Energieeffiziente Sportstätten Fallbeispiele aus Nordrhein-Westfalen kennenlernen
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Energieeffiziente Sportstätten Fallbeispiele aus Nordrhein-Westfalen kennenlernen Cluster Nordrhein-Westfalen
Inhaltsverzeichnis 3 Inhalt Einleitung Sport und Klimaschutz 4 Finanzierung Moderne Sportstätte 2022 6 Neue Kommunalrichtlinie 2019 8 Bürgerenergie als alternative Finanzierungsmöglichkeit 9 Sporthallenbau Klimafreundlicher und energieeffizienter Sporthallenbau 12 Passivhaus-Sporthalle 15 Energiekonzepte Energiemanagement für Sportstätten 17 Wärmeversorgung von Sporthallen 21 Photovoltaik Die Energie der Sonne 23 Beleuchtung Sportplatzbeleuchtung 26 Sporthallenbeleuchtung 28 Schwimmbäder Energieeffizienz in Schwimmbädern 30 Gütesiegel Gütesiegel im Sportverein 34 Hochschulsport Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Hochschulsport 38 Nutzersensibilisierung Nutzersensibilisierung im Vereinssport 40 Kreissportbund Kreissportbünde als Multiplikatoren 42
4 Einleitung Sport und Klimaschutz Handlungsfeld Sportstätten Wir leben in einer sportlichen Umwelt – das zeigen die wicklung, Konsum, Mobilität oder Digitalisierung, wird 19.000 Sportvereine, die es alleine in Nordrhein-Westfalen deutlich, dass Sport zweifelsohne Bestandteil des gesell- gibt. Ob im Wasser, Gebirge, Wald, in der Halle oder auf schaftlichen Lebens ist. dem Trainingsplatz unter freiem Himmel: Wir treiben gerne Sport, mit anderen zusammen und nicht selten in der So vielfältig der Sport mit unserer Gesellschaft verbunden freien Natur. Deshalb sollte der Sport auch zum Schutz der ist, so verschiedenartig lassen sich auch Umwelt-, Klima- Umwelt beitragen. Neben der eigenen körperlichen Ertüch- schutz- sowie Klimafolgenanpassungsaspekte im Sport tigung beschäftigt uns der Sport aber auch in rezipierender aufgreifen und diverse Handlungsfelder „Sport & Umwelt“ Form, indem wir Olympische Spiele und Weltmeisterschaf- identifizieren. ten am Fernseher oder Events live vor Ort verfolgen. Wir informieren uns in der Zeitung und im Internet über die In der vorliegenden Veröffentlichung gilt der Fokus speziell neuesten Ergebnisse und nutzen den direkten Kanal zu den Sportstätten. Laut Öko-Institut belaufen sich die jährli- ausgewählten Lieblingssportlern und -teams via Social chen Emissionen aller deutschen Sportstätten auf rund 7,4 Media. Und beeinflusst uns das alles vielleicht (unbewusst) Millionen Tonnen CO2 – einzig durch den Betrieb von Sport- nicht auch bei der nächsten Kaufentscheidung über neues hallen, Hallenbädern, Freibädern, Tennisanlagen, Schieß- Sport-Equipment oder sonstige Konsumgüter? sportanlagen und ungedeckten Sportanlagen. Dies entspricht Sport ist ein nicht unerheblicher Wirtschaftsfaktor, auch ungefähr den CO2-Emissionen einer Stadt wie Essen wenn wir an die großen Marken und Sportarti- und ver- deutlicht die Klimarele- kelhersteller denken oder an den jährlichen vanz von Sportstätten. Skiurlaub im Winter. Und welchen Weg Die Emissionen durch legen wir beispielsweise zurück für den Betrieb von Sport- den Tauchurlaub in wärmeren hallen (34 Prozent) und Rheine Gefilden? An den verschie- Hallenbädern (31 Pro- denen Verflechtungen des zent) machen mit fast Sports, ob mit Natur, zwei Dritteln den Politik, größten Anteil Stadt- des Aussto- ent- ßes aus. Dortmund Mülheim a.d. Ruhr Schwelm Wuppertal Düsseldorf Köln Freudenberg Siegen Aachen Bornheim
Einleitung 5 Zahlreiche Fallbeispiele aus Nordrhein-Westfalen geben wertvolle Denkanstöße für eigene Projekte. Gleichzeitig gibt es einen gewaltigen Sanierungs- und Moder- Weitere Informationen: nisierungsbedarf von Sportstätten in Nordrhein-Westfalen. www.energieagentur.nrw/Klimaschutz/ Da es an dieser Stelle dringenden Handlungsbedarf gibt, hat Klimanetzwerker das Land Nordrhein-Westfalen das Sportstättenförderpro- gramm „Moderne Sportstätte 2022“ aufgelegt, das von 2019 Ihr Ansprechpartner: bis 2022 insgesamt 300 Millionen Euro zur Modernisierung, Jeff Roy Liem, EnergieAgentur.NRW Instandsetzung und für den barrierefreien Ausbau von Sport- Klima.Netzwerker für die Region Köln/Bonn anlagen bereitstellt. liem@energieagentur.nrw Doch wo können Sportvereine und Kommunen ansetzen, um ihre Sportstätten energie- und damit auch kosten- Emissionen von Sportstätten in Deutschland p. a. und klimaeffizienter zu gestalten? Neben Informationen zu verschiedenen Finanzierungs- und Fördermöglich- Freibäder keiten werden in der vorliegenden Broschüre technische 500.000 t CO2äq Aspekte wie die Umrüstung auf LED-Beleuchtung, eine Tennisanlagen nachhaltige Bauweise, der Aufbau von Photovoltaik-Anla- Hallenbäder 580.000 t CO2äq gen oder die Entwicklung eines Energiekonzepts themati- 2.280.000 t CO2äq siert. Die Darstellung ausgewählter Fallbeispiele aus ganz Schießsport- anlagen Nordrhein-Westfalen soll interessierten Sportvereinen und Großsport- 600.000 t CO2äq und Mehr- Kommunen zusätzlich Anreize zur Nachahmung geben. zweckhallen Sporthalle ungedeckte 5.000 t CO2äq 2.510.000 t CO2äq Anlagen mit Umkleide EnergieAgentur.NRW unterstützt vor Ort 360.000 t CO2äq Sport und Klimaschutzhandeln finden vor Ort statt. Die ungedeckte Anlagen mit Sportheim Klima.Netzwerker der EnergieAgentur.NRW stehen Ihnen 550.000 t CO2äq deshalb in Ihrer Region zur Verfügung, um gute Beispiele kennenzulernen sowie Ideen und Handlungsansätze für Ihr Klimaschutzprojekt im sportlichen Umfeld anzugehen. Quelle: Öko-Institut 2016 Bei welchem Projekt können die Experten Ihnen helfen?
