Umdenken oder untergehen? - Forum für Ethik und Ökologie
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Umdenken oder untergehen? Die Klimaerwärmung ist eine ökologische Katastrophe ein neuer Bildungsbegriff ist ein Gebot der Stunde Vorwort Wir haben dazu verschiedene Beiträge in Tages- und Wochenzeitungen ausgewählt. An gleicher Stelle wird hier später ein Grundlagewissen zur Handlungswissenschaft Human- Ökologie dazukommen. Alle diese Beiträge helfen mit, der Forderung von M. Probst in der Wochenzeitung Die Zeit „Umdenken oder Untergehen“ vom 26.10. 2018 nachzugehen, es sei ein Neuer Bildungsbegriff nötig auf dem Hintergrund der Klimaerwärmung als ökologische Katastrophe. Wie oben festgehalten, teilen wir weitgehend die Einschätzung des Autors. Die Zusammenfassungen zu den einzelnen Beiträgen sind nicht geordnet. M. Probst nimmt die globale Umweltkrise zum Anlass, um einen Neuen Bildungsbegriff zu verlangen. Das Ideal der Aufklärung habe versagt - es habe den Planeten zerstört“ Der modernen Bildung wirft er vor, dass er um seine eigene Leere kreise, sie kneife ob der „grundstürzenden Herausforderung“ der ökologischen Katastrophe der Klimaerwärmung; weiter kritisiert er die Gesellschaft, die den gebildeten, weit gereisten Menschen preisen, dessen Feld die Welt sei, verschwiegen aber, dass dieser Mensch zugleich ein Öko-Vandale sondergleichen sei.“.. Er fordert - für Deutschland, dass die Bildungsphilosophie nun jetzt vom Kopf auf die Füsse zu stellen sei. Das Ziel soll nicht mehr die Autonomie des Einzelnen sein, die Selbstbestimmung, die grosse Freiheit, sondern man müsse die Einsicht gewinnen in die komplexe Genen Lage, die menschliche und nicht menschliche Akteure miteinander verbindet“. Gebildet sei etwa die „ästhetische Erfahrung der Schöpfung, die zu Ehrfurcht nötige mit den Werten des Wahren, des Seltenen und der Schönheit“ Es sei weiter ein „Bewusstsein zu schaffen für Produkte oder Programme, die als hässlich zu bezeichnen wären, wenn sie auf Kosten der menschlichen oder nichtmenschlichen Mitwelt hergestellt oder eingesetzt wird oder sich gegen sie verschliessen. Mit seiner Diagnose und vor allem mit seinen Vorschlägen zu einem Neuen Bildungsbegriff ist das Forum für Ethik und Ökologie weitgehend einverstanden. Das Forum möchte einen Beitrag leisten, dass ein Dialog zu seiner Forderung in Gang kommt. . Wir empfehlen die Lektüre dieser vielen Artikel. Das Verständnis für das Anliegen – das auch unseres ist – wird mit jedem Artikel wachsen…. Seite 1 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? Inhaltsverzeichnis zu den ausgewählten Zeitungs-Artikeln: I Das Forum für Ethik und Ökologie Luzern gibt dem Kanton Luzern seit den 80er Jahren ethische und ökologische Impulse – eine Übersicht. .................................................................. 4 II Orientierungshilfen bei der Suche nach einem Neuen Bildungsbegriff .................................. 5 Artikel 1: „Umdenken oder Untergehen“ ................................................................................... 5 Artikel 2: „Der Prophet des modernen Dilemmas“ .................................................................... 8 Artikel 3: „Umwelt beschäftigt auch Kirche“,..........................................................................10 Artikel 4: „Wir müssen zur Mutter Erde zurückkehren“ ..........................................................10 Artikel 5: „Das Gewissen der Welt sitzt in der Schweiz“ ........................................................13 Artikel 6: „Das Dilemma des Garten Edens“ ...........................................................................15 Artikel 7: „Jetzt schwappt die Hitzewelle in die Ozeane“ ........................................................19 Artikel 8: „Ausgezwitschert auf dem Acker“ ...........................................................................20 Artikel 9: „ETH-Studenten sind ohne Flugzeug bis nach Australien gereist“. ........................22 Artikel 10: „Nur noch kurz die Meere retten“ ..........................................................................23 Artikel 11: „Die Wirtschaft krempelt die Seelen um“ ..............................................................24 Artikel 12: „Klimastreit in heisser Phase“ ................................................................................27 Artikel 13: „Leuthards langer Morgen“ ....................................................................................30 Artikel 14: „Bei der Energiewende gilt Eile mit Weile“ ..........................................................30 Artikel 15: „Wälder schützen das Klima“ ................................................................................33 Artikel 16: „Ich pflanze Ideen, keine Bäume“ ..........................................................................36 Artikel 17: „Mehr als nur Gewissensberuhigung“ ....................................................................38 Artikel 18: „Das Gewissen fliegt nicht mit“ .............................................................................40 Artikel 19: „WWF-Studie: Bestand der Wirbeltiere um 60 Prozent geschrumpft“ .................41 Artikel 20: „Windenergie vom Meer wird immer billiger“ ......................................................42 Artikel 21: „Die Angst vor der Megadürre“ .............................................................................43 Artikel 22: „Du bist, was du isst“ .............................................................................................44 Artikel 23: „Leitungswasser predigen, Mineralwasser trinken“ ...............................................45 Artikel 24: „Schweizer verschmähen heimisches Wasser“ ......................................................46 Artikel 25: „Der Krieg um das blaue Gold“ .............................................................................46 Artikel 26: „Landwirtschaft – oder schon Industrie?