Die barrierefreie Gemeinde - Ein Leitfaden - Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr - Bayerisches ...

 
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Die barrierefreie Gemeinde - Ein Leitfaden - Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr - Bayerisches ...
Bayerisches Staatsministerium des
                             Innern, für Bau und Verkehr

Bayern barrierefrei 2023

                                          Ein Leitfaden

Die barrierefreie
Gemeinde
Die barrierefreie Gemeinde - Ein Leitfaden - Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr - Bayerisches ...
Bayern barrierefrei 2023

                           Ein Leitfaden

Die barrierefreie
Gemeinde
Die barrierefreie Gemeinde - Ein Leitfaden - Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr - Bayerisches ...
„Wir Menschen mit Behinderung haben das Recht auf gleichberechtigten               Das Ziel unseres Handelns ist die umfassende und selbstbestimmte Teil-
Zugang zur physischen Umwelt sowie zu Information und Kommunikation.“              habe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben – unabhängig von Alter, Art
So schreibt es die UN-Behindertenrechtskonvention in Art. 9 fest. Dieses           und Umfang der Beeinträchtigung. Barrierefreiheit ist ein Qualitäts- und
Recht kann nur verwirklicht werden, wenn alle politischen Ebenen zusammen-         Komfortgewinn für uns alle. Wir unterstützen damit letztendlich jeden Men-
arbeiten. Aber gerade unsere Gemeinden und Städte sind für mich dabei ganz         schen, auch Familien mit Kindern und Reisende mit schwerem Gepäck.
entscheidende Partner. Leider werden uns viele Fehler der Vergangenheit
auf Dauer oder zumindest auf lange Sicht blockieren. Deshalb ist für mich nur      Die Schaffung von Barrierefreiheit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
gemeinsam vereinbarte und umfassende Barrierefreiheit der entscheidende            Mit dem Programm „Bayern barrierefrei 2023“ kümmert sich der Freistaat
Schlüssel zum Erfolg.                                                              Bayern in seinem eigenen Aufgabenbereich um die Barrierefreiheit in drei
                                                                                   prioritären Handlungsfeldern: Mobilität, Bildung und staatliche Gebäude, die
Ministerpräsident Horst Seehofer hat mit dem Programm „Bayern barriere-            öffentlich zugänglich sind. Er unterstützt aber auch die bayerischen Städte
frei 2023“ ein sehr ehrgeiziges Ziel gesetzt. Ich freue mich darüber, dass damit   und Gemeinden in ihrem Bemühen um Beseitigung von Barrieren. Das
dieses Thema so in den Fokus der Politik geraten ist und im staatlichen            Bayerische Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr hat daher 2014
Bereich konkrete Maßnahmen ergriffen werden. Wir fangen glücklicherweise           das Modellvorhaben „Die barrierefreie Kommune“ gestartet. Sechzehn Städte
nicht überall bei Null an, aber jeder weitere Schritt zählt!                       und Gemeinden aus ganz Bayern haben im Dialog mit ihren Bürgerinnen
                                                                                   und Bürgern kommunale Aktionspläne zum Thema Barrierefreiheit erarbeitet.
Eine „Gemeinde für Alle“, in der Sozialräume so gestaltet sind, dass alle
Menschen zusammen leben können, so muss für mich Bayern in Zukunft aus-            Der gemeindliche Aktionsplan ist der „rote Faden“. Er stellt sicher, dass
sehen. Denn Bedürfnisse wie Wohnen, Einkaufen, medizinische Versorgung             sich später alle umgesetzten Projekte zu durchgehend barrierefreien Wege-
oder die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs sind für alle                verbindungen ergänzen. Dabei sind stets die örtlichen Besonderheiten jeder
Menschen gleich. All diese Dinge müssen – nicht erst seit heute – so gestaltet     Gemeinde zu berücksichtigen, denn die Umsetzung einer barrierefreien
werden, dass sie für uns alle barrierefrei zugänglich und nutzbar sind. An         Gestaltung kann nicht nach einem starren Lösungsschema erfolgen. Die Um-
Bedürfnissen wie Einkaufen und dem Zugang zur medizinischen Versorgung             setzung der Barrierefreiheit kann auch nur schrittweise realisiert werden.
sieht man, dass auch private Unternehmen, Ärzte, Apotheken usw. in der
Verantwortung stehen und in die Planung mit einbezogen werden müssen.              Der vorliegende Leitfaden informiert über mögliche Herangehensweisen zur
Abschließend lege ich Ihnen allen den Leitsatz „Nichts über uns, ohne uns!“        Erstellung eines individuellen gemeindlichen Aktionsplans „Barrierefreiheit“.
ans Herz. Damit meine ich eine partnerschaftliche Zusammenarbeit vor Ort           Unser Dank gilt den sechzehn Modellgemeinden, die mit viel Engagement ihre
mit uns bisher zu oft durch verschiedenste Barrieren behinderte Menschen.          Erfahrungen bei der Erstellung der gemeindlichen Aktionspläne eingebracht
Denn es ist gerade die Verknüpfung des Wissens der Fachleute auf der               haben.
einen Seite und der Alltagserfahrungen von uns Menschen mit Behinderung
auf der anderen Seite. Beides verknüpft hilft aus meiner Sicht am besten zum       Der Leitfaden gibt Vorschläge für Planungsinstrumente, Tipps für die
wirksamen Abbau von Barrieren vor Ort.                                             Organisation, Empfehlungen für Beteiligungsstrukturen und übertragbare
                                                                                   Lösungsansätze für häufige Problemstellungen. Er will mit seinen Erläute-
München, Juli 2015                                                                 rungen und Beispielen alle Städte und Gemeinden für das Thema sensibilisieren
                                                                                   und Anregungen für die Umsetzung vor Ort geben.

                                                                                   München, Juli 2015

Irmgard Badura
Beauftragte der Bayerischen
Staatsregierung für die Belange von
Menschen mit Behinderung
                                                                                   Joachim Herrmann                       Gerhard Eck
                                                                                   Bayerischer Staatsminister des         Staatssekretär im Bayerischen
                                                                                   Innern, für Bau und Verkehr            Staatsministerium des
                                                                                                                          Innern, für Bau und Verkehr
                                                                                   Mitglied des Bayerischen Landtags      Mitglied des Bayerischen Landtags
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Ziele und                                            		 Aktionsplan –                                     		Maßnahmentypen
                                                   		Rahmenbedingungen                                     		 der Planungsprozess                                   50   Bauliche und investive Maßnahmen

                                                         6   Bayern barrierefrei 2023                          16   Aktionsplan und Planungskontinuität             51   Organisatorische Maßnahmen und Regelungen

                                                                                                               16   Notwendigkeit des Aktionsplans                  51   Sensibilisieren und beraten
                                                         7   Über diesen Leitfaden
                                                                                                               16   Bestehende Konzepte als Basis                   52   Kommunikation
                                                         8   Grundlagen des barrierefreien Bauens
                                                                                                                                                                    52   Informieren und werben
                                                                                                               18   Den Planungsprozess organisieren
                                                         8   Bauen für Alle
                                                                                                                                                                    52   Anreize schaffen
                                                                                                            18 Von der Initiative zur organisierten
                                                         9   Das Zwei-Sinne-Prinzip
                                                                                                           		Zusammenarbeit
                                                     9 Barrierefreiheit – Qualitätssiegel für Stadt            18   Arbeits-/Projektgruppe einrichten           		 Strategien zur Umsetzung
                                                   		 und Gemeinde
                                                                                                               19   Konstruktive Zusammenarbeit von Anfang an
                                                                                                                                                                    54   Prioritäten setzen
                                                                                                               19   Bestehende Strukturen nutzen
                                                                                                                                                                    58   Leuchtturmprojekte
                                                   		 Die barrierefreie Gemeinde                               19   Koordinator und Ansprechpartner
                                                                                                                                                                    59   Impulsprojekte
                                                        10   Der öffentliche Raum – Raum für Alle
                                                                                                               21   Planung im Dialog                               60   Stufenweise Verbesserung
                                                        11   Plätze, Grünflächen und Spielflächen
                                                                                                               26   Sensibilisierung und Information                60   Verhältnismäßigkeit von Lösungen
                                                        12   Wege und Verkehrsanlagen
                                                                                                               27   Austausch und Diskussion                        61   Barrierefreiheit als Daueraufgabe
                                                        13   Haltestellen und Bahnsteige im öffentlichen
                                                                                                               27   Beratung und Lösungsfindung                     61   Synergien nutzen
                                                   		        Personennahverkehr
                                                                                                               28   Ablauf des Planungsprozesses
                                                    14 Öffentliche Gebäude: Barrierefrei zugänglich
                                                   		 und nutzbar                                              28   Startphase
                                                                                                                                                                		 Alternative Lösungen und
                                                                                                               28   Analysephase                                		 häufige Themenstellungen
                                                    15 Erreichbarkeit privater Einrichtungen von
                                                   		 besonderer Bedeutung                                     30   Konzeptphase                                    63   Passgenaue Lösungen in Stadt und Dorf
                                                                                                               31   Umsetzungsphase                                 63   Barrierefreiheit und historisches Ortsbild
                                                                                                                                                                 65 Umgang mit bestehenden
                                                                                                           		 Aktionsplan –                                     		Gestaltungskonzepten
                                                                                                                                                                    65   Barrierefreiheit und Topografie
			 Praxisempfehlungen                                                                                     		 die Planungsinstrumente
                                                                                                                                                                    66   Verkehr und Verkehrssicherheit
			 Infobox I                                                                                                  32   Bestand und Mängel dokumentieren
                                                                                                                                                                    67   Mobilitätskonzept
		 19 Zusammenwirken der Akteure
                                                                                                            32 Alltagserfahrung und Expertenwissen

