Es gibt keinen Grund zu warten - APRIL 2018 - Vogelwarte Sempach
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Hausrotschwanz (Foto: Marcel Burkhardt) AVINEWS APRIL 2018 Es gibt keinen Grund zu warten Eine viel beachtete Studie belegt den offensichtlicheren zählen das Schweiz in Gewässern nachgewie- Deckte man solche Verluste in den Insektenrückgang. Fachleute Verschwinden wertvoller Lebens- sen worden sind. Über diese gelan- der Wirtschaftswelt auf, würden benennen die Ursachen nur zö- räume wie artenreiche Blumenwie- gen sie in eine Vielzahl von Lebens- die Verantwortlichen wohl umge- gernd. Die Medien verteidigen sen, Feuchtgebiete oder naturnahe räumen, in denen Insektizide nichts hend handeln – oder entlassen wer- das Nichtstun. Warum? Gewässer und effiziente Landnut- zu suchen haben. Dass Vögel indi- den. Doch wenn es um den Schutz zungstechniken wie häufiges Mä- rekt darunter leiden, konnte in den der Natur geht, wird gezögert und Mitte Oktober vergangenen Jahres hen, Silage oder der Einsatz von Niederlanden gezeigt werden: In beschwichtigt. Die Vogelwarte berichtete die Tageszeitung «Bund» Mähaufbereitern. Gebieten mit mehr Neonicotinoi- nennt Lösungsansätze: Die Verwen- über eine besorgniserregende Stu- Weniger gut nachgewiesen ist, den im Oberflächenwasser nah- dung von Pestiziden ist stark zu re- die, die zuvor publiziert worden wie Pestizide zum Insektenschwund men insektenfressende Vögel stär- duzieren. Es gilt aufzuzeigen, wie war. Diese belegt für mehrere Ge- beitragen. Zu ihnen zählen giftige ker ab als in weniger belasteten man Nahrungsmittel produzieren biete in Deutschland, dass die In- Mittel u.a. gegen Unkraut, Insekten Gebieten. kann, ohne dabei das Nahrungs- sektenbiomasse in den letzten 27 und gegen Pilze. Auf Insekten wir- Obschon Fachleute im «Bund» netz zu zerstören. Auch den völlig Jahren um 75 % geschrumpft ist. ken Herbizide indirekt: Die Zerstö- zu Wort kommen und die Gründe unnötigen Einsatz von Pestiziden in Doch der Lead des Artikels lässt rung agronomisch unerwünschter für den Insektenrückgang benen- Gärten und öffentlichen Grünflä- aufhorchen, endet er doch mit dem Pflanzen entzieht vielen Insektenar- nen, schliesst der Artikel mutlos chen muss man dringend angehen. Satz: «Aber niemand weiss wa- ten ihre Lebensgrundlage. Insekti- und resignierend: «Und das ist viel- Aber nicht nur «die anderen», rum.» zide hingegen töten Insekten direkt leicht die erschreckendste Erkennt- auch wir können täglich unseren In der Schweiz machen es die – oft nicht nur Schädlinge. nis: Solange man nicht weiss, was Anteil leisten, indem wir beim Kauf Resultate aus dem Brutvogelatlas Eine besonders unrühmliche die Ursache ist, kann man auch nur von Nahrungsmitteln kritischer sind 2013–2016 deutlich: Auch bei uns Rolle spielen die schwer abbauba- wenig tun, um den Schwund der In- und vermehrt pestizidfrei produ- gehen die Bestände der insekten- ren und wasserlöslichen Neonicoti- sekten zu stoppen.» Man fragt sich zierte Nahrungsmittel einkaufen. fressenden Brutvögel deutlich zu- noide, die oft prophylaktisch ange- augenreibend: Was genau braucht rück. Dafür gibt es viele Gründe. Zu wendet werden und auch in der es denn noch? Michael Schaad
AV I N E W S A P R I L 2 0 1 8 : I M F O K U S Das Berggebiet – ein Reduit für die Vogelwelt? Die Berggebiete galten lange als annähernd gleich grosse Fläche Rückzugsgebiete für jene Arten, auf deutlich weniger Betriebe, be- die im Mittelland wegen der In- deutet dies aber eine grössere Flä- tensivierung der Landwirtschaft che pro Betrieb und damit eine ra- verdrängt wurden. Nun zeigt sich, tionellere, mechanisierte Landwirt- dass verbreitete Arten auch im schaft. Berggebiet grossflächig abneh- Im Sömmerungsgebiet (Alp- men. weiden) ist der Intensivierungs- druck geringer. Allerdings werden Dass viele Brutvogelarten aus dem gut erschlossene Alpen oft eben- intensiv genutzten Landwirt- falls stärker genutzt. Alpen, die schaftsgebiet im Mittelland ver- keine moderne Infrastruktur auf- schwunden sind, ist hinlänglich weisen und schlecht erschlossen bekannt. «Zum Glück gibt es in sind, werden hingegen mehr und der Schweiz aber noch abgele- mehr vernachlässigt. Vor allem auf gene Berggebiete. Dort finden die der Alpensüdseite führt dies zu Ehemals in der ganzen Schweiz verbreitet, ist der Baumpieper heute nur noch im Tiefland selten gewordenen Ar- grossflächiger Vergandung. in den Berggebieten zu Hause. Aber auch dort nimmt der Bestand grossflächig ten weiterhin ideale Bedingungen All dies hinterlässt deutliche ab; die grössten Verluste in den letzten 20 Jahren sind in den Höhenlagen um 1000 m ü.M. zu verzeichnen (Foto: Ralph Martin). und kommen dementsprechend Spuren bei der Biodiversität: Die häufig vor». So glauben viele, und Vogelartenvielfalt nimmt ab. We- wer Natur erleben will, verbringt nige, bereits früher weit verbrei- hatten. Die Brutpopulationen von und damit auch auf die Zusam- seine Zeit deshalb in den Bergen. tete Arten gewinnen noch mehr Feldlerche, Braunkehlchen und mensetzung der Avifauna aus- Doch bei genauerem Hinsehen an Terrain. Eine Untersuchung der Baumpieper sanken um 44–61 %. wirkt. Andere Faktoren wie Kli- zeigt sich, dass auch im Berggebiet Vogelwarte im Engadin zeigt dies Gleichzeitig gab es aber auch Ar- mawandel und veränderte Be- starke Veränderungen im Gang deutlich. Dort sank der Anteil an ten, deren Bestände zulegen dingungen im Durchzugs- und sind. Wie im Tiefland hat die Zahl wenig intensiv genutzten und ar- konnten, vor allem Gebüsch- und Überwinterungsgebiet können der Landwirtschaftsbetriebe auch tenreichen Wiesen zwischen Baumbrüter wie Grünspecht, zwar ebenfalls einen Einfluss ha- im Berggebiet seit dem Jahr 2006 1987/1988 und 2009/10 von 32 Mönchs- und Gartengrasmücke, ben, vermögen aber die festge- um rund 17 % abgenommen. Die auf 26,6 % der untersuchten Distelfink und Goldammer. Deren