Digitale Transformation: Schritt für Schritt - 4 | 2020 - Edudoc CH
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ZÄH N I PAU S E Schulblatt Thurgau 4 | Dezember 2020 Weitläufige Schulgemeinde mit grosser Vielfalt Text: Urs-Peter Zwingli | Bilder: Ana Kontoulis Die Primarschulgemeinde Lauchetal entstand 2009 bei der Fu- Aber auch, dass regelmässig Kinder integrativ beschult werden, sion von vier kleineren Schulgemeinden. «Danach mussten wir fördere das gegenseitige Verständnis. Aktuell sind fünf InS-Schü- das Lehrpersonenzimmer am Schulstandort Affeltrangen in einen lerinnen und Schüler im Lauchetal eingeschult. Bei Pausenbeginn grösseren Raum zügeln», sagt Marcel Rohner, seit 2012 Lauche- witzeln die sieben Affeltranger Lehrpersonen darüber, wer zurzeit tal-Schulleiter. So treffen sich die Lehrper- die modischste Schutzmaske trägt. Und sie sonen im grosszügigen Dachstock. Weitläu- erzählen von Projekten: dem gemeinsamen fig ist auch das Lauchetaler Einzugsgebiet: 2019 wurde ein Schülerinnen- Singen etwa, mit dem die Klassen nach den An vier Standorten der Schulgemeinde, die und Schülerrat gegründet, Ferien den Schulbeginn einläuten. Geplant im Dreieck Frauenfeld-Wil-Weinfelden liegt, der die Anliegen der Kinder war zudem ein Musical, bei dem Schü- besuchen insgesamt 195 Schülerinnen und der Schulleitung und den lerinnen und Schüler der verschiedenen Schüler den Unterricht bei 23 Lehrpersonen. Lehrpersonen vorlegt. Schulhäuser mitmachen – wegen Corona Der ländliche Charakter dieser Gegend wurde das auf 2021 verschoben. So oder prägt auch die Organisation der Schule. In so bringen sich die Schülerinnen und Schü- Wolfikon etwa gehen Kinder aus umliegenden Weilern in eine Ge- ler aktiv ins Lauchetaler Schulleben ein. 2019 wurde ein Schüle- samtschule. Und in Affeltrangen werden sechs altersdurchmischte rinnen- und Schülerrat gegründet, der die Anliegen der Kinder der Klassen unterrichtet. «Die Stimmung unter unseren Schülerinnen Schulleitung und den Lehrpersonen vorlegt. und Schülern ist gut, es herrscht grosse gegenseitige Akzeptanz», sagt eine Lehrerin. Das liege vielleicht am ländlichen Hintergrund. schule-lauchetal.ch 2
Schulblatt Thurgau 4 | Dezember 2020 I N HA LT 10 Reportage aus dem Pilot-Makerspace 2021 im Kunst museum Th urgau 26 FOKUS: DIGITALE RUND UM DIE SCHULE TRANSFORMATION 23 Arbeitsfelder Schulunterstützung 05 Was es für die digitale Mündigkeit braucht 23 Häusliche Gewalt 07 Neuer PHTG-Blog zu digitalem Unterricht 24 Berufsmatura 08 Makerspaces: Jede Idee ist wertvoll 10 Ein Besuch im Pilot-Makerspace WEITERBILDUNG 12 iScout-Ausbildung wird erneuert UND FORSCHUNG 13 Zwei iScouts reden über ihre Erfahrungen 25 PHTG 14 Datenschutz für Lehrpersonen 15 Schulen auf dem Weg in die Zukunft KULTUR 16 Thurgauer Themen digital erkunden 18 Das Internet ist kein rechtsfreier Raum 25 Historisches Museum 20 Aus der Redaktion 26 Kunstmuseum 27 Ittinger Museum AKTUALITÄT 27 Kklick 21 Wie haben Lehrpersonen den Fernunterricht erlebt? SchlussVERSion 28 Grundbedürfnis Schulblatt März 2021 zum Thema Laufbahnplanung 3
E D ITO R IA L Schulblatt Thurgau 4 | Dezember 2020 Schritt für Schritt Liebe Leserin, lieber Leser In Diskussionen über die Digitalisierung der Schule war in den vergangenen Monaten oft die Zeit des Fernunterrichts Thema. Diese sechs Wochen haben Chancen und Risiken der Digitalisierung aufgezeigt. Nun gilt es, die erkannten Chancen für die weitere Entwicklung der Schule und des Unterrichts zu nutzen. Dazu gehört auch, Digitales und Analoges sinnvoll «Lernen mit digitalen und erfolgreich fürs Lehren und Lernen zu kombinieren. Mitteln wird umfas- Aktuell steht die Umsetzung des Moduls Medien und Informatik sender und vielfältiger, in den Fachbereichen und in den Lektionen Medien und Infor- matik im Vordergrund. Damit verbunden sind in vielen Schulen es hält Einzug in allen die Erweiterung der ICT-Infrastruktur, der Ausbau des loka- Fachbereichen, in len technischen und vor allem des pädagogischen Supports sowie die Weiterbildung der Lehrpersonen aller Zyklen. Nach vielen Lehrmitteln. Das der Startphase rückt nun das kontinuierliche Weiterentwickeln fordert die Lehrper- dieses in vielen Aspekten neuen Unterrichts in den Fokus – aufbauend auf den Erfahrungen beim Lehren, Lernen und Er- sonen in Anwendung leben der Lehrpersonen mit den Schülerinnen und Schülern. und Mediendidaktik.» Lernen mit digitalen Mitteln wird umfassender und vielfältiger, es hält Einzug in allen Fachbereichen, in vielen Lehrmitteln. Das fordert die Lehrpersonen in Anwendung und Mediendi- daktik. Diese Entwicklung zeichnet sich seit Jahren ab und nimmt nun Fahrt auf. Sie wird neue Möglichkeiten eröffnen. Nach wie vor aber gilt: Lernen bleibt Lernen; ein persönlicher Prozess – in Kooperation mit den Peers und den Lehrper- sonen, eingebettet in Beziehungen. Die digitale Transformation verändert die Schule, die Sicht aufs Lernen oder auch das Berufsbild der Lehrpersonen. Wie mit diesen Herausforderungen umgehen? Weder über die Zukunft spekulieren und in Aktivismus verfallen noch sich Neuem verschliessen wird helfen. Aus meiner Sicht sinnvoll: Sich regelmässig orientieren, sich konkrete, «handfeste» Ziele für die Weiterentwicklung der Schule und des Unterrichts setzen und diese gemeinsam in Angriff nehmen, Schritt für Schritt umsetzen und die Resultate nachhaltig verankern. Jürg Widmer Projektleiter Medien und Informatik Amt für Volksschule 4
Schulblatt Thurgau 4 | Dezember 2020 FOKUS Gedanken zur digitalen Entwicklung der Schule Die Schulen der Schweiz haben eine Art Wissenssuche im Internet braucht klassische Bildung Not-Digitalisierung hinter sich. Computer-Skeptiker Das Internet wird immer wieder als Medium zur Bildung verklärt. Dabei wird ausgeblendet, dass es viel Bildung voraussetzt, das müssen zugeben, dass Schule per Internet Internet auf diese Weise nutzen zu können. Wer die Wörter nicht besser funktioniert als gedacht. Apologeten des versteht, kann mit einem Text nichts anfangen. Das gilt für jedes Digitalen sehen sich bestätigt: geht ja. Diese Buch, aber eben auch fürs Internet. Im Netz ist es vielleicht ein- facher, Begriffe nachzuschlagen und einzelne Lücken zu füllen. Not-Digitalisierung war erstaunlich erfolgreich – Wer aber nur Lücken im Kopf hat, dem kann auch das Netz und paradoxerweise birgt genau dieser Erfolg das nicht weiterhelfen. Risiko, dass wir zu wenig darüber nachdenken, Dazu kommt: Das Internet hat keinen Kurator. Wertvolles liegt wie