                                                                                                           		zusammenbringen
			 Infobox II
		 22 Akteure im Beteiligungsprozess                                                                        34 Mängel erfassen und gewichten
                                                                                                                                                                		Hinweise

                                                                                                               36   Bestands- und Mängelplan                        68   Werkbericht zum Modellvorhaben
			 Infobox III
		 24 Instrumente der Öffentlichkeitsbeteiligung                                                                                                                    69   Ansprechpartner und Förderung
                                                                                                               38   Ziele festlegen
			 im Planungsprozess
                                                                                                                                                                 70 Rechtliche Rahmenbedingungen,
			                                                                                                            38   Leitziele definieren
                                                                                                                                                                		 Normen und Richtlinien
			 Infobox IV
                                                                                                               38   Strategie bestimmen
		 28 Die Phasen des Prozesses                                                                                                                                   70 Leitfäden „Barrierefreies Bauen“ der
			                                                                                                            40   Ziel- und Konzeptplan                       		 Bayerischen Architektenkammer
			 Infobox V
                                                                                                                                                                 71 Exkurs: Barrierefreies Bauen nach der
		 49 Gemeindliche Maßnahmenplanung                                                                            45   Maßnahmen erarbeiten
                                                                                                                                                                		 Bayerischen Bauordnung (BayBO)
                                                                                                               45   Maßnahmenplan
                                                                                                               46   Maßnahmensteckbriefe
                                                                                                                                                                    72   Impressum
                                                                                                            48 Maßnahmen-, Kosten- und
                                                                                                           		Finanzierungsübersicht
                                                                                                                                                                		 Bildnachweise (Klappe)
                                                                                                               48   Umsetzung und Erfolgskontrolle
Die barrierefreie Gemeinde - Ein Leitfaden - Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr - Bayerisches ...
Kronach
                                                                                                                                                                   Bad Kissingen                       Kulmbach

                                                                                                                                                                                               Litzendorf
                                                                                                                                                         Stadtprozelten                                          Mitterteich

                                                                                                                                                                             Bad Windsheim

                                                                                                                                                                                                        Neumarkt in der
                                                                                                                                                                                                        Oberpfalz
                                                                                                                                                                             Wassertrüdingen

                                                                                                                                                                                                                                            Grafenau

                                                                                                                                                                                   Höchstädt
                                                                                                                                                                                                                                      Eggenfelden
                                                                                                                                                                          Günzburg

Ziele und Rahmenbedingungen
                                                                                                                                                                                                     Starnberg

Bayern barrierefrei 2023                                   Eine lebenswerte Kommune ist ein Ort für alle. Mehr                                                       Marktoberdorf                                             Traunstein
                                                           Sensibilität bei der Gestaltung der öffentlichen Räume
„Für Menschen mit Behinderungen haben wir uns ein          muss daher auch allen zugutekommen: Menschen
sehr ehrgeiziges Ziel vorgenommen: Bayern wird in zehn     mit dauerhaften Einschränkungen ihrer Motorik oder ihres
Jahren komplett barrierefrei – im gesamten öffentlichen    Seh- und Hörvermögens, Menschen mit vorübergehen-
Raum, im gesamten öffentlichen Personennahverkehr.“        den Einschränkungen durch Verletzungen, Senioren oder
Mit diesen Worten hat Ministerpräsident Horst Seehofer     Eltern mit Kinderwagen, letztlich allen Bürgerinnen und     Über diesen Leitfaden                                            Der Leitfaden gibt Hinweise und Anregungen, wie die
in seiner Regierungserklärung am 12. November 2013         Bürgern. Vollständige, normgerechte Barrierefreiheit wird                                                                    Entwicklung der Städte und Gemeinden zur „Barrierefreien
das Ziel vorgegeben, Bayern bis 2023 im gesamten öffent-   nicht immer umsetzbar sein, zum Beispiel aufgrund           Dieser Leitfaden will den bayerischen Städten und                Kommune“ gelingen kann:
lichen Raum barrierefrei zu machen.                        nicht veränderbarer topografischer Gegebenheiten. Im        Gemeinden bei der Umsetzung von Barrierefreiheit Hilfe-
                                                           Bestand können jedoch mit Kreativität und Kompromiss-       stellung geben. Er richtet sich an alle Akteure auf der          – wie ein erfolgreicher Planungsprozess zu gestalten ist,
Der öffentliche Raum befindet sich überwiegend in          bereitschaft viele Barrieren reduziert werden, um so        kommunalen Ebene: an Politik und Verwaltung, Behinder-           – wer in den Planungsprozess einzubinden ist,
der Verantwortung der Kommunen. Unsere Städte und          allen Bürgerinnen und Bürgern gute Erreichbarkeit, unge-    tenbeauftragte, Behinderten- und Seniorenbeiräte,                – welche Planungsinstrumente sich als nützlich erwiesen
Gemeinden sollen so gestaltet sein, dass sie allen         hinderten Zugang und selbstbestimmte Teilhabe               Behindertenverbände und lokale Interessensvertreter – an           haben.
Bürgerinnen und Bürgern unabhängig von Lebensalter         am wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Leben zu      alle Bürgerinnen und Bürger, die sich für eine lebenswerte
oder körperlicher Beeinträchtigung eine selbstbestimmte    ermöglichen.                                                Stadt und Gemeinde engagieren.                                   Ziel ist es, das Thema der Barrierefreiheit wirkungsvoll
Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglichen. Die Stadt,                                                                                                                                  und nachhaltig in der Planungspolitik der jeweiligen Stadt
der Markt, das Dorf, das Quartier, die Straßen und                                                                     Dieser Leitfaden zeigt auf, wie eine strukturierte Heran-        und Gemeinde zu verankern und als Daueraufgabe zu
Plätze sind Orte des öffentlichen Lebens, die mit der                                                                  gehensweise zur Erarbeitung eines kommunalen Aktions-            etablieren.
gleichen Sorgfalt zu gestalten sind wie unsere privaten                                                                plans aussehen kann.
Wohnungen.                                                                                                                                                                              Der Leitfaden will keine Patentrezepte für die Gestaltung
                                                                                                                       Der Aktionsplan ist als „roter Faden“ für die Realisierung       von Einzelmaßnahmen oder zur Umsetzung von Standard-
                                                                                                                       von Barrierefreiheit in den Städten und Gemeinden zu             lösungen anbieten, sondern zur kreativen Entwicklung
                                                                                                                       verstehen. Als städtebauliches Konzept bildet er den ört-        von passgenauen Lösungen für jede einzelne Gemeinde
                                                                                                                       lichen Handlungsbedarf ab. Er stellt sicher, dass im             anregen.
                                                                                                                       Rahmen einer sukzessiven Umsetzung alle späteren Einzel-
                                                                                                                       projekte sinnvoll ineinander greifen und ein möglichst           Er stützt sich dabei auf konkrete Erfahrungen aus 16
                                                                                                                       durchgängiger Abbau von Barrieren im öffentlichen Raum           bayerischen Gemeinden, die von Mitte 2014 bis Anfang
                                                                                                                       erfolgen kann. Als integriertes Handlungskonzept befasst         2015 an einem von der Obersten Baubehörde geförderten
                                                                                                                       sich der Aktionsplan noch nicht mit Detailplanungen              Modellprojekt teilgenommen und kommunale Aktions-
                                                                                                                       von Einzelmaßnahmen. Zur Gewährleistung eines harmo-             pläne zur Schaffung von Barrierefreiheit erarbeitet haben.
                                                                                                                       nischen Gestaltungsbildes können jedoch für sich wieder-         Zusammen mit dem Werkbericht über die Modellphase
                                                                                                                       holende Situationen exemplarische Lösungen dargestellt           gibt der Leitfaden Tipps und Hinweise zur Gestaltung und
                                                                                                                       werden.                                                          zu den Inhalten eines kommunalen Aktionsplans.

6                                                                                                                                                                                                                          Ziele und Rahmenbedingungen   7
Die barrierefreie Gemeinde - Ein Leitfaden - Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr - Bayerisches ...
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                                                                                                                                           te
                                                                                                                                           ra
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                                                                                                                                un
                                                                                                                             eg

                                                                                                                                                                              n
                                                                                                                           w

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                                                                                                                                           en

                                                                                                                                                                             ge

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                                                                                                                                                          n
                                                                                                                                       ng

                                                                                                                                                      te

                                                                                                                                                                         un

                                                                                                                                                                                            un
                                                                                                                       s

                                                                                                                                                     ei
                                                                                                                                      ru

                                                                                                                                                                        nk

                                                                                                                                                                                        nk
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Hopfensee,

                                                                                                                                                 kh
                                                                                                                                  de

                                                                                                                                                                                                                                                                                  n
                                                                                                                                                                       rä

                                                                                                                                                                                        rä

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                                                                                                                  n

                                                                                                                                än

                                                                                                                                                                    ch

                                                                                                                                                                                      ch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Tourismusverband Ostallgäu

                                                                                                                ge

                                                                                                                                                                                                                                                                             un
                                                                                                                                                Kr
                                                                                                                                r

                                                                                                                                                                   ns

                                                                                                                                                                                   ns
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                                                                                                             un
                                                           en

                                                                                                                                                                                                 n

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                                                                                                                                            n