stellten Entwicklungen nicht zu landwirtschaftliche Nutzfläche ist 12 km² Landwirtschaftsfläche. Lebensräume haben sich durch erklären. beinahe gleich geblieben. Wenn Gleichzeitig stieg der Anteil in- die Entwicklung ehemaliger Nie- Das Engadin ist bei weitem kein Landwirtschaftsland aufgegeben tensiv genutzter Wiesen von 23,6 derhecken in dichte Hochhecken Einzelfall, wie die Daten im neuen wurde, so waren dies meist die für auf 28,1 %. Es ist deshalb nicht ebenfalls verändert. Brutvogelatlas belegen. Kuckuck, die Biodiversität besonders wert- erstaunlich, dass in diesem Zeit- Die Untersuchung zeigt, dass Feldlerche und Wacholderdrossel vollen, extensiv genutzten Flächen raum vor allem die Bodenbrüter sich die veränderte Bewirtschaf- haben seit 1993–1996 grosse Ver- in steilen Lagen. Verteilt man eine Bestandsverluste zu verzeichnen tung auf die Vegetationsstruktur luste hinnehmen müssen. Dabei Die Mechanisierung macht auch vor den Alpen nicht Halt. (Foto: Archiv Vogelwarte) 2
AV I N E W S A P R I L 2 0 1 8 : I M F O K U S Förderung der Artenvielfalt funktioniert Im Tiefland begann der Rückgang der Artenvielfalt schon früher. Heute legen Landwirte wieder neue Biodiversitätsförderflächen (BFF) an. Eine Untersuchung zeigt am Bespiel der Reinacher Ebene BL, dass mit einem durchschnittlichen An- teil an BFF durchaus auch anspruchsvolle Vogelarten des Kulturlands gefördert werden können. Die Voraussetzung ist jedoch, dass BFF-Typen angelegt werden, die eine hohe ökologische Qualität aufweisen und tatsächlich den Zielarten zu- gutekommen. Martinez, N., T. Roth, V. Moser, G. Oesterhelt, B. Pfarr Gambke, P. Richterich, T. B. Tschopp, M. Spiess & S. Birrer (2017): Bestandsentwicklung von Brutvögeln in der Reinacher Ebene von 1997 bis 2016. Ornithol. Beob. 114: 257–274. Mikromelioration auf 2200 m ü. M.: Hier wurde wertvolle Vegetation zerstört und die Fläche neu angesät (Foto: Markus Jenny). war kein Unterschied zwischen nutzung zur Silagetechnik. Als verbessert. Noch immer bestehen landwirtschaftliche Beratung. Sie den Tiefland- und Berglandpopu- Folge all dieser Instensivierungs- aber viele Gegenanreize für eine müsste vermehrt die naturver- lationen festzustellen. Der Neun- schritte werden die Wiesen heute Intensivierung der Produktion – trägliche, standortsangepasste töterbestand hat über 1000 m früher im Jahr und häufiger ge- auch im Berggebiet. Die Landwirt- Bewirtschaftung ins Zentrum rü- ü.M. sogar stärker verloren als im schnitten. Für Wiesenbrüter hat schaftspolitik ist dringend anzu- cken. Tiefland. Goldammer und Heide- dies fatale Folgen. Sie sitzen zu passen, damit der Verlust an wert- lerche nahmen im Berggebiet ab, dieser Zeit noch auf ihren Nestern. vollen Lebensräumen und Korner, P., R. Graf, L. Jenni, P. Kor- während die Bestände im Tiefland Brutverluste sind deshalb vorpro- Strukturen gestoppt werden kann. ner, R. Graf & L. Jenni (2017): konstant geblieben sind oder im grammiert, in manchen Fällen Entscheidend ist, dass Struk tur Large changes in the avifauna in Fall der Heidelerche sogar zuge- werden sogar die Weibchen auf verbesserungsmassnahmen und an extant hotspot of farmland bio- nommen haben. den Nestern vermäht. Meliorationsvorhaben viel stärker diversity in the Alps. Bird Conserv. Die geschilderte Entwicklung Kleinstrukturen wie Böschun- auf mögliche negative Auswir- Intern. 6: 1–15. steht in krassem Gegensatz zum gen, Gräben, Einzelbüsche, grosse kungen auf die Biodiversität ge- Ziel des Bundes, die Biodiversität Steine und Steinwälle werden prüft werden. Zentral ist auch die Roman Graf & Simon Birrer zu erhalten und zu fördern. Bund zwar bei Projekten zur Strukturver- und Kantone unterstützen die besserung oft als «zu erhalten» Landwirtschaftsbetriebe nicht nur deklariert, sie sind den grossen mit Direktzahlungen, sondern Maschinen aber im Weg und wer- auch mit Beiträgen zur Struktur- den deshalb oft im Nachhinein in verbesserung. Für Bodenverbesse- «Mikromeliorationen» nach und rungen und landwirtschaftliche nach entfernt. Dieser Prozess ist Hochbauten wurden vom Bund schleichend und fällt kaum auf. zwischen 2003 und 2016 jährlich Auffälliger ist der Einsatz von jeweils zwischen 83 und 107 Mil- Steinfräsen. Das Kleinrelief und lionen Franken ausgegeben. In der damit die wertvollen Pflanzenbe- Regel fliessen etwa zwei Drittel stände werden so flächig zerstört. dieser Beträge in die Berggebiete. Schlecht zu bewirtschaftende, Mit solchen Geldern werden unter aber ökologisch wertvolle Flächen anderem auch Bewirtschaftungs- werden so zu intensiv nutzbaren, strassen ausgebaut. Subventio- aber ökologisch monotonen Wie- niert werden aber nur Strassen mit sen umgewandelt. Die Lebens- mindestens drei Metern Breite. Die raumqualität für Arten wie Stein- Strassen sind deshalb nach dem schmätzer, Baumpieper oder Wen- Ausbau in der Regel breiter als vor- dehals verschlechtert sich dadurch her. Damit wird die Zugänglichkeit massiv. abgelegener Gebiete für grössere, Noch gibt es viele schöne, ar- schlagkräftigere Maschinen ge- ten- und strukturreiche Land- währleistet. Dies ermöglicht eine schaften im Berggebiet. Diese intensivere Nutzung der Flächen. müssen unbedingt erhalten blei- Neu werden Rotationsmähwerke ben. Mit der Agrarpolitik AP14– und Ballenpressen statt wie bis an- 16 wurde die Abgeltung von ge- hin Schilter und Balkenmäher ein- meinwirtschaftlichen Leistungen gesetzt. Immer öfters wechseln der Berglandwirtschaft (u.a. För- Vielfältige, strukturreiche Landschaften mit einer hohen Biodiversität werden Bauern von der aufwendigen Heu- derung der Biodiversität) deutlich auch im Berggebiet zunehmend seltener (Foto: Markus Jenny). 3
