Es gibt keinen Grund zu warten - APRIL 2018 - Vogelwarte Sempach

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Es gibt keinen Grund zu warten - APRIL 2018 - Vogelwarte Sempach
Hausrotschwanz (Foto: Marcel Burkhardt)

AVINEWS                                      APRIL 2018

Es gibt keinen Grund zu warten
Eine viel beachtete Studie belegt       den offensichtlicheren zählen das     Schweiz in Gewässern nachgewie-             Deckte man solche Verluste in
den Insektenrückgang. Fachleute        Verschwinden wertvoller Lebens-        sen worden sind. Über diese gelan-      der Wirtschaftswelt auf, würden
benennen die Ursachen nur zö-           räume wie artenreiche Blumenwie-      gen sie in eine Vielzahl von Lebens-    die Verantwortlichen wohl umge-
gernd. Die Medien verteidigen           sen, Feuchtgebiete oder naturnahe     räumen, in denen Insektizide nichts     hend handeln – oder entlassen wer-
das Nichtstun. Warum?                  Gewässer und effiziente Landnut-       zu suchen haben. Dass Vögel indi-       den. Doch wenn es um den Schutz
                                       zungstechniken wie häufiges Mä-        rekt darunter leiden, konnte in den     der Natur geht, wird gezögert und
Mitte Oktober vergangenen Jahres        hen, Silage oder der Einsatz von      Niederlanden gezeigt werden: In         beschwichtigt. Die Vogelwarte
berichtete die Tageszeitung «Bund»     Mähaufbereitern.                       Gebieten mit mehr Neonicotinoi-         nennt Lösungsansätze: Die Verwen-
über eine besorgniserregende Stu-          Weniger gut nachgewiesen ist,      den im Oberflächenwasser nah-           dung von Pestiziden ist stark zu re-
die, die zuvor publiziert worden        wie Pestizide zum Insektenschwund     men insektenfressende Vögel stär-       duzieren. Es gilt aufzuzeigen, wie
war. Diese belegt für mehrere Ge-       beitragen. Zu ihnen zählen giftige    ker ab als in weniger belasteten        man Nahrungsmittel produzieren
biete in Deutschland, dass die In-      Mittel u.a. gegen Unkraut, Insekten   Gebieten.                               kann, ohne dabei das Nahrungs-
sektenbiomasse in den letzten 27        und gegen Pilze. Auf Insekten wir-        Obschon Fachleute im «Bund»         netz zu zerstören. Auch den völlig
Jahren um 75 % geschrumpft ist.         ken Herbizide indirekt: Die Zerstö-   zu Wort kommen und die Gründe           unnötigen Einsatz von Pestiziden in
Doch der Lead des Artikels lässt        rung agronomisch unerwünschter        für den Insektenrückgang benen-         Gärten und öffentlichen Grünflä-
aufhorchen, endet er doch mit dem      Pflanzen entzieht vielen Insektenar-   nen, schliesst der Artikel mutlos       chen muss man dringend angehen.
Satz: «Aber niemand weiss wa-          ten ihre Lebensgrundlage. Insekti-     und resignierend: «Und das ist viel-        Aber nicht nur «die anderen»,
rum.»                                  zide hingegen töten Insekten direkt    leicht die erschreckendste Erkennt-     auch wir können täglich unseren
    In der Schweiz machen es die       – oft nicht nur Schädlinge.            nis: Solange man nicht weiss, was       Anteil leisten, indem wir beim Kauf
Resultate aus dem Brutvogelatlas           Eine besonders unrühmliche         die Ursache ist, kann man auch nur      von Nahrungsmitteln kritischer sind
2013–2016 deutlich: Auch bei uns       Rolle spielen die schwer abbauba-      wenig tun, um den Schwund der In-       und vermehrt pestizidfrei produ-
gehen die Bestände der insekten-        ren und wasserlöslichen Neonicoti-    sekten zu stoppen.» Man fragt sich      zierte Nahrungsmittel einkaufen.
fressenden Brutvögel deutlich zu-       noide, die oft prophylaktisch ange-   augenreibend: Was genau braucht
rück. Dafür gibt es viele Gründe. Zu    wendet werden und auch in der         es denn noch?                                               Michael Schaad
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AV I N E W S A P R I L 2 0 1 8 : I M F O K U S

Das Berggebiet – ein Reduit für die Vogelwelt?
Die Berggebiete galten lange als           annähernd gleich grosse Fläche
Rückzugsgebiete für jene Arten,            auf deutlich weniger Betriebe, be-
die im Mittelland wegen der In-            deutet dies aber eine grössere Flä-
tensivierung der Landwirtschaft            che pro Betrieb und damit eine ra-
verdrängt wurden. Nun zeigt sich,          tionellere, mechanisierte Landwirt-
dass verbreitete Arten auch im             schaft.
Berggebiet grossflächig abneh-                 Im Sömmerungsgebiet (Alp-
men.                                       weiden) ist der Intensivierungs-
                                           druck geringer. Allerdings werden
Dass viele Brutvogelarten aus dem          gut erschlossene Alpen oft eben-
intensiv genutzten Landwirt-               falls stärker genutzt. Alpen, die
schaftsgebiet im Mittelland ver-           keine moderne Infrastruktur auf-
schwunden sind, ist hinlänglich            weisen und schlecht erschlossen
bekannt. «Zum Glück gibt es in             sind, werden hingegen mehr und
der Schweiz aber noch abgele-              mehr vernachlässigt. Vor allem auf
gene Berggebiete. Dort finden die          der Alpensüdseite führt dies zu            Ehemals in der ganzen Schweiz verbreitet, ist der Baumpieper heute nur noch
im Tiefland selten gewordenen Ar-          grossflächiger Vergandung.                 in den Berggebieten zu Hause. Aber auch dort nimmt der Bestand grossflächig
ten weiterhin ideale Bedingungen               All dies hinterlässt deutliche         ab; die grössten Verluste in den letzten 20 Jahren sind in den Höhenlagen um
                                                                                      1000 m ü.M. zu verzeichnen (Foto: Ralph Martin).
und kommen dementsprechend                 Spuren bei der Biodiversität: Die
häufig vor». So glauben viele, und         Vogelartenvielfalt nimmt ab. We-
wer Natur erleben will, verbringt          nige, bereits früher weit verbrei-       hatten. Die Brutpopulationen von        und damit auch auf die Zusam-
seine Zeit deshalb in den Bergen.          tete Arten gewinnen noch mehr            Feldlerche, Braunkehlchen und           mensetzung der Avifauna aus-
    Doch bei genauerem Hinsehen            an Terrain. Eine Untersuchung der        Baumpieper sanken um 44–61 %.           wirkt. Andere Faktoren wie Kli-
zeigt sich, dass auch im Berggebiet        Vogelwarte im Engadin zeigt dies         Gleichzeitig gab es aber auch Ar-       mawandel und veränderte Be-
starke Veränderungen im Gang               deutlich. Dort sank der Anteil an        ten, deren Bestände zulegen             dingungen im Durchzugs- und
sind. Wie im Tiefland hat die Zahl         wenig intensiv genutzten und ar-         konnten, vor allem Gebüsch- und         Über­win­terungsgebiet können
der Landwirtschaftsbetriebe auch           tenreichen Wiesen zwischen               Baumbrüter wie Grünspecht,              zwar ebenfalls einen Einfluss ha-
im Berggebiet seit dem Jahr 2006           1987/1988 und 2009/10 von 32             Mönchs- und Gartengrasmücke,            ben, vermögen aber die festge-
um rund 17 % abgenommen. Die               auf 26,6 % der untersuchten              Distelfink und Goldammer. Deren         stellten Entwicklungen nicht zu
landwirtschaftliche Nutzfläche ist         12 km² Landwirtschaftsfläche.            Lebensräume haben sich durch            erklären.
beinahe gleich geblieben. Wenn             Gleichzeitig stieg der Anteil in-        die Entwicklung ehemaliger Nie-            Das Engadin ist bei weitem kein
Landwirtschaftsland aufgegeben             tensiv genutzter Wiesen von 23,6         derhecken in dichte Hochhecken          Einzelfall, wie die Daten im neuen
wurde, so waren dies meist die für         auf 28,1 %. Es ist deshalb nicht         ebenfalls verändert.                    Brutvogelatlas belegen. Kuckuck,
die Biodiversität besonders wert-          erstaunlich, dass in diesem Zeit-           Die Untersuchung zeigt, dass         Feldlerche und Wacholderdrossel
vollen, extensiv genutzten Flächen         raum vor allem die Bodenbrüter           sich die veränderte Bewirtschaf-        haben seit 1993–1996 grosse Ver-
in steilen Lagen. Verteilt man eine        Bestandsverluste zu verzeichnen          tung auf die Vegetationsstruktur        luste hinnehmen müssen. Dabei