sich die Schule künftig digital entwickeln soll. unsortiert neben Müll. Es braucht Erfahrung, die Preziosen aus dem Netzgetümmel herauszufischen. Erfahrung – oder grund- Text: Mathias Zehnder, freier Publizist legende Kenntnisse im Umgang mit Quellen. Auch dies ist eine Fertigkeit, die mit der digitalen Welt allenfalls an Komplexität zugenommen hat, die aber zum klassischen Bildungskanon G ehen wir deshalb einige Schritte zurück und fragen wir uns ganz grundsätzlich: Was muss das Unterrichtsziel der Schule im Hinblick auf die Digitalisierung sein? Mir scheint, der gehört. Schliesslich braucht, wer in den oft kaum geregelten Weiten des digitalen Raums unterwegs und aktiv ist, ein mora- lisches Bewusstsein, einen ethischen Rahmen. Gerade junge Unterricht muss digitale Mündigkeit zum Ziel haben, also die Menschen brauchen nicht nur Klarheit darüber, was erlaubt ist Fähigkeit, sich selbst ohne die Anleitung und was nicht, sondern auch darüber, wo eines anderen in der digitalen Welt zu- die ethisch-moralischen Grenzen ihres rechtzufinden. Was heisst das? Tuns in der digitalen Welt liegen. «Das Internet wird immer Eine digitale Mündigkeit beinhaltet na- wieder als Medium zur Wir könnten die digitale Schule auch in türlich digitale Fertigkeiten. Etwa Fer- Bildung verklärt. Dabei wird anderer Beziehung präziser zu fassen tigkeiten im Umgang mit Tastatur und ausgeblendet, dass es viel versuchen. Ich würde unterscheiden Maus, im Umgang mit Computern und Bildung voraussetzt, das zwischen dem Digitalen als Vektor, als vor allem mit dem Internet. Selbst so Internet auf diese Weise Werkzeug und als Thema. Das Digitale grundlegende Fertigkeiten sind keine nutzen zu können.» als Vektor meint recht banal die digitale Selbstverständlichkeit. Ich denke da Verbreitung von Unterricht. Das ist das, etwa an den Umgang mit der Tastatur: was derzeit in der Videokonferenz statt- Obwohl wir heute sehr viel Zeit an von findet. Anders sieht es mit dem Compu- der Schreibmaschine stammenden Tastaturen verbringen, ist ter als Werkzeug aus: Er wird oft eher unterschätzt. Schreiben das Zehnfingersystem aus der Mode geraten. Vor allem aber am Computer zum Beispiel ist etwas völlig Anderes als Schrei- sind solche praktischen Fertigkeiten nur sehr oberflächlicher ben auf Papier. Digitale Tools ermöglichen (und erfordern) Natur. Basis einer digitalen Mündigkeit sind ganz klassische eine ganz andere Arbeitsweise. Es wäre deshalb wichtig, diese Kompetenzen. Emojis und Gifs täuschen manchmal darüber Arbeitsweise mindestens in der Oberstufe stärker zu thema- hinweg, dass Computer und Internet weitgehend literale Medien tisieren. Der dritte Bereich, das Digitale als Thema, kommt in sind: Sie sind an Buchstaben gebunden. Wer sie beherrschen der Schweiz auf vielen Ebenen zu kurz. Ich denke dabei nicht und kreativ mit ihnen umgehen will, braucht klassische Kompe- nur an die Grundbegriffe der Computerei, etwa Kenntnisse tenzen im Bereich Lesen und Schreiben. darüber, was ein Algorithmus ist, wie ein Computer oder das Internet funktionieren und wo die Grenzen der Maschinen liegen. Ich denke auch an handfeste Aspekte der digitalen Welt, etwa die Geschichte des Internets oder digitale Kultur. In Bezug auf Fertigkeiten im Umgang mit Computer und Internet ist immer wieder der Einwand zu hören, dass junge Menschen diese Fertigkeiten von selber lernen. Das stimmt sicher zum 5
FOKUS Schulblatt Thurgau 4 | Dezember 2020 Zur Person Matthias Zehnder hat in Zürich Germa- nistik, Philosophie und Didaktik studiert und in Basel in Medienwissenschaften promoviert. Er arbeitet heute als freier Publizist und digital creative in Basel. matthiaszehnder.ch Teil. Den Umgang mit Emojis oder die Kommunikationskultur Der zweite Aspekt: Die Schule kann den Kindern und Jugend- auf WhatsApp hat den Jugendlichen niemand beigebracht. lichen eine Chance auf digitale Selbstentwicklung ohne kom- Man könnte deshalb vor diesem Hintergrund fragen: Braucht merziellen Druck bieten. Denn das ist die Kehrseite der digitalen es überhaupt digitale Bildungsziele in der Schule? Anders ge- Welt, wie sie sich heute präsentiert: Sie ist in weiten Zügen fragt: Was unterscheidet die Schule von der Trial-and-Error- kommerzialisiert. Als das Internet in Form des World Wide Web Session zu Hause oder beim Kumpel? Anfang der 1990er Jahre breit verfügbar wurde, träumten viele Vordenker von einer freien, digitalen Welt mit schrankenlosem Auch digitale Skills brauchen Chancengleichheit Zugang zu Informationen und digitalen Ressourcen. Die Realität Ich sehe da zwei wesentliche Aspekte. Als erstes ist die Chan- sieht heute ganz anders aus. Zuweilen muss man schon von cengleichheit bei unterschiedlichen Voraussetzungen im Eltern- digitaler Ausbeutung der Jugendlichen reden. Schulen und Uni- haus zu nennen. Selbst in der reichen Schweiz ist der Zugang versitäten können, ja: müssen dagegenhalten und einen Teil die- zu guter Computerhardware und einer schnellen Internetleitung ser Vision der digitalen Welt als unendlicher Bildungsressource keine Selbstverständlichkeit. Ebenso wenig kann darauf gebaut realisieren. Nur so können wir unsere Kinder langfristig zu einer werden, dass im Umfeld eines Kindes schon genügend digi- digitalen Mündigkeit erziehen und darauf bauen, dass sie sich tale Skills vorhanden sind, damit das Kind eine gewisse digitale selbst, ohne die Anleitung eines anderen, in der digitalen Welt Mündigkeit entwickeln kann. zurechtzufinden werden. ¡ 6
Schulblatt Thurgau 4 | Dezember 2020 FOKUS MIA in der Praxis Das MDZ der PHTG bloggt neu zum fächer- übergreifenden Einsatz von digitalen Werkzeugen und Lernumgebungen im Unterricht. Konkrete Ideen sollen den Appetit für Neues anregen. Hier sind sechs Gründe für einen pragmatischen Umgang mit dem Digitalen im Unterricht. Text: Evelyne Fankhauser, Thomas Hermann, Lars Nessensohn, Sabrina Strässle; Mitarbeitende MDZ-PHTG, Fachbereich Medien und Informatik D er Fokus des Weiterbildungsprojekts MIA21 liegt auf dem exemplarischen Erwerb von Kompetenzen aus dem Modullehrplan Medien und Informatik sowie von Anwendungs- 1. Entschleunigen Digitalisierung macht die Welt komplexer, was uns kompetenzen. «MIA Praxis» erweitert diese fachbezogene Per- ständig überfordert. In blinden Aktivismus zu verfallen spektive auf eine fächerübergreifende Unterrichtsentwicklung, hilft ebenso wenig wie die Verweigerung dem Neuen die im Zuge fortschreitender Digitalisierung eine ständige Aus- gegenüber. Schrittweises Vorgehen verschafft Sicher- einandersetzung mit Neuem verlangt. Dabei sollen bewährte heit auf neuem Terrain. analoge Methoden nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden, Neues aber ausprobiert, evaluiert und – wenn es passt – inte- 2. Probieren geht über Studieren griert werden. Für Erkundungen ins Digitale schlagen wir eine Digitale Werkzeuge bereiten oft rasche Erfolgserleb- pragmatische Haltung vor, die zu eigenständigem Handeln und nisse nach dem Motto «aller Anfang ist leicht». Dran- Denken anregen will. Nebenstehend sind sechs Gründe dafür. 