Die Stadt auf Schiene bringen - Mobilservice
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Die Stadt auf Schiene bringen 3 Dank Impressum Publikationen des VCÖ und des VCÖ- VCÖ Als Hauptautor zu zitieren: Offenlegung gemäß Forschungsinstitutes dienen der fachlich 1050 Wien VCÖ-Forschungsinstitut, § 25 Mediengesetz: Bräuhausgasse 7–9 Wien, Österreich Grundlegende Richtung fundierten Aufbereitung beziehungsweise T +43-(0)1-893 26 97 gemäß § 25 Abs. 4 des Diskussion von Themen aus dem Bereich F +43-(0)1-893 24 31 Medieninhaber, Heraus Mediengesetzes: „Mobilität Mobilität, Transport und Verkehr. Die E vcoe@vcoe.at geber und Verleger: mit Zukunft“ ist ein Medium www.vcoe.at VCÖ, 1050 Wien zur Verbreitung der Ziele des Art der Behandlung der Inhalte und die ZVR-Zahl 674059554 gemeinnützig tätigen VCÖ erarbeiteten Ergebnisse müssen nicht mit VCÖ (Hrsg.): und dient insbesondere der der Meinung der unterstützenden Insti- „Die Stadt auf Schiene Titelbild: Förderung ökologisch ver- tutionen übereinstimmen. bringen“ Projektblatt/Angela Batik träglicher, sozial gerechter VCÖ-Schriftenreihe Übersetzungen: und ökonomisch effizienter „Mobilität mit Zukunft“ phoenix Ü bersetzungen Mobilität durch Beiträge aus Gedankt sei allen, die die Herausgabe 1/2013 Layout: den Bereichen Verkehrs dieser Publikation finanziell unterstützt Wien 2013 A BISS Z PRODUCTIONS politik, Verkehrswissen- haben. ISBN 3-901204-76-8 Druck: schaft, Verkehrspsychologie Donau Forum Druck und Verkehrssicherheit. Walter-Jurmann-Gasse 9, Geschäftsführung: 1230 Wien Dr. Willi Nowak Erstellt unter Mitarbeit von: Klaus Garstenauer Friedrich Wernsperger Martin Wolfgang Baltes Rauh Helmut Stefan Gretsch Holzer Günter Stefan Martin Bernhard Eichhübl Hauer Scheuermaier Dominik Rieder Gries Willi Alfred Nowak Nagelschmied Andreas Andreas Schwendemann Christian Werner Rauter Reiterlehner Gratzer Ulla Christian Joel Jürgen Reinhold Rasmussen Christian Popp Foramitti Pogadl Deußner Höller Martin Hinteregger Lukas Markus Aichhorn Uwe Urs Gansterer Loris Sattler Hanselmann Knoll Eliza Dominik Harald Brunmayr Schranz Frey Bernhard Inserate: Harald Hachleitner Jahn Bernhard Gerardo Innsbrucker Verkehrsbetriebe Valido Gonzales Odehnal Paul Siemens Steckler Stern und Hafferl Verkehrsverbund Ost-Region Robert Wolfgang Wiener Linien Schrempf Rollinger Stefan zoll+mobil Eder
Die Stadt auf Schiene bringen 5 Vorwort Städte und ihre Ballungsräume wachsen. Die Anzahl der Bewoh- nerinnen und Bewohner nimmt zu. Vielfalt und Nähe in Städ- ten, die kurzen Wege und die relativ günstige Versorgung vieler Menschen nehmen wir als Nutzen wahr. Die Schattenseite dieser Dichte heißt allerdings Verkehr. Während sich beispielsweise tausende in einer Fußgängerzone gleichzeitig auf engstem Raum bewegen können, entsteht ein Problem, wenn einzelne oder viele ihre Wege mit Autos zurücklegen und diese auf der Straße stehen lassen. Dann fehlt Platz, dann wird es eng in der Stadt, dann wird es unwirtlich, dann verkommen die Erdgeschoßzonen, dann wird es menschenleer draußen vor der Tür. Inzwischen braucht es Effizienteres als das Auto, wenn es um Mobilitätslösungen für die Stadt geht. Es ist herausfordernd, hochwertige und umweltverträgliche Mobilität für die Zukunft sicherzustellen, obwohl der Autoverkehr noch so viel Platz ein- nimmt. Gelingen kann das auf absehbare Zeit nur durch ein leis- tungsstarkes Angebot im Öffentlichen Verkehr, besonders durch moderne Schienenverkehrsmittel. Der Trend weg vom Auto und hin zum Öffentlichen Verkehr ist längst im Gange. In den großen Städten stagniert oder sinkt der Motorisierungsgrad. Und die Fahrgastzahlen im Öffentlichen Verkehr nehmen zu. Da wird eine Frage immer drängender: Was machen wir wirklich, wenn der Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr weiter oder gar rasant zunimmt? Ist im Öffentlichen Ver- kehr vorgesorgt durch entsprechende Fahrzeuge hoher Qualität und Kapazität? Was tun, wenn die Gleise noch gar nicht verlegt sind oder gar der Plan noch nicht besteht? Wird jetzt nicht weit- sichtig gehandelt, ist absehbar, dass der Komfort für die Fahrgäste drastisch sinken wird. Oder soll es nur noch Stehplätze in der Straßenbahn geben, weil die vielen Fahrgäste des Jahres 2025 an- ders nicht mehr hinein passen? Die VCÖ-Publikation „Die Stadt auf Schiene bringen“ zeigt detailliert, wie angesichts der schnell steigenden Nachfrage im Öffentlichen Verkehr Straßenbahn, U-Bahn und S-Bahn einge- setzt, verbessert und ausgebaut werden können. Es wird dargelegt, warum mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen mehr Transport- kapazität bedeutet, mehr Energieeffizienz, weniger Flächenver- brauch und eine deutlich bessere Klima- und Umweltbilanz. Mit einem Wort: Die Stadt wird in dem Maße lebenswerter, in dem wir sie auf Schiene bringen. Dr. Willi Nowak VCÖ-Geschäftsführung
Die Stadt auf Schiene bringen 7 Inhaltsverzeichnis Die Schiene sichert Mobilität in wachsenden Ballungsräumen 9 Ballungsräume brauchen Schienenverkehr 11 Verschiedene Schienenverkehrsmittel optimal einsetzen 14 Kapazitätsengpässe durch mehr Schiene beseitigen 17 Radverkehr ergänzt den Schienenverkehr 19 Öffentlichen Verkehr auf der Schiene weiter verbessern 21 Fahrzeuge des Öffentlichen Verkehrs der Zukunft 23 Die gelungene Haltestelle als intermodale Schnittstelle 25 Raumordnung und Verkehr sind kommunizierende Gefäße 27 Finanzierung des Schienenverkehrs 29 Wien: Nahverkehr auf Schiene 31 Graz: Kapazitätserhöhung und Netzausbau 33 Linz: Straßenbahnlinien als Hauptachsen 34 Salzburg: Mobilität erhalten, Pkw-Verkehr reduzieren 35 Nahverkehr in den kleineren Ballungsräumen Österreichs 36 Straßenbahn und S-Bahn in Schweizer Ballungsräumen 38 Renaissance der Straßenbahn 41 Literatur, Quellen, Anmerkungen 44 VCÖ-Schriftenreihe Mobilität mit Zukunft 48
