen                       zirrhose im Verlauf der chronischen Infek-
Inkubationszeit:		          3–12 Wochen HCV-positiver Mütter (Immunoassys wei-
                                                                                                       tion liegt bei ca. 7–16 %. Bei Vorliegen ei-
                                            sen mütterliche Leitantikörper nach) und                   ner Leberzirrhose beträgt das HCC-Risiko
Extrahepatische Symptome:                   bei Patienten bei denen die Bildung von
Kryoglobulinämie, Panarteriitis nodosa, HCV-Ak ausbleibt.                                              ca. 3 % pro Jahr.
GN und Immunthyreoiditis werden als Im-                                                                Bei erhöhten Transaminasen sollte, so-
munreaktion angenommen                      Ist die HCV-RNA länger als 6 Monate                        fern die Ursache dafür noch nicht gesi-
                                            nachweisbar, spricht man von einer chro-                   chert ist, ein Test auf HCV-Ak durchge-
Risikogruppen:				                          nischen HCV-Infektion.                                     führt werden.
Drogenabhängige, Hämophile, Dialysepa- Bei Verdacht auf eine chronische
tienten, Personen, die vor 1990 Bluttrans- HCV-Infektion        und       negativem
fusionen      erhielten,     Sexualpartner HCV-RNA-Testergebnis sollte die Unter-
HCV-RNA-positiver Patienten

                                                                          08
BIOSCIENTIA / VIRALE HEPATITIDEN

                                                // VERDACHT AUF HEPATITIS C //

                                                                   HCV-AK

                                positiv                                                         negativ

                                                                                         bei V. a. akute Infektion

                                                            HCV-RNA

           HCV-Ak positiv                  HCV-Ak positiv              HCV-Ak negativ                     HCV-Ak negativ
          HCV-RNA positiv                 HCV-RNA negativ              HCV-RNA positiv                   HCV-RNA negativ

            Akute oder
                                           Zurückliegende                    Akute                             Keine
            chronische
                                             Infektion *                   Infektion                         Infektion
             Infektion

         * Bei weiterhin bestehendem Verdacht: Wiederholung der HCV-RNA-Untersuchung innerhalb der nächsten 3-6 Monate

ABB. 5   HBV-Diagnosealgorithmus

                                                                    09
BIOSCIENTIA / VIRALE HEPATITIDEN

Therapie                                    HEPATITIS D                                   HEPATITIS E
Die Zulassung neuer direkt antiviral wir-
kender Substanzen hat 2014 die Hepatitis    Die akute Hepatitis D ist eine Infektion      Klinik in Kürze
C Therapie revolutioniert und die Wirk-     mit dem RNA-Viroid (inkomplettes Vi-          Die Erkrankung verläuft ähnlich wie In-
stoffe Interferon und Ribavirin weitge-     rus). Es bedarf immer einer zusätzlich        fektionen mit dem Hepatitis A-Virus. Vie-
hend abgelöst. Aufgrund der ständigen       vorliegenden Infektion mit dem Hepatitis      le Infektionen verlaufen vermutlich ohne
Neuzulassung weiterer Substanzen sei an     B-Virus, dabei bildet das HBsAg die Hül-      oder nur mit milder Symptomatik. Bei
dieser Stelle auf die aktuellen Therapie-   le für das Hepatitis D-Virus.                 Schwangeren findet man häufig einen
empfehlungen der DGVS (Deutsche Ge-                                                       schweren Verlauf (DD: akute Schwan-
sellschaft für Gastoenterologie, Verdau-    Klinik in Kürze                               gerschaftsfettleber, HELLP-Syndrom).
ungs- und Stoffwechselkrankheiten)                                                        HEV-Infektionen sind normalerweise
verwiesen.                                  Bei Koinfektionen ist die Erkrankung
                                                                                          selbstlimitierend . Chronische Verläufe
                                            meist selbstlimitierend, in 2–5 % chro-
                                                                                          sind bei immunsupprimierten Patienten
                                            nisch; fulminanter Verlauf seltener als
                                                                                          beschrieben.
Prophylaxe                                  bei HBV-Monoinfektionen.Häufig findet
Eine aktive und passive Immunisierung       sich ein biphasischer Verlauf. Superin-
                                            fektionen sind häufiger als Koinfektionen     Übertragung:
ist nicht verfügbar. Das primäre Ziel ist
                                            und weisen > 90 % chronische Verläufe         fäkal-oral, Reinfektionen sind möglich, in
es, das Infektionsrisiko zu senken. Vor-
                                            auf.                                          Deutschland autochthon vor allem durch
rangig dabei ist die Identifizierung der
                                                                                          (Wild-)Schweine, seltener Reiseinfektio-
HCV-infizierten Patienten (HCV-Ak-Test
                                                                                          nen (Genotyp 1 und 2)
und ggf. HCVRNA bei auch nur leicht er-     Übertragungswege:
höhten Leberwerten) sowie der Aus-          parenteral, selten sexuell oder vertikal
schluss von Risikogruppen bei Blutspen-                                  Inkubationszeit:
den. Eine entsprechende Aufklärung der                                   15–64 Tage
                                            Inkubationszeit:
HCV-Infizierten und ihrer Partner sollte    Koinfektion 30–180 Tage,
erfolgen.                                                                Symptome:
                                            Superinfektion 7–50 Tage
                                                                         wie bei anderen Virushepatitiden
Eine Impfung gegen Hepatitis A und B
wird bei bisher fehlendem Schutz für                                              Bei Schwangeren häufiger akutes Leber-
                                            Symptome:
chronisch Infizierte empfohlen.                                                   versagen mit einer Letalität von bis zu
                                            wie bei anderen Virushepatitiden
                                                                                  20 % (Genotyp 1 und 2), bei dem in
                                                                                  Deutschland überwiegenden Genotyp 3
                                            Risikogruppen:				nicht beschrieben.
                                            ähnlich wie bei Hepatitis B-Infektion
                                                                                          Labordiagnostik
                                            Labordiagnostik
                                                                                          Labordiagnostisch empfiehlt sich die Be-
                                            Labordiagnostisch empfiehlt sich die Be-      stimmung der Transaminasen und Leber-
                                            stimmung der Transaminasen und der            synthese-Parameter. Serologisch kann
                                            Lebersynthese-Parameter. Bei Koinfekti-       man HEV-IgG- und IgM-Ak nachweisen,
                                            onen ist ein zweigipfliger Transamina-        IgM lassen sich 3-6 Monate nachwei-
                                            senverlauf typisch. Die serologische Dia-     sen. Bei Immunsupprimierten, die keine
                                            gnostik stützt sich in erster Linie auf die   Ak bilden und zur Abklärung der Infektio-
                                            Hepatitis B-Parameter sowie den Nach-         sität ist die Bestimmung der HEV-RNA
                                            weis von HDV-Ak und ggf. selten HDV-          in Stuhl und Blut möglich. Zur Aufklärung
                                            RNA.                                          von Infektionsketten können Genotypi-
                                                                                          sierungen in Speziallaboren durchgeführt
                                            Therapie                                      werden. HEV-IgG-Ak persistieren häufig
                                                                                          mehrere Jahre nach einer Infektion.
                                            Eine Hochdosis Therapie mit Interferon
                                            erzielt mäßigen Therapieerfolg.
                                                                                          Prophylaxe

