Lebens..WeltWelt - GEMEINSAM FÜRS GEMEINWOHL - Lebenshilfe Tirol

 
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Lebens..WeltWelt - GEMEINSAM FÜRS GEMEINWOHL - Lebenshilfe Tirol
22-2

Lebens..Welt
Lebens
Zeitschrift der Lebenshilfe Tirol
                                                   LEBENS.WELT MÄRZ 2022
                                                 ÖSTERREICHISCHE POST AG
                                                        SPONSORING POST
                                                           GZ 02Z031792 S

                            GEMEINSAM FÜRS
                             GEMEINWOHL
                                    SEITE 7-10
Lebens..WeltWelt - GEMEINSAM FÜRS GEMEINWOHL - Lebenshilfe Tirol
Mehr Beschäftigung

                                                         at
                                                                             Arbeitsminister Martin Kocher möchte die Regeln

                                                         Foto: pr iv
    Die Lebenshilfe und...                                                   für Beschäftigung verändern. Lebenshilfe-General­
                                                                             sekretär Markus Neuherz sprach mit ihm über
                                                                             Möglichkeiten, die Jobchancen von Menschen
                  Rosanna Göhlert                                            mit Behinderungen zu verbessern. „Gehalt statt
                  war fast 30 Jah-                                           Taschengeld“ soll außerdem für finanzielle Ab-
             re lang für Menschen in der                                     sicherung sorgen.

         Lebenshilfe tätig. Auch jetzt in der
        Pension gibt sie ihr Wissen regelmä-
        ßig an Frühförderinnen und Freizeit-
        assistent/innen weiter. Wann immer
         Kolleg/innen eine Frage haben, teilt
          sie ihre Erfahrungen und vermit-

                                                                                                                    Foto: Lebenshilfe Österreich
             telt ihnen damit Wissen und
                       Sicherheit.

                                                                       Politik geht nur gemeinsam
                                                                       Im Einsatz für Gleichberechtigung von Men-
                                                                       schen mit Behinderungen sucht die Lebenshilfe
                                                                       das Gespräch mit den gesetzgebenden Parteien.
                                                                       Mit Fiona Fiedler, Abgeordnete und Behinder-
                                                                       tensprecherin der NEOS, sprach die Lebenshilfe
                                                                       über nötige Verbesserungen in Österreich. Einig
                                                                       war man sich vor allem beim Thema Inklusion im
                                                                       ­Bildungsbereich.

        Damals & heute
        1976 gründete Ellen Mayr-Vons ( 2022) die
        Lebenshilfe in Absam. Wenig später eröffnete
        sie dort die erste Frühförderstelle für Kinder
        und legte außerdem den Grundstein für die
        „ambulante Familienhilfe“. Heute begleitet die
        Lebenshilfe in ganz Tirol 500 Kinder und Fami-
        lien daheim in ihrer vertrauten Umgebung.

2                                                                                                      LEBENS.WELT 22-2
Lebens..WeltWelt - GEMEINSAM FÜRS GEMEINWOHL - Lebenshilfe Tirol
4,9 %

                                               Foto: BKA/Christopher Dunker
                                                                                              der Mitarbeiter/innen
                                                                                     waren zu Spitzenzeiten während der Omikron­-
                                                                                    -Welle gleichzeitig in ganz Tirol erkrankt. Weitere
                                                                                     Mitarbeiter/innen konnten nicht arbeiten, weil
                                                                                      sie in Quarantäne waren. Um sie zu ersetzen,
                                                                                      sprangen gesunde Assistent/innen ein, leis-
                                                                                       teten Extra-Dienste und halfen an anderen
                                                                                     Standorten aus. Mit Erfolg: Gemeinsam gelang
                                                                                      es bis auf wenige Ausnahmen, die Begleitung
                                                                                     und Unterstützung für Klient/innen verlässlich
                                                                                                   ­aufrechtzuerhalten.

                                                                                                                                                                       Foto: Manfred Lechner
                                                                                                   Mitsprache in der Lebenshilfe
                                                                                                   Seit 2014 werden an allen Standorten Sprecher/
                                                                                                   innen gewählt. Sie verleihen den Anliegen von
                                                                                                   Klient/innen eine Stimme und sind bei Entschei-
                                                                                                   dungen der Lebenshilfe Tirol eingebunden. Ende
                                                                                                   März wählen Klient/innen ihre Vertretung
Fans und Follower
                                                                                                   in den Bereichen Arbeit und Wohnen. In der Folge
Immer mehr Fans folgen der Lebenshilfe Tirol online                                                wird eine Vertretung für jede Region und eine für
und unterstützen den Einsatz für Menschenrechte:                                                   Tirol ermittelt.
7.500 auf Facebook und über 1.000 auf Instagram.

                                                                                                                                                    Gedruckt nach der Richt-
                                                                                                                                                    linie „Druckerzeugnisse“
                                                                                                                                                    des österreichischen
                                                                                                                                                    Umweltzeichens,
                                                                                                                                                    Gutenberg-Werbering
                                                                                                                                                    GmbH, UW-Nr. 844

Lebenshilfe Tirol gem. GmbH // Ing.-Etzel-Straße 11, 6020 Innsbruck // T 050-434-0 // W lebenshilfe.tirol // M office@lebenshilfe.tirol // Redaktion Peter Schafferer,
Manfred Lechner, Ulli Pizzignacco-Widerhofer // Grafik Andreas Focke // Titelfoto Manfred Lechner // Druck Gutenberg-Werbering // Auflage 16.400 Stück

                                                                                                                                 3
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Christine traut
                        sich was zu
                          36 Jahre lang wurde Christine Wiedmayr vieles abgenommen. Nach dem Tod ihrer
                          Mutter ist sie viel selbständiger, als alle gedacht hätten.

                          „Ich hätte nie geglaubt, dass mein Schwes-       ihr die Socken anzieht. Heute geht sie selbst
                          ter Christine einmal alleine mit dem Postbus     einkaufen, erledigt ihre Wäsche und bügelt.
                          fährt“, sagt Helga Salvenmoser. „Nach dem        Bei ihren Besuchen im Freizeitpark Pillersee
                          Tod unserer Mutter musste sie sich auf die       sieht sie eine Achterbahn. Sie will verste-
                          eigenen Füße stellen.“ Als älteste Schwester     hen, warum die Menschen dort so kreischen,
                          fühlt sie sich verantwortlich und organisiert    steigt mehrmals die Treppen bis zum Start
                          ihr Mobile Begleitung für daheim. Christine      hinauf. Als sie schließlich eine Fahrt wagt, ist
                          Wiedmayrs dringendster Wunsch: Sie möchte        sie stolz, weiß aber gleich: „Das ist nichts für
                          lernen, eigenständig mit dem Bus zur Arbeit      mich.“
                          zu fahren, so wie einige Arbeitskolleg/innen
                          auch.
                                                                           Sie sagt jetzt, was sie will
Als große Schwes-              Mit Begleitung beginnt sie ein Training.
                          Schon am zweiten Tag fühlt sie sich sehr         Seit dem Tod ihrer Mutter sagt Christine
ter bin ich wahnsin-
                          sicher. In der Trainingsphase soll sie einmal    Wiedmayr öfter, was sie will – und was nicht.
nig stolz, zu sehen,      um 9 Uhr abgeholt werden, um zum Corona-         Einen Monat nach dem Bustraining verkün-
                          test zu fahren. Doch darauf wartet sie nicht.    det sie in der Arbeit: „Ich will nicht um zwei
    dass sie selber
                          Sie steigt – wie sie es gelernt hat – mor-       Uhr gehen. Ich will mit dem Bus um vier
einkaufen geht, ihre      gens in den Bus und fährt an diesem Tag          fahren und länger hierbleiben.“ Die Assis-
                          zum ersten Mal allein zur Arbeit. „Wir waren     tentinnen sehen das als Kompliment. Das
Wäsche bügelt. Sie
                          alle baff, dass sie auf dem Weg von Jochberg     bestärkt die Frau. Heute arbeitet sie oft
kann so vieles, was       nach St. Johann in Kitzbühel in den richti-      länger oder fährt früher heim, wenn sie
                          gen Bus umgestiegen ist“, erinnert sich eine     erschöpft ist.
    ihr früher abge-
                          Assistentin. Christine Wiedmayr genießt die
    nommen wurde.         Bewunderung und spricht gern davon.
                                                                           Haushaltsarbeiten planen
                               „Christine hat einen großen Sprung
     Helga Salvenmoser    gemacht“, bestätigt die große Schwester.         Beim Besuch in der Wohnung einer Freun-
      älteste Schwester   „Sie ist richtig süchtig und fährt jetzt auch    din entdeckt Christine Wiedmayr einen
                          privat Bus.“ Nach Freizeitaktivitäten will sie   „Wochenplan“ mit Symbolen fürs Wäschewa-
                          nicht mehr nach Hause gefahren werden,           schen, Duschen, Kochen und mehr. „So eine
                          sondern erklärt: „Bring mich nur zur Halte-      Tafel möchte ich auch“, erklärt sie und kauft
                          stelle. Ich möchte alleine heimfahren.“          sich eine Magnettafel. Mit einer Assistentin
                               Zwei Jahre nach dem Tod ihrer Mutter        überlegt sie sich passende Bilder fürs Ein-
                          braucht die 38-Jährige niemanden mehr, der       kaufen, Waschen, Spazierengehen, für die

