Dortmund macht Schule - Die Ruhrgebietsstadt wird Referenzkommune

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Dortmund macht Schule - Die Ruhrgebietsstadt wird Referenzkommune
JUGEND UND BERUF

Dortmund macht Schule
Die Ruhrgebietsstadt wird Referenzkommune

Dortmund ist nicht nur im Fußball spitze, Dortmund spielt auch bei der Gestal-   Birgit Klein, Projektleiterin der Zeitge-
tung des Übergangs von der Schule in die Arbeitswelt in der ersten Liga. Schon   winn-Agentur und Koordinatorin des Ar-
                                                                                 beitsbereichs Schule – Arbeitswelt im Re-
seit 2003 kümmert sich in der größten Stadt im Ruhrgebiet ein Regionales Bil-    gionalen Bildungsbüro Dortmund, datiert
dungsbüro um die Koordinierung der Aktivitäten der unterschiedlichen Prota-      die Anfänge der Entwicklung auf das Jahr
gonisten auf diesem Arbeitsfeld. „Zeitgewinn“ heißt in Dortmund die konzer-      1999 zurück. „Der ehemalige Oberbürger-
                                                                                 meister Dr. Gerhard Langemeyer hat das
tierte Aktion, in deren Rahmen die Akteure wie Schulen, Kammern und Agentur      Thema Bildung zur Chefsache gemacht.“
für Arbeit gemeinsam Verantwortung für das Übergangssystem übernehmen.           Seit dem gleichen Jahr arbeiten im Fach-
Nun wird Dortmund als Referenzkommune neben sechs weiteren Kommunen              bereich Schule die kommunale Schulver-
                                                                                 waltung und die staatliche Schulaufsicht
das vom Ausbildungskonsens NRW verabschiedete Konzept für ein neues Über-        als Verantwortungsgemeinschaft eng zu-
gangssystem Schule – Beruf umsetzen.                                             sammen. Im Jahr 2000 berief der Ober-
                                                                                 bürgermeister eine Bildungskommission,
                                                                                 die auf dem Grundgedanken der bürger-
                                                                                 schaftlichen Beteiligung fußte und auf brei-

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ter Basis das Thema Bildung in Dortmund      novativer Schulentwicklung“ (schulinndo                 diejenigen vertreten sind, die für die Wei-
diskutieren und voranbringen sollte. Am      e. V.) die Aktivitäten und Projekte. Rund               terentwicklung und Optimierung der
Anfang ging es um die Weiterentwicklung      30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ar-                 Übergangsgestaltung notwendig sind. Um
der Schulqualität, um die Verbesserung der   beiten im Bildungsbüro derzeit, Landes-                 diesem Vorhaben eine Struktur zu geben,
Bildungschancen und Themen wie selbst-       bedienstete/abgeordnete Lehrerinnen                     definierte man zunächst fünf Handlungs-
ständige Schule, Ganztagsschule, Schul-      und Lehrer, städtische Mitarbeiter/-in-                 felder: „Schulische Voraussetzungen ver-
sozialarbeit.                                nen und Angestellte des Vereins. Neben                  bessern“, „Ausbildungsabbrüche reduzie-
                                             Projekten im Bereich Übergang Schule                    ren“, „Zugänge zur Arbeitswelt eröffnen“,
Nach dieser Anfangsphase holte die zwei-     – Beruf, Projekten zu Schulentwicklung                  „Zweite Chancen sichern“ und „Migra-
te Bildungskommission 2005 dann das          und Schulnetzwerken und dem Aufbau                      tionspotenziale nutzen“. Dazu kam spä-
Thema Übergang Schule – Beruf auf die        von unterschiedlichen Bildungspartner-                  ter noch das Handlungsfeld „Übergang
Agenda. „Es war klar: Es gab zu wenige       schaften sind hier auch das Medienzen-                  Schule – Hochschule optimieren“ hin-
Ausbildungsplätze, zu viele Jugendliche      trum und die schulpsychologische Bera-                  zu. Für jedes dieser Felder hat sich ein
ohne Schul- und Ausbildungsabschluss,        tungsstelle angesiedelt.                                Netzwerk zusammengefunden, das ver-
ohne Chance auf Ausbildung, und auch                                                                 sucht, Lösungen zu entwickeln und um-
zu viele Ausbildungsabbrüche“, so Birgit     Am wichtigsten für die Entwicklung im                   zusetzen.
