ENTWICKLUNGSKONZEPT INNENSTADT AHAUS 2. FORTSCHREIBUNG
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Impressum Herausgeber Stadt Ahaus Fachbereich Stadtplanung Rathausplatz 1 48683 Ahaus Ansprechpartner: Walter Fleige Ingrid Overkamp Saskia Langner Bearbeitung plan-lokal Planungsbüro DTP Körbel + Scholle Stadtplaner PartmbB Landschaftsarchitekten GmbH Bovermannstraße 8 Im Löwental 76 44141 Dortmund 45239 Essen www.plan-lokal.de www.dtp-essen.de mail@plan-lokal.de post@dtp-essen.de Alfred Körbel Isabella de Medici Sarah Werlemann Dennis Mescher Ole Jebsen Sharvey Salkar Januar 2021 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Bericht in der Regel auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe beinhalten keine Wertung, sondern gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter (weiblich, männlich, divers).
Inhalt 1 Einleitung und Aufgabenstellung 4 1.1 Planungsanlass 4 1.2 Planungs- und Beteiligungsprozess 6 2 Vorstellung des Planungsraums 10 2.1 Räumliche Einordnung 10 2.2 Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus 2001 und 2010 10 2.3 Fortschreibung 2020 15 3 Bestandssituation 18 3.1 Einzelhandel und Nahversorgung 18 3.2 Einwohnerentwicklung und Wohnen 22 3.3 Städtebau und Stadtbild 26 3.4 Verkehr und Mobilität 30 3.5 Freiraum und Stadtgrün 34 3.6 Stadtklima 36 3.7 Bildung, Kultur und Freizeit 37 4 Handlungsbedarf und Zielsetzung 39 4.1 Stärken-Schwächen-Profil 39 4.2 Handlungsbereiche und Entwicklungsziele 43 5 Schlüsselprojekte 46 5.1 Projektübersicht und -verortung 46 5.2 Projektsteckbriefe 48 5.3 Zeit- und Kostenübersicht 72 6 Ausblick 74
4 Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung 1 Einleitung und motorisierten Verkehr wie für den Fuß- und Aufgabenstellung Radverkehr ausschlaggebende Faktoren eines funktionierenden Stadtzentrums. Qua- 1.1 Planungsanlass lität und Image einer Innenstadt sind nicht Innenstädte sind von zentraler Bedeutung nur aus wirtschaftlicher Sicht relevant, son- für die Funktions- und Zukunftsfähigkeit dern bestimmen maßgeblich die Lebensqua- von Städten und Gemeinden. Sie sind nicht lität und die Identifikation der Bewohner- nur Wohn- und Arbeitsort, sondern über- schaft mit der Stadt als Ganzes. nehmen wichtige versorgungsrelevante, Die Ahauser Innenstadt als Zentrum der Stadt soziale und gesellschaftliche Funktionen Ahaus erfüllt all die genannten Funktionen, für die Gesamtstadt. Attraktive Innenstädte sie ist jedoch wie viele andere Innenstädte, zeichnen sich in der Regel durch einen Nut- insbesondere in Klein- und Mittelstädten, zungsmix aus, bestehend aus Einzelhandels-, auch – von demographischen, wirtschaftli- Dienstleistungs-, Gastronomie-, Bildungs-, chen, technologischen und gesamtgesell- Gesundheits-, Freizeit- und Kulturangebo- schaftlichen Veränderungen betroffen. ten. Daneben tragen ansprechend gestaltete Verweil- und Begegnungsorte, wie Plätze Der stationäre, zumeist kleinteilige Einzel- und Grünanlagen wesentlich zur Attraktivi- handel gerät durch die wachsende Konkur- tät von Innenstädten bei. Nicht zuletzt sind renz zum Onlinehandel und zu großflächigen die Anbindung und Erreichbarkeit für den Einzelhandelsstandorten in nicht integrierten
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung 5 Lagen unter Druck. Die augenscheinlichsten Die Sanierung der Fußgängerzone Markt- Folgen dieser Entwicklung sind zunehmen- straße samt Umgestaltung des Marktplatzes, der Leerstand oder die Konzentration von des Oldenkottplatzes und des Rathausplat- bestimmten minderwertigen Sortimenten in zes, die Errichtung des Kulturquadrats inklu- einzelnen Einkaufslagen. Nicht selten ent- sive Stadthalle, Stadtbibliothek, Musikschule steht hieraus ein Abwärtstrend, der sich nega- und Volkshochschule sowie die Eröffnung tiv auf die Attraktivität und Lebendigkeit der des Kaufhauses Berken haben seit 2000 zu gesamten Innenstadt auswirken kann. Umso einer deutlichen Aufwertung und Stärkung wichtiger werden andere frequenzbringende der Ahauser Innenstadt beigetragen. Weitere Innenstadtfunktionen, um diese Lücken zu Maßnahmen, wie die Errichtung des Stadt- schließen, z. B. Kultur, Freizeitangebote und walls als Entlastungsstraße für die Wallstraße Events. Gleichzeitig wird in vielen Städten und die Umgestaltung der Wallstraße selbst, das Wohnen in der Innenstadt wieder attrak- befinden sich in Planung und Umsetzung. tiver. Für jüngere wie für ältere Menschen Die genannten Projekte sind Ergebnis des gleichermaßen, die die Urbanität und die Entwicklungskonzeptes Innenstadt Ahaus, kurzen Wege im Alltag, ob zum Einkaufen, welches auf der Grundlage eines städtebau- zum nächsten Café oder zum Arzt schätzen. lich-freiraumplanerischen Wettbewerbs im Mit Blick auf den demographischen Wandel Jahr 2001 erstmalig erstellt und 2010 fort- rücken diese Aspekte verstärkt in den Fokus. geschrieben wurde. Es gilt, die soziale und technische Infrastruk- Ein Entwicklungskonzept dient als stadt- tur einer Innenstadt aufrechtzuerhalten bzw. planerisches Instrument, das Defizite und an die Nachfrage und Bedürfnisse sich ver- Potenziale einer Stadt bzw. eines abgegrenz- ändernder Zielgruppen anzupassen. Und ten Stadtraums aufzeigt, Handlungsbedarfe nicht zuletzt bestehen Anpassungserforder- ableitet, Ziele für die zukünftige Entwicklung nisse auch darin, die zumeist stark versiegel- formuliert und Wege aufzeigt, diese Ziele ten und verkehrsbelasteten Innenstädte unter mit geeigneten Maßnahmen umzusetzen. Gesichtspunkten des Klimaschutzes und der Mit dem Beschluss eines Entwicklungskon- Klimaanpassung nachhaltiger zu entwickeln. zeptes wird nicht nur ein Grundkonsens in Die skizzierten Rahmenbedingungen umrei- der Stadtverwaltung und -politik über die ßen nur im Ansatz, mit welchen Heraus- zukünftige Entwicklung von Stadträumen mit forderungen sich Kommunen hinsichtlich besonderen Handlungsbedarfen erreicht, ihrer Stadt- bzw. Orts(teil-)zentren aktuell sondern zugleich Anreize für die Mitwir- und zukünftig konfrontiert sehen. Auch die kungsbereitschaft privater Akteure sowie für AhauserInnenstadt ist von diesen Entwick- bürgerschaftliches Engagement geschaffen. lungen in unterschiedlicher Ausprägung Darüber hinaus ist ein Entwicklungskonzept betroffen, wenngleich in der Vergangenheit die Grundlage für die Beantragung von bereits viele positive Impulse gesetzt werden Städtebau- und weiteren Fördermitteln (siehe konnten. auch Kapitel 2.2).