“ ..............................................................47 Artikel 27: „Bundesamt fährt bei Glyphosat im Zickzack“ ......................................................51 Artikel 28: „Ein halbes Grad mehr kann zu viel sein“ .............................................................52 Seite 2 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? Artikel 29: „Intelligente Bäume“ ..............................................................................................54 Artikel 30: „Beängstigender Blick in die Klimazukunft der Schweiz“ ....................................55 Artikel 31: „Wirtschaft und Klimawandel“ ..............................................................................57 Artikel 32: „Nachhaltige Fonds wachsen stark“ .......................................................................60 Artikel 33: „Grosse Fragen: – Populismus, Digitalisierung, Ego Kult –“ ................................62 Artikel 34: „Die Selbstverwirklichung ist paradox“ .................................................................65 Artikel 35: „Nuevo Mundo, pequenos Dioses“ ........................................................................66 Artikel 36: „Zeiten der Einsamkeit“ .........................................................................................67 Artikel 37: „Was sollen unsere Kinder lernen?“ ......................................................................68 Artikel 38: „Jeder liest für sich alleine“....................................................................................69 Artikel 39: „Ankunft im Schulzimmer“....................................................................................72 Artikel 40: „Kommentar zu den Artikeln 36 und 37“ ..............................................................74 Artikel 41: „Ein Lebensraum schmilzt dahin“ ..........................................................................75 Artikel 42: „Kommentar des Tages-Anzeigers zu den aktuellen Streiks der Klima-Jugend“ ..75 Artikel 43: „Glühwürmchen – Leuchten für die Liebe“ ...........................................................76 Artikel 44: „6. Kapitel: Zwischen Technokratie und Menschlichkeit“ ....................................76 Artikel 45: „Das Tier und wir“ .................................................................................................77 Artikel 46: „Vom Insektensterben zum Naturkollaps“ .............................................................78 Artikel 47: „Wie grün ist die Jugend wirklich“ ........................................................................80 Artikel 48: „Der bildungsindustrielle Komplex“ ......................................................................81 Artikel 49: „Dank“ ....................................................................................................................85 III Folgerungen: Vorschläge, Forderungen und Massnahmen zu einem neuen Bildungsbegriff. ........................................................................................................................86 Seite 3 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? I Das Forum für Ethik und Ökologie Luzern gibt dem Kanton Luzern seit den 80er Jahren ethische und ökologische Impulse – eine Übersicht. Das neueste Projekt des Forums für Ethik und Ökologie, Luzern stellt hier ein Grundlagen- Papier für die Umsetzung eines “Neuen Bildungsbegriffs“ vor. Es könnte einen Beitrag leisten zu einer grundsätzlichen Debatte zur Frage, ob unsere moderne Bildung im Kontext zur Klima- (Umwelt)-Krise überhaupt noch zukunftsfähig ist? Oder ob es nicht an der Zeit wäre, eine Umorientierung vorzunehmen? Die Intervention der Klima-Jugend könnte dafür ein Indiz sein? Er könnte einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, die Basis werden für eine Diskussions-Plattform und einmünden als Schwerpunkt eines 2. Ethik- Forums Luzern unter der Regie des Forums für Ethik und Ökologie Luzern. Dabei nährt sich das Forum sich aus der Tradition der Vorgänger-Organisation NEULAND- Forum für Ethik und Ökologie, die bereits schon in den 80er und 90er Jahren mit verschiedenen Aktionen und Projekten in enger Zusammenarbeit mit dem Kanton, Gemeinden, Schulen, Wirtschaft, Schulen ökologische Prozesse förderte, etwa die kantonalen Umwelt- und Besinnungstage, Ökologie-Leitbild für das Gewerbe, Aktions-Katalog „Luzerner setzen Zeichen“ das nach dem Nein des Kantons Luzern zu einer Expo in ein Projekt „Luzern – Lebensraum für die Zukunft“ integriert wurde. Auch der Nachfolger des Forums NEULAND - Das Forum für Ethik und Ökologie Luzern - beschäftigt sich seit Jahren mit dem Drama der erschreckend zunehmenden Umwelt- Probleme - wie jenes der Klimakrise. Das Motto dieser unabhängigen Organisation ist selbstredend: „Den Kindern gehört die Zukunft – auch sie sorgen sich um das Morgen auf unserer Erde“. Wir haben in den letzten Jahren dazu einige Vorschläge – Konzepte – usw. verschiedenen öffentlichen Instanzen und interessierten Organisationen vorgestellt: „Zukunftstag für die Jugend“, „Wandertheater mit dem Thema „Zukunft unserer Kinder“, „Unternehmen „Familienbauernhof in der Schule“, Stiftung für ein Institut für Ökologie und Ökonomie“. Ein „1.Ethik-Forum Luzern 2010 – auf dem Höhepunkt der Finanz- und Bankenkrise – mit dem Thema „Masslosigkeit oder hin zu einem global verträglichen Lebensstil“ in Zusammenarbeit mit 14 teilweise nationalen Organisationen sowie einem Patronats-Komitee mit vielen nationalen und kantonalen Parlamentariern war ein grosser Erfolg.. Dabei hat die Frage „Die Zukunft unserer Kinder“ ein besonderes Gewicht: bekommen: Eine Forderung war, dass die Zukunft der Kinder eine Klärung der ethischen Grundwerte und eine dringende Abkehr von der Tabuisierung heikler Fragen in Wirtschaft und Gesellschaft erfordere. ( Warum immer mehr Krisen auf unserem Planeten? Gemeinsame Ursache dieser? Einfluss des Menschen? Rolle der Marktwirtschaft dabei?). Das jüngste Projekt des Forums – initiiert vom Forum – „Landschaftsschutz-Initiativen“ im Kanton Luzern - ist erfolgreich zustande gekommen. Die Abstimmung ist im Jahre 2020. Alle übrigen Projekte harren