Digitalisierungsbarometer Die Immobilienbranche im digitalen Wandel

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Digitalisierungsbarometer Die Immobilienbranche im digitalen Wandel
Digitalisierungsbarometer
Die Immobilienbranche
im digitalen Wandel
Markus Schmidiger (Hrsg.)
Digitalisierungsbarometer Die Immobilienbranche im digitalen Wandel
Impressum:

Herausgegeben von
Markus Schmidiger

Copyright
©2016 Verlag IFZ – Hochschule Luzern

Verlag:
Verlag IFZ – Hochschule Luzern
Grafenauweg 10
Postfach 7344
CH-6301 Zug
www.hslu.ch/ifz
                                            Digitalisierungsbarometer
Gestaltung: Jeannette Zeuner, BookDesigns   Die Immobilienbranche
Druck: Druckerei Odermatt AG
ISBN: 978-3-906488-53-0                     im digitalen Wandel

Platin-Partner:
                                            Markus Schmidiger (Hrsg.)

Gold-Partner:

                                            Schriften aus dem Institut für Finanzdienstleistungen IFZ Zug
                                            Band 33
                                            Verlag IFZ - Hochschule Luzern
Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort                                                            9

2. Die Immobilienbranche vor einschneidenden Veränderungen           15
     Markus Schmidiger – Hochschule Luzern

TEIL 1: Empirische Erhebung                                          31

3. Digitalisierungsbarometer Schweiz                                 33
     Markus Schmidiger, Patrick Köchli – Hochschule Luzern

     3.1   Untersuchungsdesign                                       35
     3.2   Wie die Branche die Digitalisierung wahrnimmt             38
     3.3   Wie sich die Märkte verändern                             50
     3.4   Wie sich die Geschäftsmodelle verändern                   67
     3.5   Was „Digital Leaders“ auszeichnet                         87
     3.6   Fazit                                                     98

TEIL 2: Fachbeiträge und Case Studies                               105

2-1: Auswirkungen auf Märkte, Organisationen und Geschäftsmodelle   107

4.   „Digital Leaders“ – Strategische Erfolgsprinzipien             115
     im digitalen Zeitalter
     Markus Schmidiger, Sonja Züger – Hochschule Luzern

5.   Trendlandkarte Real Estate                                     131
     Karlheinz Steinmüller – Z_punkt

6.   Zukunftsbilder als strategische Leitlinien                     141
     Karlheinz Steinmüller – Z_punkt

                                                                          5
Digitalisierungsbarometer       Inhaltsverzeichnis

    7.   Tourismus als Role-Model für die digitale Transformation                      149   20. Digital leben in Siedlungen und Quartieren                           303
         der Immobilienbranche?                                                                  Brigitte Moser, Stefan Zanetti – Qipp AG
         Andreas Liebrich – Hochschule Luzern                                                21. Disruptive Geschäftsmodelle: Case Study Immobilienvermittlung        321
    8.   Digitale Transformation von Dienstleistungsunternehmen                        163       Nils T. Kohle – Prantos
         Roman Lenz – Crystal Partners

    9.   Drei Handlungsebenen für den digitalen Erfolg                                 173   2-3: Auswirkungen auf Produkte und Services                              331
         Pierre-Luc Marilley – Swisscom Enterprise Solutions

    10. Unternehmen im digitalen Wandel                                                181   22. Sharing Economy und Immobilienbranche                                337
         Peter Scherer – Amstein + Walthert                                                      Markus Schmidiger, Sonja Züger – Hochschule Luzern

    11. Erfolgreiche kooperative Zusammenarbeit                                        187   23. Der Bewirtschaftungsprozess der Zukunft                              355
         Ivo Lenherr, Claus Nesensohn – Bauen Digital Schweiz                                    Lara Azzaro, Mario Haller – Garaio

    12. The changing role of the profession                                            195   24. Smart Wincasa: Wie ein Immobilien-Dienstleister Mehrwert generiert   365
                                                                                                 und Produktinnovationen vorantreibt
         Dan Cook – RICS
                                                                                                 Alexandra Bay – Wincasa

                                                                                             25. Big Data – Möglichkeiten und Grenzen aus Plattformen und Internet    377
    2-2: Marketing und Verkauf in einer digitalen Welt                                 205       am Beispiel von Immobiliennachfragedaten
                                                                                                 Dieter Marmet – Realmatch 360
    13. Wie Marketing und Verkauf in einer digitalen Welt funktionieren                211   26. The Future of Work & The Biomimetic Office                           385
         Nils Hafner – Hochschule Luzern                                                         Ralf Bellm – Hochtief Development

    14. Such- und Entscheidungsverhalten von Immobilienkäufern                         227   27. Wohnungen für Digital Natives                                        399
         Markus Schmidiger, Denis Bieri – Hochschule Luzern                                      Christian Kraft – Implenia

    15. Vorsprung in der Immobilienvermarktung und –bewirtschaftung                    245   28. Autorenportraits                                                     411
        dank digitaler Lösungen
         Martin Waeber – ImmoScout24
                                                                                             29. Partner                                                              429
    16. 12 Jahre Facebook: Ein Rück- und Ausblick für die Immobilienvermarktung        253
         Daniel Hediger, Elisabeth Meier – immodea

    17. Kundenbindung im Immobilienmanagement – Nicht für jeden relevant               269
         Nils Hafner – Hochschule Luzern

    18. Immobilienvermarktung mit Virtual Reality – Case Studies aus der Praxis        281
         Monika Codourey, Reto Hafner – offconsult

    19. Immobilienvermarktung: Online macht offline (noch) nicht überflüssig           295
         Jacques Hamers – Halter AG

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1
Vorwort
1 Vorwort                                                                                        1

Das Digitalisierungsbarometer ermittelt, wie     Das Thema „Digitalisierung“ ist zur Zeit      konkreten Umsetzung enorme Unter-
                                                 in der Immobilienbranche allgegenwär-         schiede zu beobachten. Durchgehend
die wichtigsten Akteure der Immobilienwirt-      tig. Unzählige Publikationen, Seminare        kann allerdings festgestellt werden, dass
                                                 und Konferenzen finden zum Thema statt.       Unternehmen, die sich proaktiv mit dem
schaft die Digitalisierung wahrnehmen und da-    Viele Mitarbeiter und Führungskräfte sind     Thema auseinandersetzen auch am Markt
mit umgehen. Case Studies und Fachbeiträge       verunsichert: Praktisch alle haben erkannt,
                                                 dass aufgrund der technologischen Ver-
                                                                                               grössere Erfolge verbuchen können.

zeigen, wie sich das geänderte Kundenverhalten   änderungen umwälzende Entwicklungen           Die bei Akteuren der Immobilienbranche
                                                 bevorstehen, aber nur wenige haben bereits    durchgeführte Befragung wird ergänzt mit
auf die Branche auswirkt und wie erfolgreich     eine Idee, wohin die Reise gehen könnte       Case Studies und Aufsätzen aus der For-

damit umgegangen werden kann.                    oder eine Strategie, wie sie mit den an-
                                                 stehenden Herausforderungen umgehen
                                                                                               schung und der Praxis. Dieser zweite Teil
                                                                                               der Arbeit konzentriert sich in der vorlie-
                                                 wollen.                                       genden Ausgabe auf die Frage, wie sich
                                                                                               das Verhalten von Kunden und Mitarbei-
                                                 Hier setzt die vorliegende Arbeit an: Das     tern aufgrund der digitalen Entwicklungen
                                                 Digitalisierungsbarometer ermittelt anhand    verändert hat. Daraus werden Folgerungen
                                                 einer breit angelegten, repräsentativen Er-   für Organisationen, Geschäftsmodelle,
                                                 hebung bei den wichtigsten Akteuren der       Vermarktung und Verkauf sowie für die
                                                 Immobilienbranche in der Schweiz, wie         Gestaltung von Produkten und Dienst-
                                                 die Auswirkungen der Digitalisierung bis      leistungen abgeleitet. Damit wird den ver-
                                                 heute wahrgenommen wurden und welche          schiedenen Akteuren der Boden bereitet,
                                                 Auswirkungen für die kommenden Jahre          ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und
                                                 erwartet werden. Die Resultate zeichnen       für die Zukunft zu optimieren.
                                                 ein gemischtes Bild und zeigen deutlich,
                                                 dass die Digitalisierung sowohl in den        Die Praxispartner, namentlich Amstein +
                                                 verschiedenen Teilbranchen als auch bei       Walthert, Halter Immobilien und Wincasa
                                                 den einzelnen Unternehmen sehr unter-         als Platin-Partner sowie Garaio, Immo-
                                                 schiedlich aufgenommen wurde. Auch            Scout24, Implenia, Migros Pensionskasse
                                                 wenn das Bewusstsein bei den meisten          und Swisscom als Gold-Partner haben
                                                 Unternehmen vorhanden ist, sind in der        mit ihren Inputs und ihrer finanziellen

