Erhöhte Blutfettwerte - Schweizerische Herzstiftung

 
WEITER LESEN
Erhöhte Blutfettwerte - Schweizerische Herzstiftung
Schweizerische
                               Herzstiftung
                       Aktiv gegen Herzkrankheiten und Hirnschlag

Erhöhte Blutfettwerte

Patienteninformation
Erhöhte Blutfettwerte - Schweizerische Herzstiftung
Einleitung
Ihr Arzt hat bei Ihnen zu hohe Blutfettwerte festgestellt. Viel-
leicht sind Sie darüber erstaunt, weil Sie keine körperlichen Anzei-
chen bemerkt haben, und möglicherweise hat Sie diese Diagnose
deshalb auch nicht sonderlich beeindruckt. Tatsächlich verursa-
chen erhöhte bzw. ungünstige Blutfettwerte in der Regel direkt
keine Beschwerden. Dennoch sind sie gefährlich. Zahlreiche
grosse Studien zeigen, dass ein erhöhter Cholesterinwert (zusam-
men mit Rauchen, Bluthochdruck und erhöhtem Blutzucker) ein
wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten ist. Zu viel
Cholesterin im Blut begünstigt die Arteriosklerose und ist mitver-
antwortlich für die Entstehung eines Herzinfarkts, eines Hirn-
schlags oder den Verschluss der Beinarterien.
     Viele Menschen sind in einer ähnlichen Lage wie Sie, denn in
der Schweiz hat fast jede dritte Person ungünstige Blutfettwerte.
Es lohnt sich für die Betroffenen, mit einer Änderung des Lebens-
stils einen Beitrag zu leisten, diese Werte positiv zu beeinflussen.
Dazu gehören der Verzicht aufs Rauchen, eine Umstellung der
Ernährung, regelmässige körperliche Aktivität und der Abbau
von Übergewicht. Bei manchen Personen ist auch die Einnahme
cholesterinsenkender Medikamente angezeigt. Mit diesen Mass-
nahmen lässt sich das Erkrankungsrisiko deutlich reduzieren.
Diese Broschüre informiert Sie über das Problem der ungüns-
tigen Blutfettwerte. Sie erfahren, welche Arten von Blutfetten es
gibt, welche für Herz und Kreislauf gut und welche schlecht sind,
und was Sie bei ungünstigen Blutfettwerten selbst tun können.
Änderungen des Lebensstils und die medikamentöse Behandlung
werden erklärt und die häufigsten Fragen zum Thema Blutfette
beantwortet.

Die verwendeten männlichen Begriffe stehen stellvertretend auch für die weibliche Form.

2
Erhöhte Blutfettwerte - Schweizerische Herzstiftung
Was sind Blutfette?
Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz. Es erfüllt im Körper
zahlreiche Funktionen, zum Beispiel als Bestandteil der Zellwände
oder als Ausgangssubstanz für die Produktion verschiedener Hor-
mone. Ausserdem werden die verdauungsfördernden Gallensäu-
ren aus Cholesterin hergestellt.
    Bei einer Bestimmung der Blutfette im Blut werden das so
genannte Gesamtcholesterin sowie das LDL-Cholesterin, HDL-
Cholesterin und die Triglyzeride gemessen. Normalerweise, zum
Beispiel bei gesunden Kindern oder bei vielen Angehörigen von
Naturvölkern, liegt die Konzentration des Gesamtcholesterins im
Blut unter 4 mmol/l. In den Industrienationen – auch in der
Schweiz – haben viele Menschen aber einen höheren Cholesterin-
wert. Dies liegt am modernen Lebensstil mit unausgewogener
Ernährung, wenig Bewegung, Übergewicht etc. Hohe Choleste-
rinwerte sind ein Grund dafür, dass in Industrienationen Herz-
Kreislauf-Krankheiten deutlich gehäuft vorkommen.

Was bedeutet «gutes» oder «schlechtes» Cholesterin?
Blutfette sind nicht im Blut löslich. Deshalb werden sie zum Trans-
port im Blut an Eiweisse gebunden. Diese Fett-Eiweissverbindun-
gen heissen Lipoproteine (Abbildung 1). Es gibt verschiedene
Lipoproteine, die das Arteriosklerose-Risiko auf unterschiedliche
Weise beeinflussen.

Lipoproteine niedriger Dichte («Low Density Lipoproteins», LDL) sind
die wichtigsten Lipoproteine. Sie fördern die Entstehung der Arterio-
sklerose (siehe Seite 6) und werden deshalb auch «schlechtes» Choles-
terin genannt. LDL sind hauptsächlich mit Cholesterin beladen, das in
den Körperzellen zur Herstellung von Zellwänden und Hormonen ver-
wendet wird. In den Leberzellen werden LDL abgebaut.

                                                                    3
Erhöhte Blutfettwerte - Schweizerische Herzstiftung
freies Cholesterin                                            Apoprotein

    Phospholipide

    Cholesterin-Ester                                                        Triglyzeride

Abbildung 1: Zusammensetzung eines Lipoproteins
Lipoproteine transportieren die nicht wasserlöslichen Fettstoffe im Blut zu den verschie-
denen Organen. Der Kern der Lipoproteine enthält Triglyzeride und Cholesterin-Ester.
Die äussere Schale besteht aus Phospholipiden und Apoproteinen.

Bei gestörter Aufnahme in die Leber steigt die Konzentration der
LDL im Blut an. Das überschüssige LDL-Cholesterin lagert sich in
den Wänden der Arterien (Blutgefässe) ab und führt so zur Arte-
riosklerose. Ein zu hoher LDL-Cholesterinwert ist daher schlecht
für Herz und Gefässe.

Lipoproteine hoher Dichte («High Density Lipoproteins», HDL)
haben Eigenschaften, die vor Arteriosklerose schützen. Deshalb
werden sie auch «gutes» Cholesterin genannt. HDL sammeln im
Körper überschüssiges Cholesterin ein – vor allem solches, das
bereits in die Arterienwände eingelagert wurde – und befördern
es zur Leber. Dort wird es abgebaut und mit der Galle ausgeschie-
den. Ein tiefer HDL-Gehalt im Blut ist also schlecht für Herz und
Gefässe.

