Die Beschlüsse der G20 zu Finanzmärkten und Unternehmenssteuern
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Die Beschlüsse der G20 zu Finanzmärkten und Unternehmenssteuern Markus Henn Referent für Finanzmärkte, Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung – WEED Mitglied im Koordinierungskreis, Netzwerk Steuergerechtigkeit Deutschland Kontakt: markus.henn@weed-online.org 12. November 2015, Berlin
Banken: Zu Basel III und SiFI-Zuschlägen kommt TLAC Basel III Zusätzlich: Verfügbare Mittel für Abwicklung („Total Loss-absorbing Capacity“): Basel III Neu: risiko- Leverage TLAC gewichtet Zusätzliches SIFIs: Banken Ratio Eigenkapital (Aktualisierung Nov. 2015) 2019 16% 6,00% 2,5% HSBC, JP Morgan Chase 2022 18% 6,75% Barclays, BNP Paribas, Citigroup, 2,0% Deutsche Bank Bank of America, Credit Suisse, Probleme: 1. Niedriger als 1,5% Goldman Sachs, Mitsubishi UFJ FG, diskutiert (bis zu 20%); Morgan Stanley 2. Ausnahmen; 3. Reicht es in 1,0% diverse Krise? Systemische Folgen nie absehbar (Druck auf Politik) 4 WEED, G20, 12.11.2015
Schattenbanken: es geht wenig voran... Wertpapier- Interaktion Geld- Andere finanzierungs- der Banken mit markt- Verbriefung Schatten- Geschäfte Schattenbanken fonds banken („Repos“) Keine Nur schwache FSB schlägt Nur schwache umfassenden Standards Wertabschläge Standards (IOSCO); Ergebnisse; bei (IOSCO); auch vor (als Konsultation zu Basel III nur schwache Sicherheit), einfacher Zweckgesell- Reform in immer noch in Verbriefung; aber schaften USA, in der EU Planung; wurden trotz Krise will weiterhin teils Gesetz im EU-Parlament Politik wieder ausgenommen verwässert dieses Jahr stärken (EU: niedergestimmt Kapitalmarktunion) 5 WEED, G20, 12.11.2015
Offene Prozesse und Probleme • Problem internationale Abstimmung zu außerbörslichen Derivaten: Streit v.a. zwischen EU und USA um Umsetzung der G20- Beschlüsse (auch in TTIP): Harmonisierung bzw. gegenseitige Anerkennung versus nationale (u.U. höherwertige) Regulierung • Problem grenzüberschreitende Abwicklung global systemisch wichtiger Finanzinstitutionen (G-SIFI): Problem v.a. grenzüberschreitende Kooperationsvereinbarungen • In Bearbeitung (Auswahl): - Fehlverhalten bei Banken (u.a. Regeln zu Vergütung, Indices), - Korrespondenzbankengeschäft (Anti-Geldwäscheregeln), - Transparenz (Legal Entity Identifier, Unique Transaction Identifier, Unique Product Identifier) UNCTAD (2015): “so far these [measures] have failed to get to grips with the systemic frailties and fragilities of a financialized world.“ 6 WEED, G20, 12.11.2015
Der G20/OECD-Aktionsplan gegen „BEPS“ • 15 Aktionspunkte von 2013 • Anfang September 2015: Finanzminster/innen segnen Beschlüsse in Ankara ab • Anfang Oktober 2015 Veröffentlichung aller Ergebnisse durch die OECD • Alles „Konsens“, aber das täuscht, da vom Typ her oft nur „Empfehlung“, nur teils echter „Mindeststandard“ • Schätzung: 100-240 Mrd. USD jährlich an Steuerverlust 8 WEED, G20, 12.11.2015
Verrechnungspreise: BEPS setzt Bestehendes fort 1. Trennung Konzern Mutterfirma Tochterfirma Mutterfirma Externe Firma 2. Fremd- Land A vergleich Land B Aktionspunkt/ Typ Bewertung Weitere DEU (Haupt-)Lösung Problem Arbeit 8-10: Verrech- Eigentum (z.B. an MS Eventuell besser, aber 2017: Muss nungspreise für einem Recht) jetzt widersprüchlich; Profit an- immaterielle Gü- reicht nicht für grundsätzliche Split pas- ter, Dienstleis- Gewinnzuord- Probleme mit sen tungen, Risiken nung, es braucht Trennungsprinzip und (auch 1: Digitale echte Tätigkeit / Fremdvergleich Wirschaft) 9 (Finanz-)Risiken bleiben WEED, G20, 12.11.2015
Von der Gewinnaufteilung zur Gesamtkonzernsteuer Konzern Mutterfirma Tochterfirma Land A Land B Aufteilung des Gewinns: 1. Transaktionen (“profit split”): 2. Gesamtkonzern: schon von G20 Arbeit speziell dazu wird bis Mitte abgelehnt, deshalb auch keine 2017 verschoben, Ansätze bei BEPS-Arbeit; in der EU Vorschlag immateriellen Gütern und (für für “Gemeinsame Konsolidierte Kostenseite) Zinsen Körperschaftssteuer- Bemessungsgrundlage” (GKKB) 10 WEED, G20, 12.11.2015
