WAS ÖST ERREICH JET Z T BRAUCHT
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MOBILITÄT & ENERGIE – Fortschritt durch Innovation SMART CITIES – Das Land der Hidden Champions LUFTVERKEHR – In neue Sphären eindringen DIGITALISIERUNG – Für eine nachhaltige Zukunft WA S Ö S T E R R E I C H J E T Z T B R A U C H T ZUKUNFTSMAGAZIN JAHRGANG 2021 ROADMAP2050.AT
AUSTRIAN ROADMAP 2050 © Ralph Seda WAS ÖSTERREICH JETZT BRAUCHT Die Austrian Roadmap2050 ist die Plattform der DIE THEMEN FÜR MORGEN Entscheider*innen der österreichischen Infra- struktur. Unsere Schwerpunkte liegen in den Be- Und eine zweite wichtige Frage beschäftigt uns reichen Mobilität, Bauwirtschaft, IT, Telekommu- in diesem Heft: Ist unsere Wirtschaft reif für den nikation, Energie und öffentliche Infrastruktur. Green Deal? Das Zeitalter des Wandels hält sich Als publizistischer Brückenbauer zwischen nicht mehr vornehm zurück: Klimawandel, Pan- diesen Branchen, als Veranstalter von Events demie und der Wertewandel in der jüngeren der Meinungsbildner*innen und als digitales Gesellschaft bedingen ein grundlegendes Um- Medium, das den Spitzen der Branche wöchent- denken – wir sind gefordert wie schon 100 Jahre lich relevante Informationen direkt auf sämtli- nicht mehr, um Nachhaltigkeit in der Mobilität, chen Kanälen liefert, haben wir uns für dieses der Energie, der Ressourcenplanung zu schaffen. Schwerpunktheft eine einfache Frage gestellt: Unsere Städte müssen über Jahrzehnte klima- & Was braucht Österreich jetzt, um in Zukunft seine wachstumsfit bleiben. Aber schaffen wir das? Spitzenposition in Europa behaupten zu können? Diese und weitere große Fragen wollen wir Relativ zur Bevölkerungs- und Wirtschaftsgrö- gemeinsam mit Partner*innen und Expert*Innen ße liegen wir in zahlreichen Rankings der Indus- in diesem Magazin erörtern. Sollten Sie Gefallen trie und der Innovation noch immer weit vorne an unserer Plattform gefunden haben: Folgen Sie (ja, auch in der Innovation, auch wenn man es uns auf Social Media oder abonnieren Sie den nicht zwingend mit unserem Land verbindet). wöchentlichen Roadmap-Newsletter und werden Aber wir müssen dynamisch nach vorne blicken, Sie so Teil der Roadmap-Community. Es wäre um Österreichs Spitzenposition auch für die Zu- uns eine Freude, mit Ihnen in Kontakt zu bleiben. kunft abzusichern. Wir brauchen Offensive, nicht Defensive. Und wir brauchen einen Plan. Die Herausgeber Deshalb haben wir führende Manager*innen, Expert*innen und Entscheider*innen gefragt, Rudi Kobza Christoph Mahdalik Nikolaus Pelinka welche Maßnahmen es jetzt braucht. Welche Strategien, welche politischen Entscheidungen, welche Kraftanstrengungen. Und ohne Ihnen zu viel zu verraten: Es gibt verdammt viel zu tun. 3
5 VORWORT 36 URBAN FUTURE Univ. Prof. Dr. Martin Kocher Interview mit Gerald Babel-Stutter 6 STADT WIEN 37 AIT INHALT Mit Sicherheit Lebenswert KI für mehr Sicherheit im Verkehr 38 ARA 8 STANDARDS SETZEN The Circle of Recycling Valerie Höllinger im Roadmap-Interview 39 LUKOIL 9 DIE EINZIGE KONSTANTE Tradition & Innovation IST DER WANDEL Horst Bischof im Roadmap-Interview 40 WIEN ENERGIE „Wir machen hier vieles anders” 42 AUSTRIAN REAL ESTATE MOBILITÄT &ENERGIE 2050 Stadtquartiere mit Perspektive 12 DIE ANWENDUNG DES WANDELS Das Roadmap-Event mit dem BMK 14 MOVE TO ZERO LUFTVERKEHR 2050 Der Weg zum emissionsfreien öffentlichen Verkehr 46 RESTART Das Roadmap Event am 15 ÖAMTC Wiener Flughafen Design trifft auf urbane Knoten 50 CO2 NEUTRALES FLIEGEN 16 ASFINAG MIT E-KEROSIN Die Asfinag als innovativer Mobilitätspartner 51 AUA Alexis von Hoensbroech im 19 ÖBB PV Roadmap-Interview Mit dem Nachtzug in die Zukunft 52 FACC 21 ÖBB HOLDING Comitted to the sky – at all levels Trendwende auf Schiene 54 ÖSTERREICHS INNOVATIVER 22 SCHIENENLAND WEG IN DEN RAUM DER LÜFTE Das Roadmap – Event zum Thema Bahnindustrie in Österreich 55 AUSTRO CONTROL Valerie Hackl im Roadmap-Interview 26 ÖSTERREICHISCHE HOCHSCHUL- INKUBATOREN ALS BRUTSTÄT- TEN DER INNOVATION 28 ABBVIE Pharma Standort Österreich muss DIGITALISIERUNG 2050 innovationsfähig bleiben 58 ARTHUR D. LITTLE 29 KLIMATICKET Christoph Uferer im Roadmap-Interview Ein Ticket, das die Mobilität nachhaltig verändern wird 59 XAYN Datenschutz jetzt! 62 IV WIEN Christian C. Pochtler im Roadmap-Interview SMART CITY 2050 63 MICROSOFT die Microsoft Cloud Österreich 32 BMK In smarten Städten 64 LAND DER BERGE, 34 KLEMENS HALLMANN und SÜBA erweitern die Grenzen 65 LAND DER QUBITS ARA S. 66 für nachhaltiges Bauen Harald Hauke im Roadmap-Interview IMPRESSUM 4
AUSTRIAN ROADMAP 2050 DIE ZUKUNFT DER ARBEIT QUALIFIZIERUNG ALS SCHLÜSSEL Liebe Leserinnen und Leser der Programmen, die teilweise schon lange vor der Austrian Roadmap2050! Krise existiert haben, wie z. B. „F.I.T – Frauen in die Technik“, womit das AMS immer mehr Frauen Diese Zeilen erreichen Sie in einer unsicheren dazu ermächtigt, technische Berufe zu ergreifen. Zeit, in der abermals Einschränkungen zum ge- sundheitlichen Schutz aller nötig sind. Gerade DIE MINT-QUALITÄT WIRD STEIGEN, AUCH jetzt möchte ich als Arbeitsminister Gewissheit MIT HILFE EUROPÄISCHER PROGRAMME geben, dass Unternehmen und ihre Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter auch weiterhin auf unsere Der EU-Aufbau- und Resilienzfonds (ARF), der Unterstützung zählen können. Glücklicherweise für die Bewältigung der Pandemiefolgen in den haben wir es dank unserer bisherigen Maßnah- Mitgliedstaaten errichtet wurde, beinhaltet auch men (Kurzarbeit, Homeoffice, Programm Sprung- umfassende Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik. brett uvm.) in Kombination mit der Impfung ge- Rund 277 Mio. Euro fließen in den kommenden schafft, dass der Arbeitsmarkt sich erholt. Heute drei Jahren in arbeitsmarktpolitische Maßnah- verzeichnen wir sogar weniger Arbeitslosigkeit men. 80 Prozent davon in die Reintegration von als im Vorkrisenjahr 2019 und freuen uns über Langzeitarbeitslosen sowie Aus- und Weiterbil- einen Rekordstand an offenen Stellen. dungsmaßnahmen für Jugendliche. Außerdem werden die Ausbildungsbereiche Digitalisierung, ZUKUNFTSBRANCHEN SIND SCHWERPUNKT Pflege und Umwelt berücksichtigt – so soll die DER CORONA-JOBOFFENSIVE Qualifizierung von 30.000 Personen allein im Be- reich IT/Digitalisierung sichergestellt werden. Ein Thema, das auch in den kommenden Jahren Der österreichische Arbeitsmarkt