EVOLUTION IM ZEITRAFFER - SARS-COV-2-VARIANTEN - DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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EVOLUTION IM ZEITRAFFER - SARS-COV-2-VARIANTEN - DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
MEDIZINREPORT

            Thema      SARS-CoV-2-Varianten

          Evolution im Zeitraffer
          Für den Fortgang des pandemischen Geschehens spielen Fragen zu Eigenschaften, Verbreitung und
          Bedeutung mutierter Varianten von SARS-CoV-2 eine große Rolle. Die molekulare Surveillance erfolgt
          am Robert Koch-Institut unter anderem mittels Gesamtgenomsequenzierungen.

         D
                  as Betacoronavirus SARS-        onsartige weltweite Verbreitung. Ba-         men sogenannter Superspread-Er-
                  CoV-2 gelangte höchstwahr-      sierend auf den genomischen Unter-           eignisse kann es beispielsweise zur
                  scheinlich als zoonotischer     schieden sind weltweit mittlerweile          weitreichenden Ausbreitung eines
          Erreger gegen Ende 2019 in die          mindestens 9 verschiedene Kladen             Virustyps kommen, der anschlie-
          menschliche Bevölkerung, vermut-        bestehend aus 1 021 verschiedenen            ßend die Viruspopulation dominiert;
          lich in Form einer einzelnen Trans-     Viruslinien beziehungsweise -vari-           in geografisch abgegrenzten Gebie-
          mission (monophyletischer Ur-           anten definiert (3). Diese unterschei-       ten können „founder effects“ zum
          sprung) aus einem noch immer un-        den sich in definierten Positionen           Tragen kommen, bei denen die re-
          bekannten Tierreservoir (1, 2). Eben-   der viralen Erbinformation, die mit          gionale Viruspopulation von weni-
          so wie zum Beispiel bei Influenza-      Veränderungen der kodierten Virus-           gen „Gründerviren“ abstammt und
          viren und HIV handelt es sich bei       proteine und damit besonderen Ei-            sich in ihrer Zusammensetzung er-
          SARS-CoV-2 um ein RNA-Virus,            genschaften der jeweiligen Virus-            heblich von den Viruspopulationen
          dessen Genom durch eine viral ko-       linie einhergehen können.                    in anderen Regionen unterscheiden
          dierte RNA-abhängige RNA-Poly-                                                       kann (6). Viele der beobachteten
          merase repliziert wird. Trotz der       Eindeutige Identifikation                    Mutationen wirken sich nicht er-
          Korrekturaktivität der viralen Exo-     Die Zuordnung zu bekannten oder              kennbar auf die Viruseigenschaften
          nuklease nsp14 verläuft die Repli-      neuen Viruslinien kann zweifelsfrei          aus. Mitunter führen die Mutationen
          kation des viralen Genoms nicht         nur über eine Sequenzierung des              jedoch zu Änderungen in viralen
          fehlerfrei. Dies begünstigt Kopier-     vollständigen Virusgenoms erfol-             Proteinen (z. B. des Spike-Rezep-
          fehler und damit den Erwerb von         gen. Von den 3 parallel verwende-            torbindeproteins), die sich auf die
          Mutationen im viralen Genom.            ten Nomenklatursystemen hat jedes            biologischen Erregereigenschaften
             Die Wahrscheinlichkeit des Auf-      bestimmte Stärken, zur Feindifferen-         (z. B. gesteigerte Infektiosität durch
          tretens solcher Mutationen hängt da-    zierung wird derzeit sehr häufig die         erhöhte Rezeptorbindeaffinität) oder
          bei von verschiedenen Faktoren ab,      phylogenetische PANGOLIN-Klas-               auf die Erkennung durch das
          insbesondere der Fehlerrate der vira-   sifizierung nach Rambaut verwen-             menschliche Immunsystem (z. B.
          len RNA-Polymerase und der Ge-          det, da sie regelmäßig aktualisiert          durch die Veränderung eines Anti-
                                                                                                                                                    Foto: freshidea/stock.adobe.com

          samtgröße der viralen Population.       wird und einfach in ihrer Anwen-             körperepitops) auswirken können.
          Ausgehend von einem monophyleti-        dung ist (4, 5).                                Inwieweit bestimmte Mutationen
          schen Ursprung wurde die geneti-           Zu einem gewissen Teil ist die ge-        die Fitness des Virus beeinflussen
          sche Diversifizierung von SARS-         netische Fluktuation von RNA-Vi-             und ihm so eine erfolgreiche An-
          CoV-2 begünstigt durch die explosi-     ren immer zufallsbedingt. Im Rah-            passung an den Selektionsdruck in

