Mit (Un-)Sicherheit gewinnen: Die Schweizer Energieversorgungsbranche, nicht nur nach Covid-19 - AWK Group AG

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Mit (Un-)Sicherheit gewinnen: Die Schweizer Energieversorgungsbranche, nicht nur nach Covid-19 - AWK Group AG
Mit (Un-)Sicherheit gewinnen:
    Die Schweizer Energieversorgungsbranche,
    nicht nur nach Covid-19

    Schmuel Holles   Matthias Rauh   Daniela Zimmermann

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Mit (Un-)Sicherheit gewinnen: Die Schweizer Energieversorgungsbranche, nicht nur nach Covid-19 - AWK Group AG
Mit (Un-)Sicherheit gewinnen:
    Die Schweizer Energieversorgungsbranche, nicht nur nach Covid-19

    Veränderungen, u.a. getrieben durch die Digitalisierung, verlaufen immer schneller und werden durch exogene
    Schocks wie die Corona-Krise von aussen getriggert. Längst reicht es nicht mehr aus, die Zukunft so zu antizipieren,
    wie dies in der klassischen Szenarien- und Strategieentwicklung gehandhabt wird. Stattdessen können Anpassungen
    des bisherigen Geschäftsmodells innerhalb von Tagen oder Wochen nötig sein.

    Auch Schweizer Energieversorger müssen künftig sehr kurzfristig auf schnelle und grundlegende Veränderungen re-
    agieren, um das eigene Geschäft zu schützen und Chancen nutzen zu können. Es gilt, Organisation und Mitarbeitende
    an das Unbekannte zu gewöhnen. Dies fängt beim Mindset der Mitarbeitenden an, geht über eine ergebnisoffene
    Beobachtung der Umwelt und endet nicht bei einer möglichst resilienten und flexiblen (IT-)Organisation. In diesem
    Artikel lesen Sie, wie Ihre Mitarbeitenden Sicherheit im Umgang mit Unsicherheit gewinnen und wie Sie zur Resilienz
    Ihres Unternehmens beitragen können.

    Artikel

    Unsere Welt verändert sich. Prognosen funktionieren          se im Home-Office zu arbeiten. Digitale Zwillinge von
    immer seltener und wenn, dann nur in begrenztem              Netzelementen werden eigenständig Wartungspläne
    Rahmen und für begrenzte Zeit. Gleichzeitig brechen          entwickeln und Ausfallwahrscheinlichkeiten berechnen.
    bekannte Erklärungsmuster auf: Ursache und Wirkung           Ein gut ausgebautes Kundenportal mit tiefer Prozessin-
    verschwimmen zunehmend. Bereits in den 1980er                tegration- und Automatisierung wird in naher Zukunft
    Jahren wurde dies unter dem Schlagwort VUCA (kurz            Pflicht und nicht mehr Kür sein. Zukünftige Flexibilitäts-
    für: Volatitliy, Uncertainty, Complexity, Ambiguity) zu-     märkte werden gänzlich neue Anforderungen an einen
    sammengefasst. Exemplarisch sehen wir dies an der            sicheren und wirtschaftlichen Netzbetrieb stellen.
    weiterhin weltweit aktuellen Covid-19-Epidemie. Waren
    Politik und Wirtschaft im Februar und März noch voll-        Richtig adressiert bieten sich verändernde Kundenbe-
    kommen unvorbereitet, so ist heute zumindest klar,           dürfnisse und regulatorische Entwicklungen enormes
    dass nicht klar ist, welche Entscheidungen am Ende die       Potential. So können die Zunahme von Eigenverbrauchs-
    richtigen sind.                                              gemeinschaften oder die bevorstehende Marktöffnung
                                                                 das Tagesgeschäft erodieren lassen, gleichzeitig aber
    Veränderte Rahmenbedingungen und disruptive Ein-             die Entwicklung neuer und digitaler Dienstleistun-
    flussfaktoren begegnen Energieversorgern aktuell in          gen befeuern. Innovative Firmen von innerhalb und
    allen Bereichen. Die «vier grossen Ds» (Digitalisierung,     ausserhalb der Branche sehen dieses Potential eben-
    Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Deregulierung)       falls und treten mit kostengünstigen, fernsteuerbaren
    treffen auch bis anhin sehr stabile Bereiche wie das         und flexiblen Produkten in direkter Konkurrenz zu den
    Stromnetz. Sie sind zunehmend einem massiven Kos-            etablierten Playern.
    ten- und Erwartungsdruck von Seiten der Kunden und
    der Gesetzgebung ausgesetzt, der althergebrachte             Klar ist dabei: Das heutige Anpassungstempo der
    Arbeitsweisen in Frage stellt. Einige Beispiele: Der aktu-   Schweizer Energieversorger hinkt der Veränderungs-
    ell geforderte schweizweite Rollout intelligenter Mess-      geschwindigkeit ihres Umfelds oft hinterher. Wer schnell
    systeme (Smart Metering) nimmt Einfluss auf die gesamte      sein will, braucht eben nicht nur Ressourcen, sondern
    Prozesskette eines Netzbetreibers, wodurch er selbst         auch und vor allem den nötigen Freiraum und das rich-
    durch grosse EVU oftmals nicht allein gestemmt werden        tige Mindset, um diese rasch und zukunftsorientiert
    kann. Der Einsatz von Drohnen und Virtual-Reality-Brillen    einzusetzen.
    wird es sogar Netzmontierenden ermöglichen, teilwei-