6 Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung Mit dem Ziel einer Überprüfung der bisher Die Inhalte des Entwicklungskonzeptes sind umgesetzten und noch laufenden Maßnah- Ergebnis eines umfangreichen Planungs- men sowie der Aktualisierung und Anpas- und Beteiligungsprozesses (vgl. Abbildung sung des vorhandenen Konzeptes unter 1, Seite 7). Auf Basis einer Bestandsanalyse Berücksichtigung heutiger und zukünftig zu wurden die aktuellen Stärken und Schwä- erwartender Rahmenbedingungen wurde die chen und damit die Handlungserfordernisse zweite Fortschreibung des Entwicklungskon- in der Ahauser Innenstadt ermittelt. Darauf zeptes Innenstadt Ahaus erarbeitet. Der vor- aufbauend wurden Ziele für die zukünftige liegende Bericht dokumentiert die einzelnen Entwicklung der Innenstadt formuliert. Die Bausteine des Konzeptes. anschließend hergeleiteten Projekte stellen dar, wie die Ziele in den kommenden Jahren 1.2 Planungs- und Beteiligungs- erreicht werden können und welche Räume prozess im Fokus der zukünftigen Innenstadtentwick- Das Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus lung stehen sollten. besteht aus fünf aufeinander aufbauenden Stadtentwicklung ist ein kommunikativer und Bausteinen: gemeinschaftlicher Prozess, in dem Bürger/- Bestandssituation: Wo steht die Ahauser innen aller Altersgruppen, Fachakteur/- Innenstadt im Jahr 2020? Eine Bestandsana- innen, Politik und Verwaltung gleicherma- lyse der relevanten Themenfelder der Innen- ßen zu Wort kommen. Die Stadt Ahaus hat stadtentwicklung bildet den Status Quo ab. bereits im Zusammenhang mit den beiden Stärken-Schwächen-Profil: Ein Stärken-/ bestehenden Entwicklungskonzepten gute Schwächenprofil fasst die Ergebnisse der Erfahrungen mit einer intensiven Akteurs- Bestandsanalyse zusammen und zeigt die und Bürgerbeteiligung gemacht. Auch bei zentralen Stärken und Schwächen der Innen- der zweiten Fortschreibung des Entwick- stadt auf. lungskonzeptes hatte diese einen hohen Stellenwert. In zahlreichen Beteiligungs- und Handlungsfelder und Entwicklungsziele: Veranstaltungsformaten wurden Belange Wie soll sich die Ahauser Innenstadt zukünftig erfasst, Zwischenergebnisse reflektiert und entwickeln? Antworten auf diese Frage liefern Ideen für die Innenstadtentwicklung gesam- die Handlungsfelder und Entwicklungsziele. melt. Im Zuge des Beteiligungsprozesses Maßnahmenplan: In einem Maßnahmen- wurden zielgruppenübergreifend verschie- plan wird dargestellt, durch welche Maß- dene Themen beleuchtet sowie themenüber- nahmen sich die Entwicklungsziele umsetzen greifend verschiedene Zielgruppen beteiligt. lassen. Die Ergebnisse der Beteiligung sind stets in den laufenden Planungsprozess eingeflos- Projektsteckbriefe: In Form von Steckbrie- sen. Im Folgenden werden die einzelnen fen werden die Schlüsselprojekte erläutert. Beteiligungsformate vorgestellt. Es werden Umsetzungsperspektiven, Zustän- digkeiten und Finanzierungsmöglichkeiten beschrieben.
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung 7 A N A LY S E Projektbegleitende Steuerungsgruppe BESTANDSSITUATION STÄRKEN-SCHWÄCHEN-PROFIL BETEILIGUNGSPROZESS Verwaltungsrunde 26. September 2019 Stadtspaziergang „Mit Bürgern vor Ort“ 16. November 2019 LEITBILD Onlinebeteiligung Plan Portal 16. November bis 16. Dezember 2019 HANDLUNGSFELDER Zielgruppenworkshop „Jugend macht Stadt!“ 04. Februar 2020 ENTWICKLUNGSZIELE Akteursworkshop 19. Februar 2020 Zukunftswerkstatt „Innenstadt Ahaus“ 03. März 2020 Politikworkshop 05. Mai 2020 KO N Z E P T Beratung und Beschluss in den politischen Gremien März 2021 SCHLÜSSELPROJEKTE PROJEKTVERORTUNG PROJEKTSTECKBRIEFE Abbildung 1: Planungs- und Beteiligungsprozess zur zweiten Fortschreibung des Entwicklungskonzeptes Darstellung: plan-lokal Verwaltungsrunde: Im Fokus der Verwal- über das Vorhaben zu informieren und den tungsrunde stand der Austausch von fachlichen Bürgerinnen und Bürgern direkt am Ort des Positionen zum heutigen Status quo und zu den Geschehens die Möglichkeit zu geben, ihre Perspektiven der Ahauser Innenstadt aus Sicht Sicht auf die Innenstadt, auf die Qualitäten der unterschiedlichen Fachbereiche der Stadt- und Mängel der Innenstadt sowie Verbesse- verwaltung. Was sind die Stärken und Schwä- rungsvorschläge mitzuteilen. chen in der Innenstadt? Welche Handlungsbe- Online-Information und -Beteiligung darfe bestehen in der Innenstadt? Welche Ziele PLAN-PORTAL: Das PLAN-PORTAL diente sollten für die zukünftige Entwicklung hand- während des Planungsprozesses zum einen lungsleitend sein? Welche Maßnahmen müssen als Informationsplattform, um fortlaufend über ergriffen werden, um diese Ziele zu erreichen? das Entwicklungskonzept, die anstehenden Antworten auf diese Fragen wurden im Rahmen Veranstaltungen und die Ergebnisse zu infor- der Verwaltungsrunde zusammengetragen und mieren. Zum anderen wurde die Internetseite diskutiert. für einen Zeitraum von vier Wochen als Betei- Stadtspaziergang „Mit Bürgern vor Ort“: ligungsplattform genutzt. Auf einer interakti- Der Stadtspaziergang unter dem Motto „Mit ven Karte von der Innenstadt konnten von zu Bürgern vor Ort“ markierte den Auftakt zur Hause oder unterwegs aus Anregungen und Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger der Ideen für die Entwicklung der Ahauser Innen- Stadt Ahaus. Ziel der Veranstaltung war es, stadt mitgeteilt werden.
