Es harzt im Harz und bohrt im Bayernwald, nur im Schwarzen Wald, da bleibt die Käferküche kalt - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt ...
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Borkenkäfer-Newsletter Nordschwarzwald 20.11.2017 Beobachtungszeitraum: 1. April bis 04. Oktober 2016 Es harzt im Harz und bohrt im Bayernwald, nur im Schwarzen Wald, da bleibt die Käferküche kalt … Abb. 1: Ruhe in Baum und Borke, doch schlummern dort nicht Dieter und Dorte? (Zeichnung Katharina John 11/2017)
Na klar, wo so viele Sterneküche die Täler besiedeln, wird gut (auf-)gegessen, drum gibt’s bei uns ja immer „gutes Wetter“. Und seit Jahren wenig Käfer. Eigentlich ist damit fast alles über 2017 für den Nationalpark und’s Umland gesagt, Berufshektiker und 140-Zeichen-Twitterkids können schon weiterziehen und sich auf andere Schlagzeilen stürzen. Interessierte sind eingeladen, am Ball zu bleiben. Und eigentlich alle sollten wissen, dass die Käfersituation in Baden-Württemberg gar nicht mal so ungefährlich war. Mal wieder Schwein gehabt, 2017, im Nationalpark und drumherum. Bis zum Frühsommer war die Situation grundsätzlich angespannt, in den östlichen Landesteilen eigentlich ganzjährig! Ein früher Fichteneinschlagsstopp dort war vernünftig und hat die Situation beruhigen können. Aber generell haben sich die Populationen des Buchdruckers in den vergangenen drei Jahren aufbauen können; was würde da ein Herr Minischter sagen: …“ die latenten Population sind auf hohem Niveau …“. Sagen wir’s mal mit anderen Worten ein wenig noch richtiger: Der Massenwechsel des Buchdruckers ist nicht zyklisch, denn nichtzyklische Massenvermehrungen sind unabhängig von der Populationsdichte und können durch Witterung und das Brutraumangebot verursacht werden. Vor einer Massenvermehrung ist die Populationsdichte unauffällig, das ist die Latenzphase. Den Anstieg bis zum höchsten Punkt der Gradationskurve bezeichnet man als Progradation, den Abfall bis zur nächsten Latenzphase als Retrogradation (Abb. 2). Die Zunahme des Käferholzes und vor allem die Verschiebung des Geschlechterverhältnisses zu Gunsten der Weibchen spricht durchaus dafür, dass wir den Beginn einer Progradation erleben. Was draus wird, das steuern dann eben das Brutraumangebot (Sturmwurf, Schneebruch) und die Witterung (Trockenheit). Abb. 2: Verlauf einer Gradation nach Schwerdtfeger 1970
Kurzfassung Prosa Oratio Retrodiktion Käferpresse Käfer Wetter Käfer Phänologie Käfer Holz Prognose # TIPPS_Ips Zwei Buchdruckerinnen-Generationen plus zwei Geschwisterbruten im Nordschwarzwald gekoppelt mit der doppelten Menge Käferholz waren im Jahr 2017 gut beherrschbar. Aber die Populationen sind im dritten Jahr im Aufwärtstrend, sodass für das kommende Frühjahr besondere Wachsamkeit gefordert ist. Sorgen Sie schon früh für den Entzug von potenziellem Brutraummaterial, das durch Sturmwurf, Schneebruch und längere Trockenphasen entstehen kann. Kurzfassung/Überblick und Zusammenfassung für die eilige Leserin und den hurtigen Leser Wer hier eine Noicemail erwartet, wird enttäuscht. Im Grunde folgen nur weitgehend positive Nachrichten. Während nun die Auerhähne abreiten, statt Signalfarbenforstwirtinnen mit BokäMon-App nun die Damen und Herren Mauser, Blaser und Merkel (“mit den Waffen einer Frau ...“ ) das waldlich-waidliche Geschehen dominieren und die letzten Polter auf Langholztransportern gen Tal rollen, kehrt Ruhe ein im Käferwald. Der Biolärm verstummt, die Spechte mit drei oder mehr Zehen haushalten mit den Kräften und in den Bäumen gibt’s kein Strömen mehr von Säften. „I bims“ soll DAS neue Jugendwort des Jahres sein, fragen Sie mal die pubertierende Bande in den eigenen vier Wänden, ob die’s kennen. In Försterinnenhaushalten sollte Ips gegenüber I bims überwiegen … ach so, Kurzfassung: Nach einem außergewöhnlich frühen Start des Schwärmfluges erster Käfer aus der Überwinterung in der ersten Aprilwoche sorgte eine ausgedehnte kühl-feuchte Wetterperiode im Frühjahr dafür, dass der Hauptschwärmflug doch erst wieder in der zweiten Maihälfte einsetzte. Das weitere Schwärmgeschehen war geprägt von Schönwetterperioden eines insgesamt vergleichsweise wechselhaften Sommers und war Ende Juni und im Juli intensiver. Die Entwicklung des Buchdruckers erbrachte je nach Höhenlage bis zu zwei Generationen und Geschwisterbruten, in Ausnahmen waren drei Generationen möglich. Bei einer beobachteten durchschnittlichen Entwicklung des Borkenkäfers fiel in diesem Jahr beim Nadelholz bis Ende Oktober im Gesamtwald Baden-Württemberg eine Käferholzmenge von rund 670.000 Festmetern an. Die Schwerpunkte lagen erwartungsgemäß vorwiegend im Osten und Süden des Landes, wo 2015 der Sturm „Niklas“ und ein Tornado-Sturm gravierende Schäden angerichtet hatten. Dies sorgte für befallsfähiges Bruch- und Sturmwurfholz, die ideale Brutstätte für Borkenkäfer. Die intensiven Kontrollen
