Eurokurs dem Markt berlassen
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Nr. 12/2007 Berlin, 26.7.2007 Eurokurs dem Markt überlassen ♦ Derzeit gefährden weder das europäische Zinsniveau noch die Stärke des Euro den konjunkturellen Aufschwung im Euro-Raum. Der Euro ist zwar so stark wie nie zuvor. Der Euro-Dollar-Kurs gibt das Bild aber nur unvollständig wieder. Der Anstieg des handelsgewichteten Eurokurses ist deutlich geringer ausgefallen. Die Euroländer weisen im Handel mit Drittländern trotz der Stärke des Euro einen leichten Überschuss auf. ♦ Gleichzeitig entlastet der Eurokurs die EZB bei ihrer Stabilitätspolitik. Die Aufwertung des Euro fängt einen Teil der Preissteigerungen der in Dol- lar gehandelten Rohstoffe ab. Der starke Euro trägt so dazu bei, die In- flation im Euro-Raum in Grenzen zu halten und wirkt damit weiteren Zinssteigerungen entgegen ♦ Die Geldpolitik der EZB in den Dienst der Außenhandelspolitik zu stellen, wie dies die französische Politik fordert, ist mit dem Stabilitätsziel der EZB nicht vereinbar. Die EZB darf daher nicht gezwungen werden, eine laxe, an vermeintlichen konjunkturellen Erfordernissen orientierte Geld- politik zu betreiben. Die Unabhängigkeit der EZB darf nicht angetastet werden. Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirtschaft · Verantwortlich: Dr. Bernd Kubista Postfach 30 92 63 · 10760 Berlin · Telefon: (030) 20 21 – 15 00 · Telefax (030) 20 21 – 1904 · Internet: http://www.BVR.de · e-mail: poststelle@bvr.de
Meinung Eurokurs dem Markt überlassen Zum anderen gibt die Entwicklung des Euro-Dollar- Kurses nicht das vollständige Bild wieder. Betrachtet Der Euro ist derzeit so stark wie nie zuvor in seiner man die Entwicklung des handelsgewichteten Euro- achteinhalb-jährigen Geschichte. Mit 1,3835 erreicht kurses, so zeigt sich, dass der nominale effektive er am 20. Juli ein neues Allzeithoch gegenüber dem Wechselkurs gegenüber den 24 wichtigsten Han- US-Dollar. Damit war der Euro um fast 17,4 % höher delspartner im Juni 2007 nur um 2,6 % und gegen- bewertet als bei seinem Start am 4. Januar 1999 und über einer auf 44 Länder erweiterten Gruppe ledig- um fast 68 % höher als gegenüber seinem Allzeittief lich um 1,8 % höher lag als Vorjahresfrist. Daher am 26. Oktober 2000. Allein seit dem Ende 2006 kann es nicht überraschen, dass die Bilanz der Euro- stieg der Eurokurs um gut 5 %. länder im Handel mit Drittländer trotz der Stärke des Euro gegenüber dem US-Dollar für den Zeitraum Die Stärke des Euro kommt nicht von ungefähr. Sie Mai 2006 bis Mai 2007 saisonbereinigt, kumuliert so- ist Ausdruck der Stärke der europäischen Wirtschaft. gar einen leichten Überschuss von 45,9 Mrd. Euro Diese wächst so kräftig wie seit dem Jahr 2000 nicht aufweist. Seit August 2006 überstiegen die Exporte mehr. Gleichzeitig spiegelt der Eurokurs aber auch Monat für Monat die Importe. die Schwäche des US-Dollars wider. Auch andere Währungen wie z. B. das britische Pfund haben ge- Die exportierende Wirtschaft kann mit dem höheren genüber dem US-Dollar zugelegt. Dahinter steht die Eurokurs offensichtlich leben, wie auch das deutsche Befürchtung, dass die US-Konjunktur sich abschwä- Beispiel zeigt. So betrug der deutsche Außenhan- chen könnte. delsüberschuss in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 81,3 Mrd. Euro und war damit um 18,3 Mrd. Derzeit gefährden weder das europäische Zinsni- Euro höher als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. veau noch die Stärke des Euro den konjunkturellen Aufschwung im Euro-Raum. Zum einen wickeln die Gleichzeitig entlastet der Eurokurs die EZB bei ihrer Staaten des Euro-Raums einen beträchtlichen Anteil Stabilitätspolitik. Die Aufwertung des Euro gegen- ihres Außenhandels untereinander ab. So gehen z. B. über dem Dollar fängt einen Teil der Preissteigerun- 43 % der deutschen Ausfuhren in die ürigen Länder gen der in Dollar gehandelten Rohstoffe, insbeson- des Euro-Raums und 63 % in die EU-Staaten (EU 25). dere auch des Öls ab. So ist z. B. der Preis für einen Die Länder des Euro-Raums insgesamt wickeln rund Barrel Brent Rohöl von 58,51 US-Dollar Ende letzen 50 % ihres Außenhandels untereinander ab. Von den Jahres um 33,5 % auf 78,13 US-Dollar am 24. Juli Exporten in Länder, die nicht dem Euro-Raum ange- 2007 gestiegen. In Euro gerechnet betrug die Stei- hören, gehen noch einmal rund 20 % in Staaten der gerung des Ölpreises dank der Aufwertung des Euro EU, die ihre Währung über den Wechselkursmecha- nur 27,5 %. Der starke Euro trägt also durchaus dazu nismus an den Euro gekoppelt haben. bei, die Inflation im Euro-Raum in Grenzen zu halten und wirkt damit weiteren Zinssteigerungen entge- gen. 2
Meinung Gleichwohl hat die französische Politik die Entwick- gen. Ein Indiz hierfür ist z. B. die unterschiedliche lung des Euro-Dollar-Kurses jedoch erneut zu Angrif- Entwicklung der relativen - auf 36 Industriestaaten fen auf die Unabhängigkeit der EZB genutzt. Der bezogenen - Lohnstückkosten in Deutschland und starke Euro gefährde die europäischen Exporte. Die Frankreich. Während der Index der Lohnstückkosten Politik müsse daher auf die EZB einwirken, damit die- in der Industrie in Deutschland im ersten Quartal se eine Wechselkurspolitik betreibe, die die Export- 2007 auf 87,8 Punkte (1999=100) gesunken war, be- chancen erhöhe. trug der entsprechende Wert in Frankreich lediglich 97,9. Man kann natürlich darüber streiten, ob der aktuelle Eurokurs gegenüber dem Dollar durch die funda- Die Geldpolitik der EZB in den Dienst der Außen- mentalen Wirtschaftsdaten gedeckt ist. Die Stärke handelspolitik zu stellen, ist mit dem Stabilitätsziel des Euro liegt nicht an zu hohen Eurozinsen. Der Ab- der EZB nicht vereinbar. Eine Politik, die bewusst dar- stand der Leitzinsen zu den USA beträgt immerhin auf abzielt, den Wechselkurs durch Zinssenkungen zu noch 1,25 Prozentpunkte. Die Entwicklung des Euro- schwächen – wie dies die französische Politik ganz kurses rührt zu einem guten Teil daher, dass insbe- offensichtlich fordert - mag zwar auf dem ersten sondere asiatische Länder, allen voran China, ihre Blick mehr preisliche Wettbewerbsfähigkeit auf den Währungen an den US-Dollar gekoppelt haben und Weltmärkten versprechen. Eine auf einem schwa- die Aufwertung ihrer Währungen durch Dollar- chen Euro gerichtete Politik wäre zwangsläufig mit Käufe verhindern. Gleichzeitig schichten sie zuneh- einem weiteren deutlichen Anstieg des ohnehin mend ihre Währungsreserven von Dollar in Euro um. schon zu