EILDIENST 2/2014 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
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EILDIENST 2/2014 Aus dem Inhalt: Personalgewinnung/Ausbildung in den Kreisen Gemeindefinanzierungsgesetz – Bedarf und Abundanz Mittelverteilung der Eingliederungshilfe in NRW
Auf ein Wort Finanzielle Entlastung der Kommunen durch den Bund: Wenn nicht jetzt, wann dann? Wie der Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD auf Bundesebene zeigt, verschließen die Verantwortlichen in Berlin nicht die Augen vor der strukturellen Unterfinanzierung der kommunalen Ebene im gesamten Bundesgebiet. Trotz einer generell sehr erfreulichen Einnahmesituation verschlechtert sich die finanzielle Lage der meisten Kommunen aufgrund der weiterhin noch stärker als die Einnahmen steigenden, kommunal zu finanzierenden Sozialleistungen. Unter Hervorhebung der gesamtstaatlichen Verantwortung des Bundes findet sich unter der Überschrift „Solide Staats- finanzen – nachhaltig und generationengerecht“ im finanzpolitischen Kapitel des Koalitionsvertrages eine Auflistung prioritärer Maßnahmen für die 18. Legislaturperiode, die allesamt nicht unter einen Finanzierungs- vorbehalt gestellt werden. Die Liste umfasst neun Handlungsfelder mit einem Volumen von rund 25 Milliarden Euro, die insbesondere auch die Kommunen betreffen. Neben einer Aufstockung der Mittel für die – insbesondere in NRW dringend notwendigen – Investitionen in die öffentliche Verkehrsinfrastruktur um 5 Milliarden Euro und einer Anhebung der Mittel für die Eingliederung Arbeitssuchender um 1,4 Milliarden Euro sollen Länder und Kommunen bei ihren Aufgaben im Bildungsbereich unter Einbeziehung der frühkindlichen Bildung und Betreuung in Höhe von 6 Milliarden Euro entlastet werden. An erster Stelle der Prioritätenliste rangiert richtigerweise die Entlastung der Kommunen im Aufgabenfeld der Eingliederungshilfe gemäß Sozialgesetzbuch XII, den Leistungen für Menschen mit Behinderungen. Im Rahmen der Verabschiedung eines Bundesteilhabegesetzes soll eine jährliche Entlastung in Höhe von 5 Milliarden Euro erfolgen. Dabei behalten die Koalitionspartner die Komplexität einer Reform des Systems der Eingliederungshilfe mit einer Vielzahl fachlicher und finanzieller Detailfragen (Einführung eines Bundesteilhabegeldes, Beseitigung von Schnittstellen, Weiterentwicklung des Leistungsrechts, etc.) im Blick und gehen nicht davon aus, dass dieses Projekt bereits im Jahr 2014 zum Abschluss kommen wird. Um die Entlastungseffekte jedoch nicht weiter hin- auszuzögern, wird aber eine jährliche Entlastung der Kommunen zugesagt – wörtlich heißt es: „Bereits vor der Verabschiedung des Bundesteilhabegesetzes soll mit einer jährlichen Entlastung der Kommunen in Höhe von 1 Mrd. Euro p.a. begonnen werden.“ Allerdings wird die Beschreibung dieses Entlastungsvorhabens im Koalitionsvertrag mit dem Hinweis eingeleitet, dass infolge der letzten Stufe der Übernahme der Finanzierung der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbs- minderung gemäß Sozialgesetzbuch XII mit Beginn des Jahres 2014 die Kommunen eine Entlastung von rund 1,1 Milliarden Euro erfahren. Diese Darstellung ist zwar sachlich zutreffend, gilt aber nicht für die Schlussfolge- rung, die die Urheber des Textes offensichtlich ziehen möchten. So könnte dies so zu verstehen sein, dass die Vorab-Entlastung in Höhe von einer Milliarde Euro im Jahr 2014 ausbleiben soll, da die Kommunen doch bereits eine Entlastung in etwa derselben Höhe im Bereich der Grundsicherung erfahren haben. Dies wäre jedoch eine politisch unzulässige Doppelverwertung eines Vorgangs, der in keiner Weise der neuen Bundesregierung zuzurechnen ist. Vielmehr haben Bundestag und Bundesrat bereits im Jahre 2011 mit den seinerzeit bestehenden Mehrheiten – also zur Zeit der Bundesregierung von Union und FDP – die schrittweise Entlastung der Kommunen bei der Grundsicherung beschlossen. Wäre diese Entlastung nicht bundesgesetzlich sukzessive in drei jährlichen Schritten gestaltet worden, sondern direkt komplett erfolgt, wäre offensichtlich, dass es sich um eine Entlastungsmaßnahme der Vergangenheit handelt. Genau so verhält es sich aber mit dem letzten Entlastungsschritt, der zum 01.01.2014 greift. Die Bundesregierung kann sich nun nicht durch die politische „kalte Küche“ ihrer konkreten Zusage entziehen, vorab – vor Inkrafttreten des Bundesteilhabegesetzes mit dem Entlastungsvolumen von 5 Milliarden Euro – und damit auch bereits im ersten Amtsjahr der neuen Bundesregierung, dem Jahr 2014, den Kommunen die Entlastungsmilliarde zukommen zu lassen. Anderenfalls wäre dem Vertrauen der Kommunen in die Ernsthaftig- keit der Entlastungszusagen der Bundesregierung insgesamt die Grundlage entzogen. Dr. Martin Klein Hauptgeschäftsführer des Landkreistages Nordrhein-Westfalen 41
Inhalt EILDIENST 2/2014 Auf ein Wort Wort 41 Schwerpunkt: Kavalleriestraße 8 Personalgewinnung / Ausbildung in den Kreisen 40213 Düsseldorf Telefon 0211/ 300 491-0 Die ärztliche Besetzung der Gesundheitsämter in NRW Telefax 02 11/ 300 491-660 – Qualifikationen – Kapazitäten – Besetzungsnöte 44 E-Mail: presse@lkt-nrw.de Internet: www.lkt-nrw.de Gut aufgestellt in die Zukunft – die Kreisverwaltung Viersen punktet 46 Impressum Mit einem Azubi-Film neue Wege in der Nachwuchskräfte-Akquise gehen 47 EILDIENST – Monatszeitschrift des Landkreistages Gestatten: Ich bin CaSper! Ein Projekt zur Attraktivitätssteigerung Nordrhein-Westfalen des Arbeitgebers 50 Herausgeber: Hauptgeschäftsführer Bertelsmann-Stiftung zertifiziert den Kreis Euskirchen als Dr. Martin Klein „Familienfreundlichen Arbeitgeber“ 52 Redaktion: Mit kreativen Ideen qualifizierte Nachwuchskräfte gewinnen 53 Erster Beigeordneter Dr. Marco Kuhn Beigeordneter Reiner Limbach Die Bindung engagierter Fach- und Nachwuchskräfte Referent Dr. Markus Faber Referentin Dr. Andrea Garrelmann steht im Mittelpunkt 54 Referentin Dorothée Heimann Hauptreferent Dr. Christian v. Kraack Demografieaktive Qualifizierung in Kommunen und Kreisen 57 Referentin Friederike Scholz Referent Dr. Kai Zentara Nachwuchsgewinnung bei der Kreisverwaltung Lippe 59 Redakteurin Bianca Treffer Azubis suchen, finden und begleiten: Quelle Titelbild: Kreativität und Engagement von Anfang an 61 Kreis Viersen – Alois Müller; Kreis Soest; Kreis Steinfurt – Dorothea Böing Azubi-kommunal.de ist ein Wegweiser in die Kommunalverwaltung! 62 Redaktionsassistenz: Astrid Hälker Bundesweite Nachwuchskampagne „Die Unverzichtbaren“ 64 Heike Schützmann Monika Borgards Herstellung: Themen ALBERSDRUCK GMBH & CO KG Leichlinger Straße 11 40591 Düsseldorf Bedarf und Abundanz – sprachliche Ungenauigkeiten in GFG-Diskussionen 64 ISSN 1860-3319 Das Porträt Dr. Bernhard Langenbrinck – Die Attraktivität öffentlicher Arbeitsplätze steigern 66 Im Fokus Kommunen zahlen, Bundesebene kassiert: Von der ungerechten Mittelverteilung der Eingliederungshilfe in NRW 69 Medien-Spektrum: Aktuelle Pressemitteilungen Landkreistag NRW: Dramatische Kostensteigerung bei Erziehungshilfen – Kreise in Nordrhein-Westfalen Vor allem Familien in prekären Lebenslagen betroffen 72 42
