Digitalisierung als Treiber der Stadtentwicklung - Schwerpunkt - vhw
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5/2021 Heft 5 September–Oktober 2021 G 3937 D FORUM WOHNEN UND STADTENTWICKLUNG Schwerpunkt Digitalisierung als Treiber der Stadtentwicklung Kommunikation Ein Plädoyer für die datenbasierte Stadtentwicklung • Neue Attraktivität für Suburbia und ländliche Räume? • Digitale Öffentlichkeitsbeteiligung in der Bauleitplanung • Gemeinderäte und kommunale Digitalisierungsstrategien • Von der Produkt- zur Gemeinwohlorientierung • Duisburg auf dem Weg zur Smart City • Die digitale Dimension der Stadtentwicklung von Hamburg • Digitalisierung – eine Kommune im Harz ist unterwegs • Wenn Digitalisierungsmaßnahmen das Stadtbild prägen • Kommu- nale Ideenplattformen in der Stadtentwicklung • Wie soziale Medien das Verhältnis zwischen öffent- lichen Verwaltungen und ihren Followern verändern • Corona und die Transformation der Innenstädte Nachrichten Fachliteratur WohnungsMarktEntwicklung Zahlen zum Wirtschaftszweig Information und Kommunikation Verbandszeitschrift des vhw
Inhalt Schwerpunkt Digitalisierung – eine Kommune im Harz ist Digitalisierung als Treiber der Stadtentwicklung unterwegs. Erfahrungen und Strategien in Goslar 259 Diana Hoffmeister, Stadt Goslar Editorial Kontinuität und Wandel – Happy Birthday, vhw! 225 Smart Darmstadt, wie geht’s? Wenn Digitalisie- Dr. Peter Kurz, rungsmaßnahmen das Stadtbild prägen 262 Oberbürgermeister der Stadt Mannheim und Sabine Kluge, Verbandsratsvorsitzender des vhw e. V. Digitalstadt Darmstadt GmbH, Darmstadt Kommunikation Digitalisierung und Bürgerbeteiligung – Vernetzt und nachhaltig smart: ein Plädoyer was kommunale Ideenplattformen in der für die datenbasierte Stadtentwicklung 227 Stadtentwicklung erfolgreich macht 265 Dr. Stephanie Niehoff, Sven Kohlschmidt, Dr. Sophie Naue, Daten-Kompetenzzentrum Städte und Regionen urbanista, Hamburg DKSR GmbH, Berlin Anna Wildhack, Stadtsoziologin, Hamburg Nina Böcker, Dr. Lars Wiesemann, Das Internet, das Virus und die Stadt: Neue vhw e.V., Berlin Attraktivität für Suburbia und ländliche Räume? 231 Prof. Dr. Stefan Siedentop, Bürger*innen als Freunde? Wie soziale ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungs- Medien das Verhältnis zwischen öffentlichen forschung, Dortmund Verwaltungen und ihren Followern verändern 270 Dr. Anna Becker, Nina Böcker, vhw e.V., Berlin „Wir ernten doppelt …“ Rebecca Nell, Fraunhofer-Institut für Arbeits- Digitale Öffentlichkeitsbeteiligung in der wirtschaft und Organisation (IAO), Stuttgart Bauleitplanung – ein Praxisbericht 236 Fatma Cetin, Institut für Arbeitswissenschaft Dr. Christine Grüger, und Technologiemanagement (IAT), Stuttgart suedlicht . moderation . mediation . planungsdialog, Freiburg i. Br. Die (Post-)Corona-Stadt: mitten in der Damian Paderta, Transformation der Innenstädte 275 Webgeograph und Digitalberater, Bonn Prof. Dr. Jan Polívka, Prof. Dr. Klaus Selle, Dr. Fee Thissen, ILS Institut für Landes- und Stadtentwicklungs- NetzwerkStadt GmbH, Schwerte forschung, Dortmund Zur Rolle von Gemeinderäten bei der Entwicklung Nachrichten kommunaler Digitalisierungsstrategien 243 Fachliteratur 279 Ilona Benz, Gemeindetag Baden-Württemberg, Stuttgart WohnungsMarktEntwicklung Arbeitsmarktbetrachtung des Wirtschaftszweigs Von der Produkt- zur Gemeinwohlorientierung – Information und Kommunikation 280 Paradigmenwechsel in der Berliner Politik zur Anna Florl, Robert Kretschmann, vhw e.V., Berlin digitalen Stadt 247 Tobias Schulze, Linksfraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin Duisburg auf dem Weg zur Smart City – Chancen für die Kommune und die Stadtgesellschaft 251 Martin Murrack, Stadt Duisburg Die digitale Dimension der Stadtentwicklung von Hamburg 255 Christian Pfromm, Freie und Hansestadt Hamburg
Editorial Kontinuität und Wandel – Happy Birthday, vhw! Nach dem im letzten Jahr arbeiterinnen und Mitarbeiter des Verbands haben die He- aufgrund der Coronapan- rausforderungen, die die Einschränkung der Mobilität und demie ausgefallenen Ver- aller Präsenzveranstaltungen für einen Fortbildungsträger bandstag kann unser Jah- bedeuten, herausragend und in kürzester Zeit gemeistert. reshöhepunkt in diesem Aber nicht nur die Verbandsarbeit selbst, vor allem der Ge- Jahr in Berlin wieder statt- genstand unserer Arbeit – die Lebensrealität in den Kom- finden, worauf ich mich per- munen – ist mit weitreichenden Folgen konfrontiert. Neben sönlich sehr freue. Nicht erheblichen sozialen und bildungsbezogenen Verwerfungen nur das Thema der Veran- werden die Erfahrungen der Pandemie und Lockdownmaß- staltung, sondern auch das nahmen etwa die Zukunft der Innenstädte und räumlich- Datum selbst hat es diesmal demografische Entwicklungen beeinflussen. Vor diesem in sich, denn der vhw wird Hintergrund werden die bereits bestehenden Metaaufga- Dr. Peter Kurz in diesem Jahr 75 Jahre alt. ben von kommunaler Digitalisierung und Umgang mit dem Er steht damit nicht allein in Klimawandel noch weit dringlicher. Die zukunftsfähige Ge- der Vereins- und Verbändelandschaft, denn viele Organisa- staltung und Nutzung der Städte und ihres Wohnangebots tionen und Institutionen wurden im Jahr 1946 – nach dem sowie ein neues Zusammenspiel zwischen Stadt, Umland Ende des Zweiten Weltkriegs – gegründet oder wiederge- und Land treten hinzu. gründet und feiern damit zeitgleich mit dem vhw ihr „Drei- Der Themenschwerpunkt der vorliegenden Ausgabe unse- viertel-Jahrhundert-Jubiläum“. rer Verbandszeitschrift befasst sich mit einem zentralen Das Hauptziel des als „Deutsches Volksheimstättenwerk“ Aspekt beschleunigter Veränderung: Die Digitalisierung be- gegründeten Verbands war für fast 60 Jahre die Förderung einflusst in vielen verschiedenen Steuerungsprozessen die des selbstgenutzten Wohneigentums, gerade für Haushal- Zukunftsfähigkeit unserer Kommunen. Insbesondere die te und Familien, denen nur begrenzte Mittel zur Verfügung Pandemie hat uns schlagartig vor