der Fichtenbestände durch die Forstbetriebe in Verbindung mit einer raschen Aufarbeitung und Holzabfuhr sowohl des bruttauglichen als auch des befallenen Fichtenholzes haben jedoch maßgeblich zu einer Begrenzung der Schäden beigetragen. Abiotische Schadfaktoren können allein oder in Kombination miteinander einen erheblichen Einfluss auf die Vitalität unserer Wälder nehmen. Sie treten gewöhnlich in jährlich wechselndem Ausmaß auf. Zu den wichtigen abiotischen Schadfaktoren gehören Dürren, Stürme, Nassschnee und Hagel sowie Frostereignisse. Solche Ereignisse können auch im Raum Nordschwarzwald jederzeit wieder spontan auftreten (vgl. Sommersturm 2012 im Tonbachtal) oder sich schleichend entwickeln (Trockenheit). Auch KurzfassungsleserInnen sollten beachten, dass gefährdete Nadelholzbestände über das ganze Jahr laufend auf Befall und bruttaugliches Material kontrolliert werden müssen. Von Oktober bis März (außerhalb der Flugzeit) ist dabei ein Turnus von einem Monat in der Regel ausreichend, im Herbst sind die Bestände unbedingt noch zu kontrollieren, bevor an befallenen Bäumen die Rinde abfällt und der Schneefall einsetzt. Während des Winters sind Kontrollen nur zu unterbrechen, wenn die Bestände nicht mehr zugänglich sind. Im Frühjahr ist sofort mit dem Einsetzen der Schneeschmelze wieder zu kontrollieren, vor allem käferbefallene Bäume und bruttaugliches Material durch Schneebruch und Sturm. Nach Sturmschäden oder Schneebruch sind die Kontrollen zu intensivieren, weil grundsätzlich die Gefahr einer Massenvermehrung droht. Prosa Oratio Abb. 3: Klappt nicht, funktioniert gut. Da kann der Staat vom Land noch lernen .(Fotos RJ 2017)
~ Da mag nun der Peter wohl gut leben, ehemals Förster, nun Geschichtenerzähler mit Bestsellerlisten- Abocard; die Gebrüder Grimm mussten zumindest die Tantiemen untereinander noch aufteilen. Was lesen wir da vom Waldlümmel aus Hümmel: die artgerechte Baumhaltung muss her! Na, da ist der Nationalpark doch weitgehend schon auf dem richtigen Weg! Peter’s Bäume lernen, schreien, hören, stillen ihre Babys und pflegen untereinander Freundschaften. Damit überflügelen sie ja so manche Forststudierende. Und die viel geliebte Waldesruhe beim Waldbaden und -wandern ist auch dahin. „Über allen Wipfel ist Ruh? In allen Wipfeln spürest du kaum einen Hauch; die Vögelein schweigen im Walde. Warte nur, balde ruhest du auch“ (Goethe, 1783). Vorbei! Natürlich gibt es schlaues Grünzeug, der Salat tarnt sich mit Dressing, der Apfel trägt gern Schlafrock. Evolutionstechnisch sind Pflanzen die erfolgreichsten Lebewesen. Sie könnten auch ohne Menschen leben, wir aber nicht ohne sie. Wenn der Mensch aussterben würde – Pflanzen hätten den Lebensraum in ein paar Jahren zurückerobert. Aber was sagt Peter zum Thema Nationalpark: „Deshalb bin ich ein Anhänger der Nationalparkidee. In Nationalparks darf auf einem Großteil der Fläche nicht eingegriffen werden: Geschützt wird nicht eine Art, sondern der Prozess. Damit wird keiner Art der Vorzug gegeben. Hornmilben genießen die gleichen Rechte wie Auerhähne oder Wölfe. Welche Vielfalt sich entwickelt, spielt keine Rolle. Davon abgesehen: Eine der höchsten Artendichten mancher Tierklassen, etwa der Säugetiere, findet sich nicht draußen im Wald, sondern im Zoo. Der Versuch, eine möglichst hohe Artenvielfalt in der freien Landschaft zu schaffen, würde genau das bedeuten: wenig Natur, viel Zoo. Abb.4 : Und lautstark spricht die Borke, das Leben, das ist knorke (Foto RJ 2017) Von mir aus können Wölfe, Luchse oder Wildkatzen als Flaggschiffarten bei der Ausweisung von Großschutzgebieten dienen. Denn im Ernst: Wer würde schon einen Nationalpark für Hornmilben fordern? Doch vielleicht fehlt uns nur ein wenig Empathie, wie generell für Spinnentiere und Insekten.“1 Der große Ips-Zoo heißt nun Kernzone; der Eisbär hat den Graben und die Stromleitung, Ips den Pufferstreifen und vierzig Motorsägenmännlein und -weiblein, die das gierige Raubtier in Schach halten. Dann, wenn uns die Zitronengelben Trameten und durchreisenden Wölfe langweilen, finden sich sicher auch neben neuen 1 ZEIT Wissen Nr. 4/2017, 20. Juni 2017