Die Stadt auf Schiene bringen 9 Die Schiene sichert Mobilität in wachsenden Ballungsräumen Um den Anteil des Das Wachstum der Städte und Ballungsräume Öffentlichen Verkehrs macht es notwendig, den damit zunehmen in Ballungsräumen, zwischen Kernstadt den Mobilitätsbedarf effizienter abzuwickeln. und Umland deutlich Mehr Verkehr auf die Schiene bringen bedeutet zu erhöhen, braucht es ein gutes S-Bahn- und mehr Transportkapazität, bessere Energie- und Lokalbahn-Angebot. Flächeneffizienz und weniger Umweltschäden. Foto: Salzburg AG Der Anteil des Schienenverkehrs ist in Öster- reich fast doppelt so hoch wie im EU-Schnitt. In Österreich werden 11 Prozent der gefahrenen Personenkilometer mit der Bahn, 4,2 Prozent mit garnituren über 1.000 Sitz- und Stehplätze. Auch Straßenbahn und U-Bahn, 10,1 Prozent mit Bus- Straßenbahnverlängerungen werden genutzt, das sen und 74,7 Prozent mit dem Pkw zurückgelegt. Umland mit dem Zentrum zu verbinden. Das EU-weit sind es 7 Prozent Bahn, 1,6 Prozent zeigen Beispiele in Graz, Linz, Innsbruck sowie Straßenbahn und U-Bahn, 8,9 Prozent Busse so- die Lokalbahn Wien–Baden. Sie bieten 150 bis wie 82,5 Prozent Pkw.53 250 Sitzplätze pro Fahrzeug im Vergleich zu 80 Staus prägen die Ballungsräume. Wenn alle, die bis 150 Sitzplätzen in Bussen. den Öffentlichen Verkehr nutzen, mit dem Pkw fahren, dann steigt beispielsweise im Zentralraum Straßenbahn statt Bus schafft Kapazitäten Linz die summierte Stauzeit für den Kfz-Verkehr Die Umstellung stark frequentierter Buslinien auf von 8 auf 13 Millionen Fahrzeugstunden.76 Straßenbahnen erhöht Kapazität und Komfort. Bei der Wiener Buslinie 13A, mit rund 42.000 S-Bahnen verbinden Stadt und Umland Fahrgästen pro Tag die am stärksten frequentierte In Wien werden drei Im Jahr 1993 wurden in Wien 29 Prozent der Buslinie Wiens, würde die Umstellung auf eine von vier Wegen im Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück- Straßenbahn die Leistungsfähigkeit von 1.300 Öffentlichen Verkehr, mit dem Fahrrad oder gelegt, im Jahr 2012 waren es bereits 39 Prozent. Personen pro Stunde und Richtung in Normal- zu Fuß zurückgelegt, in Im gleichen Zeitraum sank der Anteil des Pkw bussen beziehungsweise 2.200 in Gelenkbussen Innsbruck zwei von drei. von 40 auf 27 Prozent.262 Bei Wegen vom Um- land ins Zentrum hat sich hingegen der Modal Öffentlicher Verkehr als Basis der Mobilität Split kaum verändert. Von den rund 530.000 Menschen, die werktags die Wiener Stadtgrenze in Österreichs Städten stadteinwärts überqueren, tun dies 21 Prozent Öffentlicher Verkehr Gehen Fahrrad Pkw Energiefonds 2011101, Linz AG 2013118, Stadt St. Pölten 2013211, 100 mit dem Öffentlichen Verkehr und 79 Prozent Stadt Salzburg109, Wiener Linien 2013262 Grafik: VCÖ 2013 Quelle: Stadt Graz 2013198, Land Tirol 2012113, Klima- und mit Pkw oder Motorrad (Radfahren und Gehen 27 80 33 45 56 Anteil der Wege in Prozent 6 46 49 wurden nicht berücksichtigt).174 Zwei Drittel je- 66 60 ner, die im Öffentlichen Verkehr die Stadtgrenze 28 23 16 16 5 überqueren, nutzen die S-Bahn.63 40 11 27 22 Der Anteil des Öffentlichen Verkehrs zwischen 19 22 17 39 16 20 Stadt und Umland kann nur auf der Schiene 17 20 16 24 17 11 6 signifikant erhöht werden. In den S-Bahn- 0 Wien Innsbruck Graz Salzburg Linz St. Pölten Klagenfurt Garnituren in Salzburg können pro Zug mehr als 2012 2012* 2008 2004 2012 2012 2011 * Anteile Öffentlicher Verkehr und Gehen: Abschätzung VCÖ 300 Personen mitfahren, in Wien haben Doppel Mobilität mit Zukunft 1/2013 Öffentlicher Verkehr Fahrrad Gehen Pkw/Motorrad
10 Die Stadt auf Schiene bringen Auch die Förderung des Radfahrens entlastet Die Bevölkerung in Österreichs Ballungs- auf kurzen und mittleren Strecken den Öffent räumen wächst lichen Verkehr und schafft so mehr Kapazitäten. Anzahl Wohnbevölkerung Mobilitäts-Kapazitäten für morgen schaffen Ballungsräume Jahr 2009 Jahr 2015 Jahr 2030 Jahr 2050 Zugsicherungssysteme können die Schienenkapa- Wien 1.687.300 1.753.000 1.902.000 2.052.000 zität erhöhen. Die seit dem Jahr 2004 eingesetzte Wiener Umland Nord 302.100 321.000 367.000 416.000 „Linienzugbeeinflussung“ (LZB) ermöglicht bei Wiener Umland Süd 315.700 335.000 381.000 430.000 der Münchner S-Bahn statt 24 nun 30 Züge pro Nordburgenland 147.800 153.000 168.000 184.000 Stunde. Mit dem European Train Control System Graz 395.200 415.000 455.000 488.000 (ETCS) sind weitere Verbesserungen möglich.306 Quelle: ÖROK-Prognose 2009156 Tabelle: VCÖ 2013 Linz/Wels 547.500 568.000 610.000 643.000 Bei S-Bahnen kann der Takt auch durch Fahrzeu- Salzburg und Umgebung 345.400 354.000 372.000 383.000 ge mit höherer Beschleunigung oder mit moder- nen Bremsen verdichtet werden. St. Pölten 148.000 153.000 164.000 175.000 Angesichts langer Vorlaufzeiten bei Schienen- Innsbruck 282.100 292.000 314.000 332.000 projekten muss die Attraktivierung rasch in die Klagenfurt/Villach 275.900 280.000 293.000 294.000 Wege geleitet werden. Bei der Bestellung neuer Rheintal/Bodensee 279.000 291.000 312.000 328.000 Fahrzeuge sind auch die steigende internationale Summe Ballungsräume 4.726.000 4.915.000 5.338.000 5.725.000 Nachfrage und die Produktionskapazitäten der Hersteller zu bedenken. Österreichs Ballungs auf 3.300 Personen pro Stunde und Richtung er- Eine konsequent auf den Öffentlichen Verkehr räume wachsen bis zum höhen.61 Wegen hoher Umbaukosten wird davon ausgerichtete Raumordnungs- und Siedlungs- Jahr 2030 um 13 Pro- zent. Das Verkehrs abgesehen. In München erreichte die Linie nach politik kann den Energieverbrauch des Verkehrs system muss sich schon St. Emmeram im ersten Jahr nach ihrer Um- um bis zu 70 Prozent senken.23,94 Um das auszu- heute darauf einstellen und im Öffentlichen stellung von Bus auf Straßenbahn im Dezember schöpfen, braucht es neue und verlängerte S- und Verkehr ausreichend 2011 ein Plus an Fahrgästen von 56 Prozent.104 Straßenbahnlinien ins Umland. Kapazitäten schaffen so- Die Schweiz schuf im Jahr 2006 einen „Agglo wie die Bedingungen für Gehen und Radfahren Bevorrangung erhöht Straßenbahn-Kapazität merationsfonds“ des Bundes, der Projekte des verbessern. Im Jahr 2012 verzeichneten die Wiener Linien Verkehrs in Ballungsräumen mitfinanziert, auch über 2.700 Behinderungen des Straßenbahn- Staatsgrenzen überschreitend.22 und Busverkehrs durch geparkte Autos, die Verschiedene Modelle der Zweckwidmung Verzögerungen von bis zu 40 Minuten verur und Querfinanzierung des Öffentlichen Verkehrs sachten.158 Durchgängig vom Autoverkehr werden im In- und Ausland praktiziert, wie die getrennte Gleiskörper und konsequente Bevor- Abschöpfung steigender Grundstückswerte durch rangung des Öffentlichen Verkehrs könnten die bessere Anbindung an den