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Mit (Un-)Sicherheit gewinnen: Die Schweizer Energieversorgungsbranche, nicht nur nach Covid-19 - AWK Group AG
Sicherheit im Umgang mit Unsicher-
    heit gewinnen

    Eindringlicher denn je hat Corona uns vor Augen geführt,                                      reiche Beispiele. So hat sich der Energietechnik-Konzern
    wie rasch undenkbare Szenarien Realität werden können:                                        Schneider Electric an einer Task Force für die Produktion
    Welche Entwicklung uns als nächstes trifft, können wir in                                     von Beatmungsgeräten beteiligt. Das Unternehmen
    gewissen Situationen nicht voraussagen. Die Fähigkeit,                                        lieferte Komponenten und Systeme für die Rekonfigura-
    eine ungewisse Zukunft proaktiv mit zu gestalten, lässt                                       tion der Produktionslinien bei Air Liquide. Die EWE-Mo-
    sich dagegen durchaus trainieren. Die Entrepreneur-                                           bilitätstochter EWE Go hat systemrelevanten Berufs-
    ship-Forschung liefert hier vier einfache Prinzipien für un-                                  gruppen, die auf Mobilität angewiesen sind, kostenlos
    ternehmerisches Handeln unter Unsicherheit. Den Kern                                          Elektromotorroller zur Verfügung gestellt und die Stadt-
    bildet ein Mindset mit klarer «Bias for Action»:                                              werke Trier (SWT) haben den eigenen Service-Katalog
                                                                                                  um einen Einkaufsservice für Kunden erweitert.
    Von vorhandenen Mitteln ausgehen
    Im Zentrum steht die Frage: Welche Mittel stehen mir                                          Partnerschaften eingehen
    zur Verfügung – und was kann ich damit unter den ge-                                          Die Liste an durch Corona inspirierten Geschäftsideen ist
    gebenen Umständen tun? Der Mittelbegriff erschöpft                                            lang. Das Beispiel von Schneider Electric zeigt dabei ein-
    sich dabei nicht an personellen oder finanziellen Res-                                        gängig, dass veränderte Rahmenbedingungen neben
    sourcen, sondern umfasst darüber hinaus auch Kontakte                                         produkt- oder servicebezogenen Opportunitäten auch
    zu Kunden und potenziellen Partnern, die Kompetenzen                                          Möglichkeiten für neue Formen der Zusammenarbeit
    und Fähigkeiten der Mitarbeitenden sowie die Kultur des                                       bieten. Der klassische Konkurrenzbegriff verschiebt sich:
    Unternehmens.                                                                                 Allianzen entstehen, wo Bündnispartner die eigenen Vor-
                                                                                                  haben offenlegen und sich früh an einem noch unsiche-
    Handlungsalternativen erkunden                                                                ren Vorhaben beteiligen. Wichtig ist hierbei die Grösse
    Aus den vorhandenen Mitteln ergibt sich im Umkehr-                                            des Unternehmens. Die meisten kleineren und mittleren
    schluss eine Reihe an Zielen, Handlungsoptionen und                                           EVU in der Schweiz haben wohl nicht genügend eigene
    möglichen Vorhaben, die realisiert werden können. Es                                          verfügbare Ressourcen und Infrastrukturen, um unvor-
    gilt, den Zufall als Partner für unternehmerische Gele-                                       hergesehene Aufwände abzufedern und rasch veränder-
    genheiten zu nutzen. Die Corona-Krise liefert hier zahl-                                      ten Kundenbedürfnissen oder regulatorischen Anforde-

