Einblicke 2018/19 Almanach des Archivs der deutschen Frauenbewegung - Archiv der deutschen Frauenbewegung

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Einblicke 2018/19 Almanach des Archivs der deutschen Frauenbewegung - Archiv der deutschen Frauenbewegung
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Einblicke 2
Almanach des Archivs der
deutschen Frauenbewegung
Einblicke 2018/19 Almanach des Archivs der deutschen Frauenbewegung - Archiv der deutschen Frauenbewegung
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E    inblicke
3    Editorial
4    Das Wahlrechtsjubiläum – Worum geht es da eigentlich?
9    Wortgewandt – Vorträge – Projekte – Kampagnen
15   Das geschriebene Wort – Wer schreibt, die bleibt
17   Das Herzstück – Schätze gehen ins Netz
21   Die Freundinnen – Notizen aus dem Förderverein
25   Die Stiftung – mehr als eine Organisationsform
Editorial

                               Sie halten heute die neue Ausgabe der „Ein­          2017 von der vorbereitenden Tagung, die vor
                               blicke“ in den Händen. Erstmals werden zwei          der großen Ausstellung im Historischen Muse­
                               Jahre unserer Arbeit gemeinsam beleuchtet,           um Frankfurt stattfand. Und dann kam das Jahr
                               denn zum Jahreswechsel 2018/19 zeichnete sich        2018 und eine erste große Anfrage- und Vor­
                               bereits ab, dass das Thema „Frauenwahlrecht“         tragsflut bereits im März! Diese hat uns ehrlicher­
                               auch 2019 unsere Arbeit maßgeblich bestimmen         weise überrascht, denn wir waren davon ausge­
                               würde. 2018 hatte es bereits zu einer unglaubli­     gangen, dass erst zum Ende des Jahres 2018
                               chen thematischen Arbeitsdichte in allen Berei­      und im März 2019 das Thema Frauenwahlrecht
                               chen geführt und so beschlossen wir, diesen für      auf die Agenda gesetzt werden würde. Aber ab
                               uns zweijährigen Jubiläumsprozess auch in den        März 2018 bis zum Ende des Jahres 2019 gab
                               Einblicken widerspiegeln zu wollen.                  es im AddF fast nur noch ein Thema: Frauen­
                               Dabei hatten wir dieses Jubiläum bewusst kom­        wahlrecht. Und deshalb halten Sie heute eine
                               men sehen und waren auch selbst nicht ganz           Einblicke-Spezialnummer in den Händen.
                               unschuldig am Zustandekommen dieser Welle.           Dieses Mal haben wir die Aufteilung in die ver­
                               Bereits seit 2013 – also sechs Jahre vorher – hat­   schiedenen Arbeitsbereiche des AddF großzügi­
                               ten wir versucht, aktiv auf dieses große Jubiläum    ger gefasst, denn es zeigte sich in den Jubiläums­
                               zuzugehen. Uns war klar: Dieses Jubiläum muss        jahren, dass alle Arbeitsbereiche gleichermaßen
                               einen prominenten Platz in der Feier- und Festkul­   beteiligt waren und es bei vielen Projekten darum
                               tur unseres Landes bekommen, denn schließlich        ging, Hand in Hand zu arbeiten. Freuen Sie sich
                               wurde erst durch die Einführung des Frauen­          also jetzt auf ein Heft voller Geschichten rund um
                               wahlrechts tatsächlich Demokratie erreicht. Uns      das Frauenwahlrechtsjubiläum 2018/19.
                               war aber auch klar, dass dieses Jubiläum für         Während der Produktion der Einblicke waren wir
                               uns eine besondere Herausforderung werden            alle konfrontiert mit den weltweiten Auswirkungen
                               würde, denn die Arbeit, die alltäglich im AddF       der Corona-Pandemie. Wie bei allen Menschen
                               getan wird, war damit nicht weg und ein großes       und Institutionen war die Unsicherheit zunächst
                               Erschließungsprojekt im Haus galt es weiterhin       groß und der Lockdown musste gemanagt
                               gut zu managen. Aber als Forschungsinstitut und      werden. Die neuen veränderten Arbeitsabläufe
                               Dokumentationszentrum mit dem Schwerpunkt            haben sich zwischenzeitlich jedoch gut etabliert,
                               auf der Geschichte der Frauenbewegung fällt das      wenn wir auch noch auf vieles verzichten müssen
                               Thema Frauenwahlrecht punktgenau in unseren          bzw. auf der Suche nach Alternativen sind. Wir
                               Sammel- und Arbeitsschwerpunkt.                      tun einiges dafür, um als Einrichtung arbeitsfähig
                               Bereits in den Einblicken 2016 berichteten wir       zu bleiben und wünschen auch Ihnen: Bleiben
                               von den ersten Vorarbeiten und in der Ausgabe        Sie gesund!
Neujahrskarte 2019 des Addf,
 Collage aus den Beständen.

                                                                                                                                3
links: Ausstellu

                                          m–
                                                                                                                                                                                                 ngs­

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                                                                                                                                                                                besucher*inne

                      h t s j u b i l ä                                                                                                                                         Ausstellung de
                                                                                                                                                                                                n in der

              Wahlrec
                                                                                                                                                                                                s Histo­rischen
                                                                                                                                                                               Museums Fran

 Das
                                                                                                                                                                                               kfurt.
                                       h?   igentlic
                                                                                                                                                                               rechts:

        g e h t e s da e                                                                                                                                                       Werbeplakat zu

  Worum
                                                                                                                                                                                                r Ausstellung.

Es scheint ganz einfach zu sein: Nachdem der      des 19. Jahrhunderts als auch die gesamtge­         Jetzt ist Damenwahl!                                 ein Fernsehauftritt und Vortragsanfragen kamen
Sozialdemokrat Kurt Eisner in der Nacht vom 7.    sellschaftlichen Debatten, die ab den 1890er        Die Ausstellung im Frankfurter                       über diese Kooperation zustande. So ist es auch
auf den 8. November 1918 das allgemeine,          Jahren immer intensiver um das Wahlrecht für        Historischen Museum                                  dem Museum zu verdanken, dass das AddF zum
gleiche und direkte Wahlrecht für Männer und      alle geführt wurden.                                Die Einschätzung, dass die deutsche Frauen­          ersten Mal in den 12-Uhr-Nachrichten der tages­
Frauen im Freistaat Bayern ausgerufen hatte,      Für uns als AddF war und ist es auch heute noch     bewegung beim Ringen um das Frauenwahl­              schau genannt wurde.
folgte in Berlin der Rat der Volksbeauftragten    wichtig, das Ringen der Frauen­bewegung um das      recht eine wichtige Rolle spielte, teilen wir mit    Bis zur Eröffnung am 29. August 2018 hatten
und führte am 12. November 1918 durch eine        politische Wahlrecht in die Geschichte „zurück­     den Macherinnen einer großen Ausstellung             die Kuratorinnen viele Tage in Kassel recherchiert
Wahlrechtsreform ebenfalls das Frauenwahlrecht    zuschreiben“. Wir wollen die Protagonistinnen       zum Frauenwahlrecht im Historischen Museum           und sich für 127 auszustellende Exponate aus
ein. Mit diesem Schritt endete der lange Kampf    vorstellen, die sich für das Frauenwahlrecht aus­   in Frankfurt am Main. Als Kooperationspartnerin­     den Beständen des AddF entschieden. Damit
der deutschen Frauenstimmrechtsbewegung, der      sprachen (oder ihm widersprachen), die dafür        nen begleiteten wir die Ausstellung in allen Pha­    waren wir mit ca. einem Drittel der gezeigten
mit Louise Otto-Peters in der 1848er Revolution   Petitionen verfassten und Veranstaltungen orga­     sen ihrer Entstehung, von der Ideendiskussion bis    Exponate die größte Leihgeberin. Auch für uns,
begonnen worden war und durch viele Protago­      nisierten, die sich schriftlich zu Wort meldeten    zur Objektauswahl. Wir arbeiteten mit den Kura­      die wir die Ausstellungsstücke sehr gut kennen,
nist*innen in- und außerhalb der verschiedenen    und auch auf die Straße gingen. Damit wollen wir    torinnen Dorothee Linnemann, Jenny Jung und          war es faszinierend zu sehen, wie unsere Stücke,
Flügel der Frauen­bewegung das gesamte 19.        zeigen, dass auch die deutsche Frauen­bewegung      Katja Koblitz das Thema inhaltlich auf und über­     auf dunklem Samt liegend und gut ausgeleuchtet
und beginnende 20. Jahrhundert auf der politi­    in den (internationalen) Kampf um das Wahlrecht     legten gemeinsam ausdrucksstarke Ausstellungs­       auf einmal wirkten. Auch in dem einzigartigen
schen Agenda gehalten wurde.                      eingestiegen war, dass die Bewegung in Deutsch­     stationen mit Exponaten aus unseren Beständen.       Zusammenspiel mit den anderen deutschen und
Durch die zeitliche Verknüpfung von Kriegs­ende   land nicht konservativ und verspätet agierte, wie   Das AddF wurde zudem in alle Werbemaßnah­            internationalen Leihobjekten kamen sie beson­
und Einführung des Frauenwahlrechts gab und       ihr in älteren Forschungen zugeschrieben wird       men des Museums aufgenommen. Dass hierbei            ders zur Geltung.
gibt es immer noch die Einschätzung, die Ein­     und dass sie auch in ihren Argumentationsmus­       das Historische Museum Frankfurt über größere        Am 19. Januar 2019 wurde die Ausstellung mit
führung des Frauenwahlrechts sei eine Folge       tern international auf Augenhöhe agierte, jedoch    Möglichkeiten verfügt als wir, zeigte sich an der    einer Finissage und einem Rekord von 40.000
des Ersten Weltkriegs gewesen. Diese Lesart       andere politische Methoden wählte.                  wachsenden Bekanntheit, die das AddF im Zuge         Besucher*innen abgeschlossen. Der Ausstel­
ignoriert sowohl den Frauenwahlrechtskampf                                                            dieser Ausstellung erfuhr. Einige Radiointerviews,   lungskatalog war im Museum schnell ausver­
                                                                                                                                                           kauft, kann aber weiterhin über den Buchhandel
                                                                                                                                                           bezogen werden.
                                                                                                                                                           Frankfurt blieb nicht der einzige Ausstellungsort:
                                                                                                                                                           Leihgaben von uns waren u. a. auch im Rahmen
     links: Ausstellungsobjekt aus                                                                                                                         der Ausstellungen „Wählen & Wühlen. Frauen-
     der „Damenwahl“: Aufruf
                                                                                                                                                           und Demokratiebewegung am Niederrhein vor
     zur öffentlichen Versamm-
      lung mit Dr. Anita Augspurg,                                                                                                                         100 Jahren“ im Grafschafter Museum Moers
      11.01.1919.                                                                                                                                          oder in „Frauenpolitischer Aufbruch (Teil 2): Von
      rechts: Die Kuratorinnen im                                                                                                                          der Gleichberechtigung zur Selbstbestimmung“
       Lesesaal des AddF bei der                                                                                                                           im Frauenmuseum Bonn zu sehen.
       intensiven ­Vorrecherche,
       v. li. n. re. Dorothee
       ­Linnemann, Katja Koblitz
        und Jenny Jung.
                                                                                                                                                                                                        5
v. li. n.re.: Das Cover der Graphic Nov
                                                                                                                                                  el
                                                                                                        „­Kurze Entstehungsgeschichte einer
                                                                                                                                              Selbst-
                                                                                                        verständlichkeit“ von Serpentina Hag
                                                                                                                                               ner, ein
                                                                                                        Detail­ausschnitt aus dem Werk Hag
                                                                                                                                              ners und
                                                                                                        ein Blick in die Sonderausstellung aus
                                                                                                                                                 dem
                                                                                                        Deutschen Bundestag „19 + 1 Küns
                                                                                                                                              tle­rinnen“.
                                                                                                        Dort war neben Hagner auch die US-a
                                                                                                                                                  merika-
                                                                                                        nische Künstlerin Jenny Holzer vertr
                                                                                                                                             eten.

