Die EU und Global Britain: So nah, so fern - Einleitung - Stiftung Wissenschaft und Politik

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Die EU und Global Britain: So nah, so fern - Einleitung - Stiftung Wissenschaft und Politik
NR. 35 APRIL 2021                        Einleitung

Die EU und Global Britain: So nah, so fern
Wie »Global Britain« nach dem Brexit außen- und sicherheitspolitisch eingebunden
werden kann
Claudia Major / Nicolai von Ondarza

Nach dem Brexit will das Vereinigte Königreich (VK) sich unter dem Leitmotiv »Global
Britain« als eigenständige Führungsmacht mit globaler Reichweite positionieren. Das
unterstreicht die Integrated Review vom 16. März 2021. Praktisch wird dieser Anspruch
sichtbar in dem ambitionierten Programm für den diesjährigen Vorsitz der G7 und
der Klimakonferenz COP26 sowie erhöhten Verteidigungsausgaben. Damit will London
auch die neue US-Administration von seinem strategischen Wert überzeugen. Eine
institutionalisierte Zusammenarbeit mit der Europäischen Union (EU) in der Außen- und
Sicherheitspolitik lehnt die Regierung von Boris Johnson hingegen ab; stattdessen setzt
sie auf flexible Formate mit einzelnen EU-Staaten. Das stellt Deutschland vor einen Ziel-
konflikt: Einerseits will es London in europäische Außen- und Sicherheitspolitik ein-
binden, andererseits darf dies nicht auf Kosten der EU und europäischer Geschlossen-
heit gehen. Angesichts der aktuell belasteten Beziehungen zwischen der EU und dem
VK scheint eine institutionalisierte Kooperation erst langfristig möglich. Mittelfristig
sollte der Fokus auf informellen bi- und multilateralen Formaten liegen.

Nach dem Ende der Brexit-Übergangsphase       die (noch) engen wirtschaftlichen Verflech-
hat sich das Vereinigte Königreich umfas-     tungen sowie die kulturellen und persön-
send von der EU gelöst. Zwar konnte der       lichen Beziehungen. Eine große Herausfor-
vollständige Bruch in Form eines »No-Deal-    derung für die Bundesregierung besteht
Brexits« verhindert werden; das Ende Dezem-   somit darin, London außen- und sicherheits-
ber 2020 geschlossene Handels- und Koope-     politisch in europäische Vorhaben einzu-
rationsabkommen (HKA) besiegelt aber eine     binden, ohne dabei die EU zu beschädigen.
harte Trennung zwischen der EU und Groß-
britannien. Gleichzeitig spricht aus Sicht
der EU vieles für eine enge Kooperation mit   Selbstdarstellung als globale
London in der Außen- und Sicherheitspoli-     Führungsmacht
tik: die geographische Nähe, die gemeinsa-
men Werte, Interessen und Herausforde-        Schon die ehemalige Premierministerin
rungen, die Mitgliedschaft in der Nato und    Theresa May hatte als Narrativ der bri-
in anderen internationalen Organisationen,    tischen Außenpolitik nach dem Brexit
»Global Britain« ausgerufen (vgl. SWP-Ak-          Haushalt für Entwicklungszusammenarbeit
                 tuell 29/2018). Boris Johnson will das VK          von 0,7 auf 0,5 Prozent des BIP zu kürzen.
                 nach vollzogenem Brexit als eigenständige          Dies schwächt die in der IR betonte britische
                 globale Führungsmacht behaupten. Mit der           »soft power« und Verlässlichkeit in einem
                 Integrated Review of Security, Defence, Develop-   zentralen Bereich und steht dem Narrativ
                 ment and Foreign Policy (IR) hat seine Regie-      des umfassenden Engagements von »Global
                 rung nun ihre Vorstellungen von »Global            Britain« entgegen. Zudem will London laut
                 Britain« konkretisiert. Im Vordergrund             der IR den Multilateralismus stärken, blen-
                 stehen vier Aspekte: (1) eine aktivere Nut-        det aber die EU als Partner aus. Doch viele
                 zung von Partnerschaften und Allianzen;            der britischen Ziele werden eine Zusammen-
                 (2) Großbritanniens Rolle als energischer          arbeit nicht nur mit europäischen Staaten
                 Verfechter des freien und offenen Handels;         erfordern, sondern auch mit der EU, etwa
                 (3) eine eigenständige Außenpolitik, die           im Bereich Sanktionen.
                 Forschung und Entwicklung, Entwicklungs-
                 zusammenarbeit und »soft power« verbin-            Eigenständiges Netzwerk an
                 det, sowie (4) eine schlagkräftige Sicher-         Handelsverträgen
                 heitspolitik mit globaler Reichweite.