hohen Wachstums der Geldmenge verbun- Hier kann die EZB mit ihren Möglichkeiten nur sehr den. Die Folge einer solchen laxen Geldpolitik wäre, bedingt etwas ausrichten. Gefragt ist eine Aufwer- dass sich an den Finanzmärkten höhere Inflationser- tung der chinesischen Währung. wartungen, als die derzeit fest bei rund 2 % veran- kerten, einstellen würden. Diese würden dann letzt- Die französischen Forderungen an die Adresse der lich auch zu einer höheren Inflationsrate führen. Sind EZB sind nicht nur Ausdruck des spezifisch französi- Inflationserwartungen erst einmal ans Laufen ge- schen Verständnisses von Wirtschaftspolitik - die kommen, dann haben sinkende Leitzinsen der No- Geldpolitik der französischen Notenbank war ganz tenbank nicht zwangsläufig auch niedrige Zinsen am selbstverständlich über lange Zeit Teil der staatlichen langen Ende des Kapitalmarkts zur Folge, sondern Wirtschaftspolitik - sondern müssen auch vor dem eher das Gegenteil. Steigende Zinsen am Kapital- Hintergrund der aktuell zunehmenden Verschlechte- markt bedeuten aber auch höhere Kosten für inves- rung der französischen Außenhandelsbilanz gesehen tierende Unternehmen. werden. Für letzteres kann aber nicht allein die Stär- ke des Euro verantwortlich gemacht werden. Die Gleichzeitig würde ein niedriger Wechselkurs die Ein- Schwäche der französischen Exportwirtschaft hat fuhren deutlich verteuern. Der ohnehin zu beobach- durchaus Gründe, die jenseits des Wechselkurses lie- tende Preisanstieg der in Dollar gehandelten Roh- 3
Meinung stoffe würde durch eine Abwertung des Euro noch Man kann nicht beides haben: niedrige Inflationsra- verstärkt. Auch dies bedeutet höhere Produktions- ten und gleichzeitig einen Wechselkurs, der die Ex- kosten für die Unternehmen und nicht zuletzt auch porte ankurbelt. Die EZB verfolgt zu Recht kein Verlust von Kaufkraft bei den privaten Haushalten Wechselkursziel. Ein solches stünde permanent im mit entsprechenden Folgen für deren Konsumaus- Konflikt mit ihrem primären Ziel Preisstabilität. Der gaben. Eurokurs sollte auch weiterhin dem Markt überlas- sen werden. Und wie wir aus der Erfahrung vieler europäischer Länder wissen, ist die Gefahr nicht von der Hand Die Bundesregierung hat erfreulicherweise sehr zuweisen, das höhere Inflationsraten auch eine deutlich klar gestellt, dass die Unabhängigkeit der Lohn-Preis-Spirale in Gang setzten können. Unter EZB nicht verhandelbar sei, und die anhaltenden dem Strich würde eine bewusste Schwächung des französischen Angriffe auf die EZB zurückgewiesen. Wechselkurses allenfalls kurzfristig zu einer Verbesse- Unabhängigkeit einer Notenbank ist kein Selbst- rung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit an den zweck. Sie ist - wie die 50-Jährige Geschichte der Weltmärken führen. Eine höhere Inflation und eine Bundesbank zeigt - unabdingbare Voraussetzung für Verschlechterung der Kostensituation der Unter- eine erfolgreiche Stabilitätspolitik. Und Preisniveau- nehmen würden diesen Vorteil aber sehr schnell stabilität ist ihrerseits die wesentliche Grundlage für wieder zunichte machen. solides Wachstum, Wohlstand und soziale Gerechtig- keit. Daher war es nur konsequent, die Unabhängig- Hinzu kommt, dass keine Notenbank wirklich den keit der EZB im Vertrag von Maastricht zu verankern Wechselkurs steuern kann. Dazu sind die Devisenre- und die EZB auf das Ziel Preisniveaustabilität zu ver- serven der Notenbanken im Vergleich zu den Trans- pflichten. Die EZB kann dieser Aufgabe nur erfolg- aktionsvolumina an den Devisenmärkten zu klein. reich nachkommen, wenn sie ihre geldpolitische Ent- Wechselkurse ergeben sich erst aus dem Zusammen- scheidung frei von politischen Einflussnahmen tref- spiel der Akteure an den Finanzmärkten mit der No- fen kann. Deswegen darf die Unabhängigkeit der tenbank. Vergleichsweise stabile Wechselkurse, die EZB nicht angetastet werden. mittelfristig die fundamentalen, volkswirtschaftlichen Faktoren widerspiegeln, stellen sich nur dann ein, wenn die Geldpolitik für die Akteure ein stetiger, verlässlicher und berechenbarer Partner ist. Eine laxe, an vermeintlichen konjunkturellen Erfordernissen Autor: orientierte Geldpolitik wird von den Finanzmärkten Dr. Bernd Kubista bestraft. Mail: dr.kubista@bvr.de, Tel.: 030 / 20 21 – 15 00 4
Geldpolitik und Geldmarkt Geldmengenwachstum bleibt kräftig Geldmengenentwicklung Saisonbereinigte Auch im Juni hat sich noch kein Rückgang der mo- Jahreswachstumsraten (%) Apr Mai Jun (1) Bargeldumlauf 10,5 9,6 9,2 netären Dynamik im Euro-Raum abgezeichnet. Das (2) Täglich fällige Einlagen 5,2 5,3 5,5 breit abgegrenzte Geldmengengaggregat M3 er- (3) M1 (=1+2) 6,0 5,9 6,1 (4) Sonstige kurzfristige höhte sich saisonbereinigt gegenüber dem Vorjahr Einlagen 12,4 13,6 13,9 um 10,9 %. Im Mai hatte die Wachstumsrate mit (5) M2 (=3+4) 8,8 9,3 9,5 (6) Marktfähige 10,6 % etwas niedriger gelegen. Der von der EZB zur Finanzinstrumente 19,5 18,6 19,9 Beurteilung der geldpolitischen Lage herangezogene (7) M3 (=5+6) 10,3 10,6 10,9 gleitende zentrierte 3-Monatsdurchschnitt der M3 Buchkredite an Privatsektor 10,4 10,4 10,8 M3 (zentrierter Dreimonats- Wachstumsrate lag in den Monaten März bis Mai Durchschnitt) 10,6 10,7 unverändert bei 10,6 % verglichen mit dem entspre- Quelle: EZB chenden 3-Monatszeitraum des Vorjahres. Der Refe- Prozentpunkte beisteuerte. Der Bargeldumlauf ex- renzwert der EZB für ein stabilitätsgerechtes Geld- pandierte mit 9,2 % zum Vorjahr etwas schwächer mengenwachstum liegt mit 4,5 % weitaus niedriger als im Mai (9,6 %). Der Zuwachs bei den täglich fälli- als die aktuelle monetäre Dynamik. gen Einlagen erhöhte sich leicht von 5,3 % auf 5,5 %. Das hohe Geldmengenwachstum wird aktuell stark Einen im Trend steigenden Wachstumsbeitrag leiste- von der flachen Zinsstruktur beeinflusst, die Mittel- ten die marktfähigen Finanzinstrumente. Nach 2,6 verlagerungen vom Kapitalmarkt in M3-Kompo- Prozentpunkten im Mai steuerten sie im Juni 2,8 Pro- nenten begünstigt. Etwa die Hälfte des Wachstums zentpunkte zum Geldmengenwachstum bei. Die von M3 geht auf die sonstigen kurzfristigen Einla- höchste Dynamik verzeichneten die Schuldverschrei- gen zurück (5,3 Prozentpunkte). Wachstumstreiber bungen mit einer Ursprungslaufzeit von bis zu zwei sind dabei die Termineinlagen mit einer Laufzeit von Jahren mit 48,5 % (Mai: 48,0 %). Äußerst kräftig fie- bis zu zwei Jahren, die im Juni mit einer Jahres- len aber auch die Zuwächse bei den Geldmarkt- wachstumsrate von 35,0 % expandierten (Mai: fondsanteilen mit 14,5 % (Mai: 13,8 %) und den Re- 34,7 %). Demgegenüber entwickeln sich die Sparein- pogeschäften mit 14,8 % (Mai: 10,3 %) aus. Insge- lagen mit einer Kündigungsfrist von bis zu drei Mo- samt expandierten die marktfähigen Finanzinstru- naten mit -2,5 % zum Vorjahr rückläufig (Mai: mente im Juni um 19,9 % nach 18,6 % im Mai. -2,3 %). Insgesamt expandierten die sonstigen kurz- fristigen Einlagen im Juni mit 13,9 % nach einem Etwas kräftiger nahmen im Juni die Buchkredite an Wachstum von 13,6 % im Mai. den privaten Sektor zu (10,8 %, Mai: 10,4 %). Hier- für war die etwas höhere Dynamik bei den Auslei- Stabil blieb demgegenüber die Expansion bei den hungen an Unternehmen verantwortlich, während eng abgegrenzten Geldmengenaggregat M1, das die Kreditaufnahme der privaten Haushalte leicht zu- zum gesamten monetären Wachstum wie im Mai 2,9 rückging. 5