                                            Prophylaxe                                    Beachtung der allgemeinen Hygienevor-
                                                                                          sichtsmaßnahmen. Bisher ist noch keine
                                            Verhütung einer Hepatitis B (Impfung ge-      Impfung verfügbar (außer seit 2012 in
                                            gen Hepatitis B), bei chronischen HB-         China).
                                            sAg-Trägern Vorsicht bei Reisen in Ende-
                                            miegebiete. Eine Impfung ist nicht
                                            verfügbar.

                                                                 10
BIOSCIENTIA / VIRALE HEPATITIDEN

QUELLENANGABEN / LITERATUR
1.   Adam D, Doerr HW, Linke H, Lode H: Die Infek-     7.   RKI: Steckbriefe seltener und importierter In-
     tiologie, Springer 2004, 507–531                       fektionskrankheiten, 2011

2.   Coppola RC, Rizetto M, Bradlay D: Viral Hepati-   8.   Aktualisierung der S3-Leitlinie zur Prophylaxe,
     tis Handbook 1996                                      Diagnostik und Therapie der Hepatitis-B-Viru-
                                                            sinfektion (2011). AWMF-Register-Nr.: 021/011.
3.   Thomas L, Labor und Diagnose, 6. Auflage,
                                                            http://www.awmf.org/uploads/tx _szleitlini-
     2005, 1685–1693
                                                            en/021- 011l_ S3 _ Hepatitis_ B_Virusinfektio -
4.   RKI-Ratgeber für Ärzte Hep B, Stand 11/11              nen _ Prophylaxe _ Diagnostik _T hera -
     www.RKI.de                                             pie_2011-abgelaufen.pdf

5.   RKI-Ratgeber für Ärzte Hep C, Stand 01/12         9.   Hepatitis-C-Virus (HCV)-Infektion; Prophylaxe,
     www.RKI.de                                             Diagnostik und Therapie (2009, Addendum
                                                            2015). AWMF-Register-Nr.: 021/012.http://
6.   RKI: Epidemiologisches Bulletin Nr. 49/2008            www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021-012.html
                                                                                                              BR229 04/19

                         11
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                                 F +49 30 48526275                F +49 6131 5760844
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                                 T +49 3641 40130                 T +49 2265 9929-0
                                 F +49 3641 401338                F +49 2265 9929-99
                                 labor-jena@bioscientia.de        labor-wehnrath@bioscientia.de

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                                 85757 Karlsfeld
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                                 labor-karlsfeld@bioscientia.de
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