EILDIENST 2/2014 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW

 
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EILDIENST 2/2014 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
EILDIENST
                                               2/2014

Aus dem Inhalt:
   Personalgewinnung/Ausbildung in den Kreisen
   Gemeindefinanzierungsgesetz – Bedarf und Abundanz
   Mittelverteilung der Eingliederungshilfe in NRW
EILDIENST 2/2014 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
Auf ein Wort

Finanzielle Entlastung der
Kommunen durch den Bund:
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Wie der Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD auf Bundes­ebene
zeigt, verschließen die Verantwortlichen in Berlin nicht die Augen vor der
strukturellen Unterfinanzierung der kommunalen Ebene im gesamten
Bundesgebiet. Trotz einer generell sehr erfreulichen Einnahmesituation
verschlechtert sich die finanzielle Lage der meisten Kommunen aufgrund
der weiterhin noch stärker als die Einnahmen steigenden, kommunal zu
finanzierenden Sozialleistungen. Unter Hervorhebung der gesamtstaatlichen
Verantwortung des Bundes findet sich unter der Überschrift „Solide Staats-
finanzen – nachhaltig und generationengerecht“ im finanzpolitischen
Kapitel des Koalitionsvertrages eine Auflistung prioritärer Maßnahmen
für die 18. Legislaturperiode, die allesamt nicht unter einen Finanzierungs-
vorbehalt gestellt werden. Die Liste umfasst neun Handlungsfelder mit
einem Volumen von rund 25 Milliarden Euro, die insbesondere auch die
Kommunen betreffen.
Neben einer Aufstockung der Mittel für die – insbesondere in NRW dringend notwendigen – Investitionen in
die öffentliche Verkehrsinfrastruktur um 5 Milliarden Euro und einer Anhebung der Mittel für die Eingliederung
Arbeitssuchender um 1,4 Milliarden Euro sollen Länder und Kommunen bei ihren Aufgaben im Bildungsbereich
unter Einbeziehung der frühkindlichen Bildung und Betreuung in Höhe von 6 Milliarden Euro entlastet werden.
An erster Stelle der Prioritätenliste rangiert richtigerweise die Entlastung der Kommunen im Aufgabenfeld der
Eingliederungshilfe gemäß Sozialgesetzbuch XII, den Leistungen für Menschen mit Behinderungen. Im Rahmen
der Verabschiedung eines Bundesteilhabegesetzes soll eine jährliche Entlastung in Höhe von 5 Milliarden Euro
erfolgen. Dabei behalten die Koalitionspartner die Komplexität einer Reform des Systems der Eingliederungshilfe
mit einer Vielzahl fachlicher und finanzieller Detailfragen (Einführung eines Bundesteilhabegeldes, Beseitigung
von Schnittstellen, Weiterentwicklung des Leistungsrechts, etc.) im Blick und gehen nicht davon aus, dass dieses
Projekt bereits im Jahr 2014 zum Abschluss kommen wird. Um die Entlastungseffekte jedoch nicht weiter hin-
auszuzögern, wird aber eine jährliche Entlastung der Kommunen zugesagt – wörtlich heißt es: „Bereits vor der
Verabschiedung des Bundesteilhabegesetzes soll mit einer jährlichen Entlastung der Kommunen in Höhe von
1 Mrd. Euro p.a. begonnen werden.“
Allerdings wird die Beschreibung dieses Entlastungsvorhabens im Koalitionsvertrag mit dem Hinweis eingeleitet,
dass infolge der letzten Stufe der Übernahme der Finanzierung der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbs-
minderung gemäß Sozialgesetzbuch XII mit Beginn des Jahres 2014 die Kommunen eine Entlastung von rund
1,1 Milliarden Euro erfahren. Diese Darstellung ist zwar sachlich zutreffend, gilt aber nicht für die Schlussfolge-
rung, die die Urheber des Textes offensichtlich ziehen möchten. So könnte dies so zu verstehen sein, dass die
Vorab-Entlastung in Höhe von einer Milliarde Euro im Jahr 2014 ausbleiben soll, da die Kommunen doch bereits
eine Entlastung in etwa derselben Höhe im Bereich der Grundsicherung erfahren haben.
Dies wäre jedoch eine politisch unzulässige Doppelverwertung eines Vorgangs, der in keiner Weise der neuen
Bundesregierung zuzurechnen ist. Vielmehr haben Bundestag und Bundesrat bereits im Jahre 2011 mit den
seinerzeit bestehenden Mehrheiten – also zur Zeit der Bundesregierung von Union und FDP – die schrittweise
Entlastung der Kommunen bei der Grundsicherung beschlossen.
Wäre diese Entlastung nicht bundesgesetzlich sukzessive in drei jährlichen Schritten gestaltet worden, sondern
direkt komplett erfolgt, wäre offensichtlich, dass es sich um eine Entlastungsmaßnahme der Vergangenheit
handelt. Genau so verhält es sich aber mit dem letzten Entlastungsschritt, der zum 01.01.2014 greift. Die
Bundesregierung kann sich nun nicht durch die politische „kalte Küche“ ihrer konkreten Zusage entziehen,
vorab – vor Inkrafttreten des Bundesteilhabegesetzes mit dem Entlastungsvolumen von 5 Milliarden Euro –
und damit auch bereits im ersten Amtsjahr der neuen Bundesregierung, dem Jahr 2014, den Kommunen die
Entlastungsmilliarde zukommen zu lassen. Anderenfalls wäre dem Vertrauen der Kommunen in die Ernsthaftig-
keit der Entlastungszusagen der Bundesregierung insgesamt die Grundlage entzogen.

                                                                       Dr. Martin Klein
                                                                       Hauptgeschäftsführer
                                                                       des Landkreistages Nordrhein-Westfalen

                                                                                                                 41
EILDIENST 2/2014 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
Inhalt

EILDIENST                                                                                                2/2014

                                                Auf ein Wort
                                                        Wort                                                            41

                                                Schwerpunkt:
 Kavalleriestraße 8                             Personalgewinnung  / Ausbildung in den Kreisen
 40213 Düsseldorf
 Telefon 0211/ 300 491-0                        Die ärztliche Besetzung der Gesundheitsämter in NRW
 Telefax 02 11/ 300 491-660                     – Qualifikationen – Kapazitäten – Besetzungsnöte                       44
 E-Mail: presse@lkt-nrw.de
 Internet: www.lkt-nrw.de                       Gut aufgestellt in die Zukunft –
                                                die Kreisverwaltung Viersen punktet                                    46
 Impressum
                                                Mit einem Azubi-Film neue Wege in der Nachwuchskräfte-Akquise gehen    47
 EILDIENST – Monatszeitschrift
 des Landkreistages                             Gestatten: Ich bin CaSper! Ein Projekt zur Attraktivitätssteigerung
 Nordrhein-Westfalen                            des Arbeitgebers                                                       50
 Herausgeber:
 Hauptgeschäftsführer
                                                Bertelsmann-Stiftung zertifiziert den Kreis Euskirchen als
 Dr. Martin Klein                               „Familienfreundlichen Arbeitgeber“                                     52
 Redaktion:                                     Mit kreativen Ideen qualifizierte Nachwuchskräfte gewinnen             53
 Erster Beigeordneter Dr. Marco Kuhn
 Beigeordneter Reiner Limbach                   Die Bindung engagierter Fach- und Nachwuchskräfte
 Referent Dr. Markus Faber
 Referentin Dr. Andrea Garrelmann               steht im Mittelpunkt                                                   54
 Referentin Dorothée Heimann
 Hauptreferent Dr. Christian v. Kraack          Demografieaktive Qualifizierung in Kommunen und Kreisen                57
 Referentin Friederike Scholz
 Referent Dr. Kai Zentara                       Nachwuchsgewinnung bei der Kreisverwaltung Lippe                       59
 Redakteurin Bianca Treffer
                                                Azubis suchen, finden und begleiten:
 Quelle Titelbild:                              Kreativität und Engagement von Anfang an                               61
 Kreis Viersen – Alois Müller;
 Kreis Soest;
 Kreis Steinfurt – Dorothea Böing
                                                Azubi-kommunal.de ist ein Wegweiser
                                                in die Kommunalverwaltung!                                             62
 Redaktionsassistenz:
 Astrid Hälker                                  Bundesweite Nachwuchskampagne „Die Unverzichtbaren“                    64
 Heike Schützmann
 Monika Borgards
 Herstellung:                                   Themen
 ALBERSDRUCK GMBH & CO KG
 Leichlinger Straße 11
 40591 Düsseldorf                               Bedarf und Abundanz –
                                                sprachliche Ungenauigkeiten in GFG-Diskussionen                        64
 ISSN 1860-3319
                                                Das Porträt
                                                Dr. Bernhard Langenbrinck –
                                                Die Attraktivität öffentlicher Arbeitsplätze steigern                  66