immer noch der Umsetzung; aufwendige Abklärungen sind erfolgt, das Interesse ist ungebrochen, das Anliegen zeitlos, leider fehlen hingegen die finanziellen Mittel, sie umzusetzen. Im Klimaabkommen in Paris verpflichten sich 195 Staaten zu einem fundamentalen gesellschaftlichen Umbau, auch die Schweiz. Wir denken, dass wir mit unseren Projekten dazu auch einen kleinen Beitrag – jedenfalls im Kanton Luzern - leisten könnten. Seite 4 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? II Orientierungshilfen bei der Suche nach einem Neuen Bildungsbegriff Artikel 1: „Umdenken oder Untergehen“ Maximilian Probst; 25. Oktober 2017 DIE ZEIT Nr. 44/2017, 26. Oktober 2017 Link: https://www.zeit.de/2017/44/bildung-bildungsbegriff-aufgabe-vision Seine Erkenntnis: DAS IDEAL DER AUFKLÄRUNG IST AM ENDE – ES HAT DEN PLANETEN ERDE ZERSTÖRT. DER MENSCH LERNEN, SEINE EIGENE FREIHEIT ZU BEGRENZEN. ER MUSS UMDENKEN ODER ER WIRD UNTERGEHEN. A. Kritikpunkte: Auszüge (Zitate in „“) 1. Es fehlt eine Vision: Der aktuelle Bildungsbegriff kreist um seine eigene Leere - mehr Tablets, mehr digitale Strukturen 2. Aber was heisst eigentlich Bildung und wozu brauchen wir sie? Diese Frage wird liebend gern umgangen oder mit dem Hinweis auf die ökonomische Konkurrenz beantwortet. 3. Man kann noch einige Versatzstücke aus dem Repertoire der Sonntagsreden klauben, ohne zu bemerken, dass die schönen alten Floskeln angesichts der grundstürzenden Herausforderung wie Hohn klimpern. 4. Da preisen wir den gebildeten, weit gereisten Menschen, dessen Feld die Welt ist, verschweigen aber, dass dieser Mensch zugleich ein Öko-Vandale sondergleichen ist. 5. Da reden wir seit 200 Jahren von Bildung und meinen Autonomie und Persönlichkeitsentfaltung – was sich in unserer Zeit vor allem entfaltet hat, ist eine ökologische Katastrophe, die mit der globalen Erwärmung die Grundlagen aller menschlichen (Anmerkung HA: tierischen und pflanzlichen) Entfaltung zu bedrohen beginnt. B. Auf der Suche nach einem neuen Bildungs-Begriff – was ist zu tun? 1. Wir müssen ran ans Fundament. Unser bisheriger Bildungsbegriff beruht auf einer problematischen Verkoppelung: seine Erfolgsgeschichte verlief parallel zur Industrialisierung und zum Siegeszug der fossilen Energie, deren Nutzung aus dem uns den Klimawandel beschert hat. Der Klimawandel zwingt uns jetzt, das alte Bildungsideal der Autonomie radikal zu korrigieren. Seite 5 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? 2. Mehr noch: ein neues Ideal entwerfen. Dieses basiert auf unserer Lebenspraxis, in dem Alles mit Allem verbunden ist, ob ökologisch oder digital. 3. Ist also so der alte Bildungsbegriff ein Kollaborateur des Klimawandels? War er doch das deutsche Ideal mit Herder und Schiller, Humboldt und Hegel der Gegenbegriff zur industriellen Revolution: technischre Neuerungen stehen für Nutzung und Kommerz. Bildung hingegen soll den Geist behaupten und in ein Reich des Zweckfreien führen. Basierte die Industriealiserung auf einem analytischen Denken, das die Welt in Stücke zerlegte, die, in der Maschine neu zusammengesetzt, ebenso leb- und reibungslos ineinander griffen, so erwuchs die Idee der Bildung aus einem ganzheitlichen, organischen Denken, das der menschlichen Existenz Sinn und Form zu geben versprach. Sprache, Philosophie und Kunst in den Mittelpunkt stellte: Bildung konterkarrierte das rechnende Denken der technologischen Weltbescherung. Beide Denkweisen ähneln sich strukturell. 4. Was war entscheidend für die industrielle Revolution? Die Erfindung der Dampfmaschine und die damit einhergehende Umstellung des Energieregiments: immer grössere Mengen von Energie aus Steinkohle, der Raketenantrieb der Geschichte in der Moderne und zugleich nur mit einer Richtung der Ausbeutung der gewaltigen Reserven an fossiler Energie und so der Idee eines unendlichen Wachstums. 5. Wieso ähneln sich die Idee eines unendlichen Wachstums im technologischen Paradigma mit dem ganzheitlichen Denken der menschlichen Existenz (Sprache, Philosophie, Kunst)? Johann Gottfried Herder machte mit der Eingliederung der instrumentalen Erziehung des Individuums Schluss. Bildung wird mit ihm zu einem reinen Individualitätsbegriff. Bildung meint nun Wachstum und Fortschritt des Einzelnen in Richtung einer nie zu erreichenden Vollkommenheit. 6. So teilt der lineare Fortschrittsbegriff sowohl die pädagogische und die industrielle Revolution. 7. Beide sind von einem starken Anthropozentrismus geprägt, von der Vorstellung, dass sich der Mensch weit über die Natur erheben kann und soll. Im modernen Industriesystem, das im 18. Jh. Form annimmt, liegt der Schluss nahe. Die Wind- und Wassermühlen der Vormoderne waren noch für jeden sichtbar in die Naturabläufe eingegliedert. Mit der Umstellung auf Kohle verflüchtigt sich dieser Zusammenhang. Nun scheint der Mensch- dank seines technischen Genies mit monströsen energetischen Kräften begabt – einer externalisierten Natur gegenüberzustehen, die auf den Stand blossen Materials herabsinkt. Seite 6 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? 8. Für den Bildungsbegriff lässt sich dieser Schritt bei Hegel ablesen: Die Bildungsfähigkeit sei es, schreibt der Philosoph, die den Menschen überhaupt zum Menschen machen: “Er muss sich alles selbst erwerben, eben weil es Geist ist, er muss das Natürliche abschütteln“ Wenn dies in der Bildung gelingt, ist der Geist sein eigenes Resultat, der vom Geist beseelte, gebildete Mensch völlig autonom. 