Augen geführt, wie die standen. Mit Beginn der 2000er Jahre richtete sich der Ver- Digitalisierung auf Prozesse der Stadtentwicklung unmit- band nach und nach neu aus, was auch seinen Niederschlag telbar Einfluss nimmt – Homeoffice, Onlinedienste, Zoom- in der Satzung von 2009 fand. Fortan engagiert sich der vhw Konferenzen und Fortbildungswebinare sind hier nur einige durch Fortbildung und Forschung in den Handlungsfeldern bekannte Beispiele, die derzeit eine Art „Treiberfunktion“ zu Wohnen und Stadtentwicklung dafür, die Leistungsfähigkeit haben scheinen. Dies kann durchaus als eine Chance gese- hen werden, die es zu nutzen gilt. Die Kommunen müssen der Kommunen, eine vielfältige Bürgergesellschaft und die vor diesem Hintergrund allerdings möglichst rasch aus der lokale Demokratie zu stärken. Position des „re-agierens“ wieder in die Rolle der Gestalter Die Entwicklung des Verbandes sowohl in den Zielen als kommen. Der vhw mit seinen zahlreichen Fortbildungsan- auch in der konkreten Arbeit spiegelt den vielfachen gesell- geboten und seinen umfangreichen Forschungsaktivitäten schaftlichen und sozialen Wandel sowie die ökonomischen ist da ein wichtiger Partner. Und ich bin sicher: Der Verband oder technischen Entwicklungen wider. Dabei ist jedoch wird sich wie in der Vergangenheit diesen Herausforderun- die „DNA“ des vhw auch im 21. Jahrhundert unverändert gen stellen und aktiv zu ihrer Bewältigung beitragen. geblieben. Zu ihr gehören die Ziele der sozialen und ge- Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre der vorliegen- sellschaftlichen Teilhabe, des sozialen Ausgleichs und der den Ausgabe. Stärkung des Gemeinwohls, die sich ganz im Einklang mit den Zielen der Neuen Leipzig Charta von 2020 befinden. Nach 75 Jahren kann deshalb durchaus gleichzeitig von „Kontinuität und Wandel“ in der Entwicklung des vhw ge- sprochen werden. Ausgerechnet im 75. Jahr des Verbandsbestehens tauchte Dr. Peter Kurz mit der Coronapandemie jedoch eine in ihrem Ausmaß und Oberbürgermeister der Stadt Mannheim und Verbands- in ihren potenziellen Wirkungen bis dahin unbekannte He- ratsvorsitzender des vhw rausforderung auf. Sowohl der Vorstand als auch die Mit- vhw FWS 5 / September–Oktober 2021 225
Ingo Christian Hartmann Wohngeld – Leitfaden 2021 Die Schwerpunkte der Wohngeldentscheidung NEU: 12. Auflage, Umfang: ca. 550 Seiten DIN A5, broschiert Einzelpreis: 47,50 Euro zzgl. Versandkosten ISBN: 978-3-87941-807-7 Erscheinungsdatum: Januar 2021 Das Standardwerk für die Wohngeldentscheidung VII. Datenabgleich und Datenschutz Der bei allen Wohngeldbehörden eingeführte, bewährte VIII. Bewilligungszeitraum Leitfaden zum Wohngeld erscheint im Januar 2021 in der IX. Minderung des Wohngeldes zwölften Auflage und erläutert das Wohngeldrecht umfas- send. Das Grundrentengesetz und das Wohngeld-CO2-Be- X. Aufhebung und Berichtigung des Wohngeldbescheides, preisungsentlastungsgesetz führen ab 2021 zu einer Än- Erstattung zu Unrecht geleisteten Wohngeldes derung des Wohngeldgesetzes; 2020 sind überdies diverse XI. Erstattung zwischen den Leistungsträgern Änderungen – auch der Wohngeldverordnung – zu verzeich- nen. XII. Überleitungsrecht 2020/2021 Sämtliche Rechtsänderungen – auch im übrigen Recht – XIII. Einkommenskatalog sind im Leitfaden berücksichtigt. Ausführlich werden Inhalt XIV. Wohngeldgesetz 2021 und Konsequenzen der neuen Vorschriften behandelt. Wei- ter ausgebaut sind u. a. die Einkommensermittlung, Fragen XV. Wohngeldverordnung 2021 der Minderung, Aufhebung und Erstattung sowie die aktu- XVI. Einkommensteuergesetz 2021 ellen Vollzugsfragen. Eingehend verarbeitet sind insbeson- dere das neue Überleitungsrecht, die aktuelle Rechtspre- chung und die Erlasslage. Weiter ausgebaut und vertieft ist Wohngeld – Leitfaden 2021 der Einkommenskatalog. Einzelpreis: 47,50 Euro zzgl. Versandkosten Der Leitfaden behandelt damit alle wichtigen Arbeitsvor- Bestellung Fax 0228/725 99-59 gänge der Wohngeldpraxis von der Antragsannahme und vhw-Verlag Einkommensermittlung über die Bewilligung oder Ver- Dienstleistung GmbH sagung bis zur Aufhebung des Wohngeldbescheids und Hinter Hoben 149 zur Erstattung. Zahlreiche Beispiele erleichtern die Arbeit 53129 Bonn ebenso wie der Einkommenskatalog und ein umfassendes Stichwortverzeichnis, das die Nutzer des Fachbuchs zu ih- ren speziellen Fragen führt. Die ausführlichen Erläuterun- gen bieten damit allen mit dem Wohngeld Befassten eine fundierte Orientierung für die tägliche Arbeit. Inhaltliche Schwerpunkte I. Einkommensermittlung II. Schätzung des Einkommens, Versagung des Wohngeldes und Ablehnung des Wohngeldantrages III. Missbräuchliche Inanspruchnahme des Wohngeldes IV. Haushaltsmitglieder, Verantwortungs- und Einstehensgemeinschaft V. Wohngeld für Heimbewohner VI. Wohngeld im Transferleistungsfall
Kommunikation Ein Plädoyer für die datenbasierte Stadtentwicklung Stephanie Niehoff Vernetzt und nachhaltig smart: ein Plädoyer für die datenbasierte Stadtentwicklung Überschwemmungen, Hitzerekorde, Waldbrände in Deutschland, Europa und weltweit. Die mit dem Klimawandel ein- hergehenden Wetterextreme zeigen sich öfter und heftiger – und stellen gerade für die Stadtentwicklung eine enorme Herausforderung dar. Wie können die Städte weiter Lebensqualität bieten, wenn die Temperaturen 45 ° Celsius über- steigen, Wasserressourcen schwinden, gemäßigter Niederschlag ausbleibt und stattdessen Starkregen auftritt? Was können die Städte dazu beitragen, um zumindest die weitere Verschärfung des Klimawandels aufzuhalten, aber auch bereits bestehende Herausforderungen, wie Wohnungsknappheit und Platzmangel, zu lösen? Und inwiefern können Daten hier überhaupt helfen? Komplexe Herausforderungen benötigen Armutsbekämpfung, sozialen Zusammenhalt und nicht zu- letzt die wirksame Pandemiebekämpfung anspricht: Die zusammenhängende Lösungen Herausforderungen sind enorm und die Zusammenhänge Klar ist, dass hier nicht einzelne Sektoren der Stadtent- komplex. Entsprechend muss es eine