Klein. Das Motto „Keiner darf verloren       Handlungsfeld „Schule – Arbeitswelt“
gehen“, das später die damalige CDU-         war aber der Start des Projekts „Zeit-                  Dabei wird das Handlungsfeld „Migrati-
Landesregierung für sich reklamierte, ent-   gewinn“ im Jahr 2005. Gemeinsam mit                     onspotenziale nutzen“ als Querschnitts-
stand zu dieser Zeit in Dortmund.            den wichtigen Partnern aus Schule, Wirt-                aufgabe verstanden, als Fokus. Dahin-
                                             schaft, Arbeitsagentur/Jobcenter, Wohl-                 ter steht die Erkenntnis, dass Dortmund
Teilnahme an zahlreichen                     fahrtsverbänden hat die Stadt Dortmund                  eine Einwanderungsstadt ist, die gut da-
Modellprogrammen                             dieses Vorhaben ins Leben gerufen und                   ran tut, die besonderen Potenziale und
                                             mit kommunalem Geld ausgestattet. Ver-                  Ressourcen, die Menschen mit Zuwan-
Angelegt war die spezielle Koordinie-        hindern, dass Lebenszeit unproduktiv ver-               derungsgeschichte bieten, nicht brach lie-
rungsstruktur in Dortmund über das von       loren geht, das war und ist das Anliegen                gen zu lassen und für die Zukunftsgestal-
2002 bis 2008 laufende Bundesmodellpro-      von „Zeitgewinn“. Allen Jugendlichen,                   tung zu nutzen. Das auffälligste Produkt
gramm „Lernende Regionen – Förderung         egal welcher Herkunft oder in welcher                   in diesem Handlungsfeld ist eine seit dem
von Netzwerken“, an dem Dortmund be-         sozialen Lage, soll der Übergang von der                Jahr 2009 laufende, mit Mitteln des Pro-
teiligt war. Mit dessen Hilfe konnten die    Schule in Ausbildung und Arbeitswelt er-                jekts „IKUDO!“1 geförderte Imagekam-
ersten Personalstellen eingerichtet und      möglicht werden.                                        pagne, die zum Ziel hat, das Wissen um
das Bildungsbüro ausgebaut werden. Im                                                                interkulturelle Potenziale und die Ausbil-
Jahr 2008 schlossen die Stadt Dortmund       Handlungsfelder als                                     dungsplatzchancen von Jugendlichen mit
und das Land NRW dann eine Koopera-          Arbeitsgerüst                                           Migrationshintergrund zu erhöhen sowie
tionsvereinbarung zum Aufbau einer Bil-                                                              die Wertschätzung von Menschen mit Zu-
dungsregion.                                 Wesentliches Beratungs- und Abstim-                     wanderungsgeschichte zu vergrößern. Auf
                                             mungsgremium ist der 2006 gegründete                    großen Plakaten wird im gesamten Stadt-
Heute ist das Regionale Bildungsbüro         Beirat „Regionales Übergangsmanage-                     gebiet für diese Ziele geworben.
eine eigene Abteilung im Schulverwal-        ment Schule – Arbeitswelt“, in dem all
tungsamt der Stadt Dortmund, das zum                                                                 Verantwortlich für den Fokus Migration
Dezernat Jugend, Schule und Familie ge-      1
                                                  IKUDO! Interkulturelle Öffnung Dortmunder         ist die Regionale Arbeitsstelle zur Förde-
hört. Schulaufsicht und Schulverwaltung           Ausbildungsbetriebe – Interkulturelle Potenziale   rung von Kindern und Jugendlichen aus
koordinieren hier gemeinsam mit dem ge-           junger Migrantinnen und Migranten wertschät-       Zuwandererfamilien (RAA). Kooperati-
meinnützigen „Verein zur Förderung in-            zen und nutzen                                     onspartner sind vor allem auch Migran-

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tenselbstorganisationen und die Migra-           abbrüche reduzieren“. Hilfe wird in dieser   tischen Dortmunder Berufskollegs. Jähr-
tions- und Integrationsagentur Dortmund          Phase sowohl den Jugendlichen als auch       lich wechselt knapp ein Drittel der Schulab-
(MIA-Do).                                        den ausbildenden Betrieben angeboten,        gänger in vollzeitschulische Bildungsgänge.
