DFB HOFFT AUF TREFFER IM OLYMPIA-JAHR - Überraschendes Comeback von Benjamin Kleibrink - Deutscher ...
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Offizielles Organ des Deutschen Fechter-Bundes e. V. Nr. 6 • 2015 • 34. Jahrgang • 5273 DFB HOFFT AUF TREFFER IM OLYMPIA-JAHR Max Hartung Überraschendes ist„Fechter des Comeback von Jahres“ 2015 Benjamin Kleibrink
EDITORIAL I N H A LT FECHTFORUM 4 EFC-Präsident Janda gestorben 4 DFB Olympiasieger Benjamin Kleibrink kehrt zurück 6 Trotz Fokus auf Rio: Alexandra Ndolo im Porträt Sicherheit im Fechtsport 14 20 Weichen für Pilotprojekt des DFB: Wettkampf- lehrgang für Fechter von 17 bis 60 24 Zukunft stellen WM 2017 IN LEIPZIG Hoffen auf das „besondere Flair“ 8 Lothar Blase SENIOREN-WM 2015 Deutsche Senioren bei WM „Nachdenken über die Zukunft“ lautete der Titel des letzten fechtsport- wieder spitze 10 Magazins. Diese Gedanken treiben auch das Präsidium und mich um. Trotz der Fokussierung auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro ist es notwendig, die SENIOREN-WM 2016 Weichen für danach zu stellen. Es ist damit zu rechnen, zumindest verstehe ich alle Stralsund holt sich die FIE-Fahne 12 Ankündigungen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) so, dass von 2017 an der Hochleistungssport in Bezug auf Struktur, Zahl und Zuwendungen für DFJ Olympia-, Verbands- und Bundesstützpunkte sowie Verbände total umgekrempelt Wir wollen Dich! 16 wird. Wir werden uns notwendigen Veränderungen nicht verwehren. SERIE Von den Änderungen wird auch der Deutsche Fechter-Bund, unabhängig von Richtig oder falsch: Strittige den Ergebnissen in Rio, nicht verschont bleiben. Um nach 2016 zu bestehen, ist Kampfrichterentscheidungen 17 es notwendig, ein klares, effizientes, durchsetzungsfähiges und überzeugendes Die Präsidenten der Landesverbände Strukturkonzept, ein reelles Personal- und ein klar gegliedertes Finanzierungs im Gespräch: Philipp Heßeler 21 konzept dem DOSB vorzulegen, das die Konzeption des DFB – ausgerichtet auf 2020 und 2024 – einsichtig darlegt. In vielen Treffen und Besprechungen wird TRAINING daran gearbeitet. Für 2016 hat das Meilensteingespräch bereits stattgefunden. Für den fechtsport-Leser entdeckt: Im Frühjahr werden wir in einem weiteren Treffen mit dem DOSB unsere „Das habe ich beim Sport gelernt” 18 Vorstellungen präsentieren. SENIOREN Was die Vorbereitung auf die Rio-Spiele betrifft, so konzentriert der Sportdirektor Deutsche Senioren-Mannschafts- seine Maßnahmen voll auf dieses Ziel. Für die Endphase der Olympiaqualifikation meisterschaften 2015 22 wird er die Rahmenbedingungen so gestalten, dass auf den Disziplinen, bei denen noch realistische Qualifikationschancen existieren, die volle Konzentration LANDESVERBÄNDE liegt, ohne jedoch die momentan doch sehr positive Nachwuchsentwicklung Bayern 24 außer Acht zu lassen. Trotz einiger Rückschläge sind wir noch voller Optimismus, Bremen, Hamburg 25 mit einer starken Mannschaft nach Brasilien zu fahren. Mecklenburg-Vorpommern, Nordbaden26 Nordrhein 27 Die Senioren des DFB haben wieder einmal bei der WM in Limoges gezeigt, dass Schleswig-Holstein, Südbaden 29 sie eine feste Größe in der Welt sind. Auch an dieser Stelle Glückwünsche an alle Südwest, Württemberg 31 Medaillengewinner vom gesamten Präsidium! MENSCHEN DES SPORTS Ich wünsche uns allen ein friedliches und frohes Weihnachtsfest, ein Nachruf: Dieter Athenstedt 33 glückliches neues Jahr, das uns die sportlichen Erfolge in Rio und die richtigen, Nachruf: Paul Pfab 33 zukunftsweisenden Ideen für die folgenden Jahre bescheren möge. TERMINE 34 Lothar Blase Präsident IMPRESSUM 34 fechtsport magazin 06/2015 3
FECHTFORUM Pflichtkampfrichter für Senioren-DM EFC-Präsident Janda gestorben Landesverbände, die mit Vereinen an den Der Präsident des Europäischen Fechtverban- deutschen Senioren-Meisterschaften teil- des EFC, Frantisek Janda, ist im Alter von 48 nehmen, müssen zukünftig einen Pflicht- Jahren gestorben. Wie die EFC mitteilte, starb kampfrichter stellen. Dies hat das Präsidium der Tscheche auf dem Flug zum Weltcup der des Deutschen Fechter-Bundes (DFB) am Florettfechter am ersten November-Wochenen- 5. Oktober entschieden. Diese Regelung de in Tokio. Janda erlitt einen Herzinfarkt, den galt schon bisher bei allen anderen Alters- er nicht überlebte. Der Tod des freundlichen klassen. Damit reagierte der DFB auf die wie kompetenten ehemaligen Fechters und erheblicher Defizite im Kampfrichterbereich Kampfrichters löste auch im Deutschen Fech- bei den vergangenen deutschen Senioren- ter-Bund (DFB) Trauer und Bestürzung aus. Er Mannschaftsmeisterschaften. war dem deutschen Fechtsport eng verbunden und besuchte regelmäßig in Deutschland statt- DFB-Vizepräsident Ress findende Turniere. Zudem war er maßgeblich zurückgetreten an der Vorbereitung und Veranstaltung der Europas Fecht-Präsident Frantisek Fecht-Europameisterschaften 2010 in Leipzig Der Deutsche Fechter-Bund (DFB) sucht Janda ist tot. Foto: Olaf Wolf beteiligt. einen neuen Vizepräsidenten Sport, nach- dem Luitwin Ress seinen Rücktritt von die- Janda hatte im Juli 2009 die Nachfolge von Alisher Usmanow als Präsident des EFC sem Amt erklärt hatte. „Dies hängt neben angetreten. Janda war auch Mitglied im Exekutivkomitee des Weltverbandes FIE. „Sein persönlichen Gründen insbesondere damit Tod ist ein großer Verlust für uns alle. Wir haben einen Kollegen und Freund verloren, der zusammen, dass mir klar geworden ist, dass auf dem Höhepunkt seines Lebens, voller Elan und Pläne war“, heißt es in einem Kon- mir der notwendige Rückhalt aus den Lan- dolenzschreiben von FIE-Präsident Usmanow. „Frantisek wird immer als ein wundervoller desverbänden fehlt“, begründete er in einem Mensch, der geliebt und respektiert wurde, in Erinnerung bleiben.” Schreiben seinen Rückzug. Damit reagierte Ress auf den „Verlauf der Hauptausschuss- sitzung“ am 13. November in Bonn, auf der Präsidium um Lothar Blase sowie mit den Blick auf die nicht ganz so großen Erfolgs- er „nicht nur eine gewisse Gegnerschaft, Fechtern und Trainern sehr gerne zusam- aussichten der deutschen Fechter in Rio de sondern von Teilen der Landesverbände weit mengearbeitet habe. „Insbesondere euch Janeiro einen neuen Vizepräsidenten Sport mehr als das“ verspürt hatte. Fechtern wünsche ich alles Gute auf dem zu finden“, meinte Blase. „Der Kandidaten- Weg nach Rio“, so Ress. Bei der Hauptaus- kreis wird übersichtlich sein.“ schusssitzung war sein präsentiertes Kon- zept zum Leistungssport auf großen Wider- Peter Bitsch Newcomer des Jahre stand gestoßen. Der Darmstädter Degenfechter Peter Bitsch „Ich bedauere den Rücktritt von Winny Ress erhielt die Auszeichnung des hessischen vom Amt des Vizepräsidenten Sport und Ju- Newcomers des Jahres im Rahmen der gendsport des DFB zutiefst“, erklärte DFB- Präsident Lothar Blase zu dem Rückzug. Ress habe ehrenamtlich sehr engagiert für den Fechtsport gearbeitet und im letzten Jahr extrem viel Zeit dafür geopfert. „Er war immer loyal und hatte stets das Wohl der Athleten im Auge. Er war für mich eine wichtige Stütze im täglichen Geschäft und ein hervorragender Mitarbeiter“, sagte Bla- se. „Es wird schwer werden, ihn zu ersetzen.