4
Erhöhte Blutfettwerte - Schweizerische Herzstiftung
Lipoproteine sehr niedriger Dichte («Very Low Density Lipopro-
teins», VLDL) transportieren vor allem Neutralfette, so genannte
Triglyzeride. Diese werden in den Fettzellen als Energiespeicher
gelagert oder in den Muskelzellen für die Energiegewinnung
genutzt. Aus den «geschrumpften» VLDL entstehen später schäd-
liche LDL. Weil für die Verarbeitung der VLDL Bestandteile des
«guten» HDL verbraucht werden, sinkt deren Wert im Blut. Hohe
Triglyzeridwerte sind daher schlecht für Herz und Gefässe.

Wie verursachen erhöhte Blutfettwerte Arteriosklerose?
Arteriosklerose führt zur Verengung oder sogar zum Verschluss
von Arterien mit den entsprechenden Folgen, zum Beispiel Herz-
infarkt oder Hirnschlag. Dieser Prozess, umgangssprachlich oft
auch «Arterienverkalkung» genannt, beginnt damit, dass LDL-
Cholesterin in die Innenschicht der Arterie eingelagert wird (Fett-
streifen) (Abbildung 2a). Grosse Fresszellen (Makrophagen)
nehmen das Cholesterin auf und es entstehen grosse, schaumig
aufgeblähte Zellen (Schaumzellen). Dazu kommen glatte Muskel-
zellen und Bindegewebszellen mit ihren Fasern. Um die eingela-
gerten Fettstoffe formiert sich eine Art «Kissen», so genannte
Plaques, die in den Blutstrom hineinragen und den Blutfluss
behindern (Abbildung 2b).
    Gefährlich wird es, wenn eine solche Plaque aufbricht. Es
bildet sich rasch ein Blutgerinnsel (Thrombus), das die Arterie ver-
schliesst. Geschieht dies in einer Herzkranzarterie, ist ein Herzin-
farkt die Folge, da der Herzmuskel in diesem Bereich nicht mehr
durchblutet wird. Entsteht ein Thrombus in einer Arterie, die das
Gehirn mit Blut versorgt, kommt es zum Hirnschlag, weil die Blut-
versorgung im entsprechenden Teil des Gehirns plötzlich unter-
brochen wird. Verschliesst sich eine Beinarterie, droht das Abster-
ben der Gliedmasse (Abbildung 2b).

                                                                   5
Erhöhte Blutfettwerte - Schweizerische Herzstiftung
Endothel
                                                                                      Glatte
                                                                                      Muskel-
                                                                                      zellen

Normale Arterie
Die normale Arterie wird von einem einschichtigen Teppich von Zellen ausgekleidet
(Endothel), der direkt über der Muskelschicht liegt.

                                                                                   Fresszellen

                                                                                          LDL-
                                                                                       Partikel

                                                                                     Endothel

                                                                                    Glatte
                                                                                    Muskel-
                                                                                    zellen

Beginn der Arteriosklerose
Der Beginn der Arteriosklerose äussert sich in Fettstreifen. Sie sind durch Einlagerung
von oxidiertem LDL und grossen Fresszellen (Makrophagen) unter dem Endothel
gekennzeichnet.

Abbildung 2a: Normale Arterie und Beginn der Arteriosklerose

6
Erhöhte Blutfettwerte - Schweizerische Herzstiftung
Fresszellen
                                                                                   Blut-
                                                                                   plättchen
                                                                                         LDL-
                                                                                      Partikel

                                                                                  Endothel
                                                                                     Schaum-
                                                                                        zelle
                                                                                     Glatte
                                                                                     Muskel-
                                                                                     zellen
Verengte Arterie (Stenose)
Durch die starke Ansammlung von Cholesterin in den Fresszellen blähen sich diese schaumig
auf und verwandeln sich in Schaumzellen. Zu diesen Schaumzellen stossen nun glatte Mus-
kelzellen und Bindegewebszellen und bilden ein Kissen (Plaque), das die Arterie verengt.

                                                                                    Thrombus
                                                                                          mit
                                                                                  Fibrinfäden
                                                                                         Blut-
                                                                                    plättchen
                                                                                         LDL-
                                                                                      Partikel
                                                                                     Schaum-
                                                                                     zelle

                                                                                     Glatte
                                                                                     Muskel-
                                                                                     zellen
Aufgebrochene Plaque mit Blutgerinnsel (Thrombus)
Bricht ein solches Kissen (Plaque) auf, wird die Blutgerinnung aktiviert. Blutplättchen und
Fibrinfäden lagern sich an der Bruchstelle ab und bilden ein Blutgerinnsel (Thrombus), das
die Arterie vollständig verschliessen kann. Je nach Ort des Geschehens sind die Folgen ein
Herzinfarkt, ein Hirnschlag oder ein Verschluss einer Beinarterie.

Abbildung 2b: Verengte Arterie und aufgebrochene Plaque mit Blutgerinnsel
(Thrombus)

                                                                                               7
Erhöhte Blutfettwerte - Schweizerische Herzstiftung
Erhöhte Blutfettwerte wirken über viele Jahre als «Treibstoff» für
die Verengung der Arterien. Besonders bedrohlich ist die Situa-
tion, wenn die Werte des schädlichen LDL-Cholesterins zu hoch
und die Werte des HDL-Cholesterins zu niedrig sind. Dies ist oft
bei Patienten der Fall, die bereits unter Symptomen der Arterio-
sklerose leiden (zum Beispiel Angina pectoris, Herzinfarkt oder
Hirnschlag).
    Zusätzlich zu den erhöhten Blutfettwerten gibt es noch eine
ganze Reihe weiterer Risikofaktoren für die Entstehung der Arte-
riosklerose (Tabelle 1). Je mehr Risikofaktoren vorhanden sind,
desto grösser ist das Arteriosklerose-Risiko. Die Erkrankungs-
gefahr lässt sich nur wirksam senken, wenn möglichst viele beein-
flussbare Risikofaktoren vermindert oder sogar ausgeschaltet
werden. Aus diesem Grund ist ein ganzheitlicher Ansatz mit Fokus
auf regelmässige Bewegung, gesunde und ausgewogene Ernäh-
rung, Gewichtsreduktion bei Übergewicht, Rauchstopp und Kon-
trolle von Blutdruck, Blutzucker und LDL-Cholesterin die Basis
jeder erfolgsversprechenden Prävention.