Hornmilben mal eine neue Regerwurm- oder Waldenspuhlwurm-Spezies. Aber selbstredend hat der Hümmeler Waldwunderheiler auch für all die Borkenkäfer-Managerinnen und Manager Lösungen parat: „Manchmal wird es gefährlich im Wald, zum Beispiel wenn kleine Käfer anrücken. Sie fressen Löcher in die Baumrinde und können Bäume damit töten. Doch zum Glück halten alle zusammen. Wehren kann man sich am besten, wenn man weiß, dass da jemand kommt. Und genau deswegen reden die Bäume miteinander. Wenn ein einzelner Baum gebissen wird, dann merkt er das. Nach dem ersten Schreck schmeckt er erst mal, wer da an ihm rumknabbert. Ja, du hast richtig gelesen: Bäume können schmecken. Wenn ein Tier in die Rinde, in ein Blatt oder in einen Zweig beißt, dann kommt immer ein bisschen Spucke in die Wunde. Und diese Spucke schmeckt bei jeder Tierart anders. Das klingt ein bisschen eklig, aber der Baum weiß dann ganz genau, was er machen muss: Er pumpt eine Flüssigkeit in die Bissstelle, die schlecht schmeckt oder sogar giftig ist. Die Borkenkäfer, die am Baum knabbern, hören dann oft auf zu fressen und verschwinden. Nadelbäume drücken Harz heraus, ein klebriges, bitteres Gemisch. Darin bleiben Käfer stecken. Damit den anderen Bäumen nicht dasselbe passiert, ruft der angegriffene Baum: "Achtung, Käfer!" Da er keinen Mund zum Reden hat, macht er das mit einer Duftsprache. Dieser Geruch weht zu den umstehenden Bäumen. Sie wissen nun Bescheid und können schon vor der Ankunft der Käfer mit der Harzproduktion anfangen.“2 Also Leute, halten wir fürderhin den Ball flach … einfach zu warten, ob Ips und seine bucklige Verwandtschaft durch die Bäume selbst in Schach gehalten wird, das können wir 2018 ja mal testen. Etwaige Schadensersatzsprüche dann gen Hümmel senden. Das ist dort, wo der Schwarze Schnegel (Limax cinereoniger) durch naturnahe Wälder schleimt. Na, das soll mal eine/einer verstehen. ~ Entomologie. „Wenn ein Mädchen keine Scheu vor Krabbeltieren hat, überrascht das noch heute so einige Menschen. Vor rund 350 Jahren, als Maria Sibylla Merian ein Kind war, galt es als ganz ungeheuerlich. Es ziemte sich nicht für eine junge Dame, alleine durchs Gebüsch zu kriechen. Vor allem aber galten Insekten damals als Brut des Teufels. Die Menschen wussten noch nicht, dass die Tiere aus Eiern schlüpfen. Man dachte, sie würden in fauligem Schlamm entstehen. Vor 300 Jahren, im Januar 1717, ist Maria Sibylla Merian gestorben. Dass wir uns heute noch an sie erinnern, liegt nicht nur an den prachtvollen Büchern, die sie verfasste, sondern auch daran, dass sie mit ihrer Neugier und Furchtlosigkeit noch immer ein Vorbild für viele Wissenschaftler ist – und vor allem für Wissenschaftlerinnen. Abb. 5: Ältere Wohlhabende erinnern sich noch an die Zeiten, als das Taschengeld in Deutscher Mark (DM) ausgezahlt wurde. Gerne nahmen Buben und Mädel diesen Löwenzahn entgegen , auf dem eine Raupe und ein Falter des Grauen Streckfußes (Calliteara fascelina) sitzen: Das Bild entstammt dem zweiten Werk der Naturforscherin Maria Sibylla Merian 2 Achtung, Käfer! Was? Wo? Zeit online vom 13.9.2017, Autor: Peter Wohlleben
Der Raupen wunderbare Verwandelung und sonderbare Blumennahrung ist das zweite Werk der Naturforscherin Maria Sibylla Merian (1647–1717) und erschien 1679 mit dem vollständigen Titel: „Der Raupen wunderbare Verwandelung und sonderbare Blumennahrung, worinnen durch eine gantz neue Erfindung der Raupen, Würmer, Sommervögelein, Motten, Fliegen und anderer dergleichen Thierlein Ursprung, Speisen und Veränderungen samt ihrer Zeit, Ort und Eigenschaften den Naturkündigern, Kunstmahlern und Gartenliebhabern zu Diensten fleißig untersucht, kürzlich beschrieben, nach dem Leben abgemahlt, ins Kupfer gestochen und selbst verlegt von Maria Sibylla Gräffin, Matthaei Merians des Eltern Seel. Tochter.