Umdenken oder untergehen? - Forum für Ethik und Ökologie

 
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Umdenken oder untergehen?

            Die Klimaerwärmung ist eine ökologische Katastrophe
              ein neuer Bildungsbegriff ist ein Gebot der Stunde

Vorwort
Wir haben dazu verschiedene Beiträge in Tages- und Wochenzeitungen ausgewählt. An
gleicher Stelle wird hier später ein Grundlagewissen zur Handlungswissenschaft Human-
Ökologie dazukommen. Alle diese Beiträge helfen mit, der Forderung von M. Probst in der
Wochenzeitung Die Zeit „Umdenken oder Untergehen“ vom 26.10. 2018 nachzugehen, es sei
ein Neuer Bildungsbegriff nötig auf dem Hintergrund der Klimaerwärmung als ökologische
Katastrophe. Wie oben festgehalten, teilen wir weitgehend die Einschätzung des Autors.
Die Zusammenfassungen zu den einzelnen Beiträgen sind nicht geordnet.
M. Probst nimmt die globale Umweltkrise zum Anlass, um einen Neuen Bildungsbegriff zu
verlangen. Das Ideal der Aufklärung habe versagt - es habe den Planeten zerstört“ Der
modernen Bildung wirft er vor, dass er um seine eigene Leere kreise, sie kneife ob der
„grundstürzenden Herausforderung“ der ökologischen Katastrophe der Klimaerwärmung;
weiter kritisiert er die Gesellschaft, die den gebildeten, weit gereisten Menschen preisen,
dessen Feld die Welt sei, verschwiegen aber, dass dieser Mensch zugleich ein Öko-Vandale
sondergleichen sei.“.. Er fordert - für Deutschland, dass die Bildungsphilosophie nun jetzt
vom Kopf auf die Füsse zu stellen sei. Das Ziel soll nicht mehr die Autonomie des Einzelnen
sein, die Selbstbestimmung, die grosse Freiheit, sondern man müsse die Einsicht gewinnen in
die komplexe Genen Lage, die menschliche und nicht menschliche Akteure miteinander
verbindet“.
Gebildet sei etwa die „ästhetische Erfahrung der Schöpfung, die zu Ehrfurcht nötige mit den
Werten des Wahren, des Seltenen und der Schönheit“ Es sei weiter ein „Bewusstsein zu
schaffen für Produkte oder Programme, die als hässlich zu bezeichnen wären, wenn sie auf
Kosten der menschlichen oder nichtmenschlichen Mitwelt hergestellt oder eingesetzt wird
oder sich gegen sie verschliessen.
Mit seiner Diagnose und vor allem mit seinen Vorschlägen zu einem Neuen Bildungsbegriff
ist das Forum für Ethik und Ökologie weitgehend einverstanden. Das Forum möchte einen
Beitrag leisten, dass ein Dialog zu seiner Forderung in Gang kommt.
.
Wir empfehlen die Lektüre dieser vielen Artikel. Das Verständnis für das Anliegen – das
auch unseres ist – wird mit jedem Artikel wachsen….

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Umdenken oder untergehen?

Inhaltsverzeichnis zu den ausgewählten Zeitungs-Artikeln:

I Das Forum für Ethik und Ökologie Luzern gibt dem Kanton Luzern seit den 80er Jahren
ethische und ökologische Impulse – eine Übersicht. .................................................................. 4
II Orientierungshilfen bei der Suche nach einem Neuen Bildungsbegriff .................................. 5
Artikel 1: „Umdenken oder Untergehen“ ................................................................................... 5
Artikel 2: „Der Prophet des modernen Dilemmas“ .................................................................... 8
Artikel 3: „Umwelt beschäftigt auch Kirche“,..........................................................................10
Artikel 4: „Wir müssen zur Mutter Erde zurückkehren“ ..........................................................10
Artikel 5: „Das Gewissen der Welt sitzt in der Schweiz“ ........................................................13
Artikel 6: „Das Dilemma des Garten Edens“ ...........................................................................15
Artikel 7: „Jetzt schwappt die Hitzewelle in die Ozeane“ ........................................................19
Artikel 8: „Ausgezwitschert auf dem Acker“ ...........................................................................20
Artikel 9: „ETH-Studenten sind ohne Flugzeug bis nach Australien gereist“. ........................22
Artikel 10: „Nur noch kurz die Meere retten“ ..........................................................................23
Artikel 11: „Die Wirtschaft krempelt die Seelen um“ ..............................................................24
Artikel 12: „Klimastreit in heisser Phase“ ................................................................................27
Artikel 13: „Leuthards langer Morgen“ ....................................................................................30
Artikel 14: „Bei der Energiewende gilt Eile mit Weile“ ..........................................................30
Artikel 15: „Wälder schützen das Klima“ ................................................................................33
Artikel 16: „Ich pflanze Ideen, keine Bäume“ ..........................................................................36
Artikel 17: „Mehr als nur Gewissensberuhigung“ ....................................................................38
Artikel 18: „Das Gewissen fliegt nicht mit“ .............................................................................40
Artikel 19: „WWF-Studie: Bestand der Wirbeltiere um 60 Prozent geschrumpft“ .................41
Artikel 20: „Windenergie vom Meer wird immer billiger“ ......................................................42
Artikel 21: „Die Angst vor der Megadürre“ .............................................................................43
Artikel 22: „Du bist, was du isst“ .............................................................................................44
Artikel 23: „Leitungswasser predigen, Mineralwasser trinken“ ...............................................45
Artikel 24: „Schweizer verschmähen heimisches Wasser“ ......................................................46
Artikel 25: „Der Krieg um das blaue Gold“ .............................................................................46
Artikel 26: „Landwirtschaft – oder schon Industrie?“ ..............................................................47
Artikel 27: „Bundesamt fährt bei Glyphosat im Zickzack“ ......................................................51
Artikel 28: „Ein halbes Grad mehr kann zu viel sein“ .............................................................52