Tabelle 1: Weitere Risikofaktoren für Arteriosklerose
 Beeinflussbare          • Rauchen
 Risikofaktoren          • Bewegungsmangel
                         • Übergewicht
                         • Bluthochdruck
                         • Diabetes mellitus
                         • Stress
                         • Metabolisches Syndrom: Kombina-
                            tion von Übergewicht, Bluthoch-
                            druck, ungünstigen Blutfett- und
                            erhöhten Blutzuckerwerten

8
Erhöhte Blutfettwerte - Schweizerische Herzstiftung
Nicht beeinflussbare     • Männliches Geschlecht
Risikofaktoren           • Alter: Frauen nach den Wechsel-
                           jahren, Männer ab 45 Jahren
                         • Erbliche oder familiäre Belastung für
                           arteriosklerotische Erkrankungen:
                           Herzinfarkt oder Hirnschlag bei Ver-
                           wandten ersten Grades (Vater oder
                           Bruder unter 55 Jahren, Mutter oder
                           Schwester unter 65 Jahren)

Wie viel Cholesterin ist zu viel?
Ab welchem Wert das LDL-Cholesterin ein ernstzunehmendes
Risiko darstellt, hängt nicht alleine von der LDL-Konzentration ab,
sondern primär vom Vorhandensein weiterer Risikofaktoren –
zum Beispiel einem bereits erlittenen Herzinfarkt, einem Diabetes
oder einer bestehenden Arteriosklerose. Je höher das Risiko, desto
tiefer ist der zu erreichende Zielwert für das LDL-Cholesterin. In
Tabelle 2 sind die Zielwerte von LDL-Cholesterin in Abhängigkeit
der drei Risikogruppen (mittel, hoch, sehr hoch) angegeben.
    Beim HDL-Cholesterin und bei den Triglyzeriden gibt es nach
aktuellem Stand der Wissenschaft keine eigentlichen Zielwerte.
Generell gilt, dass die Triglyzeridwerte unter 1,7 mmol/l liegen
sollten. Bei ungünstigen Werten stehen Lebensstiländerungen,
die Behandlung von Grunderkrankungen und weiteren Risiko-
faktoren im Vordergrund.
    Die Blutfettwerte einer Person werden also nie für sich allein
betrachtet, sondern im Zusammenhang mit der gesamten gesund-
heitlichen Situation. Blutfettwerte, die bei einer gesunden 30-jäh-
rigen Frau unbedenklich sind, können bei einem 60-jährigen Pati-
enten mit Diabetes und/oder hohem Blutdruck ein hohes Risiko
darstellen.

                                                                   9
Erhöhte Blutfettwerte - Schweizerische Herzstiftung
Tabelle 2: Zielwerte des LDL-Cholesterins für verschiedene
Risikogruppen
 Zielwert für LDL-Cholesterin bei         weniger als 3,0 mmol/l
 Personen mit mittlerem (inter-
 mediärem) Risiko
 Zielwert für LDL-Cholesterin bei         weniger als 2,6 mmol/l
 Personen mit hohem Risiko (z.B.
 wegen Diabetes, nach Hirnschlag oder
 bei mehreren Risikofaktoren)
 Zielwert für LDL-Cholesterin bei         weniger als 1,8 mmol/l
 Personen mit sehr hohem Risiko (z.B.
 wegen bereits bestehender Arterio-
 sklerose, nach Herzinfarkt)

Gründe für erhöhte Blutfettwerte
Es gibt verschiedene Risikofaktoren für einen ungesunden Anstieg
der Blutfettwerte. Bei vielen Menschen mit hohen Blutfettwerten
sind mehrere dieser Faktoren vorhanden, zum Beispiel:
• Unausgewogene Ernährung (zu fett, zu süss, zu viele Kalorien)
• Krankheiten: zum Beispiel Diabetes oder Erkrankungen der
   Schilddrüse, der Leber, der Nieren
• Übermässiger Alkoholkonsum
• Einnahme bestimmter Medikamente
• Erbliche Veranlagung für hohe Blutfettwerte (familiäre
   Hypercholesterinämie)

Eine wichtige, aber leider nicht beeinflussbare Rolle spielen Alter
und Geschlecht. Die Blutfettwerte steigen mit dem Alter leicht
an. Bei Frauen verläuft dieser Anstieg aber wesentlich langsamer
als bei Männern. Erst während oder nach den Wechseljahren –

10
üblicherweise nach dem 50. Lebensjahr – verändern sich auch bei
Frauen die Blutfettwerte: Im Blut zirkulieren mehr LDL-Choleste-
rin und Triglyzeride, dagegen nimmt der HDL-Wert eher ab. Bis
zu den Wechseljahren entschärfen weibliche Geschlechtshor-
mone (Östrogene) die Arteriosklerose-Gefahr, die von erhöhten
Cholesterinwerten ausgeht. Nach den Wechseljahren entfällt
dieser Schutz und die Blutfettwerte sind bei Frauen durchschnitt-
lich sogar höher als bei gleichaltrigen Männern.

Familiäre Hypercholesterinämie
Die familiäre Hypercholesterinämie (FH) ist eine Erbkrankheit, die
bewirkt, dass die Leber weniger LDL-Cholesterin aus dem Blut auf-
nehmen kann. Deswegen sind die Cholesterinwerte oft bereits
von Geburt an gefährlich hoch. FH betrifft in der Schweiz etwa
1 von 200 Menschen. Sie ist mitverantwortlich für fast 30 Prozent
der vorzeitigen Herzinfarkt-Erkrankungen. Meist wird diese Erb-
krankheit durch einen einzelnen Elternteil vererbt. Man spricht
dann von der so genannten heterozygoten Form der FH, weil
eines von zwei Genen mutiert ist. Entsprechend ist die Wahr-
scheinlichkeit der Vererbung eines mutierten Gens und damit
auch die Häufigkeit von FH bei Nachkommen in einer betroffenen
Familie 50 Prozent. Bei Betroffenen ist das LDL-Cholesterin dop-
pelt bis dreimal höher als bei der gesunden Durchschnittsbevölke-
rung. Sehr selten (mit einer bis sechs Erkrankungen auf eine Mil-
lion Geburten) ist die homozygote Form, bei der beide Elternteile
ihre veränderten Gene an ihr Kind weitergeben. Bei dieser Form
ist der LDL-Cholesterinspiegel sechs- bis zehnmal höher als bei der
gesunden Durchschnittsbevölkerung. FH kann nicht geheilt wer-
den. Aber die rechtzeitige Erkennung und Behandlung durch Cho-
lesterin senkende Medikamente reduziert das Risiko für einen
frühen Herzinfarkt oder einen Hirnschlag erheblich.