A 460                                                                                      Deutsches Ärzteblatt | Jg. 118 | Heft 9 | 5. März 2021
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der menschlichen Population er-                          Änderungen im Spike-Protein kön-                                     barkeit des Erregers auswirken. Je
möglichen, wird seit Beginn der                          nen sich deshalb auf die Infektiosi-                                 nachdem, wie deutlich die Hinwei-
Pandemie intensiv erforscht. Von                         tät des Virus sowie auf die Antikör-                                 se auf derart veränderte Erreger-
besonderem Interesse sind in die-                        perneutralisation auswirken (3).                                     eigenschaften sind, werden solche
sem Zusammenhang Veränderun-                                Ein erstes Beispiel einer im Sinne                                Varianten als Variante unter Beob-
gen des Spike-Rezeptorbindepro-                          der Virusverbreitung erfolgreichen                                   achtung (variant under investiga-
teins. Hierbei handelt es sich um                        Mutation innerhalb des Spike-Pro-                                    tion, VUI) oder besorgniserregende
ein 1 273 Aminosäuren umfassen-                          teins ist der Aminosäureaustausch                                    Variante (variant of concern, VOC)
des Protein, das aus 2 Untereinhei-                      D614G, welcher während der ersten                                    bezeichnet. Die WHO listet derzeit
ten besteht, die durch proteolyti-                       Pandemiewelle im Frühjahr 2020                                       3 VOCs: B.1.1.7, B.1.351 und P.1
sche Spaltung eines linearen Vor-                        erworben wurde. Aufgrund einer                                       (Tabelle).
läufers entstehen (Grafik 1A).                           Konformationsänderung des Spike-
   Das Spike-Protein ist für die Ver-                    Proteintrimers sind Viren des                                        B.1.1.7 [501Y.V1; VOC 202012/01]
mehrungsfähigkeit des Virus essen-                       614G-Genotyps infektiöser als der                                    Im Dezember 2020 wurde aus
ziell, da es den Eintritt in die                         D614-Ursprungsgenotyp         (9–11).                                Großbritannien über die zunehmen-
menschliche Wirtszelle vermittelt,                       Der 614G-Genotyp geht mit höhe-                                      de Ausbreitung der neuartigen
wo die eigentliche Replikation des                       rer Viruslast und stärkerer Übertrag-                                SARS-CoV-2-Linie B.1.1.7 (auch:
Virus stattfindet. Die S1-Unterein-                      barkeit einher. Er herrscht mittler-                                 20I/501Y.V1) mit besorgniserre-
heit trägt die N-terminale Domäne                        weile weltweit vor, während Viren                                    genden Eigenschaften hinsichtlich
(NTD) und die rezeptorbindende                           des ursprünglichen Genotyps D614                                     Infektiosität und Ausbreitung be-
Domäne (RBD), welche die Bin-                            fast gar nicht mehr zirkulieren (12).                                richtet (5, 13). Viren der Linie
dung an das zelluläre ACE2-Rezep-                                                                                             B.1.1.7 weisen 23 Polymorphismen
torprotein vermittelt (Grafik 1B);                       Besorgniserregende Varianten                                         auf, von denen 17 in Aminosäure-
anschließend erfolgt über die                            Molekulare Surveillance ermög-                                       änderungen der Virusproteine resul-
S2-Untereinheit die Fusion mit der                       licht die Beobachtung und Feindif-                                   tieren, die vorwiegend das Spike-
Wirtszellmembran.                                        ferenzierung zirkulierender SARS-                                    Protein betreffen (Grafik 1). Ei-
   Das Spike-Protein ist gleichzei-                      CoV-2-Varianten. Besondere Auf-                                      ne charakteristische Deletion im
tig die Zielstruktur neutralisieren-                     merksamkeit gebührt hierbei neuen                                    Spike-kodierenden S-Gen (S del
der (protektiver) Antikörper, die                        Varianten mit Mutationen, die sich                                   69/70) verursachte falsch-negative
insbesondere auf Regionen der                            auf die Übertragbarkeit, Immun-                                      Nachweise des viralen S-Gens mit-
RBD und der NTD abzielen (7, 8).                         kontrolle, Virulenz oder Nachweis-                                   tels bestimmter Multiplex-PCR-
                                                                                                                              Systeme. Dieser S-Gen-Ausfall war
                                                                                                                              es, der initial die Aufmerksamkeit
   TABELLE
                                                                                                                              auf die Virusvariante lenkte und so
   Variants of Concern von SARS-CoV-2                                                                                         die frühe Erkennung dieser neuarti-
                                                                                                                              gen Viruslinie in Großbritannien
                                           B.1.1.7                      B.1.351                    P.1
                                           20I/501Y.V1                  20H/501Y.V2                20J/501Y.V3                sowie zeitnahe Analysen zu ihrer
                                           VOC 202012/01                VOC 202012/02              VOC 202101/03              Verbreitung anhand von klinisch-
     Region des ersten Nachweises          Großbritannien               Südafrika                  Brasilien                  diagnostischen Labordaten ermög-
                                                                                                                              lichte.
     Mutationen im Spike-Protein           ΔH69/ΔV70, ΔY144,            L18F, D80A, D215G,   L18F, T20N, P26S,
     (RBD)                                 N501Y, A570D, P681H,         R246I, K417N, E484K, D138Y, R190S, K417T,                Die B.1.1.7-Variante hat sich
                                           T716I, S982A, D1118H         N501Y, A701V         E484K, N501Y, H655Y,             mittlerweile zur vorherrschenden
                                                                                             T1027I, V1176F                   Variante in Großbritannien entwi-
     Transmissibilität                     ↑                            ↑                          ungeklärt                  ckelt und wurde bislang (Stand 17.
     Rt (effektive Reproduktionszahl)      ↑ (16,18)                    (↑) (36)                   ungeklärt                  Februar 2021) in 88 Ländern nach-
     Secondary Attack Rate                 ↑ (17)                       ungeklärt                  ungeklärt
                                                                                                                              gewiesen, einschließlich der Bun-
                                                                                                                              desrepublik Deutschland. Auch in
     In vitro Daten                        501Y:                        501Y & 484K:               501Y & 484K:
                                           ↑ ACE2                       ↑↑↑ ACE2                   ↑↑↑ ACE2                   anderen Ländern wird eine rasche
                                           Rezeptoraffinität (23, 24)   Rezeptoraffinität (23)     Rezeptoraffinität (22)     Verbreitung mit Entwicklung hin zur
     Immune escape                         Ausreichende Neutralisa-     ↓ Suszeptibilität          ↓ Suszeptibilität erwar-   Prädominanz beobachtet (14, 15).
                                           tion durch Plasma von        gegen Geimpften-/          tet, da ähnliche Muta-        Ursächlich für die erfolgreiche
                                           Genesenen und Geimpf-        Konvaleszentenplas-        tionen vorliegen wie in    Verbreitung von B.1.1.7 scheint ei-
                                           ten (26, 37)                 ma (25, 38, 39)            B.1.351
                                                                        ↓↓ Suszeptibilität                                    ne im Vergleich zu anderen SARS-
                                                                        (Resistenz) in vitro ge-                              CoV-2-Varianten leichtere Über-
                                                                        gen bestimmte mono-                                   tragbarkeit zu sein: Die Zahl von
                                                                        klonale Antikörper (25)
                                                                        Hinweise auf                                          COVID-19-Fällen, bei denen im
                                                                        ↓ Impfstoffeffektivität                               Rahmen der PCR-Diagnostik ein
                                                                        (28)
                                                                                                                              S-Gen-Ausfall berichtet wurde (als
     Virulenz                              ↑ Fallsterblichkeit (20, 21) ungeklärt                  ungeklärt                  proxy für diese Variante), stieg ra-
                                                                                                                              scher an als die von Fällen ohne