1 bleiben und kritische Reflexion des eigenen Tuns ver- tiefen die Kompetenz und erweitern das methodische Die neue Rubrik «MIA Praxis» auf dem Blog mia.phtg.ch dient Repertoire. als Schaufenster für die Umsetzung des Modullehrplans Me- dien und Informatik im Unterricht und soll Lehrpersonen inspi- 3. Ich scheitere, also bin ich rieren und ermutigen. Die Beiträge stellen Unterrichtssettings, Wenn wir auf die Nase fliegen, schaltet sich das Hirn zu zeigen konkrete Ideen für die Integration von digitalen Werk- und findet Gründe für den Fall. So lernen wir. Nur wer zeugen auf, geben einen Einblick in die Unterrichtspraxis an nichts wagt, scheitert nicht, ausser am Leben selbst. Thurgauer Schulen und beschreiben z.B. auch pädagogische Guter Unterricht basiert auf Erfahrung, der Summe von Konzepte mit Verbindung zu verschiedenen Lerntheorien vor. Gelingen und Misslingen. Diese offene und pragmatische Haltung bei der Gestaltung 4. Verlernen lernen eines zeitgemässen Unterrichts schätzen die Schülerinnen und Wer Neuland betritt sollte offen sein für Unerwartetes Schüler sicher und bringen gerne ihre eigenen Erfahrungen aus und Zufälliges. Dazu muss sich der Blick über das Ge- ihrem Alltag im Umgang mit digitalen Medien ein. lernte und Unhinterfragte hinaus weiten. Wer bereit ist andere Wege zu gehen, öffnet dem Lernen neue Türen. 5. Nachdenken statt nachreden Flotte Sprüche von Digitalisierungskritikern oder -eupho- rikerinnen werden nicht unhinterfragt übernommen. Nur was wir selber kennen, durchdacht und in der Praxis erprobt haben, können wir kompetent beurteilen. 6. Gemeinsam statt einsam Ich, du, er, sie – wir sind als soziale Wesen miteinander Hinweis verbunden. Wenn wir uns über Erfahrungen kollegial austauschen und uns gegenseitig ermutigen, ge- 1 A llen, die mehr über einen pragmatischen Umgang mit dem Neuen erfahren wollen, empfehlen wir Dirk von Gehlens Buch schieht Unterrichtsentwicklung über das eigene Klas- «Das Pragmatismus-Prinzip» (München: Piper 2018) senzimmer hinaus. Gemeinsam sind wir stärker. 7
FOKUS Schulblatt Thurgau 4 | Dezember 2020 Thurgauer Schulen setzen auf Making In Makerspaces sollen Schülerinnen und Schüler det. Während zwei Schuljahren wurde dann der Betrieb im Maker- space laufend beobachtet und Interviews mit Lehrpersonen sowie Kompetenzen für eine digitalisierte Welt entwickeln. Schülerinnen und Schülern durchgeführt (siehe dazu auch die Vier Thurgauer Pilotschulen bauen nun in Zusam- Reportage aus dem Makerspace Thayngen auf Seite 10). «In der menarbeit mit der PHTG eigene Makerspaces auf. Schweiz liegen wenige Forschungsdaten zum Thema schulisches Making vor, diese Lücke möchten wir ein Stück weit schliessen», sagt Projektleiter und PHTG-Dozent Björn Maurer. «Ein weiteres Text: Urs-Peter Zwingli Ziel unserer Forschung ist es, mit den gewonnenen Erkenntnissen « einen Leitfaden für Schulbehörden und Schulleitungen zu entwi- Aus unserer Sicht hat schulisches Making grosses Po- ckeln, wie ein Makerspace umgesetzt werden kann.» Zu einem tential. Beim Ausprobieren, Scheitern und Zusammenar- späteren Zeitpunkt will die PHTG dann quasi einen «Full-Service» beiten in Makerspaces lernen Schülerinnen und Schüler, ohne für Schulen bieten, die einen Makerspace einrichten möchten: Sie vorgegebene Lösungswege und fächerübergreifend Projekte begleitet das Schulpersonal bei der Ideenfindung, der Einrichtung, zu entwickeln», sagt Thomas Hermann, Leiter des Medien- und der Einbindung in die Schulorganisation sowie der Weiterbildung Didaktikzentrums (MDZ) an der Päda- von Lehrpersonen. gogischen Hochschule Thurgau (PHTG). Making fördere die sogenannten «4 K»- «Die Arbeit im Makerspace AV lanciert Making-Erprobung Kommunikation, Kollaboration, Kreativi- bereitet die Schülerinnen Um in diese Beraterrolle hineinzuwachsen, tät und kritisches Denken – die in einer ist die PHTG derzeit in Zusammenarbeit und Schüler auf die Arbeits- digitalisierten Welt immer gefragter sind, mit der Ostschweizer Fachhochschule welt von heute vor, die bereits sagt Hermann. (OST) in «Making Erprobung TG» enga- stark digitalisiert ist.» giert. Diese Erprobung ist diesen Herbst Wie die Arbeit in Makerspaces – eine Art gestartet und wurde vom Amt für Volks- Werkräume, in denen analoges und digi- schule in Auftrag gegeben. In diesem tales Tüfteln kombiniert wird – die «4 K» fördert und was Lehr- Rahmen werden im laufenden Schuljahr die Schulgemeinden personen dazu beitragen können, untersuchen MDZ-Forschende Weinfelden, Erlen, Sirnach und Wigoltingen beim Aufbau eines derzeit: Ein mehrjähriges Forschungsprojekt, in dem der Aufbau Makerspaces unterstützt. Das Ziel ist, dabei Praxiserfahrungen zu und die Entwicklung eines Makerspaces in der Primarschule gewinnen, um den Making-Ansatz in den Thurgauer Schulen brei- Thayngen (SH) dokumentiert wurde, steht kurz vor dem Ab- ter zu lancieren. Zum anderen werden in der Erprobung konkrete schluss. Zum Auftakt hat die PHTG die Thaynger Schulleitung und Umsetzungshilfen erarbeitet, die interessierte Schulen für die die Lehrpersonen während eines Jahres beraten und weitergebil- Entwicklung und den Betrieb eines Makerspaces nutzen können. Anzeige Thurgauer Köpfe – einzigartig vielfältig verlängert bis 7. Februar 2021 Naturmuseum Thurgau / Frauenfeld Di–Fr 14–17 Uhr / Sa–So 13–17 Uhr naturmuseum.tg.ch 8