Geldpolitik und Geldmarkt EZB bleibt auf Zinserhöhungskurs Notenbankzinsen in ausgewählten Ländern Der EZB-Rat hat auf seiner Sitzung vom Donnerstag, aktuell davor dem 5. Juli, den Haupttender unverändert bei 4,0 % in % seit in % seit Euro-Raum belassen, für die kommenden Monate aber eine Einlagesatz 3,00 6.6.07 2,75 8.3.07 Zinserhöhung in Aussicht gestellt. Nach Ansicht der Haupttender1 4,00 6.6.07 3,75 8.3.07 Spitzensatz 5,00 6.6.07 4,75 8.3.07 EZB sind die mittelfristigen Aussichten für die Preis- USA stabilität nach wie vor mit Aufwärtsrisiken behaftet. Tagesgeld-Ziel 5,25 29.6.06 5,00 10.5.06 Japan Die Währungshüter bezeichnen die gegenwärtige Tagesgeld-Ziel 0,50 21.2.07 0,25 14.7.06 Ausrichtung der Geldpolitik angesichts des positiven Großbritannien Reposatz 5,75 5.7.07 5,50 10.5.07 wirtschaftlichen Umfelds immer noch als eher ak- 1) Mindestbietungssatz kommodierend. Einen Hinweis auf die große Wach- Quelle: Deutsche Bundesbank samkeit der Geldpolitik, der in der Vergangenheit mit Engpässen, die zu unerwartet hohen Lohnstei- Zinsschritten vorausgegangen war, fehlte bei der gerungen führen könnten. Ein Anstieg der Inflation jüngsten Lageeinschätzung. Dies deutet daraufhin, könnte sich aber auch aufgrund von Erhöhungen dass es erst im September zu der signalisierten Leit- administrierter Preise und indirekter Steuern oder zinserhöhung kommen wird. Gegen eine Zinserhö- durch eine unerwartete Ölpreissteigerung ergeben. hung im August spricht auch, dass die Sitzung am Auf mittlere bis längere Sicht gehen auch von dem ersten Donnerstag des Monats ohne Pressekonfe- kräftigen monetären Wachstum Inflationsrisiken aus, renz stattfindet. Üblicherweise beschließt der EZB- auch wenn der EZB-Rat bereits Zeichen dafür sieht, Rat Zinserhöhungen nur auf Ratsitzungen mit an- dass die höhern Zinssätze zu einem verlangsamten schließender Pressekonferenz. Anstieg einzelner Komponenten des breiten Geld- mengenaggregats M3 geführt haben. Die Analyse der Konjunktur unterscheidet sich nicht wesentlich von der der vergangenen Monate. Der Bank of England erhöht Leitzins EZB-Rat bezeichnet die Aussichten für das Wirt- schaftswachstum als günstig und sieht die Risiken Der geldpolitische Ausschuss der Bank of England für die Konjunktur als ausgewogen an. Bei der Preis- hat seinen Leitzins am Donnerstag, dem 5. Juli, wie entwicklung geht die EZB davon aus, dass die Teue- erwartet um 25 Basispunkte auf 5,75 % angehoben. rungsrate in den kommenden Monaten nur leicht Die Bank of England begründete ihre Entscheidung zurückgehen und gegen Ende des Jahres wieder mit dem robusten Wirtschaftswachstum und den deutlich ansteigen wird. Auf die für die Geldpolitik aufwärts gerichteten Inflationsrisiken. In der geldpo- wichtige mittlere Frist sind die Inflationsrisiken nach lischen Lageeinschätzung weist der Ausschuss auf Ansicht der EZB aufwärts gerichtet. Aufgrund der das zuletzt starke Output-Wachstum hin, dass sich im hohen Kapazitätsauslastung und der sich verbes- Einklang mit den jüngsten Projektionen der Bank of sernden Lage am Arbeitmarkt rechnet der EZB-Rat England entwickelt. Die zwei Wochen nach der Sit- 6
Geldpolitik und Geldmarkt zung veröffentlichten Sitzungsprotokolle bestätigen Kongress erklärte US-Notenbank Chef Ben Bernanke, die Tendenz des geldpolitischen Ausschusses zu ei- dass die Wachstumserwartung für 2007 und 2008 ner weiteren Zinserhöhung, möglicherweise schon um einen viertel Prozentpunkt niedriger angesetzt auf der kommenden Sitzung des geldpolitischen werde als ein halbes Jahr zuvor. Ursache für die nied- Ausschusses im August, auf der die Inflationsprog- rigere Wachstumsschätzung sei die Abschwächung nose aktualisiert werden wird. des Wohnungsbaus in diesem Jahr. Je nach Entwick- lung von Konjunktur und Preisen ist in den kom- Fed wartet weiter menden Monaten sowohl eine Erhöhung des US- Leitzinses als auch eine geldpolitische Lockerung Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank hat am vorstellbar. Donnerstag, dem 28. Juni, wie erwartet den Leitzins unverändert bei 5,25 % belassen. Damit ist der für Märkte bereiten sich auf Zinsschritt im die Banken maßgebliche Refinanzierungssatz seit September vor einem Jahr unverändert geblieben. In seiner geld- politischen Stellungnahme wies das Federal Reserve Auf dem europäischen Geldmarkt hat sich der An- System (Fed) auf die fortbestehenden Inflationsge- stieg der Terminsätze im Juli fortgesetzt. Signale des fahren hin. Zwar sei die Kerninflation in den jüngsten EZB-Rats für eine Fortsetzung des geldpolitischen Monaten etwas abgeflaut, doch müsse eine nachhal- Straffungskurses haben zu der Erwartung eines tige Abschwächung noch „überzeugend demonst- „kleinen“ Zinsschritts um 25 Basispunkte auf der riert“ werden. Den Inflationsrisiken gegenüber steht EZB-Ratsitzung vom Donnerstag, dem 6. September, die Erwartung einer etwas schwächeren konjunktu- geführt. In den 3-Monats-Euribor-Future-Kursen ist rellen Entwicklung als bislang erwartet. Anlässlich ein weiterer Zinsschritt um 25 Basispunkte auf 4,5 % seiner halbjährlichen Anhörung vor dem US- bis März 2008 eingepreist. Zinssätze am Euro-Geldmarkt 3-Monatssätze international in % in % 5,00 7 Brit. Pfund 6 4,75 12-Monatssatz 5 US-Dollar 4,50 4 4,25 Euro 3 4,00 3-Monatssatz 2 Jap. Yen 3,75 1 EZB-Mindestbietungssatz 3,50 0 A M J J A M J J Quelle: EZB, Deutsche Bundesbank Quelle: Handelsblatt 7