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 118 | Heft 9 | 5. März 2021                                                                                                      A 461
EVOLUTION IM ZEITRAFFER - SARS-COV-2-VARIANTEN - DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
MEDIZINREPORT

  GRAFIK 1A                                                                                                                                                                              VOC in Südafrika berichtet, ausge-
                                                                                                                                                                                         hend von der Provinz Ostkap (22).
  Spike-Protein-Gen mit variantenspezifischen Mutationen                                                                                                                                 Auch diese Linie, B.1.351 (auch

                                                                                                               (adaptiert von Wang et al. [25] mit Erlaubnis der Autoren)
                                                                                                                                                                                         20H/501Y.V2), entwickelte sich
                                                                                                                                                                                         rasch zur lokal vorherrschenden Va-
                                                                                                                                                                                         riante, weshalb eine erhöhte Trans-
                                                                                                                                                                                         missibilität vermutet wird.
                                                                                                                                                                                            Sie ist durch 9 Aminosäureände-
                                                                                                                                                                                         rungen gekennzeichnet, von denen
                                                                                                                                                                                         8 das Spike-Protein betreffen (Gra-
                                                                                                                                                                                         fik 1); hierzu gehört die von B.1.1.7
                                                                                                                                                                                         bekannte, jedoch unabhängig er-
Im für das Spike-Protein kodierenden Abschnitt des SARS-CoV-2-Genoms zeigen die Varianten B.1.1.7 (oben) und
                                                                                                                                                                                         worbene N501Y-Mutation, die für
B.1.351 (unten) charakteristische Mutationen.
NTD: N-terminale Domäne; RBD: rezeptorbindende Domäne; SD1/2: Subdomäne 1/2; FP: Fusionspeptid; HR1/2: Hep-
                                                                                                                                                                                         eine erleichterte Bindung an
tadenmuster 1/2; CH: Zentrale Helix; CD: Verbindungsdomäne; CT: zytoplasmatische Domäne.                                                                                                 menschliche Wirtszellen verant-
                                                                                                                                                                                         wortlich gemacht wird (23, 24). Zu-
                                                                                                                                                                                         sätzlich zum N501Y-Polymorphis-
  GRAFIK 1B
                                                                                                                                                                                         mus finden sich weitere Mutationen
                                                                                                                                                                                         in der RBD (K417N und E484K)
                                                                                                                                                                                         und zahlreiche Polymorphismen in
                                                                                                                                                                                         der NTD des Spike-Proteins. Beide
                                                                                                                                                                                         Domänen tragen Epitope für neu-
                                                                                                                                                                                         tralisierende Antikörper, weshalb
                                                                                                                                                                                         sie entscheidende Strukturen so-
                                                                                                                                                                                         wohl für die Immunantwort als
                                                                                                                                                                                         auch die Vakzinierung und Antikör-

                                                                                                                    Erstellt unter Verwendung der PyMOL 3D-Grafiksoftware (pymol.org).
                                                                                                                                                                                         pertherapie darstellen. Für den Ami-
                                                                                                                                                                                         nosäureaustausch E484K ist bekannt,
                                                                                                                                                                                         dass er Resistenz gegen bestimmte
                                                                                                                                                                                         monoklonale Antikörper vermittelt
                                                                                                                                                                                         (25–27).
                                                                                                                                                                                            Vorab veröffentlichte In-vitro-
                                                                                                                                                                                         Studien implizierten zudem eine ver-
                                                                                                                                                                                         ringerte Aktivität von Rekonvales-
                                                                                                                                                                                         zenten- beziehungsweise Geimpf-
                                                                                                                                                                                         tenplasma gegen Viren, die diese
Lokalisation der B.1.1.7- bzw. B.1.351-typischen RBD-Mutationen im SARS-CoV-2-Spike-Protein.                                                                                             3 Mutationen tragen. Darüber hinaus
                                                                                                                                                                                         gibt es Meldungen, nach denen in
                                                                                                                                                                                         Impfstoffstudien der Phase III in
S-Gen-Ausfall (16). Kontaktnach-              B.1.1.7-Variante zum Anstieg der                                                                                                           Südafrika eine verringerte Effektivi-
verfolgungsdaten demonstrierten               Fallzahl beigetragen hat, zeigen die                                                                                                       tät der Vakzine gefunden wurde, was
unter den Kontaktpersonen von mit             möglicherweise weitreichenden Fol-                                                                                                         auf die dortige Zirkulation der
B.1.1.7 Infizierten eine höhere Se-           gen der Ausbreitung einer hoch-                                                                                                            B.1.351-Linie zurückgeführt wird
condary Attack Rate (1361 Infi-               transmissiblen Variante von SARS-                                                                                                          (28, 29). Es ist also möglich, dass
zierte pro 9228 Kontaktpersonen               CoV-2 auf. Gerade weil von einer                                                                                                           sich die B.1.351-Linie so rasch aus-
[15 %]) im Vergleich zu Kontakt-              noch höheren Transmissibilität aus-                                                                                                        gebreitet hat, weil sie über eine in-
personen, die mit anderen Viruslini-          gegangen werden muss, sind die                                                                                                             trinsisch höhere Transmissibilität als
en infizierten waren (1244 pro                Maßnahmen zur Viruseindämmung                                                                                                              der ursprüngliche Genotyp verfügt
11269 [11 %]) (17). Darüber hinaus            (Containment) wichtig. Dies betont                                                                                                         (23, 24) und/oder weil sie partiell
deuten unterschiedliche Modellie-             die hohe Bedeutung einer engma-                                                                                                            Mechanismen der menschlichen Im-
rungsrechnungen auf eine um das               schigen Surveillance zur frühzeiti-                                                                                                        munantwort entkommen kann. Sie
rund 1,5-fach erhöhte Reproduk-               gen Detektion und molekularen                                                                                                              könnte daher eine Grundlage für die
tionszahl der B.1.1.7-Variante hin            Charakterisierung bekannter sowie                                                                                                          Entstehung sogenannter Immune-
(15, 16, 18). Während für B.1.1.7-            auch neuartiger Viruslinien.                                                                                                               Escape-Varianten darstellen.
Infektionen initial eine unveränder-
te Klinik angenommen wurde, deu-              B.1.351 [501Y.V2]                                                                                                                          P.1 [501Y.V3]
ten bei begrenzter Studienlage erste          Nahezu zeitgleich mit Berichten                                                                                                            Im brasilianischen Bundesstaat Ama-
Daten auf eine erhöhte Fallsterb-             über die neue Variante aus Großbri-                                                                                                        zonas nehmen derzeit Infektionen
lichkeit hin (19–21). Die Erfah-              tannien wurde im Dezember 2020                                                                                                             mit einer weiteren SARS-CoV-2-
rungen aus Großbritannien, wo die             über die Ausbreitung einer weiteren                                                                                                        Variante rasch zu, die als P.1 bzw.