6 Finanzierung Beleuchtung, Heizung, Dämmung und Co. – die Möglichkeiten der energetischen Sanierung von Sporthallen sind vielfältig. Moderne Sportstätte 2022 Einzigartiges Förderprogramm des Landes NRW für Sportvereine In Nordrhein-Westfalen gibt es rund 38.000 Sportstätten: sportbunds Nordrhein-Westfalen e. V. (LSB NRW) erfüllt, Fußballplätze, Sport- und Mehrzweckhallen, Tennisanla- zusätzlich in die Sicherung und Weiterentwicklung der gen, Hallen- und Freibäder, Eissporthallen und vieles mehr. Sportinfrastruktur zu investieren, die für die erfolgreiche Sportvereine, die eigene Sportstätten unterhalten, stehen Arbeit der Sportvereine unabdingbar ist. unter zunehmendem finanziellen Druck, die steigenden Betriebskosten bewältigen zu können. Die Gebäude sind Die Anträge der Sportvereine für Instandsetzung, Er- häufig alt und modernisierungsbedürftig und Heiz- und weiterungsbauten, energetische Sanierung oder für die Duschanlagen alles andere als energieeffizient. Mit einer Schaffung barrierearmer Sportanlagen können ab dem energetischen Ertüchtigung der Sportstätten wird nicht 1.10.2019 über das Förderportal des LSB NRW gestellt nur der finanzielle Druck verringert, sondern zugleich ein werden. In einem zweistufigen Verfahren bewertet wertvoller Beitrag zum Klimaschutz geleistet. zunächst die Vertretung des organisierten Sports vor Ort, d. h. der Stadtsportbund (SSB), der Stadtsport- be- Insgesamt 300 Millionen Euro stehen für NRW-Sportverei- ziehungsweise Gemeindesportverband (SSV/GSV) oder ne zur Verfügung. Im Rahmen des offiziell beschlossenen der Kreissportbund (KSB) die eingehenden Anträge und Sportstättenförderprogramms „Moderne Sportstätte spricht eine Förderempfehlung, inklusive Förderquote 2022“ reagiert die NRW-Landesregierung auf den ge- von mindestens 50 bis maximal 90 Prozent der Gesamt- waltigen Sanierungs- und Modernisierungsbedarf von kosten, gegenüber der Staatskanzlei des Landes Nord- Sportstätten in bisher einzigartiger Form. Von der Förde- rhein-Westfalen aus. Die Staatskanzlei verkündet dann rung sollen über Zuschusszahlungen speziell Sportver- den offiziellen Förderentscheid, mit dem die zweite Phase eine profitieren, die eigene Sportanlagen betreiben oder der Antragsstellung beginnt und der Verein einen Zuwen- Sportstätten in der sogenannten Dach und Fach-Verant- dungsantrag bei der NRW.BANK stellen kann. Mit dem wortung mit einem langfristigen Pacht- oder Mietvertrag gewährten Zuwendungsbescheid fließt bereits der erste unterhalten. Damit wird auch eine Forderung des Landes- Teil der Zuwendung an den Verein, der somit zügig mit
Finanzierung 7 den nötigen Sanierungsmaßnahmen beginnen kann. Die Kosten, sodass die Vereine zunächst nur 500 Euro zahlen Zuschüsse müssen nicht zurückgezahlt werden, jedoch müssen. Für die Umsetzung der vom Berater empfoh- haben die Vereine einen Eigenanteil zu erbringen. Dieser lenen Maßnahmen bekommt der Sportverein dann eine kann durch Eigenleistung der Vereinsmitglieder und über LSB-Förderung von 1.000 Euro und wird schließlich Spenden, Ersparnisse und Mittel aus weiteren öffentlichen langfristig mehrere 100 oder gar 1.000 Euro pro Jahr bei Förderprogrammen erbracht werden. den Betriebskosten einsparen können. Die bisherigen Ergebnisse zeigen: In fast allen Sportanlagen bestehen Erste Ansprechpartner für die Sportvereine werden die Einsparmöglichkeiten, vor allem in älteren Sportstät- Vertreter der SSB, SSV, GSV und der KSB vor Ort sein. ten gibt es beachtliche Energieeinsparpotenziale. Der Informationen zum Förderprogramm sind zudem auf der Wasserverbrauch der Duschen kann bis zu zwei Drittel Webseite des LSB NRW zu finden. gesenkt werden und bei Beleuchtungsanlagen sind bis zu 75 Prozent Stromeinsparung möglich. Viele Maßnahmen EnergieAgentur.NRW als weiterer Ansprechpartner kosten wenig und bringen viel, sie zahlen sich schnell aus. Sportvereine und Sportbünde, die ihr Vorgehen speziell im Manchmal reicht es bereits, die Deckenbeleuchtung von Bereich der energetischen Ertüchtigung organisieren und Turnhallen zu reinigen, Leuchtstoffröhren auszutauschen, kanalisieren möchten, können die EnergieAgentur.NRW die Heizungseinstellungen zu regulieren oder Duschköpfe einbinden. Nutzen Sie insbesondere die Klima.Netzwerker zu wechseln. als Ansprechpartner für die Vermittlung von kostenlosen Initialberatungen zum Thema Energieeffizienz sowie für Empfohlene Maßnahmen zur energetischen Ertüchtigung, den weiteren Erfahrungsaustausch und die Vernetzung. die mit höheren Investitionssummen einhergehen, etwa die Umrüstung auf LED-Flutlichtanlagen, können über Öko-Check als weiteres Unterstützungsangebot Förderprogramme aus Landes- und Bundesmitteln bezu- Im Rahmen des Öko-Checks arbeitet der LSB NRW wei- schusst werden. terhin mit erfahrenen Beratern zusammen, die Experten für Sportvereine und Klimaschutz sind. Sie wissen genau, Ihre Ansprechpartnerin beim wo üblicherweise die Schwachstellen in den Gebäuden Landessportbund Nordrhein-Westfalen: oder bei den Heiz- und Kühlanlagen stecken. Auch die Simone Theile weniger offensichtlichen Probleme finden sie schnell. Die Referentin für Sporträume und Umwelt Berater bekommen im Vorfeld die Verbrauchsdaten zur E-Mail: Simone.Theile@lsb.nrw Verfügung gestellt und analysieren dann in einer mehr- stündigen Vor-Ort-Begutachtung die Vereinsanlagen. Ihr Ansprechpartner bei der EnergieAgentur.NRW: Jeff Roy Liem Sportvereine aus NRW können beim Landessportbund ihr Klima.Netzwerker für die Region Köln/Bonn Interesse an einem Öko-Check anmelden und die entspre- E-Mail: liem@energieagentur.nrw chenden Unterlagen anfordern. Für die professionellen Energieberater übernimmt der LSB den größeren Teil der Moderne Sportstätte 2022: So wird die Förderung beantragt Förderportal Verein stellt einen Vorantrag inkl. Projektbeschreibung und Kosten- und Finanzierungsplan prüft die Voranträge ggf. Rückfragen oder Nachbesserungsanfragen an den Verein SSB/SSV/GSV/KSB priorisiert die Voranträge spricht Förderempfehlung aus (Teil-)Listen, inkl. Förderquote trifft Förderentscheidung(en) Staatskanzlei NRW benachrichtigt Verein(e) 2. Phase der Antragsstellung beginnt Verein stellt Zuwendungsantrag stellt Zuwendungsbescheid aus NRW.BANK Auszahlung der Zuwendungen in zwei bis drei Raten saniert Verein reicht Verwendungsnachweis ein Abschluss der Sanierung
8 Finanzierung Neue Kommunalrichtlinie 2019 Sportvereine werden beim Klimaschutz noch stärker unterstützt Mit mehr als 90.000 Vereinen und 27 Millionen aktiven zu konzentrieren. Darüber hinaus werden über die Kommu- Sportlern in Deutschland kann der Sport viel für den Klima- nalrichtlinie auch die folgenden Klimaschutzmaßnahmen schutz tun. Setzen Sportvereine Klimaschutzmaßnahmen gefördert: die Optimierung zentraler Warmwasserberei- um, sparen sie Ressourcen, senken Kosten und schützen tungsanlagen, der Austausch nicht regelbarer Pumpen in das Klima. Deshalb hat das Bundesumweltministerium im Schwimmbädern, Gebäudeleittechnik mit dazugehöriger Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) die Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik sowie Verschat- Förderung für Sportvereine im Klimaschutz ausgebaut. Mit tungsvorrichtungen mit Tageslichtnutzung. der neuen Kommunalrichtlinie wird der Antragstellerkreis erweitert, und es werden Abstellplätze für Fahrräder vor Damit auch kleine Sportvereine von der Förderung profitie- Sporthallen gefördert sowie Anforderungen an technische ren, können Maßnahmen aus verschiedenen Förderschwer- Anlagen neu definiert. punkten in einem Antrag kombiniert werden, oder mehrere Antragsteller schließen sich zu einem gemeinsamen Antrag Seit dem 1. Januar 2019 werden nicht nur Sportvereine zusammen. So haben es Sportvereine leichter, die Mindest- und Kommunen, sondern auch Betriebe mit mindestens zuwendung je nach Förderschwerpunkt in Höhe von 5.000 25 Prozent kommunaler Beteiligung als Eigentümer von oder 10.000 Euro zu erreichen. Bei Fragen zur Förderung Sportstätten gefördert. Für bisher beliebte Maßnahmen berät das Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler können Sportvereine auch weiterhin Anträge stellen. Dazu Klimaschutz (SK:KK) im Auftrag des Bundesumweltmi- gehören die Sanierung der Innenbeleuchtung von Sport- nisteriums kostenlos und unverbindlich. Anträge können stätten, die Beleuchtungstechnik an Flutlichtanlagen immer vom 1. Januar bis 31. März sowie vom 1. Juli bis 30. und der Tausch von raumlufttechnischen Anlagen – die September eines Jahres beim Projektträger Jülich gestellt Möglichkeiten sind vielfältig! werden. Die neue Kommunalrichtlinie ist am 1. Januar 2019 in Kraft getreten. Vereine: Spielräume nutzen! Neu ist, dass die Förderung technologieneutral ausgelegt Weitere Informationen zu den Förderschwerpunkten ist und klare Energieeffizienzanforderungen an die Anla- stehen auch online zur Verfügung: gen stellt. Sportvereine, die in solche Anlagen investieren, www.klimaschutz.de/kommunalrichtlinie sparen nicht nur Energie, sondern auch eine Menge Geld, weil die Betriebskosten sinken. Das gibt den Vereinen mehr Informationen zur Förderung für den Bereich Erneuer- Spielraum, in Sportgeräte und ‑materialien zu investieren bare Energien und Klimaschutz: – und sich damit noch stärker auf ihre wesentliche Aufgabe www.energieagentur.nrw/foerdernavi Kommunalrichtlinie: Förderschwerpunkte, -quoten und Zuwendungen Förder- FQ für Kommunen FQ für finanz- quote (FQ) für Mindest- Förderschwerpunkt & kommunale schwache Sportvereine zuwendung Betriebe* Kommunen Außenbeleuchtung mit zeit- oder präsenzabhängiger 25 % 20 % 25 % 5.000 € Schaltung Innen- und Hallenbeleuchtung 30 % 25 % 30 % 5.000 € Raumlufttechnische Anlagen 30 % 25 % 30 % 5.000 € Radabstellanlagen 45 % 40 % 60 % 10.000 € Rechenzentren / Serverräume 45 % 40 % 50 % 5.000 € Optimierung zentraler Warmwasserbereitungsanlagen 45 % 40 % 50 % 5.000 € Austausch nicht regelbarer Pumpen in Schwimmbädern 45 % 40 % 50 % 5.000 € Gebäudeleittechnik (inkl. Mess-, Steuer- und Regelungs- 45 % 40 % 50 % 5.000 € technik) Verschattungsvorrichtungen mit Tageslichtnutzung 45 % 40 % 50 % 5.000 € *mit mind. 25 % kommunaler Beteiligung. Alle Angaben ohne Gewähr.