eröffnet vie- nicht an Bedeutung verlieren wird, ist der Fach- le Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung. kräftemangel in Zukunftsbranchen wie bspw. Wichtig ist, Interessierten die Perspektiven auf- MINT-Berufen. Das Arbeitsministerium setzt in zuzeigen und sie dabei zu unterstützen, die eige- Zusammenarbeit mit dem AMS auf viele Maßnah- nen Talente zu erkennen und zu fördern. men, um hier anzusetzen und Aus- und Weiter- Eine Verfolgung dieses Anspruchs ist nicht nur bildung zu fördern. In der Krise wurde hier bspw. zur Bewältigung von Krisen notwendig, sondern die Corona-Joboffensive auf die Beine gestellt: ein für eine größere Mission: in dieser Größe noch nie da gewesenes Qualifizie- Österreich als Land der qualifizierten Arbeits- rungsprogramm für Menschen, die arbeitslos sind kräfte und Arbeitsplätze wettbewerbsfähig zu hal- und/oder sich weiterqualifizieren möchten. Die ten und damit mehr Wohlstand für alle zu erzielen. Schwerpunkte liegen hierbei auf dem Pflegesek- tor, aber auch im MINT- und Digitalisierungsbe- Univ.-Prof. Dr. Martin Kocher reich. Ergänzt wird die Joboffensive von weiteren Bundesminister für Arbeit © Dragan Tatic 5
MIT SICHERHEIT LEBENSWERT. EVENTS ALS © Stadt Wien Marketing/Markus Rössle MARKENZEICHEN WIENS S ichere Live-Events durch Innovation, onierrolle ein. Unter dem Motto „#soWIENie“ wur- Flexibilität und Mut: Durch die Pande- de in kürzester Zeit ein völlig neues Eventszenario mie wurde die Eventbranche vor große auf dem Wiener Rathausplatz entworfen, das trotz Herausforderungen gestellt. Doch die- Einhaltung aller nötigen Sicherheitsmaßnahmen se Extremsituation gibt auch Raum für zum Schutze der Gesundheit der Besucher*innen neue Ideen und Möglichkeiten. eine perfekte Sinfonie aus Kultur und Genuss vor unvergleichlicher Kulisse bildete. Durch Maßnah- In den letzten zwei Jahren wurde die Veranstal- men wie eine Besucherbeschränkung, ein moder- tungsbranche völlig auf den Kopf gestellt. Die Pla- nes Registrierungssystem und 164 getrennte Lo- nung eines Events war vergleichbar mit dem Blick gen zum Einhalten der Mindestabstände konnten in eine Glaskugel. Niemand konnte die pandemi- über 100.000 Besucher*innen an 65 Abenden im sche Entwicklung und die damit einhergehenden intimen und zugleich sicheren Rahmen kostenlos Beschränkungen vorhersagen. Doch Wien lieferte Kultur genießen. Die stadt wien marketing durfte stadtwienmarketing.at den Beweis, dass auch in unsicheren Zeiten sichere sich nicht nur über ein Festival ohne einen einzigen veranstaltungen.wien.gv.at Veranstaltungen möglich sind, die die Lebensfreu- Infektionsfall, sondern auch über zahlreiche Nach- de fördern und die Wirtschaft beleben. Mit dem ahmer*innen in der Eventbranche freuen. Film Festival auf dem Rathausplatz, dem Wiener Eistraum und insbesondere dem Kultursommer WIEN DREHT AUF! – KULTURSOMMER setzte die stadt wien marketing gmbh internati- WIRD INTERNATIONALES VORBILD ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG onale Maßstäbe für erfolgreiches und innovatives Eventmanagement während einer Pandemie. Auch mit dem Kultursommer hat Wien spontan auf die Corona-bedingte Krise der Künstler*innen DAS FILM FESTIVAL #SOWIENIE AUF DEM reagiert und als erste europäische Metropole im WIENER RATHAUSPLATZ Sommer 2020 wieder ein großes Kulturfestival organisiert. Unter dem Motto „Wien dreht auf!“ Als erste Großveranstaltung seit Ausbruch der Pan- haben über 2.000 Künstler*innen mit 1.000 Auf- demie nahm das Film Festival im Juli 2020 eine Pi- tritten die ganze Stadt mit kostenloser Kultur, aber 6
AUSTRIAN ROADMAP 2050 auch mit Optimismus und Leichtigkeit geflutet. spektakulären Sky Rink einen mobilen Eislauf- Dieses Megaprojekt mit 25 Spielstätten vom Zent- platz auf zwei Ebenen. Die eindrucksvolle Kon- rum bis in die Peripherie wurde von der stadt wien struktion basiert auf einem von der stadt wien marketing gmbh in nur wenigen Wochen corona- marketing gmbh selbst entwickelten Konzept: sicher umgesetzt. Dafür gab es auch international Durch die Ausnutzung des natürlichen Gefälles Anerkennung, der Kultursommer Wien wurde zum auf dem Rathausplatz und der Errichtung einer Modell für Festivals in Hamburg und New York. 100 Meter langen Rampe ist die zweite Ebene für Auch 2021, im zweiten Jahr seines Bestehens, war die SchlittschuhläuferInnen problemlos erreich- das Projekt europaweit absolut einzigartig und fei- bar. Die Stadt Wien verfügt damit über eine welt- erte mit 40 Bühnen und einer Verdoppelung der weit einzigartige Attraktion und ist einmal mehr Besucherzahlen einen Riesenerfolg. Vorreiter für Innovation im Eventbereich. TRENDSETTER „WIENER EISTRAUM“ WIENER EISTRAUM 2022 STARTET AM 19. JÄNNER Wie kaum ein anderes Event in Wien steht der Wie- ner Eistraum für Innovation. Die Veranstaltung, die Mit seinen innovativen Konzepten in den Bereichen 1996 mit einer Eislauffläche in der Größe eines nachhaltige Kältetechnologie, stimmungsvolle Eishockeyfeldes begann, hat sich mittlerweile in Eventarchitektur, Angebotsentwicklung für Ziel- eine innerstädtische Eislauf- und Erlebnisland- gruppen, ökologische Nachhaltigkeit von Gastro- schaft mit einer gigantischen Fläche von 9.500 m² nomie und Veranstaltungsgelände zählt der Wiener verwandelt und dabei stets Trends gesetzt: von der Eistraum zur Weltspitze und wurde international Errichtung der romantischen Traumpfade, die sich bereits vielfach kopiert. Aber auch hunderttausen- über 550 Meter durch den Rathauspark schlän- de begeisterte Wiener*innen und Gäste aus dem geln, über die Etablierung des „Kleinen Eistraums“ In- und Ausland nützen Jahr für Jahr diese einzigar- während der Adventzeit bis hin zur ausgereiften tige Möglichkeit, im Zentrum der Stadt Wintersport Eistechnologie, dem eigenen Schlittschuhverleih zu betreiben. Am 19. Jänner 2022 startet der Wie- und einem breiten Kulinarikangebot. Als Veran- ner Eistraum in seine 27. Saison. Dann ist vor dem staltung mit ausgeprägtem Umweltbewusstsein Wiener Rathausplatz wieder 46 Tage lang Eislaufen wurde der Wiener Eistraum 2020 mit dem be- angesagt – auf hohem Niveau, im unvergleichlichen gehrten Zertifikat „ÖkoEvent“ ausgezeichnet. Ambiente und im sicheren Rahmen. URBANES EISLAUFEN ZU EBENER ERDE UND IM ERSTEN STOCK! 2019 wagte der Veranstalter seinen bislang mu- tigsten Innovationsschritt und schuf mit dem © PID / David Bohmann © Stadt Wien Marketing/Georg Krewenka 7
