Diakonal - ICH GLAUBE ; hilf MEINEM UNGLAUBEN ! - Diakoniegemeinschaft Stephansstift
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Diakonal Journal der Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V. Nr. 1 / April 2020 ( ICH GLAUBE; hilf MEINEM UNGLAUBEN ! A G E A|BS (Jahreslosung 2020; Markus 9.24) r u ng zu ng Ei n l a d ve r sa mmlu ieder Mitgl
Editorial Aus der Gemeinschaft Inhalt Liebe Geschwister der Diakonie- gemeinschaft, liebe Lesende, 02 Inhaltsverzeichnis in dieser besonderen Situation, die von Unsicherheit 02 Editorial und täglichen Veränderungen geprägt ist, sende ich 03 Andacht Ihnen herzliche Grüße aus dem Redaktionsteam. 04 Zum Geleit Aus der Gemeinschaft Da Vieles momentan nicht möglich ist, freuen wir uns 05 Treffen der Jubilarinnen und Jubilare über die Möglichkeit, mit dem neuen Diakonal etwas 05 Die Mitgliederversammlung 2020 Abwechselung und gleichzeitig Beständigkeit in Ihren Alltag zu bringen. Sie muss vorausblicken werden auf den nächsten Seiten erkennen, dass das Diakonal zum großen Teil 06 Einladung Jahrestreffen vor den Einschränkungen erstellt wurde. Entsprechend müssen leider einige 06 Thementag Aktionen entfallen – diese sind gekennzeichnet. 07 RIECK-Preis 08 Einladung zur Mitgliederversammlung Zwei organisatorische Details bitte ich Sie noch zu beachten: 08 Tagesordnung der MV 09 Christen vereinen sich gegen COVID-19 Die Geschäftsstelle ist weiterhin geöffnet, allerdings sind Renate Hartmann 10 Fachtag und der Beauftragte Tom Weber nur telefonisch oder per Mail zu erreichen. 11 „In Verbindung bleiben…“ 13 Referat Professor Dietz Außerdem bittet der Vorstand der Diakoniegemeinschaft die Konvente dar- 19 Einladung: Stille – Tag um, ihre Treffen in der nächsten Zeit abzusagen. 20 Mentoring-Programm 21 Feierabendmahl Gründonnerstag Kurz ein erster Blick auf den Inhalt: Die Jahreslosung „Ich glaube; hilf meinem 21 Verabschiedung Pastor Liebermann Unglauben“ aus dem 9. Kapitel des Markusevangeliums zieht sich wie ein roter 22 Bericht: Baumpflanzaktion Faden durch dieses Diakonal – begeben Sie sich auf die Suche und lassen Sie sich 23 Bericht von der Jahreskonferenz überraschen, welche Impulse und Facetten Sie hier kennenlernen können. 24 Nachrufe Ebenso gibt es in diesem Heft einiges über das diesjährige Jahresthema der Buchbesprechung Diakoniegemeinschaft zu erfahren: DiakoniegeMEINschaft beWEGt – hier ver- 26 Paula steckt sich MEIN WEG. – Als drittes noch eine Einladung für Interessierte: Am 5. September 2020 soll es wieder einen Stille-Tag in Kiel geben – vielleicht Gesucht – Gefunden notieren Sie sich diesen Termin schon einmal . . . 27 Schwestern nehmen Muslime auf 28 Neue Zürcher Zeitung Nun wünsche ich Ihnen, dass Sie und Ihre Angehörigen behütet bleiben 29 Zeitungsartikel: Togo-Hilfe Sabine Laskowski 30 Zeitungsartikel Schwester Stoffregen 30 Zeitungsartikel Schwester Bode 31 Verabschiedung Bruder H. Schulze-Drude Achtung – Liebe Geschwister Aus dem Stephansstift und Liebe Geschwister der Dachstiftung 32 Start mit „COYO“ Wenn dieses Diakonal verschickt Lesen Sie also bitte das vorliegende wird, hat uns die Absage-Welle Heft mit all diesen Vorbehalten. Aus den Konventen aufgrund von Corona fest im Griff. 33 Konvent Heidekreis 34 Konventstermine Der Vorstand der Diakoniegemein- Das heißt nun auch – viele wer- schaft und die Redaktion des Diako- 35 Kontakte, Impressum, den es bereits wissen oder geahnt nal sind bemüht, Sie weiterhin aktu- Bildnachweise, haben – unser Jahrestreffen 2020 ell zu informieren. Redaktionsschluss, Tabellen mit all seinen Veranstaltungsteilen und unsere Mitgliederversamm- (24.03.2020 – der Vorstand, die Redaktion, Die letzte Seite lung können nicht stattfinden! die Geschäftsstelle, der Beauftragte) 2
Andacht Andacht zur Jahreslosung 2020 (Ich glaube; hilf meinem Unglauben (Mk.9.24)* Die Jahreslosung ist für mich wie eine Menschen um uns zuzusprechen, mit „angerufen“, ja – angeschrien: bittend Überschrift, ein Angebot für das neue denen wir Abendmahl feiern. Ich glau- – laut, wohl verzweifelt oder wütend in Jahr. Es geht mir nicht um die Ausle- be, hilf meinen Unglauben, könnte seiner Not. gung im Kontext, obwohl das bei die- auch eine Ansprache für uns in unse- sem Wort aus dem Markus – Evangeli- rer Gemeinschaft sein. um sehr aussagekräftig sein könnte. Liebe Schwestern und Brüder, Wen würde ich ansprechen. Wem wür- ich habe die Jahreslosung nicht ausge- Ich habe übernommen, die Jahres- de ich mich anvertrauen, – wann? In legt, sondern mir überlegt: Wie kann losung für 2020 in diesem Diakonal welcher Situation? Würde ich laut sa- ich mit der Aussage „Ich glaube; hilf vorzustellen. Intensive Überlegungen gen „Ich glaube, hilf meinem Unglau- meinem Unglauben“ umgehen. habe ich mir beim Aussuchen des Fo- ben.“ tos gemacht, das ich mit der Losung in In der Hoffnung, dass meine Gedanken Verbindung bringen will: Im Gebet sind diese Worte bestimmt euch ansprechen seid herzlich gegrüßt, schon bei vielen Christinnen und Ein wuchtiges Bild, für eine starke Aus- Christen als eine Bitte, ein Hilferuf ge- Hartwig Laack sage. Ich glaube – ich vertraue; Hilf sprochen worden – vielleicht auch in meinen Unglauben – ich habe Zutrau- einem gemeinsamen Gebet oder in der en zu dir. Fürbitte im Gottesdienst? Im Text im Markus-Evangelium wen- Aber direkt eine mir vertrauten Person det sich ein verzweifelter Vater an Je- zu bitten, „Ich glaube, hilf meinem Un- * (Markus 9.23 u. 24: Jesus aber sprach zu ihm: sus. An wen würde ich mich wenden? glauben“? . . . Wenn du könntest glauben! Alle Dinge sind möglich, dem, der da glaubt. Und alsbald schrie der Vater des Kindes mit Tränen und Beim Abendmahl werden wir oft auf- Der Vater des kranken Sohnes im sprach: Ich glaube, lieber Herr, hilf meinem gefordert, einen Friedensgruß den Markus-Evangelium hat Jesus direkt Unglauben!) 3
Zum Geleit Liebe Geschwister, liebe Freundinnen und Freunde Wenige Stunden bevor dieses Diakonal in den Druck gehen Also, – wir sind aufgefordert, all unsere Reserven an Kreativi- wird hat der Vorstand der Diakoniegemeinschaft beschlos- tät zu mobilisieren, all unsere kommunikativen Fähigkeiten sen, alle Aktivitäten der Gemeinschaft „Corona-bedingt“ zu beleben und all unsere persönlichen und professionellen drastisch einzuschränken und also auch das Jahrestreffen Möglichkeiten einzusetzen. 2020 der Gemeinschaft abzusagen. Mir ist klar liebe Geschwister, dass uns alle diese Einschrän- Der gesunde Menschenverstand und auch unsere Verant- kungen beängstigen und traurig machen – aber das Motto wortung für die überwiegende Mehrheit unserer Mitglieder Mein Weg möge für uns alle auch Zuversicht freisetzen und lassen wohl keine anderen Entscheidungen zu; wir befinden uns, trotz verordneter Distanz, näher zueinander bringen im uns alle leider in einer bedauerlichen konzertierten Absage- gemeinsamen Denken und Fühlen. Aktion – mit inzwischen vielen Verordnungen, Verboten und Einschränkungen. Das ist ja nun ein Novum für jede/jeden Die Redaktion des Diakonal hat nun nicht alle Inhalte der von uns und auch in unserer jüngeren gemeinsamen Ge- neuen Ausgabe verworfen. Dennoch sollten Sie bitte alle schichte – und wir müssen wohl alle erst lernen, mit diesen Veranstaltungs-Informationen unter dem großen Vorbe- Gefährdungen, Bedrohungen und Unsicherheiten umzuge- halt der Absage lesen. Im Moment kann wohl noch niemand hen. konkrete Zukunftsaussagen treffen und das bedeutet, dass wir „medial“ so gut es geht im Kontakt bleiben. Denken Sie Sie stehen ja im völligen Gegensatz