Finanzierung 9 Bürgerenergie als alternative Finanzierungsmöglichkeit Interview mit Lars Ole Daub, zuständig für das Thema Bürgerenergie & Energiegenossenschaften in Nord- rhein-Westfalen bei der EnergieAgentur.NRW, über Beteiligungsmöglichkeiten und bürgergetragene Energie- und Effizienzprojekte in Sportstätten. Was hat die viel beschworene sellschaften anderer Rechtsformen wie zum Beispiel die Energiewende mit Sportvereinen Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). Je nach Rechts- zu tun? form und Eigentümer sind die Charakteristika unter- Daub: Energieeffizienz und Kosten schiedlich ausgeprägt. Die Bürgerenergiegenossenschaft sparen – was uns im Alltag und in ist eine besonders bürgernahe Rechtsform, weil sie offen den eigenen vier Wänden beschäf- für die Beteiligung einer großen Zahl an Mitgliedern ist. tigt, gewinnt zunehmend auch bei Die Rechtsform der Energiegenossenschaft zeichnet sich Sportanlagen an Bedeutung. Bedingt darüber hinaus durch die Grundsätze Selbsthilfe, Selbst- durch steigende Energiekosten verwaltung, Solidarität aus und gilt als demokratischste ergeben sich für die meisten Vereine (jedes Mitglied hat eine Stimme) und insolvenzsicherste oder Kommunen Probleme bei der Unternehmensform in Deutschland. Unterhaltung ihrer Sportstätten. Dabei können Projekte mithilfe von finanzieller Bürger- Bürgerenergie ist also mehr als ein alternatives Betrei- beteiligung auch in Sportstätten umgesetzt werden. Die bermodell? Nutzung erneuerbarer Energien spielt dabei eine immer Daub: Ganz genau, die gemeinsame Partizipation an der bedeutendere Rolle. Energiewende ist für uns ein bestimmendes Element dabei. Ein weiteres ist die regionale Verwurzelung, häufig Wie kann so eine Finanzierung durch Bürger ausse- mit dem Anspruch, einen möglichst großen Anteil der hen? Wertschöpfung vor Ort zu halten. Auch Bürgerenergiepro- Daub: Das kann über sogenannte Bürgerenergiegesell- jekte müssen wirtschaftlich tragfähig sein. Das Streben schaften geschehen. Dezentrale, individuelle Lösungen in nach wirtschaftlichem Erfolg steht in Bürgerenergiegesell- Form von „Bürgerenergie“ sind Themen der Zukunft und schaften jedoch häufig nicht an erster Stelle. Es werden in eine Investitionsmöglichkeit in zinsschwacher Zeit. der Regel geringere Renditen akzeptiert als von anderen Akteuren der Energiewirtschaft, wodurch Bürgerenergie- „Bürgerenergie“ ist zu einem Schlagwort der Ener- gesellschaften Projekte realisieren können, die ohne sie giewende geworden. Es gibt jedoch unterschiedliche nicht umgesetzt würden. Gleichzeitig ermöglichen Bürger- Definitionsansätze. Was versteht die EnergieAgentur. energieprojekte eine breite Beteiligung an den Gewinnen NRW darunter? der Energiewende. Daub: Wir verstehen unter „Bürgerenergie“ Gesellschaf- ten und Projekte zur Nutzung erneuerbarer Energien und Wie muss man sich Bürgerenergie bei Sportstätten zur Durchführung von Energieeffizienzprojekten, die von vorstellen? mehreren Bürgern gemeinsam finanziert oder betrieben Daub: Auf oder in Sportanlagen schlummern oft unge- werden. Nach unserem Verständnis schließt „Bürger- nutzte Potenziale. Hier können Vereine oder Kommunen energie“ also immer zumindest die Möglichkeit einer beziehungsweise beide im Verbund schauen, wie und wo finanziellen Beteiligung ein. Es gibt unzählige Möglich- Kosten- und Energieeffizienz hergestellt werden können. keiten, wie Bürger an der Energiewende beteiligt werden Etwa durch Bürgerenergieprojekte, denn die Rechtsform können. Die umfassendste ist die gemeinsame Gründung des Vereins eignet sich dafür. Es gibt in NRW einige Sport- einer Bürgerenergiegesellschaft. Dadurch kommen den hallen und Stadiondächer, die beispielsweise klassisch Bürgern Mitbestimmungs- oder Kontrollrechte zu. Die mit Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) von Energiege- Bürger werden also gemeinsam Unternehmer für die nossenschaften versehen sind. Daran kann man sich ein Energiewende und betreiben zum Beispiel einen Bürger- Beispiel nehmen, auch als kleiner Verein. Eine Kommune windpark, Photovoltaik-Anlagen oder ein Nahwärmenetz. kann das Dach der Turnhalle oder des Mannschaftsheims In Deutschland gibt es unterschiedliche Rechtsformen für zum Beispiel verpachten und so Einnahmen generieren. Bürgerenergiegesellschaften. In NRW haben wir rund 110 Wenn sie nicht selbst investieren kann oder will, gibt es Energiegenossenschaften und rund 200 Bürgerenergiege- auch Pachtanlagenmodelle. So kann die von Bürgern
10 Finanzierung finanzierte Anlage von der Kommune als Betreiber selbst übernommen werden. Oder sie kann den Bürgerstrom vom Hallendach beziehen und Kosten sparen. Die Ver- gütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz und die deutlich gesunkenen Modulpreise machen das wirtschaft- lich rentabel. Vereine oder Kommunen sollten bestehende Bürgerenergiegesellschaften vor Ort ansprechen, falls es Berührungsängste mit dem Thema gibt. So entstehen neue Projekte und die Vereine werden miteinbezogen. Das ist Wissenstransfer at its best. Wir stehen selbstverständ- lich auch jederzeit für Beratungen zur Verfügung. Welche Techniken eignen sich denn für solche Geschäftsmodelle besonders? Stets im Blick: die Energieerzeugung einer PV-Anlage. Daub: Vereine und Kommunen können neben PV-Anlagen zur Stromerzeugung auch das Thema Warmwasserberei- tung über solarthermische Anlagen oder die PV-Anlage gewährleisten. So spart zum Beispiel die Kommune die Die EnergieAgentur.NRW berät die rund 300 Bür- Betriebskosten, sofern nicht der Verein dafür zuständig gerenergiegesellschaften in NRW, davon rund 110 ist, sonst natürlich dieser. Da amortisieren sich die Investi- Energiegenossenschaften, technologieunabhängig. Es tionen oft schneller als gedacht. Gerade bei Sportplätzen werden verschiedene Informationen aufbereitet, zum und in Turnhallen spielt auch das Thema LED-Beleuch- Beispiel in Form von Broschüren oder dem Bürge- tung eine Rolle. Die Solargenossenschaft Essen eG hat renergieAtlas. Zudem wird in Form von regionalen beispielsweise einige Energiesparcontracting-Maßnah- Vernetzungstreffen, Fachworkshops/-tagungen oder men umgesetzt. Der Austausch alter, ineffizienter Be- Weiterbildungen der Wissenstransfer organisiert und leuchtungsmittel erschließt immer noch hohe Einsparpo- die weitere Vernetzung sichergestellt. Adressiert wer- tenziale und die Lichtausbeute ist oft auch besser. den Kommunalvertreter, Bürgerenergiegesellschaften, Klimaschutzmanager, Wohnungs- und Siedlungsge- Was sind Ihre Erfahrungen bei solchen Projekten? nossenschaften. Daub: Die meisten denken, „das können wir nicht“. Tatsäch- lich aber hat sich die Bürgerenergie in den vergangenen Jah- Die Plattform Bürgerenergie & Energiegenossenschaf- ren zu einem wichtigen Pfeiler der Energiewende entwickelt. ten der EnergieAgentur.NRW informiert über Projekte In Deutschland befinden sich aktuell 42 Prozent der instal- zur Nutzung erneuerbarer Energien und zur Durchfüh- lierten Leistung der erneuerbaren Energien in Bürgerhand rung von