“ Es folgte auf das dreiteilige Neuen Blumenbuch und erläutert die Entwicklungsstadien verschiedener Schmetterlingsarten mit den dazugehörigen Futterpflanzen. Es begründete damit einen vollkommen neuen Zweig der Wissenschaft: die Insektenkunde (Entomologie). Das Werk hatte ein Format von 26 × 18 cm und wurde auf Deutsch veröffentlicht. Diese Tatsache brachte ihr die Verachtung der damaligen Wissenschaftler ein, zugleich aber die Zuneigung des Volkes.“3 Da gibt es doch Parallelen mit dem Newsletter. Daher Schluss mit dem Banalverkehr, nun folgen immer mehr Fakten. ~ Über’n Tellerrand geschaut: Borkenkäfer im polnischen Nationalpark Białowieża. Polens rechtskonservative Regierung hatte im Frühjahr 2016 beschlossen, dass bis 2023 rund 188.000 Kubikmeter Holz in Białowieża geschlagen werden dürfen. Das ist das Dreifache der ursprünglich erlaubten Menge und betrifft auch Gebiete, die bisher unter Schutz standen. Umweltminister Jan Szyszko rechtfertigt dies mit einer Borkenkäferplage. Die Behörden verhinderten damit, dass die Käfer immer mehr Bäume befielen und sie so zerstörten. Sagen sie. Geht’s uns gut. ~ Borkenkäfer. Die Phänologie. Oder: Im Kreißsaal der Natur. Minus 3,8 °C im Schnitt, 97 mm Niederschläge, brrr, es ist Januar 2017 und kalt, Frau Ips, ein echtes Prachtswipe, schläft und träumt vom Kinderkriegen. 100.000 kleine Ipse sollen es werden, so der Plan, Kind und Kegel, Enkel und Urenkel einbezogen. Da können sogar Försterinnenfamilien nicht mithalten. Er dagegen ist schon wach und linst immer wieder rüber. Februar und März waren überdurchschnittlich warm im Raum Nordschwarzwald, die Fasnet zieht durch die Straßen. Im Märzen der Bauer das Rössle anspannt, Schluss mit Kindergartenromantik, am 10. April dann die erste große Flatter, der erste „Schwarm“, ein paar Tausend Käfer waren in der Luft und befielen die ersten Bäume. Und rumps, tags drauf war es kalt. Und alles dümpelt dahin, kein Käfer, nur Schläfer; nach vier Wochen, erst am 11. Mai, geht das Leben wieder los. Von nun an bestimmt der Hauptschwarm das Geschehen und ebenso das große Kreißen, vom End‘ der zweiten Juniwoche an, wurden, so ganz ohne neuen Sex and Crime, die Geschwisterbrutanlagen (gleicher Vater, gleiche Mutter, anderes Futter) in die Borke gefräst. In der KW 26 war alles mal schön ausgebremst, Kälte und die Ruhe vor dem Sturm, aber vom 5.7. an wurde bereits die zweite Generation in die Welt gesetzt, drei Wochen drauf folgten gleich die Geschwisterbruten hinterher. Und die Großmütter wiegen sich und Enkel voller Stolz im Borkenholz und drehen eitel ihre Kreise, auf fichtenreicher Reise. Ab der dritten Augustwoche war es dann recht ruhig in den Fallen, derweil aber so allerlei Fichten zeichneten und sich erfolgreich für das Prädikät „Käferbaum“ qualifizierten. Macht in der Summe so über die Tarsen gepeilt (der entomologische Daumen) 2 plus 2, hie und da auch drei. Also, zwei Generationen und 2 Geschwisterbruten, in tieferen, sprich geschützten oder wärmeren Lagen wurde die dritte Generation angelegt, wohl kaum aber in den Höhen des schwarzen Waldes. 3 www.zeit.de › DIE ZEIT Archiv › Jahrgang 2017 › Ausgabe: 24
~ Gender Wir haben nun nach der Fangsaison noch so manchen Ips aus der Decke geschlagen, doch hier geht’s nicht um die optimale Wildbretversorgung, sondern ums Sexen: Was ist Männle, was ist Weible. Mehr unterscheiden wir vorerst nicht, ganz Old School. Bisdas Bundesverfassungsgericht uns auf dem Kieker hat: Hat dieses doch gerade ein drittes Geschlecht für den Eintrag im Geburtenregister gefordert: Intersexuellen Menschen, die weder männlich noch weiblich sind, solle damit ermöglicht werden, ihre geschlechtliche Identität "positiv" eintragen zu lassen, entschieden die Karlsruher Richter. Zur Begründung verwies das Gericht auf das im Grundgesetz geschützte Persönlichkeitsrecht. 100 Jungkäfer Mann Jungkäfer Frau Adult Mann Adult Frau 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 Abb. 6: Damenwahl: Prozentuale und altersgemäße Verteilung der Fänge über die Saison im Tonbachtal (unten). N = 1033, je 50 Käfer wurden als Mischprobe den Gesamtfallenfängen entnommen und differenziert. Während zum Saisonauftakt kurzfristig die Männchen in den Fallen überwiegen (rote Linien in der Abb. 6), so prägen dann von der KW 20 die Weibchen das Ergebnis der Pheromonfallen. Das benutzte Pheromon ist kein Sexualpheromon, wie das oftmals behauptet wird, sondern ein Aggregationspheromon, das beide Geschlechter anlockt. In der KW 26 und in der KW 38 finden sich sogar 100 % Weibchen in unseren Stichproben.