“ Nach der Geschäftsordnung des Präsidiums Luitwin Ress als DFB-Vizepräsident zu- des DFB werden die Aufgaben des Vize- rückgetreten Foto: DFB präsidenten Sport an den Vizepräsidenten Internationales kommissarisch übertragen. „In dem Moment, wo man selbst Gefahr Aller Voraussicht nach soll bis zu einer läuft, in seiner Persönlichkeit beschädigt zu Hauptausschusssitzung Ende Januar oder werden, muss man meines Erachtens zwin- Anfang Februar ein Nachfolger für Ress ge- gend die Notbremse ziehen“, schrieb Ress. funden und gewählt werden. „Es ist nicht Er bedauere den Schritt, weil er mit dem gerade ideal, vor dem Olympia-Jahr und mit Peter Bitsch Mike Wenski/LSB Hessen 4 fechtsport magazin 06/2015
Sportplakette für Richter Michael Richter ist von der Stadt Kassel für sein langjähriges Engagement im Fechten mit der Goldenen Sportplakette ausgezeich- net worden – der höchsten städtischen Aus- zeichnung im Sportbereich. Richter war von 2001 bis 2015 Präsident des Fechtclub Kas- sel. Auch über Kassel hinaus engagiere er seit mehreren Jahren ehrenamtlich auf der Ebene des Landesfachverbandes. 2007 wurde er als Mitglied in das Sportgericht des Hessischen Fechterverbandes gewählt. Diesem Gremium gehört Richter seither ununterbrochen an. Die Säbelfechter waren 2015 herausragend und haben sich die Ehrung verdient. Foto: DFB Hartung „Fechter des Jahres 2015“ Säbel-Ass Max Hartung ist „Fechter des Jahres 2015“. Das hat das Präsidium des Deut- schen Fechter-Bundes (DFB) entschieden. Der 26-jährige Dormagener wurde in diesem Jahr Vizeeuropameister und WM-Dritter im Einzel. Auch im deutschen Säbelteam, das nach 2015 zum zweiten Mal zur „Mannschaft des Jahres“ gekürt wurde, war Hartung neben Matyas Szabo, Nicolas Limbach, Benedikt Wagner, Richard Hübers ein Eckpfei- Foto: Soremski/Stadt Kassel ler des Erfolgs. Hartung und Co. waren in diesem Jahr erstmals Europameister gewor- den und hatten bei der WM zudem Bronze gewonnen. Nach den großen Erfolgen der Die Stadt Kassel verleiht Michael Richter Säbelfechter wurde folgerichtig Bundestrainer Vilmos Szabo zum „Trainer des Jahres“ die Goldene Sportplakette gekürt. Die Ehrung der Fechter des Jahres erfolgte bei der Hauptausschusssitzung des DFB am 13. November. „Olympia ruft: Mach mit!“ „Fechter des Jahres“ seit 2000 Am 5. August 2016 werden in Rio de Janei- 2009/10 Peter Joppich ro zum ersten Mal Olympische Spiele auf 2000/01 Claudia Bokel (TBB) dem südamerikanischen Kontinent eröffnet. 2010/11 Nicolas Limbach 2002/03 Peter Joppich (Koblenz) Diese Premiere nimmt die Deutsche Olympi- 2011/12 Britta Heidemann 2004/05 Anja Müller (TBB) sche Akademie (DOA) zum Anlass, ihre Reihe 2012/13 Carolin Golubytskyi 2005/06 Peter Joppich „Olympia ruft: Mach mit!“ zu aktualisieren. 2013/14 Britta Heidemann 2007/08 Britta Heidemann (Leverkusen) Während seit über 25 Jahren eine Broschüre 2014/15 Max Hartung (Dormagen) Benjamin Kleibrink (Bonn) erfolgreich im Grundschulunterricht zum Ein- 2008/09 Nicolas Limbach (Dormagen) satz kommt, entstehen für das Olympia-Jahr 2016 erstmals drei Materialhefte. Die Trilogie umfasst zum einen geschichtliche und thema- „Olympischen Ballnachnacht” in Wies- tionalen Vergleichskämpfen. Bereits bei den tische Grundlagen, die unter dem Titel „Basis- baden. Die Auszeichnung, für die er vom Junioren-Europameisterschaften konnte wissen Olympische Spiele“ als eigenständige Hessischen Fechter-Verband vorgeschla- er mit einem hervorragenden dritten Platz Broschüre in Zusammenarbeit mit Experten gen wurde, wird einmal jährlich an einen sein Talent umsetzen. Die Krönung erfolgte erarbeitet wurden. Die Broschüre richtet sich besonders talentierten und erfolgreichen durch den Titelgewinn bei der Junioren-WM nicht nur an Lehrer, sondern dürfte auch für Nachwuchssportler vergeben. Der Darm- mit dem Herrendegenteam gemeinsam mit Studierende, Vereine sowie Verbänden inte- städter Chemiestudent und Fechter des Lukas Bellmann (Bayer 04 Leverkusen), Rico ressant sein. Zwei weitere Broschüren sind Darmstädter Fecht-Clubs 1890 erhielt die Braun und Samuel Unterhauser (beide FC speziell für Pädagogen konzipiert: Die „Un- Ehrung unter anderem für sein hervorra- Tauberbischofsheim). Bitsch ist zudem Trä- terrichtsmaterialien Primarstufe“ und „Unter- gendes Abschneiden bei mehreren interna- ger des Fair-Play-Preises der FIE. richtsmaterialien Sekundarstufe“. fechtsport magazin 06/2015 5
DFB „ICH HABE NICHTS ZU VERLIEREN“ Die Nachricht kam überraschend. Olympiasieger Benjamin Kleibrink kehrt drei Jahre nach seinem Rücktritt auf die Planche zurück. Inzwischen hat der 30-jährige Florettfechter das Training in Bonn wieder aufgenommen. Benjamin Kleibrink mit Bundestrainer Ulrich Schreck Foto: Xavier Marest I m Spitzensport ist eine dreijähri- tet hat. „Ich habe mit meinem Trainer Uli ge Pause eine Ewigkeit. Benjamin Schreck gesprochen, aber er hat auch keine Kleibrink hattte nach den Olympi- Erfahrung mit jemand, der so lange Pause schen Spielen 2012 in London sei- gemacht. Deshalb wissen wir beide nicht, nen Rücktritt verkündet, um seinen was man erwarten kann und wie es klappt. Master in Betriebswissenschaft an Es bleibt abzuwarten.“ der Kölner Universität zu machen. „Damals war es der richtige Zeitpunkt, aufzuhören“, Der Reiz, wieder das alte Niveau zu errei- sagt er im Gespräch mit dem fechtsport- chen, ist eine Herausforderung für ihn. „Ich Magazin. „Im Nachhinein betrachtet war habe Lust, herauszufinden, was mein Körper das Studium so aufwendig, dass es nicht noch kann. Ich bin ja auch nicht uralt. Mit möglich gewesen wäre, es neben dem Sport 30 sind ja einige gute Fechter unterwegs“, zu machen. Deshalb bereue ich es nicht.“ sagt Kleibrink. „Ich probiere es mal aus, zu verlieren habe ich nichts.“ Das Comeback zu wagen, hat er sich reif- lich überlegt. Dennoch ist es eine Reise ins Zurückgewonnen hat er auf jeden Fall den Ungewisse und dürfte im deutschen Sport Spaß am Fechten, den er zum Zeitpunkt des nach so einer langen Auszeit wohl einmalig Rücktritts nicht mehr empfunden hatte. „Die sein. „Was ich mir zutraue, weiß ich ehrlich Lust ist erst nach der Pause wiedergekom- gesagt nicht. Ich muss sehen, wie es im men. Danals war ich nicht mehr so gierig Training läuft“, meint Kleibrink, der zuletzt darauf, jedes Wochenende zu trainieren. bei einer Wirtschaftsprüfungsfirma gearbei- Jetzt habe ich wieder richtig Lust“, bekennt 6 fechtsport magazin 06/2015