Energieeffizienzmaßnahmen, die von Bürgern und ermöglichen vielen Menschen an der Wertschöpfung er- und weiteren Akteuren gemeinsam finanziert oder neuerbarer Energien lokal Teilhabe und Mitbestimmung. Die betrieben werden. Bürger, Vereine und Genossenschaften, die solche Projekte gemeinsam umsetzen, erzielen nicht nur wirtschaftliche Einnahmen und gestalten die Energiewende mit, sondern berichten von einem gesteigerten Zusammenhalt. Erfolgrei- www.energieagentur.nrw/ che Projekte schweißen zusammen. finanzierung/buergerenergie Muss es denn gleich ein großes Projekt sein oder gibt es auch Möglichkeiten, wie sich Bürger im kleineren Ansprechpartner: Rahmen beteiligen? Lars Ole Daub, EnergieAgentur.NRW Daub: Natürlich muss es nicht gleich das ganz große Plattform Bürgerenergie & Energiegenossenschaften Projekt sein. Auch kleine Schritte in die richtige Richtung E-Mail: daub@energieagentur.nrw sind sinnvoll. So können etwa Mitgliedsbeiträge, die für Maßnahmen im Bereich der Energieeffizienz genutzt wer- den, als eine Art Bürgerbeteiligung gesehen werden. Beim SV Fortuna Freudenberg (siehe S. 9) wurde dieses Modell beispielsweise zur gemeinschaftlichen Finanzierung von PV-Anlagen umgesetzt.
Finanzierung 11 Freudenberg: Gemeinschaftlich finanziertes Energie-Projekt Fortuna Freudenberg punktet mit LED, Photovoltaik und Solarthermie Der Super-Sommer 2018 war für den SV Fortuna Freuden- einer Eingetragenen Genossenschaft (eG) als Renditeob- berg ein echter Volltreffer. Denn die Solarpanels auf dem jekt handelt, so finanzieren alle Mitglieder doch über ihre Dach des Vereinsheims im beschaulichen Naturschutzge- Beiträge die Anlagen und produzieren den Strom mit. Die biet Wendingtal lieferten tagsüber Strom im Dauerbetrieb. Einnahmen beziehungsweise die Kostenersparnisse wer- Während die Fußballer – insgesamt 20 Teams von den den so der Gemeinschaft zugeführt und die Gewinne nach Mini-Kickern bis zu den Alten Herren – auf Punkte- und der Amortisation senken die weiteren Kosten. Torejagd gingen, zeigte der Stromzähler, dass die gemein- schaftlich finanzierte, vor fünf Jahren errichtete Thermoso- Ein weiteres Projekt, das den Verein seit Jahren beschäftigt, lar-Anlage fast genauso fleißig war wie die Sportler selbst. ist die Modernisierung der Flutlichtanlage. Bislang schei- terte das Projekt an den für den kleinen Verein immensen Ein Blick zurück: Keine zehn Jahre ist es her, dass das alte, Kosten. Als die Kommunalrichtlinie des Bundesumweltmi- marode Vereinsheim einem schicken Neubau weichen nisteriums vor rund zwei Jahren auch für Vereine geöffnet musste – vom Verein selbst finanziert und unterhalten. wurde, stand für den neu gewählten Vorstand schnell Die Platzkapazitäten des Fußballvereins mit wachsenden fest, sich um eine Förderung zu bewerben. Mit Erfolg: Im Mitgliederzahlen reichten nicht mehr aus, der technische Sommer 2018 landete der Förderbescheid des Projekt- und bauliche Zustand machten den Neubau unausweich- trägers Jülich im Briefkasten. 30 Prozent der kalkulierten lich. Der Vereinsvorstand legte dabei nicht nur großen 24.000 Euro für die Errichtung einer neuen Flutlichtanlage Wert auf Funktionalität, genügend Platz und ansprechende in LED-Technik werden vom Bund übernommen. Um den Optik, sondern traf bereits beim Bau die Vorbereitung, den Restanteil zu stemmen, bewerben sich die Sportler um den Energieverbrauch dauerhaft zu reduzieren. Klimaschutzpreis des Kreises Siegen-Wittgenstein und der Stadt Freudenberg und hoffen auf einen Zuschuss aus der Die Solartherme im Heizungsraum bildet das Kernstück Sportpauschale ihrer Heimatkommune. Sollte noch der der Anlage. Dank zweier Solarpanels auf dem Dach wird eine oder andere Euro durch Spender und Sponsoren in das Wasser in den zweimal 400 Liter fassenden Vorrats- die Vereinskasse fließen, könnte das Projekt mit einem Mi- behältern vorerwärmt. Bis zu 30 °C warm wird das Wasser, nimum an Eigenmitteln gestemmt werden. Freuen dürfen noch bevor es überhaupt erhitzt wird. Daraus ergibt sich sich darauf alle: die Sportler über ein modernes und helles vor allem im Sommer, wenn es bis in die Abendstunden hell LED-Licht, der Verein über die künftigen Energiekosten, die ist, ein deutlicher Energiespareffekt. sich mit dem Flutlicht noch einmal halbieren dürften, was allen wieder zugutekommt. Das Flachdach auf dem zweigeschossigen Gebäude bot sich für die Errichtung einer PV-Anlage praktisch an. Gut fünf Jahre nach dem Bau des Vereinsheims wurden die rund 100 Quadratmeter Panels auf dem Dach platziert und liefern seither jährlich im Durchschnitt 6.000 kWh Strom. Mangels Speichermöglichkeit nutzt der Verein die gewonnene Energie zwar nicht selbst, sondern speist sie ins öffentliche Stromnetz ein und lässt sie sich nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz vergüten. Die Kosten für den Stromverbrauch haben sich auf diese Weise nahezu halbiert. Die Besonderheit: Da die Sportstätte selbst im Besitz der Stadt Freudenberg und über einen Vertrag langfristig an den SV verpachtet ist, hatten der Verein und seine Mitglieder von Anfang an ein großes Interesse daran, die Betriebskosten über gemeinschaftlich finanzierte Erneuerbare-Energien-Anlagen so gering wie möglich zu halten. Auch wenn es sich dabei nicht um eine klassische, aktive finanzielle Bürgerbeteiligung wie zum Beispiel in Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) oder Freudenberg: Viele Nachhaltigkeitsprojekte auf der Agenda
12 Sporthallenbau Klimafreundlicher und energieeffizienter Sporthallenbau: Pflicht und Chance Richtlinien erfüllen und langfristig profitieren Zugegeben: Die meisten Sportstätten in Nordrhein-West- ■■ Für viele Bauherren sind gerade die Bereiche Flächen- falen sind gebaut. Nur ein kleiner Teil – rund 1 Prozent des verbrauch, Baustoffe und Verkehrsanbindung eher Bestandes – wird pro Jahr neu errichtet. Dennoch ist es weniger präsente Themen. Für das Ziel des Klima- richtig, gerade bei diesen wenigen Neubauten besonderen schutzes sind sie aber unverzichtbar. Wert auf Energieeffizienz, Klimaschutz und exemplari- sches Bauen zu legen. Die Multiplikatorwirkung, die mit Energiestandards: Vom Niedrigenergiehaus zur diesen Leuchttürmen erzielt wird, kann nicht hoch genug Plus-Energie-Bauweise eingeschätzt werden. Viele der dort zur Anwendung Die Anforderungen an energieeffizientes Bauen und kommenden Techniken regen zum Nachdenken und zum Sanieren werden in Deutschland seit 2002 in der Ener- Übertragen auf andere Neubauten und sogar auf Sanie- gieeinsparverordnung (EnEV) gebündelt, der Einsatz rungen an. erneuerbarer Energien wird seit 2009 durch das Erneuer- bare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) geregelt. Dabei Auch der Betreiber profitiert davon. Neben der Minimie- erfolgt eine gemeinsame Bewertung von Gebäudehülle rung der Betriebskosten lassen sich durch eine energieef- und Haustechnik. Durch diesen integralen Ansatz können fiziente Bauweise der Wert und der Nutzungskomfort der Defizite bei der Dämmung durch eine energieeffizientere Sportstätte