Die Sparkassenorganisation in Spanien - SPARKASSEN INTERNATIONAL - Deutscher Sparkassen- und ...
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SPARKASSEN INTERNATIONAL 23. Juni 2019 Die Sparkassenorganisation in Spanien In Spanien wurde seit Ende der 1980er Jahre, dem Zeitpunkt der Autor: Abschaffung des Regionalprinzips, die Verbundzusammenarbeit Jürgen Arnoldt - DSGV zwischen Sparkassen zugunsten des Wachstums der Institute aufgegeben. Seitdem ist die Anzahl der Sparkassen in Spanien stark gefallen. Im Gegenzug ist der Marktanteil der Sparkassen im Kreditgeschäft von ca. 28% auf ca. 36% gestiegen. Ein Gesetz vom Juli 2010 erlaubte die Trennung der Gemeinwohlorientierung vom Bankgeschäft. Die gemeinwohlorientierten Aufgaben (in Spanien: „obra social“) verblieben in der als privatrechtliche Stiftung geführten Trägersparkasse. Das Bankgeschäft konnte in eine (börsennotierte) Bank ausgelagert werden, mit dem Ziel, Eigenkapital am Markt aufnehmen zu können. Während die Trägerstiftungen überwiegend weiter bestanden, erlebten die Bankholdings bis 2012 zwei Fusionswellen, die bis 2014 eine völlige Neuaufstellung des Sektors bewirkten. Heute bestehen nur noch 7 von Sparkassen abgeleitete Kredit- institute in Spanien, getragen von 14 Bankstiftungen (vorma- ligen Cajas). Die durchschnittliche Bilanzsumme dieser Holdings liegt bei ca. 95 Mrd. EUR. Außerdem gibt es noch zwei Sparkassen, welche in ihrer alten Form erhalten geblieben sind. 1
Der spanische Bankenmarkt Gesamtwirtschaftlich besitzt der Bankensektor in Spanien eine leicht unterdurchschnittliche Bedeutung im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. So war die Bilanzsumme aller Banken 2018 in etwa 2,2-mal so groß wie die gesamtwirtschaftliche Leistung des Landes. Im Vergleich dazu betrug der europäische Durchschnitt das 2,8-fache des BIP. Das Bankfilialnetz in Spanien ist mit 1.695 Einwohnern pro Geschäftsstelle stark überdurchschnittlich ausge- baut. Im Vergleich dazu liegt der europäische Durchschnitt bei 4.396 Einwohnern pro Geschäftsstelle (siehe Grafiken 1 und 2). 2018 lag der Bestand an ausfallgefährdeten Krediten bei spani- schen Banken mit einem Wert von 4,04% deutlich unter dem Durchschnitt von 7,81% in anderer europäischen Ländern. Die Cost-Income-Ratio der spanischen Banken lag 2018 mit 53% auf einem ähnlich hohen Niveau wie bei Banken in anderen europäi- schen Länder. Die Rentabilität, gemessen am Return on Equity, war 2018 ebenfalls verlgleichbar zum Durchschnitt anderer Wett- bewerber in Europa (siehe Grafiken 3 und 4). Seit Ende der 1990er Jahre erlebte Spanien einen durch Niedrig- zinsen und steigende Einkommen befeuerten Bauboom, welcher die treibende Kraft für ein anhaltend hohes Wirtschaftswachstum war. 2008 platzte die Immobilienblase. Die Finanzkrise entwickelte sich rasch zu einer Bankenkrise, in deren Folge 2009 ein staatli- cher Bankenrettungsfonds (FROB) eingerichtet sowie eine Um- strukturierung und Rekapitalisierung des spanischen Sparkassen- sektors beschlossen wurde. Im Januar 2016 kam die Europäische Kommission zu dem Schluss, dass das Programm zur finanziellen Unterstützung der Banken erfolgreich abgeschlossen wurde. Die Kommission unterstrich den Erfolg der eingeleiteten Maßnahmen und die starke Verpflichtung der spanischen Behörden in ihrer