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Artikel 29: „Intelligente Bäume“ ..............................................................................................54
Artikel 30: „Beängstigender Blick in die Klimazukunft der Schweiz“ ....................................55
Artikel 31: „Wirtschaft und Klimawandel“ ..............................................................................57
Artikel 32: „Nachhaltige Fonds wachsen stark“ .......................................................................60
Artikel 33: „Grosse Fragen: – Populismus, Digitalisierung, Ego Kult –“ ................................62
Artikel 34: „Die Selbstverwirklichung ist paradox“ .................................................................65
Artikel 35: „Nuevo Mundo, pequenos Dioses“ ........................................................................66
Artikel 36: „Zeiten der Einsamkeit“ .........................................................................................67
Artikel 37: „Was sollen unsere Kinder lernen?“ ......................................................................68
Artikel 38: „Jeder liest für sich alleine“....................................................................................69
Artikel 39: „Ankunft im Schulzimmer“....................................................................................72
Artikel 40: „Kommentar zu den Artikeln 36 und 37“ ..............................................................74
Artikel 41: „Ein Lebensraum schmilzt dahin“ ..........................................................................75
Artikel 42: „Kommentar des Tages-Anzeigers zu den aktuellen Streiks der Klima-Jugend“ ..75
Artikel 43: „Glühwürmchen – Leuchten für die Liebe“ ...........................................................76
Artikel 44: „6. Kapitel: Zwischen Technokratie und Menschlichkeit“ ....................................76
Artikel 45: „Das Tier und wir“ .................................................................................................77
Artikel 46: „Vom Insektensterben zum Naturkollaps“ .............................................................78
Artikel 47: „Wie grün ist die Jugend wirklich“ ........................................................................80
Artikel 48: „Der bildungsindustrielle Komplex“ ......................................................................81
Artikel 49: „Dank“ ....................................................................................................................85
III Folgerungen: Vorschläge, Forderungen und Massnahmen zu einem neuen
Bildungsbegriff. ........................................................................................................................86

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Umdenken oder untergehen?

I Das Forum für Ethik und Ökologie Luzern gibt dem Kanton Luzern seit den 80er
Jahren ethische und ökologische Impulse – eine Übersicht.

Das neueste Projekt des Forums für Ethik und Ökologie, Luzern stellt hier ein Grundlagen-
Papier für die Umsetzung eines “Neuen Bildungsbegriffs“ vor. Es könnte einen Beitrag
leisten zu einer grundsätzlichen Debatte zur Frage, ob unsere moderne Bildung im Kontext
zur Klima- (Umwelt)-Krise überhaupt noch zukunftsfähig ist? Oder ob es nicht an der Zeit
wäre, eine Umorientierung vorzunehmen? Die Intervention der Klima-Jugend könnte dafür
ein Indiz sein? Er könnte einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, die Basis
werden für eine Diskussions-Plattform und einmünden als Schwerpunkt eines 2. Ethik-
Forums Luzern unter der Regie des Forums für Ethik und Ökologie Luzern.
Dabei nährt sich das Forum sich aus der Tradition der Vorgänger-Organisation NEULAND-
Forum für Ethik und Ökologie, die bereits schon in den 80er und 90er Jahren mit
verschiedenen Aktionen und Projekten in enger Zusammenarbeit mit dem Kanton,
Gemeinden, Schulen, Wirtschaft, Schulen ökologische Prozesse förderte, etwa die kantonalen
Umwelt- und Besinnungstage, Ökologie-Leitbild für das Gewerbe, Aktions-Katalog
„Luzerner setzen Zeichen“ das nach dem Nein des Kantons Luzern zu einer Expo in ein
Projekt „Luzern – Lebensraum für die Zukunft“ integriert wurde.
Auch der Nachfolger des Forums NEULAND - Das Forum für Ethik und Ökologie Luzern -
beschäftigt sich seit Jahren mit dem Drama der erschreckend zunehmenden Umwelt-
Probleme - wie jenes der Klimakrise. Das Motto dieser unabhängigen Organisation ist
selbstredend: „Den Kindern gehört die Zukunft – auch sie sorgen sich um das Morgen auf
unserer Erde“. Wir haben in den letzten Jahren dazu einige Vorschläge – Konzepte – usw.
verschiedenen öffentlichen Instanzen und interessierten Organisationen vorgestellt:
„Zukunftstag für die Jugend“, „Wandertheater mit dem Thema „Zukunft unserer Kinder“,
„Unternehmen „Familienbauernhof in der Schule“, Stiftung für ein Institut für Ökologie und
Ökonomie“. Ein „1.Ethik-Forum Luzern 2010 – auf dem Höhepunkt der Finanz- und
Bankenkrise – mit dem Thema „Masslosigkeit oder hin zu einem global verträglichen
Lebensstil“ in Zusammenarbeit mit 14 teilweise nationalen Organisationen sowie einem
Patronats-Komitee mit vielen nationalen und kantonalen Parlamentariern war ein grosser
Erfolg.. Dabei hat die Frage „Die Zukunft unserer Kinder“ ein besonderes Gewicht:
bekommen: Eine Forderung war, dass die Zukunft der Kinder eine Klärung der ethischen
Grundwerte und eine dringende Abkehr von der Tabuisierung heikler Fragen in Wirtschaft
und Gesellschaft erfordere. ( Warum immer mehr Krisen auf unserem Planeten? Gemeinsame
Ursache dieser? Einfluss des Menschen? Rolle der Marktwirtschaft dabei?). Das jüngste
Projekt des Forums – initiiert vom Forum – „Landschaftsschutz-Initiativen“ im Kanton
Luzern - ist erfolgreich zustande gekommen. Die Abstimmung ist im Jahre 2020.
Alle übrigen Projekte harren immer noch der Umsetzung; aufwendige Abklärungen sind
erfolgt, das Interesse ist ungebrochen, das Anliegen zeitlos, leider fehlen hingegen die
finanziellen Mittel, sie umzusetzen.
Im Klimaabkommen in Paris verpflichten sich 195 Staaten zu einem fundamentalen
gesellschaftlichen Umbau, auch die Schweiz. Wir denken, dass wir mit unseren Projekten
dazu auch einen kleinen Beitrag – jedenfalls im Kanton Luzern - leisten könnten.

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II Orientierungshilfen bei der Suche nach einem Neuen Bildungsbegriff

Artikel 1: „Umdenken oder Untergehen“
Maximilian Probst; 25. Oktober 2017 DIE ZEIT Nr. 44/2017, 26. Oktober 2017

Link: https://www.zeit.de/2017/44/bildung-bildungsbegriff-aufgabe-vision

Seine Erkenntnis:
DAS IDEAL DER AUFKLÄRUNG IST AM ENDE – ES HAT DEN PLANETEN ERDE
ZERSTÖRT. DER MENSCH LERNEN, SEINE EIGENE FREIHEIT ZU BEGRENZEN.
ER MUSS UMDENKEN ODER ER WIRD UNTERGEHEN.

A. Kritikpunkte: Auszüge (Zitate in „“)

    1. Es fehlt eine Vision:
       Der aktuelle Bildungsbegriff kreist um seine eigene Leere - mehr Tablets, mehr
       digitale Strukturen

    2. Aber was heisst eigentlich Bildung und wozu brauchen wir sie?
       Diese Frage wird liebend gern umgangen oder mit dem Hinweis auf die ökonomische
       Konkurrenz beantwortet.

    3. Man kann noch einige Versatzstücke aus dem Repertoire der Sonntagsreden klauben,
       ohne zu bemerken, dass die schönen alten Floskeln angesichts der grundstürzenden
       Herausforderung wie Hohn klimpern.