vernetzte Zielsetzung wicklung und -verwaltung gefragt sind, sondern es darum und Herangehensweise geben, die die jeweiligen sektoralen gehen muss, alle Bereiche sinnvoll zusammenzubringen: Teillösungen und ihre Auswirkungen berücksichtigen und Um Hitzeperioden und Starkregen zu begegnen, werden auf der Umsetzung über Sektorengrenzen hinweg liegen. temperatursenkende Grünflächen und Stadtbäume be- sonders wichtig – hier werden ressourcenschonende Be- wässerungsmethoden und Schwammkapazitäten benötigt. Gleichzeitig müssen in diesem Zusammenhang Flächen entsiegelt werden. Schon sind wir bei der sozialen Platzver- teilung in Städten und damit mitten in der Mobilitätswende: Anstatt dem MIV (mobilen Individualverkehr) ständig mehr Platz zur Verfügung zu stellen, müssen alternative Mobili- tätsformen gezielt gefördert werden. Auch hier ist die Stadtentwicklung gefragt: Je kürzer die Strecken werden, die Menschen zurücklegen müssen, um zu ihren Kitas, Schulen, Arbeitsplätzen, Einkaufsmöglich- keiten, Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen zu kommen, aber auch um Parks, Sportstätten, kulturelle Einrichtun- gen und soziale Treffpunkte zu erreichen, desto mehr Wege können alle Bürgerinnen und Bürger zu Fuß, per Fahrrad Abb. 1: Ob Parkingapps oder Energiespeicherkapazitäten durch E-Autos: Die Mobilitätswende gelingt datenbasiert besser. (Foto: Michael Fousert – oder mit Shared-Mobility-Fahrzeugen, wie elektrisch be- unsplash) triebenen Scootern oder Lastenfahrrädern, zurücklegen. Gleichzeitig bedingt die Entwicklung zu mehr E-Mobilität Digitalisierung ohne Datensilos die Notwendigkeit von belastbarer Ladeinfrastruktur, die Um die Städte in diesem Sinne voranbringen zu können, die Erzeugungspeaks und -senken der erneuerbaren Ener- müssen rasch Lösungen gefunden werden. Deshalb ist es gieträger beachtet und die Speicherkapazitäten, beispiels- unabdingbar, Daten auch für die Stadtentwicklung in viel weise von E-Autos, miteinbezieht. Sogenannte „Smart umfassenderem Maße zu nutzen, als es bisher getan wird. Grids“ wiederum stehen in direktem Zusammenhang mit Denn auch wenn das Schlagwort „Digitalisierung“ schon effektivem Energiemanagement insbesondere in kommu- lange als Megatrend in aller Munde ist, hat nicht zuletzt die nalen Gebäuden. Coronapandemie gezeigt, dass die Digitalisierung – verstan- Wie schon dieser kurze Abriss zeigt, der noch nicht ein- den als reine Nutzung von digitalen statt analogen Medien mal wichtige städtische Themen wie Wohnraummangel, und Archiven – in weiten Bereichen des öffentlichen Lebens vhw FWS 5 / September–Oktober 2021 227
Kommunikation Ein Plädoyer für die datenbasierte Stadtentwicklung noch in den Kinderschuhen steckt. Dokumente werden per durchschnittliche Temperatur. Dadurch wird eine Brandge- Fax verschickt, Fahrgastzahlen des ÖPNV beruhen teilweise fahrenmeldung getriggert. Die zuständige Feuerwehr erhält auf händisch ausgeführten Zählungen mit entsprechenden die Information, verifiziert sie und macht sich auf zum Ein- Hochrechnungen, große Infrastrukturprojekte, die in den satzort – dies muss offensichtlich sehr schnell passieren. neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts noch mit Milli- Fließen diese Daten in eine urbane Datenplattform, kann meterpapier geplant wurden, werden dreißig Jahre später die Meldung nach Bestätigung durch die Feuerwehr direkt vollendet, ohne dass BIM (Building Information Modeling) an betroffene Bewohner kommuniziert werden, gemein- eine besondere Rolle spielt. sam mit einem Evakuierungsplan, der ihnen geeignete, für Doch die Zeit drängt: Angesichts der oben beschriebenen die Rettungskräfte ungefährliche Sammelplätze anzeigt. Herausforderungen wäre es fatal, würde nun erst einmal Gleichzeitig geht die Meldung direkt auch an den Verkehrs- jede Institution, jede Abteilung und auch geografisch jede leitrechner. Dieser steuert über eine komplexe Ereignisver- Region für sich digitalisiert werden, ohne darauf zu ach- arbeitung die Lichtsignalanlagen so, dass der Verkehrsfluss ten, welcher Nutzen mit den Daten erreicht werden soll. für den Feuerwehreinsatz umgeleitet werden kann. Parallel Stattdessen muss bereits jetzt die Vernetzung mit anderen könnten je nach Verkehrsmodi viele betroffene Verkehrs- Sektoren mitgedacht werden. Denn auch in Institutionen, in teilnehmende eine Meldung in ihr Navigationssystem, auf denen bereits selbstverständlich digital gearbeitet wird und ihre Radwegeapp oder auf die App des öffentlichen Perso- analoge Archive erfolgreich digital transformiert wurden, nennahverkehrs (ÖPNV) erhalten, inklusive eines Re-Rou- gibt es oftmals sogenannte Datensilos: Daten werden zwar tings-Algorithmus, der den Betroffenen Mobilitätsalterna- gesammelt, können aber nur abteilungsintern eingesehen tiven vorschlägt. werden – gegebenenfalls aus banalen technischen Gründen wie fehlenden Administratorrechten. Dabei entwickelt die Es könnte des Weiteren über eine künstliche Intelligenz Informationstechnologie gerade an den Stellen ihre Wirk- nachgedacht werden, die in der Lage ist, die Situation zu samkeit, an denen unterschiedliche Daten kombiniert und beurteilen und auch dem städtischen Krankenhaus und wortwörtlich verrechnet werden. der Polizei eine Gefahrenprognose kommuniziert. Anwen- dungen dieser Art stellen die Datennutzung sinnvoll in den Dienst der Menschen, der Bürgerinnen und Bürger unserer Kommunen. Gleichzeitig sparen sie Personal und verrin- gern die Gefahr von „Reibungsverlusten“ aufgrund zu vieler Akteure, die ansonsten „per Hand“ nach einem bestimmten Schema benachrichtigt werden müssten. Einbeziehung der Privatwirtschaft Um komplexe Entwicklungen in Form von Szenarien pla- nen, die Auswirkung von Maßnahmen simulieren zu können und damit – durchaus auch über direkte digitale Beteili- gungsmöglichkeiten – mehr Akzeptanz auf Seiten der Bür- gerinnen und Bürger zu erreichen, bietet sich im Bestfall die Schaffung eines digitalen Stadtzwillings an. Der digitale Zwilling erlaubt