Evangelische Kirchengemeinden Simbach am Inn und Tann

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Evangelische Kirchengemeinden Simbach am Inn und Tann
Ausgabe 2/2021
                                                                 Mai – Juni 2021

                      Evangelische Kirchengemeinden Simbach am Inn und Tann

Jahresthema:
Die Kraft
des Wortes –
über die
Mundart
Seiten 2 - 6

Im Lichte
gesehen –
Gottesdienst
mit Fotografien
von Peter
Hartwig
Seite 12

Jubiläum –
Reichstag
zu Worms
Seite 13

Bibelgarten
Seite 16          Foto: Peter Hartwig
Evangelische Kirchengemeinden Simbach am Inn und Tann
rüß Gott

's Geischdliche Wort                      Abneigung gegenüber dem Anderen,
                                          dem Fremden, der nicht so redet wie       Impressum
Liebe Leserin, lieber Leser,              wir.
die Rechtschreibprüfung lasse ich lie-    Lukas beschreibt in dr Gschichd von       des Gemeindeboten:
ber ausgeschaltet, während ich das        sellem Pfingschdfeschd das Wirken
hier schreibe. Hebräische oder grie-                                                Herausgeber:
                                          des Heiligen Geischtes als ein Wunder.
chische Schriftzeichen würde das          Nicht, weil plötzlich alle eine Spra-     Evang.-Luth. Pfarramt
System erkennen; aber schwäbische         che sprechen. Dafür hätte Griechisch      Albert-Seidl-Str. 6
Grammatik?                                greicht (gepaart mit ein bisschen         84359 Simbach am Inn
Pfingschde ist ein Fest der Dialekte      gutem Willen und Freundlichkeit).         Tel.: 08571 2366
und Sprachen und ein Freudenfest für      Stattdessen hört jeder die Pfingschd-
jeden Sprachwissenschaftler. In Jeru-     predigt in seiner Muttersproach. Da-      Fax: 08571 7078
salem treffen Sprachen und Dialekte       durch, dass er mit uns wie Mutter und
aufeinander, die sonst nur innerhalb      Vater spricht, rührt uns der Heilige
der Großfamilie, des Freundeskreises      Geist im Innersten an.                    Redaktionsteam
oder des Staates gesprochen und ver-      Er verschafft sich Zugang zu unseren      des Gemeindeboten:
standen werden.                           Emotionen, zu den Stellen, an denen       Christian Muschler (Endredaktion),
Und genau letzteres ist ein Problem.      wir sehr empfindlich sind; und das sind
                                                                                    Rolf Bartsch,
Wenn Parther, Meder und Elamiter          wir, wenn‘s um unsere Sprache geht.
                                          Da können wir fuchsig werden, wenn        Stephanie Kastner,
aufeinandertreffen, haben sie nicht
allzuviele     Verständigungsmöglich-     uns da einer dumm kommt. Der Hei-         Andrea Müller,
keiten. In Israel sprechen sie im Got-    lige Geist spricht dagegen alle an, so-   Edgar Nama,
tesdienst Hebräisch, während man          dass sie seine Worte verstehen und        Ursula Peh-Dickstein,
zuhause Aramäisch spricht. Das ist        von Herzen annehmen. So erreicht
                                          er die Einheimischen und die Frem-        Jürgen Schwinghammer
sozusagen das Niederbairisch der Bi-
bel: Fieses Niedergaliläisch, worüber     den, Hebräer und Griechen, Bayern,
die vornehmen Jerusalemer Bürger          Pfälzer und Preußen (so ähnlich wie
                                          Parther, Meder und Elamiter). Er über-    Druck:
vermutlich die Nase rümpfen. Wenn
die ein Landei aus Niedergaliläa nicht    setzt simultan für all die Menschen,      Druckerei Vierlinger GmbH & Co. KG
verstehen wollen, dann zucken sie mit     die da vor dem Haus der Apostel zu-       Auflage: 1.550
den Schultern und gehen weiter. Ähn-      sammengelaufen sind und sich nur
                                                                                    Der Gemeindebote erscheint in der Regel
lich wird‘s den Besuchern aus Rom,        noch wundern. Häää? Was ischn do
                                          los? Die send doch älle von do dron-      viermal pro Jahr und wird kostenlos an
aus Phrygien und Pamphylien und aus
Ägypten gegangen sein. Die sprachen       te, von Galiläa? Wie goht nocher des,     die Gemeindemitglieder der Evang.-Luth.
zwar alle Griechisch - aber das war die   dass mir die en eisre Sproach heret?      Kirchengemeinden Simbach am Inn und
Sprache der Diaspora. So etwas wollte     Wenn Sie dafür die Übersetzung            Tann verteilt.
man in Jerusalemer Kreisen nicht ver-     brauchen, lesen Sie Apostelgeschich-
stehen. Das war heidnisch, die Spra-      te 2,7-8 oder bitten Sie den Heiligen
che der Götzendiener, der Zauberer        Geist ein Wunder zu tun, damit sich       Für eine Spende sind wir dankbar.
und Philosophen. Nein, da zuckte          alles in uns öffnet für Gottes Wort und   Sparkasse Simbach
man vornehm die Schulter und ging         zu seinem Lob.                            IBAN: DE 03 7435 1430 0810 2356 97
weiter. „Ich nix versteh.“ sozusagen.     Frohe Pfingschde eich älle.               BIC: BYLADEM1EGF
Oft trennt nicht die Grammatik oder       Ihr/e Pfarrer/in
ein Wort die Menschen, sondern die        Stephanie Kastner · Christian Muschler    Verwendungszweck: Gemeindebote

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Evangelische Kirchengemeinden Simbach am Inn und Tann
Jahresthema: Die Kraft des Wortes                                                                  ott und die W
                                                                                                               Welt