Ausführung. Am Ende wurden nur 40 Milliarden Euro von den zur Verfügung gestellten 100 Milliarden Euro benötigt. In den ersten Monaten des Jahres 2019 haben sich die Risiken für die Stabilität des spanischen Finanzsystems leicht erhöht. Vor allem die zunehmenden makroökonomischen Risken, wie der Han- delstreit zwischen China und den USA, spielen hierbei eine große Rolle und lassen die Risikoprämien und die Volatiltät an den Märk- ten steigen. Hinzu kommt die niedrige Profitabilität der spani- schen Banken aufgrund von Niedrigzinsen und steigenden regula- torischen Kosten. 2
Tabelle 1: Die größten spanischen Banken nach Bilanzsumme Gruppe 2017 2016 2015 2014 Banco Santander 1.445 1.339 1.340 1.266 BBVA 702 732 750 632 CaixaBank 379 348 344 339 Banco de Sabadell 217 213 209 163 Bankia 181 190 207 234 Quelle: www.relbanks.com, 2019, in Mrd. Euro Grafik 1: Bilanzsumme Banken zu BIP (BzBIP), in % 400 300 200 BzBIP Spanien BzBIP Europa Durchschnitt 100 0 2015 2016 2017 2018 Quelle: Europäische Zentralbank, 2019 Grafik 2: Einwohner pro Geschäftsstelle (EpG) 6.000 4.000 EpG Spanien 2.000 EpG Europa Durchschnitt 0 2014 2015 2016 2017 Quelle: Europäische Zentralbank, 2019 Grafik 3: Cost-Income-Ratio (CIR), in % 80 60 40 CIR Spanien CIR Europa Durchschnitt 20 0 2015 2016 2017 2018 Quelle: Europäische Zentralbank, 2019 Grafik 4: Return on Equity (RoE), in % 10 5 RoE Spanien RoE Europa Durchschnitt 0 2015 2016 2017 2018 Quelle: Europäische Zentralbank, 2019 3
Die spanischen Sparkassen Die erste spanische Sparkasse (Caja de Ahorros) wurde 1838 durch private Initiatoren gegründet. Wie auch in anderen Ländern sollte in erster Linie das Sparen als Mittel zur Verbesserung der Lebens- umstände in der Bevölkerung gefördert werden. Die in eigentümerloser Rechtsform geführten Sparkassen wurden zu wohltätigen Einrichtungen erklärt und die Leitung einem Gre- mium mit staatlich benannten Mitgliedern übertragen. Ihr Wir- kungskreis war auf die jeweilige Heimatregion begrenzt (Regio- nalprinzip). Noch zu Beginn der Reform des spanischen Sparkas- senwesens im Jahr 1977, als Sparkassen hinsichtlich der zulässi- gen Geschäfte den privaten Banken gleichgestellt wurden, nahm der Staat massiven Einfluss auf die Aktivitäten der Sparkassen, unter anderem durch Vorgaben zur Verwendung der Gewinne und Einlagen. Geschäfte mit Unternehmen waren verboten. Seit 2010 besteht die Möglichkeit, dass die Sparkassen ihr Bank- geschäft in eine AG auslagern. Dies geschah für die überwiegende Zahl der Cajas. Im zweiten Schritt wurde dann das Bankgeschäft mehrerer Institute verschmolzen (als Fusion oder als Institutional Protection Scheme - IPS). Dabei blieben im Hintergrund die ur- sprünglichen Cajas als Trägerstiftungen erhalten. Am Markt agie- ren aber Banken, die aufgrund ihrer historischen Entstehung noch als „Sparkassen“ bezeichnet werdend. Mit dem Sparkassengesetz im Dezember 2013 wurde den „Cajas“ eine Wachstumsobergrenze gesetzt. Bei einer Bilanzsumme von mehr als 10 Milliarden Euro oder einem Marktanteil von über 35 % bei Einlagen in ihrem regi- onalen Heimatmarkt muss das Bankgeschäft in ein separates Kre- ditinstitut ausgelagert werden. Diese Regelung bildet aber im Wesentlichen nur die schon heute existierende Realität ab. So haben sich von den ehemals 45 spani- schen Cajas 