                                                 denn „Ausbildungsabbrüche sind proble-       Dazu gehören auch Jugendliche in Berufs-
Im Handlungsfeld „Schulische Vorausset-          matisch und ärgerlich für Auszubildende      vorbereitungsklassen oder in Klassen für
zungen verbessern“ stehen allgemeinbil-          und Betriebe gleichermaßen“, sagt Klaus      Schülerinnen und Schüler ohne Berufs-
dende Schulen im Fokus. Es geht um eine          Engelhardt, Ausbildungsberater bei der       ausbildungsverhältnis (KSoB). Für diese
Systematisierung der Berufsorientierung          Handwerkskammer Dortmund, die das            Schülerinnen und Schüler ist die Berufs-
und darum, Berufsorientierung als dau-           Handlungsfeld als einer der wichtigen        orientierung oft noch nicht abgeschlos-
erhafte Querschnittsaufgabe der gesam-           Netzwerkpartner moderiert.                   sen. Um sie kümmern sich dort u. a. auch
ten Schule zu verankern. Als Grundlage                                                        Schulsozialarbeiter/-innen. Sie helfen der
und Instrument der Qualitätssicherung            Wichtig auch hier, dass durch Abbrüche       Zielgruppe nicht nur bei der Berufswahl,
dient der Dortmunder Berufsorientie-             kein Zeitverlust entsteht. Dafür hat das     sondern auch bei der allgemeinen Lebens-
rungsrahmen, der gemeinsam von Schu-             Bildungsbüro nicht nur den „Dortmunder       planung sowie bei Konflikten und dabei,
le, Schulverwaltung, Schulaufsicht sowie         Beratungsführer“ herausgegeben, der In-      Schule und Ausbildung durchzuhalten.
wichtigen außerschulischen Partnern ent-         formationen rund um die Unterstützung
wickelt wurde.                                   und Beratung bei Konflikten in der Ausbil-   Durch die neuen Strukturen in Dortmund
                                                 dung bietet, es wurde auch ein Frühwarn-     hat sich nicht nur das Wissen über Berufs-
Mit der flächendeckenden Einführung              system mit den Beteiligten vereinbart, das   kollegs und deren Image positiv verändert.
des Dortmunder Berufswahlpasses zum              in einem Netzwerk der Ausbildungsbera-       Sie haben nun im Bildungsbüro auch ver-
Schuljahr 2009/2010 in allen allgemein-,         ter der Kammern, der Schulsozialarbei-       lässliche Ansprechpartnerinnen und sind
berufs- und weiterbildenden Schulen sowie        ter und der Jugendberufshilfe verankert      in allen Gremien und Arbeitsfeldern des
in den Angeboten der Jugendberufshilfe           ist. Die Fachleute helfen bei der Lösung     Bildungsbüros vertreten. Es gibt rechtzei-
ist es gelungen, ein für alle Beteiligten ver-   von Konflikten, bei der Verbesserung der     tig nach der Ausschreibung von BvB-Maß-
bindliches Instrument zur Dokumentation          Kommunikation und auch bei der Neuori-       nahmen oder dem Werkstattjahr Treffen
des individuellen Weges der beruflichen          entierung, wenn sich eine Berufswahl als     der Träger, die den Zuschlag bekommen
Orientierung und Einmündung zu platzie-          schlecht vorbereitet herausstellt.           haben, und der Kollegs, bei denen verabre-
ren, das Betriebe, weiterführende Schulen,                                                    det wird, wie viele Plätze bei welchem Kol-
aber auch die Berufsberatung der Agen-           Berufskollegs haben hohen                    leg für die Teilnehmer/-innen eingerich-
tur über Wünsche, Potenziale und Kom-            Stellenwert                                  tet werden müssen. Als großen Schritt für
petenzen der Jugendlichen informiert. Bei                                                     die Berufskollegs bezeichnet Birgit Klein
der Entwicklung und Einführung des Be-           Die Grundphilosophie des Handlungsfel­       auch die engere Kooperation mit den all-
rufswahlpasses wurden die Schulen vom            des „Zugänge zur Arbeitswelt eröffnen“       gemeinbildenden Schulen.