                                                Im Fokus
                                                Kommunen zahlen, Bundesebene kassiert: Von der ungerechten
                                                Mittelverteilung der Eingliederungshilfe in NRW                        69
                                                Medien-Spektrum: Aktuelle Pressemitteilungen
                                                Landkreistag NRW: Dramatische Kostensteigerung bei Erziehungshilfen –
                Kreise in Nordrhein-Westfalen
                                                Vor allem Familien in prekären Lebenslagen betroffen                   72

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EILDIENST 2/2014 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
Inhalt

EILDIENST                                                                   2/2014

Kurznachrichten

Allgemeines
Statistisches Jahrbuch 2012 des Kreises Paderborn ist erschienen       73
Gold für die Gemeinde Thier im Oberbergischen Kreis                    73
Journalistenpreis „Pro Ehrenamt“ bundesweit ausgeschrieben             73
Preis für das Ehrenamt                                                 73
Der Mikrozensus 2014 ist gestartet                                     74
Atlas Agrarstatistik ist online                                        74

Arbeit und Soziales
Ennepe-Ruhr-Kreis verzeichnet Spitzenplätze in Sachen Einkommen        74
Gut erreichbare Arbeitsplätze                                          74
Mehr Erwerbstätige in NRW                                              74
Gesunkene Jahresarbeitsleistung                                        75

Bauen und Planen
Gestiegene Investitionen im Baugewerbe                                 75
Gesunkene Investitionen im Ausbaugewerbe                               75
Mehr Wohnungen in NRW                                                  75

Familie; Kinder und Jugend
Die deutsche Sprache fehlt                                             75

Schule und Weiterbildung
Der erste Bildungsbericht aus dem Kreis Olpe                           76

Umwelt
Zukunft für Landesgartenschauen                                        76
Haus- und Sperrmüllaufkommen sinkt                                     76
Broschüre zum Thema Photovoltaik auf Deponien                          77
Die drohende Privatisierung der Trinkwasserversorgung ist abgewendet   77

Wirtschaft und Verkehr
Möbelland NRW                                                          77
Es wird gern genascht                                                  77
Obst- und Gemüseerzeugnisse in NRW                                     78

Einbanddecken und Stichwortverzeichnis 201378

Hinweise auf Veröffentlichungen
             Veröffentlichungen                                         78

                                                                                     43
EILDIENST 2/2014 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
Schwerpunkt: Personalgewinnung  / Ausbildung in den Kreisen

                             Die ärztliche Besetzung der Gesund-
                             heitsämter in NRW – Qualifikationen –
                             Kapazitäten – Besetzungsnöte
                             Von Dr. Rudolf Lange, Arzt für Öffentliches
                             Gesundheitswesen, Sozialmedizin – Umweltmedizin,
                             Leiter des Kreisgesundheitsamtes Mettmann,
                             stellvertretender Vorsitzender des Gesundheits­
                             ausschusses des Landkreistags NRW

 Zu den Fachbereichen der Kommunalverwaltung, welche in erhöhtem Maße durch den Einsatz von speziellen Professionen gekenn-
 zeichnet sind, gehört auch der Öffentliche Gesundheitsdienst, namentlich die kommunalen Gesundheitsämter, formell als Untere
 Gesundheitsbehörde bezeichnet. Eine aus der allgemeinen öffentlichen Diskussion bekannte Entwicklung, der zunehmende Mangel
 an Ärztinnen und Ärzten, wirkt sich hier in den für die Gesundheit der Bevölkerung besonders wichtigen Aufgabenfeldern höchst
 problematisch aus.

M      it Unterstützung der kommunalen
       Spitzenverbände hat der Berufsver-
band der Ärztinnen und Ärzte des Öffent-
                                                berufliche Entwicklung ab: Ärztinnen und
                                                Ärzte absolvieren nach einem zunächst
                                                mindestens sechsjährigen Studium in aller
                                                                                                belastungen verbunden sei. Tatsächlich
                                                                                                lässt sich dies am Beispiel des relativ hohen
                                                                                                Anteils an teilzeitig tätigen Ärztinnen nach-
lichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) im             Regel erst noch eine darauf aufbauende          vollziehen, welche nach Kinderpause ihre
vorletzten Jahr eine landesweite Erhebung       vier- bis sechsjährige Facharztausbildung       privat-familiären Interessen und ihr fort-
durchgeführt, um zu der sich abzeich-           und sammeln gegebenenfalls weitere Jahre        bestehendes berufliches Engagement fle-
nenden Problematik einen allgemeinen            an klinischer Erfahrung, bevor sie über-        xibel miteinander verbinden wollen und
Überblick zu gewinnen. Da sich an dieser        haupt zu einer Tätigkeit in den Öffent­         können – allerdings in den meisten Fällen
Erhebung rund 70 Prozent der Gesund-            lichen Gesundheitsdienst wechseln.              aus der günstigen Lage familiärer Doppel-
heitsämter der Kreise und der kreisfreien       Zum Stichtag Ende 2012/Anfang 2013              verdienste. Ärztinnen (und Ärzte) mit der-
Städte beteiligt haben, sind die Ergebnis-      waren rund sieben Prozent der eigentlich        art variablen Einsatzmöglichkeiten tragen
se als repräsentativ anzusehen und lassen       zur Besetzung anstehenden Arztstellen im        daher erfolgreich dazu bei, die typischen
sich auf die Gesamtsituation im Land NRW        ÖGD nicht besetzt. Begleitend dazu wurde        plan- und steuerbaren Untersuchungs-
hochrechnen.                                    aus den Ämtern berichtet, dass in erheblich     und Begutachtungsverfahren der Gesund-
Demnach waren im Jahr 2012/2013 an              zunehmendem Maße kaum lösbare Pro-              heitsämter aufzuarbeiten.
den 53 kommunalen Gesundheitsämtern             bleme aufkommen, für ausgeschriebene            Die Aufgabenstellungen der Gesund-
insgesamt etwa 910 Ärztinnen und Ärzte          Stellen überhaupt geeignete Bewerberin-         heitsämter erfordern jedoch daneben in
unterschiedlicher fachlicher Ausrichtungen      nen und Bewerber zu finden.                     einem hohen Maße auch vollzeitig tätige,
beschäftigt. Mindestens zwei Drittel der        Diese Problematik dürfte sich in den kom-       in Krisensituationen auch darüber hinaus
Ärztinnen/Ärzte verfügen über eine oder         menden Jahren nicht nur qualitativ, son-        belastbare Ärztinnen und Ärzte aus allen
auch mehrere fachärztliche Qualifikationen      dern auch rein quantitativ erheblich ver-       einschlägigen Fachgebieten. Einerseits
und Schwerpunkte (unvollständig erfasst).       schärfen. Auf Grundlage der erhobenen           müssen medizinische Fragestellungen in
Dabei nimmt der Bereich der Kinder- und         Daten wurde ermittelt, dass in den kom-         der Versorgung und Betreuung der Bevöl-
Jugendmedizin mit rund 21 Prozent den           menden fünf Jahren rund 15 Prozent der          kerung auch außerhalb planbarer Termin-
größten Sektor ein, gefolgt von der spezi-      Arztstellen, innerhalb zehn Jahren über ein     setzung vorgehalten werden (zum Bei-
ellen Fachbezeichnung für das Öffent­liche      Drittel und innerhalb der nächsten 15 Jahre     spiel Infektionsschutz, Sozialpsychiatrie),
Gesundheitswesen (rund 18 Prozent) und          nahezu zwei Drittel der Ärztinnen und           andererseits sind ein Großteil der spezi-
dem Bereich Psychiatrie und Varianten           Ärzte an den kommunalen Gesundheits-            ellen Kontroll- und Überwachungstätig-
(rund 12 Prozent). In den übrigen Fächern       ämtern altersbedingt ausscheiden werden         keiten wie auch der laufenden fachlichen
sind am häufigsten die Fachbereiche der         und qualifiziert ersetzt werden müssen.         Steuerungs- und Koordinationsaufgaben,
Allgemeinmedizin und der internistischen        Soll der Öffentliche Gesundheitsdienst          letztlich auch interne fachliche Führungs-
Gebiete mit zusammen rund 21 Prozent            zukünftig seine gesetzlich zugewiesenen         aufgaben nur in möglichst konstanter und
vertreten.                                      Aufgaben fachlich hinreichend kompetent         vollzeitiger Besetzung mit ärztlichen Funk-
Auffällig im Gesamtbild ist der besonders       bewältigen können, dürfen diese Progno-         tionsträgern sinnvoll zu bewältigen.
hohe Anteil an Ärztinnen (rund 73 Pro-          sen nicht unberücksichtigt bleiben.             Bei ohnehin übergreifendem allgemeinem
zent), vielfach gekoppelt mit einer eben-                                                       Ärztemangel in nahezu allen wesentlichen
falls stark vertretenen teilzeitigen Beschäf-   Diskussion                                      und teils besonderen Qualifikationsberei-
tigung (rund 53 Prozent).                                                                       chen kommt es daher entscheidend darauf
Nicht unerwartet zeigt sich ein mit rund        Ein mitunter argumentativ in die Diskus-        an, welche attraktiven Rahmenbedingun-
50,4 Jahren vergleichsweise hohes Durch-        sionen eingebrachter Aspekt ist die These,      gen der Öffentliche Dienst für Ärztinnen
schnittsalter der Ärztinnen und Ärzte im        dass der Öffentliche Gesundheitsdienst für      und Ärzte speziell auch in der kommunalen
ÖGD. In Verbindung mit dem jüngsten             Ärztinnen und Ärzte attraktiv sein sollte, da   Gesundheitsfachverwaltung bieten kann,
überhaupt vertretenen Alter von knapp 33        er im Vergleich zu Tätigkeiten im Kranken-      gerade auch mit der Zielsetzung einer
Jahren bildet dies die im Vergleich zu son-     haus und freier Praxis mit weitaus geregel-     hohen Identifikation und langfristigen Bin-
stigen Verwaltungslaufbahnen atypische          teren Arbeitszeiten und geringeren Mehr-        dung.