STANDARDS SETZEN HEISST, DIE RICHTIGEN WEICHEN ZU STELLEN BEFINDEN WIR UNS JETZT WIRKLICH tive wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwick- IN EINEM ZEITALTER DES WANDELS – lungen. Das ist eine sehr große Verantwortung und ODER IST DER WANDEL OHNEHIN JEDER auf den ersten Blick nicht offensichtlich. Aber ge- ZEIT INNEWOHNEND? nau dieser Anspruch sitzt tief in der DNA von Aus- trian Standards und prägt unser tägliches Handeln. Ich möchte keine Generation erleben, die nicht be- hauptet, im Zeitalter des Wandels zu leben, denn WIE SEHEN SIE ÖSTERREICHS das wäre eine sehr traurige Erkenntnis. Was sich INNOVATIONSPERFORMANCE IM jedoch sicher massiv geändert hat, sind Geschwin- INTERNATIONALEN VERGLEICH? digkeit und Ausmaß des Wandels. Die größte Herausforderung unserer Zeit liegt darin, den Meine persönliche Meinung: Da geht noch mehr, Überblick zu bewahren und den schmalen Grat und das meine ich äußerst positiv. Wir haben eine VALERIE zwischen inhaltsleerer Reizüberflutung und einem solide Digitalinfrastruktur, sehr gute Forschungs- HÖLLINGER grenzenlosen Meer an Möglichkeiten zu beschrei- institutionen und ein umfangreiches Förderan- Geschäftsführerin von ten. Das erfordert viel Selbstdisziplin, denn es liegt gebot für Start-Ups. Bitpanda und GoStudent Austrian Standards im Ermessensspielraum jedes Einzelnen, ob er sein haben gezeigt, dass Unicorns schon lange nicht Smartphone nutzt, um sich weiterzuentwickeln mehr nur aus dem Silicon Valley kommen. Ich und sein Umfeld zu gestalten oder sich in einem glaube, dass wir in den nächsten Jahren weiter endlosen Entertainmentstrom zu verlieren. im Ranking steigen werden. Auch wir als Aust- rian Standards werden einen Beitrag dazu leis- WELCHE PLÄNE UND ENTSCHEIDUNGEN ten: Wir möchten unser „House of Standards and PRÄGEN IHR UNTERNEHMEN FÜR DIE Innovation“ am Praterstern zu einer Anlaufstelle ZUKUNFTSREIFE? machen, um den Zugang zu Wissen, Netzwerken und internationalen Forschungsprojekten für die Im Innen beschäftigen uns vermutlich genau die Innovationsszene maßgeblich zu erleichtern. gleichen Themen wie die meisten anderen Unter- nehmen: Agilität, Diversität, Nachhaltigkeit, Digi- WÜRDEN SIE EIN NEUES UNTERNEHMEN talisierung. Was uns jedoch unterscheidet, ist der GRÜNDEN – WELCHES WÄRE DAS? gesellschaftliche Auftrag, den wir mit unserem Tun erfüllen: Standards sind das Fundament der Zu- Es gäbe viele Gründungsideen, für die ich kunft. Die Schwerpunkte und Qualitätsmaßstäbe, mich begeistern könnte. Das Schlüs- die wir gemeinsam mit unserem Expertennetz- selelement ist für mich „Impact“. Unter- werk und Partnerorganisationen in der Definition nehmen, die rein auf Profit ausgerichtet © Manuel Ortlechner neuer Standards setzen, stellen Weichen für posi- sind, gehören der Vergangenheit an. 8
AUSTRIAN ROADMAP 2050 DIE EINZIGE KONSTANTE IST DER WANDEL INTERVIEW MIT TU-GRAZ-VIZEREKTOR FÜR FORSCHUNG HORST BISCHOF BEFINDEN WIR UNS JETZT WIRKLICH IN Courses) als Chance zu begreifen. Universitäten, EINEM ZEITALTER DES WANDELS – ODER die in der digitalen Lehre sehr rasch ein starkes IST DER WANDEL OHNEHIN JEDER ZEIT Profil ausbilden, werden zu den Gewinnern zäh- INNEWOHNEND? len. Ich freue mich sagen zu können, dass die TU Graz in der Digitalisierung von Forschung, Leh- Den Wandel nehmen wir gegenwärtig als stark re und Administration zu Österreichs führenden beschleunigt wahr. Grund dafür ist Moore‘s Law, Universitäten zählt. das besagt, dass alle eineinhalb Jahre die Rechen- leistung um den Faktor 2 und somit exponentiell WIE SEHEN SIE ÖSTERREICHS © Privat wächst. Gerade geht die Exponentialkurve steil INNOVATIONSPERFORMANCE IM nach oben und da die Digitalisierung mittlerweile INTERNATIONALEN VERGLEICH? alle Lebensbereiche betrifft, nehmen wir diese un- HORST BISCHOF geheure Beschleunigung des Wandels wahr. Wie heißt es so schön: „There is room for impro- Vizerektor für vement“. Im Innovations-Ecosystem hat Öster- Forschung an der WELCHE PLÄNE UND ENTSCHEIDUNGEN reich einen massiven Aufholbedarf im Bereich der TU Graz PRÄGEN DIE TU GRAZ Grundlagenforschung (siehe z.B. OECD-Studie), FÜR DIE ZUKUNFTSREIFE? speziell bei der kompetitiv vergebenen Grundla- genforschung. Die translationale Forschung ist fi- Universitäten widmen sich intensiv der Digita- nanziell recht gut aufgestellt. Im Start-up-Bereich lisierung. Im administrativen Bereich beschäf- fehlt immer noch Venture-Kapital, obwohl hier tigen uns dieselben Themen wie Unternehmen doch deutliche Fortschritte wahrnehmbar sind. auch. In der Forschung haben wir es mit einer nie gekannten Fülle an Daten zu tun, die uns völlig WÜRDEN SIE EIN NEUES UNTERNEHMEN neue Möglichkeiten eröffnet. In der Forschung GRÜNDEN – WELCHES WÄRE DAS? also ist der Wandel massiv. Wissenschaftler*in- nen gehen teilweise schon dazu über, Machine Für mich ist das definitiv ein Unternehmen im Learning zur Generierung ihrer wissenschaftli- Bereich Artificial Intelligence und Computer Vi- chen Hypothesen einzusetzen. Denn die Daten- sion. Ein Unternehmen, das eine Software ent- fülle ist so riesig, dass diese nur mehr anhand von wickelt, die das komplexe Verhalten von Perso- Algorithmen effizient bearbeitet werden kann. nen (z.B. in einer Fabrik oder einem Kaufhaus) In der Lehre wiederum entstehen durch die erkennt, aber auch antizipiert. Mithilfe dieser Digitalisierung neue E-Learning-Plattformen wie Software werden der Benutzerin oder dem Be- Coursera oder Udemy, die auch auf universitäre nutzer Informationen oder Gegenstände zur Lehre abzielen. Europäische Universitäten müs- Verfügung gestellt, die sie oder er demnächst sen beginnen, die digitale Lehre und ein attrak- brauchen wird. Eine Software also, die über Bild- tives Angebot an MOOCs (Massive Open Online information einen intelligenten Buddy kreiert. 9
MOBILITÄT & ENERGIE 2050 Die Neuerfindung von Mobilität und Energie ist eines der herausfordernden Themen unserer Zeit. Die Veränderung un- seres Klimas erfordert ein innovatives Denken, über Mobi- lität und die dafür notwendige Energie, um unsere Städte nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten und trotz al- lem nicht auf Komfort verzichten zu müssen. Unternehmen, Start-ups und Expert*innen haben hierzu spannende Projekte in Richtung eines innovativen Standorts Österreich auf den Weg gebracht.
