Es harzt im Harz und bohrt im Bayernwald, nur im Schwarzen Wald, da bleibt die Käferküche kalt - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt ...

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Es harzt im Harz und bohrt im Bayernwald, nur im Schwarzen Wald, da bleibt die Käferküche kalt - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt ...
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                                                             20.11.2017

            Beobachtungszeitraum: 1. April bis 04. Oktober 2016

    Es harzt im Harz und bohrt im Bayernwald,
nur im Schwarzen Wald, da bleibt die Käferküche kalt …

                            Abb. 1: Ruhe in Baum und Borke, doch schlummern dort nicht Dieter
                            und Dorte? (Zeichnung Katharina John 11/2017)
Es harzt im Harz und bohrt im Bayernwald, nur im Schwarzen Wald, da bleibt die Käferküche kalt - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt ...
Na klar, wo so viele Sterneküche die Täler besiedeln, wird gut (auf-)gegessen, drum gibt’s bei
uns ja immer „gutes Wetter“. Und seit Jahren wenig Käfer. Eigentlich ist damit fast alles über
2017 für den Nationalpark und’s Umland gesagt, Berufshektiker und 140-Zeichen-Twitterkids
können schon weiterziehen und sich auf andere Schlagzeilen stürzen. Interessierte sind
eingeladen, am Ball zu bleiben. Und eigentlich alle sollten wissen, dass die

Käfersituation in Baden-Württemberg gar nicht mal so ungefährlich war. Mal wieder Schwein
gehabt, 2017, im Nationalpark und drumherum. Bis zum Frühsommer war die Situation
grundsätzlich angespannt, in den östlichen Landesteilen eigentlich ganzjährig! Ein früher
Fichteneinschlagsstopp dort war vernünftig und hat die Situation beruhigen können. Aber generell
haben sich die Populationen des Buchdruckers in den vergangenen drei Jahren aufbauen können;
was würde da ein Herr Minischter sagen: …“ die latenten Population sind auf hohem Niveau …“.
Sagen wir’s mal mit anderen Worten ein wenig noch richtiger: Der Massenwechsel des
Buchdruckers ist nicht zyklisch, denn nichtzyklische Massenvermehrungen sind unabhängig von
der Populationsdichte und können durch Witterung und das Brutraumangebot verursacht
werden. Vor einer Massenvermehrung ist die Populationsdichte unauffällig, das ist die
Latenzphase. Den Anstieg bis zum höchsten Punkt der Gradationskurve bezeichnet man als
Progradation, den Abfall bis zur nächsten Latenzphase als Retrogradation (Abb. 2). Die Zunahme
des Käferholzes und vor allem die Verschiebung des Geschlechterverhältnisses zu Gunsten der
Weibchen spricht durchaus dafür, dass wir den Beginn einer Progradation erleben. Was draus
wird, das steuern dann eben das Brutraumangebot (Sturmwurf, Schneebruch) und die Witterung
(Trockenheit).

Abb. 2: Verlauf einer Gradation nach Schwerdtfeger 1970
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Kurzfassung

Prosa Oratio

Retrodiktion

                               Käferpresse

                               Käfer Wetter

                               Käfer Phänologie

                               Käfer Holz

Prognose

               # TIPPS_Ips
                  Zwei     Buchdruckerinnen-Generationen      plus    zwei     Geschwisterbruten    im
                  Nordschwarzwald gekoppelt mit der doppelten Menge Käferholz waren im Jahr 2017
                  gut beherrschbar. Aber die Populationen sind im dritten Jahr im Aufwärtstrend, sodass
                  für das kommende Frühjahr besondere Wachsamkeit gefordert ist. Sorgen Sie schon
                  früh für den Entzug von potenziellem Brutraummaterial, das durch Sturmwurf,
                  Schneebruch und längere Trockenphasen entstehen kann.

Kurzfassung/Überblick und Zusammenfassung für die eilige Leserin und den hurtigen Leser
Wer hier eine Noicemail erwartet, wird enttäuscht. Im Grunde folgen nur weitgehend positive Nachrichten.
Während nun die Auerhähne abreiten, statt Signalfarbenforstwirtinnen mit BokäMon-App nun die Damen
und Herren Mauser, Blaser und Merkel (“mit den Waffen einer Frau ...“ ) das waldlich-waidliche Geschehen
dominieren und die letzten Polter auf Langholztransportern gen Tal rollen, kehrt Ruhe ein im Käferwald.
Der Biolärm verstummt, die Spechte mit drei oder mehr Zehen haushalten mit den Kräften und in den
Bäumen gibt’s kein Strömen mehr von Säften. „I bims“ soll DAS neue Jugendwort des Jahres sein, fragen
Sie mal die pubertierende Bande in den eigenen vier Wänden, ob die’s kennen. In Försterinnenhaushalten
sollte Ips gegenüber I bims überwiegen … ach so, Kurzfassung:

Nach einem außergewöhnlich frühen Start des Schwärmfluges erster Käfer aus der Überwinterung in der
ersten Aprilwoche sorgte eine ausgedehnte kühl-feuchte Wetterperiode im Frühjahr dafür, dass der
Hauptschwärmflug doch erst wieder in der zweiten Maihälfte einsetzte. Das weitere Schwärmgeschehen
war geprägt von Schönwetterperioden eines insgesamt vergleichsweise wechselhaften Sommers und war
Ende Juni und im Juli intensiver. Die Entwicklung des Buchdruckers erbrachte je nach Höhenlage bis zu zwei
Generationen und Geschwisterbruten, in Ausnahmen waren drei Generationen möglich. Bei einer
beobachteten durchschnittlichen Entwicklung des Borkenkäfers fiel in diesem Jahr beim Nadelholz bis Ende
Oktober im Gesamtwald Baden-Württemberg eine Käferholzmenge von rund 670.000 Festmetern an.