                                                                                                                                             11
Digitalisierungsbarometer

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     Unterstützung dieses Vorhaben möglich       Diese Studie wirft einen ersten Blick auf
     gemacht. Dafür danken wir den verant-       den digitalen Wandel in der Immobilien-
     wortlichen Personen herzlich.               branche. Sie macht den Auftakt zu einer
                                                 Reihe, die jährlich mit vertiefenden und
     Ebenso gilt unser Dank den diversen         ergänzenden Beiträgen fortgesetzt wird.
     Autoren, die ihre Erkenntnisse aus der
     Forschung und der Praxis mit uns teilen.    Wir hoffen, Ihnen liebe Leserin, lieber
                                                 Leser mit der vorliegenden Publikation
     Weiter bedanken wir uns herzlich bei        wertvolle Hinweise für Ihre praktische
     Miriam Barmettler, Denis Bieri, Chris-      Tätigkeit geben zu können.
     tiane Ehrensperger, Patrick Köchli und
     Sonja Züger für ihren grossen Einsatz und   Hochschule Luzern
     ihre wertvolle Unterstützung im Zusam-      Institut für Finanzdienstleistungen Zug – IFZ
     menhang mit Konzeption, Durchführung
     und Auswertung der Studie sowie für         Prof. Dr. Markus Schmidiger
     das Lektorat und die Gestaltung der vor-    Leiter CC Immobilienmanagement
     liegenden Studie.

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Die Immobilienbranche
vor einschneidenden
Veränderungen
2         Die Immobilienbranche vor
                                                           einschneidenden Veränderungen                                                                 2
                                                            Markus Schmidiger

Der Buchdruck, die Dampfmaschine und der Ver-    Die Erfindung von Buchdruck, Dampf-
                                                 maschine und Verbrennungsmotor haben
                                                                                                      2.1 Die digitale Revolution

brennungsmotor haben jeweils Revolutionen        jeweils Revolutionen ausgelöst und Ge-               Mehr und mehr ist festzustellen, dass
                                                 sellschaft und Wirtschaft fundamental                Unternehmensführer sich ernsthaft Ge-
ausgelöst und Gesellschaft und Wirtschaft fun-   verändert. Werden die aktuellen Entwick-             danken darüber machen, was die soge-
damental verändert. Werden die Entwicklungen     lungen der Computertechnologie und des               nannte „Digitale Revolution“ für ihr Unter-
                                                 Internets Ähnliches bewirken?                        nehmen bedeuten könnte. In Gesprächen
der Computertechnologie und des Internets                                                             ist immer häufiger eine grosse Verunsi-

Ähnliches bewirken?                              Verschiedene Megatrends haben sich in den
                                                 letzten Jahren und Jahrzehnten ausgebildet
                                                                                                      cherung festzustellen und die Angst, dass
                                                                                                      das eigene Geschäftsmodell oder sogar das
                                                 und zunehmenden Einfluss auf unsere Ge-              eigene Unternehmen aufgrund von Verän-
                                                 sellschaft als Ganzes und die Immobilien-            derungen in diesem Bereich sowie durch
                                                 wirtschaft im Speziellen gewonnen. Über              neue Mitspieler obsolet werden könnte.
                                                 den demografischen Wandel und seine Fol-             Viele haben den Eindruck, dass hier eine
                                                 gen ist viel geschrieben worden1 und auch            grundlegende Revolution im Gange sein
                                                 der Wertewandel in der Gesellschaft und              könnte, die grosse Veränderungen mit sich
                                                 seine Auswirkungen sind verschiedentlich             bringen wird.
                                                 beleuchtet worden.2 In letzter Zeit gewinnt
                                                 der Einfluss des technologischen Wandels             Tatsächlich scheinen wir uns in der An-
                                                 zunehmend an Beachtung. Viele Akteure                fangsphase einer neuen „industriellen
                                                 spüren die Auswirkungen der Digitalisie-             Revolution“ zu befinden, die durchaus
                                                 rung in Form von Internet, Virtual Reality,          vergleichbar ist mit den gesellschaftlichen
                                                 Building Information Modeling (BIM),                 und ökonomischen Umwälzungen, die
                                                 MobileWorking, etc. auf ihr Geschäft und             etwa die Erfindung des Buchdrucks, der
                                                 fragen sich, was dies für die Zukunft ihrer          Dampfmaschine oder des Autos nach sich
                                                 Firmen bedeutet.                                     gezogen haben. Aus diesem Grund lohnt
                                                                                                      es sich, die Hintergründe und die wesent-
                                                                                                      lichen Treiber dieser fundamentalen Ver-
                                                 1 Vergleiche etwa: Höpflinger, Van Vezemael, 2015,
                                                   Zimmerli, Schmidiger, 2016                         schiebungen genauer zu betrachten.
                                                 2 Vergleiche etwa: Roos, G., 2011