Rentenmarkt Darüber hinaus gehende Zinserhöhungen sind in Zinssätze im Neugeschäft den Future-Kursen nicht eingepreist. Sollte sich das der deutschen Banken monetäre Wachstum in den kommenden Monaten % p.a. Mrz Apr Mai Einlagen privater Haushalte rückläufig entwickeln und sich die Zeichen für ein täglich fällig 1,63 1,67 1,7 moderates Wirtschaftswachstum bestätigen, könnte Laufzeit bis 1 Jahr 3,48 3,54 3,6 Kündigungsfrist aber auch bereits bei 4,25 % das obere Ende des bis 3 Monate 2,27 2,36 2,35 Zinszyklus erreicht worden sein. Der 3-Monats- Kündigungsfrist Euribor lag am Mittwoch, dem 25. Juli, bei 4,24 %, über 3 Monate 3,15 3,21 3,26 Einlagen nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften dies entspricht einem Anstieg gegenüber dem Mo- täglich fällig 2,12 2,20 2,23 natsbeginn um 6 Basispunkte. Jahresgelder verteuer- Laufzeit bis 1 Jahr 3,67 3,72 3,76 Kredite an private Haushalte ten sich im gleichen Zeitraum um 4 Basispunkte auf Konsumentenkredite 4,56 %. 1 bis 5 Jahre 5,81 5,89 5,88 Konsumentenkredite über 5 Jahre 9,15 9,08 9,02 US-Subprimekrise stützt Rentenwerte Sonstige Kredite bis 1 Jahr 4,94 4,97 5,01 Wohnungsbaukredite 5 bis 10 Jahre 4,78 4,80 4,87 Unterstützung bekamen die Anleihekurse im Juli Überziehungskredite 11,47 11,52 11,59 durch die sich fortsetzende Krise am US- Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften Überziehungskredite 6,78 6,78 6,84 Hypothekenmarkt und Sorgen um die amerikani- Kredite sche Konjunktur. Dies führte zu Mittelverlagerungen bis 1 Mio. Euro, bis 1 Jahr 5,73 5,89 5,94 Quelle: Deutsche Bundesbank vom Aktien- in den Rentenmarkt und dort vor allem in risikoarme Staatspapiere. oberhalb der Prognosen 120.000 zusätzlich beschäf- tigten Personen. Im Mai hatte der Zuwachs mit Die zum Monatsbeginn gemeldeten Konjunkturda- 157.000 allerdings noch etwas höher gelegen. ten aus den USA zeichneten ein freundliches Bild der US-Konjunktur. So stieg der Einkaufsmanagerindex Auch die im weiteren Monatsverlauf veröffentlich- für die US-Industrie im Juni von 55,0 auf 56,0 Punk- ten US-Konjunkturdaten zeigten keine wesentliche te. Analysten hatten demgegenüber eine Bestäti- Abschwächung der Wirtschaftsaktivität an. So stieg gung des Juniwertes erwartet. Der Einkaufsmana- die Industrieproduktion im Juni um 0,5 % gegen- gerindex für die Dienstleister stieg ebenfalls über- über dem Vormonat an, nachdem sie im Mai noch raschend von 59,7 auf 60,7 Punkte. Gerechnet wor- stagnierte hatte. Analysten hatten einen geringeren den war mit einem Rückgang auf 58,0 Punkte. Da- Anstieg von 0,4 % erwartet. Auch erhöhte sich das mit zeigen beide Einkaufsmanagerindizes ein mode- von der University of Michigan ermittelte Verbrau- rat bis robustes Wachstumstempo der US-Wirtschaft chervertrauen im Juli von 85,3 auf 92,4 Punkte, an. Der am Ende der ersten Juliwoche veröffentlich- ebenfalls stärker als erwartet (91,0 Punkte). Gleich- te Beschäftigungsbericht für den Juni lag mit zeitig blieben die Daten zur Inflation im Rahmen 132.000 Beschäftigungsverhältnissen ebenfalls leicht 8
Rentenmarkt der Erwartungen und gaben damit keinen Hinweis auf die Notwendigkeit einer Leitzinssteigerung. Geld- und Kapitalmarkt Tagssätze in % 5,0 Auch für den Euro-Raum bestätigte sich im Juli das 4,5 insgesamt freundliche Bild der konjunkturellen Lage, Umlaufsrendite auch wenn einige Indikatoren auf eine leichte Ab- 4,0 schwächung des Wirtschaftswachstums hindeuten. So sank der Einkaufsmanagerindex für die Indust- 3-Monatsgeld 3,5 rie des Euro-Raums nach vorläufigen Angaben im Juli von 55,6 auf 54,8 Punkte und damit etwas stär- EZB-Mindestbietungssatz 3,0 ker als erwartet (55,4 Punkte). Leicht rückläufig ent- wickelte sich auch der Einkaufsmanagerindex für 2,5 J A S O N D J F M A M J J die Dienstleister, der nach vorläufigen Angaben im Juli von 58,3 auf 58,1 Punkte sank (erwartet: 58,0 Punkte) Trotz des Rückgangs bleib das Wachs- Zinsstruktur Zinssätze hypothetischer Null-Kupon- tumstempo überdurchschnittlich hoch. Besser als Anleihen gem. Svensson in % erwartet entwickelten sich im Euro-Raum die Auf- 4,9 tragseingänge. Sie stiegen im Mai um 9,1 % gegen- 4,6 über dem Vorjahr. Volkswirte hatten ein geringeres 4,3 Wachstum von 7,8 % vorhergesagt. Leicht rückläufig 4,0 entwickelte sich die Wirtschaftsstimmung im Euro- 3,7 25.07.07 Raum. Der von der Europäischen Kommission ermit- 25.04.07 telte Index ging im Juni von 112,1 auf 111,7 Punkte 3,4 zurück, bewegt sich damit aber nur leicht unterhalb 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Restlaufzeit in Jahren seines im Mai erreichten 6. Jahreshochs. Am Mitt- woch, dem 25. Juli, lag die Umlaufsrendite bei 10-jährige Staatsanleihen 4,45 %. Verglichen mit dem Monatsbeginn ent- Renditen, Monatsdurchschnitte in % spricht dies einem Rückgang um 12 Basispunkte. Pa- 5,5 5,0 rallel dazu verringerten sich auch die Renditen auf 4,5 5,0 4,0 USA 10-jährige Staatsanleihen in Deutschland und den 3,5 4,5 3,0 USA. Sie notierten am gleichen Tag bei 4,42 % bzw. Euro-Raum 4,0 2,5 5,00 %. Verglichen mit dem Vormonat entspricht 2,0 3,5 1,5 dies einer Verringerung um 11 bzw. 16 Basispunkte. Japan (rechte Skala) 1,0 3,0 0,5 2,5 0,0 J J A S O N D J F M A M J Quelle: EZB, Deutsche Bundesbank 9
Devisenmarkt Euro auf neuem Hoch zum Dollar Euro-Wechselkurs Ausl. Währungseinheiten pro Euro 1,6 180 Auf dem Devisenmarkt ist die Stimmung im Juli für 170 den Euro freundlich geblieben. Stützend auf die eu- 1,4 US-Dollar 160 ropäische Gemeinschaftswährung wirkte sich der 1,2 Zinsausblick aus. Während für die USA mit stabilen 150 Jap. Yen (rechte Skala) bzw. sinkenden Leitzinsen gerechnet wird, deutet 1,0 140 sich für den Euro-Raum eine weitere geldpolitische 130 Straffung in den kommenden Monaten an. Dennoch 0,8 Brit. Pfund 120 konnte der Euro zum Monatsanfang nur wenig ge- 0,6 110 genüber dem Dollar zulegen. Dies lag zum einen an J A S O N D J F M A M J J den positiven Konjunkturdaten aus den USA, auch Quelle: EZB, Deutsche Bundesbank wurden einige Händler von den Kommentaren der auflösen. Der EZB-Referenzkurs des Euro lag am EZB zur geldpolitischen Lage enttäuscht, die keine Mittwoch, dem 25. Juli, bei 1,3743 US-Dollar. Der unmittelbare bevorstehende Zinserhöhung für die Greenback schwächte sich gegenüber dem Monats- kommende Ratssitzung im August beinhalteten. anfang damit um rund 2,5 Cent ab. In der zweiten Monatshälfte verstärkte sich der Der japanische Yen rutschte gegenüber der europä- Druck auf den Dollar im Anschluss an die halbjährli- ischen Gemeinschaftswährung am Freitag, dem che Anhörung des US-Notenbankpräsidenten Ben 13. Juli, mit 168,68 Yen pro Euro auf ein neues Tief, Bernanke vor dem Kongress, auf der Bernanke seine konnte im weiteren Monatsverlauf dann aber