    4. Da preisen wir den gebildeten, weit gereisten Menschen, dessen Feld die Welt ist,
       verschweigen aber, dass dieser Mensch zugleich ein Öko-Vandale sondergleichen ist.

    5. Da reden wir seit 200 Jahren von Bildung und meinen Autonomie und
       Persönlichkeitsentfaltung – was sich in unserer Zeit vor allem entfaltet hat, ist eine
       ökologische Katastrophe, die mit der globalen Erwärmung die Grundlagen aller
       menschlichen (Anmerkung HA: tierischen und pflanzlichen) Entfaltung zu bedrohen
       beginnt.

B. Auf der Suche nach einem neuen Bildungs-Begriff – was ist zu tun?

    1. Wir müssen ran ans Fundament. Unser bisheriger Bildungsbegriff beruht auf einer
       problematischen Verkoppelung: seine Erfolgsgeschichte verlief parallel zur
       Industrialisierung und zum Siegeszug der fossilen Energie, deren Nutzung aus dem
       uns den Klimawandel beschert hat. Der Klimawandel zwingt uns jetzt, das alte
       Bildungsideal der Autonomie radikal zu korrigieren.

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    2. Mehr noch: ein neues Ideal entwerfen. Dieses basiert auf unserer Lebenspraxis, in dem
       Alles mit Allem verbunden ist, ob ökologisch oder digital.

    3. Ist also so der alte Bildungsbegriff ein Kollaborateur des Klimawandels?
       War er doch das deutsche Ideal mit Herder und Schiller, Humboldt und Hegel der
       Gegenbegriff zur industriellen Revolution: technischre Neuerungen stehen für
       Nutzung und Kommerz. Bildung hingegen soll den Geist behaupten und in ein Reich
       des Zweckfreien führen.
       Basierte die Industriealiserung auf einem analytischen Denken, das die Welt in Stücke
       zerlegte, die, in der Maschine neu zusammengesetzt, ebenso leb- und reibungslos
       ineinander griffen, so erwuchs die Idee der Bildung aus einem ganzheitlichen,
       organischen Denken, das der menschlichen Existenz Sinn und Form zu geben
       versprach. Sprache, Philosophie und Kunst in den Mittelpunkt stellte:
       Bildung konterkarrierte das rechnende Denken der technologischen Weltbescherung.
       Beide Denkweisen ähneln sich strukturell.

    4. Was war entscheidend für die industrielle Revolution?
       Die Erfindung der Dampfmaschine und die damit einhergehende Umstellung des
       Energieregiments: immer grössere Mengen von Energie aus Steinkohle, der
       Raketenantrieb der Geschichte in der Moderne und zugleich nur mit einer Richtung
       der Ausbeutung der gewaltigen Reserven an fossiler Energie und so der Idee eines
       unendlichen Wachstums.

    5. Wieso ähneln sich die Idee eines unendlichen Wachstums im technologischen
       Paradigma mit dem ganzheitlichen Denken der menschlichen Existenz (Sprache,
       Philosophie, Kunst)?
       Johann Gottfried Herder machte mit der Eingliederung der instrumentalen Erziehung
       des Individuums Schluss.
       Bildung wird mit ihm zu einem reinen Individualitätsbegriff. Bildung meint nun
       Wachstum und Fortschritt des Einzelnen in Richtung einer nie zu erreichenden
       Vollkommenheit.

    6. So teilt der lineare Fortschrittsbegriff sowohl die pädagogische und die industrielle
       Revolution.

    7. Beide sind von einem starken Anthropozentrismus geprägt, von der Vorstellung, dass
       sich der Mensch weit über die Natur erheben kann und soll.
       Im modernen Industriesystem, das im 18. Jh. Form annimmt, liegt der Schluss nahe.
       Die Wind- und Wassermühlen der Vormoderne waren noch für jeden sichtbar in die
       Naturabläufe eingegliedert.
       Mit der Umstellung auf Kohle verflüchtigt sich dieser Zusammenhang. Nun scheint
       der Mensch- dank seines technischen Genies mit monströsen energetischen Kräften
       begabt – einer externalisierten Natur gegenüberzustehen, die auf den Stand blossen
       Materials herabsinkt.

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    8. Für den Bildungsbegriff lässt sich dieser Schritt bei Hegel ablesen:
       Die Bildungsfähigkeit sei es, schreibt der Philosoph, die den Menschen überhaupt zum
       Menschen machen:
       “Er muss sich alles selbst erwerben, eben weil es Geist ist, er muss das Natürliche
       abschütteln“
       Wenn dies in der Bildung gelingt, ist der Geist sein eigenes Resultat, der vom Geist
       beseelte, gebildete Mensch völlig autonom.

    9. Der Weltbezug des Gebildeten bleibt in letzter Konsequenz distanziert, dass er, schaut
       er auf die Natur, zur Gelassenheit tendiert.
       Dieser veraltete Bildungsbegriff hat sich bis heute fortgeschrieben, auch in
       erstaunlicher Parallelität zum Energieregiment:
       Um 1800: nur eine geringe Elite, die von Bildung spricht und in den Genuss des neuen
       Energieträgers kommt.
       Um 1900: ist das Bildungsideal in breiter Koalition aus Oberschicht und Bürgertum
       verankert. Deren Lebens- und Konsumgewohnheiten stossen zugleich in ganz neue
       energieintensive Dimensionen vor, weil sie auf einem globalen Netz von Eisenbahn-
       und Dampfschifffahrtslinien beruhen.
       Um 1970: sind schliesslich beide demokratisiert.
       Das Programm heisst: energieintensiver Lebensstil und Bildung für alle.

    10. Die schöne Autonomie, die uns Bildung beschert hat, scheint nun zum Problem zu
        werden.
        Der Klimawandel ist wie eine schallende Ohrfeige, die uns die Natur in unser
        gelassenes, bildungsblasiertes Gesicht schmettert.
        Wir waren nie von ihr getrennt.
        All das menschliche Tun, das über zwei Jahrhunderte folgenlos erschien, all das
        Verfeuern von Kohle und Öl zeigt Wirkungen, mit denen niemand gerechnet hat.
        Unser Handeln ist nicht folgenlos.
        Jetzt feuert die Natur zurück- mit Dürren, Wirbelstürmen, Überschwemmungen.

Fazit

Die deutsche Bildungsphilosophie ist jetzt vom Kopf auf die Füsse zu stellen:
Ziel soll nicht die Autonomie, die Selbstbestimmung, auch nicht das grosse Wort Freiheit
sein. Es geht darum, Einsicht zu gewinnen in die komplexe Genenlage, die menschlich und
nicht menschliche Akteure miteinander verbindet.