Qualifizierungskonflikte („hybrid mismatches“) Konzern Mutterfirma Tochterfirma z.B. Vorzugsaktie Land A: (gewinnabhängig, Land B: Eigenkapital: aber kein Kredit: Dividende, Stimmrecht) Zins, abziehbar unbesteuert Aktionspunkt/ Typ Bewertung Weitere DEU (Haupt-)Lösung Problem Arbeit Nationale Abwehr- E Sinnvoll, aber - Teils regeln bei Nichtbe- Umsetzung nicht (EU 2: steuerung im leicht (Nicht- 2014) Qualifizierungs- Ausand; Regeln besteuerung im konflikte gegen Doppelsitz- anderen Land muss Gesellschaften erkannt werden!) 11 WEED, G20, 12.11.2015
Schädliche Praktiken und Missbrauch Aktionspunkt/ Typ Bewertung Weitere DEU (Haupt-)Lösung Problem Arbeit 1. Substanzregel MS Gut, dass Review/ 1. Hat („nexus approach“) bestimmte Boxen Moni- nicht, für Sondersteuern verboten werden, toring wmgl. 5: Schädliche wie Patentboxen aber die jetzt Steuerpraktiken 2. Spontaner restlichen sind 2. EU Austausch auch falsch: auto- Vorbescheide Wettbewerb wird mat. („rulings“) verstärkt Klarstellung in MS Positiv 2016 zur 2013 6: Missbrauch Abkommen; Begüns- Mus- von Steuer- „Begrenzung der tigung; ter abkommen Begünstigung“; Review Hauptzweck-Test 12 WEED, G20, 12.11.2015
Weitere Abwehrmaßnahmen Aktionspunkt/ Typ Bewertung Weitere DEU (Haupt-)Lösung Problem Arbeit Nationale E Schwaches - Ja, 3: Zwischen- Abwehrregeln Ergebnis; EuGH- aber gesellschaften (Hinzurechnung von „Cadbury prüft Gewinnen) Schweppes“ E Sinnvoll, aber 2016: Aus- Seit 4: Zins- und Grenzwerte pro keine klare nahme 2008 andere Betrieb: max. 10- Festlegung auf (konzern- (30%) finanziellen 30% Netto-Zins- ein Modell weite aber Zahlungen abzug zum Gewinn Quote) prüft 7: Vermeidung Hilfstätigkeiten nicht E Sinnvoll, aber zu 2016: Nein, einer Betriebs- mehr pauschal wenig; Wirkung Gewinn- muss stätte (auch 1: ausgenommen, hängt auch aber Zuord- ggf. Digitale Kommissionen von Umsetzung nung än- Wirtschaft) besser erfasst ab dern 13 WEED, G20, 12.11.2015
Transparenz Aktionspunkt/ Typ Bewertung Weitere DEU (Haupt-)Lösung Problem Arbeit 13: Drei Berichte: 1. MS Positiver Schritt, 2020 Nur Verrechnungs- „Country-by-Country aber hoher Review, Roh- preisdokumen- Report“ (Kerndaten), Schwellenwert User stoff / tation / länder- 2. „Master File“ (750 Mio. EUR) Guide, Bank spezifische (Überblick) und 3. und nicht XML (EU) Berichte „Local File“ (Details) öffentlich Schema 12: Offenlegung E Nein von Steuer- Liste an Praktiken gestaltungen 14 WEED, G20, 12.11.2015
Umsetzung und Durchsetzung • Nationale Gesetze: Umsetzung fraglich • Modifikation OECD-Musterabkommen Aktionspunkt/ Typ Bewertung Weitere DEU (Haupt-)Lösung Problem Arbeit Einigung auf einige MS Problematisches 2016 bei Mindeststandards, (+) System; Gefahr, Details den 14: Streit- 20 Industrieländer dass ärmere 20 schlichtung mit verbindlichem Länder Län- Verfahren benachteiligt sind dern 15: Nur Prüfung, ob - Sinnvoll, aber 2016 Nein Multilaterales machbar (Ja) und langer Weg Instrument wünschenswert (Ja) 15 WEED, G20, 12.11.2015
Ärmere Länder bei BEPS vor allem Zuschauer • Einige Probleme ärmerer Länder übergangen: - Aufteilung der Gewinne zwischen Quellen- und Sitzstaaten, z.B. bei Quellensteuern oder bei Betriebsstättendefinition; - Steueranreize, zu denen die ärmeren Staaten gezwungen sind, um Unternehmen anzulocken (u.a. wegen Struktur vieler Steuerabkommen) • Halbherzige Beteiligung durch OECD am Prozess • Vereinte Nationen an den Rand gedrängt: Geltende OECD-Standards nicht im Interesse der ärmeren Länder, deshalb alternative Standards der UN, aber OECD hält sich mit BEPS als globaler Standardsetzer; Aufwertung der UN abgeblockt 16 WEED, G20, 12.11.2015
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