wie- Wachstumseinschätzung leicht nach unten revidierte. der etwas an Wert gewinnen. Ursache für die Erho- Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es zu kei- lung der japanischen Währung war die Unsicherheit ner weiteren Zinserhöhung der US-Notenbank an den Märkten aufgrund der US-Hypotheken- kommt. Bernanke gab allerdings keinen Hinweis dar- marktkrise, die zur teilweisen Auflösung von Carry auf, dass das Fed die Inflationsrisiken für gebannt Trades zwischen der japanischen Währung und dem hält. Im weiteren Monatsverlauf wurde der Dollar Euro führte. Am Mittwoch, dem 25. Juli, lag der EZB- auch von neuen negativen Nachrichten vom US- Referenzkurs der japanischen Währung bei Hypothekenmarkt belastet. Händler erwarten, dass 165,55 Yen pro Euro, der Yen notierte damit einen ausländische Anleger Wertpapieranlagen in den USA Cent fester als zum Monatsbeginn. Euro-Wechselkurse USD JPY GBP CHF CAD SEK NOK DKK 30. Apr. 07 1,3614 162,69 0,6825 1,6453 1,5190 9,1600 8,1274 7,4508 31. Mai. 07 1,3438 163,46 0,6797 1,6481 1,4371 9,2851 8,1263 7,4493 29. Jun. 07 1,3498 166,54 0,6733 1,6553 1,4236 9,2429 7,9626 7,4428 25. Jul. 07 1,3729 165,37 0,6690 1,6669 1,4270 9,2180 7,9502 7,4410 Ausländische Währungseinheiten pro Euro (Euro-FX-Kurse, Mittelwert aus Geld- und Briefkurs) Quelle: Handelsblatt 10
Aktienmarkt US-Hypothekenkrise drückt Aktienkurse Deutscher Aktienmarkt 8.600 DAX, 40-/ 200-Tagesschnitt Zu Beginn des Juli herrschte auf dem deutschen Ak- 8.200 tienmarkt eine insgesamt freundliche Stimmung. Nur 7.800 kurzzeitig belasteten in den ersten Julitagen die ver- 7.400 suchten Terroranschläge in Großbritannien die Divi- 7.000 dendentitel. Zum Monatswechsel war islamistischen 6.600 Terroristen die Zündung von zwei Autobomben in 6.200 der Londoner Innenstadt misslungen. Ebenfalls schei- 5.800 terte ein Anschlag auf dem Flughafen von Glasgow. 5.400 In der ersten Julihälfte tendierten die Aktienkurse 5.000 dann zunächst seitwärts. Positiven Tendenzen auf- J A S O N D J F M A M J J grund von Unternehmensfusionen und Übernahme- Aktien im Euro-Raum gerüchten standen als Belastung steigende Kapital- 4.800 Euro-Stoxx 50, 40-/ 200-Tagesschnitt marktzinsen gegenüber. Auch wurde die Stimmung 4.600 am deutschen Aktienmarkt durch den steigenden Eurokurs gedrückt. 4.400 4.200 Zu Beginn der zweiten Monatshälfte erreichte der 4.000 DAX einen neuen Jahreshöchststand. Er schloss am 3.800 Montag, dem 16. Juli, mit 8.106 Punkten, musste sei- 3.600 ne Gewinne jedoch in den folgenden Tagen wieder 3.400 abgeben. Zum einen drückte der Rohölpreis auf die 3.200 Kurse, Öl der Sorte Brent überstieg am Freitag, dem J A S O N D J F M A M J J 20. Juli, erstmals die Marke von 80 Dollar pro Barrel. Aktienmarkt USA In der Spitze lag der Preis bei 80,53 Dollar. Zum an- Dow Jones, 40-/ 200-Tagesschnitt 14.200 deren fielen die Quartalsberichte der Unternehmen 13.800 uneinheitlich aus. Zunehmend belastete im Verlauf 13.400 der zweiten Julihälfte auch die Krise am US- 13.000 Hypothekenmarkt das deutsche Kursbarometer. Der 12.600 Deutsche Aktienindex schloss am Mittwoch, dem 12.200 25. Juli, mit 7.693 Punkten, gegenüber dem Monats- 11.800 beginn entspricht dies einem Rückgang um 4 %. Im 11.400 gleichen Zeitraum legte der Dow Jones um 3 % auf 11.000 13.784 Punkte zu. 10.600 J A S O N D J F M A M J J Quelle: Handelsblatt, eigene Berechnungen 11
Eurokonjunktur Verhaltene Erwartungen an europäische blieb das Klima unverändert. In den anderen drei Konjunktur Sektoren ließ der Optimismus etwas nach. Am stärksten sank das Vertrauen im Dienstleistungssek- Das Wirtschaftswachstum der Eurozone hat sich im tor (-2 Punkte). 1. Quartal 2007 mit etwas geringerem Tempo fort- gesetzt. Das BIP stieg im Vergleich zum Vorquartal Das Geschäftsklima in Eurozone - ein Indikator für um 0,7 %. Im vierten Quartal 2006 betrug die Wachs- die Entwicklung der Industrieproduktion im Euro- tumsrate 0,9 %. Relativ zum entsprechenden Quartal Raum - hat sich nach einem leichten Dämpfer im Mai des Vorjahres hat das saisonbereinigte BIP im ersten wieder etwa erholt, ohne jedoch die Verluste vom Quartal 2007 um 3,1 % zugelegt, nach 3,3 % im Vor- Vormonat ausgleichen zu können. Der Business Cli- quartal. Im ersten Quartal 2007 blieben die privaten mate Indicator (BCI) stieg leicht von 1,52 Punkten im Konsumausgaben unverändert. Die Investitionen Mai auf 1,54 Punkte im Juni. Trotz des jüngsten wuchsen um 2,4 %. Die Exporte erhöhten sich um Rückgangs bewegt sich der BCI auf hohem Niveau, 0,8 % und die Importe um 1,7 %. nicht weit von seinem im April erreichten histori- schen Höchststand entfernt. Das Wirtschaftsklima in der Eurozone hat sich im Juni leicht eingetrübt. Der Economic Sentiment Indi- Nachfrage wächst lebhaft cator (ESI) sank gegenüber dem Vormonat um 0,4 Punkte auf 111,7 Punkte. Weiterhin ist die Stim- Der Auftragseingang für den Euro-Raum zeigt ein mung im Euro-Raum aber deutlich besser als im unverändert lebhaftes Nachfragewachstum an. Der langjährigen Durchschnitt. Leicht verbesserte sich die Index der Auftragseingänge in der Industrie erhöhte Stimmung im Bausektor (+1 Punkt). In der Industrie sich vom April zum Mai um 1,7 %, im April war der Wirtschaftsklima im Euro-Raum Gesamt1 Industrie2 Dienst- Verbraucher2 Einzel- Bau2 leister2 handel2 125 30 30 120 20 20 115 10 10 110 0 0 105 -10 -10 100 -20 -20 95 -30 -30 01/06 07/06 01/07 01/06 07/06 01/07 01/06 07/06 01/07 01/06 07/06 01/07 01/06 07/06 01/07 01/06 07/06 01/07 langjähriger Durchschnitt 1) Euro-Raum, in Punkten - Gewichtung: 40 % Industrievertrauen, 30 % Dienstleistungsvertrauen, 20 % Verbrauchervertrauen, 5 % Einzelhandelsvertrauen, 5 % Bauvertrauen 2) Saldo in Prozentpunkten (= Differenz aus positiven und negativen Antworten) Quelle: Europäische Kommission 12