Schulblatt Thurgau 4 | Dezember 2020 FOKUS «Die Arbeit im Makerspace bereitet die Schülerinnen und Schüler auf die Arbeits- welt von heute vor, die bereits stark digitali- siert ist», sagt Christoph Huber, Co-Schulleiter der Volksschulgemeinde Erlen, die eine der Pilotschulen ist. Er hat in den vergangenen Jah- ren Makerspaces in Schulen in mehreren euro- päischen Städten besucht, um sich ein genaueres Bild des Konzeptes zu machen. «Ich bin überzeugt, das Schülerinnen und Schüler einen Arbeitsprozess besser verinnerlichen, wenn sie diesen von Anfang an selber erprobt und durchgeführt haben», sagt Hu- ber. In Erlen ist vorgesehen, den Makerspace in Zukunft in einem Neubau namens «Kreativhaus» unterzubringen. Der Makerspace eröffnet der Schule zudem Möglichkeiten, mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen. «Ziel ist es, den Raum auch für Privatpersonen aus der Schulgemeinde Erlen zu öffnen, etwa Vereine oder Berufsverbände. So würde die Vernetzung gefördert», sagt Huber. Making soll Eigenverantwortung stärken Einen Schulhausneubau mit Makerspace plant auch die Pri- marschule Weinfelden. «Der Neubau ist eine Chance, einen Lesen Sie mehr zum Thema auf Seite 10 › Makerspace als Kreativzone einzurichten», sagt Jean-Philippe «Im Makerspace fangen alle bei null an» Gerber, Schulleiter im Martin-Haffter-Schulzentrum. «Der Ma- kerkosmos eröffnet Perspektiven, Lernen in einem co-kreativen Prozess völlig neu zu erfinden.» Er hoffe darum auf «Inputs zur Ausgestaltung von innovativen Lernumgebungen». Zudem sei Links zum Thema der technisch ausgerichtete Unterricht im Makerspace eine Chance, wie die Primarschule wieder vermehrt Buben an- makerstars.org sprechen könne. Das neue Schulhaus wird ab dem Schuljahr Plattform mit Making-Challenges für 2021/22 bezogen. den 2. Zyklus, entwickelt von der PHTG Die Arbeit im Makerspace, so betont PHTG-Forscher Björn makerspace-schule.ch Maurer, brauche auch ein Stück weit eine neue Einstellung aller Webseite der PHTG und der OST Beteiligten der Schule. «Wir sprechen vom einem eigentlichen mit Anregungen für Schulen zum ‹Making-Mindset›.» Wie für die Schülerinnen und Schüler gelte Thema Makerspace auch für die Lehrpersonen: Ausprobieren ist das Wichtigste. «Viele Lehrpersonen haben bei den Making-Weiterbildungen Mehr zu «Making Erprobung TG» kreative Aha-Erlebnisse», sagt Maurer. Um Making möglichst vielen Schulen zugänglich zu machen, hat die PHTG in Zu- sammenarbeit mit dem Verband Thurgauer Schulgemeinden (VTGS) die Plattform makerstars.org entwickelt. Dort sind Anregungen (sogenannte Challenges) für Schülerinnen und Schüler des 2. Zyklus aufgeschaltet. Die Kinder sollen diese Challenges weitgehend selber bearbeiten können. «Dahinter steht der Gedanke, dass es fürs Making keine teure Infrastruk- tur braucht. Challenges können im Schulzimmer, im Werkraum, in der Bibliothek oder auch zuhause bearbeitet werden», sagt MDZ-Leiter Thomas Hermann. ¡ 9
FOKUS Schulblatt Thurgau 4 | Dezember 2020 B lick in den Hauptraum des Makerspaces, in dem eher analog gearbeitet wird. B lick ins «Labor» mit 3D-Drucker und Lötstation. Einstieg ins Making: Kinder lassen programmier- bare Mäuse über einen Parcours laufen. «Im Makerspace ckern und CNC-Fräsen ausweist. Bei einigen Werkzeugen ist zu- dem ein QR-Code platziert, der zu einem Erklärvideo führt. «Die fangen alle bei Schülerinnen und Schüler dürfen grundsätzlich jedes Werkzeug selbständig nehmen und ausprobieren», sagt Rebecca Meyer, Leadlehrperson im Thaynger Makerspace. Natürlich gebe es null an» Werkzeuge und Maschinen, bei denen aus Sicherheitsgründen eine vorherige Einarbeitung zwingend sei. «Ausprobieren, ohne zu fragen – daran mussten sich viele Schülerinnen und Schüler am Anfang zuerst gewöhnen», sagt Meyer. Sie leitet die Unter- Im Schaffhauser Dorf Thayngen haben die PHTG richtseinheiten im Makerspace seit September 2018. Damals und die OST gemeinsam mit der dortigen Primar- wurde der Raum nach einer einjährigen Entwicklungsphase in schule einen Makerspace entwickelt. Ein Besuch Betrieb genommen. «In diesen zwei Schuljahren konnten auch wir Lehrpersonen viel dazu lernen.» Der neuartige Unterricht in einem Raum, in dem vieles möglich ist. weiche das klassische Verhältnis zwischen Lehrpersonen und Schülern auf. «Viele Fragen kann auch ich nicht beantworten. Text und Bilder: Urs-Peter Zwingli Oft suche ich gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern nach Lösungen.» Auch nach zwei Jahren sei der Unterricht im W ir wählen unsere Ideen selbst», «Jede Idee ist wertvoll», «Fehler helfen uns, Neues zu lernen», diese und ähnliche Sätze stehen im Makerspace der Primarschule Silberberg in Makerspace ein Prozess, bei dem sie viel dazulerne. PHTG begleitet Aufbau Thayngen (SH) gross an der Wand. Gleich neben der Eingangs- Die Pädagogische Hochschule Thurgau (PHTG) und die Ost- türe empfangen sie alle, die den Raum betreten. Unter diesem schweizer Fachhochschule (OST) begleiteten diesen Prozess eigentlichen Makerspace-Manifest steht eine Lochwand, die mit von Anfang an: PHTG-Forschende haben die Primarschule Sil- «Werkzeuge & Tools» betitelt ist – eine Art Bibliothek, die die berberg in einem Pilotprojekt beim Aufbau des Makerspaces Standorte von Schraubenziehern und Feilen aber auch 3D-Dru- beraten. Seit 2018 haben die Forschenden immer wieder den 10
Schulblatt Thurgau 4 | Dezember 2020 FOKUS Unterricht besucht, um beispielsweise zu ergründen, inwiefern Enthusiasmus beim Ausprobieren schulisches Making Kreativität fördert. Die PHTG will dank Ergänzt werden die insgesamt acht Mittwochmorgen Making- diesen Forschungsergebnissen Wissen aufbauen, um weitere Unterricht in jedem Schuljahr mit einer Projektwoche pro Klasse Schulen beim Aufbau eines Makerspaces (inkl. Aus- und Wei- – dies auch für die Unterstufe, die sonst keine Making-Lek- terbildung) zu beraten (mehr dazu siehe Haupttext auf Seite 8). tionen besucht. Beim Besuch der Schulblatt-Redaktion Mitte Die Primarschule Silberberg mit sieben Klassen und rund 120 September macht gerade eine zweite Klasse erste Schritte im Schülerinnen und Schülern zeichnete sich laut einem wissen- Makerspace. Die Kinder lassen Plastikmäuse, denen per Knopf- schaftlichen Artikel zum Forschungsvorhaben unter anderem druck ein Weg mit Abbiegern einprogrammiert werden kann, durch eine «grosse Bereitschaft des gesamten Kollegiums zur über einen Parcours laufen. Nach einer kurzen Einführung lässt Teilnahme am Projekt» als Pilotschule aus. Meyer die Schülerinnen und Schüler die Mäuse selber bedienen. «Solche Aufgaben sind niederschwellige Einstiege ins Making. Die PHTG hat die Lehrpersonen von Anfang an eng in die Die Arbeit mit den Mäusen fördert das logische und räumliche Raumgestaltung eingebunden. Lehrpersonen, aber auch Schü- Denken und animiert die Kinder zu Experimenten», sagt Meyer. lerinnen und Schüler konnten Vorschläge dazu machen, wie der Sie wechselt zwischen den Werkbänken hin und her, auf de- Makerspace eingerichtet werden soll. Er nen die Kinder die Mäuse bedienen. «Ihr besteht heute aus einem