                                                                 11
Weil FH angeboren ist, können Betroffene schon als Kind oder im
Jugendalter gefährlich hohe Cholesterinwerte und damit ein
stark erhöhtes Herzinfarkt-Risiko haben – selbst wenn sie schlank
und sportlich sind. Es ist daher wichtig, bereits als Kind den Cho-
lesterinspiegel zu bestimmen; insbesondere, wenn ein Elternteil
oder ein Geschwister vor dem 55. (Männer) beziehungsweise vor
dem 65. (Frauen) Lebensjahr einen Herzinfarkt erlitten hat.

Welche Rolle spielt die Ernährung?
Eine ausgewogene, gesunde Ernährung ist für alle Personen mit
erhöhten Blutfettwerten wichtig. Die Lebensmittelpyramide veran-
schaulicht dies (Abbildung 3) und zeigt die Bedeutung der einzel-
nen Lebensmittel bezüglich ihrer idealen Menge im Speiseplan auf.
    Insbesondere die Triglyzeride, in geringerem Masse aber auch
das Blutcholesterin, lassen sich durch Ernährungsmassnahmen
unabhängig vom Körpergewicht positiv beeinflussen. Wird zu-
dem allfälliges Übergewicht reduziert, führt dies meist zu einem
zusätzlichen Absinken der Triglyzeridwerte. Die zwei wichtigsten
Massnahmen zum Abnehmen sind eine ausgewogene, kalorien-
reduzierte Ernährung und regelmässige körperliche Aktivität.
Der Verzicht auf Alkohol ist ebenfalls hilfreich.

Welche Ernährung ist gut für Herz und Gefässe?
Bei erhöhten Blutfettwerten lohnt es sich, die Ernährungsge-
wohnheiten anzupassen (siehe Seiten 16 und 17). Die so genannte
mediterrane Ernährung ist dabei wegweisend. Sie basiert auf fol-
genden Prinzipien:
• Viel Gemüse, Früchte und Salate
• Komplexe Kohlenhydrate in Form von Vollkornbrot, Vollkorn-
  getreideprodukten, -teigwaren und Kartoffeln

12
Dank Ihrer Spende kann die Schweizerische Herzstiftung...
•       Forscherinnen und Forscher in der Schweiz dabei unterstützen, neue Erkennt-
        nisse über die Ursachen von Herzkrankheiten und Hirnschlag zu gewinnen.
•       Forschungsprojekte mit dem Ziel fördern, neue Untersuchungs- und Behand-
        lungsmethoden zu entwickeln. Damit trägt sie dazu bei, dass sich die Lebens-
        qualität der Patientinnen und Patienten verbessert.
•       Betroffenen und ihren Angehörigen umfassende Informationen über Krank-
        heiten, Behandlung und Vorbeugung zur Verfügung stellen (Informationsbro-
        schüren).
•       Die Bevölkerung über wirksame Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Krankheiten
        aufklären und zu einem herzgesunden Lebensstil motivieren.

    Unsere Dienstleistungen für Sie als Gönnerin und Gönner:
    •    Beratung am Herztelefon 0848 443 278 durch unsere Fachärzte.
    •    Schriftliche Antwort auf Ihre Fragen in unserer Sprechstunde auf
         www.swissheart.ch/sprechstunde.
    •    Persönlicher Gratis-HerzCheck® (ab einem Gönnerbeitrag von CHF 60.–
         jährlich).
    •    Magazin «Herz und Hirnschlag» (4 x jährlich).
    •    Einladungen zu Vortrags- und Informationsveranstaltungen.

		                        Ja, ich möchte spenden und werde Gönner!

		Ja, senden Sie mir bitte unverbindlich ein Probeexemplar
		des Gönnermagazins «Herz und Hirnschlag» zum
		Kennenlernen!

         Schweizerische                                 Die Schweizerische
         Herzstiftung                                   Herzstiftung ist seit
                                                        1989 ZEWO-zertifiziert.
Aktiv gegen Herzkrankheiten und Hirnschlag
• Hülsenfrüchte wie weisse und rote Bohnen, Kichererbsen
  oder Sojaprodukte
• Bevorzugt Fette mit ungesättigten Fettsäuren (Olivenöl,
  Rapsöl, Nüsse)
• Wenig rotes und/oder verarbeitetes Fleisch oder Wurst-
  waren, Fisch und Geflügel bevorzugen

Behandlung erhöhter Blutfettwerte
Ob bei erhöhten Blutfettwerten eine Behandlung notwendig
ist, muss der Arzt entscheiden. Er beurteilt nicht nur die Blut-
fettwerte, sondern auch den allgemeinen Gesundheitszustand
und weitere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten.
Dazu gehören:
• Bereits bestehende Arteriosklerose oder Herz-Kreislauf-
   Erkrankungen
• Alter und Geschlecht
• Familiäre Belastung mit Herz-Kreislauf-Krankheiten wie
   Herzinfarkt oder Hirnschlag
• Rauchen
• Blutdruck
• Blutfette: LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, Triglyzeride
• Blutzucker
• Übergewicht und Fettansammlungen in der Bauchgegend

Personen mit geringem Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten
Solange jemand nicht unter Arteriosklerose-Beschwerden
leidet und nur ein geringes Risiko für Herz-Kreislauf-Krank-
heiten hat, reicht eine Umstellung des Lebensstils in der Regel
aus, um erhöhte LDL- und Triglyzeridwerte zu senken resp.
niedrige HDL- Werte zu erhöhen. Zu diesen Anpassungen des
Lebensstils gehören der Verzicht aufs Rauchen, eine ausgewo-

                                                                   13
Süssigkeiten, s
                                                                         reien und energi
                                                                          – massvoll mit G

                                           Öle, Fette und Nüsse – täg-
                                          lich mit Mass. Olivenöl und
                                          Rapsöl bevorzugen.

