DIE AFD BERLIN DREHT DURCH: DIE WAHNVORSTELLUNGEN DER AFD - VOLKSVERPETZER
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Die AfD Berlin dreht durch: Die Wahnvorstellungen der AfD „Diese Partei wird von Idioten geleitet.“ Das sage nicht ich, sondern Ralf Özkara, frisch gebackenes Ex- AfD-Mitglied, Ex-Büroleiter von Jörg Meuthen, Ex-Flügel- Anhänger, Ex-Landesvorsitzender der AfD Baden-Württemberg und Ex-Geschäftsführer der AfD-Fraktion Bayern. Und der muss es ja wissen. Wenn ich normalerweise Postings der AfD behandle, dann um Fake News aufzuklären und/oder zu analysieren, was für ein Narrativ dahinter steckt. Über Jahre, in denen ich Aussagen und Posts analysiert habe – und für meine Masterarbeit, in der ich das auch gemacht habe – habe ich viel Menschenverachtung, Hass, Lügen, Propaganda und absurde Behauptungen durch diese Partei gelesen. „Die AfD hat wieder völligen Schwachsinn erzählt“ hat seinen News-Wert inzwischen verloren. Die Partei pumpt weiterhin viel Energie in rechtsextreme PR-Agenturen und Fake-Account- Netzwerke, aber ähnlich wie bei Trump in den USA, dessen Tweets immer weniger Reichweite verzeichnen, verliert die Dauer-Empörung und -skandalisierung ihren Effekt. Und dann kam die AfD Berlin-Lichtenberg mit diesem Post:
Screenshot facebook.com (Die IS-Flagge aus rechtlichen Gründen von uns zensiert) Haben die lack gesoffen? Mein erster Reflex ist, das Narrativ dahinter zu analysieren: Klar, die angebliche „Islamisierung“ durch 6% Muslime in
Deutschland. Und grün, weil die „Grünen“ das angeblich wollen und man vermischt alle Feindbilder in einen wirren Einheitsbrei, die Grünen, Muslime, und den IS. Dann könnte man dazu übergehen und darauf hinweisen, dass das völlig an den Haaren herbeigezogene Argumentationen sind, die auf Wahnvorstellungen, Propaganda und Fake News basieren, keinen Sinn machen und völlig verschiedene Gruppen und sogar Feindbilder in einen Topf werfen. Aber das wäre viel zu viel Analyse für so einen Quark! Ich meine… was zur Hölle? Und noch dazu die selbstauferlegte Trennung Ostdeutschlands vom Rest! Die vergleichsweise starken Ergebnisse der AfD in den östlichen Bundesländern riefen so einige Mauerbau-Rufe hervor. Und in Anbetracht auch ostdeutscher Teammitglieder und immer noch einer Mehrheit an Demokraten im Osten halte ich dieses Ost-Bashing für äußerst kontraproduktiv. Aber was die AfD Berlin da macht ist genau das: Sie hat mental selbst schon die Mauer hochgezogen. Und ich möchte daran erinnern, dass sie Berlin, Leipzig und Co ebenfalls blau eingefärbt hat, obwohl dort die Grünen die stärkste Kraft geworden sind. Viel interessanter als die Schwachsinns- Darstellung von Grün = IS ist daher das Selbstverständnis der AfD. Und vielleicht noch, dass das IS-Symbol verboten ist. Wahrscheinlich der Hauptgrund, warum die AfD Berlin das Bild inzwischen wieder gelöscht hat. Die Reaktionen sind noch am sinnvollsten Was ist die Lektion daraus? Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob man so etwas noch sinnvoll erreichen kann. Vielleicht muss man auch bei jeder (Selbst-)Zerstörung der CDU gerade daran denken, dass es da noch eine Partei gibt, die mit so etwas Politik macht und in Teilen Deutschlands viel gewählt wird. Aber lassen wir doch die Kommentare das Schlusswort haben. Vielleicht ist die beste Antwort immer noch ein kollektives Kopfschütteln.
Artikelbild: fizkes, shutterstock.com, Screenshot facebook.com Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf
redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter Warum so einige Personen in der CDU einen Social Media Lernkurs besuchen sollten Kennt ihr das? Vor eurer Nase fährt der Bus weg. Nun, im Regelfall fährt der Bus weg, weil man zu spät war. Oder vielleicht unachtsam war. Im Falle der CDU ist das jedoch anders. Da fährt der Bus weg, weil man es nicht für nötig sieht, sich in Richtung des Fahrzeugs zu bewegen. Und am Ende schimpft man gar noch über den Busfahrer. Kommen wir einfach mal zur Sache. Da war dieser Youtuber mit dem Namen Rezo. Rezo hat ein knapp eine Stunde langes Video veröffentlicht, in dem er mit Quellenangaben die Unwählbarkeit von CDU, CSU und SPD darlegt (die FDP hat er aufgrund
Zeitmangels ausgelassen, die AfD gilt für ihn generell als unwählbar). Das Video findet man hier. Ich gehöre übrigens zu den Menschen, die das Video komplett gesehen und zumindest grob über seine Quellen für seine Argumentation geschaut haben. Abgesehen davon, dass Rezo nicht erwähnt, dass in der Politik Kompromisse ein wesentlicher Teil sind und er ein sehr kontrastreiches Bild in seiner Argumentation aufbaut, halte ich es für legitim, Probleme der Politik, ja spezifisch Probleme bestimmter Parteien anzukreiden. Indem er eine mehr als ausführliche Quellenangabe seiner Aussagen liefert, halte ich seine diskutierbare Darstellung sogar für mehr als legitim (ich habe dagegen einen Haufen alberner Blogs gesehen, die nicht ansatzweise so viele Quellen dargelegt haben und stattdessen viel lieber reine Meinung veröffentlichen). Kurzum Auf Rezo gab es viele Reaktionen. Auch viele Reaktionen seitens der CDU, um die es hier zentral gehen soll. Diese fielen natürlich mehr als empörend aus. Das ist interessant zu beobachten gewesen, denn die Empörung gegenüber dem Video erschien dem normalen Social Media Nutzer im Vergleich höher als jenen Empörungen gegenüber Grenzüberschreitungen der AfD. Man hatte gar das Gefühl, Rezo hat einen Teil der Union bei ihrem Eitelkeitsschopfe gefasst und zur Schau hochgehoben. Neben den Gegenreaktionen gab es aber auch ein umfassendes Solidaritätsvideo, welches ich hier voranstellen möchte, um die Dynamik von Social Media und Social Media Protagonisten zu zeigen.