      Am Anfang war das Wort- über die Kraft des Wortes
                       In dieser Ausgabe: Die Sprachkraft der Mundart
In unserer derzeitigen Themenrei-       Dr. Hans Göttler war uns bei diesem        Meine heimatliche Mundart bedeu-
he denken wir der Kraft des Wortes      Thema freundlicherweise behilflich         tet mir „Heimat“ im besten ganzheit-
nach. In den letzten Gemeindeboten-     und hat uns dankenswerter Weise un-        lichen Sinne! Es ist die Sprache aus
Ausgaben fanden sich zum Beispiel       sere Fragen beantwortet. Dr. Göttler,      dem Simbach der 1950er Jahre, wie
ein Interview mit einer Mitarbeiterin   „Wirtbua“ aus Simbach, war Akade-          sie ein anno 53 geborener Wirtsbua,
der Telefonseelsorge oder mit Streit-   mischer Direktor an der Universität        Weißbräu- und Kracherlmacher-
schlichterinnen am Tassilo-Gymnasi-     Passau im Fachbereich Germanistik.         Sprößling mit der Muttermilch – nein,
um.                                     In verschiedenen Publikationen hat         ich wurde nicht gestillt, sondern mit
In dieser Ausgabe wollen wir die be-    er sich mit der bairischen Mundart         Juwela-Limo-Kracherl und Weißbier-
sonderen Möglichkeiten der Mundart      beschäftigt. Zuletzt ist von ihm „De       Noagal aufgezogen – aufgenommen
in den Mittelpunkt stellen. Verfügt     Gschicht vom Håsn Bädal“ erschie-          hat. Das hoch- und schriftdeutsch
doch die Mundart über Möglichkei-       nen, eine Übersetzung des englischen       ausgerichtete Tassilo-Gymnasium hab
ten, die die Schriftsprache in dieser   Märchens „The Tale of Peter Rabbit“.       ich rein sprachmäßig unbeschadet
Weise nicht hat.                        Auf unsere Fragen hat außerdem Pfr.        überlebt und überstanden, obwohl
                                        Claus Ebeling geantwortet. Pfarrer         mir zum Abitur 1972 mein Englisch-
                                        Ebeling engagiert sich im Arbeits-         Leistungskurs-Lehrer Rainer Krieger
                                        kreis „MundArt in der Kirche“. Er ist      attestierte: „Göttler, Ihr Englisch is very
                                        Gemeindepfarrer in Lichtenau bei           lower Bavarian!“ Ich musste erst 50
                                        Ansbach und hat zusammen mit dem           Jahre alt werden, bis ich diese Dis-
                                        Arbeitskreis den „Fränkischen Psalter “    kriminierung durch diesen Münchner
                                        („As fränggische Gsangsbuch“) her-         Porsche-Fahrer-Lehrer mental über-
                                        ausgegeben.                                wunden hatte. Seitdem lass ich mich
                                                                                   von niemandem mehr aus meiner
                                        Die Fragen stellte Pfarrer Muschler
                                                                                   Sprach-Heimat vertreiben! Nur wenn
                                        beiden per Email.
                                                                                   ich mit einem Menschen/einer Men-
                                           Mundart: „Näher am                      schin spreche, der/die der bairischen
                                                                                   Mundart nicht mächtig ist, switche ich
                                          Menschen“ – Interview                    auf die Hochsprache über, damit auch
                                           mit Dr. Hans Göttler                    diese spracharmen Zeitgenössinnen
                                                                                   und -genossen „ebbs“ von meiner
                                        Lieber Herr Dr. Göttler, Sie setzen sich   Gscheidheit und Allweisheit profitie-
                                        sehr für die heimische Mundart ein.        ren können! Also: „Sprache als Gna-
                                        Die bairische Sprache nimmt großen         de!“ Vaschdäsd? Verstehen Sie?
                                        Raum in Ihren Publikationen ein. Was       Welche Möglichkeiten der Mundart
                                        bedeutet Ihnen persönlich die heimat-      sehen Sie, die das Hochdeutsche nicht
Dr. Hans Göttler (Foto: privat)         liche Mundart?                             hat?

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Evangelische Kirchengemeinden Simbach am Inn und Tann
Jahresthema: Die Kraft des Wortes                                                                    ott und die Welt