8 Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung Zielgruppenworkshop „Jugend macht Handlungsbedarf aus Sicht dieser Akteure Stadt!“: Eine besonders wichtige Zielgruppe sowie um Ziele und Maßnahmenideen für wurde mit dem Workshop „Jugend macht die zukünftige Innenstadtentwicklung. Stadt!“ in die Konzeptfortschreibung einge- Zukunftswerkstatt „Innenstadt Ahaus“: Die bunden. Durch den Einsatz verschiedener Zukunftswerkstatt „Innenstadt Ahaus“ war digitaler und analoger Methoden konnten Kernelement des Beteiligungsprozesses. Bür- im Rahmen der Veranstaltung die Meinun- gerinnen und Bürger jeden Alters waren ein- gen und Ideen der Jugendlichen in Erfah- geladen, Ideen für die zentralen Stadträume rung gebracht werden. Es ging dabei um der Innenstadt zu entwickeln und diese zu dis- Lieblingsorte in der Innenstadt, um Orte, die kutieren. An verschiedenen Stationen konn- unattraktiv für Jugendliche sind, um die Ein- ten die Teilnehmenden der Zukunftswerkstatt schätzungen zu bestimmten Stadträumen der Fragen zum Projekt stellen, Einschätzungen Innenstadt und um den Schlossgarten, für abgeben und Vorschläge machen, wie sich den die Jugendlichen Pläne schmiedeten. die Ahauser Innenstadt zukünftig entwickeln Akteursworkshop: Im Rahmen eines soll. Akteursworkshops fand der Austausch mit Politikworkshop: Sämtliche Ergebnisse des Vertreterinnen und Vertretern von Institu- Beteiligungsprozesses wurden gebündelt, tionen und Vereinen (u. a. Gewerbever- den politischen Vertreterinnen und Vertretern ein, DEHOGA, Ahaus e. V.), die wichtige der Stadt Ahaus im Rahmen des Politikwork- Akteure in und für die Ahauser Innenstadt shops präsentiert und mit diesen gemeinsam sind, statt. Es ging insbesondere um den diskutiert. Im Fokus stand der Diskurs über Impressionen aus den Veranstaltungen des Beteiligungsprozesses Fotos: plan-lokal
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung 9 die zukünftige Entwicklung der Innenstadt und eine Verständigung über die Schwer- punkträume und Schlüsselprojekte der zwei- ten Fortschreibung des Entwicklungskonzep- tes Innenstadt. Abschlusspräsentation: Zum Abschluss des Planungsprozesses wird das Entwicklungs- konzept Innenstadt Ahaus auf der städti- schen Homepage sowie auf der Onlineplatt- form PLAN-PORTAL für alle Interessierten zur Verfügung gestellt.
10 Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung 2 Vorstellung des Planungs- 2.2 Entwicklungskonzept raums Innenstadt Ahaus 2001 und 2010 2.1 Räumliche Einordnung Mit dem Entwicklungskonzept Innenstadt Die Stadt Ahaus liegt im Nordwesten Nord- Ahaus verfolgt die Stadt Ahaus seit nunmehr rhein-Westfalens an der Grenze zu den Nie- 20 Jahren das Ziel, „ihre Innenstadt aufzu- derlanden in der überwiegend ländlich struk- werten und als attraktiven und lebendigen Ort turierten Region des westlichen Münsterlandes stetig weiter zu entwickeln“. Ein Großteil der (vgl. Abbildung 2). Nach den Städten Bocholt, Schlüsselprojekte, die das Entwicklungskon- Gronau und Borken ist Ahaus die viertgrößte zept 2001 und die 1. Fortschreibung 2010 im Stadt des Kreises Borken und nimmt die lan- Sinne dieser Zielsetzung formuliert, sind in den desplanerische Versorgungsfunktion eines Mittelzentrums ein. Ahaus besteht aus insge- vergangenen fast 20 Jahren umgesetzt wor- samt sechs Ortsteilen, aus den fünf ländlich den. Einzelne Projekte befinden sich noch in geprägten Ortsteilen Alstätte, Graes, Otten- der Umsetzung. Nachfolgend sind die Schlüs- stein, Wessum und Wüllen sowie aus der selprojekte des Entwicklungskonzeptes Innen- Kernstadt Ahaus. Gegenstand des Entwick- stadt Ahaus 2010 mit einer Kurzbeschreibung lungskonzeptes ist der zentrale Innenstadtbe- und ihrem Umsetzungsstatus aufgeführt (vgl. reich innerhalb der Kernstadt. auch Abbildung 3, Seite 13). Zum 31. Dezember 2019 lebten 39.755 01 Umgestaltung der Marktstraße (Fuß- Menschen mit Hauptwohnsitz in Ahaus, gängerzone): Die Mitte der 1970er Jahre als davon fast die Hälfte (rd. 47 %, 18.493 eine der ersten kraftfahrzeugfreien Einkaufs- Menschen) in der Kernstadt (Quelle: Jahres- straßen im westlichen Münsterland eingerich- statistik 2019 der Stadt Ahaus). tete Ahauser Fußgängerzone entsprach Ende Die nächstgelegenen Oberzentren sind der 1990er Jahre nicht mehr den Ansprüchen Enschede (rund 20 km) und Münster (rund an einer zeitgemäßen Gestaltung. Übliche 50 km). Die Autobahnabfahrten Legden Abnutzungserscheinungen, aber auch geän- und Heek der A31 (Bottrop - Emden) sind derte Ansprüche an Gestaltung und Ausstat- nur wenige Kilometer entfernt. Hierüber tung machten eine Umgestaltung erforder- ist die Ballungsregion Ruhrgebiet in einer lich, um die Innenstadt im Wettbewerb der Fahrtzeit von ca. 30 Minuten erreichbar. Mit Mittelzentren weiterhin zu positionieren. Die der DB-Anschlussstelle „Ahaus“ bestehen Grundzüge dieser Umgestaltung der Fuß- Nahverkehrsverbindungen mit der Regi- gängerzone basieren auf den Ergebnissen onalbahn 51 in regelmäßiger stündlicher des städtebaulichen Wettbewerbs „Entwick- Taktung Richtung Dortmund bzw. Enschede. lungskonzept Innenstadt Ahaus“, der im Jahr Neben einer Stadtbuslinie wird das Stadtge- 2000 ausgelobt und entschieden worden ist. biet zudem durch mehrere Regionalbuslinien Mit dem Ziel der nachhaltigen Stärkung der erschlossen und an umliegende Kommunen zentralen Lagen der Innenstadt als Haupt- angebunden. geschäftsbereich sowie der Belebung der
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung 11 Abbildung 2: Räumliche Einordnung der Stadt Ahaus in die Region Darstellung auf der Grundlage von OpenStreetMap