4                                                                                                     LEBENS.WELT 22-2
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   Menschen aus der Nähe

        Ein eigenständiges Leben –
        das traute Christine Wied-
                                     Foto: Natalie Obwaller

        mayr lange niemand zu.
        Heute fährt sie mit dem
        Postbus durchs Land und
        organisiert ihren Alltag
        großteils selbst.

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Reittherapie oder Arztbesuche. So lernt sie,                                                       Beim Wechselgeld ist sie aber unsicher und
die Woche im Voraus zu planen und wich-                                                            fragt lieber eine Assistentin, welchen Betrag
tige Aufgaben im Auge zu behalten. Bei der                                                         sie herausgeben muss. Trotz wiederholter
Einnahme der Medikamente steht ihr die                                                             Trainings fällt ihr das Lesen und Rechnen
Mobile Begleitung noch zur Seite. Doch die                                                         schwer. Dafür merkt sie sich viel auswendig
Apotheke betritt die Frau allein und weiß                                                          und hat eine gute Beobachtungsgabe.
auch schon, was sie täglich braucht. „Das ist
heute ein Selbstläufer“, bestätigt eine Assis-
                                                                                                   „Kennst du Otto?“
tentin die neue Eigenständigkeit.
                                                                                                   Perfekt imitiert sie den Komiker „Otto“. Sie
                                                                                                   macht seine Sprechweise, Körperhaltung
Sich selbst verwöhnen
                                                                                                   und Grimassen nach, erzählt seine Ostfrie-
Mit ihren Assistentinnen macht Christine                                                           sen-Witze und unterhält damit Fremde wie
Wiedmayr den Mittwoch zum „Beauty-Tag“.                                                            Stammkund/innen. Über die Frage „Kennst
Dabei verbindet sie die Körperpflege meist                                                         du Otto?“ kommt sie mit ihnen ins Plaudern
mit einem Besuch im Erlebnisbad – dort                                                             und Lachen.
gönnt sie sich gelegentlich eine Portion                Ich traue ihr zu,                               Als großer Otto-Fan wünscht sich Chris-
Pommes. Das liebt sie und fragt die Assis-                                                         tine Wiedmayr, ihr Idol einmal persönlich zu
                                                     dass sie eines Tages
tentinnen stets gespannt, was diesmal am                                                           treffen. Eine Assistentin ermutigt sie, ihm
„Beauty-Tag“ gemacht wird. Seither achtet            allein und selbstän-                          Fanpost zu schicken. Drei lange Wochen war-
sie verstärkt auf ihr Erscheinungsbild, pflegt                                                     tet sie auf Antwort und ist täglich gefordert,
                                                       dig wohnt – ohne
ihre Haare und die Arbeitskleidung und                                                             sich in Geduld zu üben. Als endlich Post ein-
kauft sich eine neue Hose.                            Vollzeitbegleitung.                          trudelt, ist sie so glücklich und bestärkt,
                                                                                                   dass sie einen zweiten Brief verfasst. Darin
                                                                                                   lädt sie ihn ein, eine Kunstgalerie in St.
Grenzen und Strategien                                          Assistentin
                                                           Sabina Herfurtner                       Johann zu besuchen. Denn sie hat entdeckt,
Ihren Arbeitstag beginnt Christine Wied-                                                           dass dort ein Bild von ihm hängt. Wenn sie
mayr im Naturtalent-Laden in St. Johann,                                                           diesmal allen davon erzählt, ergänzt sie
wo sie Brot, Gemüse und Produkte aus der                                                           selbst: „Ich muss Geduld haben.“
Region verkauft. An der Kassa drückt sie
die Tasten mit den Produkt-Symbolen und
                                                                                                   Mit der Mutter verbunden
sagt den Kund/innen, was zu zahlen ist.
                                                                                                   Christine Wiedmayr mag es, gesehen und
                                                                                                   gehört zu werden. Wenn sie im Gespräch
                                                                                                   oder beim Spazierengehen ungeteilte Auf-
                                                                                                   merksamkeit erhält, merkt sie, sie wird
                                                                                                   ernst genommen und geschätzt. Und die-
                                                                                                   ses Gefühl teilt auch sie großzügig aus, wenn
                                                                                                   sie ihre Assistentin anstrahlt, umarmt und
                                                                                                   erklärt: „Schön, dass du wieder da bist!“
                                                                                                        Wenn etwas passiert, das sie trau-
                                                                                                   rig macht, oder wenn sie beim Reiten allein
                                                                                                   aufs Pferd steigt, sagt sie oft: „Die Mama, da
                                                                                                   oben, schaut auf mich.“ Gelegentlich besucht
                                                                               Foto: Madlen José

                                                                                                   sie mit ihrer Assistentin das Grab der Mutter.
                                                                                                   Sie berührt den Grabstein, verweilt schwei-
                                                                                                   gend und fühlt sich in dem Augenblick mit
                                                                                                   ihrer Mutter verbunden. Dann blickt sie auf,
Seit Christine Wiedmayr mit Mobiler Begleitung unterwegs ist,                                      lächelt und meint: „Jetzt langts – lass uns
übernimmt sie auch immer öfter das Ruder.                                                          wieder gehen!“

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Lebens..WeltWelt - GEMEINSAM FÜRS GEMEINWOHL - Lebenshilfe Tirol
Ich fahre
       Fahrrad.

Gemeinwohl
   Bilanz          der Lebenshilfe
                   Tirol

 Ich pflanze
 Bäume.