Die Mechanisierung macht auch vor den Alpen nicht Halt. (Foto: Archiv Vogelwarte)

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AV I N E W S A P R I L 2 0 1 8 : I M F O K U S

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                                                                                       Im Tiefland begann der Rückgang der Artenvielfalt schon früher. Heute legen
                                                                                       Landwirte wieder neue Biodiversitätsförderflächen (BFF) an. Eine Untersuchung
                                                                                       zeigt am Bespiel der Reinacher Ebene BL, dass mit einem durchschnittlichen An-
                                                                                       teil an BFF durchaus auch anspruchsvolle Vogelarten des Kulturlands gefördert
                                                                                       werden können. Die Voraussetzung ist jedoch, dass BFF-Typen angelegt werden,
                                                                                       die eine hohe ökologische Qualität aufweisen und tatsächlich den Zielarten zu-
                                                                                       gutekommen.

                                                                                       Martinez, N., T. Roth, V. Moser, G. Oesterhelt, B. Pfarr Gambke, P. Richterich,
                                                                                       T. B. Tschopp, M. Spiess & S. Birrer (2017): Bestandsentwicklung von Brutvögeln
                                                                                       in der Reinacher Ebene von 1997 bis 2016. Ornithol. Beob. 114: 257–274.

Mikromelioration auf 2200 m ü. M.: Hier wurde wertvolle Vegetation zerstört und die
Fläche neu angesät (Foto: Markus Jenny).

war kein Unterschied zwischen              nutzung zur Silagetechnik. Als             verbessert. Noch immer bestehen           landwirtschaftliche Beratung. Sie
den Tiefland- und Berglandpopu-            Folge all dieser Instensivierungs-         aber viele Gegenanreize für eine          müsste vermehrt die naturver-
lationen festzustellen. Der Neun-          schritte werden die Wiesen heute           Intensivierung der Produktion –           trägliche, standortsangepasste
töterbestand hat über 1000 m               früher im Jahr und häufiger ge-            auch im Berggebiet. Die Landwirt-         Bewirtschaftung ins Zentrum rü-
ü.M. sogar stärker verloren als im         schnitten. Für Wiesenbrüter hat            schaftspolitik ist dringend anzu-         cken.
Tiefland. Goldammer und Heide-             dies fatale Folgen. Sie sitzen zu          passen, damit der Verlust an wert-
lerche nahmen im Berggebiet ab,            dieser Zeit noch auf ihren Nestern.        vollen       Lebensräumen        und      Korner, P., R. Graf, L. Jenni, P. Kor-
während die Bestände im Tiefland           Brutverluste sind deshalb vorpro-          Strukturen gestoppt werden kann.          ner, R. Graf & L. Jenni (2017):
konstant geblieben sind oder im            grammiert, in manchen Fällen               Entscheidend ist, dass Struk­     tur­    Large changes in the avifauna in
Fall der Heidelerche sogar zuge-           werden sogar die Weibchen auf              ver­bes­ser­ungs­mass­nahmen und          an extant hotspot of farmland bio-
nommen haben.                              den Nestern vermäht.                       Mel­ior­a­tions­vorhaben viel stärker     diversity in the Alps. Bird Conserv.
    Die geschilderte Entwicklung              Kleinstrukturen wie Böschun-            auf mögliche negative Auswir-             Intern. 6: 1–15.
steht in krassem Gegensatz zum             gen, Gräben, Einzelbüsche, grosse          kungen auf die Biodiversität ge-
Ziel des Bundes, die Biodiversität         Steine und Steinwälle werden               prüft werden. Zentral ist auch die                Roman Graf & Simon Birrer
zu erhalten und zu fördern. Bund           zwar bei Projekten zur Strukturver-
und Kantone unterstützen die               besserung oft als «zu erhalten»
Landwirtschaftsbetriebe nicht nur          deklariert, sie sind den grossen
mit Direktzahlungen, sondern               Maschinen aber im Weg und wer-
auch mit Beiträgen zur Struktur-           den deshalb oft im Nachhinein in
verbesserung. Für Bodenverbesse-           «Mikromeliorationen» nach und
rungen und landwirtschaftliche             nach entfernt. Dieser Prozess ist
Hochbauten wurden vom Bund                 schleichend und fällt kaum auf.
zwischen 2003 und 2016 jährlich            Auffälliger ist der Einsatz von
jeweils zwischen 83 und 107 Mil-           Steinfräsen. Das Kleinrelief und
lionen Franken ausgegeben. In der          damit die wertvollen Pflanzenbe-
Regel fliessen etwa zwei Drittel           stände werden so flächig zerstört.
dieser Beträge in die Berggebiete.         Schlecht zu bewirtschaftende,
Mit solchen Geldern werden unter           aber ökologisch wertvolle Flächen
anderem auch Bewirtschaftungs-             werden so zu intensiv nutzbaren,
strassen ausgebaut. Subventio-             aber ökologisch monotonen Wie-
niert werden aber nur Strassen mit         sen umgewandelt. Die Lebens-
mindestens drei Metern Breite. Die         raumqualität für Arten wie Stein-
Strassen sind deshalb nach dem             schmätzer, Baumpieper oder Wen-
Ausbau in der Regel breiter als vor-       dehals verschlechtert sich dadurch
her. Damit wird die Zugänglichkeit         massiv.
abgelegener Gebiete für grössere,             Noch gibt es viele schöne, ar-
schlagkräftigere Maschinen ge-             ten- und strukturreiche Land-
währleistet. Dies ermöglicht eine          schaften im Berggebiet. Diese
intensivere Nutzung der Flächen.           müssen unbedingt erhalten blei-
Neu werden Rotationsmähwerke               ben. Mit der Agrarpolitik AP14–
und Ballenpressen statt wie bis an-        16 wurde die Abgeltung von ge-
hin Schilter und Balkenmäher ein-          meinwirtschaftlichen Leistungen
gesetzt. Immer öfters wechseln             der Berglandwirtschaft (u.a. För-             Vielfältige, strukturreiche Landschaften mit einer hohen Biodiversität werden
Bauern von der aufwendigen Heu-            derung der Biodiversität) deutlich            auch im Berggebiet zunehmend seltener (Foto: Markus Jenny).

                                                                                                                                                                     3
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Glas und Vögel – entschärfen wir das Problem!
Glas kommt an modernen Gebäu-
den sehr oft zum Einsatz und ist
heute deshalb fast überall anzu-
treffen. Für Vögel bildet es eine
ständige, tödliche Gefahr, die
sehr viele Opfer fordert. Die Zahl
der Kollisionen liesse sich aller-
dings mit einfachen Lösungen
einschränken. Die Vogelwarte er-
klärt auf ihrer neuen Internet-
seite zu diesem Thema, wie man
dabei vorgeht und welche kon-
kreten Massnahmen man schon
bei der Planung eines neuen Ge-
bäudes oder aber nach Unfällen
ergreifen kann.