DIE ANWENDUNG DES WANDELS ERÖFFNUNGSSTATEMENT VON KLIMASCHUTZMINISTERIN LEONORE GEWESSLER „ IM KAMPF GEGEN DIE KLIMAKRISE MÜSSEN WIR ALLE HEBEL IN BEWEGUNG SETZEN. AUF DIESEM WEG WIRD ÖSTERREICH KLIMAFREUNDLICHER UND NOCH LEBENSWERTER WERDEN. BIS 2030 WERDEN WIR 100 PROZENT SAUBEREN STROM AUS ERNEUERBAREN, ALSO SONNE, STROM, WIND UND BIOMASSE ERZEUGEN. © BMK/Cajetan Perwein DAMIT UNS DAS GELINGT, HABEN WIR DAS EAG BESCHLOSSEN – DAS GESETZ FÜR DIE ENERGIEWENDE. DABEI WERDEN WIR DIE ERNEUERBAREN AUSBAUEN UND INVESTIEREN DAFÜR 1 MRD. EURO JÄHRLICH. MIT DEN GESCHAFFENEN ENERGIEGEMEINSCHAFTEN HABEN DIE MENSCHEN ERSTMALS DIE MÖGLICHKEIT, ENERGIE GEMEINSAM ZU ERZEUGEN, ZU NUTZEN UND INS STROMNETZ EINZUBRINGEN. HIERZU WURDE AUCH EINE EIGENE BERATUNGSSTELLE GEGRÜNDET. DAS IST EIN GROSSER SCHRITT, DAMIT MÖGLICHST VIELE MENSCHEN TEIL DER ENERGIEWENDE SEIN KÖNNEN, UND EINE PIONIERLEISTUNG IN EUROPA. “ LEONORE GEWESSLER, KLIMASCHUTZMINISTERIN PHILIPP LOBNIG | PARTNER, NEOOM „ Ich glaube, dass das EAG eine große Chance für die österreichische Wirtschaft ist, vor allem für die Unternehmen aus der E–Wirtschaft und aus dem Bereich der erneuerbaren Energie. Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich das Thema Fachkräftemangel. Da ist ein Schulterschluss zwischen Politik und Wirtschaft notwendig. Wir haben einen guten Grundimpuls, aber es gehören “ noch einige Detaillierungen gemacht, damit ein Player wie neoom gut damit arbeiten kann. RICHARD KÖNIG | CEO, ENERY „ Die Energiewende ist eine unglaubliche Chance, 100.000 Arbeitsplätze in Österreich im Bereich ,Green Jobs‘ zu schaffen. “ 12
MOBILITÄT & ENERGIE 2050 KATHRIN MOTTL | CEO, ENERGIEPARK BRUCK AN DER LEITHA „ Was liegt ganz an uns? Wenn wir jeden Tag einen kleinen Schritt setzen, dann wächst das – was? sehr sehr schnell und ich gehe davon aus, dass wir die 2030er-Ziele erreichen werden. Wodurch? Durch konkrete Maßnahmen, durch konkrete Schritte. Wir haben jetzt Rahmenbedingungen, die da sind. Die müssen wir ins tägliche Tun bringen und dann geht’s. “ MICHAEL STREBL | CEO, WIEN ENERGIE „ Wir als Wien Energie haben einen ganz konkreten Klimaschutzfahrplan. Wir haben eine Straßenkarte vor uns, auf der wir sehen, wie wir den Weg zur Klimaneutralität gehen müssen, und wissen genau, wo die Abzweigungen sind, wo die Stoppschilder sind und auch wo die Sackgassen sind. “ DR. HORST BRANDLMAIER | CEO, OEMAG „ Einerseits gilt es die Herausforderungen, die im EAG formuliert sind, zu bewältigen. Das gilt sowohl auf der Ebene der Anlagenbetreiber wie auch auf der Ebene der Infrastruktur. Die Chancen, die sich dadurch ergeben, sind mehr Produktion erneuerbarer Energien und ein ökologischer Zugang zum Energiesystem. “ FRANZ ANGERER | CEO ENERGIEAGENTUR „ Die Wirtschaft hat enorme Chancen. Sie steht vor einer großen Herausforderung: Es gibt eine große Anzahl an Projekten. Die Wirtschaft muss sich darum kümmern, genug Arbeitsplätze zu schaffen und ausreichend Personal gut auszubilden. Damit diese große Anzahl an Projekten auch umgesetzt werden kann. “ JÜRGEN SCHNEIDER | BMK, SEKTIONSLEITER KLIMA UND ENERGIE „ Wir wollen bis 2040 klimaneutral sein. Das ist ein wunderschönes Ziel. Wir haben derzeit noch 2/3 fossile Energie. Wir werden in den nächsten 20 Jahren auf 0 runterkommen. Die Wende hat begonnen. Wir sind optimistisch: 2040 – 100 Prozent erneuerbare Energie in Österreich. “ PETER MOLNAR | VORSTAND, OURPOWER „ Im Strombereich wird der Wert von 70 Prozent auf 100 Prozent nicht nur durch Investitionen von Investor*innen steigen, wir versuchen auch Bürger*innen zu aktivieren, in den Strommarkt aktiv einzugreifen. Das heißt neben der Speicherung und dem Verbrauch von Strom auch in Strom zu investieren. Das ist das Ziel von ourpower. “ RAFFAELA RITTER | PARTNER, ARTHUR D. LITTLE „ Es geht darum, sowohl in Österreich als auch global Nachhaltigkeit zu fördern. Die Wirtschaft und die Investitionen in Richtung nachhaltige Investitionen umzuleiten und auch zu einer langfristig klimaresistenten und kohlestoffarmen Wirtschaft beizutragen. Da spielen die Banken und die Investor*innen eine enorm große Rolle. “ 13
MOVE2ZERO DER WEG ZUM EMISSIONSFREIEN ÖFFENTLICHEN VERKEHR I n Graz entsteht ein ganzheitliches in- der Busflotte wird der Demonstrationsbetrieb novatives Konzept für eine vollständige mit Forschungsarbeiten mehrerer wissenschaft- Dekarbonisierung eines städtischen Bus- licher Partner begleitet. Es erfolgt gezieltes Mo- transportsystems. nitoring, Datenauswertung und mathematische Modellierung. Abhängig von der Technologie- Als Leitprojekt entwickelt move2zero ein umfas- entscheidung für die Gesamtflotte wird lang- sendes Umsetzungs- und Implementierungs- fristig geeignete Ladeinfrastruktur oder eine konzept für die vollständige Dekarbonisierung entsprechend größere H2-Tankstelle samt Elek- eines städtischen Bussystems, das zukünftig trolyse zur Gewinnung des Wasserstoffs in Graz auf viele weitere städtische Verkehrssysteme errichtet und betrieben. Im Zuge des gesamten übertragen werden kann. Basierend auf einer Projekts und auch in Zukunft soll eine Strom- multidisziplinären Forschung und einer umfas- und Wasserstoffversorgung aus 100 Prozent er- senden Demonstrationsphase wird move2zero neuerbaren Energiequellen sichergestellt sein. den Weg zu einer schrittweisen, effizienten und effektiven Umstellung städtischer öffentlicher Verkehrssysteme (ÖV-Systeme) in Richtung emissionsfreie Zukunft ebnen. © Holding Graz/Emanuel Droneberger ZUSÄTZLICHE ON-DEMAND-SERVICES ALS ATTRAKTIVE ANBINDUNG AN DEN ÖPNV Neben der Umstellung von Antriebstechnologien gilt es im öffentlichen Verkehrssystem Innovatio- nen im Bereich der Nachfrageorientierung voran- zubringen, um ÖV-Systeme der Zukunft attrakti- ver für Nutzer*innen zu gestalten. In move2zero werden daher ergänzend zum bestehenden ÖV-System innovative On-Demand-Services un- ter Einbindung von Nutzer*innen entwickelt und VCÖ-MOBILITÄTSPREIS 2021 GEHT getestet. Zum Einsatz kommen E-Fahrzeuge, die AN MOVE2ZERO mit einem innovativen, automatisierten Ladesys- tem über in der Fahrbahn integrierte Ladeplatten move2zero ist nur eines von vielen innovativen (Matrix Charging) geladen werden. Projekten, welches Graz als Vorreiter in Sachen Klimaschutz vorantreibt. Nicht umsonst wurde PLANUNG EINER H2-TANKSTELLE IN GRAZ das Projekt move2zero der Holding Graz 2021 im Rahmen von Österreichs größtem Wettbe- Für die Auswahl eines optimalen Technolo- werb für klimaverträgliche Mobilität mit dem gie-Mixes zur vollständigen Dekarbonisierung VCÖ-Mobilitätspreis ausgezeichnet. 14