Inhalt EILDIENST 2/2014 Kurznachrichten Allgemeines Statistisches Jahrbuch 2012 des Kreises Paderborn ist erschienen 73 Gold für die Gemeinde Thier im Oberbergischen Kreis 73 Journalistenpreis „Pro Ehrenamt“ bundesweit ausgeschrieben 73 Preis für das Ehrenamt 73 Der Mikrozensus 2014 ist gestartet 74 Atlas Agrarstatistik ist online 74 Arbeit und Soziales Ennepe-Ruhr-Kreis verzeichnet Spitzenplätze in Sachen Einkommen 74 Gut erreichbare Arbeitsplätze 74 Mehr Erwerbstätige in NRW 74 Gesunkene Jahresarbeitsleistung 75 Bauen und Planen Gestiegene Investitionen im Baugewerbe 75 Gesunkene Investitionen im Ausbaugewerbe 75 Mehr Wohnungen in NRW 75 Familie; Kinder und Jugend Die deutsche Sprache fehlt 75 Schule und Weiterbildung Der erste Bildungsbericht aus dem Kreis Olpe 76 Umwelt Zukunft für Landesgartenschauen 76 Haus- und Sperrmüllaufkommen sinkt 76 Broschüre zum Thema Photovoltaik auf Deponien 77 Die drohende Privatisierung der Trinkwasserversorgung ist abgewendet 77 Wirtschaft und Verkehr Möbelland NRW 77 Es wird gern genascht 77 Obst- und Gemüseerzeugnisse in NRW 78 Einbanddecken und Stichwortverzeichnis 201378 Hinweise auf Veröffentlichungen Veröffentlichungen 78 43
Schwerpunkt: Personalgewinnung / Ausbildung in den Kreisen Die ärztliche Besetzung der Gesund- heitsämter in NRW – Qualifikationen – Kapazitäten – Besetzungsnöte Von Dr. Rudolf Lange, Arzt für Öffentliches Gesundheitswesen, Sozialmedizin – Umweltmedizin, Leiter des Kreisgesundheitsamtes Mettmann, stellvertretender Vorsitzender des Gesundheits ausschusses des Landkreistags NRW Zu den Fachbereichen der Kommunalverwaltung, welche in erhöhtem Maße durch den Einsatz von speziellen Professionen gekenn- zeichnet sind, gehört auch der Öffentliche Gesundheitsdienst, namentlich die kommunalen Gesundheitsämter, formell als Untere Gesundheitsbehörde bezeichnet. Eine aus der allgemeinen öffentlichen Diskussion bekannte Entwicklung, der zunehmende Mangel an Ärztinnen und Ärzten, wirkt sich hier in den für die Gesundheit der Bevölkerung besonders wichtigen Aufgabenfeldern höchst problematisch aus. M it Unterstützung der kommunalen Spitzenverbände hat der Berufsver- band der Ärztinnen und Ärzte des Öffent- berufliche Entwicklung ab: Ärztinnen und Ärzte absolvieren nach einem zunächst mindestens sechsjährigen Studium in aller belastungen verbunden sei. Tatsächlich lässt sich dies am Beispiel des relativ hohen Anteils an teilzeitig tätigen Ärztinnen nach- lichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) im Regel erst noch eine darauf aufbauende vollziehen, welche nach Kinderpause ihre vorletzten Jahr eine landesweite Erhebung vier- bis sechsjährige Facharztausbildung privat-familiären Interessen und ihr fort- durchgeführt, um zu der sich abzeich- und sammeln gegebenenfalls weitere Jahre bestehendes berufliches Engagement fle- nenden Problematik einen allgemeinen an klinischer Erfahrung, bevor sie über- xibel miteinander verbinden wollen und Überblick zu gewinnen. Da sich an dieser haupt zu einer Tätigkeit in den Öffent können – allerdings in den meisten Fällen Erhebung rund 70 Prozent der Gesund- lichen Gesundheitsdienst wechseln. aus der günstigen Lage familiärer Doppel- heitsämter der Kreise und der kreisfreien Zum Stichtag Ende 2012/Anfang 2013 verdienste. Ärztinnen (und Ärzte) mit der- Städte beteiligt haben, sind die Ergebnis- waren rund sieben Prozent der eigentlich art variablen Einsatzmöglichkeiten tragen se als repräsentativ anzusehen und lassen zur Besetzung anstehenden Arztstellen im daher erfolgreich dazu bei, die typischen sich auf die Gesamtsituation im Land NRW ÖGD nicht besetzt. Begleitend dazu wurde plan- und steuerbaren Untersuchungs- hochrechnen. aus den Ämtern berichtet, dass in erheblich und Begutachtungsverfahren der Gesund- Demnach waren im Jahr 2012/2013 an zunehmendem Maße kaum lösbare Pro- heitsämter aufzuarbeiten. den 53 kommunalen Gesundheitsämtern bleme aufkommen, für ausgeschriebene Die Aufgabenstellungen der Gesund- insgesamt etwa 910 Ärztinnen und Ärzte Stellen überhaupt geeignete Bewerberin- heitsämter erfordern jedoch daneben in unterschiedlicher fachlicher Ausrichtungen nen und Bewerber zu finden. einem hohen Maße auch vollzeitig tätige, beschäftigt. Mindestens zwei Drittel der Diese Problematik dürfte sich in den kom- in Krisensituationen auch darüber hinaus Ärztinnen/Ärzte verfügen über eine oder menden Jahren nicht nur qualitativ, son- belastbare Ärztinnen und Ärzte aus allen auch mehrere fachärztliche Qualifikationen dern auch rein quantitativ erheblich ver- einschlägigen Fachgebieten. Einerseits und Schwerpunkte (unvollständig erfasst). schärfen. Auf Grundlage der erhobenen müssen medizinische Fragestellungen in Dabei nimmt der Bereich der Kinder- und Daten wurde ermittelt, dass in den kom- der Versorgung und Betreuung der Bevöl- Jugendmedizin mit rund 21 Prozent den menden fünf Jahren rund 15 Prozent der kerung auch außerhalb planbarer Termin- größten Sektor ein, gefolgt von der spezi- Arztstellen, innerhalb zehn Jahren über ein setzung vorgehalten werden (zum Bei- ellen Fachbezeichnung für das Öffentliche Drittel und innerhalb der nächsten 15 Jahre spiel Infektionsschutz, Sozialpsychiatrie), Gesundheitswesen (rund 18 Prozent) und nahezu zwei Drittel der Ärztinnen und andererseits sind ein Großteil der spezi- dem Bereich Psychiatrie und Varianten Ärzte an den kommunalen Gesundheits- ellen Kontroll- und Überwachungstätig- (rund 12 Prozent). In den übrigen Fächern ämtern altersbedingt ausscheiden werden keiten wie auch der laufenden fachlichen sind am häufigsten die Fachbereiche der und qualifiziert ersetzt werden müssen. Steuerungs- und Koordinationsaufgaben, Allgemeinmedizin und der internistischen Soll der Öffentliche Gesundheitsdienst letztlich auch interne fachliche Führungs- Gebiete mit zusammen rund 21 Prozent zukünftig seine gesetzlich zugewiesenen aufgaben nur in möglichst konstanter und vertreten. Aufgaben fachlich hinreichend kompetent vollzeitiger Besetzung mit ärztlichen Funk- Auffällig im Gesamtbild ist der