A 462                                                                                                          Deutsches Ärzteblatt | Jg. 118 | Heft 9 | 5. März 2021
EVOLUTION IM ZEITRAFFER - SARS-COV-2-VARIANTEN - DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
MEDIZINREPORT

501Y.V.3 bezeichnet wird. Sie weist                         Die zellulären und virologischen    das Genom der jeweiligen SARS-
ebenfalls eine Reihe von Spike-Pro-                      Determinanten, die einen VOC-          CoV-2-Variante zusammen mit den
tein-Polymorphismen auf, darunter                        Phänotyp bestimmen, herauszuar-        klinisch-epidemiologischen Infor-
auch 3 RBD-Mutationen an Positio-                        beiten, ist Gegenstand intensiver      mationen der jeweiligen Fälle aus-
nen, die auch in der B.1.351-Linie                       Forschungsanstrengungen. Neben         gewertet werden. Somit können in
verändert sind (K417, E484, N501).                       vergleichenden Analysen in Zell-       kurzer Zeit Zusammenhänge von
Aufgrund des Genotyps wird auch                          kultur-, Organoid- und Tiermodel-      Viruslinien mit Krankheitsverläufen
für diese Variante eine erhöhte                          len stehen hierfür klinische Beob-     erkannt werden.
Transmissibilität beziehungsweise                        achtungen (z. B. Manifestationsfor-       Basierend auf den erhobenen Ge-
verringerte Effektivität neutralisie-                    men, Dauer, Menge der Virusaus-        nomdaten und Daten, die in Reposi-
render Antikörper diskutiert (30).                       scheidung), syndrombasierte und        torien wie GISAID eingestellt wer-
   Die Mechanismen, die VOCs ei-                         integrierte Molekulare Surveillance    den, liegen derzeit (Stand: 11. Febru-
ne überdurchschnittliche Übertrag-                       zur Erfassung der Prävalenz und        ar 2021) Informationen zu insgesamt
barkeit verleihen, sind derzeit nur                      Verbreitung von Varianten sowie        5 875 deutschen (2020: 4 552; 2021:
im Ansatz verstanden. Sie scheinen                       der Schwere der Infektion und pa-      1 323) SARS-CoV-2-Gesamtgenom-
jedoch durch gemeinsame Poly-                            thologische Untersuchungen zur         sequenzen vor. Grafik 2A gibt einen
morphismen im viralen S-Protein                          Erkennung von Unterschieden in         Gesamtüberblick über die Verwandt-
wie N501Y getrieben zu sein. Die-                        der klinisch-pathologischen Mani-      schaft der in Deutschland seit Beginn
se verstärken die Bindung an das                         festation zur Verfügung.               der Pandemie sequenzierten SARS-
ACE2-Rezeptorprotein und geben                                                                  CoV-2-Genome. Es wird ersichtlich,
einen Hinweis auf konvergente                            Aktuelle Situation in Deutschland      dass eine Diversifikation erfolgt ist
Anpassungsmechanismen des ur-                            Das Robert Koch-Institut (RKI) und     und im Zeitverlauf die Häufigkeits-
sprünglich zoonotischen Virus (23,                       das Konsiliarlabor für Coronaviren     verteilung der unterschiedlichen Kla-
24). Denkbar ist, dass die spezi-                        der Charité – Universitätsmedizin      den variiert.
fisch in VOCs gefundenen Amino-                          Berlin führen seit Beginn der Pande-      Es ist wichtig zu erwähnen, dass
säureaustausche zu einer Verringe-                       mie Genomsequenzierungen von           die sequenzierten Viren keine reprä-
rung der minimalen Infektionsdo-                         SARS-CoV-2- durch, unter anderem       sentative Auswahl aller in Deutsch-
sis führen und die infektiöse Form                       im Rahmen der Integrierten Mo-         land zirkulierenden Viren darstellen:
des Virus stabilisieren, den zellulä-                    lekularen Surveillance (IMS) für       Aufwendige Laboruntersuchungen
ren Tropismus beeinflussen oder                          SARS-CoV-2. Die besondere Be-          wie die Gesamtgenomsequenzierung
die virale Fitness in anderer Form                       deutung der IMS liegt in der Tatsa-    kommen vor allem in besonderen Si-
erhöhen.                                                 che, dass die Informationen über       tuationen zum Einsatz, etwa bei Aus-

   GRAFIK 2A

   Deutsche SARS-CoV-2-Gesamtgenomsequenzen seit Beginn der Pandemie                                                                      Die Analyse erfolgte unter Verwendung der Augur- und Auspice-Pipelines am RKI (40, 41).