Die Schwerpunkte lagen erwartungsgemäß vorwiegend im Osten und Süden des Landes, wo 2015 der
Sturm „Niklas“ und ein Tornado-Sturm gravierende Schäden angerichtet hatten. Dies sorgte für
befallsfähiges Bruch- und Sturmwurfholz, die ideale Brutstätte für Borkenkäfer. Die intensiven Kontrollen
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der Fichtenbestände durch die Forstbetriebe in Verbindung mit einer raschen Aufarbeitung und Holzabfuhr
sowohl des bruttauglichen als auch des befallenen Fichtenholzes haben jedoch maßgeblich zu einer
Begrenzung der Schäden beigetragen.

Abiotische Schadfaktoren können allein oder in Kombination miteinander einen erheblichen Einfluss auf
die Vitalität unserer Wälder nehmen. Sie treten gewöhnlich in jährlich wechselndem Ausmaß auf. Zu den
wichtigen abiotischen Schadfaktoren gehören Dürren, Stürme, Nassschnee und Hagel sowie
Frostereignisse. Solche Ereignisse können auch im Raum Nordschwarzwald jederzeit wieder spontan
auftreten (vgl. Sommersturm 2012 im Tonbachtal) oder sich schleichend entwickeln (Trockenheit).

Auch KurzfassungsleserInnen sollten beachten, dass gefährdete Nadelholzbestände über das ganze Jahr
laufend auf Befall und bruttaugliches Material kontrolliert werden müssen. Von Oktober bis März
(außerhalb der Flugzeit) ist dabei ein Turnus von einem Monat in der Regel ausreichend, im Herbst sind
die Bestände unbedingt noch zu kontrollieren, bevor an befallenen Bäumen die Rinde abfällt und der
Schneefall einsetzt. Während des Winters sind Kontrollen nur zu unterbrechen, wenn die Bestände nicht
mehr zugänglich sind. Im Frühjahr ist sofort mit dem Einsetzen der Schneeschmelze wieder zu
kontrollieren, vor allem käferbefallene Bäume und bruttaugliches Material durch Schneebruch und Sturm.
Nach Sturmschäden oder Schneebruch sind die Kontrollen zu intensivieren, weil grundsätzlich die Gefahr
einer Massenvermehrung droht.

Prosa Oratio

Abb. 3: Klappt nicht, funktioniert gut. Da kann der Staat vom Land noch lernen .(Fotos RJ 2017)
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~ Da mag nun der Peter wohl gut leben, ehemals Förster, nun Geschichtenerzähler mit Bestsellerlisten-
Abocard; die Gebrüder Grimm mussten zumindest die Tantiemen untereinander noch aufteilen. Was lesen
wir da vom Waldlümmel aus Hümmel: die artgerechte Baumhaltung muss her! Na, da ist der Nationalpark
doch weitgehend schon auf dem richtigen Weg! Peter’s Bäume lernen, schreien, hören, stillen ihre Babys
und pflegen untereinander Freundschaften. Damit überflügelen sie ja so manche Forststudierende. Und die
viel geliebte Waldesruhe beim Waldbaden und -wandern ist auch dahin. „Über allen Wipfel ist Ruh? In
allen Wipfeln spürest du kaum einen Hauch; die Vögelein schweigen im Walde. Warte nur, balde ruhest du
auch“ (Goethe, 1783). Vorbei! Natürlich gibt es schlaues Grünzeug, der Salat tarnt sich mit Dressing, der
Apfel trägt gern Schlafrock. Evolutionstechnisch sind Pflanzen die erfolgreichsten Lebewesen. Sie könnten
auch ohne Menschen leben, wir aber nicht ohne sie. Wenn der Mensch aussterben würde – Pflanzen
hätten den Lebensraum in ein paar Jahren zurückerobert. Aber was sagt Peter zum Thema Nationalpark:
„Deshalb bin ich ein Anhänger der Nationalparkidee. In Nationalparks darf auf einem Großteil der Fläche
nicht eingegriffen werden: Geschützt wird nicht eine Art, sondern der Prozess. Damit wird keiner Art der
Vorzug gegeben. Hornmilben genießen die gleichen Rechte wie Auerhähne oder Wölfe. Welche Vielfalt sich
entwickelt, spielt keine Rolle. Davon abgesehen: Eine der höchsten Artendichten mancher Tierklassen,
etwa der Säugetiere, findet sich nicht draußen im Wald, sondern im Zoo. Der Versuch, eine möglichst hohe
Artenvielfalt in der freien Landschaft zu schaffen, würde genau das bedeuten: wenig Natur, viel Zoo.

Abb.4 : Und lautstark spricht die Borke, das Leben, das ist knorke (Foto RJ 2017)

Von mir aus können Wölfe, Luchse oder Wildkatzen als Flaggschiffarten bei der Ausweisung von
Großschutzgebieten dienen. Denn im Ernst: Wer würde schon einen Nationalpark für Hornmilben fordern?
Doch vielleicht fehlt uns nur ein wenig Empathie, wie generell für Spinnentiere und Insekten.“1 Der große
Ips-Zoo heißt nun Kernzone; der Eisbär hat den Graben und die Stromleitung, Ips den Pufferstreifen und
vierzig Motorsägenmännlein und -weiblein, die das gierige Raubtier in Schach halten. Dann, wenn uns die
Zitronengelben Trameten und durchreisenden Wölfe langweilen, finden sich sicher auch neben neuen