Kleibrink. „Ich kann nicht sagen, woher das kommt. Viel- leicht ist es der Reiz, herauszufinden, ob es nach so lan- ger Zeit noch mal klappen könnte.“ Fit gehalten ohne Florett Der Linkshänder wurde 2008 in Peking mit einem 15:9 im Finale gegen den Japaner Yuki Ota als ers- ter Deutscher Olympiasieger im Floretteinzel. Bei den Sommerspielen 2012 in London holte er mit der Mannschaft Bronze und nahm wenig später Abschied vom Fechten. Seitdem hat er keine Waffe mehr in der Hand gehabt, aber „recht ausgiebig Fitnesstraining“ ge- macht. Als er sich bei Bundestrainer Schreck zurückmel- dete, hat sich sein langjähriger Coach zwar gefreut, aber keine falschen Hoffnungen geweckt. „Er hat mich gefragt, ob ich mir das gut überlegt habe, und gesagt, dass er nicht weiß, ob das überhaupt möglich ist“, berichtet Kleibrink. Konkrete Ziele hat er sich deshalb auch nicht gestellt. Weder Olympia in Rio 2016 noch die Heim-WM 2017 in Leipzig sind nahe Fixpunkte bei seinem Comebackversuch. Auch langfristig will er sich nicht festlegen und die Som- merspiele 2020 ins Visier nehmen. „Das ist schon eine ganz schön lange Zeit. Das käme nur infrage, wenn ich merke, dass ich wieder richtig gut werde“, sagt Kleibrink. Und wenn nicht? Wenn er merken sollte, dass die Rückkehr in die Weltspitze nicht zu schaffen ist? Hört er dann nach einem Jahr wieder auf? „Es kommt darauf an, ob es Spaß macht. Wenn es Spaß macht, würde ich es nicht ausschließen, weiter- zumachen“, erklärt er. Wenn es überhaupt keinen Spaß macht, würde ich es wieder sein lassen. Das ist alles ungewiss.“ Im Bundesleistungszentrum in Bonn ist er jedenfalls von den alten Er ist zurück: Benjamin Kleibrink will es noch mal wissen! und neuen Mitstreitern gut aufgenommen worden. „Die freuen sich, dass sie einen Trainingspartner mehr haben“, meint Kleibrink. Andreas Schirmer Foto: dpa Picture-Alliance GmbH fechtsport magazin 06/2015 7
HEIM-WM 2017 IN LEIPZIG Die WM-Botschafter Jörg Fiedler und Claudia Bokel mit Leipzigs Sportbürgermeister Heiko Rosenthal (mitte). Foto: Norman Rembarz Vier Botschafter für die WM: Hoffen auf das „besondere Flair“ Knapp zwei Jahre sind es noch bis zu den Weltmeisterschaften in Leipzig. Am 4. November wurden in Sachsens Metropole die WM-Botschafter vorgestellt und über die WM 2017 informiert. Rede und Antwort standen unter anderen DFB-Ehrenpräsidentin Erika Dienstl und Sportbürgermeister Heiko Rosenthal. Moderiert wurde die Pressekonferenz von Daniel Mantey und Claudia Bokel, die mit ihm 2010 als Co-Moderatorin das EM-Degenfinale kommentierte. V schaft eine Bronzemedaille geholt“, sagte noch gut an die WM vor zehn Jahren erin- die frühere Weltklasse-Degenfechterin Clau- nern. Wir hatten damals eine tolle Zuschau- ier Medaillengewinner der dia Bokel. „Ich freue mich, dass ich 2017 erunterstützung, die für uns mit der Bron- Weltmeisterschaften 2005 wieder hierherkommen kann.“ zemedaille im Team gekrönt wurde. Genau werden als „Gesichter der so eine tolle Unterstützung brauchen wir WM 2017“ für das dritte Fecht-Großereignis Per Videostream meldete sich der viermalige natürlich auch 2017.“ nach WM 2005 und EM 2010 in Leipzig Florettweltmeister Peter Joppich, der bereits werben: Claudia Bokel, Britta Heidemann, auf dem Weg zum Weltcup nach Tokio war, Auch Olympiasiegerin Britta Heidemann Peter Joppich und Jörg Fiedler. zu Wort. „Ich habe mich riesig gefreut, WM- grüßte per Videobotschaft nach Leipzig. „Ich Botschafter 2017 sein zu dürfen. Für einen bin sehr froh, dass wieder einmal Weltmeis- „Ich habe gute Erinnerungen an die WM in Sportler ist eine Heim-WM immer etwas terschaften in Leipzig stattfinden. Und ich Leipzig. Wir haben mit der deutschen Mann- ganz Besonderes“, meinte er. „Ich kann mich hoffe natürlich, dass ganz viele junge Nach- 8 fechtsport magazin 06/2015
wuchsathleten zuschauen werden, die un- Wie bei der WM in Moskau werden auch ne Generalprobe für die WM wird die Aus- ter Umständen 2024 bei den Olympischen in Leipzig 2017 die Finals gemischt und richtung der Deutschen Meisterschaften im Spielen in Hamburg am Start sein werden“, nicht von Tag zu Tag nur einer Waffe vorbe- Degen im kommenden Jahr in Leipzig sein. sagte die Leverkusenerin. halten sein. Vielmehr werden Herrensäbel Auch die medizinische Betreuung soll in und Damenflorett an einem Tag ihre Ein- der sächsischen Metropole perfekt werden. Fiedler: „Eine besondere Wertigkeit“ zel-Weltmeister küren, danach gehen die Olympiastützpunktleiter Dr. Winfried No- Degenherren und Säbeldamen sowie die wack erklärte: „Der medizinische Verbund Für den vierten WM-Botschafter Jörg Fiedler, Florettherren und Degendamen an jeweils des OSP wird das WM-OK dabei umfassend der 2005 mit dem deutschen Degenteam einem Tag auf Titeljagd. unterstützen.“ WM-Silber gewann, ist es als Lokalmata- dor ein ganz besonderes Ereignis. „Gerade als Leipziger ist eine Heim-WM noch etwas ganz anderes. Es ist ein besonderes Flair, hat eine außergewöhnliche Wertigkeit, weil man natürlich besonders gut dastehen möchte“, meinte des Evergreen des deutschen Fecht- sports. „Man präsentiert nicht nur sein Land, sondern auch seine Stadt. Ich freue mich, dass die WM wieder hier stattfinden wird.“ Wie von der WM 2005 und der EM 2010 verspricht sich die frühere DFB-Präsidentin Erika Dienstl wieder einen Schub für das Fechten in Deutschland. „Die EM 2010 hat überall ein positives Echo gehabt“, sagte sie. Außerdem habe die ausgezeichnete Prä- sentation von Leipzig im Bewerbungsfinale beim FIE-Kongress in Rom die Erwartung geweckt, dass es wieder eine WM „mit ei- nem besonderen Flair“ werden wird. Die Vorbereitungen auf die WM 2017 lau- fen bereits auf allen Ebenen. Wie Henning Nachwuchsfechter Artur Fischer mit der von Michael Fischer-Art entworfenen WM- von Reden, DFB-Vizepräsident Finanzen, Medaille Foto: Norman Rembarz mitteilte, kalkuliert das Organisationskomi- tee mit einem Etat von einer Million Euro für die WM-Ausrichtung. Davon steuert Wir wollen eine zuschauer- Präsentiert wurden vom Nachwuchs- r Leipzig einen Großteil bei. Für die Stadt freundliche WM durchführen, abe fechter und Fiedler-Schüler Artur sind Sportgroßveranstaltungen ein wich- Fischer die von Michael Fischer-Art tiger Bestandteil der Marketingstrategie gleichzeitig die Sicherheit der entworfenen WM-Medaillen und das von Leipzig, erklärte Sportbürgermeister Athleten nicht vernachlässigen. WM-Logo. Der Künstler gestaltete eine Heiko Rosenthal. Fechtfigur, die einen fantasievollen Be- Armin Stadter zug zu Johann Sebastian Bach, Thomas- Für das Wohlfühlen von Fechtern, Trainern kantor zu Leipzig, darstellt. und Offiziellen werden 2017 ehrenamtliche Helfer des Fechtclubs Schkeuditz um Tors- „Wir wollen eine zuschauerfreundliche WM Der Überlieferung nach nahm der weltbe- ten Kolbe, die alle WM-Gäste am Flughafen durchführen, aber gleichzeitig die Sicher- kannte Musiker