EILDIENST 11 /2018 - Aus dem Inhalt: Schwerpunkt: Personalgewinnung und Personalbindung Praxisdialog - ein neues Forum für den Austausch ...
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EILDIENST 11 / 2018 Aus dem Inhalt: ● Schwerpunkt: Personalgewinnung und Personalbindung ● raxisdialog – ein neues Forum für den Austausch zwischen Fachhochschule P und Verwaltungspraxis ● Nein zur Gewalt gegen Einsatzkräfte
EILDIENST 11/2018 Auf ein Wort Schulperspektiven auch für junge erwachsene Flüchtlinge schaffen Wie aktuellen Daten des Ausländerzentralregisters zu entnehmen ist, befin- den sich etwa 70.000 Geflüchtete zwischen 18 und 25 Jahren in Nordrhein- Westfalen. Nach dem Schulgesetz dauert die Schulpflicht für Jugendliche ohne Berufsausbildungsverhältnis bis zum Ablauf des Schuljahres, in dem sie das 18. Lebensjahr vollenden. Wer vor Vollendung des 21. Lebensjahres eine Berufs- ausbildung beginnt, ist bis zu dessen Ende schulpflichtig. Und wer nach dem Ende der Schulpflicht eine Berufsausbildung beginnt, ist berechtigt, ein Berufs- kolleg zu besuchen, solange das Ausbildungsverhältnis besteht. Da Menschen ohne Bildungsabschluss in der Regel keinen Ausbildungsplatz erhalten, heißt dies für die große Mehrheit der Geflüchteten, dass diese mit Vollendung des 18. Lebensjahres nicht mehr in die Schule gehen müssen. Geflüchtete, die erst im Alter von beispielsweise 16 Jahren mit geringer oder nicht vorhandener Schulbildung nach Deutschland kommen und eine deutsche Schule bis zum Ende ihrer Schulpflicht nur wenige Jahre besuchen können, haben somit nur eine geringe Chance, einen Bildungsabschuss zu erwerben. Und je älter Geflüchtete bei der Einreise sind, desto kürzer ist ihr Schulbesuch und desto geringer sind damit auch ihre Zukunftsaussichten. Nach aktuellen Befragungen wollen etwa 50 Prozent der Geflüchteten einen Schulabschluss und knapp zwei Drittel einen Berufsabschluss erreichen. Dies wären nach den Zahlen von 2018 im Mittel etwa 40.000 Personen. Das Schul- ministerium versucht der Problematik fehlender Schulbildung mit einzelnen Bildungsangeboten entgegenzuwirken. Diese Angebote reichen jedoch nicht aus, um ein auch nur annähernd bedarfsdeckendes Angebot vorzuhalten. Aus grundsätzlichen Erwägungen erscheint die Verlängerung der Schulpflicht nicht sinnvoll. Gerade bei erwachsenen Menschen ist eine gesetzliche Verpflichtung zum Schulbesuch fragwürdig: Wann und unter welchen Bedingungen fängt diese an, wann hört diese auf? Notwendig wäre aber die Ausweitung des Schulbesuchsrechts, also des individu- ellen Rechtsanspruchs auf den Schulbesuch. Indessen dürfte davon auszugehen sein, dass das Land diesen Weg nicht beschreiten wird, weil dies entsprechende Ausgleichsansprüche der kommunalen Schulträger auslösen würde. Alternativ kommt eine andere Lösung in Betracht, die – neben dem dualen Ausbildungssystem – schwerpunktmäßig über den zweiten Bildungsweg führt. Die in kommunaler Trägerschaft stehenden Volkshochschulen dürften beson- ders geeignet sein, Geflüchteten das Nachholen von Schulabschlüssen zu ermöglichen. Der Unterricht beispielsweise in den Abendstunden könnte für viele Geflüchtete auch deshalb attraktiv sein, da während des Vormittags bzw. Nachmittags noch gearbeitet und Geld verdient werden könnte. Die Volkshochschulen können das aber nur leisten, wenn das Land die finanzielle Förderung ihrer kommunalen Träger massiv ausweitet. Denn diese müssen zusätzliche Unterrichtsräume organisieren und das zusätzliche Lehr- personal angemessen vergüten. Die jetzige Finanzierung der Volkshochschulen wäre für diesen Kraftakt keinesfalls ausreichend. Daher müsste das Land ein Konzept entwickeln, wie es den Volkshochschulen die Aufgabe der Beschu- lung erwachsener Geflüchteter verbindlich zuweisen und die Volkshochschulen dabei unterstützen kann, dies erfolg- reich zu tun. In einem zweiten Schritt ist dann darüber nachzudenken, fehlende Eigenmotivation zu sanktionieren und besonderen Einsatz zu honorieren. Wenn das Land es Geflüchteten nicht bedarfsdeckend ermöglicht, Schulabschlüsse nachzuholen, werden die kom- munalen Sozialhilfeträger die Zeche zahlen müssen. Denn derzeit haben rund 60 Prozent der jungen erwachsenen Geflüchteten Zugang zu Sozialleistungen. Zu welcher Überlastung der öffentlichen Haushalte und zu welchen gesellschaftlichen Verwerfungen ein Unterlassen des Landes in dieser Frage führen könnte, bedarf sicherlich keiner weiteren Ausführungen. Das Land ist daher aufgerufen, kurzfristig zu handeln und initiativ zu werden. Die Kreise stehen als Träger von Volks- hochschulen, aber auch beispielsweise der Regionalen Bildungsnetzwerke und Kommunalen Integrationszentren bereit. Dr. Martin Klein Hauptgeschäftsführer des Landkreistages Nordrhein-Westfalen 521
Inhalt EILDIENST 11/2018 Kavalleriestraße 8 AUF EIN WORT 521 40213 Düsseldorf ______________________________________________________________ Telefon 0211/ 300 491-0 Telefax 02 11/ 300 491-660 E-Mail: presse@lkt-nrw.de Internet: www.lkt-nrw.de AUS DEM LANDKREISTAG IMPRESSUM Vorstand in Sorge um mögliche ASP-Folgen – Begleitung des Landesprojekts „Digitale Modellregionen“ 524 EILDIENST – Monatszeitschrift des Landkreistages ______________________________________________________________ Nordrhein-Westfalen Versorgung im Notfall hat oberste Priorität – Arbeitsgemeinschaft Herausgeber: Bevölkerungsschutz kommt im Kreishaus zusammen 526 Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Klein ______________________________________________________________ Redaktion: Erster Beigeordneter Dr. Marco Kuhn Beigeordneter Martin Schenkelberg THEMA AKTUELL Referentin Christine Cebin Hauptreferent Dr. Markus Faber Referentin Dorothée Heimann Praxisdialog – ein neues Forum für den Austausch Referent Thomas Krämer zwischen Fachhochschule und Verwaltungspraxis 527 Pressereferentin Rosa Moya Referent Dr. André Weßling ______________________________________________________________ Hauptreferent Dr. Kai Zentara Quelle Titelbild: Jan Focken/Kreis Gütersloh SCHWERPUNKT: Redaktionsassistenz: Personalgewinnung und Personalbindung Gaby Drommershausen Astrid Hälker Heike Schützmann Arbeitgeber Kreisverwaltung – Attraktiv durch Employer Branding 529 ______________________________________________________________ Herstellung: ALBERSDRUCK GMBH & CO KG Leichlinger Straße 11 Moderne Personalgewinnung und -bindung beim Kreis Gütersloh 530 40591 Düsseldorf www.albersdruck.de ______________________________________________________________ ISSN 1860-3319 Individuell, persönlich, hilfreich – „Schnuppertag“ in der Bewerbungsphase wird sehr gut angenommen 532 ______________________________________________________________ Flexiblere Arbeitszeiten und mobiles Arbeiten 534 ______________________________________________________________ Online-Bewerbung – ein Gewinn für alle 536 ______________________________________________________________ Personalbindung und Personalgewinnung beim Kreis Mettmann 537 Kreise in Nordrhein-Westfalen ______________________________________________________________ 522