Eurokonjunktur Index um 0,6 % zurückgegangen. Im Vergleich zum Die saisonbereinigte Produktion im Baugewerbe Vorjahr blieb das Wachstum mit 9,1 % ausgespro- hat in der Eurozone im Mai 2007 im Vormonatsver- chen kräftig, wenn auch nicht mehr ganz so hoch gleich um 0,2 % zugelegt, nachdem sie im April war wie noch im April (11,8 %). Die höchsten Wachs- um 1,2 % gefallen war. Im Vergleich zu Mai 2006 hat tumsraten verzeichneten der Fahrzeugbau sowie der die Produktion um 1,8 % zugenommen. Nach der Maschinen- und Anlagenbau mit 17,2 % bzw. durch das milde Wetter bedingten kräftigen Expan- 12,8 %. Einen robusten Zuwachs verzeichneten auch sion der Bauproduktion im ersten Vierteljahr hat sich die Hersteller von elektronischen und elektrischen der Zuwachs im 2. Quartal damit merklich abge- Erzeugnissen (+4,6 %), von Metallerzeugnissen schwächt. (5,6 %) sowie die chemische Industrie (4,8 %). Eine Stagnation musste hingegen das Textil- und Beklei- Im Mai 2007 hat sich das Absatzvolumen des Ein- dungsgewerben hinnehmen (0,0 %) zelhandels in der Eurozone gegenüber Mai 2006 um 0,4 % erhöht. Im Vergleich zum April 2007 fiel Die saisonbereinigte Industrieproduktion ist im Mai der Einzelhandelsindex um 0,5 %. Trotz des kräftigen 2007 in der Eurozone gegenüber April 2007 um Wirtschaftswachstums und der sich bessernden Ar- 0,9 % gestiegen nach einem Rückgang von 0,7 % im beitsmarktlage hat der Einzelhandelsumsatz in den April und einem Anstieg um 0,6 % im März. Gegen- vergangenen Monaten etwas langsamer expandiert über dem Mai 2006 legte die Industrieproduktion als Ende 2006. moderat um 2,5 % zu. Überdurchschnittlich stark expandiert die Erzeugung von Vorleistungs- und In- vestitionsgütern, relativ schwach fällt die Zunahme bei Energie sowie Ge- und Verbrauchsgütern aus. Euro-Konjunktur Berichts- Veränderung zum Einheit Wert vorherigen Vorjahres- periode Zeitraum zeitraum Bruttoinlandsprodukt, real1 I.Q.2007 Prozent 0,7 3,1 Produktion1 gesamte Industrie2 Mai Prozent 0,9 2,5 verarbeitendes Gewerbe Mai Prozent 0,7 2,5 Baugewerbe Mai Prozent 0,2 1,8 Kapazitätsauslastung1 II.Q.07 Prozent 84,8 +0,4 Punkte +2,4 Punkte Arbeitslosenquote1 Mai Prozent 7,0 -0,1 Punkte -0,9 Punkte Verbraucherpreise Juni Prozent 0,1 1,9 Erzeugerpreise, Industrie Mai Prozent 0,3 2,3 Extra-Ausfuhren3 Mai Mrd. Euro 124,2 5,8 8,7 Extra-Einfuhren3 Mai Mrd. Euro 122,5 6,5 3,1 Extra-Handelsbilanz3 Mai Mrd. Euro 1,7 -0,6 5,6 1) saisonbereinigt, 2) ohne Baugewerbe, 3) Veränderung in Mrd. Euro. Quelle: Eurostat 13
Eurokonjunktur Stabile Verbraucherpreise im Euro-Raum Aufträge und Produktion im Euro-Raum, 2000=100 Die jährliche Inflationsrate der Eurozone lag im Juni 135 2007 unverändert verglichen mit Mai bei 1,9 %. Ein Jahr zuvor hatte sie 2,5 % betragen. Die monatliche 125 Inflationsrate betrug im Juni 2007 0,1 %. Aufträge 115 In der Eurozone erhöhten sich die Erzeugerpreise 105 der Industrie im Mai 2007 im Vergleich zum Vor- Produktion monat um 0,3 %. Die Preise im Energiesektor stiegen 95 um 0,5 %. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjah- 01/05 07/05 01/06 07/06 01/07 Quelle: Eurostat resmonat erhöhten sich die Erzeugerpreise im Mai 2007 um 2,3 %. Die Preise im Energiesektor fielen Nach ersten Schätzungen ergab sich für die Eurozo- um 0,5 %. Ohne den Energiesektor legten die Erzeu- ne im Mai 2007 ein Handelsbilanzüberschuss von gerpreise im Vergleich zum Vormonat um 0,3 % und 1,7 Mrd. Euro. Noch im Vorjahresmonat erzielte sie im Vergleich zum Mai 2006 um 3,2 % zu. ein Defizit von 3,9 Mrd. Euro. In den ersten fünf Mo- naten dieses Jahres lagen die Ausfuhren des Euro- Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote in der Euro- Raums mit 600,6 Mrd. Euro 9 % höher als im ent- zone lag im Mai 2007 bei 7,0 %, gegenüber 7,1 % im sprechenden Vorjahreszeitraum, die Einfuhren lagen April. Im Mai 2006 betrug sie 7,9 %. Eurostat schätzt, bei 596,8 Mrd. Euro und damit 5 % höher als 2005. dass im Mai 2007 insgesamt 10,4 Mio. Personen ar- Der Handelsbilanzsaldo war von Januar bis Mai die- beitslos waren. Im Mai 2006 waren es 11,8 Mio. ge- ses Jahres praktisch ausgeglichen (+3,8 Mrd. Euro). wesen. Verbraucherpreise im Euro-Raum Verbraucherpreise in % gg. Vorjahr, Juni 2007 Euro-Raum, in % gg. Vorjahr 4 3,0 3 2,5 Gesamt 2 2,0 1 1,5 ohne Energie und unbearbeitete Lebensmittel 0 1,0 FR FI IT Euro 13 AT PT SI ES LU BE NL DE EL IE 01/05 07/05 01/06 07/06 01/07 Quelle: Eurostat 14
Deutsche Konjunktur Industrie bleibt Konjunkturmotor kräftige Minus am Bau (-8,4 %). Die industrielle Er- zeugung war leicht rückläufig (-0,8 %). Die Unternehmen des Produzierenden Gewerbes haben ihre Produktion im Mai wieder hochgefah- Die Industrie hat im Mai unerwartet viele Aufträge ren. Sie stellten preis- und saisonbereinigt 1,9 % erhalten. Bei den Unternehmen gingen preis- und mehr her als im April. Das durch Brückentage verur- saisonbereinigt 3,2 % mehr Bestellungen ein als im sachte Minus vom Vormonat (-2,1 %) wurde damit Vormonat. Im April hatte es noch einen Rückgang nahezu kompensiert. Verglichen mit dem Vorjahr von revidiert 1,6 % gegeben. Im Vergleich zum Vor- expandierte die Produktion im Produzierenden Ge- jahr nahm das Ordervolumen im Mai in der Industrie werbe mit 4,6 % im robusten Tempo. In 2006 und mit 7,5 % in hohem Tempo zu, im April hatte der dem ersten Quartal 2007 hatte die Produktion mit Zuwachs mit 11,2 % sogar noch höher gelegen. Die Wachstumsraten bis zu 8 % allerdings noch deutlich Nachfrage aus dem Ausland stieg im Mai mit 4,4 % stärker zugelegt. gegenüber dem April doppelt so stark wie die aus dem Inland mit 2,2 %. Gefragt waren vor allem Kon- Die Industrie sowie darunter die Hersteller von Vor- sumgüter (+4,0 %). Bei Investitionsgütern gab es ein leistungsgütern stellte im Mai 2,3 % mehr her als im Plus von 3,8 %, bei Vorleistungsgütern von 2,4 %. Im April. Der Produktionszuwachs wurde von der In- stabileren Zwei-Monats-Vergleich legte die Nachfra- vestitionsgüternachfrage getragen. Die Herstellung ge nach Industrieprodukten um 0,6 % zu. Den deut- von Investitionsgütern legte um 2,5 % zu. Am Bau lichsten Nachfrageanstieg innerhalb der industriellen wurden 0,3 % mehr hergestellt. Ein Minus gab es le- Hauptgruppen verzeichneten im Zweimonatsver- diglich im Energiebereich (-0,9 %). Im für Schwan- gleich die Hersteller von Konsumgütern (+3,7 %). Die kungen weniger anfälligen Zwei-Monats-Vergleich Inlandsbestellungen in der Industrie insgesamt er- April/Mai zu Februar/März schrumpfte die Produkti- höhten sich um 0,9 %, die Bestellungen aus dem on um 1,1 %. Dämpfend wirkte hier vor allem das Ausland verzeichneten ein Plus von 0,4 %. Produktion Auftragseingänge Mai Mai Veränderung in % gg. Zwei- Veränderung in % gg. Zwei- Deutschland Deutschland Vormonat Vj.monat monats- Vormonat Vj.monat monats- schnitt* schnitt* Prod. Gewerbe 1,9 4,6 -1,1 Industrie 3,2 11,2 0,6 davon: davon: Industrie 2,3 6,1 -0,8 - Inland 2,2 7,5 0,9 - Vorleistungen 2,3 7,6 -1,3 - Ausland 4,4 15,1 0,4 - Investitionsgüter 2,5 7,0 -1,1 - Vorleistungen 2,4 8,0 0,6 - Gebrauchsgüter 2,9 2,0 -2,4 - Investitionsgüter 3,8 14,3 0,0 - Verbrauchsgüter 0,7 1,2 1,2 - Konsumgüter 4,0 7,9 3,7 Bauhauptgewerbe 0,3 -3,0 -8,4 Bauhauptgewerbe -1,4 -1,1 0,8 * zu dem vorangegangenen Zwei-Monatsdurchschnitt Preis- und saisonbereinigt Quelle: Deutsche Bundesbank 15