Das Frauenwahlrecht ist                              historische Gruppe war, auf der die Durchset­      die US-amerikanische Künstlerin Jenny Holzer         … In Funk und Fernsehen
­ü berall präsent –                                  zung des Frauenwahlrechts fußte, können die        die Zusammenarbeit und wurde durch das AddF          Die Anfragen von Radio- und Fernsehsendern
 … Briefmarken, Münzen & Comics                      Personen durch ihren auffällig unterschiedlichen   unterstützt. Jenny Holzer befasste sich für ihren    sowie Tageszeitungen nahmen deutlich zu. Der
 Das Frauenwahlrechtsjubiläum brachte auch für       Kleidungsstil zeitlich zugeordnet werden. Die      Beitrag zur Ausstellung mit ikonographischen         rbb produzierte beispielsweise eine Hörfunkreihe
 das AddF außergewöhnliche Anfragen mit sich.        20-Euro-Silbermünze wurde auf dem Empfang          Texten früher Frauenstimmrechtsaktivistinnen         zu den Vorkämpferinnen des Frauenwahlrechts.
 So war unsere historische Expertise bei der Frage   der Bundeskanzlerin im November 2018 im His­       und hatte sich bei der Suche nach entsprechen­       Viele der Autorinnen dieser Reihe setzten sich mit
 der Gestaltung einer Briefmarke zum Frauen­         torischen Museum in Berlin durch Dr. Franziska     den Texten an das AddF gewandt. Aus meh­             dem AddF in Verbindung, die Folge über Minna
 wahlrechtsjubiläum (erschienen im Dezember          Giffey vorgestellt und wir hoffen natürlich, auf   reren Vorschlägen wählte sie schließlich einen       Cauer wurde durch ein Interview mit Kerstin Wolff
 2018) ebenso gefragt wie die Teilnahme an           ihren erfolgreichen Verkauf!                       Textausschnitt aus Helene Langes „Intellektuelle     ergänzt. Daneben berichteten auch der Hessi­
 einem Preisgericht für eine Sondermünze. Dieses     Einen besonderen Arbeitszusammenhang stellte       Grenzlinien zwischen Mann und Frau“ von 1899         sche Rundfunk, Lora – ein Frauenradio aus Mün­
 wurde vom Bundesfinanzministerium initiiert und     die inhaltliche Begleitung einer Graphic Novel     und zeigte diesen unter dem Titel „Das allge­        chen – sowie andere deutschlandweite Sender.
 zur Abstimmung kamen über zehn grafische Ent­       dar, die die Schweizer Zeichnerin Serpentina       meine Stimmrecht“ als Prägedruck auf Bütten.         Und natürlich stieg das Interesse nach Interviews
 würfe. Durchgesetzt hat sich der Münzentwurf mit    Hagner im Auftrag des Bundestages zum Thema        Zur Ausstellung erschien eine Broschüre, die als     für Tageszeitungen, wie z. B. für die Stuttgarter
 einem stilisierten Demonstrationszug von ­Frauen,   Frauenwahlrecht in Deutschland erarbeitet hat.     PDF auf den Seiten des Deutschen Bundesta­           Zeitung und den Donau-Kurier, stark an.
 die die Parole „Frauenwahlrecht“ auf einem          Sowohl der Text von Albert Jörimann als auch       ges zum Download zur Verfügung steht. Zudem          Auch für verschiedene Filmprojekte war die
 Spruchband „vor sich her tragen“. Um zu ver­        Hagners Zeichnungen wurden mit dem AddF            beschloss der Bundestag die entstandene Gra­         Expertise des AddF gefragt. So wurde das
 deutlichen, dass es nicht den einen konkreten       abgesprochen und diskutiert. Die Graphic Novel     phic Novel von Serpentina Hagner als Einzelwerk      Drehbuch für den Film „Die Hälfte der Welt
 historischen Zeitpunkt und nicht eine einzelne      wurde im Januar 2019 im Rahmen der Aus­            zu drucken. Sie erscheint im Mai 2020 unter          gehört uns“ von Annette Baumeister mehrfach
                                                     stellung „100 Jahre Frauenwahlrecht: 19 + 1        dem Titel: „Kurze Entstehungsgeschichte einer        inhaltlich besprochen und diskutiert. Auch der
                                                     Künstlerinnen“ im Bundestag präsentiert. Denn      Selbstverständlichkeit“. Ergänzt wurde sie durch     Innenausstatter dieser Produktion wandte sich mit
                                                     auch der Kunstbeirat des Deutschen Bundestages     eine historische Einordnung und ein Personenver­     seinen Fragen nach Originaldokumenten an uns.
                                                     hatte sich das Jubiläum zum Anlass genommen,       zeichnis, das vom AddF erarbeitet wurde.             Gespannt wurde von den Mitarbeiterinnen die
                                                     um Auftragsarbeiten von „19 + 1 Künstlerinnen“                                                          Ausstrahlung am 13. November 2018 auf Arte
                                                     einzuwerben. Neben Serpentina Hagner suchte                                                             erwartet. Und so war es z. B. interessant zu sehen,

                                                     Das Numisblatt 1/2019 zu „100 Jahre
                                                     Frauen­wahlrecht“ zeigt die Sonderbrief­marke
                                                     mit dem Bild von Marie Juchacz und die
                                                     Gedenkmünze im Wert von 20 Euro.

                                                                                                           Zum Vorbild gereicht: Ein Hinweis auf die Spardose zur Unterstützung
                                                                                                                                                                                 des Ver-
                                                                                                           bandes für Frauenstimmrecht, in der Verbandszeitschrift bereits 1910
                                                                                                                                                                                annonciert.
                                                                                                           Als Requisitennachbau für den Film „Die Hälfte der Welt gehört uns“ umgeset
                                                                                                           Filmstill.
                                                                                                                                                                                        zt,              7
links: Empfang zum
                                                 Frauen­wahl­recht durch
                                                 den Bundes­präsidenten,
                                                 2019. Von links i.d.a.-
                                                 Vorstands­frau Sabine
                                                 Balke Estremadoyro,
                                                ­Frank-­Walter Steinmeier
                                                und ­Kerstin Wolff.