                       7
Lebens..WeltWelt - GEMEINSAM FÜRS GEMEINWOHL - Lebenshilfe Tirol
Impulse für die Zukunft
erkennen und handeln
Für Unternehmen gehört es zum Alltag, regelmäßig eine          Herzen nehmen? Wir hätten langfristig ein Problem, wenn
Bilanz zu erstellen und zu berechnen, was unterm Strich        wir uns nicht mit zentralen Werten auseinandersetzen
herauskommt. Einige Unternehmen geben sich allerdings          würden: Demokratische Mitbestimmung und Transpa-
nicht mehr damit zufrieden, finanziell gut dazustehen. Ihnen   renz, Menschenwürde, ökologische Nachhaltigkeit, soziale
geht es um mehr: um zufriedene Kund/innen, motivierte          Gerechtigkeit und Solidarität – all das ist unser Auftrag als
und vitale Mitarbeiter/innen, faire Arbeitsbedingungen in      beherzte Wegbegleiterin von Menschen mit Behinderun-
der Zulieferkette, ökologisches Wirtschaften und nach-         gen. In diese Richtung entwickeln wir uns weiter. Der doch
haltige Geldanlage. Die Lebenshilfe ist eine von 18 Tiroler    recht aufwendige Prozess eines Gemeinwohlbilanz-Audits,
Firmen und Organisationen, die eine Gemeinwohlbilanz           also eines Prüfungsverfahrens, hilft uns zu erkennen, wo
erstellen, um zu messen, wo man in diesen Punkten steht.       wir Handlungsbedarf haben“, bringt es Georg Willeit auf den
                                                               Punkt.
Warum eine Gemeinwohlbilanz?
                                                               Die Inhalte der Gemeinwohlbilanz
„Das Gemeinwohl im Auge zu haben und möglichst kli-
maschonend zu handeln, gehört für uns mittlerweile zum         Der Bericht ist in sechs Kapitel unterteilt: Menschen-
Alltag. Es macht uns als Lebenshilfe Tirol aus. Die Gemein-    würde in der Zulieferkette, Haltung im Umgang mit Geld-
wohlbilanz zeigt uns Entwicklungspotenziale und gibt uns       mitteln, Menschenwürde am Arbeitsplatz, ethische Kunden-
Impulse, wie wir unserer sozialen und ökologischen Ver-        beziehungen, Sinn und gesellschaftliche Wirkung sowie
antwortung in Zukunft noch besser nachkommen können“,          Ausblick.
so Georg Willeit. Der Geschäftsführer der Lebenshilfe Tirol         Insgesamt geht die Bewertungsskala von -3.600 Punk-
ist überzeugt: „Wer, wenn nicht die Lebenshilfe Tirol als      ten (existenzgefährdend) bis zu 1.000 Punkten (vorbildlich).
große soziale Organisation, muss sich das Gemeinwohl zu        Pro Kapitel werden Punkte bzw. Prozente vergeben. Die
                                                               Lebenshilfe Tirol erhielt nach dem Audit 312 Punkte. Laut
                                                               Raster der Gemeinwohlbilanz ist dies die dritthöchste Stufe
8                                                              und bedeutet „fortgeschritten“.
Lebens..WeltWelt - GEMEINSAM FÜRS GEMEINWOHL - Lebenshilfe Tirol
Besonders positiv bewertet
Zwei externe Auditor/innen, also unabhängige Prüfer/in-         Ehrgeizige Ziele für die Zukunft
nen, haben die Lebenshilfe Tirol in Dutzenden Punkten
untersucht. Was die beiden besonders positiv bewertet           Fahrdienste für Klient/innen und Wege im Rahmen der
haben:                                                          Mobilen Begleitung, Frühförderung und Freizeitassistenz
                                                                wurden bisher vorwiegend mit Autos und Kleinbussen
y Klare und durchdachte Handlungsgrundsätze im Umgang           zurückgelegt. Im Schnitt entfielen in den letzten Jahren
  mit Klient/innen.                                             rund 25 Prozent des Gesamt-Energieverbrauchs der Lebens-
y Kommunikation auf Augenhöhe. Das zeigt sich besonders         hilfe Tirol auf Dienstwege (ohne Fahrten durch Drittanbieter;
  deutlich in den regelmäßigen Gesprächen mit Bewoh-            ohne Wege der Mitarbeiter/innen zur Arbeitsstelle).
  ner/innen eines Wohnstandortes über ihre Zufriedenheit             Gerade deshalb hat sich die Lebenshilfe Tirol im
  mit der Wohnsituation oder etwaige Änderungswünsche.          Bereich Mobilität ambitionierte Ziele gesetzt: Barrieren
y Diverse Kooperationen mit Betrieben, um Menschen mit          für Klient/innen abbauen, die Anzahl der Wege verringern,
  Behinderungen ins Alltagsleben zu inkludieren und so          Klient/innen zu einer selbstbestimmten und inklusiven
  ihre Lebensqualität zu verbessern.                            Mobilität befähigen, Mitarbeiter/innen zur Nutzung von
                                                                Bus und Bahn motivieren und Emissionen reduzieren. „Wir
Die Auditor/innen heben ebenso hervor, dass die Mög-            stehen für eine Mobilität, die alle Menschen bewegt. Eine
lichkeit, sich einzubringen und mitzuwirken, positive Auswir-   Mobilität, die Barrieren überwindet und Selbstbestimmung
kungen auf die Motivation der 1.561 Mitarbeiter/innen hat.      fördert. Mit nachhaltiger Mobilität wollen wir auch einen
                                                                Beitrag für unsere Umwelt und unsere Gesundheit leisten“,
                                                                so Georg Willeit.
                                                                     Stichwort Gesundheit: In diesem Bereich bietet
                                                                die Lebenshilfe Mitarbeiter/innen im Rahmen des Pro-
                                                                gramms Gsund&Achtsam mittlerweile diverse Maßnahmen
                                                                (Rückenfit-Programme, Massage-Gutscheine, Rad-Aktion,
                                                                psychologische Beratung etc.).
                                                                     „Um unseren Beitrag für das Gemeinwohl weiter zu
                                                                steigern, wollen wir in Zukunft ethische und ökologische
                                                                Aspekte in einer neuen Beschaffungsrichtlinie stärker ver-
                                                                ankern“, erklärt Georg Willeit. „Letztendlich muss jedes
                                                                Unternehmen investieren, um später Erfolge zu ernten.
Die Gemeinwohl-                                                 Wir investieren in Menschenwürde, soziale Gerechtigkeit,
                                                                Inklusion, Selbstbestimmung und ökologische Nachhaltig-
 bilanz gibt uns                                                keit in der Überzeugung, dass diese Werte unsere Zukunft
wichtige Impulse,                                               bestimmen.“

 wie wir unserer
sozialen und öko-
logischen Verant-
 wortung künftig
noch besser nach-
kommen können.
       Georg Willeit

                                                                                                 9
Lebens..WeltWelt - GEMEINSAM FÜRS GEMEINWOHL - Lebenshilfe Tirol
17
                                 Pilotprojekte für eine inklusive, selbstbestimmte und nachhaltige
                                 Mobilität startet die Lebenshilfe Tirol heuer. Darunter fallen z.B.
                                 Mobilitätstrainings für Klient/innen, die verstärkte Nutzung von
                                 verschiedenen Fahrrädern, E-Bikes oder Bus und Bahn.

                                                                                                 460
                                               Ich trenne                                          Laub- und Nadelbäume
                                                                                                   wurden im Rahmen der

                                               Müll.
                                                                                                   Aktion Bunter Lebenshilfe
                                                                                                   Wald bereits gepflanzt.
                                                                                                   Im Juni 2022 gehts weiter.
                                                                                                   Dann nehmen Klient/innen,
                                                                                                   Mitarbeiter/innen und
                                                                                                   Forstspezialist/innen wie-
                                                                                                   der den Spaten in die Hand,
                                                                                                   um Löcher zu graben und
                                                                                                   noch mehr Bäume zu pflan-
                                                                                                   zen.