~ Die Käferpresse Krefelder Kollegen haben knapp dreißig Jahre Biomassen von Fluginsekten verglichen. Und festgestellt, dass diese über die Zeit deutlich abnehmen. Die Diskussion wird eine jede / ein jeder mitbekommen haben. Wir Waldstrolche sind da außen vor, die Daten stammen aus dem Offenland und sind auf den Wald nicht übertragbar. Würde ja auch bedeuten, eine Borkenkäfergradation wäre eine grundsätzlich dolle Sache, weil ja die Insektenbiomasse zunimmt … darum wieder den Fokus auf den Buchdrucker lenken: Borkenkäfer, Rotwild und Wetter bedrohen den Gewinn N ach Sturm und Borkenkäfern: Ein Forstjahr zum Abhaken im Stockacher Stadtwald Todtnau, Borkenkäfer gab es im Übermaß N istkästen bleiben auf der Strecke. Beim Kampf gegen den Borkenkäfer im Wald bei Breitbrunn sind die N isthilfen des Forstamts zu Bruch gegangen. Schiltach, Tannen-Borkenkäfer bereitet den Förstern große Sorge Sulz, Hälfte des Holzes ist von Käfern befallen
Göppingen, Böhmenkirch, Der Käfer kam mit aller M acht zurück Saarland, Umweltminister Jost bittet Waldbesitzer: Fichtenbestände auf Borkenkäferbefall kontrollieren! Das große Fressen im Wald. Chancen schaffen für neue Arten Deshalb zuletzt noch einmal zurück zum Borkenkäfer: An einem Ort in Baden-Württemberg ist er definitiv willkommen – im Nationalpark Schwarzwald. In dessen Kernzone, in der sich der Wald ohne menschliche Eingriffe entwickelt, darf er seinen Job machen, den ihm die Evolution auf den zartgelben Chitinpanzer geschrieben hat. Nach Lust und Laune Bäume töten. Und mit diesem forcierten Umbau des Waldes Chancen schaffen für neue Arten und Lebensräume. Damit er dabei nicht über die Stränge schlägt, hat die Verwaltung ein Borkenkäfer-Management eingeführt. Rings um die Kernzone gibt es einen mindestens 500 Meter breiten Puffer. Wird dort ein Baum befallen, wird er innerhalb von 14 Tagen gefällt und abtransportiert, bevor der Käfer sich im angrenzenden Wirtschaftswald ausbreiten kann. Der Randstreifen des Nationalparks ist für den Käfer ein unüberwindbares Hindernis. Manches hat der Mensch eben doch im Griff. http://www.schwaebische.de/panorama/aus-aller-welt_artikel,-Das-grosse-Fressen-im-Wald- _arid,10766134.html Kollnburg, Holzmarkt ist durch Borkenkäfer und Sturm übersättigt Der Klimawandel frisst den Wald in Ö sterreich Borkenkäfer macht Förstern im Saale-Holzland zu schaffen ( Thüringen) Schäden durch Borkenkäfer: Holzpreise sinken ( Ö sterreich) Borkenkäferbefall und Sturmschäden: Angespannte Lage am Holzmarkt " So schlimm wie seit zehn Jahren nicht" Borkenkäfer: Unsere Wälder sind in Gefahr Schwäbische Forstverwaltungen schlagen Alarm
Retrodiktion Nun folgen Graphiken und Auswertungen zum Witterungsverlauf, zur Phänologie des Buchdruckers und zum Käferholz im Pufferstreifen. Käfer-Wetter Während die Monate März und Juli 2017 wärmer und feuchter waren, waren bislang alle übrigen Monate des Jahres trockener als im langjährigen Mittel. Während Januar und September zu kalt daherkamen, waren Februar, April, Mai, Juni, August und auch der Oktober wärmer und trockener als im langjährigen Vergleich (Abb. 7, Abb. 8). Station Freudenstadt wärmer und trockener 5 wärmer und feuchter Jun 4 Mrz Feb 3 Mai Aug Temperaturabweichung [°C] 2 Okt Juli 1 April 0 -150 -100 -50 0 50 100 150 -1 Sep -2 Jan -3 kälter und trockener kälter und feuchter -4 Niederschlagsabweichung [%] Abb. 7: Abweichung von Temperatur und Niederschlägen 2017 für die DWD Station Freudenstadt vom langjährigen Mittel
Abb. 8: Abweichung von Temperatur und Niederschlägen 2003 bis 2017 für die DWD Station Freudenstadt vom langjährigen Mittel
2500 Fangzahlen, Durchschnitt aller Fallen (N = 2000 1500 40) 1000 500 0 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 April Mai Juni Juli August September Abb. 9: Schwärmverlauf des Buchdruckers im Wochendurchschnitt der Käfersaison 2017 im Pufferstreifen des Nationalparks Schwarzwald (Fangzahlen aus 40 Fallen gemittelt) Niederschlag Temp MW Temp max Temp min Bodentemp (MW) 35 140 130 30 120 110 25 100 90 20 80 70 Niederschlag (mm) 15 60 Temperatur (°C) 50 10 40 30 5 20 10 0 0 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 10 -5 Febr März April Mai Juni Juli Aug Sept 20 30 -10 40 50 -15 60 Abb. 10: Witterungsverlauf 2017 im Tonbachtal (Station „Mitte“, ca 745 m. ü. NN)