zu unserem Jahresthe- bitte auch an unsere Geschwister, die bedroht sind, in Ein- ma DiakoniegeMEINschaft beWEGt – jedenfalls auf den ers- samkeit zu geraten und unsere Zuwendung ganz besonders ten Blick. Denn auf den zweiten Blick beinhaltet natürlich benötigen . . . MEIN WEG auch diese ungewollten und unerwarteten Tat- sachen. Dieser zweite Blick ist es, der mich bewegt. Und egal, Ein Mitglied der Redaktion und des Vorstands hat mir vor kur- welcher „Risikogruppe“ ich anzugehören scheine, er fordert zem eine kleine Botschaft einer Göttinger Kirchengemeinde mich auf, mich mit Unbekanntem, mit Fremden, mit Unaus- zugestellt, die ich an dieser Stelle gerne weitergebe und die weichlichem, mit Beängstigendem auseinander zu setzen. geeignet ist, ein Lächeln auf unsere Gesichter zu zaubern. Ich empfinde diese Ansprüche herausfordernd, zumutend und überraschend – aber vielleicht liegt gerade darin, also In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute, Mut, Kraft, in der Bewältigung, – ein neuer und sehr spezieller Aspekt Zuversicht und den Segen Gottes. meines Weges. Wir bleiben im Kontakt! Gerhard Dahle Wir kennen in unserer geschwisterlichen Gemeinschaft und aus unseren eigenen spezifischen Berufswegen solche Situ- „Gespräche sind nicht abgesagt. ationen der christlichen Hinwendung zum Nächsten. Wir Beziehungen sind nicht abgesagt. erleben nun aktiv oder passiv: vielfältige Ideen und Hand- lungsweisen bescheren uns Menschlichkeit und Interesse Liebe ist nicht abgesagt. aneinander, Solidarität und Nachbarschaftssinn, Familien- Lesen ist nicht abgesagt. orientierung und Freundschaftsbeweise. Das ist gut. Gleich- Selbstfürsorge ist nicht abgesagt. zeitig begleitet und tröstet uns die neutestamentliche Bot- Hoffnung ist nicht abgesagt. schaft (wie ich sie heute auch aus dem Munde von Frau Sonne ist nicht abgesagt. Käsmann gehört habe), – denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Beten ist nicht abgesagt. Besonnenheit (2. Timotheus-Brief, Kap. 1.7). Lachen ist nicht abgesagt“. . . 4 Journal 1/2020 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.
Aus der Gemeinschaft Treffen der Jubilarinnen und Jubilare Liebe Schwester, lieber Bruder, Wenn Sie diesen Text im Diakonal lesen, dann sind natürlich 17.30 Uhr Beginn des Jahrestreffens der Diakoniegemein- die Geschwister, die bei diesem Jahrestreffen ihr Jubiläum schaft, Sekt-Empfang, Abendessen, Ehrung der feiern können, längst vom Vorstand eingeladen. Jubilare und Abend der Begegnung. Das gemeinsame Treffen zum jeweiligen Diakon*innen-Jubi- Liebe Geschwister, Sie sind alle (mit einer Begleitperson) läum findet wieder im Zusammenhang mit dem Jahresfest herzlich eingeladen, den Tag zu genießen. des Stephansstiftes am Himmelfahrtstag, 21. Mai 2020 statt. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie auch an den beiden Und natürlich soll das Motto „DiakoniegeMEINschaft be- folgenden Tagen (22. – 23. Mai 2020, am Jahrestreffen der Ge- WEGt“ auch bei diesem Treffen eine Rolle spielen. meinschaft, am Freitag und der Mitgliederversammlung am Samstag) teilnehmen. Dazu müssen Sie sich bitte anmelden, Folgender Ablauf ist geplant: mit dem Anmeldeformular in diesem Diakonal. 10.30 Uhr Teilnahme an der Eröffnung des Jahresfestes im Wir freuen uns, Sie begrüßen zu dürfen und sind gespannt Festgottesdienst in der Kirche des Stephansstifts darauf, welche Spuren Sie, auf Ihrem Weg mit der Diakonie- (Treffpunkt: vor dem Festsaal 10.15 Uhr) gemeinschaft, hinterlassen haben! Anschließend: Zeit am Jahresfest teilzunehmen, zum Mittagessen, zur Ruhepause usw. Im Namen des Vorstandes seien Sie herzlich gegrüßt, 14.00 Uhr Kaffeetrinken im Festsaal mit Klönschnack und Gerhard Dahle Erhard Stahl Kennenlernen der besonderen Ereignisse in der S A G T e Biographie der Teilnehmenden A| B g Die Mitgliederversammlung 2020 muss vorausblicken Die Mitgliederversammlung in diesem Jahr muss Der Vorstand wird sich im Zusammenwirken mit der neben anderen Entscheidungen aufgrund der Be- Geschäftsstelle mit dieser Angelegenheit befassen stimmungen der gültigen Satzung auch einen neuen und hofft, sowohl erfahrene als auch jüngere Ge- Wahlausschuss einsetzen. Dieser hat dann die Aufga- schwister für diese Aufgabe zu finden. Natürlich sind be, die Vorstandswahlen im Jahr 2021 vorzubereiten Vorschläge von Geschwistern herzlich willkommen. und durchzuführen. Gerhard Dahle Dazu werden drei Geschwister gebraucht, die die- se Aufgabe wahrnehmen – und nach der Ordnung | B E N müssen auch drei Vertreter bzw. Vertreterinnen no- R S C HO D VE miniert werden. Journal 1/2020 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V. WIR 5
Aus der Gemeinschaft Einladung zum Jahrestreffen Vorläufiges Programm zum Jahrestreffen 2020 Donnerstag, Himmelfahrtstag, 21. Mai 2020 Samstag, 23. Mai 2020 10.30 Uhr Festgottesdienst in der Stephansstifts-Kirche 8.3o Uhr Andacht auf dem Friedhof zur Ehrung der Ver- anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Kirche. storbenen unserer Gemeinschaft Eröffnung des Jahresfestes des Stephansstifts 9.15 Uhr Mitgliederversammlung der Diakoniegemein- und Begrüßung der Jubilare der Diakoniege- schaft Stephansstift e.V./ Festsaal meinschaft (siehe gesonderte Einladung und Tages- ordnung) 11.30 Uhr – Aktions-Stand der Diakoniegemeinschaft, im 13.oo Uhr Mittagsimbiss und Reisesegen 16.30 Uhr Rahmen des Jahresfestes des Stephansstifts, vor dem Haus der DG Der Vorstand und die Geschäftsstelle bitten herzlich um 14.00 Uhr Kaffeetrinken der Jubilare im Festsaal eine detaillierte Anmeldung mit dem Formular, das dieser Diakonal-Ausgabe beiliegt. 17.30 Uhr Beginn des Jahrestreffens mit dem „Abend der Begegnung“; Die Staffelung der Teilnahme-Kosten, die auch im letzten Sektempfang, gemeinsames Abendessen und Jahr durchgeführt wurde, fand eine gute Annahme und da- Ehrung der Jubilare; anschließend: Zeit zur Be- her setzt der Vorstand dieses Angebot fort. Sie gestaltet sich gegnung, zum Wiedersehen, zum Klönen folgendermaßen: Mitglieder, die „nicht so knapp bei Kasse“ sind werden gebe- Freitag, 22. Mai 2020 ten, den Solidarpreis zu zahlen. 9.15 Uhr Andacht im Festsaal Dieser ist gegenüber dem Normalpreis etwas erhöht. Für 9.30 Uhr Impulsreferat von Pastor Stefan Kurmeier Mitglieder, die die Teilnahme-Kosten an unserem Jahrestref- ( Quartiersmanagement D.D.) 4 Thesen zum fen nicht oder nur mit Mühe tragen können, gilt ein Spar- Thema „DiakoniegeMEINschaft beWEGt“ preis. Wenn Sie Fragen haben oder unsicher sind, nehmen 10.30 Uhr 4 Arbeitsgruppen mit anschließendem Plenum Sie hierzu bitte Kontakt mit der Geschäftsstelle auf – wir werden eine gemeinsame Lösung finden. 12.30 Uhr Mittagessen im Speisesaal Die Gesamtkosten des Jahrestreffens werden aus Haus- 14.00 Uhr – bis 2 Arbeitsgruppen die das Thema haltsmitteln der Gemeinschaft 16.00 Uhr vom Vormittag weiterführen und / oder indivi- erheblich bezuschusst. duelle Freizeitgestaltung 17.00 Uhr Gottesdienst in der Kirche des Stephansstifts Wir freuen uns auf Dein/ Ihr Kommen und wünschen uns Mit Abendmahl, Aufnahme neuer Mitglieder allen eine gute Anreise und gemeinsame schöne und geseg- nete Tage. 18.30 Uhr Sektempfang und Verleihung des ILSE & KARL- RIECK-PREISES im Festsaal Gerhard Dahle 19.00 Uhr Abendessen im Festsaal 20.15 Uhr offener Abend 21.30 Uhr Party! Musik und Tanz nach der Musik aus den T 80er und 90er Jahren Offen für Schüler des Diakoniekollegs und Stu- eS A G g dierende der Fakultät V A| B 6 Journal 1/2020 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.
