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Solarbrief SOLARBRIEF 1 | 2021 Karikatur: Gerhard Mester / sfv Das EEG 2021 Wenig Licht, viel Schatten. Geht der Windenergieausbau voran? Das Netzwerk der Windkraftverhinderer Ideen für eine neue Energiegesetzgebung Vom Runden Tisch Erneuerbare Energien
2 Energiewende Verkehrswende 3.. Nur eine kurze Atempause für das Weltklima 34.. Ein Zeichen für die Verkehrswende Editorial: Von Susanne Jung Interview aus der Waldbesetzung im Dannenröder Forst 4.. Der Planet Erde hat lebensbedrohliches Fieber 40.. Pushing Boundaries – Team Sonnenwagen Hohe CO2-Emissionen müssen schnellstmöglich auf NULL Von Martin Fein reduziert werden: Von Ulrich Böke 8.. Für eine neue Klimaschutzgesetzgebung! Das EEG 2021 - wenig Licht, viel Schatten. Betreiberberatung Von Susanne Jung 10.. Arbeitspapier zu einer neuen Energiegesetzgebung 48.. Mieterstrom Runder Tisch Erneuerbare Energien Energiewende in die Städte bringen Von Susanne Jung 14.. Konsequente Energiewende und vollständiger Atomausstieg 50.. Änderungen im EEG 2021 Von Ezgi Arat Eine Zusammenstellung mit Kurzkommentaren Von Susanne Jung 15.. Gemeinsames Positionspapier zum Fukushima-Jahrestag: Für eine konsequente Energiewende statt Atomkraft! 56.. Datenchaos beim Marktstammdatenregister? Von Robin Wood Von Samuel Krämer 16.. Stromtrassen 57.. PV-Anlagen Förderprogramme „Viele Wege führen nach Rom“ Dezentraler Solarausbau mit Unterstützung kommunaler Von Anita Dieminger Förderungen Von Samuel Krämer 45.. Beträchtliches Potential der Agriphotovoltaik 58.. SmartMeter: Stopp des Rollouts? Von Johannes Jung Von Jörg Sutter 42.. Nie wieder Energiekosten Die private Energiewende Windkraft Von Ralf Ruszynski 18.. AKZEPTANZ - Windkraft in unserer Nähe? Nein ... oder doch? Von Rainer Doemen Nachrichten & Internes 22.. Das Netzwerk zur Verhinderung der Energiewende in Deutschland 60.. Nachrichten: Norwegens CO2-Steueranhebung, Petition Vom Rechercheteam der Europäischen-Energiewende- zum Energiecharta-Vertrag, Innovationspreis für CO2- Community Senken-Technologie, Klima-App aus Finnland, Greta- Reportage, The Global 100%RE Strategy Group, 24.. „Über 1000 Bürgerinitiativen gegen Windkraft!“ Solaroffensive statt Schneckentempo Stimmt das denn überhaupt? Von Thomas Rinneberg 62.. Einladung zur außerordentlichen SFV-Mitglieder- versammlung 28.. Verheerende Abstandsregeln für Windenergie in NRW 62.. Lokale Infostellen des SFV 62.. Impressum Klimakrise 63.. Mitgliedsantrag 6.. Die Klimakrise macht keine Pause Von Nadine Eckert 29.. Erdgas aus Russland statt heimische Solar- und Windenergie? Eine Katastrophe für den Klimaschutz Von Wolf von Fabeck Inhalt 31.. Energie und Ethik Klimawandel: Was ethisches Handeln heißt - oder Darf der Mensch die Erde zerstören? Von Christian Fleischer Solarbrief 1/21 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
3 Nur eine kurze Atempause für das Weltklima Editorial Im Januar meldete das statistische zu Veränderungen unseres Wirtschaftens - vor allem in der Bundesamt, dass das Bruttoinlands- Politik. Maßlosigkeit im Umgang mit unseren natürlichen produkt (BIP) in Deutschland im Jahr Ressourcen müssen effizienten und suffizientem Verhalten 2020 um ca. 5 Prozent gesunken sei. Platz machen. Die Coronakrise ist ein gutes Beispiel. Der Die Inlands- und Auslandsnachfrage größte Teil der coronabedingten Konjunkturpakete wurde nach Gütern sei coronabedingt stark nur ungenügend an ökologische Auflagen geknüpft. zurückgegangen. Das verwundert niemanden. Denn eins ist klar: Wir müssen viel engagierter vorangehen. Eine kurze Atempause für das Klima reicht nicht aus! Wenn wir Wir alle erleben im Berufsleben und weiterhin mit angezogener Handbremse fahren, haben wir unserem privaten Umfeld hautnah, gegen die Klimakrise keine Chance. Die Zerstörung unserer wie die Wirtschaft seit Monaten langsamer tritt. Auch der Lebensgrundlagen wird von Jahr für Jahr massiver werden. „Freizeitkonsum“ ist kaum noch möglich. Liebe Leserinnen und Leser! Dieser erste Solarbrief im Jahr Mit dem Rückgang des BIP sank der Energieverbrauch in 2021 ist umfangreicher geworden als vorab geplant. Im Vor- Deutschland 2020 auf einen historischen Tiefstand. Nach feld zu der im September stattfindenden Bundestagswahl ist Veröffentlichungen der AG Energiebilanzen wurden gegen- es so wichtig, die aktuelle Energiepolitik genauer unter die über dem Vorjahr über 8 Prozent weniger verbraucht. Damit Lupe zu nehmen. sanken auch die Treibhausgasemissionen. Das Jahr 2020 hat dem Klima eine kurze Atempause gegönnt. Der Trend bleibt Wir haben unter anderem die neuen gesetzlichen Bestim- aber dennoch besorgniserregend. mungen im EEG analysiert, in dem wir positive Entwick- lungen hervorgehoben und Änderungsbedarf aufgezeigt Bundesumweltministerin Svenja Schulze präsentierte hierzu haben. Gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern Mitte März die neuesten Zahlen zu den Treibhausgasemissio- am Runden Tisch Erneuerbare Energien entstand ein Ar- nen. Nach Analysen des Umweltbundesamtes (UBA) wurden beitspapier für eine neue Energiegesetzgebung, das wir in 2020 exakt 8,7 Prozent weniger Treibhausgas emittiert. Ihnen gern vorstellen. Es soll wesentliche Stellschrauben Die Minderung im Jahr 2020 sei – so das UBA - der größte zum beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien zur jährliche Rückgang seit 1990. Die Treibhausgasemissionen Diskussion stellen. sanken um 40,8 Prozent. Svenja Schulze berichtete be- geistert, dass die deutschen Klimaziele damit übertroffen In mehreren Artikeln haben wir uns dem Thema Windenergie werden konnten. Selbstverständlich erwähnte sie Wirkun- gewidmet und über die Aufdeckung einer bundesweiten gen von Corona, lobte allerdings gleichsam den insgesamt fossilen Verhinderungskampagne, über desaströse Wind- zukunftsweisenden Kurs der Bundesregierung. Deutschland energie-Ausbaustopps in NRW und über Ideen zu vertrau- sei mit dem Ausbau der Erneuerbaren, der Förderung von ensbildenden kommunalpolitischen Akzeptanzstrategien Elektromobilität und nachhaltigen Konjunkturprogrammen berichtet. auf dem richtigen Weg. Wir geben darüber hinaus in diesem Solarbrief Ernst Hör- Ganz ehrlich, haben Sie einen anderen Kommentar erwartet? mann, einem Aktivisten aus dem Dannenröder Wald, das Ich jedenfalls nicht. Es war abzusehen, dass die SPD-Politikerin Wort, um Sie an seinen Einschätzungen zu den Fehlentwick- aus den dramatischen weltweiten Klimaveränderungen noch