AV I N E W S A P R I L 2 0 1 8 : V O G E L S C H U Z T T H E M A E R K L Ä R T Glas und Vögel – entschärfen wir das Problem! Glas kommt an modernen Gebäu- den sehr oft zum Einsatz und ist heute deshalb fast überall anzu- treffen. Für Vögel bildet es eine ständige, tödliche Gefahr, die sehr viele Opfer fordert. Die Zahl der Kollisionen liesse sich aller- dings mit einfachen Lösungen einschränken. Die Vogelwarte er- klärt auf ihrer neuen Internet- seite zu diesem Thema, wie man dabei vorgeht und welche kon- kreten Massnahmen man schon bei der Planung eines neuen Ge- bäudes oder aber nach Unfällen ergreifen kann. Vögel kommen in unseren Agglo- merationen überall vor. In den meisten Fällen sind sie sehr will- kommene Gäste, die wir mit Futter- Die Blaumeise brütet oft im Siedlungsraum. Sie gehört zu den häufigsten Opfern an Glasscheiben stellen und Nisthilfen sogar in (Foto: Marcel Burkhardt). unsere Gärten locken. Allerdings lauern hier überall Gefahren. Neben Katzen und dem Strassen- Doppelte Gefahr Das zweite Problem an Glasflä- Die Gefahren sichtbar machen verkehr fordern Glasscheiben so Ein Teil der Gefahr durch Glas be- chen ist die Spiegelwirkung. Ge- Wer die Zahl der Vogelkollisionen viele Opfer, dass sie in der Schweiz steht in seiner Durchsichtigkeit. wisse Scheibentypen wie etwa Son- mit Glasscheiben verringern zu einem der wichtigsten Tier- Ein Vogel, der auf ein anvisiertes nenschutzgläser reflektieren ihre möchte, muss das unsichtbare Glas schutzprobleme geworden sind. Ziel, z.B. einen Baum zufliegt, er- Umgebung recht naturgetreu. Ein mit Hilfe von Markierungen sichtbar Noch vor kurzer Zeit – nach biologi- kennt diesen, nicht aber das un- fliegender Vogel erlebt das Spiegel- machen! Weil viele Vögel es ge- schen Zeiträumen gemessen – sichtbare Hindernis davor und bild als realen Lebensraum. Wenn wöhnt sind, durch kleine Lücken im konnten sich die Vögel im Luft- kollidiert mit der Glasscheibe. Je er sein Ziel entsprechend wählt, Laubdach eines Baumes hindurch- raum frei bewegen. Alle Hinder- durchsichtiger das Glas und je kommt es ebenfalls zu einem Zu- zufliegen, dürfen die freien Stellen nisse waren gut sichtbar und grösser die Scheibe ist, umso sammenstoss. Die Gefahr dafür zwischen diesen Markierungen konnten problemlos umflogen mehr nimmt die Kollisionsgefahr steigt mit der Intensität und der nicht grösser sein als eine Handflä- werden. Heute droht den Vögeln in zu. Wirklichkeitsnähe der Spiegelung. che, also etwa 10 × 10 cm. Dörfern und Städten durch Glas überall eine unsichtbare Gefahr! Dieses Material hat Hochkonjunk- tur und wird in der modernen Architektur dank einiger vorteilhaf- ter Eigenschaften sehr geschätzt. Bei einer unliebsamen Begeg- nung mit einer Glastür kommen wir Menschen meist mit ein paar blauen Flecken oder leichten Prel- lungen davon. Für fliegende Vögel ist der Aufprall an einer Glasscheibe wegen ihrer höheren Geschwindig- keit in der Regel viel härter und en- det deshalb oft tödlich. In der Schweiz wird die jährliche Zahl an Scheibenopfern auf mehrere Hun- derttausend geschätzt, in Deutsch- land sogar auf 18 Millionen. Ge- naue Zahlen sind schwierig zu erhe- ben, denn einerseits können die Vögel nach dem Aufprall oft noch wegfliegen und sterben erst später an den Verletzungen, andererseits werden viele der vor Glasscheiben am Boden liegenden Opfer rasch von Katzen oder Füchsen abtrans- Diese Fassade in Genf bildet für Vögel eine grosse Gefahr, weil sie die Bäume der Umgebung sehr naturgetreu reflektiert portiert. (Foto: Bastien Guibert). 4
AV I N E W S A P R I L 2 0 1 8 : V O G E L S C H U Z T T H E M A E R K L Ä R T Lösungen schon in der …oder nach Unfällen Planungsphase… Auf dem Markt ist eine grosse Aus- Mit einer geschickten Raumanord- wahl an Markierungen erhältlich, http://vogelglas.vogelwarte.ch/de/ nung kann man die Fenster schon die zur Reduktion der Gefahren an Auf der neuen Internetseite zum Problemkreis Vögel und Glas zeigt die Vogelwarte, wo mit Gefahren zu rechnen ist und wie man sie lösen kann. in der Planungsphase eines Neu- Glasscheiben beitragen sollen. Die baus so positionieren, dass viele Vo- Vogelwarte empfiehlt, sich an ge- Die Broschüre «Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht» behandelt diesen gelfallen gar nicht erst entstehen. prüfte Produkte zu halten. Diese Problembereich ebenfalls sehr umfassend. Sie bietet eine Fülle von Lösungsvor- Verglaste Hausecken, Lärm- und sind auf der Internetseite zum schlägen, ist reich illustriert und informiert über die wichtigsten Forschungs- Windschutzwände, Balkongeländer Thema Glas und Vögel aufgeführt. resultate auf diesem Gebiet. Sie richtet sich in erster Linie an Baufachleute. aus Glas und transparent verglaste Klebefolien sollten auf der Wer sie gratis als PDF-Version beziehen möchte, findet sie auf Wintergärten sind Gefahrenherde, Aussenseite der Scheiben aufge- http://vogelglas.vogelwarte.ch/de/. die man von Anfang an vermeiden bracht werden; dort sind sie besser kann. Das gilt in besonderer Weise sichtbar und vermindern zusätzlich für aus durchsichtigem Glas be- den Spiegeleffekt. Generell hängt stehende Hausecken. Wenn grosse, die Wirksamkeit einer Markierung transparente Glasfronten zwingend vom Anteil der abgedeckten Glas- deren Verkäufer. Bitte verwenden tungsbedingungen irgendeinen erforderlich sind, sollte man sie von fläche, vom sichtbaren Kontrast Sie sie nicht, denn die Vögel erken- positiven Effekt. Angesichts der un- Anfang an mit Markierungen ver- und vom Reflexionsgrad der Glas- nen sie nicht als Feinde und halten befriedigenden Resultate mit den sehen. Gefahrlose Alternativen bie- scheibe ab. Vertikale Streifen wir- deshalb auch keinen Abstand zu ih- Dr. Kolbe birdsticker®-Produkten ten auch sandgestrahlte, geriffelte, ken besser als horizontale. Lineare nen. Darüber hinaus kontrastiert und weiteren, schon früher geteste- farbige oder bedruckte Gläser. Die Muster sollten mindestens 15 % der ihre dunkle Farbe in düsterer Umge- ten und für Menschen ebenfalls Glashersteller haben das Problem Fläche abdecken, Punktraster mit bung zu wenig, und in den aller- unsichtbaren UV-aktiven Glasmar- übrigens erkannt und bringen zu- weniger als 3 cm grossen Punkten meisten Fällen sind die Abstände kierungen rät die Vogelwarte von nehmend Gläser mit geringerem 25 % und solche mit Punkten ab zwischen den Silhouetten viel zu deren Verwendung ab. Kollisionsrisiko auf den Markt. 