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EILDIENST 2/2014 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
Schwerpunkt: Personalgewinnung  / Ausbildung in den Kreisen

Nicht zu übersehen ist dabei, dass die der-     bar an einer Einrichtung der medizinischen    tung bereitzustellen. Das Zugriffsrecht
zeitige tarifliche Situation des Öffentlichen   Versorgung absolviert werden muss, bietet     für die letztgenannten Studienplätze lag
Dienstes für die Ärztinnen und Ärzte im         sich an, in diesem Rahmen Medizinstuden-      daher beim Land NRW, welches auf die-
Vergleich zu den Bedingungen im klini-          tinnen und -studenten an die Aufgaben         ser Grundlage das Auswahlverfahren, die
schen Bereich mit erheblichen Einschrän-        und ärztlichen Tätigkeitsbereiche an einem    Einstellung, Förderung und nachhaltige
kungen verbunden ist.                           Gesundheitsamt heranzuführen.                 Begleitung der so bezeichneten „Regie-
Das Tarifgefüge des geltenden TVöD lässt        Auch wenn sich Absolventen möglicher-         rungsmedizinalpraktikanten“ zentral koor-
nämlich unberücksichtigt, dass Ärztinnen        weise später doch nicht für eine dortige      dinierte und verantwortete.
und Ärzte nicht nur pauschal mit typi-          Tätigkeit entscheiden mögen, so können        Die eingangs beschriebene Erhebung der
schem Hochschulabschluss in die oberen          positive Erfahrungswerte mindestens doch      derzeitigen Situation der Ärzteschaft im
Entgeltgruppen einzuordnen wären, son-          zu einer besseren Zusammenarbeit mit          ÖGD ließ erkennen, dass aus dem dama-
dern in aller Regel darüber hinaus noch         dem in der Ärzteschaft allgemein nur ein-     ligen Verfahren eine ganze Reihe von
eine mehrjährige Facharztqualifikation          geschränkt bekannten Arbeitsbereich der       Ärztinnen und Ärzten nachhaltig mit dem
und weitere klinische Vorerfahrungen ein-       Gesundheitsfachverwaltung beitragen.          eingeschlagenen Weg verbunden geblie-
bringen. Diese Kompetenzprofile, die im                                                       ben ist und inzwischen zum größten Teil
Übrigen auch unverzichtbare aufgaben-           Nachwuchsgewinnung als                        auch maßgebliche Führungspositionen an
bezogene         Verwendungsvoraussetzung       „Regierungsmedizinal­                         einzelnen Gesundheitsämtern erlangt hat.
sind, lassen sich in der abgestuften Staffel                                                  Dies macht deutlich, dass eine möglichst
der Entgeltgruppen derzeit nicht adäquat
                                                praktikanten“                                 frühe Heranführung und Bindung an den
abbilden. Da es bisher – anders als im          Die zuletzt genannten Aspekte könnten         ÖGD zugleich eine hohe Identifikation
vormaligen BAT – keine gesonderten Ein-         sich entscheidend kombinieren, wenn etwa      mit den dortigen Aufgaben mit sich bringt
gruppierungsregelungen für Ärztinnen und        das in den siebziger Jahren praktizierte      und damit tatsächlich als langfristig und
Ärzte gibt, versuchen manche Kommunen,          Modell „Regierungsmedizinalpraktikanten       nachhaltig wirksames Erfolgsmodell gelten
einer Empfehlung der VKA folgend durch          – Projekt zur Gewinnung ärztlichen Nach-      kann.
definierte Entgeltzuschläge den Abstand         wuchses für das Öffentliche Gesundheits-      Da aus den beschriebenen rechtlichen
gegenüber den tariflichen Bedingungen im        wesen“ unter der maßgeblichen Federfüh-       Möglichkeiten ein derartiges umfassendes
Krankenhausbereich zumindest teilweise          rung des Landes erneut aufgelegt würde.       Verfahren nur auf Landesebene umgesetzt
abzumildern – bei grundlegendem Ärzte-          Ausgerichtet auf ärztliche Tätigkeitsfelder   werden kann, muss aus Sicht der Kom-
mangel jedoch nur mit eingeschränktem           nicht nur an den kommunalen Gesund-           munen an das Land appelliert werden, die
Erfolg.                                         heitsämtern, sondern auch für den Justiz-     damaligen Konzepte erneut aufzugreifen.
Außerhalb des ÖGD versuchen einige              vollzug, die (damalige) Versorgungsver-       Neben dem vergleichbaren Eigenbedarf
Kommunen auch, zur Verbesserung der             waltung, die (damaligen) Medizinalun-         für die landeseigenen Dienste und Insti-
ambulanten medizinischen Versorgung             tersuchungsämter, die psychiatrischen         tutionen könnte dadurch den Kommunen
wirtschaftlich attraktive Angebote durch        Einrichtungen und andere behördliche          eine wichtige Hilfe und Unterstützung zur
die Vermittlung günstiger Praxisräumlich-       Bereiche mit Bedarf an ärztlicher Fachkom-    Sicherung der ärztlichen Kompetenzen an
keiten oder finanzielle Absicherung der         petenz, erfolgte nach einem Auswahlver-       den Gesundheitsämtern vermittelt wer-
Praxisgründungen zu bieten. Für die kom-        fahren ein Vorpraktikum, welches schon        den – unter der Gesamtverantwortung des
munalen Gesundheitsämter ergeben sich           vor Studienbeginn in die unterschiedlichen    Landes für die Gesundheit der Bevölkerung
jedoch keine vergleichbaren Möglichkei-         Möglichkeiten ärztlicher Betätigung im        des Landes NRW.
ten.                                            behördlichen Rahmen außerhalb von Klinik      Zu berücksichtigen ist allerdings, dass ein
Auf längere Sicht angelegt ist ein Modell,      und Praxis einführen sollte.                  solches Verfahren im Hinblick auf Studien-
welches ebenfalls durch Kommunen bezie-         Während des Studiums wurde eine abge-         zeiten und zweckmäßige klinische Fach-
hungsweise kommunale Körperschaften             stufte finanzielle Förderung in etwa ver-     arztausbildung frühestens in etwa 12 bis
ins Spiel gebracht wird, nämlich das Ange-      gleichbar einem Stipendium gewährt, aller-    15 Jahren tatsächlich engagierte Ärztinnen
bot eines Stipendiums.                          dings gebunden an eine Verpflichtung zur      und Ärzte für eine Tätigkeit an den kom-
Diese in der Zeitphase des Studiums meist       zukünftigen ärztlichen Tätigkeit in einem     munalen Gesundheitsämtern bereitstel-
willkommene Unterstützung wird dabei            der genannten behördlichen Aufgaben-          len könnte. Soll ein solches Projekt also
verbunden mit einer vertraglichen Ver-          gebiete. Zweckmäßigerweise war dabei          wenigstens mittelfristig wirksam werden,
pflichtung zu einer späteren ärztlichen         die Option gegeben, eine Zeit typischer       muss es zeitnah und dringlich auf den Weg
Tätigkeit in der jeweiligen Kommune             ärztlicher Tätigkeit im klinischen Bereich    gebracht werden.
beziehungsweise Körperschaft. Zwar wäre         einzuschieben, speziell zum Erwerb einer      In der Zwischenzeit muss den Kommunen
hierbei auch eine Beschäftigung an einem        jeweils zweckdienlichen erweiterten fach-     angeraten bleiben, die Problematik des
Gesundheitsamt denkbar, jedoch steht            ärztlichen Qualifikation.                     Ärztemangels für den eigenen Verantwor-
diese wiederum in Konkurrenz zu den             Entscheidend war jedoch, dass dieses Ver-     tungsbereich aufmerksam wahrzunehmen
Alternativen einer Tätigkeit in Klinik oder     fahren den interessierten Bewerberinnen       und auch unorthodoxe Wege der Wieder-
Praxis, die jedoch zumindest der kurativen      und Bewerbern abweichend von dem              besetzung von Stellen mit Ärztinnen und
Versorgung der örtlichen Bevölkerung zu         ansonsten geltenden Numerus Clausus           Ärzten zu suchen, um in der kommunalen
Gute kommen.                                    überhaupt erst den Zugang zum Medizin-        Eigenverantwortung unverzichtbare Auf-
Speziell auf den ÖGD ausgerichtet ist           studium eröffnete. Aufgrund aktuell nicht     gabenbereiche absichern und kompetent
dagegen zum Beispiel eine Initiative des        im Detail belegbarer Vorgaben waren die       besetzen zu können.
Gesundheitsamtes Frankfurt, Medizinstu-         Hochschulen verpflichtet, einen bestimm-
denten schon während der Studienzeit            ten Anteil von Studienplätzen in den
für eine mögliche Tätigkeit am Gesund-          Fächern Human- und Zahnmedizin teils
heitsamt zu interessieren. Da ein Teil des      für den Bedarf der Bundeswehr (Sanitäts-                EILDIENST LKT NRW
sogenannten Praktischen Jahres frei wähl-       dienst), teils für die Öffentliche Verwal-         Nr. 2/Februar 2014   11.11.00

