ENTWICKLUNGSKONZEPT INNENSTADT AHAUS 2. FORTSCHREIBUNG

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ENTWICKLUNGSKONZEPT INNENSTADT AHAUS 2. FORTSCHREIBUNG
ENTWICKLUNGSKONZEPT INNENSTADT AHAUS
                    2. FORTSCHREIBUNG
ENTWICKLUNGSKONZEPT INNENSTADT AHAUS 2. FORTSCHREIBUNG
Impressum

Herausgeber

			Stadt Ahaus
			Fachbereich Stadtplanung
			Rathausplatz 1
			48683 Ahaus
			Ansprechpartner:
			Walter Fleige
			Ingrid Overkamp
			Saskia Langner

Bearbeitung

			plan-lokal 				                                            Planungsbüro DTP
			 Körbel + Scholle Stadtplaner PartmbB                      Landschaftsarchitekten GmbH
			 Bovermannstraße 8			                                      Im Löwental 76
			 44141 Dortmund            		                              45239 Essen
			www.plan-lokal.de 			                                      www.dtp-essen.de
			mail@plan-lokal.de 			                                     post@dtp-essen.de

			 Alfred Körbel				                                         Isabella de Medici
			 Sarah Werlemann 			                                       Dennis Mescher
			 Ole Jebsen		              		                              Sharvey Salkar

			Januar 2021

                Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Bericht in der Regel auf
                eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe
                beinhalten keine Wertung, sondern gelten im Sinne der Gleichbehandlung
                grundsätzlich für alle Geschlechter (weiblich, männlich, divers).
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Inhalt

1        Einleitung und Aufgabenstellung                         4
1.1      Planungsanlass					                                      4
1.2      Planungs- und Beteiligungsprozess 					                  6

2        Vorstellung des Planungsraums 		                        10
2.1      Räumliche Einordnung 		                                 10
2.2      Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus 2001 und 2010 		   10
2.3      Fortschreibung 2020                                     15

3        Bestandssituation 					                                 18
3.1      Einzelhandel und Nahversorgung                          18
3.2      Einwohnerentwicklung und Wohnen 		                      22
3.3      Städtebau und Stadtbild                                 26
3.4      Verkehr und Mobilität                                   30
3.5      Freiraum und Stadtgrün 		                               34
3.6      Stadtklima 		                                           36
3.7      Bildung, Kultur und Freizeit		                          37

4        Handlungsbedarf und Zielsetzung 			                     39
4.1      Stärken-Schwächen-Profil 		                             39
4.2      Handlungsbereiche und Entwicklungsziele 		              43

5        Schlüsselprojekte 		                                    46
5.1      Projektübersicht und -verortung                         46
5.2      Projektsteckbriefe                                      48
5.3      Zeit- und Kostenübersicht                               72

6        Ausblick 			                                            74
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4                           Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung

1      Einleitung und 			                       motorisierten Verkehr wie für den Fuß- und
       Aufgabenstellung                         Radverkehr ausschlaggebende Faktoren
                                                eines funktionierenden Stadtzentrums. Qua-
1.1    Planungsanlass
                                                lität und Image einer Innenstadt sind nicht
Innenstädte sind von zentraler Bedeutung        nur aus wirtschaftlicher Sicht relevant, son-
für die Funktions- und Zukunftsfähigkeit        dern bestimmen maßgeblich die Lebensqua-
von Städten und Gemeinden. Sie sind nicht       lität und die Identifikation der Bewohner-
nur Wohn- und Arbeitsort, sondern über-         schaft mit der Stadt als Ganzes.
nehmen wichtige versorgungsrelevante,
                                                Die Ahauser Innenstadt als Zentrum der Stadt
soziale und gesellschaftliche Funktionen
                                                Ahaus erfüllt all die genannten Funktionen,
für die Gesamtstadt. ­Attraktive Innen­städte
                                                sie ist jedoch wie viele andere Innenstädte,
zeichnen sich in der Regel durch einen Nut-
                                                insbesondere in Klein- und Mittelstädten,
zungsmix aus, bestehend aus Einzelhandels-,
                                                auch – von demographischen, wirtschaftli-
Dienstleistungs-, Gastronomie-, Bildungs-,
                                                chen, technologischen und gesamtgesell-
Gesundheits-, Freizeit- und Kulturangebo-
                                                schaftlichen Veränderungen betroffen.
ten. Daneben tragen ansprechend gestaltete
Verweil- und Begegnungsorte, wie Plätze         Der stationäre, zumeist kleinteilige Einzel-
und Grünanlagen wesentlich zur Attraktivi-      handel gerät durch die wachsende Konkur-
tät von Innenstädten bei. Nicht zuletzt sind    renz zum Onlinehandel und zu großflächigen
die Anbindung und Erreichbarkeit für den        Einzelhandels­standorten in nicht integrierten
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Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung
                                                                                             5

Lagen unter Druck. Die augenscheinlichsten        Die Sanierung der Fußgängerzone Markt-
Folgen dieser Entwicklung sind zunehmen-          straße samt Umgestaltung des Marktplatzes,
der Leerstand oder die Konzentration von          des Oldenkottplatzes und des Rathausplat-
bestimmten minderwertigen Sortimenten in          zes, die Errichtung des Kulturquadrats inklu-
einzelnen Einkaufslagen. Nicht selten ent-        sive Stadthalle, Stadtbibliothek, Musikschule
steht hieraus ein Abwärtstrend, der sich nega-    und Volkshochschule sowie die Eröffnung
tiv auf die Attraktivität und Lebendigkeit der    des Kaufhauses Berken haben seit 2000 zu
gesamten Innenstadt auswirken kann. Umso          einer deutlichen Aufwertung und Stärkung
wichtiger werden andere frequenzbringende         der Ahauser Innenstadt beigetragen. Weitere
Innenstadtfunktionen, um diese Lücken zu          Maßnahmen, wie die Errichtung des Stadt-
schließen, z. B. Kultur, Freizeitangebote und     walls als Entlastungsstraße für die Wallstraße
Events. Gleichzeitig wird in vielen Städten       und die Umgestaltung der Wallstraße selbst,
das Wohnen in der Innenstadt wieder attrak-       befinden sich in Planung und Umsetzung.
tiver. Für jüngere wie für ältere Menschen        Die genannten Projekte sind Ergebnis des
gleichermaßen, die die Urbanität und die          Entwicklungskonzeptes Innenstadt Ahaus,
kurzen Wege im Alltag, ob zum Einkaufen,          welches auf der Grundlage eines städtebau-
zum nächsten Café oder zum Arzt schätzen.         lich-freiraumplanerischen Wettbewerbs im
Mit Blick auf den demographischen Wandel          Jahr 2001 erstmalig erstellt und 2010 fort-
rücken diese Aspekte verstärkt in den Fokus.      geschrieben wurde.
Es gilt, die soziale und technische Infrastruk-
                                                  Ein Entwicklungskonzept dient als stadt-
tur einer Innenstadt aufrechtzuerhalten bzw.
                                                  planerisches Instrument, das Defizite und
an die Nachfrage und Bedürfnisse sich ver-
                                                  Potenziale einer Stadt bzw. eines abgegrenz-
ändernder Zielgruppen anzupassen. Und
                                                  ten Stadtraums aufzeigt, Handlungsbedarfe
nicht zuletzt bestehen Anpassungserforder-
                                                  ableitet, Ziele für die zukünftige Entwicklung
nisse auch darin, die zumeist stark versiegel-
                                                  formuliert und Wege aufzeigt, diese Ziele
ten und verkehrsbelasteten Innenstädte unter
                                                  mit geeigneten Maßnahmen umzusetzen.
Gesichtspunkten des Klimaschutzes und der
                                                  Mit dem Beschluss eines Entwicklungskon-
Klimaanpassung nachhaltiger zu entwickeln.
                                                  zeptes wird nicht nur ein Grundkonsens in
Die skizzierten Rahmenbedingungen umrei-          der Stadtverwaltung und -politik über die
ßen nur im Ansatz, mit welchen Heraus-            zukünftige Entwicklung von Stadträumen mit
forderungen sich Kommunen hinsichtlich            besonderen Handlungsbedarfen erreicht,
ihrer Stadt- bzw. Orts(teil-)zentren aktuell      sondern zugleich Anreize für die Mitwir-
und zukünftig konfrontiert sehen. Auch die        kungsbereitschaft privater Akteure sowie für
Ahauser­Innenstadt ist von diesen Entwick-        bürgerschaftliches Engagement geschaffen.
lungen in unterschiedlicher Ausprägung            Darüber hinaus ist ein Entwicklungskonzept
betroffen, wenngleich in der Vergangenheit        die Grundlage für die Beantragung von
bereits viele positive Impulse gesetzt werden     Städtebau- und weiteren Fördermitteln (siehe
konnten.                                          auch Kapitel 2.2).
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6                            Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung

Mit dem Ziel einer Überprüfung der bisher        Die Inhalte des Entwicklungskonzeptes sind
umgesetzten und noch laufenden Maßnah-           Ergebnis eines umfangreichen Planungs-
men sowie der Aktualisierung und Anpas-          und Beteiligungsprozesses (vgl. Abbildung
sung des vorhandenen Konzeptes unter             1, Seite 7). Auf Basis einer Bestandsanalyse
Berücksichtigung heutiger und zukünftig zu       wurden die aktuellen Stärken und Schwä-
erwartender Rahmenbedingungen wurde die          chen und damit die Handlungserfordernisse
zweite Fortschreibung des Entwicklungskon-       in der Ahauser Innenstadt ermittelt. Darauf
zeptes Innenstadt Ahaus erarbeitet. Der vor-     aufbauend wurden Ziele für die zukünftige
liegende Bericht dokumentiert die einzelnen      Entwicklung der Innenstadt formuliert. Die
Bausteine des Konzeptes.                         anschließend hergeleiteten Projekte stellen
                                                 dar, wie die Ziele in den kommenden Jahren
1.2     Planungs- und Beteiligungs-		            erreicht werden können und welche Räume
        prozess
                                                 im Fokus der zukünftigen Innenstadtentwick-
Das Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus         lung stehen sollten.
besteht aus fünf aufeinander aufbauenden
                                                 Stadtentwicklung ist ein kommunikativer und
Bausteinen:
                                                 gemeinschaftlicher Prozess, in dem Bürger/-
Bestandssituation: Wo steht die Ahauser          innen aller Altersgruppen, Fachakteur/-
Innenstadt im Jahr 2020? Eine Bestandsana-       innen, Politik und Verwaltung gleicherma-
lyse der relevanten Themenfelder der Innen-      ßen zu Wort kommen. Die Stadt Ahaus hat
stadtentwicklung bildet den Status Quo ab.       bereits im Zusammenhang mit den beiden
Stärken-Schwächen-Profil: Ein Stärken-/          bestehenden Entwicklungskonzepten gute
Schwächenprofil fasst die Ergebnisse der         Erfahrungen mit einer intensiven Akteurs-
Bestandsanalyse zusammen und zeigt die           und Bürgerbeteiligung gemacht. Auch bei
zentralen Stärken und Schwächen der Innen-       der zweiten Fortschreibung des Entwick-
stadt auf.                                       lungskonzeptes hatte diese einen hohen
                                                 Stellenwert. In zahlreichen Beteiligungs- und
Handlungsfelder und Entwicklungsziele:           Veranstaltungsformaten wurden Belange
Wie soll sich die Ahauser Innenstadt zukünftig   erfasst, Zwischenergebnisse reflektiert und
entwickeln? Antworten auf diese Frage liefern    Ideen für die Innenstadtentwicklung gesam-
die Handlungsfelder und Entwicklungsziele.       melt. Im Zuge des Beteiligungsprozesses
Maßnahmenplan: In einem Maßnahmen-               wurden zielgruppenübergreifend verschie-
plan wird dargestellt, durch welche Maß-         dene Themen beleuchtet sowie themenüber-
nahmen sich die Entwicklungsziele umsetzen       greifend verschiedene Zielgruppen beteiligt.
lassen.                                          Die Ergebnisse der Beteiligung sind stets in
                                                 den laufenden Planungsprozess eingeflos-
Projektsteckbriefe: In Form von Steckbrie-
                                                 sen. Im Folgenden werden die einzelnen
fen werden die Schlüsselprojekte erläutert.
                                                 Beteiligungsformate vorgestellt.
Es werden Umsetzungsperspektiven, Zustän-
digkeiten und Finanzierungsmöglichkeiten
beschrieben.
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Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung
                                                                                                                             7

                             A N A LY S E

                                                                                                                                 Projektbegleitende Steuerungsgruppe
   BESTANDSSITUATION
   STÄRKEN-SCHWÄCHEN-PROFIL                                                                       BETEILIGUNGSPROZESS

                                                       Verwaltungsrunde    26. September 2019

                                                       Stadtspaziergang „Mit Bürgern vor Ort“     16. November 2019

                             LEITBILD                  Onlinebeteiligung Plan Portal    16. November bis 16. Dezember 2019

   HANDLUNGSFELDER                                     Zielgruppenworkshop „Jugend macht Stadt!“        04. Februar 2020

   ENTWICKLUNGSZIELE                                   Akteursworkshop    19. Februar 2020

                                                       Zukunftswerkstatt „Innenstadt Ahaus“ 03. März 2020

                                                       Politikworkshop   05. Mai 2020
                            KO N Z E P T               Beratung und Beschluss in den politischen Gremien       März 2021
   SCHLÜSSELPROJEKTE
   PROJEKTVERORTUNG
   PROJEKTSTECKBRIEFE

Abbildung 1: Planungs- und Beteiligungsprozess zur zweiten Fortschreibung des Entwicklungskonzeptes
Darstellung: plan-lokal

Verwaltungsrunde: Im Fokus der Verwal-                       über das Vorhaben zu informieren und den
tungsrunde stand der Austausch von fachlichen                Bürgerinnen und Bürgern direkt am Ort des
Positionen zum heutigen Status quo und zu den                Geschehens die Möglichkeit zu geben, ihre
Perspektiven der Ahauser Innenstadt aus Sicht                Sicht auf die Innenstadt, auf die Qualitäten
der unterschiedlichen Fachbereiche der Stadt-                und Mängel der Innenstadt sowie Verbesse-
verwaltung. Was sind die Stärken und Schwä-                  rungsvorschläge mitzuteilen.
chen in der Innenstadt? Welche Handlungsbe-
                                                             Online-Information und -Beteiligung
darfe bestehen in der Innenstadt? Welche Ziele
                                                             PLAN-PORTAL: Das PLAN-PORTAL diente
sollten für die zukünftige Entwicklung hand-
                                                             während des Planungsprozesses zum einen
lungsleitend sein? Welche Maßnahmen müssen
                                                             als Informationsplattform, um fortlaufend über
ergriffen werden, um diese Ziele zu erreichen?
                                                             das Entwicklungskonzept, die anstehenden
Antworten auf diese Fragen wurden im Rahmen
                                                             Veranstaltungen und die Ergebnisse zu infor-
der Verwaltungsrunde zusammengetragen und
                                                             mieren. Zum anderen wurde die Internetseite
diskutiert.
                                                             für einen Zeitraum von vier Wochen als Betei-
Stadtspaziergang „Mit Bürgern vor Ort“:                      ligungsplattform genutzt. Auf einer interakti-
Der Stadtspaziergang unter dem Motto „Mit                    ven Karte von der Innenstadt konnten von zu
Bürgern vor Ort“ markierte den Auftakt zur                   Hause oder unterwegs aus Anregungen und
Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger der                   Ideen für die Entwicklung der Ahauser Innen-
Stadt Ahaus. Ziel der Veranstaltung war es,                  stadt mitgeteilt werden.
ENTWICKLUNGSKONZEPT INNENSTADT AHAUS 2. FORTSCHREIBUNG
8                                  Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung

Zielgruppenworkshop „Jugend macht                            Handlungsbedarf aus Sicht dieser Akteure
Stadt!“: Eine besonders wichtige Zielgruppe                  sowie um Ziele und Maßnahmenideen für
wurde mit dem Workshop „Jugend macht                         die zukünftige Innenstadtentwicklung.
Stadt!“ in die Konzeptfortschreibung einge-
                                                             Zukunftswerkstatt „Innenstadt Ahaus“: Die
bunden. Durch den Einsatz verschiedener
                                                             Zukunftswerkstatt „Innenstadt Ahaus“ war
digitaler und analoger Methoden konnten
                                                             Kernelement des Beteiligungsprozesses. Bür-
im Rahmen der Veranstaltung die Meinun-
                                                             gerinnen und Bürger jeden Alters waren ein-
gen und Ideen der Jugendlichen in Erfah-
                                                             geladen, Ideen für die zentralen Stadträume
rung gebracht werden. Es ging dabei um
                                                             der Innenstadt zu entwickeln und diese zu dis-
Lieblingsorte in der Innenstadt, um Orte, die
                                                             kutieren. An verschiedenen Stationen konn-
unattraktiv für Jugendliche sind, um die Ein-
                                                             ten die Teilnehmenden der Zukunftswerkstatt
schätzungen zu bestimmten Stadträumen der
                                                             Fragen zum Projekt stellen, Einschätzungen
Innenstadt und um den Schlossgarten, für
                                                             abgeben und Vorschläge machen, wie sich
den die Jugendlichen Pläne schmiedeten.
                                                             die Ahauser Innenstadt zukünftig entwickeln
Akteursworkshop: Im Rahmen eines                             soll.
Akteursworkshops fand der Austausch mit
                                                             Politikworkshop: Sämtliche Ergebnisse des
Vertreterinnen und Vertretern von Institu-
                                                             Beteiligungsprozesses wurden gebündelt,
tionen und Vereinen (u. a. Gewerbever-
                                                             den politischen Vertreterinnen und Vertretern
ein, DEHOGA, Ahaus e. V.), die wichtige
                                                             der Stadt Ahaus im Rahmen des Politikwork-
Akteure in und für die Ahauser Innenstadt
                                                             shops präsentiert und mit diesen gemeinsam
sind, statt. Es ging insbesondere um den
                                                             diskutiert. Im Fokus stand der Diskurs über

Impressionen aus den Veranstaltungen des Beteiligungsprozesses
Fotos: plan-lokal
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Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung
                                                               9

die zukünftige Entwicklung der Innenstadt
und eine Verständigung über die Schwer-
punkträume und Schlüsselprojekte der zwei-
ten Fortschreibung des Entwicklungskonzep-
tes Innenstadt.
Abschlusspräsentation: Zum Abschluss des
Planungsprozesses wird das Entwicklungs-
konzept Innenstadt Ahaus auf der städti-
schen Homepage sowie auf der Onlineplatt-
form PLAN-PORTAL für alle Interessierten zur
Verfügung gestellt.
ENTWICKLUNGSKONZEPT INNENSTADT AHAUS 2. FORTSCHREIBUNG
10                          Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung

2      Vorstellung des Planungs-		              2.2     Entwicklungskonzept
       raums                                            Innenstadt Ahaus
                                                        2001 und 2010
2.1    Räumliche Einordnung
                                                Mit dem Entwicklungskonzept Innenstadt
Die Stadt Ahaus liegt im Nordwesten Nord-
                                                Ahaus verfolgt die Stadt Ahaus seit nunmehr
rhein-Westfalens an der Grenze zu den Nie-
                                                20 Jahren das Ziel, „ihre Innenstadt aufzu-
derlanden in der überwiegend ländlich struk-
                                                werten und als attraktiven und lebendigen Ort
turierten Region des westlichen Münsterlandes
                                                stetig weiter zu entwickeln“. Ein Großteil der
(vgl. Abbildung 2). Nach den Städten Bocholt,
                                                Schlüsselprojekte, die das Entwicklungskon-
Gronau und Borken ist Ahaus die viertgrößte
                                                zept 2001 und die 1. Fortschreibung 2010 im
Stadt des Kreises Borken und nimmt die lan-
                                                Sinne dieser Zielsetzung formuliert, sind in den
desplanerische Versorgungsfunktion eines
Mittelzentrums ein. Ahaus besteht aus insge-    vergangenen fast 20 Jahren umgesetzt wor-
samt sechs Ortsteilen, aus den fünf ländlich    den. Einzelne Projekte befinden sich noch in
geprägten Ortsteilen Alstätte, Graes, Otten-    der Umsetzung. Nachfolgend sind die Schlüs-
stein, Wessum und Wüllen sowie aus der          selprojekte des Entwicklungskonzeptes Innen-
Kernstadt Ahaus. Gegenstand des Entwick-        stadt Ahaus 2010 mit einer Kurzbeschreibung
lungskonzeptes ist der zentrale Innenstadtbe-   und ihrem Umsetzungsstatus aufgeführt (vgl.
reich innerhalb der Kernstadt.                  auch Abbildung 3, Seite 13).

Zum 31. Dezember 2019 lebten 39.755             01 Umgestaltung der Marktstraße (Fuß-
Menschen mit Hauptwohnsitz in Ahaus,            gängerzone): Die Mitte der 1970er Jahre als
davon fast die Hälfte (rd. 47 %, 18.493         eine der ersten kraftfahrzeugfreien Einkaufs-
Menschen) in der Kernstadt (Quelle: Jahres-     straßen im westlichen Münsterland eingerich-
statistik 2019 der Stadt Ahaus).                tete Ahauser Fußgängerzone entsprach Ende
Die nächstgelegenen Oberzentren sind            der 1990er Jahre nicht mehr den Ansprüchen
Enschede (rund 20 km) und Münster (rund         an einer zeitgemäßen Gestaltung. Übliche
50 km). Die Autobahnabfahrten Legden            Abnutzungserscheinungen, aber auch geän-
und Heek der A31 (Bottrop - Emden) sind         derte Ansprüche an Gestaltung und Ausstat-
nur wenige Kilometer entfernt. Hierüber         tung machten eine Umgestaltung erforder-
ist die Ballungsregion Ruhrgebiet in einer      lich, um die Innenstadt im Wettbewerb der
Fahrtzeit von ca. 30 Minuten erreichbar. Mit    Mittelzentren weiterhin zu positionieren. Die
der DB-Anschlussstelle „Ahaus“ bestehen         Grundzüge dieser Umgestaltung der Fuß-
Nahverkehrsverbindungen mit der Regi-           gängerzone basieren auf den Ergebnissen
onalbahn 51 in regelmäßiger stündlicher         des städtebaulichen Wettbewerbs „Entwick-
Taktung Richtung Dortmund bzw. Enschede.        lungskonzept Innenstadt Ahaus“, der im Jahr
Neben einer Stadtbuslinie wird das Stadtge-     2000 ausgelobt und entschieden worden ist.
biet zudem durch mehrere Regionalbuslinien      Mit dem Ziel der nachhaltigen Stärkung der
erschlossen und an umliegende Kommunen          zentralen Lagen der Innenstadt als Haupt-
angebunden.                                     geschäftsbereich sowie der Belebung der
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung
                                                                  11

Abbildung 2: Räumliche Einordnung der Stadt Ahaus in die Region
Darstellung auf der Grundlage von OpenStreetMap
12                            Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung

zentralen Aufenthalts- und Begegnungsbe-          wurde im Jahr 2019 eröffnet und fungiert seit-
reichen der Stadt, wurde die Fußgängerzone        her als wichtiger Magnet am südlichen Ende
Marktstraße samt Marktplatz, Oldenkottplatz       der Fußgängerzone, der die Anziehungskraft
und Rathausplatz bis 2007 umfassend neu           der Innenstadt erhöht und die Kaufkraftbin-
gestaltet. Die Fußgängerzone wurde nach           dung im Einzelhandel gestärkt hat.
dem Wettbewerbsergebnis als urbaner Stadt-
raum gestaltet. Ein steinerner roter Teppich in   03 Bau der Entlastungsstraße „Stadtwall“:
der Mittelzone verbindet die Geschäftsberei-      Um den zentralen Innenstadtbereich, insbe-
che der Marktstraße mit denen in der Straße       sondere die Wallstaße vom Durchgangsver-
Markt östlich und westlich der Kirche St. Mariä   kehr zu entlasten, wurde mit dem Stadtwall
Himmelfahrt. Die Flächen entlang der Häu-         in den vergangenen Jahren abschnittsweise
serfassaden sind – den roten Teppich flankie-     eine Entlastungsstraße errichtet. Die Maß-
rend – mit hellen, sandstein-/beigefarbigen       nahme ist wichtigste Voraussetzung für die
Steinen gestaltet. Auf Baumpflanzungen und        beabsichtigte Umgestaltung der Wallstraße.
Beete wurde aufgrund der Enge der Straßen         In folgenden drei Straßenabschnitten wurde
verzichtet. Auf den Plätzen in der Fußgänger-     der Stadtwall realisiert:
zone konnte durch verschiedene Elemente,
                                                  Der Straßenabschnitt zwischen Schloss-
wie Begrünung, Stadtmobiliar und Wasser-
                                                  straße und Wüllener Straße führt über den
spiel, die Aufenthaltsqualität erhöht werden.
                                                  nördlichen Abschnitt der Frauenstraße und
Besonderer Bestandteil der Umgestaltung war
                                                  ist bereits vorhanden. Der Straßenabschnitt
ein einheitliches Lichtkonzept, das aus einer
                                                  zwischen den Straßen Schlossstraße und
Kombination verschiedener Lichtwirkungen
                                                  Beckers Brink führt über das ehemalige
die Fußgängerzone, Plätze und markante
                                                  Gelände einer Gärtnerei und wurde im Jahr
Gebäude in Abendstunden und bei Nacht in
ein attraktives Licht wirft.                      2017/2018 im Zuge des dort neu entwi-
                                                  ckelten Wohn- und Dienstleistungsquartiers
02 Bauliche Arrondierung des Rathaus-             fertiggestellt. Es ist eine neue Bebauung
komplexes: Mit dem Ziel, den Rathausplatz         mit einer Mischnutzung aus Wohnen und
als Teil der Fußgängerzone nachhaltig zu bele-    Dienstleistung entstanden, die die beste-
ben sowie erkennbaren Trading-Down-Ansät-
                                                  henden Gebäude zu einer geschlossenen
zen im Umfeld des Rathausplatzes entgegen-
                                                  Blockrandbebauung ergänzen. Die bauli-
zuwirken, wurde der südliche Endpunkt der
                                                  che Kante wertet den Straßenraum auf und
Fußgängerzone bis 2019 durch eine bauliche
                                                  schützt gleichzeitig vor Lärmbelastungen im
Umstrukturierung des gesamten Rathauskom-
                                                  Innenbereich. Der südliche Straßenabschnitt
plexes umgestaltet und mit einer neuen Ein-
                                                  zwischen den Straßen Beckers Brink und Zum
zelhandelsnutzung versehen. Die Maßnahme
                                                  Rotering befindet sich aktuell in der Umset-
umfasst die Erweiterung des Rathauses, die
                                                  zung. In drei bis vier Jahren soll auch das
im Jahr 2015 fertiggestellt wurde, sowie die
                                                  letzte Teilstück ausgebaut sein.
Errichtung des Klein-Kaufhauses Berken auf
dem Gelände des ehemaligen Rathauses II           Mit dem Bau der innerstädtischen Entlas-
(vormals Finanzamt Ahaus). Das Kaufhaus           tungsstraße bieten sich für die Innenstadt
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung
                                                                                   13