lungen unserer Verkehrspolitik teilhaben zu lassen. Auch sei- immer nicht die dringend notwendigen Schlüsse zieht. ne sehr persönlichen Sorgen zur Ökokrise berühren. Weitere Interviews von Menschen, die bei der Protestbewegung im Im EEG 2021 lesen wir, dass Deutschland bis 2030 den EE- „Danni“ dabei waren, findet man auf unserer Homepage. Anteil nur auf 65 % des Strombedarfs am Bruttostromver- brauch steigern möchte. Das ist ambitionslos und ignoriert Und wir möchten Sie bitten, sich an der Diskussion zu die umfassenden Potentiale von Wind und Solar. Dazu erforderlichen Änderungen in unserer Gesellschaft zu be- kommt, dass die Zielsetzung auf viel zu geringen Annah- teiligen. men des Bruttostromverbrauchs basiert. Die Umstellung Wir alle wissen - der aktuelle Rückgang der Treibhausgase der Wärmeversorgung und des Verkehrssektors sowie dem ist nicht mehr als ein Wimpernschlag für das Weltklima. Wir Auf- und Ausbau der Speicher und der Notwendigkeit der brauchen viel mehr! CO2-Rückholung wurden nicht einkalkuliert. Editorial Dabei sind Strategien, ordnungspolitische Vorgaben und Ihre Susanne Jung konsistente, auf das Klimaziel ausgerichtete Visionen für eine beschleunigte und alle Sektoren umspannende Erneuerbare SFV-Geschäftsführerin Energieversorgung drängender denn je. Und es braucht Mut Solarbrief 1/21 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 3
4 Der Planet Erde hat lebensbedrohliches Fieber Hohe CO2-Emissionen müssen schnellstmöglich auf NULL reduziert werden Von Ulrich Böke António Guterres, Generalsekretär der Vereinigten Nationen Ulrich Böke hat es Anfang Dezember 2020 sehr drastisch ausgedrückt: „To put it simply, the state of the planet is broken.“ [1]. Um es arbeitet seit 28 Jahren als Ingenieur in den For- schungsabteilungen von zunächst Philips und nun einfach zu machen, unser Planet ist kaputt. Die Lebensart Signify. Er ist seit 1992 SFV-Mitglied und seit 2019 unserer Gesellschaft beschreibt er indirekt als Kampf gegen im Vorstand. die Natur. Guterres ruft uns an: „Making peace with nature Ulrich Böke ist außerdem Vorsitzender der Langer- is the defining task of the 21st century. It must be the top, top weher Umwelt- und Naturschutz Aktion e.V. (LUNA priority for everyone, everywhere. “ Frieden eingehen mit der e.V.). Zusammen mit verschiedenen Organisationen im Kreis Düren Natur ist das Hauptziel im 21. Jahrhundert. Das muss die veranstaltet er seit 11 Jahren ein Seminar über Solarstromanlagen. allerwichtigste Top Priorität für jeden werden, überall. Wollen wir unseren Kindern wirklich einen Planeten Erde hinterlassen, der einen katastrophalen Temperaturanstieg • die Fortsetzung des Waldsterbens der letzten drei Jahre von 3 bis 5 °C noch in diesem Jahrhundert erreichen wird? in Deutschland durch die reduzierten Abwehrkräfte von Guterres: “We are headed for a thundering temperature rise of Bäumen gegen Trockenheit und Insekten, 3 to 5 degrees Celsius this century.” • das Auslösen von Klimakipppunkten, die die Klimakrise weiter beschleunigen; z.B. das Abschmelzen des Eises Wollen wir wirklich die globale Klimaverände- am Nordpol oder das Auftauen der Permafrostböden rung von +3°C auf der Erde? in Sibirien, Sowohl unsere Gesellschaft als auch unsere Regierungen sind • Einschränkungen bei der Wasserversorgung für Men- derzeit immer noch nicht in der Lage, auf das Wissen dieser schen und Industrie durch die Verstärkung von Wetter- Gefahrenlage adäquat zu reagieren. Deshalb müssen wir hier extremen und Trockenperioden, sehr laut die Frage stellen, ob wir als Gesellschaft die Risiken einer viel zu schnellen Klimaveränderung von +3°C und mehr • Flucht von mehr Menschen aus Regionen mit sehr star- eingehen wollen, die für uns sehr teuer werden wird. Zu die- ken Klimaveränderungen. sen gefährlichen Veränderungen gehören mindestens Fahrplan Foto: SFV Solarbrief 1/21 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
5 Jahresmitteltemperaturen in °C Bild 1: Vergleich der 8,2°C Referenz-Lufttemperatur in Deutschland aus 1961-1990 (blau) mit den Jahresmitteltemperaturen seit 2002 aus [2, 3, 4] Spätestens seit 2018 hat der Klimawandel auch Deutschland • Solarstromanlagen auf allen nach Osten, Süden und fest im Griff, mit mindestens der Folge des aufgezählten Wald- Westen ausgerichteten Dachflächen sowie Flachdächern, sterbens. Der Deutsche Wetterdienst dokumentiert die mittlere Jahrestemperatur in verschiedenen Regionen und in ganz • Die Stromspeicher und die Leistungsfähigkeit unserer Deutschland jedes Jahr in einem Klimastatusbericht [2, 3, 4]. Die Stromnetze in Deutschland ausbauen (etwa verdreifa- Graphik in Bild 1 stellt die gemessenen Temperaturwerte dar, chen). die seit 2018 katastrophal hoch sind. Nur 2010 war es kälter als im Referenzzeitraum 1961-1990, dem Jahr, in dem der Vulkan Bitte schreiben Sie uns Ihre Kommentare zu der im Text ge- Eyjafjallajökull auf Island gewaltig ausgebrochen war. stellten Frage und den erforderlichen Änderungen in unserer Gesellschaft. Die hier angesprochenen Details werden wir in Die Erklärung für den Effekt der Treibhausgase wie das Kohlen- weiteren Artikeln in den kommenden Solarbriefen vorstellen. stoffdioxid (CO2) haben Joseph Fourier, John Tyndall und Svante Wir freuen uns auf weitere Anregungen von Ihnen, liebe Lese- Arrhenius bereits im 19. Jahrhundert geliefert. Der CO2-Gehalt rinnen und Leser hierzu. in der Erdatmosphäre ist inzwischen auf einem katastrophalen Rekordniveau angelangt [5]. Daher müssen die CO2-Emissionen schnellstmöglich auf NULL reduziert werden. Der SFV und der Runde Tisch Erneuerbare Energien haben daher den Leitsatz Quellen „100% Erneuerbare Energien bis spätestens 2030“ aufgestellt [6]. Nur die schnelle Veränderung unseres Lebensstils, der Organi- [1] United NationsSecretary-General: Secretary-General‘saddress at Columbia University: „The State ofthe Planet“, 2. Dezember 2020, sation unserer Gesellschaft und der technischen Normen kann https://www.un.org/sg/en/content/sg/speeches/2020-12-02/address- die weitere Klimaveränderung einschränken. Hierzu zählen columbia-university-the-state-of-the-planet mindestens: [2] Deutscher Wetterdienst: Wetterlexikon - Lufttemperaturmittel Deutschland, https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/ glossar.html?lv2=101518&lv3=101630 • Die Reduzierung unserer klimaschädlichen CO2- Emissio- [3] Deutscher Wetterdienst: Klimastatusbericht, https://www.dwd.de/ nen auf Null bis spätestens 2030, DE/leistungen/klimastatusbericht/klimastatusbericht.html [4] Deutscher Wetterdienst: Deutschlandwetter im Jahr 2020, 30.12.2020, https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilun- • die Halbierung unseres Gesamtenergieverbrauchs durch gen/DE/2020/20201230_deutschlandwetter_jahr_2020_news. das effizientere Nutzen von Energie, html?nn=495078 [5] Dr. Pieter Tans: Trends in Atmospheric Carbon Dioxide, www.esrl. noaa.gov/gmd/ccgg/trends • Die auf Solarenergie und Windkraft basierende Energie- [6] Runder Tisch Erneuerbare Energien: 100 % erneuerbare Energien bis wende zusammen mit dem Verzicht auf die Nutzung von spätestens 2030, https://energiewende-2030.de Kohle, Erdöl und Atomenergie bis 2030, Solarbrief 1/21 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