RL-RIECK KA - & PR ILSE EIS Ausschreibung: ILSE & KARL-RIECK-PREIS 2020 Sozialpreis für diakonisches und kirchliches Handeln Zum zentralen Thema ihrer Aktivitäten dertagesstätten, Altenheimen, Einrich- Die schriftlichen Bewerbungen sollen und Planungen für das Jahr 2020 hat tungen, Kirchengemeinden, Kirchen- bis zum 16. April 2020 in der Geschäfts- die Diakoniegemeinschaft Stephans- kreisen, Kommunen, Krankenhäusern, stelle vorliegen. Entsprechende Unter- stift e.V. gewählt: Schulen usw. angeboten werden und lagen können dort ab dem 13. Januar Einzelne oder Gruppen unterstützen. 2020 angefordert werden. DiakoniegeMEINschaft beWEGt Das „Projekt“ kann bereits seit längerer Damit eine sachgerechte Bewertung Unzählige sehr unterschiedliche und Zeit existieren oder gerade erst gestar- durch die Jury möglich ist, wird um abwechslungsreiche Angebote werden tet sein. eine aussagekräftige Beschreibung des in unserer gegliederten Gemeinschaft Projektes gebeten mit Bildern und ei- durchgeführt und von Jung und Alt, Drei Projekte werden ausgezeichnet. nem eventuellen Finanzkonzept. Gesunden oder „Angeschlagenen“ in Für diesen Zweck stehen 500, 300 und Anspruch genommen. 200 Euro zur Verfügung. Die Umsetzung des Projektes soll noch nicht abgeschlossen sein. Damit wir – und noch viele andere Die Diakoniegemeinschaft stiftet die- Menschen – von diesen vielgestaltigen sen Preis in Erinnerung an Ilse und Karl Die Mitglieder der unabhängigen Jury Aktivitäten erfahren, loben wir diesen Rieck, die sich beide in besonderer Wei- werden nach dem Bewerbungsschluss Preis aus. se für die Diakonie und Kirchenmu- bekannt gegeben. sik engagiert und ihr Erbe für diesen Die Diakoniegemeinschaft sucht Pro- Zweck eingesetzt haben. Der Vorstand überreicht die Auszeich- jekte, die sich auf den Weg gemacht nungen im Rahmen des Jahrestreffen haben, um durch ihre Angebote Ge- Teilnahmebedingungen: 2020 der Diakoniegemeinschaft (21. bis meinschaft zu stiften oder ein Zuhause Es können sich Projekte bewerben, an 23. Mai) an die Gewinner. zu bieten. Meist werden auch andere denen Mitglieder der Diakoniegemein- dazu ermuntert, sich hier „einzuklin- schaft Stephansstift e.V. oder Mitarbei- Bitte senden Sie Ihre Unterlagen an: ken“. terinnen und Mitarbeiter der Dachstif- tung Diakonie aktiv beteiligt sind. Diakoniegemeinschaft Wir möchten von Projekten erfahren, Stephansstift e.V. die in diakonischen, religions- oder Beim Projektträger soll der diakonisch- Stichwort: RIECK-PREIS sozialpädagogischen Begründungs- kirchliche Bezug deutlich erkennbar Kirchröder Straße 44 Zusammenhängen stehen. Wir wollen sein. 30625 Hannover Aktivitäten auszeichnen, die z.B. in Kin- e t z t a u s ges Journal 1/2020 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V. Wrd 7
Aus der Gemeinschaft Liebe Mitglieder der Diakoniegemeinschaft Stephansstift, hiermit möchte der Vorstand ganz herzlich einladen zur diesjährigen Mitgliederversammlung der Diakoniegemein- schaft Stephansstift e.V. – am Samstag, den 23. Mai 2020, in der Zeit von 9.15 Uhr bis ca. 13.00 Uhr im Festsaal auf dem Gelände des Stephansstiftes. (Im Anschluss an die Sitzung reichen wir, wie üblich, ein leich- tes Mittagessen und bitten auch aus diesem Grund um An- meldung) Folgende Tagesordnung schlagen wir vor: TOP1: Begrüßung, Eröffnung und Feststellung der Beschlussfähigkeit TOP 2: Bestellung der Protokollant*innen TOP 3: Genehmigung der Tagesordnung TOP 4: Bericht des Vorstandes TOP 5: Bericht des Beauftragten TOP 6: Berichte der Arbeitsgruppen und Ausschüsse TOP 7: Bericht über den Jahresabschluss 2019 TOP 8: Bericht der Rechnungsprüferinnen TOP 9: Beschlussfassung über den Jahresabschluss 2019 TOP 10: Beschlussfassung über die Entlastung des Vorstandes TOP 11: Wahl der Rechnungsprüfenden für Haushaltsjahr 2020 TOP 12: Erläuterungen und Beschlussfassung über den Wirtschaftsplan 2021 TOP 13 Wahl des Wahlausschusses: TOP 14 Anträge: – Antrag auf Satzungsänderung * TOP 15 Verschiedenes Wir freuen uns auf Ihr Kommen und hoffen auf eine ange- regte Diskussion mit Ihnen. Mit freundlichen Grüßen, im Namen des Vorstandes, Einladung zur Gerhard Dahle, Erhard Stahl Mitglieder- * Ausführliches Informationsmaterial zum Antrag (soweit es nicht schon im Diakonal 3-2019 veröffentlicht wurde) wird in den Materialien zur Mitgliederversammlung 2020 zur Verfügung stehen, die zwei Wo- versammlung chen vor der Versammlung in der Geschäftsstelle angefordert werden können. | B E N R S CHO 88 VE Journal 1/2020 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.