Vögel kommen in unseren Agglo-
merationen überall vor. In den
meisten Fällen sind sie sehr will-
kommene Gäste, die wir mit Futter-              Die Blaumeise brütet oft im Siedlungsraum. Sie gehört zu den häufigsten Opfern an Glasscheiben
stellen und Nisthilfen sogar in                 (Foto: Marcel Burkhardt).
unsere Gärten locken. Allerdings
lauern hier überall Gefahren.
Neben Katzen und dem Strassen-              Doppelte Gefahr                               Das zweite Problem an Glasflä-         Die Gefahren sichtbar machen
verkehr fordern Glasscheiben so             Ein Teil der Gefahr durch Glas be-        chen ist die Spiegelwirkung. Ge-           Wer die Zahl der Vogelkollisionen
viele Opfer, dass sie in der Schweiz        steht in seiner Durchsichtigkeit.         wisse Scheibentypen wie etwa Son-          mit Glasscheiben verringern
zu einem der wichtigsten Tier-              Ein Vogel, der auf ein anvisiertes        nenschutzgläser reflektieren ihre          möchte, muss das unsichtbare Glas
schutzprobleme geworden sind.               Ziel, z.B. einen Baum zufliegt, er-       Umgebung recht naturgetreu. Ein            mit Hilfe von Markierungen sichtbar
Noch vor kurzer Zeit – nach biologi-        kennt diesen, nicht aber das un-          fliegender Vogel erlebt das Spiegel-       machen! Weil viele Vögel es ge-
schen Zeiträumen gemessen –                 sichtbare Hindernis davor und             bild als realen Lebensraum. Wenn           wöhnt sind, durch kleine Lücken im
konnten sich die Vögel im Luft-             kollidiert mit der Glasscheibe. Je        er sein Ziel entsprechend wählt,           Laubdach eines Baumes hindurch-
raum frei bewegen. Alle Hinder-             durchsichtiger das Glas und je            kommt es ebenfalls zu einem Zu-            zufliegen, dürfen die freien Stellen
nisse waren gut sichtbar und                grösser die Scheibe ist, umso             sammenstoss. Die Gefahr dafür              zwischen diesen Markierungen
konnten problemlos umflogen                 mehr nimmt die Kollisionsgefahr           steigt mit der Intensität und der          nicht grösser sein als eine Handflä-
werden. Heute droht den Vögeln in           zu.                                       Wirklichkeitsnähe der Spiegelung.          che, also etwa 10 × 10 cm.
Dörfern und Städten durch Glas
überall eine unsichtbare Gefahr!
Dieses Material hat Hochkonjunk-
tur und wird in der modernen
Architektur dank einiger vorteilhaf-
ter Eigenschaften sehr geschätzt.
    Bei einer unliebsamen Begeg-
nung mit einer Glastür kommen wir
Menschen meist mit ein paar
blauen Flecken oder leichten Prel-
lungen davon. Für fliegende Vögel
ist der Aufprall an einer Glasscheibe
wegen ihrer höheren Geschwindig-
keit in der Regel viel härter und en-
det deshalb oft tödlich. In der
Schweiz wird die jährliche Zahl an
Scheibenopfern auf mehrere Hun-
derttausend geschätzt, in Deutsch-
land sogar auf 18 Millionen. Ge-
naue Zahlen sind schwierig zu erhe-
ben, denn einerseits können die
Vögel nach dem Aufprall oft noch
wegfliegen und sterben erst später
an den Verletzungen, andererseits
werden viele der vor Glasscheiben
am Boden liegenden Opfer rasch
von Katzen oder Füchsen abtrans-                Diese Fassade in Genf bildet für Vögel eine grosse Gefahr, weil sie die Bäume der Umgebung sehr naturgetreu reflektiert
portiert.                                       (Foto: Bastien Guibert).

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Es gibt keinen Grund zu warten - APRIL 2018 - Vogelwarte Sempach
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Lösungen schon in der                       …oder nach Unfällen
Planungsphase…                              Auf dem Markt ist eine grosse Aus-
Mit einer geschickten Raumanord-            wahl an Markierungen erhältlich,                 http://vogelglas.vogelwarte.ch/de/
nung kann man die Fenster schon             die zur Reduktion der Gefahren an               Auf der neuen Internetseite zum Problemkreis Vögel und Glas zeigt die
                                                                                            Vogelwarte, wo mit Gefahren zu rechnen ist und wie man sie lösen kann.
in der Planungsphase eines Neu-             Glasscheiben beitragen sollen. Die
baus so positionieren, dass viele Vo-       Vogelwarte empfiehlt, sich an ge-                Die Broschüre «Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht» behandelt diesen
gelfallen gar nicht erst entstehen.         prüfte Produkte zu halten. Diese                 Problembereich ebenfalls sehr umfassend. Sie bietet eine Fülle von Lösungsvor-
Verglaste Hausecken, Lärm- und              sind auf der Internetseite zum                   schlägen, ist reich illustriert und informiert über die wichtigsten Forschungs-
Windschutzwände, Balkongeländer             Thema Glas und Vögel aufgeführt.                 resultate auf diesem Gebiet. Sie richtet sich in erster Linie an Baufachleute.
aus Glas und transparent verglaste              Klebefolien sollten auf der                  Wer sie gratis als PDF-Version beziehen möchte, findet sie auf
Wintergärten sind Gefahrenherde,            Aussenseite der Scheiben aufge-                  http://vogelglas.vogelwarte.ch/de/.
die man von Anfang an vermeiden             bracht werden; dort sind sie besser
kann. Das gilt in besonderer Weise          sichtbar und vermindern zusätzlich
für aus durchsichtigem Glas be-             den Spiegeleffekt. Generell hängt
stehende Hausecken. Wenn grosse,            die Wirksamkeit einer Markierung
transparente Glasfronten zwingend           vom Anteil der abgedeckten Glas-            deren Verkäufer. Bitte verwenden           tungsbedingungen irgendeinen
erforderlich sind, sollte man sie von       fläche, vom sichtbaren Kontrast             Sie sie nicht, denn die Vögel erken-       positiven Effekt. Angesichts der un-
Anfang an mit Markierungen ver-             und vom Reflexionsgrad der Glas-            nen sie nicht als Feinde und halten        befriedigenden Resultate mit den
sehen. Gefahrlose Alternativen bie-         scheibe ab. Vertikale Streifen wir-         deshalb auch keinen Abstand zu ih-         Dr. Kolbe birdsticker®-Produkten
ten auch sandgestrahlte, geriffelte,        ken besser als horizontale. Lineare         nen. Darüber hinaus kontrastiert           und weiteren, schon früher geteste-
farbige oder bedruckte Gläser. Die          Muster sollten mindestens 15 % der          ihre dunkle Farbe in düsterer Umge-        ten und für Menschen ebenfalls
Glashersteller haben das Problem            Fläche abdecken, Punktraster mit            bung zu wenig, und in den aller-           unsichtbaren UV-aktiven Glasmar-
übrigens erkannt und bringen zu-            weniger als 3 cm grossen Punkten            meisten Fällen sind die Abstände           kierungen rät die Vogelwarte von
nehmend Gläser mit geringerem               25 % und solche mit Punkten ab              zwischen den Silhouetten viel zu           deren Verwendung ab.
Kollisionsrisiko auf den Markt.             3 cm Grösse 15 %. Die Farben soll-          gross, als dass die Handflächenregel          Für die Probleme von Vögeln mit
    Um Spiegeleffekte von Fenstern          ten zu jenen der Umgebung gut               eingehalten würde, die natürlich           Glas gibt es also eine ganze Reihe
zu reduzieren, sind Gläser mit              kontrastieren. Weiss, Rot und               auch hier gilt.                            von Lösungen. Der ästhetische Ein-
einem Aussenreflexionsgrad von              Orange leisten dies in der Regel.              Auch durchsichtige Aufkleber,           druck eines Gebäudes muss dar-
höchstens 15 % geeignet. Sie bie-           Sonnenschutz-Vorrichtungen wie              die UV-Licht reflektieren und damit        unter keineswegs leiden, insbeson-
ten noch keinen absoluten Kolli-            (Lamellen-)Vorhänge, Storen oder            Vogelkollisionen verhindern sollen,        dere wenn man bei den Markierun-
sionsschutz, zeigen aber, in welche         Brise-Soleils bieten übrigens auch          sind leider unwirksam, wie eine von        gen Wirksamkeit geschickt mit
Richtung die Entwicklung weiterge-          einen gewissen Kollisionsschutz.            der Vogelwarte vor kurzem in Auf-          Kreativität verbindet. Nach der Ver-
hen sollte. Die Gefahr durch spie-                                                      trag gegebene Studie ergab. Weder          wandlung in sichtbare, im Idealfall
gelnde Scheiben lässt sich mit gut          Greifvogelsilhouetten und                   die greifvogelförmigen UV-Kleber           sogar reizvolle Oberflächen können
sichtbaren Markierungen ebenfalls           UV-Aufkleber sind wirkungslos               der Firma Dr. Kolbe birdsticker®           die Vögel das Glas erkennen und
verringern. Dies ist besonders bei          Von Greifvogelsilhouetten als               noch die vertikalen UV-Streifen des-       Kollisionen vermeiden.
Gebäuden in naturnaher Umge-                Schutzvorrichtungen gegen Kolli-            selben Herstellers zeigten im Flug-
bung sehr zu empfehlen.                     sionen profitieren einzig und allein        kanal unter natürlichen Beleuch-                 Sophie Jaquier & Hans Schmid