Rezo und die Welt von Social Media vs. einer Partei. Aber zu Letzterem ein wenig später. Und generell möchte ich zu diesem Video im Verlaufe dieses Artikels noch ein paar Worte verlieren. Rezo hat die Union getroffen. Ob ins Herz oder am Oberschenkel, das weiß ich nicht. Dennoch hat das Video die Union so sehr getroffen, dass sie reagiert hat (war es das Video selbst oder die extrem erfolgreiche Viralität?). Die Gegenstrategien der Union Tatsächlich hat die Union Gegenschritte in Erwägung gezogen. Kann man machen, wenn man sich durch ein solch viral erfolgreiches Video angegriffen fühlt. So war zum Beispiel Philipp Amthor im Gespräch, eine Videoantwort zu produzieren. Hat Amthor dann auch gemacht, wurde jedoch nicht gesendet. Eigentlich schade, denn der Social Media Hype im Vorfeld des Antwortvideos war recht groß. Nein, das Video wurde nicht veröffentlicht. Stattdessen ein seitenlanges PDF mit Erklärungen. Und da sind wir exakt bei Fehler Nummer 1 gelandet. Fehler Nummer 1 Hier prallen zwei verschiedene Welten aufeinander, deren Diskussion uns in der nächsten Zeit noch begleiten wird. Auf der einen Seite sehen wir eine junge und dynamische Kommunikationsform, die progressiv ausgelegt ist und eine junge Sprache verwendet. Demgegenüber ein eher konservatives Verhalten, die zunächst angekündigte Videoantwort wurde nicht veröffentlicht, stattdessen liegt ein 11-seitiges PDF mit Erklärungen vor. Dieses findet sich hier. Wenn du die Möglichkeit hast, mit „Bewegtbild“ zu arbeiten,
greife nicht auf PDFs zurück. PDFs… verdammt. PDFs sind aus Social Media Sichtweise völlig undramatische, unauffällige und nahezu unsichtbare Elemente. Eigentlich können wir Messengern und Social Media Plattformen wie Facebook oder Twitter überhaupt dankbar sein, dass PDFs halbwegs verständlich verknüpfbar sind. Wenn auch ohne Snippet. In der CDU nimmt man jedoch genau das als vermeintlich probate Mittel. Das ist ein typischer Social Media Error. Die CDU als klassisch konservative Partei dürfte hier jedoch den Ansatz nicht finden, stattdessen wäre es Rezo anzuraten, sich nicht in die Politikerfalle zu begeben und sich auf Gespräche einzulassen. Das ist nicht seine Arena, da findet am Ende die Politik ihre Selbstbestätigung. Fehler Nummer 2 Die letztendlich tatsächlich stattgefundenen Gegenreaktionen auf Social Media waren eine… sagen wir mal harmlos… von Fremdscham geprägten Reaktionen. Liebe Union: habt ihr echt keine Social Media Beauftragten (nein, jemand der auf seinem Handy Facebook installiert hat ist nicht automatisch ein Kommunikationsexperte für Social Media). Was da teilweise an „Whataboutism“ geprägten Inhalten und abstrakten Vorwürfen erschien, ist nicht nur einer Volkspartei unwürdig, sondern bestätigt dummerweise auch noch die Vorwürfe ihr gegenüber. Die Unionspolitiker haben meiner Ansicht nach Social Media, die Dynamik von Social Media und die Auftretensweise auf Social Media schlichtweg nicht verstanden. Social Media ist kein Einweg-Kanal, auf dem man reaktionslos ein Botschaft postet. Social Media ist überdies hinaus keine Fire-and-forget Rakete. Genau das liebe ich ja an Social Media: Alles kann, darf und sollte auch zu Diskussion stehen. Auch das Video von Rezo. Doch die Interaktionen auf das Video haben ihm Erfolg bescheinigt.
Keinen Erfolg haben jedoch Aussagen bekommen, die argumentativ dem Video nicht ebenbürtig waren und auf einer Diskreditierungsschiene verweilten. So wie der inhaltlich sehr schwache Post der wirtschafts- und verkehrspolitischen Sprecherin der CDU im rheinland-pfälzischen Landtag Gabriele Wieland. Was zum Teufel hat das mit der Argumentationsstruktur des Rezo-Videos zu tun? Damit stand sie jedoch nicht alleine da. Auf Twitter gab es mehrere Reaktionen aus CDU-Kreisen, die nicht imstande waren, inhaltlich auf die Aussagen Rezos einzugehen, sondern lediglich destruktiv auf die Person Rezo verfasst wurden, daneben aber auch absolut sinnfrei verfasst wurden. Liebe Madeln und Buam, so funktioniert das in „diesem Internet“
nicht: Matthias Hauer, CDU und Mitglied des Deutschen Bundestags seit 2013, hat da tatsächlich die Rezo Argumente zu zerstören versucht, indem man Rezo die Legitimität abspricht, überhaupt politisch aktiv zu werden. Was also soll dieser Tweet bewirken?
Übrigens ich für meinen Teil habe von Hauer noch keine Antwort auf meine strukturell einfache Frage bekommen. Aber Hauer steht nicht allein in der CDU. Parteikollege Marco
Wanderwitz (CDU und seit März 2018 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat) schafft es wunderbar, der Kritik aus dem Video aus dem Wege zu gehen, indem er das Narrativ des „linken Aktivisten“ nutzt und somit dem Kritiker die Kritikfähigkeit abspricht. An dieser Stelle eine ganz klare Aussage: So geht das methodisch schlichtweg nicht. Man kann kritische Stimmen nicht einfach als Feind abstempeln. Wir dürfen hier natürlich nicht vergessen, dass einige Wissenschaftler Rezo Recht geben. So wie beispielsweise Prof. Dr. Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin. Der sagt recht deutlich in seinem Gesamtfazit (siehe hier):
In diesem Faktencheck wurden keine belastbaren Aussagen der CDU gefunden, welche die Inhalte in Bezug auf Klimaschutz des Videos von Rezo substanziell widerlegen. Einen sehr guten Faktencheck der Aussagen des Rezo-Videos hat Kollege Stefan Rahmstof erstellt. Auch er gibt ihm in den wesentlichen Aussagen recht. In diesem Gesamtfazit erwähnt er Stefan Rahmstof, der wiederum ist Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam- Institut für Klimafolgenforschung und Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Um mit Lindnerworten zu sprechen „ein Experte“. Und dieser Experte sagt (siehe hier): Hut ab. Für jemanden, der sich erst neu in die Materie eingearbeitet hat, hat Rezo die entscheidenden Fakten zur Klimakrise sehr gut verstanden, und er hat sie klar und eindringlich in seinem Video kommuniziert. So klar und eindringlich, wie es der Wissenschaft mit ihren IPCC- Berichten nicht gelungen ist, und wie man es auch nur selten in den klassischen Medien liest. Also alles linke Aktivisten und Hassadeure (SIC!), wie es Marco Wanderwitz von der CDU auf Twitter beschreibt? Gefährliches Terrain in meinen Augen. Fehler Nummer 3 Überdies kommen Unionspolitiker nun mit der Idee einer Reglementierung in der Meinungsäußerung durch Influencer. Diese problematischen Forderungen sind natürlich nicht sehr populär und zudem auch schwierig, da sie je nach Auslegung im Konflikt mit dem Grundgesetz Artikel 5 stehen. So sagte AKK in einer Pressekonferenz: „Lassen Sie mich an dieser Stelle einmal sagen: Als die Nachricht kam, dass sich eine ganze Reihe von YouTubern