Aus der Gemeinschaft Christen vereinen sich gegen COVID-19 Am 22. März erhielt ich am frühen Morgen per WhatsApp folgende Nachricht: Christen vereinen sich gegen COVID-19. Ein Weltgebetstag wird am Sonntag, den 22.3.2020 um 12 Uhr Ortszeit ausgerufen. Alle Christen werden gebeten, von 12 bis 13 Uhr zu Hause zu beten und innerhalb von 24 Stunden den Globus abzudecken. Beten für: 1. Der Stopp der Ausbreitung des Virus. 2. Die Wiederherstellung der bereits Infizierten. 3. Frieden für die Familien, die ihre Angehörigen verloren haben. 4. Wiederherstellung der Volkswirtschaften der Welt. 5. Weisheit für die Regierungen, die den Ausbruch bewältigen müssen. Nie zuvor gab es einen Grund, ALLE Christen auf der ganzen Welt zu einem globalen Gebetstag gegen eine Bedrohung aufzurufen, die die ganze Welt betrifft. Bitte lassen Sie es alle wissen. Lassen Sie uns die Welt im Gebet bedecken. Eigentlich ignoriere ich solche Mittteilungen. Doch dieser Aufforde- rung kam ich gerne nach – nicht in der Fülle wie beschrieben aber mit einem kleinem Gebet und dem Lied „Wohin sonst“ (fT Nr. 35) wollte ich mich einbringen. Ich werde weiterhin, so lange es nötig ist, dieser Aufforderung folgen und sonntags von 12 – 13 Uhr die Zeit des Gebets nutzen. . . Wer ist dabei ? Seid behütet und getragen im Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, in dieser für uns alle schwierigen Zeit! Denn wohin sonst, sollten wir gehen . . . ? Ihre/Eure Renate Hartmann Diakoniege MEIN schaft beWEG t Jahresthema 2020 der Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V. Journal 1/2020 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V. 9
Aus der Gemeinschaft FA C H TA G : Multiprofessionelle Teams Es war ein langer Weg mit vielen Stationen, der zu diesem Frau Dr. Wendebourg begann mit einer Standortbestim- Fachtag der Gemeinschaften am 21. Januar hinführte. Im mung mit dem Blickwinkel auf die Diakoninnen und Di- vorletzten Diakonal berichtete ich schon von Kontakten akone unserer Landeskirche. Anschließend hörten wir ein mit Frau Dr. Wendebourg, der Personaldezernentin unserer Referat von Martin Vogel vom Institut für interdisziplinären Landeskirche. Die Gespräche wurden vom Diakoniekonvent Arbeitswissenschaft der Leibniz Universität. Es war span- Lutherstift angestoßen und mit uns gemeinsam weiter- nend, wie beide sich in einem Gespräch austauschten, bei geführt. Die berufspolitischen Ausschüsse beider Gemein- dem auch das Plenum einige Fragen beantwortet haben schaften nahmen die Idee des gemeinsamen Fachtags auf wollte. In den Arbeitsgruppen am Nachmittag wurden ein- und konkretisierten die Planungen. zelne Aspekte der multiprofessionellen Arbeit in den Blick genommen. Breit wollten wir einladen, – wir wollten, dass die Berufs- gruppen in der Kirche miteinander ins Gespräch kommen Was nehmen wir von diesem Tag mit? Dass dies, dass die- und überlegen, wie wir an der Kirche von Morgen bauen, ser Tag erst der Anfang sein kann. Wir müssen weiter im wie wir Kirche weiterentwickeln können. So kamen an die- Gespräch bleiben, müssen uns weiter gegenseitig wahrneh- sem Januarmorgen 109 Mitarbeitende und Studierende zu- men mit unseren Talenten (. . .und auch denen der Ehrenamt- sammen: Diakoninnen und Diakone, Pastorinnen und Pas- lichen – das wäre aber eine andere, eine neue Veranstaltung toren (und eine Superintendentin), Pfarramtssekretärinnen, geworden und muss von anderen auch dringend bearbeitet Küsterinnen und Küster, Kirchenkreissozialarbeiterinnen werden). Wir wollen Kirche von morgen gestalten! und Leitungen aus Kindertagesstätten. Sicher hätten aus diesen Berufen mehr Vertreterinnen oder Vertreter kom- Dank an die Berufspolitischen Ausschüsse und an die fünf men können – wenn es denn eine Folgeveranstaltung geben Studierenden, die uns an diesem Tag so tatkräftig bei der wird, werden wir neugewonnene Verbindungen zu nutzen Durchführung unterstützt haben. wissen. Tom Weber Der Blick von außen – interdisziplinäre Teams in der Arbeitswelt Fachtag des Diakoniekonvent Lutherstift und der Diakoniegemeinschaft Stephanstift 21.01.2020 Martin Vogel Martin Vogel - Institut für interdisziplinäre Arbeitswissenschaft - mail: martin.vogel@wa.uni-hannover.de - Tel.: 0511-762-4969 10 Journal 1/2020 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.
Aus der Gemeinschaft IN DUNG B B LE ER IB V EN IN „In Verbindung bleiben . . .“ war über Jahrzehnte Motto und Leit- (eine Zusammenfassung des Referats • Was sind die Aufgaben und Angebo- motiv der Jugendhilfe des Stephans- wurde im Diakonal 2-2019 veröffentlicht; te der Diakoniegemeinschaft? stiftes, insbesondere in Krisenzeiten. das Gesamtreferat von Prof. Dr. Dietz ist • Was bringt mir die Gemeinschaft? in diesem Diakonal abgedruckt). • Wie arbeiten die Konvente? Diese Aufforderung zum Handeln • Wie hoch ist der Mitgliedsbeitrag? möchten wir aktualisieren, wenn heute Der Vorstand der Diakoniegemein- • Welche Verpflichtungen gehe ich ein? über die Ergebnisse eines Kontaktge- schaft nahm diese Einladung zur kon- • Wie kann ich mich einbringen und spräches, einer „Vorlesung“ am 5.12.2019 kreten Zusammenarbeit mit der Hoch- aktiv mitwirken? der Diakoniegemeinschaft mit Studie- schule gern an. renden der Hochschule Hannover, Fa- Andere Themen bezogen sich auf die kultät V, Abteilung Religionspädagogik So gestalteten wir (Martina Wittke, Arbeit des „Berufspolitischen Aus- und Diakonie berichtet wird. Tom Weber, Heinrich-Wilhelm Cohrs) schusses“, auf die Aktivitäten von Tom am 5. Dezember 2019 eine zweistündi- Weber als „Beauftragter der Diakonie- Besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. ge „Vorlesung“ mit mehr als 30 Studie- gemeinschaft“ sowie auf Angebote Dietz, der in seinem Festvortrag „Zu- renden im 1. Semester. beruflicher Fortbildung, persönlicher kunftsperspektiven der Diakoniege- Begleitung und spirituellen Lebens in meinschaft“ anlässlich des 150jährigen Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. der Gemeinschaft. Jubiläums der Diakoniegemeinschaft Dietz erfolgte unsere persönliche und des Stephansstiftes folgendes an- Vorstellung mit Informationen über Bei den Antworten und Informationen bot: Tätigkeitsfelder und Berufswege. Die war es unser Bemühen, realistisch zu Arbeitsform, für das Gespräch spon- sein und auch Grenzen unserer Diako- „Insbesondere in geeigneten Lehrveran- tan schriftlich Fragen zu stellen, fand niegemeinschaft in der jetzigen Phase staltungen zum Beginn des Studiums anfangs zögerlich, aber dann lebhaftes der Orientierung zu benennen. sollten Studierende mit Vertreterinnen Interesse. und Vertretern der Diakoniegemein- Darüber hinaus war es uns wichtig zu schaft Stephansstift in Kontakt kommen Es galt 18 „Karten“ der Studierenden zu sagen, welche beruflichen Chancen und mit ihrer reichen Tradition und beantworten und auf Statements ein- sich durch eine qualifizierte Ausbil- Erfahrungen konfrontiert werden.“ zugehen wie: dung/Studium ergeben und worin wir Fo r t s e t z u n g auf Seite 12 Journal 1/2020 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V. 11