EILDIENST 11/2018 Inhalt Karrierewebsite, Ausbildungskampagne, Führungskräfte- qualifizierung: Der attraktive Arbeitgeber LWL 539 ______________________________________________________________ Azubi-Kommunal – 120 Behörden machen sich gemeinsam stark 542 ______________________________________________________________ THEMEN Vorreiter im Klimaschutz – Kreis Steinfurt als Masterplankommune ausgezeichnet 545 ______________________________________________________________ Städte- und Kreiswettbewerb „Papieratlas 2018“ 546 ______________________________________________________________ Kreis Lippe unter den Gewinnern von „KommunalerKlimaschutz.NRW“ 548 ______________________________________________________________ Unsere Einsatzkräfte – unsere Sicherheit! – Nein zur Gewalt gegen Einsatzkräfte 549 ______________________________________________________________ DAS PORTRÄT Landrat Dr. Andreas Coenen – Verantwortung für die Heimat und Entwicklung der Region 550 ______________________________________________________________ IM FOKUS 10 Jahre Amtliches Liegenschaftskataster-Informationssystem (ALKIS®) beim Kreis Lippe 553 ______________________________________________________________ KURZNACHRICHTEN 556 ______________________________________________________________ HINWEISE AUF VERÖFFENTLICHUNGEN 571 ______________________________________________________________ 523
Aus dem Landkreistag EILDIENST 11/2018 Vorstand in Sorge um mögliche ASP-Folgen – Begleitung des Landesprojekts „Digitale Modellregionen“ Die nordrhein-westfälischen Landräte haben im Rahmen ihrer Vorstandssitzung am 25. September 2018 mit dem Geschäftsführer des Dachverbandes kommunaler IT-Dienstleister NRW (KDN) über die „digitalen Modellregionen“ und die Überlegungen zur landesweiten Übertragung der darin gewonnenen Erkenntnisse gesprochen. Weitere Themen der Vorstandssitzung waren die Folgen eines möglichen Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest in NRW, das Gemeindefinanzierungsgesetz 2019, die geplante KiBiz-Reform und die Aufhebung des Gesetzes zur Stärkung des Kreistages. U m die Kommunen bei der Digitalisie- rung der Verwaltung zu unterstüt- zen, hatte das Ministerium für Wirtschaft, nächsten vier Jahren insgesamt 91 Millio- nen Euro zur Verfügung. nen Förderanträge gestellt. Welche dieser beantragten Projekte gefördert werden, entscheidet das MWIDE mit Unterstützung Innovation, Digitalisierung und Energie Nach einem zum Teil in der kommunalen eines Beratungsgremiums. Der Dachver- (MWIDE) das Projekt „Digitale Modell- Familie kritisierten Auswahlverfahren und band kommunaler IT-Dienstleister NRW regionen“ initiiert. Fünf ausgewählte einem schleppenden Start des Förderpro- (KDN) gehört diesem Gremium an und Modellregionen sollen digitale Lösungen gramms hatte das Ministerium im Sommer ist bei der Beratung und dem Entschei- entwickeln, die auf alle Kommunen über- die Förderrichtlinie für die Modellregionen dungsverfahren für die Projekte der „digi- tragbar sind. Dafür stellt das Land in den veröffentlicht. Nun haben erste Kommu- talen Modellregionen“ eingebunden. Das Der Dachverband kommunaler IT-Dienstleister in NRW (KDN) beim Vorstand des Landkreistags NRW: Auf dem Foto v.l. Dr. Martin Klein, Hauptgeschäftsführer des LKT NRW, Landrat Dr. Ansgar Müller (Kreis Wesel), Vizepräsident des LKT NRW, KDN-Geschäfts führer Prof. Dr. Andreas Engel, Landrat Thomas Hendele (Kreis Mettmann), Präsident des LKT NRW, und Landrat Frank Beckehoff (Kreis Olpe), Vizepräsident des LKT NRW. Quelle: LKT NRW 524
EILDIENST 11/2018 Aus dem Landkreistag begrüßte der Vorstand des Landkreistags NRW in der Sitzung am 25. September 2018 in Düsseldorf ausdrücklich. Der KDN steht in engem Kontakt zu den kommuna- len Spitzenverbänden und kennt die aktu- ellen IT-Entwicklungen der Kommunen in NRW. KDN-Geschäftsführer Prof. Dr. Andreas Engel informierte den Vorstand des LKT NRW über die Förderrichtlinie und die erste Phase der Antragsdurchsicht. Dabei bestä- tigte er Befürchtungen der Vorstands- mitglieder: Bislang hätten sich vor allem die sogenannten Leitkommunen mit den Projekten ihrer Städte beteiligt. Die Kreise seien unterrepräsentiert. Zudem erklärte Engel, dass sich bereits jetzt Schwierigkei- ten bei einer landesweiten Übertragbarkeit der Projekte andeuteten. Die Vorstands- mitglieder äußerten ihre Zweifel, ob die bislang angedachten Projekte der Modell- regionen auch einen Mehrwert für andere entfalten könnten, und hielten es für unab- dingbar, bei der Begutachtung der einge- reichten Projekte darauf hinzuwirken, dass letztlich nur solche Vorhaben gefördert würden, die auch die gebotene Ausstrah- Rolle des KDN im Transferprozess. Quelle: KDN lungswirkung entfalten könnten. nicht beteiligten Regionen daran orientie- ren im Falle eines ASP-Ausbruchs wäre mit Engel betonte, dass der KDN schwer- ren könnten. „Wir müssen wissen, wel- einem massiven Preisverfall zu rechnen, der punktmäßig auf Vernetzung und Über- che Pilotprojekte geplant sind, um unsere für Landwirte, verarbeitende Betriebe und tragbarkeit der Erkenntnisse der Modell eigenen IT-Schwerpunkte weiter setzen zu Exporteure in NRW verheerende Folgen regionen achte. Das beginne schon bei der können und Doppelarbeit zu vermeiden“, mit sich bringen würde. Zudem kritisier- Begutachtung der Projektanträge. Darüber fasste Hendele zusammen. ten die Landräte, dass die Landesregierung hinaus müsse darauf geachtet werden, die vom LKT NRW in der Vergangenheit dass die Projekte den allgemein aner- Engel erklärte, dass der KDN auch über immer wieder geforderte Wildseuchenvor- kannten Standards genügen. Nach seinem die Beratung und das Entscheidungsver- sorgegesellschaft bisher noch nicht einge- Verständnis müssten die Vorhaben der fahren hinaus im Prozess weiter einge- richtet habe. Auch alle geplanten vorbe- Modellregionen auch standardmäßig die bunden sei. So unterstütze der Dachver- reitenden Vorkehrungen für den Fall eines Anbindung an das Servicekonto.NRW und band die Modellkommunen, aber auch Ausbruchs seien noch nicht umgesetzt eine Bezahlfunktion aufweisen sowie mit andere Kommunen und IT-Dienstleister worden. Es sei nunmehr ein pragmatisches dem Portalverbund.NRW verknüpft sein. bei der Entwicklung einer übergreifenden Handeln gefragt, betonten die Landräte in Dabei erklärte Engel, dass die Zusammen- Gesamtkonzeption. Auch seien eine Pro- Hinblick auf die neuesten Entwicklungen. arbeit zwischen