Die berücksichtigten Genomsequenzen sind als Punkte in Relation zum Entnahmezeitpunkt der entsprechenden Probe (x-Achse) hervorgeho-
ben, während die entsprechende Kladenzuordnung gemäß Nextstrain-Nomenklatur farbkodiert ist. Die Position der SARS-CoV-2-Sequenz des
ersten deutschen COVID-19-Falls und Sequenzen aus großen Ausbrüchen sind durch Pfeile gekennzeichnet, ebenso wie die Cluster der VOC-
Linien B.1.1.7 und B.1.351 (20I/501Y.V1 und 20H/501Y.V2 gemäß Nextstrain-Nomenklatur). Aus Datenschutzgründen sind nicht alle verfügba-
ren Sequenzen dargestellt (MPP: fleischverarbeitender Betrieb).

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 118 | Heft 9 | 5. März 2021                                                                                                                                                                              A 463
EVOLUTION IM ZEITRAFFER - SARS-COV-2-VARIANTEN - DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
MEDIZINREPORT

  GRAFIK 2B                                                                                       2020 ausgehend von Urlaubsrück-
                                                                                                  kehrern aus Spanien ausbreitete
  Linienverteilung der in IMS sequenzierten SARS-CoV-2, KW 50/2020–KW4/2021                       und seitdem in ganz Europa vor-
                                                                                                  herrscht. Es gibt bislang keine pu-
                                                                         B.1.1.7
                                                                                                  blizierten Hinweise darauf, dass
                                                                         andere Linien            sich B.1.177-Viren in ihren biologi-
                                                                         B.1.1.74                 schen Eigenschaften beziehungs-
                 100
                                                                         B.1.9.4
                                                                                                  weise ihrer Transmissibilität von
                                                                                                  anderen SARS-CoV-2-Linien unter-
   Sequenzzahl

                                                                         B.1.88
                                                                                                  scheiden (31).
                                                                         B.1.1.238                   Eine ebenfalls hohe Prävalenz
                                                                         B.1                      zeigen Viren der in ganz Europa
                 50                                                                               weitverbreiteten Linien B.1.221 und
                                                                         B.1.258
                                                                                                  B.1.160. Der Anteil der besorgniser-
                                                                         B.1.160
                                                                                                  regenden Variante B.1.1.7 an der
                                                                         B.1.221                  Gesamtzahl der Sequenzen der zu-
                  0                                                      B.1.177                  fällig ausgewählten IMS-SC2-Pro-
                                                                                                  ben lag im Erhebungszeitraum noch
                       50–51       52–53       1–2      3–4
                               Kalenderwoche (Entnahme)
                                                                                                  auf niedrigem Niveau, zeigte jedoch
                                                                                                  einen deutlichen Aufwärtstrend mit
                                                                                                  einem relativen Anteil von 3,9 %
Im Gegensatz zum in 2A dargestellten Datensatz basieren die hier erhobenen und ausgewerte-        in KW 3–4.
ten Sequenzdaten auf einer Zufallsstichprobe, für die eine geringere Verzerrung (z. B. im Sinne      Damit stehen die IMS-SC2-Sur-
der Überrepräsentation von VOCs) anzunehmen ist. Dargestellt ist die Anzahl der 10 am häu-
                                                                                                  veillance-Ergebnisse im Einklang
figsten nachgewiesenen SARS-CoV-2-Linien an allen sequenzierten SARS-CoV-2-positiven
Proben aus dem IMS-SC2-Labornetzwerk.                                                             mit anderen Erhebungen des RKI:
                                                                                                  Eine Ad-hoc-Analyse fand in KW 4
                                                                                                  einen Anteil B.1.1.7-positiver PCR-
bruchsgeschehen, bei schweren klini-              schen Breite Deutschlands erhoben.              Ergebnisse von 5,6 %, der an-
schen Verläufen oder dem Verdacht                 Daraus resultiert ein Datensatz, der            schließend rapide auf 22 % anstieg
auf das Vorliegen einer VOC. Daher                das Infektionsgeschehen mit gerin-              (32, 33). Die Testzahlerfassung des
unterliegen viele der in Sequenzda-               geren Verzerrungen hinsichtlich der             RKI demonstrierte ebenfalls einen
tenbanken wie GISAID hinterlegten                 Probenauswahl repräsentiert, als es             VOC-Anteil von 5 % in KW 4, der
Datensätze einer Verzerrung, in der               bei Proben der Fall ist, die aus diag-          in KW 5 auf 12 % und in KW 6 auf
sehr homogene Datensätze aus ein-                 nostischen Zwecken zur Sequenzie-               22,8 % anstieg. Es handelt sich aber
zelnen Untersuchungen beziehungs-                 rung ausgewählt wurden.                         nicht um eine zufällige Stichprobe
weise mittlerweile auch VOC-Se-                      Zum Zweck der Surveillance                   (32, 33).
quenzen überrepräsentiert sind.                   senden derzeit (Stand 17. Februar                  Seit Januar 2021 ist der Deutsche
                                                  2021) 17 über Deutschland verteilte             Elektronische Sequenzdaten-Hub
Molekulare Surveillance                           Diagnostiklabore wöchentlich zu-                (DESH) aktiv, über den sequenzie-
Das Projekt „Integrierte Molekula-                fällig ausgewählte Proben zur Ge-               rende Labore SARS-CoV-2-Se-
re Surveillance für SARS-CoV-2                    samtgenomsequenzierung an das                   quenzdaten an das RKI übermitteln
(IMS-SC2)“ an RKI und Charité                     RKI. Darüber hinaus erfolgen fo-                (34). Diese technische Plattform,
wurde etabliert, um (i) die geneti-               kussierte Untersuchungen auf Ver-               welche im Rahmen der Corona-
sche Variabilität und Evolution von               anlassung des Öffentlichen Ge-                  Surveillanceverordnung realisiert
SARS-CoV-2 in Deutschland konti-                  sundheitsdienstes, ebenfalls breit              wurde und die Grundlage und Mo-
nuierlich zu überwachen, (ii) einen               über Deutschland verteilt. Seit De-             dell auch für die IMS anderer Er-
differenzierten, durch molekularge-               zember 2020 sind so im Rahmen                   reger sein kann, ermöglicht die
netische Analysen unterstützten                   des IMS-SC2-Projektes am RKI                    deutschlandweite Zusammenfüh-
Einblick in das Auftreten sowie die               658 SARS-CoV-2-Genome sequen-                   rung von Sequenzdaten und wird
Ausbreitungs- und die Transmissi-                 ziert worden, darunter 440 im Rah-              kontinuierlich weiterentwickelt. Ei-
onsdynamiken des Virus zu gewin-                  men der Surveillance von zufällig               ne Analyse der an DESH übermit-
nen,und (iii) einen Zusammenhang                  ausgewählten Proben.                            telten Daten von Zufallsstichpro-
zwischen Infektionen mit bestimm-                    Grafik 2A zeigt für die Kalender-            ben aus sequenzierenden Laboren
ten Virusvarianten und klinisch-epi-              wochen (KW) 50/2020 bis 4/2021                  in ganz Deutschland sowie der
demiologischen Erscheinungsbil-                   die Verteilung dieser Zufallsstich-             IMS-SC2-Sequenzdaten zufällig se-
dern zu erkennen.                                 probe auf die unterschiedlichen                 lektierter SARS-CoV-2-Proben de-
   Dementsprechend wird ein großer                SARS-CoV-2-Linien im Zeitver-                   monstrierte in KW 3 einen Anteil
Anteil der Sequenzen anhand von zu-               lauf. Derzeit entfällt der größte Teil          von 4,4 % für B.1.1.7-Sequenzen
fällig ausgewählten SARS-CoV-2-                   der zirkulierenden Viren auf die Li-            an den in Deutschland sequenzier-
positiven Proben aus der geografi-                nie B.1.177, die sich im Sommer                 ten SARS-CoV-2-Genomen, der in