3 cm Grösse 15 %. Die Farben soll- gross, als dass die Handflächenregel Für die Probleme von Vögeln mit Um Spiegeleffekte von Fenstern ten zu jenen der Umgebung gut eingehalten würde, die natürlich Glas gibt es also eine ganze Reihe zu reduzieren, sind Gläser mit kontrastieren. Weiss, Rot und auch hier gilt. von Lösungen. Der ästhetische Ein- einem Aussenreflexionsgrad von Orange leisten dies in der Regel. Auch durchsichtige Aufkleber, druck eines Gebäudes muss dar- höchstens 15 % geeignet. Sie bie- Sonnenschutz-Vorrichtungen wie die UV-Licht reflektieren und damit unter keineswegs leiden, insbeson- ten noch keinen absoluten Kolli- (Lamellen-)Vorhänge, Storen oder Vogelkollisionen verhindern sollen, dere wenn man bei den Markierun- sionsschutz, zeigen aber, in welche Brise-Soleils bieten übrigens auch sind leider unwirksam, wie eine von gen Wirksamkeit geschickt mit Richtung die Entwicklung weiterge- einen gewissen Kollisionsschutz. der Vogelwarte vor kurzem in Auf- Kreativität verbindet. Nach der Ver- hen sollte. Die Gefahr durch spie- trag gegebene Studie ergab. Weder wandlung in sichtbare, im Idealfall gelnde Scheiben lässt sich mit gut Greifvogelsilhouetten und die greifvogelförmigen UV-Kleber sogar reizvolle Oberflächen können sichtbaren Markierungen ebenfalls UV-Aufkleber sind wirkungslos der Firma Dr. Kolbe birdsticker® die Vögel das Glas erkennen und verringern. Dies ist besonders bei Von Greifvogelsilhouetten als noch die vertikalen UV-Streifen des- Kollisionen vermeiden. Gebäuden in naturnaher Umge- Schutzvorrichtungen gegen Kolli- selben Herstellers zeigten im Flug- bung sehr zu empfehlen. sionen profitieren einzig und allein kanal unter natürlichen Beleuch- Sophie Jaquier & Hans Schmid Eine solche Windschutzverglasung bildet für Vögel ein unsichtbares Hindernis. Die Streifen auf Lärmschutzwänden können durchaus diskret sein. Wegen der Hecke Greifvogelsilhouetten sind viel zu weit voneinander entfernt, um die Kollisionen mas- hinter der Glasfront sind die Markierungen hier aber besonders wichtig (Foto: siv zu reduzieren (Foto: Hans Schmid). Daniela Heynen). 5
AV I N E W S A P R I L 2 0 1 8 : A R T E N F Ö R D E R U N G Foto: Ralph Martin Förderung des Gartenrotschwanzes im Grenzgebiet des Oberthurgaus und des Kantons St. Gallen In den grossen Hochstamm-Obst- schon in den Siebzigerjahren stark düngten und deshalb dichter auf- zenden St. Galler Gemeinde Muo- gärten der Gemeinden Egnach, abgenommen, als Folge katastro- wachsenden Vegetation unter len brüten auf einer Fläche von Amriswil, Zihlschlacht-Sitterdorf phaler Dürren in der Sahelzone, den Obstbäumen nicht mehr in rund 25 km2 zwischen 20 und 30 (TG) und Muolen (SG) brütet dem afrikanischen Winterquartier ausreichender Menge erbeuten Gartenrotschwanz-Paare. Struk- noch ein Restbestand des Gar- dieses Langstreckenziehers. Diese kann? Oder an zu wenig Nist- turreiche und grossflächige Hoch tenrotschwanzes. Damit bildet Tendenz setzte sich in den Neunzi- möglichkeiten für den Nischen- stamm-Obstgärten sind hier noch diese Region ein Rückzugsgebiet gerjahren kontinuierlich fort. Seit brüter? verbreitet anzutreffen, denn der für diese nördlich der Alpen sel- der Jahrtausendwende legen die Most- und Tafelobstbau ist in die- ten gewordene Art. Ein zusam- Bestände erfreulicherweise wie- Das Projekt ser Region nach wie vor ein be- men mit den örtlichen Landwir- der zu. Dieser neue Trend kommt In den Oberthurgauer Gemein- deutender landwirtschaftlicher ten lanciertes Schutzprojekt soll allerdings durch eine deutliche den Zihlschlacht-Sitterdorf, Eg- Wirtschaftszweig. In einem ge- die verbliebenen Vorkommen si- Zunahme im Alpenraum und in nach, Amriswil, und der angren- meinsamen Projekt der Kantone chern und mit den noch grossflä- der Südschweiz zustande. Die be- chig vorhandenen Hochstamm- reits stark ausgedünnten Be- Obstgärten der Umgebung ver- stände auf der Alpennordseite ge- netzen. hen dagegen weiter zurück, ins- Legende Perimeter Untersuchungsgebiet Anzahl Jahre Revier besetzt seit 2014 besondere in der Nordostschweiz. 1 Jahr 2 Jahre Bedürfnisse, Bestands Die unterschiedliche Entwicklung 3 Jahre Revier von 2001-2005 mind. einmal besetzt Transekte zum bearbeiten entwicklung und Probleme der alpinen und nordschweizeri- 1 2 3 Der farbenprächtige Gartenrot- schen Population zeigt offensicht- 4 Grosser Hochstammobstgarten (> 10 ha) Vernetzungskorridor Kanton Thurgau schwanz besiedelt strukturreiche lich, dass die aktuellen Probleme Kulturlandschaften, Siedlungen nicht entlang der Zugwege und mit angrenzenden Gärten und im Überwinterungsgebiet gesucht lichte Wälder mit viel Totholz. Er werden müssen, sondern hausge- steht in der Schweiz als potenziell macht sind. Was sind die Gründe gefährdete Art auf der Roten Liste. für den steten Rückzug im Flach- Als eine der 50 Prioritätsarten für land? Ist der allgemeine Insekten- Artenförderungsprogramme ist er schwund schuld, dass der Garten- auf spezielle Fördermassnahmen rotschwanz hier immer mehr Ter- angewiesen. rain aufgeben muss? Oder liegt es Der Brutbestand des Garten- daran, dass der Gartenrotschwanz Gartenrotschwanz-Reviere im Projektgebiet Oberthurgau-St. Gallen rotschwanzes hat in der Schweiz die Insekten in der intensiv ge- (Karte: © swisstopo DV 351.5). 6