die Kopplung von virtueller und realer Welt. Abb. 2: Intelligent vernetzte Verkehrsleitsysteme führen zu besserem Ver- kehrsfluss (Foto: David Günter – unsplash) Das heißt, er ermöglicht die Überwachung und Wirkungs- analyse von (Echtzeit-)Daten, zum Beispiel das Zusammen- Vernetzte Daten für nachhaltig smarte spiel von Energieeinspeisung, Stromverbrauch und Mobi- Kommunen litätsdaten bei E-Fahrzeugen im Sinne eines Smart Grids, das zu erheblicher Ressourceneinsparung beim Energie- Wenn dies geschieht, wenn Daten – im Idealfall Echtzeit- management kommunaler Gebäude führen kann – und an- daten – aus unterschiedlichen Quellen herangezogen wer- gesichts des Desiderats eines vollständigen Umstiegs auf den, um Dienste für die Bürgerinnen und Bürger zielge- erneuerbare Energien benötigt werden wird. nauer anbieten zu können, entwickelt die Kommune sich smart – nachhaltig smart, wenn sie die internationalen Gerade bei diesem Beispiel wird offensichtlich, wie wichtig Nachhaltigkeitskriterien dabei berücksichtigt. Dazu ein fik- für eine nachhaltig smarte Stadt nicht nur die Vernetzung tives Beispiel einer vernetzten Smart-City-Anwendung, die von Daten, sondern auch die Verbindung von verschiedenen Umwelt-, Sicherheits-, und Verkehrsdaten nutzt: Ein intel- Akteuren in der Stadt ist. Denn auch wenn die öffentliche ligentes Gebäudeüberwachungssystem entdeckt eine über- Hand über einen großen Anteil von urbanen Daten verfügt, 228 vhw FWS 5 / September–Oktober 2021
Kommunikation Ein Plädoyer für die datenbasierte Stadtentwicklung In einer Datenplattform, wie sie das Daten-Kompetenz- zentrum Städte & Regionen GmbH (DKSR) bietet, ist die Anbindung von verschiedensten Datenquellen möglich: Es können privatwirtschaftliche ebenso wie öffentliche Daten verwendet werden. Um die Datensilos verschiedener Sen- sorplattformen und kommunaler Managementsysteme spezifischer Fachdomänen aufzubrechen, bietet die Platt- form eine Connectortechnologie, die heterogene Daten- quellen aus allen kommunalen Sektoren anbinden kann und diese anschließend homogenisiert. Letztendlich bietet die offene urbane Datenplattform von DKSR einen vollstän- dig integrierten Zugang zu urbanen Sensordaten aus den unterschiedlichen städtischen Domänen und kombiniert diese mit den bereits vorhandenen Datenquellen. So kön- nen die vielfältigen Datenquellen einer Stadt vereint werden Abb. 3: Datenbasiertes Energiemanagement ist der Schlüssel für die Ener- und als Basis für smarte Anwendungen dienen. giewende und die Einhaltung der Klimaziele. (Foto: Mika Baumeister – un- splash) geben beispielsweise Daten von E-Fahrzeugen, die auch Datenschutz und Datensouveränität privat betrieben werden, Aufschluss darüber, wann diese Dass hierbei der Datenschutz auch jedes und jeder Einzel- bewegt werden – oder wann sie als (Zwischen-)Speicher für nen beachtet wird, ist der Anspruch von Datensouveränität. Strom in einem smarten Netz fungieren können. Gehen wir Denn obwohl die Bürgerinnen und Bürger in vielen Fällen davon aus, dass der Anteil von batteriestarken E-Fahrzeu- freiwillig einen großen Anteil ihrer Daten privaten Techno- gen in den nächsten Jahren stark zunehmen wird, so stellen logieunternehmen zur Verfügung stellen, entsteht schnell diese Daten einen äußerst wichtigen Faktor für das gesam- großes Misstrauen, wenn die Daten einem staatlichen Ak- te Energie- und Mobilitätsmanagement dar. Entsprechend teur zur Verfügung gestellt werden sollen. Diesem – mit müssen die datenliefernden Unternehmen mit in die Um- Blick auf den Umgang mit Privatdaten beispielsweise durch setzung und möglichst auch in die Planung von Smart-Ci- den chinesischen Staat durchaus gerechtfertigten – Miss- ty-Anwendungen aufgenommen werden. Hier bieten sich trauen kann und muss über zwei Stränge begegnet werden: neue Möglichkeiten für öffentlich private Partnerschaften ■ Die Verwendung des sogenannten IDS-Dataspace-Kon- (ÖPP), die für die beteiligten Geschäftspartnerinnen und nektors: Dieser garantiert Datensouveränität ganz kon- Geschäftspartner, aber auch die Gesellschaft insgesamt kret, denn hier definiert der oder die Datenbereitstel- gewinnbringend sind. lende, wer die Daten nutzt, wofür und wie sie genutzt werden, und wer sie sehen kann. Dahinter steht die International Data Spaces Association (IDSA) mit ihrer eigens entwickelten IDS-Architektur mit der Zielsetzung eines sicheren Datenraums: Daten können damit sicher ausgetauscht und für den vereinbarten Einsatzzweck beschränkt werden. ■ Eine breit angelegte Auf- klärungskampagne und Transparenz seitens der öf- fentlichen Akteure, sodass klar gezeigt wird, welche Daten wie und wo zum Ein- satz kommen. Abb. 4: Die offene urbane Datenplattform von DKSR als Basisinfrastruktur einer nachhaltig smarten Stadt (Grafik: DKSR) vhw FWS 5 / September–Oktober 2021 229
Kommunikation Ein Plädoyer für die datenbasierte Stadtentwicklung In Open-Source-Infrastruktur investieren nen, ist natürlich der direkte Austausch zwischen den Städten und Regionen notwendig. Auch hier unterstützt DKSR durch Nach schlechten Erfahrungen einiger Städte mit Blick auf die zusammen mit der Fraunhofer „Morgenstadt Initiative" be- Herstellereinschluss – dem sogenannten Vendor Lock-in – triebene Urban Data Community: In dieser Gemeinschaft von und Datenmissbrauch ist das Misstrauen gerade gegenüber Städten werden konkrete Anwendungsfälle erarbeitet und in den Technikkonzernen groß. Um nachhaltig smarte Anwen- Einzelkommunen als Pilotprojekt umgesetzt, um sie danach dungen dieser Art zu erreichen, müssen die Kommunen auch anderen Kommunen und kommunalen Unternehmen vorab grundlegende Aspekte klären: entsprechend günstiger zur Verfügung zu stellen. Aufgrund ■ Transparente Datenstrategie: Fundamentale Rahmen- dieser Synergieeffekte erreichen auch ressourcenschwache bedingungen in Form einer Datenstrategie, Data Go- Kommunen rasche und ressourcenschonende Umsetzungs- vernance und eines koordinierten Datenmanagements möglichkeiten für