Diagonal - WorkMed Kompetenzzentrum Psychiatrie Baselland
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diagonal Nº2 – 2019 Das Team von WorkMed, das neue arbeitspsychiatrische Kompetenzentrum der Psychiatrie Baselland (v.l.): Bettina Majoleth, Barbara Aebersold, Irina Hersberger (stehend), Rachel Affolter, Florian Peter, Almut Koss, Niklas Baer (Leiter WorkMed) und Neisa Cuonz.
Editorial Zu diesen Zielen gehören eine psychiatrische Versorgung auf hohem Qualitätsniveau, zufriedene Patientinnen und Patienten, motivierte Mitarbeitende und eine gute Zusammenarbeit mit unseren Zuweisenden und anderen Partnern. Das schwierige politische Umfeld im Gesundheitswesen macht unsere Aufgabe nicht einfacher. Ich denke hier zum Beispiel an Zielkonflikte, die uns fordern. Etwa der Zielkonflikt zwischen den Ansprüchen an eine hohe Qualität der Behandlung und zufriedenen Mitarbeiten- den trotz Einschränkungen beim Stellenbudget (siehe Interview auf Seite 20). Die Richtung ist definiert. Aber damit wir auf Kurs blei- ben, ist ein grosses Engagement gefordert. Damit spre- che ich Sie alle an, liebe Mitarbeitende. Die Zukunft der Liebe Mitarbeitende, liebe Leserinnen und Leser Psychiatrie Baselland liegt zu einem wesentlichen Teil in Ihren Händen. Gemeinsam mit Ihnen möchte ich diese Als ich im Juni 2019 in die Psychiatrie Baselland ein- Zukunft mitgestalten, und freue mich riesig darauf. Die getreten bin, habe ich ein Unternehmen vorgefunden, Herausforderungen sind spannend und motivierend, und das punkto Angebote, Leistungen, Mitarbeitenden ich hoffe, Sie mit meiner Begeisterung für diese Aufga- und in der Auslastung der Stationen und Ambulatorien ben anzustecken. sehr gut aufgestellt ist. Gleichzeitig habe ich ein Un- ternehmen angetroffen, in dem viele Weichen gestellt Wir wollen eine moderne Psychiatrie für den Kanton sind: Wenige Tage nach meinem Arbeitsbeginn war Basel-Landschaft und für unsere Anspruchsgruppen. der Spatenstich für den Ersatzbau der Kinder- und Und da spreche ich zuerst die Patientinnen und Patien- Jugendpsychiatrie, ich konnte Baubewilligungsverfahren ten an, die zuweisenden Ärztinnen und Ärzte, Therapeu- für die neuen Gebäude der Erwachsenenpsychiatrie ten und Institutionen und natürlich Sie als Mitarbeiten- begleiten, und auch der Umbau des neuen Standortes de. Ich freue mich darauf, diesen Weg gemeinsam mit in Binnigen ist weit fortgeschritten. Ihnen allen zu gehen und danke für die gute Aufnahme in der Psychiatrie Baselland. Ich darf festhalten: Die Psychiatrie Baselland ist gut unterwegs. Es stehen jedoch viele Herausforderungen Barbara Schunk vor uns, damit wir unsere Ziele erreichen können. CEO INHALT 3 Jona Bühler 14 Selektiver Mutismus 22 Berufsausbildung Fachmann Gesundheit Wenn Kinder nur mit Aufbruch in einen baut Vertrauen auf bestimmten Menschen sprechen neuen Lebensabschnitt 4 Zu Gast: Hansi Rudin 15 Bauprojekte 24 Persönlich Frontman der Steppin Stompers Kinder- und Jugendpsychiatrie: Psychologe Valerio Brogini über seine Band und die Musik Der Grundstein ist gesetzt gefällt die Arbeit mit Kindern 7 Prix Perspectives 16 inclusioplus 25 Tierpark Weihermätteli Innovatives Schulungsprogramm Beeinträchtigte Menschen Eine Attraktion für Therapie und Pflege ins Zentrum gerückt am Stadtfest Liestal 18 Job Coaching 8 WorkMed 26 Jazz-Matinee Betroffene unterrichtet Arbeitspsychiatrische Unterstützung Ein Fest für alle mit Ruhe und Geduld durch Vernetzung und Expertise mit den Steppin Stompers 20 CEO Barbara Schunk 12 Schulpsychologischer Dienst 27 Personelles Voll motiviert und mit Diagnosen im Griff Eintritte – Jubiläen – Pensionierungen Tatendrang am Werk und im Wandel 28 Anlässe und Impressum 2
Porträt «Ich muss Vertrauen aufbauen» Jona Bühler erlebt als Fachmann Gesundheit in Ausbildung manchmal «richtige Herausforderungen» mit seinen Patientinnen und Patienten. Die Arbeit ist abwechs- lungsreich und er kann sogar sein Hobby einbringen – das Musizieren. Foto: Martin Friedli Zur Psychiatrie Baselland kam Jona Bühler über seine Mut- ter: Als diese als Hebamme eine Mitarbeiterin der Psychi- atrie Baselland während der Schwangerschaft und Geburt begleitete, kamen die beiden Frauen ins Gespräch über den Beruf des Fachmannes oder der Fachfrau Gesundheit (Fage). Dann ging alles sehr schnell – und Jona hatte den Lehrvertrag. Derzeit arbeitet Jona auf der Akutstation des Zentrums für Alterspsychiatrie. Seine Patientinnen und Patienten sind Menschen ab 60 Jahren bis ins hohe Lebensalter mit schweren psychischen Problemen und teils hohem Risiko für eine Selbst- oder Fremdgefährdung. Darum ist die Ab- teilung geschlossen. Vertrauen aufbauen Die Arbeit sei manchmal «sehr herausfordernd», sagt der junge Mann. Einmal glaubte eine verwirrte Patientin beim Mittagessen auf der Station, sie sei in einem Restaurant, und wollte nach Hause. «Ich musste ihr dann erklären, wie ihre Lage ist und sie nicht raus könne.» Eine andere, schizo- phrene Patientin behauptete, sie sei schwanger und arbeite für die Regierung. «In solchen Situationen muss man sich in den Patienten hineinversetzen können und Vertrauen zu ihm aufbauen.» Dann könne man mit ihnen reden; wichtig sei aber, ihnen zuzuhören und ihre Wahrnehmungen und ihre Welt zu respektieren. So schafft es Jona, auch mit ag- gressiven Patientinnen und Patienten umzugehen. Jona Bühler beim Blutdruckmessen. Vielseitige Arbeit Jonas Beruf ist sehr abwechslungsreich. Fage arbeiten in der Körperpflege der Patienten mit, geben ihnen Medika- mente ab, unterstützen sie beim Essen und Trinken, geben Jona ist ein begeisterter Musiker. Er spielt Klavier, Schlag- ihnen frische Wäsche und assistieren bei medizinischen zeug und Bassgitarre. «Manchmal musiziere ich mit Patien- Tätigkeiten von Pflegefachpersonen sowie Ärztinnen und ten gemeinsam.» Wenn jemand Gitarre spielt oder in einem Ärzten. Dazu gehört etwa, den Blutdruck oder andere Vi- Chor singt, dann kommt es auch zu kleinen Ensembles, talzeichen zu messen. Auch Bewegungstherapie ist Teil des und die Abteilung wird unterhalten. Fage-Berufes. Hinzu kommen administrative Arbeiten; so müssen Patientendokumentationen geführt, Essen und Zukunftspläne Medikamente bestellt werden. Während der Berufslehre könne er viele Erfahrungen sammeln und sich weiter entwickeln, sagt Jona. Nach der Erfreuliche Begegnung auf der Strasse Lehre will er die Berufsmatur machen und anschliessend Ein Highlight ist es für Jona, wenn er ehemaligen Patien- studieren. Vielleicht Verhaltenspsychologie oder Soziale ten auf der Strasse begegnet und sich diese freudig bei ihm Arbeit. Das wisse er noch nicht genau. Vorerst aber sind bedanken. Einmal geschehen mit einem Mann, der unter noch zwei Jahre Fage-Lehre angesagt. Im Oktober wechselt Bewusstseinsstörungen und Gedächtnisschwund gelitten Jona in das Zentrum für Krisenintervention auf eine Abtei- hatte aufgrund einer Alkoholabhängikeit und von Jona lung mit deutlich jüngeren Patientinnen und Patienten – betreut worden war. und wird wieder ganz neue Erfahrungen sammeln. ■ 3