Deutsche Konjunktur Leichter Dämpfer am Bau im Mai Produktion Die Nachfrage nach Bauleistungen hat im Mai erst- 2000=100, preis- und saisonbereinigt mals in diesem Jahr nachgelassen. Das Baugewerbe 140 erhielt preisbereinigt 1,7 % weniger Aufträge als vor einem Jahr. Im Tiefbau fiel der Rückgang mit 2,7 % 120 Industrie kräftig aus. Im Hochbau blieb die Auftragslage un- 100 verändert. Bauhauptgewerbe 80 Das Verarbeitende Gewerbe steigerte seinen Um- 60 satz im Mai preisbereinigt um 6,2 % im Vergleich 01/05 07/05 01/06 07/06 01/07 zum Vorjahresmonat. Der Inlandsumsatz stieg im Quelle: Deutsche Bundesbank Vergleichszeitraum um 4,3 %, die Erlöse im Geschäft mit ausländischen Abnehmern nahmen um 8,7 % zu. Auftragseingänge 2000=100, preis- und saisonbereinigt Das größte Plus schaffte der Maschinenbau (+11,0 %), gefolgt von den Chemieproduzenten 160 (+9,4 %). Von Januar bis Mai verkauften die Unter- Aufträge aus dem Ausland 140 nehmen 7,4 % mehr, wobei das Auslandsgeschäft um 9,7 % und der Inlandsabsatz um 5,7 % zulegten. 120 Der Zuwachs liegt über dem Jahresschnitt 2006 (+6,1 %). Im kurzfristigen Vergleich zeigt der Trend 100 Aufträge aus dem Inland ebenfalls nach oben. Im Mai lag der saison- und ar- 80 beitstäglich bereinigte Umsatz um 2,6 % über dem 01/05 07/05 01/06 07/06 01/07 Niveau des Vormonats. Damit wurde der deutliche Quelle: Deutsche Bundesbank April-Rückgang von 2,7 % nahezu wettgemacht. Wirtschaftliche Einschätzung 2000=100, saisonbereinigt Noch keine Erholung im Einzelhandel 100 110 ZEW- 80 Konjunktur- erwartung 105 Der Umsatz des deutschen Einzelhandels lag im Mai 60 nominal 3,0 % und real 3,7 % niedriger als im Mai 40 100 des Vorjahres. Dies ergeben vorläufige Angaben aus 20 sieben Bundesländern, in denen rund dreiviertel des 0 95 gesamten Einzelhandelsumsatzes getätigt werden. -20 ifo Geschäfts- klimaindex* Unverändert leidet der Einzelhandel unter der Erhö- -40 90 01/05 07/05 01/06 07/06 01/07 hung des Regelsatzes der Mehrwertsteuer vom Jah- Quelle: ZEW, ifo Institut * rechte Skala resbeginn. Im Vergleich der ersten fünf Monate die- 16
Deutsche Konjunktur ses Jahres mit dem entsprechenden Vorjahreszeit- venzen betrug 12.931 Fälle (+10,4 %). Die voraus- raum ergibt sich ein nominaler Umsatzrückgang von sichtlichen offenen Forderungen der Gläubiger be- 1,5 % und eine reale Einbuße von 0,8 %. Doch nicht zifferten die Gerichte für April mit 2,3 Mrd. Euro. nur im Vergleich zum Vorjahr, sondern auch im Mo- Obwohl die Unternehmensinsolvenzen nur 17 % al- natsvergleich schwächte sich der Einzelhandelsum- ler Insolvenzfälle ausmachten, entfielen auf sie knapp satz ab. Unter Berücksichtigung von Saison- und Ka- 60 % der Forderungen. lendereffekten sanken die Erlöse der Einzelhändler im Vergleich zum April nominal um 1,9 % und real Experten rechnen mit Rückgang des Wirt- um 1,8 %. schaftswachstums Der Umsatz im Baugewerbe (Betriebe mit 20 und Trotz des Booms an den Aktienmärkten beurteilen mehr Beschäftigten) schrumpfte im Mai gegenüber professionelle Anleger und Analysten die Aussichten dem Vorjahresmonat um 8,2 % auf knapp 6,5 Mrd. für die deutsche Wirtschaft deutlich pessimistischer. Euro. Von Januar bis Mai setzten Baufirmen mit Der Index der ZEW-Konjunkturerwartungen sank 26 Mrd. Euro trotz des schwachen Monats Mai 7,9 % im Juli gegenüber dem Vormonat unerwartet kräf- mehr um als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. tig um 9,9 Punkte auf 10,4 Punkte. Das Barometer blieb damit unter seinem langjährigen Durchschnitt Trotz der guten Nachrichten vom Arbeitsmarkt ha- von 33,0 Punkten. Als Grund für den Rückgang wird ben sich in den ersten vier Monaten so viele eine etwas nachlassende Dynamik der deutschen Verbraucher zahlungsunfähig erklärt wie nie zuvor. Wirtschaft im Jahr 2008 genannt. Für die kommen- Die Zahl der Privatinsolvenzen stieg von Januar bis den sechs Monate wird vor allem eine Abschwä- April im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22,4 % chung des inländischen Konsums und der Bauwirt- auf 34.686 Fälle. Das ist der höchste Stand seit Ein- schaft erwartet. Verantwortlich hierfür seien in ers- führung der Verbraucherinsolvenz 1999. Hingegen ter Linie der hohe Ölpreis und steigende Zinsen. sanken im gleichen Zeitraum die Unternehmensin- Auch die Aussichten für die US-Konjunktur wurden solvenzen um 13,1 % auf 9.560 Fälle. Damit setze kritischer gesehen. Zudem mache der teure Euro sich der seit mehr als zwei Jahren anhaltende Rück- den Exporteuren das Leben schwerer. Die Bewer- gang der Unternehmensinsolvenzen fort. Insgesamt tung der aktuellen konjunkturellen Lage verschlech- gab es in den ersten vier Monaten 54.862 Insolven- tert sich geringfügig um 0,5 Punkte auf 88,2 Punkte. zen, das waren 10,1 % mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Das ifo-Geschäftsklima für die gewerbliche Wirt- schaft ist im Juli leicht zurückgegangen. Der vom Im April 2007 meldeten sich 2.224 Unternehmens in- Münchener ifo-Institut berechnete Indikator verrin- solvent (-14,3 % gegenüber dem Vorjahresmonat). gerte sich von 107,0 auf 106,4 Punkte. Damit liegt er Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen nahm um aber weiterhin deutlich oberhalb seines langjährigen 8.239 Fällen (+24,7 %) zu. Die Gesamtzahl der Insol- Mittelwerts der Jahre 1991 bis 2006 von 95,8 Punk- 17
Deutsche Konjunktur ten. Der Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas weist auf Vorjahr. In den drei Vormonaten hatte die Teue- eine Fortsetzung des konjunkturellen Aufschwungs rungsrate noch jeweils 1,9 % betragen. Von Mai auf mit einem leicht verringerten Wachstumstempo hin. Juni stiegen die Lebenshaltungskosten um 0,1 %. Im Verantwortlich für die Abschwächung des Ge- Juni 2007 wirkte sich die Preisentwicklung der Ener- schäftsklimas sind die Erwartungen der 7.000 be- gieprodukte preisdämpfend auf die Jahresteue- fragten Unternehmen. Der Index für die Erwartun- rungsrate aus: Ohne Energie (Haushaltsenergie und gen verringerte sich im Juli von 102,8 auf 101,8 Kraftstoffe) hätte die Teuerungsrate 1,9 % betragen. Punkte. Offenbar erwarten die Unternehmen, dass die deutsche Wirtschaft auf einen nachhaltig tragfä- Der für europäische Zwecke berechnete harmoni- higen Wachstumspfand einschwenkt. Auch dürfte sierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für Deutsch- die Aufwertung des Euro belastend auf die Stim- land stieg im Juni 2007 gegenüber