zusammengeschlossen [hat], um einen Wahlaufruf gegen CDU und SPD zu starten, habe ich mich gefragt, was wäre eigentlich in diesem Land los, wenn eine Reihe von, sagen wir mal, 70 Zeitungsredaktionen erklärt [hätte], wir machen einen gemeinsamen Aufruf, wählt bitte nicht CDU und SPD. Das wäre klare Meinungsmache vor der Wahl gewesen. Ich glaube, das hätte eine muntere Diskussion in diesem Land ausgelöst. Und ich glaube, die Frage stellt sich schon mit Blick auf das Thema Meinungsmache: Was sind eigentlich Regeln aus dem analogen Bereich und welche Regeln gelten eigentlich für den digitalen Bereich, ja oder nein.“ AKK sieht sich zwar missverstanden und hat auf Facebook veröffentlicht, es wäre absurd, ihr das Vorhaben, die Meinungsäußerung zu regulieren unterstellen zu wollen, doch das sieht unter anderem Dennis Horn, Journalist und Redakteur wieder ganz anders. Er schreibt unter anderem auf Facebook: Es ist selbstverständlich nicht absurd, Kramp-Karrenbauer zu unterstellen, Meinungsäußerungen regulieren zu wollen, denn sie hat gefordert, Meinungsäußerungen zu regulieren. Extrem verschwurbelt, aber wenn sie gewollt hätte, hätte sie sich auch deutlicher anders positionieren können. t-online.de hat Kramp-Karrenbauer im Wortlaut online [2], in dem sie fragt, welche Regeln es zum Thema Meinungsmache analog und digital so gebe, und sagt, dass dies bestimmt in der medienpolitischen Diskussion eine Rolle spielen werde. Puh, schwierig, was da gerade passiert. Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer will "Meinungsmache" im Netz… Gepostet von Dennis Horn am Montag, 27. Mai 2019 Das wiederum wird bestärkt durch einen Tweet des digitalpolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Tankred Schipanski, denn dieser spricht sogar von der Notwendigkeit einer Regulierung: Ergo: was wir nicht kennen, nicht verstehen und so nicht haben wollen, müssen wir unterbinden. Das ist exakt das Gegenteil einer progressiven Kommunikationsform. Lehnen wir uns mal kurz zurück Nicht erst seit gestern wird die CDU kritisiert. Auch nicht die SPD. Aber noch nie wurde – bitte diesen Ausdruck verzeihen – so armselig gegenargumentiert. Sieht man sich hier etwa so auf verlorenem Posten, bzw. so sauber getroffen, dass eine vernünftige Aufarbeitung nicht möglich ist? Mal im Ernst, speziell AfD Anhänger „raten“ seit Jahren bereits von der Wahl der von ihnen so genannten Altparteien ab. Man geht sogar mit einem Galgen für Merkel auf die Straße (was dann am Ende Kunst sein sollte, siehe hier), und nun kommt ein YouTuber und die Union gerät in Rage. In Rage, weil sie in seinen Augen nicht mit Social Media umgehen kann und sich einfach nicht zu helfen weiß. Vielleicht sollten sie da einmal ansetzen. Social Media
verstehen. Die Vorwürfe verstehen, damit vernünftig umgehen, sich selbst fragen und prüfen und vielleicht sogar aus dem Ganzen positiv lernen. Zum Thema: Kramp-Karrenbauer fordert Zensur? Die wahnwitzigen Reaktionen der CDU auf die Wahl Artikelbild: Red Moccasin, shutterstock.com, Screenshots twitter.com Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter
Worst of AfD-EU-Wahlprogramm 4: Das Totalversagen der AfD beim Umweltschutz Worst of AfD-EU-Wahlprogramm 4 Wir kommen zum 4. Teil von „Worst of AfD-Europawahlprogramm“, der leider aus zeitlichen Gründen der letzte sein wird. Ich habe mich hier nochmal mit einigen Reizthemen der AfD beschäftigt, zuerst mit dem Umweltschutz. Screenshot Die AfD fordert hier eindeutig, den Fokus im Thema Umweltschutz auf eine nationale Lösung zu legen. Das ist zwar aus der nationalistischen Weltsicht der Partei irgendwie abzusehen gewesen, dennoch ergibt es schon auf den ersten Blick keinen Sinn. Die Natur und das Klima machen an offenen wie geschlossenen Grenzen nicht halt. Wenn wir nicht endlich erkennen, dass der Klimawandel ein globales Thema ist, werden wir die Problematik nicht in den Griff kriegen. Ist es nicht ironisch, dass gerade die AfD, die sich immer beschwert, dass Deutschlands Bemühungen umsonst seien, weil ja kaum jemand mitziehe, fordert, eben dieses Problem der mangelnden Zusammenarbeit auf globaler Ebene zu verschärfen? Ganz im Gegensatz zu diesem Punkt im Programm muss man sich also gerade FÜR mehr Kooperation und Internationalität beim
Umweltschutz einsetzen. Doch das ist nicht wirklich als Denkfehler der AfD zu verstehen – es ist politisches Kalkül. Die Umwelt-/Klimabewegung ist, seitdem Migration nicht mehr so viel Aufmerksamkeit erhält, eine Art neues Feindbild für die AfD geworden. Und da sie je stärker ist, desto internationaler sie sich aufstellt, ist eine Nationalisierung der Umweltpolitik das, was der Bewegung wohl am Nachhaltigsten schaden würde. E-Mobilität Screenshot Zuerst einmal ist an dieser Stelle anzumerken, dass die AfD hier zwei Themengebiete durcheinanderbringt: Es geht einerseits um die E-Mobilität (Thema „Elektroautos“) , mittendrin taucht aber plötzlich ein Halbsatz zum Thema Energiewende (Thema „erneuerbare Energien“) auf. Diese Themen hängen zwar miteinander zusammen, sind aber eigentlich separate Themenbereiche und nicht „dasselbe“, wie die AfD hier vielleicht unterstellen möchte. Zur genaueren Erklärung: „E-Mobilität“ bedeutet grob gesagt den Umstieg von Verbrennungsmotoren (Diesel, Benzin) auf Elektroautos. Für diesen Umstieg ist theoretisch keinerlei erneuerbare Energie nötig (denn den Autos ist ja egal, welchen Strom sie bekommen). Aber in das Weltbild der AfD (und der potenziellen Wähler) passt es einfach besser, dies in einen Topf zu werfen.