12 Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung zentralen Aufenthalts- und Begegnungsbe- wurde im Jahr 2019 eröffnet und fungiert seit- reichen der Stadt, wurde die Fußgängerzone her als wichtiger Magnet am südlichen Ende Marktstraße samt Marktplatz, Oldenkottplatz der Fußgängerzone, der die Anziehungskraft und Rathausplatz bis 2007 umfassend neu der Innenstadt erhöht und die Kaufkraftbin- gestaltet. Die Fußgängerzone wurde nach dung im Einzelhandel gestärkt hat. dem Wettbewerbsergebnis als urbaner Stadt- raum gestaltet. Ein steinerner roter Teppich in 03 Bau der Entlastungsstraße „Stadtwall“: der Mittelzone verbindet die Geschäftsberei- Um den zentralen Innenstadtbereich, insbe- che der Marktstraße mit denen in der Straße sondere die Wallstaße vom Durchgangsver- Markt östlich und westlich der Kirche St. Mariä kehr zu entlasten, wurde mit dem Stadtwall Himmelfahrt. Die Flächen entlang der Häu- in den vergangenen Jahren abschnittsweise serfassaden sind – den roten Teppich flankie- eine Entlastungsstraße errichtet. Die Maß- rend – mit hellen, sandstein-/beigefarbigen nahme ist wichtigste Voraussetzung für die Steinen gestaltet. Auf Baumpflanzungen und beabsichtigte Umgestaltung der Wallstraße. Beete wurde aufgrund der Enge der Straßen In folgenden drei Straßenabschnitten wurde verzichtet. Auf den Plätzen in der Fußgänger- der Stadtwall realisiert: zone konnte durch verschiedene Elemente, Der Straßenabschnitt zwischen Schloss- wie Begrünung, Stadtmobiliar und Wasser- straße und Wüllener Straße führt über den spiel, die Aufenthaltsqualität erhöht werden. nördlichen Abschnitt der Frauenstraße und Besonderer Bestandteil der Umgestaltung war ist bereits vorhanden. Der Straßenabschnitt ein einheitliches Lichtkonzept, das aus einer zwischen den Straßen Schlossstraße und Kombination verschiedener Lichtwirkungen Beckers Brink führt über das ehemalige die Fußgängerzone, Plätze und markante Gelände einer Gärtnerei und wurde im Jahr Gebäude in Abendstunden und bei Nacht in ein attraktives Licht wirft. 2017/2018 im Zuge des dort neu entwi- ckelten Wohn- und Dienstleistungsquartiers 02 Bauliche Arrondierung des Rathaus- fertiggestellt. Es ist eine neue Bebauung komplexes: Mit dem Ziel, den Rathausplatz mit einer Mischnutzung aus Wohnen und als Teil der Fußgängerzone nachhaltig zu bele- Dienstleistung entstanden, die die beste- ben sowie erkennbaren Trading-Down-Ansät- henden Gebäude zu einer geschlossenen zen im Umfeld des Rathausplatzes entgegen- Blockrandbebauung ergänzen. Die bauli- zuwirken, wurde der südliche Endpunkt der che Kante wertet den Straßenraum auf und Fußgängerzone bis 2019 durch eine bauliche schützt gleichzeitig vor Lärmbelastungen im Umstrukturierung des gesamten Rathauskom- Innenbereich. Der südliche Straßenabschnitt plexes umgestaltet und mit einer neuen Ein- zwischen den Straßen Beckers Brink und Zum zelhandelsnutzung versehen. Die Maßnahme Rotering befindet sich aktuell in der Umset- umfasst die Erweiterung des Rathauses, die zung. In drei bis vier Jahren soll auch das im Jahr 2015 fertiggestellt wurde, sowie die letzte Teilstück ausgebaut sein. Errichtung des Klein-Kaufhauses Berken auf dem Gelände des ehemaligen Rathauses II Mit dem Bau der innerstädtischen Entlas- (vormals Finanzamt Ahaus). Das Kaufhaus tungsstraße bieten sich für die Innenstadt
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung 13 01 Marktstraße (2007 fertiggestellt) 02 Rathauskomplex (2019 mit Eröffnung Berken fertiggestellt) 03 Stadtwall (Letzter Bauabschnitt in Umsetzung) 04 Wallstraße (Baubeginn nach Fertigstellung Stadtwall) 05 Kirmesplatz (noch offen) 06 Kulturquadrat (2017 mit Eröffnung der Stadthalle fertiggestellt) Abbildung 3: Schlüsselprojekte aus dem Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus 2010 Quelle: reicher haase associierte gmbh 2010
14 Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung von Ahaus neue Entwicklungsperspektiven 05 Entwicklung des Kirmesplatzgelän- sowohl in funktionaler als auch in gestalteri- des: Der Kirmesplatz wird jedes Jahr für scher Hinsicht. Insbesondere für den Bereich die namensgebende Kirmes und das Okto- der Wallstraße eröffnen sich umfassende berfest genutzt. Die verbleibende Zeit des Umgestaltungsmöglichkeiten, die diesen Jahres dient der Kirmesplatz als kostenloser Stadtraum aufwerten sollen. Parkplatz. In fußläufiger Entfernung zum Kul- turquadrat und zur Fußgängerzone bietet er 04 Umgestaltung der Wallstraße: „Die über 270 Pkw-Stellplätze und acht Wohn- Wallstraße nimmt einen hohen Anteil des mobilstellplätze. Das Entwicklungskonzept innerstädtischen Durchgangsverkehrs auf von 2001 beschrieb den Kirmesplatz als und ist in ihrer Funktion als zentrumsnaher Perpektivfläche für Funktionserweiterungen, Parkplatz an diesem zentralen Standort unter- insbesondere für Einrichtungen des Einzel- genutzt. Des Weiteren bildet die Parkfläche handels- und Dienstleistungssektors, die aus ein stark trennendes Element zwischen der Platzgründen nicht im Kernbereich der Ahau- Marktstraße als Hauptgeschäftsbereich und ser Innenstadt angesiedelt werden können. der Ergänzungslage. Diese Situation wider- Das Konzept sah die Bebauung des Kirmes- spricht den Vorstellungen, in diesem Bereich platzes mit gemischter Nutzung aus Wohnen innerstädtische Funktionen weiterzuentwi- und Einzelhandel als Maßnahme vor. Als ckeln.“ Diese Beschreibung der Wallstraße Voraussetzung für die Bebauung sollte für aus dem ursprünglichen Entwicklungskon- die jährlich stattfindende Kirmes ein alter- zept Innenstadt Ahaus trifft heute nach wie nativer Standort gefunden werden. Bereits vor zu. Fast abgeschlossen ist die Errichtung im Entwicklungskonzept 2010 wurde dies- des Stadtwalls als verkehrliche Entlastung der bezüglich formuliert, dass keine zentralen Wallstraße und damit als Chance, die Wall- Standortalternativen erkennbar sind und der straße als integralen Bestandteil des zentra- Kirmesplatz in seiner Funktion beibehalten len Geschäfts- und Kommunikationsbereichs wird. Diese Situation hat auch fast zehn Jahre umzugestalten. Das neue Gesicht der Wall- später Bestand. Die Bebauung des Kirmes- straße soll von einer grünen Stadtlandschaft platzgeländes wird im Rahmen der zweiten geprägt sein. Unterschiedliche Grünräume Fortschreibung des Entwicklungskonzeptes mit markanten Landschaftselementen sollen Innenstadt Ahaus daher kurz- bis mittelfristig hier einen vielfältig nutzbaren und vor allem nicht weiter verfolgt. grünen, weniger Pkw dominierten Raum entstehen lassen. Für das Schlüsselprojekt 06 Errichtung des Kulturquadrats: Die „Umgestaltung der Wallstraße“ wurde im Stadthalle als kultureller wie auch sozia- Jahr 2019 ein städtebaulich-freiraumplane- ler Veranstaltungs- und Begegnungsort war rischer Wettbewerb durchgeführt. Dieser ist bezüglich des Platzangebotes, der vorhan- mittlerweile entschieden und der Siegerent- denen Technik sowie unter energetischen wurf in der weiteren Konkretisierung. Gesichtspunkten nicht mehr zeitgemäß. Gleichzeitig stellte sich die Frage nach einem neuen Standort für die Stadtbücherei.