Regionalen Bildungsbüro begleitet, zum           ist es, ein abgestimmtes, kohärentes Über-
Beispiel durch ein Fortbildungsangebot           gangssystem zu schaffen. „Man muss vom       Das Programm „Perspektive Berufsab-
für Lehrerinnen und Lehrer.                      Jugendlichen aus denken und Rechtskreis-     schluss – Regionales Übergangsmanage-
                                                 grenzen so aufeinander beziehen, dass        ment“, das mit Mitteln des Bundesmini-
Aber auch nach der Phase der Berufsori-          der/die Einzelne möglichst wenig Scha-       steriums für Bildung und Forschung und
entierung und nach dem Übergang in eine          den nimmt“, sagt Birgit Klein.               des ESF gefördert wird, bietet durch die
Berufsausbildung sieht sich das Zeitge-                                                       Finanzierung von Personalstellen die Mög-
winn-Team in der Verantwortung. „Die             Den Berufskollegs kommt in diesem Hand-      lichkeit, die Aktivitäten systematisch zu
Übergangsproblematik endet nicht beim            lungsfeld eine gewichtige Rolle zu. Schon    begleiten. Eine Steuergruppe, an der alle
Eintritt in eine Ausbildung“, so die Leitli-     die Zahlen machen das deutlich: Über         Schulleitungen der Dortmunder Berufs-
nie für das Handlungsfeld „Ausbildungs-          20.000 Jugendliche besuchen die acht städ-   kollegs, die Agentur für Arbeit und das

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Regionale Bildungsbüro beteiligt sind,        stitutionen. Angeboten werden Beratung          den im Februar 2011 statt und übertra-
trifft sich regelmäßig alle sechs Wochen zu   und Bildung für Wiedereinsteiger/-innen,        fen alle Erwartungen. Es gab 5.000 An-
Gesprächen und einmal im Jahr zu einem        nachträgliche Schulabschlüsse sowie be-         meldungen, zahlreiche Veranstaltungen
zweitägigen Planungsworkshop. Im Mo-          rufliche Qualifizierungen und Fortbil-          waren ausgebucht.
ment laufen die Vorbereitungen für die        dungen für alle, die sich neu orientieren
Weiterentwicklung der Berufskollegs zu        wollen. Die Zusammenarbeit wird vom             Von „Zeitgewinn“ zum
Regionalen Berufsbildungszentren.             Regionalen Bildungsbüro begleitet, dazu         neuen Übergangssystem
                                              wurde 2008 eine Koordinierungsstelle für
„Zugang zur Arbeitswelt“ muss aber nicht      die „Zweite Chance“ eingerichtet.               Mittlerweile ist „Zeitgewinn“ kein Pro-
zwangsläufig duale Ausbildung bedeuten.                                                       jekt mehr, sondern eine Strategie für Dort-
Dazu können aus Sicht des Dortmunder          „Die Übergangsfrage ist                         mund. Die Zeitgewinn-Idee ist „lebendige
Bildungsbüros durchaus auch zielgrup-         keine Benachteiligtenfrage“                     städtische Realität“ geworden, heißt es in
penangemessene, zielgerichtete qualitäts-                                                     einer Broschüre des Regionalen Bildungs-
volle Maßnahmen gehören. „Wir glau-           Relativ neu ist im Bildungsbüro das 2008        büros. Und „es ist gelungen, für Maßnah-
ben nicht, dass das alles Warteschleifen      eingerichtete Handlungsfeld „Schule –           men im Rahmen der Übergangsaktivitäten
sind, wie man heute häufig hört“, so Bir-     Hochschule optimieren“, denn auch der           kommunales Geld in den Haushalt einzu-
git Klein. Solche Maßnahmen seien für         Übergang in eine universitäre Ausbildung        stellen“, berichtet Birgit Klein, die auch als
Jugendliche oft zielführender, als einfach    ist eine Option in der Bildungskette. Der       Projektleiterin der Zeitgewinn-Agentur fun-
weiter zur Schule zu gehen, wenn man ei-      Schritt vom Gymnasium, von der Sekun-           giert. Dortmund wird als Referenzkom-
