FB2.aktuell Neues aus dem Fachbereich 2 - Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften - TU Darmstadt

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FB2.aktuell Neues aus dem Fachbereich 2 - Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften - TU Darmstadt
FB2.aktuell
Neues aus dem Fachbereich 2 –
Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften
Jahrgang 6 | Ausgabe 2 | November 2020

                                              Bild: pixabay
FB2.aktuell Neues aus dem Fachbereich 2 - Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften - TU Darmstadt
Seite 2 | FB2.aktuell | November 2020

Inhalt
WILLKOMMEN (I)

NEUE AKADEMIE-PROFESSUR »HISTORISCHE LINGUISTIK«
Professorin Mirjam Schmuck im Gespräch
Die Akademie-Professur »Historische Linguistik« ergänzt und stärkt am
Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft sowohl das Fachgebiet der
Germanistischen Mediävistik als auch das der Germanistischen Linguistik
mit einem – bislang am Fachbereich noch nicht besetzten – Schwerpunkt
»Sprachgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart«.

WILLKOMMEN (II)

                                                NEUER PROFESSOR FÜR NEUERE GESCHICHTE
                                                Professor Nicolai Hannig im Gespräch
                                                Die Professur verstärkt das Institut für Geschichte mit einem Schwerpunkt in
                                                Stadt- und Umweltgeschichte. Damit fügt sie sich zugleich in die Forschungs-
                                                schwerpunkte des Fachbereichs ein, insbesondere durch die Mitwirkung an
                                                der »Stadtforschung« sowie im Bereich »Transformation der Energie- und
                                                Klimapolitik«.

PHÄNOMEN DES DENKMALSTURZES

SPECIAL FEATURE OF THE JOURNAL
»CITY. ANALYSIS OF URBAN CHANGE, THEORY, ACTION«
Studie zum »Urban Fallism« veröffentlicht
Das von Professorin Sybille Frank, Institut für Soziologie, und Dr. Mirjana
Ristic, Alexander von Humboldt Postdoc-Stipendiatin an der TU Darmstadt
(11.2016 – 12.2018), entwickelten Konzept des urbanen Fallismus wurde im
Rahmen von acht Fallstudien zu verschiedenen Städten und unterschied-
lichen Epochen erprobt. Gezeigt wird, wie Denkmäler gestürzt, verändert,
umfunktioniert oder zum Teil auch erneut errichtet werden. Die Studie
wurde nun in einer Sondernummer der New Yorker Zeitschrift »City«
veröffentlicht.

Impressum:
Herausgeber: Dekanat Fachbereich 2 – Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, Dolivostraße 15, 64293 Darmstadt
' 06151 1657300 | 6 06151 1657302 | 8 https://www.gugw.tu-darmstadt.de | h monica.holtz@tu-darmstadt.de
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Neues aus dem Fachbereich

Liebe Mitglieder des Fachbereichs,
sehr geehrte Damen und Herren,

die zu Beginn der Pandemie noch        •   Frau Prof. Dr. Mirjam Schmuck
kurz herrschende Hoffnung, nach            auf der Akademieprofessur »Hi-
einem digitalen Sommersemester             storische Linguistik« am Institut
zum Normalbetrieb zurückkehren zu          für Sprach- und Literaturwis-
können, war angesichts der weltwei-        senschaft, die zum 1.10.2020 er-
ten Entwicklungen schnell zunichte         nannt und für ihre wissenschaft-
gemacht. Auch im gerade startenden         liche Arbeit an der Mainzer
Wintersemester werden wir nur digi-        Akademie der Wissenschaften
tal zusammenkommen können. Umso            und der Literatur im Mainzer-
mehr freut es mich, dass wir wäh-          Darmstädter Projekt »Digitales
rend unserer vollständig digitalen         Fa m i l i e n n a m e n wö r t e r b u c h   Dekanin Prof. Dr. Nina Janich; Bild: privat
Orientierungswoche Ende Oktober            Deutschlands« beurlaubt wurde,
ausgesprochen viele unserer neuen          sowie                                         rung festgehaltenen Themen bereits
Erstsemesterinnen und Erstsemester     • Herrn Prof. Dr. Nicolai Hannig,                 gemacht haben. Wir sind also schon
begrüßen und über unsere Studien-          der zum 1.10.2020 am Institut                 weit und auf dem richtigen Weg. Un-
gänge und das digitale Semester in-        für Geschichte zum Professor                  sere bereits fertigen Konzepte (wei-
formieren konnten! Gemeinsam tun           für »Neuere Geschichte mit dem                terhin) mit Leben zu füllen, unser
wir weiterhin alles, um den Kontakt        Schwerpunkt Stadt-/Umweltge-                  Studienprogramm konstruktiv-kri-
zueinander, unter Kolleg*innen und         schichte« ernannt wurde.                      tisch im Auge zu behalten und weiter
zwischen Studierenden und Leh-         Willkommen an unserem Fachbe-                     zu profilieren sowie Ideen für eine
renden zu halten und zu pflegen –      reich!                                            stärkere Internationalisierung des
trotz der ungewöhnlichen und für                                                         Fachbereichs zu entwickeln, sind ei-
viele schwierigen Zeit. Denn Uni-      Außerdem hatten wir in diesem                     nige unserer gemeinsamen Aufgaben
versität lebt nur durch das Gespräch   Herbst nicht nur eine spannende und               in den nächsten Jahren.
zwischen Menschen. Lassen Sie uns      produktive Fachbereichsklausur, bei
in diesem Wintersemester also digi-    der sich unter anderem unsere drei                Wie aktiv der Fachbereich und seine
tal mehr experimentieren und aus-      Fachbereichsschwerpunkte »Digital                 Mitglieder sind, welche Forschungs-
probieren, wofür in der Aufregung      Humanities«, »Transformation der                  fragen uns bewegen und was neben-
des Sommersemesters noch keine         Energie- und Klimapolitik« sowie                  her alles geleistet wird – dies zeigt
Zeit und Kraft war. So wird zum Bei-   »Stadtforschung« mit einer beein-                 Ihnen auch in diesem Herbst wieder
spiel unsere Absolvent*innenfeier      druckenden Anzahl und Breite an                   unser Newsletter. Ich wünsche Ihnen
am 28. Januar 2021 nicht ausfallen     Forschungsprojekten und Aktivitäten               eine spannende Lektüre und ein an-
– wir finden digital einen Weg, un-    präsentiert haben (eine entspre-                  regendes Semester.
sere Absolvent*innen angemessen zu     chende Webpräsenz ist gerade im
ehren und gemeinsam zu feiern.         Aufbau). Es fand auch ein erstes Mo-              Bleiben Sie alle gesund und dem
                                       nitoring unserer Zielvereinbarungen               Fachbereich weiterhin engagiert ver-
Doch nun Schluss mit Corona: Ich       mit der Präsidentin statt, die wir                bunden,
freue mich sehr, dass ich für die-     sichtlich damit beeindrucken konn-
ses Semester gleich zwei neue          ten, wie viel wir in dieser allerersten           Ihre Nina Janich (Dekanin) mit dem
Kolleg*innen begrüßen kann:            Phase aus den in der Zielvereinba-                Dekanatsteam
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                                                                                            PERSONALIA

Auslobung Masterarbeits-Preis
                                                                                            NEUE PROFESSORINNEN UND PROFESSOREN

                                                                                            Prof. Dr. Nicolai Hannig ist seit dem 1. Oktober
                                                                                            2020 Professor am Institut für Geschichte, Fach-
INTERDISZIPLINÄRE FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE DES FB 2                                           gebiet Neuere Geschichte. Professor Hannig
                                                                                            kommt von der Ludwig-Maximilians-Universität
                                                                                            München.
DER PREIS
                                                                                            Prof. Dr. Mirjam Schmuck ist seit dem 1. Okto-
                                                                                            ber 2020 Akademie-Professorin am Institut für
Die drei interdisziplinären For-                                                            Sprach- und Literaturwissenschaft, Fachgebiet
                                                                                            Historische Linguistik. Professorin Schmuck
schungsschwerpunkte des Fachbe-                                                             kommt von der Akademie der Wissenschaften
reichs 2 der TU Darmstadt »Digital                                                          und der Literatur | Mainz.
Humanities«,      »Stadtforschung«
                                                                                            ERNENNUNGEN
und »Transformation der Energie-
und Klimapolitik« vergeben für                                                              Dr. Lars Adler wurde im Februar 2020 zum
                                                                                            Honorarprofessor am Institut für Geschichte,
herausragende Masterarbeiten, die                                                           Fachgebiet Mittelalterliche Geschichte, ernannt.
in den Themenfeldern der drei For-                                                          Honorarprofessor Adler ist Stv. Abteilungslei-
                                                                                            tung des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt.
schungsschwerpunkte      angefertigt
wurden, den Masterarbeits-Preis                                                             Dr. Peter Oliver Loew wurde im Februar 2020
der interdisziplinären Forschungs-                                                          zum Honorarprofessor am Institut für Geschich-
                                                                                            te, Fachgebiet Neuere und Neueste Geschichte,
schwerpunkte des Fachbereichs 2                                                             ernannt. Honorarprofessor Loew ist Direktor des
der TU Darmstadt.                                                                           Deutschen Polen-Instituts.