1
    ZEIT Wissen Nr. 4/2017, 20. Juni 2017
Es harzt im Harz und bohrt im Bayernwald, nur im Schwarzen Wald, da bleibt die Käferküche kalt - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt ...
Hornmilben mal eine neue Regerwurm- oder Waldenspuhlwurm-Spezies. Aber selbstredend hat der
Hümmeler Waldwunderheiler auch für all die Borkenkäfer-Managerinnen und Manager Lösungen parat:
„Manchmal wird es gefährlich im Wald, zum Beispiel wenn kleine Käfer anrücken. Sie fressen Löcher in die
Baumrinde und können Bäume damit töten. Doch zum Glück halten alle zusammen. Wehren kann man sich
am besten, wenn man weiß, dass da jemand kommt. Und genau deswegen reden die Bäume miteinander.
Wenn ein einzelner Baum gebissen wird, dann merkt er das. Nach dem ersten Schreck schmeckt er erst
mal, wer da an ihm rumknabbert. Ja, du hast richtig gelesen: Bäume können schmecken. Wenn ein Tier in
die Rinde, in ein Blatt oder in einen Zweig beißt, dann kommt immer ein bisschen Spucke in die Wunde.
Und diese Spucke schmeckt bei jeder Tierart anders. Das klingt ein bisschen eklig, aber der Baum weiß
dann ganz genau, was er machen muss: Er pumpt eine Flüssigkeit in die Bissstelle, die schlecht schmeckt
oder sogar giftig ist. Die Borkenkäfer, die am Baum knabbern, hören dann oft auf zu fressen und
verschwinden. Nadelbäume drücken Harz heraus, ein klebriges, bitteres Gemisch. Darin bleiben Käfer
stecken. Damit den anderen Bäumen nicht dasselbe passiert, ruft der angegriffene Baum: "Achtung,
Käfer!" Da er keinen Mund zum Reden hat, macht er das mit einer Duftsprache. Dieser Geruch weht zu den
umstehenden Bäumen. Sie wissen nun Bescheid und können schon vor der Ankunft der Käfer mit der
Harzproduktion anfangen.“2 Also Leute, halten wir fürderhin den Ball flach … einfach zu warten, ob Ips und
seine bucklige Verwandtschaft durch die Bäume selbst in Schach gehalten wird, das können wir 2018 ja mal
testen. Etwaige Schadensersatzsprüche dann gen Hümmel senden. Das ist dort, wo der Schwarze Schnegel
(Limax cinereoniger) durch naturnahe Wälder schleimt. Na, das soll mal eine/einer verstehen.

~ Entomologie. „Wenn ein Mädchen keine Scheu vor Krabbeltieren hat, überrascht das noch heute so
einige Menschen. Vor rund 350 Jahren, als Maria Sibylla Merian ein Kind war, galt es als ganz
ungeheuerlich. Es ziemte sich nicht für eine junge Dame, alleine durchs Gebüsch zu kriechen. Vor allem
aber galten Insekten damals als Brut des Teufels. Die Menschen wussten noch nicht, dass die Tiere aus
Eiern schlüpfen. Man dachte, sie würden in fauligem Schlamm entstehen. Vor 300 Jahren, im Januar 1717,
ist Maria Sibylla Merian gestorben. Dass wir uns heute noch an sie erinnern, liegt nicht nur an den
prachtvollen Büchern, die sie verfasste, sondern auch daran, dass sie mit ihrer Neugier und Furchtlosigkeit
noch immer ein Vorbild für viele Wissenschaftler ist – und vor allem für Wissenschaftlerinnen.

Abb. 5: Ältere Wohlhabende erinnern sich noch an die Zeiten, als das Taschengeld in Deutscher Mark
(DM) ausgezahlt wurde. Gerne nahmen Buben und Mädel diesen Löwenzahn entgegen , auf dem eine
Raupe und ein Falter des Grauen Streckfußes (Calliteara fascelina) sitzen: Das Bild entstammt dem
zweiten Werk der Naturforscherin Maria Sibylla Merian

2
    Achtung, Käfer! Was? Wo? Zeit online vom 13.9.2017, Autor: Peter Wohlleben
Es harzt im Harz und bohrt im Bayernwald, nur im Schwarzen Wald, da bleibt die Käferküche kalt - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt ...
Der Raupen wunderbare Verwandelung und sonderbare Blumennahrung ist das zweite Werk der
Naturforscherin Maria Sibylla Merian (1647–1717) und erschien 1679 mit dem vollständigen Titel: „Der
Raupen wunderbare Verwandelung und sonderbare Blumennahrung, worinnen durch eine gantz neue
Erfindung der Raupen, Würmer, Sommervögelein, Motten, Fliegen und anderer dergleichen Thierlein
Ursprung, Speisen und Veränderungen samt ihrer Zeit, Ort und Eigenschaften den Naturkündigern,
Kunstmahlern und Gartenliebhabern zu Diensten fleißig untersucht, kürzlich beschrieben, nach dem Leben
abgemahlt, ins Kupfer gestochen und selbst verlegt von Maria Sibylla Gräffin, Matthaei Merians des Eltern
Seel. Tochter.“

Es folgte auf das dreiteilige Neuen Blumenbuch und erläutert die Entwicklungsstadien verschiedener
Schmetterlingsarten mit den dazugehörigen Futterpflanzen. Es begründete damit einen vollkommen neuen
Zweig der Wissenschaft: die Insektenkunde (Entomologie). Das Werk hatte ein Format von 26 × 18 cm und
wurde auf Deutsch veröffentlicht. Diese Tatsache brachte ihr die Verachtung der damaligen
Wissenschaftler ein, zugleich aber die Zuneigung des Volkes.“3 Da gibt es doch Parallelen mit dem
Newsletter. Daher Schluss mit dem Banalverkehr, nun folgen immer mehr Fakten.

