Die Wasserrahmenrichtlinie - Auf dem Weg zu guten Gewässern - Auf dem Weg zu guten Gewässern
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IMPRESSUM Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Referat Öffentlichkeitsarbeit • 11055 Berlin E-Mail: service@bmu.bund.de • Internet: www.bmu.de Text und Abbildungen: Sandra Richter (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ) Jeanette Völker (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ) unter Mitarbeit von: Thomas Dworak (ecologic), Thomas Thaler (ecologic) Redaktion: Christa Friedl Fachliche Durchsicht: Dietrich Borchardt (UFZ), Rolf-Dieter Dörr (BMU), Ulrich Irmer (UBA), Heide Jekel (BMU), Bernd Kirschbaum (UBA), Cindy Mathan (UBA), Bernd Mehlhorn (BMU), Volker Mohaupt (UBA), Stephan Naumann (UBA), Jörg Rechenberg (UBA), Simone Richter (UBA), Thomas Stratenwerth (BMU), Werner Rohrmoser (BMU), Rüdiger Wolter (UBA) Datenquelle/ Datenbereitstellung: Berichtsportal WasserBLick; Stand 22.03.2010 (Ralf Busskamp, Bundesanstalt für Gewässerkunde – bfg) Datenaufbereitung und Karten: Olaf Büttner (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ), Jan Kirchmeyer (Schimmelmann Consult) Gestaltung: Selbach Design, Bonn Druck: Rautenberg Verlag Fotos: S. 1, 15 Jeanette Völker; S. 4, 34 Creativ Collektion; S. 6 Matthias Lüdecke; S. 14, 44 PhotoDigital; S. 3, 16, 18 (UBA); S. 20 Regis Gontier (Fotolia), Claudia Hellmann, Jörg Rechenberg; S. 48 Brigitte Hiss (BMU); S. 49 Ulrich Claussen (UBA); S. 50 Katleen Michalk; S. 53 Hans-Günther Oed (BMU); S. 59 Darknightsky / pixelio.de; S. 53 Friedrich Krohne; S. 55, 69 (Fotolia); S. 61 WSD Südwest; S. 47, 64 Stephan Naumann (UBA); S. 67 Andre Künzelmann Stand: 15. Mai 2010 1. Auflage: 5.000 Exemplare
Die Wasserrahmenrichtlinie Auf dem Weg zu guten Gewässern – Ergebnisse der Bewirtschaftungsplanung 2009 in Deutschland 3
INHALT Vorwort 6 1 Einführung: Gewässerbewirtschaftung mit der Wasserrahmenrichtlinie 8 2 Ergebnisse der Bewirtschaftungsplanung – ein Überblick 10 3 Unsere Gewässer werden überwacht 15 4 Gewässerzustand heute 18 4.1 Zustand der Oberflächengewässer 18 4.1.1 Die Bewertung des ökologischen Zustands 19 4.1.2 Der ökologische Zustand der Oberflächengewässer in Deutschland 22 4.1.3 Die Bewertung des chemischen Zustands 27 4.1.4 Der chemische Zustand der Oberflächengewässer in Deutschland 28 4.2 Zustand des Grundwassers 30 4.2.1 Die Bewertung des mengenmäßigen Zustands 31 4.2.2 Der mengenmäßige Zustand der Grundwasserkörper in Deutschland 32 4.2.3 Die Bewertung des chemischen Zustands 34 4.2.4 Der chemische Zustand der Grundwasserkörper in Deutschland 34 5 Umweltziele und Ausnahmen 38 5.1 Ausnahmen in Deutschland 39 5.2 Wie werden Ausnahmen begründet? 43 4
6 Die Maßnahmenprogramme 45 6.1 Die Maßnahmenplanung bezieht mit ein… 46 6.1.1 Schutzgebiete und Naturschutz 46 6.1.2 Klimawandel 48 6.1.3 Meeresschutz 49 6.1.4 Hochwasserrisikomanagement 50 6.2 Die Maßnahmenplanung in den Flussgebieten 51 6.3 Die Gewässernutzer sind gefragt 52 6.3.1 Landwirtschaft 52 6.3.2 Kommunen, Haushalte und Industrie 58 6.3.3 Schifffahrt 61 6.3.4 Wasserkraft 63 6.3.5 Bergbau 66 7 Sauberes Wasser gibt es nicht zum Nulltarif 69 7.1 Wie werden die Maßnahmen finanziert? 69 7.2 Das Verursacherprinzip als eine der Grundlagen der Finanzierung 70 7.3 Grundprinzipien zukünftiger Wasserpreispolitik 70 8 Ausblick 71 Weiterführende Literatur 72 Links zu den Bewirtschaftungsplänen und Maßnahmenprogrammen 74 5
VORWORT Liebe Leserin, lieber Leser, Gute Gewässerqualität für alle europäischen Gewässer - qualität und genug Lebensräume für die heimische das ist das Ziel der EG-Wasserrahmenrichtlinie. Die Tier- und Pflanzenwelt. Die Ökologie und die Aufrecht- Bewirtschaftung der Gewässer, das sind die Flüsse und erhaltung oder Verbesserung der Biodiversität im und Seen, das Grundwasser, die Übergangsgewässer und am Gewässer stehen eindeutig im Vordergrund. Die die Küstengewässer, dient diesem Ziel. Sie ist in einem Wasserrahmenrichtlinie ist aber auch eine nutzungs- dicht besiedelten Land wie Deutschland eine große orientierte Richtlinie. Zentrale Gewässernutzungen Herausforderung für alle Beteiligten. Der Schutz der wie Trinkwasserversorgung, Schifffahrt oder Hochwas- lebenswichtigen Ressource Wasser ist ein hohes Gut serschutz werden durch die Richtlinie nicht einge- und ein zentrales Element der Umweltpolitik heute schränkt. Beides, die ökologischen Belange und die und in Zukunft. Nutzung der Gewässer durch den Menschen, sind die Grundlage für die zukünftige Bewirtschaftungspla- Mit dem Startschuss der EG-Wasserrahmenrichtlinie nung. am 22. Dezember 2000 erfolgte eine Neuorientierung in der Wasserwirtschaft. Die Wasserrahmenrichtlinie Bereits bei der Bestandsaufnahme der Gewässerbelas- führte eine ganzheitliche Betrachtungsweise in den tungen in 2004 zeigte sich, dass die Ziele für einen Gewässerschutz ein. Ganzheitlich bedeutet, dass die Großteil der Gewässer ohne weitere Maßnahmen bis Gewässer zu großen Flussgebieten zusammengefasst zum Jahr 2015 wahrscheinlich nicht erreicht werden. und diese über Länder- und sogar Staatsgrenzen hin- Jetzt, bei den Arbeitsschritten zur Erstellung der weg gemeinsam bewirtschaftet werden. Das wird am Bewirtschaftungspläne, hat sich dieses Ergebnis mani- Beispiel der großen Flussgebiete Elbe und Rhein deut- festiert. Tausende neue Daten wurden erhoben und lich. So sind an der Flussgebietseinheit Rhein insgesamt ausgewertet. Neue, an die Anforderungen der Wasser- neun Staaten und in Deutschland acht Bundesländer rahmenrichtlinie angepasste Bewertungsverfahren beteiligt. Die Bewirtschaftung solcher Flussgebietsein- entwickelt, Forschungsaufträge vergeben und heiten erfordert eine effektive und vertrauensvolle umfangreiche Maßnahmenprogramme erstellt, um Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten. Die Richt- die Ziele der Richtlinie zu erreichen. linie wird damit den Gewässerschutz innerhalb der ste- tig wachsenden europäischen Gemeinschaft harmoni- Die Bundesländer haben dabei sehr viel geleistet. Zahl- sieren. reiche Pilotprojekte zur Umsetzung der Wasserrah- menrichtlinie wurden durchgeführt, um die Grundla- Die Wasserrahmenrichtlinie fordert für alle Gewässer gen für die Bewirtschaftungsplanung zu schaffen und bis zum Jahr 2015 einen „guten Zustand“: hohe Wasser- Erfahrungen zu sammeln. Bei der Erarbeitung der 6