Die Akteure des Projekts: Landwirte Schweizerische Vogelwarte Sempach Kanton Thurgau: • Amt für Raumentwicklung, Abteilung Natur und Landschaft • Kantonale Jagd- und Fischereiverwaltung Kanton St. Gallen: • Amt für Landwirtschaft • Amt für Natur, Jagd und Fischerei • Gemeinde Muolen Mehrere Projekte (BirdLife Schweiz, Schweizerische Vogelwarte Sempach, private Initiatoren) fördern in der Schweiz den Gartenrotschwanz, u.a.: • Trinationales BirdLife Programm in der Nordwestschweiz • Baselbiet, Obstgarten Farnsberg • Bündner Herrschaft • Obstgärten Horgen/Wädenswil • Tessin, Magadinoebene • La Chaux-de-Fonds • St. Galler Rheintal, Altstätten • Oberthurgau/Muolen (SG) Im Oberthurgau und in den angrenzenden St. Galler Gemeinden gibt es noch einige alte Obstgärten (Foto: Mathis Müller). Thurgau und St. Gallen, der Ge- den spät aus dem Winterquartier von 1,7 ha, die in den letzten drei schwanz besiedelt. Diese Resul- meinde Muolen, der Landwirte zurückkehrenden Gartenrot- Jahren nicht vom Gartenrot- tate geben uns wichtige Hinweise und der Schweizerischen Vogel- schwanz das Nistplatzangebot. schwanz besiedelt worden waren, für zukünftige Fördermassnah- warte möchten wir diesen Restbe- Schon letztes Jahr hat er vier die- und auf Kreisflächen in Gartenrot- men. stand mit Massnahmen erhalten ser Kästen besiedelt. schwanz-Revieren anhand von Als Erfolgskontrolle werden die und stärken, die an die örtlichen über 30 Kriterien beschrieben Gartenrotschwanzreviere mit Gegebenheiten angepasst sind. Forschung für die zukünftige und analysiert. Die Auswertung einer vierfachen Revierkartierung Mehr als 15 Landwirte haben sich Lebensraumgestaltung zeigt, dass die Anzahl alter Bäume im Mai und im Juni erhoben. 2017 bereit erklärt, ihre Hoch- Mittels einer Habitatanalyse woll- und die bejagbare Fläche für die wurden 33 Reviere festgestellt. stamm-Obstgärten für den Gar- ten wir herausfinden, welche Fak- Besiedlungschancen entschei- Diese Erhebungen werden in den tenrotschwanz aufzuwerten. toren für die Besiedlung durch dend sind: Flächen mit mehr als nächsten Jahren fortgeführt. Dazu gehört das Schaffen von den Gartenrotschwanz entschei- 60 Altbäumen pro Hektar und mehr Strukturen gemäss Biodiver- dend sind. Dabei haben wir die einem für die Insektenjagd geeig- Mathis Müller sitätsförderung Qualitätsstufe II Lebensraumstruktur auf 120 zu- neten Flächenanteil von 77 % von Hochstamm-Feldobstbäu- fällig ausgewählten Kreisflächen sind zu 50 % vom Gartenrot- men, von Sitzwarten in weniger strukturierten Lebensräumen und von offenen Bodenstellen sowie die gestaffelte, streifenförmige Mahd des Unterbodens der Hoch- stammbäume, um den Jagderfolg des Gartenrotschwanzes zu erhö- hen. Die Insektenvielfalt soll mit der Einsaat von Blumenwiesen in unmittelbarer Nähe der Hoch- stammzone gefördert werden. Weiter möchten wir in den Hoch- stamm-Obstgärten gezielt soge- nannte Biotopbäume erhalten, wie die hier noch gelegentlich an- zutreffenden sehr hohen Birn- bäume, welche bis zu 250 Jahre alt sind. Auch die Erhöhung des Nistplatzangebots ist ein wichti- ges Thema: Eine Schulklasse in Muolen hat im April 2017 60 ei- gens für den Gartenrotschwanz konzipierte Nistkästen gezimmert. Diese Kästen werden von anderen höhlenbrütenden Kleinvögeln ge- In der Nordostschweiz lebt der Gartenrotschwanz vor allem in grossflächigen, alten und reich strukturierten Obstgärten mieden. Dadurch erhöht sich für (Foto: Mathis Müller). 7
AV I N E W S A P R I L 2 0 1 8 : N E U E S A U S D E R F O R S C H U N G Mehrjährige Mahd optimal für Schilfvögel In der Grande Cariçaie am Süd- Eine regelmässige Mahd Die Forscher fanden heraus, Antoniazza, M., Clerc, C., Le Nédic, ufer des Neuenburgersee, dem kann die Verbuschung solcher dass die alternierte Mahd keine C., Sattler, T., & Lavanchy, G. grössten zusammenhängenden Seeufer-Feuchtgebiete verhin- negativen Auswirkungen auf die (2017). Long-term effects of rota- Feuchtgebiet der Schweiz, muss dern. Doch wie oft sollte ge- Brutvögel hat. Aus den Studien- tional wetland mowing on bree- der Lebensraum so gepflegt mäht werden, dass typische ergebnissen lassen sich niedrigere ding birds: evidence from a 30- werden, dass die stark abge- Feuchtgebietsarten am besten Mahdhäufigkeit empfehlen, als für year experiment. Biodiversity and schwächte, für ein Feuchtgebiet gefördert werden können? Ant- solche Habitate üblich der Fall ist. Conservation, 1–15. jedoch sehr wichtige Wasser worten auf diese Frage konnten Aus Vogelsicht sollte erst alle drei pegel-Dynamik ersetzt werden Mitarbeitende der Association Jahre, besser erst alle 6 Jahre oder kann. Die Auswirkungen der ent- Grande Cariçaie, die für die noch seltener gemäht werden. sprechenden Mahd auf fünf ver- Pflege und ihre Erfolgskontrolle breitete Vogelarten wurden nun in der Grande Cariçaie zustän- über 30 Jahre untersucht. dig sind, in Zusammenarbeit mit Kollegen von der Vogelwarte mit Feuchtgebiete sind Lebensraum einer Langzeitstudie liefern. einer Vielzahl von Tier- und Pflan- Dazu analysierten sie umfangrei- zenarten, gleichzeitig oft stark be- che Bestandsdaten, die über be- droht. Eine besondere Gefahr geht eindruckende 30 Jahren gesam- von der Regulierung des Wasser- melt worden waren und unter- stands in Seen aus, so dass natürli- suchten dabei den langfristigen che Schwankungen ausbleiben. Einfluss von unterschiedlicher Die fehlende Dynamik führt insbe- Mahdhäufigkeiten (jährlich oder sondere dazu, dass junge Büsche nur in bestimmten Jahren) auf und Bäume auf dem nicht genü- Teichrohrsänger, Rohrschwirl, gend überschwemmten Boden Rohrammer, Wasserralle und aufwachsen und Feuchtgebiete zu Bartmeise am Südufer des Neu- Wald werden. enburger Sees. Foto: Association Grande Cariçaie / Christian Clerc Drosselrohrsänger ziehen mitten im Winter in ein zweites Winterquartier Wenn Drosselrohrsänger in ihren südlich der Sahara aufgehalten afrikanischen Winterquartieren hatten, zogen von dort aus im Mit- angekommen sind, ist ihre Reise tel 600 km nach Südwesten. Die noch nicht zu Ende. In einer ge- bulgarischen Vögel hatten die meinsamen Studie haben Forscher erste Winterhälfte in Zentralafrika der Schweizerischen Vogelwarte verbracht und flogen dann gegen Sempach und