~     Über’n Tellerrand geschaut: Borkenkäfer im polnischen Nationalpark Białowieża. Polens
rechtskonservative Regierung hatte im Frühjahr 2016 beschlossen, dass bis 2023 rund 188.000 Kubikmeter
Holz in Białowieża geschlagen werden dürfen. Das ist das Dreifache der ursprünglich erlaubten Menge und
betrifft auch Gebiete, die bisher unter Schutz standen. Umweltminister Jan Szyszko rechtfertigt dies mit
einer Borkenkäferplage. Die Behörden verhinderten damit, dass die Käfer immer mehr Bäume befielen und
sie so zerstörten. Sagen sie. Geht’s uns gut.

~    Borkenkäfer. Die Phänologie. Oder: Im Kreißsaal der Natur. Minus 3,8 °C im Schnitt, 97 mm
Niederschläge, brrr, es ist Januar 2017 und kalt, Frau Ips, ein echtes Prachtswipe, schläft und träumt vom
Kinderkriegen. 100.000 kleine Ipse sollen es werden, so der Plan, Kind und Kegel, Enkel und Urenkel
einbezogen. Da können sogar Försterinnenfamilien nicht mithalten. Er dagegen ist schon wach und linst
immer wieder rüber. Februar und März waren überdurchschnittlich warm im Raum Nordschwarzwald, die
Fasnet zieht durch die Straßen. Im Märzen der Bauer das Rössle anspannt, Schluss mit
Kindergartenromantik, am 10. April dann die erste große Flatter, der erste „Schwarm“, ein paar Tausend
Käfer waren in der Luft und befielen die ersten Bäume. Und rumps, tags drauf war es kalt. Und alles
dümpelt dahin, kein Käfer, nur Schläfer; nach vier Wochen, erst am 11. Mai, geht das Leben wieder los.
Von nun an bestimmt der Hauptschwarm das Geschehen und ebenso das große Kreißen, vom End‘ der
zweiten Juniwoche an, wurden, so ganz ohne neuen Sex and Crime, die Geschwisterbrutanlagen (gleicher
Vater, gleiche Mutter, anderes Futter) in die Borke gefräst. In der KW 26 war alles mal schön ausgebremst,
Kälte und die Ruhe vor dem Sturm, aber vom 5.7. an wurde bereits die zweite Generation in die Welt
gesetzt, drei Wochen drauf folgten gleich die Geschwisterbruten hinterher. Und die Großmütter wiegen
sich und Enkel voller Stolz im Borkenholz und drehen eitel ihre Kreise, auf fichtenreicher Reise. Ab der
dritten Augustwoche war es dann recht ruhig in den Fallen, derweil aber so allerlei Fichten zeichneten und
sich erfolgreich für das Prädikät „Käferbaum“ qualifizierten. Macht in der Summe so über die Tarsen gepeilt
(der entomologische Daumen) 2 plus 2, hie und da auch drei. Also, zwei Generationen und 2
Geschwisterbruten, in tieferen, sprich geschützten oder wärmeren Lagen wurde die dritte Generation
angelegt, wohl kaum aber in den Höhen des schwarzen Waldes.

3
    www.zeit.de › DIE ZEIT Archiv › Jahrgang 2017 › Ausgabe: 24
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~ Gender Wir haben nun nach der Fangsaison noch so manchen Ips aus der Decke geschlagen, doch hier
geht’s nicht um die optimale Wildbretversorgung, sondern ums Sexen: Was ist Männle, was ist Weible.
Mehr unterscheiden wir vorerst nicht, ganz Old School. Bisdas Bundesverfassungsgericht uns auf dem
Kieker hat: Hat dieses doch gerade ein drittes Geschlecht für den Eintrag im Geburtenregister gefordert:
Intersexuellen Menschen, die weder männlich noch weiblich sind, solle damit ermöglicht werden, ihre
geschlechtliche Identität "positiv" eintragen zu lassen, entschieden die Karlsruher Richter. Zur Begründung
verwies das Gericht auf das im Grundgesetz geschützte Persönlichkeitsrecht.

 100              Jungkäfer Mann         Jungkäfer Frau       Adult Mann         Adult Frau

  90

  80

  70

  60

  50

  40

  30

  20

  10

   0
       14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40

Abb. 6: Damenwahl: Prozentuale und altersgemäße Verteilung der Fänge über die Saison im Tonbachtal
(unten). N = 1033, je 50 Käfer wurden als Mischprobe den Gesamtfallenfängen entnommen und
differenziert.

Während zum Saisonauftakt kurzfristig die Männchen in den Fallen überwiegen (rote Linien in der Abb. 6),
so prägen dann von der KW 20 die Weibchen das Ergebnis der Pheromonfallen. Das benutzte Pheromon ist
kein Sexualpheromon, wie das oftmals behauptet wird, sondern ein Aggregationspheromon, das beide
Geschlechter anlockt. In der KW 26 und in der KW 38 finden sich sogar 100 % Weibchen in unseren
Stichproben.
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~ Die Käferpresse

Krefelder Kollegen haben knapp dreißig Jahre Biomassen von Fluginsekten verglichen. Und festgestellt,
dass diese über die Zeit deutlich abnehmen. Die Diskussion wird eine jede / ein jeder mitbekommen haben.
Wir Waldstrolche sind da außen vor, die Daten stammen aus dem Offenland und sind auf den Wald nicht
übertragbar. Würde ja auch bedeuten, eine Borkenkäfergradation wäre eine grundsätzlich dolle Sache, weil
ja die Insektenbiomasse zunimmt … darum wieder den Fokus auf den Buchdrucker lenken:

                                  Borkenkäfer, Rotwild und Wetter bedrohen den Gewinn

N ach Sturm und Borkenkäfern: Ein Forstjahr zum Abhaken im Stockacher
Stadtwald

                                                   Todtnau, Borkenkäfer gab es im Übermaß

   N istkästen bleiben auf der Strecke. Beim Kampf gegen den Borkenkäfer im Wald
                 bei Breitbrunn sind die N isthilfen des Forstamts zu Bruch gegangen.