9. Der Weltbezug des Gebildeten bleibt in letzter Konsequenz distanziert, dass er, schaut er auf die Natur, zur Gelassenheit tendiert. Dieser veraltete Bildungsbegriff hat sich bis heute fortgeschrieben, auch in erstaunlicher Parallelität zum Energieregiment: Um 1800: nur eine geringe Elite, die von Bildung spricht und in den Genuss des neuen Energieträgers kommt. Um 1900: ist das Bildungsideal in breiter Koalition aus Oberschicht und Bürgertum verankert. Deren Lebens- und Konsumgewohnheiten stossen zugleich in ganz neue energieintensive Dimensionen vor, weil sie auf einem globalen Netz von Eisenbahn- und Dampfschifffahrtslinien beruhen. Um 1970: sind schliesslich beide demokratisiert. Das Programm heisst: energieintensiver Lebensstil und Bildung für alle. 10. Die schöne Autonomie, die uns Bildung beschert hat, scheint nun zum Problem zu werden. Der Klimawandel ist wie eine schallende Ohrfeige, die uns die Natur in unser gelassenes, bildungsblasiertes Gesicht schmettert. Wir waren nie von ihr getrennt. All das menschliche Tun, das über zwei Jahrhunderte folgenlos erschien, all das Verfeuern von Kohle und Öl zeigt Wirkungen, mit denen niemand gerechnet hat. Unser Handeln ist nicht folgenlos. Jetzt feuert die Natur zurück- mit Dürren, Wirbelstürmen, Überschwemmungen. Fazit Die deutsche Bildungsphilosophie ist jetzt vom Kopf auf die Füsse zu stellen: Ziel soll nicht die Autonomie, die Selbstbestimmung, auch nicht das grosse Wort Freiheit sein. Es geht darum, Einsicht zu gewinnen in die komplexe Genenlage, die menschlich und nicht menschliche Akteure miteinander verbindet. Gebildet sein müsste heute heissen: >> Sich berühren lassen von einer Mitwelt, ein Verständnis, das menschliche und nicht menschliche Akteure fortwährend koproduzieren Seite 7 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? >> Konzentration auf Kunst und Literatur in der deutschen Klassik, Nicht nur die Produktion von Kunst, sondern ihre Rezeption sollte in den Mittelpunkt gestellt werden. Denn Merkmale jeder ästhetischer Erfahrung ist, dass man sich von einem Kunstwerk berühren lässt, von ihm ergriffen, gefesselt, gebannt wird. >> Die ästhetische Erfahrung nötigt zur Ehrfurcht vor der Schöpfung (Naturschauspiel, Werte des Wahren, des Seltenen und der Schönheit, etc.) behandeln den betreffenden Gegenstand mit Rücksicht. Eine nun nötig gewordene „Elementarbildung zur Industrie“ (Johann Heinrich Pestalozzi), denn die Welt kann im Sinne des Schönen, des Seltenen, der Schöpfung und des Miteinanders genutzt und programmiert werden. >> Bewusstsein schaffen, wenn ein Produkt oder Programm als hässlich zu bezeichnen wäre, nämlich wenn es auf Kosten der menschlichen oder nichtmenschlichen Mitwelt hergestellt wird oder sich gegen sie verschliesst. >> Als schön gelten Produkte, wenn sie sich der Teilhabe menschlicher und nichtmenschlicher Akteure eröffnen. In der Bildungswelt wurde das schöne, wahre und Seltene weder der Technologie, noch der Umwelt zugeschlagen. Stets dominierte die Kunst. Bemerkung des Ethologen Claude Levi-Strauss (Autor der „Traurigen Tropen“): „Die individuelle Kreativität des Menschen ist wenig im Vergleich zur Kreativität der Natur in der Hervorbringung der Arten. Das Aussterben einer beliebigen Tier- oder Pflanzenart wiegt ihm zufolge schwerer als der Verlust sämtlicher Werke von beispielsweise Rembrandt“. Gemeinhin urteilt man umgekehrt. Philosoph Maurizio Lazzaroto: „Vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit verlangen künstlerische, intellektuelle und ökonomische Arbeit auf der einen, Warenkonsum, Aneignung von Wissen und Schönheitswerte auf der anderen Seite danach, nach der gleichen Ethik reguliert zu werden. Dies zu vermitteln, wird die künftige Aufgabe der Bildung sein“. Artikel 2: „Der Prophet des modernen Dilemmas“ Hans-Peter Müller, NZZ vom 22.9.2018 Kernaussagen zum Schriftsteller Georg Simmel, 1858-1918 Kritisch, nicht pessimistisch „Die universitäre Wissenschaftskultur stört sich mehr als an seiner Person an Simmels Werk: Sein Thema ist das Verhältnis von Modernität und Individualität. Wie kann der Einzelne in einer komplexen, arbeitsteiligen Geldwirtschaft, die ihn zu einem Rädchen im Getriebe macht, seine Freiheit behaupten, und eine Individualität entwickeln? Vor allem in seinem Opus magnum der „Philsosophie des Geldes“ entfaltet er in allen Einzelheiten, was es heisst, in einer kommerziellen Gesellschaft zu leben, G. Simmel ist Seite 8 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? kritisch, aber kein Kulturpessimist. Er notiert die vielen Freiheiten von „traditionellen Pflichten und Bindungen, die die Sachlichkeit des gesellschaftlichen Verkehrs erlaubt. Zugleich registriert er aber auch, dass die moderne Kultur durch ihren Pluralismus und ihre Zerrissenheit dem einzelnen nicht die verbindlichen Wertmassstäbe bereitstellt, die in seinen Augen zur Orientierung für die eigene, selbständige Lebensführung nötig sind. Die negative Freiheit „von „ wird insofern nicht durch eine positive Freiheit „zu“ etwas ergänzt – eine wichtige Unterscheidung, die später den Philosophen Isaiah Berlin bekannt machen sollte“ Besitzgüter und Heilgüter „In seinen Augen kommt es zu einer „regelrechten „Tragödie der Kultur“. Die durch Technik und Wissenschaft ermöglichte „Kultur der Sachen“ übersteigt bei weitem die „Kultur der Menschen“. Diese Kluft zwischen der objektiven Kultur der Dinge und der subjektiven Kultur der Menschen wird im Laufe der Zeit immer grösser. Die Gesellschaft mit ihrer Arbeitsteilung und ihrer wachsenden Komplexität, aber auch die Kultur in ihrer Vielfalt bescheren den Menschen steigenden Wohlstand, aber lassen sie in den entscheidenden Fragen einer freiheitlich- individuellen Lebensführung allein und auf sich gestellt.“ „Simmel drückt das in einem Vergleich zum franziskanischen Lebensideal aus. Die Maxime des heiligen Franz lautete ““Nihil habentes, omnia possidente!“ – „Wir haben nichts, besitzen aber alles!“ Die Maxime des modernen Menschen heisst umgekehrt „Omnia habentes, nihil pssidentes!“ – „Wir haben alles, besitzen aber nichts!