                     Das Ambitionsniveau von »Global Britain«       Ein eigenes Netzwerk an globalen Handels-
                 ist dabei (rhetorisch) hoch: Großbritannien        verträgen soll die zweite Säule bilden. Aus
                 sieht sich als »game changer nation«, »a force     Sicht von Boris Johnson war dieses einer
                 for good in the world« und »science and tech       der Hauptgründe für den ausgehandelten
                 superpower«. Es möchte nach dem Brexit             harten Brexit. Für seine Handelsverträge
                 eigenständig in internationalen Fragen ent-        kann London zwar nicht mehr das Gewicht
                 scheiden, zum Beispiel als Vorreiter gegen         des EU-Binnenmarkts in die Waagschale
                 den Klimawandel, aber auch als Agenda-             werfen; es ist aber überzeugt, als sechst-
                 setter, etwa durch schnelle Sanktionen gegen       größte Volkswirtschaft der Welt Handels-
                 Belarus im Sommer 2020.                            verträge schließen zu können, die besser
                                                                    auf die britische Wirtschaft zugeschnitten
                 Außenpolitische Vernetzung                         sind. Gleichzeitig will London die Welt-
                                                                    handelsorganisation und das multilaterale
                 Die erste Säule von »Global Britain« ist die       Handelssystem stärken.
                 weiterhin sehr gute außenpolitische Ver-              In der Praxis hat die britische Regierung
                 netzung des VK. Zwar verliert London den           erfolgreich bestehende Handelsverträge der
                 direkten Zugang zur EU, nimmt also nicht           EU in eigene Abkommen übersetzt. Trotz
                 mehr teil am regelmäßigen Austausch der            nennenswerter Ausnahmen wie Mercosur
                 EU-Staats- und Regierungschefs, der Außen-         decken sie aus britischer Perspektive circa
                 ministerinnen und -minister und auf Arbeits-       57 Prozent der eigenen Exporte (Stand 2019)
                 ebene. Im weltweiten Vergleich hat London          ab: der Handelsvertrag mit der EU 46 Pro-
                 jedoch immer noch eine privilegierte Posi-         zent, alle anderen neuen Abkommen, zum
                 tion: Es bleibt ständiges Mitglied im VN-          Beispiel mit Japan, Südkorea oder Kanada,
                 Sicherheitsrat (mit Vetorecht), Mitglied der       etwas mehr als 11 Prozent. Außerdem lau-
                 G7 / G20, der OSZE, des Europarats und der         fen Handelsverhandlungen unter anderem
                 Nato. International verfügt London über            mit den USA, Indien und Australien sowie
                 eines der größten diplomatischen Netzwerke.        Gespräche über den Beitritt des VK zum
                 Hinzu kommen die traditionell engen Be-            Comprehensive and Progressive Agreement
                 ziehungen zu den USA sowie im Rahmen               for Trans-Pacific Partnership (CPTPP); bei
                 der »Five Eyes« zu Kanada, Australien und          Erfolg würden weitere 30 Prozent der briti-
                 Neuseeland.                                        schen Exporte abgedeckt. Vor allem ein
                    Die offensichtlichsten Widersprüche in          CPTPP-Beitritt würde einen tatsächlichen
                 dem Konzept sind politischer Natur. So hat         Unterschied zur EU darstellen und das sym-
                 die Regierung Johnson entschieden, den             bolische militärische Engagement Groß-

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britanniens im Indo-Pazifik handelspoli-       China verbinden. Im März 2021 erließ es
tisch ergänzen.                                parallel zur EU Sanktionen gegen das Land
   Diese guten Ergebnisse werden jedoch        aufgrund von Menschenrechtsverletzungen,
dadurch relativiert, dass die neuen Abkom-     ist aber auch an einem Handelsabkommen
men mit wenigen Abweichungen eine Über-        ähnlich dem EU-China-Investitionsschutz-
führung von Verträgen sind, die die EU aus-    abkommen interessiert.
gehandelt hat, und selbst mit engen Part-          Zweitens plant London unter dem Leit-
nern wie Kanada nur provisorisch bis zur       motiv Schwenk (»tilt«) zum Indo-Pazifik ein
Vereinbarung von Folgeabkommen gelten.         verstärktes politisches, wirtschaftliches und
Zudem bleibt die EU mit Abstand Groß-          militärisches Engagement in der Region.
britanniens wichtigster Handelspartner –       2020 wurde im Außenministerium der Pos-
und gerade die (Handels-)Beziehungen zur       ten eines Generaldirektors für die Region
EU werden durch viele neue Handelshinder-      Indo-Pazifik geschaffen, 2021 wird der briti-
nisse erschwert, die trotz des HKA mit dem     sche Flugzeugträger Queen Elizabeth in den
harten Brexit hinzugekommen sind.              Indo-Pazifik verlegt. Der angestrebte Beitritt
                                               zum CPTPP rundet das Bild ab.