Zu Gast: Hansi Rudin, Bandleader der Steppin Stompers «Wir wollen noch möglichst lange spielen» Er ist Mitgründer der Steppin Stompers Dixieland Band, leidenschaftlicher Jazzmusiker und will mit seiner Formation noch möglichst lange spielen: Hansi Rudin. Der 67-jährige Bandleader erzählt aus seinem bewegten Leben. darauf spielen. Da war es für mich naheliegend, in die Jugendmusik Liestal einzutreten und Klarinette zu lernen. Wie kam es zur Gründung der Steppin Stompers? Ich war als Kind viel bei Andy Spinnler zuhause. Er spielte damals Gitarre und kaufte sich dann ein Banjo. Bereits mit 14 Jahren spielten wir regelmässig zusam- men. Es entstanden die Steppin Stones, weil wir die Rol- ling Stones und Beatles als Vorbild hatten. Da uns aber die Besuche im «Atlantis» in Basel – Andys Eltern nah- men uns mit – und die Konzerte der Jazzband «Piccadilly Six» sehr imponierten, war es für uns klar – Dixieland muss es sein. Aus den Steppin Stones wurden dann die Steppin Stompers. Sie hätten gerne das Konservatorium besucht, um Berufs- musiker zu werden. Warum klappte das nicht? Meine Eltern hatten – wie viele andere Eltern auch – Hansi Rudin, Mitgründer der Steppin Stompers Dixieland Band. Bedenken, ob ein Musiker von seinem Beruf leben könne. Sie sagten, ich solle zuerst etwas «Anständiges» lernen, dann würden wir weitersehen. Ich machte diagonal: Alle nennen Sie Hansi. Gibt es niemanden, der Sie darum eine Lehre als Hochbauzeichner. Und mit dem mit Ihrem Taufnahmen Hanspeter anspricht? ersten Verdienst nach vier Jahren Ausbildung war Hansi Rudin: Nein. Nur meine Mutter nannte mich Hans- für mich klar, dass ich das nicht aufgeben wollte für ein peter. Seit ich ein kleines Kind war, nennt man mich mehrjähriges Musikstudium ohne Einkommen. Hansi, obwohl es nicht mein Lieblingsname ist. Wenn ich mit Hanspeter Rudin unterschreibe, weiss niemand, wer Haben Sie nie bereut, kein Berufsmusiker geworden zu das ist. sein? Nein. Ich hatte das richtige Mass zwischen meinem Beruf Sie sind in Liestal geboren und aufgewachsen und haben Ihr ganzes Leben hier verbracht. Hat es Sie nie gereizt, einmal und dem Musikmachen gefunden. Darum wollte ich noch woanders zu leben? auch bewusst keine Berufskarriere einschlagen, obwohl Ich habe hier eine tolle Jugend erlebt, bin im ehemali- mir Chefposten angeboten wurden. Aber das hätte mich gen Gebäude des Warenhauses Stabhof (ex-Konsumver- zu stark beansprucht, worunter die Musik gelitten hätte. ein) in der Altstadt aufgewachsen inmitten einer para- diesischen Gebäudelandschaft an der Kanonengasse. Hier Wären die Steppin Stompers eine Band von Berufsmusikern ging ich in die Schule und hier machte ich eine Lehre als geworden – gäbe es die Formation heute wohl noch? Hochbauzeichner. Es gäbe die Stompers mit Sicherheit nicht mehr. Wir hatten immer einen idealen Ausgleich zwischen Beruf Und irgendwann kriegten Sie eine Klarinette in die Finger. und Musik. Diese Kombination hat uns viel Stabilität Die Verkäuferinnen im damaligen «Konsi-Schuhladen» verliehen. Als Berufsmusiker arbeitet man dermassen schenkten mir eine Blockflöte, da ich immer pfeifend intensiv zusammen, dass es zu Reibereien führen kann. durch die Gegend spazierte. Sie ist schnell zu meinem Das habe ich bei anderen Bands erlebt. Schon viele 4 Liebling geworden, und bald konnte ich viele Melodien Musikgruppen sind daran zerbrochen.
Zu Gast: Hansi Rudin, Bandleader der Steppin Stompers Die Steppin Stompers in ihrer heutigen Formation (v.l.): Hansi Rudin, Christian Grieder, André Hägler, Adam Taubitz (Gastmusiker), Urs Bürgi, Louis Bürgi, René Hemmig, Andreas Spinnler. Die Stompers gibt es seit 53 Jahren. Welches war Ihr Zur typischen Besetzung einer Dixieland-Band gehört das musikalischer Höhepunkt in dieser langen Zeit? Piano. Warum hat es bis heute dieses Instrument bei den Es gab viele Höhepunkte mit TV- und Radioauftritten, Stompers als feste Besetzung nicht gegeben? Festivals und andere. Wir konnten zum Beispiel am Fi- Am Anfang der Band hatten wir einen sehr guten Pia- nale des Nationalen Jazzfestivals mitspielen; 1973 kon- nisten, als der weggezogen war, haben wir keinen mehr zertierten wir für drei Wochen in Südfrankreich. Dann gefunden. Ab und zu laden wir einen Gastpianisten organisierten wir vier Openair-Konzerte in Liestal, unter ein, vor allem am Kirchenkonzert in der Stadtkirche anderen mit dem britischen Jazzmusiker Chris Barber, Liestal, welches seit 1998 jeweils am letzten Sonntag im mit Mr. Acker Bilk, Swiss Dixie Stompers und mit der Januar stattfindet. englischen Sängerin Beryl Briden. Das Openair auf dem Zeughaus- und Kirchplatz Liestal generierte 2000 Zuhö- Wie gross ist das Repertoire der Stompers? rer; das war wirklich eine gewaltige Sache. Wir spielen rund 150 Stücke. Davon können wir jeder- zeit 90 Nummern sofort vortragen. Die anderen müssten Gab es auch Krisen bei den Steppin Stompers? wir vorher einmal in der Probe üben. In 53 Jahren gemeinsamen Musizierens gibt es Ups und Downs. Zum Beispiel, wenn ein Musiker mit Alkohol Wie lange dauert es, bis die Stompers ein Stück einstudiert Probleme hat oder wenn man an drei Wochenenden haben, um es auswendig zu spielen? hintereinander je drei Tage spielt. Da kann es schon zu Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Stücke, die können Reibereien kommen. Diese wurden in «Krisensitzungen» wir bereits nach zwei Proben spielen. Wir hatten aber bei einem Essen gelöst. Wir hatten und haben eine auch schon fast ein Jahr lang eine – allerdings sehr hei- gute Gesprächskultur und diskutieren mit deutlichen kle – Nummer einstudiert, bis wir sie auswendig spielen Worten. So haben wir bisher immer den richtigen Weg konnten. gefunden. Mit dem Älterwerden sind wir aber auch ruhiger geworden und meiden zu viele Auftritte, was Was macht Ihnen solche Freude an der Musik? automatisch dem Bandfrieden dient. Wenn es auf der Bühne so richtig fegt und fetzt, dann 5