steigern und langfristig die Nutzbarkeit der Heizungstechnik kompensiert werden und umgekehrt. Anlage sichern. Das EEWärmeG schreibt vor, dass ein Mindestanteil der benötigten Heizenergie durch erneuerbare Energien Grundsätzliches zur Klimaverträglichkeit von gedeckt wird. Bauherren haben dabei die Wahlfreiheit Sportstätten zwischen: Entscheidend und notwendig für eine zukunftsfähige ■■ einer Solaranlage zur Wärmeerzeugung (Deckungsanteil Sportanlage mit langfristiger Nutzbarkeit ist eine vor- mindestens 15 Prozent), geschaltete Bedarfsplanung. Durch eine gezielte und ■■ gasförmiger Biomasse (Deckungsanteil mindestens vorausschauende Planung lassen sich die späteren 30 Prozent), Betriebskosten merklich senken und als Nebeneffekt ■■ flüssige oder feste Biomasse (Deckungsanteil mindes- die Treibhausgasemissionen minimieren. Die Anzahl der tens 50 Prozent), Räume und deren Nutzung bestimmen die notwendige ■■ Geothermie oder Umweltwärme (Deckungsanteil min- energietechnische Ausstattung. Das Raumprogramm be- destens 50 Prozent) oder stimmt den Grundriss und die Kubatur. Der Grundriss wie- ■■ einer Kombination aus den vorgenannten Varianten. derum gibt in Verbindung mit dem zur Verfügung stehen- ■■ Alternativ lassen sich diese Anforderungen auch durch den Grundstück die Ausrichtung des Gebäudes vor. Das Ersatzmaßnahmen erfüllen: Nutzung von Abwärme wiederum hat Einfluss auf den nutzbaren Tageslichtanteil (Deckungsanteil mindestens 50 Prozent), Wärme aus und eine mögliche Solarenergienutzung. Demgegenüber Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK, Deckungsanteil hat die Kubatur einen direkten Einfluss auf den Heizener- mindestens 50 Prozent), Nah- beziehungsweise Fernwär- giebedarf der Sporthalle. me zu mindestens 50 Prozent aus Abwärme, KWK oder regenerative Energien oder ein erhöhter Energiestandard Die Einflussmöglichkeiten auf die zukünftigen Betriebs- des Gebäudes (Unterschreitung der gültigen EnEV um kosten einer Sportanlage sind zum Zeitpunkt der Bedarfs- mindestens 15 Prozent). und der Vorplanung am größten. Aus ökologischer Sicht sollte der Fokus möglichst früh auf folgende Bereiche Für Sportstätten kommen aus diesem Katalog von Mög- gelegt werden: lichkeiten am ehesten folgende Varianten in Frage: ■■ Verringerung des Energieeinsatzes ■■ Solarthermische Anlage zur Brauchwasserzeugung ■■ Verminderung des Trinkwasserverbrauchs gegebenenfalls mit Heizungsunterstützung. Aller- ■■ Reduzierung der versiegelten Fläche dings ist, damit diese Variante wirtschaftlich ver- ■■ möglichst ökologische Baustoffe tretbar ist, ein ausreichender Warmwasserbedarf im ■■ möglichst gute Verkehrsanbindung Sommer notwendig.
Sporthallenbau 13 ■■ Wärmepumpen zur Nutzung von Umweltwärme bezie- Für Gebäude, die über die gesetzlichen Anforderungen hungsweise Geothermie sind Stand der Technik und an hinausgehen, sind in der Vergangenheit bereits diverse vielen Stellen wirtschaftlich sinnvoll. Energieeffizienzstandards sowie -labels implementiert ■■ Der Anschluss an eine bestehende Nah- beziehungs- worden, wie beispielsweise KfW-Effizienzhaus/Effizienz- weise Fernwärmeversorgung ist oft aus ökologischer haus Plus, Passivhaus, Aktivplus oder Sonnenhaus. und ökonomischer Sicht von Vorteil und sollte daher immer geprüft werden. Lohnt sich der Aufwand? Dass sich ein hoher energetischer Standard für die Im Rahmen der EU-Richtlinie über die Gesamtener- Umwelt lohnt, steht außer Frage. Hinzu kommen schwer gieeffizienz von Gebäuden (EU-Gebäuderichtlinie quantifizierbare Vorteile, wie ein deutlich höherer thermi- 2010/31/EU – EPBD 2010) haben sich die Mitglieds- scher Komfort, die ausgezeichnete Luftqualität auch bei staaten der Europäischen Union dazu verpflichtet, bis geschlossenen Fenstern oder die Möglichkeit einer som- zum 31. Dezember 2020 alle Neubauten als Niedrigst- merlichen Kühlung über Erdreich-Wärmetauscher. Den energiegebäude umzusetzen. Auf Grundlage dieser etwas höheren Baukosten, die durch entsprechende För- Richtlinie soll das Energieeinsparrecht für Gebäude in derungen reduziert werden können, steht ein erhebliches Deutschland, dies betrifft nicht zuletzt auch Sportstät- Einsparpotenzial bei den Betriebskosten (Energiekosten, ten, umfassend novelliert werden, indem die EnEV und Schornsteinfeger, Wartung) und aufgrund der höheren das EEWärmeG zu einem neuen Gebäudeenergiege- Bauqualität bei den Instandhaltungskosten gegenüber. setz (GEG) zusammengeführt werden. Die zukünftigen So können sich die Mehrkosten bereits nach zehn Jahren Anforderungen des GEG zur anteiligen Nutzung erneu- amortisiert haben. Maßgeblich hierfür ist natürlich die erbarer Energien sowie der Ersatzmaßnahmen ent- Entwicklung der Energiekosten. sprechen im Wesentlichen den genannten Regelungen des EEWärmeG. Die Möglichkeit zur Anrechnung von Fazit Strom aus erneuerbaren Energien für gebäudebezoge- ■■ Jeder Neubau sollte auf einen möglichst geringen Energie- nen Strombedarf (Heizungspumpen, Wärmepumpen, bedarf und Ressourcenverbrauch hin optimiert werden. Beleuchtung) in der energetischen Bilanzierung wird ■■ Die gesetzlichen Anforderungen sind i. d.R. weniger eine auf gebäudenah erzeugten Strom ausgeweitet. Bürde als vielmehr eine Anregung zur optimalen Planung. Die geforderten Standards sind wirtschaftlich zu erfüllen. Mit den genannten Varianten lassen sich viele – aber ■■ Der Passivhausstandard ist für viele Sportanlagen eine nicht alle – Neubauten von Sportstätten wirtschaftlich sinnvolle und wirtschaftliche Option, da energieeffizientes betreiben. Für die übrigen Projekte empfiehlt sich ein Bauen oft ohne erhebliche Mehrkosten realisierbar ist. erhöhter Baustandard. Die Unterschreitung der EnEV beziehungsweise zukünftig des GEG um 15 Prozent ist Weitere Informationen in vielen Fällen wirtschaftlich vertretbar. Voraussetzung Bundesinstitut für Sportwissenschaft ist allerdings, dass die einzelnen Gewerke frühzeitig Leitfaden Nachhaltiger Sportstättenbau aufeinander abgestimmt werden. Das klassische Vor- www.bisp.de (www.bit.ly/2msgp5a) gehen einer seriellen Abfolge von Rohbau und Haus- technik führt hier nicht zum gewünschten Ergebnis. Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat Notwendig ist eine integrale Planung, die auf vielen Effizienzhaus Plus Baustellen leider noch keine Selbstverständlichkeit www.bmi.bund.de (www.bit.ly/2mslaf2) ist. Bauherren sollten auf eine frühzeitige Abstimmung zwischen Bau- und Haustechnik drängen. Passivhaus-Institut www.passiv.de Eine noch weitere Verbesserung des Gebäudestandards führt auf direktem Weg zur Passivhaus- beziehungs- Sonnenhaus-Institut weise Plus-Energie-Bauweise. Diese Gebäude sind so www.sonnenhaus-institut.de gut gedämmt, dass auf eine konventionelle Heizung weitestgehend verzichtet werden kann. Die Grundidee Aktivplus e.V. liegt darin, den Wärmebedarf so weit wie möglich zu www.aktivplusev.de reduzieren. Sonneneinstrahlung, interne Gewinne aus der Abwärme von Personen und Elektrogeräten und Wärmerückgewinnung aus der Abluft übernehmen die („passive“) Beheizung.