“ Umstellt von seinen „Besitzesgütern“, ist er auf der Suche nach seinen „Heilsgütern“. „Das Resultat ist die typische Ambuivalenzerfahrung der Moderne, wie er in der „Philosophie des Geldes“ notiert: “Der Mangel an Definitivem im Zentrum der Seele“ treibt dazu, in immer neuen Anregungen, Sensationen, äusseren Aktivitäten eine momentane Befriedigung zu suchen; so verstrickt uns dieser erst seinerseits in die wirre Halt- und Ratlosigkeit, die sich bald als Tumult der Grossstadt, bald als Reisemanie, bald als wilde Jagd der Konkurrenz, bald als die spezifisch moderne Treulosigkeit auf den Gebieten des Geschmacks, der Stile, der Gesinnungen, der Beziehungen offenbart“. „Individualismus light“ „Das aristokratische Individuum vermag aus seinen „schöpferischen Kräften einen persönlichen Lebensstil zu kreieren, “Hier ist das Individuelle der Fall eines individuellen Gesetzes; wer dazu nicht stark genug ist, muss sich an ein allgemeines Gesetz halten“, so dekretiert Simmel. Für die grosse Mehrheit der Menschen hingegen gilt, dass sie ihren Lebensstil aus dem Ensemble rasch wechselnder Mode- und Stilangebote wählen muss. Simmel nimmt weitsichtig die heutige Konsumgesellschaft vorweg, die mit ihren Angeboten an flotten Lebensstilen die Acessoires für eine Form der „Individualität light“ ohne Individuierung offeriert (…)“. Hans-Peter Müller ist Professor für allgemeine Soziologie and der Humboldt-Universität zu Berlin und geschäftsführender Herausgeber des „Berliner Journals für Soziologie“. Mit Tilman Reitz hat er das „Simmel- Handbuch“ (Suhrkamp-Verlag,2018)herausgegeben. Seite 9 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? Artikel 3: „Umwelt beschäftigt auch Kirche“, Benno Bühlmann, Luzerner Zeitung, 21.9.2018 Aktionsprogramm der Pfarrei Horw „Häb Sorg“, um die Gläubigen für die brisanten Fragen rund um den Umgang mit der Umwelt zu sensibilisieren. Als Stargast eines Vortagsabend sprach Professor Thomas Stocker. Extreme Wetterereignisse nehmen zu „Die jüngste meteorologische Entwicklung in diesem ungewöhnlich heissen Sommer kam für Stocker nicht überraschend. „Das ist eine Bestätigung dessen, was die Klimaforschung schon seit Jahren sagt. Die Klimaerwärmung zeigt sich nicht nur in der Erhöhung der Temparatur oder der Veränderung der Niederschlägt, sondern in der Häufigkeit und der Intensität von Extremereignissen“. Kirchen sollen mit gutem Beispiel vorangehen Er ist überzeugt, dass angesichts der extremen Wetterereignisse, die zunehmen, „dass angesichts der bedrohlichen Situation alle gesellschaftlichen Akteure vom gewohnten politischen „Links- rechts Schema“ wegkommen und ihre Verantwortung für die Zukunft unseres Planeten wahrnehmen müssen“, und dass dabei die Kirchen mit guten Bespiel vorangehen können. Päpstliche Umweltenzyklika „Lautato si“ „Diese Einschätzung teilt auch Susann Schüepp Brunner, Bereichsleiterin „Entwicklungspolitik und Grundlagen“ beim Fastenopfer. Die in der Enziklika „Lautato si“, Papst Franziskus zum Ausdruck gebrachte Haltung von Sorge und Achtsamkeit gründe im Verständnis der ganzen Schöpfung als Geschenk Gottes (…) Neu sei jedoch, wie entschieden Papst Franziskus die Verbindung von sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verantwortung ins Zentrum stelle und damit auch das Konzept integraler Ökologie. Artikel 4: „Wir müssen zur Mutter Erde zurückkehren“ Gastrosoph Harald Lemke, Philosoph und Ernährungsethiker, Autor der philosophischen Abhandlung „Ethik des Essens“, 2007 Interview: Michael Schoenenberger, NZZ vom 24.7.2018 (…) Was rät der Gastrosoph dem normalen Alltagskonsumenten? Drei Stichworte: biologisch, fair, regional. Es gibt heute gewisse Normativitäten,m nach denen wir uns richten können, damit unser Essverhalten ethischen Standards genügt. Solche Standards begründe ich philosophisch, und ich will die Gesellschaft bei der Umorientierung philosophisch unterstützen. „In den letzten fünfzehn Jahren hat sich einiges getan. Regionale Produkte in den Läden, Bio- Produkte, das Tierwohl wird grossgeschrieben. Stimmen sie zu? Seite 10 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? Das ist zu relativieren. Noch immer sind die allermeisten Produkte problematisch. Aber es gibt da und dort ein Umdenken. Überall auf der Welt gibt es Initiativen, weil man sieht, dass es andere Möglichkeiten gibt, wie wir mit dem Essen umgehen und die Welt verbessern können. Denn es ist nun einmal so: Wir haben wegen unseres Essverhaltens diverse Probleme. Umweltzerstörung, Massentierhaltung Artensterben, Adipostas. Die gute Nachricht aber ist: Es gibt Alternativen“. Und die wären? Gemüse vom urbanen Balkon, fast kein Fleisch und etwas Leitungswasser dazu? Bitte, sind wir nicht auf der Welt, um die schönen Seiten des Lebens zu geniessen? „Sie dürfen geniessen, aber anders! Ich glaube, wir stehen vor einer grossen Entdeckung. Sie wird uns als Menschheit und unseren Planeten wirklich voranbringen. Das ist die bäuerliche Arbeit. Wir waren immer schon Bauern, die ganze Menschheit bis vor kurzem eigentlich, jahrtausendelang. Wir müssen die Teilzeit-Bäuerlichkeit als erderhaltende Lebenspraxis neu entdecken“ Ist es für viele Menschen nicht gerade ein Segen, sich aus des täglichen Kampfs und Krampfs um Nahrung zu haben? „Sicherlich. Aber wissen Sie: Das ist eine coole Arbeit. Zwischendurch den Computer ausschalten und dann etwas anbauen oder ernten“.Ihr pädagogischer Ansatz ist offensichtlich. „Ja, wir brauchen Veränderungen – aber sie bringen den Menschen eben persönlich etwas. Ich kann Ihnen sagen, diese bäuerliche Arbeit ist sehr befriedigend“ …aber ein bisschen utopisch, nicht? „Völlig utopisch. Und gleichzeitig wird sie gelebt. Sie ist also kein Utopismus, keine Utopie im schlechten Sinne, sondern eine „Eu – topie“, „Orte des Guten“ existieren bereits vielerorts. Es sind zwar noch wenige Menschen, die ihr Essen selber kochen oder beispielsweise eine Teilzeit-Bäuerlichkeit leben. Aber alle, die es tun, sagen: Ja! Warum nicht einen Teil der Lebensmittel selbst produzieren! Man weiss, wo es herkommt, was drin ist, kennt die Qualität. Es ist auch schön, wachsen zu sehen“. Und was ist der philosophische Aspekt dabei? „Wenn wir das alles gross denken: Es geht darum, so zur Mutter Erde zurückzukehren“. Ach bitte. „Nein wirklich. Die grosse Gegengeschichte ist ja. Wir machen diesen Planeten kaputt, und dann wandern manche von uns auf den Mars aus. Es spricht alles dafür, dass solche Szenarien irgendwann in der Zukunft, in den nächsten Jahrzehnten stattfinden. Genau gegen diese Weltflucht kämpfe ich mit der Gastrosophie und der Idee der konvialen Menschheit. Das „Ergebundene“, ganz buchstäblich, das Fasziniertsein von diesem Planeten und seinen Naturprozessen, das ist die grosse Entdeckung, die wir machen können“. Locke, Kant und sogar Habermas plädieren dafür, die Menschen essen zu lassen, was sie wollen. Ich behaupte, Sie als politischer Gastrosoph, als den ich Sie jetzt einmal bezeichne, Seite 11 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? wollen die Menschen steuern, bevormunden, Ihnen sagen, was richtig ist. Ich frage Sie: Müssen wir Menschen die „Tyrannei der Tugend“ wirklich akzeptieren? „Halt, dagegen verwahre ich mich, Das stellt mich in eine unglückliche Ecke. Es ist ja gerade andersrum. Wir werden ja die ganze Zeit gesteuert. Da ist nicht auf der einen Seite die Tyrannei der Ethik. Nein, wir sind extrem tugendhaft, aber einzig und allein in unserem Fast- Food- Leben. Wir gehorchen dem Imperativ des Konsums und einem Liberalismus der Nicht- Nachhaltigkeit“. Und warum sind die berühmten Philosophen zu anderen Schlüssen gekommen als Sie? Weil das Essen vielleicht eben doch etwas Privates ist? „Was ich Ihnen schon die ganze Zeit zu sagen versuche. Essen ist nicht mehr privat. Essen ist ein politischer Akt. Was die Philosophen angeht: Ja, Platon, Kant und Habermas haben sich keine Gedanken dazu gemacht: Seit 2500 Jahren gibt es die Idee des Vegetarismus. Doch sind wir keinen Zentimeter vorangekommen. Diese philosophischen Schwächen muss ich doch reflektieren“. Sozialrevolutionäre haben eines gemeinsam: Sie malen den Teufel an die Wand, machen den Menschen Angst und arbeiten so darauf hin, die herrschenden Zustände im Sinne der eigenen Ideologie zu verändern. Auch Sie behaupten: „Das 21. Jh. ist das Zeitalter der globalen Krisen“. Können Sie sich bitte erklären? „Ich mache doch nicht auf Panik, sondern beschreibe die Realität. Also: Wenn Sie nicht finden, dass wir in der Krise stecken, dann ist Ihnen nicht zu helfen. Dann leben wir auf verschiedenen Planeten“„Viele Menschen könnten anders, aber sie tun es nicht Auch die Politik muss handeln und weit mehr tun“ Seite 12 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? Artikel 5: „Das Gewissen der Welt sitzt in der Schweiz“ – Denkfabrik Club of Rome – Interview von Gregory Remez mit dem Generalsekretär des Club of Rome, Greame Maxton Luzerner Zeitung vom 12.2.2018 (Auszüge) Graene Maxtoon, geboren 1940 ist britischer Ökonom und seit 2014 Generalsekretär des Club of Rome Kontroverser Vorschlag: Geburtenkontrollen im Westen Im September 2016 veröffentlicht der Club of Rome seinen neuesten Bericht mit dem Titel: „Ein Prozent ist genug: Mit wenig Wachstum soziale Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und Klimawandel bekämpfen“ Insgesamt 13 Vorschläge,: neben der harten Besteuerung fossiler Brennstoffe, Subventionen für grüne Technologien und einer Erbschaftssteuer von 100 % sprachen sich die beiden Autoren Generalsekretär Maxton und Jorgen Randers, zwei der weltweit einflussreichsten Zukunftsforscher für eine Geburtenkontrolle in Industrieländern aus. Umsetzen liesse sich diese durch Bonuszahlungen an Kleinfamilien Reiche Länder richten den grössten Schaden an Bei der Präsentation der Studie in Berlin erklärte Randers , Norwegischer Forscher und Koautor von „Grenzen des Wachstums“ den Ansatz damit, „dass der Motor aller Umweltprobleme derselbe sei: die Verdoppelung der Weltbevölkerung seit 1970. Und folgert: “Meine Tochter ist das gefährlichste Tier von allen. Gefährlich deshalb ,weil sie als westliche Konsumentin 30-mal so viele Ressourcen verbrauche wie ihre Artgenossen in der Dritten Welt.. Der Bevölkerungsdruck auf dem Planeten müsse demzufolge reduziert, das Modell der Kleinfamilie gefördert werden. Den Anfang sollten hierbei die reichen Länder machen, weil sie am meisten produzieren und gleichzeitig den grössten Schaden anrichten. Der Bereicht zeigt Wirkung: der Club of Rome war wider einmal in aller Munde. Eineinhalb Jahre ist es her. Jorgen Randers begründete diese Holzhammertaktik mit: „Wir versuchen es seit 40 Jahren damit, einen Wertewandel zu erreichen. Doch mit der sanften Tour sind wir gescheitert“. Eine neue Form von Aufklärung tut not Seite 13 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? Im jüngsten Bericht des Club of Rome mit dem neuen Manifest mit dem Titel: „Wir sind dran: Was wir ändern müssen, wenn wir bleiben wollen“ fordern sie nebst anderem: „Um den Ansprüchen einer „vollen Welt“ mit über 7,6 Milliarden Menschen gerecht zu werden, dabei aber nicht die Umwelt und somit unsere Existenz zu gefährden, müssten wir unser Wirtschaftsverständnis von Grund auf verändern. Laut den Autoren Weizäcker und Wijkman tut eine neue, nicht dem Utilitarismus verhaftete Aufklärung not. Eine Aufklärung, die einen Humanismus vertritt, dabei aber die natürliche Mitwelt einschliesst. Oder wie es Greame Maxton formuliert: „ Wir müssen wieder eine Balance zwischen ökonomischen und ökologischen Zielen, zwischen uns und der Natur herstellen, ansonsten wird Letztere die Probleme für uns lösen – durch Epidemien, Hungersnöt, Kriege oder eben – den Klimawandel“. „Einer der Grundpfeiler für die angestebten Veränderungen is eine Wirtschaft, die komplett auf erneuerbare Energien wie Sonne, Holz, Biomasse, wind und Geotermie basiert; dies schliesst die Schaffung regenerativer urbaner Zentren mit ein, die durch ein nachhaltiges System von Produktion, Konsum und Transport versorgt werden. Ein anderer ist eine längst fällige Reform des ökonomischen Systems, etwa durch die Einführung von Steuern für den Verbrauch natürlicher und fossiler Ressourcen, die Schaffung von unabhängigen Aussichtsbehörden oder zumindest mal die Trennung von Geschäfts-und Investitionsbanken“. Auszüge aus dem Interview mit Graeme Maxton: Frage 2 des Interviews: Bekanntlich sagen Prophezeiungen mehr über die Gegenwart als die wirkliche Zukunft aus. Ist es um unseren Planeten wirklich so schlecht bestellt? Der Club of Rome macht im Grunde genommen ja keine Prognosen, sondern Hochrechnungen, die auf bereits vorliegenden Daten basieren. Daraus