Zu Gast: Hansi Rudin, Bandleader der Steppin Stompers fühlt man sich rundum wohl. Am Openair in Büren kam der Veranstalter nach unserem Konzert auf mich zu und umarmte mich mit den Worten: «Hansi, das war grandios.» Das tut gut, man will ja sich und den Leuten Freude bereiten. Die Stompers interpretieren viele Stücke von bekannten und berühmten Komponisten. War es nie ein Thema, auch selber zu komponieren? Der Aufwand lohnt sich fast nicht. Was wir gemacht haben und immer noch machen: Wir versehen bekannte Melodien, wie etwa den Schacher Sepp, mit eigenem Text. Das gefällt den Leuten auch nach 28 Jahren immer noch gut. Auch der «Waldeburger Tschu Tschu Train» wurde zu einem grossen Erfolg; erst neulich wurde die- Hansi Rudin (links) und Andreas Spinnler, Gründer ser Song im «Nachtexpress» von Radio SRF wieder der Steppin Stompers, 1968 an einem Benefizkonzert gespielt. Sogar das Baselbieterlied musste für eine Stom- für CSSR-Flüchtlinge in Liestal. pers-Version herhalten. Gerne übernehmen wir Arrange- ments von Chris Barber und bringen unsere eigene Die Formation gibt es seit 53 Jahren. Wie lange gibt es die Rhythmik und unseren eigenen Groove rein. Stompers noch? Wir erlebten 2018 ein schlimmes Jahr. Ein Musiker erlitt Sie sind bei den Stompers einen Herzinfarkt, ein anderer hatte eine doppelte auch der Sänger. Wie kamen Lungenentzündung und ich selber lag während den Spa- Sie zum Gesang? nien-Ferien im Spital. Wenn es die Gesundheit unserer Als Kind hörte ich viele Mitglieder zulässt, spielen wir noch möglichst lange. Jodellieder, da mein Vater 25 Jahre lang Präsident Nicht dabei waren die Steppin Stompers am Stedtlifest des Jodlerklubs Liestal war. Liestal vom 6. bis 8. September 2019. Die Organisatoren Wir sangen auch zuhause wollten den Bands keine Gage zahlen, was die Stompers sehr viel. Später gründeten ablehnten. wir das Chäller-Chörli Eigentlich ist das Schnee von gestern. Das OK-Stadtfest Liestal, wo meine Frau und hat so entschieden, deshalb haben wir und viele andere meine Tochter heute noch nicht mitgemacht. Wir spielten am Dorffest Lausen mitsingen. Und so ergab es letztes Jahr gegen Gage. Da können wir in Liestal doch sich, dass ich bei den Stom- nicht gratis auftreten, so einfach ist das. Zudem waren pers – neben Andy Spinnler wir bei weitem nicht die Einzigen. Es sagten nicht nur die – gerne auch singe. Stompers ab, sondern viele andere Bands auch. Viele andere Gruppen traten aber ohne Gage auf. Ja, das gibt es immer wieder, junge Bands, die Werbung in eigener Sache machen wollen. Genauso haben wir Hansi Rudin als Klarinettist mit 15 Jahren. es als junge Band auch gemacht. Wir brauchen diese Werbung nicht mehr, haben aber in Liestal schon einige Persönlich Gratisauftritte gehabt. Erst vor zwei Jahren spielten wir in der Eingliederungsstätte, und für die Weihnachts- Hanspeter («Hansi») Rudin wurde 1952 in Liestal geboren, beleuchtung haben wir sogar zweimal gratis gespielt. wo er aufgewachsen ist und heute noch lebt. Von 1968 bis In Sissach haben wir ein Gratiskonzert für die Kunst- 1972 absolvierte er eine Lehre als Hochbauzeichner. Seine eisbahn gegeben, an diesem Abend kamen 14 000 Fran- beruflichen Stationen führten ihn von der Baubranche über ken zusammen. einen Ofenbauer bis zum Bauinspektorat Baselland und schliesslich zur Polizei Basel-Landschaft, wo er zuerst als stellvertretender Mediensprecher, dann – bis zur Pensionie- Wenn Sie auf Ihr bisheriges Leben zurückschauen – sind Sie mit dem Erreichten zufrieden? rung – als Präventionsbeauftragter arbeitete. Schon während der Realschule gründete er 1966 zusammen Ich bin sehr zufrieden, wie es gelaufen ist. Wenn ich mit Kollegen eine Schülerband, die Steppin Stones, aus nur auf das Berufsleben statt auf die Musik gesetzt hätte, denen kurze Zeit später die Steppin Stompers wurden. Bis wäre ich vielleicht finanziell besser gefahren. Aber heute hat die Dixieland Band über 2000 Konzerte in der ich habe unzählige schöne Momente erlebt und viele ganzen Schweiz und im Ausland gegeben und zählt über liebe und auch interessante Leute kennen gelernt. Das 400 Mitglieder. Hansi Rudin ist verheiratet und Vater von alles ist mit Geld nicht aufzuwiegen. ■ 6 drei erwachsenen Kindern.
Prix Perspectives für die Psychiatrie Baselland Preis für ein neues Schulungsprojekt erhalten Die interprofessionellen Teams von drei Stationen der Psychiatrie Baselland werden in einem Pilotprojekt nach einem neuen Schulungsansatz zur Vermeidung von Zwangsmassnahmen geschult. Für dieses Weiterbildungs-Programm hat die Psychiatrie Baselland einen Preis bekommen, den Prix Perspectives. Die Weiterbildung startet in den nächsten Wochen und be- zweckt, die Fähigkeiten, Fertigkeiten und die Haltung der pflegerischen und ärztlich-therapeutischen Mitarbeitenden weiterzuentwickeln. Sie sollen dadurch ihr Repertoire für die Handhabung von Krisensituationen erweitern, um da- durch Zwangsmassnahmen zu reduzieren. PBL an Entwicklung beteiligt Das dafür eingesetzte Weiterbildungsprogramm ist von Mitarbeitenden der Klinik für Psychiatrie und Psychothe- rapie an der Universität Hamburg aus der Perspektive von Peers (Genesungsbegleitenden) entwickelt worden. Daran beteiligt haben sich auch Fachleute der PBL. Zu ihnen ge- hört der Direktor Erwachsenenpsychiatrie, Matthias Jäger, die Direktorin Pflege, Elena Seidel, sowie der Pflegeexperte Sven Hoffmann. Die Schulung ist konsequent aus der Sicht von Patientin- nen und Patienten mit ihren eigenen Erfahrungen von psychischer Erkrankung sowie ihrem Erleben von Zwangs- massnahmen entwickelt worden und unterscheidet sich dadurch von bisherigen Programmen. Die Gewinnerinnen und Gewinner des Prix Perspectives, der 2019 für zwei Projekte Preis für innovatives Schulungsprogramm vergeben worden ist. Die Vertreter der Psychiatrie Baselland sind Matthias Jäger, Die peer-gestützte Schulung zur Vermeidung von Zwangs- Direktor Erwachsenenpsychiatrie (2.v.l.) und Pflegeexperte Sven Hoffmann (3.v.l.). massnahmen hat am Jahreskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP) zu- sammen mit einem anderen Projekt den Prix Perspectives erhalten. Dieser ist vom Pharmaunternehmen Janssen- Cilag AG in Zug gestiftet und insgesamt mit 25 000 Franken dotiert. Ziel des Preises ist es, innovative Projekte zu un- terstützen, die Menschen mit psychischen Problemen ins Zentrum rücken und ihnen somit neue Perspektiven er- öffnen. ■ 7