besonders bewältigen können, dürfen diese Progno- tionsträgern sinnvoll zu bewältigen. hohe Anteil an Ärztinnen (rund 73 Pro- sen nicht unberücksichtigt bleiben. Bei ohnehin übergreifendem allgemeinem zent), vielfach gekoppelt mit einer eben- Ärztemangel in nahezu allen wesentlichen falls stark vertretenen teilzeitigen Beschäf- Diskussion und teils besonderen Qualifikationsberei- tigung (rund 53 Prozent). chen kommt es daher entscheidend darauf Nicht unerwartet zeigt sich ein mit rund Ein mitunter argumentativ in die Diskus- an, welche attraktiven Rahmenbedingun- 50,4 Jahren vergleichsweise hohes Durch- sionen eingebrachter Aspekt ist die These, gen der Öffentliche Dienst für Ärztinnen schnittsalter der Ärztinnen und Ärzte im dass der Öffentliche Gesundheitsdienst für und Ärzte speziell auch in der kommunalen ÖGD. In Verbindung mit dem jüngsten Ärztinnen und Ärzte attraktiv sein sollte, da Gesundheitsfachverwaltung bieten kann, überhaupt vertretenen Alter von knapp 33 er im Vergleich zu Tätigkeiten im Kranken- gerade auch mit der Zielsetzung einer Jahren bildet dies die im Vergleich zu son- haus und freier Praxis mit weitaus geregel- hohen Identifikation und langfristigen Bin- stigen Verwaltungslaufbahnen atypische teren Arbeitszeiten und geringeren Mehr- dung. 44
Schwerpunkt: Personalgewinnung / Ausbildung in den Kreisen Nicht zu übersehen ist dabei, dass die der- bar an einer Einrichtung der medizinischen tung bereitzustellen. Das Zugriffsrecht zeitige tarifliche Situation des Öffentlichen Versorgung absolviert werden muss, bietet für die letztgenannten Studienplätze lag Dienstes für die Ärztinnen und Ärzte im sich an, in diesem Rahmen Medizinstuden- daher beim Land NRW, welches auf die- Vergleich zu den Bedingungen im klini- tinnen und -studenten an die Aufgaben ser Grundlage das Auswahlverfahren, die schen Bereich mit erheblichen Einschrän- und ärztlichen Tätigkeitsbereiche an einem Einstellung, Förderung und nachhaltige kungen verbunden ist. Gesundheitsamt heranzuführen. Begleitung der so bezeichneten „Regie- Das Tarifgefüge des geltenden TVöD lässt Auch wenn sich Absolventen möglicher- rungsmedizinalpraktikanten“ zentral koor- nämlich unberücksichtigt, dass Ärztinnen weise später doch nicht für eine dortige dinierte und verantwortete. und Ärzte nicht nur pauschal mit typi- Tätigkeit entscheiden mögen, so können Die eingangs beschriebene Erhebung der schem Hochschulabschluss in die oberen positive Erfahrungswerte mindestens doch derzeitigen Situation der Ärzteschaft im Entgeltgruppen einzuordnen wären, son- zu einer besseren Zusammenarbeit mit ÖGD ließ erkennen, dass aus dem dama- dern in aller Regel darüber hinaus noch dem in der Ärzteschaft allgemein nur ein- ligen Verfahren eine ganze Reihe von eine mehrjährige Facharztqualifikation geschränkt bekannten Arbeitsbereich der Ärztinnen und Ärzten nachhaltig mit dem und weitere klinische Vorerfahrungen ein- Gesundheitsfachverwaltung beitragen. eingeschlagenen Weg verbunden geblie- bringen. Diese Kompetenzprofile, die im ben ist und inzwischen zum größten Teil Übrigen auch unverzichtbare aufgaben- Nachwuchsgewinnung als auch maßgebliche Führungspositionen an bezogene Verwendungsvoraussetzung „Regierungsmedizinal einzelnen Gesundheitsämtern erlangt hat. sind, lassen sich in der abgestuften Staffel Dies macht deutlich, dass eine möglichst der Entgeltgruppen derzeit nicht adäquat praktikanten“ frühe Heranführung und Bindung an den abbilden. Da es bisher – anders als im Die zuletzt genannten Aspekte könnten ÖGD zugleich eine hohe Identifikation vormaligen BAT – keine gesonderten Ein- sich entscheidend kombinieren, wenn etwa mit den dortigen Aufgaben mit sich bringt gruppierungsregelungen für Ärztinnen und das in den siebziger Jahren praktizierte und damit tatsächlich als langfristig und Ärzte gibt, versuchen manche Kommunen, Modell „Regierungsmedizinalpraktikanten nachhaltig wirksames Erfolgsmodell gelten einer Empfehlung der VKA folgend durch – Projekt zur Gewinnung ärztlichen Nach- kann. definierte Entgeltzuschläge den Abstand wuchses für das Öffentliche Gesundheits- Da aus den beschriebenen rechtlichen gegenüber den tariflichen Bedingungen im wesen“ unter der maßgeblichen Federfüh- Möglichkeiten ein derartiges umfassendes Krankenhausbereich zumindest teilweise rung des Landes erneut aufgelegt würde. Verfahren nur auf Landesebene umgesetzt abzumildern – bei grundlegendem Ärzte- Ausgerichtet auf ärztliche Tätigkeitsfelder werden kann, muss aus Sicht der Kom- mangel jedoch nur mit eingeschränktem nicht nur an den kommunalen Gesund- munen an das Land appelliert werden, die Erfolg. heitsämtern, sondern auch für den Justiz- damaligen Konzepte erneut aufzugreifen. Außerhalb des ÖGD versuchen einige vollzug, die (damalige) Versorgungsver- Neben dem vergleichbaren Eigenbedarf Kommunen auch, zur Verbesserung der waltung, die (damaligen) Medizinalun- für die landeseigenen Dienste und Insti- ambulanten medizinischen Versorgung tersuchungsämter, die psychiatrischen tutionen könnte dadurch den Kommunen wirtschaftlich attraktive Angebote durch Einrichtungen und andere behördliche eine wichtige Hilfe und Unterstützung zur die Vermittlung günstiger Praxisräumlich- Bereiche mit Bedarf an ärztlicher Fachkom- Sicherung der ärztlichen Kompetenzen an keiten oder finanzielle Absicherung der petenz, erfolgte nach einem Auswahlver- den Gesundheitsämtern vermittelt wer- Praxisgründungen zu bieten. Für die kom- fahren ein Vorpraktikum, welches schon den – unter der Gesamtverantwortung des munalen Gesundheitsämter ergeben sich vor Studienbeginn in die unterschiedlichen Landes für die Gesundheit der Bevölkerung jedoch keine vergleichbaren Möglichkei- Möglichkeiten ärztlicher Betätigung im des Landes NRW. ten. behördlichen Rahmen außerhalb von Klinik Zu berücksichtigen ist allerdings, dass ein Auf längere Sicht angelegt ist ein Modell, und Praxis einführen sollte. solches Verfahren im Hinblick auf Studien- welches ebenfalls durch Kommunen bezie- Während des Studiums wurde eine abge- zeiten und zweckmäßige klinische Fach- hungsweise kommunale Körperschaften stufte finanzielle Förderung in etwa ver- arztausbildung frühestens in etwa 12 bis ins Spiel gebracht wird, nämlich das Ange- gleichbar einem Stipendium gewährt, aller- 15 Jahren tatsächlich engagierte Ärztinnen bot eines Stipendiums. dings gebunden an eine Verpflichtung zur und Ärzte für eine Tätigkeit an den kom- Diese in der Zeitphase des Studiums meist zukünftigen ärztlichen Tätigkeit in einem munalen Gesundheitsämtern bereitstel- willkommene Unterstützung wird dabei der