Öffentlichen Verkehr. innerstädtische Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 auf 24 Kilometer pro Stunde erhöhen. Die Positionierung der Haltestellen vor Kreu- Die Schiene sichert Mobilität zungen legt die Stehzeit an der Ampel mit dem • Gut ausgebauter Schienenverkehr in Ballungsräumen Fahrgastwechsel zusammen und führt zu Fahr- reduziert Stauzeit und dadurch entstehende Kosten. zeitverkürzungen. Gelingt es durch Beschleuni- • Der Schienenverkehr bietet jene Kapazitäten, die die gung einer Straßenbahn-Linie mit zehn Fahrten wachsenden Ballungsräume brauchen. pro Stunde, eine zusätzliche Fahrt pro Stunde zu • Bei stark frequentierten Buslinien schafft eine schaffen, können bei gleich bleibendem Wagen- Umstellung auf Straßenbahnen neue Kapazitäten und und Personaleinsatz zehn Prozent mehr Fahrgäste Platz für neue Fahrgäste. transportiert werden. In Zürich hat sich nicht zu- • A mpel-Bevorrangung des Öffentlichen Verkehrs letzt dank der Ampel-Bevorrangung des Öffent- erhöht die Kapazität und spart Kosten. lichen Verkehrs dessen Anteil am Modal Split in • Ausbau und Investitionen rasch umsetzen, langfristig den Jahren 1990 bis 2010 von 30 auf 39 Prozent planen und finanzieren. erhöht.104 Mobilität mit Zukunft 1/2013
Die Stadt auf Schiene bringen 11 B allungsräume brauchen Schienenverkehr Die großen Transport Wesentliche Vorzüge des Schienenverkehrs kapazitäten von Bahn in Ballungsräumen sind der – vor allem im und Straßenbahn, hier die Straßenbahn-Station Vergleich zum Autoverkehr – weit geringere am Hauptbahnhof Linz, Flächenverbrauch, eine deutlich bessere Klima- gewinnen an Bedeutung und tragen zu einem be- und Umweltbilanz und die Emissionsfreiheit des hutsameren Umgang mit unmittelbaren Betriebs. wertvollen städtischen Flächen bei. Foto: Robert Schrempf Die Vorteile des Schienenverkehrs gewinnen an Bedeutung, weil Städte und deren Umlandge- biete deutlich wachsen. In Österreich trifft dies nicht nur, aber besonders auf die Ballungsräume gen überschritten. In Graz, Klagenfurt und Wien rund um die Landeshauptstädte zu. Im Jahr 2050 wird der Feinstaub-Grenzwert seit dem Jahr 2001 werden fast eine Million Menschen mehr in jedes Jahr überschritten.191 Der Kfz-Verkehr Österreichs Ballungsräumen leben als heute.156 ist in Wien Hauptursache von Feinstaub – mit einem Anteil von 56 Prozent an den besonders Schiene reduziert Flächenbedarf des Verkehrs gesundheitsschädlichen PM2,5-Emissionen und Eine Straßenbahn transportiert zu Hauptver- von 52 Prozent an den PM10-Emissionen.166 kehrszeiten im Schnitt 145 Menschen und Dieser Anteil kann an stark befahrenen Straßen beansprucht 85 Quadratmeter. Um gleich viel weitaus höher sein. Personen mit dem Pkw zu befördern, sind 124 Je kleiner die Teilchen, desto gesundheits- Fahrzeuge und etwa 950 Quadratmeter notwen- schädlicher sind sie. Die gefährlichsten Anteile dig.298 Der Ausbau von Straßenbahnen trägt zu entstehen in Verbrennungsmotoren, etwa in einem behutsameren Umgang mit wertvollen Dieselmotoren. 165,237 Dieselruß wurde von der städtischen Flächen bei.199 Weltgesundheitsorganisation WHO als „für Menschen krebserregend“ eingestuft.81 Neueste, Luftgütemessungen vor Einführung der Umwelt- S-Bahn als Bindeglied ins Umland die Euro-VI-Norm erfüllende Dieselfahrzeuge zone im deutschen Bun- S-Bahnen haben neben ihrer Bedeutung für den senken zwar mit modernsten Partikelfiltern desland Sachsen zeigen die hohe Schadstoffbe- innerstädtischen Bereich eine wichtige Rolle als diesen Ausstoß signifikant, es wird jedoch noch lastung entlang stark Verbindung der Kernstädte mit dem Umland. Jahrzehnte dauern, bis sich diese Technologie befahrener Straßen. Auch die S-Bahn bewirkt, dass Menschen aus der Stadt ins Umland ziehen, aber durch sie werden Stickstoffoxid-Konzentration an Straßen Siedlungen effizient erschlossen. Die Menschen besonders hoch kommen kostengünstig, nachhaltig und ohne mit ihren Autos andere zu behindern in die Stadt. NO2 NOx Quelle: Freistaat Sachsen 2011121, VCÖ 2012276 120 Konzentration in Mikrogramm 100 114 Schienenverkehr macht Mobilität sauberer, pro Kubikmeter Luft 80 leiser und efffizienter 60 Die Luftverschmutzung verursacht in Städten 40 weltweit rund 1,3 Millionen vorzeitige Todesfälle 46 33 Grafik: VCÖ 2013 20 pro Jahr.257 Ein großes Problem ist der Feinstaub. 24 0 13 12 Der PM10-Grenzwert wurde in Österreich im stark befahrene Stadtgebiet, Region, abseits von Straße nicht verkehrsnah starken Emissionsquellen Jahr 2012 an 18 Messstellen an mehr als 25 Ta- Mobilität mit Zukunft 1/2013
12 Die Stadt auf Schiene bringen Bei einer Auslastung Schienenverkehr in Ballungsräumen ist Elek von 70 Prozent befinden sich in Wien 145 Per- Effizienter Stadtverkehr tro-Mobilität. Es entstehen beim Betrieb keine direkten Emissionen von Treibhausgasen und sonen in einer Straßen- bahn, die eine Fläche durch Straßenbahnen Luftschadstoffen wie Stickoxide, Kohlenmonoxid von 85 Quadratmeter in Anspruch nimmt. oder bodennahes Ozon sowie viel weniger Lärm. Wenn diese Personen in Moderne Straßenbahnen sind in Wien auf flacher stehenden Autos s itzen, Strecke um durchschnittlich 7,2 Dezibel, auf benötigen sie 950 Qua- dratmeter. Fahrend geneigter Strecke um 9,4 Dezibel leiser als Busse benötigt die Straßen- mit Verbrennungsmotoren, was den wahrgenom- Quelle: Wiener Linien 2013259, eigene Berechnungen298 Grafik: VCÖ/Aichhorn 2013 bahn 165 und die Autos 2.945 Quadratmeter, menen Lärm fast halbiert.49,287 also fast 18-mal soviel Platz. Schienenverkehr ist klimaschonend Pro Personenkilometer fallen in Österreich bei der U-Bahn etwa 17 Gramm CO2 an, bei der Bahn sind es etwa 15 Gramm, bei einem Pkw im Schnitt 168 Gramm.239 Rund ein Viertel der verkehrsbedingten CO2- Emissionen in der EU entfallen auf den Stadt- verkehr. EU-Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 die Treibhausgas-Emissionen aus dem Verkehr um 20 Prozent bezogen auf das Jahr 2008 zu senken, bis zum Jahr 2050 um 70 Prozent. Neben einer flächendeckend durchgesetzt hat. Würden derzeit Umstellung auf emissionsarme Pkw-Antriebe soll in Wien die U-Bahn-Fahrgäste mit dem Pkw dies vor allem durch eine Erhöhung des Anteils fahren, dann gäbe es jedes Jahr um 128 Millio- des Öffentlichen Nahverkehrs geschehen.54 nen