Kreisen und Gemeinden jektdatenbank zur Einsicht in die Projekte Die erforderlichen Beschaffungen – wie in vielen Bereichen sehr gut funktioniere, sowie Transferworkshops geplant, um sich etwa Wildzaun-Material zur Abschottung diese sich aber bisher leider nicht in den über Projekte zu informieren und auszu- einer Kernzone – müssten nun unverzüg- Anträgen widerspiegele. Positiv sei aber, tauschen. lich durchgeführt werden. dass man im Ministerium mit Erfolg den Vorschlag eingebracht habe, dass auch Der ASP-Ausbruch in Belgien ist der erste die Kooperation mit Nicht-Modellregionen in Westeuropa. Bislang hatte sich ASP in möglich sei. Ausbruch der Afrikanischen Osteuropa ausgebreitet. Mitte Septem- Schweinepest in Belgien ber 2018 wurde ein erster Fund in Belgien Diese Entwicklung begrüßte der Vorstand gemacht, nur rund 60 Kilometer von der des LKT NRW: „Die Digitalisierung läuft Große Sorge bereitet den NRW-Landräten deutschen Grenze entfernt. Damit steigt unabhängig von den Modellregionen wei- auch die neuesten Entwicklungen zur Afri- die Gefahr eines Ausbruchs in Deutsch- ter“, betonte der Präsident des LKT NRW, kanischen Schweinepest (ASP). Nach dem land. Die Tierseuche ist zwar für Menschen Landrat Thomas Hendele (Kreis Mett- ASP-Ausbruch in Belgien steigt die Wahr- ungefährlich, die Erkrankung verläuft aber mann). Vorstandsmitglieder berichteten scheinlichkeit eines Ausbruchs in Deutsch- bei Haus- und Wildschweinen fast immer von IT-Projekten in ihren Kreisen und der land. Die Landräte bekräftigten erneut ihre tödlich. Einen Impfstoff gibt es bislang Ungewissheit, ob deren Vorhaben sich mit Forderungen an Land und Bund, vor allem nicht. Weiterführende Informationen zur den Projekten der Modellregionen über- die vorbeugenden Maßnahmen zu ver- Tierseuche und der bisherigen Vorberei- schneiden würden. Der Vorstand forderte schärfen (vgl. dazu bereits EILDIENST LKT tung der Kreise sind im Schwerpunktheft daher mehr Transparenz über die geplan- NRW Nr. 2/Februar 2018, S. 85). Denn EILDIENST LKT NRW Nr. 3/März 2018 ver ten Fördermaßnahmen, damit sich die aufgrund der zu erwartenden Exportsper- fügbar (abrufbar unter www.lkt-nrw.de). 525
Aus dem Landkreistag EILDIENST 11/2018 GFG 2019, NKF und besonders wichtig herausgestellt: Auf KiBiz-Reform soll 2019 große Zustimmung seien die Ausweitung weitere Finanzthemen der Auffüllung der Ausgleichsrücklage, die kommen Im Hinblick auf das Gemeindefinanzie- möglichst schon für 2018 in Kraft gesetzt Darüber hinaus diskutierte der Vorstand rungsgesetz (GFG) 2019 begrüßte der werden sollte, und die Befreiung von der unter anderem über die geplante Auf- Vorstand des LKT NRW grundsätzlich die Pflicht zur Aufstellung eines Gesamtab- hebung des Gesetzes zur Stärkung des geplante Einführung einer Aufwands- und schlusses unter bestimmten Voraussetzun- Kreistages, über die Novellierung des Unterhaltungspauschale. Diese scheine gen zugunsten eines Beteiligungsberich- Kinderbildungsgesetzes (KiBiz), über das wegen des gewählten Verteilungsschlüssels tes gestoßen. Kritisch dagegen werde die Teilhabechancengesetz und die Novel- (50 Prozent Fläche, 50 Prozent Einwohner) Einführung der Möglichkeit eines globalen lierung des Polizei- und des Ordnungs- geeignet, die negativen Wirkungen der Minderaufwandes gesehen. Auch müsse behördengesetzes (OBG) in NRW. Dabei sogenannten Einwohnerveredelung abzu- die vorgesehene Drei-Monats-Frist zur werteten die Landräte die geplante Auf- mildern. Allerdings wird diese Pauschale Zuleitung des Entwurfs des Jahresabschlus- hebung des Gesetzes zur Stärkung des den Kreisen nicht gewährt und sie ist nicht ses an den Kreistag auf sechs Monate nach Kreistages positiv. In Hinblick auf die umlagerelevant. Für die Zukunft forderten Ablauf des Haushaltsjahres verlängert und KiBiz-Reform begrüßte der Vorstand, dass die Landräte eine Ausdehnung dieser Pau- die gestrichene Regelung zu Kleinstbeteili- die Landesregierung zu Beginn des Jahres schale auf die Kreise. gungen wieder aufgegriffen werden. 2019 einen Entwurf vorlegen will. In dem Zusammenhang erwartet der Vorstand Zudem befassten sich die Landräte mit Noch ungeklärt ist weiterhin die Beteili- eine dauerhafte auskömmliche Finanzie- dem Entwurf eines 2. NKF-Weiterentwick- gung des Bundes an den flüchtlingsbe- rung der Träger und eine Absenkung des lungsgesetzes. Dabei begrüßte Hendele zu dingten Kosten über das Jahr 2019 hinaus. kommunalen Trägeranteils auf das Niveau Beginn, dass die ursprünglich vom Land Der Vorstand bekräftigte seine Erwartung, anderer Trägergruppen. Bislang hätten die verfolgte Neuregelung der Abschreibun- dass die finanzielle Unterstützung des Bun- Kommunen Finanzierungslücken der Trä- gen zu Lasten der Umlageverbände wegen des bei den Flüchtlingskosten auskömm- ger mit Zuschüssen in Höhe von minde- entsprechend intensiver Aktivitäten des lich, dynamisch und kommunalscharf stens 200 Millionen Euro jährlich freiwillig LKT NRW vermieden werden konnte; vorläufig bis mindestens 2022 fortgesetzt geschlossen. Diese Mehrbelastung für die stattdessen werde das Modell des Wirk- werde. Positiv bewerteten die Landräte Kommunen müsse allerdings abgebaut lichkeitsprinzips (wie in Sachsen) einge- die Bundesratsinitiative des Landes NRW, werden. Auch müsse die KiBiz-Novelle mit führt. Laut Geschäftsstelle stelle der vor- um die Grenze zum Eintritt der Bundesauf- dem Gute-Kita-Gesetz auf Bundesebene liegende Regierungsentwurf in mancherlei tragsverwaltung von 50 auf 75 Prozent zu abgestimmt werden und der zunehmende Hinsicht eine Verbesserung zum bisherigen erhöhen. Auf diese Weise könnte der Bund Fachkräftemangel bei der Einführung des Rechtszustand dar. seine Möglichkeiten erweitern, die Kom- neuen Gesetzes mitberücksichtigt werden. Die rheinischen und westfälischen Kreis- munen im Bereich der Soziallasten – etwa kämmerer hätten in ihren Konferenzen bei den Kosten der Unterkunft – zu unter- EILDIENST LKT NRW folgende Punkte aus dem Entwurf als stützen. Nr. 11/November 2018 00.10.10 Versorgung im Notfall hat oberste Priorität – Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsschutz kommt im Kreishaus zusammen Fünf große Themenblöcke hatten die 35 Teilnehmenden der Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsschutz des Landkreis- tages NRW auf ihrer Tagesordnung, als sie nun im Siegburger Kreishaus zusammenkamen. Dazu gehörten organisato- rische Themen genauso wie der Feuerschutz und die Leitstellen, der Katastrophenschutz und der Rettungsdienst. D ie Fachleute aus dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales und des Ministerium des Innern des Landes vers. Große Einigkeit bestand allerdings bei einem Punkt: Der Finanzierung der Notfallsanitäterausbildung. Seitdem vor „Die Krankenkassen sind gesetzlich ver- pflichtet die Ausbildungskosten zu über- nehmen. Dadurch, dass sich dies jedoch NRW und den jeweiligen für Bevölke- vier Jahren die neue Ausbildung gesetz- so schwierig gestaltet, droht uns ein Not- rungsschutz zuständigen Verantwortlichen lich geregelt und die Krankenkassen als fallsanitätermangel. Die Kostenfrage darf aus den Kreisen tauschten sich aus und Kostenträger festgelegt wurde, sind genau nicht auf dem Rücken der Betroffenen, der diskutierten teilweise durchaus kontro- diese Kosten immer noch ein Streitthema. Rettungsdienste und auch nicht der Bür- 526