Schiltach, Tannen-Borkenkäfer bereitet den Förstern große Sorge

                                              Sulz, Hälfte des Holzes ist von Käfern befallen
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Göppingen, Böhmenkirch, Der Käfer kam mit aller M acht zurück

Saarland, Umweltminister Jost                bittet     Waldbesitzer:       Fichtenbestände        auf
Borkenkäferbefall kontrollieren!

                           Das große Fressen im Wald. Chancen schaffen für neue Arten

Deshalb zuletzt noch einmal zurück zum Borkenkäfer: An einem Ort in Baden-Württemberg ist er definitiv
willkommen – im Nationalpark Schwarzwald. In dessen Kernzone, in der sich der Wald ohne menschliche
Eingriffe entwickelt, darf er seinen Job machen, den ihm die Evolution auf den zartgelben Chitinpanzer
geschrieben hat. Nach Lust und Laune Bäume töten. Und mit diesem forcierten Umbau des Waldes
Chancen schaffen für neue Arten und Lebensräume. Damit er dabei nicht über die Stränge schlägt, hat die
Verwaltung ein Borkenkäfer-Management eingeführt. Rings um die Kernzone gibt es einen mindestens
500 Meter breiten Puffer. Wird dort ein Baum befallen, wird er innerhalb von 14 Tagen gefällt und
abtransportiert, bevor der Käfer sich im angrenzenden Wirtschaftswald ausbreiten kann. Der Randstreifen
des Nationalparks ist für den Käfer ein unüberwindbares Hindernis. Manches hat der Mensch eben doch im
Griff.        http://www.schwaebische.de/panorama/aus-aller-welt_artikel,-Das-grosse-Fressen-im-Wald-
_arid,10766134.html

Kollnburg, Holzmarkt ist durch Borkenkäfer und Sturm übersättigt

                                             Der Klimawandel frisst den Wald in Ö sterreich

Borkenkäfer macht Förstern im Saale-Holzland zu schaffen ( Thüringen)

                             Schäden durch Borkenkäfer: Holzpreise sinken ( Ö sterreich)

Borkenkäferbefall und Sturmschäden: Angespannte Lage am Holzmarkt

                                                         " So schlimm wie seit zehn Jahren nicht"

Borkenkäfer: Unsere Wälder sind in Gefahr

                                                 Schwäbische Forstverwaltungen schlagen Alarm
Retrodiktion
Nun folgen Graphiken und Auswertungen zum Witterungsverlauf, zur Phänologie des
Buchdruckers und zum Käferholz im Pufferstreifen.

Käfer-Wetter
Während die Monate März und Juli 2017 wärmer und feuchter waren, waren bislang alle übrigen
Monate des Jahres trockener als im langjährigen Mittel. Während Januar und September zu kalt
daherkamen, waren Februar, April, Mai, Juni, August und auch der Oktober wärmer und trockener
als im langjährigen Vergleich (Abb. 7, Abb. 8).

                                                                    Station Freudenstadt

                                 wärmer und trockener                          5                      wärmer und feuchter

                                                                         Jun   4
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                                                                                    Feb
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     Temperaturabweichung [°C]

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                                                                               0
                                 -150         -100                -50               0           50          100              150
                                                                               -1
                                                                                        Sep
                                                                               -2
                                                                        Jan
                                                                               -3
                                   kälter und trockener                                                kälter und feuchter
                                                                               -4
                                                          Niederschlagsabweichung [%]

Abb. 7: Abweichung von Temperatur und Niederschlägen 2017 für die DWD Station Freudenstadt vom
langjährigen Mittel
Abb. 8: Abweichung von Temperatur und Niederschlägen 2003 bis 2017 für die DWD Station Freudenstadt vom langjährigen Mittel
2500
   Fangzahlen, Durchschnitt aller Fallen (N =

                                                2000

                                                1500
                     40)

                                                1000

                                                 500

                                                     0
                                                           14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38
                                                                April            Mai            Juni           Juli              August        September

Abb. 9: Schwärmverlauf des Buchdruckers im Wochendurchschnitt der Käfersaison 2017 im
Pufferstreifen des Nationalparks Schwarzwald (Fangzahlen aus 40 Fallen gemittelt)

                                                         Niederschlag            Temp MW         Temp max             Temp min            Bodentemp (MW)

                                          35                                                                                                        140
                                                                                                                                                    130
                                          30                                                                                                        120
                                                                                                                                                    110
                                          25                                                                                                        100
                                                                                                                                                    90
                                          20                                                                                                        80
                                                                                                                                                    70
                                                                                                                                                           Niederschlag (mm)
                                          15                                                                                                        60
           Temperatur (°C)

                                                                                                                                                    50
                                          10                                                                                                        40
                                                                                                                                                    30
                                                5                                                                                                   20
                                                                                                                                                    10
                                                0                                                                                                   0
                                                     1      3     5     7    9    11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 10
                                                -5                    Febr       März   April     Mai       Juni        Juli      Aug       Sept    20
                                                                                                                                                    30
                                    -10                                                                                                             40
                                                                                                                                                    50
                                    -15                                                                                                             60

Abb. 10: Witterungsverlauf 2017 im Tonbachtal (Station „Mitte“, ca 745 m. ü. NN)
Käfer-Phänologie4

Abb. 11: Nach ein paar Fläschchen Bier wird jeder Nationalpark natürlich oder gar eine Spur wilder (Foto
RJ 2017)

Das Monitoringsystem im Pufferstreifen des Nationalparks Schwarzwald wurde schrittweise ab April 2014
aufgebaut und setzt sich seit 2015 zusammen aus insgesamt 32 auf repräsentativen Standorten im
Pufferstreifen installierten Pheromonfallen und der Intensivmessfläche im Tonbachtal, bestehend aus drei
über einen Höhengradienten verteilten Versuchsflächen mit Wetterstation, Fangbaum und ergänzenden
Fallennetz (mit mind. 27 Fallen). Im Jahr 2017 wurden im Pufferstreifen bzw. nah angrenzend 8 weitere
Pheromonfallen installiert, sodass von dort nun wöchentliche Ergebnisse von 40 Fallen vorliegen.