                                                                                                                          ndt – mpagnen
                                                rechts: Postkarte des
                                               ­Deutschen Frauenrats:
                                               Das Ziel vor Augen,
                                                                                                           Wo r t g e w a
                                                                                                                                  Ka
                                                                                                                       Projekte –
                                               Parität in den ­Parlamenten!

                                                                                                            Vorträge –

dass die in der „Zeitschrift für Frauenstimmrecht“   am Rednerpult“ gab die AddF-Mitarbeiterin            Das AddF wurde in den zwei Jahren Frauenwahl­          Formate, bei denen mit Akteur*innen vor Ort
im Rahmen eines Aufrufs zur Unterstützung des        ­Mirjam Sachse ein ausführliches Interview. Dieser   rechtsjubiläum von ganz unterschiedlichen Insti­       zusammengearbeitet werden konnte. So kam es
Wahlrechts abgebildete Spardose zu einer Requi­       Film lief am 5. Dezember 2018 im Programm.          tutionen zu Veranstaltungen eingeladen, so von         in Schwerin im Landtag von Mecklenburg-Vor­
site im Film wurde.                                                                                       Hochschulen, Bildungseinrichtungen, Kulturver­         pommern zu einer außergewöhnlichen Veran­
Ebenfalls eng hat das AddF mit der Regisseu­         … Auf Bundesebene                                    einen, Ministerien, Behörden, Gewerkschaften           staltung, in der Schauspielerinnen Originalzitate
rin Beate Thalberg für die Doku „Damenwahl!          Im Januar 2019 fanden dann die offiziellen           oder Geschichtsvereinen. Kreuz und quer reisten        von Gegnern und Unterstützern des Frauenwahl­
Frauen im Kampf um die Stimme“ (ZDF/ORF)             Feierlichkeiten in der Hauptstadt statt, zu denen    die Mitarbeiterinnen zu insgesamt 73 Veranstal­        rechts in den Vortrag des AddF einflochten. An
zusammengearbeitet. Für diesen Film, in dem für      das AddF eingeladen war und von Kerstin Wolff        tungen durch die Republik: Von Flensburg nach          einen geschichtsträchtigen Ort hatten die Gleich­
Deutschland Clara Zetkin als Frauenwahlrechts­       vertreten wurde. Bundespräsident Frank-Walter        Überlingen und von Greifswald nach Düsseldorf.         stellungsbeauftragten des Kreises Nordfriesland
kämpferin porträtiert wurde, trat Kerstin Wolff im   Steinmeier gab mit seiner Frau Elke Büden­bender     Tausende von Kilometern haben Kerstin Wolff,           geladen: Im Schloss zu Husum, in dem 1871 die
Juni 2018 als Expertin in Wien vor die Kamera.       am 15. Januar einen Empfang anlässlich des           Frauke Geyken und Gilla Dölle dabei zurückge­          Schriftstellerin Franziska zu Reventlow zur Welt
Die Ausstrahlung erfolgte in Deutschland im          Frauenwahlrechts und am 17. Januar fand die          legt – würden alle Strecken aneinandergereiht,         kam, fand die Festveranstaltung mit anschlie­
Januar 2019 im Rahmen der Reihe ZDF History.         Feierstunde des Deutschen Bundestages statt.         so entspräche das fast einer Äquatorumrundung          ßendem Empfang statt. Auch der Empfang des
Eine längere Fassung wurde im österreichischen       Hier betonte die ehemalige SPD-Frauenminis­          (40.075 km)! Die Veranstaltungsformate reichten        Hessischen Landtagspräsidenten im November
Fernsehen im Februar 2019 ausgestrahlt. Für          terin Christine Bergmann in ihrer Festrede die       dabei von wissenschaftlichen und populären Vor­        2019 war anregend, da hier die Möglichkeit
eine Produktion von 3sat anlässlich des Jubiläums    Forderung nach Parität bei der Direktmandats-        trägen über Seminare, Podiumsdiskussionen und          bestand, detailliert auf die Landesgeschichte und
fand ein Fernseh-Interviewtermin im September        und Listenaufstellung und erhielt dafür im Saal      Workshops bis hin zu Ausstellungs- und Filmein­        die ersten weiblichen Abgeordneten des Volks­
im Historischen Museum zusammen mit Doro­            viel Beifall. Und Rita Süßmuth (CDU), erste          führungen. Besonders spannend waren dabei              staates Hessen einzugehen.
thee Linnemann statt; diese Produk­tion wurde        Bundesfrauenministerin überhaupt, formulierte:
unter dem Titel „Die Freiheitskämpfe der F­ rauen.   „Wer heute annimmt, er könnte ohne Frauen
100 Jahre Frauenwahlrecht“ am 3. November            in der Welt etwas bewirken, der irrt sich.“ Die
2018 ausgestrahlt. Und für den MDR-Film „Die         Wahlrechtsreform steht noch aus – setzen wir uns
                                                                                                                                            eaway zur
Spur der Ahnen: Marie Juchacz – Die erste Frau       gemeinsam weiter für die Parität ein!                       links: Pillendose als Giv
                                                                                                                                   g der  Gle  ichstellungs­
                                                                                                                 Festveranstaltun
                                                                                                                          agt en des Kre ises  No rdfriesland.
                                                                                                                  beauftr
                                                                                                                                            icht im
                                                                                                                  rechts: Kerstin Wolff spr
                                                                                                                                              vember 2019.
                                                                                                                  ­Hessischen Landtag, No
Mirjam Sachse im
Interview: „Die Spur der
Ahnen: Marie Juchacz –
die erste Frau am
 ­Rednerpult“, Filmstill.

8
le beim Fest­
                                                                                                        links: Gilla Döl
                                                                                                                    „1   00   Ja  hre Frauen­
                                                                                                        vortrag
                                                                                                                                Re  gierungs­
                                                                                                         wahlrecht“ im
                                                                                                                          Ka  ss el  .
                                                                                                         präsidium
                                                                                                                            ag   su  nterschrift
                                                                                                          rechts: Vertr
                                                                                                                     el , di e  M   itg  lieder des
                                                                                                          in Kass                          stituts
                                                                                                                                   er  -In
                                                                                                           Marianne-Web                     im AddF.
                                                                                                                        lin gh  au   se  n
                                                                                                           aus Oer                          olff,
                                                                                                                                   tin   W
                                                                                                           V. li. n. re.: Kers               ­ rathoff,
                                                                                                                                             G
                                                                                                                       rg  ho  ff,  Ru   th
                                                                                                           Inge Be                            d
                                                                                                                                     er   un
                                                                                                            Barbara Günth
                                                                                                            ­Gerda H      el d.

Die Zuhörer*innenzahlen bei den diversen Vor­       Aufgrund der hohen Zahl der Vortragsanfragen           Vorträge Und ihre                                                 suchten, sowohl die Institutsunterlagen als auch
trägen schwankten sehr, von drei bis über 250       konnte das AddF nicht alle Veranstaltungen selbst     ­ü ber­r aschenden Folgen                                          die verwahrten Nachlasssplitter von Marianne
Zuhörer*innen reichen hier die Zahlen. Eine         übernehmen, so dass sich im Laufe der Zeit ein         Das Spannende an Vorträgen ist, dass es zu                        Weber in gute Hände zu geben. – Ende 2019
besonders eindrückliche Veranstaltung gelang in     kleines Unterstützerinnennetz mit befreunde­           Begegnungen kommt, die ungeahnte Folgen                           konnte die archivalische Übernahme in das
München im November 2018. Hier hielt Kerstin        ten Einrichtungen und Forscherinnen bildete,           haben. So lernte Kerstin Wolff bei einem Vortrag                  AddF erfolgen. Bei einem ersten Blick in die
Wolff im Rahmen der Münchner Frauenwoche            innerhalb dessen die Vortragsnachfragen regi­          an der Universität Siegen den Soziologieprofes­                   Kartons zeigten sich Fotos, Marianne Webers
das Eingangsreferat vor über 200 – sehr gut         onal weitergegeben werden konnten. Es zeigte           sor Hans Graßl kennen. Kerstin Wolff erwähnte in                  Briefwechsel in der Nachkriegszeit und ande­
gelaunten – Frauen in einer tollen Atmosphäre       sich, dass es zu Ballungen vor allem rund um           ihrem Vortrag, dass es wahrscheinlich M­ arianne                  re Familienunterlagen; eine nähere Sichtung
und wurde mit viel Beifall bedacht. Daneben         den Internationalen Frauentag im Monat März            Weber war, die als weibliche Abgeordnete zum                      steht für das Jahr 2020 noch aus. Für das AddF
gab es aber auch schwierigere Veranstaltungen,      2018 und 2019 kam und uns in der Phase von             ersten Mal in einem Parlament sprach – nämlich                    zeigte sich in diesem Beispiel einmal wieder,
wenn das Publikum es z. B. nicht gewohnt war,       November 2018 bis Februar 2019 noch ein­               bereits im Januar 1919 im badischen Landtag.                      wie wichtig es ist, „alles unter einem Dach“ zu
einem politischen bzw. historischen Vortrag zu      mal sehr viele Einladungen für Veranstaltungen         Herr Graßl wies auf das Marianne-Weber-Insti­                     haben, nicht nur Forschungsinstitut, sondern
folgen oder wenn Vorträge so unklug in den          erreichten. Allerdings war auch die übrige Zeit        tut im nordrhein-westfälischen Oerlinghausen                      auch Archiv zu sein und dass diese Bereiche
Ablauf der Veranstaltung platziert worden waren,    gut gefüllt und erst im Jahr 2020 hat die Nach­        hin, das ein Kollege von ihm dort gegründet                       jeweils in unterschiedlichen Öffentlichkeiten
dass sie untergehen mussten.                        frage spürbar nachgelassen.                            hatte und wir nahmen Kontakt auf, um über                         in der gesamten BRD kommunizieren. Nur so
                                                                                                           eine Kooperation zu sprechen. Es zeigte sich,                     können wichtige Materialien ihren Weg in die
                                                                                                           dass die Organisatorinnen und Betreiberinnen                      Lesben-/Frauen- und überhaupt in Bewegungs­
                                                                                                           des Marianne-Weber-Instituts eine Möglichkeit                     archive finden, um sie zu sichern und zugänglich
                                                    Ve ra ns ta lt un g
                                                                          en in Za hl en
          Zum Frauenwahlrecht

