Vergleich zwischen elektrisch und durch fossilen Brennstoff angetriebenen Fahrkonzepten
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NEUE KONZEPTE Elektromobilität in Deutschland Vergleich zwischen elektrisch und durch fossilen Brennstoff angetriebenen Fahrkonzepten Elektrofahrzeuge gelten als nachhaltige Alter- nach § 2 Nr. 1 EmoG alle reinen Batterieelektro-, Brennstoffzel- native zu konventionellen Antriebskonzepten. len- sowie von außen aufladbaren Hybridelektrofahrzeuge ge- führt. Dahingehend ist weiter zu differenzieren, ob der elektri- Die Entscheidung für ein Konzept muss sche Antrieb ausschließlich mit Elektromotor arbeitet oder ein allerdings diverse Kriterien berücksichtigen. zusätzlicher Verbrennungsmotor (Hybrid) eingesetzt wird. Bei Welche dieser Technologien sind in einer Letzterem ist ferner zu unterscheiden, wie die Verknüpfung kosten- und emissionsspezifischen Gegen- der zwei Motoren erfolgt und ob eine externe Lademöglichkeit der Batterie besteht. Diese hybriden Antriebstechnologien wer- überstellung vorteilhaft? den entsprechend ihres konkreten Aufbaus und Zusammen- Von Martin Oehmichen und Benjamin Aust wirkens der Antriebe als paralleler, serieller oder Plug-in-Hy- brid bezeichnet. Abbildung 1 fasst dazu die aktuellen Tech- nologien von konventionell bis elektrisch angetriebenen Kfz, geordnet nach absteigender Relevanz und Leistung des Ver- 1 Einführung brennungsmotors beziehungsweise aufsteigender Relevanz Hauptverkehrsmittel in Deutschland, wie auch in anderen und Leistung des Elektromotors, zusammen. entwickelten Volkswirtschaften, ist der motorisierte Individual- Um für die weitere Gegenüberstellung die generellen Vor- verkehr (ADAC 2010). Im Rahmen des verstärkten Nachhaltig- und Nachteile der Antriebskonzepte abwägen zu können, wird keitsgedankens der 2011 initiierten Energiewende sind, neben nachfolgend auf die reinen Antriebstechnologien eingegangen. den zum Stand der Technik gehörenden Kraftfahrzeugen, be- Durch den Fokus auf rein durch Elektromotoren betriebene trieben mit Diesel, Gas oder Benzin, auch Elektroantriebe in Fahrzeuge wird der steuerrechtlichen Definition des „Elektroau- den Fokus gerückt. Im Zuge dessen werden Neuwagenzulas- tos“ gemäß § 9 Abs. 2 KraftStG Folge geleistet. Alternative Kon- sungsziele von mehr als einer Million für elektrisch angetrie- zepte der Energiebereitstellung, wie zum Beispiel durch Was- bene Kraftfahrzeuge (Kfz) bis zum Jahre 2020 und ein weiterer serstoff, werden mangels fehlender Marktreife nicht betrachtet. Ausbau auf über sechs Millionen bis zum Jahre 2030 angestrebt (BMUB 2014 b). Wie bei vielen (aktuellen) energiepolitischen 3 Auswahl der Modellfahrzeuge Themen existieren zu der Thematik elektrisch angetriebener Kraftfahrzeuge kontroverse Standpunkte, welche medienwirk- Die Selektion vergleichbarer Modellfahrzeuge ist essenziell sam diskutiert werden. Zur Argumentation werden Bewer- für die Aussagekraft der Ergebnisse. Dafür sind zunächst reprä- tungsmethoden unterschiedlichster Disziplinen genutzt. Indes sentative Fahrzeugsegmente zu identifizieren. 