gentlich keine Neigung dazu hat.              darstufe II der Gesamtschulen und von           mune neben sechs weiteren Kommunen
                                              den Berufskollegs oder auch nach einem          das vom Ausbildungskonsens NRW ver-
Egal welchen Weg Jugendliche in die Ar-       Berufsabschluss in ein Studium an einer         abschiedete Konzept für ein neues Über-
beitswelt einschlagen, ein eventuelles        Fachhochschule oder Universität ist bei-        gangssystem Schule – Beruf umsetzen. Da-
Scheitern darf nicht endgültig sein. Heute    leibe kein Selbstläufer. Zum einen fällt        mit bestätigt das Land NRW die bisherige
sind grade Lebenswege selten. Bildungsbio­    heute vielen durch die große Zahl der Stu-      gute Entwicklungsarbeit in Dortmund und
grafien mit Brüchen wie Ausstiegen, Un-       diengänge die Entscheidung für ein Studi-       unterstützt deren Weiterentwicklung. Ziel
terbrechungen, Umorientierungen nehmen        um schwer, zum anderen führen falsche           des Vorhabens ist es, ein systematisches und
zu. Mehrfache Wiedereinstiege in Bildung      Entscheidungen nicht selten zu Studien-         nachhaltiges System zu etablieren, das Ju-
und Arbeitswelt müssen deshalb möglich        abbrüchen. „Die Übergangsfrage ist kei-         gendliche zielgerichtet in eine Ausbildung
sein. Darum gibt es im Dortmunder Bil-        ne Benachteiligtenfrage“, macht Birgit          oder Studium führt.
dungsbüro das Handlungsfeld „Zweite           Klein deutlich und weist in dem Zusam-
Chancen sichern“, eine Bezeichnung, die       menhang darauf hin, dass die Abbruch-           Ganz wichtig: Daten
eigentlich nicht ganz korrekt ist, denn ge-   quoten in bestimmten Studiengängen hö-
meint ist, dass es immer wieder die Chan-     her liegen als in jeder dualen Ausbildung.      Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es noch
ce auf einen Wiedereinstieg in Bildung        „Optionsreichtum für alle“ lautet deshalb       genug zu tun. Als besonders wichtig be-
und Ausbildung geben muss.                    die Dortmunder Philosophie.                     trachtet Birgit Klein eine weitere Optimie-
                                                                                              rung der in Dortmund schon vergleichs-
Akteure in diesem Handlungsfeld sind vor      Eine besonders erfolgreiche Idee sind in        weise guten Datenlage. Die Dortmunder
allem schulische Einrichtungen, wie die       diesem Handlungsfeld die „Dortmunder            Schuldatenbank wurde zu einem Monito-
Berufs- und Weiterbildungskollegs, die        Hochschultage“, die die Informations-           ringsystem ausgebaut. „Wir wissen jetzt,
Volkshochschule sowie freie Bildungsträ-      angebote der Dortmunder Hochschulen             in welche (Aus-)Bildungsgänge die Jugend-
ger, aber auch allgemeinbildende Schulen      zeitlich bündeln, sodass sie fest in die Jah-   lichen nach Verlassen der 10. Klasse der
sind beteiligt. Insgesamt besteht das Koo-    resplanung der Schulen integriert werden        allgemeinbildenden Schulen einmünden.“
perationsnetzwerk aus 58 Dortmunder In-       können. Die ersten Hochschultage fan-           Das Übergangsverhalten kann nach Her-

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JUGEND UND BERUF

                                                                    Birgit Klein,
                                                                    Regionales Bildungsbüro
                                                                    Stadt Dortmund

kunftsschule (Sozialraum), Schulform, er-    dass diese in Maßnahmen, in Bildungsgän-         aber Verlaufsdaten, die die Nachzeich-
reichtem Abschluss, Alter und Geschlecht     ge oder in weiterführende Beratung vermit-       nung der Einstiegswege der einzelnen Ju-
differenziert beschrieben werden.            telt werden, und informiert Jugendliche, die     gendlichen erlauben würden.