Die Mundart, vor allem unsere bai-        die Mundart einen schweren Stand in         Umstand verbunden, dass die Men-
rische, ist näher am Menschen, also       unserer Zeit. Welche Möglichkeit, die       schen, die keine Mundart sprechen, sie
genau dort, wo fast alle (Parteien,       Mundart zu fördern, sehen Sie?              bisweilen als ausgrenzend empfinden.
Kirchen, Vereine usw.) heutzutage hin     Es gibt – Gott sei Dank – heute auch        Wie sehen Sie diesen Umstand?
wollen. Ich erspare mir also viele Mit-   immer mehr Medien, die die Mund-            Das ist ganz natürlich! Aber, ich be-
gliederbeiträge, wenn ich Mundart         art verwenden. Die „Print“ -Medien          ginne da zuerst mit der Situation des
spreche. Vor allem mit der mündlich       haben da lokal, regional und durch-         Mundartsprechers: Der wird ja zu-
gesprochenen bairischen Mundart           aus auch überregional eine Vorreiter-       nächst auch von den Hochsprachlern
vermag ich hochsensible, ernste, trau-    Rolle übernommen, man denke z.B.            oft ausgegrenzt, belächelt, verspottet,
rige, schwierige Situationen aufzu-       an die Rubrik „Kratzers Wortschatz“         für nicht ganz voll genommen!!! Ich
lockern, Gesprächspartner aus ihren       in der SZ, wo mein niederbayerischer        rede da aus Erfahrung! Die Hoch-
Tiefs heraufzuholen, sie zu trösten,      Turmschreiberkollege Hans Kratzer           sprachler meinen ja oft, sie hätten mit
sie aufzumuntern u. dgl. Und: „Auch       immer wieder mundartliche Kostbar-          ihrer Sprache auch die Weisheit mit
Schweigen in der Mundart kann             keiten vorstellt, letztens mal ein her-     Löffeln gefressen! – Wir brauchen also
manchmal helfen!“ Vaschdäsd? Ver-         vorragendes „Böfflamod“, zu dem             eine gegenseitige Toleranz zwischen
stehen Sie?                               ich allerdings „Bifflamodt“ sag, da ja      den verschiedenen Sprachlagern, ein
Manche sprechen der Mundart die           die Baiern das „ö“ meist entrunden!         offenes Geben und Nehmen, ein be-
Wertigkeit ab, die für sie das Hoch-      Drum geht man in Simbach ja auch            reitwilliges Sprechen, Hören und Zu-
deutsche hat. Was würden Sie darauf       nicht zum „Göttler “, sondern zum           hören! Das muss natürlich schon in
entgegnen?                                „Geddla“! Hoffentlich bald wieder, n.       der Schule losgehen, und zwar nicht
                                          C. (nach Corona)! Andere Medien, z.         bloß im Deutschunterricht, der ja ge-
Da lautet meine Antwort: „Dees is a       B. der Bayer. Rundfunk, entziehen sich      nerell gern als die Reparaturwerkstatt
groußa Schmarrn!“ Die Sprachwis-          leider oft ihrer Mundart-Verantwor-         für alle gesellschaftlichen Probleme
senschaftler, zu denen ich – Gott sei     tung! – Schulen und Lehrpläne sind          herhalten muss! Ich hab 44,55 anre-
Dank – nicht gehöre – ich bin bloß ein    inzwischen – Gott sei Dank – mund-          chenbare Dienstjahre in dieser Firma
Sprachbenutzer/Sprach-Schmaddsa –         artfreundlicher ausgerichtet! Krieger       hinter mir!
haben inzwischen eindeutig nachge-        ist längst im Ruhestand und vielleicht
wiesen, dass alle sprachlichen Register                                               Mundartsprecher treten ja eh zuerst
                                          schon im Jenseits! Die jungen Leute         von der emotionalen Seite her in den
ihre eigene Wertigkeit besitzen. Wenn     von heute verwenden die Mundart
ich über Bairisch und Schriftdeutsch                                                  Kommunikations-Ringkampf ein! Sie
                                          gern auch schriftlich ohne Scheuklap-       sind also von Haus aus mehr als die
verfüge, bin ich also schon mal sehr      pen in allen sozialen und a-sozialen
gut „bilingual“ aufgestellt. Und dann                                                 anderen dazu befähigt, zum Gelingen
                                          Medien. Poetry-slam klingt auch im          von sprachlicher Verständigung bei-
kommen erst die weiteren Fremd-           Dialekt gut!!! Also: „Ich bin z. Zt. eher
sprachen! Also: „Mundartsprache und                                                   zutragen! Also: „Der Mundartsprecher
                                          wieder optimistisch, was die Zukunft        stellt sich während des Sprechakts au-
Schriftsprache, das sind die zwei Sei-    der Mundart betrifft! – Sprache ist
ten der Sprach-Medaille! Man kann                                                     tomatisch auf den armen und bedau-
                                          ja immer in Fluss, Mundart z. Zt. auf       ernswerten Nur-Hochsprachler ein,
und darf diese Medaille nicht spalten!“   einer eher hohen Welle!“ Vaschdäsd?
– Vaschdäsd? Sie verstehen?                                                           nimmt ihn quasi sprachgeschwister-
                                          Sie verstehen?                              lich bei der Hand, schaut ihn freund-
Die Medien unserer Tage verwenden         Mundart ist etwas Wertvolles und Lie-       lich und genau an und versucht, durch
meist das Hochdeutsche. Dadurch hat       benswertes. Mit ihr ist aber auch der       Nach- und Einschübe, kleine Überset-

4                                                                                                                    2/2021
Evangelische Kirchengemeinden Simbach am Inn und Tann
Jahresthema: Die Kraft des Wortes                                                                 ott und die W
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zungshilfen, Neustart der Kommuni-       Wir sind der Überzeugung, dass das
kation, Mimik und Gestik, Einsatz von    Evangelium so zu den Menschen
Bildmaterialien und sonstige Veran-      kommen muss, dass es ihnen zu Her-
schaulichungen usw. usf. dem Gegen-      zen geht. Dass die Botschaft von Jesus
über zur vertieften Erkenntnis zu ver-   Christus die Menschen bewegt. Dazu
helfen! Und wenn das nicht gelingt,      ist die Muttersprache Mundart ein
lautet das Rezept: ‚Iatz dringma ebbs    sehr guter Weg.
und schwoamas owe!‘ Das Konzept          Welche Projekte verfolgt der Arbeits-
Sprach- und Psycho-Hygiene wirkt         kreis „MundArt in der Kirche“?
praktisch immer!“ Vaschdäsd? Sie ver-
                                         Seine Hauptaufgabe sieht der AK
stehen?
                                         MundArt in der Kirche darin, den Aus-
                                         tausch über kirchliche Mundartarbeit
                                         zu organisieren, die kirchenverbunde-
„Mundart geht zu Herzen“                 nen Mundartschaffenden zu vernet-
    – Interview mit                      zen und konkrete Hilfestellungen für
   Pfr. Claus Ebeling
                                                                                  Pfr. Claus Ebeling (Foto: privat)
Lieber Herr Pfr. Ebeling, was bedeutet
                                                                                  Gemeinden und Einzelne anzubieten.
Ihnen persönlich Ihre Mundart?
                                                                                  Unsere Angebote dazu reichen von
Mundart ist meine Muttersprache. Es                                               Arbeitshilfen, Vorträgen, Predigten
ist die erste Sprache, die ich gehört                                             und Gottesdiensten durch unsere Mit-
und selbst gesprochen habe, so wie                                                glieder bis hin zum „Fränggischn Psal-
wir in Almoshof, im Knoblauchsland,                                               der “ - dem Mundartgesangbuch für
nördlich von Nürnberg halt reden.                                                 Franken, dessen zweiter Band noch
Nachdem ich schon als Kleinkind viel                                              in diesem Jahr erscheinen wird. Der
bei meinen oberbayrischen Großel-                                                 zentrale Ort für diese Mundartarbeit
tern war, bin ich mit zwei Dialekten                                              war und ist der Studientag am Sams-
aufgewachsen und kann mit meiner                                                  tag vor dem drittletzten Sonntag im
fränkischen Verwandtschaft fränkisch                                              Kirchenjahr. Alle zwei Jahre machen
und mit der Freisinger oberbayerisch                                              wir daraus inzwischen ein ganzes Wo-
reden. Mundart ist für mich damit                                                 chenende. Unser aktuelles Großpro-
ein Stück Daheimfühlen. Nicht nur an                                              jekt ist die „Fränkische Bibel“. Unter
einem Ort, sondern da, wo mich die                                                dem Motto „100 Franken übersetzen
Menschen verstehen.                                                               ihre Bibel“ haben wir dazu aufgeru-
Sie engagieren sich im Arbeitskreis                                               fen, sich an der Mundartübertragung
„MundArt in der Kirche“. Welche Grün-                                             zu beteiligen. Illustriert werden soll
de bewegen den Arbeitskreis, sich für                                             die Bibel mit Fotos von künstlerischen
Mundart im Raum der Kirche einzu-        Titelbild des „Fränkischen Psalters”     Darstellungen biblischer Geschichten
setzen?                                  (Verein MundArt in der Kirche)           aus fränkischen Kirchen.