Eine solche Windschutzverglasung bildet für Vögel ein unsichtbares Hindernis. Die       Streifen auf Lärmschutzwänden können durchaus diskret sein. Wegen der Hecke
Greifvogelsilhouetten sind viel zu weit voneinander entfernt, um die Kollisionen mas-   hinter der Glasfront sind die Markierungen hier aber besonders wichtig (Foto:
siv zu reduzieren (Foto: Hans Schmid).                                                  Daniela Heynen).

                                                                                                                                                                         5
Es gibt keinen Grund zu warten - APRIL 2018 - Vogelwarte Sempach
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                                                                                                                                                         Foto: Ralph Martin

Förderung des Gartenrotschwanzes im Grenzgebiet
des Oberthurgaus und des Kantons St. Gallen
In den grossen Hochstamm-Obst-              schon in den Siebzigerjahren stark    düngten und deshalb dichter auf-                      zenden St. Galler Gemeinde Muo-
gärten der Gemeinden Egnach,                abgenommen, als Folge katastro-       wachsenden Vegetation unter                           len brüten auf einer Fläche von
Amriswil, Zihlschlacht-Sitterdorf           phaler Dürren in der Sahelzone,       den Obstbäumen nicht mehr in                          rund 25 km2 zwischen 20 und 30
(TG) und Muolen (SG) brütet                 dem afrikanischen Winterquartier      ausreichender Menge erbeuten                          Gartenrotschwanz-Paare. Struk-
noch ein Restbestand des Gar-               dieses Langstreckenziehers. Diese     kann? Oder an zu wenig Nist-                          turreiche und grossflächige Hoch­
tenrotschwanzes. Damit bildet               Tendenz setzte sich in den Neunzi-    möglichkeiten für den Nischen-                        stamm-Obstgärten sind hier noch
diese Region ein Rückzugsgebiet             gerjahren kontinuierlich fort. Seit   brüter?                                               verbreitet anzutreffen, denn der
für diese nördlich der Alpen sel-           der Jahrtausendwende legen die                                                              Most- und Tafelobstbau ist in die-
ten gewordene Art. Ein zusam-               Bestände erfreulicherweise wie-       Das Projekt                                           ser Region nach wie vor ein be-
men mit den örtlichen Landwir-              der zu. Dieser neue Trend kommt       In den Oberthurgauer Gemein-                          deutender landwirtschaftlicher
ten lanciertes Schutzprojekt soll           allerdings durch eine deutliche       den Zihlschlacht-Sitterdorf, Eg-                      Wirtschaftszweig. In einem ge-
die verbliebenen Vorkommen si-              Zunahme im Alpenraum und in           nach, Amriswil, und der angren-                       meinsamen Projekt der Kantone
chern und mit den noch grossflä-            der Südschweiz zustande. Die be-
chig vorhandenen Hochstamm-                 reits stark ausgedünnten Be-
Obstgärten der Umgebung ver-                stände auf der Alpennordseite ge-
netzen.                                     hen dagegen weiter zurück, ins-
                                                                                       Legende
                                                                                            Perimeter Untersuchungsgebiet
                                                                                       Anzahl Jahre Revier besetzt seit 2014

                                            besondere in der Nordostschweiz.                1 Jahr
                                                                                            2 Jahre

Bedürfnisse, Bestands­                      Die unterschiedliche Entwicklung
                                                                                            3 Jahre
                                                                                            Revier von 2001-2005 mind. einmal besetzt
                                                                                       Transekte zum bearbeiten

entwicklung und Probleme                    der alpinen und nordschweizeri-                 1
                                                                                            2
                                                                                            3

Der farbenprächtige Gartenrot-              schen Population zeigt offensicht-              4
                                                                                            Grosser Hochstammobstgarten (> 10 ha)
                                                                                            Vernetzungskorridor Kanton Thurgau

schwanz besiedelt strukturreiche            lich, dass die aktuellen Probleme
Kulturlandschaften, Siedlungen              nicht entlang der Zugwege und
mit angrenzenden Gärten und                 im Überwinterungsgebiet gesucht
lichte Wälder mit viel Totholz. Er          werden müssen, sondern hausge-
steht in der Schweiz als potenziell         macht sind. Was sind die Gründe
gefährdete Art auf der Roten Liste.         für den steten Rückzug im Flach-
Als eine der 50 Prioritätsarten für         land? Ist der allgemeine Insekten-
Artenförderungsprogramme ist er             schwund schuld, dass der Garten-
auf spezielle Fördermassnahmen              rotschwanz hier immer mehr Ter-
angewiesen.                                 rain aufgeben muss? Oder liegt es
    Der Brutbestand des Garten-             daran, dass der Gartenrotschwanz        Gartenrotschwanz-Reviere im Projektgebiet Oberthurgau-St. Gallen
rotschwanzes hat in der Schweiz             die Insekten in der intensiv ge-        (Karte: © swisstopo DV 351.5).

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Es gibt keinen Grund zu warten - APRIL 2018 - Vogelwarte Sempach
Die Akteure des Projekts:
 Landwirte
 Schweizerische Vogelwarte Sempach
 Kanton Thurgau:
 • Amt für Raumentwicklung, Abteilung Natur und Landschaft
 • Kantonale Jagd- und Fischereiverwaltung
 Kanton St. Gallen:
 • Amt für Landwirtschaft
 • Amt für Natur, Jagd und Fischerei
 • Gemeinde Muolen

 Mehrere Projekte (BirdLife Schweiz, Schweizerische Vogelwarte Sempach, private
 Initiatoren) fördern in der Schweiz den Gartenrotschwanz, u.a.:
 • Trinationales BirdLife Programm in der Nordwestschweiz
 • Baselbiet, Obstgarten Farnsberg
 • Bündner Herrschaft
 • Obstgärten Horgen/Wädenswil
 • Tessin, Magadinoebene
 • La Chaux-de-Fonds
 • St. Galler Rheintal, Altstätten
 • Oberthurgau/Muolen (SG)                                                         Im Oberthurgau und in den angrenzenden St. Galler Gemeinden gibt es noch
                                                                                   einige alte Obstgärten (Foto: Mathis Müller).