                                                                                                                                      45
EILDIENST 2/2014 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
Schwerpunkt: Personalgewinnung  / Ausbildung in den Kreisen

                              Gut aufgestellt in die Zukunft – die
                              Kreisverwaltung Viersen punktet
                              Von Kreisdirektor und Personaldezernent
                              Dr. Andreas Coenen und Ableitungsleiterin
                              Susanne Klemt, Kreis Viersen

                               Der demografische Wandel treibt Politik und Verwaltung in vielfacher Hinsicht um. Das Thema ist in
                               Fachliteratur und Presse allgegenwärtig. Auch die Altersstrukturanalyse der Mitarbeiter der Kreisverwal-
                               tung Viersen hat die Annahmen der statistischen Erhebungen bestätigt. Die Veränderung der Personal-
                               und Bewerberstruktur erfordert umgehend die Einbindung eines Personalmanagements, das dem Aspekt
                               Demografie stärker Rechnung trägt. Neben der Optimierung der Arbeitsprozesse und der Schärfung des
                               Gesundheitsbewusstseins der Mitarbeiter sind der Gewinn neuer Leistungsträger und Auszubildender
                               sowie die Bindung leistungsfähiger Mitarbeiter die strategischen Ziele der Zukunft.

U     m sich dem Wettbewerb um Fach-
      kräfte und Auszubildende stellen zu
können, wurden in der Kreisverwaltung
                                                  gen bis zur Veröffentlichung von Beiträ-
                                                  gen in Fachzeitschriften. Perspektivisch ist
                                                  der Aufbau eines modernen E-Recruiting
                                                                                                   Neben einer guten Arbeitsplatzausstattung
                                                                                                   setzt sich die Kreisverwaltung Viersen auch
                                                                                                   für eine gute Vereinbarkeit von Beruf und
Viersen zahlreiche Maßnahmen des Per-             geplant und die Präsentation des Arbeitge-       privaten Verpflichtungen ein. Dazu gehö-
sonalmarketings und der Personalbindung           bers auf ausgewählten Recruitingmessen.          ren unter anderem das Angebot eines
verwirklicht. Hierbei wurde Wert auf einen        Neben den genannten Maßnahmen exter-             Elternservices rund um Fragen zur Kin-
Marketingmix gelegt, der unterschiedliche         nen Personalmarketings trägt das interne         derbetreuung und Pflegeberatung sowie
Zielgruppen anspricht und gleicherma-             Personalmarketing dazu bei, die Beschäf-         die Integration langjährig Beurlaubter. Die
ßen zur Imageverbesserung und Bildung             tigten zu binden und das nach außen kom-         umfassende Information der Mitarbeiter
der Marke „Kreis Viersen“ als Arbeitge-           munizierte Image intern zu bekräftigen.          wird durch ein seit August 2013 zeitgemäß
ber beiträgt. Am Beginn der Aktivitäten           Hierbei spielt die professionelle Personal-      gestaltetes und inhaltlich stark ausgebautes
stand die Überarbeitung der Stellenanzei-         entwicklung eine wichtige Rolle. Auch            Intranet sichergestellt. In der neu geschaf-
gen, die seitdem in einem übersichtlichen         hier setzt die Kreisverwaltung Viersen in        fenen Rubrik „Mein Kreis“ finden nicht nur
und klar gestalteten Format sowohl in             der jüngeren Vergangenheit neue Schwer-          neue Mitarbeiter alles Wichtige für einen
Printmedien als auch verstärkt in Online-         punkte.                                          guten Start, auch Auszubildende und „alte
Jobbörsen erscheinen. Auch der Internet-          Im November 2012 wurde als Startschuss           Hasen“ erhalten viele wichtige Neuigkeiten
auftritt wurde in diesem Bereich verändert.       zum Betrieblichen Gesundheitsmanage-             rund um ihr Beschäftigungsverhältnis. Im
Ein spezieller Beitrag „Die Kreisverwaltung       ment (BGM) erstmalig verwaltungsweit             Sinne einer flexiblen Arbeitszeit- und –ort-
als Arbeitgeber“ führt auf einen Blick die        ein Gesundheitstag durchgeführt. Im              gestaltung trat – ganz aktuell – 2014 eine
Vorteile einer Beschäftigung beim Kreis           Anschluss an eine Mitarbeiterbefragung           neue Dienstvereinbarung Flexible Arbeits-
Viersen vor Augen. Beispielhaft seien hier        konnten die Beschäftigten aus einem              zeit in Kraft, die sowohl einen verbesserten
die persönlichen Entwicklungschancen, das         BGM-Programm 2013, das in mehreren               Service für Bürger ermöglichen als auch
System der leistungsorientierten Bezah-           Kursen das Thema Bewegung aufgegrif-             eine an den persönlichen Interessen oder
lung und die moderne Arbeitsumgebung              fen hatte, attraktive Angebote auswählen.        Lebensphasen orientierte Arbeitszeitgestal-
genannt. Ein Banner führt direkt zu aktuel-       Weitere Aktionen werden in 2014 folgen.          tung der Mitarbeiter erleichtern soll. Den
len Stellenausschreibungen, Verlinkungen                                                                                     neuen       Regelun-
vermeiden unnötige Suchaktionen. Dar-                                                                                        gen zur flexiblen
über hinaus sorgt der ebenfalls neu ein-                                                                                     Arbeitszeit war die
gerichtete Newsletter „Stellenangebote“                                                                                      Einführung eines
dafür, dass potenzielle Bewerber aktuell                                                                                     modernen Zeiter-
und zeitnah informiert werden. Und wenn                                                                                      fassungssystems
kein Angebot für sie selber attraktiv ist,                                                                                   vorausgegangen,
fungieren die Leser erfahrungsgemäß als                                                                                      das auf komfor-
Multiplikatoren. Das differenzierte Aufga-                                                                                   table Auskunfts-
benspektrum und die Vielzahl verschiede-                                                                                     möglichkeiten und
ner Berufsgruppen in der Kreisverwaltung                                                                                     Medienbruchfrei-
Viersen soll auf diesem Weg deutlich stär-                                                                                   heit setzt.
ker bekannt gemacht werden. Dazu gehört                                                                                      Mit dem Thema
auch ein umfangreiches Angebot verschie-                                                                                     Ausbildung bei der
dener Praktika, die allen Arbeitsbereichen,                                                                                  Kreisverwaltung
auch in auf den ersten Blick verwaltungs-                                                                                    Viersen beschäf-
fernen Berufen, angeboten werden. Nicht                                                                                      tigte sich bereits
zuletzt, um eine höhere Präsenz als poten-                                                                                   der Beitrag im Eil-
zieller Arbeitgeber zu erreichen, ist die akti-   Aktivität ist beim Gesundheitstag angesagt. Kreissportbund-Ge­ dienst Nr. 6/Juni
ve Öffentlichkeitsarbeit verstärkt worden.        schäfts­stellenleiterin Klaudia Schleuter (l.) und Gesundheitsamts- 2011               „Assess-
Die Maßnahmen reichen vom Bedrucken               leiterin Martina Kruß zeigen, wie es gehen kann.                           ment-Center und
der Briefumschläge mit Ausbildungsanzei-                                                            Foto: Benedikt Giesbers Berufsinformati-