          Veranstaltung andere Themen

          Stadt-/ Archivführungen

                        17 (21 %)
                                                                      19 (26 %)
                                        46 (57 %)                                       27 (37 %)

                     18 (22 %)

                                                                            25 (34 %)

10                               2018
                                                                                                                                                                                                                      11
                                                                               2019                                                                       links: Sammlung von Briefumschlägen aus dem
                              gesamt: 81                                    gesamt: 73                                                                    Bestand des Marianne-Weber-Instituts.
                                                                                                                                                          rechts: Porträt von Marianne Weber, 1912.
Link-Tipps zum Weiterlesen

                    ■■ Dossier „Frauenwahlrecht“ auf der Webseite der ­Bundes­zentrale
                       für politische Bildung: https://kurzelinks.de/l8bx
                    ■■ Kampagnenseite „Frauen Macht Politik“: https://www.frauen-​
                       macht-politik.de
                    ■■ Kerstin Wolff: 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland –
                       eine Errungenschaft und ihre F ­ olgen: https://kurzelinks.de/olgn
                    ■■ YouTube-Film: Streiten für gleiche Rechte – Wofür streitest Du?:
                       https://kurzelinks.de/sh05

zu machen und so, wie in unserem Fall, letztlich    derlich, dass ebenso die AddF-Homepage und         einer Frauen­partei, die Stellung der Parteien zum      einnahm und so noch einmal deutlich als eine
für die Errungenschaften und Leistungen der         die Datenbanken mehr als je zuvor aufgerufen       Frauenwahlrecht, die politischen Ereignisse der         der Trägerinnen des Ereignisses sichtbar wurde.
Frauen, Frauenbewegung und Frauenorganisa­          wurden. Fast 1 Million Zugriffe auf die Home­      Novemberrevolution bis hin zu der Frauenquo­            Vor allem über den Kampagnenfilm: 100 Jahre
tionen des 19. und 20. Jahrhunderts zu werben.      page und 390.000 auf die Datenbanken sind          te der Grünen in den 1980er Jahren, die Situ­           Frauenwahlrecht – Wofür streitest du?, der von
                                                    2018 erfolgt, absoluter Rekord für das AddF.       ation von Politikerinnen in der DDR und zum             der EAF realisiert wurde und den wir mit Origi­
Gefragte Partnerin für                              Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit mit          Paritätsgesetz. Die Onlineschaltung erfolgte am         nalunterlagen unterstützen konnten, kam das
Projekte und Kampagnen                              der Redaktion der Bundeszentrale für politische    12. November 2018, pünktlich zum 100. Jubi­             Thema auch prominent auf YouTube vor, dort
In den letzten beiden Jahren wurden sehr viele      Bildung im Jahr 2008, als es um die Erarbei­       läum der Einführung des Frauenwahlrechts.               ist der Spot weiterhin zu sehen.
und sehr unterschiedliche Anfragen bearbeitet.      tung eines Onlinedossiers zur Geschichte der       Die Kampagne „100 Jahre Frauenwahlrecht“
Von Bildern über Texte bis hin zu Detailinforma­    Frauenbewegung in Deutschland ging, sollte         im Rahmen der Kampagnenseite „Frauen Macht              Und in Kassel?
tionen und Originalunterlagen reichte dabei das     diese gute Zusammenarbeit für ein Dossier          Politik“ hat das AddF ebenfalls mit Bildern, Tex­       Es ist selbstverständlich, dass das AddF nicht nur
Interesse der Nutzer*innen. Vor allem die Bildan­   zum Kampf um das Frauenwahlrecht fortgesetzt       ten, Interviews und Stellungnahmen unterstützt.         deutschlandweit Initiativen und Organisationen
fragen erreichten einen absoluten Höchststand       werden. Konzeptentwicklung, Autor*innensuche       Die Seite betrieb die Europäische Akademie für          in den Jubiläumsjahren unterstützte – auch in
und die Zahl der Besuche vor Ort stieg sprung­      und -kommunikation lagen wieder in den Hän­        Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin e. V. (EAF) –   Kassel waren wir aktiv, um auf dieses wichtige
haft an. Mit 637 Nutzungen erfolgten 2018 fast      den des AddF. Für das Onlinedossier konnten        im Auftrag und mit Förderung des B         ­ MFSFJ.     Datum aufmerksam zu machen.
doppelt so viele Nutzungen wie in den Vorjahren     13 Autor*innen gewonnen werden. Themen der         Mit der EAF konnte ein Kooperationsvertrag              So konnten wir in Kooperation mit dem Frauen­
und auch 2019 lagen die Zahlen (448) noch           Artikel waren zum Beispiel der Kampf der Frauen­   geschlossen werden, so dass im Rahmen dieser            büro der Stadt Kassel in der Zeit von November
deutlich über denen der Vorjahre. Nicht verwun­     bewegung um das Wahlrecht, die Debatten zu         Kampagne das AddF einen exponierten Platz               2018 bis März 2019 eine Veranstaltungsreihe
                                                                                                                                                               zu 100 Jahre Frauenwahlrecht organisieren,
                                                                                                                                                               in die die hauptamtlichen Dezernentinnen des
                                                                                                                                                               Magistrats eingebunden waren. Von Vorträgen,
                                                                                                                                                               gemeinsamen Besuchen in Ausstellungen und

                                                                                                                                                            oben: Buchvorstell
                                                                                                                                                                               ung im AddF-­
                                                                                                                                                            Lesesaal: Kerstin Wo
                                                                                                                                                                                 lff präsentiert:
                                                                                                                                                           „Unsere Stimme zä
                                                                                                                                                                               hlt!“.
                                                                                                                                                           unten: Barbara Gü
                                                                                                                                                                               nther am reich
                                                                                                                                                           gedeckten Büchert
                                                                                                                                                                              isch.

Collage von Kampagnenmaterial
zum Jubiläum des Frauenwahlrechts                                                                                                                                                                         13
Die Pianistin
                                                                           Elvira Plenar
                                                                           begleitet den
                                                                          Stummfilm „Die
                                                                          Suffragette“ im
                                                                          Gloria Kino,

                                                                                                                                b e n e Wo rt –
                                                                                                                       geschrie
                                                                          Kassel.