Thurgau und St. Gallen, der Ge-          den spät aus dem Winterquartier          von 1,7 ha, die in den letzten drei        schwanz besiedelt. Diese Resul-
meinde Muolen, der Landwirte             zurückkehrenden       Gartenrot-         Jahren nicht vom Gartenrot-                tate geben uns wichtige Hinweise
und der Schweizerischen Vogel-           schwanz das Nistplatzangebot.            schwanz besiedelt worden waren,            für zukünftige Fördermassnah-
warte möchten wir diesen Restbe-         Schon letztes Jahr hat er vier die-      und auf Kreisflächen in Gartenrot-         men.
stand mit Massnahmen erhalten            ser Kästen besiedelt.                    schwanz-Revieren anhand von                   Als Erfolgskontrolle werden die
und stärken, die an die örtlichen                                                 über 30 Kriterien beschrieben              Gartenrotschwanzreviere mit
Gegebenheiten angepasst sind.            Forschung für die zukünftige             und analysiert. Die Auswertung             einer vierfachen Revierkartierung
Mehr als 15 Landwirte haben sich         Lebensraumgestaltung                     zeigt, dass die Anzahl alter Bäume         im Mai und im Juni erhoben. 2017
bereit erklärt, ihre Hoch-               Mittels einer Habitatanalyse woll-       und die bejagbare Fläche für die           wurden 33 Reviere festgestellt.
stamm-Obstgärten für den Gar-            ten wir herausfinden, welche Fak-        Besiedlungschancen entschei-               Diese Erhebungen werden in den
tenrotschwanz aufzuwerten.               toren für die Besiedlung durch           dend sind: Flächen mit mehr als            nächsten Jahren fortgeführt.
Dazu gehört das Schaffen von             den Gartenrotschwanz entschei-           60 Altbäumen pro Hektar und
mehr Strukturen gemäss Biodiver-         dend sind. Dabei haben wir die           einem für die Insektenjagd geeig-                                Mathis Müller
sitätsförderung Qualitätsstufe II        Lebensraumstruktur auf 120 zu-           neten Flächenanteil von 77 %
von Hochstamm-Feldobstbäu-               fällig ausgewählten Kreisflächen         sind zu 50 % vom Gartenrot-
men, von Sitzwarten in weniger
strukturierten Lebensräumen und
von offenen Bodenstellen sowie
die gestaffelte, streifenförmige
Mahd des Unterbodens der Hoch-
stammbäume, um den Jagderfolg
des Gartenrotschwanzes zu erhö-
hen. Die Insektenvielfalt soll mit
der Einsaat von Blumenwiesen in
unmittelbarer Nähe der Hoch-
stammzone gefördert werden.
Weiter möchten wir in den Hoch-
stamm-Obstgärten gezielt soge-
nannte Biotopbäume erhalten,
wie die hier noch gelegentlich an-
zutreffenden sehr hohen Birn-
bäume, welche bis zu 250 Jahre
alt sind. Auch die Erhöhung des
Nistplatzangebots ist ein wichti-
ges Thema: Eine Schulklasse in
Muolen hat im April 2017 60 ei-
gens für den Gartenrotschwanz
konzipierte Nistkästen gezimmert.
Diese Kästen werden von anderen
höhlenbrütenden Kleinvögeln ge-             In der Nordostschweiz lebt der Gartenrotschwanz vor allem in grossflächigen, alten und reich strukturierten Obstgärten
mieden. Dadurch erhöht sich für             (Foto: Mathis Müller).

                                                                                                                                                                 7
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Mehrjährige Mahd optimal für Schilfvögel
In der Grande Cariçaie am Süd-                Eine regelmässige Mahd                Die Forscher fanden heraus,             Antoniazza, M., Clerc, C., Le Nédic,
ufer des Neuenburgersee, dem               kann die Verbuschung solcher          dass die alternierte Mahd keine            C., Sattler, T., & Lavanchy, G.
grössten zusammenhängenden                 Seeufer-Feuchtgebiete verhin-         negativen Auswirkungen auf die             (2017). Long-term effects of rota-
Feuchtgebiet der Schweiz, muss             dern. Doch wie oft sollte ge-         Brutvögel hat. Aus den Studien-            tional wetland mowing on bree-
der Lebensraum so gepflegt                 mäht werden, dass typische            ergebnissen lassen sich niedrigere         ding birds: evidence from a 30-
werden, dass die stark abge-               Feuchtgebietsarten am besten          Mahdhäufigkeit empfehlen, als für          year experiment. Biodiversity and
schwächte, für ein Feuchtgebiet            gefördert werden können? Ant-         solche Habitate üblich der Fall ist.       Conservation, 1–15.
jedoch sehr wichtige Wasser­               worten auf diese Frage konnten        Aus Vogelsicht sollte erst alle drei
pegel-Dynamik ersetzt werden               Mitarbeitende der Association         Jahre, besser erst alle 6 Jahre oder
kann. Die Auswirkungen der ent-            Grande Cariçaie, die für die          noch seltener gemäht werden.
sprechenden Mahd auf fünf ver-             Pflege und ihre Erfolgskontrolle
breitete Vogelarten wurden nun             in der Grande Cariçaie zustän-
über 30 Jahre untersucht.                  dig sind, in Zusammenarbeit mit
                                           Kollegen von der Vogelwarte mit
Feuchtgebiete sind Lebensraum              einer Langzeitstudie liefern.
einer Vielzahl von Tier- und Pflan-        Dazu analysierten sie umfangrei-
zenarten, gleichzeitig oft stark be-       che Bestandsdaten, die über be-
droht. Eine besondere Gefahr geht          eindruckende 30 Jahren gesam-
von der Regulierung des Wasser-            melt worden waren und unter-
stands in Seen aus, so dass natürli-       suchten dabei den langfristigen
che Schwankungen ausbleiben.               Einfluss von unterschiedlicher
Die fehlende Dynamik führt insbe-          Mahdhäufigkeiten (jährlich oder
sondere dazu, dass junge Büsche            nur in bestimmten Jahren) auf
und Bäume auf dem nicht genü-              Teichrohrsänger, Rohrschwirl,
gend überschwemmten Boden                  Rohrammer, Wasserralle und
aufwachsen und Feuchtgebiete zu            Bartmeise am Südufer des Neu-
Wald werden.                               enburger Sees.                           Foto: Association Grande Cariçaie / Christian Clerc