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EILDIENST 2/2014 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
Schwerpunkt: Personalgewinnung  / Ausbildung in den Kreisen

onstag – neue Wege bei der Auswahl der                                                                               die Überarbeitung
Nachwuchskräfte", in welchem die Neu-                                                                                des    Internetauf-
konzeption des Auswahlverfahrens und                                                                                 tritts durch eine
der Werbung für die Ausbildungsplätze                                                                                verbesserte Verlin-
beschrieben wurde. Da persönliche Kom-                                                                               kung der Ausbil-
petenzen auch bei den Nachwuchskräften                                                                               dungsseite wäh-
immer stärker in den Fokus rücken, wur-                                                                              rend des laufenden
den in einem ersten Schritt die klassischen                                                                          Auswahlverfahrens
Vorstellungsgespräche im gehobenen                                                                                   sowie durch die
Dienst durch moderne Assessment-Center                                                                               Neugestaltung
abgelöst. Um die festgestellten Informa-                                                                             der eigenen Aus-
tionsdefizite der Bewerber im Hinblick                                                                               bildungsseite und
auf die angebotenen Ausbildungsberufe,                                                                               eine weitere ziel-
aber auch besonders im Hinblick auf die                                                                              gruppenorientierte
Arbeitsbereiche der Kreisverwaltung Vier-                                                                            Ausweitung       der
sen abzubauen, wird seit 2010 zudem jähr-                                                                            Werbung,        bei-
lich im Mai ein Berufsinformationstag im                                                                             spielsweise durch
Kreishaus angeboten. Inzwischen ist fest-     Auch Kreisdirektor und Personaldezernent Dr. Andreas Coenen (l.) Platzierung            der
zustellen, dass der Berufsinformationstag,    informiert mit beim Berufsinformationstag Kreis Viersen.               Ausbildungsanzei-
der von Beginn an ein voller Erfolg war und                                                      Foto: Alois Müller ge in einem Kino-
den Nerv der Zeit getroffen hat, als feste                                                                           Programmheft.
Institution in der Nachwuchskräftegewin-      fragt und innerhalb kürzester Zeit belegt.   Die Teilnahme an Berufsorientierungsta-
nung des Kreises Viersen verankert ist und    Auch durch dieses zusätzliche Angebot        gen an Schulen wurde ausgebaut, um den
zudem zielgruppenorientiert ausgebaut         zeigte sich wieder, wie wichtig persönliche  Kreis Viersen als Arbeitgeber bekannter zu
und weiterentwickelt wurde.                   Kontakte bereits im Vorfeld des Auswahl-     machen. Beispielhaft sei hier ein Speed-
Um den Kreis Viersen als vielfältigen und     verfahrens für die Bewerber sind, denn       Dating an einem Gymnasium genannt.
attraktiven Arbeitgeber noch besser dar-      sehr viele der Teilnehmer bewarben sich      Als Ausblick bleibt festzustellen, dass die
stellen zu können, werden im Rahmen           anschließend auch um die Ausbildungs-        bereits ergriffenen Maßnahmen in Zukunft
des Berufsinformationstages nunmehr           plätze.                                      trotz aller positiven Aspekte immer noch
auch konkrete Arbeitsplätze im mittleren      Neben der Weiterentwicklung des Berufs-      nicht beziehungsweise nicht mehr ausrei-
oder gehobenen Dienst aus verschiede-         informationstages wurde das eigentliche      chen dürften. Perspektivisch muss daher
nen Ämtern gezeigt. Engagierte Mitarbei-      Auswahlverfahren verbessert. Aufgrund        die Attraktivität und Vielfältigkeit der kom-
ter präsentieren dabei ihre Aufgaben und      der durchweg positiven Resonanz wurde        munalen Ausbildungsberufe noch mehr
Tätigkeiten in den angebotenen Ausbil-        auch für die übrigen Verwaltungsberu-        herausgearbeitet und beworben werden,
dungsberufen. Beim Berufsinformationstag      fe ein Assessment-Center entwickelt und      um somit noch stärker in den Fokus der
2013 wurden zudem erstmals sogenannte         eingeführt. Die Qualitätssicherung der       Öffentlichkeit zu rücken. Durch eine noch
Schnupperpraktika angeboten. In nahezu        Assessment-Center ergab, dass seit Einfüh-   häufigere Teilnahme an Informationsaben-
allen Aufgabenbereichen der Kreisverwal-      rung kein Studierender mehr sein Duales      den in den Schulen und an ausgewählten
tung Viersen gab es in diesem Rahmen          Studium vorzeitig abgebrochen hat und        Ausbildungsmessen kann dies gelingen.
die Möglichkeit, an bestimmten Tagen für      dass sämtliche Abschlussprüfungen mit        Die Aufgabe wird sein, die Zielgruppen
einen Nachmittag auf einzelnen Arbeits-       befriedigend bis sehr gut abgeschlossen      noch direkter und unmittelbarer als bislang
plätzen zu schnuppern, um so ein wenig        werden konnten. Verständlicherweise gab      abzuholen.
die Kreisverwaltung, deren Mitarbeiter und    es dadurch auch eine hohe interne Akzep-
die Tätigkeiten kennenzulernen. Die ange-     tanz bei den Fachämtern. Weitere Maß-                    EILDIENST LKT NRW
botenen Plätze waren sehr stark nachge-       nahmen im Bereich der Ausbildung waren             Nr. 2/Februar 2014   11.11.00

                            Mit einem Azubi-Film neue Wege in der
                            Nachwuchskräfte-Akquise gehen
                            Von Katja Fall, Ausbildungsleiterin im Fachdienst
                            Personal, Märkischer Kreis

 Die Ausgangssituation sowie die Perspektive für die Ausbildung in der Verwaltung bergen einige Schwierigkeiten. Diese sollten aber
 nicht entmutigen, sondern vielmehr beflügeln, drohenden Szenarien mit kreativen Ideen entgegenzutreten. Neben den allgemein
 bekannten Marketingstrategien über eine attraktive Homepage, Messepräsenz, Anzeigenschaltung und dergleichen hat sich der
 Märkische Kreis getraut, einen mutigen Weg zu gehen. Er drehte mit den eigenen Auszubildenden einen Azubi-(Werbe-)Film.

D    eutschland hat mit rund 350 aner-
     kannten Berufsbildern ein unglaub-
lich vielfältiges Angebot an Ausbildungen
                                              Wahl. Viele Schüler haben in ihrem letz-
                                              ten Schuljahr vor dem Abschluss Schwie-
                                              rigkeiten, die eigenen Fähigkeiten und
                                                                                             für Kommunalverwaltungen birgt dieses
                                                                                             große Angebot gewisse Risiken. Die Ver-
                                                                                             waltung möchte natürlich nicht einfach
im dualen System. Darunter haben die          Neigungen einzuschätzen und die richti-        einer von 350 sein, sondern zukünftig in
Schulabgänger sprichwörtlich die Qual der     ge Ausbildungsplatzwahl zu treffen. Auch       der Beliebtheitsskala der Ausbildungsbe-