Eigene außenpolitische Akzente                     Drittens richtet Großbritannien 2021 den
                                               Klimagipfel COP26 in Glasgow aus und hat
Die dritte Säule von »Global Britain« sieht    die G7-Präsidentschaft inne. In Klimafragen
eigenständige außenpolitische Initiativen      präsentiert sich das VK berechtigterweise
vor. Zwar verfolgen EU-Mitgliedstaaten stets   als Vorreiter, hat es doch schärfere Klima-
ihre eigene Außen- und Sicherheitspolitik;     ziele als die EU formuliert. Zusammen mit
seit dem Austritt aus der EU im Januar 2020    den USA will es in Glasgow einen großen
hat die britische Regierung aber versucht,     Durchbruch in der internationalen Klima-
sich durch eigene Akzente bewusst von den      politik unter britischer Führung aushandeln.
EU-Staaten abzusetzen.                         Mit der G7-Präsidentschaft hebt das VK seine
   Dies äußert sich erstens im Verhältnis zu   eigenständige globale Rolle hervor. Die G7
China. So hat das britische Parlament ein      nutzt es zunehmend als außenpolitisches
Installationsverbot von 5G-Infrastruktur       Forum, etwa mit Einladungen an Australien,
von Huawei erlassen, das ab September 2021     Indien und Südkorea sowie mit den gemein-
gilt. Nach dem harten Vorgehen der Volks-      samen Erklärungen der G7-Außenminister,
republik in seiner ehemaligen Kolonie Hong-    einschließlich des Hohen Vertreters (HV)
kong hat London allen Einwohnern Hong-         der EU für Außen- und Sicherheitspolitik,
kongs Visa inklusive der Perspektive auf       etwa zu Myanmar, Hongkong oder dem russi-
britische Staatsbürgerschaft angeboten. Mit    schen Truppenaufmarsch an der Grenze zur
Blick auf die US-Administration unter Joe      Ukraine.
Biden will London gegenüber China Härte            Mit diesen Ansätzen will London das sou-
zeigen und sich als wichtigster europäi-       veräne, globale Großbritannien bewusst als
scher Partner in Stellung bringen.             positiven Gegenentwurf zur negativ kon-
   Gleichzeitig skizziert London in der IR     notierten behäbigen EU positionieren. Aus
einen ›ausgewogenen‹ Ansatz gegenüber          britischer Sicht schließen sich für die eigene
China, dem zufolge es zwar ein systemischer    Post-Brexit-Außenpolitik ein stärkerer glo-
Herausforderer und die größte staatliche       baler Einfluss Londons und eine direkte Ko-
Bedrohung für die wirtschaftliche Sicherheit   operation mit der EU weitgehend aus. Wäh-
des VK ist, China und das VK aber auch vom     rend dieses Narrativ auf rhetorischer Ebene
bilateralen Handel und von gegenseitigen       verfängt, ist es praktisch nicht zu halten.
Investitionen profitieren. Nicht zuletzt       Denn Engagements wie Initiativen in der
müsse China mit an Bord sein, um globalen      G7-Präsidentschaft oder abgestimmte Sank-
Herausforderungen wie dem Klimawandel          tionen gegen China wegen Menschenrechts-
begegnen zu können. London will also wie       verletzungen wären alle auch als EU-Mit-
die EU Kooperation und Wettbewerb mit          glied möglich gewesen. Der Austritt aus der

                                                                                                SWP-Aktuell 35
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Union und die aktuell dysfunktionale Bezie-      haushalt und erfüllt das 2-Prozent-Ziel
                 hung zu ihr schwächen vielmehr den Hand-         bei den Verteidigungsausgaben und das
                 lungsspielraum Londons als selbstdeklarier-      20-Prozent-Investitionsziel der Nato. Das
                 ter Vorreiter des Multilateralismus. Britische   Verteidigungsbudget von aktuell 41,5 Mil-
                 Prioritäten, von Technologieregulierung bis      liarden Pfund wurde im November 2020
                 zum Klimawandel, ließen sich einfacher           außerordentlich um 16,5 Milliarden Pfund
                 mit der EU erreichen als ohne sie – oder         für die kommenden vier Jahre aufgestockt,
                 gar gegen sie.                                   zudem soll es jährlich um 0,5 Prozent über
                                                                  dem Inflationswert wachsen. Allerdings
                 Globaler sicherheits- und                        besteht im Ausrüstungsplan 2020–2030
                 verteidigungspolitischer Akteur                  eine substantielle Finanzierungslücke.
