Die Vision einer besseren Arbeit - Dr. André Gärisch Textkreation
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16 HORIZONT CAREERMAG 10/2019 Die Vision einer besseren Arbeit Die starren Strukturen der traditionellen Arbeitswelt brechen auf. Die kommenden Generationen werden sich freier bewegen, vielfältiger austauschen und deutlicher einbringen können Von André Gärisch FOTO: ULF SALZMANN
18 HORIZONT CAREERMAG 10/2019 W ieder einmal spaziert FOTO: SIPGATE FOTO: L'ORÉAL David Hillmer mit einem klobigen, schwarzen Rollkoffer den Flur eines mittel- ständischen Unter- nehmens entlang. Ein paar Meter, dann wird er in den Seminarraum einbiegen, den Koffer auf dem Pult ablegen und sich als Coach für agile Transformation vorstellen. Die Augen der Manager werden zunächst an seinem Mund kleben, dann am Koffer, und wieder am Mund. Ein Wechselspiel. Beim Telefonie-Anbieter Sipgate arbeitet die L'Oréal hat seine Deutschland-Zentrale in Schließlich wird er das Geheimnis lüften – Belegschaft bereits seit zehn Jahren agil Düsseldorf für die neue Arbeitswelt gebaut und die Workshop-Teilnehmer mit Hilfe Tausender kunterbunter Lego-Steine auf dem Ziel, die Identifikation zwischen An- soziale Druck, länger als die anderen blei- eine Reise in ihre Kindheit schicken. gestellten und Arbeitgeber und somit deren ben zu „müssen“. Als Geschäftsführer, der „Ich formuliere eine zukunftsgerichtete Motivation und Loyalität zu steigern. Auf- sein Unternehmen maximal 40 Stunden Frage, die die Anwesenden beantworten grund des demografischen Wandels wird pro Woche beehrt, zählt Sipgate-Chef Tim sollen, etwa ‚Wie schaffen wir es, der at- Personal künftig zu einer noch knapperen Mois zu den Exoten seines Standes. traktivste Arbeitgeber zu werden?‘“, schil- Ressource. Zudem setzen jüngere Genera- Sipgate orientiere sich laut Lange-He- dert Hillmer, wie es weitergeht. Die Ant- tionen auf die genannten Werte. New Work germann an einem Kalkulationsmodell, wort auf diese Frage soll gebaut werden. In kann im Kampf um die besten Talente also das für ausnahmslos jeden Mitarbeiter eine seltenen Fällen verließen Teilnehmer erbost den entscheidenden Unterschied machen. jährliche Gehaltserhöhung vorsieht – ob er den Raum, in der Regel aber freuten sich Ein mächtiger Treiber von New Work ist hinter den Kulissen an den Rechnern alle über die willkommene Abwechslung. die Digitalisierung, denn Technologien wie schraubt oder im Außendienst Kunden be- „Baut man eine Lösung, kommt man auf Cloud-Computing, Messaging-Dienste treut. Kriterien wie Betriebszugehörigkeit ganz andere Ideen, als wenn man sie ledig- oder Workflow-Apps ermöglichen, ortsun- oder Berufserfahrung fließen in die Berech- lich ausspricht oder aufschreibt“, erläutert abhängig, selbstbestimmt und transparent nung mit ein. Auch bei der Personalaus- der Geschäftsführer des New-Work-Bera- zu arbeiten. Daraus resultieren mehr und wahl verfolge man eine klare Linie. „Wenn tungsunternehmens HelloAgile. mehr papier- und ordnerlose Büros, in de- ein Bewerber hervorragend qualifiziert ist, Die Methode Lego Serious Play, die der nen Ruhe- und Konzentrationszonen ein- aber eine konventionelle Karriere mit ed- dänische Spielekonzern unter dem Motto gerichtet werden können; der Schreibtisch, lem Firmenwagen und Manager-Nimbus „Thinking with your hands“ vermarktet, lange Fixpunkt des Arbeitstages, rückt anstrebt, dann macht das für beide Seiten stellt eine Art Businessversion des Vor- wortwörtlich in den Hintergrund. Doch keinen Sinn“, betont sie. In dem Buch „24 schulklassikers dar. Die Steine helfen, Sach- nicht nur die Digitalisierung treibt die flexi- Work Hacks … auf die wir gerne früher verhalte mehrdimensional zu betrachten ble Evolution voran. Tools wie Scrum oder gekommen wären“ erklärt das Unterneh- und in Metaphern zu denken. Das Tool Kanban (siehe nächste Seite) kommen in men, wie es funktionale Einheiten bildet, eignet sich speziell für strategische Fragen ihrer ursprünglichen Form gänzlich ohne warum die Teammitglieder entscheiden, oder in der Produktentwicklung. „Bei einem Screen und Klicks aus. Daneben treten indi- wer eingestellt wird, und was an einem öffentlichen Schnupperkurs bat ich die 20 viduelle Arbeitszeitmodelle, inspirierende „Open Friday“ passiert (siehe Infokasten). N Teilnehmer, ‚das Fahrrad neu zu erfinden‘. Architekturentwürfe und offene Get-toge- Binnen 10 Minuten bauten sie 90 Geschäfts- ther-Formate in den Fokus. eben Start-ups und IT-Firmen D modelle“, erinnert sich Hillmer beeindruckt. lassen sich vermehrt traditio- Gamification – sich spielerisch Pro- er VoIP-Anbieter Sipgate posi- nelle Großunternehmen etwas blemstellungen hinzuwenden – lässt sich tioniert sich bereits seit zehn einfallen, um dem Puls der Zeit dem New-Work-Konzept zuordnen, das Jahren als agil. Auf seiner Web- zu begegnen. Auch L’Oréal wollte mit dem der österreichisch-amerikanische Philo- site verspricht er „Selbstverant- Bau seiner im Dezember 2017 neu eröff- soph Frithjof Bergmann in den frühen wortung, Freiheit und Spaß“ statt „Gehalts- neten Deutschlandzentrale in Düsseldorf 1980ern entwickelt hat. Der emeritierte verhandlungen, Titel und Überstunden“. eine agilere und kommunikativere Atmo- Professor der Universität Michigan Pressesprecherin Johanna Lange-Heger- sphäre kreieren. Im Vorfeld durften die An- wünschte sich eine Erwerbstätigkeit, die die mann konkretisiert, was damit gemeint ist: gestellten Anregungen beisteuern und eine Beschäftigten „wirklich, wirklich wollen“, „Jeder unser 180 Mitarbeiter bestimmt Musterfläche begutachten. Die LED-Lam- in der sie selbstständig handeln, Freiheiten selbst, wann er nach Hause geht, denn wir pen regulieren sich abhängig davon, ob ein genießen und Teilhabe ausüben können. setzen voraus, dass er seine Projekte eigen- Mitarbeiter an seinem Schreibtisch sitzt. Heute steht das Buzzword stellvertre- verantwortlich im Blick behält. Auf einem Auf den großzügigen Büroflächen befinden tend für die Summe an Veränderungen, die Stundenkonto sehen wir die Präsenzzeiten. sich verglaste, mit Monitoren ausgestattete agilere, werteorientiertere und sinnstiften- Häuft ein Kollege Überstunden an, wird er „Think-Tank-Zonen“; Einzelbüros wurden dere Arbeit bewirken soll, verbunden mit erinnert, sie abzubauen.“ So schwinde der komplett verbannt, „Coffee-Points“ laden