Pläne und Programme wurde unter hohem Aufwand „guten Zustand“ und welche Anforderungen müssen der Bundesländer intensiv mit der Öffentlichkeit dazu erfüllt sein? Wie ist der Zustand unserer Gewässer zusammen gearbeitet: durch Internetauftritte und heute? Wie können wir die gesetzten Umweltziele Informationsbroschüren, auf Wasserforen oder an erreichen? Welche Maßnahmen sind geplant? Wer soll Runden Tischen. Dies war und ist für die Transparenz sie leisten und was werden sie kosten? und Akzeptanz der Maßnahmen von großer Bedeu- tung. Mein Ministerium und das Umweltbundesamt Mit der Umsetzung der Bewirtschaftungspläne und haben im europäischen Umsetzungsprozess darauf Maßnahmenprogramme sollen unsere Gewässer einen hingewirkt, dass bei der Beurteilung der Gewässerbe- Zustand erreichen, der einen nachhaltigen Schutz der schaffenheit, bei der Defizitanalyse und bei der Bewirt- wichtigen Ressource Wasser als Lebensgrundlage für schaftungsplanung vergleichbare Maßstäbe zur den Menschen und als wesentlichen Bestandteil unse- Anwendung kamen. Die Erarbeitung europäischer Leit- rer Umwelt gewährleistet. linien, die in einer Reihe von Fällen federführend von Deutschland in Zusammenarbeit mit der EU-Kommissi- Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre. on und anderen EU-Mitgliedsstaaten entwickelt wur- den, haben zur kohärenten Umsetzung der Richtlinie in Deutschland und Europa wesentlich beigetragen. Die vorliegende Broschüre informiert über Ziele und Inhalte der EG-Wasserrahmenrichtlinie und ihre Bedeutung in der wasserwirtschaftlichen Praxis. Sie Dr. Norbert Röttgen fasst die Fakten und Ergebnisse der Bewirtschaftungs- planung in Deutschland zusammen und beschreibt, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz welche wichtigen Schritte die Planung beinhaltet und und Reaktorsicherheit zu welchen Aussagen und Ergebnissen die Arbeiten geführt haben. Sie zeigt, wie eine ganzheitliche, inte- grierte Flussgebietsbewirtschaftung zum Schutz unse- rer Gewässer umgesetzt wird. Sie vermittelt einen bun- desweiten Überblick über den aktuellen Zustand der Gewässer und beantwortet eine große Bandbreite an Fragestellungen: Was steckt wirklich hinter dem 7
1 EINFÜHRUNG: GEWÄSSERBEWIRTSCHAFTUNG MIT DER WASSERRAHMENRICHTLINIE Die europäische Wasserrahmenrichtlinie hat ein ehr- eine Fristverlängerung über 2015 hinaus in Anspruch geiziges Ziel: Sie fordert, dass Flüsse, Seen, Grundwas- nehmen, sind spätestens nach den zwei weiteren ser und Küstengewässer bis zum Jahr 2015 in einem Bewirtschaftungszyklen (2015 bis 2021 und 2021 bis „guten Zustand“ sind. Für den Weg dahin hat die EU 2027) alle Umweltziele der Richtlinie zu erreichen. den Mitgliedsstaaten einen klaren Zeitplan vorgege- ben (Abbildung 1). Während die Bestandsaufnahme sowie die Aufstellung und Durchführung der Überwa- Rückblick: Die Bestandsaufnahme chungsprogramme abgeschlossen sind, liegen nun die Bewirtschaftungspläne und die Maßnahmenprogram- Bei der Bestandsaufnahme (Ende 2004) wurden die me vor. Die Bewirtschaftungspläne wurden im März Gewässer erstmalig auf Basis der Wasserrahmenrichtli- 2010 der Europäischen Kommission übermittelt. Die nie bewertet. Die Länder haben eine Beschreibung der Kommission beabsichtigt, in allen Mitgliedsstaaten zu Gewässer vorgenommen, Referenzgewässer und prüfen, ob sie die Anforderungen der Richtlinie erfül- Gewässertypen festgelegt, Belastungen ermittelt und len und ob die geplanten Maßnahmen geeignet sind, deren Auswirkungen vorläufig eingestuft. Zudem wur- die Umweltziele für die Gewässer zu erreichen. Mit der de eine wirtschaftliche Analyse der Wassernutzungen Fertigstellung der Bewirtschaftungspläne für die Fluss- durchgeführt. Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme gebiete startete der erste Bewirtschaftungszyklus der zeigten, dass bis zum Jahr 2015 wahrscheinlich nur ein Wasserrahmenrichtlinie für den Zeitraum 2009 bis kleiner Teil der deutschen Oberflächengewässer und 2015. etwa die Hälfte der Grundwasservorkommen die Ziele der Richtlinie ohne weitere Maßnahmen erreichen Die Umweltziele der Wasserrahmenrichtlinie müssen würden. Belastungsmindernde Maßnahmen werden bis zum Jahr 2015 erreicht sein – sofern keine Ausnah- zum Beispiel dort notwendig, wo die Gewässermorpho- men in Anspruch genommen werden. Für Länder, die logie durch Nutzer wie Schifffahrt und Wasserkraft dauerhaft verändert wurde und wo stoffliche Einträge, Abbildung 1: Zeitachse für die Umsetzung der insbesondere aus der Landwirtschaft, zu hoch sind. Wasserrahmenrichtlinie. Umsetzung Zeitachse Arbeitsschritte Letzte Frist für Zielerreichung Dez. 2027 Bewirtschaftungsplanung in den Start 3. Bewirtschaftungszyklus Dez. 2021 Flussgebieten Umweltziele erreicht - Start 2. Bewirtschaftungszyklus Dez. 2015 Die Bewirtschaftungsplanung erfolgt nicht für einzelne Zeit für die Zielerreichung Maßnahmen in die Praxis umgesetzt Dez. 2012 Gewässer, sondern für umfassende Flussgebietseinhei- Umsetzung Maßnahmenprogramme ten. Eine Flussgebietseinheit erfasst jeweils alle Gewässer Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme sind erstellt Dez. 2009 Erstellung Bewirtschaf- im Einzugsgebiet eines großen Flusses. Daraus folgt, dass Start 1. Bewirtschaftungszyklus tungspläne und für den Schutz und die Bewirtschaftung meist mehr als Überwachungsprogramme Dez. 2006 Maßnahmenprogramme anwendungsbereit nur ein Mitgliedsstaat verantwortlich ist. In Deutschland Erarbeitung Überwachungspro- wurden insgesamt zehn dieser Flussgebiete definiert: Ergebnisse der Bestandsaufnahme Dez. 2004 gramme Donau, Rhein, Maas, Ems, Weser, Oder, Elbe, Eider, Rechtliche Umsetzung Dez. 2003 Durchführung Warnow-Peene und Schlei-Trave. Davon sind acht Gebie- Bestandsaufnahme te grenzüberschreitend, einzig Weser und Warnow- Inkrafttreten der Dez. 2000 Peene liegen auf deutschem Gebiet und werden daher Wasserrahmenrichtlinie rein national bewirtschaftet. 8