01 Marktstraße (2007 fertiggestellt)
02 Rathauskomplex (2019 mit Eröffnung Berken fertiggestellt)
03 Stadtwall (Letzter Bauabschnitt in Umsetzung)
04 Wallstraße (Baubeginn nach Fertigstellung Stadtwall)
05 Kirmesplatz (noch offen)
06 Kulturquadrat (2017 mit Eröffnung der Stadthalle fertiggestellt)

Abbildung 3: Schlüsselprojekte aus dem Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus 2010
Quelle: reicher haase associierte gmbh 2010
14                           Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung

von Ahaus neue Entwicklungsperspektiven          05 Entwicklung des Kirmesplatzgelän-
sowohl in funktionaler als auch in gestalteri-   des: Der Kirmesplatz wird jedes Jahr für
scher Hinsicht. Insbesondere für den Bereich     die namensgebende Kirmes und das Okto-
der Wallstraße eröffnen sich umfassende          berfest genutzt. Die verbleibende Zeit des
Umgestaltungsmöglichkeiten, die diesen           Jahres dient der Kirmesplatz als kostenloser
Stadtraum aufwerten sollen.                      Parkplatz. In fußläufiger Entfernung zum Kul-
                                                 turquadrat und zur Fußgängerzone bietet er
04 Umgestaltung der Wallstraße: „Die             über 270 Pkw-Stellplätze und acht Wohn-
Wallstraße nimmt einen hohen Anteil des          mobilstellplätze. Das Entwicklungskonzept
innerstädtischen Durchgangsverkehrs auf          von 2001 beschrieb den Kirmesplatz als
und ist in ihrer Funktion als zentrumsnaher      Perpektivfläche für Funktionserweiterungen,
Parkplatz an diesem zentralen Standort unter-    insbesondere für Einrichtungen des Einzel-
genutzt. Des Weiteren bildet die Parkfläche      handels- und Dienstleistungssektors, die aus
ein stark trennendes Element zwischen der        Platzgründen nicht im Kernbereich der Ahau-
Marktstraße als Hauptgeschäftsbereich und        ser Innenstadt angesiedelt werden können.
der Ergänzungslage. Diese Situation wider-       Das Konzept sah die Bebauung des Kirmes-
spricht den Vorstellungen, in diesem Bereich     platzes mit gemischter Nutzung aus Wohnen
innerstädtische Funktionen weiterzuentwi-        und Einzelhandel als Maßnahme vor. Als
ckeln.“ Diese Beschreibung der Wallstraße        Voraussetzung für die Bebauung sollte für
aus dem ursprünglichen Entwicklungskon-          die jährlich stattfindende Kirmes ein alter-
zept Innenstadt Ahaus trifft heute nach wie      nativer Standort gefunden werden. Bereits
vor zu. Fast abgeschlossen ist die Errichtung    im Entwicklungskonzept 2010 wurde dies-
des Stadtwalls als verkehrliche Entlastung der   bezüglich formuliert, dass keine zentralen
Wallstraße und damit als Chance, die Wall-       Standortalternativen erkennbar sind und der
straße als integralen Bestandteil des zentra-    Kirmesplatz in seiner Funktion beibehalten
len Geschäfts- und Kommunikationsbereichs        wird. Diese Situation hat auch fast zehn Jahre
umzugestalten. Das neue Gesicht der Wall-        später Bestand. Die Bebauung des Kirmes-
straße soll von einer grünen Stadtlandschaft     platzgeländes wird im Rahmen der zweiten
geprägt sein. Unterschiedliche Grünräume         Fortschreibung des Entwicklungskonzeptes
mit markanten Landschaftselementen sollen        Innenstadt Ahaus daher kurz- bis mittelfristig
hier einen vielfältig nutzbaren und vor allem    nicht weiter verfolgt.
grünen, weniger Pkw dominierten Raum
entstehen lassen. Für das Schlüsselprojekt       06 Errichtung des Kulturquadrats: Die
„Umgestaltung der Wallstraße“ wurde im           Stadthalle als kultureller wie auch sozia-
Jahr 2019 ein städtebaulich-freiraumplane-       ler Veranstaltungs- und Begegnungsort war
rischer Wettbewerb durchgeführt. Dieser ist      bezüglich des Platzangebotes, der vorhan-
mittlerweile entschieden und der Siegerent-      denen Technik sowie unter energetischen
wurf in der weiteren Konkretisierung.            Gesichtspunkten nicht mehr zeitgemäß.
                                                 Gleichzeitig stellte sich die Frage nach
                                                 einem neuen Standort für die Stadtbücherei.
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung
                                                                                           15