                                                                                                                                                                Ei

                                                                                                                                                                                             he
                                                                                                                                                                                  Ei
                                                                                                            nk

                                                                                                                                           he
                                                       ag

                                                                                                                           n

                                                                                                                                                                                                                                                                          rä
                                                                                                                        ve

                                                                                                                                                              en

                                                                                                                                                                                             sc
                                                                                                                                                                              n
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                                                                                                                                       sc

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                                                                                                                                                                              le
                                   to

                                                                                                                                                                                           en
                                                                                                                       iti
                                                                                                       ch

                                                                                                                                                          tiv

                                                                                                                                                                                                                                                       he
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                                                                                                                                                                                                                                                                        ns
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                                                                                                   ns

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              lls

                                                                                                                                                          di

                                                                                                                                                                         su

                                                                                                                                                                                                                                                       sc

                                                                                                                                                                                                                                                                     Ei
                              Ro

                                                                                                                 ko

                                                                                                                                  ch

                                                                                                                                                     au
                                                                                         n
          Ro

                                                  Ki

                                                                                                   Ei

                                                                                                                                                                                                                                                    en
                                                                                                                                                                        vi

                                                                                                                                                                                       e

                                                                                                                                                                                                                                                                   ne
                                                                                   he

                                                                                                                                                                                   ng
                             it

                                                 it

                                                                                                  it

                                                                                                                 it

                                                                                                                                 it

                                                                                                                                                     it

                                                                                                                                                                        it

                                                                                                                                                                                                                                                   M
         im

                                                                                                                                                                                                                                                                oh
                                                                                   sc
                                                                      r
                          m

                                              m

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                                                                                                             m

                                                                                                                              m

                                                                                                                                                 m

                                                                                                                                                                    m

                                                                                                                                                                                   la
                                                                     re

                                                                                                                                                                                                                                               de
                                                                                en
                                                                     ah

                                                                                                                                                                                                                            er
     n

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                                                                                                                             n

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                                                                                                                           he

                                                                                                                                                he

                                                                                                                                                                he

                                                                                                                                                                                                                                                            he
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                                                                                                                                                                             ne
                                                                           re

                                                                                                                                                                                                                       to
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                                                                                                                                           en

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                                                                                                                                                                                                                                                       en
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                                                                                                                                                                         ei

                                                                                                                                                                                                                     Au
                                                            Fa
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                                                                                     M

                                                                                                   M

                                                                                                                  M

                                                                                                                                       M

                                                                                                                                                          M

                                                                                                                                                                                                                                                       M
                                                                          Äl

                                                                                                                                                                        Kl

                                                                                                                                                                                                     Ki

                                                                                                                                                                                                                                        O
                                                                                                                                                                                                                                                                               Stadt Marktoberdorf
                                                                                                                                                                                                                                                                               „Marktoberdorf für Alle!“
                                                                                                                                                                                                                                                                               Symbole aus dem Aktionsplan

Grundlagen des barrierefreien Bauens                                                 auf Gehhilfen angewiesen sind, aber auch gebrechliche                                                           Das Zwei-Sinne-Prinzip                                                    Barrierefreiheit – Qualitätssiegel für
                                                                                     Senioren, die ihren Einkauf nur mit Hilfe eines Rollators                                                                                                                                 Stadt und Gemeinde
Bauen für Alle                                                                       erledigen können. Der Abbau von physischen Barrieren,                                                           Das Zwei-Sinne-Prinzip ist essentiell für den Erfolg
                                                                                     also „Barrierefreiheit“, kommt demnach allen Bürgerinnen                                                        der barrierefreien Gestaltung. Es ist deshalb auch in der                 Barrierefreiheit wird zunehmend zu einem baulichen
Physische Barrieren in den Städten und Gemeinden                                     und Bürgern zugute. Barrierefreiheit ist keine Sonder-                                                          DIN 18040 als Grundprinzip des barrierefreien Bauens                      und sozialen Qualitätsmerkmal in den Städten und
schränken den Bewegungsradius insbesondere von                                       maßnahme für Menschen mit Behinderung, Barrierefreiheit                                                         aufgenommen worden. Demnach müssen immer min-                             Gemeinden. Das gilt gleichermaßen für die Wohnquartiere,
Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen                               schafft Lebensqualität für Alle.                                                                                destens zwei der drei Sinne „Hören, Sehen und Tasten“                     Büro- und Geschäftsviertel wie für die Zentren und für
ein und beeinträchtigen dauerhaft und gravierend die                                                                                                                                                 angesprochen werden.                                                      Großstädte ebenso wie für ländliche Gemeinden. Die
Teilhabe am öffentlichen Leben.                                                      Das Bayerische Gesetz zur Gleichstellung, Integration                                                                                                                                     uneingeschränkte Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger
                                                                                     und Teilhabe von Menschen mit Behinderung (BayBGG)                                                              Diese Art der Bereitstellung von Informationen ermöglicht                 am öffentlichen Leben ist Voraussetzung für ein lebendiges
Gewöhnlich wird eine „Behinderung“ als individuelles                                 definiert Barrierefreiheit wie folgt: „Barrierefrei sind                                                        eine Nutzung des öffentlichen Raums für eine große                        Gemeinwesen, für aktive Mitwirkung, für die Über-
Merkmal eines einzelnen Menschen verstanden, das sich                                bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische                                                       Anzahl von Personen. Bei einer barrierefreien Gestaltung                  nahme von Verantwortung und für bürgerschaftliches
in unterschiedlichen Arten von Einschränkungen äußert:                               Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informations-                                                                 muss die Umsetzung immer zwei unterschiedliche Sinne                      Engagement.
in motorischen Defiziten, fehlendem oder geringem                                    verarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen                                                       ansprechen, zum Beispiel Informationen über akustische
Sehvermögen, Taubheit oder schlechtem Hörvermögen                                    und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete                                                         und visuelle Signale (wie Lichtsignale an Ampelanlagen,                   Die Schaffung von Barrierefreiheit ist auch eine Investition
oder kognitiven Beeinträchtigungen. Dabei handelt es                                 Lebensbereiche, wenn sie für behinderte Menschen                                                                die mit akustischen Signalen kombiniert werden).                          in die Zukunft der Städte und Gemeinden: Um möglichst
sich in der Regel um dauerhafte Einschränkungen.                                                                                                                                                                                                                               eigenständig leben zu können, sind ältere Menschen
                                                                                     –   in der allgemein üblichen Weise,                                                                            Das Zwei-Sinne-Prinzip ist auch für Menschen ohne                         und Menschen mit Einschränkungen nicht nur auf geeig-
Physische Barrieren „behindern“ jedoch auch andere                                   –   ohne besondere Erschwernis und                                                                              Behinderungen eine Erleichterung und hat bereits                          nete Rahmenbedingungen in der eigenen Wohnung
Personengruppen, wenn auch nur vorübergehend: zum                                    –   grundsätzlich ohne fremde Hilfe                                                                             in unserem Alltag Eingang gefunden, beispielsweise bei                    angewiesen. Von besonderer Bedeutung für ein selbstbe-
Beispiel Eltern mit Kinderwagen, für die bereits normale                             –   zugänglich und nutzbar sind.“ (Art. 4 BayBGG)                                                               Klingeltönen und gleichzeitigem Vibrationsalarm eines                     stimmtes Leben im Alter sind vor allem die Erreichbarkeit
Treppenstufen zu einer hohen Hürde werden können,                                                                                                                                                    Mobiltelefons oder Ansagen an Bahnsteigen bei gleich-                     und Nutzbarkeit von Versorgungsangeboten und Dienst-
jüngere Menschen, die aufgrund einer Sportverletzung                                 Schon heute sind etwa 10 % der Bevölkerung zwingend                                                             zeitiger Anzeige der Information.                                         leistungen. Aktuelle Bevölkerungsvorausberechnungen
                                                                                     auf Barrierefreiheit angewiesen. Angesichts der demo-                                                                                                                                     gehen bis 2032 von einer Zunahme der über 75-Jährigen
                                                                                     grafischen Entwicklung wird dieser Anteil in den nächsten                                                                                                                                 um mehr als 40% im Vergleich zu 2012 aus.
                                                                                     Jahren noch deutlich ansteigen.
                                                                                                                                                                                                                                                                               Letztlich ist Barrierefreiheit auch ein nicht zu unter-
                                                                                                                                                                                                                                                                               schätzender wirtschaftlicher Standortvorteil: Läden im
          Barrierefreies Bauen heißt „Bauen für Alle“                                                                                                                                                                                                                          Ortskern werden attraktiver, Gastronomen und Hotels
                                                                                                                                                                                                                                                                               erschließen sich neue Kunden, historische Altstädte,
          für jedes Alter                                                                                                                                                                                                                                                      Burgen oder Schlösser gewinnen als Tourismusziel eine
          für Menschen mit und ohne Einschränkung                                                                                                                                                                                                                              höhere Anziehungskraft.

          für Einschränkungen jeder Art

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Die barrierefreie Gemeinde - Ein Leitfaden - Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr - Bayerisches ...
3

                                                               2
                                                                                                                                                                                                           4