A 464                                                                                                             Deutsches Ärzteblatt | Jg. 118 | Heft 9 | 5. März 2021
MEDIZINREPORT

                           GRAFIK 2C                                                                                                                   treten von Virusvarianten, die par-
                                                                                                                                                       tiell oder komplett resistent gegen
                           Anteil der VOC B.1.1.7 an sequenzierten SARS-CoV-2-Genomen                                                                  neutralisierende Antikörper oder
      Linke Y-Achse:
   deutschlandweite                                                                                                                                    Rekonvaleszentenseren sind, deutet
                                                           200                                                           20
    7-Tage-Inzidenz                                                                                                                                    darauf hin, dass sich SARS-CoV-2
 (gemeldete SARS-                                          180                                                           18                            an den herrschenden Immunselek-
CoV-2-Neuinfektio-                                                                                                                                     tionsdruck anpassen kann. Eine sol-
   nen/100 000 Ein-                                        160                                                           16
                          7-Tage-Inzidenz von SARS-CoV-2

                                                                                                                                                       che Antigendrift könnte die Wirk-
    wohner/7 Tage);
                              (Fälle/100 000 Einwohner)

                                                           140                                                           14                            samkeit von Impfstoffen negativ be-
     rechte Y-Achse:

                                                                                                                              Anteil B.1.117 (%)
         prozentualer                                      120                                                           12                            einflussen und würde unter Umstän-
B.1.1.7-Anteil unter                                                                                                                                   den eine Anpassung der Impfstoff-
                                                           100                                                           10
  3 949 zufällig aus-                                                                                                                                  komposition erfordern, ähnlich wie
  gewählten SARS-                                          80                                                            8                             dies für Influenza schon der Fall
       CoV-2-Proben                                                                                                                                    ist (35). Hieraus ergibt sich die
                                                           60                                                            6
   (DESH oder IMS-                                                                                                                                     Notwendigkeit einer engmaschigen
SC2); für diese sind                                       40                                                            4                             Überwachung der Evolution von
auch absolute Zah-
len (Anzahl B.1.1.7                                        20                                                            2                             SARS-CoV-2. Die Coronavirus-
     Sequenzen/Ge-                                                                                                                                     Surveillanceverordnung (CorSurV)
                                                            0                                                            0
    samtzahl SARS-                                               3.1.21   10.1.21   17.1.21   24.1.21    31.1.21    7.2.21                             vom 19. Januar 2021 unterstützt zu
CoV-2-Sequenzen)                                                                        Datum                                                          diesem Zweck eine erhebliche Stei-
    gezeigt (33, 34).                                                                                                                                  gerung der SARS-CoV-2-Gesamt-
                                                                                                                                                       genomsequenzierungen mit dem
                                                                                                                                                       Ziel der Sequenzierung von 5–10 %
                        KW 4 auf 9,0 % und in KW 5 auf                                    3 unterschiedlichen Weltregionen                             aller SARS-CoV-2-positiven Proben
                        15,4 % angestiegen ist (33).                                      ist ein Indiz für konvergente Evolu-                         in Deutschland (je nach Inzidenz).
                           Grafik 2C zeigt für die Kalender-                              tion.                                                           Quantitative und longitudinale
                        wochen 1–5/2021 den steigenden                                        Anlass zur Besorgnis stellt derzeit                      Analysen auf Basis der in DESH er-
                        B.1.1.7-Anteil an den Gesamtge-                                   die um rund 50 % leichter übertrag-                          fassten Genomsequenzen erlauben
                        nomsequenzen in DESH bei insge-                                   bare Linie B.1.1.7 dar (16,18). Daten                        die Etablierung eines Frühwarnsys-
                        samt noch sinkender 7-Tage-Neuin-                                 aus der Integrierten Molekularen                             tems zur Erkennung von sich über-
                        zidenz (Summe aller Varianten).                                   Surveillance von RKI und Konsiliar-                          proportional ausbreitenden bekann-
                           Viren der Linie B.1.351 werden                                 labor für Coronaviren an der Charité                         ten, aber auch neuen Varianten, die
                        mit einem Anteil von 1,23 % (Stand                                sowie aus groß angelegten multizen-                          dann gezielt beobachtet und analy-
                        17. Februar 2021) in Sequenzdaten                                 trischen Ad-hoc-Analysen demons-                             siert werden können. Diese Surveil-
                        gefunden, die via DESH an das                                     trieren, dass der Anteil der durch                           lance leistet somit einen wertvollen
                        RKI übermittelt werden. Viren der                                 B.1.1.7 verursachten Neuinfektionen                          Informationszugewinn für die Pan-
                        Linie P.1 wurden bislang weder in                                 Ende Januar 2021 bei knapp 6 % und                           demiekontrolle. Unabhängig von
                        der IMS-SC2 noch in den via                                       2 Wochen später bei geografischer                            SARS-CoV-2 ist die jetzt etablierte
                        DESH übermittelten Daten detek-                                   Diversität durchschnittlich bereits                          IMS ein Modell, das künftig auch
                        tiert, sind in Deutschland aber be-                               bei 22 % lag (32, 33).                                       für weitere Infektionserreger etab-
                        reits zumindest einmal nachgewie-                                     Somit dominiert diese Variante                           liert und genutzt werden sollte, um
                        sen worden (33).                                                  das Infektionsgeschehen in Deutsch-                          den Gesundheitsschutz in Deutsch-
                                                                                          land noch nicht komplett, aber eine                          land weiter zu verbessern.