14 Sporthallenbau Düsseldorf: Nachhaltiger Bau für die NRW-Sportschule Die neue Großturnhalle des Lessing-Gymnasiums setzt Maßstäbe Viele Jahre hat die erste NRW-Sportschule auf eine neue der Sporthalle und in den Sporträumen erfolgt in Abhän- Großturnhalle warten müssen. Im September 2017 wurde gigkeit der Luftqualität. schließlich ein Hallenneubau mit besten Bedingungen für den Schul- und Leistungssport eröffnet. „Der Neubau war In der Sport- und Judohalle sowie in den Kraft- und Gym- für Düsseldorfs NRW-Sportschule dringend erforderlich. In nastikräumen sind ballwurfsichere Sporthallenleuchten die Planungen wurden parallel zu den sportfachlichen Ge- mit Leuchtstofflampen und energiesparenden Vorschaltge- sichtspunkten auch die ökologischen Belange einbezogen räten in tageslichtabhängiger Schaltung installiert. In den und damit auch eine Sporthalle nach modernsten, energie- Nebenräumen, Fluren, Treppenhäusern, Umkleiden und effizienten Anforderungen errichtet“, erklärt Düsseldorfs Sanitärbereichen sind LED-Leuchten eingesetzt. Je nach Stadtdirektor und Sportdezernent Burkhard Hintzsche. Nutzung erfolgt die Lichtsteuerung auch dort tageslichtab- hängig über Präsenzmelder. Zum gesamten Projekt zählte eine neue Dreifeld-Sporthal- le, eine neue Mensa und neue Schulräume für die Schüler „Die Großturnhalle des Lessing-Gymnasiums ist ein Para- des Lessing-Gymnasiums. In der neuen Turnhalle an der debeispiel für die Integration mehrerer energieeffizienter Ellerstraße ist seither der NRW-Leistungsstützpunkt Judo Maßnahmen im Rahmen eines nachhaltigen Sportstätten- angegliedert. Rund 13,3 Millionen Euro sind in das Neu- baus“, so Jürgen Schütz, Kommunalberater der Energie- bauprojekt investiert worden. Das Land NRW beteiligte Agentur.NRW. sich mit einem Zuschuss in Höhe von 4,6 Millionen Euro. Der Neubau wurde speziell auf die Voraussetzungen für eine NRW-Sportschule ausgerichtet. Er umfasst neben der Großturnhalle des Lessing-Gymnasiums Dreifeld-Sporthalle noch weitere leistungssportspezifische ■■ Dreifeld-Sporthalle, Mensa und neue Schulräume Räumlichkeiten im Untergeschoss wie Judo-, Kraft-, Gym- ■■ Kosten: 13,3 Millionen Euro nastik- und Seminarräume. Der Schulstandort wird von ■■ Nachhaltiger Bau: knapp 1.000 Schülern besucht. ■■ Wärmegedämmte Klinkerfassade ■■ Aluminiumfenster mit Wärmeschutzverglasung Nachhaltiger Bau ■■ Blockheizkraftwerk Die neue Dreifeld-Sporthalle hat eine über die gesetzliche ■■ Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung Regelung hinausgehende wärmegedämmte Klinkerfassade. ■■ Tageslichtabhängige und präsenzgesteuerte Der eingeschossige Baukörper hat ein begrüntes Flach- Beleuchtung dach, der Hallenteil ein Dach in Leichtkonstruktion aus ■■ LED-Technik Leimholzbindern mit einer Trapezblecheindeckung. „Aus Schallschutzgründen haben wir uns für Aluminiumfenster mit Dreifachverglasung im Hallenbereich und in allen wei- teren Bereichen mit Zweifachverglasung entschieden“, so Stadtdirektor Hintzsche. So ist der Neubau energetisch konzipiert: Die Wärmever- sorgung erfolgt über eine vorhandene Fernwärmeleitung. Zur Raumbeheizung der jeweiligen Nutzungsbereiche sind Deckenstrahlplatten montiert. Die Wärmeversorgung wird in Abhängigkeit von der Außentemperatur, der Raumtem- peratur sowie den Betriebs- und Nutzungszeiten geregelt. Zur Unterstützung der elektrischen Versorgung des Gebäu- des ist ein Mini-Blockheizkraftwerk installiert worden. Die anfallende Abwärme wird für die zentrale Warmwasserbe- reitung genutzt. Zu- und Abluftgeräte der Lüftungsanlage des Gebäudes haben Plattenwärmetauscher zur Wärme- rückgewinnung erhalten. Die Regelung der Luftmenge in In der neuen Turnhalle ist der NRW-Leistungsstützpunkt Judo angegliedert.