genannten behördlichen Aufgaben- len könnte. Soll ein solches Projekt also verbunden mit einer vertraglichen Ver- gebiete. Zweckmäßigerweise war dabei wenigstens mittelfristig wirksam werden, pflichtung zu einer späteren ärztlichen die Option gegeben, eine Zeit typischer muss es zeitnah und dringlich auf den Weg Tätigkeit in der jeweiligen Kommune ärztlicher Tätigkeit im klinischen Bereich gebracht werden. beziehungsweise Körperschaft. Zwar wäre einzuschieben, speziell zum Erwerb einer In der Zwischenzeit muss den Kommunen hierbei auch eine Beschäftigung an einem jeweils zweckdienlichen erweiterten fach- angeraten bleiben, die Problematik des Gesundheitsamt denkbar, jedoch steht ärztlichen Qualifikation. Ärztemangels für den eigenen Verantwor- diese wiederum in Konkurrenz zu den Entscheidend war jedoch, dass dieses Ver- tungsbereich aufmerksam wahrzunehmen Alternativen einer Tätigkeit in Klinik oder fahren den interessierten Bewerberinnen und auch unorthodoxe Wege der Wieder- Praxis, die jedoch zumindest der kurativen und Bewerbern abweichend von dem besetzung von Stellen mit Ärztinnen und Versorgung der örtlichen Bevölkerung zu ansonsten geltenden Numerus Clausus Ärzten zu suchen, um in der kommunalen Gute kommen. überhaupt erst den Zugang zum Medizin- Eigenverantwortung unverzichtbare Auf- Speziell auf den ÖGD ausgerichtet ist studium eröffnete. Aufgrund aktuell nicht gabenbereiche absichern und kompetent dagegen zum Beispiel eine Initiative des im Detail belegbarer Vorgaben waren die besetzen zu können. Gesundheitsamtes Frankfurt, Medizinstu- Hochschulen verpflichtet, einen bestimm- denten schon während der Studienzeit ten Anteil von Studienplätzen in den für eine mögliche Tätigkeit am Gesund- Fächern Human- und Zahnmedizin teils heitsamt zu interessieren. Da ein Teil des für den Bedarf der Bundeswehr (Sanitäts- EILDIENST LKT NRW sogenannten Praktischen Jahres frei wähl- dienst), teils für die Öffentliche Verwal- Nr. 2/Februar 2014 11.11.00 45
Schwerpunkt: Personalgewinnung / Ausbildung in den Kreisen Gut aufgestellt in die Zukunft – die Kreisverwaltung Viersen punktet Von Kreisdirektor und Personaldezernent Dr. Andreas Coenen und Ableitungsleiterin Susanne Klemt, Kreis Viersen Der demografische Wandel treibt Politik und Verwaltung in vielfacher Hinsicht um. Das Thema ist in Fachliteratur und Presse allgegenwärtig. Auch die Altersstrukturanalyse der Mitarbeiter der Kreisverwal- tung Viersen hat die Annahmen der statistischen Erhebungen bestätigt. Die Veränderung der Personal- und Bewerberstruktur erfordert umgehend die Einbindung eines Personalmanagements, das dem Aspekt Demografie stärker Rechnung trägt. Neben der Optimierung der Arbeitsprozesse und der Schärfung des Gesundheitsbewusstseins der Mitarbeiter sind der Gewinn neuer Leistungsträger und Auszubildender sowie die Bindung leistungsfähiger Mitarbeiter die strategischen Ziele der Zukunft. U m sich dem Wettbewerb um Fach- kräfte und Auszubildende stellen zu können, wurden in der Kreisverwaltung gen bis zur Veröffentlichung von Beiträ- gen in Fachzeitschriften. Perspektivisch ist der Aufbau eines modernen E-Recruiting Neben einer guten Arbeitsplatzausstattung setzt sich die Kreisverwaltung Viersen auch für eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Viersen zahlreiche Maßnahmen des Per- geplant und die Präsentation des Arbeitge- privaten Verpflichtungen ein. Dazu gehö- sonalmarketings und der Personalbindung bers auf ausgewählten Recruitingmessen. ren unter anderem das Angebot eines verwirklicht. Hierbei wurde Wert auf einen Neben den genannten Maßnahmen exter- Elternservices rund um Fragen zur Kin- Marketingmix gelegt, der unterschiedliche nen Personalmarketings trägt das interne derbetreuung und Pflegeberatung sowie Zielgruppen anspricht und gleicherma- Personalmarketing dazu bei, die Beschäf- die Integration langjährig Beurlaubter. Die ßen zur Imageverbesserung und Bildung tigten zu binden und das nach außen kom- umfassende Information der Mitarbeiter der Marke „Kreis Viersen“ als Arbeitge- munizierte Image intern zu bekräftigen. wird durch ein seit August 2013 zeitgemäß ber beiträgt. Am Beginn der Aktivitäten Hierbei spielt die professionelle Personal- gestaltetes und inhaltlich stark ausgebautes stand die Überarbeitung der Stellenanzei- entwicklung eine wichtige Rolle. Auch Intranet sichergestellt. In der neu geschaf- gen, die seitdem in einem übersichtlichen hier setzt die Kreisverwaltung Viersen in fenen Rubrik „Mein Kreis“ finden nicht nur und klar gestalteten Format sowohl in der jüngeren Vergangenheit neue Schwer- neue Mitarbeiter alles Wichtige für einen Printmedien als auch verstärkt in Online- punkte. guten Start, auch Auszubildende und „alte Jobbörsen erscheinen. Auch der Internet- Im November 2012 wurde als Startschuss Hasen“ erhalten viele wichtige Neuigkeiten auftritt wurde in diesem Bereich verändert. zum Betrieblichen Gesundheitsmanage- rund um ihr Beschäftigungsverhältnis. Im Ein spezieller Beitrag „Die Kreisverwaltung ment (BGM) erstmalig verwaltungsweit Sinne einer flexiblen Arbeitszeit- und –ort- als Arbeitgeber“ führt auf einen Blick die ein Gesundheitstag durchgeführt. Im gestaltung trat – ganz aktuell – 2014 eine Vorteile einer Beschäftigung beim Kreis Anschluss an eine Mitarbeiterbefragung neue Dienstvereinbarung Flexible Arbeits- Viersen vor Augen. Beispielhaft seien hier konnten die Beschäftigten aus einem zeit in Kraft, die sowohl einen verbesserten die persönlichen Entwicklungschancen, das BGM-Programm 2013, das in mehreren Service für Bürger ermöglichen als auch System der leistungsorientierten Bezah- Kursen das Thema Bewegung aufgegrif- eine an den persönlichen Interessen oder lung und die moderne Arbeitsumgebung fen hatte, attraktive Angebote auswählen. Lebensphasen orientierte Arbeitszeitgestal- genannt. Ein Banner führt direkt zu aktuel- Weitere Aktionen werden in 2014 folgen. tung der Mitarbeiter erleichtern soll. Den len Stellenausschreibungen, Verlinkungen neuen Regelun- vermeiden unnötige Suchaktionen. Dar- gen zur flexiblen über hinaus sorgt der ebenfalls neu ein- Arbeitszeit war die gerichtete Newsletter „Stellenangebote“ Einführung eines dafür, dass potenzielle Bewerber aktuell modernen Zeiter- und zeitnah informiert werden. Und wenn fassungssystems kein Angebot für sie selber attraktiv ist, vorausgegangen, fungieren die Leser erfahrungsgemäß als das auf komfor- Multiplikatoren. Das differenzierte Aufga- table Auskunfts- benspektrum und die Vielzahl verschiede- möglichkeiten und ner Berufsgruppen in der Kreisverwaltung Medienbruchfrei- Viersen soll auf diesem Weg deutlich stär- heit setzt. ker bekannt gemacht werden. Dazu gehört Mit dem Thema auch ein umfangreiches Angebot verschie- Ausbildung bei der dener Praktika, die allen Arbeitsbereichen, Kreisverwaltung auch in auf den ersten Blick verwaltungs- Viersen beschäf- fernen Berufen, angeboten werden. Nicht tigte sich bereits zuletzt, um eine höhere Präsenz als poten- der Beitrag im Eil- zieller Arbeitgeber zu erreichen, ist die akti- Aktivität ist beim Gesundheitstag angesagt. Kreissportbund-Ge dienst Nr. 6/Juni ve Öffentlichkeitsarbeit verstärkt worden. schäftsstellenleiterin Klaudia Schleuter (l.) und Gesundheitsamts- 2011 „Assess- Die Maßnahmen reichen vom Bedrucken leiterin Martina Kruß zeigen, wie es gehen kann. ment-Center und der Briefumschläge mit Ausbildungsanzei- Foto: Benedikt Giesbers Berufsinformati- 46