WorkMed – ein umfassendes arbeitspsychiatrisches Angebot Vernetzte Hilfe soll Arbeitnehmenden und Arbeitgebern helfen Mit der Unternehmenseinheit «WorkMed» beschreitet die Psychiatrie Baselland einen neuen Weg, um Arbeitnehmenden mit psychischen Problemen zu helfen. Das Team von WorkMed an seinem neuen Domizil in der Altstadt von Liestal. Die Psychiatrie Baselland schuf 2005 mit der Fachstelle Viel zu oft werden betroffene Arbeitnehmende arbeitslos, «Psychiatrische Rehabilitation» eine Abteilung mit dem invalid oder abhängig von der Sozialhilfe. Psychische Prob- Ziel, zur Invaliditätsprävention psychisch kranker Personen leme im Job verursachen nicht nur individuelles Leid, son- in der Schweiz beizutragen. Der Kanton Baselland nahm dern auch hohe Kosten und Belastungen für Vorgesetzte damit eine Pionierrolle in der Schweiz ein: Mit wegwei- und Arbeitskollegen, Versicherer, Behörden und letztlich senden Forschungsarbeiten und praktischer Arbeit hat sich für die ganze Gesellschaft. die Fachstelle eine führende Stellung erworben. Diese Un- ternehmenseinheit ist umbenannt worden in «WorkMed», Eine erstaunliche Entwicklung und ihre Dienstleistungen sowie ihr Personalbestand wer- Es erstaunt, dass psychische Probleme in der Schweiz häu- den ausgebaut. fig zu Arbeitsunfähigkeit führen. Denn kein anderes Land ist psychiatrisch dermassen gut versorgt wie die Schweiz: Psychische Probleme im Job häufiger als vermutet Unser Land hat weltweit die höchste Psychiaterdichte. Hier Arbeit hilft uns normalerweise, psychisch ausgeglichen zu arbeiten zweimal so viele Psychiaterinnen und Psychiater bleiben, auch wenn Arbeit zu Stress führen und manchmal pro Kopf der Bevölkerung wie im Land auf dem zweiten auch krank machen kann. Sie ermöglicht uns finanzielle Platz der Skala. Jedes Jahr begeben sich eine halbe Million Selbständigkeit, soziale Kontakte, gibt uns Selbstwertgefühl Schweizerinnen und Schweizer in psychiatrische Behand- und strukturiert unsere Zeit. Allerdings: Psychische Proble- lung. Warum gibt es denn in der Schweiz nicht weniger me bei der Arbeit sind sehr viel häufiger, als vermutet wird: Menschen mit psychischen Arbeitsproblemen oder psy- Eine von fünf erwerbstätigen Personen leidet unter einer chisch bedingter Arbeitslosigkeit? diagnostizierbaren psychischen Erkrankung. Folgen sind Ein Grund liegt darin, dass eine gute psychiatrische Be- häufig eine reduzierte Produktivität, Krankheitsabsenzen handlung zwar hilft, das psychische Leiden zu verringern. und Probleme beim Wiedereinstieg oder Spannungen am Aber auch die beste Behandlung verbessert nicht automa- 8 Arbeitsplatz. tisch die Arbeitssituation. Dies hängt auch damit zusam-
WorkMed – ein umfassendes arbeitspsychiatrisches Angebot men, dass Psychiaterinnen und Psychiater selten einen Erkrankten und deren Behandler, die direkten und guten Kontakt haben zum Arbeitgeber des Arbeitgeber, Versicherungen und Be- Patienten, zu den Krankentaggeld-Versicherern oder zur hörden. Die Erfahrung zeigt, dass er- Invaliden- oder Arbeitslosenversicherung oder Sozialhilfe. folgreiche Integration nicht nur eine gute Kooperation der Beteiligten er- Grosses Potenzial liegt brach fordert, sondern auch aktive Unter- Hier liegt ein wichtiges Potenzial: Psychiater und Psycho- stützungsmassnahmen für Arbeitge- logen kennen die Problematik der Patientinnen und Pa- ber und Case-Manager etc. WorkMed tienten meistens genau und betreuen diese oft über eine trägt zu einer Psychiatrie bei, die sich längere Zeit. Auf der anderen Seite sind Arbeitgeber und direkt im Arbeitsmarkt bewegt. Fotos: Florian Moritz Versicherungen oft überfordert mit der Problemlösung und WorkMed gehört zur Erwachsenenpsychiatrie der Psychia- wissen nicht «will er nicht oder kann er nicht?» oder «was trie Baselland unter der Leitung von PD Dr. med. Matthias darf ich ihr zumuten und was nicht?» Jäger. WorkMed beschränkt sich nicht nur auf den Kanton Aber auch Ärztinnen und Ärzte sowie Psychologinnen Basel-Landschaft, sondern bietet seine Leistungen überre- und Psychologen sind manchmal sehr gefordert; etwa bei gional an. Patienten, die wegen Kränkungen oder Frustrationen am Arbeitsplatz dringend eine Krankschreibung wünschen Das Team von WorkMed oder die Probleme ausschliesslich beim Betrieb oder beim WorkMed will alle Akteure ansprechen. Darum setzt sich Vorgesetzten sehen. Für die Behandelnden kann es in das Team von WorkMed aus Mitarbeitenden mit unter- solchen Fällen schwierig sein, einem Patienten oder ei- schiedlichem Know-how zusammen: Psychiater, Psycho- ner Patientin ein Arbeitsunfähigkeitszeugnis zu verwei- loginnen und Psychotherapeuten mit klinischer Erfahrung gern, auch wenn sie es aus rein medizinischen Gründen und Psychologen mit Erfahrung im Versicherungswesen. nicht für nötig halten. Die Dauer der Krankschreibung Zudem arbeitet WorkMed mit externen Spezialisten zu- bei Patienten mit psychischen Problemen ist denn auch sammen: mit zwei Psychiatern, die Erfahrungen sowohl im im Durchschnitt sehr lange (sechs Monate) und der Grad klinischen wie auch im Versicherungsbereich mitbringen: der Arbeitsunfähigkeit beträgt meist 100 Prozent. Nach Dr.med. Andreas Gschwind in Basel und Dr.med. Roman einer solch langen vollständigen Abwesenheit vom Arbeits- Masé in Liestal. Diese Kooperation dient der fachlichen platz ist die Arbeitsstelle üblicherweise akut gefährdet. Qualitätssicherung und Innovation der WorkMed-Dienst- leistungen. Krankschreibung nicht immer sinnvoll Diese Art der Krankschreibung hängt unter anderem damit Dienstleistungen von WorkMed zusammen, dass Ärzte die gute therapeutische Beziehung Die Expertinnen und Experten von WorkMed bieten ar- nicht gefährden wollen. Und so werden manchmal auch beitsbezogene Abklärungen und Standortbestimmungen Patienten krankgeschrieben, die zwar arbeitsfähig wären, an sowie künftig auch arbeitsbezogene psychiatrische Be- aber wegen einer «arbeitsplatzbezogen» Kränkung oder handlungen (ab 2020). Das Team berät Unternehmen und eines Konfliktes die Rückkehr an die Arbeit vermeiden. betreibt Forschung und Entwicklung zu arbeitspsychiatri- Solche Situationen sind für die Therapeutinnen und The- schen Themen und entwickelt praktische Massnahmen zur rapeuten schwierig und können zu Unmut bei den Arbeit- Unterstützung von allen Beteiligten. gebern und Versicherungen führen. Nicht selten ist der Arbeitsplatzverlust die Folge davon. Angebote für Versicherungen und Behörden WorkMed hat langjährige Erfahrung in der Schulung von Die Ziele von WorkMed Fachpersonen von IV-Stellen, Regionalen Arbeitsvermitt- Bei diesen Problemen und Zielkonflikten setzt WorkMed lungszentren, Privatversicherungen, Case Management- an. Die neue Unternehmenseinheit der Psychiatrie Basel- Anbietern und arbeitsrehabilitativen Einrichtungen. land bietet psychiatrische Leistungen an, die der berufli- Versicherungen und Sozialhilfebehörden sehen sich seit chen Integration der Erkrankten dienen. Um dieses Ziel Jahren einer steigenden Anzahl von Versicherten und zu erreichen, unterstützt WorkMed alle Beteiligten – die Klienten mit psychischen Problemen gegenüber. Die Wirksamkeit von Case Management und Integrations- massnahmen ist bei Personen mit psychischen Störungen geringer als bei körperlich Erkrankten. Dies liegt auch an der oft unklaren medizinisch-beruflichen Ausgangslage. Angebote für Arbeitgeber Mitarbeitende mit psychischen Problemen sind für Füh- rungskräfte und Personalverantwortliche eine besondere Herausforderung. Häufig ist es für die Kader unklar, was sie Mitarbeitenden mit psychischen Auffälligkeiten zumu- ten dürfen und was nicht und wie sie mit den Betroffenen umgehen sollen. Mitarbeitende auf die Probleme anzuspre- chen, ist nicht einfach. 9