Aus der Gemeinschaft For tsetzung von Seite 1 1 den besonderen Sinn und Wert in der Die Studierenden der Hochschule sind dass entsprechende Wohnraum mög- Zugehörigkeit zu unserer Diakoniege- an Kontakten mit der Diakoniegemein- lichst zeitnah gebaut und angeboten meinschaft sehen. schaft interessiert und haben uns et- werden kann. was zu sagen. Dozenten sind offen für Abschließend einige auswertende An- eine Kooperation, dieses gilt auch für Aus unserer Sicht ist es wünschens- regungen. das Diakonie-Kolleg. wert und erforderlich, das Referat von Prof. Dr. Dietz „Zukunftsaspekte der Di- Ja, es geht um das Überleben unserer Deshalb sollten auch in Zukunft Begeg- akoniegemeinschaft“ in das Programm Gemeinschaft; wir brauchen Mitglie- nungen zu Beginn, im Verlauf und auf des Jahrestreffens 2020 aufzunehmen. der. Diese „Vorlesung“ führt sicherlich jeden Fall am Ende des Studiums, vor nicht unverzüglich zu Mitgliedschaften. Eintritt in das Berufsleben, stattfinden. Wir möchten uns bei den Studierenden Nicht Pessimismus und Resignation der Fakultät V für diese gegenseitig in- sollten uns leiten, sondern weiterhin Im Gespräch wurde deutlich, dass ein formative, lebhafte und auch humor- die Suche nach zeitgemäßen Wegen im besonderer Bedarf an Wohnungen für volle Begegnung bedanken. Wir verbin- Zusammenwirken mit Partnern in Kir- Studierende besteht. Die Diakoniege- den damit unsere besten Wünsche für che, Diakonie und Gesellschaft. meinschaft hat weiterhin die Möglich- ein erfolgreiches (stressfreies) Studium keit im Rahmen der Vereinbarung mit mit bestimmt guten Berufsaussichten. Im Protokoll der Mitgliederversamm- der Dachstiftung Diakonie in der Pla- lung 2019 (s. Diakonal 2/2019) finden nung des Projektes „Quartiersentwick- „In Verbindung bleiben“ ist gewünscht wir konkrete Aktivitäten und Arbeits- lung“ auf dem Gelände des Stephans- und möglich. vorhaben. Diakoniegemeinschaft Stephansstift stiftes mitzuwirken um zu erreichen, e.V. Heinrich-Wilhelm Cohrs Idee und Grafik: Mitja Matuttis 12 Journal 1/2020 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.
Aus der Gemeinschaft Prof. Dr. Alexander Dietz, Hochschule Hannover Zukunftsperspektiven der Diakoniegemeinschaft Festansprache beim Jahrestreffen 2019 Einleitung: Deutung der erweiterten Gegenwart (1990-2020): Die Situation der Kirche war in den letzten Jahrzehnten ins- Da ich selbst kein Mitglied der Diakoniegemeinschaft besondere durch die Säkularisierung der Gesellschaft ge- Stephansstift bin, kann ich nur als Außenstehender prägt, die zu einem weitgehenden Traditionsabbruch führ- auf die komplexen Strukturen, Traditionen und He- te. Die Kirche beschäftigte sich weitgehend mit sich selbst rausforderungen schauen. Dabei lässt es sich kaum und führte flächendeckend diverse Strukturreformen durch. Dabei wurden Defizite der eigenen diakonischen Identität vermeiden, dass meine Thesen an einzelnen Stellen sichtbar. Vom Ziel einer diakonischen Erneuerung der Kir- in ein zu undifferenziertes oder gar naiv scheinendes che, mit dem Johann Hinrich Wichern im 19. Jahrhundert Fahrwasser geraten. Dennoch möchte ich die Chance angetreten war, ist sie denkbar weit entfernt. In anderen nutzen, die der Blick des Außenstehenden auch im- Ländern sieht es mit dem diakonischen Selbstverständnis der Kirche teilweise besser aus. So wurde – um ein bekann- mer beinhaltet, und meine Gedanken offen und teil- tes Beispiel zu nennen – in Finnland die Gemeindediakonie weise zugespitzt äußern. für Reform- und Umbauprozesse der Kirche genutzt, was zu einer höheren Krisensicherheit der Kirche maßgeblich Die von den Veranstaltern intendierte Trennung zwi- beitrug. In Deutschland kann demgegenüber mitunter der Eindruck entstehen, dass Kirchenleitungen mit großem schen einer Geschichtsbetrachtung im ersten Fest- Kraftaufwand damit beschäftigt sind, überkommene pfar- vortrag und einer Zukunftsbetrachtung im zweiten rerzentrierte Strukturen zu erhalten. Wer, wenn nicht die Festvortrag erscheint mir als nicht unproblematisch. Diakoniegemeinschaft, könnte die Kirche aus ihrer Tradition Meines Erachtens wurzeln die heutigen Herausforde- heraus an ihren diakonischen Auftrag, an die Zusammenge- hörigkeit von Kirche und Diakonie erinnern? Im Vorfeld der rungen der Diakoniegemeinschaft Stephansstift tief Gründung der Diakoniegemeinschaft Stephansstift formu- in ihrer Geschichte. Ebenso liegen die Zukunftschan- lierte Gerhard Uhlhorn zeitlos gültig, dass eine auf Gottes cen und Antworten auf die Herausforderungen in ei- Wort begründete Kirche ohne praktische Liebestätigkeit ner Besinnung auf ihre alte Tradition. nicht gedacht werden könne.“ 1 Die verfasste Diakonie durchlebte in den letzten Jahrzehn- Als Ergebnis meiner intensiven Beschäftigung mit der ten als Folge veränderter Finanzierungsmodalitäten einen Diakoniegemeinschaft in den letzten Monaten und Prozess, der von vielen als Ökonomisierung beschrieben als Grundlage für meinen Vortrag habe ich meine wird. Dieser Prozess zeitigte oft beschriebene negative Fol- gen, jedoch durchaus auch positive (notwendige betriebs- Gedanken in Form einer Tabelle geordnet, die Ihnen wirtschaftliche Professionalisierung). Ein Ergebnis dieser als Handout vorliegt. Zugrunde liegt meine Überzeu- Entwicklung ist die intensive Suche nach Kriterien eines gung, dass die Entwicklungen von Kirche, verfasster diakonischen Profils. Neben diversen Irrwegen (z.B. Über- Diakonie, Diakonischen Gemeinschaften, der Diako- forderung der Mitarbeitenden, Abgrenzung zu anderen Akteuren in der Sozialen Arbeit) gab es hier auch vielver- nenausbildung in der Hannoverschen Landeskirche sprechende Ansätze (z.B. besonderes politisches Engage- und der Diakoniegemeinschaft Stephansstift un- ment, Gestaltung der Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit, trennbar miteinander verwoben sind. Der Schwer- Fehlerkultur). Besonders deutlich wurde in diesem Zusam- punkt meines Vortrags liegt dabei auf den unteren menhang der Klärungsbedarf im Blick auf das Verhältnis der verfassten Diakonie zur Kirche. Wir alle kennen die be- beiden Zeilen der Tabelle (erweiterte Gegenwart und Zukunft), Aspekte aus den anderen Tabellenteilen 1 Zitiert nach: Helmut Rünger, Die männliche Diakonie,Witten 1965, werden punktuell aufgegriffen. S. 110. Journal 1/2020 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V. 13