                                                                                                                                                    17
Digitalisierungsbarometer          Die Immobilienbranche vor einschneidenden Veränderungen

     Die grossen gesellschaftlichen und öko-             Kommunikationsmöglichkeiten eröffnete,       wendet werden können. Benutzerschnitt-          Energie: Elektrizität                                          2
     nomischen Revolutionen der Vergan-                  was erneut zu grossen wirtschaftlichen       stellen sind so intuitiv und vielfältig, dass   Mit der Energiewende und dem weltweiten
     genheit beruhten in der Regel auf einem             und gesellschaftlichen Umwälzungen           die Bedienung ohne Probleme sogar von           Ausbau der Solarenergie steht die Mensch-
     Zusammentreffen neuer Technologien,                 führte.                                      ungeschulten Personen vorgenommen               heit vor einem neuen Energiezeitalter. Mit
     neuer Infrastrukturen und neuer Energie-                                                         werden kann. Dank der Entwicklung und           fortschreitenden Entwicklungen steigen
     formen, was in Kombination dazu führte,             Aktuell und in den kommenden Jahren er-      Verwendung mobiler Devices für viele            die Leistungen von Solarpanels laufend,
     dass sich die Art und Weise, wie Men-               reichen die drei Basisinnovationen Com-      Anwendungen wurde mittlerweile eine             während die Preise massiv sinken, so dass
     schen lebten, produzierten und miteinan-            putertechnologie, Internet und regene-       weitgehende Ortsunabhängigkeit erreicht,        davon auszugehen ist, dass elektrische
     der kommunizierten, grundlegend verän-              rative Stromerzeugung einen Reifegrad,       die vorher kaum vorstellbar war.                Energie künftig praktisch unbeschränkt
     derte.3 Die Buchpresse in Kombination               der bereits zu markanten Durchbrüchen
     mit dem Aufkommen der Wind und Was-                 geführt hat und zu weiteren führen wird.
     sermühlen trug ab dem 15. Jahrhundert                                                            Die drei Basisinnovationen Computertechnologie, Internet und regenerative
     massgeblich zum Niedergang von Aris-                In Kombination werden sie mit grosser        Stromerzeugung haben einen Reifegrad erreicht, der bereits zu markanten
     tokratie und Klerus bei und damit zum               Wahrscheinlichkeit Veränderungen be-         Durchbrüchen geführt hat oder in Kürze führen wird.
     Aufkommen von Städten, Bürgertum und                wirken, die durchaus mit den grossen
     Handwerkern.                                        Revolutionen der Vergangenheit vergleich-
                                                         bar sind und damit unsere Gesellschaft       Infrastruktur: Internet / Cloud                 und zu sehr tiefen Preisen4 zur Verfügung
     Die Erfindung der Dampfmaschine führte              und unser Wirtschaftssystem grundlegend      Die Übertragungskapazitäten des Inter-          stehen kann, insbesondere, da sich parallel
     Ende des 18. Jahrhunderts zu einer auf              verändern. Wie diese Veränderungen aus-      nets wurden in den letzten Jahren der-          dazu auch die Speichertechnologien weiter-
     Kohle als Energieträger basierenden Wirt-           sehen werden, kann zum jetzigen Zeit-        art gesteigert, dass mobil bereits fast die     entwickeln und vergünstigen5.
     schaft. Die Eisenbahn wurde das neue,               punkt nicht konkret vorausgesagt werden,     gleiche Leistung zur Verfügung steht
     schnelle und verlässliche Transportmittel.          dennoch sind gewisse Tendenzen erkenn-       wie stationär. Mit der weltumspannen-           Gemeinsam dürften diese drei Faktoren
     Dampfgetriebene Maschinen ermöglichten              und damit in gewisser Weise prognosti-       den Vernetzung wurden Cloud Speicher            eine Veränderungskraft erreichen, die
     die Automatisierung ganzer Industrie-               zierbar.                                     und Cloud Rechner möglich, welche von           mit den letzten „industriellen Revoluti-
     zweige und führten rasch zur Substitution                                                        jedem Standort Zugriff auf fast unbe-           onen“ vergleichbar ist und damit zu ent-
     menschlicher Arbeitskraft durch Maschi-             Bei den drei Basisinnovationen zeigt sich    schränkte Daten und Rechnerleistungen           sprechenden wirtschaftlichen und gesell-
     nen, zuerst sehr markant in der Textilin-           zur Zeit folgender Stand:                    erlauben und es so Unternehmen ermög-           schaftlichen Umwälzungen führen wird.
     dustrie, später in allen anderen Branchen.                                                       lichen, ihre Strukturen virtuell und de-        Darüber hinaus eröffnet die Kombination
                                                         Technologie: Computer                        zentral aufzubauen. Mit dem anstehenden         dieser drei Basisinnovationen völlig neue
     Die zweite „industrielle Revolution“ ba-            Die Computertechnologie hat in den letz-     Ausbau des „Internets der Dinge“ wird es        Möglichkeiten in Produktion und Inter-
     sierte auf der Verwendung von Öl als                ten Jahren massiv an Leistung und Benut-     zudem möglich, dass auch Gegenstände            aktion, die grundlegende Veränderungen
     neuem, breit verfügbarem, günstigem und             zerfreundlichkeit zugelegt. Speicherplatz,   vollautomatisch Informationen unterein-
     einfach transportierbarem Energieträger,            Geschwindigkeit und Komplexität zu lösen-    ander austauschen. Distanzen und Infor-         4 Das Fraunhofer Institut geht davon aus, dass solar
     in Kombination mit der Erfindung der                der Aufgaben stellen heute keine grossen     mationsmengen sind damit so gut wie               erzeugte Elektrizität bis 2050 max. 2 Cent / kWh kos-
     Telefonie, die völlig neue und schnelle             Herausforderungen mehr dar. Kompo-           irrelevant geworden, da Daten weltweit            ten wird. (Mayer et al., 2015).
                                                                                                                                                      5 Auch für andere regenerative Energieerzeugung
                                                         nenten wurden derart verkleinert, dass       überall verfügbar und beinahe kostenlos           ebenso wie für die Speicherung sind massive Kos-
     3 vgl. dazu und zum Folgenden etwa: Rifkin (2014)   sie mittlerweile auf kleinstem Platz ver-    übertragbar sind.                                 tendegressionen zu erwarten. Vgl. etwa Naam, 2015.

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Digitalisierungsbarometer            Die Immobilienbranche vor einschneidenden Veränderungen

     auch in der Immobilienbranche auslösen          Dank per Internet überall, jederzeit           Amazon sind bereits heute daran, ent-         auf einem Informationsvorsprung be-             2
     werden.                                         und kostengünstig zur Verfügung                sprechende Plattformen zu entwickeln          ruhen, immer schwieriger aufrecht zu
                                                     stehender Pläne oder Bauanleitungen            und weltweit auszurollen.                     erhalten sein werden.
     Folgende Trends zeichnen sich bereits           wird es mit 3D-Druckern möglich sein,
     heute ab oder sind im Gange:                    die Produktion zu individualisieren,        ƒ Die Grenzkosten sinken in vielen            ƒ Kosten zur Informationsbeschaffung
                                                     dezentralisieren und bis auf „Losgrösse       Bereichen gegen Null                          und für Transaktionen sinken dras-
     ƒ Virtual Reality und Simulationen ver-         eins“ rentabel zu gestalten. Für Massen-      Die digitale Reproduktion verursacht          tisch
       ändern Entwurfs und Bauprozesse               produkte werden immer noch zentrali-          praktisch keine zusätzlichen Kosten.          Mithilfe entsprechender Plattformen
       Die Möglichkeiten der Virtual Reality         sierte (und damit besser kontrollier- und     Ist beispielsweise eine Zeitung erst ein-     können die Kosten für Informationsbe-
       und der Simulation halten unter dem           automatisierbare) Fertigungen effizien-       mal geschrieben, fallen online keine          schaffung und Transaktionen massiv ge-
       Stichwort BIM – Building Information          ter sein, aber viele Produkte wie etwa        Kosten mehr an, unabhängig davon,             senkt werden. Immobilienplattformen
       Modeling Einzug in den Entwurfs- und          Ersatzteile, die in kleineren Losgrössen      ob ein Artikel einmal oder millionen-         wie ImmoScout24 und andere haben es
       Bauprozess. Damit können Gebäude              und aperiodisch hergestellt werden,           fach gelesen wird. Das Gleiche gilt für       in ihrem Bereich bereits vorgemacht,
       und beliebige andere Objekte bereits          werden dadurch erschwinglicher und            praktisch alle digitalen (oder digitali-      bilden jedoch erst einen ganz kleinen
       in einer sehr frühen Entwicklungsphase        individualisierbarer.                         sierbaren) Produkte, seien es Bücher,         Teil der Wertschöpfungskette ab. Ana-
       umfassend erlebbar gemacht sowie                                                            Ausbildungsunterlagen, Baupläne, Pro-         log zum Online Banking sind durch
       Bau und Nutzungsprozesse vorab si-         ƒ Gegenstände werden intelligent                 gramme, Produktionsvorlagen für 3D-           Automatisierung und Virtualisierung
       muliert werden. Alle Projektbeteiligten      Mit dem „Internet of Things“ werden            Drucker oder anderes mehr. Damit wer-         massive Kostensenkungen und Ge-
       greifen auf ein zentrales Modell zu          mehr und mehr Gegenstände mit Sen-             den viele Geschäftsmodelle in Frage           schwindigkeitssteigerungen im Verkehr
       und haben somit jederzeit identische         soren oder Intelligenz ausgestattet und        gestellt und Unternehmen werden sich          zwischen Unternehmen und Einzelper-
       und aktuelle Daten. Nutzer und andere        vernetzt. Prozesse zur vorbeugenden            mit der Frage befassen müssen, wie sie        sonen zu erwarten. Ebenfalls grosses
       Stakeholders können sich früher in           Wartung, selbständiges Bestellen von           ihre Einkommensströme aufrechterhal-          Potential liegt in der unternehmensüber-
       den Prozess einbringen. In Kombina-          Verbrauchsmaterialien oder Ersatzteilen        ten und expandieren können.                   greifenden Vernetzung von Geschäfts-
       tion dürfte dies zu besseren Produkten       und vieles mehr werden in allen Berei-                                                       prozessen verschiedener Akteure. Mit
       und massiven Beschleunigungen, Ver-          chen zur Norm. Produkte oder Post-           ƒ Information wird allgemein, welt-             dem elektronischen Grundbuch und
       einfachungen und Kostenersparnissen          sendungen sind jederzeit genau loka-           weit und jederzeit verfügbar                  den elektronischen Schuldbriefen ist im
       im Produktionsprozess führen.                lisierbar und menschliche Funktionen           Dank des Internets sind Informatio-           Bereich des Liegenschaftenhandels ein
                                                    werden mit intelligenten „Wearables“           nen global einfach und schnell ver-           erster Schritt getan. Weitere werden fol-
     ƒ Die Automatisierung verlässt die             unterstützt und erweitert. Besonders           fügbar. Generell kann davon ausge-            gen, auch in anderen Bereichen.
       Fabrikhallen                                 im Gebäudeumfeld sind unter den                gangen werden, dass Privatpersonen
       Die Automatisierung, die bisher vor al-      Stichworten „Intelligente Energiesys-          und Geschäftspartner immer besser           ƒ Überwindung von Ort und Raum
       lem über Roboter und Fliessbänder in         teme“, „Smart Metering“, „Ambient              und transparenter informiert sind.            spielt eine geringere Rolle als früher
       Fabrikhallen stattgefunden hat, erreicht     Assisted Living“ oder „Intelligente            Das führt einerseits dazu, dass Fehl-         Dank Internet, Cloud und Telekon-
       Bauprojekte und Baustellen. Erste Ro-        Haussteuerung“ bereits verschiedens-           verhalten schneller publik gemacht            ferenzen spielen Raum und Zeit für die
       boter oder Drohnen, welche selbständig       te Anwendungen in Entwicklung und              und sanktioniert wird, andererseits           Zusammenarbeit eine geringere Rolle
       Häuser bauen, sind bereits im Einsatz.       weitere werden folgen. Grosse Inter-           dürfte es aber auch dazu führen, dass         als früher. Das wird dazu führen, dass
       Weitere Anwendungen werden folgen.           netkonzerne wie Apple, Google oder             Geschäftsmodelle, die ausschliesslich         Zusammenarbeit und Führung anders