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Die barrierefreie Gemeinde

Zum öffentlichen Raum im engeren Sinne zählen alle             Der öffentliche Raum – Raum für Alle                          Plätze, Grünflächen und Spielflächen                          1   Neumarkt in der Oberpfalz,
                                                                                                                                                                                               Stadtpark mit Wasserspielplatz
Flächen im öffentlichen, in der Regel also gemeindlichen
Eigentum: Straßen, Wege und Plätze, Parks und                  Der öffentliche Raum ist ein wesentlicher Bestandteil         Plätze sind das Herzstück jeder Stadt und jedes Dorfes        2   Neumarkt in der Oberpfalz,
Promenaden, aber auch Fußgängerzonen. In einem                 unserer Städte und Dörfer. Er ist der Ort, an dem das         und essentiell für das soziale Leben – sei es der repräsen-       Stadtpark mit Lothar-Fischer-
erweiterten Sinn bezeichnet der öffentliche Raum alle der      Leben stattfindet: Er hat soziale und kulturelle Bedeutung;   tative Marktplatz einer Stadt, der Quartiersplatz in einem        Museum
Öffentlichkeit zugänglichen und von ihr genutzten Orte,        er hat Aufenthaltsfunktion und ist Ort für öffentliche        Wohnviertel, sei es der Dorfplatz mit Maibaum oder
                                                                                                                                                                                           3   Höchstädt, Neugestaltung
unabhängig davon, in wessen Eigentum sich diese                Veranstaltungen. Als Begegnungsort fördert er Kommuni-        der Anger in einer Siedlung. Stadtparks, Promenaden und           Marktplatz
Flächen befinden. Entscheidendes Merkmal ist, dass die         kation, Feste und Kunst, als Markt ist er Ort des Aus-        öffentliche Grünflächen jeder Art sind beliebte Orte der
Fläche für jeden und möglichst zu jeder Zeit frei zugänglich   tausches von Waren und Dienstleistungen, als Verkehrs-        Erholung und Freizeitgestaltung. Ziel muss es sein,           4   Neumarkt in der Oberpfalz,
                                                                                                                                                                                               Tastmodell Altstadt
ist. Die barrierefreie Gestaltung muss in jedem Fall           raum leistet er einen Beitrag zur Mobilität.                  diese für das öffentliche Leben wichtigen Orte auch für
neben den Bewegungs- und Begegnungsflächen auch                                                                              Menschen mit Behinderungen zugänglich und uneinge-
die Elemente der Ausstattung und Möblierung, der Orien-        Mit seinen vielfältigen Eigenschaften trägt der öffentliche   schränkt nutzbar zu gestalten.
tierung, Beschilderung und Warnung berücksichtigen             Raum wesentlich zur Identifikation der Bürgerinnen
sowie die Beleuchtung einbeziehen.                             und Bürger mit ihrem Heimatort und zur wirtschaftlichen       Hohe Bordsteinkanten oder tiefe Ablaufrinnen für das
                                                               Stabilität einer Kommune bei. Diese Funktion kann er          Regenwasser können für Rollstuhlfahrer oder Gehbehin-
                                                               aber nur erfüllen, wenn er für alle zugänglich und nutzbar    derte die selbständige Nutzung erschweren oder gar
                                                               ist. Deshalb gilt dem durchgängigen Abbau von Barrieren       unmöglich machen. Orientierungshilfen und Beschilderun-
                                                               im öffentlichen Raum ein besonderes Augenmerk.                gen, die kontrastreich und taktil wahrnehmbar sind,
                                                               Bei der Untersuchung sollten nicht nur Straßen, Wege,         helfen Blinden und Sehbehinderten, sich zurechtzufinden.
                                                               Plätze und Parkierungsanlagen, sondern auch Freiflächen,      Hör- und Kommunikationshilfen erleichtern hörbehinderten
                                                               Spiel- und Grünflächen sowie Treppen und Rampen,              Menschen die Teilhabe am sozialen Leben. Eine
                                                               ÖPNV-Haltestellen und Bahnsteige betrachtet werden.           ausreichende Zahl von Ruhebänken und barrierefreie
                                                                                                                             öffentliche Toiletten kommen allen Stadtbewohnern und
                                                                                                                             -besuchern zugute.

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Die barrierefreie Gemeinde - Ein Leitfaden - Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr - Bayerisches ...
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         Wege und Verkehrsanlagen                                       1   Wassertrüdingen, Ortsbegehung         Haltestellen und Bahnsteige im öffentlichen
                                                                                                                  Personennahverkehr
                                                                        2   Litzendorf, barrierefreie Ufer-
         Das alltägliche Leben in der Stadt oder Gemeinde ist               gestaltung am Ellerbach, Umfeld
         mit vielen Wegen verbunden: von der Wohnung zur                    Bücherei                              Bei größeren Entfernungen innerhalb einer Stadt oder
         Arbeitsstelle, zum Einkauf oder zum Arzt, zum Spazier-                                                   zu einem Nachbarort – z. B. von der Wohnung zum Einkauf,
         gang in den Park, zur Information ins Rathaus oder             3   Litzendorf, Ortsbegehung              zum Arzt oder zu Freunden – ist ein barrierefreier öffent-
         nur zum Treffen mit Freunden. Wege, die von vielen             4   Günzburg, Bahnhof
                                                                                                                  licher Personennahverkehr von größter Bedeutung.
         Menschen selbstverständlich genutzt werden, können für                                                   Bereits die Haltestellen sind oft ein Hindernis: Höhenunter-
         andere große Hindernisse darstellen. Die Querung von           5   Grafenau, Busbahnhof                  schiede zwischen Fahrzeug und Bahnsteig stellen große
         Straßen wird zu einer Herausforderung für Menschen mit                                                   Hürden, insbesondere für Menschen mit Gehbehinde-
         Mobilitätseinschränkung oder fehlendem oder geringem                                                     rungen oder mit Rollstuhl dar. Barrierefreiheit kann nur
         Sehvermögen. Abgesenkte, visuell kontrastierende Bord-                                                   hergestellt werden, wenn Fahrzeug und Haltestelle baulich
         steine an Überquerungsstellen, taktile Bodenleitsysteme                                                  aufeinander abgestimmt sind oder zumindest Hilfen
         und akustische und taktile Signalgeber bei Lichtsignal-                                                  zur Überwindung des Höhenunterschieds bereitgestellt
         anlagen für blinde und sehbehinderte Menschen sorgen                                                     werden. Von überdachten Warteflächen und Sitzgelegen-
         für Barrierefreiheit und Sicherheit beim Überqueren                                                      heiten profitieren alle Bus- und Bahnreisenden. Für Blinde
         der Straße. Für hörbehinderte Menschen wird die Nutzung                                                  und Sehbehinderte sind taktile Leitlinien und Aufmerk-
         des öffentlichen Personennahverkehrs erschwert, wenn                                                     samkeitsfelder notwendig, um sich zu orientieren und
         neben Durchsagen nicht gleichzeitig gut erkennbare                                                       den öffentlichen Personennahverkehr nutzen zu können.
         Anzeigetafeln etwa auf Verspätungen oder Zugausfälle
         hinweisen.

         Barrierefreiheit ist insbesondere dort unverzichtbar,
         wo wichtige Wegeverbindungen zu viel genutzten Orten
         führen und der Abbau von Barrieren zur Erfüllung alltäg-
         licher Bedürfnisse erforderlich ist.                       Der Abbau von Barrieren auf Straßen, Wegen und
                                                                    Plätzen ermöglicht Menschen mit Einschränkungen
                                                                    eine eigenständige Mobilität
                                                                    Vor allem auf wichtigen, stark frequentierten Wege-
                                                                    beziehungen sind Barrieren durchgehend abzubauen
                                                                    Punktuelle Lösungen bringen Betroffenen nur
                                                                    wenig Nutzen
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Die barrierefreie Gemeinde - Ein Leitfaden - Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr - Bayerisches ...
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                                                                                              4

Öffentliche Gebäude:                                         1   Wassertrüdingen, Zugang              Erreichbarkeit privater Einrichtungen von                       5   Neumarkt in der Oberpfalz,
Barrierefrei zugänglich und nutzbar                              Bürgersaal                           besonderer Bedeutung                                                Erhebung der barrierefreien
                                                                                                                                                                          Geschäftszugänge im Rahmen
                                                             2   Neumarkt in der Oberpfalz,                                                                               des Aktionsplans
„Bauliche Anlagen, die öffentlich zugänglich sind,               Zugang Schulamt                      Insbesondere in Innenstädten mit kleinteiliger Einzel-
müssen in den dem allgemeinen Besucher- und Benutzer-                                                 handelsstruktur gibt es immer noch Ladenlokale, die nur         6   Perlesreut, barrierefreier Umbau
verkehr dienenden Teilen barrierefrei sein“                  3   Höchstädt, Umfeld Schloss            über Stufen erreichbar sind. Doch oft lässt sich mit                der Gebäudezugänge im Rahmen
                                                                                                                                                                          der Neugestaltung des Markt-
Art. 48 Abs. 2 Bayerische Bauordnung (BayBO)
                                                             4   Eggenfelden, Hofmark Gern,
                                                                                                      überschaubarem Aufwand Barrierefreiheit herstellen. Viele           platzes
                                                                 Bibliothek und Musikschule           Einzelhändler haben bereits stufenlose Zugangsmöglich-
Zu diesen baulichen Anlagen zählen Gebäude der                                                        keiten geschaffen, Eingänge wurden zusätzlich mit               7   Marktoberdorf, Inklusionsprojekt
kommunalen Infrastruktur, wie zum Beispiel Rathäuser                                                  Rampen und/oder selbsttätig öffnenden Türen versehen.               Herzklopfen
und andere Verwaltungsgebäude, Schulen, Krankenhäuser,                                                Ein barrierefreier Zugang gilt heute als branchenüblicher
Kindertageseinrichtungen, Schwimmbäder und sonstige                                                   Standard, der auch von der Kundschaft erwartet wird.
kommunale Freizeit- und Sportstätten. Werden öffentlich                                               Wer nachträglich einen barrierefreien Zugang anlegt, wie
zugängliche bauliche Anlagen neu errichtet oder umge-                                                 er bei jedem Neubau inzwischen vorgeschrieben ist,
baut, bedeutet barrierefreie Zugänglichkeit in diesen                                                 investiert nachhaltig in die Zukunft seines Geschäfts,
Fällen die Einhaltung der Anforderungen, die sich aus der                                             Lokals oder Hotels.
technischen Regel DIN 18040 Teil 1 ergeben, die bau-
ordnungsrechtlich als Technische Baubestimmung                                                        Neben dem Einzelhandel sollten auch häufig frequen-
eingeführt ist (siehe Hinweise, Exkurs zu BayBO). Konkret                                             tierte Einrichtungen privater Träger wie beispielsweise
heißt dies beispielsweise: Rampen mit rutschsicherer                                                  Seniorenheime, Vereinsräumlichkeiten und Arztpraxen,
Oberfläche und Handläufen, Aufzüge mit ausreichenden                                                  die noch nicht barrierefrei erreichbar sind, entsprechend
Bewegungsräumen, Türen mit ausreichender lichter                                                      nachgerüstet werden. Dies gilt vor allem dann, wenn
Breite und eine barrierefreie Toilette. Außerdem muss eine                                            Alternativangebote fehlen.
ausreichende Anzahl von Pkw-Stellplätzen für Menschen
mit Behinderung zur Verfügung stehen. Besucherleit-
systeme mit Übersichtsplänen bzw. Übersichtstafeln
sollten in taktil erfassbarer bzw. großer, klarer Schrift
verfasst sein, dass sie auch blinden und sehbehinderten
Menschen Informationen und Orientierung bieten.