MOBILITÄT & ENERGIE 2050 DESIGN TRIFFT AUF URBANE KNOTEN STUDIERENDE MATCHEN MULTIMODALE IDEEN FÜR WIEN W ien zählt zu den lebenswertesten Platz (9. Bezirk) und am Europaplatz (6., 7. und 15. Städten der Welt, was auch an Bezirk) ist eine Verbesserung für alle Verkehrs- einem modernen und leistbaren teilnehmenden gefragt, besonders für Fußgän- Mobilitätssystem mit einem gut ger*innen und Radfahrende, ohne den motori- ausgebauten öffentlichen Nah- sierten Individualverkehr oder Anrainer*innen verkehrs-, Radwege- und Straßennetz liegt. aus dem Blick zu lassen. Um den Mobilitätsbedürfnissen einer wach- senden Stadt auch in einer vom Klimawan- URBAN DESIGN IM SINNE ALLER del geprägten Zukunft gerecht zu werden, MOBILITÄTSGRUPPEN braucht es frische Ideen. Der ÖAMTC hat da- her mit einem Designwettbewerb angehen- Die planerische Herausforderung besteht da- de Akademiker*innen eingeladen, innovative rin, in einem urbanen Umfeld mit vorgegebenen Lösungen für einen von drei Verkehrsknoten- Strukturen die Belange aller Verkehrsteilneh- punkten in Österreichs Hauptstadt zu entwi- menden unter einen Hut zu bringen. „Wir ha- ckeln. Seit dem Startschuss im Herbst 2021 ben an diesen drei Standorten in Wien beengte zeigt sich reges Interesse – aus verschie- Verhältnisse. Die Studierenden müssen sich mit denen Fachrichtungen und aus ganz Öster- einer vielfältigen Problemstellung auseinander- reich. Projekteinreichungen sind bis Februar setzen und kreative, innovative Lösungen entwi- 2022 möglich, das beste Projekt wird im Ap- ckeln. Ziel ist ein sicheres, faires und komfortab- ril 2022 ausgezeichnet. les Konzept für alle“, so Kloboucnik. INSPIRATION UND NEUE IDEEN MIT 11.000 EURO DOTIERT ERNST KLOBOUCNIK „Mit unserem Wettbewerb möchten wir den Der ÖAMTC-Designwettbewerb ist mit 11.000 ÖAMTC-Landesdirektor Diskurs fördern und Studierende dazu ani- Euro dotiert. Einreichungen sind bis 18. Februar Wien, Niederösterreich mieren, die Stadt der Zukunft mit ihren Ideen 2022 möglich, das beste Projekt wird Ende April und Burgenland mitzugestalten. Mit Blick auf die Herausforde- 2022 ausgezeichnet. Die Projekte werden nach rungen unserer Zeit braucht eine moderne Milli- den Kriterien „Funktionalität“, „Architektur und onenstadt einen ausgewogenen Mix aller Mobi- Erscheinungsbild“ sowie „Innovation“ beurteilt. litätsformen, damit sie nachhaltig wachsen und Die Jury setzt sich aus Professor Georg Hauger lebendig bleiben kann“, erklärt ÖAMTC-Lan- von der Technischen Universität Wien, Professor desdirektor Ernst Kloboucnik. Wolfgang Berger von der Universität für Boden- kultur, DI. Judith Wittrich von der Arbeiterkam- IDEEN FÜR DREI PLÄTZE IN WIEN mer und ÖAMTC-Verkehrsexperte Matthias Nagler zusammen. Über die Jurywertung hinaus Gesucht werden Projektdesigns für drei Ver- wird ein Publikumspreis vergeben – das Public kehrsknotenpunkte in Wien, an denen hochran- Voting findet im März 2022 statt. gige Verkehrsachsen zusammentreffen: Am Ju- lius-Raab-Platz (1. Bezirk), am Liechtenwerder Infos: www.oeamtc.at/designwettbewerb2022 © ÖAMTC 15
DIE ASFINAG ALS INNOVATIVER MOBILITÄTSPARTNER © R. Kohlhauer GmbH Kegeleffekt DIE AUTOBAHN ALS SONNENKRAFTWERK © ASFINAG Zebraeffekt Der Betrieb von Autobahnen – insbesondere Herkömmliche LED-Beleuchtung der Tunnel – benötigt viel Energie. Dafür setzt Beleuchtung die ASFINAG bereits erfolgreich auf die Erzeu- gung von grüner Sonnenenergie durch Photo- voltaikanlagen (PV) auf ihren Gebäuden. Der nächste große Innovationsschritt wurde bereits rund 1.400 Kilometern. Ein enormes Potenzial gemacht: die Nutzung der Lärmschutzwände also im Hinblick auf innovative Energieerzeugung. als Solarkraftwerk der Zukunft. Das neue „Photovoltaik-Testfeld“, das Lärm- LED: MEHR LICHT IM TUNNEL BEI und Klimaschutz vereint, erstreckt sich über WENIGER ENERGIEVERBRAUCH ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 70 Meter an der S 1 Wiener Außenring Schnell- straße. Nach einem einjährigen Betrieb wird Ganz hell scheint die Innovationskraft der man wissen, wie die Module den Anforderungen ASFINAG, wenn es um Verkehrssicherheit des Straßenbetriebs gerecht werden – etwa im geht. Im Besonderen betrifft das die Lichtver- Hinblick auf Reinigung und Wartung bis hin zur hältnisse im Tunnel. Neue sehr helle und den- Schneeräumung. Aktuell gibt es auf den mehr als noch stromsparende LED-Beleuchtungen sind 2.200 Autobahn- und Schnellstraßen-Kilometern seit Jahren schon Standard, wenn Tunnel neu Lärmschutzwände mit einer Länge von insgesamt gebaut oder saniert werden. 16
MOBILITÄT & ENERGIE 2050 Zusätzlich sorgt in bereits mehr als 30 Tun- ideal. Pro Jahr tauscht die ASFINAG zwischen neln eine ASFINAG-eigene Innovation für 1.500 und 3.000 Verkehrsschilder unterschied- mehr Licht, weniger Energieverbrauch und lichster Größen aus. Ziel des Unternehmens ist damit CO2-Reduktion: Eine neu entwickelte es, mit dieser Innovation langfristig im Durch- LED-Lampe kann blitzschnell in den bereits schnitt pro Jahr zumindest 400 Tonnen CO2 bestehenden Halterungen „umgesteckt“ wer- einzusparen. den. Moderne LED-Systeme haben einen um 34 Prozent geringeren Energieverbrauch und INNOVATIVE VERGABEREGELN ALS HEBEL um 25 Prozent mehr Lichtabstrahlung im Ver- FÜR DEN KLIMASCHUTZ gleich zur veralteten Lichttechnik und halten dazu noch deutlich länger. Neue Wege geht die ASFINAG auch bei der Beschaffung von Leistungen und verfolgt dabei „NACHWACHSENDE“ HOLZ-VERKEHRS- das sogenannte Bestbieterprinzip. Damit ist SCHILDER ALS ÖKOINNOVATION gemeint, dass etwa bei der Vergabe von großen Bauaufträgen nicht nur der Preis, sondern auch Um neue Wege zu gehen, gilt es auch, „un- eine Reihe qualitativer Aspekte im Angebot gewöhnliche“ Ideen mutig umzusetzen. Beim zählen. Ein besonders für Klima- und Umwelt- jährlich stattfindenden Unternehmens-Inno- schutz entscheidender Hebel im Planungs- vationst ag kam der und Bauwesen sind Vorschlag, die Ver- ökosoziale Kriterien, kehrsschilder künftig denen die ASFINAG in Holzausführung bei Zuschlagentschei- anstatt aus Aluminium dungen eine immer zu produzieren. g e w i ch t i g ere Ro l l e So wurden in der Stei- beimisst. ermark und in Tirol für Dafür arbeitet das Un- ein Pilotp rojekt die ternehmen laufend an Schilder aus Alu aus- der Weiterentwicklung get auscht . Die neu- des Katalogs an Qua- en sind aus Bambus litätskriterien, zuletzt gemacht. Die Steher mit besonderem Fokus werden aus Accoya auf Nachhaltigkeits- gefertigt. Das ist ein und Umweltaspekten. speziell behandeltes Die Zugabe von Recy- und so extrem haltbar cling-Baustoffen bei © ASFINAG gemachtes Holz. Im der Asphaltproduktion Pilotversuch wird nun ist ein aktuelles Bei- getestet, ob Schilder spiel für ökologischen und Steher H itze sowie Kälte und Schnee Mehrwert, ebenso ein neu erarbeitetes Tool zur trotzen. Beurteilung der CO2-Bilanz bei der Asphalther- Heimisches Holz konnte die Normen hinsichtlich stellung. Derzeit entwickelt die ASFINAG ein Stabilität leider nicht erfüllen. Und Bambus ist Instrument zur B eurteilung der Ökobilanz von trotz Imports ganz besonders klimaneutral und Beton und Baustahl. Das Ziel: den CO2-Fußab- für die Produktion aufgrund seiner Belastbarkeit druck im Bausektor sukzessive reduzieren. 17
SCHIENENLAND ÖSTERREICH W enn es darum geht, dass Öster- reich seine Klimaziele erreicht, dann ist der Lösungsanteil auf der Schiene bereits vorhanden. Der Ausstoß von PKWs gegenüber dem Schienenkilometer liegt bei Faktor 25, der des Flugzeugs beim 50-fachen Wert, was den Personenkilometer betrifft. Noch beeindru- ckender die Passagierzahlen, auch wenn die Covid-Pandemie logischerweise für Einbrüche gesorgt hat. So transportieren die ÖBB im Jahr vor der Pandemie rund 260 Mio. Passagiere und die Wiener Linien führten 960 Mio. Perso- nenfahrten in ihrem System durch.