Auf dem Grundstück der Bernsmannskamp-            Mit der Städtebauförderung fördern Bund
schule und der Stadthalle wurden mit der          und Länder die zukunftsfähige, nachhaltige
Errichtung des Kulturquadrats die vorhande-       und moderne Entwicklung der Städte und
nen kulturellen und kirchlichen Einrichtungen     Gemeinden in Deutschland. Innerhalb ver-
an einem zentralen Ort gebündelt und durch        schiedener Programme der Städtebauför-
neue Nutzungen ergänzt. Das Kulturquad-           derung, die unterschiedliche räumliche und
rat umfasst heute vier Einrichtungen in zwei      inhaltliche Förderschwerpunkte verfolgen,
Gebäudekomplexen: Volkshochschule und             werden Kommunen bei der Vorbereitung
Musikschule (Fertigstellung: 2011) sowie          und Umsetzung von Stadtentwicklungsmaß-
Stadthalle und Stadtbücherei (Fertigstellung:     nahmen finanziell bezuschusst.
2017). Einen besonderen Stellenwert bei der
                                                  In Nordrhein-Westfalen hat das zuständige
Errichtung des Kulturquadrats hatte der öffent-
                                                  Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau
liche Raum, der die einzelnen Einrichtungen
                                                  und Gleichstellung (MHKBG NRW) im März
des Kulturzentrums untereinander sowie mit
                                                  2020 den aktuellen Programmaufruf zum
den Einrichtungen der evangelischen Christus-
                                                  STEP 2021 herausgegeben. Dieser geht mit
gemeinde verbindet und einen zusammenhän-
                                                  einigen Neuerungen einher. Die bisher sechs
genden, attraktiven Raum erzeugt.
                                                  Programmlinien der Städtebauförderung
                                                  wurden zu folgenden drei Programmteilen
2.3     Fortschreibung 2020                       gebündelt: „Lebendige Zentren“, „Sozia-
Die Umgestaltung der Marktstraße ist auf der      ler Zusammenhalt“ sowie „Wachstum und
Grundlage des Entwicklungskonzeptes Innen-        nachhaltige Erneuerung“. Zudem werden
stadt Ahaus von 2001 mit Unterstützung von        ab 2021 Maßnahmen des Klimaschutzes
Städtebaufördermitteln realisiert worden.         bzw. zur Anpassung an den Klimawandel,
Im Rahmen des Landeswettbewerbs „Stadt            insbesondere zur Verbesserung der grünen
macht Platz – NRW macht Plätze“ wurde das         Infrastruktur, verpflichtende Fördervoraus-
Projekt im Jahr 2003 prämiert. Mit der ersten     setzung für alle Gesamtmaßnahmen der
Fortschreibung des Entwicklungskonzeptes          Städtebauförderung.
von 2010 wurde die Ahauser Innenstadt in          Mit dem Programm „Lebendige Zentren –
das Städtebauförderprogramm „Aktive Stadt-        Erhalt und Entwicklung der Stadt- und Orts-
und Ortsteilzentren“ aufgenommen. In der          kerne“ werden insbesondere die Zielset-
Folgezeit wurde die Errichtung des Kulturqua-     zungen der bisherigen Programme „Aktive
drats mit Städtebaufördermitteln unterstützt.     Stadt- und Ortsteilzentren“ sowie „Städte­
Mit den öffentlichen Investitionen des Bundes     baulicher Denkmalschutz“ gebündelt. Ziel
und des Landes sowie der Stadt Ahaus konn-        ist die Entwicklung der zentralen Stadt- und
ten in den letzten Jahren zusätzliche private     Orts(teil)kerne zu attraktiven und identitäts-
Investitionen in der Ahauser Innenstadt ange-     stiftenden Standorten für Wohnen, Arbeiten,
stoßen werden, die Errichtung des Kaufhau-        Wirtschaft und Kultur. Fördermittel können
ses Berken (Arrondierung des Rathauskom-          insbesondere eingesetzt werden
plexes) ist nur ein Beispiel hierfür.
16                           Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung

>> für bauliche Maßnahmen zum Erhalt des         Zur Fortführung des Stadterneuerungspro-
   baukulturellen Erbes, zur Aktivierung von     zesses strebt die Stadt Ahaus an, in den
   Stadt- und Ortskernen, zur Anpassung an       nächsten Jahren weitere bedeutende Teil-
   den innerstädtischen Strukturwandel, u.a.     räume der Innenstadt in den Blick zu neh-
   bei zentralen Versorgungsbereichen, die       men und diese im Sinne eines lebendigen
   durch Funktionsverluste, insbesondere ge-     Zentrums weiterzuentwickeln. Im Fokus steht
   werblichen Leerstand, bedroht oder davon      dabei der Bereich östlich der Marktstraße
   betroffen sind sowie zur Sicherung der Ver-   (Fußgängerzone) mit dem Ahauser Schloss
   sorgungsstruktur im Sinne der Gewährleis-     und Schlossgarten. Daneben gibt es weitere,
   tung der Daseinsvorsorge,                     in den früheren Entwicklungskonzepten bis-
                                                 lang unberücksichtigte Bereiche mit städte-
>> für die Sicherung und Sanierung erhal-
                                                 baulichen Defiziten, wie die Königstraße, der
   tenswerter Gebäude, historischer Ensem-
                                                 Teilabschnitt der Wüllener Straße zwischen
   bles oder sonstiger baulicher Anlagen
                                                 Kulturquadrat und Fußgängerzone sowie der
   von geschichtlicher, künstlerischer oder
                                                 Marienplatz.
   städtebaulicher Bedeutung sowie für die
   Modernisierung und Instandsetzung oder
   den Aus- und Umbau dieser Gebäude
   oder Ensembles,
>> für den Erhalt und die Weiterentwicklung
   des innerstädtischen öffentlichen Raumes
   (u.a. Straßen, Wege, Plätze, Grünräume),
>> für die Verbesserung der städtischen Mo-
   bilität einschließlich der Optimierung der
   Fußgängerfreundlichkeit und alternativer
   Mobilitätsformen zur besseren Vernet-
   zung von Wohnen, Arbeiten, Freizeit und
   Erholung sowie Nahversorgung,
>> für Quartiers- und Citymanagement bzw.
   Management der Zentrenentwicklung
   und für die Beteiligung von Nutzungsbe-
   rechtigten, von deren Beauftragten sowie
   von Immobilien- und Standortgemein-
   schaften.“
(Quelle: MHKBG NRW Städtebauförderung
in NRW, Programmaufruf 2021)
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung
                                                                                                      17

Abgrenzung des Planungsraums                               Geltungsbereich um den nord-östlichen Teil
                                                           des zentralen Innenstadtbereichs erweitert (vgl.
Im Jahr 2000 wurde zur Aufwertung des
                                                           Abbildung 4). Die ursprüngliche Abgrenzung
zentralen Innenstadtbereichs von Ahaus ein
                                                           entlang der Königstraße wird Richtung Norden
städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt.
                                                           ausgeweitet und nimmt die nördlich der König-
Auf der Grundlage des ersten Preises wurde
                                                           straße gelegenen Grundstücke auf. Im Osten
im Anschluss ein Entwicklungskonzept für die
                                                           wird der Marienplatz sowie der Schlossgarten
Innenstadt erstellt (2001). Im Jahr 2002 wurde
                                                           mit den zentralen öffentlichen Wegeverbindun-
der zentrale Innenstadtbereich erstmalig durch
                                                           gen einbezogen.
den Rat der Stadt Ahaus als Sanierungsge-
biet festgelegt. Mit der Konzeptfortschreibung
erfolgte die erste Änderung der Satzung im Jahr
2010, indem der Standort des Kulturzentrums
in den Geltungsbereich des Sanierungsgebiets
einbezogen wurde. Mit der zweiten Fortschrei-
bung des Entwicklungskonzeptes wird der

                            2001
                Ursprungskonzept

                              2010
              erste Fortschreibung

                              2020
             zweite Fortschreibung

Abbildung 4: Abgrenzung des Planungsraums im Kontext des bestehenden Fördergebiets Innenstadt
Darstellung auf der Grundlage der DGK Stadt Ahaus
18                          Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung

3      Bestandssituation                       3.1    Einzelhandel und
                                                      Nahversorgung
Zur Identifizierung von Handlungserforder-
nissen und zur Ableitung von zielgerichte-     Zur Sicherung einer flächendeckenden Nah-
ten Maßnahmen erfolgt eine stadträumliche      versorgung der Bevölkerung, zur Stärkung
Analyse, die alle wesentlichen Themenfelder    der Funktion und Attraktivität der Innenstadt
der Innenstadtentwicklung berücksichtigt.      als Handels- und Versorgungszentrum und
Die Darstellung der Bestandssituation fußt     zur Förderung einer städtebaulich verträg-
auf Gutachten, Konzepten und Planungen         lichen Einzelhandelsentwicklung verfügt die
der Stadt Ahaus sowie auf einer ergänzen-      Stadt Ahaus über ein gesamtstädtisches Ein-
den, aktuellen Situationsbewertung vor Ort.    zelhandelskonzept, das erstmalig 2006 vom
Als wesentliche Informationsquellen der        Rat der Stadt Ahaus beschlossen und 2016
Analyse dienten:                               fortgeschrieben bzw. aktualisiert wurde.