6 Die Klimakrise macht keine Pause Von Nadine Eckert Während die Coronakrise derzeit alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, fordert die Klimakrise weiter unerbittlich Leben. Das Der Artikel erschien erstmals zeigen aktuelle Monitoringergebnisse der Initiative Lancet im Ärzteblatt (Dtsch Arztebl Countdown. Experten empfehlen in einem „Policy Brief“ 2020; 117(50): A-2455 / B-2070) von Nadine Eckert, medizini- mögliche Gegenmaßnahmen für Deutschland. sche Fachredakteurin. Mehr als 20 000 Menschen über 65 Jahren starben 2018 in Nachdruck mit freundlicher Deutschland an den Folgen übermäßiger Hitze. Genehmigung der Redaktion. Der diesjährige Bericht der internationalen Monitoring Lancet Countdown on Health and Climate Change (kurz: Lancet Countdown) offenbart die „schlimmste Prognose für die öffentliche Gesundheit seit Gründung“ der Initiative, sagte Synergieeffekte nutzen Prof. Tadj Oreszczyn bei der Vorstellung des Reports und des daraus abgeleiteten Policy Briefs für Deutschland: „Wir haben In der Berufsordnung der in Deutschland tätigen Ärztinnen nicht den Luxus, uns eine Krise nach der anderen vorzunehmen“, und Ärzte sei die Verantwortung der Mediziner für die Ge- warnte der Professor für Energie und Umwelt am University sundheit des Einzelnen und die Bevölkerung verankert sowie College London mit Blick auf die Coronapandemie. dafür, die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen zu ge- währleisten, erklärte BÄK-Vizepräsidentin Dr. med. Ellen Lun- Seit 2015 gibt der Bericht einen Überblick über die Aus- dershausen: „Aus diesem Grund begreifen wir es als ärztliche wirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit. Erstellt Pflicht, die Auswirkungen des Klimawandels klar zu benennen wird er von 38 führenden akademischen Institutionen und und politische Gegenmaßnahmen einzufordern.“ UN-Organisationen. In einem begleitenden Policy Brief für Deutschland geben die Bundesärztekammer, das Institut Im Idealfall sollte es sich bei diesen Gegenmaßnahmen um für Epidemiologie des Helmholtz Zentrum München, die „Triplewin-Maßnahmen“, handeln, wie Prof. Dr. rer. biol. hum. medizinische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität Annette Peters vom Helmholtz Zentrum München, erläuterte: München, die Charité-Universitätsmedizin Berlin und das „Die Innovationsschubmittel, die (im Rahmen der Coronapan- Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung Empfehlungen, demie) ausgeteilt werden, müssen so genutzt werden, dass welche Gegenmaßnahmen hierzulande ergriffen werden gleichzeitig ein Fortschreiten des Klimawandels vermieden, die sollten. Gesundheit gestärkt und nachhaltige Wirtschaftszweige geför- Klimakrise und Gesundheit Wärmebildaufnahme einer Großstadt, Foto: AdobeStock Solarbrief 1/21 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
7 dert werden“, so die Epidemiologin. Das Ziel müsse ein Zuwachs in allen drei Bereichen sein. Bei den Hitzetoten liegt Deutschland weit Die zweite Empfehlung im Policy Brief für Deutschland lautet, vorn Ernährungsempfehlungen und Maßnahmen umzusetzen, die für eine gesunde und nachhaltige Ernährungsweise werben und diese Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf die menschli- unterstützen. Ein großes Problem in Deutschland sei noch immer che Gesundheit beschränken sich längst nicht mehr auf den der hohe Fleischkonsum, so Peters, denn die Rinderhaltung sei für globalen Süden. Modellrechnungen des Lancet Countdowns mehr als die Hälfte der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft zeigen, dass die Zahl der Hitzetoten hierzulande im weltweiten verantwortlich. Sowohl gesundheitlich als auch im Hinblick auf Vergleich weit vorne liegt: 2018 standen in Deutschland rund das Klima problematisch seien außerdem hochverarbeitete und 20 200 Todesfälle bei über 65-Jährigen im Zusammenhang mit energiedichte Lebensmittel, für deren Erzeugung viele fossile Hitze. Die Ursache für die Zunahme sehen die Wissenschaftler Brennstoffe verbraucht würden. Auch die Menge an Lebensmit- in der Zunahme der Hitzetage pro Jahr in Kombination mit teln, die weggeworfen werden, müsse reduziert werden. dem steigenden Anteil an Menschen über 65 Jahren in der Bevölkerung. Zu den wesentlichen Maßnahmen in diesem Bereich zählen dem Policy Brief zufolge „Ernährungsleitlinien und Qualitätsstandards, die Nur die zwei bevölkerungsreichsten Länder der Welt verzeich- sich sowohl auf Gesundheit als auch auf Nachhaltigkeit konzentrie- neten dem Bericht zufolge mit 62 000 (China) beziehungsweise ren, verbindliche Marketing-Bestimmungen zum Schutz von Kindern 31.000 Hitzetoten (Indien) noch höhere Zahlen. Weltweit gehen und eine Verbesserung der Ernährungsbildung“. Die Umsteuerung die Wissenschaftler davon aus, dass die hitzebedingte Mortalität auf eine gesunde und nachhaltige Ernährungsweise sei nicht nur pro Jahr bei Menschen über 65 Jahren zwischen 2000–2004 und klimafreundlich, sie könne, so Peters, gemeinsam mit mehr aktiver 2014–2018 um 53,7 Prozent angestiegen ist – mit insgesamt Bewegung auch den hohen Anteil nichtinfektiöser Krankheiten 296 000 Hitzetoten in 2018. deutlich reduzieren. Die hitzebedingte Mortalität ist einer der in diesem Jahr neu hinzugekommenen Indikatoren, anhand derer die Wissen- schaftler die gesundheitlichen Auswirkungen der Klimaverän- Aktive Mobilität fördern derungen beurteilen. In die Berechnung fließen unter anderem die tägliche Maximaltemperatur, der Bevölkerungsanteil der Dem tragen die Herausgeber des Policy Briefs Rechnung, indem sie über 65-Jährigen und das Sterberisiko dieser Altersgruppe empfehlen, Lebensräume zu schaffen, die aktiven, nichtmotorisier- durch Hitze ein. ten Transport begünstigen. Darüber hinaus sollten