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Digitalisierungsbarometer       Die Immobilienbranche vor einschneidenden Veränderungen

        gestaltet wird, dass nach der Globa-      ƒ Massive Produktivitätserhöhungen                Marktakteure (und teilweise auch nicht      Die Immobilienwirtschaft ist gut beraten,          2
        lisierung der Industrie sich nun auch       im Bereich „höherwertiger                       den gleichen staatlichen Regelungen         sich mit diesen Veränderungen rechtzeitig
        bisher geschützte Branchen aus dem          Tätigkeiten“                                    unterliegen), können sie zu wesent-         zu befassen, sie bei ihren Entscheidungen
        Dienstleistungsbereich (wie etwa Ar-        Mit Prozessautomatisierung, künst-              lich günstigeren Konditionen anbie-         zu berücksichtigen und in ihr Handeln
        chitektur, Ingenieurwesen, Werbung,         licher Intelligenz, Datenanalyse und            ten. Professionelle Anbieter werden         einfliessen zu lassen.
        PR) einem verstärkt internationalen         Automatisierung von Routineprozessen            dadurch in Zugzwang geraten und
        Wettbewerb stellen müssen, womit            geraten nun auch sogenannt höher-               ihre Geschäftsmodelle überarbeiten
        sich natürlich auch die Anforderungen       wertige Tätigkeiten in den Fokus der            müssen. Klassische „Gatekeeper“             2.2 Wertewandel – Herausforderung
        an Büroräumlichkeiten und Arbeits-          Digitalisierung und werden sich nö-             wie Makler oder Vermittler werden               und Chance
        plätze sowohl quantitativ als auch qua-     tigen Veränderungen nicht entziehen             massiv unter Druck kommen und aus
        litativ weiter verändern.                   können. Studien gehen davon aus,                dem Markt gedrängt werden, wenn             Interessanterweise werden die teilweise
                                                    dass selbst von den Tätigkeiten eines           es ihnen nicht gelingt, substantielle       revolutionären Innovationen in den Berei-
     ƒ Unternehmensgrenzen lösen sich auf           CEO rund 20 % automatisiert werden              Mehrwerte anzubieten und erfolgreich        chen Computertechnologie, Internet und
       Unternehmen haben sich insbesondere          könnten6. Bei anderen, auch kreativen           neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.        regenerative Energien von einem beinahe
       deshalb gebildet, weil der Koordina-         Berufen etwa im Bereich Architektur                                                         gleichzeitig stattfindenden Wertewandel
       tions- und Informationsaufwand auf           oder Design, aber auch im Verkauf ist        In welchem Ausmass und Zeitrahmen sich         in unserer Gesellschaft begleitet. Insbe-
       diese Weise reduziert werden konnte.         der Anteil teilweise noch wesentlich         die dargestellten Veränderungen verwirk-       sondere jüngere Generationen denken
       Mit den neuen Möglichkeiten des vir-         höher. Berufsbilder und Anforderun-          lichen und welche weiteren, heute noch         und funktionieren anders und leben nach
       tuellen Arbeitens können Freelancer          gen an Mitarbeiter werden sich massiv        nicht absehbaren Veränderungen hinzu           einem anderen Wertesystem sowie einer
       und andere Firmen einfach und welt-          verändern und damit auch die Ansprü-         kommen, ist weitgehend offen und hängt         anderen Arbeitsethik als die Babyboomer.
       weit in Projekte eingebunden werden.         che an Aus- und Weiterbildung.               von vielen unterschiedlichen Faktoren ab.      Diese jüngeren Generationen sind in
       Es ist davon auszugehen, dass sich                                                                                                       grossem Masse für die Innovationen im
       Spezialisten vermehrt selbständig          ƒ Die Peer-to-Peer-Economy bedrängt            Sicher ist jedoch, dass jede einzelne dieser   digitalen Bereich verantwortlich, sind sie
       machen oder in kleinen Firmen orga-          die klassischen Unternehmen                  Veränderungen das Potential hat, die Art       doch mit den neuen Technologien aufge-
       nisieren und projektbezogen in Unter-        Internet-Plattformen ermöglichen im-         und Weise, wie und wo Menschen und Un-         wachsen und verfügen bereits über eine
       nehmensprojekte eingebunden werden.          mer stärker, dass Privatpersonen sich        ternehmen interagieren und produzieren,        ganz andere Denkweise und ein viel tieferes
       Architekten, Ingenieure, Zeichner, In-       direkt miteinander in Verbindung set-        zu verändern. In der Kombination können        Verständnis für die digitalen Möglichkei-
       formatikspezialisten, Werber etc. kön-       zen und vernetzen. Uber und AirBnB,          sie zu einer wirtschaftlichen und gesell-      ten und Anwendungen.
       nen ohne grossen Aufwand weltweit            die damit ihre jeweiligen Branchen           schaftlichen Revolution führen. Damit
       rekrutiert und eingebunden werden,           drastisch verändern, sind nur der An-        werden sich nicht nur die Anforderungen        Im gesellschaftlichen wie persönlichen
       mit entsprechenden Auswirkungen auf          fang. Auch in anderen Bereichen dürfte       an Wohn und Arbeitsräume qualitativ und        Umfeld ist festzustellen, dass als Gegen-
       Kapazitäten und Kosten. Unternehmen          vermehrt zu beobachten sein, dass sich       quantitativ verändern. Auch die Attrakti-      entwicklungen zu Automatisierung,
       werden nicht strategierelevante Aktivi-      Anbieter und Nachfrager direkt vernet-       vität von Standorten wird sich verschieben     Beschleunigung, ständiger Verfügbar-
       täten noch stärker auslagern als bisher.     zen. Da diese oft über andere Kosten-        und die Art und Weise, wie sich Unterneh-      keit, Null-Fehler-Toleranz und Techno-
                                                    strukturen verfügen als die etablierten      men organisieren, mit ihren Kunden inter-      logisierung, welche die wirtschaftlichen
                                                                                                 agieren und wie Mitarbeiter geführt werden,    und technologischen Entwicklungen der
                                                  6 Chui et al., 2015, S. 37                     wird sich drastisch verändern.                 letzten Jahre mit sich gebracht haben,