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Die barrierefreie Gemeinde - Ein Leitfaden - Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr - Bayerisches ...
Öffentlicher Raum                                                   Wohnen
                 Wohnstraßen                                                         Schaffung von zusätzlichem
                                                                                     barrierefreien Wohnraum
                 Grünfläche
                                                                                     Vermittlung/Belegung
                 Altstadt
                                                                                     Entwicklung geeigneter
                 Umfeld Einzelhandel
                                                                                     Wohnstandorte
                 und Supermärkte

     Öffentliche Gebäude                              Informations- und                          Mobilität (ÖPNV)
                                                      Öffentlichkeitsarbeit
     Haus der Bildung (VHS)                                                                      Service-Angebote

     Rathaus                                                                                     Deutsche Bahn

     Heimatmuseum                                                                                „Flexibus“ des Landkreises

     Schulen und Kinder-                                                                         Stadtbus
     betreuungseinrichtungen
                                                  Versorgung
     Jahnhalle
                                                  Handel, Gastronomie,
                                                  Dienstleistungen und
                                                  Wochenmarkt (Altstadt)

                                                  Nahversorgungszentren

                                                  Service-Angebote                         Stadt Günzburg, Handlungsfelder
                                                                                           der Bearbeitung im Aktionsplan

Aktionsplan – der Planungsprozess

Aktionsplan und Planungskontinuität                            Bestehende Konzepte als Basis

Notwendigkeit des Aktionsplans                                 Bei der Sichtung der Aktionspläne der 16 Modellkommu-
                                                               nen hat sich gezeigt, wie sehr Barrierefreiheit mit anderen
In allen beteiligten Städten und Gemeinden wurden              Themen vernetzt ist – mit Bildung und Weiterbildung,
bereits Maßnahmen zur Schaffung von Barrierefreiheit           Gesundheit und Sport, Kultur und Tourismus, Wohnen
durchgeführt, oft lediglich als Einzelmaßnahmen oder           und Arbeiten, um nur die wichtigsten zu nennen. In diesem
in Verbindung mit ohnehin realisierten städtebaulichen         Sinne ist Barrierefreiheit ein Querschnittsthema in einem
Projekten. In der Regel fehlt jedoch ein Gesamtkonzept         integrierten Verständnis von Stadt- und Gemeindeent-
als Grundlage für eine systematische Umsetzung.                wicklung. Barrierefreiheit kann im Einklang mit bestehen-
Diese Lücke soll der „Aktionsplan“ schließen. Auf der          den Stadtentwicklungskonzepten umgesetzt werden,
Grundlage einer systematischen Analyse und eines               indem sie in die Fortschreibung der integrierten Stadtent-     Stadt Kulmbach,
intensiven öffentlichen Dialogs formuliert der Aktionsplan     wicklungskonzepte eingebracht wird. Isolierte Aktions-         Rahmenplan Zentrenkonzept (ISEK)

Leitziele und Handlungskonzepte, ohne die Einzelmaß-           pläne sollen die bestehenden Konzepte in der Planung
nahmen im Detail zu planen. Auf einem breiten öffentlichen     berücksichtigen, damit Ideen und Zielsetzungen nicht           Entwicklungsszenarien              Strategische Ziele                        Symbole
Konsens fußend zeigt er eine langfristige Strategie zur        verloren gehen.
                                                                                                                              Umstrukturierungsgebiet            Vernetzung Innenstadt –                   Wochenmarkt
Schaffung von Barrierefreiheit auf. Erfahrene städtebauliche                                                                                                     Wohngebiete
Planungsbüros unterstützen die Städte und Gemeinden                                                                           Umstrukturierungsgebiet mit                                                  Fußgängerweg
bei der fachlichen Erarbeitung des Aktionsplans. Zur                                                                          Priorität                          Altstadtkern zum Wohnen
                                                                                                                                                                                                           Fahrradweg
Gestaltung des Ablaufs und der Verwendung der Planungs-
                                                                                                                              Intervention zur Vernetzung mit    Managementmaßnahme
instrumente lassen sich folgende Empfehlungen zusam-                                                                          Innenstadt – Altstadt                                                        Ausflugsziel
menfassen:                                                                                                                                                       zu stärkende Verbindung
                                                                                                                              Verdichtung                                                                  Camping
                                                                                                                                                                 Managementmaßnahme
                                                                                                                              Neuordnung
                                                                                                                                                                 begrünte Wege
                                                                                                                              Umnutzung                                                                    Flächeneigenschaften
                                                                                                                                                                 Zwischennutzung Grün
                                                               Bestehende Ideen und Konzepte                                                                                                               Wald und Gehölz
                                                               im Aktionsplan berücksichtigen                                                                    Gestaltung und Aufwertung
                                                                                                                                                                                                           offene Landschaft
                                                                                                                                                                 Innenstadt (Zentrum)
                                                               Ideen sollen nicht verloren gehen
                                                                                                                                                                 Teilzentrum (Ergänzungszentrum)
                                                               Konzepte bauen aufeinander auf
                                                                                                                                                                 Nahversorgungskern

                                                                                                                                                                 Bauleitplanung erforderlich

16                                                                                                                                                                                                 Aktionsplan – der Planungsprozess   17
Infobox I     Zusammenwirken der Akteure

                                                                                                                                                                        (Ober-)Bürgermeister/in und Stadt-/Gemeinderat

                                                                                                                                                                                     Zuständiger Ausschuss

1

                                                                                                                                                                                           Arbeits-/
                                                                        2
                                                                                                                                                                                         Projektgruppe

                                                                                                                           Fachplaner/          Beauftragtes                                                                Verbände                Interessenvertre-
                                                                                                                           Experten             Architektur-/                                                                                       tungen (z.B. Handel,
                                                                                                                                                Stadtplanungsbüro                                                                                   Gastronomie,
                                                                                                                                                                                                                                                    Tourismus)

                                                                                                                                   Arbeitsebenen/Fachlicher                               Aktionsplan                                   Schlüsselpersonen
                                                                                                                                    Austausch/Abstimmung                           „Barrierefreie Gemeinde“                             („Multiplikatoren“)

                                                                                                                           Stadt-/Gemeinde-     Regierungen,                                                                Einrichtungen für Menschen mit
                                                                                                                           verwaltung,          Fachbehörden und                                                            Behinderung/Senioren
                                                                                                                           Koordinator          Träger (z.B. ÖPNV)                                                          Vertreter örtlicher Einrichtungen
                                                                                                                                                                                                                            Wohlfahrtsverbände
                                                                                                                                                                                        „Runder Tisch“
                                                                                                                                                                                        oder Workshop
Den Planungsprozess organisieren                              Arbeits-/Projektgruppe einrichten