und Komponist einst selbst Leipzig/Halle willkommen heißen, sorgen. heit der Athleten nicht vernachlässigen. den Degen in die Hand, um einen unliebsa- Wie Hotel- und Transport-Manager Mario Dazu habe ich bereits erste Gespräche mit men Fagottspieler in die Flucht zu schlagen. Bönicke versicherte, werden die Transfers dem Leipziger Polizeipräsidenten geführt“, Nicht nur deshalb endete der Bewerbungs- reibungslos funktionieren. Bönicke sammel- sagte Armin Stadter, Vizepräsident Breiten- film zur WM vor dem Denkmal des großen te zuletzt bei der WM in diesem Jahr in Mos- sport des Deutschen Fechter-Bundes, der Musikers vor der Thomaskirche in Leipzig, kau aktuelle Erkenntnisse über Transport für die Sicherheit bei den WM 2017 verant- er gilt – mit einigem Augenzwinkern – als und Unterbringung. Außerdem verfügt er wortlich sein wird. Natürlich freut sich auch Begründer des Degenstützpunkts in Leip- auf diesem Gebiet über große Erfahrung: Er der Sächsische Fecht-Verband und sein Prä- zig. Mit Sicherheit wird seine Musik deshalb war bereits 2005 und 2010 für diese Aufga- sident Bernd Brock auf die bevorstehenden auch bei der WM 2017 in der ARENA Leip- be zuständig. Aufgaben. Eine Bewährungsprobe und klei- zig erklingen. Olaf Wolf fechtsport magazin 06/2015 9
SENIOREN-WM 2015 IN LIMOGES Gold für die Damendegen-Mannschaft mit Brigitte Greunke, Astrid Kircheis, Elfi Bender, Manuela Speer, Frauke Hohlbein und Karin Jansen (v. l.) Fotos: Harald Lüders „Na klar!“ – deutsche Senioren bei WM wieder spitze Der Teilnehmerrekord bei den 19. Senioren-Weltmeisterschaften vom 20. bis 25. Oktober im französischen Limoges zeigte: Fechten auf hohem Niveau im Alter fasziniert immer mehr – auch in Deutschland. Und die Starter des Deutschen Fechter-Bundes (DFB) gehörten mit 13 Medaillen, darunter zwei goldenen, und Platz vier im Medaillenspiegel wieder zu den erfolgreichsten Sportlern. M it 647 Einzelstarts aus 40 Medaillen. Zur Delegation gehörten 53 renden 0:8-Niederlage mit Silber begnügen. Nationen und 48 Mann- Fechter sowie die Kampfrichter Tim Barden- Visser landete im Endklassement auf Platz schaftsstarts aus 13 Nati- hagen und Dr. Marcus Schulz. fünf. Frauke Hohlbein, Titelverteidigerin im onen übertraf diese WM Damendegen (50+), musste sich ebenfalls alle bisherigen. Das Technische Direktorium Am ersten Tag gewann Hanns Prechtl die ers- mit dem fünften Rang begnügen. mit Henri Jansen an der Spitze hat das ge- te Medaille für Deutschland. Im Herrenflorett samte Programm wie zuvor bestens organi- (70+) kam er zusammen mit Hans Visser in Der zweite Tag bescherte zwei weitere Me- siert. Erstmals war Joachim Rieg vom DFB das Tableau der besten Acht und stieß bis ins daillen. Im Herrenflorett (50+) setzte sich in diesem Gremium vertreten. Deutschland Finale vor. Gegen den mehrfachen Weltmeis- Peter Marduchajew im Halbfinale mit 7:6 kämpfte mit 64 Einzelstarts und sechs ter Gari Aftandilov (RUS) fand Prechtl kein gegen den Titelverteidiger Robert Blaschka Teams in allen 24 Wettbewerben um die Rezept und musste sich nach einer deprimie- (AUT) durch und zog gegen Fabio Miraldi 10 fechtsport magazin 06/2015
(ITA) ins Finale ein. In einem taktisch ge- prägten Gefecht ging Marduchajew zwar Fair Play in Limoges: 3:0 in Führung, unterlag am Ende aber 4:6 nach Zeitablauf. Udo Jacoby wurde Sechs- Wie einst bei den Olympischen Spiele 1928 ter. Im Herrensäbel (70+) gewann Hanns Bei der Senioren-WM in Limoges standen sich im Finale der Altersklassenkategorie Prechtel eine Bronzemedaille. Sein Gegner, A (M50) der deutsche Fechter Peter Marduchajew und der italienische Fechter Fabio der spätere Weltmeister André Chaboisseau Miraldi gegenüber. Direkt bei der ersten Aktion traf der Kampfrichter wohl die (FRA), war mit 10:9 der Glücklichere. falsche Entscheidung. Statt einen Angriff des deutschen Fechters zu geben, wertete er den Gegenangriff des italienischen Fechters als Angriff. Diesen Treffer wollte Die Damendegen-Mannschaft mit Frauke sich Fabio Miraldi nicht zu Unrecht zuerkennen lassen. Er erklärte gegenüber dem Hohlbein, Astrid Kircheis, Brigitte Greun- Kampfrichter, dass nicht er, sondern sein Kontrahent angegriffen habe und diesem ke, Manuela Speer, Karin Jansen und Elfi daher der Punkt zuzuerkennen sei. Bender holte am dritten Tag den ersten WM-Titel für Deutschland. Im Finale ge- Sowohl diese noble und faire Geste als auch der Gefechtsausgang erinnern an den gen Frankreich trotzte Kircheis im letzten Stichkampf um Gold im Finale der Olympischen Spiele 1928 in Amsterdam, als der Gefecht der Aufholjagd der französischen mehrfache Weltmeister Lucien Gaudin aus Frankreich gegen seinen italienischen Schlussfechterin Corine Aubailly und sicher- Kontrahenten Giulio Gaudini mit den Worten „Je suis touché“ die Entscheidung des te der Mannschaft mit 29:27 Gold. Im Her- Kampfgerichts zu seinem Nachteil korrigierte. Dennoch gewann Gaudin am Ende renflorett errang die deutsche Mannschaft das Gefecht und Gold. Auch in Limoges gewann der italienische Fechter den WM- Silber mit Peter Marduchajew, Udo Jaco- Titel. Sowohl zur sportlichen Leistung als auch zur charakterlichen Noblesse kann nur by, Vladimir Chubarov, Berthold Schaum, gratuliert werden. Erfreulich wäre es, wenn es davon mehr geben würde! Hanns Prechtl und Hans Visser. Trotz einer Armin Stadter 15:10-Führung im Finale gegen Großbritan- nien ging das DFB-Sextett noch mit 24:30 als Verlierer von der Planche. Stefanie Reese und Britta Hilgers gewannen jeweils Bronze nale gegen Ellen O’Leary (USA) mit 8:10, im Damenflorett (50+). nachdem sie einen 2:5-Rückstand noch zum 5:5 wandeln konnte. Im Damensäbel Ein Traum geht in Erfüllung: (50+) gewann Friederike Janshen Bron- Suchanek gewinnt Gold ze. Das Damensäbel-Team mit Friederike Janshen, Karin Jansen, Brigitte Greunke, Einen Traum erfüllte sich Winfried Sucha- Birgit Noll, Viola Richter und Annegret nek am vierten Tag: Gold im Herrendegen Hamann wurden Vizeweltmeister. Im Fina- (70+). Im Halbfinale stand er gegen Jannis le gegen die USA keimte zwar nach eine Vitsas (NED) mit 6:9 schon kurz vor dem 15:9-Führung Hoffnung auf, doch die fa- Aus, konnte sich aber mit Biss und Glück vorisierten Amerikanerinnen gewannen mit 10:9 retten. Im Endkampf gegen Ti- schließlich klar mit 30:24. telverteidiger William Osbaldeston (GBR) setzte Suchanek zunächst einen Treffer auf Die Herrendegen-Mannschaft verlor im die Hand. Postwendend fing er sich in einer Kampf um Bronze gegen Russland und Angriffslaune den Ausgleichstreffer zum musste sich mit Platz vier begnügen. Im 1:1 ein. Er zügelte sich und das Gefecht wur- Ein Traum geht in Erfüllung: Winfried Kampf der Damenflorett-Teams um Bronze de von beiden Seiten defensiv fortgesetzt. Suchanek wird Weltmeister. überrumpelte Vizeweltmeisterin Nardejda Nach Abbruch der restlichen ersten und Arskaya (RUS) Bärbel Gorius in der Endpha- der zweiten Halbzeit wegen Passivität be- Die spätere Weltmeisterin Anne-Marie se des letzten Gefechts und verwies die DFB- kam das Duell in der letzten Minute wieder Walters (USA) verwies Astrid Kircheis im Truppe mit 19:20 auf den vierten Rang. Schwung und Suchanek konnte den Briten Damenflorett (60+)-Halbfinale mit 6:5 auf mit 5:2 besiegen. Platz drei. Brigitte Greunke belegte im Da- Insgesamt gewannen die deutschen Fechter menflorett (70+) den fünften Platz. 