gut 60 Qua- müsst mal einen neuen Weg legen, das dratmeter grossen Hauptbereich, in dem «Viele Fragen kann auch wird sonst doch zu langweilig», sagt sie eher analog gewerkelt wird: Hier stehen nach einer Viertelstunde zu zwei Schü- ich nicht beantworten. Oft verschiedene Holzbearbeitungsgeräte, lern. Diese tun es und prompt biegt die suche ich gemeinsam mit den Werkbänke, ein Schneideplotter und eine Maus in der ersten Kurve falsch ab und CNC-Fräse. Ausgerichtet ist der Raum Schülerinnen und Schülern fährt in eine Plastikwand. auf eine grosse Visualisierungswand, auf nach Lösungen.» der Projekte vorgestellt werden können. Im Rückblick auf die vergangenen zwei «Dieser Austausch ist wichtig. Jeder Ma- Schuljahre sagt Rebecca Meyer: «Was kingunterricht beginnt grundsätzlich mit einem Kreis, in dem die mich immer wieder erstaunt und freut, ist, wie enthusiastisch Schülerinnen und Schüler aktuelle Probleme vorstellen und ge- die Schülerinnen und Schüler sich ins Ausprobieren stürzen. meinsam diskutieren», sagt Meyer. In den acht Mittwochmorgen, Es gibt schon auch Kinder, die mit offenen Aufgabenstellungen die jede Mittelstufenklasse pro Schuljahr im Makerspace ver- Mühe haben, das sind aber wenige.» Und noch etwas habe sie bringt, entstehen so auch kollaborative Projekte, bei denen sich erkannt: «Im Makerspace fangen alle wieder bei null an. Hier Schülerinnen und Schüler gegenseitig unterstützen. Vom Haupt- können schwache Schülerinnen und Schüler stark sein und raum aus führt eine Tür ins rund 25 Quadratmeter grosse «La- umgekehrt.» ¡ bor»: Im staubgeschützten Raum stehen zwei 3D-Drucker, zwei Lötstationen sowie ein mobiler Bildschirm. An diesem schneiden Lesen Sie mehr zum Thema auf Seite 8 › die Schülerinnen und Schüler Videos, die sie mit iPads selber Thurgauer Schulen setzen auf Making filmen. «So entstanden beispielsweise die Erklärvideos für die Werkzeugwand», sagt Meyer. Es gehe bei der Videoproduktion aber auch darum, Arbeitsprozesse zu dokumentieren. Einige Geräte der Holzwerkstatt. chülerinnen und Schüler können diese Platine S einfach und immer wieder neu programmieren: Der Ventilator im Bild beginnt sich ab einer gewissen Raumtemperatur zu drehen. 11
FOKUS Schulblatt Thurgau 4 | Dezember 2020 Ein Update für die iScout-Ausbildung iScouts sind seit Jahren Begleiter für den digitalen Mehr Infos Wandel in Thurgauer Schulen. Nun wird die iScout- zur Ausbildung Ausbildung an der PHTG aufgefrischt. Text: Evelyne Fankhauser, Leitung iScout-Ausbildung, PHTG-Dozentin Medien und Informatik « Unsere iScout hat uns phänomenal unterstützt.» Diese Aussage aus der Umfrage zum Fernunterricht während des Lockdowns steht stellvertretend für viele Schulen im Kan- Entschädigung. Tendenziell zeigt sich ein Fokus in den Aufga- benfeldern des pädagogischen Supports. Für eine gelingende Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen und iScouts sind Ver- ton Thurgau. iScouts übernehmen eine Schlüsselrolle im pä- trauen und das Begegnen auf Augenhöhe ausschlaggebend. dagogisch-didaktischen sowie technischen Support und unter- Je besser iScouts ins Schulteam integriert sind, desto mehr stützen Lehrpersonen und Schulleitungen bei Fragen rund um fliesst ihr Know-how über neue Methoden und Werkzeuge in Digitales an der Schule und im Unterricht. den Unterricht des Kollegiums ein. Aufgabenprofil iScout iScout-Ausbildung an der PHTG: Die Funktion «iScout» wurde spätestens 2008 – mit dem Start Anpassungen ab 20/21, Neukonzeption ab 22/23 des Projekts «ICT an Primarschulen» – ein fester Begriff in der Die iScouts vor Ort tragen somit einen wichtigen Teil zur In- Thurgauer Schullandschaft. Das aus der Evaluation des ICT- tegration digitaler Medien in den Unterricht bei. Aktuell holen Projekts entstandene «Aufgabenprofil iScout» (2015) hat auch sich iScouts das Rüstzeug für ihre anspruchsvolle Aufgabe heute noch seine Gültigkeit. Dies in einer Zeit, in der die Schu- in einer 13-tägigen Weiterbildung. Anhand von praxisnahen len anlässlich der Umsetzung des Modullehrplans Medien und Aufgabenstellungen wenden sie die Kursinhalte an ihrer Informatik viel Geld in den Ausbau digitaler Infrastruktur inve- Schule an. Dieser Ansatz wird mit der Neukonzeptionierung stieren. Die Aufgaben der iScouts betreffen folgende Gebiete: ab dem Ausbildungsgang 2022/2023 noch verstärkt. Erste Adaptionen auf dem Weg dazu werden bereits in der aktu- • O rganisation und Schule: iScouts sind mitverantwortlich, dass ellen Durchführung umgesetzt. So entfallen z.B. die einzelnen der Bereich Medien und Informatik thematisiert wird. Sie un- Leistungsnachweise zu Gunsten eines grösseren individuellen terstützen Lehrpersonen und Schulleitung in pädagogischen Praxisprojekts. Das gibt den Teilnehmenden die Möglichkeit, methodisch-didaktischen Fragen, engagieren sich für team- sich mit einer Herausforderung an ihrer Schule intensiv aus- interne Weiterbildungen und sind für einen Austausch von einandersetzen. Unterrichtserfahrungen und -ideen besorgt. Im Zentrum stehen zudem gegenseitige Schulbesuche und der • Bindeglied zur Technik: In ihrer Rolle können iScouts die Ko- Aufbau einer (digitalen) Community zum Austausch von Unter- ordination mit dem externen Support übernehmen und als stützungsangeboten. Dies mit dem Ziel ein persönliches (Lern-) Bindeglied zwischen ICT-Anwendern und Betreibern der ICT- Netzwerk zu gestalten, welches über die Weiterbildung hinaus Services wirken. Zudem formulieren sie mit der Schulleitung die Arbeit als iScout unterstützen kann. Um den Ansprüchen und dem Schulteam die Anforderungen an die Infrastruktur eines zeitgemässen Weiterbildungssettings gerecht zu werden, und begründen die unterrichtsspezifischen Erfordernisse. finden Präsenzveranstaltungen vermehrt online statt. Hierzu werden im aktuellen Fernunterricht wichtige Erfahrungen ge- • Weiterentwicklung und Vernetzung: Damit die Aufgaben sammelt. fachgerecht wahrgenommen werden können, ist die persön- liche Weiterbildung sowie die Vernetzung und der Austausch Mit dem geplanten modularen Aufbau der Weiterbildung wird mit anderen iScouts (oder Fachpersonen mit ähnlichen Auf- der Heterogenität der Rollenprofile von iScouts an den Schulen gaben) ein zentrales Element. mehr Rechnung getragen. Nach einem Grundlagenmodul kön- nen einzelne Module ausgewählt werden. Aktuell wird geprüft, Bedingt durch die Teilautonomie der Thurgauer Schulgemein- ob die gewählten Module zukünftig zu einem CAS zusammen- den wird diese Empfehlung sehr unterschiedlich umgesetzt. setzbar sein sollen. Diese Form würde es bereits amtierenden Entsprechend unterscheiden sich sowohl Pflichtenheft als auch iScouts ermöglichen, sich spezifisch weiterzubilden. ¡ 12