lassen sich zuverlässig Langzeittrends ableiten. So können wir mit hoher Gewissheit vorhersagen, dass die CO2-Mernge in der Atmosphäre ohne Massnahmen bereits in drei oder vier Jahren ein Niveau errecht haben wird, das eine Erderwärmung um 1,5Grad Celsius unumgänglich macht; 2030 überschreiten wir bereits die 2-Grad-Grenze – das ist in etwa mehr als 10 Jahren. Wir befinden uns folglich an einem Wendepunkt der Geschichte. Sie sprechen auf Vorträgen oft vom „grossen ökologischen Mythos“ und fordern eine „andere Art von Wachstum“ Können Sie dies erläutern? „Seit über 50 Jahren tragen wir dieses falsche wirtschaftliche Idealmodell mit uns herum. Wir glauben, dass Freihandel und ökonomisches Wachstum imstande sind, all unsere Probleme zu lösen: Arbeitslosigkeit, soziale Ungleichheit, Armut. In der Realität hat sich aber gezeigt, dass es nicht so einfach ist. Hat die Wachstumsdoktrin nach dem 2. Weltkrieg noch fast allen einen Prosperitätszuwachs beschert, sorgt sie heute für eine Zunahme der sozialen Ungleichheit. Blickt man auf die letzten 30 Jahre zurück, so hat sich die Zahl der in Armut lebenden Menschen kaum verringert, die Zahl der Arbeitslosen in OECD-Ländern ist gar Seite 14 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? gestiegen, und das obwohl wir in dieser Periode das schnellste ökonomische Wachstum der Geschichte hatten“. Frage 5: Wie kommen wir aus der Sackgasse? „Wir haben heute ein System, von dem wir glauben, dass es im Grossen und Ganzen funktioniert Und so versuchen wir, daran herumzuschrauben – in der Hoffnung auf eine Besserung. Die grossen sozialen Probleme, geschweige denn die ökologischen, werden wir aber so nicht lösen können, denn sie sind systembedingt. (…) Artikel 6: „Das Dilemma des Garten Edens“ – Gesucht: ein gutes Leben innerhalb der planetarischen Grenzen – Joachim Laukenmann im Tages-Anzeiger vom 14.3.2018, (Auszüge) Seite 15 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? „Wenn es um die weltweit höchste Lebensqualität geht, landet die Schweiz im Ranking meist ganz weit oben. Wohl alle dafür wichtigen Faktoren sind hierzuzlande erfüllt: hohes Einkommen, eine gute Bildung, ein guter Arbeitsmarkt, eine hohe Lebenserwartung, demokratische Verhältnisse, eine hohe Lebenszufriedenheit und soziale Anerkennung, Die Grundbedürfnisse wie Nahrung, Hygiene und Zugang zu Energie sind ohnehin erfüllt. Allenfalls wegen der ungleichen Einkommens- und Vermögensverteilung gibt es Abstriche. Eine Spitzenposition bei der Lebensqualität hat jedoch ihren Preis, wie eine Studie „Nature Sustainability“ zeigt: Kein Land der Welt ist demnach in der Lage, seinen Bürgern eine hohe Lebensqualität zu bieten, ohne dabei die Ressourcen des Planeten übermässig zu strapazieren. Alle Länder , die den Planeten wenig belasten, erreichen hingegen viele soziale Standards nicht. Sehr plastisch zeigt die Studie somit ein Dilemma auf: Die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen stehen teils in eklatantem Widerspruch zueinander: „Der Zugang zu Energie, Wasser, Bildung, Medien sowie Industrie, Wachstum, Arbeits- und Mindesteinkommen geht im Moment unweigerlich auf Kosten der Natur, sagt Reto Knutti vom Institut für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich. der an der Studie nicht beteiligt war. „Wenn bei gleicher Technologie und gleichen Wertvorstellungen alle auf der Welt auch nur annähernd wollen, was die westliche Welt heute hat, dann werden wir den Planeten so massiv überstrapazieren, dass wir dies langfristig nicht aufrechterhalten können“. Elf soziale Schwellen Dreh- und Angelpunkt der Studie ist das Konzept der planetarischen Belastbarkeitsgrenzen; Die Studienautoren um Daniel O`Nell vom Sustainability Research Institute der britischen Universität Leeds haben Belastbarkeitsgrenzen nun mit Umwelt- Fussabdrücken kombiniert und für 151 Länder berechnet, wie stark diese den Planeten in 7 Bereichen belasten: bezüglich CO2-Emissionen, Düngung mit Phosphor und Stickstoff, Verbrauch von Frischwasser, Materialbedarf, Belastung der Ökosysteme und Landnutzung. Zudem haben sie für all diese Länder bestimmt, ob sie elf für die Lebenszufriedenheit relevante soziale Schwellen erreichen. Demnach liessen sich soziale Grundbedürfnisse wie Nahrung, Hygiene und ein Leben ausserhalb extremer Armut höchstwahrscheinlich in allen Ländern der Welt realisieren, ohne die Belastbarkeit zu sprengen. Für höhere Faktoren wie eine gute Bildung, eine hohe Lebenszufriedenheit, sozio- ökonomische Sicherheit und eine hohe Lebenserwartung trifft das allerdings nicht zu. “Diese Ziele zu erreichen, verlangt ein Level an Ressourcenverbrauch, der zwei -bis sechsmal über einem nachhaltigen Level liegt“, sagt Studienautor Daniel O`Nell. Auch die Schweiz überschreitet sechs der sieben planetaren Belastbarkeitsgrenzen. „Die Stärke des Ansatzes ist, dass er quantitativ ist“, sagt Knutti, der auch Delegierter für Nachhaltigkeit an der ETH Zürich ist. (…) Seite 16 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? Bessere Ressourceneffizienz Die Studienautoren halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass eine bessere Ressourceneffizienz allein ausreicht. Kurt Lanz, Leiter Infrastruktur, Energie und Umwelt von Economiesuisse argumentiert, „dass in Zukunft der gleiche Input mit weniger Ressourcen möglich sei. (…). In Zukunft wird der gleiche Output mit weniger Ressourcen möglich sein. Zudem gehen wir davon aus, dass das Wachstum immer mehr qualitativ und weniger quantitativ stattfinden wird. Damit einher geht auch ein Entkoppelung der Material- und Energieflüsse vom Konsum“. Die Studienautoren halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass eine bessere Ressourceneffizienz allein ausreicht. Ein Grund dafür sei, dass effizientere Technologien meist die Kosten senken, das Kapital für zusätzlichen Konsum freisetzt, der wiederum den Planeten belastet. Dieser sogenannte Rebound-Effekt schmälert den Nutzen der Effizienz- Massnahmen. Daher brauche es eine zweite Strategie: In unserer westlichen Welt müssen wir