13 Medaillen (2 x Gold/6 x Silber/5 x Bron- Dramatisch ging es im Herrensäbel-Mann- ze und beendete die Senioren-WM auf Platz schaftsfinale zwischen Deutschland und Zum Abschluss konnte die deutsche Equipe vier im Medaillenspiegel hinter den USA den USA zu. Das US-Team lag schon mit drei weitere Medaillen erringen. Im Damen (18), Italien (10) und Frankreich (16). 25:16 vorn. Doch Schlussfechter Olaf Zie- säbel (70+) verlor Brigitte Greunke im Fi- Harald Lüders bell konnte den Rückstand gegen William Becker zum 27:27 ausgleichen. Seine sen- l; sationelle Serie hielt jedoch nicht und die Ergebnisse: http://veteransfencingwch2015fr.blogspot.de/p/resultats.htm Amerikaner siegten schließlich mit 30:28. empt=1 Medaillenspiegel: http://2015limogesvfwch.byethost17.com/TM.pdf?ckatt fechtsport magazin 06/2015 11
SENIOREN-WM 2015 IN LIMOGES Die Übergabe der FIE-Fahne vom Veranstalter der Veteranen-WM in Limoges an die deutschen Ausrichter der Welttitelkämpfe 2016 in Stralsund Foto: DFB Senioren-WM 2016: Stralsund holt sich die FIE-Fahne Mit einer kleinen Delegation, aber ganz viel Herzblut, hat sich das Stralsunder Organisationskomitee auf den Weg nach Limoges zur Senioren-WM gemacht. D ie FIE-Fahne sollte am Ende Vor Ort wurde schon richtig Werbung für Rahmenbedingungen. „Das war eine ganz der Weltmeisterschaft für ein den Ausrichterort 2016 gemacht, Aufkle- tolle Möglichkeit, Anregungen mitzunehmen. Jahr einen neuen Besitzer fin- ber, Prospekte und vieles mehr fanden re- Die Gastgeber aus Limoges haben uns sehr den und jetzt weht sie in der gen Anklang unter den über 700 aktiven nett aufgenommen und ob der OK-Chef oder Ausrichterstadt der Weltmeisterschaften Teilnehmern der WM. Zum ersten Mal wird der Bürgermeister von Limoges, alle haben 2016, der Hansestadt Stralsund. Deutschland Gastgeber einer Veteranen- uns unterstützt“, sagte Jürgen Becker, der OK- WM werden – und die Erwartungen an die Chef der Stralsunder WM 2016. „Eine wirklich Der Oberbürgermeister, Dr. Alexander Organisatoren sind hoch. schöne Atmosphäre und eine superorganisier- Badrow, Andreas Seyfert vom Regional- te WM.“ Man habe viel an Ideen mitgenom- marketingverein „Region Vorpommern Viele der Fechter in Limoges haben die Chan- men und nun gehe es in Stralsund langsam e. V.“, Jürgen Becker, Präsident des Landes ce genutzt, sich über Stralsund und die Regi- in die „heiße Phase“ der WM-Vorbereitungen. verbandes Mecklenburg-Vorpommern, on Mecklenburg-Vorpommern zu informieren. sowie Jürgen Stoffers, Seniorenwart des Vielleicht wird ja aus einer WM-Qualifikation „Wir freuen uns riesig auf die Weltmeister- LFV MV, haben die Fahne am letzten Tag 2016 auch gleich eine Ostseereise. Der Regi- schaft im nächsten Jahr und sagen schon der Weltmeisterschaften vom OK-Chef der onalmarketingverein hat dies natürlich mit heute allen Fechtern und Fans ein herzliches Senioren-WM in Limoges, Hugues Le Mer- großer Freude wahrgenommen. Gleichzeitig Willkommen in Stralsund. Die FIE-Fahne re, übernommen. Das war ein würdiger nutzten die Anwesenden natürlich alle Mög- erhält bei uns bis zur WM einen würdigen Abschluss für die aus Sicht der deutschen lichkeiten, um auch einen Blick hinter die Platz im Rathaus“, sagte Stralsunds Ober- Teilnehmer erneut erfolgreichen Vetera- Kulissen des Ausrichters zu werfen und infor- bürgermeister Alexander Badrow. nen-Weltmeisterschaften. mierten sich über Abläufe, organisatorische Karin Strauch 12 fechtsport magazin 06/2015
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DFB Alexandra Ndolo brennt für das Fechten. Fotos: Augusto Bizzi Passion und Positivity: Alexandra Ndolo „Passion – Positivity – Perseverance“ – Leidenschaft, positives Denken, Ausdauer: Diese drei Worte springen einem ins Auge, wenn man die Homepage von Alexandra Ndolo öffnet. „Die drei Begriffe sind sowohl meine persönlichen Leitbilder als auch für meinen sportlichen Werdegang wichtig“, sagt die Athletin von Bayer Leverkusen, die bei der Weltmeisterschaft in Moskau beste deutsche Degenfechterin war. D ie Passion für das Fechten die 29-jährige Studentin der Wirtschafts- zum Modernen Fünfkampf. Eine Sportart, und andere Dinge sei ganz psychologie, die zuvor eine Ausbildung zur die Alexandra Ndolo „ziemlich erfolgreich“ wichtig, „weil ich glaube, medizinisch-technischen Angestellten ab- bis Mitte der 2000er-Jahre betrieben hat. dass man Höchstleistungen geschlossen hat. „Und Ausdauer braucht „Leider ist mir irgendwann die Trainings- nicht bringen kann, wenn man nicht für jeder, der Sport treibt und sich das Ziel gruppe und der Trainer abhandengekom- etwas brennt“. Auch die positive Einstel- Olympia steckt.“ men. Das ist in einer Sportart wie Moder- lung zum Leben ist für sie essenziell. „Die ner Fünfkampf sehr schwierig“, erzählt sie. will ich mir nicht nehmen lassen. Es wird ja Die in Bayreuth geborene Tochter einer auch zuweilen stressig im Leistungssport: polnischen Mutter und eines kenianischen Danach beschränkte sie sich zunächst Man schafft nicht immer das, was man er- Vaters ist erst spät zum Fechten gekom- auf Schulsport, ging für ein Jahr als Aus- reichen möchte, aber man kann sich auch men. Als Vierjährige begann sie mit Leicht- tauschschülerin nach Arizona/USA und an kleinen Fortschritten erfreuen“, meint athletik und wechselte mit neun Jahren richtete ihr Interesse auf ganz andere Sa- 14 fechtsport magazin 06/2015