Aus der Gemeinschaft wegte Geschichte von der bewussten Gründung der verfass- und Diakone einführten, blieb Hannover bei der einfachen ten Diakonie außerhalb der kirchlichen Strukturen über die Qualifikation, auch wenn das zu beruflichen Nachteilen der wiederholten Vereinnahmungsversuche durch die Kirche Absolventinnen und Absolventen führte. Jetzt konnten die bis zur gegenwärtigen weitgehenden Entfremdung. Aktuell Diakone faktisch nur noch in Kirchengemeinden arbeiten. ist die Zusammenarbeit zwischen verfasster Kirche und ver- Im Jahr 1999 führte man endlich auch die Doppelqualifi- fasster Diakonie auch in Niedersachsen verbesserungsfähig. kation an der Evangelischen Fachhochschule Hannover ein. Trotz institutioneller Verbindung in der Kirchenverwaltung Ab 2007 wurde aus den zwei Diplomen der Zwei-Fächer- arbeiten beispielsweise die Bereiche Gemeindediakonie Bachelor-Abschluss an der Hochschule Hannover (in die die und verfasste Diakonie weitgehend unabhängig voneinan- Evangelische Fachhochschule mittlerweile aufgegangen der. Wer, wenn nicht die Diakoniegemeinschaft, könnte hier war). Die Diakoniegemeinschaft, die Beauftragte für Diako- aus ihrem traditionellen Anspruch heraus Vermittlungsar- ninnen und Diakone sowie das Diakonische Werk hatten zu beit leisten? dieser Entwicklung positiv beigetragen, indem sie in einem Brief die zusätzliche staatliche Anerkennung gefordert hat- Die Diakonischen Gemeinschaften insgesamt mussten in ten, damit die Diakoninnen und Diakone auch wieder in den letzten Jahrzehnten einen Bedeutungsverlust hinneh- Einrichtungen arbeiten können. Leider hat die Einführung men, als Folge dessen, dass für die Arbeit im Sozialbereich der Doppelqualifikation in dieser Hinsicht kaum Auswir- im Unterschied zu früheren Zeiten keine Mitgliedschaft in kungen gehabt. Die traditionsvergessene Engführung des einer Diakonischen Gemeinschaft mehr nötig ist. Als Re- Berufs auf Gemeindepädagogik ist nach wie vor in den aktion darauf beschäftigten sich die Gemeinschaften und Köpfen der Studierenden, der meisten Lehrenden, der Kir- ihr Verband – so wie die Kirche – stark mit sich selbst. Da- chenverwaltung und der Verantwortungsträger in der ver- bei kam es oft zu einer Perspektivenverengung, da infolge fassten Diakonie verankert. Von wem, wenn nicht von der der drückenden Finanzknappheit die Ursachen ebenso wie Diakoniegemeinschaft, könnte hier eine heilsame Erinne- die Lösungen der Probleme in ökonomischen Kategorien rung an die fachlich breite Tradition der Diakoninnen und gesucht wurden. Nach wie vor befinden sich die Gemein- Diakone ausgehen? schaften in einer Phase der Orientierungssuche (so wie die verfasste Diakonie). Die Diakoniegemeinschaft Stephansstift geriet in den letz- ten Jahrzehnten in eine zunehmende Krisensituation. Auf Die Geschichte der Diakonenausbildung in der Hannover- die endgültige Trennung der Gemeinschaft vom Stephans- schen Landeskirche ist eng mit der Geschichte des Stephans- stift im Jahr 1972 folgte die Abkoppelung der Diakonenaus- stiftes und der Diakoniegemeinschaft verknüpft. Ursprüng- bildung vom Stift und damit von der Gemeinschaft ein Jahr lich wurden die Diakone hauptsächlich für den Einsatz in später. Im Jahr 2005 trat die Gemeinschaft aus dem VEDD diakonischen Einrichtungen ausgebildet, aber auch für den aus. Die Aufgabe studentischen Wohnens durch das Stift im Einsatz in Kirche und staatlichen Einrichtungen. Später Jahr 2007 schnitt die Gemeinschaft vollends vom Kontakt spielte die Ausbildung zum generalistischen Gemeinde- zu Studierenden ab. Damit stellt sich nun die Frage, was helfer eine wichtige Rolle, neben der Vorbereitung auf un- die Gemeinschaft eigentlich noch für einen Status hat und terschiedliche Leitungsaufgaben bis hin zur Mission. Dann wie jemand auf den Gedanken kommen sollte, ihr beizutre- kam es tragischerweise im Zuge des allgemeinen Aufwinds ten. Die offensichtlichen Nachwuchsprobleme müssen als der Gemeindepädagogik zu einer gemeindepädagogischen mittelfristig existenzbedrohende Krise betrachtet werden. Engführung des Berufs. Man musste sich angesichts der Manche Beobachter, auch manche Mitglieder der Diakonie- vielen neuen Sozialberufe spezialisieren und entschied sich gemeinschaft, sehen die Gemeinschaft als Relikt aus einer für eine Spezialisierung auf die Gemeindepädagogik. Dabei anderen Zeit ohne Zukunft. Da ich jedoch – wie eben mehr- orientierte man sich leider an der Evangelischen Fachhoch- fach angedeutet – sowohl für die Kirche als auch für die ver- schule Darmstadt anstatt z.B. am Rauhen Haus in Hamburg fasste Diakonie als auch für das Profil des Diakonenberufs (mit seinem diakonischen Schwerpunkt). Während die an- in der Hannoverschen Landeskirche von der Diakoniege- deren Ausbildungsstätten in Deutschland schon in den meinschaft notwendige Impulse erhoffe, die (aufgrund ih- siebziger Jahren die Doppelqualifikation für Diakoninnen rer großartigen Tradition) keine andere Gruppe genauso gut 14 Journal 1/2020 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.
Aus der Gemeinschaft geben könnte, bin ich der Überzeugung, dass es sich lohnt, Projekten in vorderster Reihe stehen. Warum ist das (noch) sich dafür anzustrengen, dass die Gemeinschaft aus dieser nicht so? Wer sonst, wenn nicht Diakoninnen und Diako- Krise wieder gestärkt und selbstbewusst herauskommt. ne, stehen seit 150 Jahren für die Grundgedanken dieses Zukunftstrends der Gemeinwesendiakonie? Schon in den Zukunftsperspektiven (2020-2050): sechziger Jahren wurde die Verklammerung von Gemein- dediakonie und verfasster Diakonie durch den mit beiden Eine gesellschaftliche Marginalisierung der Kirche in den Aufgabengebieten vertrauten Diakon explizit als Schutz vor kommenden Jahrzehnten ist vermutlich nicht mehr aufzu- verengtem Kirchturmdenken gewertet. halten. Da es der evangelischen Kirche nicht gelungen ist, den Traditionsabbruch in ihren eigenen Reihen aufzuhal- Die verfasste Diakonie wird in den kommenden Jahrzehnten ten, da sie seit Jahrzehnten auf missionarischen Anstren- vermutlich weiter wachsen. Der Bedarf steigt tendenziell gungen verzichtet hat, und da ihre verbliebenen Mitglieder und die Diakonie ist auf dem Sozialmarkt recht gut aufge- nur wenige Kinder bekommen und christlich erziehen, wird stellt. Gleichzeitig schrumpft die verfasste Kirche, was alte sie in einigen Jahren nur noch etwa 10 Millionen Mitglie- Ängste seitens der Kirche lebendig hält. Die verfasste Diako- der haben, wie eine innerkirchlich vielbeachtete Studie vor nie und die verfasste Kirche sind zwei gleichwertige Teile von wenigen Wochen ergab.2 Die Ursachen für diese Entwick- Kirche. Wie lassen sich diese beiden Teile zusammenhalten? lung – die man sich in der Kirche viel zu lang als rein de- Wer, wenn nicht Diakoninnen und Diakone, könnten hier die mographisch bedingt und unvermeidlich schöngeredet hat entscheidende Berufsgruppe darstellen? Diakonie kommu- – liegen meines Erachtens tiefer, nämlich in einem theolo- niziert das Evangelium mittels der Tat, und diese Kommu- gischen Defizit: Die Kirche weiß allem Anschein nach nicht, nikation ist ohne Wenn und Aber vollwertig. Die Diakonie wer sie ist und was sie warum zu sagen haben sollte. Man braucht die verfasste Kirche nicht, um sinnvolle Arbeit zu denke an die theologische Sprachlosigkeit im Kontext des tun. Aber eine verstärkte Zusammenarbeit mit der verfass- Reformationsjubiläums.3 Neben der notwendigen theologi- ten Kirche ist aus fachlichen Gründen wünschenswert. Ei- schen Besinnung kann meiner Einschätzung nach nur eine nerseits ist die politische Arbeit der Diakonie in den letzten diakonische Profilierung die evangelische Kirche in Deutsch- Jahrzehnten kraftlos geworden. Das hat viele Ursachen, aber land vor der weitgehenden Bedeutungslosigkeit in wenigen insbesondere die ökonomische Abhängigkeit vom Staat. Jahren bewahren. Einige Verantwortungsträger in diversen Hier könnte die Kirche als Partnerin eine wichtige Unter- Landeskirchen haben das