                 Vollkornprodukte und Hül-
               senfrüchte, andere Getreide-
               produkte und Kartoffeln – zu
               jeder Hauptmahlzeit.

Abbildung 3: Die Lebensmittelpyramide Empfehungen zum gesunden und genussvollen Essen u

Die Lebensmittelpyramide stellt eine ausgewogene Mischkost
dar, die eine ausreichende Zufuhr von Energie sowie von lebens-
notwendigen Nähr- und Schutzstoffen gewährleistet und mass-
geblich zu unserem Wohlbefinden beiträgt. Lebensmittel der
unteren Pyramidenebenen sollen in grösseren, solche der oberen

14
salzige Knabbe-
iereiche Getränke
Genuss.

                                   Milch, Milchprodukte, Fleisch,
                                 Fisch und Eier – täglich genügend.
                                 Bei Milchprodukten fettreduzierte
                                 Varianten wählen.

                                                      Gemüse und Früchte – 5 Portio-
                                                    nen am Tag in verschiedenen Farben.
                                                    Eine Portion = ca. 1 „Handvoll“.

                                                   Getränke – reichlich über den Tag
                                                 verteilt. Pro Tag 1 bis 2 Liter Flüssigkeit
                                                 bevorzugt in Form von ungezuckerten
                                                 Getränken.

                                                       Wenn Sie allerdings an Herzinsuffizienz
                                                       leiden, müssen Sie Ihren Flüssigkeitskonsum
                                                       in Absprache mit Ihrem Arzt einschränken.

und Trinken für Erwachsene (© Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung, www.sge-ssn.ch)

         Ebenen hingegen in kleineren Mengen konsumiert werden.
         Zusammen mit den spezifischen Empfehlungen auf den Seiten 16
         und 17 in dieser Broschüre bilden sie die empfehlenswerte Ernäh-
         rung bei ungünstigen Blutfettwerten.

                                                                                                15
Ernährungsempfehlungen bei erhöhten Cholesterinwerten

• Essen Sie reichlich faserhaltige, pflanzliche Nahrungsmittel
   Wasserlösliche Pflanzenfasern helfen mit, erhöhte Cholesterin-
   werte zu reduzieren.

     Nahrungsfaserreich sind:
     - Gemüse, Salat, Früchte wie Äpfel, Birnen, Beeren
       (5 Portionen, das heisst ca. 600 g täglich, davon 3 Portionen roh)
     - Getreideprodukte (3 Portionen täglich); bevorzugen Sie Vollkorn-
       produkte wie Vollkornbrot, -flocken, -getreide, -teigwaren, Voll-
       reis, Haferflocken
     - Hülsenfrüchte (mindestens 1 bis 2 Portionen pro Woche) wie
       Linsen, rote und weisse Bohnen, Kichererbsen, Tofu

• Setzen Sie auf die richtigen Fette und Öle
   Geben Sie ungesättigten Fetten wie Oliven- und Rapsöl den
   Vorzug. Der tägliche Verzehr von 1 Portion (20 bis 30 g) Nüsse
   (Baum-, Haselnüsse, Mandeln) ist zu empfehlen.

• Schränken Sie den Konsum ein von
   - Weiss- und Halbweissbrot, Gipfeli, Weggli, Zopf
   - Weissmehlprodukte, Spätzli, Gnocchi
   - Süssigkeiten, Bisquits, Patisserie
   - Wurstwaren und Gepökeltes (Aufschnitt, Schinken, Salami,
     Speck), rotes Fleisch; bevorzugen Sie Geflügel und 1 bis 2 mal
     pro Woche Fisch (Lachs, Makrele, Hering)
   - Milchprodukte wie Rahm, fettreiche Saucen, Vollfettkäse,
     Eiscrème; bevorzugen Sie fettreduzierte Produkte
   - Frittiertes, Pommes Chips, Butterstengeli, Salznüsse, Apérogebäck
   - Kokosfett, Palmöl

• Begrenzen Sie den Konsum gewisser Nahrungsmittel
   Innereien (Leber, Nieren, Milken usw.), Krusten- und Schalentiere
   (Crevetten, Muscheln, Scampi usw.), Eier (maximal 2 Stück pro Tag)

16
• Nahrungsmittelzusätze ersetzen eine gesunde Ernährung nicht
   Es gibt verschiedene Produkte, die mit Zusätzen angereichert sind
   und einen gesundheitlichen Nutzen versprechen. Dazu gehören
   unter anderem Spezialmargarine oder Jogurt-Drinks mit Pflanzen-
   sterinen, die das schlechte LDL-Cholesterin senken sollen. Über die
   Langzeitwirkung dieser Produkte sind sich die Experten jedoch
   nicht einig, weil entsprechende Studien fehlen.

   Als Ersatz von Fisch gibt es auch Fischölkapseln. Ob sie die gleiche
   Wirkung für die Herz-Kreislauf-Gesundheit haben, wurde aller-
   dings noch nicht stichhaltig nachgewiesen. Grundsätzlich gilt für
   diese Produkte, dass sie kein Ersatz für eine abwechslungsreiche
   Ernährung sind.

Ernährungsempfehlungen bei erhöhten Triglyzeridwerten

• Falls Sie übergewichtig sind, versuchen Sie abzunehmen durch redu-
  zierte Kalorienzufuhr und mehr Bewegung. Eine Gewichtsreduktion
  senkt die Triglyzeridwerte. Verzichten Sie möglichst auf Alkohol.

• Schränken Sie den Konsum von zuckerhaltigen Nahrungsmitteln und
  Getränken ein.

• Reduzieren Sie die Zufuhr von faserarmen (raffinierten) Stärkepro-
  dukten (Weissbrot, Weggli, Gipfeli, Zopf, weisser Reis, Spätzli) sowie
  den Verzehr von Obst mit hohem Fruchtzuckeranteil (Trauben, Bana-
  nen, Datteln).

Wenn zusätzlich Ihre Cholesterinwerte erhöht sind, sollten Sie die
entsprechenden Empfehlungen ebenfalls berücksichtigen.

                                                                          17
gene Ernährung, genügend Bewegung und der Abbau von Über-
gewicht. Personen mit sehr stark erhöhten Blutfettwerten benö-
tigen unter Umständen dennoch zusätzlich Medikamente zur
Blutfettsenkung.