                                                                     Diese Erhöhung ist gleichermaßen ein
                 Sicherheits- und Verteidigungspolitik ist für    Signal an Washington, dass London militä-
                 London ein zentraler Bereich, um seine           risch relevant und in Europa führend blei-
                 Rolle als globale Führungsnation zu unter-       ben will. Neben dem in der IR beschlosse-
                 streichen. Diesen Anspruch will es erfüllen,     nen Ausbau der nuklearen Abschreckung
                 indem es bestehende Allianzen stärkt, neue       und der Marine will Großbritannien seine
                 Kooperationen ausbaut, seine internationale      Cyber- und Weltraumfähigkeiten verbes-
                 Präsenz ausweitet und seine Streitkräfte         sern und neue Technologien in die Streit-
                 modernisiert. Ziel ist weltweite Einsetzbar-     kräfte integrieren. Gleichzeitig soll (zumin-
                 keit, wobei der Fokus auf maritimen Fähig-       dest mittelfristig) das euroatlantische Engage-
                 keiten, Digitalisierung und der Integration      ment Priorität behalten; der IR zufolge ist
                 neuer Technologien liegt.                        Russland die »most acute« Bedrohung. Lang-
                    Die Stärkung der Allianzen betrifft in        fristig wird die Pazifikregion entscheidend.
                 erster Linie die transatlantischen Beziehun-        Die IR und die militärische Umsetzung
                 gen und die Nato. London drängt noch nach-       (Defence in a Competitive Age) beantworten
                 drücklicher darauf, die Nato (anstatt der EU)    mehrere Fragen nur teilweise. Zunächst
                 als Ort für europäische militärpolitische        wird das VK selbst mit der Aufstockung des
                 Koordinierung zu nutzen. Dem steht aller-        Verteidigungshaushalts global nicht allein
                 dings in der Praxis eine britische Tendenz       handlungsfähig; der britische Flugzeugträger
                 zu bi- (etwa mit Frankreich) und multilate-      im Indo-Pazifik beispielsweise braucht US-
                 ralen Formaten (wie der Joint Expeditionary      Geleitschutz. Ferner könnte es durch die
                 Force) gegenüber. Auch folgen der jüngst         globale Ausrichtung Fähigkeiten abbauen,
                 beschlossene Ausbau der Flotte, der Fokus        die laut Nato in Europa benötigt werden,
                 auf neue Technologien und der »tilt« zum         etwa im Landbereich. So soll das Heer von
                 Indo-Pazifik keiner innerhalb der Nato ab-       der ursprünglichen Planungsgröße 82 000
                 gestimmten Logik, sondern einer souverä-         auf 72 500 Mann im Jahr 2025 verkleinert
                 nen Priorisierung. Tatsächlich will London       werden (vgl. SWP-Aktuell 101/2020). Mit
                 als Zeichen der globalen Orientierung seine      dem Schwenk nach Asien gewinnt London
                 internationale Präsenz und Agilität erhöhen      militärisch zwar an globaler Sichtbarkeit,
                 und Partnerschaften außerhalb Europas            hat aber dort nicht den gleichen strategi-
                 intensivieren, vor allem mit den Staaten der     schen Einfluss, den seine Fähigkeiten in
                 »Five Eyes« und mit Singapur, Australien,        Europas Verteidigung haben, wo sie (noch)
                 Malaysia, Neuseeland in den Five Power           eine Schlüsselrolle spielen.
                 Defence Arrangements, aber auch mit ande-
                 ren ASEAN-Staaten, mit Japan, Südkorea
                 und Indien sowie Partnern im Nahen Osten         Ablehnung der EU als außen-
                 und Afrika.                                      politischer Akteur und Partner
                    Großbritannien verfügt laut dem Inter-
                 national Institute for Strategic Studies über    Eine Zusammenarbeit mit der EU in der
                 den weltweit viertgrößten Verteidigungs-         Außen- und Sicherheitspolitik lehnt die

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britische Regierung bisher weitgehend ab.       Auswärtigen Dienst gestellt und mit diesem
Während die Kooperation in diesem Be-           zusammengearbeitet hat. In seiner Rede auf
reich mit einzelnen EU-Staaten, allen voran     der Münchner Sicherheitskonferenz 2021
Frankreich und Deutschland, großteils vom       skizziert Boris Johnson ein »Global Britain«,
Brexit abgekoppelt wurde, hat die Zusam-        das sich für das Erstarken des Westens und
menarbeit mit der EU an sich deutlich ge-       die multilaterale Weltordnung einsetzt –
litten. Premier Johnson unterschrieb noch       in der die EU aber in der Außen- und Sicher-
im Januar 2020 gemeinsam mit dem Aus-           heitspolitik nicht vorkommt.
trittsabkommen die (rechtlich unverbind-           Ähnlich trüb sind die Aussichten in der
liche) politische Erklärung über die zu-        Verteidigungspolitik. Die EU hat Großbritan-
künftigen EU-VK-Beziehungen, die unter          nien angeboten, sich unter den regulären
anderem das Ziel einer engen »Sicherheits-      Bedingungen für Drittstaaten an GSVP-Ope-
partnerschaft« beinhaltete. Hierzu sollten      rationen oder Projekten der Ständigen Struk-
ein regelmäßiger Austausch in der Außen-,       turierten Zusammenarbeit zu beteiligen.
