Nr. 206 APROPOS - HILFREICH FÜR PFLEGENDE ANGEHÖRIGE - Apropos | Strassenzeitung ...
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APROPOS Nr. 206 Den VerkäuferInnen bleiben EUR 1,50 3,E0ur0o Ihre äuferin DIE SALZBURGER STRASSENZEITUNG rk : o p o s-Ve erkä ufer Ap r o pos-V p r Ihr A e! Dank sagt HILFREICH FÜR PFLEGENDE ANGEHÖRIGE FÜR DAS LEBEN IM ÖFFENTLICHEN RAUM FÜR KINDGERECHTES LERNEN NOVEMBER 2020
2 [INHALT] [EDITORIAL] 3 6 Thema: HILFREICH SCHREIBWERKSTATT Platz für Menschen und Themen, die sonst nur 4 Helfen macht glücklich am Rande wahrgenommen werden. Cartoon 15 Luise Slamanig Kann ich, soll ich, will ich, 5 Antonius 16 Georg Aigner muss ich pflegen? Frage des Monats Evelyne Aigner Anita Hofmann ist Leiterin 6 Pflegen ja – nein? 17 Monika Fiedler der Fachstelle für pflegende Angehörige der Caritas Salz- Interview mit Anita Hofmann 18 Hanna S. burg. Im Gespräch mit Mag- 10 Jedes Kind soll sein Potential entfalten dalena Lublasser-Fazal spricht Freie Schule Seenland 19 Edi Binder sie über die Voraussetzungen 12 Stille Örtchen im öffentlichen Raum 20 Kurt Mayer Editorial HILFREICH für gelingende Pflege, den Hilfreiche Infrastruktur Fokus auf schöne Augenblicke, 21 Andrea Hoschek und was wir von alternden 14 Miteinander Menschen lernen können. Der Welttag der Armen AKTUELL Liebe Leserinnen und Leser! 22 Schriftsteller trifft Verkäufer Vielen Menschen fällt es leichter, Hilfe zu geben, ihre Persönlichkeit und ihr Potential zu entfalten, Autor Walter Anichhofer traf Verkäufer als sie anzunehmen. Wer andere unterstützt, pro- und ihre natürliche Lust am Lernen unterstützt. Alusine Abu Bangura fitiert vielfach: Er oder sie fühlt sich erfüllt, freut Natur, Gemeinschaft und Achtsamkeit sind dabei sich, dass es dem anderen hilft, und stärkt somit wichtige Werte für sie (S. 10/11). 24 Kultur-Tipps die Beziehung zueinander (S. 4). Schwierig wird es 10 Was ist los im November jedoch, wenn die Balance von Geben und Nehmen Wer in der Stadt Salzburg lebt, findet viele 25 gehört & gelesen auf Dauer nicht möglich ist und die Helfenden Möglichkeiten zum Spazieren und Verweilen. Buch- und CD-Tipps zum selbst an ihr Limit kommen. Öffentliche Parks und Spielplätze fördern Be- Nachhören und Nachlesen wegung und auch den Austausch untereinander, Freie Schule Seenland 26 Kolumne: Robert Buggler Gerade wer Angehörige pflegt, stößt irgendwann wenn ... ja wenn es sich nur eine Spur länger dort 12 Elisabeth Wasserbauer und an seine Grenzen – unter anderem, weil es bei den aufhalten ließe – denn öffentliche WC-Anlagen Leser des Monats Romy Sigl erzählen von ih- Eltern zu einer Rollenumkehr kommt oder beim sind vielfach rar gesägt. Unsere freie Autorin rer Vision und dem Projekt 27 Apropos-Rezept Partner zu einem Rollenungleichgewicht führt. Eva Daspelgruber hat sich auf einen längeren der Freien Schule Seenland. von Michaela Pacuraru Unsere freie Mitarbeiterin Magdalena Lublasser- Spaziergang durch Salzburg begeben und auch Stille Örtchen im Fazal hat im Gespräch mit Anita Hofmann, bei der Stadt nachgefragt (S. 12/13). öffentlichen Raum Leiterin der Fachstelle für pflegende Angehörige Salzburg bietet viele Plätze zur Naherho- VERMISCHT der Caritas Salzburg, erfahren, vor welchen He- Um eine Zeitung attraktiv zu machen, braucht rausforderungen pflegende Angehörige täglich es professionelle und engagierte Menschen. Wir lung und zum Spielen. 28 Apropos-Kreuzworträtsel stehen und was sie tun können, um in ihrer Kraft können uns glücklich schätzen, dass wir so viele Was aber leider oft 29 Redaktion intern zu bleiben (S. 6–9). freie Mitarbeiter*innen haben, die teilweise bereits fehlt, sind die öffentli- seit Jahrzehnten für uns schreiben, fotografieren, 14 chen Toiletten dazu. 30 Kolumne: Mein erstes Mal Stärke zu entwickeln ist auch ein Anliegen von zeichnen, rätseln, Korrektur lesen und gestalten. Anneliese Moser zwei Pionierinnen im Bildungsbereich. Elisabeth Seit genau zehn Jahren designt Annette Rollny 31 Chefredaktion intern Wasserbauer und Romy Sigl tüfteln gerade an von fokus design unsere Zeitung. Ein herzliches Miteinander Vertrieb intern einem Schulkonzept, das es Kindern erlaubt, Dankeschön allen Apropos-Mitwirkenden an Sammeln für Menschen, die Impressum dieser Stelle! (S. 31) es am nötigsten brauchen. 22 Herzlich, Ihre Grundlegende Richtung Preise & Auszeichnungen Apropos ist ein parteiunabhängiges, soziales Zeitungs- Im März 2009 erhielt Apropos den René-Marcic-Preis projekt und hilft seit 1997 Menschen in sozialen für herausragende journalistische Leistungen, 2011 Schwierigkeiten, sich selbst zu helfen. Die Straßenzei- den Salzburger Volkskulturpreis & 2012 die Sozialmarie Autor trifft tung wird von professionellen JournalistInnen gemacht für das Buch „Denk ich an Heimat“ sowie 2013 den Verkäufer und von Männern und Frauen verkauft, die obdachlos, internationalen Straßenzeitungs-Award in der Kategorie wohnungslos und/oder langzeitarbeitslos sind. „Weltbester Verkäufer-Beitrag“ für das Buch „So viele Der Autor Walter In der Rubrik „Schreibwerkstatt“ haben sie die Mög- Wege“. 2014 gewann Apropos den Radiopreis der Stadt Michaela Gründler 27 Anichhofer hat Apropos- lichkeit, ihre Erfahrungen und Anliegen eigenständig Salzburg und die „Rose für Menschenrechte“. 2015 Chefredakteurin Verkäufer Alusine Abu zu artikulieren. Apropos erscheint monatlich. Die erreichte das Apropos-Kundalini-Yoga das Finale des michaela.gruendler@apropos.or.at Bangura getroffen. VerkäuferInnen kaufen die Zeitung im Vorfeld um 1,50 internationalen Straßenzeitungs-Awards in der Kate- Euro ein und verkaufen sie um 3 Euro. Apropos ist dem gorie „Beste Straßenzeitungsprojekte“. 2016 kam das „Internationalen Netz der Straßenzeitungen“ (INSP) Sondermagazin „Literatur & Ich“ unter die Top-5 des Apropos-Rezept angeschlossen. Die Charta, die 1995 in London unter- INSP-Awards in der Kategorie „Bester Durchbruch“. zeichnet wurde, legt fest, dass die Straßenzeitungen 2019 gewann Apropos-Chorleiterin Mirjam Bauer den Michaela Pacuraru verrät ihr alle Gewinne zur Unterstützung ihrer Verkäuferinnen Hubert-von-Goisern-Preis – u.a. für den Apropos-Chor. Geburtstagskuchen-Rezept. und Verkäufer verwenden. APROPOS · Nr. 206 · November 2020 APROPOS · Nr. 206 · November 2020
4 [HILFREICH] [HILFREICH] 5 Warum es sich lohnt, ein guter Mensch zu sein Foto: iStock/pidjoe HELFEN MACHT GLÜCKLICH Was sich gut anfühlt, hilft auch. Forschungen haben gezeigt, dass Hilfsbereitschaft dazu beiträgt, ein erfülltes Leben zu haben. Foto: iStock von Christine Gnahn W ie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus, besagt ein Sprichwort. Inhaltlich gibt es das wieder, was man unter dem Begriff „Karma“ versteht: Verhalte dich gut anderen ge- genüber und auch dir wird Gutes widerfahren. Manche glauben daran, dass Karma tatsächlich über eine ausgleichende Ge- ANTONIUS rechtigkeit durch das Schicksal von Hans Steininger M oder eine höhere Instanz in Kraft gesetzt wird. Doch auch für eine Oma hielt große Stücke solche, die sich eher zu „Nicht- auf ihn, er war ihr Heiliger, gläubigen“ zählen, erschließt den sie jederzeit anrufen sich das Konzept. Denn auch konnte. Sie hat ihn mir mit auf meinen die Wissenschaft belegt längst: Lebensweg gegeben, hat mich seinem Wer anderen Menschen Gutes Schutz anbefohlen, da sollte also nichts tut, macht dabei auch sich selbst schiefgehen. glücklicher und zufriedener. So zeigte beispielswei- konnten das bestätigen und ausweiten: Nicht nur grundsätzlich Freude bereitet und ihre Lebens- Mein Glaube an ihn begann schon bald se eine Studie der Universität von Loma Linda in das materielle Schenken macht glücklich, sondern qualität steigert. Das Ergebnis war eindeutig: Am zu bröckeln, seine Such- und Findleis- Kalifornien, dass eine ganze Reihe an Glückshor- auch, andere zu unterstützen. Eine weitere breit meisten bescheren gute und tiefe Bindungen zu tungen waren sehr überschaubar, es monen bei Menschen freigesetzt wird, die planen, angelegte und über Jahrzehnte geführte Studie der anderen Menschen, Freundlichkeit und Hilfsbe- gab kleine Erfolge bei Verlegtem, bei jemandem etwas zu schenken. Dänische Forscher Universität Harvard untersuchte, was Menschen reitschaft ein erfülltes Leben.