                                                                                        UNTERNEHMEN
                                                          Mehr Ressourcen
                                                                       TA
                                                                     DA

                                                                                                  Exponieren & Aushandeln
                                                                TA
                                                              DA

                                           Unternehmenshistorie und -kultur

    KUNDENANFORDERUNGEN                                                                                                                           Neue Mittel   MARKTPARTNER

                                           Kompetenzen der Mitarbeitenden     Mögliche Vorhaben                             Partnerschaften

                                                                                ALTERNATIVEN

                                                                                                                                                  Neue Ziele

                                           Internes und externes Netzwerk
                                                                                        Neue Opportunitäten
                                                VORHANDENE MITTEL

                                       GESETZGEBER/                                     MITBEWERBER                                           TECHNOLOGISCHE
                                       REGULATOR                                                                                               ENTWICKLUNGEN

    Abbildung 1 Angepasste Darstellung nach Sarasvathy & Dew (2005)

    Effectuation ist eine eigenständige Logik des Entscheidens und Handelns, die Akteure dabei unterstützt, Neues in die Welt zu bringen. Im Fokus steht die aktive
    Gestaltung der Zukunft, wenn das Umfeld unsicher ist und exakte Vorhersagen oder Planung nicht möglich sind. Die Methodik basiert auf der Forschung von
    Dr. Saras Sarasvathy, Kognitionswissenschaftlerin an der Darden School of Business 1).

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Mit (Un-)Sicherheit gewinnen: Die Schweizer Energieversorgungsbranche, nicht nur nach Covid-19 - AWK Group AG
rungen Rechnung zu tragen. Mithilfe von Kooperationen                                   hervorbringt? Und: Wie lassen sich die Grundsätze unter-
    innerhalb und ausserhalb des Energiemarkts lassen sich                                  nehmerischen Handelns auf den Kontext der Schweizer
    Risiken vermindern und Kräfte bündeln. Im digitalen                                     Energieversorger übertragen?
    Ökosystem und durch gemeinsame Plattformen lassen
    sich Produkte und Services einem grösseren Publikum                                     In Future Skills investieren
    zugänglich machen und Daten zur Analyse von Kunden-                                     Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Entstehen von
    bedürfnissen, Trends und ersten zaghaften Signalen mit                                  Neuem ist die Toleranz von Fehlern. Scheitern per se ist
    Relevanz für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle                                     nicht tragisch, im Gegenteil: Scheitern kann sogar be-
    erheben.                                                                                wusst als etwas Positives gesehen werden, z. B. wenn
                                                                                            unterschiedliche Ideen sehr frühzeitig am Markt getestet
    Pannen einkalkulieren                                                                   werden und von Anfang an klar ist, dass etliche dieser
    Da sich in einer ungewissen Zukunft Erträge nur schwer                                  Ideen scheitern werden. Problematisch wird dies erst,
    vorhersagen lassen, sollten Unternehmen dabei nur das                                   wenn Misserfolge das Ergebnis schlechter Arbeit sind.
    aufs Spiel setzen, was sie zu verlieren bereit sind. Die                                Um unproduktive Fehler zu vermeiden, muss der Inno-
    Frage lautet: Was kannst du dir heute leisten? Die jewei-                               vationskultur eine Kompetenzkultur vorausgehen, in
    lige Investitionsbereitschaft ist gegenüber den Partnern                                der Erwartungen klar artikuliert sind und die «Best-Per-
    offenzulegen und regelmässig zu überprüfen. Durch kur-                                  son-on-the-Job» die Verantwortung für ein bestimmtes
    ze Entwicklungszyklen und geeignete Steuergefässen                                      Vorhaben übernimmt. Oder: Um zunehmend komplexe
    lassen sich Fehlentwicklungen frühzeitig erkennen und                                   Aufgaben zu lösen, braucht es Mitarbeitende mit den
    korrigieren. Hier gilt das Motto: «Fail fast and learn fast».                           passenden Skills und Kompetenzen.