Pkw-Fahrten, 453 Tonnen Stickoxide und 50 Tonnen Feinstaubpartikel mehr. 269,280 Technische Maßnahmen machen Der Kfz-Verkehr ist in Wien der mit Abstand Stickstoffoxide sind sehr schädlich. Sie sind Schienenverkehr energieeffizienter größte Verursacher Vorläufersubstanzen von Ozon und Feinstaub Beim bereits sehr energieeffizienten Schienen- von Feinstaub. Bei den und schädigen die Gesundheit auch direkt. verkehr bringen technische Maßnahmen wie besonders gesundheits- schädlichen PM2,5- Stickstoffdioxid ist in den unteren Atemwegen Leichtbau oder Rückspeisung der Bremsenergie Partikeln ist der Anteil toxisch, greift die Gerüst-Eiweißkörper der Lun- (Rekuperation) weitere Verbesserungen. des Kfz-Verkehrs mit fast 56 Prozent noch ge an, erhöht die Infektanfälligkeit und spielt bei Die Wiener Linien bauten bis zum Jahr 2010 höher. Allergien eine Rolle.133 schrittweise U-Bahn-Doppeltriebwagen auf Rekuperation um. Der Rückspeisegrad beträgt rund 30 Prozent der aufgenommenen Traktions- Kfz-Verkehr verursacht in der Stadt energie. Derzeit werden die noch vorhandenen am meisten Feinstaub Garnituren, die nicht umgebaut werden, durch neue Wagen ersetzt. Bis zum Jahr 2017 sollen Kfz-Verkehr Heizen, Raumwärme Industrie Sonstige Energieerzeugung Landwirtschaft alle U-Bahn-Fahrzeuge und 84 Prozent der 0,7% 0,3% Straßenbahn-Triebwagen rekuperierfähig sein. Quelle: UBA 2010237, Puxbaum 2011165 Grafik: VCÖ 2013 0,5% 0,8% Alle neueren Schienenfahrzeuge (U-Bahn und 4,4% 6,9% Straßenbahn) sind bereits mit Energierückspei- 14,4% sung ausgestattet.268 Mit der Energie, die 100 28,4% solche Straßenbahnen einsparen, könnten im 55,8% 51,7% Idealfall 30 zusätzliche Straßenbahnen fahren. 21,8% Allerdings wird durch Modernisierungselemente 14,3% wie Klimaanlagen, Bildschirme und Videoüber- wachung tendenziell mehr Energie verbraucht. PM10 PM2,5 Gut ein Drittel des gesamten Energiebedarfs Mobilität mit Zukunft 1/2013 * inklusive 14,7 Prozent importierter Strom (Strom-Mix Europa)
Die Stadt auf Schiene bringen 13 einer modernen Straßenbahn fließt in Heizung, Kühlung und Lüftung. Das Projekt EcoTram Kfz-Verkehr verursacht Emissionen und macht die Wiener Niederflur-Straßenbahnen verbraucht viel Energie Quelle: UBA 2012239, AEA 2009157, ÖBB 2011140, E-Control 201244, ETHZ 2003123, (ULF) bei gleich bleibendem Komfort energie UBA 2008238, Lebensministerium 200427, eigene Berechnungen 2004303 effizienter. Für eine Flotte von 300 Straßen- Energieverbrauch in Kilowattstunden pro 100 Personenkilometer CO2-Emissionen in Gramm pro Personenkilometer bahnen wird ein Einsparungspotenzial von drei NOx-Emissionen in Milligramm pro Personenkilometer Millionen Kilowattstunden pro Jahr erwartet. Energieverbrauch, CO2-Emissionen 180 450 160 402 400 Das entspricht dem Energieverbrauch von 30 168 140 350 Straßenbahnen pro Jahr. So können 600 Tonnen NOx-Emissionen 120 300 CO2 im Jahr vermieden werden.88 100 250 80 200 60 150 Schienengebundener Öffentlicher Verkehr ist 40 53 100 36 E-Mobilität „Made in Austria“ 20 9 15 25 7 17 7 12 23 7 15 60 50 0 0 Grafik: VCÖ 2013 Bahn U-Bahn* Straßen- Bus Pkw Produktion und Wartung von Schienenfahr- bahn* (Diesel)* Durchschnitt** * Auslastung: 20 Prozent zeugen schaffen hohe Wertschöpfung in Öster- ** Besetzungsgrad: 1,17 Personen pro Fahrzeug reich und sichern Beschäftigung. Für eine in Österreich gefertigte Straßenbahn beispielsweise Öffentlicher Verkehr schafft großen Der Öffentliche Verkehr der Firma Bombardier liefern 137 Betriebe zu, wirtschaftlichen Nutzen verbraucht im Betrieb deutlich weniger Energie 40 Prozent davon aus Österreich.244 Zahlreiche Der Schienenverkehr bringt über direkte Be- als der Kfz-Verkehr und Unternehmen der Bahnindustrie beliefern von schäftigung hinaus volkswirtschaftlichen Nutzen. leistet einen wichtigen Beitrag zur Loslösung Österreich aus die ganze Welt. So entwickelt und Er reduziert die Notwendigkeit von Energie von fossilen Brenn produziert beispielsweise Traktionssysteme Aus- importen, insbesondere von Erdöl, und erhöht stoffen. tria Antriebssysteme für Schienenfahrzeuge, die die Verlässlichkeit des Gesamtverkehrssystems. bei den Wiener ULF-Straßenbahnen, aber auch Ein weiterer Beitrag sind Agglomerations in Bilbao und Sevilla (Spanien), Brüssel (Belgien) effekte, also der positive Beitrag, den Systeme des oder Seattle (USA) zum Einsatz kommen.234 Öffentlichen Verkehrs haben, etwa weil Beschäf- Die voestalpine ist im Bereich Bahnsysteme tigte zügiger an den Arbeitsplatz kommen.184 mit Produkten wie Schienen und Weichen welt- Durch die Verringerung von Zeitverlusten und weit Markt- und Technologieführer. Montiert Staus gewinnt die Wirtschaft an Produktivität. werden die Gleise meistens mit Maschinen von Wer in einem Ballungsraum statt mit dem Auto Plasser & Theurer. 1.650 Mitarbeiterinnen und mit der Bahn pendelt, vermeidet für jene, die Mitarbeiter erwirtschaften in Linz, Purkersdorf weiterhin auf der Straße unterwegs sein müssen, und Wien einen Umsatz von 579 Millionen Euro Behinderungen und Verzögerungen. Die sum- pro Jahr. Die Präzision der Gleisbaumaschinen mieren sich im Jahr auf etwa 170 Stunden Zeit- hat nicht nur beim Aufbau der europäischen gewinn pro Person. Hochgeschwindigkeitsnetze eine wichtige Rolle gespielt, auch japanische, nordamerikanische, australische oder indische Bahnverwaltungen Mehr Schienenverkehr bringt bauen darauf. 241 Am Siemens-Standort Wien Simmering ist großen Nutzen unter dem Namen „Urban Transport“ das welt- • Schienenverkehr reduziert Lärm, Emissionen und weite Geschäft für U-Bahnen und Straßenbahnen den ökologischen Fußabdruck. angesiedelt. Bis zu 500 Fahrzeuge verlassen die • Eine Beschleunigung des Öffentlichen Verkehrs ver- Wiener Fabrik pro Jahr. Für Kuala Lumpur etwa kürzt die Reisezeiten, erhöht die Pünktlichkeit, bringt baut Siemens 58 fahrerlose Züge mit einem Auf- mehr Fahrgäste und verringert die Betriebskosten. tragswert von 260 Millionen Euro. Der Großteil • Schienenverkehr ist E-Mobilität „Made in Austria“ der Fertigung findet in Wien Simmering statt.189 und bringt hohe Produktivität der Wirtschaft, ein In Wien fertigt beispielsweise Siemens U-Bah- verlässlicheres Gesamtverkehrssystem und positive nen beziehungsweise Straßenbahnen für Mün- Effekte für den Arbeitsmarkt. chen, Wien, Oslo, Katar und Warschau. 188 Mobilität mit Zukunft 1/2013