Sicherheits- und Verteidigungspolitik ge-       Letzteres streben mittlerweile selbst die
hören, eine Abstimmung bei Sanktionen           USA an. Die britische Regierung hingegen
oder die Beteiligung des VK an Operationen      lehnt alle Möglichkeiten ab.
im Rahmen der Gemeinsamen Sicherheits-
und Verteidigungspolitik (GSVP).                Die britisch-europäische Kluft
    Davon ist bei der Aushandlung des künf-
tigen Verhältnisses 2020 nichts geblieben.      Der britische Positionswechsel in der Außen-
Wenige Tage nach Unterschrift der politi-       und Sicherheitspolitik lässt sich zum großen
schen Erklärung veröffentlichte die britische   Teil mit der innenpolitischen Dynamik im
Regierung ihr Verhandlungsmandat, in dem        VK erklären. Hier setzten sich 2019 die har-
sie keine institutionalisierte Zusammen-        ten Brexit-Befürworter durch. Boris Johnson
arbeit mit der EU in der Außen- und Sicher-     holte nach seiner Amtsübernahme aus-
heitspolitik mehr vorsah. Das Wort »Vertei-     schließlich Brexiteers in sein Kabinett, die
digung« oder Bezüge zur Kooperation auf         wie Außenminister Dominic Raab teils ihre
diesem Gebiet fehlten. Als Folge sucht man      gesamte politische Karriere für den EU-Aus-
Regelungen zur Kooperation in der Außen-        tritt gekämpft haben. Während die EU in
und Sicherheitspolitik im HKA vergeblich.       der Handelspolitik oder der inneren Sicher-
Ein Austausch über diese Themen ist selbst      heit von so zentraler Bedeutung ist, dass
in den mit dem HKA geschaffenen EU-VK-          sich das VK unausweichlich mit ihr arrangie-
Institutionen nicht geplant. US-Außen-          ren muss, bleibt sie in der Außen-, Sicher-
minister Antony Blinken nahm jüngst am          heits- und vor allem der Verteidigungspoli-
EU-Außenministerrat als Gast teil – der-        tik schwach.
gleichen wünscht London nicht.                     Daher setzt London darauf, die EU in die-
    Auch in der IR blendet London die EU        sem Bereich folgenlos umgehen zu können
als Akteur oder gar Partner in der Außen-       und sich stattdessen bi- und multilateral
und Sicherheitspolitik aus; erwähnt wird        namentlich mit Frankreich und Deutsch-
sie ausschließlich als Partner in der Klima-    land direkt abzustimmen, zu einem geringe-
politik. Zudem hat das britische Außen-         ren Grade auch mit Polen oder den nordi-
ministerium dem EU-Botschafter die diplo-       schen Staaten. Dieser Fokus auf alternative
matische Anerkennung mit dem Argument           Formate kann durchaus als Versuch gewer-
verwehrt, damit einen Präzedenzfall für         tet werden, die EU außen- und sicherheits-
andere internationale Organisationen zu         politisch zusätzlich zu schwächen. Dies ist
setzen. Dies ist wenig überzeugend, zumal       nicht nur eine verpasste Chance für eine
nicht nur alle anderen 140 Drittstaaten mit     dringend notwendige positive Kooperation
EU-Delegation deren Botschafter anerken-        zwischen der EU und dem VK, sondern er-
nen, sondern auch das VK bis zu seinem          höht ebenfalls das Risiko, dass die Europäer
EU-Austritt Personal für den Europäischen       von Dritten wie Russland, China und in

                                                                                                SWP-Aktuell 35
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Einzelfällen auch den USA gespalten werden.      abzustimmen. Treffen fanden häufiger statt,
                 Außerdem verlieren insbesondere zwischen         die Themenpalette wurde verbreitert (vom
                 der EU und dem VK nicht abgestimmte              Südchinesischen Meer bis zur Vergiftung des
                 Sanktionen an Wirkungskraft und die Ge-          Agenten Sergej Skripal), neben den Außen-
                 fahr steigt, dass die Briten sich auch in der    ministern trafen sich die Verteidigungs-
                 Außen- und Sicherheitspolitik schrittweise       minister, Partner wurden assoziiert. Das E3-
                 von der EU entfernen.                            Format erlaubt, London auch ohne institu-
                    Die EU tut sich ihrerseits schwer mit der     tionelles Abkommen in EU-Entscheidungen
                 außen- und sicherheitspolitischen Koopera-       indirekt einzubeziehen, Positionierungen
                 tion mit dem VK. Die Gemeinsame Außen-           über EU-Themen hinaus abzusprechen und
                 und Sicherheitspolitik (GASP) steht im Wider-    gemeinsam vorzugehen.