                        Zusammenfassende Bewertung                                        weitere Ausbreitung und ein Einfluss                                      RKI-Autorengruppe „SARS-CoV-2
                        Mit zunehmender Verbreitung und                                   auf die Transmission muss erwartet                                     Integrierte Molekulare Surveillance“
                        Populationsgröße von SARS-CoV-2                                   werden. Die Ad-hoc-Analysen wer-
                        steigt die Wahrscheinlichkeit des                                 den in den kommenden Wochen wie-                             Korrespondenz:
                                                                                                                                                       PD Dr. rer. nat. Thorsten Wolff
                        Auftretens phänotypisch-relevanter                                derholt werden, um den zeitlichen                            Robert Koch-Institut, Fachgebiet 17: Influenza-
                        Mutationen im Virusgenom. Die                                     Verlauf des VOC-Anteils in Deutsch-                          viren und weitere Viren des Respirationstraktes,
                        daraus resultierende hohe geneti-                                 land zu verfolgen. Wie effektiv die                          E-Mail: wolfft@rki.de
                        sche Diversität ermöglicht eine                                   derzeitigen Maßnahmen die Aus-                               Interessenkonflikte: Die Autoren geben an, dass
                        Selektion angepasster Virusvarian-                                breitung der VOCs begrenzen, wird                            keine Interessenkonflikte bestehen.
                        ten, deren Fitness zum Beispiel                                   sich aus den Surveillancedaten-Er-
                        aufgrund leichterer Übertragbarkeit                               gebnissen der nächsten Tage und                              Der Beitrag unterlag keinem Peer-Review-Verfahren.
                        oder geringerer Suszeptibilität ge-                               Wochen ablesen lassen.
                        gen die menschliche Immunant-                                         Sicher ist aber, dass aufgrund der                       Eine vollständige Liste der Autoren:
                                                                                                                                                       http://daebl.de/PC74
                        wort erhöht ist. Das unabhängige                                  höheren Transmission die Eindäm-
                        Auftreten von VOCs mit ähnlichen                                  mung der VOC B.1.1.7 schwieriger
                                                                                                                                                       Literatur im Internet:
                        oder gar denselben Mutationen                                     ist als die der bisher dominierenden                         www.aerzteblatt.de/lit0921
                        (S-N501Y; K417N/T; E484K) in                                      SARS-CoV-2-Varianten. Das Auf-                               oder über QR-Code.

A 466                                                                                                                                              Deutsches Ärzteblatt | Jg. 118 | Heft 9 | 5. März 2021
MEDIZINREPORT

          Zusatzmaterial Heft 9/2021, zu:

          SARS-CoV-2-Varianten

          Evolution im Zeitraffer
          Für den Fortgang des pandemischen Geschehens spielen Fragen zu Eigenschaften, Verbreitung und
          Bedeutung mutierter Varianten von SARS-CoV-2 eine große Rolle. Die molekulare Surveillance erfolgt
          am Robert Koch-Institut unter anderem mittels Gesamtgenomsequenzierungen.

          Literatur                                                   2-variant-variant-of-concern-20201201 (last              10.1101/2020.12.21.20248640.
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                                                                      rt-pcr-spike-gene-drop-out-data/600 (last                straints on Folding and ACE2 Binding. Cell
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                                                                      England: Insights from linking epidemiologi-             bal SARS-CoV-2 variants. bioRxiv 25. Janu-
           5. Rambaut A, Loman N, Pybus O, et al.: Pre-               cal and genetic data. medRxiv, 4. Januar
              liminary genomic characterisation of an                                                                          ar 2021; doi: 10.1101/2021.01.25.427948.
                                                                      2020; doi: 10.1101/2020.12.30.20249034.
              emergent SARS-CoV-2 lineage in the UK                                                                        27. Greaney AJ, Loes AN, Crawford KHD, et
              defined by a novel set of spike mutations.        17.   Public Health England: Investigation of no-              al.: Comprehensive mapping of mutations
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              liminary-genomic-characterisation-of-an-                202012/01. Technical briefing 3 2021;                    main that affect recognition by polyclonal
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              (last accessed on 26 January 2021).                     ment_data/file/959360/Variant_of_Con
                                                                      cern_VOC_202012_01_Technical_Brie                    28. Madhi SA, Baillie V, Cutland CL, et al.:
           6. Rambaut A, Posada D, Crandall KA,                       fing_3.pdf.                                              Safety and efficacy of the ChAdOx1
              Holmes EC: The causes and consequences                                                                           nCoV-19 (AZD1222) Covid-19 vaccine
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                                                                      B.1.1.7 during the English national lock-                10.1101/2021.02.10.21251247.
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                                                                                                                               cessed on 26 January 2021).
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                                                                      medRxiv 3. Februar 2021; doi:                            2020. medRxiv 27. November 2020; doi:
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                                                                      Threats Advisory Group: Update note on                   ten von SARS-CoV-2 in Deutschland, ins-
          12. Korber, B, Fischer WM, Gnanakaran S, et                                                                          besondere zur Variant of Concern (VOC)
              al.: Tracking Changes in SARS-CoV-2                     B.1.1.7 severity 11. Februar 2021;
                                                                      https://www.gov.uk/government/publicati                  B.1.1.7. 2021; https://www.rki.de/DE/Con
              Spike: Evidence that D614G Increases In-                                                                         tent/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/
              fectivity of the COVID-19 Virus. Cell 2020;             ons/nervtag-update-note-on-b117-severity-
                                                                      11-february-2021.                                        DESH/Berichte-VOC-tab.html (last acces-
              182: 812–27.                                                                                                     sed on 26 January 2021).
          13. Public Health England: Investigation of no-       22.   Tegally H, Wilkinson E, Giovanetti M, et al.:
                                                                      Emergence and rapid spread of a new se-              33. Robert Koch-Institut: 2. Bericht zu Virusvari-
              vel SARS-COV-2 variant: Variant of Con-                                                                          anten von SARS-CoV-2 in Deutschland,
              cern 202012/01. PHE Technical Briefing                  vere acute respiratory syndrome-related co-
                                                                      ronavirus 2 (SARS-CoV-2) lineage with mul-               insbesondere zur Variant of Concern (VOC)
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                                                                      medRxiv 22. Dezember 2020; doi:                          tent/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/