6 [HILFREICH] [HILFREICH] 7 NAME Anita Hofmann STECKBRIEF Titelinterview IST begeisterungsfähig und kreativ KANN ICH, ARBEITET seit 1992 mit viel Engagement bei der Caritas Salzburg in unterschiedlichen Aufgabenfeldern HILFT Menschen dabei, ihre Blickrichtung zu verändern SOLL ICH, FREUT SICH über die vielen schönen Momente mit ihrem Mann und den 2 Söhnen, gute Gesellschaft, genussvolles Essen, gemeinsames Spielen mit ihren WILL ICH, Improvisations-Kolleginnen, und vieles mehr ÄRGERT SICH über gefühlte Ungerechtigkeit, Umständlichkeit und Humorlosigkeit MUSS ICH ? kann. Diese Unterstützung wird oft von beiden Seiten über län- nen. Im Hinblick auf „soll ich“ geht es um moralische Standards PFLEGEN gere Zeit als selbstverständlich angesehen. In anderen Situatio- und Erwartungen, die unsere Gesellschaft mit sich bringt. Wenn nen kommen Angehörige quasi über Nacht in diese Rolle – etwa ich mich hauptsächlich aus diesem Grund für eine Pflege zu wenn es darum geht, ein Familienmitglied nach einem Unfall Hause entscheide, kann es sehr schwierig werden. Und schließ- oder einem Schlaganfall zu pflegen. lich „muss ich“ pflegen – dieser Punkt verliert zwar zunehmend an Bedeutung, doch gerade im ländlichen Raum kommt es noch Mit welchen Herausforderungen müssen pflegende Angehörige immer vor, dass Kinder die Pflege übernehmen müssen, weil Die Antworten auf diese Fragen können ein Wegweiser sein, um zurechtkommen? diese vertraglicher Bestandteil der Erbfolge ist. sich als pflegende Angehörige zurechtzufinden. Ein Gespräch Anita Hofmann: Einerseits ist da die Mehrfachbelastung, mit Anita Hofmann, Leiterin der Fachstelle für pflegende Ange- die zu den anderen Aufgaben im eigenen Leben hinzukommt. Sie sprechen eine Rollenumkehr an: Eltern werden von ihren Kindern hörige der Caritas Salzburg, über die Voraussetzungen für gelin- Pflegende Angehörige sind häufig mit Überforderung, Hilflo- gepflegt. gende Pflege, den Fokus auf schöne Augenblicke und darüber, sigkeit, Einsamkeit, Wut, Ärger und damit verbunden auch ganz Anita Hofmann: Es ist für alle Betroffenen ungewohnt, mit was wir von alternden Menschen lernen können. häufig mit eigenen Schuldgefühlen konfrontiert. Das finanzielle dieser Veränderung umzugehen. Denn bisher war es in den Thema spielt natürlich auch oft eine Rolle. Wenn man etwa als Familien so, dass die Eltern für die Kinder da waren, sie groß- Titelinterview mit Anita Hofmann pflegende Angehörige den Beruf aufgeben muss, steckt man gezogen und im Verlauf ihres Lebens unterstützt und begleitet von Magdalena Lublasser-Fazal schon ziemlich zurück. Immer wieder erlebe ich auch, dass sich haben. Wenn es zur Pflege kommt, kehrt sich dieses Verhältnis Familienkonflikte, die bereits seit Jahren um. Kinder übernehmen dann nach und nach Mit der steigenden Lebenserwartung unserer Gesellschaft gewinnt bestehen, verstärken. Dazu gehören etwa mehr die Verantwortung und die Unterstüt- Ihr Berufsfeld zunehmend an Bedeutung. Wie sieht Ihre Arbeit kon- kret aus? Geschwisterrivalitäten oder unausge- sprochene Themen zwischen Eltern und Meist ist eine zung für ihre Eltern. Erst waren die Eltern die Starken, nun benötigen sie zunehmend Anita Hofmann: Wir versuchen durch verschiedene Projekte und Angebote, pflegende Angehörige zu unterstützen und zu Kindern. Pflege müsste auf verschiedene Schultern verteilt werden. Frau die pflegende Schutz und Zuwendung. entlasten. Ein großes Anliegen ist uns auch die Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit zu Themen, die pflegende Ange- Wie kann das konkret aussehen? Angehörige.“ Gibt es einen Unterschied, ob ich meinen Partner oder meine Eltern pflege? hörige betreffen, etwa auf das Thema Demenz. Da gibt es die Anita Hofmann: Meist gibt es eine Anita Hofmann: Im Hinblick auf die Rollen „demenzfreundliche Stadt Salzburg“ durch die Initiative von Hauptpflegeperson. Um diese zu entlasten wäre es sinnvoll, gibt es einen gravierenden Unterschied: Wenn Kinder ihre Eltern Anja Hagenauer, Stadträtin für Soziales, gemeinsam mit dem andere Familienmitglieder und nahestehende Bekannte mit ein- pflegen, kommt es zu einer Rollenumkehr. Da gibt es eben auch Diakoniewerk und anderen Kooperationspartnern mehrere Pro- zubeziehen. Es kann sehr hilfreich sein, sich umzusehen und zu oft das Gefühl, etwas zurückzugeben, das man selbst zuerst von jekte für Betroffene und Angehörige umsetzen. Unser Anliegen überlegen: Wer kann welche Aufgabe übernehmen? Wie können den Eltern erhalten hat. Bei Partnern kommt es hingegen zum ist es, Demenz zu verstehen und einen respektvollen Umgang wir das koordinieren? Dann wären die Aufgaben besser verteilt Verlust der Paarbeziehung und einem Ungleichgewicht der Rol- mit Betroffenen in der Gesellschaft zu fördern. Wir leisten auch und die Hauptpflegeperson hätte wieder mehr Raum für sich, len – einer kümmert sich um den anderen, ohne Erwartungen Aufklärungsarbeit an Schulen, wie mit unserem „dement, aber zum Durchschnaufen und Krafttanken. haben zu können. Das ist natürlich eine sehr schwerwiegende nicht deppert“-Workshop-Angebot. In ländlichen Regionen Veränderung, für beide. versuchen wir dort, wo Bedarf besteht, das bestehende Angebot Welche Fragen stellen sich Betroffene? durch Beratungsstellen zu ergänzen, wie kürzlich in Thalgau mit Anita Hofmann: Ob ein Angehöriger zu Hause gepflegt wird Warum fällt es uns so schwer, uns auf die Welt von pflegebedürfti- der Eröffnung der Servicestelle Senioren. oder nicht ist ein schwieriges Thema in vielen Familien. Da gibt gen Menschen einzulassen? es keine pauschalen Lösungsvorschläge. Zur eigenen Reflexion Anita Hofmann: Ein Grund dafür ist bestimmt, dass uns das Wer ist „pflegender Angehöriger“? kann es hilfreich sein, sich selbst zu fragen: „Kann ich, will ich, Älterwerden vieles widerspiegelt, das so in unserem Alltag kei- Anita Hofmann: Meist ist eine Frau die pflegende Angehörige. soll ich, muss ich pflegen?