Um den Planungsprozess erfolgreich zu gestalten, sind         Um die Umsetzung des Gesamtkonzepts „Barrierefreie
frühzeitig Fragen nach Arbeitsorganisation und Zuständig-     Gemeinde“ inhaltlich zu begleiten, haben sich Projekt-                                                 Beteiligung                               Mitwirkung

keiten, Koordination und fachlicher Abstimmung,               oder Arbeitsgruppen bewährt. Ihre Aufgabe ist es,
                                                                                                                                                                                        Menschen mit
Zeitplanung und Arbeitsschritten, Beteiligung und Öffent-     die unterschiedlichen Interessen innerhalb einer Gemeinde                                                                 Behinderung
lichkeitsarbeit zu beantworten. Die Erfahrungen der           zu bündeln, gegeneinander abzuwägen und für den Stadt-
Modellgemeinden zeigen, dass insbesondere folgende            bzw. Gemeinderat eine Vorbewertung und Empfehlung
                                                                                                                                                                                   Senioren/jüngere Familien
Themen für eine erfolgreiche Gestaltung des Planungs-         vorzunehmen.
und Umsetzungsprozesses relevant sind:
                                                              Eine Projekt- oder Arbeitsgruppe kann sich zum Beispiel                                                               Bürgerinnen und Bürger
                                                              aus einzelnen Mitgliedern des Stadtrats, Vertretern
Von der Initiative zur organisierten Zusammenarbeit           der Fachbereiche der Bau- und Sozialverwaltung und der
                                                              öffentlichen Verkehrsbetriebe, der/dem örtlichen Behinder-
Am Anfang steht der Konsens, Barrierefreiheit in einer        tenbeauftragten, Vertretern von Behindertenverbänden,        Konstruktive Zusammenarbeit von Anfang an                             Bestehende Strukturen nutzen
Stadt oder Gemeinde umzusetzen. Die Initiative kann von       der Wohlfahrtsverbände und des Seniorenbeirats sowie der
den Betroffenen selbst ausgehen, Menschen mit                 Gastronomen und Gewerbetreibenden zusammensetzen.            Häufig treffen in der Projektgruppe unterschiedliche                  Erfahrungen zeigen, dass sich das Einbinden bereits
Behinderung oder nicht-behinderten Personen, aber auch        Entscheidend ist die Teilnahme von sogenannten               Sichtweisen und Interessen aufeinander. Die besten                    bestehender, in der Gemeinde gewachsener Organisa-
von Politik und Verwaltung als kommunales Entwicklungs-       „Multiplikatoren“. Das sind Bürgerinnen und Bürger, die      Lösungsansätze für mögliche Konflikte sind in der Regel               tionsstrukturen vorteilhaft auf den Erfolg des Projekts
ziel formuliert werden. In jedem Fall sollte die Initiative   relevante Interessengruppen vertreten und als Sprachrohr     Kompromisse, die allen Belangen entgegenkommen.                       auswirkt. So kann zum Beispiel eine bestehende Agenda
rasch in eine organisierte Zusammenarbeit übergehen und       in beide Richtungen agieren können. Sie bringen die          Sie müssen von Anfang an konstruktiv gemeinsam                        21-Gruppe „Barrierefreie Gemeinde“ oder eine Bürger-
ein kommunales Gesamtkonzept in den Fokus der                 Belange ihrer Interessengruppe ein und tragen zugleich       entwickelt werden. Wenn frühzeitig geklärt wird, wie                  gruppe aus der Stadt- oder Gemeindeentwicklungsplanung
Diskussion rücken. Dieses stellt sicher, dass später alle     die Informationen und Ideen der Projektgruppe in wichtige    beispielsweise auf einem neu zu gestaltenden Platz die                in den Prozess integriert werden.
geplanten Einzelmaßnahmen sinnvoll ineinander greifen.        Bereiche des öffentlichen Lebens weiter.                     Flächen für Außengastronomie, die Warenpräsentation
                                                                                                                           der Geschäfte, die notwendige Parkierung und die barriere-
                                                              Die richtige Zusammensetzung muss jede Gemeinde              freie Erschließung bestmöglich zugeordnet werden,                     Koordinator und Ansprechpartner
                                                              individuell bestimmen. Als unverzichtbar hat sich heraus-    ist eine Umsetzung aller geplanten Maßnahmen zügig
      1   Litzendorf, Ortsbegehung                            gestellt, dass Fachwissen und das Erfahrungswissen           und reibungslos möglich. Ungelöste Konflikte hingegen                 Neben der Einrichtung einer Projekt- oder Arbeitsgruppe
                                                              der Betroffenen in der Projektgruppe gleichermaßen           verzögern den Planungs- und Umsetzungsprozess oder                    empfiehlt es sich, einen Mitarbeiter der Stadt- oder
      2   Neumarkt in der Oberpfalz,
                                                              vertreten sind. Bei Bedarf können zu bestimmten Frage-       bringen ihn zum Erliegen.                                             Gemeindeverwaltung als Projektverantwortlichen
          Informationsstand und Bürger-
          beteiligung auf dem Marktplatz zur                  stellungen auch Fachvertreter, wie zum Beispiel des                                                                                zu benennen. Er ist zum einen für die innere Koordination
          Erarbeitung des Aktionsplans                        Denkmalschutzes oder der Straßenbauverwaltung, hinzu-                                                                              der Projektgruppe zuständig. Zum anderen wirkt er nach
                                                              gezogen werden.                                                                                                                    außen, ist Anlaufstelle für Anregungen, Ideen und
                                                                                                                                                                                                 Beschwerden aus der Bürgerschaft und zuständig für die
                                                                                                                                                                                                 Öffentlichkeitsarbeit.

18                                                                                                                                                                                                                          Aktionsplan – der Planungsprozess         19
3

1                                                                                                                                                                           5

                                                                           2

                                                                                                               4

       1    Bad Kissingen, Bürgerworkshop                                                  Planung im Dialog                                            Die konkrete Auswahl der sich anbietenden Beteiligungs-
                                                                                                                                                        formen ist vor dem Hintergrund der besonderen Aus-
       2    Bad Kissingen, Plakat für
            Bürgerbeteiligung
                                                                                           Intensive Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit sind   gangssituation und der konzeptionellen Ziele im Einzelfall
                                                                                           Voraussetzung für einen nachhaltigen Erfolg des Projekts.    vorzunehmen. Über das geeignete Beteiligungsformat
     3, 4   Traunstein, Informationsstand in                                               Schon vor dem Start sollte daher überlegt werden, in         sollte jeweils neu nachgedacht werden. Der Anspruch
            der Fußgängerzone, Sammeln                                                     welcher Form die Öffentlichkeitsarbeit erfolgen soll und     ist, alle Altersgruppen und Bevölkerungsteile zu erreichen,
            von Anregungen, Problemen und
            Wünschen
                                                                                           welche Beteiligungsmöglichkeiten während des gesamten        zum Beispiel durch die Einbindung von Kindergärten,
                                                                                           Planungs- und Realisierungsprozesses angeboten               Schulen oder Jugendzentren. Oft sind gerade Menschen
       5    Kronach, Stadtspaziergang                                                      werden können.                                               mit Behinderungen eher zurückhaltend bei der Wahr-
                                                                                                                                                        nehmung von Beteiligungsangeboten. Diese Gruppen
                                                                                           In vielen Kommunen gibt es bereits Personen und              benötigen Beteiligungsformen ohne Zugangsschwelle.
                                                                                           Verbände, die sich ehrenamtlich für Barrierefreiheit enga-
                                                                                           gieren. Für den Erfolg eines Aktionsplans ist es wichtig,    Die Beteiligung ist ein zentraler Bestandteil des Planungs-
                                                                                           diese aktiven Menschen und Gruppen frühzeitig in             prozesses, der für eine nachhaltige Akzeptanz der
                                                                                           die Planungen einzubeziehen. Die Beteiligung soll darüber    Maßnahmen unverzichtbar ist. Auch eine möglicherweise
                                                                                           hinaus auf eine möglichst breite Basis gestellt werden       geringe Resonanz zu Beginn oder Rückschläge im
                                                                                           und nicht nur die Betroffenen, einschlägige Institutionen    Beteiligungsprozess sollten nicht entmutigen. Hier sind
                                                                                           und Wohlfahrtsverbände, sondern auch die interessierte       Geduld und Experimentierfreude auch mit eher unkonven-
                                                                                           Bürgerschaft sowie alle Akteure vor Ort einbinden. Dabei     tionellen Angeboten gefragt.
                                                                                           ist auf das unterschiedliche Vorwissen und Problem-
                                                                                           bewusstsein der einzelnen Gruppen einzugehen. Es gilt,       Bei der Ausgestaltung des Dialogprozesses ist es
                                                                                           möglichst viele Menschen zu erreichen, mitzunehmen           wichtig, dass dieser möglichst barrierefrei gestaltet wird.
                                                                                           und einzubinden. Die Bürger tragen wertvolle Informa-        Barrierefreie Veranstaltungsräume, ggf. Gebärdensprach-
                                               Beteiligung und Dialog sind entscheidend    tionen bei. Aufgrund ihrer Alltagserfahrungen sind           dolmetscher bei Informationsveranstaltungen und
                                                                                           sie „Experten in eigener Sache“ und möchten aktiv mit-       späteren Diskussionen, aber auch schriftliches Informa-
                                               für den Erfolg des Vorhabens                gestalten.                                                   tionsmaterial in leichter Sprache und ein barrierefrei
                                               Es geht darum:                                                                                           gestalteter Internetauftritt erleichtern den Zugang zur
                                                                                           Zur Gestaltung angemessener Beteiligungsformate liegt        Planung im Dialog.
                                               Möglichst viele zu erreichen,               umfassendes Erfahrungswissen vor. Vor der Festlegung
                                                                                           der Beteiligungsformen und -instrumente sind die Ziele
                                               Sie mitzunehmen und einzubinden,            zu präzisieren: Geht es primär um „Sensibilisierung
                                               Sich nicht entmutigen zu lassen, wenn die   und Information“, „Austausch und Diskussion“ oder um
                                                                                           „Beratung und Lösungsfindung“? In der Regel kommen
                                               Resonanz am Anfang ausbleibt                alle Formen der Beteiligung – also von der reinen Informa-
                                                                                           tion bis zur aktiven Mitgestaltung – zur Anwendung.