WorkMed – ein umfassendes arbeitspsychiatrisches Angebot Barbara Aebersold Florian Peter, MSc Neisa Cuonz Psychologin MSc Psychologe FSP Psychologin FH Eidg. anerkannte Psychotherapeutin Eidg. anerkannter Psychotherapeut Laufbahn- und Rehabilitationspsychologin SBAP T +41 61 685 15 31 +41 61 685 15 32 T +41 61 685 15 33 barbara.aebersold@workmed.ch florian.peter@workmed.ch neisa.cuonz@workmed.ch Bettina Majoleth Irina Hersberger Niklas Baer Psychologin MSc Mitarbeiterin Sekretariat Psychologe, Dr. phil. Case Managerin CAS T +41 61 685 15 00 Leiter WorkMed T +41 61 685 15 34 sekretariat@workmed.ch T +41 61 685 15 01 bettina.majoleth@workmed.ch niklas.baer@workmed.ch Rachel Affolter Almut Koss Leiterin Betrieb WorkMed Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Telefon Zentrale: +41 61 685 15 15 stv. Leiterin Medizinische Leiterin kontakt@workmed.ch T +41 61 685 15 02 T +41 61 685 15 03 rachel.affolter@workmed.ch almut.koss@workmed.ch Führungskräfte fühlen sich oft unsicher, weil die gesund- Angebote für psychisch belastete Mitarbeitende heitliche Problematik unsichtbar und damit nur schwer WorkMed berät betroffene Personen und führt Abklärun- einschätzbar ist oder weil ein Teil der Betroffenen wenig gen der Arbeitssituation durch. Arbeitsprobleme und Ar- Einsicht zeigt. WorkMed unterstützt Arbeitgeber in Fra- beitslosigkeit bringen oft viele Fragen mit sich: Soll man die gen zu psychischen Arbeitsproblemen bei Mitarbeitenden. Vorgesetzten über eigene Probleme informieren? Wie soll Aber auch mit Schulungen, Beratung und Coaching oder man in Konfliktsituationen reagieren? In welchen auch mit konzeptionellen Anliegen, zum Beispiel im Ein- Situationen wäre eine Krankschreibung durch den Arzt zelfall bei der Erarbeitung eines modernen und effizienten angebracht und wie lange sollte diese dauern? Passen der Betriebskonzeptes zum Umgang mit «schwierigen» Mitar- Arbeitsplatz und die eigenen Fähigkeiten noch zusammen? beitenden. Wie sollte ein Wiedereinstieg nach einer Krise einer Krankheitsabsenz aussehen? Oder auch: Arbeitslosigkeit Sensibilisierung durch gezielte Schulung – was kann man tun? WorkMed unterstützt Führungskräfte und Personalverant- wortliche auch durch speziell auf sie zugeschnittene Schu- Beratung und Standortbestimmung lungen. Denn Führungskräfte spielen bei der Bewältigung Wenn Arbeitnehmende eine rasche, aber präzise ambu- von Problemen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle. Dank lante arbeitspsychiatrische Beratung oder Standortbestim- der langjährigen Erfahrung in der Zusammenarbeit mit mung wünschen, dann besprechen sie am besten mit ih- Arbeitgebenden lassen sich meist pragmatische und ent- rem Hausarzt oder Psychotherapeuten eine Zuweisung an 10 lastende Lösungen finden. WorkMed. Die Mitarbeitenden von WorkMed klären die
WorkMed – ein umfassendes arbeitspsychiatrisches Angebot Situation zusammen mit den Betroffenen ab und sprechen WorkMed hat eine neue Form von sogenannten berufli- – deren Einverständnis vorausgesetzt – auch mit ihren Ar- chen Standortbestimmungen entwickelt. Diese fundierten beitgebern und mit ihren Therapeuten. Abklärungen unter ärztlicher Leitung werden ambulant WorkMed hat praktische Erfahrung in diesen Fragen und von spezialisierten Fachpersonen durchgeführt und kön- kennt aus eigener Forschung und Schulung nicht nur die nen überregional von allen deutschsprachigen Versicherten Sicht der Arbeitgeber, sondern auch die Sicht der Betrof- in Anspruch genommen werden. Innerhalb von vier Wo- fenen und deren Therapeuten. WorkMed geht sowohl auf chen nach der Erstkonsultation erfolgt ein schriftlicher Be- die psychische Situation der Betroffenen ein wie auch auf richt zuhanden des Auftraggebers mit sämtlichen arbeitsre- die Arbeitssituation. WorkMed würdigt psychisches Leiden levanten Resultaten und Beurteilungen sowie praktischen und versucht, die individuellen Arbeitsprobleme auf dem Empfehlungen für die Eingliederungsplanung und für alle Hintergrund der psychischen Erkrankung zu verstehen. Beteiligten. Mit mehreren Versicherungen und Behörden Gleichzeitig sollen aber auch die vorhandenen Fähigkei- besteht eine Leistungsvereinbarung, weitere sollen folgen. ten und Potenziale hervorgehoben werden. WorkMed will dazu beitragen, dass auch Personen mit psychischen Prob- Arbeiten trotz psychischer Probleme lemen ihre vorhandenen Fähigkeiten im Arbeitsmarkt ein- Aus Befragungen von Psychiatern und anderen Fachleuten bringen können. Denn dies entspricht dem Wunsch fast wissen wir, dass es eine relevante Anzahl von invalidisier- aller Betroffenen. ten und sozialhilfeabhängigen Patienten gibt (rund 20 %), die an sich teilarbeitsfähig wären. Sie setzen dieses Poten- Angebote für Ärzte und Fachpersonen zial nicht um, weil sie «aufgegeben» haben, sich das nicht WorkMed unterstützt Fachpersonen in der Beurteilung der zutrauen oder Angst haben, wieder zu scheitern. Deshalb Arbeits(un)fähigkeit und beruflichen Möglichkeiten ihrer ist es wichtig, frühzeitig zu intervenieren, damit erkrankte Patientinnen und Patienten und Klienten. Sie gibt Second Personen im Arbeitsprozess bleiben. Opinions ab und hilft bei der medizinisch-beruflichen WorkMed will die Arbeitsmarktbeteiligung von psychisch Standortbestimmung. Dieses Angebot gilt nicht nur für belasteten Menschen verbessern und dazu beitragen, dass privatpraktizierende Psychiater, Psychotherapeuten und diese soweit wie möglich ihre vorhandenen Fähigkeiten be- Hausärzte, sondern auch für Behandelnde der Psychiatrie ruflich einsetzen können. Deshalb muten wir den Erkrank- Baselland: Sie können WorkMed Patienten zuweisen, um ten auch etwas zu: WorkMed will helfen, dass alle «das deren Arbeitssituation und -problematik abklären zu lassen Beste schaffen», das heisst, dass auch psychisch kranke und konkrete arbeitsbezogene Empfehlungen zu erhalten. Menschen ihre effektiv vorhandenen (Teil)Leistungsfähig- WorkMed nimmt dabei je nach Situation und Absprache keiten in der Gesellschaft einsetzen können, und erarbeitet Kontakt mit Arbeitgebern und Versicherern der Patienten dafür auch konkrete Lösungsvorschläge. auf. Um dies zu erreichen, ist WorkMed praktisch und in der For- Dass WorkMed Angebote bereit hält für Ärzte und Thera- schung gut vernetzt und investiert in die Öffentlichkeitsar- peuten liegt auch daran, dass die Anzahl der Patienten mit beit: WorkMed kooperiert seit Jahren mit Arbeitgeber- und Arbeitsproblemen erheblich ist: Mindestens ein Drittel aller Psychiatrieverbänden, Privat- und Sozialversicherungen, erwerbstätigen psychiatrischen Patientinnen und Patien- Behörden und Bundesämtern, Patientenorganisationen, ten hat aktuell Arbeitsprobleme. Hausärzte und Psychiater Rehabilitationseinrichtungen, Fachhochschulen und an- müssen zudem häufig die Arbeitsunfähigkeit beurteilen deren Institutionen. Von 2011 bis 2015 