Schwerpunkt: Personalgewinnung / Ausbildung in den Kreisen onstag – neue Wege bei der Auswahl der die Überarbeitung Nachwuchskräfte", in welchem die Neu- des Internetauf- konzeption des Auswahlverfahrens und tritts durch eine der Werbung für die Ausbildungsplätze verbesserte Verlin- beschrieben wurde. Da persönliche Kom- kung der Ausbil- petenzen auch bei den Nachwuchskräften dungsseite wäh- immer stärker in den Fokus rücken, wur- rend des laufenden den in einem ersten Schritt die klassischen Auswahlverfahrens Vorstellungsgespräche im gehobenen sowie durch die Dienst durch moderne Assessment-Center Neugestaltung abgelöst. Um die festgestellten Informa- der eigenen Aus- tionsdefizite der Bewerber im Hinblick bildungsseite und auf die angebotenen Ausbildungsberufe, eine weitere ziel- aber auch besonders im Hinblick auf die gruppenorientierte Arbeitsbereiche der Kreisverwaltung Vier- Ausweitung der sen abzubauen, wird seit 2010 zudem jähr- Werbung, bei- lich im Mai ein Berufsinformationstag im spielsweise durch Kreishaus angeboten. Inzwischen ist fest- Auch Kreisdirektor und Personaldezernent Dr. Andreas Coenen (l.) Platzierung der zustellen, dass der Berufsinformationstag, informiert mit beim Berufsinformationstag Kreis Viersen. Ausbildungsanzei- der von Beginn an ein voller Erfolg war und Foto: Alois Müller ge in einem Kino- den Nerv der Zeit getroffen hat, als feste Programmheft. Institution in der Nachwuchskräftegewin- fragt und innerhalb kürzester Zeit belegt. Die Teilnahme an Berufsorientierungsta- nung des Kreises Viersen verankert ist und Auch durch dieses zusätzliche Angebot gen an Schulen wurde ausgebaut, um den zudem zielgruppenorientiert ausgebaut zeigte sich wieder, wie wichtig persönliche Kreis Viersen als Arbeitgeber bekannter zu und weiterentwickelt wurde. Kontakte bereits im Vorfeld des Auswahl- machen. Beispielhaft sei hier ein Speed- Um den Kreis Viersen als vielfältigen und verfahrens für die Bewerber sind, denn Dating an einem Gymnasium genannt. attraktiven Arbeitgeber noch besser dar- sehr viele der Teilnehmer bewarben sich Als Ausblick bleibt festzustellen, dass die stellen zu können, werden im Rahmen anschließend auch um die Ausbildungs- bereits ergriffenen Maßnahmen in Zukunft des Berufsinformationstages nunmehr plätze. trotz aller positiven Aspekte immer noch auch konkrete Arbeitsplätze im mittleren Neben der Weiterentwicklung des Berufs- nicht beziehungsweise nicht mehr ausrei- oder gehobenen Dienst aus verschiede- informationstages wurde das eigentliche chen dürften. Perspektivisch muss daher nen Ämtern gezeigt. Engagierte Mitarbei- Auswahlverfahren verbessert. Aufgrund die Attraktivität und Vielfältigkeit der kom- ter präsentieren dabei ihre Aufgaben und der durchweg positiven Resonanz wurde munalen Ausbildungsberufe noch mehr Tätigkeiten in den angebotenen Ausbil- auch für die übrigen Verwaltungsberu- herausgearbeitet und beworben werden, dungsberufen. Beim Berufsinformationstag fe ein Assessment-Center entwickelt und um somit noch stärker in den Fokus der 2013 wurden zudem erstmals sogenannte eingeführt. Die Qualitätssicherung der Öffentlichkeit zu rücken. Durch eine noch Schnupperpraktika angeboten. In nahezu Assessment-Center ergab, dass seit Einfüh- häufigere Teilnahme an Informationsaben- allen Aufgabenbereichen der Kreisverwal- rung kein Studierender mehr sein Duales den in den Schulen und an ausgewählten tung Viersen gab es in diesem Rahmen Studium vorzeitig abgebrochen hat und Ausbildungsmessen kann dies gelingen. die Möglichkeit, an bestimmten Tagen für dass sämtliche Abschlussprüfungen mit Die Aufgabe wird sein, die Zielgruppen einen Nachmittag auf einzelnen Arbeits- befriedigend bis sehr gut abgeschlossen noch direkter und unmittelbarer als bislang plätzen zu schnuppern, um so ein wenig werden konnten. Verständlicherweise gab abzuholen. die Kreisverwaltung, deren Mitarbeiter und es dadurch auch eine hohe interne Akzep- die Tätigkeiten kennenzulernen. Die ange- tanz bei den Fachämtern. Weitere Maß- EILDIENST LKT NRW botenen Plätze waren sehr stark nachge- nahmen im Bereich der Ausbildung waren Nr. 2/Februar 2014 11.11.00 Mit einem Azubi-Film neue Wege in der Nachwuchskräfte-Akquise gehen Von Katja Fall, Ausbildungsleiterin im Fachdienst Personal, Märkischer Kreis Die Ausgangssituation sowie die Perspektive für die Ausbildung in der Verwaltung bergen einige Schwierigkeiten. Diese sollten aber nicht entmutigen, sondern vielmehr beflügeln, drohenden Szenarien mit kreativen Ideen entgegenzutreten. Neben den allgemein bekannten Marketingstrategien über eine attraktive Homepage, Messepräsenz, Anzeigenschaltung und dergleichen hat sich der Märkische Kreis getraut, einen mutigen Weg zu gehen. Er drehte mit den eigenen Auszubildenden einen Azubi-(Werbe-)Film. D eutschland hat mit rund 350 aner- kannten Berufsbildern ein unglaub- lich vielfältiges Angebot an Ausbildungen Wahl. Viele Schüler haben in ihrem letz- ten Schuljahr vor dem Abschluss Schwie- rigkeiten, die eigenen Fähigkeiten und für Kommunalverwaltungen birgt dieses große Angebot gewisse Risiken. Die Ver- waltung möchte natürlich nicht einfach im dualen System. Darunter haben die Neigungen einzuschätzen und die richti- einer von 350 sein, sondern zukünftig in Schulabgänger sprichwörtlich die Qual der ge Ausbildungsplatzwahl zu treffen. Auch der Beliebtheitsskala der Ausbildungsbe- 47