Smart-City-Anwendungen. unter Beachtung von ethischen Grundsätzen, wie Daten- sicherheit und Datensouveränität, müssen bereits im Vorfeld geklärt und mit den städtischen Akteuren unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft auf den Weg gebracht werden. ■ Ehrliche Kosten-Nutzen-Analyse: Der Schritt von Fax- geräten zur urbanen Datenplattform, von Telefonketten zur nachhaltig vernetzten Stadt ist enorm. Entsprechend müssen umfassende Anfangsinvestitionen in die Infra- struktur getätigt werden. Doch jede ehrliche Kosten- Nutzen-Analyse wird zeigen, dass sich diese Investitio- nen lohnen. Dies gilt insbesondere, wenn Aspekte wie Interoperabilität und Offenheit berücksichtigt werden, die nachfolgende Kosten, zum Beispiel durch Vendor Lock-in, vermeiden. Open-Source-Plattformen, wie die von DKSR angebotene Abb. 5: Nachhaltig smarte Städte: datenbasiert – menschzentriert (Foto: Tommy Krombacher – unsplash) offene urbane Plattform (OUP), lösen die Frage des Vendor Lock-ins dadurch, dass die Plattform als Open-Source-Tech- Datenbasiert – menschzentriert nologie zur Verfügung gestellt wird. Diese garantiert Inter- operabilität für sämtliche Anwendungen. Das bedeutet, dass Es wäre fahrlässig, zu glauben, die aktuellen Herausforde- die Städte bzw. Stadtwerke sich jederzeit für neue Unter- rungen für unsere Kommunen könnten allein durch die Digi- nehmen entscheiden können, die datenbasierte Lösungen in talisierung bewältigt werden. Digitalisierung ist kein Selbst- den vielen Bereichen der Smart City anbieten – und damit die zweck. Geht sie allerdings einher mit einem sektoren- und beste und durchaus auch günstigste Lösung finden. akteursübergreifenden Schulterschluss, mit dem gemeinsa- men Willen von Stadtverwaltungen, von öffentlichen Unter- nehmen, wie den Stadtwerken sowie von Wohnungsbauge- Skalierbarkeit und Synergieeffekte sellschaften und privaten Unternehmen, und wird sie den Weitere Kosteneinsparungen gelingen durch die Skalierung Bürgerinnen und Bürgern partizipativ vermittelt, so liegt in datenbasierter Lösungen. Während bisher noch einzelne Pi- der auf Datennutzung basierenden Stadtentwicklung die gro- lotprojekte von insbesondere großen Städten überwiegen, ße und vielleicht auch einzige Chance für ein besseres Zu- die oftmals auf einen Technologiehersteller reduziert sind, sammenleben. Die technologischen Voraussetzungen sind muss es nun darum gehen, Städte flächendeckend smart zu durch Open-Source-Plattformen und Referenzarchitekturen entwickeln. Eine wachsende Community, die auf die gleiche wie IDS und Gaia-X vorhanden. Es gilt, diese Chance nun flä- offene, interoperable Dateninfrastruktur zugreift, ist in der chendeckend zu nutzen: für eine nachhaltig smarte Entwick- Lage, Lösungen gemeinsam zu entwickeln und voneinander lung – datenbasiert, aber menschzentriert. zu übernehmen. Deshalb nutzt DKSR den von der Nichtre- gierungsorganisation FIWARE entwickelten Context Broker. Dr. Stephanie Niehoff Der hier geschaffene Datenstandard ermöglicht eine einfa- Leiterin Kommunikation, Daten-Kompetenz- che Übertragung von datenbasierten Anwendungen und Lö- zentrum Städte und Regionen DKSR GmbH, sungsmöglichkeiten von Kommune zu Kommune. Berlin Damit dieser Standard sowie Lösungen von einer an die andere Kommune mit geringem Aufwand weitergegeben werden kön- 230 vhw FWS 5 / September–Oktober 2021
Kommunikation Neue Attraktivität für Suburbia und ländliche Räume? Stefan Siedentop Das Internet, das Virus und die Stadt: Neue Attraktivität für Suburbia und ländliche Räume? Die Informationsgesellschaft ist eine Stadtgesellschaft. Was wie ein Widerspruch klingt, ist mit der spezifischen Wirkungsweise der Digitalisierung in Gesellschaft, Ökonomie und Raum zu erklären. Zwar erlauben digitale Werk- zeuge eine größere Standortungebundenheit und ein flexibleres aktionsräumliches Verhalten, sie substituieren aber physische Kontakte und Mobilitätsvorgänge nur in begrenztem Maße. Das erklärt, warum es ungeachtet des Siegeszuges digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zu einer anhaltenden Urbanisierung und weiter steigenden Verkehrsmengen kommt. In der digitalen Ära bewahrt die physische Nähe von Menschen ihre ökonomische Bedeutung. Allerdings könnte die Coronapandemie und der durch sie ausgelöste Schub in der Nutzung von IKT in der Arbeits-, Bildungs- und Freizeitwelt durchaus dezentralisierende Effekte entfalten. Ob insbesondere der Homeofficeboom einer verstärkten Abwanderung aus den Städten Vorschub leistet, bleibt abzuwarten. Während eine verstärkte Suburbanisierung als wahrscheinlich gelten kann, wird die Renaissance des ländlichen Raums als Wohnstandort ausbleiben. Informationsgesellschaft ist senschaften und Medientheorie ist das Schicksal der Stadt Stadtgesellschaft damit besiegelt. Insbesondere in den 1980er und 1990er Jahren blühten Phantasien über den „Cyberspace“, ein von Es kling wie ein Widerspruch: Niemals zuvor in der Ge- Computern erschaffenes Paralleluniversum, das sich von schichte der Menschheit waren die Kosten der Raum- der materiellen und leiblichen Welt des Körpers und der überwindung und Kommunikation geringer als heute, und Stadt mehr und mehr abkoppeln würde. Erwartet wurde niemals zuvor haben mehr Menschen in urban geprägten eine weitgehende „Dematerialisierung“ moderner Gesell- Gebieten gelebt (Rietveld/Vickerman 2004; Graham 2004). schaften (Negroponte 1995), in denen physische Mobilitäts- Die sogenannte Informationsgesellschaft ist eine Stadtge- erfordernisse mehr und mehr durch digitale Informations- sellschaft. Das digitale Zeitalter ist eines, das in ökonomi- scher, sozialer, kultureller und symbolischer Weise in nie ströme ersetzt werden („placeless space of flows“) (Castells gekanntem Ausmaß von Metropolen und Großstadtregionen 1991). Die „Stadt der Bits“ würde irgendwann die Oberhand dominiert wird (Graham 2004). über die „Stadt der Atome“ gewinnen (Kaba 1996). „The world is flat“ (Friedman 2005), von jedem beliebigen Ort Das zu