14 Die Stadt auf Schiene bringen Verschiedene Schienenverkehrs- mittel optimal einsetzen In Ballungsräumen kommen verschiedene Arten von Schienenverkehrsmitteln zum Einsatz. Zur Feinverteilung in Gebieten mit hoher Nutzungs dichte sind Straßenbahnen optimal geeignet, in der Kernzone bringen leistungsstarke U-Bahnen Foto: Bombardier Transportation Menschen von A nach B, und zur Anbindung des Umlandes sind S-Bahnen und Regio-Trams gefragt. Die Systeme U-Bahn, S-Bahn, Stadtbahn und Straßenbahn haben theoretisch und praktisch auf einzelne Linien bezogen eine sehr unterschied Für die Anbindung des bevölkerungsstarken liche Leistungsfähigkeit. Eine gut ausgelastete Umlandes an die Zent- Straßenbahn transportiert je nach Takt und ren sind S-Bahnen sehr gut geeignet. Kapazität zwischen 50.000 und 90.000 Fahr- gäste pro Tag. Die am stärksten frequentierten Straßenbahnlinien in Wien (Linien 6 und 43) Nutzungsdichte. Dabei ist auf ein Gleichgewicht befördern täglich durchschnittlich 68.500 Fahr- von Nachfrage und Angebotsqualität zu achten. gäste, die am stärksten frequentierte Linie von So macht die Verlängerung einer U-Bahn-Linie Linz Linien (Linie 1) 65.600 Fahrgäste. 6,119 Eine zum dünn besiedelten Stadtrand, etwa um eine U-Bahn-Linie befördert rund 350.000 Fahrgäste Park&Ride-Anlage anzubinden, wenig Sinn. täglich (Linie U6).264 Der höheren Kapazität der U-Bahn stehen Das Verkehrsmittel prägt das Einzugsgebiet höhere Baukosten gegenüber. Der Bau eines einer Haltestelle Die akzeptable Länge für Kilometers U-Bahn-Strecke entspricht etwa den Der Radius des Einzugsgebietes von Haltestellen einen Fußweg zu einer Haltestelle ist von vielen Kosten für zehn Kilometer Straßenbahnstrecke. 86 des Öffentlichen Verkehrs wird als Luftlinienent- Faktoren abhängig und Die Bauzeit für einen U-Bahn-Kilometer beträgt fernung im Kreisradius gemessen. Üblich ist eine beträgt in Städten etwa 400 Meter. In Wien sind in Wien durchschnittlich 19 Monate, für einen Abstufung der Einzugsgebiete nach Verkehrsmit- unter diesen Vorgaben Kilometer Straßenbahn sieben Monate.47 teln, da die Bereitschaft von Fahrgästen höher ist, 96 Prozent der Bevöl- Systeme des schienengebundenen Öffent länger zu Haltestellen von schienengebundenen kerung mit Öffentlichem Verkehr versorgt. lichen Verkehrs sind immer abhängig von der Verkehrsmitteln zu gehen als zu Bussen.21,61,251 In Wien werden folgende Einzugsgebiete für Erschließungsstandards für Haltestellen die Planung des Öffentlichen Verkehrs herange zogen:61 des Öffentlichen Verkehrs • Hochrangiges Netz (U-Bahn, S-Bahn): 500 Meter (entspricht etwa 700 Meter realem Quelle: Rollinger 2009175 Tabelle: VCÖ 2013 Stadt Region Zugangsweg) Bahn, S-Bahn, 500 Meter Radius, 750 Meter Radius, U-Bahn entspricht etwa entspricht etwa • Oberflächennetz Straßenbahn: 400 Meter 700 Meter Zugangsweg 1.000 Meter Zugangsweg (etwa 500 Meter realer Zugangsweg) Straßenbahn, Bus, 300 Meter Radius, 500 Meter Radius, • Oberflächennetz Bus: 300 Meter Regionalbus entspricht etwa entspricht etwa Die Haltestellendichte ist abhängig von den 400 Meter Zugangsweg 700 Meter Zugangsweg zugehörigen Fußwegen. In dünner besiedelten Gebieten sind oft flexible Zubringersysteme wie Mobilität mit Zukunft 1/2013
Die Stadt auf Schiene bringen 15 Bike&Ride, Anruf-Sammeltaxis oder Busse zu den Haltestellen nötig. Die Fahrpläne sind ent- Nahverkehrszüge in Ballungsräumen Österreichs Quelle: Fröhlich 201263, Land Steiermark 2012110, Salzburg AG 2012178, sprechend abzustimmen. Straßenbahnen sind flexibler, wenn Verlän- gerungen oder neue Haltestellen nötig werden. Ballungsraum Anzahl der Anzahl Fahrgäste/ Ein – behebbarer – Nachteil von Straßenbahnen S-Bahn-Linien Bahn Nahverkehr sind Behinderungen durch den Autoverkehr. ÖBB 20134, VVT 2012256 Tabelle: VCÖ 2013 Klagenfurt/Villach 3 25.000 pro Tag Begrenzender Faktor für die Länge von Stra- Rheintal-Walgau (Vorarlberg) 3 29.800 pro Tag ßenbahnzügen ist in den Städten die mögliche Salzburg und Umgebung 5 30.000 pro Tag Haltestellenlänge.29 In einigen Städten wird der Innsbruck 6 41.400 pro Tag Ausbau der Straßenbahn-Infrastruktur als Mittel Graz (S-Bahn Steiermark) 9 37.600 pro Werktag der Verkehrsberuhigung eingesetzt. So ist etwa die Straßenbahn in Linz und Graz gut in Fuß- Wien 9 330.000 pro Werktag gängerzonen integriert. dende Fahrweise. Der Einsatz von am Bedarf S-Bahnen bewähren Leistungsfähigkeit ist entscheidend orientierten Fahrzeugen (Fahrzeuggröße) erhöht sich bereits in fast allen Ballungsräumen Öster- Die U-Bahn ist ein Massentransportmittel für den Auslastungsgrad und reduziert den Energie- reichs. Einzugsgebiete mit hoher Bevölkerungsdichte. verbrauch deutlich.42 Die vom Kfz-Verkehr in Für die Erschließung dünn besiedelter periphe- Städten verursachten Staus führen bei Straßen- rer Stadtrandgebiete sind Straßenbahnen besser bahnen zu unregelmäßigen Zugfolgen, längeren geeignet, für den Stadt-Umland-Verkehr sind S- Fahrzeiten, höherem Energieverbrauch und zur Bahnen das optimale Schienenverkehrsmittel. Notwendigkeit, mehr Straßenbahngarnituren Der durchschnittliche Stationsabstand in Wien einzusetzen, um die gleiche Anzahl von Fahrgäs- beträgt bei der U-Bahn rund 770 Meter und ten in einem gegebenen Zeitraum zu befördern. rund 390 Meter bei Straßenbahnen.264 Im inter- Eine Beschleunigung des Öffentlichen Ver- nationalen Vergleich ist das eher gering. kehrs in Städten durch Bevorrangung (Ampel- Entscheidend bei der Betrachtung der Leis- schaltungen, für den Öffentlichen Verkehr frei tungsfähigkeit und der Belastungen ist das Ge- gehaltene Spuren etc.) bringt vielfache Vorteile. samtnetz. Aufgrund der höheren Geschwindig- In den Jahren 1994 bis 2004 wurden alle zehn keit und der größeren Haltestellenabstände sind Münchner Tramlinien beschleunigt. So konnte Einzugsradien und Transportleistung von S- und U-Bahn größer. Relevant ist auch eine flächen deckende Versorgung des Stadtgebietes, insbeson- Chemnitzer Modell: Zusammenführung von dere auch von Neubaugebieten.21 Straßen- und Eisenbahn Neue Stadtteile werden meist durch Linien- Die Regional-Stadtbahn Chemnitz verbindet die Stadt verlängerungen an das Straßenbahnnetz ange- Foto: Sandro Schmalfuß Stollberg (in Stadt und Umland wohnen 30.000 Men- schlossen, wie in Vauban/Freiburg, in Genf in schen) mit dem 23 Kilometer entfernten Chemnitz der Schweiz oder in Linz („solarCity“) und Graz (rund 240.000 Menschen). Durch Verknüpfen von (Murpark).55,146 Straßenbahn- und Eisenbahntrassen wurde eine umsteigefreie Verbindung geschaffen, ähnlich wie in Kassel, Karlsruhe und Saar Bevorrangung erhöht Kapazität brücken. Die Bahn fährt werktags im Halbstundentakt und transportiert jährlich rund Eine gleichmäßigere Geschwindigkeit der Fahr- 1,5 Millionen Fahrgäste.304 zeuge sorgt für eine energie- und lärmvermei- Mobilität mit Zukunft 1/2013