“ „Kann ich“ meint damit, ob ich das nen Platz hat. Da muss immer alles so sein, wie wir es gewohnt Ich selbst bin mit diesem Begriff nicht ganz zufrieden. Wenn nötige Wissen habe, um etwa adäquat mit der Demenzerkran- sind, nach einem Plan verlaufen, Regeln und Normen folgen. Fotograf und Autor in Salzburg. Sein Fokus liegt in der People- Anita Hofmann will pflegende Ange- Christian Weingartner lebt als Menschen diese Aufgabe übernehmen, tun sie so viel mehr als kung des Partners umzugehen, oder die richtige Technik kenne Ich denke immer gerne an das Beispiel eines meiner Lehren- www.christianweingartner.at hörige unterstützen und entlasten. Was ihr ebenso ein Anliegen ist, ist pflegen. Das englische Wort „caring“ trifft es aus meiner Sicht oder erlernen kann, um die Mutter aus dem Rollstuhl ins Bett zu den an der Fachschule für Altenarbeit: Er kam stets mit einem aufzuklären und zu sensibilisieren. viel besser, da ist dieses Liebevolle und Begleitende spürbar. heben. In diesem Punkt können spezielle Ausbildungen wie zum falsch zugeknöpften Hemd in die erste Vorlesung und wartete Die Abgrenzung, wer pflegende Angehörige ist oder nicht, fällt Beispiel unser Kurs für Angehörige von Menschen mit Demenz darauf, auf diesen Fehler hingewiesen zu werden. Er zeigte uns oft schwer, daher gibt es auch je nach Studie unterschiedliche nach dem Modell EduKation® sehr hilfreich sein. Bei der Frage damit unsere eigenen Muster auf. Wenn ein Mensch sich anders Zahlen. In vielen Familien verläuft der Übergang zur regelmäßi- „will ich“ pflegen geht es um die persönliche Haltung: Möchte verhält, als wir es erwarten, dann passt das nicht zu unserem Fotografie. gen Betreuung schleichend – da unterstützt man die Mama beim ich etwa meine Eltern pflegen, weil es mir ein Anliegen ist? Viele Weltbild. So wie wir uns am falsch zugeknöpften Hemd stören, Einkauf oder fährt sie zum Arzt. Nach und nach übernimmt Pflegende haben das Gefühl, dass sie ihren Eltern durch die Be- so zeigt uns das Alter bestimmte Seite auf, denen wir bisher kei- man dann Aufgaben, die sie selbst nicht mehr alleine erledigen gleitung im Alter etwas an erlebter Fürsorge zurückgeben kön- nen Platz gegeben haben. Ich denke dabei vor allem an die >> FOTOS APROPOS · Nr. 206 · November 2020 APROPOS · Nr. 206 · November 2020
8 [HILFREICH] [HILFREICH] 9 NAME Magdalena Lublasser-Fazal STECKBRIEF IST dankbar für all die wertvollen Begegnungen – jeder Als pflegende Angehörige muss man Mensch ist ein Wunder! ARBEITET nur im Haushalt nicht so gerne sich seiner Grenzen bewusst werden.“ HILFT Menschen dabei, achtsamer mit ihren Gefühlen, Gedanken und Verhaltensweisen umzugehen FREUT SICH über Sonnenstrahlen nach dem Regen ÄRGERT SICH selten Gebrechlichkeiten und Wie ist es für Betroffe- Unterstützung dienen können. Das neue Entlastungsangebot für gerade jetzt ist es wichtig, weiterhin soziale Kontakte zu haben, das Angewiesensein auf ne selbst, an Demenz zu pflegende Angehörige im Bundesland Salzburg, das auch die Ca- die außerhalb der Pflegeaufgabe stattfinden. Dabei ist es für die andere. erkranken? ritas seit 1. Oktober anbietet, unterstützt sicherlich viele Familien pflegenden Angehörigen einerseits wohltuend, über ihre Aufgabe Wie gelingt die Pflege zu Anita Hofmann: Wir dabei, sich Auszeiten zu nehmen. Pflege- und Betreuungssitua- sprechen zu können – also wirklich offen über ihre Situation zu Hause? versuchen in unseren Kursen tionen sind so unterschiedlich, wie wir als Menschen einzigartig reden, sich gehört und verstanden zu fühlen, ohne gleich einen Anita Hofmann: Eine gemeinsam anhand einer sind, deswegen ist es wichtig, individuelle Lösungen zu finden. Ratschlag zu hören. Häufig dreht sich jedoch alles nur noch um wichtige Zutat ist Übung zu erahnen, wie es den zu Pflegenden. Dann ist es sinnvoll, auch einmal ein ganz bestimmt die Geduld: ist, wenn eine Demenz- Wie gelingt es, trotz der Pflege eines Angehörigen auf sich selbst anderes, gewöhnliches Thema anzusprechen. Dieses Stück Nor- Mit dem zu pflegenden erkrankung beginnt. Jeder nicht zu vergessen? malität tut gut. Angehörigen, mit der von uns kennt eine Situation, Anita Hofmann: Sie sprechen die Selbstfürsorge an, ein Situation, aber auch in der wir etwas vergessen, wichtiger Punkt für das eigene Wohlbefinden. Doch das ist Wie gehen Sie persönlich mit dem Altern um? mit sich selbst. Die etwa wo wir unser Auto im viel einfacher gesagt als getan! Viele Menschen tun sich schwer Anita Hofmann: Mich hat das Thema bereits mit 20 Jahren inte- Aufgabe der Pflege im Parkhaus abgestellt haben. damit, sich selbst kurze Auszeiten zu nehmen, weil sie schlicht- ressiert. Damals habe ich erkannt: Wie ich mit 75 Jahren lebe, häuslichen Umfeld ist Diese Situation, in der wir weg sehr eingeteilt sind und sich für diese Auszeiten eigens hat sehr viel damit zu tun, wie ich bereits jetzt lebe. Das eigene häufig unbefriedigend, das Gefühl haben, verrückt Betreuung durch Dritte organisieren müssen. Außerdem wissen Älterwerden zu reflektieren ist eine sehr wertvolle Möglichkeit, weil es, anders als etwa zu werden, weil man sich viele Menschen gar nicht, was ihnen wirklich guttut, schlichtweg das Leben im Hier und Jetzt schätzen zu lernen. Ob wir es wahr- im Berufsleben, wenig doch ganz sicher war, dass deshalb, weil die Selbstfürsorge in ihrem Leben bisher keinen haben wollen oder nicht: Jeder Zweite von uns kommt im Laufe In den Caritas-Kursen für pflegende Angehörige bleibt positive Rückmeldun- auch immer Raum für den persönlichen Austausch man es an einem bestimmten Platz gefunden hat. Umso wichtiger ist es, sich kleine Auszeiten seines Lebens mit dem Thema Pflege in Berührung, entweder gen oder offene Wert- auf Augenhöhe. Platz geparkt hat, und dann im Alltag einzuplanen und herauszufinden, wo man wieder Kraft bei uns selbst oder bei einem Angehörigen. Ich empfinde großen schätzung gibt. Man stundenlang durch das Park- tanken kann. Respekt und Wertschätzung dem Alter gegenüber und bin davon kümmert sich und gibt, so gut man kann, dennoch kommt es haus irrt. Durch dieses Hineinfühlen kann es gelingen, eine gewisse überzeugt, dass wir von älteren Menschen vieles lernen können. immer wieder zu frustrierenden Situationen. Da stößt man schon Milde mit Betroffenen zu entwickeln, für die es auch sehr belastend Sie sprechen davon, dass diese Aufgabe der Pflege auch sehr berei- mal schnell an seine Grenzen. Wichtig ist es auch, auf die eige- ist, vom Umfeld immer wieder daran erinnert zu werden, dass man chernd sein kann. Welche Voraussetzungen braucht es dafür? Sie sprechen gerne von Begleitung. nen Grenzen zu achten und sie ernst zu nehmen. Man sollte sich immer mehr und mehr vergisst. Anita Hofmann: Als pflegende Angehörige muss man sich Anita Hofmann: Ja, ich denke, das ist mein Lieblingswort! Die ganz bewusst fragen: Wann bitte ich andere oder auch Professio- seiner eigenen Grenzen bewusst werden. Das gelingt nicht Begleitung auf Augenhöhe ist so wertvoll für uns Menschen. Es nisten um Hilfe und Unterstützung? Wir versuchen durch unser Viele Menschen vergleichen Demenzerkrankte mit Kindern ... von heute auf morgen, es ist ein Prozess. Dazu