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung 15 Auf dem Grundstück der Bernsmannskamp- Mit der Städtebauförderung fördern Bund schule und der Stadthalle wurden mit der und Länder die zukunftsfähige, nachhaltige Errichtung des Kulturquadrats die vorhande- und moderne Entwicklung der Städte und nen kulturellen und kirchlichen Einrichtungen Gemeinden in Deutschland. Innerhalb ver- an einem zentralen Ort gebündelt und durch schiedener Programme der Städtebauför- neue Nutzungen ergänzt. Das Kulturquad- derung, die unterschiedliche räumliche und rat umfasst heute vier Einrichtungen in zwei inhaltliche Förderschwerpunkte verfolgen, Gebäudekomplexen: Volkshochschule und werden Kommunen bei der Vorbereitung Musikschule (Fertigstellung: 2011) sowie und Umsetzung von Stadtentwicklungsmaß- Stadthalle und Stadtbücherei (Fertigstellung: nahmen finanziell bezuschusst. 2017). Einen besonderen Stellenwert bei der In Nordrhein-Westfalen hat das zuständige Errichtung des Kulturquadrats hatte der öffent- Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau liche Raum, der die einzelnen Einrichtungen und Gleichstellung (MHKBG NRW) im März des Kulturzentrums untereinander sowie mit 2020 den aktuellen Programmaufruf zum den Einrichtungen der evangelischen Christus- STEP 2021 herausgegeben. Dieser geht mit gemeinde verbindet und einen zusammenhän- einigen Neuerungen einher. Die bisher sechs genden, attraktiven Raum erzeugt. Programmlinien der Städtebauförderung wurden zu folgenden drei Programmteilen 2.3 Fortschreibung 2020 gebündelt: „Lebendige Zentren“, „Sozia- Die Umgestaltung der Marktstraße ist auf der ler Zusammenhalt“ sowie „Wachstum und Grundlage des Entwicklungskonzeptes Innen- nachhaltige Erneuerung“. Zudem werden stadt Ahaus von 2001 mit Unterstützung von ab 2021 Maßnahmen des Klimaschutzes Städtebaufördermitteln realisiert worden. bzw. zur Anpassung an den Klimawandel, Im Rahmen des Landeswettbewerbs „Stadt insbesondere zur Verbesserung der grünen macht Platz – NRW macht Plätze“ wurde das Infrastruktur, verpflichtende Fördervoraus- Projekt im Jahr 2003 prämiert. Mit der ersten setzung für alle Gesamtmaßnahmen der Fortschreibung des Entwicklungskonzeptes Städtebauförderung. von 2010 wurde die Ahauser Innenstadt in Mit dem Programm „Lebendige Zentren – das Städtebauförderprogramm „Aktive Stadt- Erhalt und Entwicklung der Stadt- und Orts- und Ortsteilzentren“ aufgenommen. In der kerne“ werden insbesondere die Zielset- Folgezeit wurde die Errichtung des Kulturqua- zungen der bisherigen Programme „Aktive drats mit Städtebaufördermitteln unterstützt. Stadt- und Ortsteilzentren“ sowie „Städte Mit den öffentlichen Investitionen des Bundes baulicher Denkmalschutz“ gebündelt. Ziel und des Landes sowie der Stadt Ahaus konn- ist die Entwicklung der zentralen Stadt- und ten in den letzten Jahren zusätzliche private Orts(teil)kerne zu attraktiven und identitäts- Investitionen in der Ahauser Innenstadt ange- stiftenden Standorten für Wohnen, Arbeiten, stoßen werden, die Errichtung des Kaufhau- Wirtschaft und Kultur. Fördermittel können ses Berken (Arrondierung des Rathauskom- insbesondere eingesetzt werden plexes) ist nur ein Beispiel hierfür.
16 Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung >> für bauliche Maßnahmen zum Erhalt des Zur Fortführung des Stadterneuerungspro- baukulturellen Erbes, zur Aktivierung von zesses strebt die Stadt Ahaus an, in den Stadt- und Ortskernen, zur Anpassung an nächsten Jahren weitere bedeutende Teil- den innerstädtischen Strukturwandel, u.a. räume der Innenstadt in den Blick zu neh- bei zentralen Versorgungsbereichen, die men und diese im Sinne eines lebendigen durch Funktionsverluste, insbesondere ge- Zentrums weiterzuentwickeln. Im Fokus steht werblichen Leerstand, bedroht oder davon dabei der Bereich östlich der Marktstraße betroffen sind sowie zur Sicherung der Ver- (Fußgängerzone) mit dem Ahauser Schloss sorgungsstruktur im Sinne der Gewährleis- und Schlossgarten. Daneben gibt es weitere, tung der Daseinsvorsorge, in den früheren Entwicklungskonzepten bis- lang unberücksichtigte Bereiche mit städte- >> für die Sicherung und Sanierung erhal- baulichen Defiziten, wie die Königstraße, der tenswerter Gebäude, historischer Ensem- Teilabschnitt der Wüllener Straße zwischen bles oder sonstiger baulicher Anlagen Kulturquadrat und Fußgängerzone sowie der von geschichtlicher, künstlerischer oder Marienplatz. städtebaulicher Bedeutung sowie für die Modernisierung und Instandsetzung oder den Aus- und Umbau dieser Gebäude oder Ensembles, >> für den Erhalt und die Weiterentwicklung des innerstädtischen öffentlichen Raumes (u.a. Straßen, Wege, Plätze, Grünräume), >> für die Verbesserung der städtischen Mo- bilität einschließlich der Optimierung der Fußgängerfreundlichkeit und alternativer Mobilitätsformen zur besseren Vernet- zung von Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Erholung sowie Nahversorgung, >> für Quartiers- und Citymanagement bzw. Management der Zentrenentwicklung und für die Beteiligung von Nutzungsbe- rechtigten, von deren Beauftragten sowie von Immobilien- und Standortgemein- schaften.“ (Quelle: MHKBG NRW Städtebauförderung in NRW, Programmaufruf 2021)
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung 17 Abgrenzung des Planungsraums Geltungsbereich um den nord-östlichen Teil des zentralen Innenstadtbereichs erweitert (vgl. Im Jahr 2000 wurde zur Aufwertung des Abbildung 4). Die ursprüngliche Abgrenzung zentralen Innenstadtbereichs von Ahaus ein entlang der Königstraße wird Richtung Norden städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt. ausgeweitet und nimmt die nördlich der König- Auf der Grundlage des ersten Preises wurde straße gelegenen Grundstücke auf. Im Osten im Anschluss ein Entwicklungskonzept für die wird der Marienplatz sowie der Schlossgarten Innenstadt erstellt (2001). Im Jahr 2002 wurde mit den zentralen öffentlichen Wegeverbindun- der zentrale Innenstadtbereich erstmalig durch gen einbezogen. den Rat der Stadt Ahaus als Sanierungsge- biet festgelegt. Mit der Konzeptfortschreibung erfolgte die erste Änderung der Satzung im Jahr 2010, indem der Standort des Kulturzentrums in den Geltungsbereich des Sanierungsgebiets einbezogen wurde. Mit der zweiten Fortschrei- bung des Entwicklungskonzeptes wird der 2001 Ursprungskonzept 2010 erste Fortschreibung 2020 zweite Fortschreibung Abbildung 4: Abgrenzung des Planungsraums im Kontext des bestehenden Fördergebiets Innenstadt Darstellung auf der Grundlage der DGK Stadt Ahaus
18 Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung 3 Bestandssituation 3.1 Einzelhandel und Nahversorgung Zur Identifizierung von Handlungserforder- nissen und zur Ableitung von zielgerichte- Zur Sicherung einer flächendeckenden Nah- ten Maßnahmen erfolgt eine stadträumliche versorgung der Bevölkerung, zur Stärkung Analyse, die alle wesentlichen Themenfelder der Funktion und Attraktivität der Innenstadt der Innenstadtentwicklung berücksichtigt. als Handels- und Versorgungszentrum und Die Darstellung der Bestandssituation fußt zur Förderung einer städtebaulich verträg- auf Gutachten, Konzepten und Planungen lichen Einzelhandelsentwicklung verfügt die der Stadt Ahaus sowie auf einer ergänzen- Stadt Ahaus über ein gesamtstädtisches Ein- den, aktuellen Situationsbewertung vor Ort. zelhandelskonzept, das erstmalig 2006 vom Als wesentliche Informationsquellen der Rat der Stadt Ahaus beschlossen und 2016 Analyse dienten: fortgeschrieben bzw. aktualisiert wurde. >> das Entwicklungskonzept Innenstadt Ein solches Einzelhandelskonzept ist die Ahaus (2001) und die Fortschreibung Grundlage zur sachgerechten Steuerung des Konzeptes (2010) des Einzelhandels sowie zur Beurteilung und Abwägung von Einzelhandelsvorhaben. Im >> das Einzelhandelskonzept Stadt Ahaus Rahmen der Konzepterstellung wurde eine (2006, Fortschreibung 2016) Analyse der einzelhandelsrelevanten und >> das Grün- und Freiraumkonzept Stadt städtebaulichen Situation durchgeführt sowie Ahaus (2018) Stärken und Schwächen aufgezeigt. Darauf >> das Parkraumkonzept Ahauser Innen- aufbauend wurden Handlungsnotwendig- stadt (2018) keiten formuliert, die der Stadtverwaltung >> die Rahmenplanung zur Umgestaltung und Politik der Stadt Ahaus fortan als Bewer- der Wallstraße (2017) tungsgrundlage und Orientierungshilfe für >> die Rahmenplanung Innenstadt Nord- sachgerechte Grundsatzentscheidungen im Ost (2011) Zusammenhang mit einzelhandelsspezifi- schen Stadtentwicklungsfragen dienen. >> das Gestaltungshandbuch Innenstadt (2007) Zur Darstellung der Einzelhandels- und Nah- >> die Gestaltungssatzung Innenstadt versorgungssituation im Untersuchungsraum (2006) und der daraus abzuleitenden Ziele wird nachfolgend auf die zentralen Aussagen >> das Radverkehrskonzept Stadt Ahaus des Einzelhandelskonzeptes für die Ahauser (2020-laufend) Innenstadt zurückgegriffen (Quelle: Stadt Darüber hinaus sind die Einschätzungen der Ahaus / Junker und Kruse; Einzelhandels- Bürger/-innen, verschiedener Akteur/-innen konzept für die Stadt Ahaus 2016) und um und Vertreter/-innen der Stadtverwaltung aktuelle Entwicklungen ergänzt. und Politik in die Darstellung der Bestands- situation in den Themenfeldern eingeflossen.