Drosselrohrsänger ziehen mitten im Winter in ein
zweites Winterquartier
Wenn Drosselrohrsänger in ihren           südlich der Sahara aufgehalten
afrikanischen Winterquartieren            hatten, zogen von dort aus im Mit-
angekommen sind, ist ihre Reise           tel 600 km nach Südwesten. Die
noch nicht zu Ende. In einer ge-          bulgarischen Vögel hatten die
meinsamen Studie haben Forscher           erste Winterhälfte in Zentralafrika
der Schweizerischen Vogelwarte            verbracht und flogen dann gegen
Sempach und der Tschechischen             1200 km weit nach Südosten.
Akademie der Wissenschaften ent-              Die Forscher interpretieren
deckt, dass die Mehrheit der mit          diese Ortswechsel als Anpassun-
Geolokatoren ausgerüsteten Vö-            gen der Vögel an die wechselnden
gel für die zweite Winterhälfte ein       Lebensbedingungen in ihren Win-
anderes, nahrungsreicheres Gebiet         terquartieren. In ihrer Studie ha-
aufsuchten.                               ben die meisten Drosselrohrsänger
                                          ihre ersten Rastplätze zugunsten
In diesem Projekt haben die Wis-          von feuchteren und grüneren Or-
senschaftler zwei geographisch            ten verlassen, die vermutlich auch
deutlich getrennte Brutpopulatio-         ein reicheres Insektenangebot auf-
nen untersucht; die eine stammte          wiesen. Solche Ortswechsel für die
aus Tschechien, die andere aus            zweite Winterhälfte sind beim
Bulgarien. Unabhängig von der             Wiedehopf und beim Sprosser be-
Herkunft wechselten drei Viertel          reits bekannt. Sie zeigen auf, wie
der Rohrsänger von ihrem ersten           wichtig die Winterquartiere für
                                                                                    Die tschechischen Drosselrohrsänger (blau) überwintern weiter im Westen als die
Winterquartier in ein zweites. Die        Zugvögel sind – immerhin verbrin-         bulgarischen (rot). Die Vögel beider Populationen wählen auch für den Zug ins
tschechischen Drosselrohrsänger,          gen diese fast das halbe Jahr in Af-      zweite Winterquartier unterschiedliche Richtungen (Pfeile). Punkte markieren die
die sich zuerst in Westafrika knapp       rika!                                     Standorte von stationären Vögeln (Foto: Mathias Schäf / Jaroslav Koleček).

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Es gibt keinen Grund zu warten - APRIL 2018 - Vogelwarte Sempach
AV I N E W S A P R I L 2 0 1 8 : V O G E L S C H U T Z T H E M A E R K L Ä R T

Online-Plattform «Biodiversität auf dem
Landwirtschaftsbetrieb»
Vor knapp zwei Jahren haben
FiBL und Vogelwarte das Hand-
buch «Biodiversität auf dem
Landwirtschaftsbetrieb» publi-
ziert und als Ergänzung paral-
lel dazu die Online-Plattform
www.agri-biodiv.ch entwickelt.
Sie bietet eine reichhaltige Pa-
lette von Informationen und
Hilfsmitteln zum Thema Biodi-
versitätsförderung.

Was können Bäuerinnen und Bau-
ern im Einklang mit der Nahrungs-
mittelproduktion für Vögel,
Schmet­terlinge und Wildblumen
tun? Genau das zeigen die Schwei-
zerische Vogelwarte Sempach und
                                              Tipps zur Biodiversitätsförderung auf Schweizer Landwirtschaftsbetrieben sind auf dem Portal www.agri-biodiv.ch
das Forschungsinstitut für biologi-
                                              zu finden.
schen Landbau FiBL in ihrem vor
knapp zwei Jahren publizierten
Handbuch «Biodiversität auf dem
Landwirtschaftsbetrieb». Dabei            Sie ergänzt das Handbuch und              Sie sich einen Überblick verschaf-             Last but not least werden Sie
konnten sie sich auf die Erfahrun-        bietet eine reichhaltige Palette          fen, mit welchen Biodiversitäts-            die Lernvideos in der Rubrik «Be-
gen stützen, die sie gemeinsam            von Informationen und Hilfsmit-           beiträgen Sie rechnen können?               ratung» begeistern. Möchten Sie
mit Bäuerinnen und Bauern im              teln zum Thema Biodiversitätsför-         Suchen Sie betriebsspezifische              wissen, wie Sie artenreiche Blu-
Rahmen des Projekts «Mit Vielfalt         derung an. Was zum Thema Biodi-           Daten zur Planung von Biodiversi-           menwiesen anlegen können,
punkten» auf über hundert Betrie-         versität in der Landwirtschaft vor        tätsfördermassnahmen? Oder                  welche Pflanzenarten sich für
ben gesammelt haben. In diesem            der Publikation der Website in            wollen Sie wissen, welche Vogel-            eine Naturhecke eignen oder wie
Projekt wurden viele gesamtbe-            zahlreichen Merkblättern und Bro-         arten Sie auf den Weiden Ihres              Buntbrachen und Blühstreifen
triebliche Beratungen durchge-            schüren verstreut vorlag, präsen-         Betriebs erwarten können? Ant-              die Biodiversität fördern? Land-
führt und wirkungsvolle Massnah-          tiert sich nun als konzentrierte          worten auf diese Fragen finden              wirte und Agrarfachleute prä-
men umgesetzt.                            Wissensquelle für alle, die sich für      Sie in der Rubrik «Planen» der              sentieren diese und andere The-
    Die Schweizerische Vogelwarte         die Biodiversität auf dem Land-           Online-Plattform.                           men kurz und verständlich. Na-
Sempach und das Forschungsinsti-          wirtschaftsbetrieb interessieren              Sämtliche Informationen über            türlich finden Sie auch das
tut für biologischen Landbau FiBL         oder im Agrarbereich tätig sind.          die aktuell bestehenden Biodiver-           Handbuch «Biodiversität auf
haben parallel zum Handbuch die               Wollen Sie in Erfahrung brin-         sitätsförderflächen und noch weit           dem Landwirtschaftsbetrieb» als
Online-Plattform «Biodiversität           gen, welchen Anforderungen                mehr finden Sie in der Rubrik               kostenlosen Download.
auf dem Landwirtschaftsbetrieb»           Biodiversitätsförderflächen (BFF)         «Umsetzen». Die Website stellt                 Die Schweizerische Vogel-
entwickelt (www.agri-biodiv.ch).          entsprechen müssen? Möchten               Massnahmen auf landwirtschaft-              warte Sempach will im Rahmen
                                                                                    lichen Nutzflächen (LN) sowie               ihres Projekts Wissenstransfer
                                                                                    ausserhalb der LN vor, verweist             ihre Erfahrungen und Lösungs-
                                                                                    auf Informationsquellen über                ansätze zur Förderung der Biodi-
                                                                                    Vernetzungs-und Landschafts-                versität verstärkt in die Aus- und
                                                                                    qualitätsflächen und gibt Ant-              Weiterbildung von Landwirtin-
                                                                                    worten auf Fragen zu invasiven,             nen und Landwirten einbringen,
                                                                                    gebietsfremden Pflanzenarten.               ebenso wie in die Beratung land-
                                                                                        Die Rubrik «Erleben» schlägt            wirtschaftlicher Betriebe. Der
                                                                                    eine Brücke zu den Aspekten der             Wissenstransfer baut auf ein viel-
                                                                                    Hofvermarktung und des Agro-                schichtiges Netzwerk in der Bil-
                                                                                    tourismus. Sie finden dort Hin-             dungs- und Beratungsbranche.
                                                                                    weise, wie Sie Ihr Wissen über die          Handbuch und Online-Plattform
                                                                                    Biodiversität auf Ihrem landwirt-           bieten dafür eine solide Wissens-
                                                                                    schaftlichen Betrieb an Familien,           basis – die Grundvoraussetzung
                                                                                    Gruppen, Schulklassen und Ein-              für den erfolgreichen Wissens-
                                                                                    zelpersonen weitergeben können.             transfer.
                                                                                    Wenn Sie Ihre Artenkenntnisse
                                                                                    vertiefen möchten, stossen Sie                           René Urs Altermatt &
                                                                                    auf eine reichhaltige Liste von Be-                            Michael Schaad
Die Schafstelze brütet in der Schweiz vorwiegend auf Kartoffel- und                 stimmungsbüchern, Broschüren,
Rübenfeldern (Foto: Marcel Burkhardt).                                              Zeitschriften und Apps.

                                                                                                                                                                      9
Es gibt keinen Grund zu warten - APRIL 2018 - Vogelwarte Sempach
AV I N E W S A P R I L 2 0 1 8 : AT L A S N E W S

Kulturlandarten im ungebremsten Sinkflug
Seit 25 Jahren werden für ökolo-
gische Leistungen in der Land-
wirtschaft namhafte Beiträge be-
zahlt. Doch Auswertungen für
den neuen Brutvogelatlas bele-
gen, dass der ökologische Aus-
gleich in der Schweiz bislang
keine flächige Wirkung zeigt.