                                                                                            VERTRETUNGEN
Es wird ein Preis für jeden interdis-
                                                                                            Dr. Alexander Friedrich vertritt Prof. Dr. Petra
ziplinären Forschungsschwerpunkt                                                            Gehring vom 01.10.2020 bis 30.09.2021, die für
ausgelobt. Mit dem Masterarbeits-                                                           ein Jahr freigestellt wurde, um die Ergebnisse
Preis wird jeweils eine empirisch,                                                          ihrer seit sieben Jahren – in Zusammenarbeit mit
                                                                                            PD Dr. Günter Feuerstein (Hamburg) sowie Prof.
methodisch und/oder theoretisch                                                             Dr. Marcus Müller (Darmstadt) – durchgeführten
herausragende Master-Thesis ausge-       Bild: Heike Kollross                               Forschungen zur Etablierung der Bioethik
                                                                                            in Deutschland in Form einer Monographie
zeichnet, die sich grundlegend mit                                                          darzustellen.
Fragen der »Digital Humanities«, der
                                                                                            DIENSTJUBILÄUM
»Stadtforschung« oder der »Transfor-     Teilnahmeberechtigt sind Arbeiten,
mation der Energie- und Klimapoli-       die zwischen dem 15.12.2019 und                    Dr. Sabine Bartsch, Institut für Sprach- und
tik« auseinandersetzt. Die drei Preise   14.12.2020 am Fachbereich 2 der                    Literaturwissenschaft: 25-jähriges Dienstjubilä-
                                                                                            um am 1. Oktober 2020.
werden auf der jährlichen Absolvent_     TU Darmstadt als Masterarbeit an-
innenfeier des Fachbereichs 2 verge-     genommen und begutachtet und von                   GESTORBEN

ben, zum zweiten Mal am 28. Januar       den Gutachtenden mit mindestens                    OStR Dietrich Bruckner, ehem. Institut für
2021.                                    2,0 bewertet wurden.                               Geschichte, verstarb am 2. Juni 2020 im Alter
                                                                                            von 84 Jahren.

PREISVERGABE UND PREISGELD               Einzureichen sind ein Exemplar der                 NOMINIERUNG
                                         Arbeit und eine Kurzfassung (1 DIN
                                                                                            Prof. Dr. Nina Janich, Institut für Sprach- und
Über die Preisvergabe entscheidet        A4-Seite), der Lebenslauf der/des                  Literaturwissenschaft, wurde vom Präsidenten
eine Jury. Das Preisgeld beträgt pro     Verfasser_in der Master-Thesis und                 der Universität Regensburg, Prof. Dr. Udo Hebel,
                                                                                            für fünf Jahre als externes Mitglied in das Tenu-
Preis 300 Euro. Die Jury behält sich     die beiden Gutachten zur Thesis, je-               reBoard des Tenure-Track-Programms
vor, die Preissumme innerhalb eines      weils in digitaler Form (pdf). Bei der             »ProfessUR« der Universität Regensburg
                                                                                            bestellt.
Forschungsschwerpunkts ggfs. auf         Einreichung ist der adressierte For-
mehrere Arbeiten zu verteilen. Sie       schungsschwerpunkt zu vermerken.                   Prof. Dr. Christian Reuter, Fachgebiet Wissen-
kann auch entscheiden, keinen Preis                                                         schaft und Technik für Frieden und Sicherheit
                                                                                            (PEASEC), ist von der Senatorin der Freien und
zu vergeben. Der Rechtsweg ist aus-      Stichtag der Einreichung der Bewer-                Hansestadt Hamburg, Katharina Fegebank, nach
geschlossen.                             bungsunterlagen ist der 15. Dezem-                 Beschluss des Kuratoriums für vier Jahre in den
                                                                                            Wissenschaftlichen Beirat der Stiftung »Institut
                                         ber 2020. Bitte richten Sie Ihre Be-               für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der
BEWERBUNGSPROZEDERE                      werbungen an:                                      Universität Hamburg« bestellt worden.
                                         masterarbeitspreis@gugw.tu-darmstadt.de            LOB & PREIS
Die Arbeiten können von den Ver-
fasserinnen und Verfassern oder von                              PROF. DR. SYBILLE FRANK,   Martin Schmitt, Institut für Geschichte, Fach-
                                                                                            gebiet Technikgeschichte, hat den Förder-
den betreuenden Hochschullehre-                                 PROF. DR. MICHÈLE KNODT,    preis der Gesellschaft für die Geschichte der
rinnen und Hochschullehrern einge-                                PROF. DR. ANDREA RAPP     Wissenschaft, Medizin und Technik (GWMT)
                                                                                            2020 erhalten. Schmitt bekam den Preis für seine
reicht werden.                                                                              Doktorarbeit zur »Digitalisierung der Kreditwirt-
                                                                                            schaft. Computereinsatz in der Bundesrepublik
                                                                                            und der DDR, 1957-1991«.
FB2.aktuell Neues aus dem Fachbereich 2 - Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften - TU Darmstadt
Seite 5 | FB2.aktuell | November 2020 				                                                                             Willkommen

Verstärkung am Fachbereich (I)
NEUE PROFESSORIN MIRJAM SCHMUCK IM GESPRÄCH
Mit diesem Wintersemester wird der Fachbereich Gesellschafts- und
Geschichtswissenschaften durch eine neue Professorin am Institut für
Sprach- und Literaturwissenschaft verstärkt: Mirjam Schmuck, Professorin
für Historische Linguistik. Die Akademie-Professur »Historische Linguis-
tik« ergänzt und stärkt am Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft
sowohl das Fachgebiet der Germanistischen Mediävistik als auch das der
Germanistischen Linguistik mit einem – bislang am Fachbereich noch nicht
besetzten – Schwerpunkt »Sprachgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegen-
wart«. Sie ermöglicht in Lehre und Forschung Schwerpunktsetzungen bzw.
die Stärkung vorhandener Ansätze in den Bereichen (Sozio-)Onomastik und
kontrastive Linguistik (germanisch-vergleichend) und ergänzt somit auch die
sprach- und kulturvergleichende Ausrichtung des Instituts für Sprach- und
Literaturwissenschaft. Mit einem zentralen Schwerpunkt in der Digitalen
Namenforschung/Onomastik schließt sie zudem an einen der Forschungs-
schwerpunkte des Instituts und damit zugleich an den Schwerpunkt Digital
Humanities des Fachbereichs an. Der Fachbereich heißt Mirjam Schmuck
herzlich willkommen und stellt sie vor:
                                                                                    Professorin Mirjam Schmuck Bild: Privat
Herzlich willkommen! Wir freuen           Beispiel warum sich das Deutsche im
uns sehr darüber, dass Sie dem            Laufe der Zeit so stark verändert hat,     ZUR PERSON
Ruf nach Darmstadt gefolgt sind.          welche Sprachwandelprozesse aktu-
                                                                                     PROFESSORIN MIRJAM SCHMUCK
Warum die Technische Universität          ell vor unseren Augen ablaufen, wa-
Darmstadt?                                rum Sprachen überhaupt ständigem           Mirjam Schmuck hat in Mainz und Dijon Germa-
                                          Wandel unterliegen, welche Fak-            nistik und Romanistik studiert und anschließend
                                                                                     im Bereich Germanistische Linguistik promo-
Ein großes Plus der TU Darmstadt ist      toren dabei entscheidend sind und          viert. Zwischen 2012 – 2019 war sie Juniorpro-
für mich der Schwerpunkt Compu-           inwiefern die Richtung von Sprach-         fessorin für Historische Sprachwissenschaft mit
                                                                                     dem Schwerpunkt Onomastik (Namenforschung)
terphilologie, hier sehe ich auch viele   wandel vorhersagbar ist. Auch aktu-        an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Anknüpfungspunkte für zukünftige          elle grammatische Zweifelsfälle (der       in Kooperation mit der Mainzer Akademie der
                                                                                     Wissenschaften und der Literatur. Zwischenzeit-
Projekte. Außerdem handelt es sich        Wagen – die Wagen oder die Wägen)          lich hat sie Professuren an der Ruhr-Universität
bei meiner Professur um eine sog.         sind nur mit profunden sprachhi-           Bochum (2017 – 2018) und an der Freien Universi-
Akademie-Professur. D. h. neben           storischen Kenntnissen erklär- und         tät Berlin (2020) vertreten.