                                             einen Bildungsgang abbrechen, über An-
Wie wichtig korrekte Daten für die Pla-      schlussmöglichkeiten. Seit Oktober 2010          Denn datenschutzgerecht ist nur eine an-
nung sind, zeigt eine Erfahrung aus dem      hat die Anlaufstelle die direkte Verteilung      onymisierte Datenweiterverarbeitung.
Jahr 2008: Laut der Dortmunder Schul-        von nicht versorgten berufsschulpflichtigen      Birgit Klein wünscht sich „eine Daten-
datenbank gab es zum Verbleib von je-        Jugendlichen auf die Dortmunder Berufs-          schutzregelung, die der Zielsetzung ei-
weils 800 bis 1.000 der jährlich 5.400       kollegs übernommen. Von Oktober 2010             ner individuellen Gesamtprozessbeglei-
Schulabgänger/-innen aus den 10. Klas-       bis Juni 2011 konnten so über 90 nicht ver-      tung Rechnung trägt.“ Das Bildungsbüro
sen keine Informationen. Die Recherche       sorgte Schülerinnen und Schüler an die Be-       kann bisher nur über Umwege „schul-
ergab, dass die meisten Jugendlichen ei-     rufskollegs vermittelt werden.                   scharfe“ und sozialraumbezogene Er-
nen Anschluss gefunden hatten, nur 48                                                         kenntnisse gewinnen.
Jugendliche der über 88 Prozent, die sich    Seit dem Schuljahr 2011/2012 läuft die
zurückmeldeten, waren weder in Ausbil-       Anmeldung für Berufskollegs, Berufsschu-         Handlungsfähigkeit der
dung noch in der Schule. Die hohen Zah-      len oder die Sekundarstufe II, auch an Ge-       Kommune verbessern
len kamen also nicht zustande, weil es       samtschulen oder Gymnasien in Dortmund
so viele nicht versorgte Jugendliche gab,    zentral über das Online-Anmeldeverfah-           Optimierungsbedarf sieht die Dortmun-
vielmehr waren die Daten nicht in ausrei-    ren „schüler online“. Mit diesem Anmel-          der Erziehungswissenschaftlerin auch in
chender Qualität erfasst worden.             desystem konnte die Zugangssteuerung             anderen Bereichen: „Die Kommune ist nur
                                             an die weiterführenden Schulen optimiert         ein Akteur beim Übergang Schule – Be-
Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde in        werden und die von allen Schulen hinter-         ruf. Kommunales Handeln hängt aber von
Absprache mit den abgebenden Schulen         legten Beschreibungen der Bildungsgänge          Rahmenbedingungen ab, die nicht kom-
ein neues Verfahren entwickelt. Mit dem      bieten einen vollständigen Überblick über        munal zu steuern sind. „Wenn wir für be-
Halbjahreszeugnis erhalten die Zehnt-        das Bildungsangebot in Dortmund. Die Se-         stimmte Bereiche gute Ideen haben, sind
klässler ein Schreiben, das über die Be-     kretariate der Berufskollegs und 240 Lehre-      wir ohne Weiteres oft nicht handlungsfä-
rufsschulpflicht, über die verschiedenen     rinnen und Lehrer aller Dortmunder Schu-         hig.“ Es sei sehr wichtig, dass das Land
Bildungsmöglichkeiten und die Bera-          len wurden vom Bildungsbüro auf dieses           NRW als einer der wichtigen Rahmenset-
tungsangebote informiert. Ein Fragebo-       System geschult, sodass ein reibungsloser        zer einen aktiven Part bei der Gestaltung
gen, den die Schüler nach den Osterferi-     Ablauf gesichert ist.                            übernimmt, indem z. B. die hinderliche
en gemeinsam mit den Klassenlehrerinnen                                                       Trennung in äußere und innere Schulan-
und -lehrern ausfüllen, dokumentiert ihre    Die eigenen Daten in Verbindung mit den          gelegenheiten aufgehoben würde. Bisher
Anschlussoptionen. Bei Bedarf bieten die     veröffentlichten Daten der Agenturen und         ist es Sache jeder einzelnen Schule, ob sie
Agentur für Arbeit, die Beratungslehrer/     Jobcentern sowie den Daten der Kam-              sich der kommunalen Koordinierung zu-
-innen und die Jugendberufshilfe dann        mern zu den eingetragenen Ausbildungs-           ordnet oder eben nicht. Hier könnte der
in der Zeit bis zu den Sommerferien eine     verhältnissen haben die Transparenz über         Beschluss des Ausbildungskonsens NRW
„Feuerwehr-Beratung“ an.                     die Bildungswege nach der Schule also            zum neuen Übergangssystem wichtige Im-
                                             verbessert, trotzdem sieht Birgit Klein          pulse geben.