EILDIENST 11/2018 Aus dem Landkreistag • Thema aktuell Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsschutz des Landkreistages NRW. Quelle: Rhein-Sieg-Kreis gerinnen und Bürger, für deren adäquate gemeinschaft zusammen. Die Einführung Gebiet des Rhein-Sieg-Kreises in der Aus- Versorgung wir zu sorgen haben, ausge- des Berufsbildes Notfallsanitäterin bzw. bzw. Weiterbildung. tragen werden”, fasste Michael Jaeger als Notfallsanitäter soll die rettungsdienstli- zuständiger Dezernent des Rhein-Sieg- che Versorgung verbessern. Zurzeit befin- EILDIENST LKT NRW Kreises für alle Mitglieder der Arbeits den sich 272 Frauen und Männer für das Nr. 11/November 2018 38.10.03 Praxisdialog – ein neues Forum für den Austausch zwischen Fachhochschule und Verwaltungspraxis Die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW (FHöV) ist der akademische Bildungspartner der Kommunen, der staatlichen Verwaltung, der Rentenversicherung und der Polizei in Nordrhein-Westfalen. Die gemeinsame Verantwor- tung für das duale Studium erfordert eine gute Abstimmung zwischen der FHöV und den Ausbildungsbehörden. Neben den institutionalisierten Kontakten in Hochschulgremien, dem kommunalen Beirat und dem Verzahnungsgremium soll die neue Veranstaltungsreihe „Praxisdialog“ einen offenen Austausch zwischen Vertreter*innen von Kommunen und ihren Spitzenverbänden, den weiteren Ausbildungsträgen und Hochschullehrenden ermöglichen. Zu wechselnden Themen werden künftig die Praxisdialoge angeboten. Im Dialog können Ideen entwickelt werden, ist es möglich die Zusammenarbeit in der Ausbildung des Beamtennachwuchses oder eben auch im Wissenschaftsbereich zu fördern und so dazu beizutragen, die gemeinsame Verantwortung von FHöV und Verwaltungen noch besser zu tragen. In seiner Auftaktveranstaltung zur neuen Veranstaltungsreihe thematisierte der Fachbereich Allgemeine Verwaltung / Pflichtaufgabe der Hochschule ist. Am 27. September 2018 konnten im Senats- saal der FHöV-Zentrale in Gelsenkirchen Forschungsarbeit gewinnen, mit Lehren- den und dem Präsidium der FHöV disku- tieren und gemeinsam überlegen, ob und Rentenversicherung der FHöV NRW die Vertreter*innen von Kommunen und kom- wie die wissenschaftliche Kompetenz an Forschung, die neben der Lehre auch eine munalen Spitzenverbänden Einblicke in die dieser Hochschule nicht nur für die Lehre, 527
Thema aktuell EILDIENST 11/2018 suchungen und Beratungen gegeben und vor (vgl. https:// www.fhoev.nrw.de / DER AUTOR werde von Wissenschaftlern gewährleistet, forschung / forschungszentren / ige / die ein umfassendes Verständnis für die uebersicht /) . Ausgehend von den Anfor- Prof. Dr. Bernhard Frevel, Sprecher des Aufgabenfelder der öffentlichen Verwal- derungen an Geschichtsbewusstsein und Fachbereichs Allge- tung haben. Mit der These, dass Forschung den Herausforderungen für ethisch verant- meine Verwaltung/ an der FHöV nicht die Sahne auf dem wortungsvolles Handeln arbeitete er her- Rentenversicherung Kuchen, sondern die Hefe im Teig sei, lud aus, dass die Verwaltungen als Träger des der FHöV NRW er die Anwesenden ein, sich näher mit kon- „Alltags der Herrschaft“ gefordert seien, kreten Forschungsarbeiten zu befassen. die internen Prozesse, aber vor allem auch Das „Forschungszentrum Personal und das Handeln der Mitarbeitenden mit den sondern z.B. auch für Auftragsforschungen Management“ (vgl. https: // www.fhoev. Bürgerinnen und Bürgern reflektieren. An und wissenschaftliche Beratung genutzt nrw.de / forschung / forschungszentren / den Beispielen des Personalmanagements werden kann. fpm / uebersicht /) wurde von dessen stellt er dar, wie „Compliance“ gefordert Sprecherin, RD’in Birgit Beckermann, vor- und zu gestalten sei. Und mit Blick auf die Der Präsident der FHöV, Reinhard Mokros, gestellt. Wie der Name dieses Zentrum Führungsethik wurde die Herausforderung betonte in seinem Grußwort, dass die besagt, stehen hier im Wesentlichen ver- zum Umgang mit Macht und zur Förde- Forschung von zentraler Bedeutung für waltungsinterne Prozesse im Blickfeld. rung einer Verwaltungskultur beleuchtet. das Selbstverständnis der Fachhochschule Das FPM leistet Forschung und Beratung sei. Sowohl äußere Rahmenbedingungen in den Feldern Personalmanagement, Per- Dass auch das Institut für Polizei- und wie der Bologna-Prozess und die Einfüh- sonalrecht und Verwaltungsmanagement. Kriminalwissenschaften der FHöV (vgl. rung der leistungsorientierten Besoldung An dem Beispiel „Geschlechtergerechte https: // www.fhoev.nrw.de /forschung der Professor*innen, wie auch die intrin- Beurteilung“ stellte Prof. Dr. Lars Oliver /forschungszentren / ipk / uebersicht/) sische Motivation der Lehrenden haben Michaelis dar, welche Benachteiligun- kommunalrelevante Fragestellungen bear- der Forschung an der FHöV deutlichen gen von Frauen das Beurteilungswesen beitet, machte Prof. Dr. Bernhard Frevel Schwung gegeben. Die Verbesserung der bereithält und welche Anforderungen an deutlich. Er stellte Projekte vor, die sich mit Forschungsinfrastruktur sei zurzeit eine die Beurteilungskriterien zu stellen sind. der Gewährung der öffentlichen Sicherheit Herausforderung für die Hochschulver- Mit den allgemeinen Informationen und in der Kooperation von Kommune, Polizei, waltung. Grundsätzlicher betrachtete der dem konkreten Beispiel wurde deutlich Wirtschaft und Zivilgesellschaft befassten. Sprecher des Fachbereichs, Prof. Dr. Bern- gemacht, dass sowohl grundsätzliche, aber Er verwies auf die Problematik der Sicher- hard Frevel, die Möglichkeiten der For- dennoch anwendungsorientierte Hinwei- heit der Kommune vor Kriminalität am Bei- schung. Die Forschung ist nicht nur nach se für das Personal- und Verwaltungsma- spiel der Korruption und die Anforderun- dem Gesetz für die Fachhochschulen des nagement entwickelt werden, als auch gen an Korruptionsprävention. öffentlichen Dienstes NRW eine pflichtige dass Kommunen bei Umsetzungsstrate- Kernaufgabe, sondern gehöre für die Insti- gien begleitet oder Maßnahmen evaluiert In beiden Bereichen konnte die FHöV in tution und ihr Personal quasi zur „DNA“. werden können. Kooperation mit anderen