der Lehre an der TU werde ich auch        verstehbar. Noch ganz jung ist die         NEUESTE PUBLIKATIONEN
weiterhin im Projekt Digitales Fami-      Beschäftigung mit Namen und ihrer
                                                                                     → Kempf, Luise, Damaris Nübling & Mirjam
liennamenwörterbuch Deutschlands          Sondergrammatik, die ich hochspan-         Schmuck (2020) (Hrsg.): Linguistik der Eigen-
(www.familiennamenwoerterbuch.de)         nend finde: Warum heißt es zum             namen. Berlin/Boston: De Gruyter (Linguistik –
                                                                                     Impulse & Tendenzen, 88).
mitarbeiten – ein Forschungsprojekt       Beispiel der Koch – die Köche aber
der Akademie der Wissenschaften           die Kochs [Familienname], der Polar-       → Schmuck, Mirjam (2020): The grammatica-
und der Literatur Mainz in Koopera-       stern aber die Polarstern [Schiff]?        lisation of definite articles in German, Dutch,
                                                                                     and English: a micro-typological approach. In:
tion mit der TU Darmstadt. Die For-                                                  Leuschner, Torsten, Dietha Koster & Gunther de
schungskooperation bestand also be-       Welche forschungsbezogenen In-             Vogelaer (Hrsg.): German and Dutch in contrast.
                                                                                     Synchronic, diachronic and psycholinguistic
reits vorher und wird nun durch die       teraktionsmöglichkeiten gibt es            perspectives. Berlin/Boston: De Gruyter (Konver-
Akademie-Professur noch gestärkt.         zwischen Ihnen und den Profes-             genz und Divergenz. 11), 145–178.
                                          sorinnen und Professoren am In-            → Nübling, Damaris & Mirjam Schmuck (2019):
Was ist für Sie besonders spannend        stitut für Sprach- und Literatur-          Areale Variation in den deutschen Familien-
in Ihrem Forschungsschwerpunkt?           wissenschaft? Und innerhalb des            namen. In: Herrgen, Joachim & Jürgen-Erich
                                                                                     Schmidt (Hrsg.): Sprache und Raum – Ein
                                          Fachbereichs?                              Internationales Handbuch der Sprachvariation.
Die Historische Linguistik (Sprachge-                                                Deutsch. Berlin/Boston: De Gruyter (Handbücher
                                                                                     zu Sprache und Kommunikationswissenschaft
schichte) beschäftigt sich einerseits     Da gibt es sehr viele! Eine Forschungs-    Bd. 30.4), 782–793.
mit den historischen Sprachstufen         kooperation besteht, wie gesagt, be-
                                                                                     KONTAKT
des Deutschen (Alt-, Mittel-, Früh-       reits im Rahmen des Digitalen Fa-
                                                                                     h mirjam.schmuck@tu-darmstadt.de
neuhochdeutsch) andererseits aber         miliennamenwörterbuchs, das sich
auch mit den Grundprinzipien von          auf zwei Arbeitsstellen in Mainz und       WEITERE INFORMATIONEN
                                                                                     8 https://www.linglit.tu-darmstadt.de
Sprachwandel. Mich interessiert zum       Darmstadt aufteilt. Außerdem gibt
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es natürlich viele Überschneidungen    tersemester auch ein Seminar anbie-     wie populärwissenschaftliche Lite-
mit der Mediävistik und auch im        ten. Beide Schwerpunkte passen sehr     ratur gerne behauptet. Studierende
Bereich      Medienkommunikation/      gut zur sprach- und kulturverglei-      und insbesondere auch angehende
Werbesprache insbesondere über die     chenden Ausrichtung des Instituts.      Lehrer*innen für diesen Fachteil
Namenforschung (z. B. Produkt- und                                             zu begeistern, finde ich daher eine
Firmennamen). Zu »Werbenden Na-        Was macht Ihnen Freude an Ihrem         wichtige und spannende Aufgabe.
men« ist nächstes Jahr eine Tagung     Beruf?
an der Mainzer Akademie geplant,                                               Was raten Sie Ihren Studierenden?
die u. a. Nina Janich organisiert.     Sprachgeschichte ist sicher nicht der
                                       Fachteil, weshalb sich viele für ein    Ich finde es wichtig, offen zu bleiben
Wie ergänzen sich Ihre Profes-         Germanistikstudium      entscheiden.    für neue Themen und neue Frage-
suren in der Lehre?                    In der Schule erfährt man in der        stellungen und auch schon am An-
                                       Regel wenig über ältere Sprachstu-      fang des Studiums das vielfältige
Die neu eingerichtete Professur für    fen oder die Prinzipien von Sprach-     Angebot der Universität zu nutzen,
Historische Linguistik stärkt das      wandel. Ich halte Sprachgeschichts-     um möglichst viel mitzunehmen. Ein
Fachgebiet Mediävistik und den         kenntnisse dennoch für sehr wichtig,    Blick über den Tellerrand des eige-
Schwerpunkt       »Sprachgeschichte    auch um das Deutsch von heute zu        nen Faches ist immer extrem berei-
vom Mittelalter bis zur Gegenwart«     verstehen. Mit Kenntnissen in Histo-    chernd. Man sollte sich deshalb nicht
am Institut. Außerdem bringe ich Ex-   rischer Linguistik kann man leicht      zu sehr vom Leistungsdruck leiten
pertise in den Bereichen kontrastive   erklären warum zum Beispiel aktu-       lassen, der in den neuen Bachelor-
(germanisch-vergleichende) Linguis-    ell viele Verben zur regelmäßigen       und Masterstudiengängen leider grö-
tik und Namenforschung (Personen-      Flexion übergehen (buk > backte,        ßer geworden ist.
namen, Namengrammatik) mit. Zu         molk > melkte) und dass dies eben                 DIE FRAGEN STELLTE MÔNICA HOLTZ
Personennamen werde ich im Win-        kein Zeichen für Sprachverfall ist,

Bild: Thomas Ott
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Verstärkung am Fachbereich (II)
NEUER PROFESSOR NICOLAI HANNIG IM GESPRÄCH
Mit diesem Wintersemester wird der Fachbereich Gesellschafts- und Ge-
schichtswissenschaften durch einen neuen Professor am Institut für Ge-
schichte verstärkt: Nicolai Hannig, Professor für Neuere Geschichte. Diese
Professur baut die Forschungsschwerpunkte des Instituts für Geschichte
zusammen mit den bereits bestehenden Professuren für Alte Geschichte,
Mittelalterliche Geschichte, Neuere und Neueste Geschichte und Tech-
nikgeschichte weiter aus. Insbesondere fügt diese Professur sich in die
Forschungsstrategie des Fachbereichs ein, vor allem in die Forschungs-
schwerpunkte »Stadtforschung« sowie »Transformation der Energie- und
Klimapolitik«. Der Fachbereich heißt Nicolai Hannig herzlich willkommen
und stellt ihn vor:

Herzlich willkommen! Wir freuen           können uns im Hier und Jetzt eine
uns sehr darüber, dass Sie dem            wichtige Orientierung geben.
Ruf nach Darmstadt gefolgt sind.
Warum die Technische Universität          Welche forschungsbezogenen In-
Darmstadt?                                teraktionsmöglichkeiten gibt es
                                          zwischen Ihnen und den Professo-
Vielen Dank, ich freue mich auch,         rinnen und Professoren am Insti-        Professor Nicolai Hannig. Bild: Lisa Feldmann
das Kollegium ab diesem Semester          tut für Geschichte? Und innerhalb
verstärken zu können. Am Institut         des Fachbereichs?                         ZUR PERSON
für Geschichte wie auch am gesamt-
                                                                                    PROFESSOR NICOLAI HANNIG
en Fachbereich gibt es für mich viele     Es gibt sehr viele! Der Forschungs-
Anschlussmöglichkeiten. Zudem ist         schwerpunkt zur Umwelt- und Stadt-        Studium der Fächer Geschichte, Germanistik
                                                                                    und Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum.
die Forschung an der TU Darmstadt         geschichte an der TU Darmstadt            Promotion an der Justus-Liebig-Universität
sehr interdisziplinär ausgerichtet;       besteht schon seit vielen Jahren.         Gießen mit einer Arbeit über »Die Religion der
                                                                                    Öffentlichkeit. Kirche, Religion und Medien in
eine Arbeitsweise, die mir in den         Die Forscherinnen und Forscher am         der Bundesrepublik 1945-1980«. 2015/16 Visiting
letzten Jahre immer wichtiger ge-         Institut für Geschichte haben hier        Professor an der Washington University in St.
worden ist. Schließlich sagt mir auch     wichtige Pionierarbeit geleistet. Mit     Louis, USA mit einem Postdoctoral Fellowhip der
                                                                                    VolkswagenStiftung. 2017 Habilitation im Fach
die Breite des Lehrangebots zu, ange-     meinen eigenen Studien zu Katastro-       Neuere und Neueste Geschichte mit einer Arbeit
fangen vom Bachelor über verschie-        phen, Risiken und Vorsorge konnte         über »Kalkulierte Gefahren. Naturkatastrophen
                                                                                    und Prävention seit 1800« an der Ludwig-
dene Masterstudiengänge bis hin           ich darauf aufbauen, Methoden und         Maximilians-Universität München, ausgezeichnet
zum Staatsexamen.                         Befunde weiterentwickeln.                 mit dem Habilitationspreis der LMU. Zuletzt
                                                                                    Akademischer Oberrat a. Z. am Historischen
                                                                                    Seminar der LMU München, Abteilung Neueste
Was ist für Sie besonders spannend        In meinem aktuellen Projekt be-           Geschichte und Zeitgeschichte.
in Ihrem Forschungsschwerpunkt?           schäftige ich mich mit Gewalt auf der
                                                                                    NEUESTE PUBLIKATIONEN
                                          Straße und der Frage, wie sich der
Ich habe mich viele Jahre mit der Ge-     städtische Raum durch Proteste und        → Hannig, Nicolai (2019). Kalkulierte Gefahren.
                                                                                    Naturkatastrophen und Vorsorge seit 1800, Wall-
schichte von Naturkatastrophen und        Straßenkämpfe verändert und dieser        stein Verlag. Göttingen.
Risiken, mit der Umweltgeschichte         wiederum das öffentliche Aufbegeh-
                                                                                    → Hannig, Nicolai (2020). Das Vorsorgeparadox.
und Vorsorge beschäftigt. Das sind        ren beeinflusst hat. Forschungszu-        Beobachtungen zu einem modernen Phänomen
Themen, die nicht erst seit Greta und     sammenhänge des Fachbereichs wie          in Coronazeiten, in: Geschichte der Gegenwart,
Corona zu den größten Herausforde-        etwa die AG Interdisziplinäre Stadt-      8. Juli 2020 (https://bit.ly/36ZGRIx).

rungen der Gegenwart zählen. Viel-        forschung oder emergenCITY bieten         → Hannig, Nicolai (2019). Diagnose: Gefahr!
mehr beschäftigen sie die Menschen        hierzu vielfältige Anschlussmöglich-      Hydrotechnische Bedrohungsszenarien im 19.
                                                                                    Jahrhundert, in: T. Alkemeyer/N. Buschmann/T.
in ihrem Alltag schon seit vielen Jahr-   keiten. In einem anderen Projekt un-      Etzemüller (Hg.): Gegenwartsdiagnosen. Kultu-
hunderten. Daher ist es besonders in-     tersuche ich in historischer Perspek-     relle Formen gesellschaftlicher Selbstoptimie-
                                                                                    rung in der Moderne, Bielefeld 2019, S. 319-333.
teressant, vergangenen Lösungsstra-       tive Vorsorge gegenüber Pandemien
tegien nachzuspüren und zu fragen,        und Epidemien. Mich interessiert,        KONTAKT
wie Menschen in der Vergangenheit         welche (unerwünschten) Folgen ei-        h nicolai.hannig@tu-darmstadt.de
mit äußeren Gefahren umgegangen           gentlich bestimmte Vorsorgemaß-          WEITERE INFORMATIONEN
sind, wie sie versucht haben, ihre Zu-    nahmen hatten – angefangen von           8 https://www.geschichte.tu-darmstadt.de
kunft zu gestalten. Befunde darüber       Quarantäne bis hin zu Impfprogram-
FB2.aktuell Neues aus dem Fachbereich 2 - Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften - TU Darmstadt
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men und Lock-Downs. Hierin sehe                      Gerne würde ich daher einen neuen                      Was raten Sie Ihren Studierenden?
ich viele Anknüpfungspunkte zum                      Schwerpunkt in der Mediengeschich-
Graduiertenkolleg Kritis, das sich mit               te aufbauen und kooperative Pro-                       Bei dieser Frage komme ich mir et-
Funktionskrisen und Schutz in Städ-                  jekte auf den Weg bringen.                             was älter vor, als ich bin! Ich glaube
ten auseinandersetzt.                                                                                       aber, dass es wichtig ist, die enge
                                                     Was macht Ihnen Freude an Ihrem                        Verbundenheit von Vergangenheit,
Wie ergänzen sich Ihre Profes-                       Beruf?                                                 Gegenwart und Zukunft zu erkennen
suren in der Lehre?                                                                                         und gleichzeitig zu wissen, dass sie
                                                     Mein Beruf ist eine ständige Ent-                      nicht abhängig von einander sind,
Ich denke, wir ergänzen uns sowohl                   deckungsreise. Man ist permanent                       statisch aufeinander aufbauen. Jede
in unseren Epochenschwerpunkten                      auf der Suche nach etwas Neuem,                        Gegenwart hatte ihre eigene Vergan-
als auch thematisch und konzeptio-                   taucht in vergangene Zeiten herab                      genheit und offene Zukunft, die wir
nell sehr gut. Darüber hinaus baue                   und versucht herauszufinden, was                       nicht aus der vermeintlich besserwis-
ich aber vor allem auf Zusammen-                     sie uns heute sagen können. Gleich-                    senden Perspektive des Historikers
arbeit und hoffe, dass wir einige                    zeitig geht es darum, alte und neue                    oder der Historikerin zukleistern
gemeinsame Lehrprojekte anstoßen                     Erkenntnisse an Studierende zu ver-                    sollten.
können. Ich arbeite zum Beispiel                     mitteln, die Freude am Denken und                                    DIE FRAGEN STELLTE MÔNICA HOLTZ
häufig mit Filmen und über Filme.                    Diskutieren zu wecken.