Käfer-Phänologie4 Abb. 11: Nach ein paar Fläschchen Bier wird jeder Nationalpark natürlich oder gar eine Spur wilder (Foto RJ 2017) Das Monitoringsystem im Pufferstreifen des Nationalparks Schwarzwald wurde schrittweise ab April 2014 aufgebaut und setzt sich seit 2015 zusammen aus insgesamt 32 auf repräsentativen Standorten im Pufferstreifen installierten Pheromonfallen und der Intensivmessfläche im Tonbachtal, bestehend aus drei über einen Höhengradienten verteilten Versuchsflächen mit Wetterstation, Fangbaum und ergänzenden Fallennetz (mit mind. 27 Fallen). Im Jahr 2017 wurden im Pufferstreifen bzw. nah angrenzend 8 weitere Pheromonfallen installiert, sodass von dort nun wöchentliche Ergebnisse von 40 Fallen vorliegen. 4 Phänologie w [von ä *phäno- , griech. logos = Kunde; Adj. phänologisch], Erscheinungslehre, Lehre von meist witterungs- bzw. klimaabhängigen (Klima) Lebensäußerungen von Organismenarten oder bestimmten ökologischen Bedingungen mit einer im Jahresablauf bestimmten Abfolge (Chronobiologie). Es kann sich um Wachstumserscheinungen bei Pflanzen handeln, wie z. B. das oberirdische Erscheinen, Knospung (Knospe), Blütenbildung oder Laubfall (Blattfall), oder um das Auftreten fliegender Imagines bei Insekten, Paarungszeiten und Zug bei Vögeln (Vogelzug) oder Winterschlaf bei Säugern handeln (aus dem Lexikon der Biologie, Spektrum)
Pheromonfallenmonitoring im Pufferstreifen bzw. im Tonbachtal Die Abbildung 9 zeigt die gemittelten Fangzahlen aller Fallen in der käferaktiven Zeit von Mitte/Ende April bis Ende September. Zudem ist in der Abbildung 10 die durchschnittliche wöchentliche Maximaltemperatur aufgetragen, da diese maßgeblichen Einfluss auf das Schwärmgeschehen hat bzw. auslösenden Faktor für dessen Beginn darstellt. Nach einem außergewöhnlich frühen Start des Schwärmfluges erster Käfer aus der Überwinterung in der ersten Aprilwoche sorgte eine ausgedehnte kühl-feuchte Wetterperiode im Frühjahr dafür, dass der Hauptschwärmflug doch erst wieder in der zweiten Maihälfte einsetzte. Das weitere Schwärmgeschehen war geprägt von Schönwetterperioden eines insgesamt vergleichsweise wechselhaften Sommers und war Ende Juni und im Juli intensiver. Von der dritten Augustwoche an waren deutlich verminderte Käferflüge die Regel, schon recht früh im Jahr war damit das aktive sichtbare Borkenkäferleben deutlich reduziert. Die Entwicklung des Buchdruckers erbrachte je nach Höhenlage bis zu zwei Generationen und Geschwisterbruten. Die Mittelwerte der Fallen in den einzelnen Gebieten (Allerheiligen, Hoher Ochsenkopf usw.) unterscheiden sich zum Teil sehr stark (Abb. 12). Die Fallenwerte korrelieren aber nicht mit dem Angebot an vorhandenem Brutmaterial. Dem Zusammenhang von Pheromonfallenfängen, Brutraumangebot und Käferholz ist eine eigene Auswertung gewidmet (John in Vorb.). 5000 Allerheiligen Ellbach West Hoher Ochsenkopf Hundsbach Murgtal Schliffkopf Schwanenwasen Wilder See 4500 4000 Fangzahl/ Falle (Mittelwert vin 4 bzw. 8 Fallen) 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 April Mai Juni Juli August September Abb. 12: Fangzahlen der 40 Pheromonfallen im Pufferstreifen im Jahr 2017, differenziert nach Gebieten
Abb. 13: Eine Spur wilder I. So machen Entwicklungszonen Freude und bieten einjährigen Bade- und Fortpflanzungsspaß für Unken mit gelben Bäuchen …(Foto RJ 2017) Abb. 14: Eine Spur wilder II: Schwarzdecken als Rotten-Route für Schweinsgalopp- Schwarzwaldschwarzwild (Foto RJ 2017)
2.500 unten (665 m) Mitte (745 m) oben (859 m) Fangsummen/ Falle (Mittelwert) 2.000 1.500 1.000 500 0 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 April Mai Juni Juli August September Abbildung 15: Wöchentliche Buchdrucker-Fangzahlen pro Falle (MW aus 3 Fallen) 2017 an den Untersuchungsgebieten Tonbachtal unten, Mitte, oben 4000 2014 2015 2016 2017 3500 Mittelwert aller Fallen (32 bzw. 40) 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 April Mai Juni Juli August September Abbildung 16: Wöchentliche Fangergebnisse (Mittelwerte von 32 bzw. 40 Fallen) des Monitoringsystems im Pufferstreifen 2014–2017 Die Abbildung 16 zeigt die Mittelwerte aller Pufferstreifenfallen in den Jahren 2014 bis 2017. Dabei wird deutlich, dass in der ersten Jahreshälfte 2017 durchschnittlich höhere Werte als in den Vorjahren ermittelt wurden. Klar aber auch wird, dass echte Spitzenwerte von über 3000 Käfern je Falle und Woche eher in den Jahren 2014 bzw. 2015 festgestellt wurden.