der Tschechischen 1200 km weit nach Südosten. Akademie der Wissenschaften ent- Die Forscher interpretieren deckt, dass die Mehrheit der mit diese Ortswechsel als Anpassun- Geolokatoren ausgerüsteten Vö- gen der Vögel an die wechselnden gel für die zweite Winterhälfte ein Lebensbedingungen in ihren Win- anderes, nahrungsreicheres Gebiet terquartieren. In ihrer Studie ha- aufsuchten. ben die meisten Drosselrohrsänger ihre ersten Rastplätze zugunsten In diesem Projekt haben die Wis- von feuchteren und grüneren Or- senschaftler zwei geographisch ten verlassen, die vermutlich auch deutlich getrennte Brutpopulatio- ein reicheres Insektenangebot auf- nen untersucht; die eine stammte wiesen. Solche Ortswechsel für die aus Tschechien, die andere aus zweite Winterhälfte sind beim Bulgarien. Unabhängig von der Wiedehopf und beim Sprosser be- Herkunft wechselten drei Viertel reits bekannt. Sie zeigen auf, wie der Rohrsänger von ihrem ersten wichtig die Winterquartiere für Die tschechischen Drosselrohrsänger (blau) überwintern weiter im Westen als die Winterquartier in ein zweites. Die Zugvögel sind – immerhin verbrin- bulgarischen (rot). Die Vögel beider Populationen wählen auch für den Zug ins tschechischen Drosselrohrsänger, gen diese fast das halbe Jahr in Af- zweite Winterquartier unterschiedliche Richtungen (Pfeile). Punkte markieren die die sich zuerst in Westafrika knapp rika! Standorte von stationären Vögeln (Foto: Mathias Schäf / Jaroslav Koleček). 8
AV I N E W S A P R I L 2 0 1 8 : V O G E L S C H U T Z T H E M A E R K L Ä R T Online-Plattform «Biodiversität auf dem Landwirtschaftsbetrieb» Vor knapp zwei Jahren haben FiBL und Vogelwarte das Hand- buch «Biodiversität auf dem Landwirtschaftsbetrieb» publi- ziert und als Ergänzung paral- lel dazu die Online-Plattform www.agri-biodiv.ch entwickelt. Sie bietet eine reichhaltige Pa- lette von Informationen und Hilfsmitteln zum Thema Biodi- versitätsförderung. Was können Bäuerinnen und Bau- ern im Einklang mit der Nahrungs- mittelproduktion für Vögel, Schmetterlinge und Wildblumen tun? Genau das zeigen die Schwei- zerische Vogelwarte Sempach und Tipps zur Biodiversitätsförderung auf Schweizer Landwirtschaftsbetrieben sind auf dem Portal www.agri-biodiv.ch das Forschungsinstitut für biologi- zu finden. schen Landbau FiBL in ihrem vor knapp zwei Jahren publizierten Handbuch «Biodiversität auf dem Landwirtschaftsbetrieb». Dabei Sie ergänzt das Handbuch und Sie sich einen Überblick verschaf- Last but not least werden Sie konnten sie sich auf die Erfahrun- bietet eine reichhaltige Palette fen, mit welchen Biodiversitäts- die Lernvideos in der Rubrik «Be- gen stützen, die sie gemeinsam von Informationen und Hilfsmit- beiträgen Sie rechnen können? ratung» begeistern. Möchten Sie mit Bäuerinnen und Bauern im teln zum Thema Biodiversitätsför- Suchen Sie betriebsspezifische wissen, wie Sie artenreiche Blu- Rahmen des Projekts «Mit Vielfalt derung an. Was zum Thema Biodi- Daten zur Planung von Biodiversi- menwiesen anlegen können, punkten» auf über hundert Betrie- versität in der Landwirtschaft vor tätsfördermassnahmen? Oder welche Pflanzenarten sich für ben gesammelt haben. In diesem der Publikation der Website in wollen Sie wissen, welche Vogel- eine Naturhecke eignen oder wie Projekt wurden viele gesamtbe- zahlreichen Merkblättern und Bro- arten Sie auf den Weiden Ihres Buntbrachen und Blühstreifen triebliche Beratungen durchge- schüren verstreut vorlag, präsen- Betriebs erwarten können? Ant- die Biodiversität fördern? Land- führt und wirkungsvolle Massnah- tiert sich nun als konzentrierte worten auf diese Fragen finden wirte und Agrarfachleute prä- men umgesetzt. Wissensquelle für alle, die sich für Sie in der Rubrik «Planen» der sentieren diese und andere The- Die Schweizerische Vogelwarte die Biodiversität auf dem Land- Online-Plattform. men kurz und verständlich. Na- Sempach und das Forschungsinsti- wirtschaftsbetrieb interessieren Sämtliche Informationen über türlich finden Sie auch das tut für biologischen Landbau FiBL oder im Agrarbereich tätig sind. die aktuell bestehenden Biodiver- Handbuch «Biodiversität auf haben parallel zum Handbuch die Wollen Sie in Erfahrung brin- sitätsförderflächen und noch weit dem Landwirtschaftsbetrieb» als Online-Plattform «Biodiversität gen, welchen Anforderungen mehr finden Sie in der Rubrik kostenlosen Download. auf dem Landwirtschaftsbetrieb» Biodiversitätsförderflächen (BFF) «Umsetzen». Die Website stellt Die Schweizerische Vogel- entwickelt (www.agri-biodiv.ch). entsprechen müssen? Möchten Massnahmen auf landwirtschaft- warte Sempach will im Rahmen lichen Nutzflächen (LN) sowie ihres Projekts Wissenstransfer ausserhalb der LN vor, verweist ihre Erfahrungen und Lösungs- auf Informationsquellen über ansätze zur Förderung der Biodi- Vernetzungs-und Landschafts- versität verstärkt in die Aus- und qualitätsflächen und gibt Ant- Weiterbildung von Landwirtin- worten auf Fragen zu invasiven, nen und Landwirten einbringen, gebietsfremden Pflanzenarten. ebenso wie in die Beratung land- Die Rubrik «Erleben» schlägt wirtschaftlicher Betriebe. Der eine Brücke zu den Aspekten der Wissenstransfer baut auf ein viel- Hofvermarktung und des Agro- schichtiges Netzwerk in der Bil- tourismus. Sie finden dort Hin- dungs- und Beratungsbranche. weise, wie Sie Ihr Wissen über die Handbuch und Online-Plattform Biodiversität auf Ihrem landwirt- bieten dafür eine solide Wissens- schaftlichen Betrieb an Familien, basis – die Grundvoraussetzung Gruppen, Schulklassen und Ein- für den erfolgreichen Wissens- zelpersonen weitergeben können. transfer. Wenn Sie Ihre Artenkenntnisse vertiefen möchten, stossen Sie René Urs Altermatt & auf eine reichhaltige Liste von Be- Michael Schaad Die Schafstelze brütet in der Schweiz vorwiegend auf Kartoffel- und stimmungsbüchern, Broschüren, Rübenfeldern (Foto: Marcel Burkhardt). Zeitschriften und Apps. 9