war WorkMed in oder sind mit dringenden Arbeitsfragen konfrontiert. der Person seines Leiters Niklas Baer Mitglied und Experte der OECD-Arbeitsgruppe «Mental Health and Work». Diese Arbeitsunfähigkeit: Beurteilung schwierig Verbindungen will WorkMed nun nutzen, um den Betei- Aus zeitlichen Gründen ist es für Ärztinnen und Ärzte auch ligten im konkreten Problemfall noch besser zu helfen. ■ nicht immer möglich, die Abklärungen vorzunehmen, die bei psychisch kranken Patienten mit Arbeitsproblemen Dr. phil. Niklas Baer, Leiter WorkMed nötig sind. Hier kann eine Zuweisung für eine Abklärung durch WorkMed eine Chance sein. Assessment Arbeitsfähigkeit und psychische Gesundheit Versicherungen geben häufig medizinische Gutachten in Auftrag, um gegen Verfahrensende Leistungsansprüche abzuklären. Hingegen fehlt es bei Beginn des Verfahrens oft an fundierten medizinisch-beruflichen Informationen. Bei Klienten der Arbeitslosenhilfe oder Sozialhilfe fehlt es zudem noch in verstärktem Masse an psychiatrischer Un- terstützung für die Eingliederung, obwohl rund ein Drittel der arbeitslosen und sozialhilfeabhängigen Personen unter psychischen Störungen leiden. WorkMed verbessert durch fokussierte Assessments die Planung von gezielten Einglie- derungsmassnahmen. 11
Schulpsychologischer Dienst Kanton Basel-Landschaft Diagnosen im Griff und im Wandel Um einheitliche Standards zu garantieren, treffen sich die Mitarbeitenden der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) und des Schulpsychologischen Dienstes (SPD) regelmässig zu gemeinsamen internen Weiterbildungen. Der Schulpsychologische Dienst Baselland mit dessen Leiter Thomas Blatter (ganz rechts) Die Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Schulpsy- Bei Bedarf empfehlen sie den Schulleitungen, dem Amt für chologische Dienst sind im Kanton Baselland die beiden Volksschulen und dem Amt für Kind, Jugend und Behin- Fachstellen für Beratungen, Therapien und Abklärungen. dertenangebote die nötigen Massnahmen. Der SPD unter- Sie sind legitimiert, auf schulischer Ebene Empfehlungen stützt die Volksschule (Regel- und Sonderschulen) und die auszusprechen. Im Gegensatz zur KJP führt der SPD keine Berufs- und Mittelschulen in ihrem Bildungsauftrag. Im Therapien durch. Sinne der Unterstützung und Beratung leistet er hier ein Viertel seiner Arbeit. Ansprechpartner für viele Anliegen Beim Schulpsychologischen Dienst sind an seinen Stand- Integration vor Separation orten Liestal, Muttenz, Binningen, Allschwil und Laufen Mit dem Beitritt zum Sonderpädagogik-Konkordat ver- 24 Schulpsychologinnen und -psychologen und sieben pflichtete sich der Kanton Baselland zum Primat der Inte- Mitarbeiterinnen in der Administration tätig. Der Schul- gration vor Separation. Die Umgestaltung der Schule hat psychologische Dienst ist Ansprechpartner für Eltern und sich somit deutlich in diese Richtung entwickelt. Angebote ihre Kinder und für Lehrpersonen und Schulbehörden. In der integrativen Sonderschulung und der integrativen spe- diesem Bereich leisten die Mitarbeitenden des SPD drei ziellen Förderung haben sich etabliert. Allen Schülerinnen Viertel ihrer Arbeit mit Abklärungen von Schülerinnen und Schülern mit besonderem Bildungsbedarf die Teilnah- und Schülern und ihrer Beratung, mit Eltern, Fach- und me in einer Regelschule zu ermöglichen, stösst jedoch an 12 Lehrpersonen und Schulleitungen. Grenzen.
Schulpsychologischer Dienst Kanton Basel-Landschaft Die Anforderungen an die Lehrerinnen und Lehrer in Möglich ist es auch, mit dieser erweiterten ICF-Diagnos- Bezug auf einen differenzierten Unterricht innerhalb der tikform den Wandel der Diagnose «Autismus» zu erklä- Schweiz sind gestiegen. Die Integration vor allem von ren. Der Kanner- und Asperger-Autismus ist zu einer Au- Schülerinnen und Schülern mit Verhaltensauffälligkeiten tismusspektrumsstörung (ASS) geworden. Hier ist eine ist oft schwierig und für Kinder wie Lehrpersonen belas- Transformation von einer Behinderung zu einer Begabung tend. In den Medien wird in diesem Zusammenhang häu- feststellbar. In Einklang mit der integrativer werdenden fig über burnoutgefährdete, überlastete und überforderte Schule wurden in den letzten acht Jahren drei Viertel der Lehrpersonen berichtet. Anfragen an den Schulpsychologischen Dienst im Zusam- menhang mit Angeboten der Speziellen Förderung, der Internationale Kriterien für Abklärungen Sonderschulung und zum Nachteilsausgleich für Schüle- Um den Förderbedarf von Schülerinnen und Schülern zu rinnen und Schüler mit Lernstörungen im Lesen, Schreiben ermitteln, führen die KJP und der SPD das sogenannte und Rechnen gestellt. Standardisierte Abklärungsverfahren durch. Dieses von der Heilpädagogik entwickelte Verfahren basiert auf der Inter- Zwei ideale Partner nationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinde- Die KJP und der SPD sind zwei unterschiedliche Fachstel- rung und Gesundheit (ICF, siehe Grafik). Die Stärke dieses len, die es braucht und die sich in ihrer je unterschiedlichen Verfahrens ist in einer Abkehr von einer reinen Individu- Arbeitsweise hervorragend ergänzen, da ihre Mitarbeiten- aldiagnostik und in der Ressourcenorientierung zu sehen. den sich gegenseitig konsiliarisch unterstützen. Die KJP Ebenfalls hat sich durch diese Vorgehensweise der Automa- stellt Diagnosen nach der Internationalen Klassifikation tismus «Diagnose gleich Massnahme» aufgelöst. Ein Kind der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme mit einem erhöhten Förderbedarf, welches über fördernde (ICD-10) und gründet ihre Behandlungspläne auf diesem familiäre, schulische und soziale Unterstützung verfügt, Manual. Damit Kinder- und Jugendliche zu ihrer Therapie, kann im Rahmen der Klasse A in der Gemeinde X tragbar sowie adäquater schulischer Förderung kommen, braucht oder im besten Fall eine Bereicherung sein. Ein Kind mit es beides: die Diagnosen nach ICD-10 und die sie ergän- derselben Diagnose, aber ohne unterstützende Umweltbe- zende Sichtweise aus dem ICF. ■ dingungen muss hingegen in ein separatives Sonderschul- angebot. Thomas Blatter, Leiter Schulpsychologischer Dienst ICF – Klassifikation für eine gemeinsame Sprache Gesundheitszustand Die ICF ist ein Instrument zur Klassi- fikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Sie Körperfunktionen Aktivitäten Partizipation wurde im Jahr 2001 von der Weltge- und -strukturen sundheitsorganisation verabschiedet. Sie ergänzt die ICD (Internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme). Die ICF baut auf dem Konzept der Umweltfaktoren Personenbezogene Faktoren Funktionalen Gesundheit auf. Ziel der ICF ist es, für die Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung Körperfunktionen Aktivitäten Partizipation • mentale • Allgemeines Lernen • Schule und Gesundheit eine gemeinsame • sinnes-, stimm- und • Spracherwerb und • Freizeit Sprache zur Verfügung zu stellen, um sprechbezogene Begriffsbildung • Mobilität die Kommunikation zwischen den • bewegungsbezogene • Lesen und Schreiben Fachleuten unterschiedlicher Diszipli- • Fremdsprachen Körperstrukturen • Mathematisches Lernen nen und den Menschen mit Beein- • hirnorganische • Umgang mit Anforderungen trächtigung zu verbessern. • körperliche • Kommunikation • sensorische u.a. • Bewegung und Mobilität • Für sich selber sorgen • Umgang mit Menschen • Freizeit, Erholung, Gemeinschaft Umweltfaktoren Personenbezogene Faktoren • familiäre • Alter/Geschlecht • schulische • Motivation/Ausdauer • soziale • Selbstkonzept • materielle • Emotionale Befindlichkeit 13