HORIZONT CAREERMAG 10 /2019 19 zum Austausch ein. Die skandinavisch- asiatisch eingerichtete Kantine – von Mit- ILLUSTRATION: TANJA WEHR arbeitern „Zum hungrigen Johann“ getauft – bietet Menüs aus aller Welt. Dennoch, sagt Hillmer, sei New Work für weit verzweigte Organisationen eine be- sondere Challenge: „Je mehr Menschen zu- sammenarbeiten, umso schwieriger sind agile Ansätze umzusetzen. Viele Unterneh- men versuchen, erfolgreiche Wettbewerber detailgetreu zu kopieren – mit einem Zeit- fenster von wenigen Monaten. Eine der- artige Herangehensweise ist zum Scheitern verurteilt, weil das Personal nicht für Fakto- ren wie Offenheit, Transparenz und Kol- laboration sensibilisiert ist und womöglich verärgert oder ängstlich reagiert.“ Exem- plarisch nennt er den Plan von IBM aus dem vergangenen Sommer, sich innerhalb eines Jahres auf Agilität zu „trimmen“, in- dem beispielsweise E-Mails durch das Chat-Tool Slack ersetzt oder Kurse zu „Agi- le Leadership & Strategy“ offeriert werden. Mitsprache schreibt IT-Dienstleister Praemandatum Durch die wachsende Relevanz Künst- ganz groß licher Intelligenz wird New Work weiter Praemandatum – Fahrt aufnehmen. Führungskräfte sind ge- fragt, ihren Mitarbeitern glaubhaft zu ver- Das gute Recht der mitteln, dass die mitdenkenden Maschinen sie von monotonen und stupiden Aufgaben Mitarbeiter entlasten und keine Konkurrenz darstellen. Parallele Entwicklungen zeigen sich einer- seits im steigenden Aufwand, Projektmit- arbeiter vor Ort, im Homeoffice und im Der hannoversche IT-Dienstleister Praemandatum befasst sich Coworking-Space zu steuern und zu koor- mit Sicherheits- und Datenschutzfragen. Er berät seine Man- dinieren, andererseits in der Herausforde- danten, wie sie den Abfluss von Informationen effektiv be- rung, den „kooperierenden“ Kunden stim- grenzen können. Die Vision des 25-köpfigen Unternehmens ist mig in den Entwicklungsprozess zu inte- es, eine demokratische Netzgesellschaft zu etablieren. Für die grieren: „Gaming-Unternehmen bringen Gestaltung der Firmenstrukturen hat sich Geschäftsführer Pe- Computerspiele bewusst unfertig auf den ter Leppelt an New Work orientiert. Er verzichtet auf Hier- Markt. In dieser Beta-Phase können sich archien und Abteilungen mit klar festgelegten Aufgaben. In informierte User das Spiel kostenlos her- relevanten Unternehmensbereichen wird nach dem basisde- unterladen und Feedback geben. Der Her- mokratischen Prinzip entschieden – nach erfolgreicher Pro- steller erhält hierdurch – Stichwort Big Data bezeit bekommt jeder Beschäftigte das gleiche Stimmrecht, egal – wertvolle Insights. Solche Crowdsour- ob es um die Akquise von potenziellen Partnern, die Kunden- cing-Konzepte werden sicherlich immer ansprache oder sogar die Wahl eines neuen Geschäftsführers bedeutender“, prophezeit Hillmer. geht. Alle Mitarbeiter erhalten denselben Stundensatz und dürfen ihre Arbeitszeiten flexibel handhaben. In der15-seitigen Unternehmensverfassung „Principia Praemandatum“ sind die Rechte und Pflichten der Angestellten festgeschrieben. Bei- spielsweise wird dort definiert, dass Führungskräfte nicht er- David Hillmer, nannt, sondern vom gesamten Team gewählt werden. Das Coach für agile gesamte Personal genießt bei einer Änderung der Satzung Transformation, Mitspracherecht. So kommt es, dass das digitale Schriftstück lässt Manager schonmehrfachangepasstwurde.Zuletzteliminiertemanetwa gerne mal mit den Begriff Work-Life-Balance, da Arbeit nicht vom Leben FOTO: HILLMER Lego bauen getrennt betrachtet werden solle. 2018 ist das Unternehmen vom Politik zum Anfassen e. V. als „Demokratie-Ort“ aus- gezeichnet worden.