Beginn des 21. Jahrhunderts erreichte Ausmaß der der Erde sei alles nur einen „Klick“ entfernt. Kurzum, IKT räumlichen Konzentration von Menschen und Wirtschafts- – so diese Stimmen – setzen die Restriktionen des Raums leistung ist wahrhaft verblüffend. So zeichnen die 100 größ- außer Kraft und entwerten damit auch eine Erfindung der ten Städte der Welt für mehr als 25 % der globalen Wirt- Menschheit, die der Minimierung der „Tyrannei der Distanz“ schaftsleistung verantwortlich. Der Großraum London hat dient: die Stadt. ein größeres Inlandsprodukt als Länder wie Schweden oder die Schweiz (World Bank 2009). In Deutschland finden sich Aber die Träume von Transzendenz, die Visionen von einer fast 60 % aller Arbeitsplätze in höher verdichteten Regio- „grenzenlosen“, „aräumlichen“ Welt und dem „Ende der nen, die nur gut 10 % der Fläche des Landes beanspruchen. Geografie” erwiesen sich als kurzsichtig oder gar falsch Warum erscheint das paradox? Weil die Entwicklung im- (ausführlich dazu Graham 2004). Heute – zwanzig bis drei- mer leistungsstärkerer digitaler Informations- und Kom- ßig Jahre später – wird anerkannt, dass die fortschreiten- munikationstechnologien (IKT) wiederholt Spekulationen de Urbanisierung und die immer stärkere Durchdringung über die abnehmende Bedeutung von physischer Nähe und des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens mit Zentralität genährt hat. Digitale Werkzeuge befreien Men- IKT auf das Engste miteinander verbundene Prozesse sind. schen von der Notwendigkeit, für die Ausübung einer Tä- Beides, die Urbanisierung und die elektronische Kommuni- tigkeit an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit kation, sind konstitutive Elemente der Globalisierung und zu sein (Mokhtarian 1990). Für nicht wenige Vertreterinnen Modernisierung, des ökonomischen und kulturellen Wan- und Vertreter der Futurologie, der Ökonomie, der Sozialwis- dels (Graham 2004). vhw FWS 5 / September–Oktober 2021 231
Kommunikation Neue Attraktivität für Suburbia und ländliche Räume? IKT und Agglomeration – Komplementarität Jenseits der Frage, wie elektronische Kommunikation die Standortwahl wissensintensiver Unternehmen beeinflusst, oder Substitution? konnte die Mobilitätsforschung zeigen, dass IKT physische Die Persistenz der ökonomischen und demografischen Ag- Mobilitätsbedürfnisse nicht verringern, sondern zum Teil glomeration hat mehrere Gründe: Auch in der digitalen Ära sogar verstärken (Banister/Stead 2004; Rietveld/Vickerman bleibt die persönliche Begegnung von Menschen eine Vor- 2004). Das Internet verbessert den Zugang zu Informationen aussetzung für den effektiven Transfer von nichtkodifizier- über „Möglichkeiten“ und hat auf diese Weise einen verstär- tem Wissen (Leamer/Storper 2014). Die Erleichterung von kenden Effekt insbesondere im Freizeitverkehr (ebd.). Es „Face-to-Face“-Interaktion durch räumliche Nähe ist des- erleichtert die Kontaktaufnahme zwischen Individuen, was halb eine weiterhin bedeutende agglomerative Kraft, para- zugleich mobilitätsverstärkend wirkt. So lässt sich zeigen, doxerweise gerade in den kommunikationsintensivsten In- dass neben der Alltagsmobilität auch die berufliche Mobilität dustrien wie der IT-Branche (Glaeser 1998; Castells 1991). („business travel“) in den vergangenen Jahrzehnten trotz im- Kemeny und Storper (2020) argumentieren in diesem Zu- mer leistungsfähigerer IKT stark zugenommen hat (Gaspar/ sammenhang, dass Prozesse interregionaler Ungleichheit Glaeser 1996). Ironischerweise sind es gerade IKT, die dieses durch „disruptive Technologieschocks“ angetrieben wer- Mehr an Raumüberwindung innerhalb eines kaum mitwach- den, wie die Elektrifizierung im 19. Jahrhundert (als soge- senden Verkehrsinfrastruktursystems ermöglichen. Der Zu- nannte zweite industrielle Revolution) oder die Entwicklung gang zu den Hubs des überregionalen und internationalen digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien Verkehrssystems, die sich fast ausschließlich in verdichteten (als dritte industrielle Revolution) in der Gegenwart. In der Regionen finden, bleibt daher ein relevanter Standortfaktor. Phase der Entwicklung und Durchsetzung solcher (Leit-) Auch wird darauf verwiesen, dass Metropolen und Großstadt- Technologien komme es zu einer besonders starken räum- regionen die Hotspots der digitalen Technologieentwicklung lichen Konzentration. Erst in der anschließenden Phase der bleiben. Das Internet hat eine eigene Räumlichkeit (Tranos/ technologischen Standardisierung und Diffusion könne eine Nijkamp 2013; Graham 2004) – seine Nutzung vermittelt Dekonzentration erwartet werden, da peripherere Räume relationale Nähe, aber der Zugang zum Netz zeigt starke durch Kostenvorteile (geringere Lohnniveaus und Boden- Disparitäten im physischen Raum. Neue IKT-Angebote (wie kosten) an Konkurrenzfähigkeit gewinnen (Abb. 1). derzeit die 5G-Technologie) finden sich zunächst in Zentren, Die enorme Geschwindigkeit, Komplexität und Risikohaftig- von wo aus sie räumlich diffundieren. Das bedeutet aber, keit der informationsbasierten Innovationsproduktion scheint dass urbane Zentren immanente Ausstattungs- und Kos- somit zunächst eine Konzentration in Städten zu erfordern – tenvorteile in der Nutzung der jeweils neuesten Generation Städte, die über die soziale Dichte, die innovativen Milieus, von „Premium“-IKT-Services genießen, was in der digitalen die Konsumwelten und kulturellen Angebote verfügen, die Ära nichts anderes als einen dauerhaften Wettbewerbsvor- wissensintensive Unternehmen und Wissensarbeiterinnen teil beinhaltet. Der ungleiche Zugang zum Breitbandnetz in und -arbeiter anziehend finden. Face-to-Face und virtuelle Deutschland veranschaulicht dies. Die Breitbandversorgung Kommunikation stehen daher eher in einem komplementä- mit Leistungsstärkten von > 100 Mbit/s lag 2019 in städti- ren als einem substitutiven Verhältnis zueinander (Craig et schen Räumen bei fast 93 %, in ländlichen Räumen dagegen al. 2016; Gaspar/Glaeser 1996; Glaeser 1998). nur bei knapp 50 %. Mit einem Standard von >1.000 Mbit/s sind etwa 48 % der städtischen Be- völkerung versorgt, aber nur 10 % der zweite industrielle Revolution dritte industrielle Revolution in ländlichen Räumen lebenden Men- schen (Heinrich-Böll-Stiftung 2020). interregionale Ungleichheit Dezentralisierende Effekte der Digitalisierung All das bedeutet jedoch nicht, IKT dezentralisierende Wirkungen ab- zusprechen, im Gegenteil: Die heute in der Wirtschaftswelt praktizierten Formen vertikaler und horizontaler 1860 1940 1980 heute Arbeitsteilung und die damit einher- gehenden Netzwerkstrukturen (was Abb. 1: Technologische Innovationszyklen und interregionale Ungleichheit (Kemeny/Storper 2020, mit einer globalmaßstäblichen Re- Übersetzung des Autors) organisation der Arbeit und Waren- 232 vhw FWS 5 / September–Oktober 2021