Schwerpunkt: Personalgewinnung / Ausbildung in den Kreisen rufe weit oben stehen, um möglichst viele Verwaltung. Vorurteile wie behäbiges lifizierungsprogramm und somit gute qualifizierte Schulabgänger für die eigenen Verhalten, die Bezahlung sei schlechter als Karrierechancen. Der Einsatz moderner Ausbildungsplatzangebote zu bekommen. in der Wirtschaft, langweilige Arbeit und IT, regelmäßige Mitarbeitergespräche, Die Ausbildungssituation des Märkischen kaum Karrierechancen bestehen immer ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, Kreises umfasst zur Zeit 48 Auszubildende noch. Tatsächlich bietet die Tätigkeit zum betriebliches Gesundheitsmanagement in den Berufen Verwaltungsfachangestell- Beispiel als Verwaltungsfachangestellter und betriebliches Eingliederungsmanage- te, Beamte im gehobenen Dienst, Kaufleu- oder Beamter im gehobenen Dienst eine ment unterstreichen, dass Verwaltungen te für Bürokommunikation, Gärtner, Ver- große Vielfalt und Abwechslung. Mit einer heutzutage ein sehr fortschrittliches Perso- anstaltungskaufleute, Fachinformatiker, klassischen Verwaltungsausbildung lernt nalmanagement fokussieren. Nicht zuletzt Vermessungstechniker, Geomatiker und man zwar nur einen Beruf, kann aber nach ermöglicht der Märkische Kreis mit dem Hygienekontrolleure. der Ausbildung später eine ganze Palette Angebot von Telearbeit, Gleitzeit, Sab- Die Arbeit in einer Kreisverwaltung ist vielfältig. Auch der Kunden- Ein ganz wichtiger Faktor bei der Arbeit ist Teamwork. kontakt gehört dazu. Foto: Raffi Derian Allerdings muss sich auch die Verwaltung an Einsatzgebieten abdecken. Sie reicht baticals, verschiedensten Variationen der mit den Folgen des demografischen Wan- vom Controller, Wahlleiter, Datenschützer, Teilzeitbeschäftigung und Elternzeit eine dels und der zunehmenden Konkurrenz auf Bürgerberater, Finanzmanager, Personal- große Bandbreite, um Beruf und Familie dem Ausbildungsmarkt auseinandersetzen. berater und Integrationshelfer über den miteinander vereinbaren zu können. Diese Der demografische Wandel sorgt für eine Umwelt- und Naturschützer bis hin zu Ein- positiven Rahmenbedingen schaffen opti- schrumpfende Bevölkerung, die zugleich kauf/Verkauf, Casemanager im Jobcenter male Bedingungen für ein gutes Betriebs- deutlich älter wird. Dadurch wird die Zahl und Gleichstellungsbeauftragten, um nur klima. Die vielen positiven Attribute, die der ausbildungsberechtigten Jugendlichen einige Beispiele zu nennen. abwechslungsreiche Arbeit als solche innerhalb der kommenden 15 bis 20 Jahre Viele Neigungen und Talente werden viel- sowie vorbildliche Rahmenbedingungen um rund 20 Prozent zurückgehen. Gleich- leicht erst in der Ausbildung entdeckt und sind eine Bereicherung für die Mitarbeiter zeitig entscheiden sich Jugendliche immer man kann sich nach Abschluss der Ausbil- der Kreisverwaltung, helfen aber in direk- öfter für höhere Bildungsabschlüsse und dung immer wieder neu orientieren, indem ter Linie nicht dem Marketing, wenn diese schlagen eine akademische Laufbahn man sich auf freie ein. Drohende Szenarien für die Kom- Stellen bewirbt. munalverwaltung sind ein bevorstehen- Das Kriterium des der Fachkräftemangel sowie ein massiver attraktiven und Rückgang der Zahl der Ausbildungsbe- abwechslungsrei- werber. Künftig wird es schwerer werden, chen Berufsbildes Ausbildungsplätze adäquat zu besetzen, ist somit erfüllt. Der die Konkurrenz um gute Bewerber wird Märkische Kreis zunehmen. Die Frage ist daher, wie es Ver- bietet sehr gute waltungen gelingt, in der Öffentlichkeit als Rahmenbedin- attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen gungen für seine zu werden. Positive Faktoren, die in erster Mitarbeiter. Dazu Linie die Berufswahl und in zweiter Linie gehören fachbe- dann die Wahl des Arbeitgebers bestim- zogene sowie per- men, sind ein Berufsbild, das spannend sönlichkeitsbilden- und abwechslungsreich ist sowie ein gutes de Fortbildungen, Betriebsklima. Verwaltungsberufe haben, Weiterbildungs- zu Unrecht, in der Bevölkerung ein ange- möglichkeiten, ein staubtes Image. Viele Menschen haben innerbetriebliches lediglich diffuse und somit falsche Vorstel- Nachwuchsfüh- Die unterschiedlichsten Drehorte zeichnen den Azubi-Film des lungen von der Arbeit in der öffentlichen rungskräftequa- Märkischen Kreises aus. Foto: Erkens 48
Schwerpunkt: Personalgewinnung / Ausbildung in den Kreisen Maßnahmen nicht nach außen bekannt Identifikation ist eine wichtige Kompo- An drei Drehtagen kamen je zehn Indoor sind. nente, um Interesse zu wecken, Nähe zu und Outdoor Sets vor die Kamera. 14 Aus- Für ein wirksames Personal- und Azubi- erzeugen und letztlich eine Bindung herzu- zubildende und elf Ausbilder agierten als marketing ist der Märkische Kreis bereits stellen. Es soll das Gefühl geweckt werden: Akteure für das Filmteam Sternemann. Für seit vielen Jahren mit einem umfangreichen „Da arbeiten sympathische Menschen. Ich das eigentliche Konzept zeigten sich die Aktionskatalog in Form von Messebeteili- kann mir gut vorstellen, auch einer von Ausbildungsleitung und die Pressestelle gungen, Stellenanzeigen, Infoveranstaltun- euch zu werden!“ verantwortlich. Herausgekommen ist dabei gen für Schulen, Beteiligungen am Boys-/ ein 4,5 Minuten Girls-/Greenday, Imagebroschüren, Online langer Beitrag. Stellenportale und aktuellen Informationen Die Nachfrage, ob auf der Homepage aufgestellt. Aber alle man Schauspieler diese Aktivitäten schaffen es nicht, den für den Film enga- Verwaltungsberuf und seine Vielfältigkeit giert habe, spie- erlebbar zu machen. Viele der Aktionen gelt die Qualität sind zu statisch, so dass die Idee entwickelt des Filmes wieder. worden ist, einen Azubi-Marketing Film In der Konzepti- für die Homepage und Veranstaltungen zu on wurde bewusst entwickeln. Die Grundidee war die eigenen die Entscheidung Azubis zu Botschaftern zu machen. Durch getroffen, dass die den Einsatz bewegter Bilder kann der Mär- eigenen Auszubil- kische Kreis als Arbeitgeber einerseits zei- denden die Szenen gen, wie viele verschiedene Ausbildungen ausführen sollen. angeboten werden, wie vielfältig die Akti- Sie spielen die Rol- vitäten der Auszubildenden sind und dass len nicht, sondern der Beruf in der Verwaltung alles andere sie leben sie, so als eintönig ist. Der Märkische Kreis wollte dass dadurch die andererseits aber auch herausstellen, dass Akteure authen- Bei den Dreharbeiten ging es professionell zu. Eine richtige Aus- es nicht nur einen speziellen Typen gibt, tisch und sympa- leuchtung der einzelnen Szenen war daher selbstverständlich. der in die Kreisverwaltung passt, sondern thisch erscheinen. Foto: Erkens dass er als Arbeitgeber unterschiedliche Der Film unter- Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Bei der Darstellung der Verwaltungsberufe streicht, dass die Menschen, die beim Mär- Fähigkeiten und Neigungen sucht, die in setzten die Macher auf Vielfalt. Gedreht kischen Kreis