unsere materiellen Wünsche zurückschrauben. Die Forscher sprechen von Suffizienz. Das müsse allerdings nicht zwingend wehtun, weil die reichen Länder mit Konsum quasi übersättigt sind. Hier lasse sich der Ressourcenverbrauch reduzieren, ohne das Lebensglück nennenswert zu schmälern. Dies sei eine schwierige Botschaft, sagt Philippe Thalmann, Umweltökonom an der ETH Lausanne: „Wie kann eine Demokratie ihre Bürger dazu bringen, dass sie ihr Glück weniger im materiellen Konsum suchen? Für Knutti ist die Forderung nach Suffizienz einleuchtend. „Aber meine Vermutung ist, das das erst geschehen wird, wenn wir nicht mehr anders können“. Thalmann bezweifelt, dass unsere wirtschaftlichen und politischen Systeme dazu fähig sind, einen ressourcenschonenden Weg zu hoher Lebenszufriedenheit zu gehen. „Solange Wohlstand mit mehr Ressourcenverbrauch einhergeht, ist mehr Wohlstand für alle mit den begrenzten Ressourcen unseres Planeten unvereinbar. Das geht nur, wenn in den aufstrebenden Ländern ein anderer Wohlstand gesucht wir und wenn auch wir unseren Lebensstandard so anpassen, dass er mit weniger Ressourcen beibehalten werden kann. Entweder wir finden alle unsere Wege zu diesem Ziel, oder der Kampf um die verbleibenden Ressourcen wird sich verstärke“. Stationäre Wirtschaft „Weiter legen die Studienautoren nahe, sich vom Bruttinlandprodukt (BIP) zu verabschieden und stattdessen andere Indizes als Mass für Fortschritt zu wählen. In den westlichen Ländern wäre sogar ein „Wachstumsrückgang (degrowth) in Betracht zu ziehen oder andere ökonomische Modelle wie eine stationäre Wirtschaft, bei der über lange Zeiträume kein Wachstum vorgesehen ist“ Seite 17 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? Lanz von Economiesuisse bezweifelt, dass das taugliche Ansätze sind. „Statt auf der Grundlage irgendeines Fussabdrucks die Konsumenten zu bevormunden, wollen wir lieber unsere Unternehmen stärken und ihnen helfen, ihre Effizienzlösungen weiter in die Welt hinauszutragen“ sagt Lanz. „Die weltweiten Einsparungen durch technische Innovationen aus der Schweiz haben eine deutlich grössere Hebelwirkung als Suffizienzansätze im Inland“. Für Hauser vom Bafu ist „der Transformationsbedarf für Wirtschaft und Konsum von einer Tragweite, die mit der Digitalisierung vergleichbar ist“. Manche Unternehmen hätten das Ausmass des Handlungsbedarfs erkannt und hinterfragten ihre Geschäftsmodelle grundlegend. „Zunehmend setzt sich auch die Erkenntnis durch, dass die Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette gilt und nicht nur am Standort Schweiz. Wo allerdings die Kostenwahrheit fehlt, stimmen die Anreize für die Unternehmen nicht“. „In den Bereichen Wohnen und Verkehr zeichnet sich laut Hauser ab, dass ein Verzicht auf Erdöl ohne Komforteinbussen möglich wäre. Voraussetzung sei die Bereitschaft, die Weichen entsprechend zu stellen. Sorgen bereitet ihm der Flugverkehr, der wächst, ohne den Technologiesprung zur Nachhaltigkeit geschafft zu haben. Bei der Ernährung können jeder einen Beitrag leisten, indem Lebensmittelverluste reduziert und tierische Produkte massvoll konsumiert werden“. „Thalmann: bezweifelt, dass unsere wirtschaftlichen und politischen System dazu fähig sind, einen ressourcenschonenden Weg zu hoher Lebenszufriedenheit zu gehen. „Solange Wohlstand mit mehr Ressourcenverbrauch einhergeht, ist mehr Wohlstand für alle nicht mit den begrenzten Ressourcen unseres Planeten vereinbar. Das geht nur, wenn in den aufstrebenden Ländern ein anderer Wohlstand gesucht wird und wenn auch wir unseren Lebensstandard so anpassen, dass er mit viel weniger Ressourcen beibehalten werden kann. Entweder wir finden alle unsere Wege zu diesem Ziel, oder der Kampf um die verbleibenden Ressourcen wird sich verstärken“. Seite 18 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
Umdenken oder untergehen? Artikel 7: „Jetzt schwappt die Hitzewelle in die Ozeane“ Berner Forscher warnt vor Öko-Kollaps, Christian Maurer im Blick, 18.2.2018 (Auszüge) Eine Studie von Schweizer Forschern im Fachblatt „Natur zeigt, dass im Zuge des Klimawandels nicht nur Hitzewellen an Land immer häufiger werden. Auch die Hitzwellen im Meer haben deutlich zugenommen. Von 1992 bis 2016 hat sich die Anzahl Hitzetage mit um mehrere Grad erhöhten Wassertemperaturen über eine längere Zeit in den Ozeanen verdoppelt. Und das ist erst der Anfang: Thomas Fröhlicher, Uni Bern, Nicolas Gruber, Erich Fischer, ETH Zürich: Selbst wenn sich die Klimaerwärmung auf 1,5 % Celsius begrenzen liesse, wie es im Pariser Klimaabkommen als Ziel festgeschrieben ist, wird sich die Anzahl mariner Hitzetage wahrscheinlich verzehnfachen. Steigt die weltweite Durchschnittstemperatur um 3,5 Grad im Vergleich zur vorindustrieller Zeit, nimmt die Zahl der marinischen Hitzetage den Berechnungen zufolge um den Faktor 41 zu. Die grössten Veränderungen betreffen den tropischen Pazifik und den atlantischen Ozean. Obwohl de Erwärmung über der Landoberfläche grösser ist als über den Ozeanen, reagieren die Meere wesentlich sensibler. (…) Der Hitzestress bringt ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht: Artengesellschaften und Verbreitungsgebiete verschieben sich, viele Arten geraten unter solchen Druck, dass sie aussterben. Besonders eindrücklich sind die verheerenden Auswirkungen der marinen Hitzewellen an Korallenriffen zu beobachten. Fröhlicher: Bisher konnten sich die Korallen von den Auswirkungen der marinen Hitzwellen oft erholen. „Werden die Abstände zwischen diesen Ereignissen jedoch kürzer, haben die Korallen keine Zeit mehr, und es ist mit irreversiblen Schäden zu rechnen“ „Sie können zu einem kompletten Wandel der marinen Ökosysteme Nicolas Gruber: „Und in einigen Fällen kehren diese selbst nach längerer Zeit nicht mehr in den ursprünglichen Zustand zurück“. Seite 19 Forum für Ethik und Ökologie | Geschäftsstelle: Weidhofstrasse 13 | 6044 Udligenswil info@ethik-forum-luzern.ch | www.ethik-forum-luzern.ch | Telefon 041 371 02 36 | 079 375 95 70
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