Hochschulen Die Ausübung der Forschung mache den und Endanwendern umfangreiche Pro- wesentlichen Unterschied zu anderen Aus- Die Forschungsgruppe „Politische Parti- jekte durchführen, die im Rahmen des bildungsträgen wie Schule und Studien zipation“ der FHöV (vgl. https: // www. Programms „Forschung für die zivile institut aus. fhoev.nrw.de / forschung / forschungs- Sicherheit“ vom Bundesministerium für gruppen / polpa / uebersicht /) trägt seit Bildung und Forschung gefördert wurden. Doch diese Forschung ist nicht Selbstzweck 2014 gemeinsam mit der Heinrich-Heine Ein aktuelles Projekt wird vom nordrhein- oder erlaube den Professor*innen und Universität Düsseldorf das Forschungs- westfälischen Ministerium für Heimat, Dozent*innen die „Flucht aus der Lehre“. kolleg „Online Partizipation“. Gefördert Kommunales, Bauen und Gleichstel- Vielmehr dient sie als anwendungsorien- vom Wissenschaftsministerium NRW wird lung und der komba gewerkschaft nrw tierte Wissenschaft dazu, den aktuellen analysiert, wie mit Internetgestützten Ver- unterstützt: „Sicherheit und Gewaltprä- und kritischen Blick auf die Verwaltung zu fahren die bürgerschaftliche politische Mit- vention in Kommunalverwaltungen“. erhalten, ihre Wandlungen zu verstehen wirkung an der Willensbildung und politi- Hier wird untersucht, wie sich die Lage und das gewonnene Wissen in die Lehre schen Entscheidungsfindung gestaltet wer- mit Beleidigungen und Übergriffen von einzubringen. Somit wird sie gleichsam den kann. Die übergeordnete Frage lautet: Kunden gegen Mitarbeitende der Ver- zum „Jungbrunnen“ der Lehre. Forschung „Wie und unter welchen Bedingungen waltungen darstellt, welche Erfahrun- an der FHöV finde nicht im Elfenbeinturm kann das Potential von Online-Partizipa- gen die Mitarbeiten machen, wie Füh- statt sondern sei an der konkreten Verwal- tion auf kommunaler Ebene systematisch rungskräfte ihr Handeln zum Schutz der tungspraxis interessiert. Die Konfrontation entwickelt, praktisch genutzt und wissen- Kolleg*innen gestalten und welche Prä- der Studierenden mit neuen Erkenntnissen, schaftlich evaluiert werden?“ Prof.‘in Dr. ventionsansätze genutzt werden können. das gemeinsam Hinterfragen von wissen- Katrin Möltgen-Sicking und Prof. Dr. Frank Die Impulsreferate sowie Posterpräsenta- schaftlicher Methodik und die Analyse des Bätge beleuchteten aus politikwissen- tionen und Büchertische zu den einzelnen Nutzwertes von Forschung für die kommu- schaftlicher und kommunalrechtlicher Per- Forschungsarbeiten und der Institutionali- nale Praxis fördere die Fach- und Metho- spektive die Fragestellung und die Bearbei- sierung von Wissenschaftler-Netzwerken denkompetenz der Studierenden und tung im Forschungskolleg, an dem neben in Forschungsgruppen und -zentren reg- mache sie fit für künftige Aufgaben, bei den Wissenschaftlern von FHöV und HHU ten an, sich über Forschungsergebnisse denen Transferfähigkeiten gefordert sind. auch diverse Doktorand*innen mitwirken zu informieren, den Dialog von Praxis und Auch die Kommunen (und andere Einstel- und sich hier weiter qualifizieren. Hochschule an Thementischen in kleinem lungsträger) könnten die Forschungskom- Kreise zu führen und Potentiale für Koope- petenz der FHöV nutzen. Hier sei Expertise Prof. Dr. Tobias Trappe stellte das noch rationen auszuleuchten. In einer abschlie- für disziplinäre und interdisziplinäre Unter- junge Institut für Geschichte und Ethik ßenden Plenumsdiskussion wurden Ein- 528
EILDIENST 11/2018 Thema aktuell • Schwerpunkt drücke und Erwartungen ausgetauscht. Der nächste Praxisdialog der FHöV wird Doch auch darüber hinaus freut sich die Dass die FHöV ein kompetenter Partner im Frühjahr 2019 stattfinden. Hier werden FHöV über Anregungen und den kritisch- für Forschung, wissenschaftliche Beratung, dann Einschätzungen, Bewertungen und konstruktiven Austausch mit den Ausbil- Begleitung und Evaluation ist, sei deutlich Erwartungen zu den bestehenden Studi- dungspartnern und den Einstellungsbehör- geworden. Nun gelte es die Zusammen- engängen sowie zu möglichen weiteren den ihrer Absolventinnen. arbeit weiter zu entwickeln und auch das Bildungsangeboten der FHöV thematisiert Verständnis für die Forschungsarbeit bei werden. Die FHöV NRW sowie die kom- den Kommunen und ihren Studierenden munalen Spitzenverbände werden recht- EILDIENST LKT NRW zu fördern. zeitig hierzu einladen. Nr. 11/November 2018 11.15.12.1 Arbeitgeber Kreisverwaltung – Attraktiv durch Employer Branding Die Zeiten, in denen in den Bewerbungsphasen für die Besetzung von Ausbildungsstellen oder nach Stellenausschrei- bungen in den klassischen Aufgabenfeldern einer Kommunalverwaltung zahlreiche qualifizierte Bewerbungen eingin- gen und man die Qual der (Aus-)Wahl hatte, sind längst vorbei. Auch in der Kommunalverwaltung ist der demogra- fische Wandel mit verringerten Zahlen an Interessentinnen und Interessenten angekommen, der immer stärker zu einem Konkurrenzkampf der einstellenden Behörden untereinander führt. Verstärkt wird dieser Trend noch in den Fällen, in denen von mehreren Kommunen gleichzeitig von der Qualifikation her ähnliches Personal gesucht wird und jeder „der Beste“ sein will; der am Ende den besten Bewerber für sich gewinnen möchte. Aber wie gewinnt man die oder den Besten für die eigene Verwaltung? Ein Weg dorthin können Maßnahmen zur Stär- kung der Arbeitgebermarke sein, die Bewerberinnen und Bewerber aufhorchen lassen: ein Employer Branding – Prozess. „Wir machen den Kreis“ ein Stellenangebot wie Entgelt/Besoldung DER AUTOR oder die sich bietenden Karrieremöglich- Der Rhein-Kreis Neuss hat bereits früh die- keiten hat ein Wandel stattgefunden, bei sen Trend erkannt und mit der Kampagne dem nun auch die Rahmenbedingungen „Wir machen den Kreis“ auf sich aufmerk- einer Arbeitsstelle, das Betriebsklima, die sam gemacht. Vereinbarkeit von Familie und Beruf – vor Jörg Arndt, Leiter allem durch flexible Arbeitszeitmodel- Personalwirtschaft, le- sowie Maßnahmen der betrieblichen Rhein-Kreis Neuss Gesundheitsförderung immer mehr an Bedeutung gewinnen. Beim Employer Branding stehen die eige- nen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bei den jüngeren Mitarbeiterinnen und Vordergrund. Wer könnte das Arbeits Mitarbeitern der oftmals wissenschaftlich leben in der Kreisverwaltung besser dar- untersuchten „Generation Y“ steht anders stellen als sie selbst. Aus diesem Grund als in früheren Generationen nicht mehr hat der Rhein-Kreis Neuss in der Kampa- die Arbeit im absoluten Lebensmittelpunkt. gne „Wir machen den Kreis“ Beschäftig- Die Arbeit ist für diese jungen Beschäftig- te aus den unterschiedlichsten Bereichen ten zwar nach wie vor wichtig, will aber der Verwaltung an deren Arbeitsplatz in als ein Teil des Lebens betrachtet werden, einer typischen Arbeitsszene vorgestellt der mit anderen Bedeutungsfaktoren wie und damit die Vielfältigkeit der Berufswelt Logo „Wir machen den Kreis“. Freizeit und Familie in Einklang gebracht unterstrichen. Quelle: A. Baum/Rhein-Kreis Neuss werden muss. Ziel ist es, die Kreisverwaltung als attrak- Auch diesen Trend muss man bei Maßnah- tiven, modernen Arbeitgeber darzustellen men der Personalgewinnung berücksich- Digitalisierungsmöglichkeiten und eine bessere Identifikation der Mitar- tigen, um im Wettbewerb um die besten nutzen beiter mit ihrer Verwaltung zu erreichen. Talente und die qualifiziertesten Fachkräfte Neben den früher im Vordergrund stehen- für die Verwaltung weit vorne mit dabei zu In den neuen Medien wurde die Präsenz den Entscheidungskriterien für oder gegen sein. ebenfalls verstärkt, weil festgestellt wurde, 529