43 Institute über Fusionen oder die Einbringung in ein IPS zu 7 Großsparkassen konsolidiert. Dadurch hat sich die durch- schnittliche Bilanzsumme pro Institut von 30 Mrd. Euro (Dezember 2009) auf 94.69Mrd. Euro (Dezember 2018) erhöht. Im gleichen Zeitraum hat sich die Anzahl der Geschäftsstellen um 47,6% und die Anzahl der Beschäftigten um 41,2% verringert. Trotzdem ist noch rund jede zweite Bankgeschäftsstelle in Spanien die einer Sparkasse. Nur zwei Cajas, Caixa Ontinyent und Colonya Caixa Polença, haben ihr operatives Bankgeschäft noch in eigenen Hän- den (für mehr Details siehe Tabelle 2). 4
Die Kredite an Privathaushalte und Unternehmen fielen in 2018 um 3,0%, nachdem sie bereits in 2017 um 2,1% gesunken waren. Demgegenüber stiegen die Kundeneinlagen in 2018 um 4,6% (2017: 0,4%) an. Vor allem rückläufige betriebliche Aufwendungen sowie geringere Abschreibungen auf Krediten führten in 2018 zu einer 33-prozentigen Gewinnsteigerung auf 3,39 Mrd. Euro. Der Zinsüberschuss blieb nahezu konstant, wobei das Provisionser- gebnis von 0,57% auf 0,59% der Bilanzsumme anstieg. Die spanischen Sparkassenstiftungen haben in 2018 insgesamt 813 Mio. Euro für gemeinnützige Zwecke aufgewandt. Das bedeu- tet eine fast 2-przentige Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Die Schwerpunkte der Förderung lagen in den Bereichen Soziales, Bildung und Forschung sowie Kultur. Zum 11.1.2018 fusionierten die Sparkassen BMN und Bankia zur neuen Großsparkasse Bankia. Tabelle 2: Konsolidierungen im spanischen Sparkassensektor 2009: 45 Sparkassen 2018: 9 Sparkassen La Caixa, Caixa Girona, Cajasol, Caja de Guadalajara, Caja Navarra, Caja de Burgos, Caja Canarias Caixabank Caja Madrid, Banaja, La Caja de Canarias, Caixa Laietana, Caja de Ávila, Caja Segovia, Caja Roja, Bankia Caja Murcia, Caixa Penedès, Caja Granada, Sa Nostra Cajasur, BBK, Kutxa, Vital Kutxa Kutxabank Unicaja, Caja Jaén, Caja España, Caja Duero Unicaja Banco Caixa Galicia, Caixanova Abanca CCM, Cajastur, Caja de Extremadura, Caja Cantabria Liberbank Caja Immaculada de Aragón, Caja Circulo de Burgos, Caja de Badajoz, Ibercaja Ibercaja Banco Caixa Ontinyent Caixa Ontinyent Colonya Caixa Pollença Colonya Caixa Polença Quelle: ceca, 2019 Quelle: http://www.eng.ceca.es/a-quien-representamos/entidades-de-credito/, 2018 5
Tabelle 3: Strukturmerkmale der spanischen Sparkassen Rechtsform Universalbanken in stiftungsähnlicher (der Cajas bzw. Rechtsform ohne Gesellschafter und ohne Bankstiftungen) Gewinnerzielungsabsicht. Seit Juli 2010 ist eine Ausgliederung des Bankgeschäfts in eine AG möglich. Sofern ein Mindestbehalt von 10% unterschritten wird, muss die Sparkasse in eine Stiftung ohne Bankge- schäft umgewandelt werden. Gleiches gilt bei der Einbringung zentraler Bereiche in ein IPS. Öffentliche Unter- Laut Gesetz dürfen max. 25% der Mitglieder stützung und Kon- der Generalversammlung durch die öffentli- trolle che Verwaltung gestellt werden. Gewählte Politiker dürfen kein Amt in den Gremien der Sparkassen ausüben. Geschäftstätigkeit 1977 wurden die Sparkassen hinsichtlich der zulässigen Geschäfte den privaten Ban- ken gleichgestellt. Regionalprinzip 1988 kam es zur vollständigen Aufhebung des Regionalprinzips. Die Errichtung von Zweigstellen ist auch im Ausland zugelassen, ebenso die Beteiligung an Instituten im Ausland. Mit dem neuen Sparkassengesetz von 2013 wurde geregelt, dass Sparkassen nur in der eigenen und den angrenzenden Provinzen tätig sein dürfen, mit der Begrenzung auf maximal 10 Provin- zen. Gemeinwohl- Die Sparkassen führen mindestens 50 % orientierung ihrer Gewinne nach Steuern den Reserven zu. Der Überschuss wird für wohltätige Zwe- cke (Obra Social) verwendet. 6