Gebildet sein müsste heute heissen:

>> Sich berühren lassen von einer Mitwelt, ein Verständnis, das menschliche und nicht
menschliche Akteure fortwährend koproduzieren

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>> Konzentration auf Kunst und Literatur in der deutschen Klassik, Nicht nur die Produktion
von Kunst, sondern ihre Rezeption sollte in den Mittelpunkt gestellt werden. Denn Merkmale
jeder ästhetischer Erfahrung ist, dass man sich von einem Kunstwerk berühren lässt, von ihm
ergriffen, gefesselt, gebannt wird.

>> Die ästhetische Erfahrung nötigt zur Ehrfurcht vor der Schöpfung (Naturschauspiel, Werte
des Wahren, des Seltenen und der Schönheit, etc.) behandeln den betreffenden Gegenstand
mit Rücksicht. Eine nun nötig gewordene „Elementarbildung zur Industrie“ (Johann Heinrich
Pestalozzi), denn die Welt kann im Sinne des Schönen, des Seltenen, der Schöpfung und des
Miteinanders genutzt und programmiert werden.

>> Bewusstsein schaffen, wenn ein Produkt oder Programm als hässlich zu bezeichnen wäre,
nämlich wenn es auf Kosten der menschlichen oder nichtmenschlichen Mitwelt hergestellt
wird oder sich gegen sie verschliesst.

>> Als schön gelten Produkte, wenn sie sich der Teilhabe menschlicher und
nichtmenschlicher Akteure eröffnen.

In der Bildungswelt wurde das schöne, wahre und Seltene weder der Technologie, noch der
Umwelt zugeschlagen. Stets dominierte die Kunst.
Bemerkung des Ethologen Claude Levi-Strauss (Autor der „Traurigen Tropen“):
„Die individuelle Kreativität des Menschen ist wenig im Vergleich zur Kreativität der Natur
in der Hervorbringung der Arten. Das Aussterben einer beliebigen Tier- oder Pflanzenart
wiegt ihm zufolge schwerer als der Verlust sämtlicher Werke von beispielsweise Rembrandt“.
Gemeinhin urteilt man umgekehrt.

Philosoph Maurizio Lazzaroto:
„Vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit verlangen künstlerische,
intellektuelle und ökonomische Arbeit auf der einen, Warenkonsum, Aneignung von Wissen
und Schönheitswerte auf der anderen Seite danach, nach der gleichen Ethik reguliert zu
werden. Dies zu vermitteln, wird die künftige Aufgabe der Bildung sein“.

Artikel 2: „Der Prophet des modernen Dilemmas“
Hans-Peter Müller, NZZ vom 22.9.2018
Kernaussagen zum Schriftsteller Georg Simmel, 1858-1918

Kritisch, nicht pessimistisch
„Die universitäre Wissenschaftskultur stört sich mehr als an seiner Person an Simmels Werk:
Sein Thema ist das Verhältnis von Modernität und Individualität. Wie kann der Einzelne in
einer komplexen, arbeitsteiligen Geldwirtschaft, die ihn zu einem Rädchen im Getriebe
macht, seine Freiheit behaupten, und eine Individualität entwickeln?

Vor allem in seinem Opus magnum der „Philsosophie des Geldes“ entfaltet er in allen
Einzelheiten, was es heisst, in einer kommerziellen Gesellschaft zu leben, G. Simmel ist

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kritisch, aber kein Kulturpessimist. Er notiert die vielen Freiheiten von „traditionellen
Pflichten und Bindungen, die die Sachlichkeit des gesellschaftlichen Verkehrs erlaubt.
Zugleich registriert er aber auch, dass die moderne Kultur durch ihren Pluralismus und ihre
Zerrissenheit dem einzelnen nicht die verbindlichen Wertmassstäbe bereitstellt, die in seinen
Augen zur Orientierung für die eigene, selbständige Lebensführung nötig sind.
Die negative Freiheit „von „ wird insofern nicht durch eine positive Freiheit „zu“ etwas
ergänzt – eine wichtige Unterscheidung, die später den Philosophen Isaiah Berlin bekannt
machen sollte“

Besitzgüter und Heilgüter
„In seinen Augen kommt es zu einer „regelrechten „Tragödie der Kultur“.
Die durch Technik und Wissenschaft ermöglichte „Kultur der Sachen“ übersteigt bei weitem
die „Kultur der Menschen“. Diese Kluft zwischen der objektiven Kultur der Dinge und der
subjektiven Kultur der Menschen wird im Laufe der Zeit immer grösser. Die Gesellschaft mit
ihrer Arbeitsteilung und ihrer wachsenden Komplexität, aber auch die Kultur in ihrer Vielfalt
bescheren den Menschen steigenden Wohlstand, aber lassen sie in den entscheidenden
Fragen einer freiheitlich- individuellen Lebensführung allein und auf sich gestellt.“
„Simmel drückt das in einem Vergleich zum franziskanischen Lebensideal aus.
Die Maxime des heiligen Franz lautete ““Nihil habentes, omnia possidente!“ – „Wir haben
nichts, besitzen aber alles!“
Die Maxime des modernen Menschen heisst umgekehrt „Omnia habentes, nihil pssidentes!“ –
„Wir haben alles, besitzen aber nichts!“
Umstellt von seinen „Besitzesgütern“, ist er auf der Suche nach seinen „Heilsgütern“.
„Das Resultat ist die typische Ambuivalenzerfahrung der Moderne, wie er in der
„Philosophie des Geldes“ notiert: “Der Mangel an Definitivem im Zentrum der Seele“ treibt
dazu, in immer neuen Anregungen, Sensationen, äusseren Aktivitäten eine momentane
Befriedigung zu suchen; so verstrickt uns dieser erst seinerseits in die wirre Halt- und
Ratlosigkeit, die sich bald als Tumult der Grossstadt, bald als Reisemanie, bald als wilde
Jagd der Konkurrenz, bald als die spezifisch moderne Treulosigkeit auf den Gebieten des
Geschmacks, der Stile, der Gesinnungen, der Beziehungen offenbart“.

„Individualismus light“
„Das aristokratische Individuum vermag aus seinen „schöpferischen Kräften einen
persönlichen Lebensstil zu kreieren, “Hier ist das Individuelle der Fall eines individuellen
Gesetzes; wer dazu nicht stark genug ist, muss sich an ein allgemeines Gesetz halten“, so
dekretiert Simmel. Für die grosse Mehrheit der Menschen hingegen gilt, dass sie ihren
Lebensstil aus dem Ensemble rasch wechselnder Mode- und Stilangebote wählen muss.
Simmel nimmt weitsichtig die heutige Konsumgesellschaft vorweg, die mit ihren Angeboten an
flotten Lebensstilen die Acessoires für eine Form der „Individualität light“ ohne
Individuierung offeriert (…)“.

Hans-Peter Müller ist Professor für allgemeine Soziologie and der Humboldt-Universität zu Berlin und
geschäftsführender Herausgeber des „Berliner Journals für Soziologie“. Mit Tilman Reitz hat er das „Simmel-
Handbuch“ (Suhrkamp-Verlag,2018)herausgegeben.