                                                                                            Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen
    Raum für explorative Vorhaben
                                                                                            in den Aufbau und die Verknüpfung unterschiedlicher
    schaffen                                                                                Kompetenzen investieren – und zwar auf der Ebene der
    Die skizzierte Logik eignet sich vor allem, wenn Hand-                                  einzelnen Mitarbeitenden.3) Zu den Schlüsselkompe-
    lungsspielräume und Erfolgsaussichten unsicher sind.                                    tenzen zählen etwa Kreativität, Anpassungsfähigkeit
    Aktionsorientierung, Kollaboration und Agilität sind feste                              oder grundlegende digitale Kompetenzen. Bestehende
    Bestandteile dessen, was gemeinhin als Innovationskultur                                Curricula im Bereich Aus- und Weiterbildung sind hier
    verstanden wird. Hier geht es darum, Neues auszupro-                                    ebenso zu prüfen, wie Strategien zur Rekrutierung neuer
    bieren, zu scheitern, zu lernen – und langfristig erfolg-                               Mitarbeitender. Dabei sind insbesondere für Mitarbei-
    reich zu bleiben. Der Wunsch, in einer Organisation mit                                 tende mit spezifischem Markt, Technologie- oder Me-
    «innovativen Praktiken» zu arbeiten, ist auch unter Mana-                               thoden-Knowhow (z. B. Data Analytics, UX/UI-Design
    gern weit verbreitet 2). Wie aber wird aus dem Wunsch eine                              oder KI-Programmierung) zunehmend kreative Personal-
    Kultur, die Innovationen auch unter widrigen Bedingungen                                strategien gefragt.

                                           SCHLÜSSELKOMPETENZEN
                                             ALLE MITARBEITENDEN

                         NICHT-DIGITAL                                               DIGITAL
                  z. B. KREATIVITÄT, ADAPTIONSFÄHIGKEIT,                      z. B. MEDIENKOMPETENZ,
                       UNTERNEHMERISCHES DENKEN,                             PRÄZISE KOMMUNIKATION,
                         PROBLEMLÖSEKOMPETENZ,                               STRUKTURIERTES DENKEN,            Neue Aufgaben und Arbeitsmodi erfordern
                          EMOTIONALE INTELLIGENZ                       DIGITALES LERNEN, DIGITAL CITIZENSHIP   ein verändertes Set an Schlüsselkompetenzen
                                                                                                               bei allen Mitarbeitenden.

                                           ZUSATZQUALIFIKATIONEN
                                                SPEZIALISTEN

                                                   TECHNOLOGIE                                                 Spezialisten mit Knowhow in Bereichen wie Big Data,
                                              z. B. DATA ANALYTICS, UI/UX, KI, RPA                             KI oder RPA werden in allen Branchen benötigt und
                                                                                                               sind eine begehrte Ressource am Arbeitsmarkt.