2015 gilt als bis- beeinflusst die Wahl der Vergleichsmethode(n) die Vorteilhaf- her zulassungsstärkstes Jahr bei Elektrofahrzeugen und bildet tigkeit zugunsten eines bestimmten Antriebskonzepts. Diesbe- damit die Referenz. Aus den kumulierten Neuzulassungen al- züglich erfolgt nun ein Vergleich von konventionell und elek- ler Antriebsarten geht hervor, dass die sechs meistvertretenen trisch angetriebenen Fahrzeugen mit dem Fokus auf kosten- Klassen (Kompaktklasse, Kleinwagen, Mittelklasse, SUV , Ge- und umweltspezifischen Aspekten. ländewagen und Mini) zusammen über 75 % abdecken (KBA 2016). Werden dagegen nur Elektrofahrzeuge betrachtet, wird ersichtlich, dass folgende fünf Modellklassen in Deutschland 2 Technologieauswahl nachgefragt werden: Minivan, Kleinwagen, Kompakt-, Ober- Für eine Gegenüberstellung von konventionellen und elek- klasse und Mini. In Bezug auf die Gesamtmenge sind selbige trischen Fahrzeugen sind entsprechend repräsentative An- Segmente bis auf die Oberklasse in relevantem Maße vertreten triebskonzepte auszuwählen. Im Rahmen der konventionellen (KBA 2016). Somit werden für die weitere Analyse die vier Fahr- Antriebe mit Verbrennungsmotor werden im Folgenden diesel- zeugklassen Mini, Minivan, Klein- sowie Kompaktwagen in die und benzingetriebene Kfz als gängige Vertreter betrachtet. Un- Gegenüberstellung einbezogen. Aufgrund der heterogen ausge- ter dem Begriff der elektrisch angetriebenen Fahrzeuge werden bauten Ladeinfrastruktur sowie der auch in Zukunft vergleich- ÖkologischesWirtschaften 4.2017 (32) | DOI 10.14512/OEW320446 permits copying and redistributing the material in any medium or format, provided 46 ÖkologischesWirtschaften 4.2017 (32) the original work is properly cited, it is not used for commercial DOIpurposes and it is not 10.14512/OEW320446 © 2017 M. Oehmichen, B. Aust; licensee IÖW and oekom verlag. This is an article remixed, transformed or built upon. The access to the digital version of this article is distributed under the terms of the Creative Commons Attribution Non-Commercial No reserved to subscribers of ÖkologischesWirtschaften until two years after the date of Derivates License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.de), which publication; after two years it is available to all readers.
NEUE KONZEPTE bar kürzeren Reichweite von Elektrofahr- zeugen werden selbige primär im städ- Verbrennungs- motor Paralleler Hybrid Plug-in-Hybrid Serieller Hybrid Batterieelektrisches Fahrzeug tischen Bereich zum Einsatz kommen (Füßel 2017). Dahingehend können be- sonders die Segmente Kompakt- und Mi- niwagen für einen Vergleich als repräsen- tativ erachtet werden. Um einen zielführenden Vergleich si- cherzustellen, sollen nur Fahrzeuge eines Herstellers innerhalb eines Segments be- trachtet werden. Damit können Kosten- differenzen, die aus unterschiedlichen Generator Batterie Tank Verbrennungsmotor Markenpolitiken und Preisstrategien re- sultieren, minimiert werden. Ferner wer- Relevanz und Leistung des Verbrennungsmotors den bevorzugt Modelle ausgewählt, die mit den drei Antriebskonzepten erhält- Relevanz und Leistung des Elektromotors lich sind. Ebenfalls erfolgt die Analyse mit vergleichbaren Ausstattungsvarian- ten, was gleiche oder ähnliche Leistungs- Abbildung 1: Aktuell genutzte Antriebskonzepte von Kfz (Quelle: Rath/Bozem 2013) parameter, Fahrunterstützungssysteme sowie Innenausstattungen impliziert. 100% In der Klasse der Minivans werden 90% nur von den Modellen Mercedes B-Klasse 80% und KIA -Soul Neuzulassungen in allen 70% betrachteten Antriebskonzepten ver- 60% zeichnet. Für die weitere Analyse wird für 50% dieses Segment die Mercedes B-Klasse 40% ins Kalkül gezogen, da insgesamt mehr 30% Fahrzeuge neuzugelassen wurden und 20% die Verteilung über die drei Antriebe 10% homogener verläuft (siehe Abbildung 2). 0% Im Bereich der Miniklasse existie- Mercedes Benz B-Klasse Kia Soul (Minivan) VW Up (Mini) Smart Fortwo (Mini) VW Golf (Minivan) (Kompaktklasse) ren mit Smart Fortwo und VW UP zwei Alle Antriebskonzepte Elektroantrieb Diesel Ottomotor Modelle, die auch batterieelektrisch an- getrieben sind und im Jahr 2015 nach- Abbildung 2: Modellauswahl nach Segmenten (Quelle: eigene Darstellung, Daten aus KBA 2016) gefragt wurden, wobei keine Dieselvari- ante verfügbar ist. Letztere Variante ist in diesem Segment mit Anschaffungszeitpunkt 1. 