>> das Entwicklungskonzept Innenstadt          Ein solches Einzelhandelskonzept ist die
   Ahaus (2001) und die Fortschreibung         Grundlage zur sachgerechten Steuerung
   des Konzeptes (2010)                        des Einzelhandels sowie zur Beurteilung und
                                               Abwägung von Einzelhandelsvorhaben. Im
>> das Einzelhandelskonzept Stadt Ahaus
                                               Rahmen der Konzepterstellung wurde eine
   (2006, Fortschreibung 2016)
                                               Analyse der einzelhandelsrelevanten und
>> das Grün- und Freiraumkonzept Stadt         städte­baulichen Situation durchgeführt sowie
   Ahaus (2018)                                Stärken und Schwächen aufgezeigt. Darauf
>> das Parkraumkonzept Ahauser Innen-          aufbauend wurden Handlungsnotwendig-
   stadt (2018)                                keiten formuliert, die der Stadtverwaltung
>> die Rahmenplanung zur Umgestaltung          und Politik der Stadt Ahaus fortan als Bewer-
   der Wallstraße (2017)                       tungsgrundlage und Orientierungshilfe für
>> die Rahmenplanung Innenstadt Nord-          sachgerechte Grundsatzentscheidungen im
   Ost (2011)                                  Zusammenhang mit einzelhandelsspezifi-
                                               schen Stadtentwicklungsfragen dienen.
>> das Gestaltungshandbuch Innenstadt
   (2007)                                      Zur Darstellung der Einzelhandels- und Nah-
>> die Gestaltungssatzung Innenstadt           versorgungssituation im Untersuchungsraum
   (2006)                                      und der daraus abzuleitenden Ziele wird
                                               nachfolgend auf die zentralen Aussagen
>> das Radverkehrskonzept Stadt Ahaus
                                               des Einzelhandelskonzeptes für die Ahauser
   (2020-laufend)
                                               Innenstadt zurückgegriffen (Quelle: Stadt
Darüber hinaus sind die Einschätzungen der     Ahaus / Junker und Kruse; Einzelhandels-
Bürger/-innen, verschiedener Akteur/-innen     konzept für die Stadt Ahaus 2016) und um
und Vertreter/-innen der Stadtverwaltung       aktuelle Entwicklungen ergänzt.
und Politik in die Darstellung der Bestands-
situation in den Themenfeldern eingeflossen.
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung
                                                                                                                                                       19

                                                                           Schlossgarten
                          K+K Center

                                                                                                                                        Rathaus
                                                                                                         Schloss

                                                                                                                                                       Berken
                                                         Marienplatz

                                                                                Sümmermannplatz
                                                                       P

                                                                                                                       Oldenkottplatz
                                                                                                  P
                                                                                                      Markt
                                                         P
                     St. Marien Kirche

                                                                                                                       P

                                                                                                                                        Rathausplatz
                                                                                                                   P
                                         Kulturquadrat

Abbildung 5: Übersichtskarte des Untersuchungsraums
Darstellung auf der Grundlage der ALK Stadt Ahaus
20                          Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung

Die Ahauser Innenstadt präsentiert sich mit     das Angebot durch den Wochenmarkt, der
ihren kompakten städtebaulichen Strukturen      zweimal wöchentlich auf dem Marktplatz
und ihrer multifunktionalen Nutzungsmi-         stattfindet.
schung aus Einzelhandel, öffentlichen und
                                                Hinsichtlich des Einzelhandelsangebotes sind
privaten Dienstleistungseinrichtungen sowie
                                                in der Innenstadt alle Warengruppen vertreten
Kultur- / Gastronomieangeboten grund-
                                                mit Angebotskonzentrationen in den Waren-
sätzlich als attraktiver und funktionsfähiger
                                                gruppen des mittelfristigen Bedarfs, insbeson-
Standort. Der hier ansässige Einzelhandel
                                                dere in den Sortimenten der Warengruppe
dient nicht nur der Versorgung der Ahauser
                                                Bekleidung und Schuhe / Lederwaren, aber
Bevölkerung, sondern v.a. im Bereich des
                                                auch Nahrungs- und Genussmitteln. Eine
mittelfristigen Bedarfs auch der angrenzen-
                                                Angebotslücke besteht aus Sicht der Ahauser
den Kommunen des mittelzentralen Verflech-
                                                Jugendlichen im Bereich junge Mode.
tungsbereichs. Er nimmt deshalb mit seinen
Nutzungsstrukturen eine herausragende           Im Jahr 2016 verzeichnete die Innenstadt 90
Stellung als Frequenzbringer ein, der für die   Einzelhandelsbetriebe und rund 18.310 m²
notwendige Lebendigkeit und Urbanität bzw.      Verkaufsfläche. Das vorhandene Angebot
Attraktivität des Zentrums sorgt.               umfasste damit rund 33 % der Betriebe bzw.
                                                rund 18 % des gesamtstädtischen Verkaufs-
Die Haupteinkaufslage erstreckt sich vom
                                                flächenangebots in Ahaus. Diese Kennwerte
Rathausplatz im Süden entlang der Fuß-
                                                spiegeln zum einen die kleinteilige Ange-
gängerzone Marktstraße bis zum Markt im
                                                botsstruktur des Standortes Innenstadt Ahaus
Norden. Der Markt mit der Kirche bildet die
                                                wider. Zum anderen aber, dass der Verkaufs-
historische und kulturelle Mitte der Innen-
                                                flächenanteil der Innenstadt am gesamtstäd-
stadt. Auch hier befinden sich mehrere klein-
                                                tischen Einzelhandelsangebot auf einem
flächige Einzelhandelsbetriebe. Nebenlagen
                                                vergleichsweise niedrigen Niveau liegt. In
stellen die Wallstraße, die Königstraße und
                                                vergleichbaren Mittelstädten werden im
Bahnhofstraße dar.
                                                Schnitt Innenstadtanteile (Verkaufsfläche) um
Das Einzelhandelsangebot ist wie für Innen-     20 bis 25 % erreicht.
stadtlagen dieser Stadtgrößen typisch, über-
                                                Dies resultiert aus dem hohen relativen
wiegend kleinteilig strukturiert. Die größten
                                                Anteil der Sonderstandorte und weiterer
Magnetbetriebe sind der Verbrauchermarkt
                                                städte­baulich nicht integrierter Lagen am
K+K, das Modehaus Steingrube Mode und
                                                gesamtstädtischen       Einzelhandelsangebot,
seit 2019 das Kleinkaufhaus Berken. Ein wei-
                                                d. h. dass eine beachtliche Anzahl innenstadt-
terer inhabergeführter Magnetbetrieb, das
                                                relevanter Einzelhandelsangebote an Stand-
Modehaus Haverkamp, hat Ende 2020 aus
                                                orten außerhalb des zentralen Innenstadt-
Altersgründen geschlossen.
                                                bereichs liegen, z. B. Intersport und Mega
Neben inhabergeführten Fachgeschäften, die      Company am Adenauerring, Deichmann,
ein besonderes Qualitätsmerkmal der Ahau-       Takko, Tedi und KiK an der Coesfelder Straße
ser Innenstadt darstellen, sind auch mehrere    sowie Kinderland an der Industriestraße.
Filialunternehmen vorhanden. Ergänzt wird
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung
                                                                                                 21

                                                           Oldenkottplatz

Marktstraße - Fußgängerzone                                Kaufhaus Berken

Impressionen aus der Ahauser Innenstadt zum Themenfeld „Einzelhandel und Nahversorgung“
Fotos: plan-lokal und dtp

Das Einzelhandelskonzept aus dem Jahr 2016                >> Sicherung der Grundversorgung für
trifft mit Blick auf die zukünftige Einzelhan-               die in der Innenstadt sowie im näheren
delsentwicklung im zentralen Versorgungsbe-                  Umfeld lebende Bevölkerung durch Erhalt
reich „Innenstadt“ folgende Empfehlungen:                    und Weiterentwicklung nahversorgungs-
                                                             relevanter Angebote in der Innenstadt.
>> Erhalt, Ausbau und nachhaltige Siche-
   rung einer attraktiven Versorgungs-                    >> Weitere Steigerung der Attraktivität
   struktur und -qualität in der Ahauser                     und Aufenthaltsqualität der Innenstadt,
   Innenstadt mit Fokus auf dem zentralen                    beispielsweise durch Sicherung der kom-
   Versorgungsbereich „Innenstadt“.                          pakten und vernetzten städte­   baulichen
                                                             Grundstruktur, attraktive Angebotsformen
>> Arrondierung des Angebotsspektrums
                                                             an neu­ralgischen Punkten der Innenstadt
   und Attraktivitätssteigerung der Innen-
                                                             sowie ggf. weitere gestalterische Verbes-
   stadt, insbesondere durch zielgerichtete,
                                                             serungen auch in Kombination mit gast-
   branchenspezifische (auch qualitative)
                                                             ronomischen Nutzungen.
   Weiterentwicklungen mit Schwerpunkt in
   zentrenrelevanten Sortimenten.                         Seit 2016 konnten bereits qualitative und
>> Sicherung und Ausbau der attraktiven                   funktionale Verbesserungen des einzelhan-
   und multifunktionalen Angebotsmi-                      delsrelevanten Angebotes in der Ahauser
   schung auch mit ergänzenden Dienst-                    Innenstadt durch die Errichtung des Kaufhau-
   leistungs- und Gastronomieangeboten                    ses Berken erreicht werden. Dieses ergänzt
   sowie öffentlichen und kulturellen Ein-                das Angebotsspektrum durch innenstadtre-
   richtungen.                                            levante Leitbranchen und stellt im südlichen
22                           Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung

Eingangsbereich der Innenstadt einen wichti-     3.2     Einwohnerentwicklung
gen Magnetbetrieb dar.                                   und Wohnen

Der Standort des heutigen Kaufhauses             Die Einwohnerentwicklung beeinflusst ver-
wurde im Einzelhandelskonzept 2006 und           schiedenste Bereiche des kommunalen
im Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus          Lebens. Einfluss auf die Einwohnerentwick-
2010 als eine von drei Perspektivflächen         lung nehmen vor allem gesamtgesellschaft-
für zukünftige Einzelhandelsentwicklungen        liche Veränderungen. Der demographische
in der Innenstadt Ahaus ausgemacht. Zwei         Wandel, der mit dem viel zitierten Ausdruck
weitere potenzielle Entwicklungsflächen sind     „wir werden weniger, älter und bunter“
die Wallstraße, die bereits als Ergänzungs-      beschrieben wird, spielt hier eine bedeu-
bereich des Hauptgeschäftszentrums fungiert      tende Rolle. Die Veränderungen in der Zahl
und der Kirmesplatz. Aus heutiger Sicht unter    und Zusammensetzung der Bevölkerung
Berücksichtigung der Ziele des Einzelhan-        gehen gerade auf Ebene der Kommunen mit
delskonzeptes 2016 sowie einer fehlenden         besonderen Herausforderungen einher, etwa
Standortalternative für die Kirmes, wird die     im Bereich der Infrastrukturausstattung, der
handelsseitige Nutzung des Kirmesplatzes         Nahversorgungssituation, der Nachfrage
nicht mehr verfolgt, obgleich die Fläche wei-    nach Wohnraum, des Arbeitskräftepotenzi-
terhin als Potenzial gesehen wird, da sie eine   als, des Freizeitverhaltens und auch des sozi-
der letzten bebaubaren größeren Freiflächen      alen Gefüges.
im Innenstadtbereich ist.                        Die Entwicklungen treten in den Regionen
                                                 und Kommunen räumlich differenziert auf,
                                                 häufig beeinflusst durch die wirtschaftliche
                                                 Situation. Die unterschiedlich starken Ausprä-
                                                 gungen täuschen jedoch nicht darüber hin-
                                                 weg, dass auch in bis heute starken Wachs-
                                                 tumsregionen wie dem Münsterland konkrete
                                                 Auswirkungen bereits spürbar werden.

                                                 Einwohnerentwicklung
                                                 Die Stadt Ahaus in ihren heutigen Gren-
                                                 zen hatte 1975 insgesamt 27.126 Einwoh-
                                                 ner. Heute sind es 39.755 Einwohner (+
                                                 rd. 32%). Ahaus verzeichnete eine lange
                                                 Phase des kontinuierlichen Bevölkerungs-
                                                 wachstums. In den Jahren 2016 und 2017
                                                 ging die Bevölkerungszahl erstmals leicht
                                                 zurück. In den beiden Folgejahren 2018 und
                                                 2019 konnte die Stadt Ahaus jedoch wieder
                                                 ein Plus verzeichnen (Quelle: Stadt Ahaus,
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung
                                                                                                                                  23

                                                      5,0

                                                      4,0
  Veränderung der Bevölkerungszahl zum Vorjahr in %

                                                      3,0

                                                      2,0

                                                      1,0
                                                                                                                            Ahaus (Gesamtstadt)
                                                      0,0
                                                                                                                                 Ahaus (Ortsteil)
                                                      -1,0

                                                      -2,0

                                                      -3,0

                                                      -4,0

                                                      -5,0
                                                             2010   2011   2012   2013   2014     2015     2016     2017      2018

Abbildung 6: Veränderung der Bevölkerungszahl zum Vorjahr in Prozent im Vergleich Gesamtstadt zu Ortsteil
Quelle: Stadt Ahaus, Jahresstatistik 2009 - 2018

Jahresstatistik, vgl. Abbildung 6). Auffällig                                            Bei Betrachtung der natürlichen Einwohner-
hierbei ist, dass die Entwicklung der Einwoh-                                            entwicklung und der Wanderungsbewegun-
nerzahl in der Kernstadt seit 2016 negativ                                               gen in der Stadt Ahaus in den vergangenen
ist, während die Gesamtstadt Ahaus in den                                                knapp zehn Jahren wird Folgendes deutlich:
letzten beiden Jahren wieder ein leichtes                                                Die natürliche Einwohnerentwicklung ist von
Wachstum verzeichnet hat, wofür also ein-                                                einer schwankenden, in der Mehrheit der letz-
zelne Ortsteile außerhalb der Kernstadt ver-                                             ten zehn Jahre jedoch positiven Bilanz gekenn-
antwortlich sind. Die Entwicklung dieser Zah-                                            zeichnet, d.h. dass in Ahaus die Anzahl der
len steht in einem engen Zusammenhang mit                                                Geburten nach wie vor die Anzahl der Ster-
der Ausweisung und Entwicklung von neuen                                                 befälle leicht übersteigt. Und vor allem der
Wohnbauflächen.                                                                          positive Wanderungssaldo hat lange Zeit zum
                                                                                         Wachstum beigetragen. Die stagnierende
Von besonderem Interesse bezüglich der
                                                                                         bzw. in den Jahren 2016 und 2017 rückläu-
Einwohnerentwicklung ist das Verhältnis von
                                                                                         fige Einwohnerentwicklung lag jedoch in einer
natürlicher zu wanderungsbedingter Entwick-
                                                                                         negativen Wanderungsbilanz begründet, bei
lung. Dies sind die zwei wesentlichen Grö-
                                                                                         der die Zahl der Fortzüge höher war als die
ßen, von der die Einwohnerzahl bestimmt
                                                                                         der Zuzüge. Der leichte Geburtenüberschuss
wird: von der natürlichen Bevölkerungsent-
                                                                                         konnte das negative Wanderungssaldo nicht
wicklung, die sich aus dem Saldo der Gebur-
                                                                                         kompensieren, sodass der Gesamtsaldo in
ten und Sterbefälle ergibt und der wande-
                                                                                         diesen Jahren im negativen Bereich lag. Auf-
rungsbedingten Entwicklung, bestehend aus
                                                                                         fällig ist, dass die Kernstadt Ahaus die deut-
dem Saldo der Zu- und Fortzüge.
                                                                                         lichsten Wanderungsverluste verzeichnet.
24                                   Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung

                                           Prognose der Einwohner-		                                      bis zum Jahr 2030 auf 37.998 Einwohner
                                           entwicklung                                                    zurückgeht. Bis 2040 soll dann mit einer
                                           Wichtige Grundlage für die Ausrichtung der                     Gesamtbevölkerung von nur noch 36.359
                                           Stadtentwicklung ist die Einschätzung der                      Einwohnern, sogar die Marke von 37.000
                                           zukünftigen Bevölkerungsentwicklung. Eine                      Einwohnern unterschritten werden Quelle:
                                           Bevölkerungsprognose zeigt, wie sich die                       IT.NRW, 2020: Gemeindemodellrechnung.
                                           Bevölkerungszahl und der Altersaufbau unter                    Basis, 2018 bis 2040 nach Altersjahren und
                                           bestimmten Annahmen (Geburtenhäufigkeit,                       Geschlecht, kreisangehörige Gemeinden).
                                           Sterblichkeit und Wanderungen) verändern.
                                                                                                          Entwicklung der Altersstruktur
                                           Einer Prognose liegt das Wenn-dann-Prinzip
                                           zugrunde, das heißt nur wenn alle Annah-                       Neben der Entwicklung der Einwohnerzahl
                                           men eintreten, entwickelt sich die Bevölke-                    wird die Struktur der Bevölkerung entschei-
                                           rung wie errechnet. Da nicht alle zukünftigen                  dend durch die Ausprägung der Altersklas-
                                           Entwicklungen aus der bisherigen Entwick-                      sen bestimmt. Von 2009 bis 2018 hat sich
                                           lung ableitbar oder vorhersehbar sind, kann                    das Durchschnittsalter in der Stadt Ahaus von
                                           die Bevölkerungsprognose nur einen Orien-                      ursprünglich 38,3, um etwa 4,1, auf 42,4
                                           tierungsrahmen für das kommunale Handeln                       Lebensjahre erhöht (siehe Abbildung 6). Die
                                           bilden.                                                        Modellrechnungen des IT.NRW gehen davon
                                                                                                          aus, dass sich diese Entwicklung fortsetzen
                                           Die Modellrechnungen des IT.NRW gehen
                                                                                                          wird und prognostiziert eine Erhöhung des
                                           davon aus, dass Ahaus langfristig schrump-
                                                                                                          Medianalters auf etwa 47 (2030) bzw. 48,6
                                           fen wird. Es wird prognostiziert, dass ausge-
                                                                                                          (2040) Lebensjahre.
                                           hend vom Basisjahr 2018 die Bevölkerung