Der Dachverband: CECA (Confederación Española de Cajas de Ahorros) Nationalverband der spanischen Sparkassen, gegründet 1928 Tabelle 4: Strukturmerkmale des spanischen Sparkassenverbandes Mitglieder Alle spanischen Sparkassen, aus Sparkassen her- vorgegangen SIPs, Sparkassenstiftungen und Kre- ditinstitute, die nach den Richtlinien des Sparkas- senwesens operieren. Die Mitgliedschaft ist freiwil- lig und permanent, jede Sparkasse hat ein Kündi- gungsrecht. Zweck Vertretung der Mitglieder auf nationaler und internationaler Ebene. Speziell auf internatio- naler Ebene Vertretung der Sparkassen im Wel- tinstitut der Sparkassen sowie der europäi- schen Sparkassenvereinigung Erstellung statistischer Analysen und Wahr- nehmung von Verwaltungsdiensten für die Mit- glieder sowie beratende Unterstützung in Steu- er-, Verordnungsrechts-, Wirtschafts-, Marke- ting- und Werbefragen Studien- und Weiterbildungszentrum für alle Bereiche, die die Finanzmärkte betreffen Tabelle 5: Wichtige Kennzahlen der CECA-Mitgliedsinstitute 2018 Cost Income Ratio 56% Marktanteil der Ceca Institute bei Krediten36% Marktanteil der Ceca Institute bei Einlagen38% Durchschnittliches Bilanzvolumen 94,9 Mrd. Euro Geschäftsstellen 11.557 Quelle: CECA, 2019 7
Cecabank 2012 hat sich die Leitung der CECA dazu entschlossen, die finanzi- ellen Geschäfte des Verbandes in einer eigens dafür zu schaffen- den Bank auszulagern. Am 12. November 2012 kam es so zur Gründung der Cecabank, auf welche sämtliche Forderungen und Verbindlichkeiten des Verbandes übertragen wurden. Nach dieser Ausgliederung ist der Verband für die Interessenvertretung und Kommunikation zwischen den Sparkassen zuständig, während die Cecabank als Finanzdienstleister der Sparkassen (z.B. im Wertpa- piergeschäft) arbeitet. Tabelle 6: Strukturmerkmale der Cecabank Rechtsform Aktiengesellschaft Anteilseigner CECA: 89 %; Sparkassen und deren Nachfolge- institute: 11% Zweck Finanzdienstleister der Sparkassen (Aus- landsgeschäft, Wertpapier- und Emissions- geschäft, Girozentrale) Dienstleistungen im Bereich Beratung, Technik und Verwaltung für öffentliche und private Körperschaften Tabelle 7: Wichtige Kennzahlen der Cecabank 2018 Bilanzsumme 9.649 Eigenkapital 1.073 Jahresüberschuss 63,5 Kernkapitalquote 35,8% Quelle: Finanzbericht Cecabank, 2018, in Mio. Euro 8
Impressum Herausgeber Verantwortlich Deutscher Sparkassen- und Giroverband Dr. Thomas Keidel – DSGV Abteilung Volkswirtschaft, Finanzmärkte Thomas.Keidel@DSGV.DE und Wirtschaftspolitik Charlottenstraße 47 Autor 10117 Berlin Jürgen Arnoldt Juergen.Arnoldt@DSGV.DE Telefon: 030 20225-5300 DSGV-Volkswirtschaft@DSGV.DE Hinweis www.DSGV.de Alle Publikationen dieser Reihe finden Sie unter http://www.dsgv.de/de/sparkassen-finanzgruppe/ Gestaltung sparkassen-international/index.html Franz Metz, Berlin Bildnachweis Seite 1: Kevin George 9
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