A7                                                                                                                     Deutsches Ärzteblatt | Jg. 118 | Heft 9 | 5. März 2021
MEDIZINREPORT

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      ma. bioRxiv 19. Januar 2021; doi:
      10.1101/2021.01.18.427166.
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      Augur: a bioinformatics toolkit for phyloge-
      netic analyses of human pathogens. Jour-
      nal of Open Source Software 2021; 6 (57):
      2906.

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 118 | Heft 9 | 5. März 2021              A8
MEDIZINREPORT

          Zusatzmaterial Heft 9/2021, zu:

          SARS-CoV-2-Varianten

          Evolution im Zeitraffer
          Für den Fortgang des pandemischen Geschehens spielen Fragen zu Eigenschaften, Verbreitung und
          Bedeutung mutierter Varianten von SARS-CoV-2 eine große Rolle. Die molekulare Surveillance erfolgt
          am Robert-Koch-Institut unter anderem mittels Gesamtgenomsequenzierungen.

          Autoren                                            Danksagung
          Dr. med. Djin-Ye Oh M.Sc 1*,                       Die Autoren danken Prof. Dr. Christian Drosten und
                                      2
          Dr. rer. nat. Stefan Kröger *,                     Dr. Victor Corman für die fortwährende Unterstüt-
          Dr. rer. nat. Marianne Wedde ,
                                            1                zung des Labornetzwerkes sowie die enge und ver-
                           3                                 trauensvolle Zusammenarbeit im Bereich der virolo-
          Felix Hartkopf ,
                                                             gischen Surveillance von SARS-CoV-2. Dank gilt
          Dr. rer. nat. Matthias Budt1,                      den Autoren zufolge auch den derzeit 17 Laboren
                                       2
          Dr. rer. nat. Janna Seifried ,                     des IMS-SC2-Labornetzwerkes, die durch die konti-
                                                 3
          Dr. rer. nat. Aleksandar Radonic ,                 nuierliche Bereitstellung von Probenmaterial die re-
                                4
          Essia Belarbi PhD ,                                gelmäßige Analyse von SARS-CoV-2-Genomen
                                     3
          Dr. rer. nat. Martin Hölzer ,                      aus verschiedenen Regionen Deutschlands erst er-
          Dr. rer. nat. Sindy Böttcher ,
                                        1                    möglichen. Darüber hinaus danken sie allen se-
                                      4
          Dr. rer. nat. Grit Schubert ,                      quenzierenden Laboren für die Bereitstellung von
                                   3                         Genomsequenzdaten über die DESH-Plattform des
          Sandra Kaiser M.Sc ,
                                        2                    RKI oder öffentliche Repositorien wie GISAID. Des
          Teresa Domaszewska PhD ,                           Weiteren danken die Autoren Dr. Ulrike Elgeti, Dr.
                              4
          Andreas Sachse ,                                   Jana Eckert und Dr. Astrid Broschkowski für die kri-
                                          3
          Dr. rer. nat. Oliver Drechsel ,                    tische Durchsicht des Manuskripts.P5 Systemmedi-
                             2
          Romina Grajcar ,                                   zin von Infektionskrankheiten.
                                         3
          Dr. rer. nat. Matthew Huska ,
                                  5
          Lanxin Zhang M.Sc ,
                                               6
          Dr. rer. nat. Annika Brinkmann ,
                                        3
          Kyanoush Yahosseini PhD ,
                                                    3
          PD Dr. med. Linus Grabenhenrich ,
                                                   2
          Dr. med. Osamah Hamouda MPH ,
                                         1
          Dr. med. vet. Ralf Dürrwald ,
          Prof. Dr. med. Walter Haas²,
                                                     4
          Sébastien Calvignac-Spencer PhD ,
                                             3
          Torsten Semmler Dr. rer. nat. ,
                                           6
          Prof. Dr. med. Lars Schaade ,
                                           1
          Prof. Dr. med. Martin Mielke ,
                                      5
          Max von Kleist PhD, M.Sc ,
                                        3
          Dr. rer. nat. Stephan Fuchs ,
                                                      3
          Prof. Dr. med. vet. Lothar H. Wieler ,
                                               1
          PD Dr. rer. nat. Thorsten Wolff

          1
            RKI, Abteilung 1, Infektionskrankheiten
          2
            RKI, Abteilung 3, Infektionsepidemiologie
          3
            RKI, MF, Methodenentwicklung und
            Forschungsinfrastruktur
          4
            RKI, Projektgruppe 3, Epidemiologie
            hochpathogener Erreger
          5
            RKI, Projektgruppe 5, Systemmedizin von
            Infektionskrankheiten
          6
            RKI, ZBS, Zentrum für Biologische Gefahren und
            Spezielle Pathogene

          * Diese Autoren trugen gleichermaßen bei.

A9                                                                                                                  Deutsches Ärzteblatt | Jg. 118 | Heft 9 | 5. März 2021
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