gehört auch die ist so wohltuend, wenn ich meinem Gegenüber vermitteln kann: Angebot, pflegende Angehörige bei ihren Aufgaben zu begleiten. Anita Hofmann: Dieser Vergleich liegt auf den ersten Blick Erkenntnis, wann ich mir professionelle Hilfe hole, in welcher Ich höre dir zu, ich verstehe dich, ich weiß es nicht besser als du, Konkretes Wissen über die Erkrankungen und Anleitungen zu nahe, doch wenn wir genauer hinsehen, erkennen wir, dass er so Form auch immer. Wir können versuchen, uns allen Herausfor- aber ich nehme dich mit deinen Bedürfnissen ernst und gehe mit Pflegehandlungen geben Sicherheit im eigenen Betreuungsalltag. nicht passt. Kinder sind Kinder, sie benötigen intensive Betreu- derungen zum Trotz auf die guten Momente zu fokussieren und dir ein Stück des Weges. Viele pflegende Angehörige sind sehr erleichtert, wenn sie etwa ung, doch wir können davon ausgehen, dass diese Intensität diese bewusst zu schätzen. Im Hinblick auf die zu Pflegenden in unseren Kursen erkennen, dass es anderen auch so geht – jeder abnimmt und sie sich nach und nach zu autonomen Individuen kann es hilfreich sein, die Bedürfnisse hinter dem Verhalten zu Was ist für Sie hilfreich? gibt sein Bestes und trotzdem gibt es Zeiten von Überforderung entwickeln, die das Leben noch vor sich haben. Im Gegensatz verstehen, auch wenn dies oft nicht einfach ist. Ich vertrete den Anita Hofmann: Für mich ist es hilfreich, zu sehen, dass das und Unsicherheit. dazu blickt ein Mensch, der an Demenz erkrankt, auf viele Jahre Ressourcenansatz mit dem Anliegen, möglichst lange zumindest Leben schön ist. Ich begegne auf meinem Weg so vielen Men- seines bereits gelebten Lebens zurück. Ich plädiere daher sehr ein Stück weit Selbstbestimmung zu ermöglichen. Allen Defizi- schen, die mich mit ihren ganz persönlichen Geschichten, allen Wie sehen die Caritas-Kurse für pflegende Angehörige konkret aus? dafür, Menschen mit Demenz mit Respekt zu begegnen und ten zum Trotz kann ich immer noch fragen: Was für ein Mensch schwierigen Situationen zum Trotz, begeistern. Ich empfinde Anita Hofmann: In diesen Kursen widmen wir uns einem nicht wie kleine Kinder zu behandeln. war mein Partner, meine Mutter, mein Vater? Was hat ihm tiefe Dankbarkeit für die Art und Weise, wie meine Mutter das Themenschwerpunkt, derzeit etwa der Pflege von Menschen mit Freude bereitet? Was kann er/sie noch selbst tun, selbstbestimmt Leben sieht, sie sagt immer: Das wird schon wieder. Diese Ein- Demenz. Der Kurs ist zehnteilig. In jeder Einheit wird ein an- Wann ist es Zeit für professionelle Unterstützung? entscheiden? Und: Humor hilft! stellung habe ich mit ins Leben genommen. Hilfreich sind auch deres Thema behandelt. Eine Einheit ist z. B. dem theoretischen Anita Hofmann: Ich denke, wir kennen das alle: Wenn wir vor all die Menschen, die ich kennenlernen darf und die mir durch Wissen über die Erkrankung gewidmet. Dieses Wissen ist sehr einer schwierigen Aufgabe stehen oder gerade eine herausfor- Wie können wir als Außenstehende pflegende Angehörige unter- ihre Sichtweisen ganz andere Perspektiven ermöglichen. > www.caritas-salzburg.at Quelle: Pflegedienstleistungsstatistik APROPOS · Nr. 206 · November 2020 APROPOS · Nr. 206 · November 2020
10 [HILFREICH] [HILFREICH] 11 NAME Ricky Knoll NAME Elisabeth Wasserbauer NAME Romy Sigl STECKBRIEF STECKBRIEF STECKBRIEF Foto: FOTO FLAUSEN Foto: Privat Foto: Privat IST in Pension und weiterhin IST ganz schön zufrieden mit IST auf Happiness-Status 9,5 neugierig auf Menschen und ihrem Leben von 10 ihre Geschichten ARBEITET anders als früher und ARBEITET an Zukunftsthemen ARBEITET als freie Journalistin bereut trotzdem nichts LEBT DO WHAT YOU LOVE LEBT in Parsch LEBT und lernt im Grünen am FREUT SICH über Menschen FREUT SICH auch im Herbst 2021 soll der Unterricht in der Freien Schule See mit strahlenden Augen über Wildkräuter und was man Seenland starten. Für die Initiator*innen des FREUT SICH jeden Tag darüber daraus machen kann Projekts liegt die Zukunft des Lernens in der Entwicklung der Persönlichkeit. Fünf Säulen des Unterrichts in der INFO Freien Schule Seenland Nach Mutterschutz und Karenz hat sich Elisabeth Foto: iStock www.freieschuleseenland.at Wasserbauer völlig neu orientiert und diverse Aus- Hauptsächlich bildungen absolviert. Heute arbeitet sie als Men- geht es darum, taltrainerin, Energetikerin, mit Mediation, TCM Stärken zu stärken, und anderen Methoden an der „Renaturierung des Potenziale zu entdecken Menschen“, wie sie es bezeichnet. Im Zuge der und zu fördern, auch Dinge 1. Ausbildungen ist sie mit neuen Ansätzen der Wissen- ausprobieren zu lassen. „Der Natur als schaft, wie Wissensvermittlung anders gehen könnte, bekannte Genetiker Markus Hengstschläger sagt Lernraum in Berührung gekommen. „Prof. Gerald Hüther beispielsweise, er spricht von der Begeisterung beim z. B., dass in Österreich die Kultur herrscht, uns ge- genseitig zum Durchschnitt zu trimmen. Aber jeder Lernen und vom Raus in die Natur, seine Erfolge hat sein Talent woanders – und das soll ja entdeckt sind inzwischen wissenschaftlich belegt. Zum Teil und gefördert werden.“ Insgesamt hat sie jedenfalls sind Methoden der Reformpädagogik, wie Waldorf enorm viele Übereinstimmungen beim „Lotus“- oder Montessori, heute ohnehin bereits in Bereiche Konzept entdeckt und war derart begeistert, dass der Regelpädagogik eingeflossen. Für mich sollte es der Wunsch nach einer Kooperation entstanden ist. 2. aber mehr sein.“ Gemein- Für ihren dreijährigen Sohn Matheo wälzt sie schaft als Weil es keine freie Schule im Bundesland Salzburg seit geraumer Zeit Gedanken, wie seine Schulzeit Neue Lernmodelle Lernraum gibt, wo neue Ansätze zum Lernen noch vertiefter zur aussehen soll. „Da bin ich Elisabeth Wasserbauer JEDES KIND SOLL SEIN Anwendung kommen und ihren Vereinsmit- können, haben Elisabeth Wasserbauer und fünf Jeder hat sein gliedern sehr dankbar für die bisherige Arbeit, POTENTIAL ENTFALTEN Talent woanders – weitere Gründungsmit- die sie geleistet haben“, 3. glieder, die ihre Überzeu- gesteht die Coworking- Achtsam- keit im Den- gungen teilen, den Verein „Lotus“ gegründet. Seit das soll entdeckt und Gründerin. Sie kann sich nicht vorstellen, dass ihr ken, Reden etwa eineinhalb Jahren lebhaftes Kind unbe- Für Elisabeth Wasserbauer liegt die Zukunft des Lernens in der Entwicklung von Persönlichkeit, Stärke und Resilienz. Im beste- und Handeln arbeiten sie daran, diese gefördert werden.