Laptops für die Schule
SPENDE DES FACHBEREICHS 02 AN DIE LICHTENBERGSCHULE IN DARMSTADT

Professorin Michèle Knodt übergibt Computer an den Schulleiter der Lichtenbergschule, Wolfgang Naumann. Foto: Gerd Keim

Als »erste Rate« übergab Professorin                 Die geschäftsführende Direktorin                       »Eine tolle Aktion, für die wir sehr
Michèle Knodt sechs Computer an                      des Instituts für Politikwissenschaft                  dankbar sind«, freute sich Wolfgang
den Schulleiter der Lichtenbergschu-                 möchte nicht mehr benötigte Laptops                    Naumann. In Zeiten von Corona
le, Wolfgang Naumann.                                auch in Zukunft an das Darmstädter                     könne man damit Schülerinnen und
                                                     Gymnasium spenden und hofft, dass                      Schüler, die nicht zum Präsenzunter-
Die Geräte seien vier bis sechs Jahre                sich auch weitere Kolleginnen und                      richt kommen können und kein eige-
alt und in technisch einwandfreiem                   Kollegen des Fachbereich wie auch                      nes Endgerät für den digitalen Unter-
Zustand, sagte Michèle Knodt bei                     weitere Fachbereiche der TU Darm-                      richt haben, unterstützen.
der Übergabe der Rechner auf dem                     stadt dem Beispiel anschließen.
Schulhof.
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Die Energiewende gemeinsam gestalten
START DES KOPERNIKUS-FORSCHUNGSPROJEKTS ARIADNE
                                                                                                           INFORMATION

                                                                                                           → Forschungsverbundprojekt »Ariadne«
                                                                                                           → Förderung: BMBF

                                                                                                           Wer ist Ariadne? In der griechischen Mytho-
                                                                                                           logie gelang dem legendären Helden Theseus
                                                                                                           durch den Faden der Ariadne die sichere Navi-
                                                                                                           gation durch das Labyrinth des Minotaurus. Dies
                                                                                                           ist die Leitidee für das Energiewende-Projekt
                                                                                                           Ariadne, in dem ein Konsortium von 26 Partnern
                                                                                                           durch exzellente Forschung in einem gemein-
                                                                                                           samen Lernprozess mit Politik, Wirtschaft und
                                                                                                           Gesellschaft Überblick und Orientierung bereit-
Professorin Michèle Knodt ist mit drei Postdocs und einem Doktorand und einer insgesamten Projektförde-
                                                                                                           stellt für die Gestaltung der Energiewende.
rung von knapp über 1 Mio. EUR an ARIADNE beteiligt. Sie ist ebenalls Mitglied des Steuerungskreis des
Konsortiums.
                                                                                                           KONTAKT
                                                                                                           Prof. Dr. Michèle Knodt
                                                                                                           h knodt@pg.tu-darmstadt.de
Von der Stromversorgung über die Industrie bis hin zu den Pariser Klimazie-
len, von einzelnen Sektoren bis hin zum großen Ganzen: Mit dem Projekt                                     WEITERE INFORMATIONEN
                                                                                                           8 https://bit.ly/3k12lbX
Ariadne startet jetzt ein Verbund führender Forschungseinrichtungen die
Arbeit an einem beispiellos umfassenden Forschungsprozess zur Gestaltung
der Energiewende. Ziel des auf drei Jahre angelegten Projekts ist es, die Wir-
kung verschiedener Politikinstrumente besser zu verstehen, um gesellschaft-
lich tragfähige Energiewende-Strategien entwickeln zu können. Von Beginn
an werden politische Entscheider, Wirtschaftsvertreter sowie Bürgerinnen
und Bürger über einen groß angelegten Dialogprozess eingebunden.

»Klimaziele allein gewährleisten                       jekte ENSURE, P2X und SynErgie.                    auf die Auswirkungen etwa auf Ver-
noch keinen Erfolg, dafür braucht es                   Zusammen bilden die Kopernikus-                    teilungsgerechtigkeit, internationale
konkrete Maßnahmen. Und genau                          Projekte eine der größten deutschen                Wettbewerbsfähigkeit sowie Umwelt-
hier setzt Ariadne an, um Überblick                    Forschungsinitiativen zum Thema                    und Naturschutz.
zu geben und Wege aufzuzeigen                          Energiewende.
durch die komplexen Detailfragen                                                                          Von Anfang an werden auch Vertre-
der Energiewende«, erklärt Ottmar                      Das Darmstädter Team wird dabei                    terinnen und Vertreter aus Politik,
Edenhofer, Direktor des Potsdam-                       analysieren, wie sich die Koordi-                  Wirtschaft und der breiten Öffent-
Instituts für Klimafolgenforschung                     nation der Energiewende im deut-                   lichkeit aktiv eingebunden. Dieser
(PIK) sowie des Mercator Research                      schen Föderalismus gestalten lässt.                gesellschaftliche Dialogprozess wird
Center on Global Commons and Cli-                      Einen Schwerpunkt spielt dabei die                 von einer Policy Unit als Herzstück
mate Change (MCC) und Leiter des                       neue Wasserstoffstrategie der Bun-                 des Projekts moderiert. »Die Energie-
Kopernikus-Projekts Ariadne: »Mit                      desregierung. Hier wird politische                 wende kann nur in einem gemein-
der einmaligen gebündelten Ex-                         Dimension der Sektorkopplung in                    samen Lernprozess gelingen,« erklärt
pertise von 26 Forschungspartnern                      den Mittelpunkt gerückt, sowie die                 Brigitte Knopf, Leiterin der Ariadne
können wir eine übergreifende Per-                     Konflikte um die neue Strategie im                 Policy Unit und Generalsekretärin
spektive schaffen, die Wirkung von                     Vorfeld der Entscheidung. Einen wei-               des MCC. »Mit Ariadne werden wir
Politikinstrumenten analysieren und                    teren Schwerpunkt bildet die Ana-                  dezidiert auf Entscheidungsprobleme
eine ganze Reihe möglicher Politi-                     lyse des European Green Deal der                   der Politik eingehen, gleichzeitig
koptionen aufzeigen – und so auf                       Europäischen Kommission. Als erster                aber auch gezielt Debatten anstoßen
dem Weg zu einem klimaneutralen                        Schritt steht dabei zur Zeit ein Policy            im Dialog mit Politik, Energiewen-
Deutschland wichtiges Orientie-                        Brief für die gerade stattfindenden                deakteuren sowie Bürgerinnen und
rungswissen für Entscheider bieten.«                   Verhandlungen in Brüssel um das                    Bürgern.« Erkenntnisse und Ergeb-
Ariadne wird vom Bundesministe-                        neue 55% CO2 Reduktionsziel auf                    nisse des Kopernikus-Projekts Ariad-
rium für Bildung und Forschung                         der Tagesordnung der Forscher. Die-                ne zur Energiewende werden konti-
(BMBF) über drei Jahre mit insge-                      se übergreifende Systemperspektive                 nuierlich über die gesamte Laufzeit
samt 30 Millionen Euro gefördert                       ist zentral: So soll ein umfassendes               bereitgestellt, etwa in Form von
und ist Teil der Kopernikus-For-                       Gesamtbild entstehen im Hinblick                   Policy Briefs, Themendossiers, Hin-
schungsinitiative. Als vierte Koper-                   auf die Effektivität von Technologien              tergrundpapieren, Visualisierungen
nikus-Säule ergänzt Ariadne die Pro-                   und Politikinstrumenten, aber auch                 und interaktiven Plattformen.
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Verdrängte Alternative: Ein drittes Modell der Demokratie
NEUES FORSCHUNGSPROJEKT DER DFG AM ARBEITSBEREICH POLITISCHE THEORIE UND IDEENGESCHICHTE
                                                                                INFORMATION
Neues Forschungsprojekt der DFG zur theoretischen Aufarbeitung der
Demokratiemodelle in der Englischen, Amerikanischen und Französischen           → Forschungsprojekt »Verdrängte Alternative:
                                                                                Ein drittes Modell der Demokratie«
Revolution.                                                                     → Förderung: DFG
                                                                                → Projektlaufzeit: 05/2020 – 04/2023
                                                                                çFördervolumen: ca. 313.000 €
Am 1. Mai 2020 startete das neue        strukturen kommt, konkret, dass die
Forschungsprojekt »Verdrängte Al-       Repräsentanten sich nicht zu weit       KONTAKT
                                                                                Prof. Dr. Dirk Jörke
ternative: Ein drittes Modell der De-   von den Repräsentierten entfernen,      h joerke@pg.tu-darmstadt.de
mokratie« von Prof. Dr. Dirk Jörke      und jene Formen der Konfliktaus-
(TU Darmstadt) und Dr. Skadi Krau-      tragung gestärkt werden, die nicht      Dr. Skadi Krause
                                                                                h skadi.krause@tu-darmstadt.de
se (TU Darmstadt). Gefördert wird       zuletzt demokratische Institutionen
das dreijährige Forschungsprojekt       und Kultur ermöglichen.                 WEITERE INFORMATIONEN
                                                                                8 https://bit.ly/3770qyS
durch die Deutsche Forschungsge-
meinschaft.                             Zu diesem Zweck werden die Kri-
                                        tik, alternative Legitimationsmuster,
Im Fokus des Projektes stehen zwei      institutionelle Verfahren und poli-
Anliegen. Erstens soll die Reichhal-    tische Einrichtungen der Levellers,
tigkeit der Debatten um den mo-         Antifederalists und Girondisten sy-
dernen Demokratiebegriff seit dem       stematisch mit dem Vorsatz aufge-
17. Jahrhundert dargestellt werden      arbeitet, in die Darstellung auch die
und zweitens soll eine neue Lesart      Rezeptionsstränge innerhalb und
von demokratischer Repräsentation       zwischen diesen Gruppierungen ein-
vorgestellt werden, die nicht länger    fließen zu lassen. Die Ausarbeitung
auf einer Gegenüberstellung von di-     erfolgt in Form einer Monographie,
rekter und repräsentativer Demokra-     die in Ko-Autorenschaft geplant ist.
tie beruht. Es ist die leitende These   Daneben sollen zwei beabsichtigte
des Projektes, dass sich bereits in     Aufsätze dazu dienen, nicht nur die
der Englischen, Amerikanischen und      ideengeschichtliche Perspektive des
Französischen Revolution Modelle        Projektes aufzuzeigen, sondern auch
aufzeigen lassen, die eine möglichst    Bezüge zur aktuellen Demokratie-
umfassende Kontrolle jener Eliten       debatte herauszustellen. In einem
beinhalten, die aufgrund ihrer Res-     internationalen Workshop sollen zu-
sourcen – Einkommen, Netzwerke,         dem die Forschungsergebnisse debat-
rhetorische Fähigkeiten – eine starke   tiert und Bezugspunkte zu anderen
Tendenz haben, politische Herr-         internationalen Forschungsprojekten
schaft zu monopolisieren. Um dieser     gesucht werden.
Tendenz zu begegnen, wurde, wie
zu zeigen ist, ein ganzes Arsenal an
institutionellen Mechanismen erson-
nen, um zu garantieren, dass es nicht
zur Verfestigung von Herrschafts-
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Der Blick nach unten
SOZIALE KONFLIKTE IN DER IDEENGESCHICHTE DER DEMOKRATIE
                                                                                   INFORMATION
Neues Forschungsprojekt der Gerda-Henkel-Stiftung zur theoretischen Ver-
arbeitung von Konflikten in Demokratien.                                           → Forschungsprojekt »Der Blick nach unten:
                                                                                   Soziale Konflikte in der Ideengeschichte der
                                                                                   Demokratie«
Am 1. August 2020 startete das neue      Daraus ergeben sich folgende For-         → Förderung: Gerda-Henkel-Stiftung in ihrem
                                                                                   Förderschwerpunkt »Demokratie«
Forschungsprojekt »Der Blick nach        schungsfragen:                            → Projektlaufzeit: 08/2020 – 07/2023
unten: Soziale Konflikte in der Ide-     (1) Wie haben intellektuelle Eliten       → Fördervolumen: ca. 255.000 €
engeschichte der Demokratie« zur         die Forderungen der Proteste diskur-      KONTAKT
Reflexion des Umgangs von Eliten         siv ausgegrenzt und abgewertet und        Prof. Dr. Dirk Jörke
mit sozialen Forderungen sowie Pro-      diese Abwertung theoretisch verar-        h joerke@pg.tu-darmstadt.de