AV I N E W S A P R I L 2 0 1 8 : AT L A S N E W S Kulturlandarten im ungebremsten Sinkflug Seit 25 Jahren werden für ökolo- gische Leistungen in der Land- wirtschaft namhafte Beiträge be- zahlt. Doch Auswertungen für den neuen Brutvogelatlas bele- gen, dass der ökologische Aus- gleich in der Schweiz bislang keine flächige Wirkung zeigt. Wie fast überall in Europa steht auch in der Schweiz die Biodiversi- tät im Kulturland besonders stark unter Druck. Viele Arten der Land- wirtschaftsgebiete sind hierzulande seit den Fünfzigerjahren stark zu- rückgegangen; der Anteil an Brut- vogelarten auf der Roten Liste im Kulturland ist besonders hoch. Ka- tastrophale Einbrüche weisen in Buntbrachen sind seltene Biodiversitätsinseln in der landwirtschaftlichen Einöde (Foto: Lukas Pfiffner). jüngster Zeit unter anderem Feldler- che und Braunkehlchen auf. Der Hauptgrund ist die intensive land- geeignete Lebensräume zur Verfü- mens seit 1993–1996 zeigt, sind Verlangsamung der Verarmung er- wirtschaftliche Nutzung der Flä- gung gestellt werden. heute jedoch grossflächig weniger reicht worden ist. Damit wird das chen, aber auch der Rückgang der Die grösste Zahl von UZL-Arten UZL-Arten zu finden als noch 1993– vom Bund gesetzte Wirkungsziel, Insekten macht den Kulturlandbe- war während des Brutvogelatlas 1996. Und dort, wo die Verluste als wonach die UZL-Arten gefördert wohnern immer mehr zu schaffen. 2013–2016 im westlichen Mittel- gering ausgewiesen werden, waren werden sollen, weit verfehlt. Di- land zu finden, insbesondere in der schon 1993–1996 nicht mehr viele verse positive Beispiele zeigen aber, Typische Kulturlandarten unter Champagne genevoise und im Ber- Kulturlandarten vorhanden. dass mit den vorhandenen Instru- Druck ner und Freiburger Seeland. Dass menten (BFF, Vernetzungsprojekte Der Bund hat in den letzten Jahr- die BFF lokal einen positiven Einfluss Viel stärkere Anstrengungen usw.) eine Förderung der UZL-Arten zehnten verschiedene Instrumente auf die Biodiversität haben können, notwendig machbar wäre. Dass dies flächig bereitgestellt, um den Rückgang zu wurde inzwischen mehrfach nach- Insgesamt hat sich der Rückgang nicht der Fall ist, liegt daran, dass zu stoppen und wieder positive Ent- gewiesen. Auch Vögel reagieren der Kulturlandvögel flächig fortge- wenig Gewicht auf hochwertige wicklungen zu ermöglichen. Seit positiv, vor allem auf hochwertige setzt. Die Geschwindigkeiten der BFF-Typen wie Buntbrachen gelegt 1993 erhalten Landwirte nur noch BFF. Zwar haben seit 1990 einzelne Verluste sind beispielsweise im Ver- und dass die Vernetzungsprojekte dann Direktzahlungen, wenn sie Arten wie Rotmilan, Grünspecht, gleich zu ähnlichen Gebieten in zu wenig auf die Bedürfnisse der unter anderem mindestens 7 % Turmfalke oder Schwarzkehlchen Deutschland hoch, und es zeigt sich, Zielarten ausgerichtet sind. ihrer landwirtschaftlichen Nutzflä- grossflächig zugenommen. Wie die dass mit den bei uns angewende- che als Biodiversitätsförderflächen Karte zur Veränderung des Vorkom- ten Massnahmen nicht einmal eine Peter Knaus & Simon Birrer (BFF) bewirtschaften. Ab 2000 wur- den auch regionale Vernetzungs- projekte geschaffen, in denen Ziele betreffend Menge und Qualität der verschiedenen BFF-Typen festgelegt werden. Die BFF haben das Ziel, die Biodiversität zu fördern. Welche Ar- ten konkret im Kulturland zu för- dern sind, hat der Bund in den «Umweltzielen Landwirtschaft» (UZL) festgelegt. Bei den Brutvögeln werden 29 Arten als Zielarten und 18 Arten als Leitarten definiert. Die Bestände der Zielarten sollen direkt gefördert werden. Die Leitarten sol- len profitieren, indem ausreichend Änderung der Verbreitung seit 1993– 1996 der Arten der Umweltziele Land- wirtschaft. Die Karte entstand durch die Kombination der Veränderungskar- ten von 35 Arten, für die entsprechen- den Karten vorliegen. Sie zeigt, dass die Vögel des Kulturlandes schweizweit zu den grossen Verlierern gehören. 10
AV I N E W S A P R I L 2 0 1 8 : U N T E R W E G S M I T . . . Jean-Luc Zollinger Jean-Luc Zollingers Leidenschaft dem Ornithologen-Virus hat er sind die Wald- und Kulturlandvö- sich schon in seiner Gymnasialzeit gel; hier hat er sich viel Wissen infiziert, als ihn ein Schulkamerad angeeignet. Regelmässig publi- in die faszinierende Welt der Na- ziert er Ergebnisse aus seinen turwissenschaften einführte und Projekten, die er zwar in der Frei- die beiden auf der Suche nach zeit, aber mit professionellem Reptilien und Vögeln gemeinsame Anspruch betreut. Seine seit Jahr- Moped-Touren unternahmen. zehnten in Eigenregie laufenden Dass Jean-Luc sich dann für ein na- Überwachungsprojekte führt er turwissenschaftliches Studium an auch nach seiner Pensionierung der Universität Lausanne mit den als Lehrer für Naturwissenschaf- Schwerpunkten Zoologie und Bo- ten mit hoher Intensität weiter. tanik entschied, war nur logisch. Neuntöter (Foto: Stefan Rieben). Direkt nach dem Abschluss wurde Der gebürtige Lausanner Jean-Luc er Mathematik-, Chemie- und Bio- Zollinger lebt heute mit seiner Frau logielehrer an der Sekundarschule treute jeweils ein Atlasquadrat; schon mehrfach publiziert. Ausser- in Romanel-sur-Lausanne. Mit Prilly und blieb dies 37 Jahre lang. von 1999 bis 2005 wirkte er auch dem kontrolliert er alljährlich 323 Schon 1970 legte Jean-Luc die bei MHB-Kartierungen mit. Um Neuntöter-Reviere und möchte im Beringerprüfung ab und beteiligte mehr Zeit für die Atlasarbeiten Jahr 2021 das 25jährige Bestehen sich dann sofort sehr aktiv an den und seine anderen Feldprojekte zu dieses Projektes erreichen. Beringungsprojekten der Jugend- haben, reduzierte er ab 1993 sein Wenn ihn sein bisher ausge- gruppe von Nos Oiseaux in der Arbeitspensum. zeichnetes Gehör nicht im Stich Grande Cariçaie. In die Mitte der Seit dem Atlas von 1993-1996 lässt, will Jean-Luc sein Waldvogel- Siebzigerjahre fiel auch der Beginn befasst sich