andere Arten von körperlicher Bewegung auf allen Ebenen gefördert werden. Der Verkehrssektor sei für etwa ein Viertel der Treibhausgas- Umsetzung verbessern emissionen in Europa verantwortlich und ist die Hauptursache von Luftverschmutzung im urbanen Raum. Die Experten sprechen Was aus den Empfehlungen des Policy Briefs 2019 geworden ist, sich deshalb für Investitionen in eine verbesserte Fußgänger- und darüber berichtete Martin Herrmann, Vorsitzender der Deutschen Fahrradinfrastruktur und die Förderung des aktiven Pendelns zur Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG): „Bei allen vier Punkten Arbeitsstelle oder zur Schule aus. Dadurch könnten Treibhausga- haben wir große Fortschritte gemacht“, sagte er. Es sei aber auch semissionen und Luftverschmutzung reduziert und Bewegung deutlich geworden, dass „der Berg vor uns noch riesig ist“. So gebe es gesteigert werden, was sich auf vielfältige Weise positiv auf die zwar einige wenige Städte, die angefangen hätten, Hitzeaktionsplä- Gesundheit auswirken würde. ne umzusetzen, ein Beispiel sei Köln. Doch die meisten Kommunen hätten noch keinen Hitzeaktionsplan entwickelt, ebensowenig wie Peters wies in diesem Zusammenhang auf das „enorme Poten- viele Kliniken und Pflegeheime, denen der Policy Brief im vergan- zial der Städte hin, den notwendigen transformativen Wandel zur genen Jahr ebenfalls solche Pläne verordnet hatte. Nachhaltigkeit voranzutreiben“. Im Policy Brief wird deshalb als vierte Empfehlung zu einer Transformation urbaner Lebensräume Hinsichtlich der Verringerung des CO2-Fußabdrucks des Gesund- geraten. Dies umfasse eine Reduktion der Hitzerisiken, etwa durch heitssektors habe es durchaus Fortschritte gegeben, berichtete den Ausbau von Parks, Straßenbäumen und Dachbegrünungen, Herrmann weiter. So habe zum Beispiel das Projekt KLIK green aber auch Rahmenpläne, die Gesundheit und Nachhaltigkeit – welches Klimamanager für Krankenhäuser qualifiziert – mittler- verbinden. weile viele Kliniken erreicht. Gleichzeitig gebe es noch sehr wenige Krankenhäuser mit konkreten Plänen für mehr Klimafreundlichkeit Auch im vergangenen Jahr hatte es – begleitend zum Jahresbericht oder gar Klimaneutralität. Zudem müsse der Fokus jetzt noch mehr des Lancet Countdowns – bereits Empfehlungen für Deutschland auf die Emissionen gelegt werden, die der Gesundheitssektor nicht gegeben: Hitzeaktionspläne umzusetzen, den CO2-Fußabdruck direkt verursacht, sondern durch seine Einkäufe und Lieferketten mit- des deutschen Gesundheitssektors zu reduzieren und das Thema verantworte, so Herrmann. Positiv zu bewerten sei, dass das Thema Klimawandel und Gesundheit in Aus-, Weiter- und Fortbildung zu zunehmend Eingang in die Lehre finde. „Wir werden das Thema der verankern. Die Erkenntnis, dass der Klimawandel eine zunehmen- gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels stärker in der ärzt- de Gesundheitsbedrohung darstellt, sollte zum Allgemeinwissen lichen Weiterbildung abbilden und die erforderlichen Kompetenzen in werden. der Musterweiterbildungsordnung verankern“, sagte Lundershausen. Und nach der Absage des diesjährigen Deutschen Ärztetages sollen der Klimawandel und seine gesundheitlichen Auswirkungen 2021 in Rostock erneut auf der Tagesordnung stehen. Solarbrief 1/21 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
8 Für eine neue Klimaschutzgesetzgebung! Das EEG 2021 - wenig Licht, viel Schatten. Von Susanne Jung Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) war vor über 20 Jahren Susanne Jung DIE Initialzündung für eine ökologisch nachhaltige Energie- ist hauptamtliche SFV-Geschäftsführerin und Mitglied politik. Mit Vorrang- und Vergütungsregelungen für Strom im SFV-Vorstand. aus Wind- und Solarenergie und weiteren Techniken gelang Sie ist seit 1995 hauptberuflich beim SFV und seit es, dass trotz anfänglich hoher Technikpreise, in die Zukunft 1996 Mitglied des SFV. Susanne Jung engagiert sich investiert wurde. Die Solar- und Windpioniere trugen dazu ehrenamtlich als Aufsichtsrätin im Bündnis Bürge- bei, dass die Technik weiterentwickelt und die Systemkosten renergie e.V. und in verschiedenen Kohleprotest- verringert werden konnten. Einspeisevergütungen, die den Bewegungen. wirtschaftlichen Betrieb sicherstellten, motivierten weitere In- Dieser Artikel wurde für das Magazin von RobinWood, der gewalt- vestoren. Das Gesetz bot die Grundlage für einen erfolgreichen freien Aktionsgemeinschaft für Natur und Umwelt, geschrieben. [1] Klimaschutz. Zurecht fand es europa- und weltweit Anhänger und Nachahmer. Bruttostromverbrauch auf 65 Prozent im Jahr 2030 zu steigern. Leider hielt der Erfolg nicht lange an. Das EEG wurde in die Man- Das ist nicht nur völlig ambitionslos und ignoriert damit die gel genommen und von einer Novelle zur anderen bürokratisch umfassenden Potentiale von Wind und Solar. Die Zielsetzung aufgebläht. Umfasste das EEG 2000 noch 12 Paragrafen, zählt basiert auch noch auf viel zu geringen Annahmen des Brutto- die heutige aktuelle Fassung – das EEG 2021 - weit über 100 stromverbrauchs. Denn die Umstellung der Wärmeversorgung (!). Mit den umfassenden Regelungen sowie Vorschriften zum und des Verkehrs sowie der Ausbau der Speicher und die Not- Netzanschluss und zur Anmeldung sind viele Anlagenbetreiber wendigkeit der CO2-Rückholung wurden nicht einkalkuliert. bereits länger überfordert. Restriktionen und Strafzahlungen Das EEG 2021 ist damit eine Kapitulation vor den zeitlich immer (Pönalen) bei Nichteinhaltung der gesetzlichen Vorgaben drängenderen Klimaschutzverpflichtungen. bereiten zudem oft Investitionssorgen. Mit einem Ballast ange- gliederter Gebührenordnungen und Verordnungen zur detail- Denn es ist geradezu existentiell, die Investitionsbereitschaft lierten Ausgestaltung und behördlichen Verwaltung kommen der Bürger*innen und Unternehmen in Erneuerbare Energien mittlerweile nur noch Insider zurecht. Nicht nur Betroffene und anzuregen. Wir alle wissen, dass fossile und atomare Techniken Klimaschutzorganisationen beklagen seit Jahren die massive schnellstmöglich durch Windkraft-, Solar- und andere emissi- Bürokratie des Gesetzes. Auch Juristen und Branchenfachleute onsfreie Energieerzeugungsanlagen ersetzt werden müssen. sind zunehmend überfordert, sichere Auskünfte und klare Die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre Investitionshilfen zu geben. erreicht mit 420 ppm bereits bedrohliche Rekordwerte. Trotz pandemiebedingtem Rückgang der CO2-Emissionen um