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Evangelische Kirchengemeinden Simbach am Inn und Tann
Jahresthema: Die Kraft des Wortes                                                             ott und die Welt

Auf welche Resonanz stoßen das Enga-
gement des Arbeitskreises, aber auch
Ihr persönlicher Einsatz für Mundart in   Etz sing mer a neis Liedla fier Gott
der Kirche?                               Etz sing mer a neis Liedla fier Gott,
Bei unserer kirchlichen Basis und in      Wal er uns su viel gschenkt hat.
den Gemeinden wird die Mundartar-         As Lebm hat er uns gschenkt.                            Ps 98 -
beit mit Begeisterung aufgenommen.        Dass mer a Hoffnung hobm,                               übertragen
Die sechs bis acht Mundartgottes-         douderfier hat er mit aller Kraft gsorcht.              von Pfr.
dienste, die ich übers Jahr in meiner     Und aa dass mer wissen,                                 Claus Ebeling
Gemeinde anbiete, sind immer rap-
                                          wous amol hie gäht mit unsern Lebm
pelvoll. Und das mit Menschen aus
der Generation, die wir als Kirche        und dass wos gscheits draus wird,
schon seit mindestens 25 Jahren aus       des verdank mer ihm.
den Augen verloren haben. Der Ar-         Wos Gerechtichkeit is,
beitskreis „Mundart in der Kirche“ ist    des begreift mer erscht,
mit einem Antrag auf landeskirchliche     wenn mer ohschaut, wäi goud er’s mit seine Leit maant.
Anerkennung gescheitert und hat sich      Su hod er’s mit Israel oogfanga,
deshalb dem Verein der Evangelischen      wäi er’s rausghult hat aus Ägybtn in die Freiheit.
Bildungszentren angeschlossen.            Wos er värzg Joahr fier sie o‘gstellt hat,
Die Mundart führt in den Augen der        wäis durch die Wüstn zuung sin.
Kirchenleitung ein Nischendasein,         Su viel Läib und Treu,
trotz aller Erfolge. Das hat sie nicht    des hod sie in der ganzn Welt rumgsprochn.
verdient. Wenn im Prozess „Profil und
Konzentration“ das Ziel ist, „Men-        Drum lasst amol euer Herz aafgäi fier euern Gott, ihr Leit.
schen mit ihren heutigen Lebensfra-       Singt und lacht, freit euch, tanzt und macht Musigg.
gen einen niederschwelligen Zugang        A Musigg mit alle Instrumenter: Mit Harfm, Hackbrett, Zidder.
zur Liebe Gottes zu eröffnen“, dann       Mit E-Giddarn und Gwetschn, mid Bosaunachor und Orgl.
ist mehr Mundart in der Kirche sicher     Obber am schenstn klinga eure Stimma.
einer der erfolgreichen Wege, dieses      Mit der ganzn Schöpfung zamm derfd‘er singa:
Ziel zu erreichen. Und wenn im Amt        As Meer braust und die ganze Erdn,
für Gemeindedienst und im Gottes-         - alles singt, laut und leis,
dienstinstitut Fachleute sich bemühen,    - su wäi der Pängertz plätschert und die Retzerd gluggst.
Menschen neue Zugänge zum Got-            Vo jedm Berch strohlt‘s und klingts roo.
tesdienst zu eröffnen, sollten sie sich
                                          Wal unser Hergott kummt und schaut, wer si zu nern hält.
vielleicht auch einmal mit Mundart im
Gottesdienst befassen. Denn dieser        Er horcht, wer sei Liedla singt und dankboar is.
Zugang ist schon da.                      A suu is recht fiern Richter und Herrn der Welt.
                                          Drum sing mer etz a neis Liedla fier Gott.
                                          (aus dem Fränkischen Psalter, S. 20f.,
                                          Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verfassers).

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Evangelische Kirchengemeinden Simbach am Inn und Tann
Simbach und Tann                                                                  ott
                                                                                  ottesdienstkalender

                                    Evangelische Gemeinde Simbach        Evangelische Gemeinde Tann
 Datum        Sonntag / Feiertag
                                             Gnadenkirche                    Dreieinigkeitskirche
02.05.   Kantate                   10.15 Uhr         Muschler         10.15 Uhr           Kastner
                                   Abendmahl
09.05.   Rogate                    10.15 Uhr         Müller           10.15 Uhr           Muschler
13.05.   Himmelfahrt               19.00 Uhr         Ökumenisch       18.00 Uhr           ökumenisch
                                   Gnadenkirche
16.05.   Exaudi                    10.15 Uhr         Nama             10.15 Uhr           Kastner
23.05.   Pfingsten, Gruppe I       09.00 Uhr         Konfirmation     --------------
         Pfingsten, Gruppe II      11.00 Uhr         Konfirmation
24.05.   Pfingstmontag             ---------------   --------------   10.15 Uhr           Kastner
                                                                      mit Abendmahl
30.05.   Trinitatis                17.00 Uhr         Kastner          10.15 Uhr           Kastner
06.06.   1. So. n. Trin.           10.15 Uhr         Muschler         10.15 Uhr           Kastner
                                   Abendmahl
13.06.   2. So. n. Trin.           10.15 Uhr         Muschler         10.15 Uhr           Müller
20.06.   3. So. n. Trin.           10.15 Uhr         Nama             10.15 Uhr           Kastner
27.06.   4. So. n. Trin.           10.15 Uhr         Muschler         10.15 Uhr           Müller
04.07.   5. So. n. Trin.           10.15 Uhr         Müller           10.15 Uhr           Kastner

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Evangelische Kirchengemeinden Simbach am Inn und Tann
So erreichen Sie uns in Simbach                                                            ruppen und Kr
                                                                                                      Kreise