1. 2017 unter Berechnung des Kapital- nur circa 2 % an den gesamten Neuzulassungen in 2015 betei- werts durchgeführt. Der Kalkulationszinssatz wird hierfür un- ligt und wird daher vom Vergleich exkludiert (KBA 2016). Die ter Beachtung der aktuellen Situation des Kapitalmarktes ver- Wahl erfolgt zugunsten des VW UP aufgrund der höheren Zu- einfachend mit 2 % angesetzt. Zudem werden die in Tabelle 1 lassungszahlen. In der Kompaktklasse dominiert quasi kon- aufgelisteten Annahmen zugrunde gelegt. kurrenzlos der VW Golf, der mit allen betrachteten Antriebs- konzepten auf dem Markt präsent ist. Beim Pendant der Klein- 4.2 Ergebnisse der Privatnutzerbetrachtung wagen wurde im Jahr 2015 kein Modell mit allen betrachteten Aus Abbildung 3 wird ersichtlich, dass die batterieelektrisch Antriebstechnologien zugelassen, sodass eine vertiefende Be- angetriebenen Fahrzeuge über alle betrachteten Fahrzeugseg- trachtung obsolet erscheint. mente höhere Gesamtkosten aufweisen als die vergleichba- ren Verbrennungsmotorenvarianten. Die Mehrkosten für ein Elektrofahrzeug betragen dabei zwischen 5 und 15 % bei einer 4 Lebenszykluskostenbetrachtung Nutzungsdauer von zehn Jahren und einer Fahrleistung von 4.1 Methodologie und Daten 15.000 km/Jahr. Im Folgenden werden die Lebenszykluskosten der ausge- Bei Betrachtung der Kostenzusammensetzung wird ersicht- wählten Modelle aus der Perspektive eines Privatnutzers vergli- lich, dass die Anschaffungskosten bei Elektrofahrzeugen deut- chen. Da Ein- und Auszahlungen zeitlich differenziert anfallen, lich über denen der konventionellen liegen. Gleichzeitig zeigen wird eine einheitliche Transformation des Zeitpunktes auf den sich bei letzteren höhere Betriebskosten. So ist der relative An- ÖkologischesWirtschaften 4.2017 (32) 47
NEUE KONZEPTE ren reduzieren. Die reale Nutzungsdauer 80.000,00 € für ein Kfz kann durchaus bei 15 Jahren liegen. Bei diesem Zeithorizont fällt die 70.000,00 € (Kauf-)Entscheidung eher durch persön- 60.000,00 € liche Abwägungen von Vor- und Nach- teilen in Bezug auf die lokalen Gegeben- 50.000,00 € heiten oder Fahrverhalten als durch rein 40.000,00 € monetär motivierte Faktoren. 30.000,00 € 4.3 Emissionsbetrachtung 20.000,00 € Im zweiten Teil erfolgt ein ganzheit- licher Vergleich der CO 2-Emissionskos- 10.000,00 € ten, wobei die Prämissen aus Abschnitt – € 4.1 bestehen bleiben. Zunächst ist wäh- Elektro Diesel Benzin Elektro Diesel Benzin Elektro Diesel Benzin rend der Nutzungsdauer zwischen di- VW UP Mercedes B-Klasse VW Golf rekten sowie indirekten Emissionen und Investitionskosten Betriebskosten Gesamtkosten Energieeinsätzen zu unterscheiden. Un- ter dem direkten Energieeinsatz werden Abbildung 3: Kostenverteilung über zehn Jahre (ohne Emissionskosten) (Quelle: eigene Darstellung) alle betriebsnotwendigen Treibstoffe ver- standen. Die direkten Emissionen stel- len die aus dem Betrieb resultierenden 80.000,00 € Emissionen dar (Fritz et al. 2016). Da das Antriebskonzept nur indirekt aufgrund 70.000,00 € des abweichenden Gesamtgewichtes ei- 60.000,00 € nen geringen Einfluss auf die Reifenab- nutzungsemissionen hat, werden diese 50.000,00 € als antriebsunabhängig angesehen und 40.000,00 € nicht näher betrachtet. Die Analyse be- rücksichtigt ausschließlich direkte Emis- 30.000,00 € sionen in Zusammenhang mit dem Kraft- 20.000,00 € stoffeinsatz. Batterieelektrische Fahr- zeuge weisen keine