Schwerpunkt: Personalgewinnung und Personalbindung EILDIENST 11/2018 dass man über die eigene Homepage, vertreten und kommt dort mit potentiellen geber im Familien- oder Freundeskreis hat Karriereportale sowie Facebook und Co. künftigen Auszubildenden ins Gespräch. oftmals schon dazu geführt, dass wertvolle deutlich mehr potentielle Kandidatinnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewon- und Kandidaten erreicht, als mit einer her- Die Arbeitgebermarke wird ergänzt durch nen werden konnten. kömmlichen Zeitungsanzeige. ein farbiges Logo mit dem Spruch „Wir machen den Kreis! Für die Menschen bei Ich werde manchmal gefragt, zu welchem Verstärkt wird diese Präsenz in den digita- uns“, das einen hohen Wiedererkennungs- Zeitpunkt ein Personalgewinnungsprozess len Medien neben einem bereits seit eini- wert besitzt und immer wieder in Zusam- ansetzen sollte. gen Jahren verwendeten Films der Kam- menhang mit verschiedenen Maßnahmen pagne „Wir machen den Kreis“ zu den verwendet wird. Zudem wird die heraus- Die Antwort ist: so früh wie möglich. Aus diversen Berufen seit dem Sommer dieses gestellt, dass die Tätigkeit beim Rhein- diesem Grunde versucht der Rhein-Kreis Jahres durch ein neues Ausbildungsvideo, Kreis Neuss sinnstiftend für die Menschen Neuss bereits nach erfolgreichen Schüler- in dem eigene Auszubildende die Darstel- in unserer Region ist. praktika Kontakt mit den Jugendlichen zu ler sind und die Vorteile einer Ausbildung halten und sie zum aktuellen Schul- und beim Rhein-Kreis Neuss beschreiben. So läuft der Prozess der Personalgewin- geplanten Berufsweg zu befragen. Auch nung neben dem klassischen Bearbei- auf diesem Weg können geeignete Auszu- Präsenz zeigen ist ohnehin ein wichtiges tungsweg (Ausschreibung / Auswahl / Ein- bildende gefunden werden, die sich in eini- Mittel, um für sich zu werben. Daher gibt stellung) im Hintergrund auch in der Form gen Jahren zu wertvollen Mitarbeiterinnen es im Rahmen des Employer Branding- ab, dass versucht wird, zunächst auf sich und Mitarbeitern weiterentwickeln und im Prozesses auch eine Plakatkampagne zur aufmerksam zu machen, die Bewerberin- Idealfall in weiterer Zukunft Führungsauf- Werbung für die Ausbildungsstellen in nen und Bewerber neugierig zu machen gaben übernehmen können. den unterschiedlichen Berufsfeldern beim und dann die „benefits“ herauszustellen. Rhein-Kreis Neuss. Zur Unterstützung Der öffentliche Dienst ist weiterhin attraktiv von Projekten wie „Wirtschaft pro Schu- Nach der Gewinnung einer/eines Mit- und muss sich nicht hinter der freien Wirt- le“ werden Schulen besucht und dort die arbeiters bzw. einer Mitarbeiterin ist es schaft verstecken. Er muss seine Stärken Berufsbilder Verwaltungswirt, Fachinfor- dann wichtig, die Mitarbeiteridentifikation nur zeigen – und seine Attraktivität durch matiker oder Vermessungstechniker vorge- zu stärken um die/den Beschäftigten als die Positionierung einer Arbeitgebermarke stellt. Diese Informationsveranstaltungen „Markenbotschafter“ zu gewinnen. unterstreichen. sind in der Regel sehr gut besucht. Auch auf regionalen Ausbildungsmessen und Denn auch die Verbreitung von positiven EILDIENST LKT NRW –börsen ist der Rhein-Kreis Neuss häufig Informationen über den eigenen Arbeit- Nr. 11/November 2018 11.11.00 Moderne Personalgewinnung und -bindung beim Kreis Gütersloh 500 unserer 1.500 Mitarbeitenden werden uns im Laufe der nächsten zehn Jahre verlassen. Daher müssen wir kreativ und schnell im Recruiting sein sowie attraktive Konzepte für die Personalbindung (retention management) für unsere guten Mitarbeitenden haben. Ausgangspunkt ist immer das jährlich durchzuführende Personalplanungsgespräch. Teil- nehmer: die jeweilige Fachabteilungsleitung nebst Stellvertretung sowie die Personalleitung, ein Vertreter des Perso- nalcontrollings, der jeweils zuständige Personalreferent und die Ausbildungs- sowie die Personalentwicklungsleitung. In diesen Gesprächen werden Schwerpunktthemen wie unter anderem die Altersstrukturanalyse und etwaige Nachfol- geplanungen abgestimmt, eine Analyse der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungszahlen vorgenommen sowie Gespräche zu Personalentwicklung (unter anderem: „Wer sind die Leistungsträger?“) geführt. Zudem werden neue Rekrutierungs- wege über Kooperationen mit Hochschulen oder Ausbildung angedacht und gemeinsam geplant. 1. Personalgewinnung arbeiter von Krankenkassen, die aufgrund DER AUTOR der Krankenkassenfusionen gerne heimat- • Konzept Seiteneinsteiger nah und sicher bei uns arbeiten möchten Da auf dem Bewerbermarkt immer weniger und schon Verwaltungserfahrung mitbrin- gute Verwaltungsangestellte zu bekom- gen. Oder zum Beispiel einen Speditions- men sind, haben wir ein Konzept erarbei- kaufmann für Arbeiten in den Bereichen Steffen Buch, Leiter tet, das es uns ermöglicht, Seiteneinsteiger ‚Schwertransporte‘ oder Bankkaufleute für der Abteilung Personal einzustellen. So unter anderem Sozial unsere Kreiskasse – wir suchen also Spezia- und Organisation, fachangestellte/Sofas, also ehemalige Mit- listen für einzelne Bereiche. Kreis Gütersloh 530