Wie dem auch sei: Auch die inhaltlichen Punkte zum Thema „erneuerbare Energien“ sind hier zu kritisieren. Die AfD spricht von einer „Vernichtung unserer Natur- und Kulturlandschaften“ durch den Ausbau der erneuerbaren Energien. Um diesen „gefühlten Fakt“ zu widerlegen, muss man kein Politiker oder gar Forscher sein. Man muss einfach nur die Verhältnisse erkennen. Der Kohletagebau ist die eigentliche Gefahr für unsere Natur- und Kulturlandschaften. Ich möchte hier nur beispielhaft auf den Hambacher Forst verweisen: ein 12.000 Jahre alter Wald mit Bäumen, die teilweise über 350 Jahre alt sind (Quelle), wird hier zerstört, nur weil darunter Kohle gefunden wurde – mehr Naturlandschaft geht kaum (weitere Infos zum Hambacher Forst hier: Quelle und zu Umweltschäden durch den Braunkohletagebau hier Quelle). Wo bleibt da der Aufschrei? Schengener Abkommen Screenshot Weiter zu Punkt 8. „Inneres, Recht und Justiz”. Hier kritisiert die AfD: „Die EU-Grenzschutzagentur FRONTEX […] unterstützt die illegale Zuwanderung […], indem sie auf See aufgegriffene Migranten in die EU verbringt“. Im Zusammenhang damit wird eine Änderung der Seeaußengrenzenverordnung gefordert. Um die Seriosität dieser Forderung zu hinterfragen, hier mal ein paar Punkte, die in dieser Verordnung benannt werden (nachzulesen hier): Sie
Erlaubt und erfordert beim Abfangen im Küstenmeer strikte Überprüfung auf Schleusung etc. (und ggf. Aufforderung zur Umkehr) Erlaubt beim Abfangen auf hoher See „Beförderung des Schiffs oder der an Bord befindlichen Personen zu einem Drittstaat“ Beim Abfangen auf hoher See soll die abgefangene Person nach Möglichkeit in einen Drittstaat abgeschoben werden Nun könnte natürlich ein AfDler sagen: „Ja aber man sollte ja einfach alle Schiffe zurückschicken und nicht so viele Möglichkeiten offen lassen!“. Das Problem ist: So leicht ist es in der Außen- und Migrationspolitik nicht immer. Die AfD selbst spielt ja auf „sichere Häfen“ an – ohne dabei die zentrale Frage zu erklären: Was ist denn nun ein „sicherer Hafen“, der die Flüchtlinge auch sicher aufnimmt und wo sie eine Behandlung erwarten können, die zumindest grundlegenden Werten des aufgeklärten Europas entspricht? Mehr dazu: Ich war selbst an Seenotrettung beteiligt – Glaubt nicht diesen 6 Lügen der Rechten Mittelmeerroute Die meisten Flüchtlinge der Mittelmeerroute sind illegal gestartet. Das heißt, dass viele Staaten nicht gerade kooperativ sind bei der Aufnahme (im Prinzip stehen wir vor genau dem gleichen Problem. Nämlich dass Libyen, Ägypten und co. Die Flüchtlinge genauso wenig an Land lassen wollen wie z.B. Italien – mit dem Unterschied, dass Italien zumindest zu einem gewissen Grad die strukturellen Voraussetzungen dafür hat). Noch dazu kommt, dass die Flüchtlinge in nicht wenigen dieser Staaten in der Realität enormst schlechte Behandlung erwartet – und damit meine ich nicht das Kürzen von Sozialleistungen oder „Ausländer raus“ –Rufe. Damit meine ich Folter bis zum Tod (Beleg).
Jeder humanistische Demokrat eines aufgeklärten Europas im 21. Jahrhundert sollte ohne zu zögern zustimmen, dass das nicht unserem moralischen Anspruch entspricht. Fazit: schon im Namen der Werte des christlichen Abendlandes sollte man nicht einfach „alle zurückschicken“ – das wäre eine einfache Lösung, aber keine gute. Die Realität erfordert zähe Verhandlung und Entwicklungshilfe für die entsprechenden Staaten – und zwar so, dass ERST eine Situation geschaffen wird, in der wir zumindest von körperlicher Unversehrtheit sprechen können und DANN umfassende Rückführungsprogramme gestartet werden. Migration/Islam Screenshot Auch wenn momentan die Umweltbewegung den Komplex „Migration/Islam“ (schon wieder so etwas, wo die AfD einfach alles in einen Topf haut, was ihr passt) etwas verdrängt hat, gibt es unter 8.5 „Islam – Gefahr für Europa“ auch dazu einen Kommentar. Dazu erstmal Folgendes: Es ist NICHT die Religion Islam, die eine Gefahr darstellt. Es ist immer die Interpretation durch
die Gläubigen, die dazu führt. Und noch eine Anmerkung: Fundamentalisten wie die wahabitische Regierung in Saudi- Arabien, der Islamische Staat, Al Qaida oder Befürworter einer strengen Befolgung der „Scharia“ müssen ganz klar kritisiert werden – ohne dabei alle Muslime über einen Kamm zu scheren! Politischer ISlam Doch auch der Islam hat eine Dynamik entwickelt, die immer mehr Muslimen eine Öffnung ihres Weltbildes und eine Annäherung an westliche Werte ermöglicht. Die Pauschalaussage „Der Islam trennt nicht zwischen Staat und Religion“ ist also nicht zu halten – bestes Beispiel dafür sind die „säkularen Muslime“ (Quelle ). Der Islam entwickelt sich also weiter. Auch das Argument „es gibt aber trotzdem noch eine Mehrheit, die diese Säkularisierung nicht unterstützt“ ist zwar richtig. (Zumindest vermute ich das, Zahlen liegen dazu nicht vor). Doch gerade das bedeutet ja, dass wir so viele Muslime wie möglich über unsere Werte aufklären und in aktive gesellschaftliche wie auch politische Interaktion mit den entsprechenden Personen treten. Dabei sollten wir kritisch an die fraglichen Ansichten herangehen, aber dennoch nicht ablehnend oder gar herabwürdigend auftreten. Dann wird eines Tages keine „Gefahr für Europa“ mehr bestehen, denn es ist nicht der Islam, der Koran oder Mohammed verantwortlich für die Attentate in Europa. Es ist der Fundamentalismus und der Extremismus. Zu Teil 3: Worst of AfD-EU-Wahlprogramm 3: Asyl- und Zuwanderungspolitik Artikelbild: Artikelbild: Alex E. Proimos, Flickr, (CC BY 2.0), changes were made Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen
Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter Heuchelei zum Strache-Video: Laut AfD haben „Täter kein Recht auf Datenschutz“ „Kein Datenschutz für Täter“ (außer es sind rechtspopulitische Politiker) Ich möchte hier nur eine kleine Gegenüberstellung von Anspruch und Wirklichkeit bei der Politik der AfD machen. Im Zuge des Strache-Videos, welches zum Zerbrechen der österreichischen
Regierung führte, da darin das ganze Ausmaß der Korruption aufgedeckt wurde, hat sich die AfD auch ein wenig geäußert. Der Skandal reichte von zugeschanzten Regierungsaufträgen im Gegenzug für illegale Wahlkampfspenden bis hin zur ideologischen Gleichschaltung einer Zeitung im Sinne der FPÖ. Es war ein harter Schlag gegen die FPÖ, aber auch gegen die gleichgesinnte AfD, die stets die Nähe zur Partei gesucht hat und ihre Gemeinsamkeiten betonte. An der Deutlichkeit des Falles gibt es eigentlich nichts zu leugnen. Es sei denn, man will die Verantwortung und die Konsequenzen einfach abstreiten. Und das macht die AfD mit ihren typischen Whataboutismen, Ablenkungen oder einfach Schweigen: Whataboutismen, Ablenkungen & Schweigen: So reagieren AfD und Co auf das Strache Video ABlenkungen mit der frage nach dem ersteller Die Frage, wer das Video gemacht hat, zu welchem Zweck und vor allem: Warum es fast zwei Jahre dauerte, bis es an die Öffentlichkeit gelangte ist in der Tat interessant und wichtig. Dass es aber richtig war, dass Spiegel und Süddeutsche das Video veröffentlicht haben, steht außer Frage. Doch die Parolen der AfD lassen nicht diesen Eindruck erwecken. Ihre PolitikerInnen, aber auch Rechtsextreme aus ihrem Dunstkreis halten gar das Anfertigen der Aufnahmen für weitaus verwerflicher als das, was enthüllt wurde. Mehr dazu: Rechtsextreme Schuldzuweisungen an Böhmermann und Co: Nur Strache allein hat Schuld!