Nach Anhang VII der Wasserrahmenrichtlinie sind die gleichbarer Bewertungsverfahren und bei der Definiti- wichtigsten Inhalte der Bewirtschaftungspläne: on gemeinsamer Wasserbewirtschaftungsfragen. ● eine allgemeine Beschreibung des Flussgebietes Die Koordinierung ist in erster Linie eine Management- und eine Zusammenfassung aller signifikanten aufgabe und bedarf einer Einrichtung, bei der die Belastungen und menschlichen Einwirkungen auf Fäden zusammenlaufen. Dafür wurden bestehende die Gewässer, nationale sowie internationale Flussgebietsgemein- ● eine Kartierung der Schutzgebiete, schaften genutzt oder neu eingerichtet. So wurde z.B. ● eine Übersicht über das Überwachungsnetz und die von den zehn Bundesländern im Einzugsgebiet der Überwachungsergebnisse, Elbe die Flussgebietsgemeinschaft Elbe gegründet, für ● eine Liste der Umweltziele für die Gewässer – insbe- die internationale Koordinierung die bestehende Inter- sondere für diejenigen Fälle, in denen Ausnahmen nationale Kommission zum Schutz der Elbe als logisti- in Anspruch genommen werden, sche Plattform genutzt. Die Wasserbehörden und fach- ● eine Zusammenfassung der wirtschaftlichen lichen Stellen der 16 Bundesländer haben die Fachar- Analyse des Wassergebrauchs, beit geleistet und sich dabei untereinander ausge- ● eine Zusammenfassung der Maßnahmenprogram- tauscht. Sie sind zudem für die praktische Umsetzung me einschließlich der Angaben dazu, wie die der Maßnahmenprogramme zuständig. Umweltziele durch diese Maßnahmen erreicht werden, ● eine Zusammenfassung der Maßnahmen zur Information und Anhörung der Öffentlichkeit, Öffentlichkeitsbeteiligung deren Ergebnisse und der daraus resultierenden Die Einbindung der Öffentlichkeit spielt bei der Umset- Änderungen des Bewirtschaftungsplans. zung der Wasserrahmenrichtlinie eine wichtige Rolle. In einem dreistufigen Anhörungsverfahren wurde ab In den Maßnahmenprogrammen wird der Handlungs- Ende 2006 die Öffentlichkeit in den Prozess zur Erstel- bedarf abgebildet, der nötig ist, um die Gewässer in lung der Bewirtschaftungspläne einbezogen. Zunächst einen „guten Zustand“ zu bringen. Wichtige Maßnah- wurden der Zeitplan und das Arbeitsprogramm zur men sind u.a. eine Verbesserung der Gewässerstruktur Erstellung der Bewirtschaftungspläne offengelegt, durch Renaturierung, der Rück- oder Umbau von Wan- dann die wichtigsten Wasserbewirtschaftungsfragen derhindernissen und Querbauwerken zur Wiederher- jeder Flussgebietseinheit und im dritten Schritt, am stellung der Durchgängigkeit, die Ertüchtigung von 22. Dezember 2008, die Entwürfe der Bewirtschaf- Kläranlagen und die Umsetzung der guten fachlichen tungspläne. Bis zum 22. Juni 2009 hatten Interessierte Praxis in der Landwirtschaft zur Minderung der Stof- die Gelegenheit, Ergänzungen und Änderungswün- feinträge in die Gewässer. Dabei gilt: Die Maßnahmen sche zu formulieren. Auf dieser Grundlage wurden die müssen an die jeweiligen Belastungen, aber auch an Bewirtschaftungspläne überarbeitet und zum die bestehenden Nutzungen angepasst sein. 22. Dezember 2009 fertig gestellt. Gewässerschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe: Um die Die Bundesländer sind dabei über die zwingenden Ziele der Wasserrahmenrichtlinie zu verwirklichen, Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie hinaus müssen die Mitgliedstaaten ihre Bewirtschaftungsplä- gegangen und haben bereits vor den Anhörungsver- ne und Maßnahmenprogramme grenzüberschreitend fahren mit Vertretern der Öffentlichkeit intensiv Fra- koordinieren. Nur so wird sichergestellt, dass die was- gen des Gewässerschutzes diskutiert. serwirtschaftlichen Probleme einheitlich oder ver- gleichbar bewertet und bewältigt werden können. In Das Interesse seitens der Öffentlichkeit war groß. Die Deutschland müssen Bund und Länder ihr Handeln Stellungnahmen zu den verschiedenen Dokumenten aufeinander abstimmen. EU-weit müssen die Nachbar- kamen vor allem aus Kommunen, Verbänden, Verei- staaten in hohem Maße kooperieren: bei der Erarbei- nen und betroffenen Nutzergruppen. tung von grenzüberschreitenden Überwachungspro- grammen, bei der Entwicklung und Abstimmung ver- 9
Die Bewirtschaftungspläne und die Maßnahmenpro- nicht erreicht werden – müssen die Ausnahmen gramme werden in einem Sechs-Jahres-Turnus fort- begründet werden. Die Pläne stellen somit auch ein geschrieben. Dabei werden sowohl der Stand der Kontrollinstrument für die an der Flussgebietsbewirt- Umsetzung und neue Entwicklungen als auch der zu schaftung Beteiligten einschließlich der Europäischen erwartende Erfolg bzw. festgestellte Misserfolge Kommission dar. dokumentiert. Bei Inanspruchnahme von Ausnahme- regelungen - also im Fall, dass die Umweltziele bis 2015 2 ERGEBNISSE DER BEWIRTSCHAFTUNGSPLANUNG – EIN ÜBERBLICK gestellt, wie beispielsweise Belastungen durch den Bergbau. Bei der Bewirtschaftungsplanung stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: Zustand der Gewässer ● Welchen Zustand weisen die Wasserkörper in den Grundlage für eine Zustandsbewertung der Gewässer Flussgebieten heute auf? in Deutschland bildeten umfangreiche Überwachungs- programme. An zahlreichen Messstellen in Oberflä- ● Welche Umweltziele ergeben sich aus dieser chengewässern und im Grundwasser wurden Untersu- Zustandsbewertung und wie sind sie begründet? chungen durchgeführt. Dazu gehören Art und Zusam- mensetzung der Lebensgemeinschaften, chemische ● Welche Maßnahmen sind geplant, um die Umweltzie- und physikalisch-chemische Qualitätskomponenten, le der WRRL zu erreichen? Bis wann können die Ziele Schadstoffe oder Grundwasserstände. Die Überwa- erreicht werden und wie werden die Maßnahmen chung der Gewässer in Deutschland wird stetig fortge- finanziert? führt, um Veränderungen der Wasserqualität oder die Wirkung von Maßnahmen beurteilen zu können. Dabei gilt: Die wichtigsten Wasserbewirtschaftungsfragen in ● Der Zustand der natürlichen Oberflächengewässer allen zehn Flussgebieten in Deutschland sind: (Flüsse, Seen, Übergangs- und Küstengewässer) gilt als „gut“, wenn sowohl der ökologische Zustand als ● Die Reduzierung des Eintrags von Nähr- und Schad- auch der chemische Zustand als „gut“ bewertet wer- stoffen aus diffusen und Punktquellen in die Ober- den. flächengewässer und das Grundwasser. ● Der Zustand des Grundwassers ist „gut“, wenn ● Die Verbesserung der Hydromorphologie (zum Bei- sowohl der mengenmäßige als auch der chemische spiel Beschaffenheit der Gewässersohle, Uferbefesti- Zustand als „gut“ bewertet werden. gung, Wasserhaushalt) in den Oberflächengewäs- sern und die Wiederherstellung der Durchgängig- Von den natürlichen Gewässern werden die erheblich keit vor allem für die Fischfauna. veränderten und künstlichen Gewässer unterschieden. Diese wurden entweder künstlich angelegt (zum Bei- Daneben werden weitere, regional spezifische Wasser- spiel ein Kanal) oder in ihren hydromorphologischen bewirtschaftungsfragen in einigen Flussgebieten fest- Merkmalen so stark verändert, dass der „gute ökologi- 10