                                                                                                         Das             b t , d ie ble                 ibt
                                                                                                                 h r e i
                                                                                                          Wer sc

der Präsentation des Asta-Nielsen-Stummfilms         Im November 2018 wurde eine Ausstellung            Das geschriebene Wort ist für das AddF ein           Erfreulich war, dass in den beiden Jubiläumsjah­
„Die Suffragette“ – am Flügel begleitet von Elvira   zum Beginn der Weimarer Republik in Stadt          wichtiges Feld, das in den Jubiläumsjahren von       ren viele Zeitschriften auf das AddF zukamen,
Plenar – sowie die Begleitung des Frauenemp­         und Landkreis Kassel unter dem Titel „1918 –       besonderer Bedeutung war. Aus den Ergebnissen        die sonst nicht ihren Fokus auf Geschlechterge­
fangs der Stadt Kassel im Jahr 2019 reichten         Zwischen Niederlage und Neubeginn“ eröff­          der 2017 veranstalteten Tagung im Historischen       schichte legen und Artikel zum historischen Hin­
dabei die angebotenen Formate.                       net. Diese Ausstellung wurde gemeinsam vom         Museum entstand zusammen mit Hedwig Richter          tergrund des Frauenwahlrechts veröffentlichten.
Auch bei einer Veranstaltungsreihe der evange­       Stadtmuseum Kassel und vom Hessischen Lan­         ein Sammelband, der pünktlich zur Eröffnung          So z. B. „OST-WEST. Europäische Perspektiven“,
lischen Kirche von Kurhessen-Waldeck hat das         desmuseum vorbereitet und gezeigt. Das AddF        der Damenwahl-Ausstellung vorgelegt wer­             eine von Renovabis, dem Osteuropa-Hilfswerk
AddF bei der inhaltlichen Konzeption beratend        war bei der Entstehung der Sonderausstellungen     den konnte. Die Hamburger Edition hatte die          der Katholischen Kirche, und dem Zentralko­
gewirkt und zum Gelingen beigetragen. Unter          beratend tätig, beteiligte sich mit Vorträgen am   He­rausgabe übernommen und ein auch optisch          mitee der deutschen Katholiken gemeinsam
dem Titel „Frauen. Netzwerken. Strategien zur        Rahmenprogramm und steuerte den Beitrag über       ausgesprochen schönes Buch herausgebracht.           he­raus­gegebene Zeitschrift, die über gesell­
Partizipation“ des Bereichs Erwachsenenbildung       „Kämpferinnen für und gegen das allgemeine         Was uns besonders freut, ist die Tatsache, dass      schaftliche Entwicklungen, politische Trends,
im Dezernat Bildung der Evangelischen Kirche         und gleiche Wahlrecht“ im Sammelband zur           das Buch sehr breit rezipiert wird: so stellte es    kirchliches Leben und soziale Fragen in allen
fanden in Kassel gut besuchte Veranstaltungen        Ausstellung bei.                                   z. B. der Deutschlandfunk im Magazin für Politi­     Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas berich­
statt, in die das AddF eingebunden war. Zur                                                             sche Literatur als empfehlenswertes Buch vor. Im     tet. Zudem fragten wissenschaftliche Zeitschriften
Lesung und zum Vortrag begrüßte das AddF                                                                Jahr 2019 erhielten wir die erfreuliche Nachricht,   wie die von der Bundeszentrale für politische
zahlreiche Besucher*innen im Lesesaal.                                                                  dass das Buch von der Bundeszentrale für poli­       Bildung herausgegebene ApuZ (Aus Politik und
                                                                                                        tische Bildung gekauft wurde und seitdem bei         Zeitgeschichte) gezielt nach Aufsätzen.
                                                                                                        dieser bestellt werden kann. Dies ist natürlich      Um ein interessiertes, jedoch nicht wissenschaft­
                                        links: Aufruf zur Frauen-                                       für uns als Mit-Herausgeberinnen und auch für        liches Publikum zu erreichen, entstand im Verlag
                                        V­ersammlung, Kassel                                            alle Autor*innen eine sehr schöne Anerkennung        Bast Medien eine reich bebilderte und locker
                                        1918.                                                           unserer Arbeit.                                      layoutete Monographie zur Geschichte des
                                         rechts: Poster zum Film:                                                                                            Frauenwahlrechts von Kerstin Wolff. Obwohl
                                                     ­ ette“ von
                                         „Die ­Suffrag
                                         Urban Gad, 1913,                                                                                                    die Abfassung des Manuskriptes unter großem
                                         gezeichnet von Ernst
                                          Deutsch-­Dryden.

                                                                                                                                                                       Titelcover: Zwei der vielen Publi­
                                                                                                                                                                       kationen zum Frauenwahlrecht,
                                                                                                                                                                       links: Frauenwahlrecht, hrsg.
                                                                                                                                                                       von Hedwig Richter und Kerstin
                                                                                                                                                                       Wolff, Hamburg 2018 und
                                                                                                                                                                       rechts: Kerstin Wolff: Unsere
                                                                                                                                                                       Stimme zählt!, Überlingen 2018.

                                                                                                                                                                                                        15
en
   links: Frauke Geyk
                               lff
   (re.) und Kerstin Wo
            tie ren die   Br  o-
    präsen
                             ssin-
    schüre „Starke He
              W  ies ba de   n.
    nen“ in
                              gula-
     rechts: Mit dem Ar
          G
          ­  rum  ba  ch -­ Prei s
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                                                                                                                               c k–
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      Lutherischen Kirch
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                                                                                                                                s Netz
      wird Kerstin Wolff
      durch Kirchenrätin
                                                                                                                        eh               en in
       Barbara Pühl (li.)
       2019 ausgezeichn
                                 et.                                                                          Schätze g

Zeitdruck erfolgte, gelang auch hier die Fertig­     deutscher Frauenvereine zu verlassen, da sich          Es zeigte sich in den zwei Jahren Frauenwahl­         Jahren auf das Datum des Onlinegangs hin. Als
stellung pünktlich zur Eröffnung der Ausstellung     dieser für das Frauenwahlrecht einsetzte, bewarb.      rechts­jubiläum, dass viele Initiativen, Projekte     Teil des DDF hat das AddF dabei in seinem vom
im Historischen Museum in Frankfurt am Main          Welch ein Glück: Zu den Sammlungen des AddF            oder Organisationen das Datum nutzten, um             Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
im August 2018.                                      gehört der seit Gründung (1899) lückenlos              auf die eigene Arbeit aufmerksam zu machen.           und Jugend (BMFSFJ) geförderten Erschließungs-
Ende 2018 konnte dann eine Schrift für die Lan­      geführte und auch von Kriegsschäden verschont          Auch i. d. a (informieren, dokumentieren, archi­      und Digitalisierungsprojekt „Gestern virtuos,
deszentrale für politische Bildung fertig gestellt   gebliebene Aktenbestand des DEF. Am15. März            vieren) der Dachverband der deutschsprachi­           morgen virtuell“ (2016–2019) weitere Bestände
werden, in der es um die ersten Abgeordneten         2019 erhielt sie für ihren Aufsatz „Die Geschichte     gen Lesben-/Frauen­archive, -bibliotheken und         erschlossen und somit wichtige und grundlegen­
des Landes Hessen ab der Weimarer Repu­blik          des Frauenwahlrechts in Deutschland neu erzäh­         Fachinformationseinrichtungen hat das Jubiläum        de Materialien zur Geschichte der Frauenbewe­
ging. Die Publikation: „Starke Hessinnen –           len“ zusammen mit der Ariadne-Autorin Micha­           genutzt, um 2018 auf das von ihm seit 2016 auf­       gung zur Digitalisierung ausgewählt u. a. – wie
100 Jahre Politikerinnen im Hessischen Landtag“      ela Bräuniger, die einen Aufsatz zum Thema             gebaute Digitale Deutsche Frauen­archiv (DDF)         sollte es in Hinblick auf das Jubiläum anders
wurde am 13. Juni 2019 in Wiesbaden vorge­           „Frauen in der Kirche. Das Kirchenwahlrecht in         aufmerksam zu machen und medien­wirksam               sein? – auch zum Thema Frauenwahlrecht.
stellt und kann seither über die Landeszentrale      der Landeskirche Schleswig-Holstein“ eingereicht       einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.         Am 13. September 2018 war es dann soweit, mit
bestellt werden.                                     hatte, den zweiten Preis. Bei der Preisverleihung      Mit dem DDF realisiert i. d. a ein Internetportal,    einem Festakt ging das DDF online. Dabei ließ es
                                                     im Kloster Heidenheim betonte Kirchenrätin Dr.         das von allen im Dachverband organisierten Ein­       sich Bundesministerin Dr. Franziska Giffey nicht
Und dann auch noch ein Preis!                        Barbara Pühl, dass nur 36% der 108 Mitglieder          richtungen gemeinsam bespielt und getragen            nehmen im Senatssaal der Humboldt-Universi­
Und dann gab es noch eine Bewerbung – die            der Landessynode Frauen sind. „‚Das ist immer          wird. Auf der Grundlage der in den feministischen     tät zu Berlin den Startklick auszulösen. Mode­
Ausschreibung des Argula-von-Grumbach-Prei­          noch besser als in staatlichen Parlamenten. Dort       Erinnerungseinrichtungen vorhandenen Bestände         riert von der Journalistin Anna-Rebekka Helmy
ses war verlockend. Dieser Preis ist der Gleich­     ist der Frauenanteil nach den letzten Wahlen           werden in diesem Fachportal zur deutschspra­          diskutierten im Anschluss die Parlamentarische
stellungsförderpreis der Evangelisch-Lutherischen    sogar deutlich zurückgegangen‘, so Pühl. Das           chigen Frauen(bewegungs-)geschichte erstmals          Staatssekretärin im BMFSFJ, Caren Marks (MdB),
Kirche in Bayern und soll Leistungen insbesondere    zeige, dass ein ausgewogenes Verhältnis von            gebündelt Bestandsdaten, Digitalisate und wei­        die Autorin Anne Wizorek, die Schauspielerin
von Frauen in der Evangelisch-Lutherischen Kirche    Männern und Frauen in Entscheidungsfunktionen          terführende Informationen präsentiert.                Jasmin Tabatabai und die Fotografin Ruth E.
in Bayern sichtbar machen und dokumentieren.         kein Selbstläufer sei.“ Die gleichberechtigte Betei­   Die i. d. a-Einrichtungen, so auch das AddF, arbei­   Westerwelle Politiken der Gleichstellung. Musi­
Zum Jubiläumsjahr des Frauenwahlrechts hatten        ligung von Frauen auch in Kirchenparlamenten           teten im Rahmen ihrer Projekte schon seit zwei        kalisch gerahmt wurde die Festveranstaltung
sich die Initiatorinnen des Preises etwas Besonde­   sei also nach wie vor ein Thema, heißt es in der
res ausgedacht und schrieben den Preis unter dem     dazugehörigen Pressemitteilung. „Der Argula-
Motto „Sitz und Stimme in (Kirchen-)Parlamenten.     von-Grumbach-Preis“ so Pühl weiter „leiste einen
Frauen wählen und werden gewählt“ aus.               Beitrag dazu, indem er diese Fragen wachhält              Bundesministerin
So lag es nahe, dass Kerstin Wolff sich mit einem    und dazu ermutigt, sich kritisch und kreativ mit          Franziska Giffey
                                                                                                               zeigt beim Festakt
Text zum Deutschen Evangelischen Frauenbund          Fragen der Geschlechtergerechtigkeit in Kirche
                                                                                                               zum Onlinegang
(DEF) und seiner Entscheidung, 1918 den Bund         und Gesellschaft auseinanderzusetzen.“                    ein historisches
                                                                                                               ­Fotoalbum bevor
                                                                                                                das Digitale
                                                                                                                ­Deutsche Frauen­
                                                                                                                 archiv von ihr
                                                                                                                 freigeschaltet wird.