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung 19 Schlossgarten K+K Center Rathaus Schloss Berken Marienplatz Sümmermannplatz P Oldenkottplatz P Markt P St. Marien Kirche P Rathausplatz P Kulturquadrat Abbildung 5: Übersichtskarte des Untersuchungsraums Darstellung auf der Grundlage der ALK Stadt Ahaus
20 Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung Die Ahauser Innenstadt präsentiert sich mit das Angebot durch den Wochenmarkt, der ihren kompakten städtebaulichen Strukturen zweimal wöchentlich auf dem Marktplatz und ihrer multifunktionalen Nutzungsmi- stattfindet. schung aus Einzelhandel, öffentlichen und Hinsichtlich des Einzelhandelsangebotes sind privaten Dienstleistungseinrichtungen sowie in der Innenstadt alle Warengruppen vertreten Kultur- / Gastronomieangeboten grund- mit Angebotskonzentrationen in den Waren- sätzlich als attraktiver und funktionsfähiger gruppen des mittelfristigen Bedarfs, insbeson- Standort. Der hier ansässige Einzelhandel dere in den Sortimenten der Warengruppe dient nicht nur der Versorgung der Ahauser Bekleidung und Schuhe / Lederwaren, aber Bevölkerung, sondern v.a. im Bereich des auch Nahrungs- und Genussmitteln. Eine mittelfristigen Bedarfs auch der angrenzen- Angebotslücke besteht aus Sicht der Ahauser den Kommunen des mittelzentralen Verflech- Jugendlichen im Bereich junge Mode. tungsbereichs. Er nimmt deshalb mit seinen Nutzungsstrukturen eine herausragende Im Jahr 2016 verzeichnete die Innenstadt 90 Stellung als Frequenzbringer ein, der für die Einzelhandelsbetriebe und rund 18.310 m² notwendige Lebendigkeit und Urbanität bzw. Verkaufsfläche. Das vorhandene Angebot Attraktivität des Zentrums sorgt. umfasste damit rund 33 % der Betriebe bzw. rund 18 % des gesamtstädtischen Verkaufs- Die Haupteinkaufslage erstreckt sich vom flächenangebots in Ahaus. Diese Kennwerte Rathausplatz im Süden entlang der Fuß- spiegeln zum einen die kleinteilige Ange- gängerzone Marktstraße bis zum Markt im botsstruktur des Standortes Innenstadt Ahaus Norden. Der Markt mit der Kirche bildet die wider. Zum anderen aber, dass der Verkaufs- historische und kulturelle Mitte der Innen- flächenanteil der Innenstadt am gesamtstäd- stadt. Auch hier befinden sich mehrere klein- tischen Einzelhandelsangebot auf einem flächige Einzelhandelsbetriebe. Nebenlagen vergleichsweise niedrigen Niveau liegt. In stellen die Wallstraße, die Königstraße und vergleichbaren Mittelstädten werden im Bahnhofstraße dar. Schnitt Innenstadtanteile (Verkaufsfläche) um Das Einzelhandelsangebot ist wie für Innen- 20 bis 25 % erreicht. stadtlagen dieser Stadtgrößen typisch, über- Dies resultiert aus dem hohen relativen wiegend kleinteilig strukturiert. Die größten Anteil der Sonderstandorte und weiterer Magnetbetriebe sind der Verbrauchermarkt städtebaulich nicht integrierter Lagen am K+K, das Modehaus Steingrube Mode und gesamtstädtischen Einzelhandelsangebot, seit 2019 das Kleinkaufhaus Berken. Ein wei- d. h. dass eine beachtliche Anzahl innenstadt- terer inhabergeführter Magnetbetrieb, das relevanter Einzelhandelsangebote an Stand- Modehaus Haverkamp, hat Ende 2020 aus orten außerhalb des zentralen Innenstadt- Altersgründen geschlossen. bereichs liegen, z. B. Intersport und Mega Neben inhabergeführten Fachgeschäften, die Company am Adenauerring, Deichmann, ein besonderes Qualitätsmerkmal der Ahau- Takko, Tedi und KiK an der Coesfelder Straße ser Innenstadt darstellen, sind auch mehrere sowie Kinderland an der Industriestraße. Filialunternehmen vorhanden. Ergänzt wird
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung 21 Oldenkottplatz Marktstraße - Fußgängerzone Kaufhaus Berken Impressionen aus der Ahauser Innenstadt zum Themenfeld „Einzelhandel und Nahversorgung“ Fotos: plan-lokal und dtp Das Einzelhandelskonzept aus dem Jahr 2016 >> Sicherung der Grundversorgung für trifft mit Blick auf die zukünftige Einzelhan- die in der Innenstadt sowie im näheren delsentwicklung im zentralen Versorgungsbe- Umfeld lebende Bevölkerung durch Erhalt reich „Innenstadt“ folgende Empfehlungen: und Weiterentwicklung nahversorgungs- relevanter Angebote in der Innenstadt. >> Erhalt, Ausbau und nachhaltige Siche- rung einer attraktiven Versorgungs- >> Weitere Steigerung der Attraktivität struktur und -qualität in der Ahauser und Aufenthaltsqualität der Innenstadt, Innenstadt mit Fokus auf dem zentralen beispielsweise durch Sicherung der kom- Versorgungsbereich „Innenstadt“. pakten und vernetzten städte baulichen Grundstruktur, attraktive Angebotsformen >> Arrondierung des Angebotsspektrums an neuralgischen Punkten der Innenstadt und Attraktivitätssteigerung der Innen- sowie ggf. weitere gestalterische Verbes- stadt, insbesondere durch zielgerichtete, serungen auch in Kombination mit gast- branchenspezifische (auch qualitative) ronomischen Nutzungen. Weiterentwicklungen mit Schwerpunkt in zentrenrelevanten Sortimenten. Seit 2016 konnten bereits qualitative und >> Sicherung und Ausbau der attraktiven funktionale Verbesserungen des einzelhan- und multifunktionalen Angebotsmi- delsrelevanten Angebotes in der Ahauser schung auch mit ergänzenden Dienst- Innenstadt durch die Errichtung des Kaufhau- leistungs- und Gastronomieangeboten ses Berken erreicht werden. Dieses ergänzt sowie öffentlichen und kulturellen Ein- das Angebotsspektrum durch innenstadtre- richtungen. levante Leitbranchen und stellt im südlichen