„Meine Mutter kommt aus Polen, “ türlich mein Vater aus Kenia,:Da war na ern der ganze Freundeskreis der Elt rell. und mein Freundeskreis multikultu tolerant.“ Da wird man sehr weltoffen und Alexandra Ndolo Die erfolgreichste Einzelstarterin bei der WM 2015: Alexandra Ndolo chen wie Schwimmen, Basketball, Geige Natürlich wäre der Start bei den Olympi- Deshalb möchte ich das nicht an Medail- spielen und singen. Nach der Rückkehr schen Spielen 2016 in Rio de Janeiro ein len und Titeln festmachen. Ich möchte am in die Heimat ist sie mit zu den deutschen Traum gewesen, aber beim Weltcup Mitte Ende sagen, dass ich das Beste aus meinen Junioren-Meisterschaften im Degenfech- November in Nanjing/China war mit Platz Möglichkeiten herausgeholt habe“, so die ten gefahren und hat dort Manfred Kaspar 17 die Hoffnung auf eine Teilnahme ge- mehrfache Weltcupfinalistin. getroffen. „Er konnte sich noch an mich storben. „Olympia ist der wichtigste Wett- erinnern, weil ich mal zu einem Lehrgang kampf für einen Sportler. Meine Karriere Entwicklungspotenziale sieht sie zum Bei- nach Bonn eingeladen wurde“, sagt Ndolo. ist noch nicht beendet. Ich werde auf je- spiel im taktischen Bereich. „Gerade bei den Fall bis Tokio 2020 weitermachen“, der Taktik musste ich viel dazulernen, weil Frau mit vielen Talenten kündigte sie an. Das Aus für Rio ist für ich im Modernen Fünfkampf nur auf einen Ndolo nicht das Ende aller Wünsche in der Treffer gefochten habe“, erklärt Ndolo. Der frühere Bundestrainer betreut sie zu- darauf folgenden Olympiade: „Es gibt ja „Zwischen einem und 15 Treffern liegen sammen mit Dirk Schiffler bis heute. „Ich noch andere gute Wettkämpfe. Ich freue Welten. Das kann man nicht vergleichen.“ bin 29 und kein 19-jähriger Junior, aber mich über jede EM, WM und jeden guten ich sehe meine Entwicklung nach so kurzer Weltcup.“ Fechten, ob auf einen oder mehrere Treffer, Zeit recht positiv“, meint die Frau mit den ist für die Kunstinteressierte („Ich bin ein vielen Talenten. Bei ihrer WM-Einzelpremi- Trotz oder wegen des Spätstarts im Fechten großer Fan von Musik“) mehr als ein Sport. ere in Moskau erreichte sie Platz 16. Kei- sieht sie noch viel Luft nach oben bei ihrer „Fechten ist für mich auch eine Kunst: Ge- ne andere deutsche Degenfechterin war sportlichen Entwicklung. „Ich will so lange rade das Degenfechten, das nicht ganz so besser als sie, auch Olympiasiegerin Britta weitermachen, bis ich an meine Grenzen von den Regeln eingeengt ist“, sagt Ale- Heidemann nicht. „Ob ich beste deutsche komme und mein Potenzial ausgeschöpft xandra Ndolo. „Da gibt es viele Möglich- Degenfechterin im Einzel war, ist mir nicht ist“, sagt Ndolo. „Was dabei rumkommen keiten und viele Stile. Es ist spannend, das so wichtig. Ich habe mich gefreut, das Ach- könnte, kann man so nicht sagen.“ Sie täglich zu beobachten, wer es wie interpre- telfinale erreicht zu haben. Es wäre aber habe im Weltcup großartige Fechterinnen tiert und seine eigene Persönlichkeit mit schön gewesen, wenn alle so gute Ergeb- kennengelernt, die keinen WM-Titel ge- reinbringt.“ nisse gehabt hätten.“ wonnen haben. „Das weiß man also nicht. Andreas Schirmer fechtsport magazin 06/2015 15
DEUTSCHE FECHTERJUGEND WIR WOLLEN DICH! Du begeisterst Dich für den Fechtsport und willst Deine Leidenschaft mit anderen teilen? Dann bist Du bei der Deutschen Fechterjugend genau richtig! Wir suchen motivierte Leute mit coolen Ideen. Ein Aufruf von Vassili Golod. S chule, Studium, Job – für Ehren- amt haben viele keine Zeit. Die meisten freuen sich ja schon, wenn sie noch ein bisschen Raum für das Fechten finden. Aber ganz ehrlich: Wo ein Wille ist, da findet sich immer ein Weg. Alle Ehrenamtlichen machen viele Dinge gleichzeitig und kriegen trotzdem alles gebacken. Ehrenamt macht schließlich Spaß und ist vor allem sehr wichtig. Nur durch Engagement kann man was ver- ändern, was bewegen. Es gibt einige Dinge, die im Fechtsport und im Verband nicht wirklich rund laufen – auch für Kinder und junge Leute. Alle wollen immer ganz viel für die Jugend machen, aber nur den wenigsten gelingt das in der Praxis. Warum? Weil sie die Interessen der Jugend nicht ausreichend kennen. Ehrenamtliches Engagement macht Freude und bereitet Freude Foto: dfj Bei uns ist das anders, denn wir sind die Wenn wir reden wollen, kommen wir auch menarbeit mit anderen gesellschaftlichen Jugend. Die Deutsche Fechterjugend ist die an jeden ran. Topsportler, Funktionäre, an- Gruppen und Organisationen. Wir stehen Jugendorganisation des Deutschen Fechter- dere Jugendorganisationen – wir haben für einen offenen Sport und treten für To- Bundes (DFB). Wir vertreten die Interessen viele Partner und können viel leisten. Beson- leranz ein – gerade in diesen Tagen scheint aller Jugendlichen, die unseren Sport ma- ders wichtig sind uns dabei die Verantwort- dies wichtiger denn je zu sein. Wir beraten chen. Das sind etwa 3.500 Schüler und lichen für Jugendarbeit aus den 20 Landes- und unterstützen die Landesfachverbände B-Jugendliche und nochmal etwa genauso fachverbänden des DFB. Nur mit ihrer Hilfe und Vereine in ihrer Arbeit und veranstalten viele A-Jugendliche und Junioren. Wir sind können wir überall wirken. Lehrgänge. also für rund 7.000 junge Menschen verant- wortlich. Das ist eine ganze Menge. Diese Zusammenarbeit könnte besser lau- Die Mitglieder des Jugendvorstands planen fen. In den vergangenen Jahren haben wir und organisieren die Maßnahmen der Fech- So, aber was machen wir eigentlich? Die nur wenig Feedback aus den einzelnen Ver- terjugend. Der Vorsitzende ist beratendes Fechterjugend wirkt jugend- und sportpo- bänden bekommen. Nur wenn vom kleinen Mitglied des Hauptausschusses des DFB litisch. Wir wollen zur Persönlichkeitsent- Verein bis hin zur großen Jugendorganisati- und stimmberechtigtes Mitglied des Deut- wicklung junger Menschen beitragen, die on alle an einem Strang ziehen, können wir schen Fechtertages. Er vertritt die Fechterju- Befähigung zum sozialen Verhalten fördern auch was bewegen. Wer Ideen hat, sollte gend nach innen und außen. und Kinder und Jugendliche zu gesell- sich nicht zurückhalten, uns zu kontaktieren. schaftlichem Engagement anregen. Verant Wir freuen uns über jede Frage und jeden Jetzt wisst ihr also, was wir machen. Ihr wollt wortungsbewusstsein, Mitgestaltungswillen Ansatz. Alles ist möglich. mitmachen oder habt erst einmal noch ein und Demokratieverständnis sind die großen paar Fragen? Dann schickt uns doch einfach Leitideen, an denen wir uns orientieren. Um Jugendarbeit im Sport ist vor allem Bil- eine Facebook-Nachricht oder schreibt uns die möglich zu machen, müssen wir aber vor dungsarbeit. Als Fechterjugend wirken wir eine Mail an info@fechterjugend.de. Wir allem im Kleinen wirken. Wir präsentieren bei der Entwicklung zeitgemäßer jugend- freuen uns auf Euch und haben richtig Lust unseren Sport auf Jugendmessen, fahren und bildungspolitischer Konzepte mit und auf noch mehr tolle Projekte mit noch mehr auf Turniere und führen viele Gespräche. bemühen uns um partnerschaftliche Zusam- tollen Menschen. En Garde! 16 fechtsport magazin 06/2015