Sporthallenbau 15 Passivhaus-Sporthalle Gleichmäßige Temperatur ohne Heizung und Klimaanlage Die Passivhaus-Bauweise bietet sich auch für Sporthallen Durch die Nutzung von „passiven“ Quellen, Sonnenein- an. Neue Wohngebäude müssen dahingehend bereits die strahlung und Abwärme von Personen, kann auf ein gesetzlichen Vorgaben zum Energieverbrauch (Energie- konventionelles Heizsystem verzichtet werden. einsparverordnung) einhalten. Sie benötigen wesentlich weniger Energie als unsanierte Bestandsgebäude. Das Standardheizsystem bei herkömmlichen Gebäuden in Mitteleuropa ist eine zentrale Warmwasserheizung mit Sonne Radiatoren, Rohrleitungen und zentralen Öl- oder Gaskes- seln. Typischerweise haben bestehende Gebäude maxi- 3-fach Verglasung male Heizlasten von 100 W/m². Luftdichte Hülle Zuluft Neubauten, die weniger Energie benötigen als von der Abluft Energieeinsparverordnung vorgeschrieben, werden gefördert. So auch das Passivhaus. Das Passivhaus ist Frischluft die am weitesten entwickelte Form des Niedrigenergie- hauses. Ziel des Gebäudestandards ist, energieeffizi- Lüftungsanlage Pollen- mit Wärmerück- entes, klimafreundliches und gleichzeitig wirtschaftli- filter Solare und interne gewinnung Energiegewinne ches Bauen zu ermöglichen, ohne auf Wohnkomfort zu Fortluft verzichten. Das Prinzip des Passivhauses ist, dass die Kompakte Dämmung Wärmeverluste stark verringert werden. Somit werden Geothermie Erdwärmetauscher herkömmliche Heizungen nicht mehr benötigt. Eine sogenannte Restheizung ist bei extremen Temperaturen dennoch nötig. Funktionsweise einer Sporthalle, gebaut im Passivhaus-Standard. Im Passivhaus treffen sich zwei wesentliche technische Strategien. Da ist einerseits die bestmögliche Wärme- dämmung der thermischen Außenhülle des Hauses. Sie umschließt alle Räume, die im Winter beheizt werden Ein Gebäude muss verschiedene Kriterien erfüllen, sollen. Andererseits ist ein Passivhaus so gebaut, dass es um als ein Passivhaus zu gelten: möglichst viel Sonnenwärme einsammelt, beispielsweise ■■ Ein behagliches Innenklima soll ohne ein separates durch große Fenster oder Glasdächer. Damit die Wärme- Heizsystem und ohne Klimaanlage erreichbar sein. verluste möglichst gering ausfallen und um im Winter ■■ Die Zulufttemperaturen am Luftauslass im Raum die Sonnenwärme bestmöglich zu nutzen, sind auf der dürfen 17 °C nicht unterschreiten. Eine gleichmäßige südlichen Seite oft größere Fenster eingesetzt als auf der Durchströmung aller Räume und in allen Räumen sonnenabgewandten Seite. muss gewährleistet sein. ■■ Die Lüftung muss vorrangig auf Lufthygiene ausgelegt Die ausgeprägte Wärmedämmung in den Außenwän- sein (DIN 1946). den, im Dach und in der Bodenplatte hält die Wärme ■■ Die Schallbelastung durch die Lüftungsanlage muss schützend im Haus. Passivhäuser nutzen die im Inneren unter 25 dBA liegen. vorhandenen Energiequellen wie die Körperwärme von ■■ Das Gebäude muss in jedem Wohnraum mindestens Personen oder einfallende Sonnenwärme, um die Tempe- eine öffenbare Außenluftöffnung aufweisen. Eine ratur auf einem stetigen Level zu halten. Oberste Priorität Durchströmung der Wohnung mit Außenluft muss bei einem Passivhaus ist neben der Wärmedämmung die möglich sein (freie Sommerkühlung). Reduzierung der Luftwärmeverluste. Um die Wärmever- ■■ Der Bedarf an erneuerbarer Primärenergie für alle luste so niedrig wie möglich zu halten, wird eine Lüftungs- Haushaltsanwendungen (Heizung, Warmwasserbe- anlage mit Wärmerückgewinnung installiert. Diese dient reitung und Haushaltsstrom) zusammen darf nicht der Rückgewinnung der in der Abluft enthaltenen Energie. höher sein als 60 kWh/m²a.
16 Sporthallenbau Bornheim: Körperwärme statt Heizung Passivhaus-Turnhalle der LVR Ernst-Jandl-Schule Der Neubau der Landschaftsverband Rheinland (LV- Jeff Roy Liem, Klima.Netzwerker der EnergieAgentur.NRW R)-Schule mit Förderschwerpunkt Sprache – damals Hein- in der Region Köln-Bonn, sagt: „In Bornheim steht damit rich-Welsch-Schule, jetzt Ernst-Jandl-Schule – wurde 2013 eine der ersten Turnhallen im Passivhaus-Standard im eröffnet und umfasst auch eine neue Turnhalle. Es handelt Rhein-Sieg-Kreis. Immer mehr Kommunen beschäftigen sich um eine ca. 15 m x 27 m große Einfeld-Sporthalle, die sich mit der Passivhaus-Bauweise, gerade auch in Nicht- mittels eines Trennvorhanges geteilt werden kann, um wohngebäuden. Deswegen bietet die EnergieAgentur.NRW gegebenenfalls zwei Übungsgruppen bilden zu können. dazu auch künftig Schulungsseminare für verantwortliche Mitarbeiter der Kommunen sowie für Planungs- und Archi- Der LVR entschied sich, die Turnhalle im Passivhaus-Stan- tekturbüros in verschiedenen Regionen Nordrhein-Westfa- dard – als hochgedämmtes, weitgehend luftdichtes lens an. Sprechen Sie uns hierzu gerne an!“ Gebäude – bauen zu lassen. Das Hallendach der Sporthalle besteht aus einer vorgefertigten Holzkonstruktion, die auf den massiv ausgeführten Wänden aufliegt. Das Dach ist Turnhalle im Passivhaus-Standard mit Oberlichtbändern versehen, die nach Norden gerichtet ■■ Kosten des Neubaus der Sporthalle: 3 Millionen Euro für eine gute Tagesbelichtung sorgen. Auf dem Dach ist ■■ Solaranlage zur Warmwasseraufbereitung eine Solaranlage zur Warmwasseraufbereitung eingebaut. ■■ Abluftenergie wird durch einen Wärmetauscher zurückgeholt Die Turnhalle wird in der Heizperiode bei geschlossenen ■■ Obere Fassade hat ein Wärmedämm-Verbundsystem Fenstern mechanisch belüftet. Die Abluftenergie wird ■■ Beheizung der Halle durch Solarkollektoren und über einen Wärmetauscher zurückgeholt. Das Passivhaus Gas-Brennwert-Therme zeichnet sich dadurch aus, dass an Heizenergie maximal ■■ Sehr gute Wärmedämmung und Lichtdichtigkeit 15 kWh/m²a und an Primärenergie maximal 120 kWh/ ■■ Lüftungsanlage m²a verbraucht werden. Diese Werte hat die Turnhalle in ■■ Passive Quellen: Solarenergie und Körperwärme Bornheim erfüllt. Die oberen Fassadenteile der Turnhalle der anwesenden Personen wurden mit einem Wärmedämm-Verbundsystem versehen. Die Glasfassade wurde in Alu-Holz-Pfosten als Riegelkonst- ruktion ausgeführt. Die Luftabsaugung in der Halle erfolgt laut zuständigem Architekt „stirnseitig an zentraler Stelle und für die Einfüh- rung der Luft dient an der Prallwand ein Lüftungskanal“. Beheizt wird die Turnhalle durch Solarkollektoren und eine Gas-Brennwert-Therme. Diese Anlage stellt auch das Warm- wasser für die Dusch- und Umkleideräume zur Verfügung. Das rund 3 Millionen Euro teure Projekt wurde vollumfäng- lich mit dem Passivhaus-Projektierungspaket (PHPP) und den entsprechenden Kriterien geplant. Zur Einhaltung der Passivhaus-Standards in Bezug auf die Geringhaltung des Wärmeverlustes sind laut Projektleitung eine sehr gute Wärmedämmung und Luftdichtigkeit vorhanden. Zudem gilt eine Lüftungsanlage zur Wärme-Rückgewinnung als nachhaltige Maßnahme. Da ein Passivhaus beinahe ohne herkömmliche Heizungen auskommt, müssen andere Die Turnhalle der LVR-Förderschule wurde im Passivhaus-Standard gebaut. Quellen Abhilfe schaffen, um die Raumtemperatur auf einem angenehmen Level zu halten. Als passive Quellen nutzen die Betreiber der Turnhalle an der Wallrafstraße Solarenergie und die Körperwärme der anwesenden Personen.