Sekretärin                             Posaunenchor                             Selbsthilfegruppen
Andrea Müller                          (zur Zeit keine Proben)                  (zur Zeit keine Treffen)
                                       Probe wöchentlich am Donnerstag
Evang. Pfarramt Simbach, Büro                                                   »Selbsthilfe Depression«, 14-tägig
                                       von 19.30-21.30 Uhr,
Albert- Seidl-Str. 6, 84359 Simbach                                             am Mittwoch von 18.00 - 20.00 Uhr,
                                       Kontakt: Karl Wonner,
Tel. 08571-2366, Fax 08571-7078                                                 Monika Huber, Tel. 0160 7512656
                                       Tel. 08571/6394
E-mail: pfarramt.simbach@elkb.de                                                »Anonyme Alkoholiker (AA)«,
Bürozeiten: Di. bis Fr.                                                         jeden Dienstag ab 19.30 bis 21.30
zwischen 9.00 und 12.00 Uhr.
                                       Senioren
                                       Wir verweisen gerne auf das              Uhr im Gemeinderaum der
www.evangelische-gnadenkirche.de                                                Gnadenkirche (Keller).
                                       Seniorenprogramm
                                       der Stadt Simbach,                       Kontakt: Kurt, Tel. 0043 664 4117 335.
Pfarrer
                                       Kontakt über Fr. Gerti Stinglhammer,     »Al-Anon Familiengruppe«
Christian Muschler                     Tel. 08571/606-24                        (Selbsthilfegruppe für Angehörige
Simbach                                                                         und Freunde von Alkoholikern),
Tel. 08571 / 921157                                                             jeden Dienstag ab 19.30 bis 21.30 Uhr
Fax 08571 / 7078                       Besuchskreis
                                       besucht ältere Gemeindeglieder zu        im Gruppenraum der Gnadenkirche.
E-mail: christian.muschler@elkb.de                                              Kontakt: Irmi, Tel. 0043 650 7626 666
                                       ihren Geburtstagen. Bis auf weiteres
                                       verschicken wir Geburtstagskarten oder
                                       rufen die Jubilare an.
Edgar Nama                                                                      Soziale Beratung der Diakonie,
Vertrauensmann des Kirchenvorstandes                                            Außenstelle Simbach am Inn,
                                       Kindergottesdienst                       Gnadenkirche, Albert-Seidl-Str. 6
u. Kirchenmusik: 08571/5770            Entfällt momentan noch.                  Frau Heller
                                                                                08571 9834127
Mesner
Ghassan u. Enaam Al Bitar                                                       Flüchtlings-/
                                                                                Integrationsberatung
Kirchenkonto (für Kirchgeld,                                                    zur Zeit keine Beratung
Beiträge, Spenden und Förderkreis
Gnadenkirche):
Sparkasse Simbach:
IBAN: DE03 7435 1430 0810 2356 97
BIC: BYLADEM1EGF;

Spendenkonto Pradip:
VR-Bank Simbach:
IBAN DE 34 7406 1813 0003 2510 47
BIC GENODEF1PFK

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Evangelische Kirchengemeinden Simbach am Inn und Tann
... und in Tann                           ruppen und Kreise            ... und über dem Inn

Pfarramt                                                      Evang. Gemeinde Braunau
Martin-Grainer-Platz 1                                        (www.evangbraunau.at):
(über Edeka Anzeneder)
84367 Tann
Dreieinigkeitskirche: Mitterfeldstr. 7                        Besondere Termine
Gemeindetreff: Mitterfeldstr. 5 (Anbau)                       - unter Corona-Vorbehalt:

                                                              16.05. um 10:00 Uhr
Pfarrerin
                                                              Andacht & Matinee
Stephanie Kastner                                             „100. Geburtstag von
Evang.-Luth. Kirchengemeinde Tann                             Sophie Scholl“
und Sprengel Simbach 2                                        mit Dr. Hildegard Kronawitter
Tel. 08572/967480, Fax: 967481,                               (Weiße Rose Gesellschaft München)
E-mail: stephanie.kastner@elkb.de
                                                              13.06. um 10:00 Uhr
Mesnerin                                                      Andacht & Matinee
                                                              „150 Jahre Eisenbahn in Braunau“
U. Ilgenstein                                                 mit Dr. Herbert Hutterer
                                                              (Staatsarchiv Wien)
Vertrauensfrau
des Kirchenvorstands                                          04.07. um 10:00 Uhr
                                                              Schulschlussgottesdienst
Manuela Wägner
                                                              Die gesammelten Abendsegen
Kirchenkonto Tann:                                            (November 2020 – März 2021)
VR-Bank Rott- und Inntal                                      erscheinen im Frühsommer als Buch:
IBAN: DE82 7406 1813 0003 4036 37                             „Sende dein Licht – Band 2“.
BIC: GENODEF1PFK                                              Im Buchhandel für ca. 16,- Euro
                                                              (ca. 300 Seiten mit ca. 60 Farbbil-
Förderkreiskonto                                              dern). Im Buchhandel gibt es auch
Ev. Kirchengemeinde Tann:                                     den ersten Band (Abendsegen
VR-Bank Rott- und Inntal                                      März-Mai 2020, ca. 170 Seiten mit
IBAN: DE82 7406 1813 0003 4036 37                             26 Bildern ) zum Preis von 9,99 Euro.
BIC: GENODEF1PFK
(Bitte beim Verwendungszweck
“Förderkreis” angeben!)