SERIE . richtig oder falsch. strittige kampfrichterentscheidungen Das Prüfen der Waffe In unregelmäßiger Folge werden zukünftig im fechtsport-Magazin strittige Kampfrichterent- scheidungen analysiert, um für Kampfrichter und Wettkampffechter fortbildend tätig zu sein. Die nachfolgende Entscheidung wird durch Matthias Henkelmann, Mitglied im DFB Kampfrichterbeirat und international eingesetzter Kampfrichter, kommentiert. B ei einem Junioren-Qualifikations- auf der Bahn gedreht habe, die Prüfung der rin und des TD vorliege. Was habe er anders turnier im Herrendegen kam es Waffe nicht unmittelbar gewesen wäre und machen können, als zur Kampfrichterin zu in einem Gefecht der Direktaus- sie deshalb den Treffer nicht annullieren gehen, um die Waffe prüfen zu lassen? Spä- scheidung um den Einzug in das könne. Sportler S legte formell Protest ein. testens mit der Prüfung der Waffe könne Finale der besten acht Fechter zu folgender sie die „nicht unmittelbar”-Argumentation Situation: Das TD ohne den befangenen Junioren- nicht mehr nutzen. Sonst hätte sie die Waffe Bundestrainer wies den Protest des Sport- zur Prüfung nicht annehmen dürfen. Das Gefecht zwischen S und M stand 7:7. lers ab und erklärte, dass es sich um eine Die reguläre Kampfzeit war abgelaufen. Tatsachenentscheidung gehandelt habe, die Für Matthias Henkelmann, Mitglied im Vor dem Beginn der Zusatzminute wurde vom TD nicht aufgehoben werden könnte. Kampfrichterbeirat des Deutschen Fechter- der Vorteil dem Fechter S zugelost. Rund Fechter S ist der Ansicht, dass Bundes, ist entscheidungserheblich, dass 20 Sekunden vor Zeitablauf griff Fechter M eine Fehlentscheidung die Kampfrichterin die Waffe zur Prüfung gegen den an seinem Bahnende stehenden der Kampfrichte- angenommen hatte. Mit der Annahme Fechter S an. Beide Fechter stießen aus. Am der Waffe erklärte die Kampfrichterin Melder wurde nur ein Treffer für Fechter M implizit, das sich der Fechter S jeder- angezeigt. zeit unter ihrer Aufsicht befand und somit keinerlei Manipulation vor- Fechter S drehte sich um – nach Ansicht gelegen habe (T35 sowie T86). Sie der Kampfrichterin drehte er einen kleinen hätte demnach nach Feststellung Kreis auf der Bahn – und gab gegenüber des Defekts den Treffer annullie- seinem Betreuer eine emotionale Äuße- ren und das Gefecht dort fortset- rung von sich. Dann begab er sich sofort zen müssen, wo die Unterbrechung zur Startlinie. Bevor er an der Startlinie war, stattfand. fing die Kampfrichterin bereits an, das Ge- fechtsergebnis zu verkünden. Das TD hätte nicht auf eine Tatsachen- Beim Erreichen der Startlinie entscheidung plädieren und den Protest zu- hielt Fechter S der Kampf- rückweisen dürfen. Denn mit der Annahme richterin den Degen zur der Waffe des Fechters S zur Prüfung konnte Prüfung hin. Sie prüfte es sich um keine Tatsachenentscheidung die Waffe und stellte mehr handeln. Es lag mithin eine eindeutige zunächst fest, dass Fehlentscheidung des TD vor. diese nicht funktio- nierte und ein Treffer Ein Abstellen des TD auf eine (nicht nicht ausgelöst werden protestfähige) Tatsachenentschei- konnte. dung wäre nur möglich gewesen, wenn die Kampfrichterin die Prü- Die Kampfrichterin an- fung der Waffe verweigert und da- nullierte jedoch den rauf bestanden hätte, dass durch Treffer nicht, sondern die Bewegung des Fechters am erklärte, dass Fechter S Bahnende sie diesen und seine unmittelbar nach dem Ausrüstung nicht mehr unter ihrer Treffer noch eine Kurve vollsten Kontrolle gehabt habe. fechtsport magazin 06/2015 17
TRAINING Für den fechtsport-Leser entdeckt: „Das habe ich beim Sport gelernt” 1 In einer groß angelegten, aufmerksamkeitsstarken Initiative, die am 20. August 2015 begann und bis 2017 läuft, will der Landessportbund NRW der untrennbaren Verbindung von Sport und Bildung die gebührende Anerkennung verschaffen. W alter Schneeloch, Präsi- stehen, der im Auftrag der Krupp-Stiftung als Erwachsener Bewegung, Spiel und Sport dent des Landessport- erstellt und vor ein paar Tagen veröffent- als sinn- und freudvolle Aktivitäten in seine bundes Nordrhein-West- licht wurde, reizen zum Widerspruch. Die Freizeitgestaltung mit einbeziehen. Allein falen, erklärte: „Respekt, bildungspolitischen Reformen, wie Ganztags diese Tatsache, dass positiv Erlebtes von Toleranz, Selbstbewusstsein, Verantwor- schulen, das verkürzte Abitur oder die verän- Training und Wettkampf in der Kinder- und tungsgefühl oder Durchhaltevermögen - sol- derten Bachelor- und Masterstudiengänge, Jugendzeit sich nachhaltig positiv auf ein che prägenden Eigenschaften werden eben seien schuld daran, dass Kinder und Jugend- lebenslanges Sporttreiben von Erwachsenen nicht nur in der Schule vermittelt. Es gibt liche zu wenig Sport treiben würden. auswirkt, macht den Zusammenhang von viele weitere Lernumgebungen, wie zum Bei- Bildung und Bewegungsaktivitäten deut- spiel in der Familie, mit Freunden oder in der Nicht die bildungspolitischen lich. Training und Wettkampf sind wichtige Freizeit. Die größten Träger nonformaler Bil- Reformen sind schuld Lernfelder für Kinder und Jugendliche. Sie dung sind und bleiben die Sportvereine mit Es sind nicht die bildungspolitischen Maß- bieten Schutz- und Entwicklungsraum, um ihren Angeboten.” nahmen, sondern die starren Systeme – Erfahrungen im Umgang mit sich selbst, ih- auch die des organisierten Sports –, die rem Körper und ihren Gefühlen zu sammeln So werde in jeder Übungsstunde, jeder Trai- verhindern, dass man sich den neuen He und zu lernen, mit diesen Erfahrungen kon- ningseinheit und bei allen Wettkämpfen rausforderungen offensiv stellt. „Es gibt für struktiv umzugehen. Im Vordergrund steht wertvolle Bildungsarbeit geleistet. Hier sind Kinder und Jugendliche nichts Besseres, als die Förderung der motorischen Entwicklung also die Fachverbände und Vereine ange- über den Sport zu lernen, was Leistung ist, und die Vermittlung von Gefühlen, des sprochen – auch die im Fechtsport und nicht aber auch, was Kameradschaft bedeutet”, Selbstwerts und der Zugehörigkeit. nur die in NRW. Und wenn dabei besonders sagte Bundesinnenminister Thomas de Mai- die Politik erwähnt wird, neben der Förderung zière bei der Vorstellung des Berichts in der Pädagogische Führung ist gefragt von Bewegung oder gesundheitlichen Aspek- Essener Villa Hügel. Bewegung und Sport Ich selbst favorisiere, den psychologisch- ten – auch den teilweise noch unterschätzten sind Elemente der Bildung und Erziehung tätigkeitsorientierten Ansatz der Theorie der Bildungszusammenhang stärker für ihre Etat- und wichtige Bestandteile unseres Lebens Lerntätigkeit auf Trainingsprozesse zu über- planungen zu berücksichtigen, dann geht es und damit der Gesellschaft. Und das kann tragen, weil es damit, nach meiner Ansicht, auch um die Erschließung von unterstützen- man auch in einem guten Miteinander von am besten gelingt, von der genetischen Kon- den Ressourcen, ideeller und materieller Art. Schule und Verein sehen. Beide Seiten wer- stitution ausgehend, das eigene Handeln den davon ihren Nutzen haben. und Selbstwertgefühl auszubilden und die Nun könnte ich sagen: „Wieder einmal eine Einordnung in die soziale Umwelt zu fördern. Kampagne!