MOBILITÄT & ENERGIE 2050 MIT DEM NACHTZUG IN DIE ZUKUNFT E ntschleunigung, Umweltbewusstsein, Aben teuerlust oder Arbeitsmeeting – hinter einer Reise mit dem ÖBB Nightjet stecken verschiedene Motive. Traumdes- © ÖBB tinationen wie Paris, Amsterdam oder Ve nedig über Nacht zu erreichen, hat viele Vorteile. Durch die Dunkelheit gleiten, gemütlich in den Schlaf geschaukelt werden und in einer anderen ge verbunden werden. Die Verantwortlichen von Stadt ankommen, Frühstück im Bett inklusive. ÖBB, DB, SBB und der SNCF unterzeichneten Ohne Stress, ohne Stau und ohne das schlechte dazu eine gemeinsame Erklärung, die auch ein Gewissen, das sich einstellt, wenn man im Auto Teil des Konzepts „Trans-Europ-Express TEE 2.0“ oder Flieger unnötig viel CO2 in die Atmosphäre ist. Dieses soll alte Bahnverbindungen zwischen schleudert. Nachhaltigkeit ist eines der großen Europas Metropolen wiederbeleben und damit Themen, die seit Corona noch einmal deutlich an einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion des Bedeutung zugelegt haben, doch das Umdenken CO2-Ausstoßes in Europa leisten. © ÖBB/Marek Knopp hat bei den ÖBB bereits lange vor der Pandemie begonnen. Seit 2016 wird massiv ausgebaut – DIE ZUKUNFT DER MOBILITÄT etwa mit der Übernahme vieler Verbindungen der Deutschen Bahn und der Schaffung der Marke Doch nicht nur die neuen Destinationen, auch der „Nightjet“. Die ÖBB sind mit bald 20 Nightjet-Lini- Nightjet selbst wird immer attraktiver: Die ersten en Europas größter Anbieter von Nachtreisezügen Nightjets der neuen Generation werden bereits – bis 2024 sollen es bereits 26 in Eigenregie sein. ab Frühjahr 2023 auf Schiene kommen. Die neu- en Züge verbinden hochmodernes Design mit BONJOUR PARIS noch mehr Komfort. Das innovative Liegewagen- konzept bietet in Mini-Cabins für Alleinreisende Unter dem Motto „Dream now. Enjoy tomorrow“ noch mehr Privatsphäre. Im Schlafwagen wird ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG verbinden die ÖBB Nightjets Österreich mit Städ- das Reisen noch bequemer, denn künftig verfü- ten wie Rom, Mailand, Zürich, Hamburg, Berlin, gen die Standard- und Deluxe-Abteile über eine Brüssel und Amsterdam. Ab 13. Dezember 2021 eigene Toilette sowie Duschmöglichkeit. Neu an kommt eine Verbindung nach Paris hinzu. Über Bord ist auch das kostenfreie WLAN. Für barri- Nacht von Wien über München in die Stadt der erefreies Reisen wird jeder Nightjet mit einem Liebe? Das klingt nach dem romantischen Höhe- Multifunktionswagen mit Niederflureinstieg un- punkt eines engagierten Vorhabens: 13 europäi- terwegs sein, in dem sich ein barrierefreies Lie- sche Großstädte sollen bis 2024 durch Nachtzü- gewagenabteil und barrierefreies WC befinden. 19
HOCHLEISTUNG I PRÄZISION I ZUVERLÄSSIGKEIT Neues Denken zwischen Machine, Fleet und Infrastructure Wirtschaftlichkeit bleibt im mechanisierten Gleisbau das dominierende Ziel. Die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und lebenslange Betreuung drängen aber immer stärker in den Arbeitsalltag. Wie man diesen Wandel proaktiv mitgestaltet, zeigt Plasser & Theurer. Unter dem Motto „Machine – Fleet – Infrastructure“ erweitert der Komplettanbieter sein Leistungsangebot. Neben innovativen Technologien spielen dabei global durchdachte Services die Schlüsselrolle. plassertheurer.com „Plasser & Theurer“, „Plasser“ und „P&T“ sind international eingetragene Marken
MOBILITÄT & ENERGIE 2050 TRENDWENDE AUF SCHIENE DIE NACHHALTIGE MOBILITÄT VON MORGEN W irkungsvoller Klimaschutz ist not- wendiger denn je, das steht außer Streit. Das geht aber nicht ohne © ÖBB/Marek Knopp nachhaltige Mobilität: Fahrgäste, Verkehrsunternehmen, Politik und Kommunen werden vor neue, komplexe Heraus- forderungen gestellt. Während die Pandemie ir- gendwann vorbei sein wird, ist der Klimawandel nicht mehr zu stoppen. Die Folgen der Erder- verschmutzung teurer machen und Klimaschutz ANDREAS MATTHÄ wärmung spüren wir schon heute – und das wird fördern. Dafür braucht es den Mut, Veränderun- Vorstandsvorsitzender laut Expert:innen nur der Anfang gewesen sein, gen konsequent anzugehen, und Überzeugungs- ÖBB-Holding AG wenn wir nicht konsequent handeln. kraft, die Menschen mitzunehmen. „In Zukunft braucht es ein noch breiteres Ange- Die gute Nachricht ist: Wie wir uns von A nach bot, um immer mehr Menschen sicher, pünktlich B bewegen und wie wir unsere Güter transpor- und klimafreundlich an ihr Ziel zu bringen. Dank tieren, kann ganz entscheidend dazu beitragen, des Klimatickets gibt es mittlerweile eine kosten- dass wir die globale Erderwärmung bremsen günstige und unkomplizierte Option, öffentliche können. Der Verkehr verursacht pro Jahr rund Verkehrsmittel in ganz Österreich zu nutzen“, sagt 30 Prozent der Treibhausgas-Emissionen in ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä. Österreich. Davon entfallen rund 97 Prozent auf Damit ist es noch nicht getan: Die ÖBB inves- den Straßenverkehr. Damit ist klar, wo der Hebel tieren weiter in die Infrastruktur, neue Züge und anzusetzen ist. Busse, um Bahnfahren und den Schienengüter- Da kommen die ÖBB ins Spiel: Als umfas- verkehr noch attraktiver zu machen. „Bis 2027 sender Mobilitätsdienstleister haben sie Klima- sind im ÖBB-Rahmenplan über 18 Mrd. Euro schutz in der DNA. Jährlich bringen die ÖBB für bessere und schnellere Verbindungen und 278 Mio. Fahrgäste und 95 Mio. Tonnen Güter moderne Services vorgesehen. Auch die Auswei- ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG umweltfreundlich ans Ziel. Damit sparen die tung des ÖBB-Nachtzugnetzes steht ganz oben ÖBB als Österreichs größtes Klimaschutzunter- auf der Agenda, um Flüge auf der Kurzstrecke nehmen bereits heute mehr als 4 Mio. Tonnen sukzessive zu ersetzen“, streicht Matthä hervor. CO2 pro Jahr ein. Die ÖBB sind das „Herz und Rückgrat“ des öf- Doch die Zeit drängt: Oberste Prämisse für die fentlichen Verkehrs und oft die schnellere und Verkehrsverlagerung ist der faire Wettbewerb zwi- günstigere Alternative zum Auto. Das erkennen im- schen Schiene und Straße. Hier muss die Politik mer mehr Menschen und steigen auf die Öffis um jene Rahmenbedingungen schaffen, die Umwelt- – ein unverzichtbarer Beitrag zur Verkehrswende. 21