arbeiten, genauso verschie- die jeweiligen Arbeitsbereiche passen. wurde im Bürgerbüro, im Call-Center, bei den und vielfältig sind, wie die Aufgaben, einer Baustellenbesichtigung, bei der Pro- die hier bearbeitet werden. jektarbeit, bei Vermessungsarbeiten, bei Inwieweit die Film-Aktion wirklich den der Wasserprobenentnahme, in der Leit- gewünschten Erfolg bringen wird, kann derzeit natürlich noch nicht belegt werden, weil der Film erst seit Herbst 2013 auf der Homepage zu sehen ist. Auf You- Tube hat der Film indes schon fast 900 Klicks. Fest- stellen lässt sich aber jetzt schon, dass sich der orga- Über die Hobbys der Azubis erhält der nisatorische und Film ein stückweit einen persönlichen zeitliche Aufwand Touch. Foto: Erkens wirklich gelohnt hat. Die Auszubil- Daher gibt auch der Film den Azubis den denden des Märki- Raum über ihre Hobbys mehr von sich schen Kreises sind selbst und ihre Motive zur Berufswahl zu Die unterschiedlichsten Berufsfelder, die eine Kreisverwaltung an sehr stolz auf ihren erzählen. Die Verbindung zwischen priva- bietet, finden im Azubi-Film ihren Raum. Foto: Erkens Azubi-Film. Und ten Interessen wie Reiten, Fußball, Zeich- die Ausbildungs- nen, Jogging, Shoppen und den verschie- stelle des Rettungsdienstes und natürlich leiterin ist sehr stolz auf die Leistung der denen Tätigkeiten in der Kreisverwaltung am Schreibtisch. Auf diese Weise sollten Auszubildenden. Unter http://www.maer- macht den eigentlichen Clou des Ausbil- die verschiedenen Tätigkeitsfelder der kischer-kreis.de, Stichwort Ausbildung, ist dungsfilms aus. Schüler, die sich den Film Kreisverwaltung visualisiert werden. Bei der Film im Internet zu finden. anschauen, sollen sich mit den Figuren den Aufnahmen in den gemeinsamen identifizieren können oder das Gefühl Pausen und beim gemeinsamen Lernen EILDIENST LKT NRW bekommen, sie könnten gut dazu passen. kommt ein positives Betriebsklima rüber. Nr. 2/Februar 2014 11.11.00 49
Schwerpunkt: Personalgewinnung / Ausbildung in den Kreisen Gestatten: Ich bin CaSper! Ein Projekt zur Attraktivitäts steigerung des Arbeitgebers Von Frank Bender, Kreisdirektor und Sonja Benfer, Vorsitzende der Jugend- und Auszubildenden vertretung, Kreis Siegen-Wittgenstein „Eines vorweg: Nein, ich bin kein Gespenst. Es gab zwar eine Zeit, in der ich vielleicht ein Geistesblitz war, eine Eingebung, eine Idee. Aber ich bin schon lange kein bloßer Gedanke mehr. Dank der tatkräftigen Unterstützung und dem Einsatz von mehr als 40 engagierten Köpfen habe ich mich zu einem kreativen und greifbaren Projekt entwickelt. Und ich bin nicht nur irgendein Projekt. Ich wurde ins Leben gerufen, um ein ganz bestimmtes Ziel zu erreichen. Ich möchte junge, motivierte und leistungsstarke Nachwuchs- kräfte auf die Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein als attraktiven Arbeitgeber aufmerksam machen." So würde wohl eine kurze, selbst formulierte Charakterbeschreibung des Projekts „CaSper" lauten. eines Ausbildungsberufs in der öffentlichen der Bewerbungsphase Antworten benötigt Verwaltung sind kennzeichnende Merk- hätten. Diese Antworten finden sie jetzt male, die sich negativ auf die Berufswahl auf der neuen Internetpräsenz des Kreises Jugendlicher in Deutschland auswirken. Siegen-Wittgenstein. Genau hier setzt das Projekt CaSper an. Um Auf der Startseite (www.siegen-wittgen- all dem entgegenzuwirken und den Kreis stein.de/Ausbildung) erhalten die poten- auf dem Arbeitsmarkt als einen erstrebens- tiellen Bewerber einen ersten Überblick werten, erfolgreichen und guten Arbeitge- über das komplette Menü. Will man zum Das selbst entwickelte Logo der Projekt- ber zu positionieren, hat die Projektgruppe Beispiel wissen, was die Auszubildenden gruppe CaSper. ein entsprechendes Ausbildungsmarketing des Kreises Siegen-Wittgenstein neben Foto: Kreis Siegen-Wittgenstein entwickelt. der Verwaltungsarbeit unternehmen, dann Doch die Frage, die sich zwangsläufig erfährt man dies unter dem Punkt „Aktuel- C „ aSper. Come and Stay – persönlich, erfolgreich, respektvoll". Genau das bedeutet dieses Projekt. Es soll junge Men- daraus ergibt, ist: „Wie erreiche ich, dass genau diese jungen Menschen ihre beruf- liche Zukunft mit uns, dem Kreis Siegen- les“. In der Kreisverwaltung wird viel Wert darauf gelegt, neue Auszubildende durch verschiedene Veranstaltungen zu integrie- schen auf den Kreis Siegen-Wittgenstein Wittgenstein, gestalten wollen?“ Die Ant- ren und das Gemeinschaftsgefühl inner- aufmerksam machen, ihnen die Vorteile wort ist so trivial und doch schwierig in der halb der Gruppe zu stärken. Die Erfahrun- des öffentlichen Dienstes näher bringen Umsetzung: Der Kreis muss die potentiel- gen der Einführungswoche zu Beginn der und ihnen das Gefühl geben, beim Kreis len Bewerber mit etwas begeistern, respek- Ausbildung, über die Berufsbildungstage Siegen-Wittgenstein willkommen zu sein. tive locken, was andere Arbeitgeber nicht in Bad Marienberg bis hin zu den allseits Es soll aber auch auf das hinweisen, was bieten. Andersherum betrachtet heißt das: beliebten „Azubi-Treffen“ werden hier die Kreisverwaltung zu einem zuverläs- Der Nachwuchs will ein Mehr an Nutzen dargestellt. Dem folgt die detaillierte Vor- sigen und zukunftssicheren Arbeitgeber für sich selbst ziehen, wenn er sich für eine stellung des Projekts CaSper. Hier wird macht: Auszubildende haben eine reelle Ausbildung oder ein Studium beim Kreis Außenstehenden näher gebracht, welche Chance auf eine Übernahme. entscheidet. Inhalte das Projekt ausmachen und wer Initiiert wurde „CaSper“ von Kreisdirektor daran arbeitet. Unter „Wir bieten“ erhal- Frank Bender, während die Umsetzung Internetpräsenz ten Interessierte einen Überblick über die sowie die Entwicklung des Projekts in einzelnen Ausbildungsberufe und ihre den Händen der Auszubildenden und der Da in der heutigen Zeit nichts ohne das Anforderungen, sowie Tipps und Hinwei- Jungend- und Auszubildendenvertretung World Wide Web läuft – auch nicht die se, wie man sich richtig bewirbt. Bei dem (JAV) der Kreisverwaltung liegen. Berufswahl –, wurde in einem ersten Punkt „Bewerbungsverfahren“ erhält man Schritt die Internetpräsenz im Bereich Aus- alle relevanten Informationen zur Online- Hintergrund bildung optimiert. Die Leitfragen hinter der Bewerbung, dem Eignungstest und dem Erarbeitung sind: Was wollen potenzielle eigentlichen Vorstellungsgespräch. Anlass ist eine gesellschaftliche Entwick- Bewerber über den Kreis und die verschie- Was gibt es Besseres als Informationen lung, die durch den demografischen denen Ausbildungsmöglichkeiten wissen? aus