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Evangelische Kirchengemeinden Simbach am Inn und Tann
Evangelisch in Simbach                                                                           emeindeleben

Andrea Müller, Christine Nama und Ulli Schuster leiten den Weltgebetstagsgot-
tesdienst (Foto: Christian Muschler)

Aus dem Gemeindeleben:
Weltgebetstag
Am 5. März wurde der Weltgebets-         Eine musikalische Bereicherung war      Himmelfahrtsgottesdienst
tag in unserer Gnadenkirche gefeiert.    dabei ein Ensemble des Vokalkreises,    Es ist erfreulich, dass wir den Him-
Überwiegend Frauen aus den Simba-        das unter der Leitung von Petra Eng-    melfahrtsgottesdienst in diesem Jahr
cher Pfarreien feierten in ökumeni-      hofer verschiedene Lieder beitrug.      wieder begehen können. Zusammen
scher Verbundenheit diesen Gottes-                                               mit den katholischen Pfarrgemeinden
dienst. Andrea Müller, Christine Nama    Konfirmation zu Pfingsten
                                                                                 Simbachs feiern wir den Gottesdienst
und Ulli Schuster hatten den Gottes-     13 Konfirmandinnen und Konfirman-       in der Gnadenkirche (13. Mai, 19.00
dienst in gelungener Weise geleitet.     den werden in diesem Jahr ihre Kon-     Uhr).
In ihren Ausführungen machten sie        firmation begehen.
die Situation des diesjährigen Schwer-   Bedingt durch die Corona-Situation      Pfarrhaussanierung
punktlandes Vanuatu anschaulich und      wird der Jahrgang am 23.05. in zwei     Die Innensanierung des Pfarrhauses
erläuterten dabei, dass die Klimaer-     Gruppen konfirmiert: Gruppe I konfir-   ist nun abgeschlossen. Vorgarten und
wärmung den kleinen Pazifikstaat         miert um 9.00 Uhr, Gruppe II um 11.00   Fassade sind die Maßnahmen, die in
massiv bedroht.                          Uhr.                                    den nächsten Wochen anstehen.
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Evangelisch in Simbach                                                                               emeindeleben

                                          Im Lichte gesehen
                   Ein Gottesdienst mit Fotografien von Peter Hartwig
Die Titelbilder unseres Gemeindebo-       ten Augenblicke. In den Farbabstu-        Alle Bilder, die ich abgelichtet habe,
ten hat uns in der letzten Zeit freund-   fungen von goldgelb bis bräunlich,        entstehen im manuellen Fotografie-
licherweise alle der Fotograf Peter       bei Saharastaub und weinrot bis sehr      Modus . Es wird auch nichts am Bild
Hartwig zur Verfügung gestellt. Am        stark leuchtend, nach einem Gewitter-     bearbeitet, denn nur so kann man die
11. Juli dürfen wir in einem Gottes-      schauer im Hochsommer. Auch in die        Schönheiten der Natur wiedergeben
dienst Bilder von ihm betrachten. Pfr.    Makrofotografie – die große Wieder-       und in unserem Wahrnehmungsver-
Muschler wird in seiner Predigt das       gabe von Motiven - verfalle ich immer     mögen abspeichern.“
Thema der Bilder „Im Lichte gesehen“      mehr.                                     Seine Fotografien zeigte er in ver-
aufgreifen.                                                                         schiedenen Ausstellungen: Zum Bei-
                                          Einfach eine Auszeit nehmen. Weg
Peter Hartwig, Radio- und Fernseh-        von dem Trubel des Alltags oder bes-      spiel im Modehaus Nebl, in der Spar-
techniker im Vorruhestand, geht seit      ser gesagt: "Loslassen von dem hek-       kasse Simbach a. Inn („Simbach im
40 Jahren seinem Hobby, der Foto-         tischen Treiben unserer modifizierten,    anderen Licht“), in der VR-Bank Rottal
grafie, nach. Ganz besonders begeis-      digitalen Welt." Denn dieses Element      Inn („mit Licht und Schatten durch die
tert ihn die Natur- und Landschafts-      "Natur" gibt es nur einmal. Viele Foto-   Natur “).
fotografie. Er sagt: „Mich verfolgt,      nischen in unserem schönen Nieder-        Im September ist eine Ausstellung
oder ich verfolge die Natur und Land-     bayern laden zum Innehalten ein.          im Heimatmuseum Simbach geplant
schaftsnischen wie ein Magnet. Am                                                   („Naturimpressionen“).
liebsten zur blauen Stunde. Das heißt,    Immer mehr versuche ich mich, vom
wenn die Sonne untergegangen ist,         Alltag zu entschleunigen.                 Der Gottesdienst am 11. Juli beginnt
bis es dann schließlich ganz dunkel       Sowie die Kraft der Natur, „Kraftorte“    in der Gnadenkirche um 10.15 Uhr.
wird. Da ergeben sich oft die schöns-     mit meiner Kamera einzufangen.                             Fotos: Peter Hartwig

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Evangelische Kirche                                                                                elebter Glaube

                             500 Jahre Wormser Reichstag
                            „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders!”
Am 18. April 1521 steht Martin Luther   untertan sein. Was das heißt, hat Lu-    vor 500 Jahren, ist Luther in Worms
auf dem Wormser Reichstag vor dem       ther gezeigt, als er auf dem Reichstag   angekommen. Mit Zittern und Zagen,
Kaiser und den päpstlichen Gesand-      zu Worms vor dem Kaiser und den          so stelle ich es mir vor. Zum Widerruf
ten und erklärt mutig, dass er seine    Fürsten des Reichs stand und dort        aufgefordert, hat er sich eine Nacht
Kritik an der damaligen Kirche nicht    seine reformatorischen Thesen wider-     Bedenkzeit erbeten und dann am
widerrufen wird.                        rufen sollte. Auf den Tag genau heute,   nächsten Tag den Widerruf abgelehnt.
                                                                                             „Widerrufen kann und will
500 Jahre später feiert die
                                                                                             ich nichts, weil es weder
Evangelische Kirche dieses
                                                                                             sicher noch geraten ist, et-
Ereignis in dem Bewusstsein,
                                                                                             was gegen sein Gewissen
dass es zu allen Zeiten Men-
                                                                                             zu tun.
schen braucht, die für ihren
Glauben und ihre Überzeu-                                                                    Seinem Gewissen folgen
gungen einstehen … und die                                                                   und Zivilcourage zeigen:
bereit sind, sich einem offe-                                                                Damit hat Luther auf dem
nen Dialog zu stellen.                                                                       Reichstag in Worms Welt-
                                                                                             geschichte     geschrieben.
Im April dieses Jahres haben                                                                 Und ich wünsche mir, dass
die Jubiläumsfeierlichkeiten                                                                 wir uns auch heute davon
begonnen. Wir wollen an die-                                                                 inspirieren lassen: freier
ses Ereignis erinnern, indem                                                                 Herr aller Dinge und nie-
wir auf die Stellungnahme des                                                                mandem untertan sein.
Vorsitzenden des Rates der                                                                   Also mutig für unsere
Evangelischen Kirche Prof. Dr.                                                               Überzeugungen eintreten,
Heinrich Bedford-Strohm an-                                                                  auch gegen äußere Au-
lässlich dieses Jubiläums ver-                                                               toritäten und dienstbarer
weisen:                                                                                      Knecht aller Dinge sein.
„Ein Christenmensch ist ein                                                                  Also unser egoistisches In-
freier Herr aller Dinge und                                                                  teresse zurückstellen, Rück-
niemandem untertan. Ein                                                                      sicht nehmen und der
Christenmensch ist ein dienst-                                                               Nächstenliebe eine Chance
barer Knecht aller Dinge und                                                                 geben. Gerade jetzt in der
jedermann untertan.“ Mit die-                                                                Pandemie braucht es die-
sen beiden Thesen hat Martin                                                                 se Haltung. Lassen wir uns
Luther seine Schrift von der                                                                 wie Luther von Christus die
Freiheit eines Christenmen-                                                                  Kraft dafür geben! ...“
schen eingeleitet. Freier Herr                                                                   Muschler/Gemeindebrief ‒
                                                                           Foto: Lotz
aller Dinge und niemandem                                                                    Magazin für Öffentlichkeitsarbeit