16
rechts und unten: Nun als
                                                                                                                                                  Digitalisate frei im Internet
                                                                                                                                                  zugänglich: Ein Prunk­
                                                                                                                                                  album mit Carte de Visite
                                                                                                                                                  Fotografien der Haupt­
                                                                                                                                                 akteurinnen des Allge­
                                                                                                                                                 meinen Deutschen
                                                                                                                                                 Frauen­vereins, um
                                                     li. n. re.: Autorin Anne                                                                    1900, und die
links: Das eingeladene Podium zum Festakt, v.
          Staats sekret ärin Caren  Marks , Bunde    sministerin Franziska ­Giffey,                                                              Protokollbücher
Wizorek,
                                    und  die  Fotog    rafin Ruth E. Westerwelle.                                                                des Deutschen
Schauspie­lerin Jasmin Tabatabai
                                                       Festak  t zwei der nord-                                                                  Evangelischen
rechts: Die AddF-Mitarbeiterinnen treffen beim                                                                                                   Frauenbundes.
                           tagsa bgeor dnete n, v. li. n. re.: Timon ­Gremmels,
 hessischen SPD-Bundes
                                                       r.
 Kerstin Wolff, Silke Mehrwald und Esther Dilche

vom Frauen­orchesterprojekt, dirigiert von Mary            güter und Sammlungen wurden geraubt. Nach            interessierte Freizeitlektüre! Das von uns im Rah­      erschlossen und sollen ebenfalls 2020 digital
Ellen Kitchens, Kollegin der Frankfurter Einrich­          langen ungewissen Jahren, in denen nur Teile         men des DDF bis Ende 2019 durchgeführte Pro­            zugänglich sein. Daneben wurden Essays zu Pro­
tung Archiv Frau und Musik. Zum gelungenen                 wiedergefunden wurden, kamen die Unterla­            jekt „Gestern virtuos, morgen virtuell“ leistet dabei   tagonistinnen und Themen der Frauenbewegung
Abschluss der Veranstaltung sang neben den                 gen 1992 aus Moskauer Archiven zurück nach           einen wichtigen Beitrag. Inzwischen sind viele der      erarbeitet. Die ersten acht dieser Essays können
Vertreter*innen der i. d. a. Einrichtungen das ver­        Amsterdam, seitdem sind sie wieder in Atria –        seit über 30 Jahren gesammelten Autografen für          im DDF eingesehen werden, so selbstverständlich
sammelte Auditorium „The March of the women“               Institut für Frauengeschichte beheimatet.            die Präsentation im Internet aufbereitet worden         zur Geschichte des Frauenwahlrechts, des Inter­
(1910) von Ethel Smyth.                                                                                         und stehen online zur Verfügung. Der Aktenbe­           nationalen Frauentags, zu Elisabeth Selbert oder
Der Onlinegang wurde begleitet von der viel                Das AddF im DDF                                      stand des Deutschen Staatsbürgerinnenverban­            zur Westdeutschen Frauenfriedensbewegung.
beachteten und zahlreich besuchten Femi­                   Die Digitalisierung ist in allen Frauenarchiven      des wurde erschlossen und die darin enthaltenen         Und es geht weiter: der i. d. a. Dachverband
nistische Sommeruni, die an die Tradition der              angekommen, so auch schon seit langen Jahren         Akten des Allgemeinen Deutschen Frauenverban­           erhält seit Ende 2019 für das DDF eine institutio­
Berliner Sommeruniversitäten ab den 1970er                 im AddF. Ein Besuch unserer Homepage oder            des sind ebenso digitalisiert wie der Teilnachlass      nelle Förderung durch das BMFSFJ. Damit ver­
Jahren anknüpfte und am Tag darauf stattfand.              den Seiten des DDF lohnt sich. Beide werden          von Louise Otto-Peters (1819–1895) online ist.          bunden ist auch eine kontinuierliche Projektför­
Das AddF beteiligte sich an dem mit über 60 Ver­           kontinuierlich mit Informationen aus den Bestän­     Zudem wurden zahlreiche Einzelschriften der             derung des AddF, das so in den nächsten Jahren
anstaltungen gelungenen, vielseitigen Programm.            den angereichert. Es entstehen Essays zu Akteu­      Frauenbewegung u. a. „Die Frauenbewegung                weitere wichtige Quellen zur Frauenbewegungs­
Über das Leben und Wirken der Niederländerin               rinnen, Organisationen und Themen, Find­bücher       in ihren modernen Problemen“ von Helene Lange           geschichte erschließen und digitalisieren kann.
Rosa Manus (1881–1942) gaben Dr. Myriam                    werden digital zur Verfügung gestellt, aber nicht    oder „Herrenmoral“ von Anna Pappritz ebenso
Everard (Leiden), Prof. Dr. Francisca de Haan              nur das. Wertvolle und paradigma­tische Quel­        digitalisiert wie Periodika, so das „Jahrbuch des       Fischen im Netz
(Budapest) und Dr. Annika Wilmers (Frankfurt)              len werden erschlossen und digitalisiert und sind    BDF“, der „Abolitionist“, die Berichte über die         Die Bearbeitung und Betreuung von Erschlie­
kenntnisreich Auskunft. Manus war 1935 eine der            anschließend über die DDF-Plattform und den          „Nationalkonferenzen zur Bekämpfung des Mäd­            ßungs- und Digitalisierungsprojekten ist eine der
ersten vernetzten Akteurinnen, die zusammen mit            damit verknüpften META-Katalog frei zugänglich       chenhandels“ oder die „Zeitschrift für Frauen­          wichtigen Aufgaben im Bereich der Sammlun­
Mitstreiterinnen systematisch ein Internationales          für die wissenschaftliche Erforschung, aber auch     stimmrecht“ um nur einige zu nennen. Auch die           gen. Daneben sind der kontinuierliche Auf- und
Archiv für Frauenbewegung (IAV) in Amsterdam                                                                    Protokollbücher des Deutschen Evangelischen             Ausbau ebenso wie die Pflege der Bestände
aufbaute; als Jüdin verfolgt, wurde sie 1943 im                                                                 Frauen­bundes und einige seiner Zeitschriften­          von zentraler Bedeutung. Und natürlich wurde
                                                                    links: Vortrag zu Rosa Manus,
Konzentrationslager Ravensbrück umgebracht.                                                                     sammlungen wurden digitalisiert und dafür neu
                                                                    v. li. n. re.: Annika Wilmers, ­Francisca
Nach der Besetzung der Niederlande durch die                        de Haan und Myriam Everard.
Wehrmacht wurden aber nicht nur Menschen                            Mitte: Info- und Büchertische wäh-
grausam verschleppt und ermordet, auch Kultur­                      rend der Feministischen Sommeruni.
                                                                    rechts: Rosa Manus, 1928.

18
Modell­eisen­bahn­bau-Set
                                                                  der ­Firma Preiser
                                                                  zum ­hundertjährigen
                                                                  Jubiläum des
                                                                 ­Frauenwahlrechts.