EILDIENST 11/2018 Schwerpunkt: Personalgewinnung und Personalbindung • Assessment-Center Da wir für Standard-Stellen, wie zum Bei- spiel im Jobcenter-Bereich, nicht immer langwierige Einzelvorstellungsgespräche führen möchten, haben wir in Kooperation mit der Uni Bielefeld (Fachbereich Psycho- logie) ein Auswahlverfahren konzipiert, welches uns ermöglicht, schnell und effizi- ent neue Leute zu rekrutieren. • Soziale Medien Wir werben über Facebook und Twitter für Stellen von uns und rekrutieren pro- aktiv über XING. So konnten wir unter anderem in Bereichen, in denen wir wenig Bewerbungen bekommen (zum Beispiel im Kommunalen Integrationszentrum) gute Kontakte mit interessanten Bewer- bern knüpfen. In Einzelfällen zahlen wir auch für eine hohe Reichweite in den Sozi- alen Medien. Darüber hinaus arbeiten wir Der Autor neben Landrat Sven-Georg Adenauer in der einer Gruppenarbeitsphase wäh- schon lange mit Interamt und sind so in der rend der Klausur zum Thema ‚attraktiver Arbeitgeber‘. Quelle: Jan Focken/Kreis Gütersloh Lage, unsere Bewerbungsverfahren struk- turiert und zeitnah abzuarbeiten – denn in Markt nicht so leicht zu bekommen sind, Grenzen aufzuzeigen. Hinzu kommt, dass Konkurrenz zur starken Wirtschaft in unse- haben wir unseren Technikern angeboten, wir sehr variable und flexible Gleitzeitmo- rem Kreis gilt es auch in den Bewerbungs- dass sie dual studieren können und danach delle für unsere Belegschaft anbieten – so verfahren schnell zu sein! Darüber hinaus bei uns als Ingenieure eingesetzt werden. gelingt es uns insbesondere Mütter, die bei haben wir unsere Stellenausschreibungen Von diesem Angebot machen derzeit zwei uns als Führungskräfte tätig sind, frühzeitig optisch und inhaltlich modernisiert, um für Beschäftigte Gebrauch. aus Elternzeit zurück zu holen. die Bewerber ansprechender zu sein. Für die Online- und Printanzeigen hat ein Profi • Home-Office, mobile Arbeit und • Lunch-Pakete das Foto gemacht. Inhalt und Gestaltung flexible Arbeitszeitmodelle Wir bieten in den Mittagspausen soge- gehen wesentlich auf eine Fortbildung zur Wir bieten in fast allen Bereich Home- nannte ‚Lunch-Pakete‘ an. Dies sind Ver- Wirkung von Stellenanzeigen zurück. Dort Office und zunehmend auch mobile Arbeit anstaltungen, die während der Pause statt- wurde unter anderem thematisiert, was an. Der Spagat zwischen Kunden- und finden. Es gibt eine Kleinigkeit zu essen Frauen eher abschreckt und wie man tex- Mitarbeiterzufriedenheit ist dabei nicht und es werden Themen, die viele unserer tet, damit sie sich bewerben. ganz einfach – letztlich ist dies aber eine Mitarbeitenden betreffen, von Experten Führungsaufgabe, den jeweiligen Mitar- vorgestellt. Thema war unter anderem: • Praktikanten beitenden die Möglichkeiten, aber auch die Wie verhalte ich mich, wenn meine Eltern Wir haben unsere gesamte Praktikanten- betreuung neu aufgestellt, kooperieren mit zahlreichen Hochschulen. Zudem haben wir sogenannte Starterpakete für die Prak- tikanten und halten auch im Anschluss über eine aufgebaute Datenbank Kontakt, gratulieren zu Geburtstagen etc. Auch dadurch ist es uns gelungen, Praktikanten, die während ihrer Studienzeit bei uns ihre Bachelorarbeit oder ähnliches geschrieben haben, danach für uns als Mitarbeitende zu gewinnen. Beispiel Pressestelle: Die heutige Pressereferentin und Social-Media-Mana- gerin war einst Praktikantin, absolvierte dann ihr Volontariat in der Pressestelle und eine ehemalige Praktikantin machte die Elternzeitvertretung als Pressesprecherin bei der Wirtschaftsförderung. 2. Personalbindung • Weiterentwicklungsmöglichkeiten In unserer Abteilung Geoinformation, Kataster und Vermessung suchen wir hän- Grafic Recording von der Abteilungsleitungsklausur zum Thema ‚attraktiver Arbeitgeber‘. deringend Ingenieure. Da diese auf dem Quelle: Jan Focken/Kreis Gütersloh 531
Schwerpunkt: Personalgewinnung und Personalbindung EILDIENST 11/2018 Arbeitgeber. Dadurch können wir unsere AU-Zahlen verringern und haben zudem zufriedene Mitarbeitende, die zu schätzen wissen, dass wir als Arbeitgeber auch für sie da sind, wenn es ihnen schlecht geht. • Führungsfeedback und Führungszirkel Gute Führung ist unerlässlich, um gute Mit- arbeitende zu halten. Daher führen wir ein jährliches Führungsfeedback durch, in dem pro Dezernat eine Mitarbeitendenbefra- gung durchgeführt wird. Diese Ergebnisse werden im Anschluss mit den Führungs- kräften und Mitarbeitenden kommuniziert und aufgearbeitet. Darüber hinaus bieten wir für unsere Führungskräfte sogenannte Führungszirkel an, in denen sich Führungs- kräfte hierarchieübergreifend zu Führungs- themen austauschen können. Fotograf Detlef Güthenke (l.) setzt drei Kolleginnen und zwei Kollegen ins richtige Licht für das neue Anzeigenmotiv und zeigt zwischendurch erste Ergebnisse. Die Models (v. r.): Tobias Groppe (Abteilung Geoinformation, Kataster und Vermessung), Markus 3. Fazit Brock (Abteilung Bevölkerungsschutz), Ulrike Ortmeyer (Dezernat 5 Jobcenter), Xuan- Hai Danh und Elisabeth Celik (beide Abteilung Jugend). Quelle: Jan Focken/Kreis Gütersloh Der eingeschlagene Weg scheint vielver- sprechend zu sein: Wir bauen an einem pflegebedürftig werden? Dadurch können stützt, so dass diese zur Arbeit kommen positiven und modernen Arbeitgeberbild, wir unseren Mitarbeitenden außerhalb der können und die Kinder in guten Händen greifen immer wieder neue Ideen auf und Arbeitszeit Hilfestellung anbieten, so dass wissen. Darüber hinaus haben wir seit geben uns mit dem Erreichten nicht zufrie- sie sich bei der Arbeit dann wieder auf kurzem eine Kooperation mit der Firma den. Bestärkt werden wir nicht zuletzt die Arbeit konzentrieren können und uns pme abgeschlossen. Diese ermöglicht es, durch positive Rückmeldungen im persön- als Arbeitgeber dankbar für die Hinweise unseren Mitarbeitenden und Führungs- lichen Gespräch und durch unsere guten sind. kräften in allen Lebenslagen, so unter Bewertungen, die wir im Internet auf der anderem bei beruflichen und außerberufli- Seite ‚kununu‘ für Arbeitgeberbewertun- • Kindernotfallbetreuung und chen Dingen, wie zum Beispiel Scheidung, gen bekommen. pme-Lebenslagencoaching Insolvenz, psychische Probleme, anonym Wir bieten eine Kindernotfallbetreuung über eine Hotline mit Psychologen Kon- EILDIENST LKT NRW an, die in Akutfällen die Eltern unter- takt aufzunehmen. Dies bezahlen wir als Nr. 11/November 2018 11.11.00 Individuell, persönlich, hilfreich – „Schnuppertag“ in der Bewerbungsphase wird sehr gut angenommen Selbstverständlich ist der Kreis Heinsberg dort vertreten, wo alle vertreten sind, wenn um Auszubildende geworben wird. So auf den verschiedenen Ausbildungsmessen, die im Kreis Heinsberg solch klangvolle Titel wie „Education“ oder „Be future“ tragen, so als würde in der Ausbildung ausschließlich Englisch gesprochen. Da Landrat und Kreis ihrer Vorbildfunktion gerecht werden wollen und müssen, ist ein Fernbleiben bei diesen Veranstaltungen quasi unmöglich. Über Aufwand und Nutzen solcher Veranstaltungen lässt sich indes trefflich streiten. Mess- und spürbar sind die Erfolge jedenfalls nicht. Es ist mehr ein „acte de présence“. W „ ie kommen wir an die jungen Men- schen heran, die sich wirklich für uns interessieren?“ war dann im Jahr 2016 Desinteresses der meisten jungen Besu- cher aber auch frustrierenden Teilnahme an einer solchen Ausbildungsmesse. Aus- DER AUTOR die Überlegung im Kreis Heinsberg nach gangspunkt waren die alljährlich im Früh- Ulrich Hollwitz, einer erneuten, wegen des offenkundigen jahr geschalteten Stellenanzeigen für die Pressesprecher Kreis Heinsberg 532