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Artikel 3: „Umwelt beschäftigt auch Kirche“,
Benno Bühlmann, Luzerner Zeitung, 21.9.2018

Aktionsprogramm der Pfarrei Horw „Häb Sorg“, um die Gläubigen für die brisanten Fragen
rund um den Umgang mit der Umwelt zu sensibilisieren. Als Stargast eines Vortagsabend
sprach Professor Thomas Stocker.

Extreme Wetterereignisse nehmen zu
„Die jüngste meteorologische Entwicklung in diesem ungewöhnlich heissen Sommer kam für
Stocker nicht überraschend. „Das ist eine Bestätigung dessen, was die Klimaforschung schon
seit Jahren sagt. Die Klimaerwärmung zeigt sich nicht nur in der Erhöhung der Temparatur
oder der Veränderung der Niederschlägt, sondern in der Häufigkeit und der Intensität von
Extremereignissen“.

Kirchen sollen mit gutem Beispiel vorangehen
Er ist überzeugt, dass angesichts der extremen Wetterereignisse, die zunehmen, „dass
angesichts der bedrohlichen Situation alle gesellschaftlichen Akteure vom gewohnten
politischen „Links- rechts Schema“ wegkommen und ihre Verantwortung für die Zukunft
unseres Planeten wahrnehmen müssen“, und dass dabei die Kirchen mit guten Bespiel
vorangehen können.

Päpstliche Umweltenzyklika „Lautato si“
„Diese Einschätzung teilt auch Susann Schüepp Brunner, Bereichsleiterin
„Entwicklungspolitik und Grundlagen“ beim Fastenopfer. Die in der Enziklika „Lautato si“,
Papst Franziskus zum Ausdruck gebrachte Haltung von Sorge und Achtsamkeit gründe im
Verständnis der ganzen Schöpfung als Geschenk Gottes (…)
Neu sei jedoch, wie entschieden Papst Franziskus die Verbindung von sozialer Gerechtigkeit
und ökologischer Verantwortung ins Zentrum stelle und damit auch das Konzept integraler
Ökologie.

Artikel 4: „Wir müssen zur Mutter Erde zurückkehren“
Gastrosoph Harald Lemke, Philosoph und Ernährungsethiker,
Autor der philosophischen Abhandlung „Ethik des Essens“, 2007
Interview: Michael Schoenenberger, NZZ vom 24.7.2018

(…) Was rät der Gastrosoph dem normalen Alltagskonsumenten?
Drei Stichworte: biologisch, fair, regional. Es gibt heute gewisse Normativitäten,m nach
denen wir uns richten können, damit unser Essverhalten ethischen Standards genügt. Solche
Standards begründe ich philosophisch, und ich will die Gesellschaft bei der Umorientierung
philosophisch unterstützen.

„In den letzten fünfzehn Jahren hat sich einiges getan. Regionale Produkte in den Läden, Bio-
Produkte, das Tierwohl wird grossgeschrieben. Stimmen sie zu?

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Umdenken oder untergehen?

Das ist zu relativieren. Noch immer sind die allermeisten Produkte problematisch. Aber es
gibt da und dort ein Umdenken. Überall auf der Welt gibt es Initiativen, weil man sieht, dass
es andere Möglichkeiten gibt, wie wir mit dem Essen umgehen und die Welt verbessern
können. Denn es ist nun einmal so: Wir haben wegen unseres Essverhaltens diverse
Probleme. Umweltzerstörung, Massentierhaltung Artensterben, Adipostas. Die gute
Nachricht aber ist: Es gibt Alternativen“.

Und die wären? Gemüse vom urbanen Balkon, fast kein Fleisch und etwas Leitungswasser
dazu? Bitte, sind wir nicht auf der Welt, um die schönen Seiten des Lebens zu geniessen?
„Sie dürfen geniessen, aber anders! Ich glaube, wir stehen vor einer grossen Entdeckung. Sie
wird uns als Menschheit und unseren Planeten wirklich voranbringen.
Das ist die bäuerliche Arbeit. Wir waren immer schon Bauern, die ganze Menschheit bis vor
kurzem eigentlich, jahrtausendelang. Wir müssen die Teilzeit-Bäuerlichkeit als erderhaltende
Lebenspraxis neu entdecken“

Ist es für viele Menschen nicht gerade ein Segen, sich aus des täglichen Kampfs und Krampfs
um Nahrung zu haben?
„Sicherlich. Aber wissen Sie: Das ist eine coole Arbeit. Zwischendurch den Computer
ausschalten und dann etwas anbauen oder ernten“.Ihr pädagogischer Ansatz ist offensichtlich.
„Ja, wir brauchen Veränderungen – aber sie bringen den Menschen eben persönlich etwas. Ich
kann Ihnen sagen, diese bäuerliche Arbeit ist sehr befriedigend“

…aber ein bisschen utopisch, nicht?
„Völlig utopisch. Und gleichzeitig wird sie gelebt. Sie ist also kein Utopismus, keine Utopie
im schlechten Sinne, sondern eine „Eu – topie“, „Orte des Guten“ existieren bereits
vielerorts. Es sind zwar noch wenige Menschen, die ihr Essen selber kochen oder
beispielsweise eine Teilzeit-Bäuerlichkeit leben. Aber alle, die es tun, sagen: Ja! Warum nicht
einen Teil der Lebensmittel selbst produzieren! Man weiss, wo es herkommt, was drin ist,
kennt die Qualität. Es ist auch schön, wachsen zu sehen“.

Und was ist der philosophische Aspekt dabei?
„Wenn wir das alles gross denken: Es geht darum, so zur Mutter Erde zurückzukehren“.

Ach bitte.
„Nein wirklich. Die grosse Gegengeschichte ist ja. Wir machen diesen Planeten kaputt, und
dann wandern manche von uns auf den Mars aus. Es spricht alles dafür, dass solche
Szenarien irgendwann in der Zukunft, in den nächsten Jahrzehnten stattfinden. Genau gegen
diese Weltflucht kämpfe ich mit der Gastrosophie und der Idee der konvialen Menschheit. Das
„Ergebundene“, ganz buchstäblich, das Fasziniertsein von diesem Planeten und seinen
Naturprozessen, das ist die grosse Entdeckung, die wir machen können“.

Locke, Kant und sogar Habermas plädieren dafür, die Menschen essen zu lassen, was sie
wollen. Ich behaupte, Sie als politischer Gastrosoph, als den ich Sie jetzt einmal bezeichne,

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Umdenken oder untergehen?

wollen die Menschen steuern, bevormunden, Ihnen sagen, was richtig ist. Ich frage Sie:
Müssen wir Menschen die „Tyrannei der Tugend“ wirklich akzeptieren?
„Halt, dagegen verwahre ich mich, Das stellt mich in eine unglückliche Ecke. Es ist ja gerade
andersrum. Wir werden ja die ganze Zeit gesteuert. Da ist nicht auf der einen Seite die
Tyrannei der Ethik. Nein, wir sind extrem tugendhaft, aber einzig und allein in unserem Fast-
Food- Leben. Wir gehorchen dem Imperativ des Konsums und einem Liberalismus der Nicht-
Nachhaltigkeit“.