22 Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung Eingangsbereich der Innenstadt einen wichti- 3.2 Einwohnerentwicklung gen Magnetbetrieb dar. und Wohnen Der Standort des heutigen Kaufhauses Die Einwohnerentwicklung beeinflusst ver- wurde im Einzelhandelskonzept 2006 und schiedenste Bereiche des kommunalen im Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus Lebens. Einfluss auf die Einwohnerentwick- 2010 als eine von drei Perspektivflächen lung nehmen vor allem gesamtgesellschaft- für zukünftige Einzelhandelsentwicklungen liche Veränderungen. Der demographische in der Innenstadt Ahaus ausgemacht. Zwei Wandel, der mit dem viel zitierten Ausdruck weitere potenzielle Entwicklungsflächen sind „wir werden weniger, älter und bunter“ die Wallstraße, die bereits als Ergänzungs- beschrieben wird, spielt hier eine bedeu- bereich des Hauptgeschäftszentrums fungiert tende Rolle. Die Veränderungen in der Zahl und der Kirmesplatz. Aus heutiger Sicht unter und Zusammensetzung der Bevölkerung Berücksichtigung der Ziele des Einzelhan- gehen gerade auf Ebene der Kommunen mit delskonzeptes 2016 sowie einer fehlenden besonderen Herausforderungen einher, etwa Standortalternative für die Kirmes, wird die im Bereich der Infrastrukturausstattung, der handelsseitige Nutzung des Kirmesplatzes Nahversorgungssituation, der Nachfrage nicht mehr verfolgt, obgleich die Fläche wei- nach Wohnraum, des Arbeitskräftepotenzi- terhin als Potenzial gesehen wird, da sie eine als, des Freizeitverhaltens und auch des sozi- der letzten bebaubaren größeren Freiflächen alen Gefüges. im Innenstadtbereich ist. Die Entwicklungen treten in den Regionen und Kommunen räumlich differenziert auf, häufig beeinflusst durch die wirtschaftliche Situation. Die unterschiedlich starken Ausprä- gungen täuschen jedoch nicht darüber hin- weg, dass auch in bis heute starken Wachs- tumsregionen wie dem Münsterland konkrete Auswirkungen bereits spürbar werden. Einwohnerentwicklung Die Stadt Ahaus in ihren heutigen Gren- zen hatte 1975 insgesamt 27.126 Einwoh- ner. Heute sind es 39.755 Einwohner (+ rd. 32%). Ahaus verzeichnete eine lange Phase des kontinuierlichen Bevölkerungs- wachstums. In den Jahren 2016 und 2017 ging die Bevölkerungszahl erstmals leicht zurück. In den beiden Folgejahren 2018 und 2019 konnte die Stadt Ahaus jedoch wieder ein Plus verzeichnen (Quelle: Stadt Ahaus,
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung 23 5,0 4,0 Veränderung der Bevölkerungszahl zum Vorjahr in % 3,0 2,0 1,0 Ahaus (Gesamtstadt) 0,0 Ahaus (Ortsteil) -1,0 -2,0 -3,0 -4,0 -5,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Abbildung 6: Veränderung der Bevölkerungszahl zum Vorjahr in Prozent im Vergleich Gesamtstadt zu Ortsteil Quelle: Stadt Ahaus, Jahresstatistik 2009 - 2018 Jahresstatistik, vgl. Abbildung 6). Auffällig Bei Betrachtung der natürlichen Einwohner- hierbei ist, dass die Entwicklung der Einwoh- entwicklung und der Wanderungsbewegun- nerzahl in der Kernstadt seit 2016 negativ gen in der Stadt Ahaus in den vergangenen ist, während die Gesamtstadt Ahaus in den knapp zehn Jahren wird Folgendes deutlich: letzten beiden Jahren wieder ein leichtes Die natürliche Einwohnerentwicklung ist von Wachstum verzeichnet hat, wofür also ein- einer schwankenden, in der Mehrheit der letz- zelne Ortsteile außerhalb der Kernstadt ver- ten zehn Jahre jedoch positiven Bilanz gekenn- antwortlich sind. Die Entwicklung dieser Zah- zeichnet, d.h. dass in Ahaus die Anzahl der len steht in einem engen Zusammenhang mit Geburten nach wie vor die Anzahl der Ster- der Ausweisung und Entwicklung von neuen befälle leicht übersteigt. Und vor allem der Wohnbauflächen. positive Wanderungssaldo hat lange Zeit zum Wachstum beigetragen. Die stagnierende Von besonderem Interesse bezüglich der bzw. in den Jahren 2016 und 2017 rückläu- Einwohnerentwicklung ist das Verhältnis von fige Einwohnerentwicklung lag jedoch in einer natürlicher zu wanderungsbedingter Entwick- negativen Wanderungsbilanz begründet, bei lung. Dies sind die zwei wesentlichen Grö- der die Zahl der Fortzüge höher war als die ßen, von der die Einwohnerzahl bestimmt der Zuzüge. Der leichte Geburtenüberschuss wird: von der natürlichen Bevölkerungsent- konnte das negative Wanderungssaldo nicht wicklung, die sich aus dem Saldo der Gebur- kompensieren, sodass der Gesamtsaldo in ten und Sterbefälle ergibt und der wande- diesen Jahren im negativen Bereich lag. Auf- rungsbedingten Entwicklung, bestehend aus fällig ist, dass die Kernstadt Ahaus die deut- dem Saldo der Zu- und Fortzüge. lichsten Wanderungsverluste verzeichnet.