Juni 2006 um mung der Unternehmen gewirkt haben. Praktisch 2,0 %. Im Vormonatsvergleich erhöhte sich der Index unverändert blieb die Einschätzung der Geschäftsla- um 0,1 %. ge. Der Teilindikator für die Geschäftsbeurteilung gab im Juli nur geringfügig von 111,4 auf 111,3 Der Preisauftrieb im deutschen Großhandel hat sich Punkte nach. im Juni abermals abgeschwächt. Die Jahresteue- rungsrate sank auf 1,9 %. Im Mai hatte sie noch Unterschiedlich entwickelte sich die Stimmung in 2,4 % betragen. Im Vergleich zum Vormonat zogen den einzelnen in die Befragung einbezogenen Wirt- die Preise um 0,1 % an. Deutlich günstiger wurden schaftsbereichen. Besonders deutlich verschlechterte feste Brennstoffe und Mineralölprodukte. Sie koste- sich das Klima im Großhandel, sowohl die Beurtei- ten im Schnitt 2,4 % weniger als im Juni 2006. lung der Geschäftslage als auch der Geschäftserwar- tungen gingen deutlich zurück. Etwas weniger op- Mäßiger Anstieg der Erzeugerpreise timistisch zeigten sich das Verarbeitende Gewerbe und der Einzelhandel, wobei die Geschäftserwartun- Mit 1,7 % ist der Index der Erzeugerpreise gewerbli- gen der Industriebetriebe allerdings trotz der jüngs- cher Produkte im Juni dieses Jahres nur moderat an- ten Euro-Aufwertung zuletzt wieder etwas optimis- gestiegen. Im Mai hatte die Teuerung mit 1,9 % et- tischer waren. Entgegen dem Trend wurde die was höher und im April mit 1,6 % geringfügig nied- Stimmung im Bauhauptgewerbe im Juli etwas besser riger gelegen. Im Vergleich zum Mai erhöhten sich als zuvor eingeschätzt. die Erzeugerpreise um 0,2 %. Entlastend auf die Pro- duzentenpreise wirkte sich die Energiepreisentwick- Inflation schwächt sich leicht ab lung aus. Ohne die Berücksichtigung von Energie wären die Erzeugerpreise im Juni gegenüber dem Der Preisauftrieb in Deutschland hat sich im Juni Vorjahr um 2,8 % gestiegen. Entlastend auf dem Er- leicht abgeschwächt. Die Verbraucherpreise verteu- zeugerpreisanstieg wirkten sich Basiseffekte aus. So erten sich im Schnitt um 1,8 % im Vergleich zum stiegen die Preise für Mineralölerzeugnisse im Mo- 18
Deutsche Konjunktur natsvergleich um 1,7 %, lagen wegen des starken Erwerbstätige und Arbeitslose Anstiegs im Vorjahr gleichzeitig jedoch um 0,8 % saisonbereinigt, in Tsd. Personen niedriger als ein Jahr zuvor. 5.100 39.600 Arbeitslose 39.500 4.900 39.400 4.700 39.300 Mehr Stellen in der Industrie 39.200 4.500 Erwerbstätige 39.100 4.300 (rechte Skala) 39.000 Die Industrie wird immer mehr zum Jobmotor. Die 38.900 4.100 Zahl der Beschäftigten in den Betrieben des Verar- 38.800 3.900 38.700 beitenden Gewerbes mit 50 und mehr Beschäftigten 3.700 38.600 01/05 07/05 01/06 07/06 01/07 lag im Mai mit 5,2 Mio. Personen um 75.700 höher Quelle: Bundesagentur für Arbeit als vor einem Jahr. Mehr Stellen wurden in den ver- gangenen zwölf Jahren nur im Februar 2001 ge- gen gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeit- schaffen. Der prozentuale Zuwachs von 1,5 % war raum um 1,6 %. sogar der stärkste seit 1995. Seit November 2006 steigt die Mitarbeiterzahl in den größeren Betrieben Leistungsbilanzüberschuss gestiegen damit kontinuierlich. Das kräftigste Stellenplus schafften die Metallverarbeiter mit 5,5 %. Der Ma- Deutsche Unternehmen haben im Mai Waren im schinenbau als größte Branche kam auf ein Plus von Wert von 79,1 Mrd. Euro ins Ausland und damit vier Prozent. Weniger Mitarbeiter zählten dagegen 6,7 % mehr als ein Jahr zuvor verkauft. Dagegen das Ernährungsgewerbe (-0,2 %) sowie die Hersteller sanken die Ausfuhren im Vergleich zum Vormonat von Fahrzeugen und Kraftwagenteilen (-1,2 %). April kalender- und saisonbereinigt um 0,7 %. Der Wert der Warenimporte kletterte auf 61,6 Mrd. Eu- Die Zahl der Beschäftigten in den Betrieben des ro (+2,0 % gegenüber Mai 2006). Im Vergleich zum Baugewerbes ist im Mai gegenüber dem Vormonat Vormonat ergab sich Kalender- und Saisonbereinigt um 21.000 oder 3,0 % auf 699.000 zurückgegangen. ein Rückgang von 3,6 %. Die Handelsbilanz schloss In den ersten fünf Monaten erhöhte sie sich dage- im Mai mit einem Überschuss von 17,5 Mrd. Euro. In Preise Preisveränderung gg. Vorjahr in % Veränderung in % gg. 8 Vormonat Vj.monat 6 Mai Jun Mai Jun 4 Verbraucherpreise 0,2 0,1 1,9 1,8 2 Industr. Erzeugerpreise 0,3 0,2 1,9 1,7 Importpreise 0,3 0,6 0,6 1,3 0 01/05 07/05 01/06 07/06 01/07 Exportpreise 0,2 0,2 1,8 2,0 Großhandelspreise 0,3 0,1 2,4 1,9 Verbraucherpreise Erzeugerpreise Importpreise Einzelhandelspreise -0,1 0,0 1,5 1,5 Quelle: Statistisches Bundesamt 19
Deutsche Konjunktur der Leistungsbilanz stand unter dem Strich ein Plus Außenwirtschaft von 9,6 Mrd. Euro. in Mrd. Euro 100 Exporte 80 In den ersten fünf Monaten dieses Jahres erzielte Deutschland einen deutlich höheren Leistungsbi- 60 Importe lanzüberschuss als im vergangenen Jahr. Der Saldo 40 Handelsbilanzsaldo aus der zusammengefassten Bilanz des Waren- und 20 Dienstleistungshandels, der grenzüberschreitenden 0 Leistungsbilanzsaldo Erwerbs- und Vermögenseinkommen und der lau- -20 fenden Übertragungen lag von Januar bis Mai bei 01/05 07/05 01/06 07/06 01/07 81,3 Mrd. Euro, in den ersten fünf Monaten des Jah- Quelle: Deutsche Bundesbank res 2006 hatte er bei 63,0 Mrd. Euro gelegen. Der höhere Überschuss der Leistungsbilanz ist vor allem Der Index der Ausfuhrpreise erhöhte sich im Juni auf den kräftigen Anstieg der Warenexporte zurück- um 2,0 % gegenüber dem Juni des Vorjahres. In den zuführen. vorangegangen beiden Monaten hatte die Teue- rungsrate bei 1,8 % bzw. 1,9 % gelegen. Die Einfuhrpreise sind im Juni 2007 nur wenig ge- stiegen. Der vom Statistischen Bundesamt ermittelte Index erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 1,3 %. Im Mai und April hatte die Jahresänderung mit 0,6 % bzw. 0,5 % noch etwas niedriger gelegen. Besonders hoch war im Juni wie schon in den vorangegangenen Monaten die Teuerung bei Rohei- senstahl und Eisenlegierungen sowie bei nicht Ei- senmetallen und deren Halbzeug. Besonders kräftig ging die Preise zurück bei Datenverarbeitungsgerä- ten und Einrichtungen sowie bei elektronischen Bauelementen. Außenwirtschaft Stand Veränderung gegen Stand in Mrd. € Stand in Mrd. € in Mrd. € Vorjahresmonat Jan-Mai 07 Jan-Mai 06 Mai in Mrd. € Deutschland - Exporte 79,1 6,7 396,7 357,0 - Importe 61,6 2,0 315,5 294,0 - Handelsbilanzsaldo 17,5 4,7 81,3 63,0 - Leistungsbilanzsaldo 9,6 4,7 57,1 38,9 Quelle: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bundesbank 20
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