Und warum sind die berühmten Philosophen zu anderen Schlüssen gekommen als Sie? Weil
das Essen vielleicht eben doch etwas Privates ist?
„Was ich Ihnen schon die ganze Zeit zu sagen versuche. Essen ist nicht mehr privat. Essen ist
ein politischer Akt. Was die Philosophen angeht: Ja, Platon, Kant und Habermas haben sich
keine Gedanken dazu gemacht: Seit 2500 Jahren gibt es die Idee des Vegetarismus. Doch sind
wir keinen Zentimeter vorangekommen. Diese philosophischen Schwächen muss ich doch
reflektieren“.

Sozialrevolutionäre haben eines gemeinsam: Sie malen den Teufel an die Wand, machen den
Menschen Angst und arbeiten so darauf hin, die herrschenden Zustände im Sinne der eigenen
Ideologie zu verändern. Auch Sie behaupten: „Das 21. Jh. ist das Zeitalter der globalen
Krisen“. Können Sie sich bitte erklären?
„Ich mache doch nicht auf Panik, sondern beschreibe die Realität. Also: Wenn Sie nicht
finden, dass wir in der Krise stecken, dann ist Ihnen nicht zu helfen. Dann leben wir auf
verschiedenen Planeten“„Viele Menschen könnten anders, aber sie tun es nicht Auch die
Politik muss handeln und weit mehr tun“

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Umdenken oder untergehen?

Artikel 5: „Das Gewissen der Welt sitzt in der Schweiz“
– Denkfabrik Club of Rome –
Interview von Gregory Remez mit dem Generalsekretär des
Club of Rome,
Greame Maxton
Luzerner Zeitung vom 12.2.2018
(Auszüge)

Graene Maxtoon, geboren 1940
ist britischer Ökonom und seit 2014
Generalsekretär des Club of Rome

Kontroverser Vorschlag:
Geburtenkontrollen im Westen
Im September 2016 veröffentlicht der Club of Rome
seinen neuesten Bericht mit dem Titel: „Ein Prozent
ist genug: Mit wenig Wachstum soziale Ungleichheit,
Arbeitslosigkeit und Klimawandel bekämpfen“
Insgesamt 13 Vorschläge,: neben der harten
Besteuerung fossiler Brennstoffe, Subventionen für
grüne Technologien und einer Erbschaftssteuer von
100 % sprachen sich die beiden Autoren Generalsekretär Maxton und Jorgen Randers, zwei
der weltweit einflussreichsten Zukunftsforscher für eine Geburtenkontrolle in
Industrieländern aus. Umsetzen liesse sich diese durch Bonuszahlungen an Kleinfamilien

Reiche Länder richten den grössten Schaden an
Bei der Präsentation der Studie in Berlin erklärte
Randers , Norwegischer Forscher und Koautor von „Grenzen des Wachstums“
den Ansatz damit,
„dass der Motor aller Umweltprobleme derselbe sei: die Verdoppelung der Weltbevölkerung
seit 1970. Und folgert: “Meine Tochter ist das gefährlichste Tier von allen. Gefährlich
deshalb ,weil sie als westliche Konsumentin 30-mal so viele Ressourcen verbrauche wie ihre
Artgenossen in der Dritten Welt.. Der Bevölkerungsdruck auf dem Planeten müsse
demzufolge reduziert, das Modell der Kleinfamilie gefördert werden. Den Anfang sollten
hierbei die reichen Länder machen, weil sie am meisten produzieren und gleichzeitig den
grössten Schaden anrichten.
Der Bereicht zeigt Wirkung: der Club of Rome war wider einmal in aller Munde. Eineinhalb
Jahre ist es her.
Jorgen Randers begründete diese Holzhammertaktik mit: „Wir versuchen es seit 40 Jahren
damit, einen Wertewandel zu erreichen. Doch mit der sanften Tour sind wir gescheitert“.

Eine neue Form von Aufklärung tut not

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Umdenken oder untergehen?

Im jüngsten Bericht des Club of Rome mit dem neuen Manifest mit dem Titel:
„Wir sind dran: Was wir ändern müssen, wenn wir bleiben wollen“ fordern sie nebst
anderem: „Um den Ansprüchen einer „vollen Welt“ mit über 7,6 Milliarden Menschen
gerecht zu werden, dabei aber nicht die Umwelt und somit unsere Existenz zu gefährden,
müssten wir unser Wirtschaftsverständnis von Grund auf verändern. Laut den Autoren
Weizäcker und Wijkman tut eine neue, nicht dem Utilitarismus verhaftete Aufklärung not.
Eine Aufklärung, die einen Humanismus vertritt, dabei aber die natürliche Mitwelt
einschliesst. Oder wie es Greame Maxton formuliert: „ Wir müssen wieder eine Balance
zwischen ökonomischen und ökologischen Zielen, zwischen uns und der Natur herstellen,
ansonsten wird Letztere die Probleme für uns lösen – durch Epidemien, Hungersnöt, Kriege
oder eben – den Klimawandel“.
„Einer der Grundpfeiler für die angestebten Veränderungen is eine Wirtschaft, die komplett
auf erneuerbare Energien wie Sonne, Holz, Biomasse, wind und Geotermie basiert; dies
schliesst die Schaffung regenerativer urbaner Zentren mit ein, die durch ein nachhaltiges
System von Produktion, Konsum und Transport versorgt werden.
Ein anderer ist eine längst fällige Reform des ökonomischen Systems, etwa durch die
Einführung von Steuern für den Verbrauch natürlicher und fossiler Ressourcen, die Schaffung
von unabhängigen Aussichtsbehörden oder zumindest mal die Trennung von Geschäfts-und
Investitionsbanken“.

Auszüge aus dem Interview mit Graeme Maxton:
Frage 2 des Interviews:
Bekanntlich sagen Prophezeiungen mehr über die Gegenwart als die wirkliche Zukunft aus.
Ist es um unseren Planeten wirklich so schlecht bestellt?
Der Club of Rome macht im Grunde genommen ja keine Prognosen, sondern
Hochrechnungen, die auf bereits vorliegenden Daten basieren. Daraus lassen sich zuverlässig
Langzeittrends ableiten.
So können wir mit hoher Gewissheit vorhersagen, dass die CO2-Mernge in der Atmosphäre
ohne Massnahmen bereits in drei oder vier Jahren ein Niveau errecht haben wird, das eine
Erderwärmung um 1,5Grad Celsius unumgänglich macht; 2030 überschreiten wir bereits die
2-Grad-Grenze – das ist in etwa mehr als 10 Jahren. Wir befinden uns folglich an einem
Wendepunkt der Geschichte.