Wie fast überall in Europa steht
auch in der Schweiz die Biodiversi-
tät im Kulturland besonders stark
unter Druck. Viele Arten der Land-
wirtschaftsgebiete sind hierzulande
seit den Fünfzigerjahren stark zu-
rückgegangen; der Anteil an Brut-
vogelarten auf der Roten Liste im
Kulturland ist besonders hoch. Ka-
tastrophale Einbrüche weisen in                Buntbrachen sind seltene Biodiversitätsinseln in der landwirtschaftlichen Einöde (Foto: Lukas Pfiffner).
jüngster Zeit unter anderem Feldler-
che und Braunkehlchen auf. Der
Hauptgrund ist die intensive land-         geeignete Lebensräume zur Verfü-            mens seit 1993–1996 zeigt, sind             Verlangsamung der Verarmung er-
wirtschaftliche Nutzung der Flä-           gung gestellt werden.                       heute jedoch grossflächig weniger           reicht worden ist. Damit wird das
chen, aber auch der Rückgang der              Die grösste Zahl von UZL-Arten           UZL-Arten zu finden als noch 1993–          vom Bund gesetzte Wirkungsziel,
Insekten macht den Kulturlandbe-           war während des Brutvogelatlas              1996. Und dort, wo die Verluste als         wonach die UZL-Arten gefördert
wohnern immer mehr zu schaffen.            2013–2016 im westlichen Mittel-             gering ausgewiesen werden, waren            werden sollen, weit verfehlt. Di-
                                           land zu finden, insbesondere in der         schon 1993–1996 nicht mehr viele            verse positive Beispiele zeigen aber,
Typische Kulturlandarten unter             Champagne genevoise und im Ber-             Kulturlandarten vorhanden.                  dass mit den vorhandenen Instru-
Druck                                      ner und Freiburger Seeland. Dass                                                        menten (BFF, Vernetzungsprojekte
Der Bund hat in den letzten Jahr-          die BFF lokal einen positiven Einfluss      Viel stärkere Anstrengungen                 usw.) eine Förderung der UZL-Arten
zehnten verschiedene Instrumente           auf die Biodiversität haben können,         notwendig                                   machbar wäre. Dass dies flächig
bereitgestellt, um den Rückgang zu         wurde inzwischen mehrfach nach-             Insgesamt hat sich der Rückgang             nicht der Fall ist, liegt daran, dass zu
stoppen und wieder positive Ent-           gewiesen. Auch Vögel reagieren              der Kulturlandvögel flächig fortge-         wenig Gewicht auf hochwertige
wicklungen zu ermöglichen. Seit            positiv, vor allem auf hochwertige          setzt. Die Geschwindigkeiten der            BFF-Typen wie Buntbrachen gelegt
1993 erhalten Landwirte nur noch           BFF. Zwar haben seit 1990 einzelne          Verluste sind beispielsweise im Ver-        und dass die Vernetzungsprojekte
dann Direktzahlungen, wenn sie             Arten wie Rotmilan, Grünspecht,             gleich zu ähnlichen Gebieten in             zu wenig auf die Bedürfnisse der
unter anderem mindestens 7 %               Turmfalke oder Schwarzkehlchen              Deutschland hoch, und es zeigt sich,        Zielarten ausgerichtet sind.
ihrer landwirtschaftlichen Nutzflä-        grossflächig zugenommen. Wie die            dass mit den bei uns angewende-
che als Biodiversitätsförderflächen        Karte zur Veränderung des Vorkom-           ten Massnahmen nicht einmal eine                      Peter Knaus & Simon Birrer
(BFF) bewirtschaften. Ab 2000 wur-
den auch regionale Vernetzungs-
projekte geschaffen, in denen Ziele
betreffend Menge und Qualität der
verschiedenen BFF-Typen festgelegt
werden. Die BFF haben das Ziel, die
Biodiversität zu fördern. Welche Ar-
ten konkret im Kulturland zu för-
dern sind, hat der Bund in den
«Umweltzielen Landwirtschaft»
(UZL) festgelegt. Bei den Brutvögeln
werden 29 Arten als Zielarten und
18 Arten als Leitarten definiert. Die
Bestände der Zielarten sollen direkt
gefördert werden. Die Leitarten sol-
len profitieren, indem ausreichend

Änderung der Verbreitung seit 1993–
1996 der Arten der Umweltziele Land-
wirtschaft. Die Karte entstand durch
die Kombination der Veränderungskar-
ten von 35 Arten, für die entsprechen-
den Karten vorliegen. Sie zeigt, dass
die Vögel des Kulturlandes schweizweit
zu den grossen Verlierern gehören.

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AV I N E W S A P R I L 2 0 1 8 : U N T E R W E G S M I T . . .

Jean-Luc Zollinger
Jean-Luc Zollingers Leidenschaft         dem Ornithologen-Virus hat er
sind die Wald- und Kulturlandvö-         sich schon in seiner Gymnasialzeit
gel; hier hat er sich viel Wissen        infiziert, als ihn ein Schulkamerad
angeeignet. Regelmässig publi-           in die faszinierende Welt der Na-
ziert er Ergebnisse aus seinen           turwissenschaften einführte und
Projekten, die er zwar in der Frei-      die beiden auf der Suche nach
zeit, aber mit professionellem           Reptilien und Vögeln gemeinsame
Anspruch betreut. Seine seit Jahr-       Moped-Touren unternahmen.
zehnten in Eigenregie laufenden          Dass Jean-Luc sich dann für ein na-
Überwachungsprojekte führt er            turwissenschaftliches Studium an
auch nach seiner Pensionierung           der Universität Lausanne mit den
als Lehrer für Naturwissenschaf-         Schwerpunkten Zoologie und Bo-
ten mit hoher Intensität weiter.         tanik entschied, war nur logisch.         Neuntöter (Foto: Stefan Rieben).
                                         Direkt nach dem Abschluss wurde
Der gebürtige Lausanner Jean-Luc         er Mathematik-, Chemie- und Bio-
Zollinger lebt heute mit seiner Frau     logielehrer an der Sekundarschule      treute jeweils ein Atlasquadrat;           schon mehrfach publiziert. Ausser-
in Romanel-sur-Lausanne. Mit             Prilly und blieb dies 37 Jahre lang.   von 1999 bis 2005 wirkte er auch           dem kontrolliert er alljährlich 323
                                             Schon 1970 legte Jean-Luc die      bei MHB-Kartierungen mit. Um               Neuntöter-Reviere und möchte im
                                         Beringerprüfung ab und beteiligte      mehr Zeit für die Atlasarbeiten            Jahr 2021 das 25jährige Bestehen
                                         sich dann sofort sehr aktiv an den     und seine anderen Feldprojekte zu          dieses Projektes erreichen.
                                         Beringungsprojekten der Jugend-        haben, reduzierte er ab 1993 sein              Wenn ihn sein bisher ausge-
                                         gruppe von Nos Oiseaux in der          Arbeitspensum.                             zeichnetes Gehör nicht im Stich
                                         Grande Cariçaie. In die Mitte der         Seit dem Atlas von 1993-1996            lässt, will Jean-Luc sein Waldvogel-
                                         Siebzigerjahre fiel auch der Beginn    befasst sich Jean-Luc auch intensiv        monitoring fortsetzen, bis er auf
                                         seiner Brutzeitüberwachung der         mit seinen drei Lieblingsarten, dem        50 Zähljahre kommt. Aus seinem
                                         Vogelwelt einer Waldparzelle bei       Neuntöter, dem Schwarzkehlchen             Neuntöterprojekt möchte er bald
                                         Bioley-Orjulaz, die er heute, nach     und der Dorngrasmücke. Nach der            weitere Resultate veröffentlichen:
                                         45 Jahren, immer noch fortführt.       zuletzt genannten Art hat er im            In Nos Oiseaux will er eine Litera-
                                         Einen Teil der Ergebnisse dieser       Auftrag der Vogelwarte in den Jah-         turstudie zum Zugverhalten und
                                         Langzeitstudie hat er in Nos Oise-     ren 2006 und 2007 am Jura-Süd-             eine Analyse des Zugablaufs bei
                                         aux publiziert. Bei allen Brutvogel-   fuss intensiv gesucht. Seit 2004 be-       uns sowie eine Detailbeschreibung
                                         atlasprojekten seit den Siebziger-     fasst er sich mit der Avifauna von         des Vorgehens der Vögel beim Re-
Foto: Maryla Zollinger                   jahren war Jean-Luc dabei und be-      Brachflächen und hat auch darüber          vierbezug einreichen.