über 8 Prozent [2] wurden laut Wissenschaftlern des Global Carbon Die Energiewende gerät ins Stocken – und Projects rund 34 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen [3]. Die das nicht erst seit 2021. Klimaerhitzung schreitet unaufhörlich voran. Auch im neuen EEG 2021 führt man das Mantra, die Ener- Auch in diesem EEG gibt es klare Ausbaudeckel bei Wind- und giewende müsste in planwirtschaftlich definierte, jährliche Solarenergie – sei es über jährliche Ausschreibungsbudgets Ausbauziele gepresst werden. So schreibt das Gesetz vor, den oder monatlich „atmende“ Vergütungsanpassungen je nach Anteil des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms am Klimagesetzgebung Zubau. Das ist der falsche Weg. Wir brauchen einen ungehin- derten Ausbau der Erneuerbaren. Zwar ist es erfreulich, dass im neuen EEG erstmals Agrar-PV [4] und Floating-PV [5] als Optionen mitgeführt werden. Allerdings ist zu erwarten, dass die über Ausschreibungen definierte Vergütung für die neue Systemtechnik zu gering sein wird. Ebenso problematisch sind die sinkenden Einspeisevergü- tungen für Strom aus Photovoltaikanlagen. Mit nur noch 8,16 Ct/kWh für Kleinanlagen (< 10 kWpeak, Januar 2021) ist die Einspeisevergütung für einen wirtschaftlichen Betrieb oft nicht mehr ausreichend [6]. Auch in Kombination mit dem Eigenverbrauch wird es häufig eng. Darüber hinaus besteht das Problem, dass Photovoltaikanlagen für den Eigenverbrauch optimiert werden und dringend benötigte Flächen für die Ener- giewende ungenutzt bleiben. Der SFV fordert deshalb schon seit Jahren, die Einspeisevergütung so stark anzuheben, dass mit Photovoltaik auch bei Netzeinspeisung Renditen erzielt werden können. Nur so können die vorhandenen Flächen op- timal ausgenutzt werden. Im EEG 2021 hat man es nun wieder verpasst, Abhilfe zu schaffen und die Einspeisevergütungen auf ein Niveau anzuheben, das einen wirtschaftlichen Betrieb Foto: Adobe Stock Solarbrief 1/21 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
9 von Kleinanlagen ermöglicht. Viele Kommunen haben sich heute in Höhe des Jahresmarktpreises abzüglich der Vermarktungskosten schon entschlossen, außerhalb des EEG Fördergelder zu zahlen, in Anspruch genommen werden. Im Jahr 2021 sind das gerade um die Investitionsbereitschaft in PV wieder anzukurbeln [7]. Die mal 2,058 Ct/kWh. Das ist zum Sterben zu viel und zum Leben Liste der problematischen Regelungen und Restriktionen lässt zu wenig! Wir setzen uns daher weiterhin für die Anhebung der sich leider noch weiter fortsetzen. Viel Bürokratie wurde aus dem Vergütung ein. Vorgänger-EEG mitgeschleppt und nicht aufgelöst. Wir brauchen Lösungen für einen engagierten, Einige Lichtblicke gibt es allerdings dennoch: beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren. Wir haben gemeinsam mit anderen Klimaschutzorganisationen Auf Freiwilligenbasis und unter dem Regime eines zukunftsblinden und Unterstützer*innen dafür gekämpft, dass die EEG-Umlage Marktes wird die Energiewende kaum das erforderliche Tempo auf Eigenversorgung aus PV-Anlagen abgeschafft wird [8]. Hier aufnehmen. Deshalb diskutieren Experten schon länger darüber, gibt es kleine Erfolge. Die Schwelle, ab der 40 Prozent EEG-Umlage ob es überhaupt noch genügt, das EEG in Teilen zu reformieren auf selbst verbrauchten Strom gezahlt werden muss, wird von 10 und den bürokratischen Ballast abzuwerfen. „Reform“ hat seinen Kilowatt (EEG 2017) auf 30 Kilowatt (EEG 2021) angehoben, auch Wortursprung in den lateinischen Worten re = zurück und formatio für Bestandsanlagen. Und der Zuschlag für Mieterstrom wurde für = Gestaltung, Wiederherstellung. Doch wie soll das EEG gestaltet Anlagen bis 100 Kilowatt leicht angehoben. Was allerdings fehlt werden? Es reicht schon lange nicht mehr, mit einer Überarbeitung ist die Gleichstellung von Mieterstrom mit der Eigenversorgung Bewährtes aus Vorgängerversionen des EEG wiederherzustellen. bei der EEG-Umlage. An Mieter weitergegebener EE-Strom wird Die gesetzlichen Vorgaben müssen weiterentwickelt werden und mit 100% EEG-Umlage belastet. Hier setzt die Bundesregierung wir benötigen einen immensen Investitionsschub bei den Erneuer- europarechtliche Vorgaben nicht um. Wir werden weiterhin Druck baren Energien, um das fossil-atomare Energiesystem vollständig machen, damit sich das ändert. und in kürzester Zeit abzulösen. Alle Sektoren müssen umgestellt werden: die Wärme- und Kälteversorgung der Gebäude und der In den letzten Monaten des Jahres 2020 warfen die Regelungen Industrie, das Verkehrswesen, die Grundstoff- und Petrochemie so- des EEG 2017 zum Weiterbetrieb von Ü20-PV-Anlagen ihre Schat- wie die Landwirtschaft. Ebenso müssen Verfahren zur Rückholung ten voraus. Das Gesetz schrieb komplexe Direktvermarktungs- von Klimagasen aus der Atmosphäre mitgedacht werden. Und die regelungen, Smart-Meter-Einbaupflichten und die EEG-Umlage vollständige Umstellung auf Erneuerbare Energien kann nur dann auf Eigenversorgung vor. Zu Recht protestierten zahlreiche Anla- gelingen, wenn Stromspeicher auf- und ausgebaut werden. genbetreiber und äußerten die Sorge, ob der Weiterbetrieb einer voll funktionstüchtigen Ü20-PV-Anlage unter den gegebenen Gemeinsam mit anderen Klimaschutzorganisationen haben wir Bedingungen noch möglich sei. Ein wirtschaftliches Desaster eine Initiative für „100% Erneuerbare Energien bis spätestens 2030“ schien unvermeidlich und der Abbau von intakter Technik gegründet [14]. Wir haben uns an einem Runden Tisch Erneuerbare unabwendbar. Auch hier haben wir Protest geschlagen. [9] In Energien zusammengefunden, um Strategien für eine effiziente zahlreichen politischen Aktionen [10], aufklärenden Vorträgen, Öffentlichkeitsarbeit zu entwickeln. Der SFV hat bereits im Frühjahr öffentlichkeitswirksamen Petitionen [11] und Anhörungen [12] 2020 ein Arbeitspapier für ein neues Energiewendegesetz veröf- setzten wir uns dafür ein, dass bürokratische Hürden abgebaut und fentlicht, dass wir mit unseren Freunden am Runden Tisch optimiert einfache, wirtschaftlich tragbare Lösungen für den Weiterbetrieb haben und nun gemeinsam tragen (siehe folgende Seiten) [15]. der Ü20-Anlagen gefunden werden. Wie diese Lösungen ausschau- Aktuell arbeiten wir an einer Studie, in der die Eckpunkte dargelegt en könnten, haben wir in einem Gutachten, das gemeinsam mit werden, wie eine vollständige Energiewende bis spätestens 2030 der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie und der Kanzlei zu schaffen ist. Gaßner, Groth und Siederer erstellt wurde, aufgezeigt [13]. 