“ Die umfangreichste, auch in- Sport ermöglicht die Vermittlung von Freu- (Ich kann etwas!). Das daraus abgeleitete ternational initiierte, fand mit dem „Europä- de, Erlebnis und sozialem Kontakt und steht Konzept „Trainingstätigkeit” ist auf wertvolle ischen Jahr der Erziehung durch Sport“ im auch für Grundwerte wie: Bildungsinhalte orientiert, auf Selbstzielstel- Jahre 2004 statt. Ergebnisse und vielerlei • Leistungsfähigkeit und Gesundheit, lung, Selbstmotivation, Selbstkontrolle und Anregungen sind in einem Sammelband zu- • Teamfähigkeit und Fairness und Selbstbewertung. Doch dazu hatte ich im gänglich2. Doch das Thema ist viel zu wich- • ganzheitliche Bildung. fechtsport in den Jahren 2005 bis 2007 tig, als einfach zur Tagesordnung übergehen in insgesamt 10 Beiträgen und in zweien zu können. Und dafür werden die Argumente Wer als Kind mit Freude Sport treibt, wird in jüngster Zeit3 vielfältige Anregungen und Ansätze, wie man denn Sport und Bil- dies auch als Erwachsener noch tun! Wer als zur pädagogischen Führung dieses Prozes- dung effektiv zusammenbringt, zu kontrovers Kind oder Jugendlicher positive Erlebnisse ses gegeben. Das ist nach wie vor aktuell. diskutiert. Schon alleine die Argumente, die und wertvolle Bewegungs- und Körpererfah- Ein wichtiges Erziehungs- und Bildungsziel im Deutsche Kinder- und Jugendsportbericht rungen im Training sammelt, der wird auch dabei ist es, und das war die Kernaussage, 1 Kampagne des Landessportbundes NRW bis 2017; Internetauftritt (www.beim-sport-gelernt.de) 2 Petry, K., Jesse, B. & Tokarski, W. (Hrsg.). (2006).Wie sieht die bewegte Zukunft aus? Ergebnisse und Perspektiven des Europäischen Jahres der Erziehung durch Sport 2004 (EJES). Dokumentation der nationalen Abschluss- veranstaltung am 10. Dezember 2004 an der Deutschen Sporthochschule Köln. Köln: SPORT und BUCH Strauß. 3 Herausbildung der Handlungskompetenz bei Kindern im fechtsportspezifischen Vereinstraining. 33. (2014)2, S. 20/21. Es gibt die Lust am Überwinden. 34. (2015)2. S. 20/217. 18 fechtsport magazin 06/2015
dass die Kinder und Jugendlichen lernen, ihr Anspruchsniveau und damit die Aufga- benschwierigkeit selbst zu bestimmen und behutsam zu steigern. Fast 90 % der Eltern wollen ihre Kinder heute zu starken und selbstbewussten Persönlichkeiten erziehen. So zumindest wird es in Umfragen und Ge- nerationenbarometer geschätzt. Selbstver- trauen ausprägen, persönliche Fähigkeiten entfalten und sich durchzusetzen, domi- nieren. Und genau diese Bildungsziele set- zen wir uns im Nachwuchstraining Fechten auch. Das wäre doch der Ansatz, mit dem sich „Fechten“ an der Initiative „Das habe ich beim Sport gelernt” beteiligen könnte. Hier spreche ich den Spitzenverband und die Landesfachverbände ebenso an, wie die Vereine und die tätigen Übungsleiter, Trai- ner und Funktionsträger. Die Fechterjugend wird sicher schon Aktivitäten geplant haben, Im Trainingsprozess entwickeln sich Über- Im Zusammenhang mit der Initiative sollten denn Bildung ist ja ihr Hauptanliegen. zeugungen und Einstellungen, die in star- Sie sich in den Gremien und den Trainerbe- kem Maße handlungswirksam werden. Sie sprechungen u. a. folgende Fragen stellen: Der Aneignungsprozess ist dabei direktes bilden sich auf der Grundlage von Wissen • Welche Bildungsaufgaben kann ein Ziel und direkte Aufgabe. Für die pädago- und Erfahrungen heraus und sind zugleich Trainer im Breiten- und im Spitzensport gische Führung und die methodische Ge- Motive des Handelns der jungen Sportler. übernehmen? staltung des Nachwuchstrainings ist dies • Wie können diese Aufgaben praktisch wichtig, weil Ergebnisse der Tätigkeit nicht In diesem Sinne wirkt Kindertraining erzie- umgesetzt werden und mit welchen Mit- unmittelbar von den äußeren Einwirkungen hend, lehrend und lernend, sozialisierend teln und Methoden? und Führungsmaßnahmen abhängen, son- und ist erlebniswirksam. • Welche Chancen hat der Trainer mit sei- dern davon, welche Handlungen in welcher ner Tätigkeit, zur Erziehung und Bildung Qualität und Intensität der junge Sportler Ergänzend zur Aussage der dafür ausgebil- seiner Fechtschüler beizutragen? selbst am Trainingsgegenstand ausführt. deten Übungsleiter und Nachwuchstrainer • Kann er einen Ausgleich dafür schaffen, einige pädagogisch-psychologische Fähig- was Eltern und Schule vielfach nicht Ich möchte das Verhältnis von Qualifikation, keiten, über die ein Nachwuchstrainer ver- mehr leisten können oder wollen und Kompetenz und Bildung etwas veranschau- fügen sollte: was kann er nicht leisten? lichen (s. Abb.). Um dieses Grundkonzept • Wissen und Können zu vermitteln und • Wie kann das Netzwerk zwischen Trai- und die darauf basierenden Lehr- und Lern- entwickeln zu lassen (methodische Fä- ner, Eltern und Lehrern funktionieren? methoden zur Wirkung zu bringen, bedarf es higkeit); • Worin bestehen die Unterschiede bei dafür ausgebildeter Übungsleiter und Trai- • Verständnis und Geduld für Schwierig- der Trainerausbildung für den Breiten- ner. In der Erstausbildung könnte dies integ- keiten haben (alles verstehen, aber nicht und den Spitzensport? rierter Bestandteil sein. In der Weiterbildung alles verzeihen); • Wo liegen die Akzente in der Ausbil- bietet sich dieses Thema ja geradezu an. • pädagogisch-psychologische Beobach- dung der Fechter unterschiedlicher Al- tungsfähigkeit und Gefühl für das Maß ters-, Leistungs- und Zielgruppen? Handlungskompetenz als Basisbefähigung der Einwirkung; • Haben wir ein Konzept für die Einbe- des gebildeten Athleten schließt Selbstkom- • Vertrauen erreichen – Verantwortung ziehung von Migranten in unser Ausbil- petenz und Sozialkompetenz ein und ist Vo- übertragen; dungssystem? raussetzung für engagierte und motivierte • Entwicklungen vorausschauen können • Haben wir „Qualitätsstandards”, damit Eigenaktivität und Einübung auch demo- (Projektion der Persönlichkeitsentwick- Qualität bei der Bildung greifbar wird? kratischer und fairer Verhaltensweisen. Der lung); gebildete Fechter hat Sachkompetenz in sei- • organisatorische Fähigkeiten (Planung, Letztlich gilt es, die vielfältigen Bildungs- ner Sportart, versteht durch Grundkenntnis- Gestaltung, Nutzung sich bietender Si- möglichkeiten, die es im Fechtsport gibt, se in der Trainingslehre, warum er wie und tuationen); aufzuarbeiten und gezielt zu nutzen. Unsere was trainiert, kann sich selbst einschätzen, • Emotionalität (auch Humor) und Bild- Kinder und Jugendlichen haben ein Recht hat Selbstvertrauen und kann selbstbewusst haftigkeit in der Sprache und der Dar- auf eine ganzheitliche und ausgewogene Entscheidungen treffen. Und er hilft ande- stellung; Bildung. Und die Eltern sollten sich darauf ren. Er kann sich auch Widrigkeiten wider- • Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit verlassen können, dass dies im Interesse ih- setzen, Dopingangeboten oder sexuellen (Einheit von Wort und Tat), gerecht und rer Kinder im Fechttraining realisiert wird. Belästigungen beispielsweise. objektiv. Berndt Barth fechtsport magazin 06/2015 19
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