20 HORIZONT CAREERMAG 10/2019 Tools, Rituale, Architektur Wie deutsche Unternehmen Arbeit neu definieren – fünf Best Practices mit New-Work-Charakter Von André Gärisch FOTO: OLIVER TJADEN FOTO: FRANK VON WIEDING Das Bord mitten im Büro von Sipgate zeigt, Es gibt noch klassische Meetingräume bei wo die einzelnen Teams und Projekte stehen Philips, aber eben auch Alternativen Sipgate – Philips – Ein Freitag voller Hamburg in jedem Freiheiten Winkel erleben „Wir treffen uns alle zwei Wochen zu einem ‚Open Friday‘. Von Im Dezember 2015 feierte Philips die Eröffnung des neuen 10 Uhr bis 16 Uhr darf jeder Mitarbeiter Themen vorbringen, DACH-Headquarters in der Röntgenstraße in Hamburg- über die er sprechen möchte und die er für den Fortschritt des Fuhlsbüttel. Grundlage bildete das Konzept „Work Place In- Unternehmens für wichtig erachtet. Mit dem Open Friday novation“, bei dem die Faktoren Menschen, Räumlichkeiten organisieren wir gegenseitige Hilfe über Teams – Marketing, und Technologien harmonisch miteinander verschmelzen sol- Buchhaltung, Kundenbetreuung, User Experience, Entwick- len. „Das Modell setzen wir seit 2009 global um. Ziel ist es, den lung, Ops, Geschäftsführung etc. – hinweg“, erklärt Sipgate- Arbeitsplatz noch digitaler und flexibler zu gestalten. Mit dem Pressesprecherin Johanna Lange-Hegermann. Die Angestell- Ergebnis in Hamburg forcieren wir die Kommunikation der ten nutzten die Gelegenheit, um beispielsweise über Kon- Mitarbeiter untereinander, ermöglichen flexibleres Arbeiten ferenzen zu berichten, die sie besucht haben, und das erlangte und sparen eine Menge Platz – die Fläche reduzierte sich von Wissen zu teilen, manchmal stünden aber auch allgemeine 22000 auf 13500 Quadratmeter“, erläutert Sebastian Linde- Anregungen für unternehmerische Veränderungen im Mittel- mann, Head of Communications bei Philips. Die Mitarbeiter punkt. Während der Eröffnungsrunde schlagen die Anwesen- sind sogenannten „Neighbourhoods“ zugeordnet. Die An- den Sessions vor, indem sie ihr Thema auf einen Sticky schrei- ordnung dieser Teamzonen folgt den Abläufen und Arbeits- ben, es knapp umreißen und Raum und Zeit für ihr Programm prozessen. Das Gebäude bietet knapp 110 Focus-Räume für auswählen. Ist der Zeitpunkt gekommen, versammeln sich die konzentriertes Arbeiten und Aufgaben, die besondere Ver- am Thema Interessierten im jeweiligen Raum. Der Initiator traulichkeit erfordern. In Kreativmeeting-Räumen, ausgestat- präsentiert im Nachgang eine Zusammenfassung der Ergeb- tet mit Barren, Sitzwürfeln, Hockern und Couches, dürfen sich nisse. „Aktuell sind bei den Konferenzen fast zwei Drittel aller die Mitarbeiter auch mal lümmeln oder lehnen. Breakout- Kollegen aus der ganzen Firma dabei. Der Open Friday wird gut Areas wurden für informelle Treffen eingerichtet. Deren De- angenommen und wurde bereits von anderen Unternehmen signs erinnern an die beliebtesten Ecken Hamburgs – etwa kopiert. Das bestätigt uns auf unserem agilen Weg“, resümiert Hafen, Stadtpark oder Kiez. Die Sky-Lounge in der obersten Lange-Hegermann. Etage beheimatet Massagestühle, eine Weltkarte und riesige Fensterfronten. „Die Mitarbeiter waren bei der Konzipierung der Räumlichkeiten voll mit eingebunden. Dass wir in unserem Headquarter das Motto ‚Hamburg‘ umgesetzt haben, ist Resul- tat einer Mitarbeiterumfrage. Sie sind stolz, in einem so moder- nen Bürogebäude zu arbeiten und dankbar, ihren Arbeitsalltag noch variabler gestalten zu können“, resümiert Lindemann.