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Digitalisierungsbarometer           Die Immobilienbranche vor einschneidenden Veränderungen

     menschliche, soziale und ethische Werte        der 68er-Bewegung noch vorwiegend         ƒ Verantwortung                                  Bescheidenheit“ ersetzt das bisherige          2
     wieder verstärkt an Bedeutung gewinnen.        junge Menschen und Randgruppen,             Wirtschaft und Einzelpersonen wollen           Streben nach mehr, verbunden mit hö-
                                                    die sich Musik und Spiritualität zu-        und sollen sich für ihr Handeln wieder         heren Ansprüchen an die Qualität von
     Es sind insbesondere folgende Trends zu        wendeten, boomen heute Yoga-,               vermehrt verantwortlich fühlen. Das            Produkten, Dienstleistungen und Er-
     beobachten:                                    Selbstfindungs- und Meditationskurse        ist die Basis des Nachhaltigkeitstrends,       fahrungen, die sich an neuen Werten
                                                    auf breiter Basis. Auch Unternehmens-       der insbesondere die Immobilienbran-           messen.
     ƒ Soziale Nähe – Zugehörigkeit                 führer und Top-Manager beschäftigen         che in den letzten Jahren stark beein-
       Nach Jahren von Individualisierung           sich mittlerweile immer häufiger mit        flusst hat. Das bezieht sich jedoch nicht   ƒ Natürlichkeit und Authentizität
       und Selbstverwirklichung und der da-         Fragen zu Sinnstiftung und Spiritua-        nur auf Verantwortung für die Umwelt,         Nach Plastik und virtuellen Welten
       mit verbundenen Isolierung sind die          lität. Die Arbeit dient nicht mehr nur      sondern auch für die Gemeinschaft             sehnen sich die Menschen wieder
       Menschen wieder vermehrt auf der             dem Broterwerb, sondern soll einen ge-      sowie allgemein die Folgen des eige-          nach Natürlichkeit und Authentizität.
       Suche nach Zugehörigkeit zu Gruppen          sellschaftlichen und individuellen Sinn     nen Handelns. Staat, Kunden, Stake-           Im Tourismus hat sich das bereits zu
       oder Gemeinschaften. Dies nicht nur          stiften.                                    holder und auch Mitarbeiter fordern           einem wichtigen Erfolgsfaktor entwi-
       im Rahmen von Religion oder Welt-                                                        dies zunehmend konsequent von Unter-          ckelt. Aber auch im Baugewerbe erleben
       anschauung, im Kreis gleichgesinn-        ƒ Work – Life Balance                          nehmen ein. Werden diese Ansprüche            Holz und natürliche Materialien wieder
       ter Weinliebhaber oder OldtimerRes-         Arbeit ist nicht mehr der kategorische       ignoriert, folgen entsprechende Konse-        einen Aufschwung. Produkte, Firmen,
       taurateure, sondern in zunehmendem          Imperativ, dem alle anderen Faktoren,        quenzen, von Imageverlust bis hin zu          Führungskräfte und Einzelpersonen
       Masse auch im Rahmen der Zugehö-            wie etwa Gesundheit, Familienleben           finanziellen Schäden.                         erlangen und besitzen Autorität und
       rigkeit zu einer Firma oder einem Ar-       und eigene Interessen, bedenkenlos                                                         Anerkennung, wenn sie natürlich und
       beitsteam. Besonders junge Mitarbei-        untergeordnet oder geopfert werden.        ƒ Suffizienz – Weniger ist mehr                 authentisch sind.
       ter wollen sich mit der Firma und ihren     Selbstbestätigung und Selbstwertge-          Die Konsumgesellschaft mit ihren
       Werten identifizieren können und das        fühl werden nicht mehr nur im be-            zahlreichen Auswüchsen hat sich in          Viele dieser sozialen, gesellschaftlichen
       Gefühl haben, etwas Sinnvolles zu           ruflichen Umfeld gesucht. Familie,           den entwickelten Staaten gegen Ende         und ethischen Entwicklungen verlaufen
       machen, zu etwas Grösserem zu gehö-         Freunde und Selbstverwirklichung im          des letzten Jahrhunderts selbst an ihre     teilweise scheinbar gegenläufig zu den di-
       ren und verbunden zu sein.                  privaten Bereich und in der Freizeit         Grenzen gebracht. Zunehmend hat             gitalen Veränderungen und Trends. Auch
                                                   gewinnen zunehmend an Bedeutung.             sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass      zwischen den verschiedenen Generatio-
     ƒ Suche nach Sinn / Spiritualität             Die klassischen Erwartungen an Mit-          „mehr“ nicht immer „besser“ ist und         nen unterscheidet sich ihre Ausprägung.
       Die wirtschaftlichen Entwicklungen          arbeiter, sich unter vollem Einsatz und      dass das dauernde Streben nach mehr
       in der westlichen Welt haben dazu           mit langen Arbeitszeiten nach oben zu        zu einem Dauerlauf im Hamsterrad            Eine der Herausforderungen in der Immo-
       geführt, dass die Grundversorgung           schuften, laufen damit immer öfter ins       ausgeartet ist, verbunden mit nega-         bilienbranche, wie in vielen anderen etab-
       weitgehend gesichert ist und die Men-       Leere. Führungskräfte und Manage-            tiven Folgen, die in keiner Relation        lierten Wirtschaftszweigen, besteht darin,
       schen sich nun höheren Werten zuwen-        ment müssen umdenken und neue                zum Erreichten stehen. Eine „neue           dass die Mehrzahl der heutigen Entschei-
       den können. Nachdem nicht mehr um           Arbeitszeit- und Karrieremodelle an-
       das reine Überleben gekämpft wer-           bieten, wollen sie die neue Generation
       den muss ist die Suche nach Sinn und        produktiv und erfolgreich für ihre         Diese sozialen und gesellschaftlichen Entwicklungen verlaufen teilweise gegen-
       Spiritualität ins Zentrum des mensch-       Ziele einbinden.                           läufig zu den digitalen Trends.
       lichen Strebens gerückt. Waren es in

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Digitalisierungsbarometer          Die Immobilienbranche vor einschneidenden Veränderungen