Schulblatt Thurgau 4 | Dezember 2020 FOKUS «Als iScout kann ich Ängste abbauen» Zur Person Erika Treutlein (44) ist Wieso möchten Sie iScout werden? Basisstufenlehrperson in der Der aktuelle Leitmedienwechsel ist für die Zukunft der Schulgemeinde Stachen. Sie Schülerinnen und Schüler sehr wichtig. Gleichzeitig hat die iScout-Ausbildung im fehlt einigen Lehrpersonen das Fachwissen, um ihre November 2020 abgeschlossen. Klassen bei diesem Wandel zu begleiten. Diese Weiter- bildung ist für mich darum sehr zukunftsgerichtet. Das Wissen, das ich erwerbe, kann ich danach in meiner Schule weitergeben. Zudem hatte ich in meinem vo- rigen Berufsleben schon viele Berührungspunkte mit «Ein gutes Netzwerk ICT. Ich bin ursprünglich ausgebildeter Immobilienkauf- aufgebaut» mann und habe dabei immer wieder Weiterbildungen zu digitalen Tools gemacht. Via zweitem Bildungsweg bin ich dann an die PH gegangen. Wie bewerten Sie die Ausbildung zum iScout im Rückblick? Was erhoffen Sie sich von der Inhaltlich war die Ausbildung breit aufgestellt, was mir iScout-Ausbildung? gefallen hat. Der modulare Aufbau erlaubt es zudem, sich Heute unterrichte ich in Kreuzlingen in einer Schule, an während eines Ausbildungsblocks voll auf ein Thema zu der jedes Kind ab dem 2. Zyklus ein Tablet zur Verfügung fokussieren – beispielsweise Datenschutz, Integration hat. Ich hoffe, dass ich als iScout beispielsweise helfen mobiler Geräte, Beschaffungswesen oder Onlinewelten kann, aus der grossen Fülle von Lernapps jene zu erken- im Klassenzimmer. Nicht zuletzt habe ich in diesem Jahr nen, die sinnvoll sind. Hin- und herwechseln zwischen zu auch ein gutes Netzwerk aus anderen Thurgauer iScouts vielen Apps überfordert die Schülerinnen und Schüler. und Dozierenden aufbauen können. Wenn es Fragen oder Zudem gebe ich bereits jetzt meine Erfahrungen, die ich Probleme gab, war der Austausch in diesem Netzwerk während der Einführung der Tablets mit meiner Klasse sehr wertvoll. Wir waren insgesamt 16 Lehrpersonen in gemacht habe, an andere Lehrpersonen weiter. der Weiterbildung, die alle unterschiedliche berufliche und fachliche Voraussetzungen hatten. Gibt es Ideen oder Projekte, die Sie als iScout umsetzen möchten? Woher kommt Ihr Interesse, als iScout Momentan noch keine konkreten, aber ich finde es zu arbeiten? wichtig, dass trotz der fortschreitenden Digitalisierung Ich habe mich in den vergangenen Jahren privat ver- der Schule das handelnde Lernen weiterhin Platz hat. stärkt mit Computern beschäftigt und habe dabei Soft- Ich habe mit meiner Klasse ein Schulgartenprojekt und Hardwareprobleme selber gelöst. Ich habe etwa gestartet, das dieses Lernen in und mit der Praxis för- früh begonnen, mit Clouds als Datenspeicher zu arbei- dert. Dabei werden aber auch digitale Hilfsmittel ein- ten, weil ich einmal selber von Datenverlust betroffen gesetzt. Etwa zur Dokumentation oder zur Recherche. war. Spannend finde ich zudem, dass man als iScout Als iScout kann ich vielleicht auch helfen, jene Ängste eine Schnittstelle zur Erwachsenenbildung hat. Denn abzubauen, gemäss denen wegen des Digitalen die der Fokus unserer Tätigkeit liegt klar auf dem pädago- analogen Elemente der Schule verschwinden werden. gischen und nicht auf dem technischen Support. Gibt es Projekte, die Sie nun als iScout an Ihrer Schule umsetzen möchten? Ich bin seit Beginn des neuen Schuljahres als iScout für Zur Person die Zyklen 1 und 2 angestellt und wachse langsam in Marc Buchmann (30) ist Lehrer diese Funktion hinein. Momentan arbeite ich vor allem im Zyklus 2 an der Primarschule an der Evaluierung verschiedener Projekte und der Wei- Kreuzlingen. Seit Oktober 2020 terbildung meiner Kolleginnen und Kollegen im Bereich besucht er die Ausbildung zum der Nutzung von digitalen Tools. Während der Fernun- iScout. terrichtsphase sind zu diesem Thema viele Inputs, Ideen und Fragen zusammengekommen. Wir sind nun als kleine Schule daran, diese auszuwerten und zu schauen, welche Ansätze in den Regelunterricht integriert werden könnten, um zielgerichteten M&I-Unterricht zu ermöglichen. Interviews: Urs-Peter Zwingli 13
FOKUS Schulblatt Thurgau 4 | Dezember 2020 Im Spannungs- feld zwischen Praxis und Datenschutz Datenschutz ist ein Spannungsfeld: Einerseits muss die Anwendung digitaler Tools in der Praxis Mehr zum Thema Folgende Umsetzungshilfen aus den aktuell funktionieren, andererseits gibt es gesetzliche zur Verfügung stehenden drei Modulen können für Rahmenbedingungen, die eingehalten werden Lehrpersonen speziell interessant sein: müssen. Ein AV-Leitfaden unterstützt Lehrpersonen dabei, diese Herausforderung durch geeignete Massnahmen und einen steten Entwicklungsprozess immer besser in den Griff zu bekommen. Empfehlungen für den Vorlage für eine Ein- Text: Jürg Widmer, Projektleiter Medien und Informatik, Amt für Volksschule Umgang mit Foto-, Film- willigungserklärung Foto-, und Tonaufnahmen Film- und Tonaufnahmen F ür die Schulen und die Lehrpersonen ist der Datenschutz im Bereich Digitalisierung eine Herausforderung. Sie be- wegen sich dabei in einem Spannungsfeld zwischen Praxis und Praktikabilität und den gesetzlichen Rahmenbedingungen. Ein Leitfaden soll sie dabei unterstützen, diese Herausforderung durch geeignete Massnahmen und einen steten Entwicklungs- Empfehlungen für Auflistung datenschutz- die Kommunikation konformer Messenger prozess immer besser in den Griff zu bekommen. Dabei gilt es mit Schülerinnen auch, bestehende Risiken gegeneinander abzuwägen. Daten- und Schülern und Eltern schutzrechtlich hohe Risiken müssen möglichst rasch ausge- schaltet werden, minimale Risiken können hingegen in einem mittel- bis langfristigen Prozess beseitigt werden. Herausgeber des Leitfadens Datenschutz, der laufend erweitert und aktualisiert wird, ist das AV gemeinsam mit Fritz Tanner, dem Datenschutzbeauftragten des Kantons Thurgau. Bei der Erar- Datenschutz-Ampel Datenschutz-Ampel für beitung wirken die PHTG sowie der VTGS und der VSLTG mit. ¡ für Lehrpersonen Schülerinnen und Schüler Empfehlungen zum Überblick über Einsatz von Microsoft365 Cloud-Anbieter (Kapitel 3) Neben dem Leitfaden werden AV und PHTG weiterhin Veranstaltungen und Weiterbildungen zur Thematik Datenschutz anbieten. Die Angebote werden jeweils im Weiterbildungsfinder der PHTG ausgeschrieben. Für Fragen wenden Sie sich an den Datenschutzbeauftragten des Kantons Thurgau oder an den Projektleiter Medien und Informatik des AV. 14