Sie sprechen auf Vorträgen oft vom „grossen ökologischen Mythos“ und fordern eine „andere
Art von Wachstum“ Können Sie dies erläutern?
„Seit über 50 Jahren tragen wir dieses falsche wirtschaftliche Idealmodell mit uns herum.
Wir glauben, dass Freihandel und ökonomisches Wachstum imstande sind, all unsere
Probleme zu lösen: Arbeitslosigkeit, soziale Ungleichheit, Armut. In der Realität hat sich aber
gezeigt, dass es nicht so einfach ist. Hat die Wachstumsdoktrin nach dem 2. Weltkrieg noch
fast allen einen Prosperitätszuwachs beschert, sorgt sie heute für eine Zunahme der sozialen
Ungleichheit. Blickt man auf die letzten 30 Jahre zurück, so hat sich die Zahl der in Armut
lebenden Menschen kaum verringert, die Zahl der Arbeitslosen in OECD-Ländern ist gar

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Umdenken oder untergehen?

gestiegen, und das obwohl wir in dieser Periode das schnellste ökonomische Wachstum der
Geschichte hatten“.

Frage 5:
Wie kommen wir aus der Sackgasse?
„Wir haben heute ein System, von dem wir glauben, dass es im Grossen und Ganzen
funktioniert Und so versuchen wir, daran herumzuschrauben – in der Hoffnung auf eine
Besserung. Die grossen sozialen Probleme, geschweige denn die ökologischen, werden wir
aber so nicht lösen können, denn sie sind systembedingt. (…)

Artikel 6: „Das Dilemma des Garten Edens“

– Gesucht: ein gutes Leben innerhalb der planetarischen Grenzen –
Joachim Laukenmann im Tages-Anzeiger vom 14.3.2018,
(Auszüge)

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Umdenken oder untergehen?

„Wenn es um die weltweit höchste Lebensqualität geht, landet die Schweiz im Ranking meist
ganz weit oben. Wohl alle dafür wichtigen Faktoren sind hierzuzlande erfüllt: hohes
Einkommen, eine gute Bildung, ein guter Arbeitsmarkt, eine hohe Lebenserwartung,
demokratische Verhältnisse, eine hohe Lebenszufriedenheit und soziale Anerkennung, Die
Grundbedürfnisse wie Nahrung, Hygiene und Zugang zu Energie sind ohnehin erfüllt.
Allenfalls wegen der ungleichen Einkommens- und Vermögensverteilung gibt es Abstriche.

Eine Spitzenposition bei der Lebensqualität hat jedoch ihren Preis, wie eine Studie „Nature
Sustainability“ zeigt:
Kein Land der Welt ist demnach in der Lage, seinen Bürgern eine hohe Lebensqualität zu
bieten, ohne dabei die Ressourcen des Planeten übermässig zu strapazieren.
Alle Länder , die den Planeten wenig belasten, erreichen hingegen viele soziale Standards
nicht. Sehr plastisch zeigt die Studie somit ein Dilemma auf:
Die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen stehen teils in eklatantem
Widerspruch zueinander:
„Der Zugang zu Energie, Wasser, Bildung, Medien sowie Industrie, Wachstum, Arbeits- und
Mindesteinkommen geht im Moment unweigerlich auf Kosten der Natur, sagt
Reto Knutti vom Institut für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich. der an der Studie nicht
beteiligt war. „Wenn bei gleicher Technologie und gleichen Wertvorstellungen alle auf der
Welt auch nur annähernd wollen, was die westliche Welt heute hat, dann werden wir den
Planeten so massiv überstrapazieren, dass wir dies langfristig nicht aufrechterhalten
können“.

Elf soziale Schwellen
Dreh- und Angelpunkt der Studie ist das Konzept der planetarischen Belastbarkeitsgrenzen;
Die Studienautoren um
Daniel O`Nell vom Sustainability Research Institute der britischen Universität Leeds
haben Belastbarkeitsgrenzen nun mit Umwelt- Fussabdrücken kombiniert und für 151 Länder
berechnet, wie stark diese den Planeten in 7 Bereichen belasten:
bezüglich CO2-Emissionen, Düngung mit Phosphor und Stickstoff, Verbrauch von
Frischwasser, Materialbedarf, Belastung der Ökosysteme und Landnutzung. Zudem haben sie
für all diese Länder bestimmt, ob sie elf für die Lebenszufriedenheit relevante soziale
Schwellen erreichen.
Demnach liessen sich soziale Grundbedürfnisse wie Nahrung, Hygiene und ein Leben
ausserhalb extremer Armut höchstwahrscheinlich in allen Ländern der Welt realisieren, ohne
die Belastbarkeit zu sprengen. Für höhere Faktoren wie eine gute Bildung, eine hohe
Lebenszufriedenheit, sozio- ökonomische Sicherheit und eine hohe Lebenserwartung trifft das
allerdings nicht zu. “Diese Ziele zu erreichen, verlangt ein Level an Ressourcenverbrauch,
der zwei -bis sechsmal über einem nachhaltigen Level liegt“, sagt Studienautor Daniel
O`Nell. Auch die Schweiz überschreitet sechs der sieben planetaren Belastbarkeitsgrenzen.
„Die Stärke des Ansatzes ist, dass er quantitativ ist“, sagt Knutti, der auch Delegierter für
Nachhaltigkeit an der ETH Zürich ist. (…)

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Bessere Ressourceneffizienz
Die Studienautoren halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass eine bessere
Ressourceneffizienz allein ausreicht.
Kurt Lanz, Leiter Infrastruktur, Energie und Umwelt von Economiesuisse argumentiert, „dass
in Zukunft der gleiche Input mit weniger Ressourcen möglich sei. (…). In Zukunft wird der
gleiche Output mit weniger Ressourcen möglich sein. Zudem gehen wir davon aus, dass das
Wachstum immer mehr qualitativ und weniger quantitativ stattfinden wird. Damit einher geht
auch ein Entkoppelung der Material- und Energieflüsse vom Konsum“.
Die Studienautoren halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass eine bessere
Ressourceneffizienz allein ausreicht.
Ein Grund dafür sei, dass effizientere Technologien meist die Kosten senken, das Kapital für
zusätzlichen Konsum freisetzt, der wiederum den Planeten belastet.
Dieser sogenannte Rebound-Effekt schmälert den Nutzen der Effizienz- Massnahmen.
Daher brauche es eine zweite Strategie:
In unserer westlichen Welt müssen wir unsere materiellen Wünsche zurückschrauben. Die
Forscher sprechen von Suffizienz. Das müsse allerdings nicht zwingend wehtun, weil die
reichen Länder mit Konsum quasi übersättigt sind. Hier lasse sich der Ressourcenverbrauch
reduzieren, ohne das Lebensglück nennenswert zu schmälern.