Kommunikation Neue Attraktivität für Suburbia und ländliche Räume? logistik verbunden ist) wären ohne digitale Kommunikation finanziellen und psychosozialen Belastungen durch das nicht vorstellbar (Leamer/Storper 2014; Castells 1990). IKT Entfallen täglich zurückzulegender Pendelwege könnte de- erlauben Metropolen und den hier ansässigen multinatio- zentrale Standorte attraktiver machen. Erwartet wird ferner, nalen Konzernen eine weitreichende Kontrolle der globalen dass die Wohnerfahrungen während der Pandemie zu einer Märkte (Sassen 1996). Die Auslagerung von bestimmten höheren Nachfrage nach größeren und besser ausgestatte- Routinetätigkeiten eines Unternehmens in suburbane und ten Wohnungen führen, die in verdichteten Stadtlagen aber ländliche Räume oder gar an Standorte in Übersee wird von kaum finanzierbar sind. Beides zusammen – verringerte einer Konzentration des höheren Managements in Metropo- Pendelbelastungen und veränderte Wohnpräferenzen – lässt len begleitet. Dezentralisierung und Zentralisierung gehen eine Aufwertung dezentraler Standorte nicht unplausibel in globalen ökonomischen Restrukturierungsprozessen erscheinen (Dolls/Mehles 2021; Moser et al. 2021). Immo- Hand in Hand (Castells 1991). bilienmarktexperten erwarten zudem weitere Attraktivitäts- gewinne von Wohnungen als Kapitalanlage, wenn sich große Im metropolitanen Maßstab war die seit den 1970er Jahren Immobilienmarktakteure von städtischen Einzelhandels- und beobachtbare Suburbanisierung der Arbeit – angetrieben Gewerbeimmobilien abwenden und in ihren Investitionsstra- durch kostendämpfende Standortverlagerungen aus zen- tegien noch stärker auf den Wohnungsmarkt fokussieren. tralen Stadtlagen in die suburbane Peripherie – an die Ver- Hier überlagern sich Coronaeffekte mit Trendentwicklungen, fügbarkeit von IKT gebunden. Auch lässt sich feststellen, die bereits vor der Pandemie beobachtbar waren (Abb. 2). dass – wie oben erwähnt – die Verkehrsströme heutiger po- Zu nennen sind insbesondere die Überhitzung der großstäd- lyzentrischer Metropolregionen, die kaum noch etwas mit tischen Immobilienmärkte als Folge einer knapp 20 Jahre dem althergebrachten Verständnis von „Stadt“ zu tun ha- anhaltenden Reurbanisierung sowie die strukturellen Leer- ben, ohne digitale Technologien nicht beherrschbar wären. stände in großstädtischen Büroimmobilienmärkten wie in IKT erlauben Haushalten, dezentralere Standorte zu wäh- Frankfurt am Main. len, ohne dabei Erreichbarkeitsnachteile in Kauf zu nehmen (Banister/Stead 2004). Erste Indizien für eine Einbremsung der Reurbanisierung lassen sich ausmachen. So haben Dolls und Mehles (2021) Das Internet ist somit sowohl Ergänzung als auch Substitut eine im Vergleich zu suburbanen oder ländlichen Regionen für die Konzentration von Menschen, Wissen und Kapital. Die signifikant höhere Umzugsbereitschaft in Großstädten fest- räumlichen Wirkungen einer IKT-vermittelten Dezentrali- gestellt und führen dies teilweise auf die Coronapandemie sierung erscheinen aber begrenzt. Es profitieren suburba- zurück. Rink et al. (2021) konnten aufzeigen, dass die Bevöl- ne Standorte mit guter Erreichbarkeit der urbanen Zentren. kerungsentwicklung in den 15 größten deutschen Städten Vorstellungen einer weitergehenden Einebnung von Zentra- im vergangenen Jahr mehrheitlich negativ ausfiel. Ursäch- litätsgefällen bleiben bislang ohne empirische Evidenz. Die lich dafür ist vor allem die stark verringerte internationale Relevanz neuerer Konzepte wie „digitale Dörfer“ (Berg et al. Zuwanderung, an der die Großstädte sonst in besonderem 2020) oder „urbane Dörfer“ (Berlin-Institut/Neuland21 2019), Maße partizipieren. Aber auch rückläufige Zuzugszahlen in denen der Zugang zum Netz eine tragende Rolle einnimmt, bei Auszubildenden, Studierenden und Berufseinsteigerin- lässt sich an dieser Stelle noch nicht seriös einschätzen. nen und -einsteigern könnten diesen Trend erklären. Noch ist aber vollkommen unklar, ob es sich dabei nur um eine kurzfristige Trendanomalie oder längerfristig wirksame Auswirkungen der Coronapandemie Entwicklungen handelt. Durchaus denkbar sind verstärkte Mit dem Einsetzen der Coronapandemie hat die Diskussion Zuwanderungen aus Süd- und Osteuropa in den kommen- über das Ausmaß von dezentralisierenden Effekten der Di- den Jahren, wenn die wirtschaftliche Erholung dort lang- gitalisierung neuen Schub erfahren. Im Mittelpunkt steht samer verläuft als in Deutschland. dabei die erzwungene Ausweitung des „Homeoffice“ (im Englischen als „remote working“, „teleworking“ oder „tele- Zugleich existieren weitere Bremseffekte in Bezug auf eine commuting“ bezeichnet). Die in den vergangenen Monaten coronabedingte Dezentralisierung. So sind die Homeoffice- gemachten überwiegend positiven Erfahrungen von Er- potenziale begrenzt (Irlacher/Koch 2021). Selbst in einer stark dienstleistungsgeprägten Ökonomie wie Deutschland werbstätigen und Unternehmen werden – so eine verbrei- wird lediglich ein Drittel der Arbeitsplätze als homeoffice- tete Position – eine dauerhafte Expansion des Arbeitens zu tauglich angesehen (OECD 2020). Höhere Kraftstoffkosten Hause und an dritten Orten nach sich ziehen. Dies wieder- in der Klimaschutzpolitik kompensieren die finanziellen um könnte Veränderungen des Wohnstandort- und Pendel- Entlastungen der Pendler zumindest partiell. Auch dürfte verhaltens der Erwerbstätigen zur Folge haben. es unstrittig sein, dass agglomerationsfördernde Fakto- Schon vor Corona konnten Studien zeigen, dass die Ermög- ren in der postpandemischen Welt wirksam sein werden. lichung von Homeoffice zu weniger, aber längeren Pendel- Ein breit gefächertes Konsum- und Kulturangebot, die Er- wegen führt (Banister/Stead 2004). Die Verringerung der fahrung kultureller Diversität und ein differenzierter Woh- vhw FWS 5 / September–Oktober 2021 233