4
  Phänologie w [von ä *phäno- , griech. logos = Kunde; Adj. phänologisch], Erscheinungslehre, Lehre von meist
witterungs- bzw. klimaabhängigen (Klima) Lebensäußerungen von Organismenarten oder bestimmten ökologischen
Bedingungen mit einer im Jahresablauf bestimmten Abfolge (Chronobiologie). Es kann sich um
Wachstumserscheinungen bei Pflanzen handeln, wie z. B. das oberirdische Erscheinen, Knospung (Knospe),
Blütenbildung oder Laubfall (Blattfall), oder um das Auftreten fliegender Imagines bei Insekten, Paarungszeiten und
Zug bei Vögeln (Vogelzug) oder Winterschlaf bei Säugern handeln (aus dem Lexikon der Biologie, Spektrum)
Pheromonfallenmonitoring im Pufferstreifen bzw. im Tonbachtal

Die Abbildung 9 zeigt die gemittelten Fangzahlen aller Fallen in der käferaktiven Zeit von Mitte/Ende April
bis Ende September. Zudem ist in der Abbildung 10 die durchschnittliche wöchentliche Maximaltemperatur
aufgetragen, da diese maßgeblichen Einfluss auf das Schwärmgeschehen hat bzw. auslösenden Faktor für
dessen Beginn darstellt. Nach einem außergewöhnlich frühen Start des Schwärmfluges erster Käfer aus der
Überwinterung in der ersten Aprilwoche sorgte eine ausgedehnte kühl-feuchte Wetterperiode im Frühjahr
dafür, dass der Hauptschwärmflug doch erst wieder in der zweiten Maihälfte einsetzte. Das weitere
Schwärmgeschehen war geprägt von Schönwetterperioden eines insgesamt vergleichsweise wechselhaften
Sommers und war Ende Juni und im Juli intensiver. Von der dritten Augustwoche an waren deutlich
verminderte Käferflüge die Regel, schon recht früh im Jahr war damit das aktive sichtbare
Borkenkäferleben deutlich reduziert. Die Entwicklung des Buchdruckers erbrachte je nach Höhenlage bis zu
zwei Generationen und Geschwisterbruten. Die Mittelwerte der Fallen in den einzelnen Gebieten
(Allerheiligen, Hoher Ochsenkopf usw.) unterscheiden sich zum Teil sehr stark (Abb. 12). Die Fallenwerte
korrelieren aber nicht mit dem Angebot an vorhandenem Brutmaterial. Dem Zusammenhang von
Pheromonfallenfängen, Brutraumangebot und Käferholz ist eine eigene Auswertung gewidmet (John in
Vorb.).

                                                    5000             Allerheiligen   Ellbach West     Hoher Ochsenkopf     Hundsbach

                                                                     Murgtal         Schliffkopf      Schwanenwasen        Wilder See
                                                    4500

                                                    4000
 Fangzahl/ Falle (Mittelwert vin 4 bzw. 8 Fallen)

                                                    3500

                                                    3000

                                                    2500

                                                    2000

                                                    1500

                                                    1000

                                                    500

                                                      0
                                                           14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38
                                                             April             Mai       Juni       Juli          August          September

Abb. 12: Fangzahlen der 40 Pheromonfallen im Pufferstreifen im Jahr 2017, differenziert nach Gebieten
Abb. 13: Eine Spur wilder I. So machen
                                                Entwicklungszonen Freude und bieten
                                                einjährigen Bade- und
                                                Fortpflanzungsspaß für Unken mit
                                                gelben Bäuchen …(Foto RJ 2017)

Abb. 14: Eine Spur wilder II: Schwarzdecken   als   Rotten-Route   für   Schweinsgalopp-
Schwarzwaldschwarzwild (Foto RJ 2017)
2.500
                                                                                   unten (665 m)           Mitte (745 m)           oben (859 m)
Fangsummen/ Falle (Mittelwert)

                                 2.000

                                 1.500

                                 1.000

                                                        500

                                                                        0
                                                                            13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38
                                                                               April           Mai          Juni            Juli          August       September

Abbildung 15: Wöchentliche Buchdrucker-Fangzahlen pro Falle (MW aus 3 Fallen) 2017 an den
Untersuchungsgebieten Tonbachtal unten, Mitte, oben

                                                                            4000                 2014         2015          2016          2017

                                                                            3500
                                 Mittelwert aller Fallen (32 bzw. 40)

                                                                            3000

                                                                            2500

                                                                            2000

                                                                            1500

                                                                            1000

                                                                            500

                                                                               0
                                                                                   14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39
                                                                                       April         Mai             Juni          Juli            August   September

Abbildung 16: Wöchentliche Fangergebnisse (Mittelwerte von 32 bzw. 40 Fallen) des Monitoringsystems
im Pufferstreifen 2014–2017