16 Die Stadt auf Schiene bringen nen Personen. Aktuell ist eine Taktverkürzung Vorteile der Straßenbahn auf etwa siebeneinhalb Minuten auf der gesamten Strecke bis zum Jahr 2021 vorgesehen. 151 Barrierefreiheit Bei Straßenbahnen sind keine Stiegen, Rolltreppen und herstellen Lifte nötig, um den Bahnsteig zu erreichen. Besonders Erfolgreiche S-Bahnen in Österreich Niederflurzüge sind sehr komfortabel. Im Jahr 1962 wurde in Wien das erste S-Bahn- Kapazität Gerade im für Großstädte üblichen Bereich von einigen System Österreichs eröffnet.139 Mittlerweile gibt Quelle: Jahn 201392, Jahn 201090 Tabelle: VCÖ 2013 optimieren tausend Personen pro Stunde und Richtung sind Busse zu klein, U-Bahnen zu aufwändig, Straßenbahnen ideal. es in Österreich sechs S-Bahn-Systeme. S-Bahnen zeichnen sich durch dichten Taktver- Gesamt Distanzen in kompakten Städten wie Wien sind so gering, wegezeiten dass einige Stockwerke zur U-Bahn in die Tiefe zu fahren, kehr und eine hohe Kapazität aus. Im Vergleich verkürzen ins Gewicht fallen. Bei Straßenbahnfahrten sind die zu Regionalzügen hat die S-Bahn eine höhere F ußwege kürzer. spezifische Transportleistung, weil sie kürzere Flexible Im Störungs- oder Sanierungsfall können bei einem Haltestellenabstände, meist Taktfahrplan mit Strecken dichten Gleisnetz flexible Streckenführung und Ausweich- dichter Zugfolge, ausgeprägtere Vernetzung führung routen angeboten werden. mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln sowie Triebfahrzeuge für schnellen Fahrgastwechsel, ho- Straßenbahnen brau- die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit der he Beförderungskapazität und bessere Beschleu- chen keine Lifte oder Rolltreppen, haben hohe Straßenbahn um 22 Prozent auf 20,2 Kilometer nigung hat. Kapazität und sind auf pro Stunde, die Pünktlichkeit von durchschnitt- In der S-Bahn Salzburg können pro Zug mehr kurzem Weg auf Stra- lich 58 auf 80 Prozent erhöht werden. Dadurch als 300 Personen mitfahren, in Wien haben Dop- ßenniveau erreichbar. stieg die Passagierkapazität pro Straßenbahnlinie, pelgarnituren über 1.000 Sitz- und Stehplätze. und die Betriebskosten konnten um 4,2 Millio- Ein S-Bahn-System für den Ballungsraum nen Euro pro Jahr verringert werden – während Linz ist in Planung und hängt von der Finan- gleichzeitig die Fahrgastzahlen pro Linie um 7 zierung ab, die vom Land Oberösterreich und bis 26 Prozent stiegen.129 der Stadt Linz getragen werden muss. In Linz ist geplant, die Mühlkreisbahn auf die Spur- Lokalbahnen verbinden Stadt und Umland weite der Straßenbahn (900 Millimeter) umzu- Ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Lokalbahn spuren und als Regio-Tram in das Linzer Netz ist die Lokalbahn Wien–Baden. Sie verbindet die einzubinden.62 Ebenfalls erweitert wird das Stadt Wien mit mehreren Umlandgemeinden. S-Bahnnetz in Salzburg (neue Haltestelle Salz- Attraktiv macht sie ihr Stadtbahncharakter: burg Liefering),Vorarlberg (neue Haltestellen) Außerhalb Wiens fährt sie wie eine Lokalbahn, und Tirol (neue Haltestellen in und um Inns- innerhalb wie eine Straßenbahn, direkt ins Zen- bruck).15,163,248 Planungen für eine Netzerweite- trum mit vielen Haltestellen. 43 Prozent der rung laufen auch in Graz.112 Fahrgäste der Lokalbahn Wien–Baden fahren zur Arbeit, 17 Prozent zur Ausbildung, 13 Prozent Vorteile des Schienenverkehrs zum Einkaufen. 27 Prozent nutzen die Bahn für andere Fahrten.266 Täglich fahren rund 30.000 im Ballungsraum Menschen auf der 30,4 Kilometer langen Strecke • S-Bahnen haben eine wichtige Rolle als Verbindung von Baden nach Wien, pro Jahr rund 10 Millio der Kernstädte mit dem Umland. • Regional-Stadtbahnen bringen Fahrgästen eine um- steigefreie Verbindung vom Umland in die Stadt. • U-Bahnen eignen sich als Transportmittel für Gebiete mit sehr hoher Bevölkerungsdichte. • Der Ausbau der Straßenbahn-Infrastruktur kann als Foto: Tom Lamm | ikarus.cc Mittel der Verkehrsberuhigung eingesetzt werden. • Straßenbahnen haben höhere Kapazitäten als Busse. Bei der S-Bahn Steier mark laufen bereits • Auf eigenen Gleiskörpern hat der Schienenverkehr Planungen zur Netz deutliche Reisezeitvorteile gegenüber dem Auto. erweiterung. Mobilität mit Zukunft 1/2013
Die Stadt auf Schiene bringen 17 Kapazitätsengpässe durch mehr Schiene beseitigen In einer Straßenbahn Die Bevölkerungszahl in den Ballungsräumen der Wiener Linien wurde wächst, die Treibstoffpreise steigen, immer mehr testweise durch die Entfernung von Sitz- Fahrgäste nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel. plätzen mehr Platz im Die Nutzung der vorhandenen Kapazitäten zu Türbereich geschaffen, wodurch sich Staus an optimieren, ist ein Gebot der Stunde. Foto: Wiener Linien/Zinner den Türen verringern und die Passagiere im ganzen Zug besser ver- Der Nachfrage entsprechende Kapazität ist Vor teilen sollen.155 aussetzung für ausreichend Komfort, wozu das Vermeiden von gedrängtem Stehen, ein Sitzplatz bei längeren Fahrten und Zuverlässigkeit der Be- können. Damit ist die Belastungsgrenze der Linie dienung gehören. Auch „grüne Welle“ und eigene allerdings erreicht, was sich in der Spitzenstunde Gleiskörper erhöhen die Kapazität von Straßen- in der Früh zeigt.219 bahnen. Verzögerungen vermeiden Straßenbahn kann überlastete Buslinien In Straßenzügen, in denen eigene Gleiskörper für ersetzen Straßenbahnen nicht zur Gänze möglich sind, ist Wachsende Fahrgastzahlen lassen Buslinien an es zur Reduktion von Störungen des Fahrplans Kapazitätsgrenzen stoßen. Die Linie 13A in sehr wirkungsvoll, Parkspuren oder einzelne Wien ist mit rund 42.000 Fahrgästen pro Tag die Parkplätze vor Kreuzungen mit häufigen Rück- am stärksten frequentierte Buslinie Wiens. Der staus zugunsten einer Verschwenkung der Gleise Komfort ist durch übervolle Busse nicht nur zu aufzulassen. Somit kann die Straßenbahn früher Stoßzeiten eingeschränkt. Eine Intervallverdich- in die Haltestelle einfahren, ohne mehrere Am- tung ist nicht mehr möglich. In einer Machbar- pelphasen abwarten zu müssen. keitsstudie wurden verschiedene Lösungsansätze Zur Entflechtung von Rad- und Öffentlichem Die Leistungsfähigkeit untersucht. Gelenkbusse statt den derzeit verwen- Verkehr können parallel zu Hauptlinien des Öf- im Öffentlichen Verkehr deten zwölf Meter langen Normalbussen könnten fentlichen Verkehrs attraktive Radrouten angelegt ist vor allem von der die Leistungsfähigkeit der Linie von 1.300 auf und so gegenseitige Behinderungen von Radfah- Fahrzeugkapazität und dem Intervall abhängig. 