Abbildung 17: Fangergebnisse (Summe von 40 Fallen) des Monitoringsystems im Pufferstreifen 2017 (Karte Jan Wußler 2017)
Der Kupferstecher im Tonbachtal 45.000 unten (665 m) Mitte (745 m) oben (859 m) 40.000 35.000 Fangsumme/ Falle (Mittelwert von 3 Fallen) 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 0 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 April Mai Juni KW Juli August September Abbildung 18: Wöchentliche Kupferstecher-Fangzahlen 2017 pro Falle (MW aus 3 Fallen) in den Untersuchungsgebieten Tonbachtal unten, Mitte, oben Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) entwickelten im Tonbachtal eine Tochtergeneration, die Ende Juni schwärmte. Extrem auffällig hebt sich hier wieder einmal die Beobachtungsfläche „Baiersbronn Mitte“ ab, auf der sehr oft, besonders aber ab Ende Mai bzw. Juni sehr hohe Fangzahlen zu verzeichnen waren (Abb. 18). Hier wurde über das Jahr eine Fangsumme von insgesamt 197.236 Kupferstechern erzielt und somit mehr als die Summe der beiden anderen Flächen gefangen (Fangsumme „unten“ 86.184; Fangsumme „oben“ 96.847). Dieser Umstand ist durch einen sich in der Nähe der Untersuchungsfläche befindenden Spot (also mehrere befallene Bäume) zu erklären. Käferholz im Pufferstreifen Das Gesamtkäferholzaufkommen 2017 ist gegenüber den beiden Vorjahren deutlich gestiegen (Abb. 19). Vorweg eine wichtige Einschränkung: Hier werden zunächst die geschätzten Werte der ebenso geschätzten Forstwirtinnen und Forstwirte berücksichtigt. Das sind also die Werte, die beim ersten Entdecken des Käferbaumes bzw.-nestes in die BokaeMon-App getippt werden. Die Anzahl der Bäume stimmt, das Volumen wird dann später in der Holzliste korrekt erfasst (das wird sich ja künftig ändern, wenn nämlich Helen Hofmann und ihre Mannen das Ganze erfolgreich ändern, hoffen wir man). Aber für einen Vergleich zwischen den Jahren taugt es allemal. Im Vergleich zu ebenfalls unkritischen ca. 3.000 m³ im Jahr 2014,
verringerte sich die Menge 2015 um fast zwei Drittel auf ca. 1.150 m³ und auch 2016 wurden ca 1000 m³ erfasst. Nun wurden im aktuellen Jahr immerhin rund 2.300 m³ ermittelt. Stehendbefall wurde am häufigsten in den östlichen Pufferstreifenanteilen gefunden, diese gehören weitgehend zur UFB Freudenstadt (vgl. Abb. 19 ff.). Vor allem bei Betrachtung des Stehendbefalls pro ha Fichtenfläche fallen hier die östlich gelegenen claims auf. 400 2015 2016 2017 350 300 Schadholzmenge in m³ 250 200 150 100 50 0 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 April Mai Juni Juli August September Abb. 19: Schadholzmenge im Pufferstreifen in den Jahren 2015, 2016 und 2017 Abb. 20: ach ich armes Käferloch, ich wachse noch (Foto RJ 2017)
Abb. 21: Stehendbefall im Pufferstreifen im Jahr 2017 (Karte Jan Wußler 2017)
Abb. 22: Stehendbefall im Pufferstreifen im Jahr 2017, hier FM pro ha Fichtenfläche (Karte Jan Wußler 2017)
Abb. 23: Stehendbefall im Pufferstreifen im Jahr 2017 pro claim (Karte Jan Wußler 2017)
Prognose 2018 Gewagt, gewagt. Aber ein paar Worte sind möglich. Ende Oktober bzw. Anfang November haben wir unter die Rinde von 2 Brutbeobachtungsbäumen geschaut und gezählt und differenziert, in welchen Stadien der Buchdrucker vorzufinden war. 60 50 Anzahl Ips typographus 40 30 20 10 0 500 450 400 Anzahl Ips typographus 350 300 250 200 150 100 50 0 Abb. 24: oben: Auszählen von 2 m2 Rinde Tonbachtal (3.11.2017, N= 107) bzw. unten) Auszählen von 0,5 m2 Rinde im Stadtwald Freiburg (Oberer Haller, 24.10.2017, N = 998)
Da sehen wir im Stadtwald Freiburg überwiegend Puppen (Abb. 24), im Tonbachtal (Nordschwarzwald) dagegen auf einer Höhe von ca 860 m üNN vor allem adulte, also fertige Käfer. Allerdings ist der dortige Brutbeobachtungsbaum kaum besiedelt: Während hier aus 2 m2 Rinde lediglich 107 Käferlarven, -puppen oder -imagines geholt werden können, finden sich in 0,5 m2 Rinde im Stadtwald 998 solcher Stadien; das bedeutet auf die Fläche umgerechnet die 40-fache Menge. Das Prozedere werden wir Ende März 2018 wiederholen und bekommen dann einen kleinen Eindruck von der Fortentwicklung/Stagnation über den Winter und über etwaige Verluste durch Parasitierung, Witterung und Antagonisten. Aber sowohl der Witterungsverlauf als auch mögliche abiotische Ereignisse der nächsten Wochen und Monate sind heute nicht vorhersagbar. Diese aber steuern die Überlebenswahrscheinlichkeit der Käfer und prägen die Brutmöglichkeiten und damit den Fortpflanzungserfolg im nächsten