Vor allem, da es ja weder nur folgenloses Gerede gewesen war, und auch keine „singuläre Angelegenheit“ (Meuthen), wie weitere Recherchen beweisen (Quelle). Das (altbekannte Opfer- )Narrativ sieht so aus: Die Aufnahmen wurden illegal angefertigt und Strache ist hier ein Opfer von irgendwelchen Machenschaffen. Hier sei nur kurz auf die Täter-Opfer-Umkehr und die Verharmlosung des Falles hingewiesen. AfD retweetet „datenschutzrechtliche Bedenken“
Verschwörungstheorien, Gerede von „Staatsstreich“ – Die Schuld wird den Aufnehmenden zugeschoben Pure Heuchelei Also die AfD – sofern sie nicht zum Vorfall schweigt – verbreitet die Darstellung, dass durch das Strache-Video die „Privatsphäre“ verletzt worden sei und er das Opfer ist. Nebenbei sei gefragt, ob die AfD das auch so sehen würde, wenn es um einen ÖVP oder SPÖ-Politiker gehandelt hätte (Spoiler: Natürlich nicht). Oder noch besser: Gilt diese Privatsphäre auch für Kleinkriminelle, deren Verbrechen nicht von derartiger staatstragender Bedeutung sind? Und um es auf die Spitze zu treiben: Gar kriminelle, abgelehnte Asylbewerber? Überraschung: Natürlich misst die AfD hier mit zweierlei Maß. Und das ist keine Unterstellung von mir, das kann ich ganz schön an ihrem eigenen Grundsatzprogramm beweisen, das sie erst im Februar neu geupdatet hat (Hier nachlesen). Da steht ganz schön unter Punkt 3.6. „Kein Datenschutz für Täter“: „In der Vergangenheit hat ein ideologisch motiviertes übertriebenes Maß an Datenschutzmaßnahmen die Sicherheitsbehörden gelähmt und unverhältnismäßig bürokratisiert. Die Folge ist mangelnde Sicherheit für rechtschaffene Bürger und Datenschutz für Täter.“ – Grundsatzprogramm AfD Q.E.D. & „Mut zur Wahrheit“ Und noch etwas: Ist die Partei nicht die, die „Mut zur Wahrheit“ verspricht? Die Aufnahmen sind die Wahrheit. Warum hat die AfD anscheinend so ein Problem damit, dass sie veröffentlicht wurden? Die Antwort ist natürlich, weil es der AfD niemals um die Wahrheit oder um irgendeines dieser Bedenken ging. Sondern nur um Opportunismus, Populismus und daran, an die Macht zu kommen. Genau das, was das Strache-
Video eben so deutlich zeigt. Der Patriotismus geht nur so weit, bis man das eigene Land an einen russischen Oligarchen verkaufen kann. Der Twitter-Nutzer @Fred73699729, der auf Twitter auf genau diesen Widerspruch aufmerksam machte, wurde dazu übrigens passenderweise umgehend dafür von der AfD geblockt. Was soll man dazu sagen? Kein Mut zur Wahrheit, und die vermeintlichen Positionen werden nur so lange beibehalten, wie es der eigenen Sache nützt. Für die selbsternannten Datenschützer aus der rechten Szene, die sich über #IbizaGate und #Strachevideo aufregen, hier ein Auszug aus dem #AfD Grundsatzprogramm. Unter „3.6 Kein Datenschutz für Täter“ findet sich folgender Text: — Fred (@Fred73699729) May 19, 2019 Artikelbild: Screenshot Süddeutsche Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter
Rechtsextreme Schuldzuweisungen an Böhmermann und Co: Nur Strache allein hat Schuld! Verantwortung abwälzen Es gibt Neuwahlen in Österreich. Und daran ist nur eine einzige Person Schuld: Heinz-Christian Strache (nachfolgend schlicht: HC). Niemand sonst. Er hat die Regierung gesprengt. Niemand sonst. Auch wenn nun sowohl in rechtsextremen Gruppen als auch in den Kommentarspalten verschiedene Argumentationsmuster vorgeschlagen werden, die das Geschehene anderweitig framen sollen. Whataboutismen, Ablenkungen & Schweigen: So reagieren AfD und Co auf das Strache Video Wir brechen das zunächst mal auf den Inhalt des Videos herunter, das bereits im Juli 2017 auf der Partyinsel Ibiza aufgenommen wurde. Übrigens drei Monate vor der Nationalratswahl. Es ist nur eine Spekulation, aber eventuell hätte eine damalige Veröffentlichung einen Vizekanzler HC Strache verhindert. Eventuell sogar die ganze Koalition. Aber wer weiß: Vielleicht wurde das Video auch zurückgehalten, um
mal abzuwarten, wie sich das Ganze so entwickelt. Strache und der Rechtsextremismus Dass HC nach der Wahl mit dem äußersten rechten Rand gekuschelt hat, wollte er nie zugeben. Mal hat er nur drei Bier bestellt und hat eben nicht den sogenannten Kühnen-Gruß gezeigt, eine „abgeschwächte“ Variante des Hitler-Grußes. Mal wusste er nicht, dass die jungen Burschen an seinem Tisch Mitglieder der rechtsextremen Identitären Bewegung waren. Soweit eine kurze Einordnung von HC. Was sehen wir auf dem Video? Wir sehen einen locker angezogenen, auf einer Couch lümmelnden HC, einen weiteren jungen Mann (Johann Gudenus) und eine Blondine, die eine russische Oligarchin sein soll. Denken jedenfalls HC und J. Gudenus. Das Video ist über 6 Stunden lang. Bekannt sind bisher nur einige Ausschnitte, und nein, die können nicht so zusammen geschnitten worden sein, dass HC da blöd wegkommt. Er sagt es selbst und unmissverständlich: Die russische Oligarchin schießt Geld für die Wahlkampfhilfe zu, im Gegenzug erhält sie Aufträge. Sie müsste nur noch ein Unternehmen in Österreich gründen. Die Wahlkampfhilfe erhält natürlich nicht die Partei des HC, die FPÖ, sondern das Geld geht am Rechnungshof vorbei an einen gemeinnützigen Verein. Warum ist Strache kein „Volksverräter“? Halten wir fest: HC gibt Aufträge gegen Schwarzgeld an den Russen. Aufträge, die auch an Österreicher gehen könnten, an „sein Volk“. Frage: Ist hier der Begriff „Volksverräter“ angebracht? Zweite Kernaussage des Videos: Die vermeintliche Oligarchen- Nichte beteiligt sich an der größten Boulevard-Zeitung