Personen mit hohem und sehr hohem Risiko für Herz-Kreislauf-
Krankheiten und/oder Krankheitszeichen der Arteriosklerose
Eine intensivere Behandlung von erhöhten Blutfettwerten ist
nötig bei Menschen, die bereits unter Herz-Kreislauf-Krankheiten
leiden oder die ein hohes bzw. sehr hohes Risiko für solche Krank-
heiten haben. Dazu gehören auch fast alle Personen mit Diabe-
tes. Neben einer Anpassung des Lebensstils (wie bei Personen mit
geringem Risiko) ist es zudem meist notwendig, dass sie Medika-
mente zur Senkung der Blutfettwerte einnehmen, so genannte
Lipidsenker. Denn häufig können nur so die LDL-Zielwerte (siehe
Tabelle 2, Seite 10) erreicht werden, die das Risiko für einen (wei-
teren) Herzinfarkt, einen Hirnschlag oder andere Arterienver-
schlüsse senken.

Medikamente zur Senkung der Blutfettwerte (Lipidsenker)
Es gibt verschiedene Medikamente zur Senkung erhöhter Blut-
fettwerte. Welches Medikament zum Einsatz kommt, hängt unter
anderem davon ab, welcher Blutfettwert erhöht ist und welches
Medikament der Patient am besten verträgt.

Statine
Statine stellen meistens die Basis der medikamentösen Choleste-
rinsenkung dar. Statine hemmen in der Leber die Cholesterinpro-
duktion. Dadurch gelangt weniger Cholesterin ins Blut und die
Leberzellen können mehr «schlechtes» LDL-Cholesterin abbauen.
Die LDL- und die Triglyzeridwerte im Blut nehmen ab, die HDL-

18
Werte werden leicht erhöht. Statine können auch die komplexen
Vorgänge, die sich an der Innenschicht der Arterien abspielen,
positiv beeinflussen, indem sie das Eindringen von Cholesterin in
die Gefässwand erschweren und die Cholesterinablagerung behin-
dern. Diese Wirkungen bremsen die Entwicklung der Arterioskle-
rose und senken das Risiko für einen (möglicherweise erneuten)
Herzinfarkt oder Hirnschlag. Statine müssen einmal täglich einge-
nommen werden. Gelegentlich können Nebenwirkungen wie
Muskelschmerzen, Bauchschmerzen oder Übelkeit auftreten.

Fibrate
Fibrate vermindern erhöhte Triglyzeridwerte im Blut. Diese Wirk-
stoffe werden verwendet, wenn stark erhöhte Triglyzeridwerte
trotz konsequenter Umstellung der Ernährung nicht genügend
absinken. Als Nebenwirkungen können Magen-Darm-Störungen
und erhöhte Leberenzymwerte vorkommen. Die Gabe von Feno-
fibrat (lipidsenkender Wirkstoff aus der Gruppe der Fibrate)
zusätzlich zu einem Statin kann angezeigt sein, falls bei bestmög-
licher Kontrolle des LDL-Cholesterins die Triglyzeride nicht opti-
mal gesenkt werden können. Auch hier geht es um einen zusätz-
lichen Schutz der Gefässe vor Arteriosklerose und somit um die
Reduktion des Risikos einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Ionenaustauscher
Ionenaustauscher verhindern im Darm, dass Gallensäuren ins Blut
aufgenommen werden und zur Leber gelangen. Ihre Neusynthese
in der Leber verbraucht Cholesterin, weswegen der Cholesterin-
spiegel im Blut sinkt. Als Nebenwirkungen können Blähungen,
Verstopfung, Übelkeit und Aufstossen auftreten.

                                                                19
Cholesterin-Resorptionshemmer
Cholesterin-Resorptionshemmer hemmen die Aufnahme von
Cholesterin aus dem Darm. Dadurch sinken die Werte des «schlech-
ten» LDL-Cholesterins und der Triglyzeride; die Werte des «guten»
HDL-Cholesterins werden leicht erhöht. Bei der Kombination
eines Cholesterin-Resorptionshemmers mit einem Statin werden
gleichzeitig die Aufnahme von Cholesterin im Darm und die Pro-
duktion von Cholesterin in der Leber gehemmt, was die LDL-
Werte effizient senkt. Als Nebenwirkungen können gelegentlich
Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder Durchfall auftreten.

PCSK9-Hemmer
PCSK9-Hemmer sind Antikörper, die einer neuen Wirkstoffklasse
angehören, die alle zwei bis vier Wochen mit einer Spritze unter
die Haut verabreicht werden. Sie hemmen das Eiweiss PCSK9, das
die Aufnahme von LDL in die Leber verringert. Durch diese PCSK9-
Hemmung kommt es zu einer ausgeprägten Senkung des LDL-
Cholesterins im Blut. PCSK9-Hemmer werden zusätzlich zu Stati-
nen (und eventuell anderen Medikamenten) verabreicht bei
Personen mit sehr stark erhöhten Cholesterinwerten, insbeson-
dere bei familiärer Hypercholesterinämie (siehe Seite 11) oder bei
Patienten bei denen bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung vor-
liegt. Wegen ihrer hohen Kosten braucht ihre Verschreibung eine
vorgängige Kostengutsprache durch die Krankenkasse. Bisherige
Studien zeigen, dass damit der Cholesterinspiegel und das Risiko
für eine frühzeitige Herz-Kreislauf-Erkrankung sehr viel stärker
als durch Statine alleine gesenkt werden können. Die häufigsten
Nebenwirkungen sind allergische Reaktionen sowie Reizungen
im Bereich der Injektionsstelle. Ausserdem kann es zu grippeähn-
lichen Zuständen sowie zu Entzündungen der oberen Luftwege
kommen.