sche Zustand“ nicht erreichbar ist, ohne eine langfristi- (30%), „unbefriedigend“ (34%) und „schlecht“ (23%). ge und wirtschaftlich bedeutende Gewässernutzung Ein kleiner Teil der Oberflächenwasserkörper (3%) signifikant zu beeinträchtigen. Für diese Gewässer wird wurde bislang noch nicht bewertet („unklar“). mit dem „guten ökologischen Potenzial“ ein anspruchsvolles Umweltziel gesetzt, das aber die ● 88% der Oberflächenwasserkörper erreichen den Gewässernutzung erlaubt. Der „gute chemische „guten chemischen Zustand“. Diese Einstufung Zustand“ gilt jedoch genauso wie bei den natürlichen wird nicht mehr so positiv ausfallen, wenn die neue Gewässern als zu erreichendes Umweltziel: Tochterrichtlinie Umweltqualitätsnormen (Richtli- nie 2008/105/EG) ab Mitte 2010 mit neuen und ● Der Zustand von künstlichen oder erheblich verän- erweiterten Anforderungen zur Bewertung des derten Gewässern ist „gut“, wenn das ökologische chemischen Zustands überall angewendet wird. Potenzial und der chemische Zustand als „gut“ bewertet werden. ● Insgesamt erreichen 9,5% der Oberflächenwasser- körper einen „guten Zustand“. Der Zustand der Gewässer in Deutschland zeigt 2009 folgendes Bild: Wenn Fließgewässer in Deutschland den „guten ökolo- gischen Zustand“ nicht erreichen, liegt das meist an Oberflächengewässer einer tiefgreifenden Veränderung der Hydromorpho- ● In Deutschland gibt es rund 9.900 Oberflächenwas- logie und an zu hohen Nährstoffbelastungen. Bei Seen, serkörper. 10% davon erreichen den „sehr guten“ Übergangs- und Küstengewässern sind hauptsächlich oder den „guten ökologischen Zustand/Potenzial“ 1. die erhöhten Nährstoffeinträge für die Zielverfehlung 87% der Oberflächenwasserkörper verteilen sich auf verantwortlich. die ökologischen Bewertungsklassen „mäßig“ Abbildung 2: Ökologischer und chemischer Zustand der Oberflächenwasserkörper in Deutschland. Datenquelle: Berichtsportal WasserBLIcK/BfG, Stand 22.03.2010. 100% 90% 80% 70% unklar unklar 60% schlecht nicht gut 50% unbefriedigend gut m§ig 40% gut 30% sehr gut 20% 10% 0% kologischer Zustand/Potenzial Chemischer Zustand 1) Die Bewertung der Oberflächenwasserkörper beinhaltet sowohl den ökologischen Zustand als auch das ökologische Potenzial. Zur Vereinfachung werden nachfolgend beide Zustände zusammenfassend als ökologischer Zustand bezeichnet. 11
Grundwasser Ein „schlechter chemischer Zustand“ in Grundwasser- ● In Deutschland gibt es rund 1.000 Grundwasserkör- körpern ist – außer in urbanen Ballungsräumen – fast per. 96% davon erreichen den „guten mengenmäßi- immer auf Überschreitungen des Grenzwertes von gen Zustand“. 50 mg/l Nitrat durch erhöhten Eintrag aus intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen zurückzuführen. ● Hingegen erreichen nur 63% der Grundwasserkör- Nitrat gelangt über die Versickerung in das Grund- per den „guten chemischen Zustand“. wasser. ● Insgesamt erreichen 62% der Grundwasserkörper einen „guten Zustand“. Umweltziele und Ausnahmen ● Ein ansteigender, teilweise über Jahre und Jahr- Die Umweltziele für die Gewässer sind in Artikel 4 Was- zehnte anhaltender Aufwärtstrend von Schadstoff- serrahmenrichtlinie klar vorgegeben. In begründeten konzentrationen wurde in 58 Grundwasserkörpern Fällen kann von den ursprünglichen Umweltzielen festgestellt. In den meisten Wasserkörpern (930) („guter ökologischer Zustand/Potenzial, guter chemi- wurde entweder kein Trend festgestellt oder auf scher Zustand, guter mengenmäßiger Zustand“) abge- Grund von fehlenden Daten über lange Zeitreihen wichen werden. Die meisten Ausnahmen, die Deutsch- noch nicht bewertet. land in Anspruch nimmt, sind Fristverlängerungen (bis 2021 beziehungsweise bis 2027). Weniger strenge Um- Die wenigen Wasserkörper, in denen der mengenmäßi- weltziele kommen als Ausnahmetatbestand zum Tra- ge Zustand „schlecht“ ist, sind zumeist durch Bergbau- gen, wenn Wasserkörper so stark belastet oder so tief- aktivitäten belastet. Kontinuierliche Wasserentnah- greifend morphologisch verändert sind, dass keine Ver- men führen hier häufig zu einer weitreichenden besserung des Zustands in absehbarer Zeit (bis 2027) Grundwasserabsenkung. mit verhältnismäßigen Maßnahmen möglich ist. Sie müssen alle sechs Jahre überprüft werden. Diese Ausnahme ist für das Abbildung 3: Mengenmäßiger und chemischer Zustand der Grundwasserkörper in Deutschland. Grundwasser in den Berg- Datenquelle: Berichtsportal WasserBLIcK/BfG, Stand 22.03.2010. bauregionen der Flussge- biete Rhein, Maas, Elbe und 100% Oder von Bedeutung; außerdem für die Oberflä- chengewässer im Flussge- 80% biet der Weser, wo Schwer- metalle aus Abraumhal- schlecht den, Bergwerksgruben und 60% Altstandorten in kleinere gut Gewässer eingetragen wer- den. 40% ● Für 82% aller Oberflä- chenwasserkörper wurden Ausnahmen in Anspruch 20% genommen. Bis zum Jahr 2015 werden voraussicht- lich 18% der Oberflächen- 0% wasserkörper in Deutsch- Mengenm§iger Zustand Chemischer Zustand land die Umweltziele errei- chen. Auf die Veränderun- 12