2.200 Personen pro Stunde und Richtung erhö- renden und Straßenbahnen beziehungsweise Bus- Sie kann durch Maßnah- hen – eine Straßenbahn sogar auf 3.300 Perso- sen vermieden werden. So entlastet besonders auf men wie Bevorrangung an Kreuzungen und nen, allerdings mit zusätzlichen Umbaukosten im kurzen und mittleren Strecken das Fahrrad den eigene Gleiskörper ge- Straßenraum. Solche Umbauten verändern das Öffentlichen Verkehr. steigert werden. Straßenbild und bedürfen daher eines Gesamt- konzeptes.61 Hohe Leistungsfähigkeit von Schienen- Maßnahmen zur Kapazitätssteigerung Verkehrssystemen Quelle: Cerwenka 200429, Rollinger 2009175,279 In den Ballungsräumen sind nicht nur Bus Verkehrs- Kapazität pro Kürzestes Inter- Fahrgäste pro Stun- linien, sondern auch viele Schienenverkehrsmittel mittel Fahrzeug vall in Sekunden de und Richtung284 überlastet. Oft bringen Intervallverdichtungen Bus 80–150 Plätze 60 4.800–9.000 Verbesserungen. So wurden im Jahr 2011 um 60 Straßenbahn 150–250 Plätze 60 9.000–15.000 Tabelle: VCÖ 2013 Millionen Euro neue Züge für die Linie U6 in U-Bahn 800–1.200 Plätze 90 32.000–48.000 Wien bestellt, um das Intervall ab dem Jahr 2014 S-Bahn 800–1.350 Plätze 120–180 10.000–31.000 von drei auf zweieinhalb Minuten verdichten zu Mobilität mit Zukunft 1/2013
18 Die Stadt auf Schiene bringen Fahrrad und Öffent Kapazitätsengpässen rechtzeitig lichen Verkehr gut zu verknüpfen, erweitert gegensteuern die Mobilitätsmöglich- In den Ballungsräumen Österreichs gibt es etliche keiten und hilft Kapa- Bahnstrecken, die bei der prognostizierten Ver- zitäten im Öffentlichen Verkehr optimal zu kehrszunahme an ihre Kapazitätsgrenze stoßen, Foto: VCÖ-Magazin/Christian Grass nutzen. wie die Westbahn zwischen Linz und Wels sowie zwischen Straßwalchen und Salzburg, die Nord- bahn zwischen Wien und Gänserndorf, die Ost- bahn zwischen Wien und Marchegg beziehungs- weise Bruck an der Leitha und die Südbahn zwischen Wien und Mödling sowie im Abschnitt Zugsicherungssystem ermöglichte Frohnleiten–Graz. Taktverdichtung in München Im „Zielnetz 2025“ der ÖBB wird beschrieben, Bei der Stammstrecke der S-Bahn München wur- welche Infrastrukturmaßnahmen nötig sind, um de von Anfang an zur Erhöhung der Zugfolge bei künftigen Engpässen vorzubeugen. Die gegen- den drei am stärksten frequentierten Bahnhöfen steuernden Maßnahmen reichen von Blockver- die so genannte „Spanische Lösung“ angewen- dichtung, die mehr Züge auf bestehenden Stre- det: An beiden Seiten des Gleises, auf dem die cken erlaubt, bis zum viergleisigen Ausbau.143 S-Bahn hält, befindet sich ein Bahnsteig. Die Auch den Radverkehr zu fördern bedeutet in Fahrgäste steigen durch die Türen auf der rechten Ballungsräumen, den Öffentlichen Verkehr zu Zugseite aus, während auf der linken Seite gleich- entlasten – besonders auf kurzen und mittleren zeitig zugestiegen wird.39 Strecken – und damit den Komfort für die Fahr- Im Jahr 2004 konnte die Kapazität der S-Bahn- gäste sicherzustellen. Fahrrad und Öffentlichen Stammstrecke in München durch die Installation Verkehr optimal zu verknüpfen, verhindert zu- des Zugsicherungssystems LZB weiter erhöht künftige Kapazitätsengpässe des Öffentlichen werden.143,278 Die Streckenkapazität wurde auf Verkehrs. 30 Züge pro Stunde in der Hauptverkehrszeit (Zwei-Minuten-Takt) angehoben. Seither ist die Stammstrecke in München die Bahnstrecke mit der höchsten Zugdichte in Europa.34 Eine weitere Kapazitätserhöhung ist nur durch Ausbau der Infrastruktur möglich. Bis zum Jahr 2019 soll mit Investitionen von rund zwei Mil- liarden Euro parallel zur alten Stammstrecke ein Hohe Kapazitäten auf zweiter Tunnel errichtet werden, was den Aufbau Schienen eines Express-S-Bahn-Systems erlaubt.38,40 • Die Bevölkerung in den Ballungsräumen wächst. Um zukünftigen Kapazitätsgrenzen im Öffentlichen Verkehr vorzubeugen, muss rasch in Infrastruktur und Fahrzeuge investiert werden. • In den Ballungsräumen stagniert oder sinkt die Autonutzung, immer mehr Menschen benützen öffentliche Verkehrsmittel. Entlastung durch gestaffelte Schulbeginnzeiten • Straßenbahnen bieten um bis zu zwei Drittel mehr Dass alle Bildungseinrichtungen einer Stadt zur selben Zeit – in der Regel um Platz für Fahrgäste als Busse. 8 Uhr – erreicht werden müssen, belastet die öffentlichen Verkehrsnetze. In Inns- • Moderne Zugsicherungssysteme ermöglichen weite- bruck steht außerhalb der Spitzenzeiten etwa ein Drittel des Fuhrparks still, weil re Taktverdichtung bei U- und S-Bahn-Systemen. diese Fahrzeuge nur zur Bedienung der Schulen benötigt werden. Gestaffelte Schul- • Eigene Gleiskörper und Bevorrangung des Öffent beginnzeiten bringen eine wesentliche Entlastung für die öffentlichen Verkehrsmittel lichen Verkehrs optimieren vorhandene Infrastruk- zur Hauptverkehrszeit und reduzieren die Kosten für den Öffentlichen Verkehr.200 turen. Mobilität mit Zukunft 1/2013