Österreichs. Der Kronen-Zeitung. Das Ziel: Unliebsame Journalisten entfernen. Wenn ein Staat dermaßen in die Freiheit der Presse eingreift, nennt sich das Gleichschaltung. Man liest es in den Kommentaren häufig, aber: Nein, nur weil Medien gegen die AfD oder FPÖ schreiben bzw. berichten, sind sie nicht staatlich gleichgeschaltet. Zumal ich an Kiosken alle Spektren finde, von ganz links bis ganz rechts. In der Pressekonferenz von HC gibt es zwei wesentliche Punkte: Zunächst einmal ist der Alkohol Schuld an diesem „dummen Fehler“ gewesen. Diese Argumentationshilfe wird in vielen rechten Gruppen angeboten. Es wird betont, dass er ja auch viel Gutes getan habe, und man so einen Fehler mal verzeihen soll. Verglichen wird auch mit Schwarzgeldkassen von Helmut Kohl oder ergaunerten Doktortiteln. Wenn schon mit Parteispendenaffären verglichen wird, dann bitte mit denen von Meuthen und Weidel. Das, was derzeit in Österreich passiert, ist ein anderes Kaliber! Cui Bono? Interessant, aber irrelevant Der zweite Aspekt, der aus der Pressekonferenz nun aber immer mehr in den Fokus rückt: Wer hat denn diese Aufnahmen gemacht? Man hört immer den Namen von Jan Böhmermann, der bereits im April entsprechende Andeutungen gemacht hatte, als er bei der Verleihung des österreichischen TV-Preises Romy die Übernahme der Kronen-Zeitung und auch eine „russische Oligarchenvilla“ auf Ibiza erwähnte. Fraglich ist, ob Böhmermann bereits 2017 daran interessiert war, HC zu Fall zu bringen bzw. ob er überhaupt die Möglichkeiten zur Umsetzung gehabt hätte. Das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) kommt da laut jüngsten Berichten schon eher in Betracht: Aber: Es ist natürlich interessant, wer denn nun konkret dahintersteckt, und es wird auch Stück für Stück aufbereitet werden, zum Beispiel hier beim Spiegel. Interessanter sind und bleiben allerdings die Aussagen aus dem
Video! Dass nun Politiker wie der AfD-Thüringen-Chef Bernd Höcke (und weitere) den Skandal darin sehen, DASS ein Video gemacht wurde, in dem einer aus ihren Reihen die Gleichschaltung einer Zeitung und ein derart staatsfeindliches und korruptes Handeln plant, ist absurd. Die Schuld soll nun bei anderen gesucht werden, wie immer. Bei Böhmermann, dem ZDF, dem ZPS und wer weiß noch wem. Das führt soweit, dass DIESE Akteure nun bedroht werden. Aber wo ist denn eigentlich der „Mut zur Wahrheit“? Morddrohungen und Täter-Opfer-Umkehr Screenshot #DieInsider / Das Aufdecken der Wahrheit ist
„zehnmal so widerlich“? Absurd! Screenshots #DieInsider / Morddrohungen gegen Jan Böhmermann – Weil er von der Korruption eines Politikers wusste (und nichts damit getan hat?) Die Beobachtungen, die #dieinsider seit Monaten machen, werden hier nur bestätigt: Wenn Rechtspopulisten und Rechtsextreme Macht bekommen, dann schrecken sie vor nichts zurück, um ihr Weltbild durchzusetzen. Höcke selbst stellt klar, dass „wir leider ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach oder nicht willens sind“ (S. 257, „Nie zweimal in denselben Fluss“, 2018) Mehr dazu hier. Weder Jan Böhmermann, noch das ZPS tragen die Schuld an dem, was derzeit in Österreich passiert. Es ist HC Strache selbst. Diese Opfer-Täter-Umkehr ist wahnwitzig und wird sich nicht durchsetzen. Artikelbild: Alexandros Michailidis, shutterstock.com Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter
Analyse: Was das Strache- Video über den globalen Rechtsextremismus aussagt Die maske fällt Heute ist also dieses Video explodiert [1] [2], auf dem der Vizekanzler der Republik Österreich, HC Strache, nicht nur den welt-hässlichsten Pullover präsentiert, sondern auch noch ausnahmslos alle demokratischen Errungenschaften seines Landes erst verrät und anschließend verkauft. Beispiele gefällig? Zu verdeckten Parteispenden sagt Strache: – „Ja, es gibt ein paar sehr Vermögende. Die zahlen zwischen 500.000 und eineinhalb bis zwei Millionen…Die zahlen aber
nicht an die Partei, sondern an einen gemeinnützigen Verein… Das musst Du (der ebenfalls anwesende Klubchef Johann Gudenus übersetzt ins Russische, Anm.) erklären: Verein. Du musst erklären, dass das nicht an den Rechnungshof geht.“ – Strache erklärt offenbar den Modus operandi, um Spenden am Rechnungshof vorbeizulotsen. Zur Vergabe von Aufträgen an die russische Geschäftspartnerin sagt Strache: – „Schau, und dann sind wir genau beim Thema Strabag, Autobahnen. Du, das Erste in einer Regierungsbeteiligung, was ich heute zusagen kann, ist: Der Haselsteiner (Hans Peter, Anm.) kriegt keine Aufträge mehr. So, dann haben wir ein Riesenvolumen an infrastrukturellen Veränderungen. Wenn da eine Qualität da ist und ein qualitativer Anbieter da ist…bin ich der Erste, der sagt…dann sag‘ ich ihr, dann soll sie nämlich eine Firma wie die Strabag gründen, weil alle staatlichen Aufträge, die jetzt die Strabag kriegt, kriegt sie dann.“ – Strache über die Strabag und die mögliche Auftragsvergabe unter seinem Regierungseinfluss. Zur Übernahme der Kronen Zeitung und der anschließenden Gleichschaltung der Medien sagt Strache: – „Schau, schau, sobald sie (die russische Gesprächspartnerin, Anm.) die Kronen Zeitung übernimmt…sobald das der Fall ist, müssen wir ganz offen reden…Da müssen wir uns zusammenhocken, müssen sagen: So, da gibt es bei uns in der Krone, zack, zack, zack, drei, vier Leute, die müssen gepusht werden. Drei, vier Leute, die müssen abserviert werden. Und wir holen gleich noch mal fünf neue rein, die ma aufbauen. Und das ist der Deal.“
Und die Sicherung von mehr Einfluss auf die größte österreichische Tageszeitung. – „Wennst die Kronen Zeitung hast, bist der bestimmende Faktor. Und wenn du darüber hinaus einen TV-Sender noch lukrierst, bestimmst du alles.“ – Strache über seine Medienpläne.“ [3] Nun könnte man zusammenfassend sagen, dass offensichtliche Nazis [4] [5] und Nazisympathisanten [6] ihrer Russland- Affinität frönen [7] [8] [9], Journalisten beschimpfen [10] [11] [12], Parteispenden am Rechnungshof vorbeischleusen [13] [14] [15], sich als Partei der kleinen Leute gerieren [16] [17] [18], dabei aber hauptsächlich damit beschäftigt sind, ihren elitären Freunden Posten, Aufträge und Einfluss zuzuschanzen [19] [20] [21] und beim Anblick osteuropäischer Frauen alles Blut vom Hirn in den (mutmaßlich tageslichtuntauglichen) Pillemann fließen lassen [22] [23] [24]. Und? Wissen Sie von wem im letzten Absatz die Rede war? Die FPÖ? Die AfD? Oder gar Donald J. Trump? Es sagt einiges aus über den Zustand unserer Welt, wenn man die Rechtsextremen, die sich aufgemacht haben Parlamente und Regierungen zu erobern, nicht einmal mehr an ihrer Staatsverachtung, geschweige denn an ihren Taten, auseinanderhalten kann. Der globale Rechtsextremismus Es sagt aber auch einiges aus über den globalen Rechtsextremismus, der in all seinen Facetten mit den immer selben Mechanismen die Erosion des Rechtsstaates vorantreibt und die lebendige Demokratie zu Fall bringt. Vordergründig geht es ihm zwar stets um dieselbe rassistische Erzählung vom Fremden, der herkommt, um Arbeit und Frauen zu rauben und dabei Krankheiten und Kriminalität einschleppt.