„DIE ZUKUNFT DER BAHN“ W ird der Stellenwert der Schiene in den nächsten Jahren noch steigen? Wir waren über Jahrzehnte eine Autonation, der eigene PKW galt als die heilige Kuh. Wird das in Zu- kunft anders sein – was macht die Bahn und den öffentlichen Nahverkehr in Bezug auf moderne alle Fotos © Roadmap 2050 Services in Zukunft noch attraktiver? „ GEMEINSAM MIT DEN ÖBB HABEN WIR FÜR DIE NÄCHSTEN ZEHN JAHRE EINEN VERTRAG FÜR 725 MIO. EURO ABGESCHLOSSEN, WO ANGEFANGEN BEI DER MATTIGTALBAHN GANZ IM WESTEN SALZBURGS BIS HIN ZUR DONAU- UFERBAHN ALLE BAHNEN ELEKTRIFIZIERT WERDEN. DURCH DIE ELEKTRIFIZIERUNG DER INNKREISBAHN SCHAFFEN WIR AUSSERDEM DIE KÜRZESTE VERBINDUNG ZWISCHEN WIEN, LINZ UND MÜNCHEN. “ GÜNTHER STEINKELLNER, LANDESRAT FÜR INFRASTRUKTUR OBERÖSTERREICH „ WIR SETZEN KONSEQUENT SOWOHL AUF DEN HAUPT- STRECKEN ALS AUCH AUF DEN REGIONALSTRECKEN VORHABEN UM. DURCH DIE ANGEBOTS- UND INFRASTRUKTURERWEITERUNG SCHAFFEN WIR EIN ATTRAKTIVES ANGEBOT, SODASS DIE MENSCHEN AUF DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHR UMSTEIGEN. “ JOHANN PLUY, MITGLIED DES VORSTANDS DER ÖBB-INFRASTRUKTUR AG, RESSORT BETRIEB UND SYSTEME 22
MOBILITÄT & ENERGIE 2050 „ MIT DER EINFÜHRUNG DES KLIMATICKETS SEHEN WIR EIN KLARES P OLI T ISCHES BEKENNTNIS ZUM ÖFFENTLICHEN VERKEHR. ICH SEHE ZWEI DURCH BRÜCHE. EINERSEITS WURDE DIE PREISLICHE HÜRDE ENTSCHÄRFT, DIE MENSCHEN DAVON ABGEHALTEN HAT, ÖFFENTLICHE VERKEHRSMITTEL ZU VER- WENDEN, UND ANDERERSEITS DIE ORGANISATORISCHE HÜRDE, DIE DURCH EIN EINZIGES TICKET ÜBERWUNDEN WURDE. GLEICHZEITIG BRAUCHT ES J EDOCH BEGLEITMASSNAHMEN UND INTERMODALES DENKEN. “ NIKI SCHMÖLZ, EISENBAHNEXPERTE UND BLOGGER ZUM THEMA SCHIENE DIE BAHN UND DIE UMWELT U m knapp 1.000 Euro ganz Österreich auf der Schiene (und mit Bussen) befahren – das macht Stimmung für den Umstieg und ist in Europa ein Themenführer im öffentlichen Personennahverkehr. In den ersten beiden Monaten wurden schon 130.000 Tickets verkauft, die Frage wird sich aber stellen, ob Menschen in den Städten Ös- terreichs gewillt sind, auf ihr Auto zu verzichten und sich auf intermodale Systeme einzulassen. 23
„ DER VORVERKAUF DES KLIMATICKETS HAT UNSERE INTERNEN ERWARTUNGEN UND DIE PROGNOSEN WEIT ÜBERTROFFEN. FÜR MICH IST ES KLAR, DASS EINFACHE, LEISTBARE UND FLÄCHENDECKENDE MOBILITÄT EIN SEHR WICHTIGER BAUSTEIN FÜR DIE KLIMANEUTRALE MOBILITÄTSWENDE IST. DAS WIRD AUCH INTERNATIONAL SO GESEHEN. “ FLORIAN BINDER, ABTEILUNGSLEITER SEKTION MOBILITÄT & KLIMATICKET, VERANTWORTLICHER IM BUNDESMINISTERIUM FÜR KLIMASCHUTZ, UMWELT, ENERGIE, MOBILITÄT, INNOVATION UND TECHNOLOGIE „ MIT UNSEREN WIENMOBIL STATIONEN, DIE WIR AN DIE VERKEHRSHUBS ANGESCHLOSSEN HABEN, BIETEN WIR E-CAR-SHARING UND FAHRRADANGEBOTE, UM SO VOM ERSTEN BIS ZUM LETZTEN SCHRITT EINE FLÄCHENDECKENDE MOBILITÄT ANBIETEN ZU KÖNNEN UND SO JEGLICHE LÜCKEN ZU SCHLIESSEN. “ JOHANNES KEHRER, WIENER LINIEN „ DIE EU UNTERSTÜTZT AKTIV FORSCHUNGS PROGRAMME, DIE DIE BAHN FÖRDERN. BIS 2030 SOLL DIE ANZAHL DER HOCHGE- SCHWINDIGKEITSSTRECKEN VERDOPPELT UND DER SCHIENENGÜTERVERKEHR BIS 2050 EBEN- FALLS VERDOPPELT WERDEN. ÖSTERREICH WIRD I NTERNATIONAL AUCH ALS TECHNOLOGIE T RÄGER UND ANSPRECHPARTNER WAHRGENOMMEN. “ DR. ALOIS VORWAGNER, SENIOR RESEARCH ENGINEER, AIT AUSTRIAN INSTITUTE FOR TECHNOLOGY, CENTER FOR LOW-EMISSION TRANSPORT 24
MOBILITÄT & ENERGIE 2050 LEBENSRAUM BAHN MODERNE STADTTEILERSCHLIESSUNG IN SMARTEN STÄDTEN I n Linz sind gerade 40.000 Quadratmeter in gemischter Nutzung in Vorbereitung, in Graz 10.000, in Wien sind der Nordwestbahnhof und der Franz-Josefs-Bahnhof derzeit in Ent- wicklung. Zwei Riesenprojekte in Wien sind bereits zu einem guten Teil erlebbar: die Bahn- hofcity Wien mit dem Sonnwendviertel und dem Helmut-Zilk-Park, wo sogar Hasen wild leben, und das Nordbahnhof-Viertel. Dort finden sich Büros und Wohnungen neben Hotels, Einkaufs- möglichkeiten und Freizeitmöglichkeiten, eine völlig eigene Grätzelkultur ist im Entstehen. Wir haben einen Vertreter eines besonderen Projekts befragt: „ DAS GLEIS21 IST EIN WOHNPROJEKT, DAS IM FRÜHJAHR 2015 AUS EINER KERNGRUPPE VON INTERESSIERTEN MENSCHEN, DIE EINE NEUE WOHNFORM KREIEREN WOLLTEN, ENTSTAND. MIT EINEM VIERSTUFIGEN KONZEPT HABEN WIR DEN WETTBEWERB FÜR DAS AREAL IM SONNWENDVIERTEL GEWONNEN. DABEI HABEN WIR UNS GEGENÜBER DER STADT DAZU VERPFLICHTET, ZUR BELEBUNG DES GRÄTZELS. WIR HABEN GROSSEN WERT AUF GEMEINSCHAFTS- RÄUME UND GLEICHZEITIG AUF KLEINE WOHNUNGEN GELEGT. AUSSERDEM STELLEN WIR GEMEINSAM MIT DER DIAKONIE VIER WOHNEINHEITEN FÜR MENSCHEN, DIE SICH AM RANDE DER GESELLSCHAFT WIEDERFINDEN, ZUR VERFÜGUNG. DAS GESAMTE KONZEPT STEHT UNTER DEM ASPEKT DER NACH- HALTIGKEIT. GERADE DIE PANDEMIE HAT UNS GEZEIGT, DASS SICH UNSER KONZEPT BEWÄHRT HAT, DA WIR VON ANFANG AN DAS GEMEINSAME IN DEN VORDERGRUND GESTELLT HABEN. “ MICHAEL KERBLER, VEREIN „WOHNPROJEKT GLEIS 21“ 25
ÖSTERREICHISCHE HOCHSCHULINKUBATOREN ALS BRUTSTÄTTEN DER INNOVATION ENGE ZUSAMMENARBEIT ZWISCHEN WIRTSCHAFT UND LEHRE LÖSTE EINE WELLE FÜR INNOVATIVE START-UP-GRÜNDUNGEN AUS. U niversitäre Einrichtungen brachten in Gründung hat der Hightech-Business-Inkubator den letzten Jahrhunderten unzählige mehr als 270 Start-ups und Spin-offs hervorge- Köpfe mit innovativen Ideen, die die Welt bracht, die insgesamt mehr als 1.500 Arbeits- seit jeher veränderten, hervor. Was die plätze geschaffen haben. Dabei wurden über USA seit den 60er Jahren im Silicon Val- 468 Mio. Euro Privatkapital und knapp 190 Mio. ley in puncto Partnerschaften zwischen Lehre Euro in Förderungen lukriert. und Wirtschaft vorzeigen, finden wir hierzulan- Als Universitärer Business Inkubator (UBI) de im kleinen Stil wieder. Österreichische In- wurde INiTS von UBI Global seit 2013 wieder- kubatoren geben seit fast 20 Jahren Studieren- holt als einer der weltweit besten universitären den die Möglichkeit, aus ihren Ideen marktreife Inkubatoren ausgezeichnet und ist im deutsch- Produkte oder Dienstleistungen zu machen. Die sprachigen Raum die Nummer 1. enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft Mittlerweile ist der Wiener Inkubator Anlauf- und Lehre in Form von Inkubatoren löste in den stelle für Studierende, Investor*innen und Un- letzten Jahre unter anderem eine Welle an Start- ternehmen zugleich. up- Gründungen aus. Die Redaktion der Austrian Roadmap2050 möchte dabei vier Inkubatoren INITIATIVE