Die Stadt auf Schiene bringen 19 Radverkehr ergänzt den Schienenverkehr Die Möglichkeit der Der Öffentliche Verkehr kann durch gezielte Fahrradmitnahme im Förderung der Radnutzung sein Einzugsgebiet Zug wird in Kopenhagen sehr gut angenommen. deutlich erhöhen. Auf kürzeren Strecken kann das Fahrrad den Öffentlichen Verkehr entlasten. Dazu braucht es ausreichend Platz im Straßen raum für beide. Foto: ECF Photo Gallery Im Ballungsraum bietet die Schiene dichte und regelmäßige Verbindungen, auch abends und am Wochenende. Periphere Teile des Ballungsraums im Zug wird in vielen Städten außerhalb der sowie ländliche Regionen sind in Schwachlast- Hauptverkehrszeit angeboten.295 Die Dänische zeiten weniger gut erreichbar. Oft ist eine Bahn- Staatsbahn bietet im Umland von Kopenhagen in station innerhalb weniger Kilometer erreichbar, den S-Bahnen groß dimensionierte Mehrzweck- im Wiener Umland mit wenigen Ausnahmen im abteile an, die auch in der Hauptverkehrszeit für Umkreis von fünf Kilometern.149 Diese Zubrin- die Fahrradmitnahme genutzt werden können. Durch Fahrräder und gerdistanz kann mit dem Fahrrad, Pedelec oder Das Angebot wird sehr gut angenommen: Die Pedelecs verbessert sich anderen Betriebsformen wie Bürgerbus, Rufbus Zahl der Fahrgäste mit Rad im Zug hat sich seit die Erreichbarkeit von oder Anruf-Sammeltaxi bewältigt werden. Einführung der Gratismitnahme im Jahr 2009 Haltestellen des Öffent- lichen Verkehrs deutlich. verdreifacht. Bereits 27 Prozent der Fahrgäste Während zu Fuß nur Fahrrad und Schiene kombinieren nutzen das Angebot. Eine Ausweitung ist trotz ein Einzugsgebiet von etwa 1,5 Quadrat Parkmöglichkeiten an den Stationen und Rad- vergleichsweise hoher Kosten geplant.43 kilometern erschlossen mitnahme im Zug fördern die Kombination In Innsbruck ist auf den zwei Linien, die ins werden kann, sind es Fahrrad und Schiene.56,289 Mittelgebirge fahren (Stubaital, Igls), die Mit- mit einem Rad schon 20 Quadratkilometer, Die Radmitnahme ist in S-Bahnen und den nahme von Rädern in Straßenbahn und Bus mit einem Pedelec gar meisten Zügen des Regionalverkehrs möglich. gestattet, wenn ausreichend Platz vorhanden ist. 40 Quadratkilometer. Moderne Fahrzeuge mit niveaufreiem Einstieg und Mehrzweckabteile sind dafür besser geeignet. Fahrräder und Pedelecs erweitern das Ein Fahrrad benötigt ungefähr den Platz von vier Personen.181 Meist ist deshalb die Radmitnahme Einzugsgebiet von Haltestellen in der Hauptverkehrszeit nicht möglich. Diese Problematik können Qualitätsfalträder entschär- fen. Einzugsgebiet bei einer Auch Radleihsysteme wie Nextbike oder City- Geh-/Fahrzeit von zehn Minuten 3,6 km zu Fuß, etwa 1,5 km² bike sind eine gute Ergänzung zum Öffentlichen (Radius 0,7 Kilometer) Verkehr, weil sie eine spontane Nutzung ermög- mit Fahrrad, etwa 20 km² 0,7 km (Radius 2,5 Kilometer) lichen und die Kapazität der Bahn durch Mit- Quelle: FGM 2009173 Grafik: VCÖ 2013 mit Pedelec, etwa 40 km² nahme im Zug nicht beeinträchtigen. Sie stellen 2,5 km (Radius 3,6 Kilometer) eine gute Alternative zum eigenen Zweitfahrzeug am Bahnhof für die letzte Meile zum Zielort dar, wenn eine hohe Verlässlichkeit in der Verfügbar- keit gewährleistet ist, und wenn am Ziel Rückga- bemöglichkeiten vorhanden sind. Radmitnahme Mobilität mit Zukunft 1/2013
20 Die Stadt auf Schiene bringen Die Innsbrucker Radschnellwege und E-Mobilität vergrößern Straßenbahn bietet auf zwei Linien Fahrrad Einzugsgebiete von Bahnhöfen mitnahme an. Radschnellwege ermöglichen eine sichere und ra- sche Fahrt zur Station. In den Niederlanden wird davon ausgegangen, dass so Reichweiten bis zu 15 Kilometern möglich sind. 167 London errichtet mit den „Cycle Superhighways“ ein Netz von Radschnellwegen: Fahrradrouten, die radial die äußeren Stadtteile mit der Innenstadt verbinden. Von zwölf Strecken, die bis zum Jahr 2015 ge- baut werden, sind vier bereits eröffnet.52 Foto: IVB Regelmäßige Park&Ride-Fahrten zum Bahnhof sind auch ein gutes Einsatzfeld für E-Mobilität. Ist der Platz knapp, haben Eltern mit Kinder Untertags können E-Pkw oder E-Bike am Bahn- wagen oder Personen im Rollstuhl Vorrang. 89 hof aufgeladen werden. Die Radmitnahme erspart die mühevolle Berg- fahrt. Anschlüsse im Öffentlichen Verkehr sichern Von Fahrgästen wird fehlende oder mangelhaf- Bike & Ride hat großes Potenzial te Information als wesentliches Problem des Durch bahnnahe Pkw-Parkplätze geht bestens Öffentlichen Verkehrs gesehen. Die zeitgerechte erreichbarer Baugrund verloren, der die Nutzung Information über Verspätungen oder alternative des Öffentlichen Verkehrs weiter erhöhen könn- Routen kann die Attraktivität und damit die te. Radfahrende helfen diesen wertvollen Platz zu Fahrgastzahlen um zwei Prozent steigern.60 In sparen, da auf der Fläche eines Pkw-Parkplatzes großen Ballungsräumen informieren heute meist etwa acht Fahrradparkplätze möglich sind. dynamische Fahrgastinformationssysteme an Ausreichend Radabstellplätze sind wichtig Haltestellen über Verspätungen, andere Störun- zur Attraktivierung des Öffentlichen Verkehrs. gen und ob der Anschluss wartet. Informationen In Niederösterreich werden – zusätzlich zu den über Anschlüsse stehen zunehmend auch via 33.200 Park&Ride-Abstellplätzen – rund 21.500 Mobiltelefon und im Fahrzeug zur Verfügung. Abstellplätze für Fahrräder angeboten. 11,134,148 Verbesserungsbedarf besteht vor allem in der Radabstellanlagen dürfen nicht zu weit vom Sicherung der Anschlüsse zwischen Bus und Bahnsteig entfernt errichtet werden, bis zu 50 Bahn. Meter werden von den meisten Radfahrenden in Kauf genommen. 56 Eine gut beleuchtete und einsehbare Lage in unmittelbarer Nähe zur Haltestelle schützt auch gegen Vandalismus.253 Überdachung und absperrbare Fahrradboxen sind insbesondere für Elektro-Fahrräder wichtig, die das Einzugsgebiet von Bahnhöfen deutlich erhöhen. An großen Stationen sind überwachte Abstell- Verkehr intelligent verknüpfen anlagen möglich.162 Am Wiener Hauptbahnhof • Ein effizientes umweltfreundliches Verkehrssystem stehen ab dem Jahr 2014 drei Garagen und braucht im Ballungsraum schienengebundenen eine Werkstätte für insgesamt 1.300 Fahrräder Öffentlichen Verkehr als Rückgrat. zur Verfügung.71 Auch an Straßenbahnlinien • Ausreichend überdachte Radabstellplätze an den in Wien sollen künftig mehr Abstellplätze für Stationen, Radmitnahme im Zug und Radverleihe Fahrräder errichtet werden.296 Bedarf dafür ist fördern die Kombination von Fahrrad und Schiene. vor allem in weniger dicht besiedelten Gebieten • Radschnellwege und E-Fahrräder erhöhen das gegeben, wo die Distanzen zur Haltestelle groß Einzugsgebiet von Bahnhöfen. sind. Mobilität mit Zukunft 1/2013
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