derartigen auf. Der 10.000,00 € indirekte Energieeinsatz samt indirekter – € Emissionen während der Nutzungsdauer Elektro Diesel Benzin Elektro Diesel Benzin Elektro Diesel Benzin resultiert aus der Bereitstellung der ein- VW UP Mercedes B-Klasse VW Golf gesetzten Kraftstoffe. Zugehörige Emis- Investitionskosten Betriebskosten Gesamtkosten sionen entstehen in der Regel aus diffu- sen Quellen und fallen typischerweise ab- Abbildung 4: Kostenverteilung über zehn Jahre (mit CO 2-Emissionskosten) (Quelle: eigene Darstellung) seits urbaner Gebiete an. Eine Differenzierung von direkten teil der Betriebskosten gegenüber den Gesamtkosten bei Elek- und indirekten Emissionen ist erforderlich, da der Ort der trofahrzeugen ca. 5 % geringer als bei Dieselantrieben und ca. Emission damit einhergeht und Einfluss auf das Schadens- 10 % geringer als bei benzinbetriebenen Kraftfahrzeugen. Nicht potenzial der Emissionen haben kann (Fritz et al. 2016). Da ersichtlich in der Darstellung sind Minderungen der Verkaufs- die CO 2-Emissionen nur während der Nutzungszeit zur Be- erlöse infolge der Abnutzung, die bei Elektrofahrzeugen durch stimmung der Vorteilhaftigkeit eines Antriebskonzepts be- den höheren Anschaffungspreis entsprechend stärker ins Ge- trachtet werden, erfolgt ein Rückgriff auf einen durchschnitt- wicht fallen. Insgesamt hinterlassen die Ergebnisse einen eher lichen Kostenansatz (Schwermer et al. 2014). Zur Kalkulation indifferenten Eindruck. Benzinfahrzeuge sind bei kurzen Nut- der CO 2-Emissionskosten wird, wie bei etablierten Ansätzen, zungsdauern beziehungsweise geringen Fahrleistungen zwar die allgemeine Inflation (Statistisches Bundesamt 2017) mit im Vorteil, hingegen begünstigen lange Nutzungsdauern und linearer Steigung einbezogen. Der Startwert für 2017 beträgt hohe Fahrleistungen den Einsatz von Elektrofahrzeugen zuneh- 107,37 €/t CO 2 [1]. Emissionen im Rahmen der Entsorgung wer- mend. Die Dieselaggregate reihen sich dazwischen ein. Mit zu- den nicht angesetzt, da keine Nutzung bis Lebensdauerende nehmender Marktreife von Elektrofahrzeugen ist davon auszu- vorgesehen ist, sondern eine Veräußerung am Ende von Peri- gehen, dass sich ihre Anschaffungskosten in den nächsten Jah- ode 10. Zudem werden keine Emissionen, die bei der Produk- 48 ÖkologischesWirtschaften 4.2017 (32)
NEUE KONZEPTE Parameter Wert Anmerkung Anschaffungskosten Neuwagenpreis zum Zeitpunkt Dezember 2016 Direktkauf ohne Rabatt, abzüglich Förderungsbetrag für Elektro-Kraftfahrzeuge 1.278 € für Ladeanschluss, 980 € für die Installation (The Mobility House GmbH 2016 b) Nutzungsdauer 10 Jahre, 15.000 km/Jahr Versicherung jährlicher Beitragssatz für Haftpflicht- und Vollkasko- Deckungssumme bis 100 Millionen € bei Haftpflicht, versicherung gemäß Fahrzeugtyp Vollkaskoversicherung mit Selbstbeteiligung 500 € Kfz-Steuer Werte aus Datenbank vom ADAC (ADAC 2017), Steuerbefreiung Befreiung gem. §§ 3 d Abs. 1 und § 9 Abs. 2 KraftStG für Elektroautos Abschreibung 0 €/Jahr Privatnutzer nehmen keine Abschreibungen vor Wartung und jährliche Werkstattkosten von ADAC bei Haltedauer 5 Jahre enthält Reparaturen, Reifenwechsel sowie Inspektionen und Instandhaltung und Fahrleistung 15.000 km/Jahr Wartungen Kraftstoff Benzin (1,38 €/l) und Diesel (1,23 €/l) (Benzinpreis aktuell 2017), ohne jährliche Preissteigerung, keine Betrachtung von Strompreis 0,217 €/KW h ohne EEG -Umlage (BDEW 2016) etwaigen Ladeverlusten, Verbrauch gemäß Testverbrauch oder Herstellerangaben Restwert/ Wertverlust 24 % im ersten Jahr, 5 % in jedem weiteren ausschließliche Betrachtung von Wertverlusten nach Liquidationserlöse Jahr (Lauterbach 2015), lineare Abschreibung über 20 Jahre Abnutzung in Anlehnung an Schwacke-Werten für Ladeinfrastruktur mit anschließender Liquidation nach Nutzungsende (Richter/Lindenberger 2010) Tabelle 1: Parameter für Kostenrechnung Benzin Diesel Elektrischer Strom Direkte CO 2-Emissionen 2330 g CO 2/l 2640 g CO 2/l 0 g CO 2/l (Bayerisches Landesamt für Umwelt- (Bayerisches Landesamt für Umwelt- schutz 2004) schutz 2004) Indirekte CO 2-Emissionen 489,37 g CO 2/l 405,2 g CO 2/l 535 g CO 2/KW h (Heizwert 8,77 kWh/l (Kuchling 2014), (Heizwert: 9,86 kWh/l (Fritsche 2007), (deutscher energiemix 2015) (UBA 2016) Benzin frei Tankstelle: 55,8 g CO 2/kWh Diesel frei Tankstelle: 41,1 g CO 2/kWh (Fritsche 2007)) (Fritsche 2007)) Gesamte CO 2-Emissionen 2819,37 g CO 2/l 3145,2 g CO 2/l 535 g CO 2/KW h Tabelle 2: CO 2-Emissionen von Kraftstoffen tion entstehen betrachtet, da sie von dem konkreten Einsatz der zin- und Dieselfahrzeuge, aber die Kostendifferenzen unter Ein- (recycelten) Materialien abhängen. Es wird unterstellt, dass die beziehung von Emissionsaufwendungen werden deutlich ge- im Rahmen der Herstellung entstehenden Emissionen im An- ringer und könnten bei längeren Nutzungsdauern eliminiert schaffungspreis adäquat berücksichtigt sind. Tabelle 2 stellt die werden. Es bleibt abzuwarten, inwieweit (potenzielle) Autokäu- direkten und indirekten CO 2-Emissionen der Treibstoffe dar. fer/innen neben Kostenaspekten andere (ökologische) Krite- Aus Abbildung 4 wird ersichtlich, dass unter Einbezug der rien ins Kalkül ziehen und dahingehend ihre Konsumpräferen- CO 2-Emissionskosten die Elektrofahrzeuge geringere Betriebs- zen zugunsten alternativer Antriebe anpassen. Gleichermaßen kosten von 5 bis 10 % gegenüber vergleichbaren konventionel- hängt die Attraktivität elektrisch angetriebener Autos sowohl len Antriebskonzepten aufweisen. In der Folge wird der Inves- vom Ausbau der (flächendeckenden) Infrastruktur als auch von titionskostenvorteil von letzteren fast eliminiert. Bei erhöhter der Produkt- und Preisstrategie der Hersteller ab. Nutzungsdauer, höherer Fahrleistung oder stärkerem Anteil re- generativer Energien am Stromportfolio ergeben sich weitere Vorteile für die elektrisch angetriebene Variante. Das Resultat Anmerkungen fällt bei allen betrachteten Fahrzeugklassen ähnlich aus. [1] Es wurde der arithmetische Mittelwert aus den linear auf das Jahr 2017 interpolierten Klima- und Vermeidungskosten aus Schwermer et al. (2014) gebildet und die Inflation von 2010 auf 2017 einberechnet. 5 Fazit Literatur Auf dem deutschen Markt können sich Elektrofahrzeuge ge- Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e. V. (ADAC ) (Hrsg.) (2010): Mobilität genüber ihrem konventionellen Pendant aufgrund (meist) hö- in Deutschland – Ausgewählte Ergebnisse. München, ADAC e. V. herer Kosten und geringerer Reichweite bisher noch nicht be- Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e. V. (ADAC ) (2017): Autokosten- haupten. In diesem Beitrag wird basierend auf dieser These eine Rechner. www.adac.de/infotestrat/autodatenbank/autokosten/ default.aspx?ComponentId=282164&SourcePageId=287163 zunächst reine Privatnutzerkostenanalyse durchgeführt und im Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (Hrsg.) (2004): Klima schützen – zweiten Schritt um eine Emissionskostenbetrachtung ergänzt. Kosten senken – Leitfaden für effiziente Energienutzung in Industrie und So bestätigen sich zwar etwaige Gesamtkostenvorteile der Ben- Gewerbe. Augsburg, Pröll Druck u. Verlag GmbH & Co KG . ÖkologischesWirtschaften 4.2017 (32) 49
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