Abbildung 4: Zielerreichung bis 2015 und Inanspruchnahme von Ausnahmen in Deutschland. Datenquelle: Berichtsportal WasserBLIcK/BfG, Stand 22.03.2010. Oberflchenwasserkrper Grundwasserkrper 9,5% 8,5% 36,0% Ziel erreicht Zielerreichung geplant in 2015 62,0% Ausnahme nach Art. 4 2,0% 82,0% gen an den Gewässern in den letzten Jahrzehnten Maßnahmen und Finanzierung aufgrund der Nutzungen im dicht besiedelten Industriestaat Deutschland lässt sich meist nicht in Die Maßnahmenplanung erfolgt in der Regel auf Ebene kurzer Zeit reagieren. der Wasserkörper. Aufgrund der hohen Anzahl der Wasserkörper werden sie für die Berichterstattung zu ● Für 36% aller Grundwasserkörper wurden Ausnah- größeren Einheiten zusammengefasst: Oberflächenge- men in Anspruch genommen. 62% aller Wasserkör- wässer in „Planungseinheiten“, Grundwasser in „Koor- per weisen bereits heute einen „guten Zustand“ auf. dinierungsräume“. Nur 2% der Grundwasserkörper werden zusätzlich bis 2015 den „guten Zustand“ erreichen. Oberflächengewässer Die Inanspruchnahme von Ausnahmen wurde häufig Gemäß den Belastungen und den Wasserbewirtschaf- mit „natürlichen Gegebenheiten“ begründet. Das tungsfragen sind in nahezu allen Planungseinheiten bedeutet, dass beispielsweise Maßnahmen oft einen Maßnahmen in den Bereichen „Kommunen/Haushal- längeren Zeitraum brauchen, bis sie ihre Wirkung in te“, „Hydromorphologie“, „Landwirtschaft“ und Gewässern und auf Lebensgemeinschaften entfalten „Durchgängigkeit“ geplant. Häufig sind auch konzep- und der Erfolg messbar wird. Eine ebenso häufig tionelle Maßnahmen administrativer, ökonomischer genannte Begründung ist die mangelnde „technische oder auch informativer Natur vorgesehen (Beratung Durchführbarkeit“ - es gibt keine technische Lösung für von Landwirten etc.). Maßnahmen im Bereich „Indus- das Belastungsproblem: Maßnahmen bedürfen einer trie“ und „Bergbau“ (beide beinhalten auch eine Sanie- zwingenden technischen Abfolge, die angewendeten rung von Altlasten und Altstandorten) sowie „Fischerei- Verfahren sind zeitintensiv oder es besteht weiterer wirtschaft“ sind hingegen von eher regionaler Bedeu- Forschungsbedarf zur Optimierung der Maßnahmen. tung. Eine dritte Begründung für Ausnahmen sind „unver- hältnismäßige Kosten“, die in den Flussgebieten aber eher selten aufgeführt wurde. 13
Grundwasser tung aller biologischen und chemischen Qualitätskom- ponenten ausschlaggebend ist, spielt eine Rolle. Für das Grundwasser sind in nahezu allen Koordinie- rungsräumen Maßnahmen zur Verringerung der Stoff- Belastungsmindernde Maßnahmen können nur umge- einträge aus der Landwirtschaft geplant. Dies verdeut- setzt werden, wenn dafür ausreichend finanzielle Mit- licht, dass die Landwirtschaft als wesentlicher Verursa- tel zur Verfügung stehen. In Deutschland werden in cher für die Verschmutzung des Grundwassers verant- den meisten Fällen die Kosten aus Steuergeldern, wortlich ist. Gebühren und Abgaben gedeckt. Die wichtigsten Finanzquellen sind die Europäische Union, Bund, Län- Insgesamt sind in den genannten Bereichen bis 2015 der und Kommunen mit verschiedenen Fonds und För- und darüber hinaus zahlreiche Maßnahmen geplant. dermitteln, zum Beispiel ELER (Europäische Landwirt- Dennoch: Bis 2015 erreichen gegenüber heute voraus- schaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen sichtlich nur wenige weitere Oberflächenwasserkörper Raums) oder GAK (Gemeinschaftsaufgabe zur Verbes- und Grundwasserkörper den „guten Zustand“. Das hat serung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes). verschiedene Gründe. Beispielsweise ist die Verweilzeit von Wasser in einem Grundwasserkörper hoch, damit wirken Maßnahmen zur Reduzierung von Nährstoff- Bisher werden die Kosten für die Umsetzung der konzentrationen zeitlich stark verzögert. Ähnliches gilt Maßnahmen in Deutschland innerhalb des ersten für die Wieder- und Neubesiedlung von renaturierten Bewirtschaftungszeitraums bis 2015 auf 9,4 Milliar- Gewässerstrecken. Auch der „one out all out“-Ansatz den Euro geschätzt. Das sind pro Jahr 20 Euro pro der Richtlinie, der besagt, dass die schlechteste Bewer- Einwohner. 14
3 UNSERE GEWÄSSER WERDEN ÜBERWACHT In den vergangenen Jahren wurden in Deutschland große Anstrengungen unternommen, um den Gewäs- serzustand nach den Anforderungen der Wasserrah- menrichtlinie flächendeckend zu ermitteln. Unzählige Wasserproben wurden analysiert, die Gewässer über viele tausend Kilometer kartiert und bewertet, Fische gefangen, gezählt und bestimmt, Wirbellose von Stei- nen, Sand, Holz und Pflanzen abgesammelt und ausge- wertet. Im Jahr 2004 wurden erstmalig Oberflächengewässer und Grundwasser deutschlandweit nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie beurteilt. Um die Ergeb- nisse zu validieren und Aufschluss über den tatsächli- chen Gewässerzustand zu erhalten, wurden die Belas- tungen und deren Auswirkungen durch vielfältige Untersuchungen und Messungen erfasst. Dafür war es notwendig, Überwachungsprogramme zu erarbeiten. Diese Überwachungsprogramme umfassen Oberflä- Überwachung: Suche nach einheitlichen chengewässer, das Grundwasser und wasserabhängige Bewertungsverfahren Schutzgebiete. Die Ergebnisse sind die Grundlage für die Einstufung des Gewässerzustands (siehe Kapitel 4) Ziel der Gewässerüberwachung ist ein schlüssiger und und fließen in die Bewirtschaftungspläne der Flussge- vergleichbarer Überblick über die Belastungen. Die biete ein. Die Resultate aus der Überwachung bestäti- Bewertung der Belastungen ist eine komplexe Aufgabe gen im Wesentlichen das Ergebnis der Bestandsauf- vor dem Hintergrund, dass für jede Gewässerkategorie nahme: Ein großer Teil der Gewässer in Deutschland und für jeden Gewässertyp angepasste Bewertungsver- wird die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie nicht ohne fahren entwickelt werden müssen. Hinzu kommt die entsprechende Maßnahmen erreichen. Unterscheidung in biologische Qualitätskomponenten (Fische, Wirbellose, Gewässerflora), physikalisch-che- Für die Aufstellung der Überwachungsprogramme, mische und chemische Kenngrößen, flussgebietsspezi- unter anderem für die Festlegung der Anzahl der Mess- fische Schadstoffe und prioritäre Stoffe. stellen in den unterschiedlichen Gewässerkategorien und die Art und Häufigkeit der Probenahme, hat die Für die biologischen Qualitätskomponenten wurden in Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) ein den vergangenen Jahren Verfahren entwickelt, um Konzept entwickelt. Es setzt die Anforderungen der anhand der Zusammensetzung der Lebensgemein- Wasserrahmenrichtlinie und ihrer Tochterrichtlinien schaften unterschiedliche Belastungen zu identifizie- sowie einschlägiger Leitlinien der Europäischen Kom- ren. Die wissenschaftliche Forschung ging der Frage mission um und ist Basis für bundesweit einheitliche nach, welche biologischen Arten bei welchen Belastun- Überwachungsprogramme. gen fehlen oder wie sich die Zusammensetzung einer biologischen Gruppe in Abhängigkeit des Belastungs- grades verändert. Daraus entstanden standardisierte Bewertungsverfahren wie MarBIT und Perlodes (Wir- bellose), fibs (Fische), Phylib, PHYTOFLUSS- und PHYTO- SEE Index (Gewässerflora). Die Ergebnisse einiger 15