“ schadet eine Volksschule freie Schule zu gründen, überstehen werde, wo es henden Schulsystem sieht sie dafür zu wenige Möglichkeiten und haben ein Leitbild erstellt, ein pädagogisches Kon- vier Stunden lang still sitzen soll. „Diese Energie will will daher mit „Lotus Freie Schule Seenland“ im kommenden zept, die Organisationsstatuten und eine Webseite. ich ihm aber nicht abtrainieren, sie soll bleiben, auch Schuljahr starten. Mit ähnlichen Gedanken segelt Romy Sigl, Derzeit ist der Verein auf der Suche nach einem seine Kreativität soll so nicht verloren gehen. Denn Gründerin von Coworking Salzburg, auf dieser Welle mit. 4. geeigneten Haus mit den passenden Räumen, um ich weiß, dass er bestimmte Dinge macht, Aufgaben Selbst- hoffentlich im Schuljahr 2021/22 mit zehn bis 20 löst, wenn er selbst dazu bereit ist“, betont Romy Sigl. bestimmt Kindern von sechs bis 15 Jahren starten zu können. von Ricky Knoll „Wir sind sehr zuversichtlich, aber wenn es sich Derzeit beraten die beiden Pionierinnen, wie die lernen K nicht so rasch realisieren lässt, wollen wir spätesten künftige Zusammenarbeit ausschauen könnte. Eine inder sind perfekt, so wie sie sind, Heute werde viel Wissen gelehrt, das nicht Als sich bei der gebürtigen Oberösterrei- 2022 starten. Es besteht bereits jetzt eine größere gute Möglichkeit bietet dazu die Nachmittagsbetreu- und ich will sie darin belassen“, mehr relevant ist, Bibliothekswissen vermit- cherin das erste Kind ankündigte, ist sie Nachfrage, als wir geschätzt haben.“ ung, die „Lotus“ nicht leisten kann. „Wir haben ja sagt Elisabeth Wasserbauer. Denn telt, das in 20 Jahren möglicherweise völlig mit ihrem Partner in die Nähe von Mattsee auch am Nachmittag einen pädagogischen Auftrag für sie scheitern zu viele am bestehenden überholt ist. Sie brauche nur bei sich selbst gezogen – in ein Haus mit Blick auf den See. In eine ähnliche Richtung denkt Romy Sigl, die vor und hier würde Colearning sehr gut hereinpassen“, Schulsystem. Alle Opern von Verdi nachzuschauen, wie viel Gelerntes sie bereits „Wir haben hier einen tollen Kindergarten 5. acht Jahren „Coworking Salzburg“ gegründet hat. Ihr sagt Elisabeth Wasserbauer. „Wir haben die Vision, kennen zu müssen, historische Jah- wieder vergessen hat. „Ich will nicht, dass in Mattsee, mit Waldorfpädagogik und in Leitspruch, den sie täglich umsetzt: „Do what you das gemeinsam umzusetzen“, ergänzt Romy Sigl. reszahlen auswendig zu lernen oder meine Kinder ins System passen müssen, sie altersgemischten Gruppen. Meine Über- Potentiale love“, frei übersetzt heißt das: Tu, was dich glücklich Sie kann sich vorstellen, Lernunterstützung bei perfekt Rechtscheiben zu können, sollen die Welt gestalten auf Basis unserer legungen waren: Was, wenn meine beiden entfalten macht. „Ich habe das Arbeiten aus dem tristen Winkel diversen Projekten zu erarbeiten, aber auch, dass sei nicht so wichtig. „Obwohl Werte. Diese ruhen auf drei Säulen: Natur, Töchter in die Schule kommen? Ich habe herausgeholt, denn Arbeit darf richtig Spaß machen“, Coworker eingebunden werden, bei Workshops ihre natürlich viel Tolles im aktuellen Gemeinschaft und Achtsamkeit. Dazu das Gefühl, die Kinder wissen bereits so sagt sie und genießt die Freiheiten, die sie sich damit Projekte vorstellen, damit Kinder die Arbeitspraxis Schulsystem steckt, ich habe ja brauchen sie unser Vorbild – und Liebe, viel Elementares – sie wollen lernen, sind erkämpft hat. Ebenso darf Lernen Spaß machen, was erleben. „Bei Coworking sind wir da gerade in der selbst viel davon profitiert“, gibt die mehr nicht.“ neugierig, wollen die Natur verstehen und sie mit der von ihr im Team entwickelten Initiative Recherche-Phase, wie das möglich ist. Aber es kann Natur, Gemeinschaft und Achtsamkeit, ehemalige Leiterin des Kuratoriums wie Verschiedenes funktioniert – und ich das sind die Werte, auf denen das Colearning umsetzt. „Auch das Lernen haben wir ja jetzt durch die mögliche Zusammenarbeit schnell für Journalistenausbildung zu. möchte, dass sie möglichst wenig davon Projekt in Mattsee fußt. aus der Mühsam-Ecke herausgeholt.“ gehen“, freuen sich beide. > APROPOS · Nr. 206 · November 2020 APROPOS · Nr. 206 · November 2020
12 [HILFREICH] [HILFREICH] 13 NAME Eva Daspelgruber Foto: Privat STECKBRIEF Dringende Bedürfnisse STILLE ÖRTCHEN HAT immer ihr Notizbuch dabei SAMMELT schöne Momente LIEBT die Farben des Herbstes SPAZIERT gern durch raschelndes Laub BEWEGT SICH am liebsten mit dem Fahrrad fort IM ÖFFENTLICHEN RAUM Salzburg bietet seinen Bewohner*innen zahlreiche Plätze zum Spazieren Mein Fazit: und Verweilen. Bänke, Mülleimer und öffentliche Toiletten sollten dort So schön diese Spielplätze und Parks auch sind – ohne vorhanden sein, wo Erwachsene mit und ohne Hund spazieren gehen. öffentliche Toilettenanlagen können nicht alle Menschen Und dort, wo Kinder ihrem Bewegungsdrang nachgehen. Unsere Autorin so lange verweilen, wie sie vielleicht möchten, oder sind hat sich auf einen Spaziergang begeben, um sich ein Bild zu machen. gezwungen, längere Fußwege, andere Gebäude oder sogar die Büsche aufzusuchen. Das finde ich sehr schade, denn das Angebot an Naherholungsflächen in Salzburg kann Fotos: Eva Daspelgruber sich wirklich sehen lassen und sollte so viel und oft wie von Eva Daspelgruber möglich genutzt werden. Foto: iStock/somchaisom Hans-Donnenberg-Park Gleich nach dem Überqueren der Liste aller Spielplätze in den Stadtteilen (mit Hinweisen auf Trink- INFO Ampel begleitet mich aus sicherer wasser und WC-Anlagen): Entfernung ein Eichhörnchen ein www.stadt-salzburg.at/spielplaetze/ Stück meines Weges durch die wunderschöne Anlage. Ich spaziere Liste der öffentlichen Toiletten (mit Hinweis auf Öffnungszeiten): durch den Park, sehe vereinzelt www.sn.at/wiki/Öffentliche_WC-Anlagen_in_der_Stadt_Salzburg Bänke stehen, die schon etwas in Itzling die Jahre gekommen sind. Ab und Von einer Bekannten, die in Itzling arbeitet, an treffe ich auf einen Mülleimer. erfahre ich, dass dort dringend eine öffentliche Nicht unweit des Teiches rastet in WC-Anlage gebraucht wird – schon lange. Der der Idylle ein Radler und streckt öffentliche Spielplatz lockt viele Kinder an, seinen Kopf der Herbstsonne entgegen. Existenz. Deshalb frage ich bei der Stadt Schüler*innen und Senior*innen sind dort unter- Du weißt doch, dass wir immer wieder mal Es wird gemäht, von oben erklingen die nach. Dort teilt man mir sehr freundlich wegs oder verweilen, ein Stadtteilgarten befindet Engpässe haben. Finanzieller Natur. Also Kirchenglocken. Alles in allem ein wun- mit, dass derzeit nichts in Planung ist. Das sich in unmittelbarer Nähe. Die Menschen