Können behördliche Algorithmen subsumieren?
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Können behördliche Algorithmen subsumieren? Kritische Analyse der von der Finanzverwaltung zum Einsatz kommenden elektronischen Risikomanagementsysteme Dr. iur. Christoph Schmidt Universität Potsdam Virtueller Vortrag 23.06.2021 TOGI-Symposium Friedrichshafen
Gliederung 1. Einführung 2. Elektronisches Risikomanagement und risikoorientierte Fallauswahl 1. Inhalt und Begriffsbestimmung 2. Identifikation und Analyse des Risikos 3. Risikobewertung 3. Resümee und Ausblick Folie 3 von 23
1. EINFÜHRUNG Folie 4 von 23
„Man is still the most extraordinary computer of all.” John F. Kennedy Rede am 21.05.1963 Folie 5 von 23
Problemstellung • Gesellschaft, Unternehmen und Staat betroffen Digitalisierung • Entwicklung hin zu einer moderneren Verwaltung Steuer- • Wandel als stetige Herausforderung • spiegelt die jeweils vorherrschenden verfahrens- technischen Gegebenheiten bei recht Erlass der Gesetze wider Folie 6 von 23
Leitgedanke des Vortrags „Die elektronischen Risikomanagement- systeme der Finanzverwaltung dienen dazu, die begrenzten personellen Ressourcen risikoorientiert zu nutzen.“ Folie 7 von 23
2. ELEKTRONISCHES RISIKOMANAGEMENT UND RISIKOORIENTIERTE FALLAUSWAHL Folie 8 von 23
1. Inhalt und Begriffsbestimmung Legaldefinitionen? Risiko- Risikomanagement- management systeme --- § 88 Abs. 5 AO Folie 9 von 23
1. Inhalt und Begriffsbestimmung in Abhängigkeit vom jeweiligen Arbeitsbereich verfolgt das Risikomanagement unterschiedliche Zielsetzungen Veranlagung = Optimierung der Sachbearbeitung Außenprüfung = effizientere Fallauswahl eine mögliche Definition „Risikomanagement besteht aus der systematischen Erfassung und Bewertung von Risikopotenzialen sowie der Steuerung von Reaktionen in Abhängigkeit von den festgestellten Risikopotenzialen.“ BT-Drs. 18/7457, 69 Darstellung als Prozess beispielsweise wie folgt … Folie 10 von 23
Risikomanagementprozess Evaluation Identifikation Bewältigung Analyse Bewertung Folie 11 von 23
2. Identifikation und Analyse des Risikos Kontrollintensität steuerliches Kontrollbedürfnis Risiko Folie 12 von 23
2. Identifikation und Analyse des Risikos keine Legaldefinition des steuerlichen Risikobegriffs kann z. B. definiert werden als Gefahr einer nicht zutreffenden Steuerfestsetzung zum Nachteil der Finanzverwaltung oder des Steuerpflichtigen oder als jegliches normabweichendes Verhalten der Steuerpflichtigen Risikoparameter von herausragender Bedeutung determinieren den Toleranzbereich der Risikomanagementsysteme Klassifizierung der Risikoparameter beispielsweise wie folgt … Folie 13 von 23
2. Identifikation und Analyse des Risikos objektive Risiken subjektive Risiken • Betragsgrenzen • steuermoralische • erstmals auftretende Grundeinstellung Tatsachen • bisheriges Verhalten • Vergleich mit • Bereitschaft zur Dauersachverhalten Erfüllung von • Abgleich von steuerlichen Kennzahlen Verpflichtungen • sog. Steuer-Vita oder Compliance-Faktor Folie 14 von 23
3. Risikobewertung Klassifizierung der Steuerfälle aufgrund der Wertung der Einzelrisiken Einteilung in verschiedene Risikoklassen Ziel ist es, die prüfungsbedürftigen von den (zunächst) nicht prüfungsbedürftigen Steuerfällen zu trennen Vorgang hat höchste Priorität zugleich der wohl schwierigste Aspekt des Risikomanagements Folie 15 von 23
Modellierung der Risikomanagementsysteme theoriegeleitet selbstlernend • statistischer Ansatz • bezweckt die • vorab festgelegte automatisierte menschliche Erstellung von Modellierung analytischen • berücksichtigt Modellen Korrelationen und • auch als (enge) keine Kausalitäten künstliche • Wenn-dann- Intelligenz Schema bezeichnet Folie 16 von 23
Theoriegeleitete Risikomanagementsysteme materielle Rechtssätze, insbesondere solche des (Einkommen-)Steuerrechts, grundsätzlich digitalisierbar Formalisierung von Gesetzen ist notwendig Spannungsverhältnis: algorithmisch gesteuertes Vorgehen und Entscheidungskomplexität Grenze: Prüfung des Steuertatbestandes, d. h. eigentliche Subsumtion Problematik für die Finanzverwaltung vor allem im Vergleich zu anderen Rechtsgebieten etwas zu relativieren weniger eine Subsumtion als vielmehr eine Schlüssigkeitsprüfung und Risikobewertung mittels Risikomanagementsystemen Folie 17 von 23
Theoriegeleitete Risikomanagementsysteme viele unproblematisch bestimmbare Parameter z. B. (Kennzahlen-)Veränderungen gegenüber vergangenen Veranlagungszeiträumen bisheriges (Fehl-)Verhalten des Steuerpflichtigen Pauschalierungen Nichtbeanstandungsgrenzen Folie 18 von 23
Theoriegeleitete Risikomanagementsysteme • determinierte • unbestimmte Rechtsbegriffe Rechtsbegriffe • gebundene • (ab)wägende Entscheidungen Subsumtionen • Ermessens- entscheidungen Folie 19 von 23
3. RESÜMEE UND AUSBLICK Folie 20 von 23
Bezug zum einführenden Zitat und zum Leitgedanken Risikomanagementsysteme können und sollen die eigentliche personelle Fallbearbeitung nicht vollständig ersetzen tragen durch risikoorientierte Steuerung zu deren Optimierung bei Hilfsmittel zur steuerlichen Fallauswahl und -bearbeitung stetige Herausforderung: Sprache, die sowohl der juristischen als auch der technischen Ebene gerecht wird Folie 21 von 23
Bezug zum einführenden Zitat und zum Leitgedanken „Man is still the most extraordinary computer of all” John F. Kennedy Rede am 21.05.1963 Folie 22 von 23
hybride Fallbearbeitung mit schwerpunktmäßiger algorithmenbasierter Entscheidungsfindung Aussteuerung Output • Steuer- • algorithmen- erklärung • punktuelle basierte • Steuer- personelle Entscheidungs- festsetzung Bearbeitung findung automatisierte Input Weiterbearbeitung Folie 23 von 23
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