     dungsträger und Führungskräfte noch der       Personen und Firmen eröffnen diese            An diesem Punkt setzt die vorliegende       Selbstverständlich gibt es auch in ande-         2
     Generation der Babyboomer angehört und        Entwicklungen und Veränderungen aber          Arbeit an. Mit dem Digitalisierungsbaro-    ren Bereichen, wie etwa in Bezug darauf,
     damit mit einem anderen Wertesystem           auch sehr viele neue Möglichkeiten und        meter werden die Befindlichkeit und der     wie geplant und gebaut wird (BIM), in der
     aufgewachsen ist und diesem auch heute        Chancen.                                      aktuelle Stand der Branche gemessen so-     Art und Weise, wie technische Elemente
     noch zu einem grossen Teil nachlebt.                                                        wie Handlungsoptionen aufgezeigt. Die       eingesetzt und gesteuert werden (Internet
                                                                                                 Fachbeiträge und Case Studies präsentie-    of Things, Ambient Assisted Living oder
     Die digitale Revolution geht jedoch von       Nach einem Superzyklus von 20 Jahren          ren Lösungsmöglichkeiten für verschie-      Haussteuerung) oder im Bezug auf Quar-
     den jüngeren Generationen aus: Diese                                                        denste relevante Themen.                    tier- und Stadtstrukturen (Smart City,
                                                   ist die Immobilienbranche gefordert.
     verfügen über das notwendige Know-how                                                                                                   Smart Grid, Urbanisierung) grosse Ver-
     und sind in einem Alter, in dem sie den                                                     Der vorliegende Band zeigt auf:             änderungen. Diese werden in kommenden
     Status quo in Frage stellen und verändern                                                                                               Ausgaben des Digitalisierungsbarometers
     wollen. Unternehmen stehen damit vor          Unbestritten für die Immobilienbranche        ƒ Wie die Immobilienbranche den Digi-       untersucht.
     der Herausforderung, dafür zu sorgen,         ist:                                            talisierungsprozess derzeit wahrnimmt
     sich selbst und die Kultur ihrer Unter-                                                       und wo die einzelnen Teilbranchen und
     nehmung so weiterzuentwickeln, dass           ƒ Produkte, Dienstleistungen, Prozesse          Akteure stehen
     sich die innovativen Ideen und Kräfte der-      und Standortattraktivitäten werden          ƒ Was jene Unternehmen auszeichnet,
     jenigen, für welche die digitale Revolution     sich verändern                                die den Prozess bisher erfolgreich ge-
     weniger eine „Revolution“ als vielmehr        ƒ Sowohl die Gesellschaft als Ganzes            meistert haben und welche Hinweise
     ein selbstverständlicher Teil ihrer Lebens      als auch sämtliche Akteure über den           für künftig erfolgreiches Verhalten da-
     und Arbeitswelt ist, produktiv einbringen       Lebenszyklus der Immobilien werden            raus abgeleitet werden können
     und entwickeln können.                          von diesen Veränderungen beeinflusst        ƒ Wie sich erfolgreiche Geschäftsmodelle,
                                                     werden                                        Organisationen und Führungsmodelle
                                                   ƒ Konventionelles strategisches Denken          entwickeln lassen
     2.3 Folgen für die Immobilienbranche            wird keine Lösung sein, da Trendbrü-        ƒ Wie Kunden sich verändert haben und
                                                     che darin kaum integrierbar sind und          was das für Verkauf und Interaktion
     Wenn die Folgen der digitalen Revolution        viele neue Entwicklungen in politi-           mit Kunden bedeutet
     tatsächlich mit den letzten industriellen       schen, sozialen, technologischen und        ƒ Wie sich Produkte und Dienstleistungen
     Revolutionen vergleichbar sind, wird dies       wirtschaftlichen Fragen nicht voraus-         verändern könnten.
     Auswirkungen auf alle Lebens- und Ge-           gesagt werden können.
     sellschaftsbereiche haben und zweifellos                                                    Im Rahmen des diesjährigen „Digitalisie-
     zu massiven Veränderungen führen.             Die Immobilienbranche in der Schweiz          rungsbarometers“ konzentrieren wir uns
                                                   hat einen Superzyklus von über 20 Jahren      primär auf die Frage, welche Folgen sich
     In der breiten Diskussion werden zur Zeit     Aufschwung hinter sich und ist gewohnt,       aus dem veränderten Kundenverhalten er-
     vor allem die Gefahren für bestehende         in Zeithorizonten von Jahren bis Jahrzen-     geben, basierend auf den oben skizzierten
     Jobprofile, Arbeitsplätze und Prozesse        ten zu denken und zu planen. Für sie stellt   Veränderungen und Entwicklungen.
     thematisiert. Für innovative, offene und      diese Situation deshalb eine besondere
     zukunftsorientiert denkende und agierende     Herausforderung dar.

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Digitalisierungsbarometer

     Literaturverzeichnis:                                                                               2

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         and the Eclipse of Capitalism. Basingstoke: Palgrave McMillan
     Roos, G. et.al. (2011): Wertewandel in der Schweiz 2030. Zürich: swissfuture.
     Zimmerli, J., Schmidiger, M. (2016): Demografie und Wohnungswirtschaft – Pensionierte auf dem
        Wohnungsmarkt. Zug: IFZVerlag.

28
TEIL 1
Empirische Erhebung
3
Digitalisierungsbarometer
Schweiz
3       Digitalisierungsbarometer Schweiz
                                                        Markus Schmidiger, Patrick Köchli

                                                                                                                                                3

Der Digitalisierungsbarometer zeigt, wie die   Der Digitalisierungsbarometer zeigt auf,
                                               wie die Immobilienwirtschaft die digitale
                                                                                              Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl sind
                                                                                              die im Folgenden dargestellten Erkennt-
Immobilienbranche die digitale Herausforde-    Herausforderung annimmt. Dafür wurde           nisse repräsentativ für die Immobilien-
                                               eine breit angelegte Umfrage in der            branche als Ganzes und für die einzelnen
rung annimmt und worauf es ankommt, um         Schweizerischen Immobilienwirtschaft           Teil-Branchen.

in Zukunft erfolgreich zu sein.                durchgeführt. Befragungsteilnehmer aus
                                               den unterschiedlichsten Bereichen der
                                               Immobilienbranche haben Auskunft dar-          3.1 Untersuchungsdesign
                                               über gegeben, wie sie die Auswirkungen
                                               der Digitalisierung wahrnehmen, wie sie        Im Rahmen einer Online-Umfrage wurden
                                               damit umgehen und welche Entwicklungen         insgesamt 10‘656 Teilnehmer angeschrieben.
                                               sie in den nächsten drei Jahren erwarten.      Davon haben 1‘258 Personen (11.8 %) an
                                                                                              der Umfrage teilgenommen. Nach Berei-
                                               Folgende Fragen wurden untersucht:             nigung der Datensätze aufgrund Abbruch,
                                                                                              unlogischer Antwortmuster und unwahr-
                                               ƒ Wie erleben die verschiedenen Akteure        scheinlich kurzer Antwortzeiten resultiert
                                                 die Einflüsse der Digitalisierung in Ihrem   eine bereinigte Brutto-Stichprobe von 989
                                                 Alltag: Welche Bereiche ihrer Tätigkeit      Teilnehmern. Von diesen 989 Umfrage-
                                                 werden heute wie beeinflusst und was er-     teilnehmern haben 254 den Fragebogen
                                                 warten sie für die kommenden Jahre?          nach einer Weile abgebrochen und nicht
                                               ƒ Wo nehmen Unternehmen neue Her-              wieder aufgenommen. Dies bedeutet, dass
                                                 ausforderungen wahr und wie gehen            die zugrundeliegende Stichprobengesamt-
                                                 sie damit um?                                heit je nach Frage leicht anders ausfallen
                                               ƒ Welche Auswirkungen hat die Digita-          kann. Es wird jeweils pro Auswertung
                                                 lisierung auf die Märkte?                    angegeben, welche Stichprobengrösse zu
                                               ƒ Wie haben sich Geschäftsmodelle              Grunde liegt.
                                                 bereits angepasst und wo werden die
                                                 grössten Herausforderungen für die           Um Detailauswertungen für unterschied-
                                                 nächsten Jahre gesehen.                      liche Unterkategorien zu ermöglichen,
                                               ƒ Was zeichnet Digital Leaders aus?            wurden die Teilnehmer zu Beginn der

                                                                                                                                           35
Empirische Erhebung: Digitalisierungsbarometer Schweiz

Bemühungen der Digital Leaders auch auf       These 1
monetärer Ebene stark zu lohnen scheinen.     Die Digitalisierung ist im Bewusstsein
                                              der Immobilienbranche angekommen.
Digital Leaders konnten darüber hinaus,       Die Umsetzung steht vielerorts noch am
ihre Marktanteile konsequent erhöhen –        Anfang.                                              3
dies behaupten 49 % der befragten Un-         72 % der befragten Unternehmen haben
ternehmen, welche sich als innovativ be-      in Ihrer Strategie Aussagen zum Umgang
zeichnen. Bei den Nachzüglern lag dieser      mit der Digitalisierung verankert und sind
Wert bei lediglich 17 %. Diese Beobach-       sich somit der Bedeutung der Entwicklun-
tung zeigt in Kombination mit den vorhin      gen bewusst. Die Qualität und Tiefe der
aufgezeigten neuen Markterschliessun-         strategischen Intentionen ist in den einzel-
gen, dass innovative Unternehmen in           nen Unternehmen sehr unterschiedlich.
den letzten Jahren systematisch in neue       Die konkrete Umsetzung scheint noch
Marktgebiete vorgedrungen sind und            am Anfang zu stehen, wie die sehr un-
Nachzügler von ihrem bestehenden Platz        terschiedlichen Antworten auf konkrete
verdrängen konnten.                           Fragestellungen zeigen.