                                                                                                                                      47
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Schwerpunkt: Personalgewinnung  / Ausbildung in den Kreisen

rufe weit oben stehen, um möglichst viele      Verwaltung. Vorurteile wie behäbiges           lifizierungsprogramm und somit gute
qualifizierte Schulabgänger für die eigenen    Verhalten, die Bezahlung sei schlechter als    Karriere­chancen. Der Einsatz moderner
Ausbildungsplatzangebote zu bekommen.          in der Wirtschaft, langweilige Arbeit und      IT, regelmäßige Mitarbeitergespräche,
Die Ausbildungssituation des Märkischen        kaum Karrierechancen bestehen immer            ergonomische        Arbeitsplatzgestaltung,
Kreises umfasst zur Zeit 48 Auszubildende      noch. Tatsächlich bietet die Tätigkeit zum     betriebliches     Gesundheitsmanagement
in den Berufen Verwaltungsfachangestell-       Beispiel als Verwaltungsfachangestellter       und betriebliches Eingliederungsmanage-
te, Beamte im gehobenen Dienst, Kaufleu-       oder Beamter im gehobenen Dienst eine          ment unterstreichen, dass Verwaltungen
te für Bürokommunikation, Gärtner, Ver-        große Vielfalt und Abwechslung. Mit einer      heutzutage ein sehr fortschrittliches Perso-
anstaltungskaufleute,    Fachinformatiker,     klassischen Verwaltungsausbildung lernt        nalmanagement fokussieren. Nicht zuletzt
Vermessungstechniker, Geomatiker und           man zwar nur einen Beruf, kann aber nach       ermöglicht der Märkische Kreis mit dem
Hygienekontrolleure.                           der Ausbildung später eine ganze Palette       Angebot von Telearbeit, Gleitzeit, Sab-

Die Arbeit in einer Kreisverwaltung ist vielfältig. Auch der Kunden- Ein ganz wichtiger Faktor bei der Arbeit ist Teamwork.
kontakt gehört dazu.                                                                                                   Foto: Raffi Derian

Allerdings muss sich auch die Verwaltung       an Einsatzgebieten abdecken. Sie reicht       baticals, verschiedensten Variationen der
mit den Folgen des demografischen Wan-         vom Controller, Wahlleiter, Datenschützer,    Teilzeitbeschäftigung und Elternzeit eine
dels und der zunehmenden Konkurrenz auf        Bürgerberater, Finanzmanager, Personal-       große Bandbreite, um Beruf und Familie
dem Ausbildungsmarkt auseinandersetzen.        berater und Integrationshelfer über den       miteinander vereinbaren zu können. Diese
Der demografische Wandel sorgt für eine        Umwelt- und Naturschützer bis hin zu Ein-     positiven Rahmenbedingen schaffen opti-
schrumpfende Bevölkerung, die zugleich         kauf/Verkauf, Casemanager im Jobcenter        male Bedingungen für ein gutes Betriebs-
deutlich älter wird. Dadurch wird die Zahl     und Gleichstellungsbeauftragten, um nur       klima. Die vielen positiven Attribute, die
der ausbildungsberechtigten Jugend­lichen      einige Beispiele zu nennen.                   abwechslungsreiche Arbeit als solche
innerhalb der kommenden 15 bis 20 Jahre        Viele Neigungen und Talente werden viel-      sowie vorbildliche Rahmenbedingungen
um rund 20 Prozent zurückgehen. Gleich-        leicht erst in der Ausbildung entdeckt und    sind eine Bereicherung für die Mitarbeiter
zeitig entscheiden sich Jugendliche immer      man kann sich nach Abschluss der Ausbil-      der Kreisverwaltung, helfen aber in direk-
öfter für höhere Bildungsabschlüsse und        dung immer wieder neu orientieren, indem      ter Linie nicht dem Marketing, wenn diese
schlagen eine akademische Laufbahn             man sich auf freie
ein. Drohende Szenarien für die Kom-           Stellen       bewirbt.
munalverwaltung sind ein bevorstehen-          Das Kriterium des
der Fachkräftemangel sowie ein massiver        attraktiven        und
Rückgang der Zahl der Ausbildungsbe-           abwechslungsrei-
werber. Künftig wird es schwerer werden,       chen Berufsbildes
Ausbildungsplätze adäquat zu besetzen,         ist somit erfüllt. Der
die Konkurrenz um gute Bewerber wird           Märkische        Kreis
zunehmen. Die Frage ist daher, wie es Ver-     bietet sehr gute
waltungen gelingt, in der Öffentlichkeit als   Rahmenbedin-
attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen           gungen für seine
zu werden. Positive Faktoren, die in erster    Mitarbeiter. Dazu
Linie die Berufswahl und in zweiter Linie      gehören       fachbe-
dann die Wahl des Arbeitgebers bestim-         zogene sowie per-
men, sind ein Berufsbild, das spannend         sönlichkeitsbilden-
und abwechslungsreich ist sowie ein gutes      de Fortbildungen,
Betriebsklima. Verwaltungsberufe haben,        Weiterbildungs-
zu Unrecht, in der Bevölkerung ein ange-       möglichkeiten, ein
staubtes Image. Viele Menschen haben           innerbetriebliches
lediglich diffuse und somit falsche Vorstel-   Nachwuchsfüh-          Die unterschiedlichsten Drehorte zeichnen den Azubi-Film des
lungen von der Arbeit in der öffentlichen      rungskräftequa-        Märkischen Kreises aus.                               Foto: Erkens

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Schwerpunkt: Personalgewinnung  / Ausbildung in den Kreisen

Maßnahmen nicht nach außen bekannt              Identifikation ist eine wichtige Kompo-       An drei Drehtagen kamen je zehn Indoor
sind.                                           nente, um Interesse zu wecken, Nähe zu        und Outdoor Sets vor die Kamera. 14 Aus-
Für ein wirksames Personal- und Azubi-          erzeugen und letztlich eine Bindung herzu-    zubildende und elf Ausbilder agierten als
marketing ist der Märkische Kreis bereits       stellen. Es soll das Gefühl geweckt werden:   Akteure für das Filmteam Sternemann. Für
seit vielen Jahren mit einem umfangreichen      „Da arbeiten sympathische Menschen. Ich       das eigentliche Konzept zeigten sich die
Aktionskatalog in Form von Messebeteili-        kann mir gut vorstellen, auch einer von       Ausbildungsleitung und die Pressestelle
gungen, Stellenanzeigen, Infoveranstaltun-      euch zu werden!“                              verantwortlich. Herausgekommen ist dabei
gen für Schulen, Beteiligungen am Boys-/                                                                                ein 4,5 Minuten
Girls-/Greenday, Imagebroschüren, Online                                                                                langer      Beitrag.
Stellenportale und aktuellen Informationen                                                                              Die Nachfrage, ob
auf der Homepage aufgestellt. Aber alle                                                                                 man Schauspieler
diese Aktivitäten schaffen es nicht, den                                                                                für den Film enga-
Verwaltungsberuf und seine Vielfältigkeit                                                                               giert habe, spie-
erlebbar zu machen. Viele der Aktionen                                                                                  gelt die Qualität
sind zu statisch, so dass die Idee entwickelt                                                                           des Filmes wieder.
worden ist, einen Azubi-Marketing Film                                                                                  In der Konzepti-
für die Homepage und Veranstaltungen zu                                                                                 on wurde bewusst
entwickeln. Die Grundidee war die eigenen                                                                               die Entscheidung
Azubis zu Botschaftern zu machen. Durch                                                                                 getroffen, dass die
den Einsatz bewegter Bilder kann der Mär-                                                                               eigenen Auszubil-
kische Kreis als Arbeitgeber einerseits zei-                                                                            denden die Szenen
gen, wie viele verschiedene Ausbildungen                                                                                ausführen sollen.
angeboten werden, wie vielfältig die Akti-                                                                              Sie spielen die Rol-
vitäten der Auszubildenden sind und dass                                                                                len nicht, sondern
der Beruf in der Verwaltung alles andere                                                                                sie leben sie, so
als eintönig ist. Der Märkische Kreis wollte                                                                            dass dadurch die
andererseits aber auch herausstellen, dass                                                                              Akteure authen-
                                                Bei den Dreharbeiten ging es professionell zu. Eine richtige Aus-
es nicht nur einen speziellen Typen gibt,                                                                               tisch und sympa-
                                                leuchtung der einzelnen Szenen war daher selbstverständlich.
der in die Kreisverwaltung passt, sondern                                                                               thisch erscheinen.
                                                                                                          Foto: Erkens
dass er als Arbeitgeber unterschiedliche                                                                                Der Film unter-
Persönlichkeiten mit unterschiedlichen          Bei der Darstellung der Verwaltungsberufe     streicht, dass die Menschen, die beim Mär-
Fähigkeiten und Neigungen sucht, die in         setzten die Macher auf Vielfalt. Gedreht      kischen Kreis arbeiten, genauso verschie-
die jeweiligen Arbeitsbereiche passen.          wurde im Bürgerbüro, im Call-Center, bei      den und vielfältig sind, wie die Aufgaben,
                                                einer Baustellenbesichtigung, bei der Pro-    die hier bearbeitet werden.
                                                jektarbeit, bei Vermessungsarbeiten, bei      Inwieweit die Film-Aktion wirklich den
                                                der Wasserprobenentnahme, in der Leit-        gewünschten Erfolg bringen wird, kann
                                                                                                                        derzeit    natürlich
                                                                                                                        noch nicht belegt
                                                                                                                        werden,         weil
                                                                                                                        der Film erst seit
                                                                                                                        Herbst 2013 auf
                                                                                                                        der Homepage zu
                                                                                                                        sehen ist. Auf You-
                                                                                                                        Tube hat der Film
                                                                                                                        indes schon fast
                                                                                                                        900 Klicks. Fest-
                                                                                                                        stellen lässt sich
                                                                                                                        aber jetzt schon,
                                                                                                                        dass sich der orga-
Über die Hobbys der Azubis erhält der                                                                                   nisatorische    und
Film ein stückweit einen persönlichen                                                                                   zeitliche Aufwand
Touch.                    Foto: Erkens                                                                                 wirklich    gelohnt
                                                                                                                        hat. Die Auszubil-
Daher gibt auch der Film den Azubis den                                                                                 denden des Märki-
Raum über ihre Hobbys mehr von sich                                                                                     schen Kreises sind
selbst und ihre Motive zur Berufswahl zu        Die unterschiedlichsten Berufsfelder, die eine Kreisverwaltung an­­ sehr stolz auf ihren
erzählen. Die Verbindung zwischen priva-        bietet, finden im Azubi-Film ihren Raum.                  Foto: Erkens
                                                                                                                        Azubi-Film. Und
ten Interessen wie Reiten, Fußball, Zeich-                                                                              die Ausbildungs-
nen, Jogging, Shoppen und den verschie-         stelle des Rettungsdienstes und natürlich     leiterin ist sehr stolz auf die Leistung der
denen Tätigkeiten in der Kreisverwaltung        am Schreibtisch. Auf diese Weise sollten      Auszubildenden. Unter http://www.maer-
macht den eigentlichen Clou des Ausbil-         die verschiedenen Tätigkeitsfelder der        kischer-kreis.de, Stichwort Ausbildung, ist
dungsfilms aus. Schüler, die sich den Film      Kreisverwaltung visualisiert werden. Bei      der Film im Internet zu finden.
anschauen, sollen sich mit den Figuren          den Aufnahmen in den gemeinsamen
identifizieren können oder das Gefühl           Pausen und beim gemeinsamen Lernen                         EILDIENST LKT NRW
bekommen, sie könnten gut dazu passen.          kommt ein positives Betriebsklima rüber.             Nr. 2/Februar 2014   11.11.00