dieser Verfahren sind bereits mit denen anderer Mit- geben. Für diese Überwachung haben die Bundeslän- gliedsstaaten abgestimmt (Interkalibrierung), was eine der in Deutschland in den Oberflächengewässern EU-weite Vergleichbarkeit erlaubt. Für die Einstufung knapp 400 Messstellen festgelegt. Das Messnetz ist rela- der physikalischen-chemischen und chemischen Kenn- tiv weitmaschig, wobei das Einzugsgebiet je Messstelle größen gibt es bisher Richtwerte und Umweltqualitäts- nicht größer als 2.500 Quadratkilometer sein sollte. Die normen für flussgebietsspezifische Schadstoffe und die Messstellen wurden meist in den Hauptströmen der prioritären Stoffe sowie bestimmte andere Schadstoffe großen Flüsse und an Einmündungen bedeutender des chemischen Zustands (siehe auch Kapitel 4.1). Nebengewässer eingerichtet. An den Überblicksmessstellen müssen grundsätzlich alle Qualitätskomponenten gemessen werden: biologi- sche, hydromorphologische und physikalisch-chemi- sche Komponenten, flussgebietsspezifische Schadstoffe und die Stoffe zur Einstufung des chemischen Gewäs- serzustands, falls sie in dem jeweiligen Gewässer eine Belastung darstellen. Die biologischen Qualitätskom- ponenten werden mindestens einmal je Bewirtschaf- tungszyklus untersucht. Mit der operativen Überwachung erfolgt die Zustandsbe- wertung derjenigen Wasserkörper, die die Umweltziele möglicherweise nicht erreichen. Sie ist damit auch Werk- zeug für eine Erfolgskontrolle bei der Durchführung von Maßnahmen. Zu diesem Zweck haben die Bundesländer Trotz dieser Entwicklungen bestehen derzeit noch zahl- in Deutschland in den Oberflächengewässern insgesamt reiche Unsicherheiten bei der Zustandsbewertung. Vor 7.820 Messstellen festgelegt – damit bildet die operative allem der Forschungsbedarf zu den biologischen Kom- Überwachung den Schwerpunkt der Überwachung der ponenten ist nach wie vor groß: Beispielsweise existie- Oberflächengewässer. Das Messstellennetz ist relativ eng- ren noch keine bundesweit erprobten Verfahren für die maschig. Fließgewässer weisen im Schnitt alle 20 Kilome- Bewertung des Makrozoobenthos und der Fischfauna ter eine Messstelle auf. Das bedeutet, dass auch mehrere in Seen. Die Ergebnisse der Interkalibrierung der Ver- Messstellen je Wasserkörper vorhanden sein können. fahren wurden zudem noch nicht vollständig auf die Während bei der Überblicksüberwachung grundsätzlich nationalen Gewässertypen übertragen. alle Qualitätskomponenten und Kenngrößen zu erfassen sind, werden bei der operativen Überwachung in der Regel nur jene biologischen und chemischen bzw. physi- kalisch-chemischen Qualitätskomponenten untersucht, Unterschiedliche Arten der Überwachung welche in den zu bewertenden Wasserkörpern zu hohe Belastungen anzeigen. Die Wasserrahmenrichtlinie unterscheidet für Ober- flächengewässer die drei Überwachungsarten Über- Die Überwachung zu Ermittlungszwecken ist notwendig, blicksüberwachung, operative Überwachung und wenn die Gründe für eine hohe Gewässerbelastung Überwachung zu Ermittlungszwecken. unbekannt sind, oder um das Ausmaß und die Auswir- kungen von unbeabsichtigten Verschmutzungen festzu- Die Überblicksüberwachung gewährleistet in erster Linie stellen. Sie kommt zum Beispiel bei Unfällen mit unvor- eine Bewertung des Gesamtzustands in jedem Einzugs- hergesehenen Schadstoffeinleitungen oder plötzlichem gebiet oder Teileinzugsgebiet einer Flussgebietsein- Fischsterben im Gewässer zum Tragen. Daher ist in den heit. Ihre Ergebnisse sollen die Ergebnisse der Flussgebieten nur eine relativ geringe Zahl an Messstel- Bestandsaufnahme ergänzen sowie Aufschluss über len für Oberflächengewässer, derzeit 375, eingerichtet. langfristige Veränderungen in einem Flussgebiet Sie befinden sich ausschließlich in Fließgewässern, 16
Tabelle 1: Übersicht über die Anzahl der Messstellen für die unterschiedlichen Überwachungsarten und Gewässerkategorien der Oberflächengewässer in Deutschland. Datenquelle: Berichtsportal WasserBLIcK/BfG, Stand 22.03.2010. Überwachungsart Flüsse Seen Übergangsgewässer Küstengewässer Überblicksüberwachung 290 67 5 32 Operative Überwachung 7.252 449 20 100 Überwachung zu Ermittlungszwecken 375 0 0 0 315 davon allein in Brandenburg, wo der Bergbau massi- Messnetz soll auch natürliche und langfristige Verän- ve Auswirkungen auf die Wasserqualität hat. derungen der Wassermenge ermitteln können. Auch für die Überwachung des Grundwassers wurden Die Bundesländer haben zahlreiche Einzelmessstellen ein Überblicksmessnetz und ein operatives Messnetz für die Überwachung des mengenmäßigen und des zur Beurteilung des chemischen Zustands festgelegt. chemischen Zustands des Grundwassers eingerichtet. Die Überblicksüberwachung erfolgt, analog zum Ober- Die meisten davon wurden für die Ermittlung des men- flächengewässer, mindestens einmal je Bewirtschaf- genmäßigen Grundwasserzustands (9.000 Messstellen) tungszyklus, während die operative Überwachung festgelegt, gefolgt vom Überblicksmessnetz (5.500) und mindestens einmal jährlich durchgeführt wird. Zusätz- dem operativen Messnetz (3.900). Einige dieser Mess- lich wurde ein Messnetz zur Überwachung der Grund- stellen haben mehrere Funktionen. Sie fungieren wassermenge eingerichtet. Es hat Messstellen in jedem sowohl als Überblicks-, operative und/oder Mengen- Grundwasserkörper und die Messfrequenz ist so auszu- messstellen. Für das Mengenmessnetz liegt die mittlere richten, dass auch kurz- und langfristige Schwankun- Messstellendichte in Deutschland bei 25 Messstellen gen durch Grundwasseranreicherungen, Wasserent- pro 1000 km². nahmen oder Einleitungen erfasst werden. Dieses Karte 1: Messstellen der Überblicks- und der operativen Karte 2: Messstellen der Überblicks- und der operativen Überwachung sowie der Überwachung zu Ermittlungszwecken Überwachung im Grundwasser in Deutschland. an Oberflächengewässern in Deutschland. ● Überblicksweise Überwachung Operative Überwachung L Überwachung zu Ermittlungszwecken Datenquelle: Berichtsportal WasserBLIcK/BfG, Stand 22.03.2010. 17