Mutismus in der Schule Zu schüchtern zum Sprechen Während sie zu Hause problemlos spricht, Erste Erfolge der Therapie Doch als sich auch im zweiten Jahr keine Veränderung ab- verstummt sie ausserhalb ihrer vertrauten zeichnet, melden sich die Eltern bei uns in der Kinder- und Umgebung; in der Schule sagt sie kein Jugendpsychiatrie auf dem Bruderholz, wo Jana seither therapeutisch begleitet wird. Im therapeutischen Setting Wort: Jana leidet an selektivem Mutismus. gelingt es Jana bald, erste Worte zu flüstern. Bis sie flies- send und laut redet, vergehen jedoch mehrere Wochen. Und ausserhalb des Therapiezimmers verstummt sie nach wie vor. Dass Jana nicht spricht, ist für die anderen Kinder im Kin- dergarten kein Problem – spielen kann man auch ohne Worte. Jana ist beliebt und bei fast allem dabei. Bei der Lehrerin hingegen löst das Schweigen Unruhe und Un- sicherheit aus. Sie empfindet es mehr und mehr als ihr Versagen, Jana nicht zum Sprechen bringen zu können und fragt sich, wieviel Beachtung, Förderung, Rücksichtnahme oder Druck pädagogisch förderlich sei. Fehlende Austauschmöglichkeiten Selektiver Mutismus ist ein ernst zu nehmendes, jedoch seltenes Störungsbild. Oft fehlt es an Erfahrung und Aus- tauschmöglichkeiten im Umfeld der Lehrperson. Um das Sprechen in die Klasse zu bringen, braucht es gezielte therapeutische Interventionen und eine Begleitung und Beratung der Lehrperson. In der aktuellen Literatur wird Eine ernst zu nehmende psychische Störung: Wenn Kinder Mutismus vermehrt den Angststörungen und den sozialen nur mit bestimmten Menschen sprechen, sonst aber die Sprache Phobien zugeordnet. So sind zunächst angstreduzieren- verweigern (selektiver Mutismus). de Massnahmen angezeigt. Nonverbale Kommunikation und soziale Interaktionen sollten verstärkt und schliesslich Mutistische Kinder (lat. mutus = stumm) können sprechen; sprachfördernde Massnahmen aufgebaut werden. in vertrauter Umgebung reden sie meist ungehemmt drauf- Jana steht nicht gerne im Mittelpunkt. Wenn die Aufmerk- los. In für sie fremden Situationen oder gegenüber Perso- samkeit auf sie gerichtet ist, wird sie unsicher, zum Beispiel, nen ausserhalb der Familie verstummen sie jedoch, erstar- wenn sie im Kindergarten im Kreis sitzen und etwas sagen ren oder verständigen sich ausschliesslich nonverbal. Nur sollen. Jana schweigt, wenn sie an der Reihe ist, alle warten, etwa 0,1 bis 0,7 Prozent der Kinder leiden an selektivem die Anspannung steigt – Jana bleibt stumm, der Druck ist zu Mutismus. Es ist ein seltenes Störungsbild, Mädchen sind gross. Heute geht die Lehrerin einfach weiter, wenn Jana tendenziell häufiger betroffen; meist beginnt die Störung nichts sagt. Sie lässt sie ohne Worte mitmachen oder mittels mit drei bis fünf Jahren. Gesten und Karten antworten. Sie fördert Kleingruppensi- Die Kinder zeigen psychopathologische Auffälligkeiten wie tuationen, in denen Janas Anspannung sinkt. Mittlerweile Angstsymptome, passives Rückzugsverhalten, Stimmungs- kann das Mädchen flüstern und einzelne Worte sprechen. schwankungen oder Konzentrations- und Leistungsstörun- gen. Zu den Risikofaktoren zählen unter anderen Tempera- Die Lehrerin weiss nun: Für Jana ist es einfach schwierig, mentsmerkmale, das heisst, wenn ein Kind gehemmt oder vor fremden Personen zu sprechen. Das hat nichts mit ih- schüchtern ist; aber auch das Nachahmen von Verhalten rem Gegenüber zu tun. Es braucht Zeit, Feingefühl und anderer (Modelllernen), Migration und Zweisprachigkeit. Geduld. Dabei hilft weder zu viel Schonung, noch zu viel Druck; es ist eine Gratwanderung zwischen beidem. Die Jana spricht nur zuhause Lehrerin versucht, Anspannung und Druck zu vermindern, Ihre ältere Schwester komme problemlos mit allen in Kon- damit sich Jana sicher fühlen kann. Wenn jedoch andere takt, Jana (Name geändert) hingegen sei ausser Haus schon Kinder für Jana sprechen wollen, unterbindet sie dies. Jana immer sehr schüchtern gewesen, berichten die Eltern. Die soll selbst sprechen lernen. Und das will sie ja auch. Sie ganze Tragweite ihrer Problematik kommt aber wie bei den übt jeden Tag, wie andere üben, ein Rad zu schlagen. Das meisten mutistischen Kindern erst mit dem Kindergarten- wiederum ist für Jana kein Problem. ■ eintritt zum Vorschein: Jana spricht mit niemandem ausser Haus. Lehrerin wie auch Eltern denken zunächst, sie brau- Simone Stöcklin, lic. phil. Fachpsychologin FSP 14 che einfach etwas länger Zeit, um sich einzuleben. Kinder- und Jugendpsychiatrie
Bauprojekte Bauherrschaft und Architekten bei der Grundsteinlegung. CEO Barbara Schunk (3. v.r.) und die künftige Hausherrin, Brigitte Contin (5. v.r.), Direktorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Grundstein für Ersatzbau Kinder- und Jugendpsychiatrie gesetzt Mit der Grundsteinlegung hat die Psychiatrie Baselland die Rohbauphase des neuen Gebäudes für die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Liestal eingeleitet. Auch die anderen Bauprojekte sind auf gutem Weg. Architekten, Delegierte der Bauherrschaft und der künfti- Termin für den Bezug der 1. September 2019 festgesetzt gen Nutzerinnen und Nutzer haben feierlich den Grund- worden ist. Derzeit werden die internen Betriebskonzepte stein für den Ersatzbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie erstellt. ins Betonfundament eingegossen. Der «Grundstein» war eine Metallkiste mit symbolischen Gegenständen. Mit der Masterplan Campus Liestal feierlichen Grundsteinlegung wünschen sich die Beteilig- Bei den beiden Ersatzgebäuden für die Alterspsychiatrie ten traditionsgemäss einen unfallfreien Bauverlauf und und die Krisenintervention in Liestal (Masterplan Campus eine möglichst lange Nutzung des entstehenden Gebäudes. Liestal) konnten erste Einsprachen durch die Stadt Liestal erledigt werden. ■ Dem Zeitplan leicht voraus Der Neubau startete mit dem Spatenstich am 20. Juni 2019 und ersetzt das alte und sanierungsbedürftige Gebäude der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Goldbrunnenstrasse in Liestal. Die Bauarbeiten schreiten gut voran und sind derzeit gegenüber der Planung sogar etwas voraus. Der Bezug des neuen Gebäudes ist für Dezember 2020 vorge- sehen. «Der dringend nötige Ersatzbau erlaubt es uns, ein mo- dernes und zeitgemässes therapeutisches Konzept zur Versorgung junger Menschen mit psychischen Problemen umzusetzen und die hohen Ansprüche an die Qualität der Behandlungen auch künftig zu erfüllen», sagt CEO Barbara Schunk. Die steigenden Zahlen der Patientinnen und Pati- enten bei anhaltend hohem Kostendruck mache es zudem nötig, die Effizienz zu steigern. Betriebskonzepte für Binningen Auch die Sanierungs- und Umbauarbeiten am neuen Standort in Binningen schreiten voran. Die Sanierungs- und Umbauarbeiten am neuen Standort in Binningen haben sich leicht verzögert, so dass als neuer 15