erster Hand? Unter dem Menüpunkt Wandel und der damit verbundenen Welche Informationen muss man ihnen „Erfahrungsberichte“ erzählen die Aus- Minderung des Erwerbspersonenpoten- bieten, damit sie das Gefühl haben, gut zubildenden über ihre ganz persönlichen zials gekennzeichnet ist. Es ist also umso und ausreichend informiert zu sein? Um Erlebnisse während ihrer Ausbildungszeit. wichtiger, geeignete Nachwuchskräfte die „Kundensicht“ – also die Bewerber- Im praktischen PDF-Format können Inter- auszubilden beziehungsweise zu werben, perspektive – aus erster Hand nachvollzie- essierte nachlesen, was den Auszubilden- die der in Zukunft noch erhöhten Quali- hen zu können, wurde eng mit den Aus- den an ihrer Arbeit besonders gut gefällt, tät an Arbeitsleistung und dem steigenden zubildenden zusammengearbeitet. Denn in welchen Fachservices sie bereits einge- Arbeitsvolumen gerecht werden können. sie wissen genau, was Menschen ihrer setzt wurden oder was zu den allgemeinen Motivationsschwierigkeiten, Desinteresse Altersgruppe besonders anspricht und auf Aufgaben eines Auszubildenden gehört. aber auch Informationsmangel bezüglich welche Fragen sie beispielsweise während Gerade die letzten Vorstellungsgespräche 50
Schwerpunkt: Personalgewinnung / Ausbildung in den Kreisen halb dieser fest Selbstbewusstsein und ihre Selbständigkeit geplanten Aktivi- aus. Die dadurch gewonnenen Erfahrun- täten viel mit den gen der Auszubildenden konnten nach der Auszubildenden Rückkehr in die Kreisverwaltung oft sehr zu unternehmen. deutlich wahrgenommen werden. In diesem Jahr wird zum zweiten Berufsfelderkundungstage Mal mit allen Aus- zubildenden eine Eine weitere Aufgabe von CaSper ist die Bildungsfahrt nach Durchführung der Berufsfelderkundungs- Berlin durchge- tage in der Kreisverwaltung. Diese sind führt. Hier werden Teil des Landesvorhabens „Kein Abschluss den Auszubilden- ohne Anschluss". Hierbei geht es um den den weitergehende Übergang von der Schule in den Beruf Kenntnisse in den und die Systematisierung des Prozesses Im Kletterwald wachsen die Auszubildenden über sich hinaus. Bereichen deut- der Berufs- und Studienorientierung. Eine Foto: Kreis Siegen-Wittgenstein sche Geschichte kleine Anzahl von Schülern verbringt hier- und Politik ver- bei einen halben Tag in der Kreisverwal- haben gezeigt, wie ansprechend diese mittelt. Auch der diesjährige Besuch des tung und lernt diese mit all ihren Facetten Erfahrungsberichte für potentielle Bewer- Landtages in Düsseldorf samt Diskussion kennen: Aufgaben, Arbeitsumfeld, Klima ber sind. Diese teilten mit, dass sie auf- mit einem Landtagsabgeordneten aus der – und natürlich die Auszubildenden selbst. grund der Berichte eine bessere Vorstel- Region verbessert das politische Verständ- Schon hier besteht also eine erste nähere lung von ihrem späteren Beruf bekommen nis der Auszubildenden. Kontaktmöglichkeit, die zu einer Art Bin- haben und von den Aktivitäten und dem All diese Aktivitäten führen nicht nur zu dung an den Kreis führen kann. besonderen Gemeinschaftsgefüge unter einem besseren politischen Verständnis den Auszubildenden begeistert waren. und kundenorientierteren Verhalten, son- Fazit Zuletzt stellt sich die JAV selbst mit ihren dern stärken auch in besonderem Maße das Aufgaben genauer vor. Mit der vorge- Gemeinschaftsgefühl der Auszubildenden. All diese Maßnahmen zielen darauf ab, stellten Plattform steht den potenziellen Die circa vierteljährlich durchgeführten dass die Ausbildung in der Kreisverwal- Bewerbern nun kontinuierlich ein breites Azubitreffen tragen ebenso ihren Teil dazu tung mit bestimmten Qualitätsmerkmalen Spektrum an aktuellen Informationen zur bei. Hier treffen sich alle Auszubildenden, in Verbindung gebracht wird und somit Verfügung. Damit kann sich die Kreis- der Ausbildungsleiter und die JAV außer- die Attraktivität des Arbeitgebers „Kreis verwaltung jungen, motivierten und lei- halb der Arbeits- stungsstarken Nachwuchskräften aktiv als zeit – meistens attraktiver Arbeitgeber präsentieren. abends – in einem Café oder einer Bar Unternehmungen und verbringen im Gespräch Zeit mit- Die gerade angesprochene Einführungs- einander. woche und die Berufsbildungstage sind weitere Maßnahmen, durch die sich der Praktika Kreis von anderen Arbeitgebern abhebt. In der Einführungswoche besichtigen alle Eine andere Maß- neuen Auszubildenden zum einen kreis nahme zur Attrak- angehörige Institutionen, wie die Kreis- tivitätssteigerung polizeibehörde, den Siegerlandflughafen des Arbeitgebers oder die Deponien. Dadurch lernen sie sind Praktika. das Kreisgebiet besser kennen. Zum ande- Damit sind nicht Die Projektgruppe CaSper in der aktuellen Besetzung: v.l. Tobias ren verbringen die neuen Auszubilden- die typischen Liebig, Bianca Otterbach, Rahel Arlitt, Melina Theiß und Christian den einen Tag im Kletterwald, wo sie ein „Schülerpraktika“ L’Hiver. Schulbedingt fehlen: Melanie Reichmann, Laura Michel, Gemeinschaftsgefühl entwickeln und sich gemeint, sondern Dennis Schneider und Jann Frederik Burholt. näher kennenlernen. Praktika unserer Foto: Kreis Siegen-Wittgenstein Alle zwei Jahre findet für die ersten beiden Auszubildenden Lehrjahre eine mehrtägige Bildungsfahrt sowohl in der Privatwirtschaft als auch in Siegen-Wittgenstein“ steigt. Klar ist, dass nach Bad Marienberg statt. Hier geht es anderen Verwaltungen – egal ob im In- dieses Ausbildungsmarketing stets den nicht nur darum, jahrgangsübergreifend oder Ausland. Der Sinn dahinter ist, den gesellschaftlichen Entwicklungen ange- Kontakte zu knüpfen, sondern auch darum, Auszubildenden die Möglichkeit zu geben, passt und kontinuierlich umgesetzt werden praxisrelevante Kenntnisse von erfahrenen einmal über den Tellerrand zu blicken. muss. Denn nur so kann dem stets prä- Referenten vermittelt zu bekommen, die Gerade die Praktika in entfernteren Städ- senten Thema „demografischer Wandel“ sofort im Arbeitsleben Anwendung finden. ten oder gar im Ausland sind besonders etwas entgegen gehalten werden: „Sie- Geschult werden die Auszubildenden zum förderlich für die Persönlichkeitsentwick- gen-Wittgenstein – Die Menschen sind Beispiel in den Bereichen Rhetorik, Klei- lung der Auszubildenden. Hier ziehen sie unser Kapital“! dungsstil oder kundenorientiertes Auftre- nicht nur Vergleiche zu anderen Arbeitge- ten. Darüber hinaus ist der Kreis Siegen- bern im Hinblick auf die Arbeitsweise oder EILDIENST LKT NRW Wittgenstein stets bestrebt, auch außer- das Sozialgefüge, sondern bauen auch ihr Nr. 2/Februar 2014 11.11.00 51
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