Seit 2009 ist beim Regionalen Bildungsbü-    die Datenlage in Dortmund noch als ein
ro außerdem die „Anlaufstelle für berufs-    Problemfeld an. Das betrifft sowohl den          Auch auf einem anderen Feld sieht Birgit
schulpflichtige Jugendliche“ eingerichtet.   Umfang des Datenmaterials als auch da-           Klein eher hinderliche Strukturen, zum
Sie überwacht den Verbleib der Jugend-       tenschutzrechtliche Fragen. So kann zwar         Beispiel die zentrale Ausschreibungspra-
lichen nach der 10. Klasse, identifiziert    der Einstieg in eine Ausbildung/einen Bil-       xis der Agentur für Arbeit. Es gebe, weil
nicht versorgte Jugendliche, sorgt dafür,    dungsgang abgebildet werden, es fehlen           sie eine Ausschreibung gewonnen haben,

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JUGEND UND BERUF

  ABSTRACT
  Schon seit 2003 koordiniert in Dortmund ein     ANSPRECHPARTNERIN IN DER G.I.B.              KONTAKT
  Regionales Bildungsbüro die Aktivitäten beim    Heidrun Franke                               Birgit Klein
  Übergang Schule – Beruf. Aufgrund der lang-     Tel.: 02041 767-114                          Regionales Bildungsbüro
  jährigen und erfolgreichen Entwicklungsarbeit   E-Mail: h.franke@gib.nrw.de                  Stadt Dortmund, Fachbereich Schule
  wird Dortmund als eine der sieben Referenz-                                                  Kleppingstr. 21 – 23
  kommunen mit der praktischen Umsetzung          AUTOR                                        44135 Dortmund
  des neuen Übergangssystems beginnen.            Frank Stefan Krupop                          Tel.: 0231 5024678
                                                  Tel.: 02306 741093                           Internet: www.rbb.dortmund.de
                                                  E-Mail: frank_krupop@web.de

immer wieder neue Träger in Dortmund,             punkt zu platzieren und nicht erst dann,     Dr. Wilfried Kruse von der Sozialfor-
die nicht in die kommunalen Kooperati-            wenn das Kind schon in den Brunnen ge-       schungsstelle Dortmund, der das Zeitge-
onsstrukturen eingebunden sind. Regio-            fallen ist. Das Bildungsbüro organisiert     winn-Vorhaben wissenschaftlich begleitet,
nale Träger, die sich seit Jahren sehr in         auch Nachvermittlungsaktionen für be-        schreibt in der Zeitgewinn-Broschüre „Bi-
Dortmund engagieren, kommen nicht zum             rufsschulpflichtige Jugendliche, die noch    lanz und Perspektiven“ (04/2011): „Das
Zuge, weil sie die Preise nicht halten kön-       keinen Platz haben. Sie werden dann di-      Vorhaben Zeitgewinn hat zur Bildung
nen – mit dem Ergebnis, dass sich die Schu-       rekt in Klassen ohne Ausbildungsverhält-     einer gut miteinander kooperierenden,
len immer wieder auf neue Partner einstel-        nis vermittelt.                              funktionsfähigen Verantwortungsgemein-
len müssen und Standards der beruflichen                                                       schaft für die Gestaltung der Übergänge
Orientierung oder Berufsvorbereitung nicht        Was ist Erfolg?                              von der Schule in die Arbeitswelt geführt,
gehalten werden können.                                                                        die auch für die nächsten Jahre eine solide
                                                  Haben die zahlreichen Anstrengungen          Basis darstellt.“
Die Zusammenarbeit mit der örtlichen              in Dortmund Erfolg? Wie lässt sich Er-
Arbeitsagentur beschreibt Birgit Klein            folg im Bildungs- und Ausbildungsbe-         Jetzt soll Bilanz gezogen und die Strategie
als sehr gut. Das hänge nicht nur, aber           reich überhaupt definieren? Im Regionalen    für die nächsten Jahre festgelegt werden.