Die Abbildung 16 zeigt die Mittelwerte aller Pufferstreifenfallen in den Jahren 2014 bis 2017. Dabei wird
deutlich, dass in der ersten Jahreshälfte 2017 durchschnittlich höhere Werte als in den Vorjahren ermittelt
wurden. Klar aber auch wird, dass echte Spitzenwerte von über 3000 Käfern je Falle und Woche eher in
den Jahren 2014 bzw. 2015 festgestellt wurden.
Abbildung 17: Fangergebnisse (Summe von 40 Fallen) des Monitoringsystems im Pufferstreifen 2017
(Karte Jan Wußler 2017)
Der Kupferstecher im Tonbachtal

                                               45.000

                                                                              unten (665 m)        Mitte (745 m)            oben (859 m)
                                               40.000

                                               35.000
  Fangsumme/ Falle (Mittelwert von 3 Fallen)

                                               30.000

                                               25.000

                                               20.000

                                               15.000

                                               10.000

                                                5.000

                                                   0
                                                        13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38
                                                           April       Mai           Juni     KW    Juli           August          September

Abbildung 18: Wöchentliche Kupferstecher-Fangzahlen 2017 pro Falle (MW aus 3 Fallen) in den
Untersuchungsgebieten Tonbachtal unten, Mitte, oben

Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) entwickelten im Tonbachtal eine Tochtergeneration, die Ende
Juni schwärmte. Extrem auffällig hebt sich hier wieder einmal die Beobachtungsfläche „Baiersbronn Mitte“
ab, auf der sehr oft, besonders aber ab Ende Mai bzw. Juni sehr hohe Fangzahlen zu verzeichnen waren
(Abb. 18). Hier wurde über das Jahr eine Fangsumme von insgesamt 197.236 Kupferstechern erzielt und
somit mehr als die Summe der beiden anderen Flächen gefangen (Fangsumme „unten“ 86.184;
Fangsumme „oben“ 96.847). Dieser Umstand ist durch einen sich in der Nähe der Untersuchungsfläche
befindenden Spot (also mehrere befallene Bäume) zu erklären.

Käferholz im Pufferstreifen
Das Gesamtkäferholzaufkommen 2017 ist gegenüber den beiden Vorjahren deutlich gestiegen (Abb. 19).
Vorweg eine wichtige Einschränkung: Hier werden zunächst die geschätzten Werte der ebenso geschätzten
Forstwirtinnen und Forstwirte berücksichtigt. Das sind also die Werte, die beim ersten Entdecken des
Käferbaumes bzw.-nestes in die BokaeMon-App getippt werden. Die Anzahl der Bäume stimmt, das
Volumen wird dann später in der Holzliste korrekt erfasst (das wird sich ja künftig ändern, wenn nämlich
Helen Hofmann und ihre Mannen das Ganze erfolgreich ändern, hoffen wir man). Aber für einen Vergleich
zwischen den Jahren taugt es allemal. Im Vergleich zu ebenfalls unkritischen ca. 3.000 m³ im Jahr 2014,
verringerte sich die Menge 2015 um fast zwei Drittel auf ca. 1.150 m³ und auch 2016 wurden ca 1000 m³
erfasst. Nun wurden im aktuellen Jahr immerhin rund 2.300 m³ ermittelt.

Stehendbefall wurde am häufigsten in den östlichen Pufferstreifenanteilen gefunden, diese gehören
weitgehend zur UFB Freudenstadt (vgl. Abb. 19 ff.). Vor allem bei Betrachtung des Stehendbefalls pro ha
Fichtenfläche fallen hier die östlich gelegenen claims auf.

                    400
                                            2015            2016             2017
                    350

                    300
 Schadholzmenge in m³

                    250

                    200

                    150

                    100

                        50

                        0
                              17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39
                             April   Mai           Juni         Juli        August      September

Abb. 19: Schadholzmenge im Pufferstreifen in den Jahren 2015, 2016 und 2017

Abb. 20: ach ich armes Käferloch, ich wachse noch (Foto RJ 2017)
Abb. 21: Stehendbefall im Pufferstreifen im Jahr 2017 (Karte Jan Wußler 2017)
Abb. 22: Stehendbefall im Pufferstreifen im Jahr 2017, hier FM pro ha Fichtenfläche (Karte Jan Wußler
2017)
Abb. 23: Stehendbefall im Pufferstreifen im Jahr 2017 pro claim (Karte Jan Wußler 2017)
Prognose 2018
Gewagt, gewagt. Aber ein paar Worte sind möglich. Ende Oktober bzw. Anfang November haben wir unter
die Rinde von 2 Brutbeobachtungsbäumen geschaut und gezählt und differenziert, in welchen Stadien der
Buchdrucker vorzufinden war.

                                           60

                                           50
                 Anzahl Ips typographus

                                           40

                                           30

                                           20

                                           10

                                            0

                                           500
                                           450
                                           400
                  Anzahl Ips typographus

                                           350
                                           300
                                           250
                                           200
                                           150
                                           100
                                            50
                                                0

Abb. 24: oben: Auszählen von 2 m2 Rinde Tonbachtal (3.11.2017, N= 107) bzw. unten) Auszählen von 0,5
m2 Rinde im Stadtwald Freiburg (Oberer Haller, 24.10.2017, N = 998)
Da sehen wir im Stadtwald Freiburg überwiegend Puppen (Abb. 24), im Tonbachtal (Nordschwarzwald)
dagegen auf einer Höhe von ca 860 m üNN vor allem adulte, also fertige Käfer. Allerdings ist der dortige
Brutbeobachtungsbaum kaum besiedelt: Während hier aus 2 m2 Rinde lediglich 107 Käferlarven, -puppen
oder -imagines geholt werden können, finden sich in 0,5 m2 Rinde im Stadtwald 998 solcher Stadien; das
bedeutet auf die Fläche umgerechnet die 40-fache Menge.