Schulblatt Thurgau 4 | Dezember 2020 FOKUS Strategien für den technischen Problemen und fünf Lehrpersonen als pädago- gische iScouts den pädagogischen Inhalten, welche der neue, den digitalen digitale Rahmen eröffnet. In den Anschaffungsprozess neuer Geräte sind die Lehrerinnen und Lehrer einbezogen. Die Digita- lisierung in der ländlichen Schulgemeinde ging nicht ohne Dis- Umbau der kussionen vonstatten. Scherrer: «60 Prozent der heutigen Kinder im Kindergarten werden in Berufen arbeiten, die wir heute noch Schule gar nicht kennen. Darauf müssen wir die Kinder vorbereiten. Das erklären wir auch den Eltern, die noch in einer ganz anderen Welt aufgewachsen sind.» Bleibt noch die Frage, wie Scherrer eine erfolgreiche digitale Transformation einer Schule beschreiben Schulen brauchen bei der Umsetzung ihrer würde. «Sie darf nie ein Selbstzweck sein, sondern nur ein Mittel Digitalisierungsstrategie ein pädagogisches Kon- zu einem pädagogischen Konzept. Die wichtigsten menschlichen Medien bleiben Hände, Augen, Ohren und Nasen, die in der Na- zept. Drei Thurgauer Schulen geben Einblick in ihre tur Erfahrungen machen wollen. Das vergessen wir nie.» Überlegungen auf dem Weg zur Digitalisierung. Zu viel Sicherheit macht schwerfällig Text: Martin Arnold, freier Journalist, Pressebüro Seegrund Auch für die VSG Eschlikon – ebenfalls engagiert im Projekt «Vision 2035» – ist die haptische Entwicklung zentral. Eschlikon hat 2019 für die Primarschule begonnen, neue Geräte und digi- M aike Scherrer, Präsidentin der Volksschulgemeinde Nol- len, ist als Professorin an der School of Engineering der Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften von Beruf tale Tools zu beschaffen. Schulpräsident Linus Köppel: «Wir wa- ren beim durch Corona verursachen Lockdown vorbereitet. Die Schülerinnen und Schüler haben sich mit der Situation schnell wegen mit der Digitalisierung beschäftigt. Die VSG Nollen hat zurechtgefunden. Wir haben aber schon 2007 mit der Beschaf- sich unter anderem im lokalen Schulentwicklungsprojekt «Vision fung und Einführung erster Computer für den Unterricht begon- 2035» mit Fragen der digitalen Transformation als Treiberin für nen, sodass die Entwicklung bis heute kontinuierlich und nicht den zukünftigen Schulbetrieb auseinandergesetzt. Was sind Er- sprunghaft war.» Die Grundlage für die verstärkte Digitalisierung kenntnisse aus dieser Strategiearbeit? «Unserer Erfahrung nach sei neben dem Lehrplan Volksschule Thurgau insbesondere das braucht es zuerst ein pädagogisches Konzept. Eine Schulge- neue Leitbild der Schule gewesen. In dieser strategischen Aus- meinde muss sich darüber im Klaren sein, wann, wo und wie oft richtung habe man versucht, Antworten auf die Frage zu finden, sie technische Hilfsmittel im Unterricht einsetzen will und wieviel wie man die digitale Transformation im Rahmen des Lehrplanes Technik sie im Hintergrund braucht. Dann in einer Gemeinde mit über 450 Schüle- ergibt sich automatisch die Antwort da- rinnen und Schülern sowie rund 80 Lehr- rauf, welche Geräte mit welcher Leistung «60 Prozent der heutigen personen umsetzen könne. angeschafft werden müssen», sagt Scher- Kinder im Kindergarten rer. Wenn es umgekehrt sei, würde es hin- Dabei seien zuerst Fragen zur infrastruk- werden in Berufen arbeiten, gegen schwierig, fast unsinnig. Denn man turellen Rahmenbedingungen wie die die wir heute noch gar nicht könne nicht wirklich die pädagogischen nötigen Voraussetzungen zu Netzwerk, Ideen der Technik anpassen. Scherrer kennen.» Übertragung, Speicherung, Systeme und leitete zudem eine Arbeitsgruppe zum ähnlichem geklärt worden. Szenarien zum Thema Bildung innerhalb des Vereins Totalabsturz im Rahmen der aktuellen «Smarter Thurgau». Die Gruppe bündelte die Bedürfnisse der Serverless-Lösung seien durchgespielt und auch schon unfrei- Schulgemeinden und erarbeitete daraus vor zwei Jahren auf willig heiss getestet worden. «Zweimal haben Bagger versehent- Basis von pädagogischen Grundlagen Empfehlungen bezüglich lich das Glasfaserkabel durchgetrennt. Die Lehrpersonen haben der nötigen Infrastruktur für die Schulgemeinden. «Wir wollen in dann mit ihrem Privathandy den Schülerinnen und Schülern einen dieser Guideline aufzeigen, was notwendig ist, was sinnvoll ist Hotspot erstellt.» Aufgrund seiner Erfahrungen rät Linus Köppel und was übertrieben wäre. Dies, damit nicht in jeder der fast 100 dazu, sich frühzeitig mit dem Datenschutz auseinanderzusetzen. Thurgauer Schulgemeinden ein eigenes technisches Konzept «Wir gaben der Sicherheit höchste Priorität und merkten, sie hat erarbeitet werden muss.» ein Geschwister: die Schwerfälligkeit. Es wurde sehr umständlich und wir mussten einen Mittelweg suchen, denn Bequemlichkeit Die VSG Nollen hat sich bewusst dafür entschieden, der digitalen und Sicherheit widersprechen sich. Wir speichern alles in Clouds, Transformation viel Gewicht zu verleihen. Präsidentin Scherrer: aber für heikle Daten nutzen wir die Schweizer Schulsoftware «Uns war bewusst, dass die Umsetzung des Lehrplanes 21 für Pupil. Die Daten werden physisch in der Schweiz gespeichert.» die Lehrpersonen anspruchsvoll wird. Wir wollten ihnen den Rü- cken freihalten, indem wir die Beschaffung neuer Geräte und Herausforderung spannender Fernunterricht die Einführung in den Umgang damit vorgezogen haben.» Die In der Sekundarschule Romanshorn-Salmsach hat die Digitali- Schulgemeinde Nollen verfügt heute über eine ICT-Fachgruppe, sierung schon vor der Jahrtausendwende eingesetzt. Während bestehend aus Schulleitungen, Behörde und iScout-Lehrper- für die Schülerinnen und Schüler anfänglich das Erlernen des sonen. Fünf Lehrpersonen widmen sich als technische iScouts grundlegenden Umgangs mit Computern im Vordergrund stand, 15