erkannt und machen sich für das stützung bei der Wiedergewinnung politischer Schlagkraft Thema Gemeinwesendiakonie stark. Hier liegt die Zukunft leisten. Andererseits ist auch in der verfassten Diakonie das der Kirche. Ein altbewährter Ansatz in neuem Gewand: Kir- große Zukunftsthema die Gemeinwesendiakonie. Der Bun- chengemeinden sollen ihr Kirchturmdenken überwinden, desverband der Diakonie wählte diesen Ansatz in den letz- hinter ihren Kirchenmauern hervorkommen, sich mit ver- ten Jahren als Jahresthema. Diakonie-Präsident Ulrich Lilie fasster Diakonie und weiteren Partnern im Stadtteil zusam- forderte Anfang des Jahres bei einem Vortrag in Frankfurt mentun und gemeinsam mit den Menschen vor Ort das einen gemeinwesendiakonischen Paradigmenwechsel in Gemeinwesen gestalten, zum Wohl der Menschen. In vielen Kirche und Diakonie. Es sei hier auch beispielsweise an die Landeskirchen wurden in den letzten Jahren großangelegte großen Pläne des Stephansstifts in den nächsten Jahren er- gemeinwesendiakonische Projekte initiiert. innert. Aus der Perspektive der verfassten Diakonie bedeu- tet der gemeinwesendiakonische Ansatz eine theologisch Auch die Hannoversche Landeskirche fördert (wenn auch und fachlich gebotene sozialräumliche Weiterentwicklung vergleichsweise bescheiden) gegenwärtig immerhin zehn ihrer jeweiligen Arbeitsfelder. Hier liegen in einer strategi- Projekte. Nun sollte man meinen, dass hier die Diakonie- schen Partnerschaft mit Kirchengemeinden große Chancen. gemeinschaft, dass hier Diakoninnen und Diakone in allen Wer, wenn nicht Diakoninnen und Diakone, soll hierbei wohl die entscheidende Schlüsselrolle spielen? 2 Vgl. https://www.ekd.de/kirche-im-umbruch-projektion-2060- 45516.htm (zuletzt abgerufen am 03.06.2019). Diakonische Gemeinschaften werden in den kommenden 3 Vgl. Benjamin Hasselhorn, Das Ende des Luthertums, Leipzig 2017. Jahrzehnten, wenn sie keine Überlebensstrategien entwi- Journal 1/2020 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V. 15
Aus der Gemeinschaft ckeln, angesichts der Individualisierung der Personen, die Mitstreiter identifiziert werden (Vorstände des Stephans- im Sozialbereich arbeiten, überflüssig werden. Das wäre stifts, Diakoniegemeinschaft Lutherstift, wohlgesonnene allerdings tragisch. Denn wer, wenn nicht diakonische Ge- Personen in der Kirchenverwaltung, in der Synode, unter meinschaften, sollen überzeugend und effektiv die Interes- den Superintendenten, in der Diakonie Niedersachsen, Lei- sen der Diakoninnen und Diakone bei Kirche und Diakonie tungen diakonischer Einrichtungen, mit denen über den vertreten, d.h. dafür sorgen, dass die Angehörigen dieses Zugang der Gemeinwesendiakonie neue Kooperations- Berufsstands als die Schlüsselpersonen für die entschei- chancen entstehen) und strategische Netzwerke aufgebaut denden Zukunftsthemen erkannt und akzeptiert werden? werden. Welche Mitglieder der Diakoniegemeinschaft sind Dazu müssen die Gemeinschaften zunächst ihre Isolation an irgendwelchen relevanten Stellen in Führungspositionen überwinden. Sie müssen sich als unverzichtbare Gesprächs- oder kennen Personen in Führungspositionen? In früheren partner bei allen relevanten Entscheidungsträgern in Kirche Zeiten war die Vernetzung der Gemeinschaft schon einmal und Diakonie in Erinnerung rufen. Um dies glaubhaft tun zu besser. Die Berufspolitische Arbeitsgruppe der Gemein- können, müssen sie ihre Expertise für das Thema Gemein- schaft müsste den Kontakt mit der zukünftigen Beauftrag- wesendiakonie herausstreichen (bzw. ggf. auffrischen). Sie ten für Diakoninnen und Diakone sowie mit Personalabtei- sollten Mitglied in allen entsprechenden Netzwerken wer- lung des Landeskirchenamtes intensivieren. Ein Ziel müsste den, die in den letzten Jahren entstanden sind, Arbeitsgrup- darin bestehen, dass solche Stellen wie die der Beauftragten pen bilden, Praktika anbieten usw. für Diakoninnen und Diakone, des Leiters des Referats 35 im Landeskirchenamt oder der Referentin für Kirchenkreissozi- Im Blick auf die zukünftige Gestaltung der Diakonenausbil- alarbeit bei der Diakonie Niedersachsen (um nur drei Stellen dung in der Hannoverschen Landeskirche bin ich auch selbst zu nennen, die gerade oder bald neu besetzt werden) selbst- angesprochen. Wir müssen als Verantwortliche zur Über- verständlich nur mit Mitgliedern einer Gemeinschaft be- windung der gemeindepädagogischen Engführung des Dia- setzt werden sollten. Die besonderen Chancen der doppel- konenberufs in den Köpfen der Studierenden und Lehrenden ten Qualifizierung und der Verwurzelung in der Tradition (wenn beispielsweise umgangssprachlich immer von der der Gemeinschaft müssen bei allen Entscheidungsträgern „Abteilung Religionspädagogik“ anstatt von der „Abteilung in Kirche und Diakonie bekannt gemacht werden. Ein Ergeb- Religionspädagogik und Diakonie“ gesprochen wird) sowie nis solcher berufspolitischer Lobbyarbeit wäre hoffentlich der Vertreter von Kirche und verfasster Diakonie beitragen. auch, dass doppelt Qualifizierte endlich adäquat eingesetzt Dazu brauchen wir die Diakoniegemeinschaft Stephansstift werden (nicht nur entweder als reine Gemeindepädagogin- (und natürlich auch die Diakoniegemeinschaft Lutherstift). nen und Gemeindepädagogen oder als reine Sozialarbeite- Insbesondere in geeigneten Lehrveranstaltungen zu Beginn rinnen und Sozialarbeiter). des Studiums sollten Studierende mit Vertreterinnen und Vertretern der Diakoniegemeinschaften in Kontakt kom- Die Gemeinschaft muss erfolgreich Lobbyarbeit betreiben, men und mit ihrer reichen Tradition konfrontiert werden. wenn sie überleben will. Lobbyarbeit ist nichts Anstößiges Wir brauchen beeindruckende Persönlichkeiten aus der oder ethisch Fragwürdiges (wie es leider immer noch in Kir- Gemeinschaft, die Studierenden von ihren Erfahrungen er- che und Diakonie verbreitete Vorurteile nahelegen). Wenn zählen. Diesbezüglich wurden bereits erste Verabredungen man wichtige Anliegen hat, wäre es vielmehr ethisch frag- getroffen. Studierende dürfen künftig die Hochschule nicht würdig, keine Lobbyarbeit zu leisten. Ohne Lobbyarbeit, wä- mehr verlassen ohne das Bewusstsein, dass sie Teil dieser ren auch das Stephansstift und die Diakoniegemeinschaft Tradition sind, dass ihnen eine Brückenfunktion zwischen vor 150 Jahren nicht ins Leben gerufen worden. Ziel der Lob- Kirche und Diakonie zufällt, dass sie wissen, was Gemeinwe- byarbeit müssen zunächst nachhaltige strukturelle Erfolge sendiakonie ist und dass sie darauf Lust haben. sein, die das Überleben der Gemeinschaft sichern (anstelle reiner Textproduktionen). Beispielsweise sollte man versu- Wenn ich Mitglied der Diakoniegemeinschaft Stephans- chen, die Zahl der beabsichtigten Einheiten von Studieren- stift wäre, dann würde ich mir wünschen, dass zeitnah denwohnungen im neuen Stephansstift zu erhöhen und eine Überlebensstrategie entwickelt wird. Dazu müssten sicherzustellen, dass Mitglieder der Diakoniegemeinschaft zunächst potenzielle Partner sowie Mitstreiterinnen und bei der Vergabe bevorzugt werden. Man sollte darüber 16 Journal 1/2020 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.