Das Prozedere werden wir Ende März 2018 wiederholen und bekommen dann einen kleinen Eindruck von
der Fortentwicklung/Stagnation über den Winter und über etwaige Verluste durch Parasitierung,
Witterung und Antagonisten. Aber sowohl der Witterungsverlauf als auch mögliche abiotische Ereignisse
der nächsten Wochen und Monate sind heute nicht vorhersagbar. Diese aber steuern die
Überlebenswahrscheinlichkeit der Käfer und prägen die Brutmöglichkeiten und damit den
Fortpflanzungserfolg im nächsten Frühjahr.

Während wir also wieder im Winter weiter messen und vor allem auswerten, sollten Sie weiterhin Ihre
Haus-, nein besser Waldarbeiten erledigen: Die umgehende Sanierung derzeit erkennbarer Befallsherde
könnte die Entwicklung der Buchdrucker dämpfen. Vom 18. August an unterschreitet die tägliche
Photoperiode den Wert von 14,5 h. In der Regel legt der Buchdrucker danach keine Folgegeneration mehr
an, weil die Chancen für eine erfolgreiche Überwinterung der Brut deutlich eingeschränkt sind. Da jedoch
nur ein Teil der Käfer in den Befallsbäumen überwintert und die übrigen die Brutbäume verlassen, kommt
der Erkennung von spätsommerlichem Stehendbefall und insbesondere der umgehenden Sanierung nach
wie vor ein sehr hoher Stellenwert zu. Auch wenn derzeit die Befallsentwicklung für das laufende
Käferjahr kaum noch beeinflusst werden kann, ist die Reduktion der in die Überwinterung gehenden
Käfer eine wesentliche und wichtige prophylaktische Maßnahme für 2018.

Während in den östlichen Landesteilen Baden-Württembergs eine ernstzunehmende, vor allem in Bayern
aber eine außerordentlich bedrohliche Käfersituation entstanden ist, bauen sich die Populationen im
nördlichen Schwarzwald nur langsam, dafür aber stetig auf. Die Käferholzmenge im Pufferstreifen hat sich
gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt, die schwer zu deutenden Fangzahlen der Pheromonfallen
waren vor allem in der ersten Jahreshälfte überdurchschnittlich hoch und die Niederschläge im Vergleich
zum langjährigen Mittel geringer. Zudem erhöht sich der prozentuale Anteil von Buchdruckerinnen in der
Population; dies kann als Zeichen einer beginnenden Progradation gedeutet werden. Also, nehmen Sie das
Borkenkäfermonitoring und -management auch 2018 wieder ernst und überholen Sie die Ipse im
Sauseschritt. David gegen Goliath, der kleine Käferkerl samt Frau ist nur erfolgreich, wenn er rasch und
früh im Jahr große Populationen aufbauen kann. Und Sie werden das verhindern.

Grundlage für ein erfolgreiches und effektives Borkenkäfermanagement im Pufferstreifen sind die
folgenden zentralen Zielgrößen (Qualitätskriterien). Jeder Prozessschritt und alle Maßnahmen sind
darauf ausgerichtet, diese Kriterien zu erfüllen:

• Prioritäres Ziel ist das frühzeitige Auffinden aller Käferbäume im Pufferstreifen und deren zeitnahe
Aufarbeitung und Abfuhr aus dem Wald.

• Das Borkenkäfermanagement gewährleistet, dass der Befall in einem frühen Entwicklungsstadium
erkannt und dokumentiert wird (Zielgröße = weißes Stadium).

• Das Borkenkäfermanagement gewährleistet, dass die Durchlaufzeit vom Auffinden der Käferbäume bis
zur Abfuhr (Hacken) des aufgearbeiteten und gerückten Holzes so kurz ist, dass das Ausfliegen der Käfer im
Pufferstreifen zuverlässig verhindert wird (Zielgröße
• Das Borkenkäfermanagement gewährleistet, dass jeder Claim (bei für die Entwicklung des Buchdruckers
günstiger Witterung) im wöchentlichen Turnus durch ortskundige Waldarbeiter kontrolliert wird (Zielgröße
20 - 30 Stunden je 100ha und Kontrollturnus).

BEHALTEN SIE IHREN WALD IM BLICK

Gefährdete Nadelholzbestände über das ganze Jahr laufend auf Befall und bruttaugliches Material
kontrollieren.

      Besonders Bereiche mit Vorjahresbefall einbeziehen.
      Von April bis September (Flugzeit) grundsätzlich in einem 14-tägigen Intervall kontrollieren.
      Bei Massenvermehrungen und/oder außergewöhnlich trocken-warmer Witterung wöchentliche
       Kontrollen unbedingt erforderlich.
      Von Oktober bis März (außerhalb Flugzeit) ist ein Turnus von einem Monat in der Regel
       ausreichend.
      Im Herbst Bestände unbedingt noch kontrollieren bevor an befallenen Bäumen die Rinde abfällt
       und der Schneefall einsetzt.
      Während des Winters Kontrollen nur unterbrechen, wenn die Bestände nicht mehr zugänglich sind.
      Im Frühjahr sofort mit dem Einsetzen der Schneeschmelze wieder kontrollieren, vor allem
       käferbefallene Bäume und bruttaugliches Material durch Schneebruch und Sturm.
      Nach Sturmschäden oder Schneebruch sind die Kontrollen zu intensivieren, weil grundsätzlich die
       Gefahr einer Massenvermehrung droht.
   

Im Jahr 2018 sollten die Fallen vom 3.4.2018 an aufgestellt und mit frischem Pheromon bestückt sein, dann
sollte wieder überall an Dienstagen die Leerung und Übermittlung der Fangzahlen erfolgen. Wann immer
es geht, dann mit der ODK-App.

Im März 2018 wird Sie ein Weckruf erreichen; jetzt aber husch husch ins Körbchen, Winterpause.
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