Hintergründig jedoch, und das ist das beeindruckende an diesem Video, sind es nicht die rassistischen Stereotype, sondern der harte gesellschaftliche Klassenkampf, der auch diesen Machtapparat anzutreiben scheint: Erst übernimmt die russische Geschäftspartnerin die einflussreichste Tageszeitung der Republik und verhilft über die darauf folgende positive Berichterstattung der FPÖ zum Wahlsieg, die im im Anschluss an ihren Einzug in die Regierung Aufträge an ebenjene Geschäftspartnerin vergibt, die wiederum mit dem neu- verdienten Geld verdeckte Parteispenden an die FPÖ tätigt, was dieser wiederum zu weiteren Wahlsiegen verhelfen würde. Ein Kreislauf? Ein Teufelskreis. Sprachlosigkeit Unbeachtet und unerwähnt bleiben die vielen Österreicherinnen und Österreicher, die ihre Hoffnung in diese Partei gelegt haben, verbunden mit dem Wunsch, dass sich nach Jahrzehnten des Stillstandes endlich etwas änderte. Die sich als Einheimische erhofften, dass ihnen ein besseres Leben bevor stünde, wenigstens im Vergleich zu den Ausländern. Die bei allem verengten Blick allerdings vergessen haben nach oben zu schauen und die gesellschaftliche Ungleichheit zwischen oben und unten, zwischen arm und reich zu befragen, die ausgerechnet diese vermeintlich patriotischste Partei doch bekämpfen wollte. Welche Prioritäten Strache selbst in seinen politischen Erwägungen und Auseinandersetzungen an den Tag legt, lässt sich abschließend an folgendem Zitat nachvollziehen. „Typische rechtspopulistische Phrasen verwendet Strache an jenem Abend im Juli 2017, den der FPÖ-Chef auf Anfrage als „feucht-fröhlich“ bezeichnet, selten. Zwar erwähnt er die angebliche Islamisierung Europas. Aber wichtiger scheinen ihm andere Dinge zu sein. Mehrmals raunt der FPÖ-Chef seinem Vertrauten Gudenus zu, wie attraktiv er die Gastgeberin finde: „Bist du deppert, die ist scharf.““ [25]
Irgendwie bleibt man letztlich, trotz aller Worte, sprachlos zurück… ++++++++++ PS.: Die Hooligans Gegen Satzbau haben den österreichischen Freunden übrigens aktualisierte #Strache-Wahlplakate für die Europawahl zur Verfügung gestellt [26]. Griaß di HC Strache.Wir haben Ihr Europawahl-Material überarbeitet. Dieses können Sie sich auf unserer Webseite… Gepostet von Hooligans Gegen Satzbau am Freitag, 17. Mai 2019 Originaltext auf Facebook (Hier entlang!) Artikelbild: Hooligans Gegen Satzbau Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter
Rechter Fail: Sorry, Poggenburg, aber „Schweineohren“ stammen aus Algerien… Schwein gehabt! Rechtsextreme sehen überall die böse Islamisierung. Vegane Gummibärchen? Islamisierung. Ein „Lichtermarkt“ in Elmshorn, der seit 2007 so heißt? Islamisierung. Milka nennt ihre Schokohasen seit 1973 „Schmunzelhase“? Islamisierung. 250 Neugeborene in Berlin heißen „Mohammed“ oder so ähnlich? Islamisierung. Notre Dame brennt? Irgendwie auchein Symbol für Islamisierung. Halle an der Saale hat seit dem 14. Jahrhundert einen Halbmond in ihrem Stadtwappen? Ihr wisst schon. Ist Halle schon „orientalisiert“?! Rechte halten Wappen von Halle für „Islamisierung“ Es ist einfach ein Elend, wie jedes noch so zusammenhanglose Beispiel in dieses Schwachsinns-Narrativ gepresst wird. Aber hey, wenn sie auf Süßigkeiten und einen unzusammenhängenden Unfall in einer Kirche in Frankreich zeigen müssen, um ihren Hass auf Muslime zu rechtfertigen, muss es wohl verdammt wenig echte Anzeichen für die Ausbreitung des Islam in Deutschland
geben. Aber jegliches Fehlen von Logik hat inhaltsleere rechtsextreme Politik natürlich niemals abgehalten. Und so bleiben sie auch mal wieder beim Gebäck. Wenn sie sich nicht gerade darüber aufregen, dass die Blätterteig-Herzen von ALDI schon immer so hießen und nie anders (weil .. ihr erratet es: Islamisierung), nehmen sie gerne die auch als „Schweineohren“ bekannten Süßigkeiten als „symbolische Ablehnung von Ramadan & Islamisierung“. So Ex-AfD-Mann Poggenburg auf Twitter:
Screenshot twitter.com
Ah, leckeres Gebäck aus algerien! Wegen „Schwein“ im Namen, versteht ihr? Weil Muslime kei… oh gott ist das dumm. Obwohl kein bisschen Schwein enthalten ist. Die Dinger sind oft sogar vegan. Muslime essen auch Schweineohren. Schweineohren sind halal. Muslime fahren auch nach Schweinfurt, wie eine Twitter-Userin bestätigt: Wie gestört muss man eigentlich sein, um Backwaren für islamophobe Zwecke zu missbrauchen? Btw: Muslime essen dieses Gebäck auch. Und wir reisen manchmal sogar nach Schweinfurt. (Waaaas ) pic.twitter.com/hEmpHEMd9T — Selma Zoronjić (@schwelessio) May 15, 2019 Kaum zu glauben, aber wahr. Es ist also eine nicht einmal ansatzweise sinnvolle, inhaltsleere islamophobe Geste. Was machen Rechtsextreme wohl, wenn sie erfahren, dass sie in anderen Ländern und nicht einmal überall in Deutschland „Schweineohren“ genannt werden? In Frankreich heißen sie „palmiers“ (Palme). WEIL FRANKREICH EBEN WEITER ISLAMISIERT IST. Offensichtlich. Da kommen diese Blätterteigherzen auch her. Genauer genommen kommen sie aus einer französischen Kolonie... aus Algerien. „Schweineohren“ sind also „Nafri-Gebäck“, lieber Piggen… äh Poggenburg. Die Backtechnik, Gebäck mit dünnen Glasurschichten zu bedecken, kommt auch aus… dem Nahen Osten! (Genau wie Blätterteig an sich) Soweit ist es schon mit der Islamisierung, selbst unsere Rechtsextremen machen Werbung für islamisiertes Gebäck. Was kommt als nächstes? Ist das Trinken von Kaffee dann ein Statement für Islamisierung? Es ist einfach nur sinnlos. Oder man erkennt an, dass aussagenlose rechtsextreme Symbolpolitik sinnbefreit ist, und historisch und in sich eine