    Abbildung 2

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Mit (Un-)Sicherheit gewinnen: Die Schweizer Energieversorgungsbranche, nicht nur nach Covid-19 - AWK Group AG
Vorhaben diszipliniert angehen                               und Feedbacks eine Entscheidung trifft, Verantwortung
    Wie erfolgreich ein Unternehmen in der Krise ist, hängt      übernimmt und für die Konsequenzen einsteht. Verant-
    stark ab von dessen Adaptionsfähigkeit und der Bereit-       wortungsübernahme und dezentrale Entscheidungspro-
    schaft, Risiken einzugehen. Dabei gilt: Je disziplinierter   zesse sind wichtige Bestandteile von Innovationskulturen.
    das Vorgehen in unsicherem Terrain, desto geringer die       Sie verbessern die Qualität der Entscheidungen und er-
    Menge unnötig aufgewendeter Ressourcen. Der Fort-            höhen deren Geschwindigkeit. Wenn jede Idee vom
    schritt der gewählten Vorhaben ist regelmässig durch         Management gutgeheissen werden muss, werden sehr
    geeignete Experimente zu validieren. Die Bandbrei-           viele Innovationschancen verspielt.
    te reicht dabei von einfachen Papier-Prototypen oder
    Datenblättern über Mail-Kampagnen und Link-Tracking          Gerade bei Unsicherheit müssen Mitarbeitende situa-
    bis hin zu ausgereiften MVPs. Das Design der Tests ist       tiv navigieren und iterative Entscheidungen auf Basis
    dabei abhängig von der Zielsetzung (z.B. Exploration         der gerade verfügbaren Informationen treffen. Heutige
    eines Suchfelds), dem Lernpotential, dem erwarteten          Geniestreiche können sich morgen dabei durchaus als
    Wissenszuwachs und dem Budget. Getestet wird da, wo          Fehlentscheidungen entpuppen. Führungskräfte sollten
    es am meisten wehtut – angefangen bei den kritischsten       ihre Mitarbeitenden zur Übernahme von Verantwortung
    Annahmen.                                                    ermutigen, indem sie als gute Beispiele vorangehen –
                                                                 selbst, wenn dies mit persönlichen Risiken verbunden ist.
    Ob ein Vorhaben weitergeführt, gestoppt oder modi-
    fiziert werden muss, wird auf Basis klarer Kriterien ent-
                                                                 Leadership neu denken
    schieden. Gerade das «Loslassen» von nur mittelmässig
    erfolgreichen Projekten kann vor allem in solchen Unter-     Der Führung kommt gerade in unsicheren Situationen
    nehmen Probleme bereiten, in denen das Scheitern eines       eine wichtige Rolle zu: Ihre Verantwortung verlagert
    Projekts bisher zu Lasten der beteiligten Mitarbeitenden     sich vom «Managen» planbarer Entwicklungen zum
    ging. Hier braucht es allgemeingültige Regeln für den        «Führen» im eigentlichen Sinne. Während Mitarbeitende
    Umgang mit experimentellen Daten und evidenzbasier-          eigenständig unternehmerisch handeln und entscheiden,
    ten Entscheidungen.                                          besteht die Aufgabe der Führung darin, den organisato-
                                                                 rischen Rahmen für innovative Vorhaben zu schaffen und
    Radikale Offenheit fördern                                   klare, strategische Leitplanken vorzugeben.
    Ein wichtiger Faktor ist dabei die Transparenz der Kom-
    munikations- und Entscheidungsprozesse. Innovationen         Dabei ist nicht zwingend «die eine», konkrete Strategie
    entstehen am ehesten dort, wo Mitarbeitende keine            entscheidend. Vielmehr braucht es visionäre Leader, die
    Angst vor Zurückweisung haben. Psychologische Sicher-        als Sparringspartner agieren und klar und deutlich die
    heit am Arbeitsplatz bedingt, dass Ideen, Einwände,          inhaltliche Stossrichtung vorgeben. Als Leitplanke ver-
    Feedback und Kritik jederzeit frei geäussert werden          standen erlaubt sie den Mitarbeitenden, autonom und
    können – unabhängig von Status, Hierarchieebene oder         kreativ zu arbeiten und neue Geschäftsideen zu explorie-
    Seniorität. Dies gilt für die interne Zusammenarbeit ge-     ren – etwa für die lokale Selbstversorgung mit Strom, für
    nauso wie für die Arbeit mit externen Partnern.              neue Konzepte im Lastmanagement oder zur Einbindung
                                                                 von E-Auto-Ladestationen in den Energiemarkt.
    Manche Unternehmen nutzen in diesem Zusammen-
    hang den Begriff «Open Hidden Agenda». Will heissen:
    Alle Beteiligten wissen zu jedem Zeitpunkt über freie
                                                                 Flexibilität organisatorisch verankern
    Budgets, Ziele und mögliche Bedenken des Gegenübers
    Bescheid. Nur so lassen sich informierte Entscheidungen      Der geforderten Flexibilität im Kopf muss mittelfristig
    treffen und gemeinsame Vorhaben kontinuierlich und           auch in der Organisation Rechnung getragen werden.
    auf Augenhöhe weiterentwickeln.                              EVU stehen hierbei vor einer besonderen Herausfor-
                                                                 derung. Ein Grossteil der Assets, v.a. das Netz und die
    Verantwortung abgeben                                        Kraftwerke, werden langfristig geplant und gebaut, oft-
    Bei aller Kollaboration braucht es am Ende eine Person,      mals mit einem Zeithorizont von mehreren Jahrzehnten.
    die auf Basis der gesammelten Daten, Informationen           So sind Wirtschaftlichkeitsüberlegungen bei Wasser-

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Mit (Un-)Sicherheit gewinnen: Die Schweizer Energieversorgungsbranche, nicht nur nach Covid-19 - AWK Group AG
kraftwerken von 60 oder gar 80 Jahren keine Seltenheit.                         Betreuung von Key Accounts übernehmen und im Inno-
    Entsprechend gestaltet sich das Mindset der Mitarbei-                           vationskontext das Innovationsmanagement als Team-
    tenden: Ein langfristiges Denken mit Fokus auf stabile                          coach unterstützen. Die Basis für den Wechsel zwischen
    Rollen und Prozesse ist insbesondere in Bereichen wie                           den «Hüten» ist eine Unternehmenskultur, die Werte wie
    dem Netz notwendig, gerade weil eben diese Rollen,                              Offenheit, Autonomie, Fehlertoleranz und organisatio-
    Prozesse und die zugehörige Infrastruktur oftmals über                          nales Lernen fördert und den Mitarbeitenden den Frei-
    Jahrzehnte im Einsatz sind.                                                     raum gibt, diese Werte je nach Situation zu leben.