24 Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung Prognose der Einwohner- bis zum Jahr 2030 auf 37.998 Einwohner entwicklung zurückgeht. Bis 2040 soll dann mit einer Wichtige Grundlage für die Ausrichtung der Gesamtbevölkerung von nur noch 36.359 Stadtentwicklung ist die Einschätzung der Einwohnern, sogar die Marke von 37.000 zukünftigen Bevölkerungsentwicklung. Eine Einwohnern unterschritten werden Quelle: Bevölkerungsprognose zeigt, wie sich die IT.NRW, 2020: Gemeindemodellrechnung. Bevölkerungszahl und der Altersaufbau unter Basis, 2018 bis 2040 nach Altersjahren und bestimmten Annahmen (Geburtenhäufigkeit, Geschlecht, kreisangehörige Gemeinden). Sterblichkeit und Wanderungen) verändern. Entwicklung der Altersstruktur Einer Prognose liegt das Wenn-dann-Prinzip zugrunde, das heißt nur wenn alle Annah- Neben der Entwicklung der Einwohnerzahl men eintreten, entwickelt sich die Bevölke- wird die Struktur der Bevölkerung entschei- rung wie errechnet. Da nicht alle zukünftigen dend durch die Ausprägung der Altersklas- Entwicklungen aus der bisherigen Entwick- sen bestimmt. Von 2009 bis 2018 hat sich lung ableitbar oder vorhersehbar sind, kann das Durchschnittsalter in der Stadt Ahaus von die Bevölkerungsprognose nur einen Orien- ursprünglich 38,3, um etwa 4,1, auf 42,4 tierungsrahmen für das kommunale Handeln Lebensjahre erhöht (siehe Abbildung 6). Die bilden. Modellrechnungen des IT.NRW gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung fortsetzen Die Modellrechnungen des IT.NRW gehen wird und prognostiziert eine Erhöhung des davon aus, dass Ahaus langfristig schrump- Medianalters auf etwa 47 (2030) bzw. 48,6 fen wird. Es wird prognostiziert, dass ausge- (2040) Lebensjahre. hend vom Basisjahr 2018 die Bevölkerung Lebensjahre 44 Borken (Kreis) Ahaus (Ortsteil) Ahaus (Gesamtstadt) 42 Medianalter der Einwohner 40 Graes 38 36 34 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Entwicklung des Durchschnittsalters Abbildung 7: Entwicklung des Durchschnittsalters im Vergleich Kreis Borken, Stadt Ahaus und Ortsteile Quelle: Stadt Ahaus, Jahresstatistik 2009 - 2018
Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung 25 Resümee der Bedarf – zumindest einzelner Gruppen – nicht allein im Bestand bedient werden kann. Die bisherige Entwicklung der Einwohnerzahl ist Ausdruck der guten wirtschaftlichen Lage Für die Stadt Ahaus wurde im Rahmen der und der attraktiven Standortbedingungen „Wohnraumoffensive Münsterland“ eine der Stadt Ahaus als Wohnstandort. Der Wett- Kurzstudie zur Wohnungsmarktsituation bewerb um Einwohner mit anderen Kommu- erstellt. Neben einer Analyse der bisherigen nen im Umland, insbesondere mit größeren Entwicklung enthält die Studie Szenarien zur Städten wächst jedoch. Aus den vorherigen künftigen Entwicklung in der Stadt Ahaus, die Ausführungen lässt sich für Ahaus bzw. die in erster Linie zur Diskussion über die zukünf- Kernstadt festhalten, dass sie Bevölkerung tig gewünschte Entwicklung anregen sollen. in Zukunft langsamer und weniger wachsen Die Studie kommt im Jahr 2019 zu folgen- wird und ab einem Zeitpunkt schrumpfen den zentralen Ergebnissen (Quelle: Wohn- wird. Zudem ist es nicht unwahrscheinlich, Bau Unternehmensgruppe / Pestel Institut für dass sich ohne Gegensteuern die in den letz- Systemforschung e. V., Kommunalprofil Stadt ten Jahren abzeichnenden negativen Wan- Ahaus 2019): derungssalden fortsetzen werden. Die Ahau- >> Generell gilt, je besser das Arbeitsange- ser Bevölkerung wird älter, dies zeichnet sich bot in Ahaus, umso höher sind die Chan- bereits jetzt ab und wird auch zukünftig prog- cen auf Zuwanderungen aus anderen Re- nostiziert, wobei die Möglichkeit des Verblei- gionen und umgekehrt. bens in der Heimatstadt bzw. der Rückkehr von jungen Menschen im Alter der Famili- >> Angesichts der hohen wirtschaftlichen engründung besonderes Potenzial ist, der Dynamik in der Stadt Ahaus wird das durchschnittlichen Alterung der Bevölkerung Wohnungsangebot (Quantität und Preis) entgegenzuwirken. zunehmend zum limitierenden Faktor der Zuzüge. Wohnen >> Der Wohnungsmarkt in der Stadt Ahaus Die Bereitstellung von nachfragegerechtem weist ein leichtes Defizit auf. Die sich ver- Wohnraum ist daher ein wichtiger Eckpfei- schärfende Wohnungsknappheit zeigt, ler für eine Stadt oder Gemeinde zur Steu- dass in der Stadt in den vergangenen erung der Einwohnerentwicklung. Dabei Jahren zu wenige Wohnungen gebaut geht es sowohl um die Qualifizierung des wurden. vorhandenen Wohnraums im Zuge der >> Trotz der wachsenden Bedeutung des Ge- Bestandsentwicklung als auch um die Ergän- schosswohnungsbaus in einer alternden zung zielgruppenorientierter Wohnangebote. Gesellschaft hat auch der Neubau von Neubauflächen sind vor diesem Hintergrund Ein- und Zweifamilienhäusern angesichts nicht nur in wachsenden Kommunen mit der Wertschätzung dieser Gebäudeart Nachfrageüberhängen, sondern auch in sta- seitens der Bevölkerung seinen Platz bei gnierenden und gar schrumpfenden Städten den künftigen Neubauaktivitäten in der und Gemeinden nach wie vor ein Thema, da Stadt Ahaus.
26 Entwicklungskonzept Innenstadt Ahaus – Zweite Fortschreibung >> Es besteht ein ungedeckter Bedarf an 3.3 Städtebau und Stadtbild kleinen, barrierearmen Wohnungen und Die beiden Vorgänger des Entwicklungskon- an Mietwohnungen im unteren Preisseg- zeptes Innenstadt Ahaus basieren auf einer ment. Die Verfügbarkeit von Wohnungen umfassenden Analyse der städtebaulich- für Haushalte, die sich nicht selbst am räumlichen Struktur des Innenstadtgebietes. Markt versorgen können, wird somit ein Durch einen Vergleich der historischen und wichtiges Thema in der Stadt Ahaus blei- aktuellen Raumstruktur, eine Analyse der jün- ben. geren Stadtentwicklung sowie eine Analyse Die für die Gesamtstadt skizzierten Pers des heutigen Erscheinungsbildes der Innen- pektiven der Wohnraumentwicklung in Ahaus stadt wurde die städtebauliche Entwicklung sind vor allem auch für die zukünftige Ent- der Innenstadt nachvollzogen sowie die wicklung des zentralen Innenstadtbereichs besonderen Qualitäten und vorhandenen relevant. Die dort vorherrschende Wohn- Mängel der Innenstadt aus städtebaulicher nutzung in den Obergeschossen, während Sicht erhoben. Die ausführlichen Ergebnisse die Erdgeschosse überwiegend gewerblich werden nachfolgend nicht in Gänze wie- genutzt werden, ist mit entsprechenden Vor- derholt, sondern die wichtigsten Aussagen und Nachteilen verbunden. So ist es nach- aufgegriffen und um aktuelle Entwicklungen vollziehbar, dass gerade junge Familien mit ergänzt. Kindern oft eine Stadtrandlage in Neubau- gebieten bevorzugen und die Stadt Ahaus Städtebauliches Erscheinungsbild der Innenstadt auf diese Nachfrage reagiert. Zu den besonders charakteristischen und In den vergangenen Jahren hat die Stadt stadtbildprägenden Eigenschaften der Ahau- Ahaus jedoch auch verstärkt Projekte zur ser Innenstadt zählen: Förderung des innenstadtnahen Wohnens angestoßen und umgesetzt, darunter die Ent- >> Der innerstädtische Grundriss ist auf klei- wicklung des Jutequartiers, die im Zusam- nen Parzellen aufgebaut. Die Breiten menhang mit dem Stadtwall entstandenen der Parzellen sind über die Fassaden nach Wohn- und Geschäftsbauten sowie weitere außen ablesbar und sind entscheidend Einzelobjekte, die anstelle von Baulücken für die kleinteilige Wirkung des Gebäu- oder sanierungsfälligen Gebäuden entstan- deensembles. Bereichernde Ausnahmen den sind. Neben diesen mittel- bis hochprei- innerhalb dieser kleinräumigen Struktur sigen Segmenten bleibt allerdings ein Bedarf bilden stadträumlich prägnante Ge- an preisgünstigen bis öffentlich geförderten bäude wie Rathaus, Kirche und Schloss, Wohnraum. die in ihrer Sonderstellung betont werden. Aus heutiger Perspektive besteht kein akuter >> Die vorherrschende Bauweise ist die ge- planerischer Handlungsbedarf im Bereich schlossene Bauweise. Die Gebäude des innerstädtischen Wohnens. Wohnungs- stehen auf der Grundstücksgrenze und leerstände sind kaum zu verzeichnen. markieren die Trennung vom öffentlichen
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