testen bearbeitet von Prof. Dr. Dirk     beitet?                                   WEITERE INFORMATIONEN
Jörke (TU Darmstadt), PD Dr. Oliver      (2) Wie haben Eliten alternativ oder      8 https://bit.ly/2H11qcW
Eberl (Leibniz Universität Hannover)     zugleich mit einem Entgegenkom-
und Dr. David Salomon (TU Darm-          men versucht, den Protest zu neutra-
stadt). Gefördert wird das dreijährige   lisieren?
Forschungsprojekt durch die Gerda-       (3) Welche institutionellen Vorschlä-
Henkel-Stiftung in ihrem Förder-         ge resultierten aus diesen Auseinan-
schwerpunkt »Demokratie«.                dersetzungen?

Das Projekt untersucht, wie Theorien     Im Zentrum des Projekts stehen Au-
sozialen Protest und soziale Kon-        toren, die als Zeitdiagnostiker oder
flikte in der Demokratie verarbeiten.    konzeptive Intellektuelle soziale
Konkret geht es darum, die Konsti-       Forderungen mit einem Blick »nach
tutionsbedingungen des Diskursrah-       unten« theoretisch verarbeiteten.
mens, in denen solche Konflikte auf      Ihre Bedeutung besteht darin, Re-
Seiten etablierter Eliten als Bedro-     sponsivität zu organisieren oder zu
hung verarbeitet und beantwortet         verweigern. Das zentrale Erkenntnis-
wurden, zu analysieren. Im Mittel-       interesse des Projekts ist es, systema-
punkt der Untersuchung steht die         tisch-historisch zu untersuchen, wie
Reaktion »von oben« auf die Forde-       die Wahrnehmung sozialer Konflikte
rungen von »unten«. Die Reaktion os-     in der Demokratie in der theore-
zilliert in diesen Konfliktsituationen   tischen Verarbeitung zu bestimmten,
zwischen drei Abwehrstrategien:          die Demokratie einhegenden Posi-
(1) der Abwertung und Ausgren-           tionen führt. Die sich in den jewei-
zung oppositioneller Forderungen,        ligen Theorien spiegelnde Konflikt-
(2) (partiellen) Zugeständnissen,        geschichte um soziale und politische
die häufig in der Absicht getroffen      Forderungen »von unten« wird im
werden, weitergehende Forderungen        Projekt multiperspektivisch als eine
abzuschwächen und dem politischen        reaktive Ideenpolitik untersucht.
System so eine neue Legitimitätsba-      Die Theorien werden demnach aus
sis zu verleihen. Und schließlich        allen drei Perspektiven analysiert,
(3) einer Konzipierung politischer       wobei die einzelnen Strategien von
Institutionen, in denen sich diese Ab-   unterschiedlichen Projektmitarbei-
schwächung vermittelt.                   terInnen bearbeitet werden. Es han-
                                         delt sich bei den drei Perspektiven
                                         also um drei ausgeführte Teilstudien,
                                         die vertiefend zusammengeführt
                                         werden.
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Digitale Methoden der Literaturanalyse
PROJEKT FORTEXT IN DER ZWEITEN FÖRDERPHASE AN DER TU DARMSTADT ANGESIEDELT
Seit September 2020 ist Professorin                       liegen in der Öffnung des Projekts in   INFORMATION