4 GEWÄSSERZUSTAND HEUTE Bis Ende der 1980er Jahre trugen die Flüsse so hohe ren Schutz. Es ist ein wichtiger Teil des Wasserkreislaufs Nährstofffrachten ins Meer, dass es an den Küsten von und in Deutschland die Quelle für rund 75% des Trink- Nord- und Ostsee zu massenhaften Algenblüten kam. wassers. Außerdem hat Grundwasser bedeutsame öko- Auch viele Seen drohten in den 1980er Jahren wegen zu logische Funktionen: Da es vielerorts mit Oberflächen- hoher Phosphor- und Stickstoffmengen zu „kippen“. gewässern in Austausch steht, hat die Qualität des Noch heute sind viele deutsche Oberflächengewässer Grundwassers auch direkte Auswirkungen auf die eutrophiert, also mit zu hohen Nährstoffkonzentratio- Beschaffenheit von Flüssen und Seen. nen vor allem aus der Landwirtschaft belastet. Der landesweite Ausbau der Kläranlagen führte in den 1980er und 1990er Jahren zu einer deutlichen Minde- 4.1 Zustand der Oberflächengewässer rung der Einträge von Nährstoffen, Schwermetallen und organischen Verunreinigungen. Die Zeit der Die Bewertung der Oberflächengewässer - dazu zählen Schaumkronen auf deutschen Flüssen ist daher lange Flüsse, Seen, Übergangs- und Küstengewässer - erfolgt vorbei. auf Ebene der Wasserkörper. Ein Wasserkörper kann ein Fluss oder ein Flussabschnitt sein, ein See, ein Spei- Doch sind die Gewässer in Deutschland heute tatsäch- cherbecken oder der Teil eines Kanals. In Deutschland lich sauber? Finden die vom Wasser abhängigen gibt es insgesamt knapp 9.900 Oberflächenwasserkör- Lebensgemeinschaften eine ausreichende Wasserqua- per. Die Flüsse mit einem Einzugsgebiet über 10 km2 lität und Lebensräume vor, die ihnen das Überleben haben eine Fließlänge von insgesamt beinahe 127.000 und die Fortpflanzung sichern? Und wie steht es um Kilometern, sie wurden in 9.070 Wasserkörper aufge- das Grundwasser? Das Grundwasser braucht besonde- teilt. Daneben gibt es 710 Wasserkörper für Seen, fünf 18
Abbildung 5: Anzahl der Oberflächenwasserkörper in den zehn für Deutschland relevanten Flussgebieten. Datenquelle: Berichtsportal WasserBLIcK/BfG, Stand 22.03.2010. Wasserkörper für Übergangs- und 74 Wasserkörper 4.1.1 Die Bewertung des ökologischen für Küstengewässer (Abbildung 5). Zustands Wie ökologisch intakt ein Oberflächenwasserkörper Der ökologische Zustand der Oberflächengewässer ist, hängt in erster Linie von den biologischen Quali- tätskomponenten ab. Die chemischen und physika- wird nach EG-Wasserrahmenrichtlinie anhand folgen- lisch-chemischen und hydromorphologischen Kom- der Qualitätskomponenten beurteilt: ponenten müssen in einer Qualität vorliegen, dass die Lebensgemeinschaften im Gewässer einen „guten ● Biologische Qualitätskomponenten (Fische, Zustand“ aufweisen können. Nur wenn auch die Makrozoobenthos, Gewässerflora) hydromorphologischen und die stofflichen Bedin- gungen günstig sind, können intakte Lebensgemein- Unterstützend dazu schaften existieren. ● Chemische Qualitätskomponenten (flussgebiets- spezifische Schadstoffe) und physikalisch- chemi- Darüber hinaus müssen Umweltqualitätsnormen für sche Qualitätskomponenten (zum Beispiel Tempe- flussgebietsspezifische Schadstoffe eingehalten wer- ratur, Sauerstoffgehalt, Nährstoffe) den. Diese Normen entsprechen Konzentrationen eines bestimmten Schadstoffs im Wasser oder im ● Hydromorphologische Qualitätskomponenten Sediment, die nicht überschritten werden dürfen. (zum Beispiel Wasserhaushalt, Morphologie, Schon wenn lediglich eine Umweltqualitätsnorm Gezeiten) überschritten ist, wird der „gute ökologische Zustand“ verfehlt. 19
Wie sauber ist ein Gewässer? Die biologischen Qualitätskomponenten Die Fischfauna reagiert besonders sensibel auf hydromorphologische Einflüsse (Verbau der Ufer, fehlende Wurzelunterstände, Barrieren, strukturar- me Gewässersohle) aber auch stoffliche Gewässer- verunreinigungen. Viele Fischarten, wie beispiels- weise der Lachs, wandern zudem zur Fortpflanzung vom Meer bis in die Oberläufe der Flüsse. Sie sind auf die Durchgängigkeit der Gewässer angewiesen. Das Makrozoobenthos, hierzu zählen beispielsweise Wasser-Insekten, Krebse, Schnecken und Würmer, wird bereits seit vielen Jahrzehnten in Gewässern untersucht. Das wohl bekannteste Bewertungsver- fahren zur Beurteilung von Beeinträchtigungen des Sauerstoffhaushaltes der Gewässer ist der so genannte „Saprobienindex“. Daneben wird das Makrozoobenthos auch zur Bewertung der Hydro- morphologie und der Gewässerversauerung heran- gezogen. Die Gewässerflora reagiert besonders sensibel auf erhöhte Nährstoffkonzentrationen im Gewässer, vor allem auf Phosphor. Zur Gewässerflora zählen frei schwebende, mikro- skopisch kleine Algen (Phytoplankton), mit bloßem Auge erkennbare Kleinalgen, die auf Steinen und anderen Substraten wachsen (Phytobenthos) und große Wasserpflanzen (Makrophyten, Großalgen und Angiospermen). Der „gute ökologische Zustand“ ist erreicht, wenn ● alle biologischen Qualitätskomponenten min- destens mit „gut“ bewertet werden, ● festgelegte Konzentrationen (Umweltqualitäts- normen) für flussgebietsspezifische Schadstoffe eingehalten werden, ● die Werte für die allgemeinen Bedingungen in einem Bereich liegen, der die Funktionsfähigkeit des Ökosystems gewährleistet. 20