suchen nicht wir, sondern unsere tüchtigen Apropos- derschöner Ort zum Spazieren und Ver- finde ich sehr schade, denn an einem so derzeit bei unaufschiebbaren dringenden Bedürf- weilen. Auch für Familien mit Kindern, wunderschönen Platz wie diesem sollte nissen eine Toilette in den umgebenden Gebäuden Verkäufer*innen. Mal ist jemand krank, mal die sich am Spielplatz austoben können. es meiner Ansicht nach die Möglichkeit auf. Gerade in „Corona-Zeiten“ keine gute Idee. müssen Anschaffungen her – unsere Leute haben Nur eines vermisse ich: den Hinweis für einen WC-Besuch geben. Eine mögliche Lösung des Problems wäre die ja nichts, was man wirklich ein Budget nennen auf eine öffentliche Toilette. Und deren Errichtung von WCs am Grundstück der Pfarre, könnte. worüber es bereits Gespräche gab. Dieses Projekt liege aber derzeit auf Eis, teilt mir der Pfarrer mit. Ein freundlicher Mitarbeiter der Stadt verweist Jedenfalls aber wollen wir unser Team zu Müllner Schanze auf das „All in one“-WC bei der Fußballwiese, Weihnachten beschenken. Ein wunderschöner Blick über die Stadt Lulu“, höre ich im Inneren meine Tochter eine öffentliche Toilette, die rund einen halben erwartet mich, als ich die letzten Stufen zur bereits rufen. Und Eltern wissen, dass so Kilometer entfernt liegt. Für Eltern von kleinen Jede Einzelne, jeden Einzelnen. Müllner Schanze erklimme. Viele Geräte la- ein Bedürfnis keinen langen Aufschub Kindern eine halbe Weltreise, wie ich aus eigener den zum Klettern ein, Bänke mit Tisch zum duldet. Also kontaktiere ich die Stadt, wo Erfahrung berichten kann. >> Kannst Du bitte zu unsern Leserinnen und Verspeisen meiner mitgebrachten Jause. Ein man mir mitteilt, Lesern einen Froh-Botschaftsengel entsenden, schöner und gut besuchter Platz für Familien dass es dort mit Kindern. Nur leider keine Möglichkeit, keine Pläne für damit es hier bei uns Gut- und Geldscheine die Notdurft zu verrichten. Während mich die Errichtung schneit? eine kühle Herbstbrise umspielt, entdecke einer öffentli- ich einen Spender für „Gackerl-Sackerl“ chen WC-An- für Vierbeiner und einen Mülleimer gleich lage gibt – unter Wir wissen, auf Dich ist Verlass ... daneben. Ich frage mich aber, wo die jun- anderem man- Danke. Dein Apropos-Team gen Zweibeiner ihre Notdurft verrichten gels Anschluss- sollen. Weit und breit kein Hinweis auf eine möglichkeit an IBAN AT74 2040 4000 4149 8817 öffentliche Toilette. Dabei ist gerade hier die Kanalisation. doch ein Platz für Kinder. „Mama, ich muss BIC SBGSAT2SXXX Betreff: Weihnachten APROPOS · Nr. 206 · November 2020 APROPOS · Nr. 206 · November 2020
[SCHREIBWERKSTATT] 14 [MITEINANDER] 15 DER WELTTAG DER ARMEN Wo kann man Sachspenden abgeben? INFO Die Rubrik Schreibwerkstatt spiegelt die Erfah- In jeder Pfarre Logistikzentrum der Caritas: Hallwang, Wiener rungen, Gedanken und Anliegen unserer Ver- Covid-19 hat die Situation vieler Bedürftigen verschärft und andere Bundesstraße 5/1 käuferInnen und anderer Menschen in sozialen überhaupt erst zu Bedürftigen gemacht. Am 15. November tut sich Sozialberatung der Stadt die Welt zusammen – und sammelt für die Menschen, die es gerade Haus Elisabeth: Plainstraße 42a Grenzsituationen wider. Caritas Zentrum: Bischofshofen, Neumarkt am am nötigsten haben. Wallersee, Tamsweg, Zell am See Sie bietet Platz für Menschen und Themen, die Sozialberatung Hallein sonst nur am Rande wahrgenommen werden. Im Europark Salzburg (Interspar): 12.-14.11. Foto: iStock/brazzo www.armut-teilen.at. schließend über Unterstützungsmöglichkeiten und übergibt in den folgenden Tagen einen Geldbetrag an die Hilfesuchenden. Wichtig ist aufgrund der Covid-19-Pandemie, dass sich die Teilnehmer des Umverteilungstags vorab anmelden. „15 Prozent der Stadt-Salzburger*innen leben an und unter der Armutsgrenze“, sagt Thomas Neureiter von LUISE SLAMANIG der Initiative ArMut teilen, „das sind 23.000 weiß sich zu helfen Menschen. Ihre Armut ist häufig erst auf den zweiten Blick sichtbar. Besondere Unterstützung Verkäuferin und Schreibwerkstatt- benötigen vor allem Alleinerzieher*innen, Er- Autorin Luise Slamanig werbslose und Mindestpensionist*innen.“ Wer am Was für mich Unverteilungstag teilnehmen oder für die Aktion spenden möchte, findet weitere Informationen auf der Homepage www.armut-teilen.at. „15 Prozent der Stadt-Salzburger*innen leben Bei einem Festgottesdienst mit Weihbischof Hansjörg Hofer wird es am 15. November um hilfreich ist an und unter der Armutsgrenze“, weiß Thomas 10 Uhr ebenfalls um die Hilfe für Bedürftige Neureiter von der Initiative ArMut teilen. Das sind gehen. Nach dem Gottesdienst im Dom sind Für mich war es sehr hilfreich, als ich von Christine Gnahn 23.000 Menschen. alle Helfenden zu einem Festessen eingeladen. als Obdachlose eine Wohnung bekommen W Dabei werden gleich drei Jubiläen gefeiert – 20 habe. Das war ein besonderes Ereignis. ie ein Hurricane, der aus dem der Welttag der Armen am 15. November Spenden werden in Gottesdiensten an katho- Jahre Vinzi-Bus, 15 Jahre ArMut teilen und Es ist nämlich schon wichtig, dass man Nichts kam, hat Covid-19 die statt – und nimmt mit der Corona-Krise eine lischen Kirchen gesammelt, können aber auch zehn Jahre Vinzi-Tisch. Auch der Apropos- eine Bleibe hat. Da hat mir der Frauen- Welt überrannt. Die Krankheit besondere Bedeutung ein. In Salzburg sammelt an eine der Ausgabestellen der Caritas gebracht Chor ist zu der Festlichkeit eingeladen und wird, treffpunkt viel geholfen. Apropos hat selbst sowie die Maßnahmen, die daraufhin an diesem Tag die Caritas in Zusammenarbeit werden (auf Seite 15 angeführt). wenn es die Covid-19-Situation erlaubt, für die mir auch schon oft in Krisenzeiten ge- ergriffen wurden, treffen sehr viele Menschen mit der Erzdiözese für Menschen in Not in Auch der Tag vor dem eigentlichen Welttag Menschen und mit den Menschen singen. Eine holfen. Wenn ich zum Beispiel an meinen hart. Denn zahlreiche Branchen waren und sind Salzburg und im Tiroler Unterland: Geld, un- der Armen ist in Salzburg bereits einer, der weitere Besonderheit des Gottesdienstes: Eine Wohnungsbrand denke. Da haben Kunden plötzlich aus ihrem gewohnten Alltag ausge- gekühlt haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel bedürftigen Menschen gewidmet ist. Gebärdendolmetscherin wird diesen für Gehörlose von Apropos gespendet, das war für mich hebelt, viele Unternehmen mussten zahlreiche und Lebensmittel-Gutscheine. „Durch die übersetzen, ein blinder Mann wiederum wird der sehr hilfreich. Auch ist es für mich ihrer Mitarbeiter*innen entlassen