                                                                                                                                         49
Schwerpunkt: Personalgewinnung  / Ausbildung in den Kreisen

                             Gestatten: Ich bin CaSper!
                             Ein Projekt zur Attraktivitäts­
                             steigerung des Arbeitgebers
                             Von Frank Bender, Kreisdirektor und Sonja Benfer,
                             Vorsitzende der Jugend- und Auszubildenden­
                             vertretung, Kreis Siegen-Wittgenstein

                              „Eines vorweg: Nein, ich bin kein Gespenst. Es gab zwar eine Zeit, in der ich vielleicht ein Geistesblitz
                              war, eine Eingebung, eine Idee. Aber ich bin schon lange kein bloßer Gedanke mehr. Dank der tatkräftigen
                              Unterstützung und dem Einsatz von mehr als 40 engagierten Köpfen habe ich mich zu einem kreativen
                              und greifbaren Projekt entwickelt. Und ich bin nicht nur irgendein Projekt. Ich wurde ins Leben gerufen,
                              um ein ganz bestimmtes Ziel zu erreichen. Ich möchte junge, motivierte und leistungsstarke Nachwuchs-
                              kräfte auf die Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein als attraktiven Arbeitgeber aufmerksam machen." So
                              würde wohl eine kurze, selbst formulierte Charakterbeschreibung des Projekts „CaSper" lauten.

                                                 eines Ausbildungsberufs in der öffentlichen     der Bewerbungsphase Antworten benötigt
                                                 Verwaltung sind kennzeichnende Merk-            hätten. Diese Antworten finden sie jetzt
                                                 male, die sich negativ auf die Berufswahl       auf der neuen Internetpräsenz des Kreises
                                                 Jugendlicher in Deutschland auswirken.          Siegen-Wittgenstein.
                                                 Genau hier setzt das Projekt CaSper an. Um      Auf der Startseite (www.siegen-wittgen-
                                                 all dem entgegenzuwirken und den Kreis          stein.de/Ausbildung) erhalten die poten-
                                                 auf dem Arbeitsmarkt als einen erstrebens-      tiellen Bewerber einen ersten Überblick
                                                 werten, erfolgreichen und guten Arbeitge-       über das komplette Menü. Will man zum
Das selbst entwickelte Logo der Projekt-         ber zu positionieren, hat die Projektgruppe     Beispiel wissen, was die Auszubildenden
gruppe CaSper.                                   ein entsprechendes Ausbildungsmarketing         des Kreises Siegen-Wittgenstein neben
              Foto: Kreis Siegen-Wittgenstein   entwickelt.                                     der Verwaltungsarbeit unternehmen, dann
                                                 Doch die Frage, die sich zwangsläufig           erfährt man dies unter dem Punkt „Aktuel-

C
„
       aSper. Come and Stay – persönlich,
       erfolgreich, respektvoll". Genau das
bedeutet dieses Projekt. Es soll junge Men-
                                                 daraus ergibt, ist: „Wie erreiche ich, dass
                                                 genau diese jungen Menschen ihre beruf-
                                                 liche Zukunft mit uns, dem Kreis Siegen-
                                                                                                 les“. In der Kreisverwaltung wird viel Wert
                                                                                                 darauf gelegt, neue Auszubildende durch
                                                                                                 verschiedene Veranstaltungen zu integrie-
schen auf den Kreis Siegen-Wittgenstein          Wittgenstein, gestalten wollen?“ Die Ant-       ren und das Gemeinschaftsgefühl inner-
aufmerksam machen, ihnen die Vorteile            wort ist so trivial und doch schwierig in der   halb der Gruppe zu stärken. Die Erfahrun-
des öffentlichen Dienstes näher bringen          Umsetzung: Der Kreis muss die potentiel-        gen der Einführungswoche zu Beginn der
und ihnen das Gefühl geben, beim Kreis           len Bewerber mit etwas begeistern, respek-      Ausbildung, über die Berufsbildungstage
Siegen-Wittgenstein willkommen zu sein.          tive locken, was andere Arbeitgeber nicht       in Bad Marienberg bis hin zu den allseits
Es soll aber auch auf das hinweisen, was         bieten. Andersherum betrachtet heißt das:       beliebten „Azubi-Treffen“ werden hier
die Kreisverwaltung zu einem zuverläs-           Der Nachwuchs will ein Mehr an Nutzen           dargestellt. Dem folgt die detaillierte Vor-
sigen und zukunftssicheren Arbeitgeber           für sich selbst ziehen, wenn er sich für eine   stellung des Projekts CaSper. Hier wird
macht: Auszubildende haben eine reelle           Ausbildung oder ein Studium beim Kreis          Außenstehenden näher gebracht, welche
Chance auf eine Übernahme.                       entscheidet.                                    Inhalte das Projekt ausmachen und wer
Initiiert wurde „CaSper“ von Kreisdirektor                                                       daran arbeitet. Unter „Wir bieten“ erhal-
Frank Bender, während die Umsetzung              Internetpräsenz                                 ten Interessierte einen Überblick über die
sowie die Entwicklung des Projekts in                                                            einzelnen Ausbildungsberufe und ihre
den Händen der Auszubildenden und der            Da in der heutigen Zeit nichts ohne das         Anforderungen, sowie Tipps und Hinwei-
Jungend- und Auszubildendenvertretung            World Wide Web läuft – auch nicht die           se, wie man sich richtig bewirbt. Bei dem
(JAV) der Kreisverwaltung liegen.                Berufswahl –, wurde in einem ersten             Punkt „Bewerbungsverfahren“ erhält man
                                                 Schritt die Internetpräsenz im Bereich Aus-     alle relevanten Informationen zur Online-
Hintergrund                                      bildung optimiert. Die Leitfragen hinter der    Bewerbung, dem Eignungstest und dem
                                                 Erarbeitung sind: Was wollen potenzielle        eigentlichen Vorstellungsgespräch.
Anlass ist eine gesellschaftliche Entwick-       Bewerber über den Kreis und die verschie-       Was gibt es Besseres als Informationen
lung, die durch den demografischen               denen Ausbildungsmöglichkeiten wissen?          aus erster Hand? Unter dem Menüpunkt
Wandel und der damit verbundenen                 Welche Informationen muss man ihnen             „Erfahrungsberichte“ erzählen die Aus-
Minderung des Erwerbspersonenpoten-              bieten, damit sie das Gefühl haben, gut         zubildenden über ihre ganz persönlichen
zials gekennzeichnet ist. Es ist also umso       und ausreichend informiert zu sein? Um          Erlebnisse während ihrer Ausbildungszeit.
wichtiger, geeignete Nachwuchskräfte             die „Kundensicht“ – also die Bewerber-          Im praktischen PDF-Format können Inter-
auszubilden beziehungsweise zu werben,           perspektive – aus erster Hand nachvollzie-      essierte nachlesen, was den Auszubilden-
die der in Zukunft noch erhöhten Quali-          hen zu können, wurde eng mit den Aus-           den an ihrer Arbeit besonders gut gefällt,
tät an Arbeitsleistung und dem steigenden        zubildenden zusammengearbeitet. Denn            in welchen Fachservices sie bereits einge-
Arbeitsvolumen gerecht werden können.            sie wissen genau, was Menschen ihrer            setzt wurden oder was zu den allgemeinen
Motivationsschwierigkeiten, Desinteresse         Altersgruppe besonders anspricht und auf        Aufgaben eines Auszubildenden gehört.
aber auch Informationsmangel bezüglich           welche Fragen sie beispielsweise während        Gerade die letzten Vorstellungs­gespräche