                                                                                                               n d i n n e n –
                                                                                                       Die Freu dem Förderverein
                                                                                                                              us
                                                                                                        Notizen a

auch 2018/19 die Chance genutzt, weitere            sogenannte GLAM-Tour 2018 von wikipedia mit       Bei den Berichten von den Freundinnen ist an         20.000 Euro-Marke zu überspringen. Was wir
Objekte und Publikationen zum Thema „Frauen­        einem angeschlossenen Edit-a-thon. Im Rah­        erster Stelle eigentlich immer wieder die Bestän­    2019 geschafft haben und mit Stolz verkünden
wahlrecht“ zu erwerben. Denn es zeigte sich         menprogramm der Ausstellung „Damenwahl“           digkeit und Verlässlichkeit dieses Förderver­        können: Wir haben seit Bestehen des Förderver­
schnell, dass anlässlich des Jubiläums bei ebay     trafen sich im Historischen Museum Frankfurt      eins für die finanzielle Sicherung des AddF zu       eins 1992 mit Freundinnenspenden plus Einnah­
und anderen Online-Verkaufsforen vermehrt Ein­      für ein Wochenende eine Gruppe von „Wiki­         betonen: unsere satzungsgemäße Aufgabe ist           men durch Zuschüsse für Veranstaltungen und
zelstücke zum Thema angeboten wurden. Neu           pedianer*innen“, um zuvorderst die Einträge       es, dem AddF „Freundinnen“ zu werben, die            Eintritte bei den Lesungen über 530.000 Euro
ins Haus gekommen sind über diese Suche zum         „Frauenwahlrecht“ und „Frauenbewegung“ zu         finanziell und ideell die Arbeit der Einrichtung     gesammelt. Dafür danken wir allen, die dazu
Beispiel Fotopostkarten der weiblichen Abge­        bearbeiten und zu erweitern. Über 70 beste­       unterstützen. Das tun wir jetzt schon über 27        beigetragen haben, sehr herzlich!
ordneten der Parteien, die in den Reichstag         hende Einträge wurden ausgebaut, aber dabei       Jahre lang, immer noch mit Begeisterung. Wir         Die Idee „Frauen fördern Frauenprojekte“ steckt
einzogen; Wahlaufrufe etwa an die Hausange­         blieb es nicht: über 230 Beiträge konnten neu     freuen uns über jede neu gewonnene Freun­            im Gründungsgedanken der Freundinnen. Unser
stellten und Dienstmädchen Münchens von der         angelegt werden. Hierfür konnte auch auf die      din und besonders auch über die Treue unse­          Förderverein sieht sich in der Tradition von Netz­
Bayrischen Volkspartei. Verblüfft hat uns 2019      Arbeit am Ausstellungskatalog zurückgegriffen     rer Freundinnen – viele F­ rauen im Förderverein     werken der alten Frauenbewegung, in denen
dann ein besonderer Fund: die Firma Preiser         werden. Zahlreiche Leihgaben des AddF und des     spenden schon seit vielen Jahren regelmäßig,         neben Spenden auch mit Solidarfonds, Zustiftun­
hatte anlässlich „100 Jahre Frauenwahlrecht“        Museums waren dafür professionell fotografiert    manche schon von Anfang an. Für die Stiftung         gen oder Schenkungen die Arbeit von Frauen­
eine Gruppe mit fünf Figuren und Wahlurne für       worden. Als „Bilderspende“ für den wikipedia      sind diese Spenden, die nicht projektgebunden        vereinen unterstützt wurde. Eine solche Form
den Modell­eisenbahnbau herausgebracht. Diese       commons Bereich stehen sie nun zukünftig vielen   sind, neben den öffentlichen Zuschüssen eine         der Unterstützung und Anerkennung der Arbeit
sollte natürlich in unserer Sammlung nicht fehlen   Nutzer *innen kostenfrei zur Verfügung.           unverzichtbare Größe.                                des AddF wählte Ende 2019 unsere langjähri­
und Preiser war gerne bereit ein Set zu spenden.                                                      Ende 2019 waren 166 Unterstützerinnen im För­        ge Freundin Dr. Heide Pfarr, die der Stiftung ein
Ein anderes Format, das wiederum Stücke unse­                                                         derverein, die Spendeneinnahmen liegen in den        Wohnhaus schenkte! Wir freuen uns sehr über
rer Sammlung ins Netz gebracht hat, war die             links: Plakat des BDF, 1918.                  letzten Jahren relativ stabil bei etwa 18.000 Euro   dieses großzügige Geschenk und bedanken uns
                                                        Mitte: Flugblatt vom Ausschuß der Frauen-     pro Jahr. Unser Ehrgeiz ist es, nun bald mal die     sehr herzlich dafür!
                                                        verbände Deutschlands.
                                                        rechts: „Endlich kamst Du gleiches Recht
                                                        ohne Unterschied im Geschlecht 1918“,
                                                        Anstecknadel 1919.                                                                             en
                                                                                                                             Za hl en, Za hl en, Za hl

                                                                                                                                             n
                                                                                                                                  Freundinne                     23.438,86
                                                                                                                                                                           €
                                                                                                                      derzeit 166
                                                                                                                                                                            €
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                                                                                                                                  2018:                          18.800,36
                                                                                                                                             nden:
                                                                                                                                  ndinnenspe                      22.491,36
                                                                                                                                                                            €
                                                                                                                       davon Freu
                                                                                                                                                                             €
                                                                                                                       Einnahmen
                                                                                                                                   2019:                          19.080,36
                                                                                                                                               nden:
                                                                                                                                   ndinnenspe                               7€
                                                                                                                        davon Freu                               532.703,4
                                                                                                                                                ng:
                                                                                                                                    seit Gründu                  444.51 3 ,1 8€
                                                                                                                        Einnahmen               nden:
                                                                                                                                    ndinnenspe
                                                                                                                         davon Freu
                                                                                                                                                                                                      21
V. li. n. re.: Die Freundin Katrin Lehm
                                                                                                                                                   ann (stehend)
                                                                                                           moderierte die vielen Fragen im Ansc
                                                                                                                                                    hluss an
                                                                                                           die Lesung mit Petra Morsbach; Andr
                                                                                                                                                    ang vor der
                                                                                                           Lesung am Büchertisch; Ursula Krec
                                                                                                                                                  hel kam den
                                                                                                           vielen Signierwünschen nach.

Same procedure …?                                    likum aufmerksam durch das Geschehen folgte.        den sie den deutschen Buchpreis erhielt und mit           dem Publikum und wurde mit großem Beifall
Auch 2018 und 2019 hatten wir im Rahmen              Die Lesung bot viel Gesprächsstoff und die Auto­    dem sie bereits 2013 bei den „Freundinnen“                bedacht.
unserer städtischen Öffentlichkeitsarbeit wieder     rin fand sichtlich Gefallen an den interessierten   zu Gast war. Erzählt wird die Geschichte einer            Auch die zweite Lesung im Frühjahr 2019 hatte
interessante Autorinnen zu Gast bei unseren Lite­    Fragen aus dem Publikum.                            deutschen Sinti-Familie, die der mörderischen             das Thema „Krieg“ und „Trauma“ zum Inhalt.
ratur-Matineen im Bali-Kino. In Kassel sind wir      Schon vier Wochen später gestaltete Lucy Fricke     ­Politik des NS-Regimes ausgesetzt ist: Sterilisa­        ­Susanne Fritz, Schriftstellerin und Theaterregis­
mit diesen Veranstaltungen weiterhin eine feste      mit einer Lesung aus ihrem Roman „Töchter“ den       tion, Verschleppung, Zwangsarbeit, und am                 seurin, las aus „Wie kommt der Krieg ins Kind“,
Größe im Kulturleben der Stadt und bekommen          nächsten schönen Sonntagmorgen. Sie gestand          Ende des Krieges den Großteil ihrer Familie,              einem sehr persönlichen Buch, in dem sie vor
vom Kulturamt einen regelmäßigen Zuschuss.           gleich zu Beginn, dass die frühe Mittagszeit         ihre Existenzgrundlage und jedes Vertrauen in             dem Hintergrund von Krieg, Flucht und Ver­
Wir freuen uns, dass wir in der Regel Freundin­      eigentlich für sie etwas zu früh für eine Lesung     Nachbarn und Institutionen verloren hat.                  treibung die Geschichte ihrer Mutter und die
nen gewinnen können, die die An­­moderation          sei. Dann aber nahm sie doch schnell Fahrt auf       Wie sich die Geschichte in die Lebensgeschichten          Folgen und Verletzungen bis in die nächsten
übernehmen und das anschließende Autorin­            und das Publikum zusammen mit ihren beiden           Einzelner einschreibt, davon erzählt die Autorin in       Generationen beschreibt. In einem Interview
nengespräch engagiert begleiten.                     Protagonistinnen, Betty und Martha, mit auf die      großer Eindringlichkeit und gewohnter Sprach­             hatte sie gesagt, die Zeit sei reif gewesen für
Auf eine Veranstaltung mit Petra Morsbach hatten     Reise gen Süden.                                     gewalt. Im Gespräch nach der ausverkauften                dieses Buch. Nach dem Tod der Mutter und dem
wir wegen Terminschwierigkeiten etwas warten         Ein gut gelauntes und sichtlich vergnügtes Publi­    Lesung zeigten sich viele der Anwesenden sehr             Verklingen ihrer Stimme sei in ihr das Bedürfnis
müssen, aber dann klappte es im September            kum dankte der Autorin mit langem Applaus für        berührt von dem Schicksal der geschilderten               gewachsen, deren Geschichte festzuhalten, eine
2018 doch noch mit einer Lesung aus ihrem            diese rasante Road-Novel.                            Schaustellerfamilie. Von großem Interesse war,            Geschichte, die weitreichende Folgen für ihre
viel gelobten und preisgekrönten Roman „Jus­         Dass wir Ursula Krechel im Frühjahr 2019 mit         wie Ursula Krechel den Stoff für ihr Buch recher­         Familie und für ihre eigene Entwicklung, auch
tizpalast“, der u. a. den Raabe-Preis erhielt. Sie   ihrem neuen Buch „Geisterbahn“ einladen woll­        chiert hat und auch, wie es ihr gelingt, die vielen       als Schriftstellerin, hatte.
las ausgewählte Passagen, die einen sehr guten       ten, war sofort klar, als wir die ersten Verlags­    Figuren im Roman so sicher und auch feinfühlig            „Im voll besetzten Bali-Kino las die Autorin vier
Einblick in unser Rechtssystem und Justizwesen       ankündigungen in die Hände bekamen. „Geis­           durch das Buch zu dirigieren. Die Autorin gab             eindrucksvolle Passagen, die offenbaren, wie sehr
geben, andere Stellen ließen das komplizierte        terbahn“ ist der Abschluss ihrer seit 2008 begon­    detaillierte Antworten auf die vielen Fragen aus          ein Trauma in die nächste Generation eindringen
Gefühlsleben der Protagonistin – Richterin Thirza    nen Romantrilogie zur deutschen Nachkriegszeit,
Zorniger – lebendig werden. Petra Morsbach           zu der „Schanghai fern von wo“ und auch der
erwies sich als sehr gute Vorleserin, der das Pub­   hervorragende Roman „Landgericht“ gehört, für                                                     links: Susanne Fritz las aus „Wie kommt der Krieg ins Kind“.
                                                                                                                                                       rechts: Jede Lesung hat ihr Prozedere, Hinter­grundarbeiten
                                                                                                                                                       damit alles passt.