Evelyn Gius neue Leiterin des Projekts                    Richtung weiterer Disziplinen neben     → Forschungsprojekt »forTEXT – Forschungsum-
»forTEXT – Forschungsumgebung zur                         der Literaturwissenschaft und in der    gebung zur kollaborativen Texterschließung«
                                                                                                  → Förderung: DFG (e-Research-Technologien)
kollaborativen     Texterschließung«,                     Auseinandersetzung mit geisteswis-      → Projektlaufzeit: 09/2020 – 08/2022
das in der ersten Förderphase (2017 –                     senschaftlicher Taxonomieentwick-       → Fördervolumen: ca. 565.000 €
2020) an der Universität Hamburg                          lung in Forschung und Entwicklung.      KONTAKT
angesiedelt war. Zentrale Inhalte                         Die Mitarbeiter*innenstellen sind       Prof. Dr. Evelyn Gius
des Projekts sind die niedrigschwel-                      bzw. werden entsprechend interdis-      h evelyn.gius@tu-darmstadt.de

lige Aufbereitung und Vermittlung                         ziplinär besetzt. Geplant sind außer-   WEITERE INFORMATIONEN
digitaler Methoden der Textanalyse                        dem eine Internationalisierung des      8 https://fortext.net
                                                                                                  8 https://catma.de
sowie ihre literaturtheoretische und                      Angebots, verschiedene nationale         Twitter: @fortext_catma
-methodologische Reflexion. In die-                       und internationale Kooperationen –
sem Rahmen spielt auch die Weiter-                        und eine enge Vernetzung mit beste-
entwicklung der kollaborativen Tex-                       henden Forschungsschwerpunkten
tannotations- und Analysesoftware                         und Strukturen an der TU Darm-
CATMA eine wichtige Rolle, die nun                        stadt. Interessierte Forscher*innen
ebenfalls an die TU Darmstadt ziehen                      sind herzlich eingeladen, Kontakt
wird. Inhaltliche Schwerpunkte der                        zum forTEXT-Team aufzunehmen.
aktuellen Förderphase (2020 – 2022)

Übersicht über die Inhalte der forTEXT-Website (https://fortext.net/)
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Bücher auf Reisen
BERLINER SONDERFORSCHUNGSBEREICH MIT BETEILIGUNG DER TU DARMSTADT UND DES KIT VERLÄNGERT
Der Sonderforschungsbereich 980                           Interaktionen und epistemischer                             INFORMATION

Episteme in Bewegung. Wissenstrans-                       Dynamiken untersucht worden ist.                            → Forschungsprojekt »Teilprojekt Informations-
fer von der Alten Welt bis in die Frühe                   In dieser Phase wurden Werkzeuge                            infrastruktur Bücher auf Reisen. Informations-
                                                                                                                      technologische Erschließung von Wissensbewe-
Neuzeit an der Freien Universität Ber-                    zur Layoutanalyse mit solchen für                           gungen in vormodernen Kulturen«
lin darf in einer dritten Förderphase                     digitale Annotationen und deren                             8 https://bit.ly/3iZrEd6
für weitere vier Jahre epistemischen                      Auswertung verbunden. In der jet-                           KONTAKT
Wandel in einem insgesamt etwa                            zigen Förderphase werden diese                              Prof. Dr. Andrea Rapp
5000 Jahre umfassenden Zeitraum                           Werkzeuge mit einem Dienst für                              h rapp@linglit.tu-darmstadt.de

vor der Moderne untersuchen. Unter                        die Benutzung kontrollierter Voka-                          WEITERE INFORMATIONEN
den nunmehr 20 Teilprojekten, die                         bulare verknüpft, der verschiedene                          → Michael Krewet, Philipp Hegel, Germaine
                                                                                                                      Götzelmann, Danah Tonne und Sibylle Söring:
sich aus einer Vielzahl geistes- und                      automatische Auswertungen auch                              »Aristoteles auf Reisen: Handschriftenforschung
kulturwissenschaftlicher Disziplinen                      großer Mengen von verschiedenar-                            in der digitalen Infrastruktur des SFB 980
                                                                                                                      ‚Episteme in Bewegung‘«, in: Forschungsinfra-
speisen, findet sich auch das Infor-                      tigen Annotationen erleichtert. Auch                        strukturen in den digitalen Geisteswissenschaf-
mationsinfrastrukturprojekt Bücher                        werden Wege erprobt, diese Auswer-                          ten: Wie verändern digitale Infrastrukturen
auf Reisen. Das Projekt wird gemein-                      tungen und Ergebnisse zu präsentie-                         die Praxis der Geisteswissenschaften?, hg.
                                                                                                                      von Martin Huber, Sybille Krämer und Claus
sam geleitet von der Sprecherin des                       ren, wenn das Quellenmaterial, etwa                         Pias, Frankfurt am Main 2019, S. 77–87, URN:
SFB, Gyburg Uhlmann, Albert Geu-                          aufgrund von lizenzrechtlichen Ein-                         urn:nbn:de:hebis:30:3-519405.
kes vom Center für Digitale Systeme                       schränkungen, selbst nicht publiziert                       → Sibylle Söring, Germaine Götzelmann, Philipp
(CeDiS) der FU, Danah Tonne vom                           werden darf. Auf diese Weise werden                         Hegel, Michael Krewet und Danah Tonne:
                                                                                                                      »An der Schnittstelle von Fach- und Informa-
Steinbuch Centre for Computing des                        in den kooperierenden Teilprojekten                         tionswissenschaft: Das INF-Projekt des SFBs
KIT und Andrea Rapp vom Institut für                      so unterschiedliche Gegenstände wie                         980 ‚Episteme in Bewegung. Wissenstransfers
Sprach- und Literaturwissenschaft                         altägyptische     Pyramidensprüche                          von der Alten Welt bis in die frühe Neuzeit‘«,
                                                                                                                      in: Bausteine Forschungsdatenmanagement 2
der TU Darmstadt. Das INF-Projekt                         und medizinische Kompilationen,                             (2019), S. 89–95, DOI: https://doi.org/10.17192/
entwickelt Repository, Dienste und                        wie Kommentierungs- und Unter-                              bfdm.2019.2.8083.
Werkzeuge und forscht gemeinsam                           richtspraktiken im Aristotelismus                           → Bilddaten in den digitalen Geisteswissen-
mit den Teilprojekten an Wissensbe-                       oder alchemischer Sprachgebrauch,                           schaften, hg. v. Canan Hastik und Philipp Hegel,
                                                                                                                      Harrassowitz Verlag: Wiesbaden 2020, DOI:
wegungen in vormodernen Kulturen.                         wie frühneuzeitliche Sprachlehr-                            10.13173/9783447114608.
TU Darmstadt und KIT waren be-                            werke und arabische Weisheitssprü-
reits von 2016 bis 2018 Partner im                        che auf Impulse, Geschwindigkeiten
Gastprojekt Handschriften in Bewe-                        und Modalitäten wissenshistorischer
gung, in dem der Kodex als materi-                        Veränderungen untersucht.
eller Raum sozialer und kultureller                        PHILIPP HEGEL, TORSTEN SCHENK, ANDREA RAPP

Annotierte Glossen in digitalisierten Aristoteleskommentaren (im Bild: Paris, BNF, Par. Gr. 1971) und eine Visualisierung ihrer Verwandtschaft.
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EU Expertise at School
NEUES JEAN MONNET CENTRE OF EXCELLENCE GEHT AN DEN START
                                                                                               INFORMATION

                                                                                               → Jean Monnet Centre of Excellence
                                                                                               »EU Expertise at School« (@school)
                                                                                               8 https://eu-at-school.eu

                                                                                               KONTAKT
                                                                                               Prof. Dr. Michèle Knodt
                                                                                               h knodt@pg.tu-darmstadt.de

                                                                                               Dr. Sigita Urdze
                                                                                               h urdze@pg.tu-darmstadt.de

EU@School Kick-Off via Zoom. Bild: Michèle Knodt.

Prof. Dr. Michèle Knodt und Dr. Sigita Urdze vom Institut für Politikwissen-
schaft haben gemeinsam mit Prof. Dr. Pardo und Dr. Zahavi von der Ben-Gu-
rion University of the Negev (Israel) erfolgreich ein Jean Monnet Centre of
Excellence (JMCoE) eingeworben. Es wird von der Europäischen Kommission
im Rahmen des Erasmus+ Programms gefördert.