50
Schwerpunkt: Personalgewinnung  / Ausbildung in den Kreisen

                                                                           halb dieser fest    Selbstbewusstsein und ihre Selbständigkeit
                                                                           geplanten Aktivi-   aus. Die dadurch gewonnenen Erfahrun-
                                                                           täten viel mit den  gen der Auszubildenden konnten nach der
                                                                           Auszubildenden      Rückkehr in die Kreisverwaltung oft sehr
                                                                           zu unternehmen.     deutlich wahrgenommen werden.
                                                                           In diesem Jahr
                                                                           wird zum zweiten    Berufsfelderkundungstage
                                                                           Mal mit allen Aus-
                                                                           zubildenden eine    Eine weitere Aufgabe von CaSper ist die
                                                                           Bildungsfahrt nach  Durchführung der Berufsfelderkundungs-
                                                                           Berlin    durchge-  tage in der Kreisverwaltung. Diese sind
                                                                           führt. Hier werden  Teil des Landesvorhabens „Kein Abschluss
                                                                           den Auszubilden-    ohne Anschluss". Hierbei geht es um den
                                                                           den weitergehende   Übergang von der Schule in den Beruf
                                                                           Kenntnisse in den   und die Systematisierung des Prozesses
Im Kletterwald wachsen die Auszubildenden über sich hinaus.                Bereichen    deut-  der Berufs- und Studienorientierung. Eine
                                          Foto: Kreis Siegen-Wittgenstein sche    Geschichte  kleine Anzahl von Schülern verbringt hier-
                                                                           und Politik ver-    bei einen halben Tag in der Kreisverwal-
haben gezeigt, wie ansprechend diese             mittelt. Auch der diesjährige Besuch des      tung und lernt diese mit all ihren Facetten
Erfahrungsberichte für potentielle Bewer-        Landtages in Düsseldorf samt Diskussion       kennen: Aufgaben, Arbeitsumfeld, Klima
ber sind. Diese teilten mit, dass sie auf-       mit einem Landtagsabgeordneten aus der        – und natürlich die Auszubildenden selbst.
grund der Berichte eine bessere Vorstel-         Region verbessert das politische Verständ-    Schon hier besteht also eine erste nähere
lung von ihrem späteren Beruf bekommen           nis der Auszubildenden.                       Kontaktmöglichkeit, die zu einer Art Bin-
haben und von den Aktivitäten und dem            All diese Aktivitäten führen nicht nur zu     dung an den Kreis führen kann.
besonderen Gemeinschaftsgefüge unter             einem besseren politischen Verständnis
den Auszubildenden begeistert waren.             und kundenorientierteren Verhalten, son-      Fazit
Zuletzt stellt sich die JAV selbst mit ihren     dern stärken auch in besonderem Maße das
Aufgaben genauer vor. Mit der vorge-             Gemeinschaftsgefühl der Auszubildenden.       All diese Maßnahmen zielen darauf ab,
stellten Plattform steht den potenziellen        Die circa vierteljährlich durchgeführten      dass die Ausbildung in der Kreisverwal-
Bewerbern nun kontinuierlich ein breites         Azubitreffen tragen ebenso ihren Teil dazu    tung mit bestimmten Qualitätsmerkmalen
Spektrum an aktuellen Informationen zur          bei. Hier treffen sich alle Auszubildenden,   in Verbindung gebracht wird und somit
Verfügung. Damit kann sich die Kreis-            der Ausbildungsleiter und die JAV außer-      die Attraktivität des Arbeitgebers „Kreis
verwaltung jungen, motivierten und lei-          halb der Arbeits-
stungsstarken Nachwuchskräften aktiv als         zeit – meistens
attraktiver Arbeitgeber präsentieren.            abends – in einem
                                                 Café oder einer Bar
Unternehmungen                                   und verbringen im
                                                 Gespräch Zeit mit-
Die gerade angesprochene Einführungs-            einander.
woche und die Berufsbildungstage sind
weitere Maßnahmen, durch die sich der            Praktika
Kreis von anderen Arbeitgebern abhebt.
In der Einführungswoche besichtigen alle         Eine andere Maß-
neuen Auszubildenden zum einen kreis­            nahme zur Attrak-
angehörige Institutionen, wie die Kreis-         tivitätssteigerung
polizeibehörde, den Siegerlandflughafen          des Arbeitgebers
oder die Deponien. Dadurch lernen sie            sind         Praktika.
das Kreisgebiet besser kennen. Zum ande-         Damit sind nicht Die Projektgruppe CaSper in der aktuellen Besetzung: v.l. Tobias
ren verbringen die neuen Auszubilden-            die         typischen Liebig, Bianca Otterbach, Rahel Arlitt, Melina Theiß und Christian
den einen Tag im Kletterwald, wo sie ein         „Schülerpraktika“ L’Hiver. Schulbedingt fehlen: Melanie Reichmann, Laura Michel,
Gemeinschaftsgefühl entwickeln und sich          gemeint, sondern Dennis Schneider und Jann Frederik Burholt.
näher kennenlernen.                              Praktika      unserer                                         Foto: Kreis Siegen-Wittgenstein
Alle zwei Jahre findet für die ersten beiden     Auszubildenden
Lehrjahre eine mehrtägige Bildungsfahrt          sowohl in der Privatwirtschaft als auch in    Siegen-Wittgenstein“ steigt. Klar ist, dass
nach Bad Marienberg statt. Hier geht es          anderen Verwaltungen – egal ob im In-         dieses Ausbildungsmarketing stets den
nicht nur darum, jahrgangsübergreifend           oder Ausland. Der Sinn dahinter ist, den      gesellschaftlichen Entwicklungen ange-
Kontakte zu knüpfen, sondern auch darum,         Auszubildenden die Möglichkeit zu geben,      passt und kontinuierlich umgesetzt werden
praxisrelevante Kenntnisse von erfahrenen        einmal über den Tellerrand zu blicken.        muss. Denn nur so kann dem stets prä-
Referenten vermittelt zu bekommen, die           Gerade die Praktika in entfernteren Städ-     senten Thema „demografischer Wandel“
sofort im Arbeitsleben Anwendung finden.         ten oder gar im Ausland sind besonders        etwas entgegen gehalten werden: „Sie-
Geschult werden die Auszubildenden zum           förderlich für die Persönlichkeitsentwick-    gen-Wittgenstein – Die Menschen sind
Beispiel in den Bereichen Rhetorik, Klei-        lung der Auszubildenden. Hier ziehen sie      unser Kapital“!
dungsstil oder kundenorientiertes Auftre-        nicht nur Vergleiche zu anderen Arbeitge-
ten. Darüber hinaus ist der Kreis Siegen-        bern im Hinblick auf die Arbeitsweise oder               EILDIENST LKT NRW
Wittgenstein stets bestrebt, auch außer-         das Sozialgefüge, sondern bauen auch ihr            Nr. 2/Februar 2014   11.11.00

                                                                                                                                            51
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