                                                                       AUF EINEN BLICK
                                                                       Was ist die Gemeinwohlbilanz? Die Gemeinwohl-
                                                                       bilanz ist ein Bewertungsverfahren, durch das mit
                                                                       externer Unterstützung geprüft wird, wie weit die
                                                                       Organisation gemeinwohlorientierte Werte (Men-

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                                                                       schenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltig-
                                                                       keit, soziale Gerechtigkeit sowie demokratische
                                                                       Mitbestimmung und Transparenz) in die Organi-
                                                                       sationskultur integriert hat und sich danach aus-
     Mitarbeiter/innen der Lebenshilfe Tirol absolvieren               richtet.
     derzeit berufsbegleitend eine facheinschlägige Aus-               Wie bewerten die Auditor/innen die Lebens-
     bildung. Das eröffnet Neu- oder Umsteiger/innen                   hilfe Tirol? Besonders im sozialen Bereich ist die
     die Chance, sich höher zu qualifizieren. Vor dem Hin-             Lebenshilfe Tirol sehr gut aufgestellt. Im ökolo-
     tergrund des Mangels an ausgebildeten Fachkräften                 gischen Bereich und im Beschaffungswesen gibt
     ist es der Lebenshilfe Tirol als große Organisation               es noch Potenzial, das im Zuge des Audits bespro-
     ein Anliegen, damit einen Beitrag für das Gemein-                 chen wurde und wofür die Lebenshilfe Tirol schon
     wohl zu leisten.                                                  Weichen gestellt hat. Unterm Strich wird der Le-
                                                                       benshilfe Tirol ein „Fortgeschritten“ attestiert.
                                                                       Die aktuelle Gemeinwohlbilanz (Gültigkeit bis Feb-
                                                                       ruar 2023) ist bereits die zweite, die die Lebenshilfe
                                                                       Tirol erstellt hat. Sie ist unter www.lebenshilfe.tirol
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                                                                                                    Unsere Mission

Hohe Zufriedenheit
mit Unterstützung
Lockdowns, eingeschränkte soziale Kontakte oder die Einstufung als Angehörige einer Hochrisikogruppe
belasteten Menschen mit Behinderungen während der Pandemie stark. Lob gibt es nun von Angehörigen für
die unterstützende Arbeit der Lebenshilfe Tirol, wie eine IMAD Befragung ergab.

„Die Zufriedenheit mit der Unterstützung und                                     Studie bestätigt auch Sicherheitsgefühl
Begleitung durch die Lebenshilfe Tirol wäh-                                      und Vertrauen
rend der Corona-Pandemie lag bei 95 Prozent“,                                    Im Hinblick auf die Schutzmaßnahmen, die
so Barbara Traweger-Ravanelli vom IMAD                                             getroffen wurden, um Ansteckungen mit
                                                        sehr zufrieden
Institut in Innsbruck. Insgesamt 305 Eltern             zufrieden                   dem Corona-Virus zu vermeiden, bewerten
und Erwachsenenvertreter/innen wurden                   weniger zufrieden           83 Prozent der Befragten das Sicherheits-
                                                        nicht zufrieden
telefonisch zu ihren Erfahrungen mit allen              keine Angabe                gefühl und das Vertrauen mit „sehr gut“,
Lebenshilfe-Angeboten befragt. Lob gab es                                         zehn Prozent mit „eher gut“. Das hohe Ver-
etwa für die regelmäßigen Informationen, die                                     trauen in die Lebenshilfe bestätigen die
Erreichbarkeit der Mitarbeiter/innen und für                                     Befragten nicht nur im Hinblick auf die Pan-
die Besuchsregelungen.                                                           demie, sondern auch allgemein. Assistent/
                                                 Zufriedenheit mit der Unter-    innen und Leitungen würden sich generell
Proaktives Handeln entscheidend                 stützung durch die Lebenshilfe   sehr um das Wohlbefinden der begleiteten
Für Geschäftsführer Georg Willeit ist dieses    während der Corona-Pandemie      Person bemühen, mögliche Probleme könn-
Lob auf das proaktive Handeln der Lebens-                                        ten offen und direkt angesprochen werden,
hilfe zurückzuführen. Die Pandemie brachte                                       und über wichtige Belange werde man zeit-
große Herausforderungen in der täglichen                                         nah und ausreichend informiert.
Begleitung mit sich.                                                                  Details der IMAD-Studie sind auf der
                                                                                 Website der Lebenshilfe Tirol unter
                                                                                 www.lebenshilfe.tirol zu finden.

                          Rasche Informationen schaffen Vertrauen
Als Menschenrechtsorganisation haben wir zu Beginn der          Sicherheit zu geben und die Begleitung in allen Lebensbe-
Corona-Krise vor mittlerweile zwei Jahren schnell erkannt,      reichen zu garantieren. Dass 93 Prozent der Angehörigen
dass wir nicht auf Entscheidungen anderer warten kön-           und Erwachsenenvertretungen die Zusammenarbeit mit
nen, sondern selbst Vorgaben machen und konsequent              der Lebenshilfe als vertrauensvoll, respektvoll und part-
handeln müssen: Wir haben frühzeitig ein eigenes Krisen-        nerschaftlich bezeichnen, bestätigt unsere Linie. Wir sehen
team eingerichtet, die Kommunikation mit den Angehörigen        dennoch Verbesserungsmöglichkeiten, indem wir noch
verstärkt und umfangreiche Schutzmaßnahmen getrof-              rascher handeln und Informationen weitergeben sowie
fen, um Ansteckungen zu vermeiden. Gerade in dieser für         Angehörige und Erwachsenenvertretungen noch mehr ein-
alle herausfordernden Zeit war es uns wichtig, Menschen         binden. Darauf wollen wir in Zukunft setzen, um weiterhin
mit Behinderungen und Angehörigen ein hohes Maß an              die bestmögliche Begleitung sicherzustellen.

                                                                                                  11
Prominente im Interview

                                                                                                                             Foto: Peter Schafferer
Das trau ich mich auch
Die gelernte Krankenpflegerin Sonja Ledl-Ross-                            Muss man als Politikerin viele Menschen kennen?
mann ging vor 14 Jahren in die Landes- und                                Was heißt müssen? Man muss gern mit Menschen
Bundespolitik. Mit Roswitha Rief sprach sie                               zusammen sein. Nur so erfährt man, welche The-
über ihren Werdegang, über Frauen in der Poli-                            men den Menschen am Herzen liegen, was im
tik und ihre Rolle als Brückenbauerin.                                    Land gut läuft und was nicht so gut. Aber jede
                                                                          Begegnung hat etwas ganz Besonderes.
Roswitha Rief: Gab es einen Moment, in dem Sie       Wenn mehr            Kann ich auch Politikerin werden?
dachten: „Ich werde Politikerin“?                                         Jeder Mensch kann Politiker oder Politikerin­
                                                    Menschen aus
Sonja Ledl-Rossmann: Nein, eigentlich hatte                               werden. Aber ich denke, das fängt im Klei-
ich gar nicht vor, in die Politik zu gehen. Man      dem Sozial-          nen an – dass man sich für Themen einsetzt,
hat mich 2008 bei der Wahl auf die Landesliste                            so wie ihr in der Lebenshilfe das macht. Es ist
                                                    bereich in die
gesetzt. Als ich in der Zeitung las, dass ich auf                         wichtig, dass ihr euch für eure Bedürfnisse ein-
Platz drei ein fixes Landtagsmandat habe, ist       Politik gehen,        setzt. Auch Politiker/innen sind froh, wenn ihr
mir fast die Kaffeetasse aus der Hand gefallen.                           eure Anliegen als Sprecher/innen einbringt.
                                                      bekommen
Wenn ich damals Bedenkzeit gehabt hätte – ich                             Ihr wisst am besten, was für euch gut ist.
hätte zu 99 Prozent Nein gesagt. Ich war gerade     diese Anliegen        Frauen bestimmen mit. Was ist Ihnen da beson-
Heimleiterin im Haus Ehrenberg und hätte mich                             ders wichtig?
                                                      auch mehr
gefragt, kann ich das und schaffe ich das?                                Dass mehr Frauen in Entscheidungspositio-
     Heute bin ich aber auch sehr dankbar dafür,       ­Gewicht.          nen kommen, und dass sie mehr mitbestimmen
weil ich meine Erfahrung aus dem Sozialbereich in                         können. Es braucht uns Frauen, weil wir andere
die Landes- und Bundespolitik einbringen kann.      Sonja Ledl-Rossmann   Einstellungen zu den Themen haben. Seit März