oder ihr Coronakrise ist Armut in der Mitte unserer Am sogenannten Umverteilungstag, den die In- Lektor sein. „Inklusion ist uns wichtig. Deswegen hilfreich, dass ich mit Gesprächen Geschäft gar ganz schließen. Die Ernährungs- Gesellschaft angekommen“, erklärt Johannes itiative „ArMut teilen“ der Erzdiözese Salzburg schalten wir auch einen Livestream. So können über meine Sorgen und Probleme einen grundlage für viele Menschen und Familien Dines, Direktor der Caritas Salzburg, „in der ins Leben gerufen hat, haben hilfesuchende alle Menschen auch über die Grenzen Salzburgs Austausch habe. Da ist es dann oft so, fällt dadurch weg. Papst Franziskus führte 2017 Caritas-Sozialberatung stieg die Zahl der An- Menschen von 9 bis 11.30 Uhr die Möglichkeit, hinaus mitfeiern“, erklärt Barbara Schubert vom dass sich jemand in der Redaktion Zeit den Welttag der Armen im November ein als fragen nach finanzieller Unterstützung massiv ihre Lebenssituation sowie ihre finanziellen Seelsorgeamt der Erzdiözese Salzburg. „Es ist für ein Gespräch nimmt. Es ist aber einen Tag, an dem Menschen am Rande der und steigt weiter. Menschen melden sich bei Sorgen und Nöte darzulegen. Mitarbeiter*innen uns wichtig, nicht nur über armutsbetroffene auch wichtig, dass man Hilfe annimmt, Gesellschaft in den Fokus rücken sollen. Er uns, die nie gedacht hätten, dass sie einmal so der unterschiedlichen Standorte nehmen diese Menschen zu reden, sondern mit ihnen zu reden was einem oft nicht so leichtfällt.
[SCHREIBWERKSTATT] 16 [SCHREIBWERKSTATT] 17 Verkäufer und Schreibwerkstatt-Autor Georg Aigner Verkäuferin und Schreibwerkstatt-Autorin Monika Fiedler Hilfe nehmen, Die MeToo-Bewegung Hilfe geben hilft Frauen Als ich Ende 2006 nach einer sie- weit, dass ich schrieb und die benjährigen Haftstrafe entlassen Redakteurinnen halfen mir dabei. Meine Freundin erzählt von der MeToo- Roman Polanski, der unter vielen anderen wurde, war es mit der Arbeitssuche Später gab es auch Schreibwerkstät- Bewegung, bei der sich Frauen melden können, den Film „Tanz der Vampire“ drehte, befindet GEORG AIGNER freut sich im November auf das ein großes Problem. Nachdem ich ten, wo ich mich richtig entfalten die beispielsweise in der Arbeit begrabscht sich auf der Flucht vor den US-Behörden, weil MONIKA FIEDLER Matini Gansl zwei Monate zu Hause war, wurde mir konnte. Die letzten dreizehn Jahre oder sexuell belästigt wurden. Die MeToo-Be- er ein 13-jähriges Mädchen missbraucht hat. findet "Me-too" wichtig klar, dass man einen schweren Räu- habe ich jedes Monat einen Artikel wegung wurde von der Frauenaktivistin Tarana Der Schauspieler Anthony Rapp beschuldigte ber nicht brauchen kann. Meine Frau geschrieben und bei vier Büchern Burke ins Leben gerufen. 2017 drehte die Kevin Spacey, er habe ihn 1986 im Alter von sagte zu mir: „Frag bei Apropos, habe ich auch mitgewirkt. Ich mach- Afroamerikanerin einen Dokumentarfilm über 14 Jahren auf einer Party sexuell belästigt. ob du Zeitungen verkaufen kannst.“ te bei der Radiofabrik das Straßen- ein 13-jähriges Mädchen, das missbraucht Das Walt Disney Animation Studio trennte sich Das tat ich auch. Zuerst war ich magazin Apropos von 2011 bis 2014. wurde, mit dem Titel MeToo. 2018 von seinem künstlerischen Leiter John mir nicht sicher, ob ich verkaufen Ab 2017 fing ich an, die Sozialen Lasseter, nachdem ihm sexueller Missbrauch kann, und beim Schreiben von den Führungen für Apropos zu machen. Im selben Jahr wurden sexuelle Nötigungen vorgeworfen wurde. Im Oktober 2017 beschul- Texten sah ich auch keine Chance, Für mich war das alles sehr hilf- des Filmproduzenten Harvey Weinstein digten 310 Frauen den US-amerikanischen weil ich mit der Rechtschreibung reich, weil ich so in meinem Leben bekannt. Alyssa Milano, deren Castingshow Drehbuchautor und Filmregisseur James Probleme hatte. Es kam dann doch so einen Sinn sehe.
[SCHREIBWERKSTATT] 18 [SCHREIBWERKSTATT] 19 Schreibwerkstatt-Autorin Hanna S. Verkäufer und Schreibwerkstatt-Autor Edi Binder Schreiben gegen den Hilfreich inneren Druck Was mir geholfen hat im Leben, wenn es mir einmal nicht so gut ging, war meine Tätigkeit im Gastgewerbe Das hebt meine Laune gleich wieder. Ich selbst hab auch immer wieder vielen Menschen geholfen, älteren „I hob scho mit mir zig moi drüber gredt, hob Am nächsten Tag: und natürlich meine gute Laune. Personen, wenn sie mich gebraucht a scho gschimpft – oba es nutzt nix …“ Ich wache auf und die Sonne lacht mich an. Natürlich kann auch ich einmal haben zum Einkaufen oder andere Das wäre der ideale Tag zum Wandern. Ja, einen Spinner haben, aber der Tätigkeiten. Ich habe zum Beispiel HANNA S. hat erfahren, EDI BINDER ist eine Im Moment ist es nicht möglich, etwas mit warum nicht? Ich tu es einfach. Die Luise dauert nicht lange. Im Grunde bin viele Jahre Blumen für jemanden dass Schreiben sie in Frohnatur Bewegung setzt mir zu unternehmen. Ich schaffe derzeit nur anzurufen ist zu früh und so kurz vor knapp ich ein positiver Mensch. Was mir ausgeliefert. Wenn man Menschen Dinge, die ich tun muss. Wenn das Wetter funktioniert das sicher nicht. Ich muss auch ab und zu hilft, wenn ich hilft, kann es natürlich auch pas- schön ist, liege ich im Bett, anstatt rauszu- alleine los. Mache mich fertig und fahre mich nicht so gut fühle, ist ein sieren, dass man ein paar Mal drauf- gehen. Ich hätte viele Ideen, was ich unter- zum Mirabellplatz. Dort warte ich auf den richtig gutes Essen. Zum Beispiel zahlt. Manche Leute nutzen einen nehmen könnte. Es gäbe viele Orte, an denen Bus Nr. 150. Mit dem fahre ich zum Gasthof ein gutes Wiener Schnitzel mit einfach aus. Ich bin zum Beispiel ich spazieren oder wandern könnte. Aber ich „Alte Tanne“ in Hof. Von dort gehe ich los. Erdäpfel-Gurken-Salat und danach für eine Frau einkaufen gegangen habe keine Lust. Dieses Dilemma setzt mich Nach ca. einer halben Stunde komme ich zum einen Kaffee mit einer Mehlspeis. und hab das im Vorhinein ausgelegt, enorm unter Druck. Und von allen Seiten her Fuschlsee. Im Wald bleibe ich stehen und Am besten eine mit Creme, Käsesahne das Geld, hab ich aber nie gesehen. höre ich: „Bewegen Sie sich!“ betrachte das Panorama. Wunderschön! Auf oder Cremeschnitte. Auch um manches Geld das ich ver- den Bergen ringsum liegt Schnee, die Sonne liehen habe, bin ich umgefallen. In meinem Kopf gibt es eine „Ich-muss-Liste“, glitzert im blauen Wasser. Ich atme tief Trotzdem helfe ich immer wieder die schier endlos erscheint. Klar hab ich es den Duft des Waldes ein. Ein leichter Wind gern, wenn ich gebraucht werde.