20
Haben Sie Übergewicht?
Der einfachste Indikator für Übergewicht ist der Bauchumfang
auf Höhe des Bauchnabels gemessen. Da insbesondere Fett im
Bereich des Bauches das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung
erhöht, eignet sich die Messung des Bauchumfangs gut als Risiko-
marker. Eine Gewichtsabnahme ist insbesondere anzustreben bei:
• Bauchumfang mehr als 102 cm bei Männern
• Bauchumfang mehr als 88 cm bei Frauen

                                                               21
Noch mehr Fragen – noch mehr Antworten

Welcher Unterschied besteht zwischen gesättigtem und
ungesättigtem Fett?
Fette und Öle enthalten hauptsächlich Triglyzeride und Phos-
pholipide, die unter anderem aus Fettsäuren bestehen. Je nach
der Zahl der Wasserstoffatome, die in den Fettsäuren enthalten
sind, unterscheidet man gesättigte Fettsäuren (mit Wasserstoff-
atomen gesättigt), einfach ungesättigte Fettsäuren (ein Wasser-
stoffatom-Paar fehlt) und mehrfach ungesättigte Fettsäuren
(mehrere Wasserstoffatom-Paare fehlen). Gesättigte Fettsäuren
erhöhen den Cholesterinwert, einfach und mehrfach ungesät-
tigte Fettsäuren reduzieren ihn leicht. Tierische Fette (in Fleisch,
Wurst, Milchprodukten, Butter) sowie tropisches Palm- und
Kokosfett enthalten hauptsächlich gesättigte Fettsäuren. Die
übrigen Pflanzenfette liefern vor allem ungesättigte Fettsäuren.
Einen günstigen Effekt auf die Gefässe haben Öle und Fette mit
einem hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren wie
Oliven- und Rapsöl.

Welche Rolle spielen mehrfach ungesättigte Fettsäuren?
Gewissen mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie Alpha-Linolen-
säure, Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren wurde in
den letzten Jahren ein besonderes Interesse zuteil. Diese mehr-
fach ungesättigten Fettsäuren sind ebenfalls im Rapsöl, in ande-
ren pflanzlichen Produkten wie Baum- und Walnüssen sowie in
Fischen aus kalten Gewässern (Lachs, Makrele, Hering) enthalten.
Besonders den mehrfach ungesättigten Fettsäuren pflanzlichen
Ursprungs wird eine schützende Wirkung vor Herz-Kreislauf-
Krankheiten zugeschrieben. Es empfiehlt sich deshalb, diese
Lebensmittel fest in den Speiseplan einzubauen.

22
Was sind Transfettsäuren?
Gewisse Lebensmittel enthalten Transfettsäuren. Transfette sind
zumeist künstlich gehärtete Fette, die der Körper nicht verarbei-
ten kann. Sie können in Fast-Food-Produkten, Kartoffelchips, frit-
tierten Speisen sowie Brotaufstrichen usw. enthalten sein. Stu-
dien belegen, dass Transfette eine ungünstige Wirkung auf die
Blutfette haben und das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkran-
kung steigern. Ihre Menge wurde zwar in der Schweiz durch den
Gesetzgeber in Speiseöl und Speisefett begrenzt. Ein bewusster
und eingeschränkter Konsum von Lebensmitteln mit Transfett-
säuren ist dennoch ratsam.

Können Nahrungsfasern erhöhte Blutfettwerte senken?
Wasserlösliche Fasern können erhöhte Cholesterinwerte leicht redu-
zieren. Solche Nahrungsfasern sind in Haferprodukten, Hülsenfrüch-
ten, Kartoffeln und vielen Früchten (z.B. Äpfel und Birnen) enthal-
ten. Unlösliche Nahrungsfasern, wie in Vollkornprodukten und
Weizenkleie vorhanden, senken die Cholesterinwerte zwar nicht,
haben aber dennoch einen positiven Einfluss auf die Gesundheit.

Welche Bedeutung haben Antioxidanzien in der Ernährung?
Bei der Einlagerung von LDL-Cholesterin in die Gefässinnenwand
ist die Oxidation ein wichtiger Faktor. Dabei entstehen reaktive
Formen des Sauerstoffs, so genannte «freie Radikale». Diese
beschleunigen Alterungsvorgänge, wie zum Beispiel auch die
Arteriosklerose. Die schädliche Wirkung freier Radikale kann
durch so genannte Antioxidanzien aber teilweise gebremst
werden. Die in der Nahrung vorkommenden natürlichen Anti-
oxidanzien wie Vitamin E, C und Betakarotin, die hauptsächlich in
Früchten und Gemüsen enthalten sind, schützen unseren Körper
vor solchen Sauerstoffradikalen. Eine antioxidative Wirkung

                                                                 23
haben auch viele sekundäre Pflanzenstoffe (beispielsweise poly-
phenolische Verbindungen wie Flavonoide), die vor allem in Haut,
Schale und Aromastoffen von Früchten und Gemüse zu finden
sind. Ein Patentrezept für die Zufuhr der optimalen täglichen
Menge an Antioxidanzien gibt es nicht, und es existiert auch
keine «magische» Antioxidanzienpille. Im Gegenteil – aufgrund
vieler grosser Studien wissen wir heute, dass Antioxidanzien in
Form von Pillen oder Vitamintabletten nicht den erhofften Effekt
erzielen oder sogar schädlich sind. Es kann deshalb nur empfoh-
len werden, sich an die Grundsätze der mediterranen Ernährung
zu halten und Vitamine täglich in ihrer natürlichen Form durch
Früchte, Gemüse und Salat (Richtwert 5 Portionen oder rund
600 g pro Tag) zu konsumieren.

Wie lange soll ich meine Ernährung umstellen?
Die hier empfohlene Ernährungsweise ist keine Diät, bei der Sie
während einer bestimmten Zeit auf gewisse Lebensmittel verzich-
ten. Auch wenn Sie zusätzlich Medikamente zur Senkung der
Blutfettwerte einnehmen, sollten Sie die empfohlene Ernährung
auf immer beibehalten.

Ich nehme Hormone zur Behandlung von Wechseljahrbeschwer-
den ein – können die Hormone meine Blutfettwerte senken?
Nach den Wechseljahren verändern sich die Blutfettwerte bei
vielen Frauen ungünstig. Eine Hormonbehandlung schwächt
diesen Prozess ab. Mehrere grosse Studien haben aber ergeben,
dass eine Hormonbehandlung keinen positiven Einfluss auf das
Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten hat – bei manchen Frauen
steigt das Risiko während der Hormontherapie sogar an.