2/2021                                                                                                                    13
Evangelisch in Tann                                                                                  emeindeleben

In unseren evangelischen Gemeinden
ist nun wieder die Zeit des Segnens                                 Segensworte
angebrochen. Zwischen Ostern und
Pfingsten, zwischen April und Juni/
Juli werden bei uns viele Kasualgot-
tesdienste gefeiert: Taufen und Hoch-
zeiten, Jubelhochzeiten und v.a. auch
die Konfirmationen. Und - ganz unab-
hängig von der Jahreszeit - sprechen
wir den Segen über die Gemeinden,
über Sterbende und Trauernde, den
Morgen- und Abendsegen und den
Segen über das tägliche Brot.
Segen: Das sind starke Worte und
doch ist es auch etwas Leises, Tief-
gründiges. Wir sprechen ihn hinein in
eine laute Welt, die sich immer stär-
ker verändert. Wir sprechen ihn auch      „Unsern Ausgang segne Gott, unsern Eingang gleichermaßen. Segne unser täg-
denen zu, die vom Leben und der           lich Brot, segne unser Tun und Lassen. Segne uns mit sel‘gem Sterben und mach
Welt immer mehr abgeschnitten und         uns zu Himmelserben.“                                   Foto: Stephanie Kastner
abgehängt werden. So sehr Segen
dem Einzelnen zugesprochen wird,          nen? „Schutz und Schirm vor allem        nen würde. Keine Angst also, wenn
so verbindet er den Einzelnen mit der     Bösen, Stärke und Hilfe zu allem Gu-     die Pfarrerin Sie sägne will. Das heißt
Gemeinde, mit der „Gemeinschaft der       ten“ sprechen wir den Konfirmanden       nicht, dass sie gleich die Kirche (oder
Glaubenden und Getauften“. Weil ein-      zu. Und wir glauben, dass diese Se-      sogar Sie) zersägen will; sondern sie
zelne Gesegnete in den Gemeinden          gensworte das auch bewirken - in jun-    spricht Ihnen und Ihrer Säl (= „Seele“)
zusammenkommen, begegnet uns              gen und altgewordenen Menschen.          Gutes zu. Frieden zum Beispiel, das
hier der Segen in Fülle. Direkt schon     Segen wird sich aber erst im Laufe       Heil in seiner ganzen Fülle. Die Säl ka
verschwenderisch wird diese Segens-       der Jahre zeigen, oft auch erst in der   mer leicht verwechsle mit Sel. Letzte-
fülle in einem unserer Segenslieder       Rückschau. Wir sprechen manchmal         res ist ein längliches Gebäck in ver-
besungen:                                 davon, dass ein Mensch „ein Segen“       schiedener Ausführung: Dinkelseelen,
                                          für andere war oder ist. Oder dass ein   Laugenseelen usw.
„Keiner kann allein Segen sich be-
                                          Mensch „das Zeitliche segnet“:
wahren./ Weil du reichlich gibst, müs-                                             Wenn Sie also beim Bäcker (in Ber-
sen wir nicht sparen.“ Ich lasse dieses   Dann segnet er die, die zurückblei-
                                          ben, die Welt, seine Lebenszeit - und    lin oder Schwaben) nicht entsetzt
Lied im Gottesdienst gern singen und                                               angeschaut werden wollen, ordern
freue mich immer wieder über diese        kann dann in Frieden aus dieser Welt
                                          und Zeit gehen.                          sie besser „zwoi Dinkelsele ond zwoi
Anti-Spar-Strophe. Wenigstens den                                                  Laugeweckle“. Verwechslung ausge-
Segen dürfen und sollen wir mit vollen       Kleine schwäbische                    schlossen! Dann en guede Abbeditt!
Händen austeilen. Wenigstens beim
Segnen müssen wir nicht jeden Cent        Seelen- und Sprachkunde                  Esse ond Drenke hält halt doch Leib
                                                                                   und Säl zamme! Damit das geschieht,
zweimal rumdrehen.                             für Kirchgänger                     bitten wir um Gottes Säge: Sägne on-
Was aber bedeutet oder bewirkt Se-        Säge: heißt das auf Schwäbisch, was      ser däglichs Brot, sägne des, was mr
gen? Was tun wir da, wenn wir seg-        ein Standardsprecher „Segen“ nen-        dont ond was mr bleibe lant.