Wie die Abschätzungen der Unternehmen         These 2
eindrucksvoll zeigen, wird sich dieser        Viele Unternehmen sind gewillt, die
Trend in den nächsten Jahren eher noch        Herausforderungen aktiv anzugehen,
verstärken als verringern. Die Unter-         dürften aber die Geschwindigkeit und
nehmen müssen demzufolge notwendige           Dynamik der Entwicklung unterschätzen.
Schritte unternehmen, welche dazu die-        47 % der Unternehmen sehen sich in drei
nen, der zunehmend aufkommenden Di-           Jahren als «Innovators» oder «Early Ad-
gitalisierung zu trotzen, damit sie auch in   opters». Lediglich 18 % der befragten Un-
der Immobilienbranche der Zukunft be-         ternehmen gehen davon aus, dass sie den
stehen können.                                digitalen Entwicklungen in drei Jahren
                                              hinterherhinken mögen. Dieser hohe pro-
                                              gnostizierte Anteil an Innovatoren zeigt,
3.6 Fazit                                     dass die Unternehmen sich bewegen wol-
                                              len. Es stellt sich jedoch die Frage, ob bei-
Aus der durchgeführten Untersuchung           nahe die Hälfte der Unternehmen in einem
lassen sich zwölf Thesen ableiten, welche     Markt zur Gruppe der „sehr innovativen“
den aktuellen Zustand und die zu erwar-       gehören kann. Für einen Grossteil der
tenden Entwicklungen der Immobilien-          Unternehmen dürfte dies somit bedeuten:
branche im Hinblick auf die Digitalisie-      Obwohl sie den Eindruck haben, so viel
rung beschreiben.                             zu tun, dass sie vorne dabei sein können,

                                                                                              98
Digitalisierungsbarometer            Empirische Erhebung: Digitalisierungsbarometer Schweiz

     werden sie in der Realität damit lediglich   daran, einen Blick über die Landesgren-        und ans Unternehmen und die Mitarbei-          dass die Verzahnung noch mangelhaft ist,
     im Mittelfeld landen. Sie sind somit gut     zen zu werfen, damit sie nicht vom Markt       tenden zu binden. Die Tourismusbranche,        bzw. die Systeme noch zu wenig integriert
     beraten, genau hinzuschauen, was auf         verdrängt werden.                              aber auch andere Wirtschaftszweige zei-        sind. Die Untersuchung zeigt, dass dieje-
     dem Markt tatsächlich läuft und werden                                                      gen, wie wichtig es ist, den Kunden im         nigen Unternehmen, welche in den letzten
     wohl gezwungen sein, ihre Anstrengun-        These 5                                        Detail zu verstehen und die Geschäftsmo-       Jahren eine zunehmende Verzahnung mit               3
     gen zu überdenken.                           In der Vergangenheit wurden Prozesse           delle darauf auszurichten. Omni-Chanel-        ihren Lieferanten angestrebt haben, so-
                                                  optimiert. In Zukunft geht es um neue          Lösungen, die sich am Customer Journey         wohl finanziell auch als für die Kunden
     These 3                                      Geschäftsmodelle.                              orientieren, werden sich auch in der Im-       mehr Werte schaffen konnten. Mit der
     Heutige digitale Lösungen sind nicht         Unternehmen haben sich in der Vergan-          mobilienbranche durchsetzen.                   zunehmenden vom Markt geforderten
     schlecht, müssen aber besser integriert      genheit stark auf die Kosten und Prozess-                                                     Geschwindigkeit und Flexibilität wird es
     werden.                                      optimierung konzentriert und dabei gute        These 7                                        immer weniger möglich sein, alles selbst
     Die Unternehmen sind mit den heute ver-      Resultate erzielt. Die Optimierung beste-      Persönliche Beziehungen sind nach wie          anzubieten. Erfolgreiche Unternehmen
     wendeten digitalen Lösungen weitgehend       hender Geschäftsmodelle dürfte damit be-       vor von grosser Bedeutung.                     kaufen sich das notwendige Know-how zu
     zufrieden. Sie bemängeln jedoch die In-      reits sehr weit fortgeschritten sein. In den   Obschon die Bedeutung von Online-Kanä-         und sorgen dafür, dass die Prozesse inte-
     tegration und die Einfachheit in der Be-     nächsten Jahren geht es darum, die Quali-      len wie beispielsweise der eigenen Webseite,   griert werden. Dazu braucht es teilweise
     dienung. In Zukunft werden Daten aus         tät und Individualität der Leistung zu stei-   passwortgeschützten Plattformen oder ei-       auch eine andere Zusammenarbeitskultur:
     verschiedensten Quellen besser zusam-        gern, Produkte und Dienstleistungen zu         ner eigenen App in den nächsten Jahren         weg von kurzfristig orientierter Preisopti-
     mengeführt werden müssen. Auch die In-       überdenken und längerfristige Kunden-          markant steigen sollte, möchten Kunden         mierung hin zu längerfristiger gemeinsa-
     tegration der Geschäftsprozesse innerhalb    bindung zu erreichen. Das bedeutet in der      dennoch nicht gänzlich auf konventionelle      mer Nutzenmaximierung.
     des Unternehmens und mit Kunden und          Regel, die Geschäftsmodelle konsequent         Kontaktmöglichkeiten mit dem Unterneh-
     Lieferanten wird zunehmen müssen.            auf den Prüfstand zu stellen.                  men verzichten. Digital Leaders optimieren     These 9
                                                                                                 nicht nur ihre Online-Systeme, sondern         Daten werden noch zu wenig für fun-
     These 4                                      These 6                                        investieren gezielt auch in den Ausbau der     dierte Entscheide beigezogen.
     Nationale Unternehmen wähnen sich in         Viele Unternehmen kennen ihre Kun-             Verkaufs und Beratungsmannschaft. Wie          Obwohl das Thema „Big Data“ auf vielen
     einem relativ sicheren Hafen. Internati-     den zu wenig und versäumen es, Online-         in anderen Branchen werden längerfristig       Agenden weit oben steht, werden vorhan-
     onal tätigen Unternehmen weht ein we-        und Offline-Aktivitäten zu harmonisieren.      Omni-Channel-Systeme erfolgreich sein.         dene Daten in der Realität noch kaum
     sentlich rauerer Wind entgegen.              Viele Unternehmen wissen erschreckend          Der Kundenberater entwickelt sich dabei        systematisch analysiert und als Entschei-
     International tätige Unternehmen schät-      wenig darüber, wie sich ihre Kunden heute      immer mehr vom klassischen Fachberater         dungsgrundlage hinzugezogen. Es ist er-
     zen sowohl Kunden als auch Marktbe-          im Internet bewegen, was ihnen wichtig         hin zu einem Beziehungsgestalter.              schreckend festzustellen, wie schlecht die
     dingungen durchgehend kritischer ein         ist und wie sie sich online und offline                                                       Unternehmen nicht nur den Markt und
     als rein national tätige Unternehmen. Es     verhalten. Damit verpassen sie wichtige        These 8                                        das Kundenverhalten, sondern auch die
     scheint, dass der Prozess der Digitalisie-   Chancen, es einerseits dem Kunden (on-         Lieferanten werden noch zu wenig in            eigenen Ertrags und Kostenstrukturen
     rung im internationalen Umfeld bereits       line) einfach zu machen, sich schnell zu       die Prozesse eingebunden.                      kennen. Die Daten würden eigentlich an
     stärker fortgeschritten ist und sowohl der   informieren und Standardprozesse selb-         In der Vergangenheit wurde die Zusam-          vielen Orten sowohl intern als auch extern
     Wettbewerb härter als auch die Kunden        ständig, zeitunabhängig und schnell zu er-     menarbeit mit Lieferanten primär schneller,    anfallen, die Unternehmen wissen aber
     anspruchsvoller geworden sind. National      ledigen, ihn aber andererseits (offline) mit   ohne dass jedoch die Qualität und die Kos-     nicht, wie sie diese auswerten und daraus
     orientierte Unternehmen tun somit gut        individueller Beratung zu unterstützten        ten verbessert worden wären. Dies zeigt,       die relevanten Schüsse ziehen sollen.