Dies sei eine schwierige Botschaft, sagt Philippe Thalmann, Umweltökonom an der ETH
Lausanne:
„Wie kann eine Demokratie ihre Bürger dazu bringen, dass sie ihr Glück weniger im
materiellen Konsum suchen?
Für Knutti ist die Forderung nach Suffizienz einleuchtend. „Aber meine Vermutung ist, das
das erst geschehen wird, wenn wir nicht mehr anders können“.
Thalmann bezweifelt, dass unsere wirtschaftlichen und politischen Systeme dazu fähig sind,
einen ressourcenschonenden Weg zu hoher Lebenszufriedenheit zu gehen.
„Solange Wohlstand mit mehr Ressourcenverbrauch einhergeht, ist mehr Wohlstand für alle
mit den begrenzten Ressourcen unseres Planeten unvereinbar. Das geht nur, wenn in den
aufstrebenden Ländern ein anderer Wohlstand gesucht wir und wenn auch wir unseren
Lebensstandard so anpassen, dass er mit weniger Ressourcen beibehalten werden kann.
Entweder wir finden alle unsere Wege zu diesem Ziel, oder der Kampf um die verbleibenden
Ressourcen wird sich verstärke“.

Stationäre Wirtschaft
„Weiter legen die Studienautoren nahe, sich vom Bruttinlandprodukt (BIP) zu verabschieden
und stattdessen andere Indizes als Mass für Fortschritt zu wählen. In den westlichen Ländern
wäre sogar ein „Wachstumsrückgang (degrowth) in Betracht zu ziehen oder andere
ökonomische Modelle wie eine stationäre Wirtschaft, bei der über lange Zeiträume kein
Wachstum vorgesehen ist“

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Umdenken oder untergehen?

Lanz von Economiesuisse bezweifelt, dass das taugliche Ansätze sind. „Statt auf der
Grundlage irgendeines Fussabdrucks die Konsumenten zu bevormunden, wollen wir lieber
unsere Unternehmen stärken und ihnen helfen, ihre Effizienzlösungen weiter in die Welt
hinauszutragen“ sagt Lanz. „Die weltweiten Einsparungen durch technische Innovationen aus
der Schweiz haben eine deutlich grössere Hebelwirkung als Suffizienzansätze im Inland“.
Für Hauser vom Bafu ist „der Transformationsbedarf für Wirtschaft und Konsum von einer
Tragweite, die mit der Digitalisierung vergleichbar ist“. Manche Unternehmen hätten das
Ausmass des Handlungsbedarfs erkannt und hinterfragten ihre Geschäftsmodelle
grundlegend. „Zunehmend setzt sich auch die Erkenntnis durch, dass die Verantwortung
entlang der gesamten Lieferkette gilt und nicht nur am Standort Schweiz. Wo allerdings die
Kostenwahrheit fehlt, stimmen die Anreize für die Unternehmen nicht“.
„In den Bereichen Wohnen und Verkehr zeichnet sich laut Hauser ab, dass ein Verzicht auf
Erdöl ohne Komforteinbussen möglich wäre. Voraussetzung sei die Bereitschaft, die Weichen
entsprechend zu stellen. Sorgen bereitet ihm der Flugverkehr, der wächst, ohne den
Technologiesprung zur Nachhaltigkeit geschafft zu haben. Bei der Ernährung können jeder
einen Beitrag leisten, indem Lebensmittelverluste reduziert und tierische Produkte massvoll
konsumiert werden“.
„Thalmann: bezweifelt, dass unsere wirtschaftlichen und politischen System dazu fähig sind,
einen ressourcenschonenden Weg zu hoher Lebenszufriedenheit zu gehen. „Solange
Wohlstand mit mehr Ressourcenverbrauch einhergeht, ist mehr Wohlstand für alle nicht mit
den begrenzten Ressourcen unseres Planeten vereinbar. Das geht nur, wenn in den
aufstrebenden Ländern ein anderer Wohlstand gesucht wird und wenn auch wir unseren
Lebensstandard so anpassen, dass er mit viel weniger Ressourcen beibehalten werden kann.
Entweder wir finden alle unsere Wege zu diesem Ziel, oder der Kampf um die verbleibenden
Ressourcen wird sich verstärken“.

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Artikel 7: „Jetzt schwappt die Hitzewelle in die Ozeane“

Berner Forscher warnt vor Öko-Kollaps, Christian Maurer im Blick, 18.2.2018
(Auszüge)

Eine Studie von Schweizer Forschern im Fachblatt „Natur zeigt, dass im Zuge des
Klimawandels nicht nur Hitzewellen an Land immer häufiger werden. Auch die Hitzwellen
im Meer haben deutlich zugenommen. Von 1992 bis 2016 hat sich die Anzahl Hitzetage mit
um mehrere Grad erhöhten Wassertemperaturen über eine längere Zeit in den Ozeanen
verdoppelt.

Und das ist erst der Anfang:
Thomas Fröhlicher, Uni Bern, Nicolas Gruber, Erich Fischer, ETH Zürich: Selbst wenn sich
die Klimaerwärmung auf 1,5 % Celsius begrenzen liesse, wie es im Pariser Klimaabkommen
als Ziel festgeschrieben ist, wird sich die Anzahl mariner Hitzetage wahrscheinlich
verzehnfachen. Steigt die weltweite Durchschnittstemperatur um 3,5 Grad im Vergleich zur
vorindustrieller Zeit, nimmt die Zahl der marinischen Hitzetage den Berechnungen zufolge um
den Faktor 41 zu.
Die grössten Veränderungen betreffen den tropischen Pazifik und den atlantischen Ozean.
Obwohl de Erwärmung über der Landoberfläche grösser ist als über den Ozeanen, reagieren
die Meere wesentlich sensibler. (…) Der Hitzestress bringt ganze Ökosysteme aus dem
Gleichgewicht: Artengesellschaften und Verbreitungsgebiete verschieben sich, viele Arten
geraten unter solchen Druck, dass sie aussterben.
Besonders eindrücklich sind die verheerenden Auswirkungen der marinen Hitzewellen an
Korallenriffen zu beobachten. Fröhlicher: Bisher konnten sich die Korallen von den
Auswirkungen der marinen Hitzwellen oft erholen. „Werden die Abstände zwischen diesen
Ereignissen jedoch kürzer, haben die Korallen keine Zeit mehr, und es ist mit irreversiblen
Schäden zu rechnen“ „Sie können zu einem kompletten Wandel der marinen Ökosysteme
Nicolas Gruber: „Und in einigen Fällen kehren diese selbst nach längerer Zeit nicht mehr in
den ursprünglichen Zustand zurück“.

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