                                                                                                                                                 PERSONELLES

Neue Mitarbeiter
Seit Anfang Januar verstärken            mit Fragen zur Populationsdyna-           Matthias Tschumi ergänzt das            qualität und dem Bruterfolg des
drei neue Mitarbeiter das wissen-        mik dieser Art befassen.               Team der Steinkauz-Ökologen im             Steinkauzes analysieren.
schaftliche Team der Vogelwarte.            Insbesondere möchte er ver-         Rahmen einer Post-Doc-Anstel-                  Wir wünschen den drei neuen
   Im letzten Jahr war Roman             stehen, in welchem Umfang die          lung. Seine Aufgabe ist es, Aus-           Kollegen einen guten Start und
Bühler noch als Feldassistent im         Vögel in der Lage sind, den Zeit-      wertungen weiterzuführen und               viel Erfolg bei ihrer Arbeit in Sem-
Forschungsprojekt über den               punkt des Brutbeginns an die sich      Publikationen abzuschliessen.              pach
Weissrückenspecht angestellt.            ändernden Umweltbedingungen            Dabei wird er vor allem Zusam-
Jetzt beginnt er in der Schleiereu-      anzupassen.                            menhänge zwischen der Habitat-
len-Gruppe mit einer Doktor-
arbeit, in der er die Habitatnut-
zung im Winter und die mögli-
chen langfristigen Auswirkungen
der Habitatqualität auf die Fort-
pflanzung dieser Art untersucht.
   Eine Dissertation nimmt auch
Christian Schano in Angriff. Der
Ornithologe aus Oesterreich wird
sich im Schneesperlingsprojekt

Von Links nach Rechts Roman Bühler,
Christian Schano und Matthias Tschumi.

                                                                                                                                                               11
AV I N E W S A P R I L 2 0 1 8 : H E R A U S G E P I C K T

Unsere Bibliothek öffnet ihre Türen
Die Bibliothek der Vogelwarte ist             Nutzerinnen und Nutzer zugänglich
nicht nur das vogelkundliche Ge-              zu machen. Deshalb können seit Ja-
dächtnis der Schweiz, sondern auch            nuar 2018 alle Ehrenamtlichen der
eine der grössten ornithologischen            Vogelwarte, aber auch andere Inte-
Fachbibliotheken Europas. Sie be-             ressentinnen und Interessenten, je-
findet sich im ersten Obergeschoss            weils am letzten Samstag im Monat
des Bürogebäudes an der Seerose 1             die Bibliothek von 9 bis 13 Uhr
in Sempach und enthält ca. 20 000             ohne Voranmeldung nutzen. Wer
Bücher, Broschüren, Zeitschriften             die Bibliothek dagegen wie bisher
und elektronische Datenträger wie             an den offenen Wochentagen von
CDs und DVDs mit Bezug zur Vogel-             8–12 und von 13.30–17 Uhr besu-
kunde. Weiter sind dort auch Doku-            chen will, sollte sich weiterhin vor-
mente zu Naturschutzthemen und                her anmelden. Als zusätzliche           Gewinnerbild des Fotowettbewerbs 2017: ein Starenschwarm in Vogelform
anderen naturwissenschaftlichen               Neuerung können Auswärtige in           (Foto: Daniel Biber).
Bereichen zu finden.                          der Bibliothek jetzt auch Bücher
    Seit ihrem Stellenantritt im              und andere Datenträger ausleihen.
Herbst 2017 setzt sich die neue Lei-             Mehr Informationen und die
terin Patricia Dürring Kummer dafür           Öffnungszeiten finden Sie auf:          Ein Bild geht um die Welt
ein, die Bibliothek auch für externe          www.vogelwarte.ch/bibliothek
                                                                                      «Die Schweizerische Vogelwarte              Doch nicht nur die Jury war
                                                                                      Sempach möchte die Bevölkerung          von der einmaligen Aufnahme be-
                                                                                      mit erstklassigen Bildern für die       geistert. Das Medienecho war in
                                                                                      Vögel begeistern und für den Vo-        der Schweiz und im Ausland rie-
                                                                                      gelschutz sensibilisieren.» Das er-     sig; das Bild ging wortwörtlich um
                                                                                      klärte Ziel des Fotowettbewerbs         die Welt. Selbst ein halbes Jahr
                                                                                      der Vogelwarte konnte mit dem           nach der Auszeichnung durch die
                                                                                      Siegerbild 2017 sicherlich erreicht     Jury wird es immer wieder veröf-
                                                                                      werden.                                 fentlicht. Ganz im Sinne des Wett-
                                                                                         Mit der beeindruckenden Auf-         bewerbs weckt das Bild weiterhin
                                                                                      nahme eines grossen Staren-             die Faszination für die Vogelwelt.
                                                                                      schwarms, dessen Wogen selbst               Im Mai 2018 startet die nächste
                                                                                      die Form eines Vogels bilden, ge-       Runde unseres Fotowettbewerbs.
                                                                                      lang dem deutschen Fotografen           Wir freuen uns auf neue, beein-
                                                                                      Daniel Biber ein Meisterwerk. Das       druckende Bilder. Wer mitmachen
                                                                                      atemberaubende Bild wurde von           möchte, kann seine Aufnahmen
                                                                                      der Fachjury denn auch als Ge-          vom 1.–31. Mai 2018 auf folgen-
Die neue Bibliotheksleiterin Patricia Dürring Kummer und ihre Mitarbeiterin           samtsieger des Wettbewerbs              der Internetseite einreichen:
Anne Tampe stehen Besucherinnen und Besuchern gern mit Rat und Tat zur                2017 ausgezeichnet.                     https://photo.vogelwarte.ch
Seite (Foto: Marcel Burkhardt).

AGENDA                                                                                   IMPRESSUM

 1.–31.5.2018:          Vogelwarte Fotowettbewerb                                         Redaktion: Sophie Jaquier
 		                     https://photo.vogelwarte.ch                                       Übersetzung: Johann von Hirschheydt
 25.–27.5.2018:         Festival der Natur                                                Mitarbeit: René Urs Altermatt, Simon Birrer, Marcel Burkhardt, Roman Graf,
 		                     http://festivaldernatur.ch                                        Lukas Jenni, David Jenny, Peter Knaus, Mathias Müller, Livio Rey, Michael
                                                                                          Schaad, Hans Schmid, Reto Spaar
                                                                                          Auflage: 4000 Ex.
                                                                                          Ausgaben: April, August und Dezember
                                                                                          ISSN: 1664-9451 (elektronische Ausgabe: 1664-946X)
                                                                                          Papier: Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier

                  Schweizerische Vogelwarte                                     Tel. 041 462 97 00
                  Station ornithologique suisse                                 Fax 041 462 97 10
                  Stazione ornitologica svizzera                                info@vogelwarte.ch
                  Staziun ornitologica svizra                CH-6204 Sempach    www.vogelwarte.ch        PC 60-2316-1
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