HORIZONT CAREERMAG 10 /2019 21 FOTO: EIGENSTETTER FOTO: KIDS CREATIVE AGENCY Eigenstetter ersetzt Mitarbeiter nicht durch Roboter, Die Swisscom hat die Toolbox gemeinsam sondern lässt sie diese programmieren mit der Kids Creative Agency entwickelt Eigenstetter – Swisscom – Mit dem Roboter auf Eine Box als Augenhöhe Blockadenlöser Der Plan, einen Industrieroboter für komplexe Fertigungen Die Marketing-Teams des Schweizer Telekommunikationsun- anzuschaffen, sorgt in Handwerksbetrieben oft für Bedenken ternehmens Swisscom durchlaufen derzeit einen agilen Trans- und Ängste. Um hier rechtzeitig vorzubeugen, bezog die Tisch- formationsprozess. Mithilfe der Berliner Kids Creative Agency lerei Eigenstetter aus Rehna bei Lübeck die Mitarbeiter ab der möchte Marketingchef Achill Prakash mit seinen Mitarbeitern ersten Sekunde in die Umstellung mit ein, vermittelte ihnen dem New-Work-Ideal Schritt für Schritt näher kommen. Ein dabei, dass keine Arbeitsplätze in Gefahr seien und sie das eingesetztes Tool ist die „Crew-Box“, eine Schachtel mit bunt Know-how besäßen, nicht die Maschine. Gemeinsam erarbei- designten Pappkarten, auf denen jeweils kleine Aufgaben sowie tete das Team die Einführung digitaler Lösungen – von der der geschätzte Zeitrahmen, die optimale Gruppengröße, das Konzepterstellung über die Entwicklung bis zum Aufbau eines benötigte Material und der Schwierigkeitsgrad vermerkt sind. robotergestützten Fräszentrums, zu dessen Realisierung man DieKartensindunterteiltindieBereiche„Onboarding“,„Crew das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Auto- Check“ und „Landing“ – sie beziehen sich auf die Phasen, die matisierung hinzuzog. Begleitend schulte der Betrieb seine eine Gruppe hinsichtlich ihres Vertrauensgrades durchläuft. Mitarbeiter, den Roboter zu programmieren. Es entfaltete sich Auf der Onboarding-Karte „Stinky Fish“ heißt es etwa ein- ein Prozess kontinuierlichen Lernens mit regelmäßigem Wis- leitend: „Der Stinky Fish ist diese Sache, die Ihr stets mit Euch senstransfer zwischen jüngeren und älteren Angestellten. Die herumtragt, über die Ihr aber nicht gerne sprecht. Er ist eine Mitarbeiter müssen gefährliche Tätigkeiten nicht mehr von Metapher für Befürchtungen und Ängste. Etwas, das schlim- Hand erledigen – der fast fünf Tonnen schwere, fünfachsige mer und schlimmer wird, wenn man sich diese nicht eingesteht Roboter deckt ein breites Fertigungsspektrum ab und wird als und angeht.“ Die Teilnehmer werden aufgefordert, ihren ei- Helfer geschätzt. genen Stinky Fish zu malen und ihn mit persönlichen Sorgen in Verbindung mit dem aktuellen Projekt oder Team zu füllen – ein Satz genügt. Die Ergebnisse werden innerhalb des Teams geteilt. Auf einer anderen Karte („Crew Check“) lautet das Motto „3 Wörter“. Hierbei sollen sich die Teilnehmer drei Wörter ausdenken, zum Beispiel Farben, normale Adjektive oder Tiere, die die Gruppe zum momentanen Zeitpunkt be- schreiben. Das Tool fördert den Austausch der Mitarbeiter untereinander und unterstützt ein tolerantes Klima.