     Lucy Fricke im ­Gespräch
     mit Vorstands­frau
     Brigitte Vogler und der
     ­Moderatorin ­Mechthild
      von Lutzau.

22
Helene Bukowski
                                                    (rechtes Bild und Mitte)
                                                    zusammen mit der
                                                    Lesungsmoderatorin
                                                    Helke Dreier (li.),
                                                     David Le Grant von
                                                     den Bali Kinos, Brigitte
                                                                                                             S t i f t u n g –
                                                     Vogler (2. v. li.) und
                                                                                                        Di e                Or g a n i s a t i o nsform
                                                     Astrid Otto (re.) aus
                                                                                                                                ine
                                                     dem Vorstand der
                                                     Freundinnen.                                        mehr als e

kann. Verwoben aus Tagebucheinträgen, Briefen,      Romans, beeindruckende Bilder und vor allem        Die Gründungsära                                     sowohl im Kasseler Theater als auch im Histori­
Gesprächen, Erinnerungen, Assoziationen brei­       mit der Beschreibung ihrer starken Frauenfiguren   geht zu Ende                                         schen Museum in Frankfurt zu erleben war. Auch
tete die 54-Jährige die Geschichte der Mutter       völlig in Bann zu ziehen. Einige Zuhörerinnen      Elke Spitzer ist zum Jahreswechsel 2019 aus dem      ihr wissenschaftliches Interesse gilt dieser Zeit. In
wie einen Flickenteppich aus. Das war für das       fühlten sich (nicht zu Unrecht) an Marlen Haus­    Vorstand ausgeschieden. Wir sagen Dir, liebe         ihrer Dissertation setzte sie sich mit den Emanzi­
Publikum spannend und bedrückend zugleich.          hofers bekanntestes Werk „Die Wand“ erinnert.      Elke, ganz herzlichen Dank für Deine langjäh­        pationsdiskursen zwischen 1789 und 1820 aus­
Vielfach war es mucksmäuschenstill“, so Gesa        Mit vielen guten Wünschen für ihre Zukunft als     rige Tätigkeit im Vorstand! Und wir freuen uns,      einander und analysierte anhand zeitgenössischer
Esterer in ihrer Besprechung in der Hessisch-Nie­   Schriftstellerin wurde Helene Bukowski nach dem    dass wir auf Deinen Rat, Deine Ideen und Deine       Literatur die beiden bestimmenden Geschlechter­
dersächsischen Allgemeinen (28.05.2019).            Signieren verabschiedet.                           Tatkraft weiterhin – wenn auch in anderer Posi­      diskurse – Differenz versus Gleichheit.
Im Herbst 2019 hatten wir unsere wohl bislang                                                          tion – bauen können.                                 Im Vorstand des Vereins übernahm Elke Spitzer
jüngste Autorin zu Gast: die 26-jährige Helene      Post Scriptum                                      Dem Archiv der deutschen Frauenbewegung ist          ab den 1990er Jahren Verantwortung und als im
Bukowski mit ihrem großartigen und literarisch      Kleiner Nachtrag zur letzten Ausgabe „Ein­blicke   Elke Spitzer seit Jahrzehnten eng verbunden. Ger­    Jahr 2003 die Stiftung ins Leben gerufen wurde,
sehr reifen Debütroman „Milchzähne“.                2017“: der Förderverein hatte vom großen           trud Bäumer, genauer gesagt, die Vorbereitungen      gehörte sie – neben Sabine Hering und Inge von
Darin wird eine postapokalyptische Welt             Erfolg der Herausgabe der Sonderbriefmarke         zu einer Lesung zu der wichtigen Protagonistin der   Bönninghausen – dem Gründungsvorstand an.
beschrieben, es geht um die Folgen des Klima­       zum 25-jährigen Jubiläum berichtet. Inzwischen     Frauenbewegung, führten sie bereits kurz nach        Nach so vielen Jahren legt sie nun die Arbeit in
wandels, die Angst vor dem Fremden, eine            haben wir insgesamt 5.400 Stück auflegen las­      der Gründung 1984 ins AddF. In die Alltags­          ‚jüngere Hände‘: Mechthild Bereswill, Professo­
Mutter-Tochter-Beziehung und um die Sehnsucht       sen, da die Nachfrage riesig war. Wir überle­      geschäfte konnte sie, hauptberuflich als Lehre­      rin für Soziologie sozialer Differenzierungen und
nach Zugehörigkeit. Auch wenn die Thematik          gen schon jetzt, mit welchem ungewöhnlichen        rin tätig, nicht einsteigen, brachte sich aber vor   Soziokultur der Universität Kassel, wird ihre Posi­
vor dem Hintergrund realer Bedingungen und          Sammlerstück wir zum 30-jährigen Vereinsjubi­      allem bei vielen Veranstaltungen ein. So u. a. bei   tion als ‚Vorsitzende vor Ort‘ übernehmen. Auch
Zustände keine leichte Unterhaltung erwarten        läum aufwarten könnten, das nicht nur „Freun­      der szenischen Lesung im Jahr 1989, die ­Frauen      Mechthild Bereswill ist dem AddF seit Jahren ver­
ließ, gelang es Helene Bukowski in ihrer Lesung,    dinnen“ Freude bereitet.                           in der Französischen Revolu­tion vorstellte, die     bunden. In einem Forschungsprojekt des AddF
das Publikum durch die sprachliche Dichte des                                                                                                               beschäftigte sie sich mit dem Antisemitismus in
                                                                                                                                                            der bürgerlichen Frauenbewegung (Publikation
                                                                                                                                                            1998), als Kooperationspartnerin und Beraterin
                                                                                                                                                            unterstützt sie die Forschungsarbeit des AddF
       Kontoverbindung:                                                                                                                                     kontinuierlich – seit 2016 durch ihre Mitarbeit
                                      tschen
       Freundinnen des Archivs der deu                                                                                                                      im Stiftungskomitee.
       Frauenbewegung e. V.                                                                                                                                 Herzlich Willkommen im Vorstand!
                                         0 87
        IBAN:     DE72 5205 0353 0001 006
        BIC:      HELADEF1KAS
                                            Kontakt:
                                                                                                                                                         Unsere langjähre Vo
                                           Gottschalkstr. 57                                                                                                                    rstands-
                                                                                                                                                         frau von zunächst Ve
                                                                                                                                                                                rein, dann
                                           D – 34127 Kassel                                                                                              Stiftung: Elke Spitzer
                                                                                                                                                                                am einzig
                                           Tel.: +49 (0)561-9893670                                                                                     noch verbliebenen Ze
                                                                                                                                                                                 ttelkasten
                                                                                                                                                        im Lesesaal des AddF.
                                           E-Mail: foerderverein@addf-kassel.de
24                                         Website: www.foerderverein-addf.de
                                                                                                                                                                                                         25
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