                 spruch zu Bilateralisierungen, »cherry-pick-         Allerdings befürchten andere EU-Staaten
                 ing« und zur ausschließlichen Nutzung            ein exklusives und intransparentes Format,
                 flexibler Formate. Das EU-Mandat für die         das die europäische Geschlossenheit zu
                 Aushandlung der zukünftigen Beziehungen          unterminieren droht, Interessen anderer
                 zielte zwar auf eine Zusammenarbeit in           Staaten nicht berücksichtigt oder gar als
                 diesem Politikfeld ab, betonte aber ausdrück-    Direktorat Entscheidungen vorgibt. Die
                 lich die Bewahrung der »Entscheidungs-           Atomverhandlungen mit dem Iran wurden
                 autonomie« der EU. Angeboten wurde dem           über eine einflussreiche Rolle des HV an die
                 VK lediglich, sich als Unterstützer ohne         EU angebunden; dieser war bei der jüngsten
                 Mitspracherecht an EU-Entscheidungen zu          Wiederbelebung des Formats jedoch nicht
                 beteiligen, was mit seinem außen- und            anwesend. Auch gilt es zu verhindern, dass
                 sicherheitspolitischen Gewicht sowie seinem      London einen Erfolg der E3 als Misserfolg
                 Selbstverständnis kaum vereinbar ist.            der EU-Außenpolitik deklariert und die
                                                                  normative Auseinandersetzung vorantreibt.
                                                                      Erfolgversprechend mit Blick auf Ergeb-
                 Mögliche Formate                                 nisse und Akzeptanz scheint eine themen-
                                                                  spezifische temporäre Ergänzung: E3 + X.
                 In der Folge findet die Zusammenarbeit           Wenn es um die östliche Nachbarschaft der
                 zwischen dem VK und den EU-Staaten in            EU geht, könnte etwa Polen dazukommen.
                 der Außen- und Sicherheitspolitik zurzeit        Für die EU-Nato-Kooperation böte sich E3 +
                 primär in flexiblen Formaten statt. Diese        Nato-Generalsekretär + EU HV an. Berlin
                 sollten im gegenseitigen Interesse genutzt       und Paris sollten darauf drängen, den HV
                 werden, um – oft in parallelen Prozessen –       einzubinden, um die Legitimität der Union
                 London in internationalen Fragen im euro-        zu stärken. Er könnte ihre Interessen ver-
                 päischen Rahmen zu halten, externe Spal-         treten und als »watchdog« der anderen EU-
                 tungsversuche zu unterbinden und Groß-           Staaten deren Positionen einbringen. Per-
                 britanniens Beziehung zur EU aufrechtzu-         spektivisch könnte auch der lang diskutierte
                 erhalten. Folgende Formate bieten sich an:       »Europäische Sicherheitsrat« zur Einbettung
                    Das derzeit oft diskutierte E3-Format,        Londons genutzt werden, zu dem aber noch
                 bestehend aus Frankreich, Großbritannien         viele Fragen geklärt werden müssten.
                 und Deutschland, bezieht seine Reputation            Die Quad, in diesem Fall die E3 und die
                 vor allem aus den Verhandlungen zum              USA, hat in der Vergangenheit auf Ebene der
                 Nuklearabkommen mit dem Iran seit 2003.          politischen Direktoren gut funktioniert,
                 Seit 2016 ist seine Bedeutung gestiegen: Es      was Informationsaustausch und Koordinie-
                 gilt als Möglichkeit, trotz des Brexits außen-   rung angeht. Seit Blinken US-Außenminister
                 politische Koordinierung zwischen den drei       ist, traf sich zudem die Außenminister-Quad
                 großen europäischen Ländern zu gewähr-           mehrfach, etwa zum Iran, zu Myanmar und
                 leisten, der schwachen GASP Anstöße zu           China.
                 geben und den Umgang mit dem schwierigen             Wie bei den E3 liegt die Herausforderung
                 US-Präsidenten Donald Trump (2017–2021)          der Quad darin, dass andere EU-Staaten ihre

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Nichtbeteiligung kritisieren, allen voran        Bi- und minilaterale Gespräche mit London
Polen, Italien und Spanien. Zu Recht ver-        könnten zum Beispiel dazu dienen, EU-
weisen Letztere darauf, dass sie bei bestimm-    Sanktionsentscheidungen zu flankieren.
ten Themen genauso viel oder mehr Ein-           London hat sich seit dem Brexit-Referen-
fluss oder Fähigkeiten einbringen können         dum um engere bilaterale Beziehungen be-
wie die E3, etwa mit Blick auf die Südflanke     müht, nicht zuletzt aufgrund der Annahme,
der EU. Die USA haben aus Sorge vor sol-         Berlin könne die EU-Verhandlungen (und
chen Beschwerden den Begriff »Quad« lange        EU-Politiken allgemein) maßgeblich be-
vermieden. Londons Fokus auf die E3 und          einflussen. Deutschland hingegen hat Wert
die Quad deutet auf ein britisches Politik-      darauf gelegt, die Zusammenarbeit mit den
verständnis hin, das auf die USA und große       EU-27 zu priorisieren und den Eindruck
Staaten setzt, anstatt themenbezogen nach        zu vermeiden, eine bilaterale Kooperation
relevanten Akteuren zu suchen. Diese Les-        könne diejenige innerhalb der EU unter-
art sollte sich Berlin nicht zu eigen machen,    minieren.