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Evangelisch in Tann                                                                                  emeindeleben

Sonntagmorgen in der Sakristei. Ich
stehe unter der Tür, die Mesnerin läu-
                                         Ausgang und Eingang, Anfang und Ende
tet die Glocken. Gemeinsam beten wir
um den Segen Gottes: „Segne diesen
Gottesdienst, segne Ausgang und
Eingang von nun an bis in Ewigkeit.“
Gebetsworte nach Psalm 121. Warum
aber ausgerechnet so herum: Erst
der Ausgang, dann der Eingang? Der
Psalmbeter versteht es wohl so: Sei
gesegnet, wenn du vom Tempel zu-
rückgehst in deine Heimat, dein Haus,
zu deiner Familie. Und sei gesegnet,
wenn du wieder zum Gottesdienst
kommst, wenn du wieder in den Tem-
pel zurückkommst.
Als ich vor 11 Jahren in Tann meinen
Dienst angetreten habe, bin ich dafür     Foto: Lerhmann (epd)
gesegnet worden: Bei der Amtsein-
führung am 7. März in Tann und bei       gut zusammen gearbeitet, manches         geht. Deshalb segnen wir Menschen
der Ordination am 18. April in Sim-      durchgestanden und viel gefeiert.        an den Übergängen des Lebens: bei
bach. Nun wird es Zeit für mich, etwas
                                         Das verbindet uns - und das macht        der Taufe für die ersten Schritte im
Neues anzufangen, eine neue Stelle
                                         den Abschied jetzt auch schwer.          Glauben; bei der Konfirmation fürs Er-
anzutreten. Zum 1. September werde
                                         Gleichzeitig freue ich mich auf die      wachsenwerden; bei der Hochzeit für
ich in meinem Heimatdekanat Neu-
                                         neue Gemeinde, den neuen Kirchen-        den gemeinsamen Lebensweg; beim
Ulm die Pfarrstelle Haunsheim über-
                                         vorstand, die neuen Aufgaben dort.       Sterben für den Weg durch den Tod
nehmen. Eine urevangelische schwä-
                                         Es tut mir gut, von verschiedenen lie-   zur Ewigkeit.
bische Landgemeinde, zwische dr Alb
ond dr Donau; zwischen Tradition und     ben Menschen Gottes Segen für diese      Wenn uns Gottes Segen begleitet,
Neuem. In der Sommerausgabe des          Übergangszeit zugesprochen zu be-        dann ist das wie ein Handgriff, ein Seil,
Gebo werde ich mich ausführlicher        kommen: für „Ausgang und Eingang,        ein Brückengeländer. Etwas, woran ich
verabschieden und auch die neue Ge-      Anfang und Ende“.                        mich halten kann; was mir beim näch-
meinde ausführlicher beschreiben, als    Nicht nur beim Stellenwechsel, son-      sten Schritt Sicherheit gibt, zumindest
das momentan möglich ist.                dern durchs ganze Leben begleitet        ein kleines bisschen; etwas, das mir
                                         uns Gottes Segen, gerade auch in den     die Angst vor dem Abgrund unter mir
Momentan bin ich hin- und herge-
                                         Übergangszeiten. In denen fühlt man      nimmt. Deshalb wollen wir auch für
rissen: Es tut mir sehr leid, „meine“
                                         sich manchmal, wie wenn man einen        unsere Gemeinde in der Übergangs-
geliebte Tanner Gemeinde, „meinen“
                                         reißenden, tosenden Fluss auf einem      zeit um Gottes Segen bitten: Segne
Kirchenvorstand, „meine“ Region,
                                         schmalen Steg überquert. Wir fühlen      Ausgang und Eingang von nun an bis
„unser “ Dekanat zu verlassen. Nein,
                                         uns unsicher, setzen vorsichtig Fuß      in Ewigkeit.
sie gehören mir nicht, sind nicht mein
Besitz. Aber wir haben doch 11 Jahre     vor Fuß und hoffen, dass alles gut-            Ihre Pfarrerin Stephanie Kastner
2/2021                                                                                                                  15
Bibelgarten                                                                     ZU            GUTER LETZT

                   Was blüht denn da?
Mai und Juni sind die Blütenmonate       Dill, Lorbeer, Minze, Salbei,
im Garten, so auch in unserem Bibel-     Thymian und Ysop gedeihen
garten. Es wird allerdings schon Ende    im sonnigen Bereich und sor-
März bunt im umherliegenden Lauf         gen für Wohlgeruch und Nah-
mit den ersten Primeln, Himmels-         rung für die Insekten („Schöp-
schlüsseln und Krokussen.                fung bewahren!“).
Zu finden sind die Pflanzen in strah-    Eine meiner persönlichen Fa-
lenförmigen Beeten, die um eine          voriten ist die Funkie, auch
kreisrunde Mitte ausgehen angelegt       Herzblattlilie genannt, eine
sind: „Gott, von dem alles ausgeht, zu   Blattschmuckstaude,       ihren
dem alles hinführt“.                     Einzug in den Bibelgarten ver-
Das Austreiben der Rosen läutet spä-     dient sie einigen Erwähnungen
testens im April die wärmeren Tage       von Lilienblüten in der Bibel.
ein, die Vielfalt der Rosengewächse      Ihre unauffälligen, aber wohl-
ist groß mit 250 Arten, die Rose wird    schmeckenden Blüten ver-
seit über 2000 Jahren gezüchtet. Die     leiten manches Geschöpf zu
„Königin der Blumen“ gilt seit dem Al-   waghalsigen Übungen… (siehe
tertum als Sinnbild für Liebe, Freude    Bild). „Und warum sorgt ihr
und Jugendfrische, die weiße Rose als    Euch um die Kleidung? Schaut
Zeichen der Verschwiegenheit. Uns ist    die Lilien auf dem Feld an wie
sie ein Begriff als Name der Wider-      sie wachsen; sie arbeiten nicht,
standsgruppe gegen die Diktatur des      auch spinnen sie nicht“ Matt-
Nationalsozialismus bekannt.             häus 6, 28.
Auch „Pfingstrosen“                                                         Eingefasst ist der Bibelgarten von ei-
– Paeonien schmü-                                                           ner immergrünen Ligusterhecke, ein
cken ab Ende Mai                                                            Symbol für alles Leben, das stets -
den Bibelgarten in                                                          wenn auch im Winter verhalten – wei-
leuchtenden Rosa-                                                           tergeht.
und Rottönen.
                                                                            Und zuletzt: Trotz der eifrigen Pflege
Kräuter spielen eine                                                        durch Familie Wonner darf auch das
wichtige Rolle im                                                           „Unkraut“ an mancher Stelle seinen
Garten, so auch hier,                                                       Platz einnehmen.
ihr Blütenteppich ist
nicht so auffallend                                                         Quelle: Bibelgartenbroschüre Gna-
wie bei den Blumen,                                                         denkirche Simbach, erstellt von Kurt
aber üppig und bei                                                          und Erika Klein (im Pfarrbüro erhält-
Hummeln und Bie-                                                            lich).
nen     hochbegehrt.                                                                 Text und Fotos: Andrea Müller

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