EILDIENST 11/2018 Schwerpunkt: Personalgewinnung und Personalbindung Teilnehmer am Schnuppertag vor dem Kreishaus. Quelle: Kreis Heinsberg durchschnittlich 12 bis 15 Ausbildungsplät- der ersten Veranstaltung heraus ab 2017 matiker/in eingerichtet und war mit zwei ze des Folgejahres. Die Überlegung lautete von 9 bis 12 Uhr. Sechs Mitarbeiter/innen Mitarbeitern präsent. Der Pressesprecher nun: Wie viele potentielle Interessenten des Personalbereiches, darunter der Amts- empfing im Eingangsbereich die Gäste haben Fragen zum Thema „Ausbildung in leiter, der stellverstretende Amtsleiter, die und übernahm die Steuerung der Veran- der Kreisverwaltung“? Und die Folgerung: Ausbildungsleiterin und weitere Sachbe- staltung, die ausschließlich auf individu- „In welcher Weise können wir die Fragen arbeiter standen in den drei Stunden für elle Beratung setzt und ohne Programm effektiv beantworten?“ Dazu stellten sich individuelle Beratungsgespräche für die abläuft. die Fragen: „Welcher Wochentag ist am Ausbildungsbereiche Beamter/Beamtin im ehesten geeignet, zumal in der Regel auch gehobenen nichttechnischen Verwaltungs- So konnten die Interessenten sowohl Ein- die Eltern ein Interesse an der Ausbildung dienst bzw. Verwaltungsfachangestellte/r zelgespräche wie auch Gruppengespräche ihrer Töchter/Söhne haben.“ zur Verfügung. Die Beratungsgespräche zur Ausbildung in der Kreisverwaltung fanden an kleineren und größeren Bera- führen. „Es war für uns eine gute Erfah- So kristallisierte sich schnell der Samstag- tungstischen mit vier bis acht Sitzplätzen rung, wie vielfältig die Fragen zur Ausbil- vormittag als einzig sinnvoller Veranstal- statt. Das Katasteramt hatte einen eigenen dung waren. Und wir konnten sie auch alle tungstag heraus. In der ersten Auflage Beratungsbereich für die Ausbildungsgän- beantworten und die Besucher waren sehr 2016 von 10 bis 13 Uhr, aus der Erfahrung ge Vermessungstechniker/in bzw. Geo- zufrieden“, resümierte Personalamtsleiter Alexander Knorren. Der Andrang war bei allen bisherigen drei Schnuppertagen groß. Zwischen 120 und 180 potentielle Bewerber, in der Regel mit einem oder sogar beiden Elternteilen, nutzten das Gesprächsangebot. So waren nicht nur die Beratungstische ständig besetzt, sondern auch der Wartebereich. Dort konnten die ausgehändigten Infor- mationsflyer des Kreises zur Ausbildung studiert oder aber die in Endlosschleife lau- fende Power-Point-Präsentation zur Aus- bildung in der Kreisverwaltung angeschaut werden. „Es waren auch Besucher dabei, die nach dem Gespräch wussten, dass die Ausbildung nicht den persönlichen Erwar- tungen entsprechen würde. Aber auch das ist gut so, wenn diese Einsicht vor dem Bewerbungsverfahren kommt“, meint Alexander Knorren. Das Feedback der Besucher war in allen drei Die Ausbildungsbeauftragte Verena Liphardt (Haupt- und Personalamt) beim Berufs bisherigen Veranstaltungen durchgehend informationstag. Quelle: Kreis Heinsberg gut. Die pragmatische Herangehensweise 533
Schwerpunkt: Personalgewinnung und Personalbindung EILDIENST 11/2018 Azubi-Austausch erstmals durchgeführt Um die Attraktivität der Ausbildung zu stei- gern und auch den Horizont zu erweitern, hatte der Wirtschaftsbeirat im Kreis Heins- berg für 2018 einen Austausch von Auszu- bildenden der öffentlichen Verwaltungen und der freien Wirtschaft initiiert. An der Premiere im August 2018 nahmen insge- samt 38 Auszubildende teil. 19 Azubis aus den Bereichen Handwerk, Industrie und Dienstleistung schnupperten eine Woche lang „Verwaltungsluft“, 19 Beamtenan- wärter/innen und Verwaltungsfachange- stellte in der Ausbildung wechselten u. a. in einen Betrieb für Industrielackierungen, in eine Bauunternehmung und ein Altenpfle- geheim. Bei der gemeinsamen Abschluss veranstaltung im Heinsberger Kreis- Teilnehmer aus Wirtschaft und Verwaltung beim Erfahrungsaustausch. Die Unterneh- haus hoben Landrat Stephan Pusch und men sind in den Branchen Industrielackierungen, Bauunternehmen und Landschaftsbau, Gereon Frauenrath von der gleichnamigen Bankwesen (Kreissparkasse), Pflegeeinrichtungen, IT-Unternehmen, Elektrotechnik tätig. Unternehmensgruppe der Baubranche als Quelle: Kreis Heinsberg Sprecher der beteiligten Unternehmen die positiven Aspekte hervor. Für alle Auszu- und die individuelle und sehr persönliche innen auf die 12 bis 15 Ausbildungsplät- bildenden bot die Woche des Austausches Beratung wurden sehr geschätzt. Viele ze im 250.000-Einwohner-Kreis konstant interessante Einblicke und „Verständnis Besucher gingen zufrieden und bedank- jenseits der 200er-Grenze. 2018 waren für den anderen“. Der Austausch soll auch ten sich ausdrücklich für dieses Angebot. es 299. Eine Statistik überrascht vor allem in den kommenden Jahren weitergeführt Aufgrund der positiven Erfahrungen wird positiv: Mehr als die Hälfte der Bewerber/ werden. der Kreis Heinsberg das Angebot beibe- innen, die es bis ins Vorstellungsgespräch halten. Seit Einführung des „Schnupper- schaffen, hatte auch den „Schnuppertag“ EILDIENST LKT NRW tages“ liegen die Zahlen der Bewerber/ Anfang Mai besucht. Nr. 11/November 2018 11.11.00 Flexiblere Arbeitszeiten und mobiles Arbeiten Die Kreisverwaltung Soest, ein Arbeitgeber mit derzeit rund 1.300 Beschäftigten, wurde im Jahr 2010 erstmals als „Familienfreundliches Unternehmen im Kreis Soest“ ausgezeichnet. Diese Auszeichnung wurde in 2012, 2014 und 2018 erfolgreich wiederholt. D ie bessere Vereinbarkeit von Privat leben und Beruf für alle Beschäftigten erfolgt aus Sicht der Kreisverwaltung nicht (DV) mit dem Personalrat begleitet. Sie wurde als Projekt in zwei Erprobungspha- sen eingeführt. Das Projekt schloss 2002 ganz uneigennützig. Familienfreundlich- positiv ab. Damals befanden sich neun keit ist bei der Personalgewinnung ein sehr Mitarbeiterinnen und zwei Mitarbeiter in wichtiger, werbewirksamer Faktor. Famili- Telearbeit, wobei die Telearbeit hier noch enfreundliche Arbeits- und Rahmenbedin- das ausschließliche Arbeiten in der eige- gungen binden Bedienstete an die Kreis- nen Wohnung bedeutete. Mit einer neuen verwaltung, Eltern steigen nach familiär bedingten Auszeiten schneller wieder ein. DIE AUTORIN Nachfolgend sind als Kern der Familien- freundlichkeit die Entwicklung des mobilen Arbeitens und der flexiblen Arbeitszeit- modelle dargestellt. Die Möglichkeit der Der Kreis Soest ist als familienfreund Telearbeit besteht beim Kreis Soest schon Ricarda Oberreuter, liches Unternehmen zertifiziert. seit 1998 und wurde von Anfang an durch Leiterin der Abteilung Quelle: Kreis Soest den Abschluss von Dienstvereinbarungen Personal, Kreis Soest 534
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