FOKUS Schulblatt Thurgau 4 | Dezember 2020 berücksichtigt die Digitalisierungsstrategie seit 2013 zunehmend auch pädagogische Aspekte. Das Angewöhnen an die mobile In- Den Thurgau entdecken formatik erfolgte ab 2015 zuerst im Rahmen eines Projekts der PH Zürich. Nach kurzer Entwicklung und Planungszeit standen ab 2017 persönliche Laptops für alle Schülerinnen und Schüler zur Verfügung. Durch die massive Zunahme an Nutzern mussten Ser- ver- und Übertragungsleistung angepasst werden, was weitere und sich digitale Kompetenzen Investitionen nach sich zog. «Selbst Bewerbungen für Lehrstellen werden heute per Mail verschickt und die Jugendlichen werden zum Vorstellungsgespräch über Video eingeladen. Wir sind froh, haben unsere Schülerinnen und Schüler diesbezüglich die nötigen Kompetenzen», erklärt Schulleiter Markus Villiger. Der ICT-Ver- antwortliche Matthias Zumkehr ergänzt: «Die Herausforderung aneignen Die digitale Lernplattform «Thurgau du Heimat» «Die wichtigsten menschlichen stellt kompetenzorientierte Aufgaben zur Medien bleiben Hände, Augen, Ohren Verfügung, auf deren Basis Schülerinnen und und Nasen, die in der Natur Schüler eigene Projekte entwickeln. Erfahrungen machen wollen.» Text: Urs-Peter Zwingli ist es nun, im Fernunterricht einen Spannungsbogen aufzubauen und den Unterricht zu rhythmisieren, wenn ein Teil der Schüle- rinnen und Schüler in der Klasse sitzt und andere zuhause am Bildschirm.» Dies in Hinblick auf zukünftigen Fernunterricht, ob F ür mich ist ‹Thurgau du Heimat› ein Ideenlieferant für meinen Unterricht», sagt der Weinfelder Sekundar- lehrer Urs Keller. Er hat bereits an der Entwicklung des nun wegen Corona oder als neuartiges Unterrichtselement. Der 2018 vom Amt für Volksschule lancierten, rein digitalen Prozess der Digitalisierung der Schule gehe permanent weiter, so Lehrmittels «Thurgau du Heimat» (TGdH) mitgearbeitet wie sich auch die Technik entwickle, betont der Romanshorner und nutzt dieses bis heute regelmässig. «Es nimmt rele- Schulpräsident Walo Bohl. Dabei stehe man in einem intensiven vante Thurgauer Themen auf und zeigt viele Ideen auf, Kontakt untereinander, innerhalb des Thurgaus und überregional. in welcher Art man diese Themen digital verarbeiten und «Wir finden diesen Austausch über Hindernisse, Tücken und Er- darstellen kann», sagt Keller. Er und alle Thurgauer Lehr- fahrungen wichtig», ergänzt Markus Villiger. «Denn alle Schulen personen der Volksschule, denen das Online-Lehrmittel stehen vor ähnlichen digitalen Herausforderungen.» ¡ kostenlos zur Verfügung steht, können bei TGdH auf 28 Lerneinheiten, verteilt auf alle drei Zyklen zugreifen. Diese verteilen sich auf die drei Zyklen. Behandelt werden fä- cherübergreifend Themen aus dem Fachbereich Natur Edulog-Nutzung wird im Thurgau geprüft Mensch Gesellschaft (NMG). Edulog ist eine sichere und standardisierte Lösung für das Problem der elektronischen Identifizierung, Au- thentifizierung und Autorisierung im Bildungsbereich. «Die Stärke von Thurgau du Heimat Die Entwicklung erfolgte durch educa.ch im Auftrag liegt in den Vorschlägen zur digitalen der EDK. Im Kern geht es darum, dass Schülerinnen, Umsetzung und Darstellung der Schüler und Lehrpersonen ihr lokales oder kantonales Schul-Login auch zur Anmeldung bei Schulbuchverla- Informationen.» gen und anderen Plattformen aus dem Bildungsbereich nutzen können. Sie haben dabei Gewähr, dass sie nicht mehr persönliche Daten preisgeben als vertraglich ge- «Neben der Vermittlung von Fachwissen fördert das di- regelt. Erste Pilotkantone und Dienstleistungsanbieter gitale Lehrmittel bei den Schülerinnen und Schülern die (darunter Klett und Balmer) sind inzwischen an das Anwendungskompetenz im Bereich Medien und Informa- System angeschlossen. Weitere werden in den näch- tik. Zudem sind die Aufgaben auch sehr gut für individu- sten Jahren folgen. Eine Spurgruppe mit Vertretungen elle Projektarbeiten geeignet», sagt die Schulentwicklerin des Verbands der Schulgemeinden, des Verbands der Yvonne Kesseli, die im AV das Projekt TGdH geleitet hat. Schulleitungen und des Amts für Volksschule prüft der- Zu den Anwendungskompetenzen gehöre zum Beispiel zeit, auf welcher Grundlage Edulog für die Thurgauer das Wissen über Quellennachweise sowie Kenntnisse Schulen genutzt werden kann. im Datenschutz. Die Grundidee des Lehrmittels sei, dass die Schülerinnen und Schüler die Lerneinheiten dank den edulog.ch hinterlegten Anleitungen relativ selbständig bearbeiten können. 16
Schulblatt Thurgau 4 | Dezember 2020 FOKUS Mehr zum Thema Infos und Tutorials für Lehrpersonen und Eltern thurgau-du-heimat.tg.ch Direkt zum Lehrmittel tgdh.tg.ch Aus Informationen werden Videos oder Reportagen Die 28 Lerneinheiten sind alle ähnlich aufgebaut. Nach einem Die TGdH-Lerneinheiten können ohne Login genutzt kurzen Film, der das Thema vorstellt, folgen eine Einführung werden. Für die Verwaltung von Arbeiten von mit Begriffserklärungen und eine Übung, in der sich die Schü- Schülerinnen und Schülern brauchen Lehrpersonen lerinnen und Schüler selber Gedanken machen müssen. Am allerdings einen Login. Dieser kann via Ende stehen Vorschläge für Projektarbeiten. «Das können etwa tgdh.info@tg.ch beantragt werden. Videos, Präsentationen, ein Tonbeitrag oder eine Reportage sein», sagt Kesseli. Auch zur Erstellung solcher multimedialen Inhalte gibt es bei TGdH Anleitungen. Die Arbeiten geben die Schülerinnen und Schüler digital ab, indem sie diese auf das vor allem, wenn sie spezifische Thurgauer Themen im Unter- Portal hochladen. Wenn die Lehrperson diese Arbeiten frei- richt bearbeite, ansonsten «eher sporadisch». Als nützliches schaltet, können diese von anderen Klassen angesehen wer- Element hebt Claudia Kaeppeli den Zeitstrahl hervor: Dieser den. Sekundalehrer Urs Keller sagt zum ist auf die TGdH-Startseite eingebettet Arbeitsprozess: «Die Stärke von Thurgau und gibt einen groben Überblick über du Heimat liegt in den Vorschlägen zur «Mit dem TGdH-Zeitstrahl die Thurgauer Geschichte – von der Ur- digitalen Umsetzung und Darstellung der können einzelne Kinder ver- zeit bis zum 21. Jahrhundert. Einzelne Informationen.» Dennoch bräuchten die Themen können dank Links auf weiter- schiedene historische Kapitel Schülerinnen und Schüler je nach Stufe führende Informationen vertieft werden. bearbeiten – so wird individu- und Fähigkeiten zusätzliche Anleitungen «Damit können Schülerinnen und Schü- durch die Lehrperson. alisierter Unterricht möglich.» ler auch Themen bearbeiten, die über den Thurgau hinausgehen. Meine Viert- Claudia Kaeppeli, Primarlehrerin in Bal- klässler haben damit zum Beispiel die terswil, betont, dass TGdH für alle Stufen geeignet sei, «ins- Geschichte des Fahrrads aufgearbeitet», sagt Kaeppeli. Zu- besondere, weil die Anleitungen für jüngere Kinder auch als dem erlaube der Zeitstrahl individualisierten Unterricht, indem Tondokumente angehört werden können». Sie nutze TGdH einzelne Kinder verschiedene historische Kapitel bearbeiten. ¡ 17
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