2021 wird ein Super-Wahljahr. In Baden-Württemberg, Rheinland- Wir hatten in Teilen Erfolg: Für den größten Teil der Pionier-Anla- Pfalz, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und gen, deren Einspeisevergütung zum 1.1.2021 ausläuft, muss nun Berlin gibt es Landtagswahlen. Und zum ersten Mal seit Beginn entgegen den vorherigen Plänen nach EEG 2021 kein intelligentes der massiven Klimaproteste von Fridays for Future wählen die Messsystem (Smart Meter) installiert werden. Erst ab 7 Kilowatt Bürger*innen einen neuen Bundestag. Wir sind gespannt, welche sind diese verpflichtend, wenn das Bundesamt für Sicherheit in der Antworten die Politik auf diese unüberhörbaren Meinungsbekun- Informationstechnik (BSI) die Marktfreigabe erteilt hat. Die EEG- dungen der Wählerinnen und Wähler bietet. Umlagebefreiung bis 30 Kilowatt gilt unabhängig vom Datum der Inbetriebnahme und somit auch für ausgeförderte Anlagen. Das neue Jahr fordert also sehr viel Einsatz, denn es liegt an UNS, Politik aktiv zu gestalten. Wir freuen uns, wenn Sie uns Keinen Erfolg hatten wir bei der Vergütung: Für den ins Netz ein- dabei unterstützen. gespeisten Überschussstrom kann nur eine Anschlussförderung Quellen [1] www.robinwood.de/ [9] www.sfv.de/ue20-anlagen-jetzt-an-abgeordnete-schreiben [2] www.stern.de/news/bericht--rekord-rueckgang-der-weltweiten-co2- [10] www.sfv.de/artikel/pressemitteilung_gehen_sie_uns_aus_der_ emissionen-im-corona-jahr-2020-9528548.html sonne_herr_altmeier [3] www.globalcarbonproject.org/carbonbudget/20/publications.htm [11] www.sfv.de/artikel/resolution_kein_aus_fuer_solaranlagen_nach_20_ [4] www.sfv.de/agro-agrar-oder-agri-photovoltaik jahren [5] www.zfk.de/energie/strom/groesste-floating-pv-in-nrw-geht-in-betrieb [12] www.sfv.de/artikel/ignorante_bundesregierung_ue20-pv-anlagen_ weiterhin_vor_dem_aus [6] www.sfv.de/eeg-verguetungen [13] sfv.de/pdf/KTBL_Gutachten_SFV_DGS_GGSC2.pdf [7] www.sfv.de/staedtische-foerderung-fuer-photovoltaikanlagen [14] energiewende-2030.de/ [8] www.sfv.de/offener-brief-zur-eeg-novellierung-2021-findet-wichtige- unterstuetzer [15] www.sfv.de/sfv-arbeitspapier-zu-einer-neuen-energiegesetzgebung Solarbrief 1/21 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
10 Gemeinsames Arbeitspapier des Runden Tisches Erneuerbare Energie Arbeitspapier zu einer neuen Energiegesetzgebung Präambel Es kann nicht mehr angezweifelt werden, dass wir eine unumkehrbare Erderhitzung verhindern müssen. Das erreichen wir nur durch einen vollständigen Umbau von fossil-atomar auf erneuerbare Energien bis spätestens 2030. Ein Nebeneinander beider Energiesysteme ist weder wirtschaftlich, ökologisch noch sozial vertretbar. Somit sehen wir unseren Beitrag als eine Grund- lage des notwendigen Handelns aller Men- schen, insbesondere in ihren jeweiligen Heimatregionen. Nur so hinterlassen wir unseren Nachkommen eine friedliche und gesunde Welt im Sinne unseres Grundge- setzes. Dazu stoßen wir ein umfassendes Investiti- onsprogramm an, bei dem alle Bürger profitieren und betei- Runder Tisch Erneuerbare Energien ligt werden. Die damit verbundene Wertschöpfung kommt Der Runde Tisch Erneuerbare Energien (RT-EE) ist aus ei- der jetzigen und den zukünftigen Generationen zugute. ner Zusammenarbeit energiepolitischer Vereine entstan- Alle Bereiche der Energienutzung müssen umgestellt wer- den. Er setzt sich aus 15 regionalen und bundesweiten den: die Stromversorgung, die Wärme- und Kälteversorgung Organisationen zusammen, die sich für den Klimaschutz der Gebäude und Industrie, das Verkehrswesen, die Grund- engagieren. stoff- und Petrochemie sowie die Landwirtschaft. Ebenso Alle beteiligten Organisationen vertreten heute die müssen Verfahren zur Rückholung von Klimagasen mitge- gleiche Forderung: "100 % Erneuerbare Energien bis dacht werden. Die vollständige Umstellung auf Erneuerbare spätestens 2030". Energien wird nur gelingen, wenn auch Energiespeicher im notwendigen Umfang ausgebaut werden. Die tragenden Auf der gemeinsamen Homepage des Bündnisses unter Säulen der Energiewende sind Solar- und Windenergie. https://energiewende-2030.de werden ab sofort die Kernziele an Politik und Wirtschaft Mit unseren Vorschlägen möchten wir eine neue Gesetzge- Energiegesetzgebung der beteiligten Vereine und Initiativen präsentiert. Auch bung zum Ausbau der Erneuerbaren Energien anstoßen. wen das Selbstverständnis und die junge Entstehungs- Aufgrund der Überlegenheit der Erneuerbaren Energien historie des RT-EE interessiert, wird hier fündig. sehen wir disruptive Entwicklungen, auf die wir flexibel Wenn auch Ihre Organisation unsere Forderung nach reagieren werden. 100% Erneuerbare bis spätestens 2030 mitträgt und sich In diesem Arbeitspapier werden insbesondere Vorschläge dem Runden Tisch anschließen möchte, dann senden zur Stromversorgung vorgestellt, weil das die Grundlage für Sie eine Mail an den Runden Tisch (info@energiewende- die Umstellung auf Erneuerbare Energien setzt. Detaillierte 2030.de). Das Bündnis freut sich über neue Gesichter! Vorschläge zur Umstellung der weiteren Bereiche werden noch erarbeitet. Wer bisher dabei ist: Solarbrief 1/21 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
11 1. Keine Ausbau-Limits Keine staatlichen Restriktionen! de auf Grund des Standortes nicht geeignet sein, ist ein entsprechender Nachweis zu erbringen. In einer Energiegesetzgebung müssen alle Regelungen des • Öffentliche Gebäude sind grundsätzlich zur Solarnutzung Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) zur Kontingentierung durch die Bürger freizugeben. Ausnahmen müssen be- geändert werden. Es darf keine Ausbaubeschränkungen durch gründet werden. Ausschreibungen oder durch Deckelungen („atmender Deckel oder absoluter Deckel“) beim Ausbau von Wind und Solar ge- • Anreize für Solarenergie auf Mietgebäuden sollen geschaf- ben. Es müssen klare Zielvorgaben gesetzt werden, um die Voll- fen werden (siehe auch „Bürgerenergie stärken“). versorgung auf Basis von Erneuerbaren im Strombereich und • Kommunen und Landesverwaltungen sind angewiesen, in allen anderen Sektoren bis spätestens 2030 sicherzustellen. die baurechtlichen Planungen zur Genehmigung von solaren Freiflächen vorrangig zu behandeln. Förderungen und Angebote müssen so attraktiv gestaltet werden, dass FLÄCHEN FÜR SOLARENERGIE sie gern angenommen werden. Dächer und Fassaden: Es müssen alle verfügbaren Flächen, alle geeigneten Dächer und Fassaden