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haben wir ja im Außerfern fünf Bürgermeiste-                               (ÖVP-Behindertensprecher im Nationalrat, Anm.)
rinnen. Es werden immer mehr! Aber da gibt es                              Veranstaltungen gemacht und ich durfte viele
durchaus noch Luft nach oben und da müssen                                 Menschen kennenlernen: Die Frauenrechtle-
wir Frauen uns gegenseitig unterstützen und                                rin Waris Dirie, Prinz Charles und Camilla oder
zusammenhelfen.                                                            Papst Franziskus, der mich sehr beeindruckt hat.
     Außerdem braucht es immer Vorbilder, auf                              Auch der Moment, als ich als Vorsitzende unse-
der Ebene der Sprecher/innen genauso wie bei                               ren Bundespräsidenten angeloben durfte: er aus
mir. Damit dann noch mehr Frauen sagen: Das                                Tirol und ich aus Tirol. Das war für Österreich
traue ich mich auch! Vorbilder braucht man                                 einmalig.
immer und überall.                                                              2018 habe ich mich gefreut, als Land-
Die Lebenshilfe im Außerfern hat 2012 ein Wohn-                            tagspräsidentin nach Tirol zurückzukommen.
haus in Einzelwohnungen umgebaut. Kann sich                                Das passt zu mir. Ich brauche nicht das Hick-
diese Wohnform in ganz Österreich durchsetzen?     Als ich aus der         hack zwischen den Parteien und sehe mich als
Das hoffe ich. Als Vorstandsmitglied der                                   Brückenbauerin. Ob als Präsidentin oder Vor-
                                                   Zeitung erfuhr,
Lebenshilfe Reutte bin ich stolz, was es hier                              standsmitglied im Lebenshilfe-Verein: Ich bin
an Pilotprojekten und Angeboten gibt. Aber wir     dass ich einen          kein Regierungsmitglied, ich habe kein Ressort,
müssen noch an vielen Themen weiterarbeiten:                               aber ich kann immer schauen, dass ich die Men-
                                                   fixen Platz im
Wohnformen, das Thema Familie und vor allem                                schen zusammenbringe.
die Unterstützung von Menschen mit Behinde-        Landtag habe,                In dieser Funktion werde ich oft zum
rungen im Alter. Bei letzterem sind wir in der                             Gespräch eingeladen. Und wenn ich mit Einrich-
                                                   wäre mir fast
Lebenshilfe und im Bezirk dran und suchen nach                             tungen und Behindertenvertretern regelmäßig
neuen Wegen. Gleichzeitig muss man immer           die Kaffeetasse         an einem Tisch sitze, schauen wir auf die Lage
wieder auf das Thema aufmerksam machen.                                    von Menschen mit Behinderungen. Was läuft gut
                                                   aus der Hand
Denn Menschen mit Behinderungen und ihre                                   in Tirol? Wo haben wir Lücken? Wie kann es bei
Zukunftsvisionen werden oft nicht ausreichend         gefallen.            dem Thema weitergehen? Da spüre ich Einigkeit:
wahrgenommen.                                                              Wir müssen zusammenhalten, damit wir etwas
Sie waren Krankenpflegerin und Heimleiterin.       Sonja Ledl-Rossmann     erreichen können.
Wie kann für Menschen mit Behinderungen die                                     Dieses Zusammenarbeiten haben wir im
Begleitung im Alter verbessert werden?                                     Außerfern – so ab vom Schuss – früh gelernt.
Das ist für die Zukunft schon ein großes Thema.                            Und ich glaube, da haben wir schon ein bisschen
Die angemessene Begleitung von Menschen mit                                eine Vorreiterrolle. Also, man spürt: Ich bin eine
Behinderungen ist in einem Alters- und Pflege-                             leidenschaftliche Außerfernerin. Ich freue mich,
heim oft nicht möglich. Bei uns im Bezirk gibt                             dass ich so viel in Innsbruck sein darf, aber leben
es eine sogenannte Pflege-Drehscheibe, wo alle                             möchte ich in keinem anderen Bezirk. 
Pflegeeinrichtungen und auch die Lebenshilfe
sich treffen. Da haben wir darüber geredet, wie
wir in Reutte ein Angebot schaffen können, das
für Menschen mit Behinderungen im Alter passt.
Wir sammeln jetzt alle Ideen und Informationen,
                                                              IM GESPRÄCH
die Erfahrungen der Lebenshilfe und hören auch                Roswitha Rief war Regionalsprecherin in Reutte. Als
denen zu, die schon einmal im Pflegeheim waren.               Gesamtsprecherin für den Wohnbereich setzt sie sich
Wenn das alle gemeinsam verfolgen, kann künf-                 nun für die Anliegen der Bewohner/innen aus ganz
tig etwas Besonderes entstehen.                               Tirol ein.
Welche politischen Ereignisse haben Sie geprägt?              Sonja Ledl-Rossmann ist Dipl. Krankenpflegerin und
Nach fünf Jahren im Landtag konnte ich nach                   war Pflegeheimleiterin im Haus Ehrenberg in Reutte.
Wien in den Bundesrat wechseln und hatte                      Ab 2008 war sie ÖVP-Landtagsabgeordnete und später
das große Glück, ein halbes Jahr den Vorsitz                  im Bundesrat, wo sie ein halbes Jahr den Vorsitz führte.
zu führen. Als Bundesratspräsidentin habe                     Seit 2018 wacht sie als Landtagspräsidentin über den
ich damals die Zukunft der Pflege zum Thema                   guten Ton im Tiroler Landtag.
gemacht. Wir haben mit Franz-Joseph Huainigg

                                                                                                13
Lebenshilfe vor Ort

Marie‘s Rezeptur wird Partner im Klimabündnis
Absam Marie‘s Rezeptur ist als drit-
ter Lebenshilfe-Standort Mitglied im
Klimabündnis Österreich. Der 2018
eröffnete Betrieb übernimmt soziale
Verantwortung im gesellschaftlichen
Wandel. „Gemeinsam versuchen wir,
eine barrierefreie, gerechte und sozial-
ökologische Welt zu gestalten“, erklärt
Geschäftsführer Georg Willeit: „Wir
machen die Welt menschengerech-

                                                                                                                                Foto: Carolin Keikavoussi
ter. Nur so ist Inklusion möglich!“ So
leisten Klient/innen und Mitarbeiter/
innen einen aktiven Beitrag zu Nach-
haltigkeit, Ressourcenoptimierung
und Regionalität. Mit der sichtbaren
Auszeichnung fördern sie das Umwelt-           Das Team von Marie‘s Rezeptur achtet auf den Klimaschutz und macht das sichtbar..
bewusstsein anderer Menschen und
setzen ein Zeichen für die Umsetzung        Verwendung sparsamer LED-Beleuch-           sind gemeinsame Schulungen für Mit-
der Nachhaltigkeitsziele.                   tung. Das Team der Vitalbar kauft           arbeiter/innen und Klient/innen zum
     Zu den bisherigen Leistungen für       regionale und saisonale Produkte wie        Umgang mit Abfällen und Energie,
den Klimaschutz zählen eine schad-          Karotten und Dinkel von Biobauern           die Schaffung eines Insektenhotels
stofffreie Heizung mit Wärmepumpe           und verwendet plastikfreie Verpa-           als Beitrag zur Biodiversität und die
und Wärmerückgewinnung, Stromer-            ckungen. Künftig will das Team noch         Verringerung von Autofahrten durch
zeugung mittels Photovoltaik und die        mehr für den Klimaschutz tun. Geplant       nachhaltige Mobilität.