Aus der Gemeinschaft nachdenken, ob nicht die Berufsbezeichnung „Diakonin und renden aufgrund des Rollenkonflikts nicht gedeckt werden Diakon“ und die Einsegnung solchen Absolventinnen und kann. Identitätsbildung braucht Gemeinschaft. Spirituali- Absolventen des Doppelstudiums vorbehalten werden soll- tät braucht Gemeinschaft und Tradition. Beim Vortrag zum ten, die Mitglieder der Gemeinschaft sind. Dies würde auch Jahresfest im Jahr 1998 formulierte mein Vor-Vorgänger der Formulierung im Beschluss der DD-Hauptversammlung Hanns-Stephan Haas treffend: „Gemeinschaften in der Di- von 1985 entsprechen: „Die Berufsausübung bedarf in der akonie sind für mich so etwas wie ‚spirituelle Weight-wat- Regel der Einbindung in eine bruderschaftliche Gemein- chers‘. Sie nehmen sich gegenseitig in die Pflicht, sie basteln schaft.“4 Vielleicht ist das Moritzburger Modell nicht das an Trainingsprogrammen und verbindlichen Absprachen, schlechteste. Ein großes Problem für die Gemeinschaft ist damit sie nicht geistlich verfetten und konturlos werden.“5 die prekäre Stellensituation im Blick auf die Geschäftsfüh- Irgendwo finden die Studierenden natürlich immer die Ge- rung. Mit der derzeitigen halben Stelle des Beauftragten der meinschaft, die sie brauchen, insbesondere in Zeiten von Gemeinschaft kann vieles Notwendige nicht geleistet wer- facebook. Schließlich liegt die wichtigste, in diesem Vortrag den. Wie könnten Ressourcen für Stellen akquiriert werden? immer wieder erwähnte, Stärke der Diakoniegemeinschaft Könnte man beispielsweise vielleicht die Landeskirche und in ihrer traditionell bewährten Brückenfunktion zwischen die Diakonie Niedersachsen dazu bringen, gemeinsam eine Kirche und Diakonie. Damit kann sie eine Antwort geben Stelle für Gemeinwesendiakonie zu finanzieren, die bei der auf das größte Problem des Trendthemas Gemeinwesendi- Gemeinschaft angebunden wird? akonie, nämlich die notwendige Verbesserung der Kommu- nikation und Kooperation von Kirche und Diakonie. In mei- Natürlich sind die Strukturen kein Selbstzweck. Sie müssen ner Vision wird die Diakoniegemeinschaft zum Motor für wieder neu mit Leben gefüllt werden. Dazu muss die Ge- Gemeinwesendiakonie und legt damit ihre eigene Satzung meinschaft lediglich an ihre bekannten alten Stärken wie- zeitgemäß aus. Die Rummelsberger Erklärung der VEDD von der anknüpfen. Zum einen ist das die Politische Diakonie. In 2011 hat es gut formuliert: „Diakone können Brücken bauen den siebziger Jahren trafen sich die politisch engagiertes- zwischen Kirche, Diakonie und Gemeinwesen.“ Jetzt geht es ten Studierenden der Hochschule im Stift, um spannende darum, genau das mit Leben zu füllen. Dann hat die Diako- Aktionen vorzubereiten. Warum sollte das nicht wieder so niegemeinschaft Stephansstift eine Bedeutung und eine werden? Zum anderen gibt es bei vielen Studierenden einen Zukunft. erklärten Bedarf an spiritueller Begleitung, der von den Leh- 4 Zitiert nach: Reinhard Neumann, In Zeit-Brüchen diakonisch 5 Hanns-Stephan Haas, Diakonie Profil, Gütersloh 2004, S. 79. handeln, Bielefeld 2013, S. 427. Journal 1/2020 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V. 17
18 Vortrag „Zukunftsperspektiven der Diakoniegemeinschaft“, Hannover, 31.05.2019, Prof. Dr. Alexander Dietz Aus der Gemeinschaft Kirche Diakonie Diakonische Gemeinschaften Diakonenausbildung EvLKA Diakoniegemeinschaft Stephansstift 1870- • Konservative • Wiederentdeckung • Neuer Beruf/Pioniere • Diakonenausbildung • Ordensähnliche 1910 Politisierung Diakonat • Beruf erfordert Stephansstift Dienstgemeinschaft • Kultur- • Professionalisierung Mitgliedschaft • Ausbildung Einsatz in • Brüderschaft des Stephansstiftes protestantismus • Ziel: Diakonische • Patriarchalisch organisiert diakonischen Einrichtungen • Brüderhaus: Gemeinschaft • Kolonialmission Erneuerung Kirche • Auch in Kirche, Staat 1910- • Krise • Entstehender • Glaubens-, Lebens-, • Ausbildung zum • Geistliche Genossenschaft 1950 • Kirchenkampf Wohlfahrtsstaat Dienstgemeinschaften Gemeindehelfer vielfältiger Berufe • Selbst- • NS-Verbrechen • Berufsverband (DD) • Auch Leitungsaufgaben, • Brüderschaft wird selbständiger beschäftigung • Erzwungene • Klärungsbedarf Verhältnis Mission Verein Annäherung Kirche Kirche • 3 Gemeindehelferinnensem., 2 • Schwerpunkt: Ausbildung Diakonenfachschulen 1950- • Aufarbeitung • Mitgestaltung • Selbstreflexion • Diakonengesetze, • Lebensordnung: 1990 • Fette Jahre Sozialstaat (Diakonatsdiskussion, Ausbildungsordnungen Gesinnungsgemeinschaft • Politischer • Expansion Aufarbeitung) • Neue Berufe, Spezialisierung • Trennung vom Stephansstift Kurswechsel • Reformbedarf • Öffnung Frauen zum Gemeindepädagogen (Diakoniegemeinschaft • Keine Mitgliedschaft mehr • Neuordnung (EFH), Trennung Stephansstift) nötig von Stift und Gemeinschaft • Politisierung 1990- • Säkularisierung • Ökonomisierung • Bedeutungsverlust • Doppelqualifikation (trotzdem • Austritt VEDD 2020 • Traditions- • Suche nach Profil • Selbstbeschäftigung (VEDD, traditionsvergessene • Studentisches Wohnen vom Stift abbruch • Klärungsbedarf Finanzknappheit) Engführung) aufgegeben • Struktur- Verhältnis Kirche • Orientierungssuche • Fakultät V der HSH • Nachwuchsprobleme reformen • Bolognaprozess (2-Fächer-BA, Kompetenzen) 2020- • Marginali- • Hoher Bedarf • Überlebensstrategien • Engführung in Köpfen • Überlebensstrategien (Ressourcen, 2050 sierung • Wieder (Individualisierung, überwinden (Studierende, Partner, Wohnen, Koppelung • Wiederbesin- Mitgestaltung Interessenvertretung) Lehrende, Kirche, Diakonie) Berufsbezeichnung an nung theolo- Sozialstaat • Isolation überwinden • Kein Pfarrerersatz Mitgliedschaft, Stellen) gische Identität • Gemeinwesen- • Gemeinwesendiakonie • Gemeinwesendiakonie • Stärken (Tradition, Repolitisierung, • Gemeinwesen- diakonie Spiritualität, Brückenfunktionen) diakonie • Gemeinwesendiakonie Journal 1/2020 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.
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