Jean-Luc auch intensiv monitoring fortsetzen, bis er auf seiner Brutzeitüberwachung der mit seinen drei Lieblingsarten, dem 50 Zähljahre kommt. Aus seinem Vogelwelt einer Waldparzelle bei Neuntöter, dem Schwarzkehlchen Neuntöterprojekt möchte er bald Bioley-Orjulaz, die er heute, nach und der Dorngrasmücke. Nach der weitere Resultate veröffentlichen: 45 Jahren, immer noch fortführt. zuletzt genannten Art hat er im In Nos Oiseaux will er eine Litera- Einen Teil der Ergebnisse dieser Auftrag der Vogelwarte in den Jah- turstudie zum Zugverhalten und Langzeitstudie hat er in Nos Oise- ren 2006 und 2007 am Jura-Süd- eine Analyse des Zugablaufs bei aux publiziert. Bei allen Brutvogel- fuss intensiv gesucht. Seit 2004 be- uns sowie eine Detailbeschreibung atlasprojekten seit den Siebziger- fasst er sich mit der Avifauna von des Vorgehens der Vögel beim Re- Foto: Maryla Zollinger jahren war Jean-Luc dabei und be- Brachflächen und hat auch darüber vierbezug einreichen. PERSONELLES Neue Mitarbeiter Seit Anfang Januar verstärken mit Fragen zur Populationsdyna- Matthias Tschumi ergänzt das qualität und dem Bruterfolg des drei neue Mitarbeiter das wissen- mik dieser Art befassen. Team der Steinkauz-Ökologen im Steinkauzes analysieren. schaftliche Team der Vogelwarte. Insbesondere möchte er ver- Rahmen einer Post-Doc-Anstel- Wir wünschen den drei neuen Im letzten Jahr war Roman stehen, in welchem Umfang die lung. Seine Aufgabe ist es, Aus- Kollegen einen guten Start und Bühler noch als Feldassistent im Vögel in der Lage sind, den Zeit- wertungen weiterzuführen und viel Erfolg bei ihrer Arbeit in Sem- Forschungsprojekt über den punkt des Brutbeginns an die sich Publikationen abzuschliessen. pach Weissrückenspecht angestellt. ändernden Umweltbedingungen Dabei wird er vor allem Zusam- Jetzt beginnt er in der Schleiereu- anzupassen. menhänge zwischen der Habitat- len-Gruppe mit einer Doktor- arbeit, in der er die Habitatnut- zung im Winter und die mögli- chen langfristigen Auswirkungen der Habitatqualität auf die Fort- pflanzung dieser Art untersucht. Eine Dissertation nimmt auch Christian Schano in Angriff. Der Ornithologe aus Oesterreich wird sich im Schneesperlingsprojekt Von Links nach Rechts Roman Bühler, Christian Schano und Matthias Tschumi. 11
AV I N E W S A P R I L 2 0 1 8 : H E R A U S G E P I C K T Unsere Bibliothek öffnet ihre Türen Die Bibliothek der Vogelwarte ist Nutzerinnen und Nutzer zugänglich nicht nur das vogelkundliche Ge- zu machen. Deshalb können seit Ja- dächtnis der Schweiz, sondern auch nuar 2018 alle Ehrenamtlichen der eine der grössten ornithologischen Vogelwarte, aber auch andere Inte- Fachbibliotheken Europas. Sie be- ressentinnen und Interessenten, je- findet sich im ersten Obergeschoss weils am letzten Samstag im Monat des Bürogebäudes an der Seerose 1 die Bibliothek von 9 bis 13 Uhr in Sempach und enthält ca. 20 000 ohne Voranmeldung nutzen. Wer Bücher, Broschüren, Zeitschriften die Bibliothek dagegen wie bisher und elektronische Datenträger wie an den offenen Wochentagen von CDs und DVDs mit Bezug zur Vogel- 8–12 und von 13.30–17 Uhr besu- kunde. Weiter sind dort auch Doku- chen will, sollte sich weiterhin vor- mente zu Naturschutzthemen und her anmelden. Als zusätzliche Gewinnerbild des Fotowettbewerbs 2017: ein Starenschwarm in Vogelform anderen naturwissenschaftlichen Neuerung können Auswärtige in (Foto: Daniel Biber). Bereichen zu finden. der Bibliothek jetzt auch Bücher Seit ihrem Stellenantritt im und andere Datenträger ausleihen. Herbst 2017 setzt sich die neue Lei- Mehr Informationen und die terin Patricia Dürring Kummer dafür Öffnungszeiten finden Sie auf: Ein Bild geht um die Welt ein, die Bibliothek auch für externe www.vogelwarte.ch/bibliothek «Die Schweizerische Vogelwarte Doch nicht nur die Jury war Sempach möchte die Bevölkerung von der einmaligen Aufnahme be- mit erstklassigen Bildern für die geistert. Das Medienecho war in Vögel begeistern und für den Vo- der Schweiz und im Ausland rie- gelschutz sensibilisieren.» Das er- sig; das Bild ging wortwörtlich um klärte Ziel des Fotowettbewerbs die Welt. Selbst ein halbes Jahr der Vogelwarte konnte mit dem nach der Auszeichnung durch die Siegerbild 2017 sicherlich erreicht Jury wird es immer wieder veröf- werden. fentlicht. Ganz im Sinne des Wett- Mit der beeindruckenden Auf- bewerbs weckt das Bild weiterhin nahme eines grossen Staren- die Faszination für die Vogelwelt. schwarms, dessen Wogen selbst Im Mai 2018 startet die nächste die Form eines Vogels bilden, ge- Runde unseres Fotowettbewerbs. lang dem deutschen Fotografen Wir freuen uns auf neue, beein- Daniel Biber ein Meisterwerk. Das druckende Bilder. Wer mitmachen atemberaubende Bild wurde von möchte, kann seine Aufnahmen der Fachjury denn auch als Ge- vom 1.–31. Mai 2018 auf folgen- Die neue Bibliotheksleiterin Patricia Dürring Kummer und ihre Mitarbeiterin samtsieger des Wettbewerbs der Internetseite einreichen: Anne Tampe stehen Besucherinnen und Besuchern gern mit Rat und Tat zur 2017 ausgezeichnet. https://photo.vogelwarte.ch Seite (Foto: Marcel Burkhardt). AGENDA IMPRESSUM 1.–31.5.2018: Vogelwarte Fotowettbewerb Redaktion: Sophie Jaquier https://photo.vogelwarte.ch Übersetzung: Johann von Hirschheydt 25.–27.5.2018: Festival der Natur Mitarbeit: René Urs Altermatt, Simon Birrer, Marcel Burkhardt, Roman Graf, http://festivaldernatur.ch Lukas Jenni, David Jenny, Peter Knaus, Mathias Müller, Livio Rey, Michael Schaad, Hans Schmid, Reto Spaar Auflage: 4000 Ex. Ausgaben: April, August und Dezember ISSN: 1664-9451 (elektronische Ausgabe: 1664-946X) Papier: Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Schweizerische Vogelwarte Tel. 041 462 97 00 Station ornithologique suisse Fax 041 462 97 10 Stazione ornitologica svizzera info@vogelwarte.ch Staziun ornitologica svizra CH-6204 Sempach www.vogelwarte.ch PC 60-2316-1 12
Sie können auch lesen