Kommunikation Neue Attraktivität für Suburbia und ländliche Räume? kommunale Flächenangebotspolitik Veränderung von Wohnpräferenzen (Fläche, Ausstattung) Veränderung von Standortentscheidungen Wohnstandortpräferenzen zugunsten suburbaner („größer“, „ruhiger“, „grüner“) und ländlicher Gebiete Zuwachs des mobilen Arbeitens Überhitzung der großstädtischen Immobilienmärkte coronabeeinflusst relativer Attraktivitätsgewinn von Wohnungen als Kapitalanlage Abb. 2: Hypothetische Wirkungszusammenhänge auf den Wohnungsmärkten nungsmarkt machen große Städte weiterhin anziehend, der soziale Praktiken abrupt und fundamental verändert insbesondere für hochgebildete Arbeitskräfte und jüngere (Graham 2004). Ihre Wirksamkeit ist eher als evolutionär Menschen. Ein signifikanter Wanderungstrend zugunsten denn als revolutionär zu bezeichnen: Neue Informations- ländlicher Räume ist daher eher unwahrscheinlich. Das fin- und Kommunikationstechnologien überlagern sich in sub- det Bestätigung in den Daten von Dolls und Mehles (2021), tiler Weise mit bereits etablierten Technologien, ohne diese die im Rahmen ihrer Bevölkerungsbefragung kleinere Groß- notwendigerweise unmittelbar abzulösen. Sie wirken tief städte sowie suburbane Räume, weniger dagegen den länd- verwoben mit verfestigten sozialen und kulturellen Prakti- lichen Raum, als präferierte Zielgebiete der umzugswilli- ken (Banister/Stead 2004). Das bedeutet, dass technologi- gen Großstadtbevölkerung ausgemacht haben. Plausibel sche Wirkungen im Raum möglicherweise erst zeitversetzt erscheint somit eine verstärkte, räumlich weiter ausgrei- eintreten. Für die vergleichsweise träge bauliche Physis fende Suburbanisierung. Auch könnten mittlere Großstädte und ihre infrastrukturellen Pfadabhängigkeiten gilt dies in und Regiopolen von Zuzügen aus den Metropolen profitie- besonderem Maße. Einige Autoren verweisen in diesem Zu- ren. All dies bedarf einer raumordnungs- und stadtentwick- sammenhang auch auf einen anhaltenden technologischen lungspolitischen Flankierung, um eine ungesteuerte, mit Entwicklungs- und Reifungsprozess und warnen vor voreili- massiven Folgekosten verbundene Siedlungsentwicklung gen Schlussfolgerungen. Das volle Dezentralisierungspo- zu vermeiden, wie sie zuletzt in den 1990er Jahren zu be- tenzial des Internets könnte möglicherweise erst in einigen obachten war. Jahrzehnten wirksam werden (ebd.). Mit dem heutigen Kenntnisstand lässt sich schlussfolgern, Fazit und Ausblick dass es auf den Maßstab ankommt: Während auf einer Die dezentralisierenden Effekte der Digitalisierung sind überregionalen Ebene eher von anhaltenden Konzentra- seit Langem Gegenstand einer kontroversen wissenschaft- tionsprozessen zugunsten urban geprägter Regionen aus- lichen Debatte. Die Komplexität dieser Fragestellung ist zugehen ist, könnten IKT auf der regionalen Ebene den enorm, denn räumliche Wirkungen des Internets sind nicht Trend zur Dezentralisierung und Dispersion verstärken. direkt beobachtbar und treten nicht unabhängig von ande- Polyzentrische Metropolregionen und megaurbane Kor- ren potenziell raumwirksamen Faktoren auf (Audirac 2005). ridore, die das Ergebnis neuerer Urbanisierungsprozesse IKT treffen nicht „von außen“ auf die Gesellschaft; sie wir- des Planeten und durch äußerst komplexe funktionale Ver- ken nicht in einem deterministischen Sinne als „Schock“, flechtungen geprägt sind, wären ohne leistungsfähige IKT 234 vhw FWS 5 / September–Oktober 2021
Kommunikation Neue Attraktivität für Suburbia und ländliche Räume? und insbesondere das Internet nicht vorstellbar. Ob die Co- Glaeser, E. L. (1998): Are Cities Dying? Journal of Economic Perspectives, 12(2), S. 139–160. ronapandemie diesbezüglich katalytisch wirkt, bleibt abzu- Graham, S. (2004): Introduction: From Dreams of Transcendence to the Re- warten. Die Raumordnungs- und Stadtentwicklungspolitik mediation of Urban Life. In S. Graham (Ed.): The Cybercities Reader, S. 1–29. sollte auf eine solche Entwicklung in jedem Fall strategisch New York: Routledge. vorbereitet sein. Heinrich-Böll-Stiftung. (2020): Infrastrukturatlas 2020. Daten und Fakten über öffentliche Räume und Netze. Berlin. Irlacher, M./Koch, M. (2021): Working From Home, Wages, and Regional In- Prof. Dr. Stefan Siedentop equality in the Light of COVID-19. Journal of Economics and Statistics, 241(3), Wissenschaftlicher Direktor des ILS – Institut S. 373–404. für Landes- und Stadtentwicklungsforschung, Kaba, S. 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Wir verlieren mit ihm nicht nur einen Auch als Wohnungsbaukoordinator der Hansestadt und wichtigen Wegbegleiter mit einer klaren und sozialen später als Staatsrat der Behörde für Stadtentwicklung Haltung, sondern einen wertvollen Menschen. und Umwelt brachte er aktiv seine Erfahrungen in die vhw – Bundesverband für Wohnen Verbandsarbeit des vhw ein. 2009 wurde Michael Sachs und Stadtentwicklung e. V. Mitglied des vhw-Kuratoriums und ab 2012 in den Ver- bandsrat gewählt, dessen stellvertretender Vorsitzender Dr. Peter Kurz Prof. Dr. Jürgen Aring er in der Folge wurde. Sein Schwerpunkt war die Woh- Verbandsratsvorsitzender Vorstand nungspolitik, die er als zentralen Teil gesellschaftspoli- vhw FWS 5 / September–Oktober 2021 235
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