Lebensjahre                         44                                                                                                       Borken (Kreis)
                                                                                                                                             Ahaus (Ortsteil)
                                                                                                                                             Ahaus (Gesamtstadt)
                                    42
        Medianalter der Einwohner

                                    40                                                                                                       Graes

                                    38

                                    36

                                    34

                                             2010       2011       2012      2013       2014       2015       2016       2017       2018

                                         Entwicklung     des Durchschnittsalters
                                           Abbildung 7: Entwicklung des Durchschnittsalters im Vergleich Kreis Borken, Stadt Ahaus und Ortsteile
                                           Quelle: Stadt Ahaus, Jahresstatistik 2009 - 2018
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung
                                                                                            25

Resümee                                          der Bedarf – zumindest einzelner Gruppen –
                                                 nicht allein im Bestand bedient werden kann.
Die bisherige Entwicklung der Einwohnerzahl
ist Ausdruck der guten wirtschaftlichen Lage     Für die Stadt Ahaus wurde im Rahmen der
und der attraktiven Standortbedingungen          „Wohnraumoffensive Münsterland“ eine
der Stadt Ahaus als Wohnstandort. Der Wett-      Kurzstudie zur Wohnungsmarktsituation
bewerb um Einwohner mit anderen Kommu-           erstellt. Neben einer Analyse der bisherigen
nen im Umland, insbesondere mit größeren         Entwicklung enthält die Studie Szenarien zur
Städten wächst jedoch. Aus den vorherigen        künftigen Entwicklung in der Stadt Ahaus, die
Ausführungen lässt sich für Ahaus bzw. die       in erster Linie zur Diskussion über die zukünf-
Kernstadt festhalten, dass sie Bevölkerung       tig gewünschte Entwicklung anregen sollen.
in Zukunft langsamer und weniger wachsen         Die Studie kommt im Jahr 2019 zu folgen-
wird und ab einem Zeitpunkt schrumpfen           den zentralen Ergebnissen (Quelle: Wohn-
wird. Zudem ist es nicht unwahrscheinlich,       Bau Unternehmensgruppe / Pestel Institut für
dass sich ohne Gegensteuern die in den letz-     Systemforschung e. V., Kommunalprofil Stadt
ten Jahren abzeichnenden negativen Wan-          Ahaus 2019):
derungssalden fortsetzen werden. Die Ahau-
                                                 >> Generell gilt, je besser das Arbeitsange-
ser Bevölkerung wird älter, dies zeichnet sich
                                                    bot in Ahaus, umso höher sind die Chan-
bereits jetzt ab und wird auch zukünftig prog-
                                                    cen auf Zuwanderungen aus anderen Re-
nostiziert, wobei die Möglichkeit des Verblei-
                                                    gionen und umgekehrt.
bens in der Heimatstadt bzw. der Rückkehr
von jungen Menschen im Alter der Famili-         >> Angesichts der hohen wirtschaftlichen
engründung besonderes Potenzial ist, der            Dynamik in der Stadt Ahaus wird das
durchschnittlichen Alterung der Bevölkerung         Wohnungsangebot (Quantität und Preis)
entgegenzuwirken.                                   zunehmend zum limitierenden Faktor der
                                                    Zuzüge.
Wohnen                                           >> Der Wohnungsmarkt in der Stadt Ahaus
Die Bereitstellung von nachfragegerechtem           weist ein leichtes Defizit auf. Die sich ver-
Wohnraum ist daher ein wichtiger Eckpfei-           schärfende Wohnungsknappheit zeigt,
ler für eine Stadt oder Gemeinde zur Steu-          dass in der Stadt in den vergangenen
erung der Einwohnerentwicklung. Dabei               Jahren zu wenige Wohnungen gebaut
geht es sowohl um die Qualifizierung des            wurden.
vorhandenen Wohnraums im Zuge der                >> Trotz der wachsenden Bedeutung des Ge-
Bestandsentwicklung als auch um die Ergän-          schosswohnungsbaus in einer alternden
zung zielgruppenorientierter Wohnangebote.          Gesellschaft hat auch der Neubau von
Neubauflächen sind vor diesem Hintergrund           Ein- und Zweifamilienhäusern angesichts
nicht nur in wachsenden Kommunen mit                der Wertschätzung dieser Gebäudeart
Nachfrageüberhängen, sondern auch in sta-           seitens der Bevölkerung seinen Platz bei
gnierenden und gar schrumpfenden Städten            den künftigen Neubauaktivitäten in der
und Gemeinden nach wie vor ein Thema, da            Stadt Ahaus.
26                          Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung

>> Es besteht ein ungedeckter Bedarf an        3.3     Städtebau und Stadtbild
   kleinen, barrierearmen Wohnungen und
                                               Die beiden Vorgänger des Entwicklungskon-
   an Mietwohnungen im unteren Preisseg-
                                               zeptes Innenstadt Ahaus basieren auf einer
   ment. Die Verfügbarkeit von Wohnungen
                                               umfassenden Analyse der städtebaulich-
   für Haushalte, die sich nicht selbst am
                                               räumlichen Struktur des Innenstadtgebietes.
   Markt versorgen können, wird somit ein
                                               Durch einen Vergleich der historischen und
   wichtiges Thema in der Stadt Ahaus blei-
                                               aktuellen Raumstruktur, eine Analyse der jün-
   ben.
                                               geren Stadtentwicklung sowie eine Analyse
Die für die Gesamtstadt skizzierten Pers­      des heutigen Erscheinungsbildes der Innen-
pektiven der Wohnraumentwicklung in Ahaus      stadt wurde die städte­bauliche Entwicklung
sind vor allem auch für die zukünftige Ent-    der Innenstadt nachvollzogen sowie die
wicklung des zentralen Innenstadtbereichs      besonderen Qualitäten und vorhandenen
relevant. Die dort vorherrschende Wohn-        Mängel der Innenstadt aus städtebaulicher
nutzung in den Obergeschossen, während         Sicht erhoben. Die ausführlichen Ergebnisse
die Erdgeschosse überwiegend gewerblich        werden nachfolgend nicht in Gänze wie-
genutzt werden, ist mit entsprechenden Vor-    derholt, sondern die wichtigsten Aussagen
und Nachteilen verbunden. So ist es nach-      aufgegriffen und um aktuelle Entwicklungen
vollziehbar, dass gerade junge Familien mit    ergänzt.
Kindern oft eine Stadtrandlage in Neubau-
gebieten bevorzugen und die Stadt Ahaus        Städtebauliches Erscheinungsbild der
                                               Innenstadt
auf diese Nachfrage reagiert.
                                               Zu den besonders charakteristischen und
In den vergangenen Jahren hat die Stadt
                                               stadtbildprägenden Eigenschaften der Ahau-
Ahaus jedoch auch verstärkt Projekte zur
                                               ser Innenstadt zählen:
Förderung des innenstadtnahen Wohnens
angestoßen und umgesetzt, darunter die Ent-    >> Der innerstädtische Grundriss ist auf klei-
wicklung des Jutequartiers, die im Zusam-         nen Parzellen aufgebaut. Die Breiten
menhang mit dem Stadtwall entstandenen            der Parzellen sind über die Fassaden nach
Wohn- und Geschäftsbauten sowie weitere           außen ablesbar und sind entscheidend
Einzelobjekte, die anstelle von Baulücken         für die kleinteilige Wirkung des Gebäu-
oder sanierungsfälligen Gebäuden entstan-         deensembles. Bereichernde Ausnahmen
den sind. Neben diesen mittel- bis hochprei-      innerhalb dieser kleinräumigen Struktur
sigen Segmenten bleibt allerdings ein Bedarf      bilden stadträumlich prägnante Ge-
an preisgünstigen bis öffentlich geförderten      bäude wie Rathaus, Kirche und Schloss,
Wohnraum.                                         die in ihrer Sonderstellung betont werden.
Aus heutiger Perspektive besteht kein akuter   >> Die vorherrschende Bauweise ist die ge-
planerischer Handlungsbedarf im Bereich           schlossene Bauweise. Die Gebäude
des innerstädtischen Wohnens. Wohnungs-           stehen auf der Grundstücksgrenze und
leerstände sind kaum zu verzeichnen.              markieren die Trennung vom öffentlichen
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