Energiekonzepte 17 Heizungskeller: Der Heizkessel sollte auf dem aktuellen Stand der Technik sein. Aber das Augenmerk richtet sich auch auf unnötige Energiebrücken. Energiemanagement für Sportstätten Strategisch und nachhaltig Effizienzmaßnahmen umsetzen Nach einer Veröffentlichung des Öko-Instituts aus dem und investive Maßnahmen wie Heizungssanierungen oder Jahre 2016 liegt der durchschnittliche Heizenergiever- Wärmedämm-Maßnahmen. Flankiert werden diese Akti- brauch deutscher Sportstätten bei rund 140 MWh pro vitäten idealerweise durch Motivationsprogramme zum Jahr. Der Energiebedarf von Sportstätten ist nicht unwe- energiebewussten Verhalten, aber auch durch entspre- sentlich. Ein Potenzial zur Energie- und Ressourceneffizi- chende Mitglieder- und Nutzerschulungen. enzsteigerung kann unterstellt werden. Die Einführung eines Energiemanagements sollte zur Energiekonzept und Energiemanagement Chefsache erklärt werden. Der Vereinsvorstand selbst Sowohl die Eigentümer beziehungsweise Betreiber, in sollte die Initiative ergreifen und ein entsprechendes vielen Fällen sind dies die Kommunen, als auch die Sport- Konzept verkünden und einen Verantwortlichen dafür vereine als Nutzer sind daran interessiert, Sportanlagen benennen. Dieser kann sich dann um Details kümmern. möglichst energieeffizient zu betreiben. Bei einer ersten Besonders wichtig ist es, bei den Sportlern und Trainern oberflächlichen Analyse erfolgt aber häufig nur die Be- ein entsprechendes Bewusstsein zu schaffen. Informa- trachtung einzelner offenkundiger Mängel, wie beispiels- tionsveranstaltungen, die Internetseite des Vereins, die weise ein defekter Heizkessel oder aber eine veraltete Jahreshauptversammlung, die Verbands- und Ver- Beleuchtungsanlage. Notwendig sind aber umfassende Betrachtungen. Die Erstellung eines Energiekonzepts Energieverbrauch deutscher Sportstätten oder besser noch die Implementierung eines strategisch Heizener- Strom- und langfristig angelegten Energiemanagements sind hier gie pro verbrauch sinnvolle Ansätze. Denn nicht nur die Bauphysik und die Gebäu- pro Ge- Haustechnik bestimmen einen energieeffizienten Betrieb, de 1 bäude 1 (in MWh) (in MWh) sondern auch die Nutzung ist eine wichtige Stellschraube Ungedeckte Anlagen für eine höhere Gesamtenergieeffizienz. davon ohne Ergänzungsgebäude k.A. k.A. davon mit Umkleide 42 6 Die Aufgaben des Energiemanagements reichen dabei von davon mit Sportheim 116 12 der Energieverbrauchserfassung und -auswertung über Sporthallen 230 26 die Durchführung von Gebäudeanalysen bis hin zur Pla- Großsport- und Mehrzweckhallen 190 22 nung und Koordination von Energieeinsparmaßnahmen. Hallen- und Freibäder davon Hallenbäder 1.364 524 Auch die zukünftige Nutzung der Sportstätte ist unbe- davon Freibäder 297 133 dingt mit in die Betrachtung einzubeziehen. Dabei gilt es, Tennisanlagen 2 148 15 die ganze Bandbreite von Energieeinsparmöglichkeiten Eishallen k.A. k.A. auszunutzen und aufeinander abzustimmen. Dazu gehö- Schießsportanlagen 2 132 13 ren gering- beziehungsweise nichtinvestive Maßnahmen ebenso wie die optimale Betriebsführung von Anlagen Quelle: D. Bleher, Frankfurt a.M., 2016
18 Energiekonzepte einszeitung oder Aushänge am schwarzen Brett können LED-Leuchten senken den Stromverbrauch der Beleuch- zur Verbreitung der entsprechenden Informationen tung um bis zu 80 Prozent. Dabei ist allerdings zu beach- genutzt werden. In regelmäßigen Abständen sollte über ten, dass vorgeschriebene Beleuchtungsniveaus eingehal- das Projekt berichtet werden, um die erzielten Erfolge ten werden. In diesem Zusammenhang ist eine Steuerung aufzuzeigen. unterschiedlicher Beleuchtungsniveaus für Wettkampf und Training über Schlüsselschalter zu empfehlen. Energiecontrolling Der erste Schritt für ein Energiekonzept beziehungs- Oftmals findet man in Sportstätten ältere Haushaltsgeräte, weise für ein Energiemanagement ist eine Bestands- die von den früheren Eigentümern ausrangiert wurden und aufnahme. Dabei werden die Daten zu Energie- und nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen. Bei vor- Wasserbezug, Bauphysik, Heiztechnik, Beleuchtung, handenen Geräten, die älter als zehn Jahre sind, lohnt sich Warmwasserbereitung und Lüftungsanlagen zusammen- unter Umständen der Kauf eines neuen „Stromsparers“. getragen. Die systematische Erfassung und Kontrolle Zur Verringerung von Wärmeverlusten sollten die der Energieverbräuche ist dabei die zentrale Basis, um Raumtemperaturen außerhalb der Nutzungszeiten, das Einsparmöglichkeiten zu erkennen und zielführende heißt nachts und gegebenenfalls am Wochenende, so Maßnahmen priorisieren zu können. Der sogenannte weit wie möglich abgesenkt werden. Pro ein Grad weniger Energieverbrauchskennwert, der als Quotient aus dem Raumtemperatur werden bis zu 6 Prozent Heizkosten ge- tatsächlichen Energieverbrauch (in kWh/a) und der spart. An nutzungsfreien Tagen sollte die Heizungsanlage Bruttogeschossfläche beziehungsweise der Nutzfläche nur im Absenkbetrieb laufen. (in Quadratmetern) ermittelt werden kann, beschreibt dabei sehr gut die Energieeffizienz eines Gebäudes inklu- Investive Maßnahmen sive des Nutzerverhaltens und ist damit ein Indikator zur Die Modernisierung beziehungsweise Sanierung von Energiekosten- und Emissionsbeurteilung. Gebäudeteilen und technischen Anlagen sind investive Zum Energiecontrolling gehören folgende Komponenten: Maßnahmen, die in der Regel die größten Energie- und ■■ Verbrauchsdatenerfassung (z.B. Strom, Wärme, Was- Kosteneinspareffekte erzielen und zu weiteren Einsparun- ser) eventuell mit Kennzahlenbildung gen von durchschnittlich 30 Prozent und mehr beitragen ■■ Dokumentation technischer Anlagen und organisato- können. rischer Daten wie beispielsweise Nutzungszeiten von Sporthallen etc. Weitere Informationen ■■ Kostenerfassung und -zuordnung Für Sportanlagen im kommunalen Eigentum: Heinz-Jürgen Schütz, EnergieAgentur.NRW Allein durch die kontinuierliche Erfassung, Auswertung Energieanwendung, Klimaschutz in Kommunen und und Aufbereitung der Verbrauchsdaten für die Vereinsgre- Regionen mien und die Gebäudenutzer lassen sich aufgrund einer E-Mail: schuetz@energieagentur.nrw verbesserten Transparenz in der Regel mehr als 5 Prozent der Energiekosten einsparen. Michael Müller, EnergieAgentur.NRW Energieanwendung, Klimaschutz in Kommunen und Betriebsoptimierung Regionen Die Hauptaufgabe der Betriebsoptimierung ist die konti- E-Mail: michael.mueller@energieagentur.nrw nuierliche Überwachung energierelevanter Anlagen, um diese bestmöglich auszunutzen. Dadurch können zusätz- Für vereinseigene Sportanlagen: lich etwa 15 Prozent der Energiekosten eingespart werden. Simone Theile, Landessportbund Nordrhein-Westfalen e.V. In regelmäßigen Begehungen der Gebäude und Anlagen Referentin für Sporträume und Umwelt sollten die Rahmenbedingungen überprüft und Rege- E-Mail: Simone.Theile@lsb.nrw lungen optimiert werden. Die Bandbreite an möglichen Maßnahmen ist groß. Einsparpotenziale von Maßnahmen Instrument Einsparpotenzial Kosten/Nutzen Ein Großteil des benötigten heißen Wassers zum Duschen Energiecontrolling >5% 1:5 bis 1:10 kann beispielsweise durch Duschköpfe mit sogenannten Betriebsoptimierung > 15 % 1:3 bis 1:5 Durchflussbegrenzern eingespart werden. Auch Hand- Investive waschbecken können damit ausgestattet werden. Alter- > 30 % 1:1 bis 1:3 Maßnahmen nativ kann bei Handwaschbecken die Warmwasserzufuhr abgestellt werden. Quelle: Stadt Frankfurt, Stand: 04.09.2014, Tab.: Energieagentur RLP
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