Baumwolle statt Plastik                     binden sie zu kleinen Paketen. Alle
                                            Arbeitsschritte und Handgriffe sind so
Mieders So wie die Lebenshilfe ist          angelegt, dass jede Person ihren Teil
auch das Rote Kreuz Stubaital „Klima-       beitragen kann. So organisieren die
bündnis-Betrieb“. Um Plastikmüll zu         Mitarbeiter/innen sich ihre Arbeit größ-
vermeiden, wird das Verbandsmaterial        tenteils selbst und freuen sich, einen       Am Arbeitstempo erkennt
für Erste-Hilfe-Kurse seit Herbst 2021 in   Beitrag für die Umwelt und die Ers-
                                                                                         man, dass alle diesen Auf-
Baumwollsäckchen verpackt. Die Arbeit       te-Hilfe-Ausbildung im Tal leisten zu
erledigen Klient/innen in Mieders in        können. Beim Ausliefern der fertigen              trag ernst nehmen.
Teamarbeit: Die Männer und Frauen           Pakete begegnen sie regelmäßig den
zählen und sortieren die nötigen Pflas-     Rettungskräften und erfahren einiges           Anna Kirschner, Arbeitsassistentin
ter, Verbände und Dreieckstücher und        über die Einsätze in der Region.

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Nachhaltig nutzen                                             Vorfreude                                                  Tamara gehört dazu
       Landeck 107 alte Computer mit                                                                                     Mieming „Ich möchte das schaf-
         Bildschirmen und Kabeln aus                                                                                     fen“, sagte sich Tamara Scharmer, als
         der Lebenshilfe werden in Lan-                                                                                  sie ihr Training im lebensM in Mötz
        deck sinnvoll weiterverwendet.                                                                                   begann. Nach neun Monaten Aus-

                                                                                                    Foto: Stefan Moser
        Der Verein Altes für Gutes                                                                                       bildung kennt sie ihre Aufgaben im
            setzt die Computer kos-                                                                                      Lebensmittelhandel.
            tenlos instand und gibt sie                                                                                       Seit 1. Februar ist sie im MPREIS in
            an Arbeitslose oder Fami-                                                                                    ihrer Heimatgemeinde angestellt und
            lien weiter, die sich keinen                      Neue Räume ermöglichen in Landeck bald                     ist eine von 20 Mitarbeiter/innen im
           Computer leisten können.                                       mehr Kultur und Begegnung.                     Team. „Natürlich waren einige anfangs
   Zwei junge Informatiker kümmern                                                                                       skeptisch“, gesteht eine Kollegin. „Aber
sich ehrenamtlich darum und geben                             Landeck Die Lebenshilfe begibt sich                        Tamara arbeitet tadellos, entlastet
auch Kurse, in denen Menschen lernen,                         Schritt für Schritt dorthin, wo andere                     uns und ist ein Geschenk fürs Team!“
Computer zu reparieren. „Wenn unsere                          Menschen wohnen, leben und arbei-                          Tamara Scharmer geht nämlich derart
alten Geräte wieder verwendet wer-                            ten. Nachdem Wohnmöglichkeiten                             stolz und froh an die Arbeit, dass die
den, leisten wir einen Beitrag für das                        in Gemeindewohnungen geschaffen                            gute Laune auf andere überspringt.
Gemeinwohl. Das ist nachhaltig!“, sagt                        wurden, rückt der Arbeitsbereich „Kul-
Michaela Hummel von der Lebenshilfe                           tur und Begegnung“ näher in die Stadt.
Perjen. Sie hat bei einem „Unterneh-                          Während die Bauarbeiten laufen, knüp-
mer-Frühstück“ von der Idee erfahren                          fen alle Beteiligten schon Kontakte
und eine Zusammenarbeit begonnen,                             mit Unternehmer/innen und Nachbar/
die allen nützt.                                              innen, um sich einzubringen.

Ziemlich eigenständig                                         Gemeinsam gestärkt

                                                                                                                                                                 Foto: JCT Anna Gstrein
                                                              Wipptal „Was brauchen Menschen
                                                              an Pflege- und Sozialangeboten?“
                                                              Das fragten sich die Gemeinden im
                                      Foto: Manfred Lechner

                                                              Wipptal und starteten 2021 das Pro-
                                                              jekt Wippcare. Die Leitung des Projekts                     „Alle haben gesagt, dass ich das schaffe.“
                                                              übergaben sie der Lebenshilfe, „wegen                          Tamara Scharmer hat eine Anstellung.
                                                              ihrer guten Vernetzung in der Region“
                                                              und weil sie sich „für eine inklusive und                   Damit das so klappt, hat die 36-Jährige
  Die eigene Ausstellung zu organisieren,                     respektvolle Gesellschaft einsetzt.“                        daheim geübt, Zahlen und Ablauf-
  macht um wichtige Erfahrungen reicher.                           Nun liegen Antworten und Ergeb-                        daten rasch zu erfassen sowie Müll
                                                              nisse auf dem Tisch: 200 Personen                           und Wertstoffe richtig zu sortieren.
Innsbruck Zwei Männer bereiten sich                           waren zu einem Bürgerrat eingela-                           Ihre Job. Chance-Assistentin, ihr Vater
im Job Inn auf einen Arbeitsplatz vor,                        den und konnten dort ihre Nöte und                          und die Kolleg/innen ermutigten sie.
der zu ihnen passt. Bei einem Kunst-                          Erfahrungen schildern. Künftig wird es                     „Sie haben mir auch gesagt, wenn ich
projekt lernen die beiden, grafische                          regelmäßig Austauschtreffen der Pfle-                       Fehler mache. Das war wichtig, weil
Ideen am Computer umzusetzen und                              gedienste geben. Eine Netzwerkkarte                         es mich gefordert hat“, erklärt Tamara
ihre Werke in einer Ausstellung einem                         Wipptal bietet Hilfe und Orientie-                          Scharmer heute. In der Arbeit erhält
breiteren Publikum näherzubringen.                            rung über Pflege- und Sozialangebote.                       sie Anleitungen und den Dienstvertrag
Die vielen Vorbereitungen, Handgriffe                         Im März 2022 nimmt eine zentrale                            in einfacher Sprache. „Das macht die
und Entscheidungen machen sie siche-                          Anlaufstelle für Pflege, Soziales und                       Verständigung für alle leichter“, erklärt
rer und mutiger, auch beruflich mehr zu                       Generationen im Wipptal ihre Arbeit auf.                    Anna Mölk von MPREIS und freut sich
wagen.                                                        Mehr auf www.wippcare.com                                   über die Verstärkung in der Filiale.

                                                                                                                                     15
In seinen Fähigkeiten bestärkt: Nikola hat seinen Traumjob gefunden
                                                                  treten und freut sich jedes Mal, wenn                             will auch andere Firmen ermutigen,
                                                                  er in die Arbeit kommt. Das steckt                                Menschen mit Behinderungen eine
                                                                  an“, beschreibt Filialleiterin Gabriele                           Chance zu geben. „Ich bin froh, dass
                                                                  Brunner. Um sich zwischen den vielen                              wir uns für Nikola entschieden haben.
                                                                  Regalen zurechtzufinden, hat Nikola                               Den geben wir nicht mehr her.“