    Organisationale Beidhändigkeit (oder: Ambidextrie)
                                                                                    Neues wagen, Mut trainieren
    beschreibt in diesem Zusammenhang die Eigenschaft
    eines Unternehmens, erfolgreich das Tagesgeschäft                               Die aktuelle Situation lädt dazu ein, althergebrachte Ver-
    abzuwickeln und gleichzeitig in der Lage zu sein, disrup-                       haltensmuster zu überdenken und Neues zu wagen. Der
    tive Innovation voranzutreiben. Dazu muss den Mitarbei-                         skizzierte Ansatz liefert Leitplanken für proaktives Han-
    tenden jeweils klar sein, in welcher «Welt» sie sich gerade                     deln – und zwar dort, wo die Zukunft zwar ungewiss,
    bewegen, d.h. ob gerade Langfristigkeit oder Schnel-                            aber gestaltbar ist. Er fordert uns auf, uns früh zu expo-
    ligkeit im Vordergrund steht. Parallel zur klassischen                          nieren und gemeinsam mit willigen Partnern neue Wege
    Linien-Organisation werden Strukturen etabliert, in denen                       zu gehen. Das braucht ein ordentliches Veränderungs-
    bereichsübergreifend Ideen mit unterschiedlichem In-                            management, Mut, Vorbilder und unternehmerische
    novationsgrad umgesetzt werden können. So können                                Freiräume in den Organisationen. Unternehmerisches
    etwa interne Verbesserungen über das klassische KVP                             Denken und Handeln wird hier verstanden als Muskel,
    bzw. das Ideenmanagement bearbeitet, Produkt- oder                              der trainiert werden kann – und muss, sofern Energiever-
    Prozessverbesserungen im Innovationsmanagement eva-                             sorger langfristig erfolgreich bleiben möchten.
    luiert und radikal neue Ideen über Strukturen mithilfe von
    Innovation Labs oder Kooperationen vorangetrieben
    werden.

    Besonders bei EVU ist darauf zu achten, dass die neuen,
    agilen «Gefässe» unabhängig von der bestehenden (IT-)
    Organisation bestehen müssen. Damit das funktioniert,
    müssen Mitarbeitende je nach Kontext unterschiedliche
    Rollen einnehmen. Ein Beispiel: Die gleiche Mitarbeiterin
    kann im operativen Tagesgeschäft den Vertrieb oder die

    Literatur

    1) Sarasvathy, S. D.: Effectuation: Elements of Entrepreneurial Expertise. Edward Elgar: Chel-tenham 2008.
    2) https://hbr.org/2019/01/the-hard-truth-about-innovative-cultures
    3) https://www.hochschulbildungsreport2020.de/2019/welche-faehigkeiten-werden-in-zukunft-benoetigt

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Ihre Ansprechpartner

    Schmuel Holles                                 Matthias Rauh                         Daniela Zimmermann
    Head of Utilities                              Senior Consultant, Utilities          Consultant, Digital
                                                                                         Strategy & Innovation
    AWK Group AG                                   AWK Group AG                          AWK Group AG
    schmuel.holles@awk.ch                          matthias.rauh@awk.ch                  daniela.zimmermann@awk.ch

                                                                                  Über AWK
    AWK Group AG                                                                  AWK ist mit über 330 Mitarbeitenden
    Leutschenbachstrasse 45                                                       eines der grössten unabhängigen
    CH-8050 Zürich
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    www.awk.ch
                                                                                  nologie und Digitalisierung. Das Un-
    Zürich   •   Bern   •   Basel   •   Lausanne                                  ternehmen ist schweizweit tätig mit
                                                                                  Standorten in Zürich, Bern, Basel und
    © Copyright 2020 – AWK Group AG
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                                                                                  fassen Digital Strategy & Innovation,
                                                                                  Data Analytics & AI, Project Manage-
                                                                                  ment & Transformation, IT-Advisory und
                                                                                  Cyber Security & Privacy

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