20                                                                                                                                                                              Aktionsplan – der Planungsprozess   21
Akteure im
Infobox II            Mitglieder der Projektgruppe                            Behörden und Fachstellen,                             Öffentlichkeitsbeteiligung
                                                                              die in der Regel zu beteiligen sind
Beteiligungsprozess   Die Zusammensetzung ist abhängig von den                                                                      Wenn mehrere verschiedene Instrumente der
                      örtlichen Gegebenheiten und der Größe einer Ge-         Die Beteiligung ist abhängig von den örtlichen        Öffentlichkeitsbeteiligung verwendet werden, kann
                      meinde. Sie kann daher variieren und muss nicht         Gegebenheiten und den berührten Themenstellun-        eine größere Bandbreite an Gruppierungen erreicht
                      alle der unten aufgeführten Vertreter umfassen. Die     gen. Die Auflistung ist nicht abschließend.           werden. Die Instrumente sollten auf die Ziel-
                      Mitgliederzahl der Arbeits-/Projektgruppe darf                                                                gruppen abgestimmt werden. Die Auflistung ist
                      nicht zu hoch werden, damit die Diskussions- und                                                              nicht abschließend.
                      Arbeitsfähigkeit der Gruppe erhalten bleibt. Bei        Alle beteiligten Ämter der Gemeindeverwaltung
                      Bedarf kann eine Organisation in thematischen           (z.B. Stadtplanung, Stadtentwicklung, Hoch- und
                      Untergruppen oder Foren erfolgen. In der Phase der      Tiefbau, Bildung und Soziales, Untere Denkmal-        Menschen mit Behinderungen
                      Umsetzung des Aktionsplans können bei der               schutzbehörde, Ordnungsamt)
                      Planung der konkreten Einzelprojekte auch andere                                                              Bürgerinnen und Bürger (Allgemeinheit)
                      Akteure, z.B. Sprecher der Anlieger, in der Arbeits-/   Landratsamt (z.B. Kreisbaumeister/-in, Denkmal-
                      Projektgruppe vertreten sein. Die Auflistung ist        schutz, ÖPNV, Naturschutz, Untere Wasserbehörde)      Lokale Presse- und Medienvertreter
                      nicht abschließend.
                                                                              Förderstellen (z.B. Regierung, Sachgebiete „Städte-   Stadt-/ Gemeinderat
                                                                              bau, Bauordnung“ und „Verkehrswesen“)
                      (Ober-) Bürgermeister/-in                                                                                     Behindertenbeauftragte/-r
                                                                              Behindertenbeauftragte/-r
                      Baureferent/-in bzw. Stadtbaumeister/-in oder Leitung                                                         Beiräte (Behinderten-, Senioren-, Jugendbeirat)
                      der gemeindlichen Bauverwaltung                         Zuständige Straßenbaulastträger
                                                                              (Gemeinde/Landkreis/Staatliches Bauamt)               Örtliche Behindertenverbände
                      Einzelne Vertreter des Stadt-/Gemeinderats
                      (z.B. Fraktionsvorsitzende)                             Örtliche Behindertenverbände                          Kirchen

                      Projektverantwortliche/-er der Gemeindeverwaltung       Verkehrsbetriebe bzw. Betreiber der ÖPNV-Angebote     Wohlfahrtsverbände und Stiftungen
                                                                              (z.B. Bahn und Bus)
                      Behindertenbeauftragte/-r                                                                                     Einrichtungen für Senioren, Gesundheit und Pflege,
                                                                              Landesamt für Denkmalpflege                           Sozialstellen und Tageseinrichtungen
                      Vertreter der örtlichen Behindertenverbände
                                                                              Wasserwirtschaftsamt (z.B. bei Hochwasser)            Öffentliche und private Bildungseinrichtungen
                      Sprecher der Wohlfahrtsverbände und Stiftungen                                                                (z.B. Kindergärten, Kindertagesstätten, Schulen)
                      (z.B. Caritas, Diakonie, Lebenshilfe, Arbeiterwohl-     Bezirk
                      fahrt u.a.)                                                                                                   Öffentliche und private Freizeiteinrichtungen
                                                                              ggf. weitere Mitglieder                               (z.B. Sport, Kino u.a.)
                      Seniorenbeauftragte/-r, Jugend-/Familienbeirat
                                                                                                                                    Vereine
                      Sprecher des Einzelhandels und der Gastronomie
                      sowie von touristischen Einrichtungen (Hotels,                                                                Einzelhandel, Gastronomie und Hotelgewerbe
                      Museen u.a.)
                                                                                                                                    Grundstückseigentümer, Anlieger
                      Sprecher für Bildungseinrichtungen (z.B. Kinder-
                      gärten, Schulen, Kindertagesstätten) und öffentliche                                                          Banken
                      Einrichtungen (z.B. Sportanlagen, Jugendzentren,
                      Badeanstalten, Bibliotheken u.a.)                                                                             ggf. weitere Mitglieder

                      Vertreter von Alten- und Pflegeeinrichtungen,
                      Sozialstationen, Tageseinrichtungen sowie Kliniken,
                      Arztpraxen und Therapieangeboten

                      Sonstige Schlüsselpersonen des öffentlichen Lebens
                      als Multiplikatoren (abhängig von örtlicher Struktur)

                      Verkehrsbetriebe bzw. Betreiber der ÖPNV-Angebote
                      (z.B. Bahn und Bus)

                      Beauftragte Fachplaner

                      ggf. weitere Mitglieder

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Infobox III    Instrumente der Öffentlichkeitsbeteiligung im Planungsprozess

                                  Startphase                            Analysephase                           Konzeptphase                              Umsetzungsphase

Sensibilisierung und              – Bürgerversammlung (informativ)      – Bürgermeisterschreiben mit Hinter-   – Thematische Ausstellungen               – Jährliche Prämierung von
Information                                                               grundinformationen                                                               beispielhaften baulichen und
                                  – Hintergrundgespräch mit Medien-                                            – Aushängen von Plänen
(informative Beteiligung)                                                                                                                                  sozialen Leistungen
                                    vertretern/Pressekonferenz          – Fachvorträge                           …
                                                                          …                                                                              – Bürgerversammlung mit
                                  – Fachvorträge
                                                                                                                                                           Fortschrittsbericht
                                  – Kampagne/Öffentlichkeitsarbeit
                                                                                                                                                         – Spatenstiche/Einweihungsfeiern/
                                  – Projektveranstaltungen in Schulen                                                                                      Stadtfest
                                    und Kindergärten                                                                                                       …
                                  – „Hindernisparcour“
                                    …
          prozessbegleitend
                                                                                                               Berichterstattung in Presse, Rundfunk und Fernsehen – Plakate und Flyer,
                                                                                                               Homepage und „Social Media“-Angebote

Austausch und Diskussion          – „Experten“-Befragung                – „Experten“-Befragung                 – „Stadtspaziergänge“/Bürger-             – Feedbackveranstaltungen
(konsultative Beteiligung)                                                                                       begehungen
                                  – Marktstand/Bürgerbefragung in der   – „Betroffenen-Interviews“                                                       – Integration der Barrierefreiheit
                                    Innenstadt                                                                 – Marktstand/Bürgerbefragung in             in Stadt-, Tourismus- und Einzel-
                                                                        – Bürgermeisterschreiben mit
                                                                                                                 der Innenstadt                            handelsmarketing
                                  – Postkartenaktion „Ich packs an“       Fragebogen
                                                                                                                                                           …
                                    zur Rücksendung von Anregungen                                             – Bürgerversammlung mit
                                                                        – Stadtspaziergänge/Bürgerbe-
                                                                                                                 Bürgerbefragung
                                  – Stadtspaziergänge                     gehungen zur Bestandsaufnahme
                                                                                                                 …
                                    …
                                                                        – Marktstand/Bürgerbefragung in
                                                                          der Innenstadt
                                                                        – Bürgerversammlung mit Bürger-
                                                                          befragung
                                                                          …
              prozessbegleitend
                                                                                                               Einrichtung einer Projektgruppe, Einrichtung eines Beirats für Barrierefreiheit,
                                                                                                               Rückkoppelung des Arbeitsstandes in Expertengesprächen, Durchführung von
                                                                                                               „Runden Tischen“ mit maßgeblichen Akteuren

Beratung und Lösungs-             – Dialog/Zusammenarbeit mit be-       – Zukunftswerkstatt (Bürgerwerk-       – Konsens-Konferenz mit                   – Planungsworkshop mit Bürgern zu
findung                             stehenden Arbeitskreisen/Beiräten     statt) oder Zukunftskonferenz          „Rundem Tisch“                            Einzelprojekten (Bürgergutachten)
(kooperative Beteiligung)
                                  – Zukunftswerkstatt (Bürgerwerk-      – Gezielte Ortsbegehungen mit          – Planungsworkshop mit Bürgern            – Fachliche Beratung privater
                                    statt) oder Zukunftskonferenz         ausgewählten Kleingruppen              zum Konzept (Bürgergutachten)             Baumaßnahmen
                                    …                                     …                                                                                …
                                                                                                               – Charrette-Verfahren, World-Café,
                                                                                                                 o. ä.
                                                                                                               – Themenspezifische Gesprächs-
                                                                                                                 kreise mit maßgeblichen Akteuren
                                                                                                                 (z.B. Einzelhandel)
                                                                                                                 …
              prozessbegleitend
                                                                                                               Benennung eines öffentlichen Ansprechpartners – Einrichten einer „Hotline“ –
                                                                                                               Einrichten einer Funktions-Emailadresse und eines Briefkastens bei der Gemeinde,
                                                                                                               „Social Media“-Angebote

                                                                                                               Die Auflistung ist beispielhaft und nicht abschließend.