22 HORIZONT CAREERMAG 10/2019 Glossar Agilität beschreibt die Fä- Bereit für die higkeit, auf sich verändernde Umweltsituationen unmittel- bar reagieren zu können. Entsprechende Methoden lö- Zukunft? sen starre Strukturen auf und befördern flexibles Denken. Als Unternehmen wendigund beweglich zu sein, stellt in einer komplett vernetzten, hy- perdynamischen Geschäfts- Alle reden über „New Work“ und „agiles welt einen bedeutenden Arbeiten“. Doch haben diese Leitideen Erfolgsfaktor dar. auch neue Wahrheiten geschaffen? Kanban ist ein Tool, agiles Ar- beiten zu forcieren. Hierbei werden Arbeitsaufgaben auf Karten geschrieben und in Wie denken Entscheider und Mitarbeiter? der Reihenfolge der Prozesse an eine Pinnwand geheftet. New Work aus Entscheidersicht: „Nur mit einem modernen Arbeitsplatz und attraktiven Durch den visualisierten ArbeitsbedingungenhatunserUnternehmeneineChanceim‚WarforTalents‘“,Zustimmung89%. Workflow entstehen eine hö- … und aus Mitarbeitersicht: „Für mich persönlich überwiegen die Vorteile beziehungsweise here Transparenz und eine ef- Chancen der neuen Arbeitsplatz- und Mobilitätskonzepte“, Zustimmung 55 %. fizientere Arbeitsteilung. UnterschiedeinderWahrnehmung: BeiderFrage„InwelcherFormbeteiligenUnternehmen ihre Mitarbeiter bei der Transformation zum Arbeitsplatz der Zukunft?“ vertritt fast die Hälfte der Bei Scrum werden die einzel- Verantwortlichen die Meinung, sie integriere ihre Mitarbeiter durch Befragungen zum Thema, nen Prozesse in aufeinander- während nur 19,8 % der Mitarbeiter diese Ansicht teilen. folgende „Sprints“ eingeteilt. Abschluss jeder Etappe bildet Quelle: Studie der IDG „Arbeitsplatz der Zukunft“; Stichprobe: 628 qualifizierte Interviews mit obersten Verantwortlichen (285 Interviews) ein Zwischenprodukt, das und Arbeitnehmern (343 Interviews) von Unternehmen in der D-A-CH-Region im Juni 2018 dem Kunden präsentiert wird. Auf Basis seines Feedbacks wird das Produkt schrittweise weiterentwickelt und verbes- sert. Das Team ernennt zu Be- Was versprechen sich Berufstätige ginn einen Scrum-Master, der von New Work und Arbeit 4.0? die Meetings moderiert und vor unnötigen äußeren Ein- Faktor Zeit: 96 % fordern, ihre Arbeitszeit frei einteilen zu können. flüssen schützt. Faktor Sinn: 94 % ist es wichtig, einer sinnstiftenden Tätigkeit nachzugehen. Faktor Mitsprache: 93 % wünschen sich flache Hierarchien. Design Thinking beruht Faktor Familie: 82 % ist es wichtig, Job und Familie unter einen Hut bringen zu können. auf dem Gedanken, dass sich Faktor Vielfalt: 71 % freuen sich über regelmäßig wechselnde Aufgaben. Experten aus unterschiedli- chen fachlichen Hintergrün- den gegenseitig inspirieren, um gemeinsam Probleme zu Vom Büro zum Lebensraum. lösen. Durch die sich verzah- Wie sich neue Arbeitsraumkonzepte in nenden Perspektiven sollen Deutschland etablieren originelle Innovationen ge- fördert werden. Typische Rückzugsmöglichkeiten zur Stillarbeit: 31 % Merkmale sind ein flexibles Grünflächen mit Sitzgelegenheit oder Dachterrasse: 30 % Raumkonzeptmitverschiede- Lounge-Bereich: 27 % nen bereitgestellten Materia- Design-Thinking-Räume: 6 % lienunddieEntwicklungstark Sport- und Fitnessräume: 4 % vereinfachter Prototypen, die Quelle für beide Statistiken: Umfrage von Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom, direkt am Kunden getestet n = 1002 Berufstätige von 16 bis 65 Jahren; September 2019 werden.
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