weit vernetzte Welt missachtet, in der nichts schwarz und weiß ist und wir alle nur Menschen. Und in der Kultur – auch Gebäck – wirklich nicht als derartiges politisches Statement taugt. Dazu auch: Fail! Wie sehr die AfD mit diesem Wahlplakat eines Sklavenmarkts daneben liegt Artikelbild: Red Moccasin, shutterstock.com, Screenshot twitter.com Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen oder Artikelwünsche? Dann schreib uns auf redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter
Worst of AfD-EU-Wahlprogramm 3: Asyl- und Zuwanderungspolitik Worst of AfD-EU-Wahlprogramm 3 Screenshot Wie die Überschrift schon suggeriert möchte die AfD unter der Teilüberschrift „6.1 – Nationale Souveränität in der Asyl- und Zuwanderungspolitik wiederherstellen“ die Zuständigkeit über Fragen der Asyl- und Zuwanderungspolitik zurück in die Hände der einzelnen Nationalstaaten geben, welche diesen von der EU „geklaut“ worden sei (ja, dass es genug Staaten gab, die die ganze Zeit lang eigenmächtig gehandelt haben und damit den ursprünglich guten Plan der EU zunichte machten ignoriert die AfD in gewohnter Manier). Als besondere Hindernisse auf dem Weg dahin gelten der AfD sowohl der sogenannte „Migrationspakt“ als auch der „Globale Flüchtlingspakt“. Die AfD fordert, dass Deutschland aus diesen austreten sollte. Es ist erneut äußerst absurd, dass diese
Forderung im Wahlprogramm für die Wahl zum EUROPAPARLAMENT steht – denn das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die AfD kann schlecht im Europaparlament einen Antrag stellen, dass Deutschland aus den oben genannten austreten soll – es geht hier also nicht darum, potenzielle Wähler bei der entsprechenden Wahl von den eigenen Positionen zu überzeugen, sondern schlicht und ergreifend um die eigene Propaganda um jeden Preis. Halbwahrheiten und Lügen zum Migrationspakt Doch auch abgesehen von der fehlerhaften Platzierung ist diese Forderung auch reiner Populismus und entspricht nicht der Realität. Um das zu verdeutlichen zitiere ich den genannten „Migrationspakt“ wortwörtlich: „Dieser Globale Pakt stellt einen rechtlich nicht bindenden Kooperationsrahmen dar, der auf den Verpflichtungen aufbaut, auf die sich die Mitgliedstaaten in der New Yorker Erklärung für Flüchtlinge und Migranten geeinigt haben. In der Erkenntnis, dass die Migrationsproblematik von keinem Staat allein bewältigt werden kann, fördert er die internationale Zusammenarbeit zwischen allen relevanten Akteuren im Bereich der Migration und wahrt die Souveränität der Staaten und ihre völkerrechtlichen Pflichten“ (Quelle). Es ist also das erklärte Ziel des Vertrages, den Nationalstaat als Souverän NICHT zu gefährden. Ganz im Gegenteil möchte der Pakt sogar Ziele erfüllen, die inhaltlich mit dem AfD- Wahlprogramm übereinstimmen (man darf sich nicht von der mangelnden Hetze in der Formulierung abschrecken lassen…). Darunter fällt zum Beispiel Punkt 21 der allgemein formulierten Ziele: „21. Zusammenarbeit bei der Ermöglichung einer sicheren und würdevollen Rückkehr und Wiederaufnahme
sowie einer nachhaltigen Reintegration“ (man ziehe die Achtung der Menschenrechte ab und füge eine schroffere Wortwahl hinzu und dann könnte dieser Punkt von der AfD hinzugefügt worden sein). Oder auch „4. Sicherstellung dessen, dass alle Migranten über den Nachweis einer rechtlichen Identität und ausreichende Dokumente verfügen“, „9. Verstärkung der grenzübergreifenden Bekämpfung der Schleusung von Migranten“ oder abschließend „23. Stärkung internationaler Zusammenarbeit und globaler Partnerschaften für eine sichere, geordnete und reguläre Migration“. Man bedenke, dass sogar die LINKE den Beitritt Deutschlands ablehnte – weil die Formulierungen Migration selektiver machen und einengen! Fazit: Dieser Punkt (wie auch die gesamte Taktik der AfD in Bezug auf den Migrationspakt) ist nichts anderes als ein bewusstes Verbreiten von Halbwahrheiten und Lügen zur Stimmungsmache gegen die Regierung und deren Flüchtlingspolitik. „Remigration“ Screenshot In Punkt 6.5 „Remigration statt Massenzuwanderung“ schreibt
sich die AfD einen Standpunkt der Identitären Bewegung (Quelle) auf die Fahne. Auch hier offenbart sich mal wieder, dass die AfD sich keineswegs von Rechtsextremen und Nazis distanzieren möchte sondern viel mehr den Schulterschluss mit selbigen sucht, wie schon seit mehr als einem halben Jahr deutlich ist (siehe Chemnitz). Weiterhin ist die Rede von „millionenfache[r] Aufnahme junger, durchsetzungsfähiger Menschen aus der Dritten Welt“. Dies ist eine Überspitzung, man kann schon fast sagen eine maßlose Übertreibung. In bekannter AfD-Manier wird hier die Überrumpelung Europas (oder, für den deutschen Wähler, Deutschlands im Speziellen) suggeriert, eine Darstellung, die auf keinerlei Faktenbasis beruht. Die Partei möchte die Situation so darstellen, als wären tatsächlich mehrere Millionen junge, männliche Flüchtlinge auf Deutschland eingestürmt und hätten unsere Kulturnation angegriffen (dass das nicht stimmt, habe ich schon im vorherigen Teil der Reihe gezeigt). Sinkende Flüchtlingszahlen Die Zahlen sprechen eine andere, nüchterne Sprache: So wurden zum Beispiel in Deutschland 2015 314.409 Asylbewerber im Alter von unter 30 Jahren, davon 117.008 unter 16 (Quelle), also unter 200.000 im Bereich 16-30, den die AfD als so große Gefahr für unsere „Kulturnation“ darstellt, statt „millionenfach“. Diese Zahl kann sogar noch zu hoch gegriffen sein, da hier nur die gestellten Anträge beachtet wurden. Erfahrungsgemäß werden davon bei weitem nicht alle angenommen. Und die Zahlen sind nicht etwa gestiegen oder gar „explodiert“ – 2015 war schon der Höhepunkt, in den Jahren danach sieht es noch „harmloser“ aus. 2017 waren es noch 149.117 Flüchtlinge unter 30 Jahren, davon ca. 78.000 unter 16. (Quelle). Man sieht also schon bei einer rationalen Betrachtung der Zahlen, dass die AfD einfach nach Belieben übertreibt und eine Situation konstruiert, die so nicht existiert und auch in
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