sondern wie beim E3-Format auf einer the-           Nach dem Vollzug des Brexits besteht
menspezifischen temporären Erweiterung           Spielraum für Deutschland, diese Balance
der Quad insistieren. So könnte Deutsch-         hin zu etwas mehr bilateraler Kooperation
land in seiner Brückenfunktion sicherstel-       mit dem VK zu verlagern. Denn gerade in
len, dass auch die Interessen der EU-Partner     der Außen- und Sicherheitspolitik ist die
einbezogen werden.                               Entscheidungsautonomie der EU nicht ge-
   Auf globaler Ebene bietet sich als flexib-    fährdet; vielmehr ist es sinnvoll und gebo-
les Format die G7 auch zur Koordination in       ten, London parallel einzubinden, solange
der Außen- und Sicherheitspolitik an. Lon-       dies in Ergänzung und nicht anstelle der
don hat während seiner G7-Präsidentschaft        außen- und sicherheitspolitischen Koopera-
das Format für außenpolitische Koordinie-        tion innerhalb der EU stattfindet. Die seit
rung genutzt, begünstigt durch den Macht-        langem geplante Unterzeichnung der ge-
wechsel in Washington. Vorteil ist hier,         meinsamen Erklärung zur bilateralen
dass die EU bereits G7-Mitglied ist und der      Zusammenarbeit in der Außen- und Sicher-
HV an den Erklärungen der G7-Außen-              heitspolitik könnte hier ein positives Signal
minister beteiligt war. Nach Großbritannien      senden.
übernimmt 2022 Deutschland die G7-Präsi-            Ad-hoc-Koordinierung mit der EU:
dentschaft, könnte also die außen- und           Schließlich sollte sich Deutschland dafür ein-
sicherheitspolitische Nutzung des Formats        setzen, dass trotz des schwierigen Verhält-
fortführen.                                      nisses zwischen EU und britischer Regie-
   Die Nato bleibt das zentrale militärpoliti-   rung alle flexiblen Möglichkeiten zur EU-
sche Forum für europäische und transatlan-       VK-Koordinierung ausgeschöpft werden.
tische Koordination. Es liegt daher in bei-      Vorbild hierfür könnte die zunehmende
derseitigem Interesse, dass Großbritannien       Abstimmung mit den USA sein: In Analogie
ein starker und verlässlicher Partner bleibt.    zu den Besuchen von US-Präsident und
Aus deutscher Sicht ergänzen EU-Verteidi-        US-Außenminister im Europäischen Rat
gungsinitiativen die Nato-Verpflichtungen        bzw. Außenministerrat könnte etwa der
und erhöhen die europäische Handlungs-           britische Außenminister eingeladen werden
fähigkeit. Deshalb sollte die Nato-EU-Koope-     zu Beratungen zum Umgang mit Russland
ration für eine weitere Anbindung des VK         oder zum Vorgehen im Indo-Pazifik. Solche
an EU-Initiativen genutzt werden. Versuche,      Ad-hoc-Formate könnten schrittweise Ver-
EU und Nato gegeneinander auszuspielen,          trauen aufbauen und in Einzelfragen den
gilt es indes zu unterbinden.                    Nutzen gegenseitiger Koordinierung unter-
   Überdies sollte Deutschland dort, wo es       streichen, ohne dass die Entscheidungs-
seinen Interessen entspricht, die bilaterale     autonomie der EU oder die britische Souve-
Koordinierung mit London anstreben und           ränität eingeschränkt würden.
durch regelmäßigen Austausch stärken.

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Zielkonflikte mit Blick auf                                     Kooperation legen. Deutschland sollte sich
                               die künftige Zusammenarbeit                                     dafür einsetzen, dass sich die EU-Länder
                                                                                               untereinander über ihre bilaterale Zusam-
                               Die Einbindung Großbritanniens in außen-,                       menarbeit mit dem VK austauschen, damit
                               sicherheits- und verteidigungspolitische Ko-                    sie nicht gegeneinander ausgespielt werden.
                               operation(en) stellt gerade Deutschland vor                        Thematisch ist sich die EU bzw. Deutsch-
                               erhebliche Zielkonflikte, muss es doch zwei                     land mit Großbritannien bei den meisten
                               durch den Brexit gegensätzlich gewordene                        außenpolitischen Dossiers einig. Hier ist
                               Interessen abwägen: Einerseits bleibt das                       Kooperation möglich, etwa mit Blick auf die
                               Vereinigte Königreich ein wichtiger Partner,                    COP26, den Iran oder Russland. Einige we-
© Stiftung Wissenschaft        mit dem Deutschland viele Interessen, Werte                     nige Felder bergen Konfliktstoff, vor allem
und Politik, 2021              und Herausforderungen teilt. Andererseits                       handelspolitische und regulatorische Fragen
Alle Rechte vorbehalten        erschwert die ideologisch getriebene grund-                     sowie pandemiebezogene Themen (Impf-
                               sätzliche Ablehnung Großbritanniens, mit                        stoffe). Diese drohen das angespannte Ver-
Das Aktuell gibt die Auf-
                               der EU in der Außen- und Sicherheitspolitik                     hältnis zu dominieren, wie der aktuelle
fassung des Autors und
der Autorin wieder.            zu kooperieren, die Abstimmung derzeit                          Konflikt um das Nordirland-Protokoll zeigt.