«Wohnen und Arbeiten» heisst neu inclusioplus Die Menschen näher ins Zentrum gerückt Mit der Unternehmenseinheit «inclusioplus – Arbeiten und Foto: Leon Breiter Wohnen mitten in der Gesellschaft» richtet die Psychiatrie Baselland ihr Angebot für beeinträchtigte Menschen neu aus. Die Psychiatrie Baselland tritt mit ihrem bisherigen Un- ternehmensbereich Wohnen und Arbeiten neu unter der Markenbezeichnung «inclusioplus – Arbeiten und Wohnen mitten in der Gesellschaft» auf. Als eigenständige Unter- nehmenseinheit ist inclusioplus seit Ende März 2019 in Betrieb. Unterschiede zur Psychiatrie «Wohnen und Arbeiten» unterscheidet sich mit seinen An- spruchsgruppen und Leistungen, seiner Organisationsform und Infrastruktur sowie der Finanzierung stark von den übrigen Bereichen der Psychiatrie Baselland (PBL). Dar- um lancierte die PBL bereits 2016 ein Projekt und prüfte, wie dieser Unternehmensbereich aus der Führungs- und Organisationsstruktur der PBL herausgelöst und mit einer Institution mit ähnlichem Auftrag zusammengeschlossen Teilnehmer am Sommerfest der Wohngruppe Niederdorf. werden könnte. Die neue Organisation sollte aber weiter- hin an die PBL angebunden sein. Gespräche mit mehreren möglichen Partnern für «Wohnen und Arbeiten» führten jedoch zu keinem Resultat. Lebensfreude aus. Eine starke Bildwelt gibt Einblicke in inclusioplus ist für beeinträchtigte Menschen da den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner der Wohn- Der Verwaltungsrat der PBL entschied sich im Dezember heime und zeigt Interessantes aus dem Bereich «Arbeit». 2018, «Wohnen und Arbeiten» mit dem Wohnheim Wind- Der eigenständige Auftritt ermöglicht, die Angebote unter spiel, dem Wohnverbund Wägwiiser sowie dem Bereich einem Dach weiterzuentwickeln und zu positionieren. Arbeit und Beschäftigung vom bisherigen Unternehmens- bereich in eine eigenständige Unternehmenseinheit der Begleitete Arbeit Psychiatrie Baselland zu überführen. Daraus entstand in- inclusioplus bietet verschiedene Formen begleiteter Arbeit clusioplus. Diese versteht Inklusion als Zusammenführen für 160 Personen mit psychischer und mehrfacher Beein- von Menschen in der Gesellschaft. inclusioplus ist offen trächtigung an. Arbeiten können Menschen mit einer IV- für alle Menschen, unabhängig von der Art und Schwe- Rente in einer Manufaktur für Seifen- und Papierproduk- re der Beeinträchtigung und fühlt sich im Wohnbereich te sowie für Auftragsarbeiten, in einem Reinigungsdienst Menschen verpflichtet, welche sonst kein Zuhause finden. oder in Unternehmen der Wirtschaft mit Unterstützung durch unser Job-Coaching. Eigene Marke mit Logo Zusamen mit einer Webagentur hat inclusioplus ein eigenes Wohnen mit Tagesstruktur Logo, Geschäftsdrucksachen und Imagebroschüren sowie Durchlässige Wohnstrukturen von intensiv bis zu ambu- eine umfassende Website gestaltet (www.inclusioplus.ch). lant betreutem Wohnen sichern den Bewohnenden ein Das ganzheitliche Corporate Design von inclusioplus unter- vielfältiges Angebot, dank dem sie ein Zuhause finden. In- streicht den Einbezug der Menschen in unsere Gesellschaft. dividualisierte Tagesgestaltung trägt zu Sinnhaftigkeit und 16 Die leuchtenden Farben und verspielten Elemente strahlen Teilhabe an der Gesellschaft bei.
«Wohnen und Arbeiten» heisst neu inclusioplus Das Wohnheim Windspiel in Liestal bietet 26 kognitiv- und gen und die Wohnformen, welche sie beziehen möchten, mehrfachbehinderten erwachsenen Menschen, welche ei- aussuchen. inclusioplus deckt als moderne Institution der nen hohen Betreuungsbedarf haben, einen Ort zum Leben. Behindertenhilfe die Ansprüche und Bedürfnisse von be- Der Wohnverbund Wägwiiser mit je einer Wohngruppe in einträchtigten Menschen möglichst breit und flexibel ab. Liestal und Niederdorf sowie mit ambulanter Begleitung in Deshalb setzt sich inclusioplus folgende Ziele: Wohnungen bietet Wohnen und Tagesgestaltung mit un- terschiedlicher Betreuungsintensität an. 28 Personen mit inclusioplus psychischer und mehrfacher Behinderung finden in unse- – wird als bekannte Marke mit qualitativ hochstehenden ren Wohnangeboten ihren Lebensmittelpunkt. Leistungen wahrgenommen, – ist attraktiv als Partner für Kooperationen im Behinder- Wie sich inclusioplus strategisch positioniert tenwesen und weiteren Bereichen, inclusioplus nutzt die Vorteile und Spielräume einer ei- – ist entlang der Leistungen betreutes Wohnen, betreute genständigen Unternehmenseinheit und etabliert sich als Tagesgestaltung, begleitete Arbeit und Beratung aufge- Institution für Menschen mit Beeinträchtigungen in der stellt, Region. Leitend sind das Recht auf soziale Teilhabe, Au- – bietet eine Infrastruktur, die an die Bedürfnisse der Kli- tonomie und vor allem Mitbestimmung der Klientinnen enten und an die Nachfrage optimal angepasst ist. und Klienten. Das heisst, diese können sich die Leistun- Fotos: Leon Breiter Am Sommerfest der Wohngruppe Niederdorf (v.l.): Peter Frei, Gesamtleiter inclusioplus; Barbara Schunk, CEO Psychiatrie Baselland; Martin Zürcher, Gemeindepräsident von Niederdorf und Leiter Technik und Unterhalt der Psychiatrie Baselland; Nathalie Puchtler, Teamleiterin Wohngruppe Liestal inclusioplus; Harieta Imhof, Leiterin Wohngruppe Niederdorf und Gastgeberin. Ersatzimmobilien für die Wohnheime Für die Räume des Wohnheims Windspiel und des Wohn- verbundes Wägwiiser in Niederdorf und im Haus D der PBL an der Rheinstrasse in Liestal müssen Ersatzimmobili- en gefunden werden. Entsprechende Evaluationen laufen. Im Sinne von Personenzentrierung und Sozialraumorien- tierung tragen die künftigen Standorte zur Vernetzung bei und schaffen Lebensräume mitten in der Gesellschaft. ■ Peter Frei, Gesamtleiter inclucioplus Das Führungsteam von inclusioplus (v.l.): Marko Celic, Controlling; Fabian Bussinger, Leiter Arbeit; Manuel Bächle, Leiter Wohnheim Windspiel; Peter Frei, Gesamtleiter; Nathalie Lötscher, Leiterin Wohnverbund Wägwiiser. 17
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