99                                                                                                                                                                                            100
Digitalisierungsbarometer

      These 10                                      eher von branchenfremden mit einem Ver-       Literaturverzeichnis
      Mitarbeitende verschliessen sich der Digi-    ständnis für digitale Geschäftsmodelle aus-
      talisierung nicht, die digitale Kompe-        gestatteten Firmen auszugehen, als von
      tenz ist jedoch häufig ungenügend.            den etablierten. Die Erfahrung zeigt, dass    Google. Homepage. Online (01.04.2016):
      Nur wenige Unternehmen sind vollständig       solche neuen Mitspieler tatsächlich öfters      https://www.google.com/get/cardboard/getcardboard/                                                            3
      zufrieden mit der digitalen Kompetenz         einzelne Elemente der Wertschöpfungs-         Hafner, N. (2016): Wie Marketing und Verkauf in einer digitalen Welt funktionieren. In: Schmidiger,
      ihrer Mitarbeitenden. Dabei ist gerade        kette neu definieren, digitalisieren und        M. (Hrsg.): Digitalisierungsbarometer: Die Immobilienbrance im digitalen Wandel. Zug: IFZVerlag.
      diese matchentscheidend für eine erfolg-      damit sowohl den Kundennutzen steigern        Kohle, N. (2016): Radikale Anpassung von Geschäftsmodellen im Immobilienmarkt“. In: Schmidiger,
      reiche Zukunft des Unternehmens, wie          als auch die Kosten massiv senken. Unter-       M. (Hrsg.): Digitalisierungsbarometer: Die Immobilienbrance im digitalen Wandel. Zug: IFZVerlag.
      detaillierte Auswertungen über die Digital    nehmen sind deshalb gut beraten, sich
                                                                                                  Lenherr, I. (2016): Bahaviour for Collaboration. In: Schmidiger, M. (Hrsg.): Digitalisierungsbarometer:
      Leaders zeigen. Diese schaffen es, syste-     nicht nur bei den Konkurrenten umzuse-          Die Immobilienbrance im digitalen Wandel. Zug: IFZVerlag.
      matisch bessere Mitarbeitende für sich zu     hen, sondern insbesondere die Startup-
                                                                                                  Lenz, R. (2016): Vom Alleskönner zur Spinne im Netz? In: Schmidiger, M. (Hrsg.): Digitalisierungs
      gewinnen, mit welchen konsequent Werte        Szene sehr genau zu beobachten.
                                                                                                    barometer: Die Immobilienbrance im digitalen Wandel. Zug: IFZVerlag.
      für das Unternehmen geschaffen werden
      können. Es scheint, als ob die fortschritt-   These 12                                      Osterwalder, A. & Pigneur, Y. (2009). Business Model Generation. A Handbook for Visionaries,
                                                                                                    Game Changers and Challengers. New York: John Wiley & Sons.
      licheren digitalen Lösungen, welche Di-       Die Schere zwischen Digital Leaders
      gital Leaders anwenden, digital kompe-        und Nachzüglern weitet sich. Nachzüg-         Pine, B.J. (1993). Mass Customization. The new frontier in business competition. Boston: Harvard
      tentere Mitarbeitende anziehen. Oftmals       ler werden vom Markt gefegt.                     Business Review Press.

      haben diejenigen Unternehmen die meiste       Digital Leaders konnten zu Lasten der         Porter, M.E. (1980). Competitive Strategy. Techniques for analyzing industries and competitors. New
      Mühe, digital kompetente Mitarbeitende        Nachzügler deutlich Marktanteile gewin-          York: The Free Press.
      zu finden, welche grundsätzlich die am        nen und sowohl die Einnahmen steigern         Rogers, E.M. (1962). Diffusion of innovations. New York: The Free Press.
      einfachsten zu bedienenden Systeme auf-       als auch die Kosten senken. Sie ziehen die
      weisen. Unternehmen sind gefordert, akti-     besseren Mitarbeitenden an und haben
      ve Personalentwicklung zu betreiben.          es mit den anspruchsvolleren Kunden zu
                                                    tun, für die sie nicht nur die Preise tief
      These 11                                      halten, sondern auch die Qualität steigern.
      Unternehmen fürchten innovative Start-        All dies deutet darauf hin, dass sich der
      ups mehr als die bestehende Konkurrenz        Abstand noch weiter vergrössern wird
      In allen Teilbranchen werden innovative       und die Nachzügler mittel-, wenn nicht
      Start-ups mehr gefürchtet als ausländische    sogar kurzfristig aus dem Markt gedrängt
      Konkurrenten, bestehende Unternehmen          werden.
      aus anderen Branchen oder Lieferanten,
      die vorwärts integrieren und direkt an die
      Kunden gelangen. Bei näherer Betrachtung
      der Case Study zum deutschen Wohnungs-
      vermietungsmarkt scheint diese Angst nicht
      unbegründet: Disruptive Innovation scheint

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TEIL 2
Fachbeiträge und
  Case Studies
TEIL 2
Fachbeiträge und Case Studies

In den folgenden Kapiteln werden verschiedene Fachbeiträge und Fallstudien präsen-
tiert. Sie befassen sich mit der Frage, wie sich das geänderte Verhalten von Kunden und
Mitarbeitern auf die Immobilienbranche auswirkt.

Gegliedert sind die Kapitel aufgrund der drei folgenden Grundfragen:

ƒ Welche Auswirkungen haben die geänderten Kunden- und Mitarbeiterverhalten auf
  Märkte, Geschäftsmodelle und Organisationen?
ƒ Wie funktionieren Marketing und Verkauf in der digitalen Welt?
ƒ Welche Auswirkungen sind auf Produkte und Services zu erwarten?

Autoren aus Wissenschaft und Praxis präsentieren ihre persönlichen Erfahrungen und
Erkenntnisse.

                                                                                          107
Digitalisierungsbarometer        Immobilienmanagement an der Hochschule Luzern

     CC Immobilienmanagement an der Hochschule Luzern                                       Prof. Dr. Markus Schmidiger
                                                                                            Leiter CC Immobilienmanagement
     Das CC Immobilienmanagement am Institut für Finanzdienstleistungen IFZ der Hoch-       Hochschule Luzern – Wirtschaft
     schule Luzern befasst sich mit aktuellen und relevanten Fragen rund um Immobilienin-   Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ
     vestments, Immobiliennutzung und Immobilienentwicklung.                                Grafenauweg 10
                                                                                            Postfach 7344
     Ausbildung                                                                             CH – 6302 Zug
     – Bachelor of Science in Business Administration – Vertiefungsrichtung Immobilien
                                                                                            T direkt: +41 – 41 – 757 67 34
     Weiterbildung                                                                          Mail:     markus.schmidiger@hslu.ch
     – MAS Immobilienmanagement
     – Real Estate Summer School / Real Estate Winter School
     – Konferenzen                                                                          Die vollständige 450-seitige Studie zum Preis von CHF 90.00 pro Exemplar (zzgl. Ver-
     – Öffentliche und In-House Seminare                                                    sandkosten) bestellen Sie per Telefon oder Mail:

     Forschung                                                                              Hochschule Luzern – Wirtschaft
     Das Institut erstellt Markt- und Trendforschungen, Marktanalysen und spezialisierte    Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ
     Themenforschungen in folgenden Gebieten:                                               Grafenauweg 10
                                                                                            Postfach 7344
     – Stresstest Wohnen im Alter - jährliche Studie und Forschungsbericht Demografie       CH-6302 Zug
       und Wohnungswirtschaft.
     – Asset Management - jährliche Studie und Forschungsbericht Real Estate Asset          T +41 41 757 67 67
       Management D/A/CH                                                                    F +41 41 757 67 00
     – Digitalisierung in der Immobilienbranche                                             ifz@hslu.ch
     – Globale Indirekte Immobilieninvestments
     – Hypothekarkreditmarkt Schweiz

     Beratung
     Auftragsforschung und Beratung für Unternehmen, Private und die öffentliche Hand zu
     sämtlichen Themen rund um Immobilieninvestments, Corporate Real Estate Manage-
     ment, Facility Management und Immobilienentwicklung.

     Weitere Informationen:
     www.hslu.ch/immobilien

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