                                          Foto: Manfred Lechner
                                                                  Veljkovic immer einen Plan von der
                                                                  Filiale dabei, den seine Chefin für ihn
                                                                  gezeichnet hat. So behält er den Über-
                                                                  blick und kann den Kund/innen sagen,
                                                                  wo sie welche Produkte finden. Das gibt
  Mit Leidenschaft bei der Arbeit: Nach der                       ihm Sicherheit. Heute geht der junge                                   Arbeitssuchende und
Lehre fand Nikola Veljkovic eine Anstellung.                      Mann offen auf Kund/innen zu und
                                                                                                                                      Unternehmer/innen sind
                                                                  bietet seine Hilfe an. Das kommt bei
 Schlitters „Das ist ein wunderbarer                              diesen sehr gut an.                                                   oft unsicher. Aber wer
 Arbeitsplatz“, beschreibt Nikola Vel-                                  Am Beginn seiner Laufbahn stand
                                                                                                                                       offen ist, entdeckt viele
 jkovic seine Halbtagsstelle im BIPA.                             eine verlängerte Lehre im Lebenshil-
 Seit fast einem Jahr holt der 23-Jährige                         fe-Dorfladen. Später unterstützte ihn                               Fähigkeiten und Stärken.
 Seifen, Shampoos und Haartönungen                                die Lebenshilfe bei der Arbeitssuche
                                                                                                                                     Wer motiviert ist, schafft
 aus dem Lager, räumt die Regale ein                              und beim Start. „Die Lebenshilfe hat
 und sorgt dafür, dass alles ordent-                              uns geholfen, den Arbeitsplatz so zu                                       auch den Rest.
 lich präsentiert wird. „Nikola bringt                            gestalten, dass er für Nikola und für
 Ruhe ins Team. Er hat ein gutes Auf-                             uns passt“, erklärt die Filialleiterin. Sie                               Anna Plattner, Job-Coach

 Den Garten gestalten                                             Meine Motivation – Mein Job
                                                                  Kufstein Martin Kofler arbeitet schon                             Vermittlungsversuch ohne Anstellung
                                                                  lange bei der Lebenshilfe Tirol. Der                              endet, erklärt die Assistentin der Job.
                                                                  39-Jährige half bei der Montage von                               Chance: „Jetzt fällt uns nichts mehr ein.“
                                                                  Fahrzeugteilen oder im Schulbuffet                                Wenige Wochen später kommt Martin
                                                                  des örtlichen Gymnasiums. Weil er                                 Kofler mit einer Telefonnummer zu ihr
                                          Foto: Maria Strasser

                                                                  sich eine richtige Arbeit wünscht, ver-                           und ruft: „Der hat einen Job für mich!“
                                                                  mittelte man ihm mehrere Praktika, die                            Der Chef vom CBC Color Beschichtungs-
                                                                  alle nicht passten. Nachdem der letzte                            center sucht Personal und ist bereit,
                                                                                                                                    ihm eine Chance zu geben.
                  In der Freizeit gestalteten                                                                                       Martin Kofler macht sich im Betrieb
         Bewohner/innen ihre Grünflächen.                                                                                           mit den Aufgaben vertraut, lernt, den
                                                                                                                                    Anordnungen des Chefs Folge zu leis-
 Sillian 2021 legten Bewohner/innen                                                                                                 ten, und erhält nach einem Monat eine
 zu Hause ein Blumenbeet und einen                                                                                                  Halbtagsanstellung. In dem Industrie-
„Barfußweg“ an. Michael Duregger                                                                                                    betrieb fühlt er sich wohl. Hier kann
                                                                                                           Foto: Sabine Schwaiger

 packte an und entfernte den Rasen,                                                                                                 er so sein, wie er ist. Vor schmutzigen
 während andere Moos, Rinde, Tan-                                                                                                   Arbeiten hat der tatkräftige Mann keine
 nenzapfen und -nadeln aus dem Wald                                                                                                 Scheu. Die Assistentin staunt und freut
 holten. Gemeinsam gestalteten die                                                                                                  sich sehr: „Erst als er verstand, dass
 Heimwerker/innen einen Weg, auf dem                                                                                                es auf ihn ankommt, hat Martin sich
 man barfuß unterschiedliche Eindrü-                                      Martin Kofler (re.) fand Arbeit als                       auf die Füße gestellt und selber etwas
 cke sammeln kann.                                                    Beschichter und ist hier voll motiviert.                      gefunden!“

 16                                                                                                                                                     LEBENS.WELT 22-2
Therapiehühner sind Lauras beste Freunde
 Polling Laura hat immer schon den
 Kontakt zu Tieren gesucht und war
 daher oft am Bauernhof des Nachbarn.
„Weil viele Menschen bei ihren Ausbrü-
 chen erschrecken, waren Tiere stets
 ihre besten Freunde“, berichtet ihre
 Mutter.
      Seit Kurzem kümmert sich Laura
 um elf eigene Hühner aus der Lebens-

                                                                                                                                                      Foto: Dagmar Prantl
 hilfe-Zucht in Reutte. Die Zehnjährige
 weiß, was ihre Tiere brauchen, und
 übernimmt Verantwortung: Sie füttert
 und tränkt sie, reinigt den Stall und holt
 die Eier. Und sie treibt die Hühner jeden                                    Wenn Laura sich um ihre Hühner kümmert, ist sie ausgeglichen und glücklich.
 Abend in den Stall, wo sie vor Fuchs
 und Marder in Sicherheit sind. Sie spielt                         sie für die Eier bekommt, zählt sie allein   berichtet die Mutter. „Doch wenn sie
 ihnen auf der Gitarre etwas vor oder                              und kauft davon beim Nachbarn das            zu den Therapiehennen geht, ist die
 wiegt sie im Arm, bis sie schlafen.                               nötige Futter. So wird sie schrittweise      Spannung wieder draußen.“ Auch die
 In der Schule lernt Laura lesen, schrei-                          selbständiger.                               drei Assistenzstunden der Lebenshilfe
 ben und auch schon bis zehn rechnen.                                   Noch passiert es immer wieder,          erlebt die Mutter als wichtige Entlas-
„Laura wird nie ganz eigenständig sein“,                           dass „die Kleine unerwartet ausrastet        tung. „Und die Ausbrüche sind schon
 erklärt die Mutter. Doch das Geld, das                            und Dinge durch die Gegend schmeißt“,        viel seltener geworden!“

                                                                                                                                                 .. .
Endlich selbst über sein Geld bestimmen                                                                              n o r m a l is t da s de nn
                                                                                                                W ie
                                                                   Richterin, seine Lage neu zu beurtei-
                                                                   len. Die Assistentinnen unterstützen         Netter Umgang wirkt
                                                                   ihn, alle Argumente vorzubringen. Das
                                                                   überzeugt die Richterin, ein Gutachten       Zwei Jahre lang kommt Hanna meist
                                        Foto: Magdalena Chmielak

                                                                   in Auftrag zu geben. Dieses erklärt Gott-    schlecht gelaunt in ihre Schulklasse:
                                                                   hard Lutz für fähig, sein Geld selbst zu     Die kleine Rollstuhlfahrerin beteiligt
                                                                   verwalten, „wenn er dabei Unterstüt-         sich ungern am Unterricht und schlägt
                                                                   zung erhält“. Heute achtet er darauf,        auch auf andere Kinder ein. Einer auf-
                                                                   Briefe zu öffnen, Rechnungen zu zahlen       merksamen Mutter fällt auf, dass die
                                                                   und wichtige Papiere zu ordnen. „Das         Zehnjährige jeden Morgen vom Behin-
  Gemeinsam durchgesetzt: Gotthard Lutz                            ist für ihn und uns mehr Arbeit, aber        dertenfahrdienst sehr unfreundlich
    darf über sein Geld selbst entscheiden.                        Gotthard ist glücklich darüber, es jetzt     behandelt wird. Sie schlägt vor, zum
                                                                   selbst zu machen“, bemerkt die Assis-        Johanniter-Fahr-
Reutte Vor einigen Jahren machte                                   tentin. Mit ihr bespricht er, wie man        dienst zu wechseln,
Gotthard Lutz eine Erbschaft. Ein                                  günstig die Wände streichen lässt oder       den ihre eigene Toch-
Erwachsenenvertreter wurde bestellt.                               den alten Boden im Eingang erneuert.         ter nutzt: „Mein Mädl
Bis dahin konnte der 66-Jährige über                               Gotthard Lutz weiß, dass man nicht           freut sich jeden Morgen auf die Fahrt
alltägliche Anschaffungen selbst ent-                              alles auf einmal machen kann. Doch           mit den jungen Fahrern und Zivis.“
scheiden, doch das war nun vorbei.                                 einen Wunsch möchte sich der Besitzer        Heute fährt Hanna mit freundlichen
     Weil er im Denken fit ist, fühlt er                           eines Traktorführerscheins heuer noch        Fahrern in die Schule. „Seither ist sie
sich bevormundet. Bei einer gericht-                               erfüllen: ein Moped-Auto, mit dem er         wie ausgewechselt“, schildert ihre Leh-
lichen Überprüfung bittet er die                                   selbst fahren kann.                          rerin.