Frühjahr. Während wir also wieder im Winter weiter messen und vor allem auswerten, sollten Sie weiterhin Ihre Haus-, nein besser Waldarbeiten erledigen: Die umgehende Sanierung derzeit erkennbarer Befallsherde könnte die Entwicklung der Buchdrucker dämpfen. Vom 18. August an unterschreitet die tägliche Photoperiode den Wert von 14,5 h. In der Regel legt der Buchdrucker danach keine Folgegeneration mehr an, weil die Chancen für eine erfolgreiche Überwinterung der Brut deutlich eingeschränkt sind. Da jedoch nur ein Teil der Käfer in den Befallsbäumen überwintert und die übrigen die Brutbäume verlassen, kommt der Erkennung von spätsommerlichem Stehendbefall und insbesondere der umgehenden Sanierung nach wie vor ein sehr hoher Stellenwert zu. Auch wenn derzeit die Befallsentwicklung für das laufende Käferjahr kaum noch beeinflusst werden kann, ist die Reduktion der in die Überwinterung gehenden Käfer eine wesentliche und wichtige prophylaktische Maßnahme für 2018. Während in den östlichen Landesteilen Baden-Württembergs eine ernstzunehmende, vor allem in Bayern aber eine außerordentlich bedrohliche Käfersituation entstanden ist, bauen sich die Populationen im nördlichen Schwarzwald nur langsam, dafür aber stetig auf. Die Käferholzmenge im Pufferstreifen hat sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt, die schwer zu deutenden Fangzahlen der Pheromonfallen waren vor allem in der ersten Jahreshälfte überdurchschnittlich hoch und die Niederschläge im Vergleich zum langjährigen Mittel geringer. Zudem erhöht sich der prozentuale Anteil von Buchdruckerinnen in der Population; dies kann als Zeichen einer beginnenden Progradation gedeutet werden. Also, nehmen Sie das Borkenkäfermonitoring und -management auch 2018 wieder ernst und überholen Sie die Ipse im Sauseschritt. David gegen Goliath, der kleine Käferkerl samt Frau ist nur erfolgreich, wenn er rasch und früh im Jahr große Populationen aufbauen kann. Und Sie werden das verhindern. Grundlage für ein erfolgreiches und effektives Borkenkäfermanagement im Pufferstreifen sind die folgenden zentralen Zielgrößen (Qualitätskriterien). Jeder Prozessschritt und alle Maßnahmen sind darauf ausgerichtet, diese Kriterien zu erfüllen: • Prioritäres Ziel ist das frühzeitige Auffinden aller Käferbäume im Pufferstreifen und deren zeitnahe Aufarbeitung und Abfuhr aus dem Wald. • Das Borkenkäfermanagement gewährleistet, dass der Befall in einem frühen Entwicklungsstadium erkannt und dokumentiert wird (Zielgröße = weißes Stadium). • Das Borkenkäfermanagement gewährleistet, dass die Durchlaufzeit vom Auffinden der Käferbäume bis zur Abfuhr (Hacken) des aufgearbeiteten und gerückten Holzes so kurz ist, dass das Ausfliegen der Käfer im Pufferstreifen zuverlässig verhindert wird (Zielgröße
• Das Borkenkäfermanagement gewährleistet, dass jeder Claim (bei für die Entwicklung des Buchdruckers günstiger Witterung) im wöchentlichen Turnus durch ortskundige Waldarbeiter kontrolliert wird (Zielgröße 20 - 30 Stunden je 100ha und Kontrollturnus). BEHALTEN SIE IHREN WALD IM BLICK Gefährdete Nadelholzbestände über das ganze Jahr laufend auf Befall und bruttaugliches Material kontrollieren. Besonders Bereiche mit Vorjahresbefall einbeziehen. Von April bis September (Flugzeit) grundsätzlich in einem 14-tägigen Intervall kontrollieren. Bei Massenvermehrungen und/oder außergewöhnlich trocken-warmer Witterung wöchentliche Kontrollen unbedingt erforderlich. Von Oktober bis März (außerhalb Flugzeit) ist ein Turnus von einem Monat in der Regel ausreichend. Im Herbst Bestände unbedingt noch kontrollieren bevor an befallenen Bäumen die Rinde abfällt und der Schneefall einsetzt. Während des Winters Kontrollen nur unterbrechen, wenn die Bestände nicht mehr zugänglich sind. Im Frühjahr sofort mit dem Einsetzen der Schneeschmelze wieder kontrollieren, vor allem käferbefallene Bäume und bruttaugliches Material durch Schneebruch und Sturm. Nach Sturmschäden oder Schneebruch sind die Kontrollen zu intensivieren, weil grundsätzlich die Gefahr einer Massenvermehrung droht. Im Jahr 2018 sollten die Fallen vom 3.4.2018 an aufgestellt und mit frischem Pheromon bestückt sein, dann sollte wieder überall an Dienstagen die Leerung und Übermittlung der Fangzahlen erfolgen. Wann immer es geht, dann mit der ODK-App. Im März 2018 wird Sie ein Weckruf erreichen; jetzt aber husch husch ins Körbchen, Winterpause.
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