stark von den agierenden Personen ab und          Bildungsbüro hat man da klare Vorstel-       Ende November findet der nächste Strate-
sei lange nicht überall so. Die Vertreter/        lungen: Erfolg ist, wenn weniger Schüler     gieworkshop des Beirats „Regionales Über-
-innen der Agentur für Arbeit sind in allen       und Schülerinnen die Schule vorzeitig ver-   gangsmanagement Schule – Arbeitswelt“
wichtigen Netzwerken vertreten und dort           lassen, wenn möglichst viele einen Schul-    statt, um gemeinsam zu beraten, wie die
auch inhaltlich stark engagiert.                  abschluss schaffen, wenn weniger Jugend-     aufgebauten Strukturen und das neue Über-
                                                  liche die Ausbildung abbrechen, wenn sie,    gangssystem in NRW zusammen passen.
Gemeinsam, auch mit den weiteren Part-            egal an welcher Station sie gerade sind,
nern, konnten anspruchsvolle Aufgaben ge-         einen vernünftigen nächsten Schritt tun      Die Auswirkungen des neuen Landeskon-
meistert werden. So hat man sich auf eine         können. Noch liegen hinreichend belast-      zeptes sind sicher noch gar nicht abzuse-
neue Beratungskultur geeinigt. Grundle-           bare Daten nicht vor – dies wird einer der   hen und die Umsetzung wird auch nicht
gend geht es dabei um ein Umdenken bei            ganz wichtigen Arbeitsschwerpunkte der       von heute auf morgen erfolgreich gestaltet
der Haltung gegenüber den Jugendlichen:           nächsten Jahre sein.                         werden können. Zum Beispiel stehen die
weg von einer Defizithaltung hin zu einer                                                      beruflichen Schulen ja vor erheblichen Ver-
akzeptierenden Beratung, die den Jugend-          Viele sinnvolle Änderungen lassen sich       änderungen sowohl struktureller als auch
lichen Raum gibt. „Hier ein gemeinsames           tatsächlich nicht in Zahlen ausdrücken,      inhaltlicher Art. Genauso stehen die Qua-
Verständnis bei Ausbilderinnen/Ausbildern,        wie ein verbessertes Schulmanagement         lifizierungs- und Beschäftigungsträger vor
Lehrerinnen/Lehrern und Beraterinnen/Be-          oder die Schaffung eines verbindlichen       neuen Herausforderungen. Noch ist das
ratern der Arbeitsagentur zu entwickeln ist       Berufsorientierungsrahmens. Der Erfolg       Ausbildungsplatzangebot in Dortmund
ein wichtiger Baustein der Arbeit.                des Dortmunder Modells lässt sich aber       nicht ausreichend, noch trauen sich viele
                                                  auch daran ablesen, dass das Regionale       den Schritt in eine Ausbildung nicht zu.
Die strategische Frage, wer an welcher Stel-      Bildungsbüro eine Vorreiterrolle für die
le eingreifen muss – wen man braucht –,           Weiterbildung von Beratungslehrerinnen       Die Planungen auf Landesebene machen
damit Jugendliche nicht verloren gehen, hat       und -lehrern gespielt hat. Das Schulminis­   deutlich, dass die systematische Gestaltung
man bereits an einigen „Schnittstellen“ ge-       terium legte 2007 verbindlich fest, dass     der Übergänge eine Daueraufgabe bleibe
löst. So ist inzwischen genau festgelegt, an      Studien- und Berufswahlkoordinatoren/        und sich nicht über den demografischen
wen berufsschulpflichtige Jugendliche, die        -koordinatorinnen ernannt werden müs-        Wandel und das Anziehen der Konjunk-
sich beim Regionalen Bildungsbüro mel-            sen. Ihre Qualifizierung erfolgt auf der     tur quasi von selbst erledige. Dortmund
den, weitergereicht werden. Damit hat man         Basis der in Dortmund entwickelten Aus-      ist gut vorbereitet auf die Koordinierung
es geschafft, Beratung zum richtigen Zeit-        bildungsmodule.                              der anstehenden Aufgaben.

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