24                                                                                                                                                                                             Aktionsplan – der Planungsprozess   25
Was habe ich davon?                                                                                                                                                               Stadt Höchstädt
                                                      Eine barrierefrei gestaltete Umwelt hat letztendlich für alle Menschen Vorteile.
                                                                                                                                                                                                                                          an der Donau
                                                      Für 10 Prozent der Bevölkerung ist sie unentbehrlich, für 30 bis 40 Prozent ist sie                                              ies
                                                                                                                                                                                                                                                           Höchstädt barrierefrei!
                                                                                                                                                                              refre
                                                      notwendig und für alle ist sie komfortabel. Eine behindertengerechte Planung ist
                                                                                                                                                     ie l: Ein b 3
                                                                                                                                                                    arrie
                                                                                                                                                                       2                           einan
                                                                                                                                                                                                           der
                                                                                                                                                                                                                        www.hoechstaedt.de
                                                                                                                                                                                                                                                           Packen Sie‘s an!
                                                      folglich auch immer eine menschenfreundliche Planung.                                       rZ             20                         es Mit
                                                                                                                                              Unse tädt bis                           ndlich                        n
                                                                                                                                                                                                                        Wir sind Modellgemeinde
                                                                                                                                              Höch
                                                                                                                                                  s
                                                                                                                                                                        lb st verstä                  B e tr offene     des Pilotprojektes
                                                                                                                                                           lebtes
                                                                                                                                                                     se                          icht
                                                                                                                                                   Ein ge                            e r (noch) n                       ‚Bayern barrierefrei 2023‘
                                                                                                                                                                               ilfe d
                                                                                                                                                                      zur H                         n
                                                      Was haben wir uns vorgenommen?                                                                        schaft                            ahme
                                                                                                                                                    Bereit                               maßn
                                                                                                                                                                              U  mbau
                                                      Mit den Leuchtturm - Projekten Sanierung der Grund- und Mittelschule und                                  u n g  von
                                                      Generalsanierung des Alten Rathauses auf städtischer Seite, Umbau des Bahnhofs
                                                                                                                                                      Umse
                                                                                                                                                             tz
                                                                                                                                                                                                                        Ich pack‘s an!
                                                      durch die Deutsche Bahn und Anpassungsarbeiten des Freistaates am Schloss                                                                                         Gemeinsam für ein barrierefreies
                                                      möchten wir zeigen, dass sich Ihr Einsatz für ein barrierefreies Höchstädt lohnt und                                                                              Höchstädt, Deisenhofen,
                                                      das Projekt ‚Höchstädt barrierefrei‘ mit staatlicher Unterstützung früher als gedacht                                                                             Oberglauheim, Schwennenbach
                                                                                                                                                                                                                        und Sonderheim!                                                   Ja, ich packe mit an und unterstütze meine Stadt
                                                      Realität wird. Die Vision ist, ab 2023 gar nicht mehr von Barrierefreiheit reden zu                                     Gefördert durch:                                                                                                                                                                                Höchstädt barrierefrei 202
                                                      müssen, sondern das Miteinander und Zusammenleben von Menschen ohne und                                                                                                                                                             für ein barrierefreies Höchstädt, Deisenhofen,                            Bitte
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                freimachen
                                                      mit Einschränkungen in Höchstädt gemeinsam Tag für Tag zu gestalten.                                                                                                                                                                Oberglauheim, Schwennenbach und Sonderheim!
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Meine persönliche/n Maßnahme/n lautet/n:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ich packe mit an!
                                                                                                                                                                                                                                         2                                                ______________________________________________
                                                                                                                                                                                                                                                                                          ______________________________________________
                                                                                                                                                     1                                                                                                                                    ______________________________________________
                                                                                                                                                                                                                                                                                          ______________________________________________                                     Meine Maßnahmen zur Erinnerung:
                                                                                                                                                                                                                                                                                          ______________________________________________
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             _________________________________
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Stadt Höchstädt a. d. Donau
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Name                                                                               _________________________________
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Adresse                                            Stadtbaumeister Thomas Wanner   _________________________________
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Telefonnummer                                      Herzog-Philipp-Ludwig-Str. 10   _________________________________
                                                                                                                                                                                                                                                                                          E-Mail                                             89420 Höchstädt                 _________________________________
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Ort, Datum                                                                         _________________________________
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Unterschrift

Sensibilisierung und Information                                                                                                                                                                                                         Austausch und Diskussion                                                Beratung und Lösungsfindung

Eine kontinuierliche Information der Öffentlichkeit be-                                                                                                                                                                                  Erfolg und Akzeptanz eines Projekts hängen wesentlich                   „Gemeinsam Lösungen zu erarbeiten“ ist die intensivste
gleitet den gesamten Planungs- und Umsetzungsprozess.                                                                                                                                                                                    von einem guten Dialog zwischen Planern, Verwaltung                     Form der Beteiligung. Mögliche Formen der Zusammen-
Laufende Berichterstattung und wiederholte Beteiligung                                                                                                                                                                                   und Politik sowie den Bürgerinnen und Bürgern ab. Basis                 arbeit sind beispielsweise Konferenzen und Workshops.
tragen dazu bei, dass sich die Bürgerinnen und Bürger                                                                                                                                                                                    für diesen Dialog bilden vor allem gute Fachkenntnisse                  Eine gemeinsame Lösungsfindung setzt bei allen
informiert und eingebunden fühlen. Insbesondere Erfolgs-                                                                                                                                                                                 über den Stand der Entwicklung.                                         Beteiligten Engagement und Gesprächsbereitschaft voraus.
meldungen sind geeignet, ein positives Klima für die                                                                                                                                                                                     Die Beteiligungsformate und Hilfsmittel sollten so gewählt
Barrierefreiheit zu erzeugen.                                                                                                                                                                                                            werden, dass möglichst alle Bevölkerungsgruppen er-                     Eine beliebte Form der kontinuierlichen Kooperation ist
                                                                                                                                                                                                                                         reicht werden. Zu den bewährten Instrumenten für einen                  der sogenannte „Runde Tisch“. Der Teilnehmerkreis
Artikel in den lokalen Medien, Kommunikationsangebote                                                                                                                                                                                    solchen Dialog zählen Veranstaltungen wie Fachvorträge,                 sollte in Abstimmung mit den Organisationen festgelegt
in den sozialen Netzwerken, Informationsflyer oder                                                                                                                                                                                       Bürgerforen, Podiumsdiskussionen oder auch Interviews                   werden. Seine Zusammensetzung kann entsprechend
-broschüren, Plakate oder ein Informationsstand auf dem                                                                                                                                                                                  und Befragungen. Eine wachsende Bedeutung haben                         den zu diskutierenden Fragen variieren. Der „Runde Tisch“
Marktplatz sind Angebote, die über die reine Information                                                                                                                                                                                 in den letzten Jahren Online-Angebote wie Internetforen,                kann sich aus Vertretern der Menschen mit Behinderung,
hinaus auch geeignet sind, für das Thema zu sensi-                                                                                                                                                                                       Blogs oder Social Media erlangt. Die gezielte Nutzung                   externen Interessierten und Engagierten sowie aus
bilisieren, Akzeptanz zu erzeugen und zum Mitmachen                                                                                                                                                                                      moderner Kommunikationsmittel kann dazu beitragen,                      den Vertretern der relevanten Ämter der Stadt zusam-
anzuregen. Projekte mit Schulen und Kindergärten,                                                                                                                                                                                        den Informations- und Meinungsaustausch zu intensivieren                mensetzen.
Fotowettbewerbe, Auszeichnungen für gelungene private                                                                                                                                                                                    und zu verstetigen und kontinuierlich hilfreiche Anregungen
Maßnahmen, „Barrierefrei“-Aufkleber für Geschäfte                                                                                                                                                                                        für die Planungen zu erhalten.                                          Insbesondere in der Startphase bietet es sich an,
und Lokale – es gibt viele Möglichkeiten, das Thema                                                                                                                                                                                                                                                              eine externe Moderation zu Rate zu ziehen, um eventuelle
dauerhaft im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Mehr                                                                                                                                                                                 Im Zusammenhang mit dem Thema Barrierefreiheit haben                    Interessensdivergenzen aus einer neutral-sachlichen
und mehr gewinnen in diesem Zusammenhang auch                                                                                                                                                                                            sich klassische Formate wie zum Beispiel öffentliche                    Perspektive zu bewerten und zu einem Konsens zu führen.
die Online-Informationen wie der digitale Newsletter oder                                                                                                                                                                                Stadtrundgänge oder Ortsbegehungen besonders bewährt,                   Ist eine effektive Arbeitsatmosphäre hergestellt, kann
ein eigener Internetauftritt des Projekts an Bedeutung.                                                                                                                                                                                  bei denen beispielsweise Straßenabschnitte, Grünanlagen                 die Moderation auch intern vereinbart werden.
                                                                                                                                                                                                                                         oder auch Haltestellen und Fahrzeuge des öffentlichen
                                                                                                                                                                                                                                         Personennahverkehrs besichtigt werden. Zur Identifikation
                                                                                                                                                                                                                                         von Problemen werden mitunter Hilfsmittel wie Simula-
                                                                                                                                                                                                                                         tionsbrillen unterschiedlicher Sehbehinderungen, Lang-
                                                                                                                                                                                                                                         stöcke, Rollstuhl und Rollator eingesetzt.
                                                          1      Traunstein, Informationsflyer
                                                                 »Zusammen Barrieren beseitigen“

                                                          2      Höchstädt, Informationsflyer
                                                                 „Ich pack’s an!“

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