„Erheblich veränderte“ und „künstliche“ Karte 3: Natürliche, erheblich veränderte und künstliche Gewässer Wasserkörper in Deutschland. Datenquelle: Berichtsportal WasserBLIcK/BfG, Stand 22.03.2010. Zu den „erheblich veränderten“ Gewässern zählen häufig Schifffahrtsstraßen oder aufgestaute Flussab- schnitte. „Künstliche Gewässer“ sind beispielsweise neu gebaute Kanäle oder Tagebaurestseen. Da diese Gewässer auf Grund ihrer Nutzung so stark hydro- morphologisch überformt sind, gelten nach Wasser- rahmenrichtlinie Umweltziele, die diese Nutzung noch ermöglichen: Das „gute ökologische Potenzial“. Das Potenzial orientiert sich an einem Referenzzu- stand, dem „höchsten ökologischen Potenzial“. Der Referenzzustand ist dann erreicht, wenn alle Maßnahmen zur Verbesserung der Morphologie durchgeführt würden, ohne die Nutzung des Gewässers signifikant zu beeinträchtigen. Der „gute chemische Zustand“ als Ziel gilt sowohl für natürli- che als auch für „künstliche“ und „erheblich verän- derte“ Gewässer. 37% aller Oberflächenwasserkörper in Deutschland sind „erheblich verändert“, 15% sind „künstlich“. Das heißt, für insgesamt 52% der Oberflächenwas- serkörper gilt als Ziel das „gute ökologische Poten- zial“ anstelle des „guten ökologischen Zustands“ (Abbildung 6). Natürliche Wasserkörper Erheblich veränderte Wasserkörper Künstliche Wasserkörper Abbildung 6: Ökologischer Zustand der natürlichen und ökologisches Potenzial der erheblich veränderten und künstlichen Oberflächenwasserkörper in Deutschland. Datenquelle: Berichtsportal WasserBLIcK/BfG, Stand 22.03.2010. 21
In Abbildung 7 sind die wichtigsten Gründe aufgeführt, warum Wasserkörper als „erheblich verändert“ ausgewie sen wurden. Maßnahmen zur Erreichung des „guten ökologischen Zustands“ hätten signifikant negative Auswir kungen auf verschiedene Nutzungen - insbesondere auf die Landentwässerung, auf Landwirtschaft, Siedlungen und Infrastruktur, aber auch auf Wasserregulierung und Hochwasserschutz. Zu den Nutzungen zählen nicht zuletzt Freizeitaktivitäten, Schifffahrt und Energieerzeugung. Abbildung 7: Gründe zur Ausweisung von Oberflächenwasserkörpern als erheblich verändert. Datenquelle: Berichtsportal WasserBLIcK/BfG, Stand 22.03.2010. 4.1.2 Der ökologische Zustand der Oberflächengewässer in Deutschland Die Bewertung des ökologischen Zustands erfolgt in einem fünfstufigen farbigen Klassifikationssystem. Es gewährleistet eine einheitliche und transparente Darstellung des Gewässerzustands: ● Klasse 1: „sehr gut“ ● Klasse 2: „gut“ ● Klasse 3: „mäßig“ (ab dieser Bewertungsklasse besteht Handlungsbedarf) ● Klasse 4: „unbefriedigend“ ● Klasse 5: „schlecht“ In der deutschen Gewässerlandschaft (Karte 4) liefert die Bewertung des ökologischen Zustands ein buntes Bild. Es dominieren gelb, orange und rot und damit mäßige bis schlechte Bewertungen. Die Lebensgemeinschaften der deutschen Gewässer sind also keineswegs in einem „guten Zustand“. Lediglich 10% aller Oberflächenwasserkörper in Deutschland erreichen 2010 die nach Wasserrahmenrichtlinie geforderten Umweltziele – den „sehr guten“ oder den „guten ökologischen Zustand“. 22
Karte 4: Ökologischer Zustand der Oberflächenwasserkörper in Deutschland. 23
Abbildung 8: Ökologischer Zustand der Oberflächenwasserkörper in den zehn für Deutschland relevanten Flussgebieten. Datenquelle: Berichtsportal WasserBLIcK/BfG, Stand 22.03.2010. Das Gesamtergebnis des ökologischen Zustands spie- Aus Abbildung 10 und Abbildung 11 lässt sich die enge gelt im Wesentlichen die Bewertung der Fließgewässer Beziehung zwischen den biologischen und den unter- in Deutschland wider, da diese die größte Fraktion stützenden Qualitätskomponenten ablesen. In den innerhalb der Oberflächenwasserkörper bilden. Das Flüssen sind die aquatischen Lebensgemeinschaften Ergebnis für Seen ist positiver. Hier erreichen 39% den (Fischfauna, Makrozoobenthos und Gewässerflora) vor „sehr guten“ oder „guten ökologischen Zustand“. allem durch allgemeine Bedingungen - Nährstoffbelas- Schlechter steht es um den ökologischen Zustand der tungen, Sauerstoffdefizite, Wärmebelastungen durch Küsten- und besonders der Übergangsgewässer, die Kraftwerkseinleitungen oder auch die Salzbelastung den „guten Zustand“ in nahezu allen Wasserkörpern von Werra und Weser zählen hierzu - und die überwie- verfehlen (Abbildung 9). gend als „nicht gut“ beurteilte Hydromorphologie beeinträchtigt. In den Seen hingegen spielt die Nähr- stoffbelastung die dominierende Rolle. 24
Abbildung 9: Ökologischer Zustand der Fließgewässer, Seen, Übergangsgewässer und Küstengewässer in Deutschland. Datenquelle: Berichtsportal WasserBLIcK/BfG, Stand 22.03.2010. Fließgewässer Seen Übergangsgewässer Küstengewässer 25
Abbildung 10: Zustand der Qualitätskomponenten nach Anhang V Wasserrahmenrichtlinie für Fließgewässer und Seen. Datenquelle: Berichtsportal WasserBLIcK/BfG, Stand 22.03.2010. Biologische Qualitätskomponenten Unterstützende Komponenten Fließgewässer Seen schlecht nicht gut unbefriedigend gut mäßig gut sehr gut Auch in Übergangs- und Küstengewässern (Abbildung tungsursachen am besten anzeigen. So wurden zum 11) sind hohe Nährstoffeinträge der größte Belastungs- Beispiel das Makrozoobenthos und die Fischfauna in faktor. Zudem sind die Übergangsgewässer in der Regel Fließgewässern am häufigsten gemessen und das in ihrer Hydromorphologie stark beeinträchtigt, was Phytoplankton in Seen. zu der schlechten Einstufung der Gewässerfauna und -flora beiträgt. Aus den Abbildungen 10 und 11 geht zudem hervor, dass nicht in allen Wasserkörpern alle Qualitätskompo- nenten bewertet wurden. Laut Wasserrahmenrichtli- nie sind bei der Durchführung der operativen Überwa- chung jeweils nur die aussagekräftigsten Qualitäts- komponenten zu erfassen, die die wesentlichen Belas- 26
Abbildung 11: Zustand der Qualitätskomponenten nach Anhang V Wasserrahmenrichtlinie für Übergangs- und Küstengewässer. Datenquelle: Berichtsportal WasserBLIcK/BfG, Stand 22.03.2010. Biologische Qualitätskomponenten Unterstützende Komponenten Übergangsgewässer Küstengewässer schlecht nicht gut unbefriedigend gut mäßig gut sehr gut 4.1.3 Die Bewertung des chemischen Zustands Der chemische Zustand wird anhand von europaweiten Anforderungen geregelt. Das umfasst Qualitätsnormen Die deutschen Gewässer führen eine Vielzahl von Stoffen mit sich, die entweder durch punktuelle für: Einleitungen oder diffus eingetragen werden. Gewässer von ökologisch bedenklichen und ● 33 prioritäre Stoffe nach Anhang X Wasserrahmen- gesundheitsschädlichen Stoffen frei zu halten, ist richtlinie eine wichtige Aufgabe im europäischen Gewässer- ● Die gemeinschaftlich geregelten Schadstoffe der schutz. Mit dieser Prämisse wird auch dem Meeres- Richtlinie 2006/11/EG (Anhang IX Wasserrahmenricht- umweltschutz Rechnung getragen, da diese Stoffe linie) in internationalen Übereinkommen als besonders ● Nitrat gemäß Nitratrichtlinie 91/676/EWG gefährlich identifiziert wurden. 27
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