für Solarenergie genutzt werden - unabhängig vom möglichen Eigenverbrauch vor Ort. FLÄCHEN FÜR WINDENERGIE Alles unterliegt der Devise: Macht die Dächer und Fassaden mit Hier gilt es ganz besonders, Hindernisse abzubauen. Es darf Solaranlagen voll. keine Sperrwirkung von Flächen anhand fester Abstandsre- geln und starr ausgewiesener Windvorranggebiete geben. Verkehrswege: Solare Überdachungen/Einhausungen an Vom Windangebot her geeignete Flächen dürfen nur dann als und auf Autobahnen/Parkplätzen sowie Freiflächen auf 250m nicht geeignet anerkannt werden, wenn nachweislich harte breiten Streifen entlang von Schienen- und Verkehrswegen, an Kriterien (Ausschlussgebiete durch Festlegungen in der TA Lärmschutzwänden und -wällen und an Autobahn-Haltestreifen Lärm, Naturschutzgebiete, Flugsicherheitsgebiete) vorliegen. müssen durch besondere Förderung erschlossen werden. Windenergieanlagen gehören auch in den Wald, wenn es sich um forstwirtschaftlich genutzte Flächen handelt. Naturschutz- Neue versiegelte Verkehrsflächen ab einer bestimmten Größen- gebiete sind nicht zu nutzen. Gebiete der Flugsicherheit sind ordnung, insbesondere Parkräume (z.B. für Supermärkte), sind zu beschränken. grundsätzlich mit Solarenergie zu überdachen. Freiflächenanlagen: Wenn eine Doppelnutzung (Agrar- Photovoltaik) nachgewiesen werden kann, sollen Solaranlagen auch auf Acker- und Grünland gefördert werden. Gebiete, wo eine ackerbauliche Nutzung nur schwer möglich ist („benach- Was wir brauchen - kurz zusammengefasst teiligte Gebiete“), sollen dabei bevorzugt werden. Die Poten- tiale schwimmender Solarstromanlagen (Floating-PV) sollen Solarenergie genutzt werden. • Alle geeigneten Dächer und Fassaden Versiegelte Flächen in Kommunen und Gewerbegebieten so- • Solare Überdachungen auf Verkehrswegen, wie Konversionsflächen aus wirtschaftlicher und militärischer Bahndämmen, Lärmschutzwänden und -wällen, Nutzung sind zu erschließen. Autobahn-Parkplätzen und Haltestreifen • Mehr Freiflächenanlagen durch Agrar-PV Baurechte und -pflichten: Solarenergie ist vielfältig umsetz- • Solare Baupflicht bar und gehört zum Stadtbild. Vorgaben zum Denkmal- und Ensembleschutz sind kein hinreichender Grund zur Ablehnung von Solaranlagen. Windenergie • keine starren Abstandsregeln und keine Windvor- • Bei Neubau gilt eine Pflicht zur Installation von Anlagen ranggebiete zur Nutzung solarer Strahlungsenergie. Sollte das Gebäu- • Windenergie auch in den Wirtschaftswald Solarbrief 1/21 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
12 2. Bürgerenergie stärken Was wir brauchen - kurz zusammengefasst Eine sichere Energieversorgung ist für unsere Zivilisation un- • Umsetzung der EU-Richtlinie Erneuerbare Energien verzichtbar. Sie gehört deshalb in die Hand der demokratisch 2018/2001 gewählten Parlamente. Erzeugung und Verteilung dürfen nicht dem Gewinnstreben globaler Investoren ausgeliefert sein. • Abschaffung von Umlagen und Abgaben auf Bürge- renergie Alle gesetzlichen Regeln sollten dem Anspruch unterliegen, • Bagatellgrenze für PV verständlich und ohne juristische Kenntnisse anwendbar zu • Recht, jedoch keine Verpflichtung auf Vermarktung sein. Juristische Fallstricke müssen genauso abgeschafft werden • Wirtschaftliche Beteiligung der Bürger an Windener- wie vermeidbare Bürokratie und vermeidbare Restriktionen. gieprojekten Die EU-Richtlinie Erneuerbare Energien 2018/2001 muss in • Einfache und verständliche gesetzliche Regeln zum Deutschland bis spätestens Juni 2021umgesetzt werden. Da- EE-Ausbau nach haben Bürger das Recht, Strom aus Erneuerbaren Energien zu erzeugen, zu speichern, zu verbrauchen und zu verkaufen. • Sie dürfen für selbst erzeugte Energie keinen unverhältnis- 3. Strukturen schaffen mäßigen Verfahren und keinen Umlagen und Gebühren Speicher und Netze: Netzbetreiber sollen Dienstleister für eine unterworfen werden. Mietern, sowie einkommensschwa- schnellstmögliche Energiewende werden. Sie bekommen die chen und bedürftigen Haushalten soll die Nutzung der vor volkswirtschaftliche Aufgabe, Strom räumlich und zeitlich zu Ort erzeugten Energie ermöglicht werden. verteilen. Der Betrieb und die Verwaltung ist Teil der Daseinsvor- sorge. Das Netz wird nach einem zellularen Ansatz konzipiert. Es • Alle Bürger*innen haben ein Recht auf eine angemesse- muss geeignet sein, Strom regional abzunehmen, zu verteilen ne Vergütung oder Förderung für die Beteiligung an der und im Bedarfsfall zu liefern. Das Konzept für zellulare Netze Erzeugung Erneuerbarer Energien. Sie sollen am Bürger- wird vom VDE beschrieben. stromhandel bzw. dem gegenseitigen Austausch Erneu- erbarer Energie teilnehmen können. Informationen, die Die Organisation der mittel- und langfristigen Speicherung den Bürger*innen Auskunft darüber geben, wie sie diese des Stroms soll Aufgabe der Netzbetreiber sein, siehe auch Rechte ausüben können, müssen über die Kommunen SFV-SMARD. zugänglich gemacht werden. Dazu vergeben Netzbetreiber den Auftrag zur Speicherung und • Bürger*innen müssen in ihren Verbraucherrechten ge- Einspeicherung zu bestimmten Zwecken. Diese sind: Überbrü- schützt werden. Es darf keine diskriminierenden Verfahren ckung einer Dunkelflaute, Vermeidung von Leitungsüberlas- und Abgaben geben, die eine Teilhabe an Erneuerbaren tung durch Re-Dispatch mit Speichern sowie eine Vermeidung Energien verhindern oder sanktionieren könnten. Schluss- von Abregelung Erneuerbarer Einspeisung. endlich dürfen auf eigenverbrauchtem EE-Strom keine Abgaben und Umlagen erhoben werden. Dies gilt auch für Die Möglichkeit, Speicher netzgeführt zu betreiben, muss für die Abgabe von EE-Strom an Dritte in örtlicher Umgebung, jeden geöffnet werden. Dabei muss die Speicherung von EE- die wie Eigenverbrauch behandelt werden muss. Strom von Abgaben und Umlagen befreit sein. Systemdienst- leistungen müssen vergütet werden. • Mieterstrom- und Energiegemeinschaften sollen Eigenver- sorgern gleichgestellt werden. Chancen, Elektroautos als Speicher und Stromlieferant intelli- gent in das Netz zu integrieren, müssen genutzt werden. Anlagen bis zu einer Leistung von 7 kWp sollen als Bagatell- Anlagen betrachtet werden. Dies betrifft insbesondere so- Technische Vorgaben und Messeinrichtungen: Gesetzliche genannte Plug-In-Photovoltaik-Anlagen. Für diese soll keine Verpflichtungen zum Einbau von regelbaren intelligenten Anmeldung oder Registrierung notwendig sein. Es soll keine Messeinrichtungen, um zentral gesteuert und überwacht zu weitere Abrechnung