[SCHREIBWERKSTATT] 20 [SCHREIBWERKSTATT] 21 Verkäufer und Schreibwerkstatt-Autor Kurt Mayer Verkäuferin und Schreibwerkstatt-Autorin Andrea Hoschek Hilfreich Natur ist immer Leider war ich oft in meinem Leben auf hilfreich. Meine orthopädischen Strümpfe hilfreich Hilfe angewiesen. Ich lebte oft in einer für beide Beine auch, so kann ich zumindest Das ist es: am Morgen aufzuwachen Es ist für ihn ein Geschenk. Wir anderen Welt. Meine Welt war wie so manche ein paar Schritte gehen. Ich bin guter und auf ein sonnenbelichtetes betrachteten viele Bilder von schönen Träume. Wie Pippi Langstrumpf, die Hoffnung, dass alles wieder so wird, wie es Feld zu blicken, das noch voller ihm. Ich finde, es lohnt sich sich ihre kunterbunte Welt so macht, wie es einmal war. Meine Freizeit ist aber durch Tautropfen ist. Ein paar Mücken einfach, eine Pflanze von Anfang ihr gefällt. Hilfreich waren immer wieder die Erkrankung schon eingeschränkt. Ich schweben herum. Eine einsame große an zu beobachten und die Schönheit KURT MAYER geht immer ANDREA HOSCHEK Menschen, die mir in dieser Zeit etwas bekomme hoffentlich bald orthopädische Krähe hackt auf die Erde ein. Ein ihrer Vollendung wachsen zu sehen. weiter Andrea Hoschek gehen die zusteckten. Manchmal war das Geld zum Über- Schuhe und Hausschuhe und wenn ich Glück Fragen nicht aus kleiner Vogel zieht vorbei. Ist es Wenn eine Sonnenblume sich aus leben für Essen oder in meiner „Glanzzeit“ habe, darf ich nach Bad Vigaun auf Kur, wo schwierig für ihn, ein Insekt zu der Schale befreit, dann ist das für meinen Alkoholkonsum. Ich bin jetzt 14 Spezialisten sind, die mich durch Therapien fangen? Und wie war es vor vielen wie eine Geburt. Zu den schönen Jahre trocken und seitdem, ohne Alkohol, wieder salonfähig machen.
[PORTRÄT-SERIE] 22 [PORTRÄT-SERIE] 23 NAME Alusine Abu Bangura NAME Walter Anichhofer ALS ICH NOCH EIN BERGBAUERNBUB WAR – TIPP STECKBRIEFE IST glücklich IST am liebsten in Bewegung, ein Heim(at)abend frei nach Peter Rosegger ARBEITET als Apropos-Verkäufer körperlich und geistig Theater Mokrit ARBEITET als Drehbuch- und Regie Walter Anichhofer & Robert Wimmer LEBT in Salzburg STEHT beim Sparmarkt Putz in Theaterautor und Regisseur LEBT gerne in Salzburg Premiere So. 29.11.2020 im Festsaal Eugendorf STEHT auf gute Filme Mauterndorf 16.00 Uhr www.lungaukultur.at Autor Walter Anichhofer trifft Verkäufer Alusine Abu Bangura von Walter Anichhofer A SIMPLE LIFE M Theater und Kunst gemeinsam an guten Bildern. Andreas Hauch arbeitet seit über 25 Jahren als eistens wissen wir nicht, woher die macht er noch mehr Sport, geht auch Laufen und Kontinent noch immer ausbeuten und die dortige Fotograf mit Kunden aus Wirtschaft, Politik, geflüchteten Menschen zu uns kom- telefoniert mit seiner Familie. Wirtschaft noch immer destabilisieren. (Nur als Im Mittelpunkt steht immer der Mensch. men und welchen Weg sie hinter sich ein Beispiel: Viele Landwirte in Afrika leiden haben. Wenn wir einen Menschen mit dunkler Alusine, 36 Jahre alt, hat ein sehr freundliches und unter den billigen Lebensmitteln, die aus der EU Hautfarbe sehen, beschleichen uns oft Gefühle offenes Wesen. Er kommt aus Kalangba Wallah, importiert und von der EU subventioniert werden.) des Unbehagens und der Irritation. Alusine, der ein kleines Dorf in der Northern Province in Alusine musste sein Land verlassen, weil sein mir gegenübersitzt, bestätigt mir diese Erfahrung. Sierra Leone. Sierra Leone liegt in Westafrika Leben in Gefahr war. Das Leben in Sierra Leone Mail: fotohauch@gmx.at Auf den ersten Blick, sagt er, könne man das am Atlantischen Ozean und ist von Guinea und wird auch heute noch vom Poro Geheimbund Gefühl haben, dass es in Salzburg viele Rassisten gebe. Er kenne diese Blicke. Und es ist ihm wichtig, diesen unbehaglichen und irritierten Blicken mit Freundlichkeit und einem Lächeln zu begegnen, damit die Menschen die Walter Annichhofer findet, dass Möglichkeit haben, ihre Vorurteile, es sehr bereichernd ist, die FOTOS insbesondere das, alle Menschen mit Menschen, die zu uns geflüchtet dunkler Hautfarbe seien kriminell, sind, bessser kennenzulernen. überdenken und verändern zu können. Und er erzählt davon, dass es ihm beim Verkaufen der Apropos-Zeitung meis- tens gelinge, die Menschen mit seinem Seit 2018 verkauft er Apropos. Am Nachmittag. geht er in die Schule. Auch wenn ihm das Lernen Auf dem Nachhauseweg vom Gespräch mit Lächeln und seiner Freundlichkeit Am Vormittag geht er zur Schule, er macht in der nicht so leicht falle, wie er selbst sagt, bin ich davon Alusine denke ich mir, dass es bereichernd für uns zu einem Umdenken einzuladen. Ich Volkshochschule seinen Pflichtschulabschluss. überzeugt, dass er den Pflichtschulabschluss schafft. alle hier in Österreich wäre, die geflüchteten Men- denke, dass ihm sogar mehr als das Einige seiner Schulkollegen sind in seinem Alter, Und ich bin sehr zuversichtlich, dass er noch viel schen, die zu uns kommen, besser kennenzulernen. gelingt. Seine Freundlichkeit und sein ein paar sind älter als er, der jüngste ist 17. Ich mehr schaffen wird. Ich wünsche ihm, dass er Wir würden alle miteinander unsere Vorurteile Lächeln kommen von Herzen. bewundere seine positive Einstellung und seine für seinen zweiten Asylantrag einen positiven überdenken oder sogar abbauen können. Und wir Zielgerichtetheit. Es braucht sehr viel Kraft und Bescheid bekommt. würden dem freundlichen Wesen von Menschen Alusine möchte vor allem glücklich Vertrauen nach all den Geschehnissen, vertrauens- wie Alusine ebenfalls mit Freundlichkeit begeg- sein. Er spricht viel von Happiness. Er voll und zuversichtlich in die Zukunft zu gehen. Was er sich noch wünscht? A simple life, sagt er. Er nen – und vielleicht sogar mit einem Lächeln.
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