                               beträchtlich. Solange die britische Regierung                      Langfristiges Ziel sollte eine Normalisie-
In der Online-Version dieser   eine Zusammenarbeit mit der EU hier so ka-                      rung und Institutionalisierung der EU-VK-
Publikation sind Verweise      tegorisch ablehnt, sind Partner wie Deutsch-                    Beziehungen sein. Voraussetzung hierfür
auf SWP-Schriften und
                               land und Frankreich gezwungen zu wäh-                           wären eine größere Offenheit der EU; eine
wichtige Quellen anklickbar.
                               len: zwischen einer Koordination innerhalb                      veränderte politische Position Londons;
SWP-Aktuells werden intern     der EU und einer bi- bzw. multilateralen                        eine erfolgreichere EU-Außenpolitik, die die
einem Begutachtungsverfah-     Zusammenarbeit mit dem VK. Dieser Ziel-                         Union als Partner attraktiver macht, oder
ren, einem Faktencheck und     konflikt wird sich angesichts der verhärte-                     eine Veränderung der internationalen Sicher-
einem Lektorat unterzogen.     ten Positionen nicht kurzfristig lösen lassen.                  heitslage, die mehr Kooperation erfordert.
Weitere Informationen
                                  Mittelfristig ist daher mit »ad hocism« und                  Das Superwahljahr 2024, in dem in den
zur Qualitätssicherung der
SWP finden Sie auf der SWP-    Kooperationen in kleineren Formaten (wie                        USA, in Großbritannien und der EU gewählt
Website unter https://www.     den E3) zu rechnen. Informelle Kontakte                         wird und sich alle drei Akteure potentiell
swp-berlin.org/ueber-uns/      zwischen dem VK und der EU bzw. einzel-                         neu aufstellen, könnte den Weg ebnen für
qualitaetssicherung/           nen EU-Staaten werden dominieren, dar-                          qualitativ neue Beziehungen zwischen der
                               über hinaus wird bei gemeinsamen Inter-                         EU und dem Vereinigten Königreich.
SWP
Stiftung Wissenschaft und
                               essen eine themengebundene Koordination                            Bis dahin sollte das deutsche Interesse
Politik                        stattfinden, beispielsweise bei Sanktionen.                     darauf ausgerichtet sein, durch regelmäßi-
Deutsches Institut für         Die belasteten EU-VK-Beziehungen setzen                         gen Austausch eine enge Koordination mit
Internationale Politik und     jedoch auch der bilateralen Kooperation                         London zu gewährleisten, und zwar in bi-
Sicherheit                     Grenzen, denn je weiter sich der Konflikt                       und minilateralen Formaten sowie in der
                               zwischen der EU und dem VK zuspitzt,                            Nato. Das übergeordnete Ziel sollte stets
Ludwigkirchplatz 3–4
10719 Berlin                   etwa was Nordirland oder die Impfstoff-                         sein, die Außen- und Sicherheitspolitik der
Telefon +49 30 880 07-0        verteilung angeht, desto schwieriger wird es                    EU grundsätzlich und nachhaltig zu stärken.
Fax +49 30 880 07-100          für Deutschland und andere EU-Staaten                           Jegliche Versuche Londons, kleinere For-
www.swp-berlin.org             wie Irland, normale Beziehungen zu Lon-                         mate gegen die EU als Ganzes oder einzelne
swp@swp-berlin.org
                               don zu pflegen. Gleichzeitig kann eine                          EU-Staaten gegeneinander auszuspielen
ISSN (Print) 1611-6364
                               erfolgreiche mittelfristige Kooperation (z. B.                  und damit die Union zu schwächen oder
ISSN (Online) 2747-5018        in den E3, der G7 oder bilateral) funktionie-                   vorzuführen, müssen abgewehrt werden.
doi: 10.18449/2021A35          rende Arbeitszusammenhänge wiederher-                           Die EU wie ihre Mitgliedstaaten müssen
                               stellen, Vertrauen aufbauen und positive                        sich darüber im Klaren sein, dass die Zu-
                               Ergebnisse zeitigen – und somit die Basis                       sammenarbeit mit London auf absehbare
                               für eine langfristige institutionalisierte                      Zeit schwierig sein wird.

                               Dr. Claudia Major ist Leiterin der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik.
                               Dr. Nicolai von Ondarza ist Leiter der Forschungsgruppe EU / Europa.

      SWP-Aktuell 35
      April 2021

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