GRÜNDUNGSGARAGE genauer unter die Lupe nehmen und vorstellen. DER UNIVERSITÄT GRAZ UND TU GRAZ HIGHTECH-BUSINESS-INKUBATOR BRACHTE Gegründet wurde der in Graz ansässige Inkuba- 270 START-UPS UND SPIN-OFFS HERVOR tor 2013 auf Initiative der Universität Graz und der Technischen Universität Graz. Die Grün- INiTS wurde 2002 von der Universität Wien, dungsgarage bietet neben ihrem Academic der Technischen Universität Wien und der Wirt- Start-up Accelerator Programm, das gründungs- schaftsagentur Wien mit dem Ziel gegründet, begeisterte Studierende unterstützt, ihre Poten- Ergebnisse von Forschung und Entwicklung ziale und Geschäftsideen weiterzuentwickeln, durch Start-ups und Spin-offs zu verwerten, das sogenannte Co-Founder Matching an. Diese umzusetzen und Unternehmensgründungen im Plattform ermöglicht es, Co-Gründer*innen für akademischen Umfeld voranzutreiben. das eigene Start-up zu finden oder umgekehrt INiTS ist der älteste und wohl bekannteste nach freien Stellen in Start-ups zu suchen. Hochschulinkubator des Landes. Seit seiner Seit ihrem Bestehen hat die Gründungsgara- 26
AUSTRIAN ROADMAP 2050 ge 150 Gründungsprojekte hervorgebracht, aus Innovationsmanagement und Geschäftsmodell- denen 52 Start-ups entstanden sind, die dabei entwicklung vermittelt werden. mehr als 150 Arbeitsplätze geschaffen haben. TUW I²NCUBATOR LUKRIERTE BIS DATO INNCUBATOR IST INSTITUTION IM 63 MIO. FREMDFINANZIERUNG UNTERNEHMERISCHEN ÖKOSYSTEM TIROL Der TU Wien i²ncubator (Innovation Incubation Die Gründung dieses Inkubators in Innsbruck Center) unterstützt seit gut zehn Jahren Wissen- entstand einmal mehr aus einer Partnerschaft schaftler*innen und Studierende der TU Wien da- zwischen Lehre und Wirtschaft. Im Fall des Inn- bei, disruptive Forschung und vielversprechende Cubators sind die Universität Innsbruck und Frühphasenprojekte auf den Markt zu bringen. die Wirtschaftskammer Tirol die Gründungsel- Ergänzt wird das Angebot durch Veranstaltun- tern dieses Hubs. gen wie die Founder & Investor Talk Series sowie Seit seiner Eröffnung 2016 hat sich der InnCu- eine Distinguished Speaker Series mit hochka- bator zu einer Institution im unternehmerischen rätigen (inter-)nationalen Gastredner*innen, die Ökosystem Tirols entwickelt. Bis Oktober 2020 es dem Publikum ermöglichen, aus erster Hand erweiterten sich der Fokus und das Servicean- von deren Erfahrungen zu lernen. Teilnehmende gebot des InnCubators auf weitere Nutzergrup- Start-ups haben nicht nur die Möglichkeit, sich pen. Dieser Schritt wird als Transformation des beim TUW i²c NetworkingFriday auf nationaler InnCubators als „Gründungszentrum“ in ein Ebene zu präsentieren, sondern auch auf euro- „Innovationszentrum“ beschrieben. Zukünftig päischen Messen wie der CeBIT, der Hannover wird der InnCubator als „Knotenpunkt“ innerhalb Messe und der Nürnbergmesse. des Tiroler Innovationsökosystems auftreten. So Bis dato wurden 23 Spinoffs der TU Wien im sollen Innovationen und Innovationskultur am i²ncubator inkubiert, die insgesamt mehr als Standort gefördert und Kompetenzen im Bereich 63 Mio. Euro an Fremdfinanzierung lukrierten. © InnCubator © i2c TU Wien © Gründungsgarage/Lukas Esneg © INiTS 27
PHARMA-STANDORT ÖSTERREICH MUSS INNOVATIONSFÄHIG BLEIBEN ABBVIE APPELLIERT FÜR INVESTITIONEN IN KLINISCHE STUDIEN R oadmap2050 im Gespräch mit Mag. Ingo Landes. 2019 wurden in Österreich insgesamt Raimon, General Manager von AbbVie in 485 klinische Studien durchgeführt. Davon wer- Österreich, über die Folgen der Pandemie den mit Abstand die meisten Medikamente in für Menschen mit chronischen Erkran- der Onkologie auf Wirksamkeit und Sicherheit kungen, Investitionen für und in die For- geprüft. An zweiter Stelle folgen dann Autoim- schung innovativer Therapien und warum es ein mun- und Blutkrebserkrankungen. Dass klinische Umdenken im Gesundheitssystem braucht. Studien in Österreich durchgeführt werden, ist aber keine Selbstverständlichkeit, da wir im Wett- SEIT NUN BEREITS ZWEI JAHREN bewerb mit anderen europäischen Ländern, den DOMINIERT DIE PANDEMIEBEKÄMPFUNG USA sowie Asien stehen. Die derzeitige Situation DAS GESCHEHEN IN ÖSTERREICH. muss daher gehalten, idealerweise sogar ausge- baut werden, denn Innovationsförderung ist das, HABEN WIR DABEI DIE CHRONISCH was uns die Zukunft bringen wird. Derzeit werden KRANKEN VERGESSEN? falsche Signale gesendet, indem nur mehr der Die Covid-19-Pandemie bringt es mit sich, dass Preis von Arzneimitteln entscheidet und nicht der Corona-Erkrankte sofortige medizinische Unter- Wert. Diese Schieflage droht allmählich zu kip- INGO RAIMON stützung benötigen. Das ist auch absolut richtig. pen und der Fokus sollte wieder mehr in Richtung General Manager AbbVie In Vergessenheit geraten dabei aber jene Men- pharmazeutischer Innovation gelegt werden. Österreich schen, die an chronischen Erkrankungen leiden. „ Nur Da chronische Krankheiten Betroffene ein Leben HABEN SIE EIN REZEPT, WIE DIESE neue lang begleiten, sind diese laufend auf medizini- SCHIEFLAGE WIEDER GERADEGERÜCKT Medikamente sche Betreuung und medikamentöse Therapien WERDEN KANN? bringen auch angewiesen. Das permanente und auch schub- nächste weise Fortschreiten einer chronischen Erkrankung Es sind die klinischen Studien, die es Ärzt*innen Stufen im erfolgreichen bedarf stetiger medizinischer und pharmazeuti- letztendlich ermöglichen, an der Speerspitze der Management der scher Innovationen, die nur durch Investitionen in Medizin zu forschen, wichtige Erfahrungen mit chronischen ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG Forschung und Entwicklung erfolgen können. neuen Wirkansätzen zu sammeln und den Zugang zu neuen Arzneimitteln zu schaffen. AbbVie appel- Erkrankung. “ AT-ABBV-210141-24112021 ÖSTERREICH GILT ALS INNOVATIVER liert daher dringend dafür, dass es Investitionen für FORSCHUNGSSTANDORT. WIE IST HIERZU klinische Studien braucht, um den aktuellen medi- DIE AKTUELLE LAGE? zinischen und pharmazeutischen Standard-of-Care zu heben. Denn mit der Medizin von gestern können Eine aktive Forschungslandschaft ist ein wichti- wir nicht die gesundheitlichen Herausforderungen ger Indikator für die Innovationsfähigkeit eines von heute, und schon gar nicht von morgen, lösen. 28
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