durch den Netzbetreiber und keine steu- werden, widersprechen den Anforderungen einer dezentralen, erliche Berücksichtigung erfolgen. Der Zähler soll rückwärts regionalen und transparenten Energiewende. Das Recht, private zählen dürfen; daraufhin erfolgt keine Vergütung bei einem Messeinrichtungen zu nutzen, um den erzeugten und einge- Überschuss der Einspeisung am Jahresende. speisten Strom zu zählen, muss weiterhin unberührt bleiben. Die Bedingungen für den Marktzugang von privaten Messein- Anlagenbetreiber*innen und Erneuerbare-Energien-Gemein- richtungen müssen für Anlagen bis 30 kW erleichtert werden schaften haben das Recht und nicht die Pflicht, den Strom (frei zugängliche Datenformate zur Eintragung von Messer- direkt zu vermarkten. Lokal erzeugter Strom sollte vorrangig gebnissen). Bürger*innen muss die Entscheidung offenstehen, lokal verbraucht werden (Wärme, Mobilität). Die noch im EEG Flexibilitätsoptionen zu nutzen und/oder an Strommärkten bestehende Verpflichtung zur Direktvermarktung in Abhän- teilzunehmen. Smart Meter können genutzt werden. gigkeit zur Größe der Anlage (bisher 100 kW bei Solarenergie) soll abgeschafft werden. Investitions- und Erfolgsbeteiligungen an Windenergieanlagen für Anwohner*innen müssen ermöglicht werden. Solarbrief 1/21 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
13 Pauschale Reduzierungen der maximalen Wirkleistung bei Vergütungen zur Erreichung des Kapitalzinssatzes. Über den Anlagen bis 30 kW sind nicht gerechtfertigt. Speicher redu- Zeitraum von 10 Jahren hinaus bleibt die Abnahme- und Ver- zieren Einspeisespitzen und sind Bestandteil eines dezentral gütungspflicht des Netzbetreibers für netzeingespeisten Strom organisierten Netzes. uneingeschränkt bestehen. Die Höhe der Anschlussvergütung muss einen wirtschaftlichen Betrieb gewährleisten. Zusätzliche Anreize für eine dezentrale Vermarktung und für Eigenversor- Was wir brauchen - kurz zusammengefasst gungskonzepte z.B. Quartiers- und Mieterstromkonzepte sind • Stromnetze sind Teil der Daseinsvorsorge zu setzen. Stromlieferungen sind zu vereinfachen. • Dezentral ausgerichtetes Netzkonzept Betreiber von Erneuerbaren-Energien-Anlagen oder Spei- • Speicherung von Strom = Teil der Daseinsvorsorge chern sollen für Systemdienstleistungen, z.B. Frequenz- und • Keine Abregelung von EE-Strom Spannungshaltung, Schwarzstartfähigkeit zusätzlich vergütet • Keine Verpflichtung von Smart Meter werden. • Möglichkeit eines privaten Messstellenbetriebs Das Referenzertragsmodell bei Windenergieanlagen sollte mit dem Ziel weiterentwickelt werden, Standorte mit geringeren Stromerträgen attraktiver zu machen. 4. Investitionen sichern Bioenergieanlagen: Neue Anreize fördern die Verwendung von biogenen Abfällen, Gülle sowie Abwärme aus Bioenergie- Um Vertrauen in Zukunftsinvestitionen zu schaffen, müssen anlagen. Es gilt: Keine weitere Verbrennung / Vergasung von über die völkerrechtlich verbindlichen Vorgaben des Paris- nachwachsenden Rohstoffen. Die Nutzung biogener Abfälle Abkommens hinausgehende Verpflichtungen getroffen wer- und Gülle wird zur Fördervoraussetzung. Der Weiterbetrieb den, um in allen Sektoren die vollständige Energiewende bis bestehender Biogasanlagen ist unter diesen Prämissen zu si- spätestens 2030 abzuschließen. chern. Die Abwärme von Bioenergieanlagen ist weitestgehend Anschluss von EE-Anlagen: Der Anschluss muss unverzüglich zu nutzen. Da Bioenergieanlagen steuerbare Einspeiser sind, und vorrangig erfolgen. Die Kosten für den Netzanschluss sollen Anreize gesetzt werden, damit diese noch in wesentlich werden - unabhängig von der Größe der Anlage - grundsätzlich stärkerem Maße als jetzt zum Ausgleich bei fehlender Energie vom Netzbetreiber übernommen. Die Unzumutbarkeit des und zu Systemdienstleistungen dienen. Diese volkswirtschaft- Netzausbaus ist nur in Ausnahmefällen (z.B. bei Berghütten) lichen Leistungen sind zu vergüten. gerechtfertigt. Rückholung von Treibhausgasen: Es dürfen keine neuen An- Bestandsschutz: Die strikte Einhaltung des Bestandsschutzes reize gesetzt werden, nachwachsende Biomasse zur Energiepro- für EE-Anlagen bleibt oberstes Prinzip. Es darf keine nachträg- duktion zu nutzen. Stattdessen sollte die verfügbare Biomasse lichen Kürzungen der Vergütung und Flächenrestriktionen bei als Ersatz zu Erdölprodukten als nachwachsende Rohstoffe Erneuerbaren Energien geben. bereitgehalten, Waldflächen und Moore als Kohlenstoffspeicher angelegt und ggf. freiwerdende Flächen zur Erhöhung der Bio- Vergütungen: Betreiber von EE-Anlagen haben - unabhängig diversität genutzt werden. Wenn Strom aus Erneuerbaren Ener- vom Alter der Anlage - einen Anspruch auf Vergütung des ein- gien für anerkannte Verfahren zur langfristigen Rückholung von gespeisten Stroms. Die Vergütungen bei EE-Anlagen müssen so Treibhausgasen genutzt wird (z.B. Pflanzenkohle-Herstellung, bemessen sein, dass die EE-Anlagen auch ohne den geldwerten Herstellung und dauerhafte Speicherung von Methanol), sollte Vorteil der Eigennutzung rentabel betrieben werden können. eine zusätzliche Förderung definiert werden. Verfahren, die Als Richtungsmaßstäbe für einen rentablen Betrieb der Anlage dauerhaft Treibhausgase aus der Atmosphäre binden, müssen im Abschreibungszeitraum der Anlage müssen folgende Vor- gefördert werden, z.B. Pflanzenkohle-Herstellung und dauer- aussetzungen gegeben sein: hafte Speicherung von Methanol. • Um die Dynamik bis 2030 zu erhöhen, ist der Abschrei- bungszeitraum für das Anlageninvestment auf 10 Jahre Was wir brauchen - kurz zusammengefasst (anstelle der geltenden 20 Jahre) festzulegen. • Anschluss von EE-Anlagen ohne WENN und ABER • Die Vergütung einer EE-Anlage mit Volleinspeisung ist für • Netzanschluss: Kostentragungspflicht des Netzbetrei- die Dauer des Abschreibungszeitraum so zu bemessen, dass bers und Umlage auf Stromkunden die Einnahmen-Ausgaben-Überschussrechnung eine Ver- • Gewinnbringende, einfache Vergütungsregeln für zinsung von mindestens 7 % auf das Eigenkapital ergibt. Solar- und Windenergie Besondere Flächen wie z.B. Fassadenanlagen, schwimmende • Bestandsschutzregeln für alle Solar- und Windener- PV-Anlagen oder Agrarphotovoltaik erhalten zusätzliche gieanlagen • Vorteile von Bioenergieanlagen als steuerbare Ein- speiser nutzen • Energiebereitstellung zur Rückholung von Treibhaus- gasen finanziell unterstützen Solarbrief 1/21 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.
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