24
Ich nehme ein Medikament zur Cholesterinsenkung ein. Wie oft
müssen meine Blutfettwerte kontrolliert werden?
Bei einer medikamentösen Behandlung prüft der Arzt anfänglich
in etwa monatlichen Abständen, wie der erhöhte Cholesterin-
wert auf das Medikament anspricht. Bei guter Wirksamkeit
genügt in der Regel eine jährliche Kontrolle.

Was bedeuten die Begriffe Dyslipidämie, Hypercholesterinämie,
Hyperlipidämie und gemischte Hyperlipidämie?
• Dyslipidämie bedeutet allgemein eine Störung der Blutfett-
  werte. Damit kann eine Erhöhung des LDL-Cholesterins oder
  der Triglyzeride sowie eine Verminderung des HDL-Choleste-
  rins gemeint sein.
• Bei einer Hypercholesterinämie ist der LDL-Wert im Blut
  erhöht.
• Die Begriffe Hyperlipidämie oder Hyperlipoproteinämie
  bedeuten erhöhte LDL- und/oder Triglyzeridwerte, häufig
  begleitet von einem niedrigen HDL-Wert.
• Bei einer gemischten Hyperlipidämie sind sowohl die LDL-
  als auch die Triglyzeridwerte erhöht.
Viele Ärzte verwenden diese Begriffe aber nicht ganz präzis,
sondern als Bezeichnung für «ungünstige Blutfettwerte».

Gibt es äusserliche Anzeichen für einen gestörten
Fettstoffwechsel?
Den meisten Menschen sieht man nicht an, ob sie zu viel Choles-
terin haben. Manchmal aber lassen sich äusserliche Anzeichen auf
der Haut oder im Auge erkennen:
• Xanthelasmen sind gelbliche oder rötliche kleine Fettknötchen
  im Bereich der Augenlieder. Sie kommen aber auch bei Perso-
  nen mit normalen Blutfetten vor.

                                                              25
• Xanthome sind fettreiche, gelbe Ablagerungen unter der Haut-
  oberfläche, oft auf dem Handrücken oder am Fuss im Bereich
  der Achillessehne, die auf eine sehr ausgeprägte Hypercholes-
  terinämie weisen, beispielsweise bei familiärer Hypercholeste-
  rinämie.
• Ein weisslicher Ring im Auge am Rand der Hornhaut bei jungen
  Erwachsenen kann ebenfalls auf eine familiäre Hypercholeste-
  rinämie hinweisen.

Können Blutfettwerte zu tief sein?
Die untere Normgrenze für Blutfette ist nicht genau bekannt.
Verschiedene Völker, zum Beispiel in Afrika oder Asien, haben
niedrige Blutfettwerte und gleichzeitig nur selten Herz-Kreislauf-
Krankheiten. Bei manchen Menschen sind die Blutfettwerte
wegen einer genetischen Veränderung deutlich niedriger als
normal – diese Personen haben eine höhere Lebenserwartung.
Niedrige Blutfettwerte bei gesunden Menschen sind daher durch-
aus positiv zu werten. Im Endstadium schwerer Erkrankungen
können ebenfalls sehr tiefe Blutfettwerte auftreten, beispiels-
weise bei Krebs, Stoffwechselkrankheiten, chronischen Darm-
krankheiten oder bei extremer Unterernährung. In diesen Fällen
sind die tiefen Blutfettwerte die Folge dieser Erkrankung.

26
Schweizerische Gesellschaft
                                  Swiss für Kardiologie
                                         Atherosclerosis
            Société Suisse de Cardiologie
            Società Svizzera di Cardiologia www.agla.ch

Wir danken der Schweizerischen Gesellschaft für Kardiologie und ihrer
Arbeitsgruppe Lipide und Atherosklerose (AGLA) für die Mitarbeit und die
fachliche Beratung.

WISSEN · VERSTEHEN · BESSER LEBEN
Diese Firmen sind Partner der Plattform «Wissen – Verstehen – Besser leben»
der Schweizerischen Herzstiftung. Gemeinsam engagieren wir uns für eine
umfassende und verständliche Patienteninformation sowie die Förderung der
Patientenkompetenz.

                                                                              27
Diese Broschüre wird Ihnen von der Schweizerischen Herzstiftung überreicht. Wir
informieren Patienten und Interessierte umfassend und objektiv über Behandlung
und Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Hirnschlag. Darüber hinaus
unterstützen wir viel versprechende Forschungsprojekte in diesen Bereichen. Für
beide Aufgaben werden Jahr für Jahr hohe Geldsummen benötigt. Mit einer Spende
helfen Sie uns, diese Tätigkeiten im Dienste der Betroffenen und der Bevölkerung
fortzuführen. Für Ihre Unterstützung danken wir Ihnen herzlich.

THEMA VERTRAUEN

Die Schweizerische Herz-
stiftung trägt seit 1989

               Schweizerische
das Zewo-Gütesiegel. Es
bescheinigt, dass Ihre Spende
am richtigen Ort ankommt

               Herzstiftung
und effizient Gutes bewirkt.

AktivIhre
      gegen   Herzkrankheiten und Hirnschlag
          Spende
       in guten Händen.

Schweizerische Herzstiftung
Dufourstrasse 30
Postfach 368
3000 Bern 14
Telefon 031 388 80 80
Telefax 031 388 80 88
info@swissheart.ch
www.swissheart.ch
 Die Schweizerische Herzstiftung trägt
 seit 1989 das Zewo-Gütesiegel. Es be-
Spendenkonto               PK
 scheinigt, dass Ihre Spende am 30-4356-3
                                richtigen
 Ort ankommt und effizient Gutes bewirkt.
IBAN CH21 0900 0000 3000 4356 3

      Ihream
Beratung   Spende
             Herztelefon 0848 443 278 durch unsere Fachärzte
      in guten Händen.
jeden Mittwoch von 17 bis 19 Uhr
                                                                                   © Schweizerische Herzstiftung, September 2018

Schriftliche Antwort auf Ihre Fragen in unserer Sprechstunde
auf www.swissheart.ch/sprechstunde oder per Brief

 Die Schweizerische Herzstiftung trägt seit 1989
 das Zewo-Gütesiegel. Es bescheinigt, dass Ihre Spende
                                                              Ihre Spende
 am richtigen Ort ankommt und effizient Gutes bewirkt.   in guten Händen.
Sie können auch lesen