                                                                                                                           17
Mit Ihrer Hilfe

Eigenständig unterwegs
Die Lebenshilfe ermutigt Menschen, für den Weg zur
Arbeit Zug, Bus oder Fahrrad zu nutzen oder zu Fuß zu
gehen. Wer sich mit dem öffentlichen Verkehr auskennt,
bewegt sich auch privat eigenständiger. Wer sich bewegt,
lebt gesünder. Und wer Öffis nutzt, hilft, den Verkehr auf
unseren Straßen zu verringern. Nachhaltig.

 Um dreimal in der Woche zu einer Außenstelle zu pen-
 deln, lernt Patrik Hangl, mit dem Postbus zu fahren. Anfangs
 begleitet ihn die Lebenshilfe. Doch schon bald legt er die
 Strecke allein zurück. Einige Wochen später fällt auf: Er
 kommt auch früher in seine angestammte Arbeitsstelle, weil
 er den Bus auch für diese Strecke nutzt. „Er hat uns nicht
 davon erzählt und ist einfach früher aus dem Haus gegan-
 gen“, staunt seine Mutter über die neue Eigenständigkeit.
„Die neue Buskarte ist sein Heiligtum.“
     So wie Patrik Hangl versuchen immer mehr Klient/
 innen, mit Bus oder Bahn zur Arbeit zu fahren. „Wenn es
 noch mehr werden, können wir sogar eine Bus-Runde
 am Tag einsparen“, beschreibt ein Regionalleiter die
 Mobilitätsvision.

Nachhaltig
Die Lebenshilfe möchte nun Jahreskarten, Roller und
E-Bikes finanzieren, um Menschen zu ermutigen, kurze Stre-
cken mit dem Roller oder dem Fahrrad zu bewältigen. Auch
                                                                MEINE START-HILFE
kleinere Lasten oder Spielmaterial für die Frühförderung        Für heuer stehen einige Anschaffungen auf der
sollen bald so transportiert werden.                           Wunschliste.
                                                                 		200,--      Tret-Roller
                                                                 		400,--      E-Roller
                                                                 		519,--      Öffi-Jahresticket Tirol
                                                                 		2.850,--    Dreirad mit Elektro-Antrieb
                                                                 		5.000,--    Lastenrad

                                                                Spendenkonto Lebenshilfe Tirol, Hypo Tirol,
                                                                IBAN AT50 5700 0002 0007 4229

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                                                                                                       Warum Menschen helfen

Weil Teilen Freude bereitet
Zu Weihnachten erhält die Lebenshilfe eine Spende aus
Amsterdam. Was den Spender bewegt, von Holland aus
nach Tirol zu spenden, erzählt er hier.

Stefan Obexer stammt aus Hopfgarten. Vor sieben Jahren
nahm er einen guten Job in den Niederlanden an und über-
siedelte vom Brixental nach Amsterdam. „Natürlich zieht
es mich immer wieder mal zurück nach Tirol“, erzählt der
29-Jährige. 2020 muss er Corona-bedingt Weihnachten im
Norden ohne seine Lieben feiern und bedauert das sehr.
     Im Herbst 2021 kann er zu einem Klassentreffen reisen
und trifft dort auch eine Schulfreundin, die inzwischen bei
der Lebenshilfe arbeitet. Als die ehemalige Klassenkolle-
gin am 25. Dezember ein Foto auf ihrer Facebook-Seite teilt,
entschließt sich der Büroangestellte, an die Lebenshilfe zu
spenden.
    „Wie für die Menschen auf dem Foto, war diese Weih-
nachtszeit auch für mich etwas Besonderes, da ich wieder
in Österreich sein konnte“, erklärt er seine Motivation, „die
Lebenshilfe bei ihrer Mission zu unterstützen.“
In Amsterdam ist Stefan Obexer es gewohnt, an jeder Ecke
um Spenden gebeten zu werden. Doch lieber als die „zahl-
reichen Spendenaktionen auf globalem Level“ sind ihm                                        „Spenden bedeutet für mich Teilen.
Organisationen, die lokal ansässig sind oder die ihm durch
                                                                                      Die Freude, die man damit bereiten kann,
einen Kontakt vertraut sind. „Bei der Lebenshilfe Tirol kann
ich sicher sein, dass die Spende die Menschen erreicht, die                                           ist unbezahlbar!“
sie erreichen soll.“ 
                                                                                                          Stefan Obexer

                                                                                DANKE
                                                                                 Vier Männern aus Lienz konnten dank Spenden dem Fuß-
                                                                                 ballspiel Red Bull gegen Sturm Graz beiwohnen, von dem
                                                                                 sie noch heute schwärmen.
                                                       Foto: Bergbahnen S-F-L

                                                                                 Die Musikgruppe The Officers unterstützte mit 1.663 EUR
                                                                                 aus ihrem Internet-Auftritt das Bildungsangebot für Men-
                                                                                 schen in Kufstein.
                                                                                 SPAR unterstützte mit dem Erlös von Licht ins Dunkel Pro-
                                                                                 dukten (5.000 EUR) die Schaffung von Kleinwohnungen in
                                                                                 Landeck.
        Die Bergbahnen Serfaus-Fiss-Ladis unterstützen mit                       Die Firma innbike unterstützte den Lebenshilfe-Radverleih
             12.000 Euro die Angebote für Kinder/Familien.                       in Kufstein mit Waren und Gutscheinen über 1.000 EUR.

                                                                                                                   19
Lebens.Welten

                                                                                                                                                                                  r
                                                                                                                                                                                  chaffere   ter S
                                                                                                                                                                                    Foto: Pe
                                                           Foto: Peter Schafferer
                                                                                                                                                   Menschen mit und ohne Behinderungen
                                                                                                                                                   fühlen sich mit Menschen in der Ukraine
                                                                                                                                                   verbunden und organisieren Hilfe für
                                                                                    Bianca Kahler pflanzte                                         Geflüchtete.
                                                                                    2021 Bäume im ersten
                                                                                    Lebenshilfe-Wald. Jetzt ist
                                                                                    sie eines der Gesichter der
                                                                                    Gemeinwohl-Kampagne.

                                                                               Junge Leute schätzen den

                                                                                                                                   er
                                                                            Zivildienst in der Lebenshilfe

                                                                                                                             Foto: Manfred Lechn
                                                                                oft wegen der Nähe zum
                                                                                Wohnort. Doch auch das
                                                                             gute Betriebsklima und das
                                                                            Wissen, etwas Sinnvolles zu
                                                                                tun, wirken motivierend.

                                                                                                                                                   Durch die Berufvorbereitung im JobInn
                                                                                                                                                   fand Marius Dorobantu eine Anstellung.

Die Klient/innen der Tagesbegleitung
für Ältere (TABEA) verteilten
Valentinsgrüße an ihre Nachbar/innen.
                                                                                                                ell K retz
                                                                                                             Foto: Isab
                                        r
                                        chaffere

                                                                                                                                                                                                 Lechner
                                                   ter S

                                                                                                                                                                                                               fred

                                                                                       Bei der Wahl der Sprecher/innen
                                          Foto: Pe

                                                                                       gab es landesweit eine hohe
                                                                                                                                                                                                     Foto: Man

                                                                                       Wahlbeteiligung..

      Computerkurse helfen Assistent/innen und Klient/innen,
      die neuen Technologien besser zu nutzen.
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