Das JMCoE, das sich im internati-                   ein anspruchsvolles Veranstaltungs-       der Möglichkeit für Schulen in uni-
onalen Wettbewerb durchgesetzt                      programm, das in einer Vielzahl von       versitäre Lehre reinzuschnuppern,
hat, trägt den Titel »EU Expertise at               Open Educational Resources mün-           gemeinsame     Lehrveranstaltungen
School« (@school). @school konsti-                  den wird, die über die Projekthome-       der beiden Jean Monnet Professoren
tuiert einen innovativen Transmis-                  page www.eu-at-school.eu abrufbar         Knodt und Pardo sowie jährlichen
sionsriemen zwischen der akade-                     sein werden.                              Studierendenaustausch.
mischen Welt der EU-Studien und
der Bildungswelt der Schulen. Damit                 Unter anderem ist die Umsetzung           Direkt auf Lehrer und Schüler
wird es akademische Debatten und                    des Interactive Assistant Tool (IAT)      zielend, sagte die Direktorin des
Forschungsergebnisse aufbereitet in                 »Ask the Expert« vorgesehen, der es       @school und ad personam Jean
die Schulen bringen. Das Zentrum                    Schulklassen ermöglicht, Fragen zur       Monnet Professorin Michèle Knodt:
wird zudem gemeinsame Forschung                     EU zu stellen, die anschließend von       »Wir sind hier, um Ihnen zu helfen,
und die Vernetzung der beteiligten                  Expertinnen und Experten in einem         mehr über die EU zu erfahren und
Forscher und Studierenden in den                    kurzen Podcast beantwortet werden.        sie besser zu verstehen. Wir haben
Bereichen »Zukunft der EU« und »eu-                 Ein weiteres Highlight stellt der Juni-   viele Werkzeuge und Ideen, wie wir
ropäische Energie- und Klimapolitik«                or Campus EU+ dar, bei dem Schü-          Ihnen helfen können, viele davon in
zusammenbringen.                                    lerinnen und Schüler im Frühjahr          digitaler Form. Wir sind bereit, Sie zu
                                                    2020 in digitaler Form ein Planspiel      unterstützen, auch in Zeiten der CO-
Um keine Zeit zu verlieren fand be-                 zur EU durchführen werden. Weitere        VID 19-Pandemie. Kontaktieren Sie
reits kurz nach dem Projektauftakt                  Aktivitäten umfassen unter anderem        uns!« FB 02-Mitglieder sind herzlich
Anfang September in digitaler Form                  den jährlich zu vergebenden Jean-         dazu eingeladen, Informationen über
die Kick-Off-Veranstaltung statt. Das               Monnet-Schülerpreis für den besten        dieses Angebot an den Schulen ihrer
Projektteam von der TU Darmstadt                    Aufsatz zu einem EU-Thema sowohl          eigenen Kinder zu streuen.
und der Ben-Gurion University of                    in Deutschland als auch in Israel, die
the Negev entwickelte gemeinsam                     Reihe »School meets University« mit
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Geschichte der Bioethik in Deutschland
NEUES FORSCHUNGSPROJEKT AM INSTITUT FÜR PHILOSOPHIE
                                                                                 INFORMATION
Am Institut für Philosophie ist ein    ethik in Deutschland in Form einer
DFG-Projekt »Geschichte der Bioe-      Monographie darzustellen. Teil des        → Forschungsprojekt »Geschichte der Bioethik
                                                                                 in Deutschland«
thik in Deutschland« bewilligt wor-    Projekts ist ein Austausch mit einem      → Förderung: DFG
den.                                   SNF-Projekt zur Bioethik in der           → Projektlaufzeit: 10/2020 – 6/2021
                                                                                 → Fördervolumen: ca. 145.000 €
Ab Oktober 2020 wird Professorin       Schweiz sowie die Konsolidierung
Petra Gehring für ein Jahr freige-     eines großen Interview-Archivs mit        KONTAKT
                                                                                 Prof. Dr. Petra Gehring
stellt, um die Ergebnisse ihrer seit   Zeitzeugen.                               h gehring@phil.tu-darmstadt.de
sieben Jahren – in Zusammenarbeit
mit PD Dr. Günter Feuerstein (Ham-     Die Vertretung von Prof. Gehring im       WEITERE INFORMATIONEN
                                                                                 8 https://www.philosophie.tu-darmstadt.de
burg) sowie Professor Marcus Müller    WiSe 2020/21 und im SoSe 2021
(Darmstadt) – durchgeführten For-      wird von Dr. Alexander Friedrich
schungen zur Etablierung der Bio-      übernommen.

Publikationen

                                       Bilddaten in den Digitalen
                                       Geisteswissenschaften
                                       Canan Hastik, Philipp Hegel (Hrsg.)
                                       Harrassowitz Verlag, 2020

                                       Digitale Bilder sind in Zeiten des In-   In drei Abschnitten werden digitale
                                       ternets, der Mobiltelefonie und der      Verfahren und ihre Anwendungen in
                                       sozialen Medien fest in der Lebens-      einzelnen Teilgebieten der Geistes-
                                       welt zahlreicher Menschen veran-         wissenschaften behandelt. Obwohl
                                       kert. Auch in den unterschiedlichen      sich die einzelnen Beiträge in un-
                                       Geisteswissenschaften ist die Nut-       terschiedlichem Maße auf informa-
                                       zung von digitalen Bildern als For-      tische und geisteswissenschaftliche
                                       schungsmaterial an vielen Stellen        Interessen, Ansätze, Verfahren und
                                       zum Alltag geworden. In Bilddaten in     Details konzentrieren, verweisen
8 https://bit.ly/37cOBHi               den Digitalen Geisteswissenschaften      sie immer auch auf den jeweils an-
                                       wird mit einer Auswahl von Anwen-        deren Aspekt, sodass sich die Fächer
                                       dungsfällen und Lösungsansätzen          in diesen Darstellungen einander
                                       aus Informatik und Informationswis-      annähern. Bilder werden dabei nicht
                                       senschaft, Architektur- und Kunst-       nur als Gegenstände von Wissen be-
                                       geschichte, Philologie und Medien-       trachtet, sondern sie werden in ihrer
                                       wissenschaft eine Bandbreite der je      Relevanz für die Genese, die Reprä-
                                       nach Disziplin und Gegenstand vari-      sentation und die Dissemination von
                                       ierenden Anforderungen dargestellt,      Wissen untersucht.
                                       wobei auch zunächst eher technisch
                                       anmutende Aspekte betrachtet wer-
                                       den.
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8 https://bit.ly/3dmCAjH          Autonomie und Unheimlichkeit
                                  Jahrbuch Technikphilosophie 2020
                                  Alexander Friedrich, Petra Gehring,
                                  Christoph Hubig, Andreas Kaminski,
                                  Alfred Nordmann (Hrsg.)                 hellsichtige Prognosen über die po-
                                  Nomos, 2020                             litischen Herausforderungen der Di-
                                                                          gitalisierung stellt, die uns heute be-
                                  Der diesjährige Themenschwerpunkt       schäftigen. Neben den vielstimmigen
                                  widmet sich dem Verhältnis von          Beiträgen zum Schwerpunkt zieht
                                  »Autonomie und Unheimlichkeit«          sich ein zweites Thema durch den
                                  in Bezug auf lernende Algorithmen,      Band: In der diesjährigen Kontrover-
                                  anthropomorphe Maschinen und            se diskutiert: Andreas Kaminski mit
                                  selbststeuernde Systeme. Ist die ak-    Don Ihde über die Begründung post-
8 https://bit.ly/2I7sN5u          tuelle Debatte über autonome Sys-       phänomenologischer Technikphilo-
                                  teme bisher vor allem auf ethische      sophie. Flankiert wird das Gespräch
                                  und rechtliche Problemstellungen        durch Sophie Loidolts Rezension des
                                  fixiert, hat sich das Jahrbuch 2020     Sammelbands »Postphenomenologi-
                                  vorgenommen, die philosophische         cal Investigations. Essays on Human-
                                  Diskussion um »autonome Technik«        Technology Relations«. Schließlich
                                  auszuweiten. Im Zuge dessen ver-        kommt in Alfred Nordmanns Rezen-
                                  sammelt der Themenschwerpunkt           sion Sammelbands zur französischen
                                  zugleich technikphilosophische Bei-     Technikphilosophie eine weitere
                                  träge zur Theorie des Unheimlichen.     Spielart der Postphänomenologie zur
                                  Eine technikphilosophie-historische     Sprache. Weiterhin enthält das Jahr-
                                  Reflexion auf die derzeit wieder        buch Abhandlungen, Rezensionen und
                                  aufflammende Faszination autono-        Kommentaren zu aktuellen technik-
                                  mer Technik bietet zudem ein dia-       philosophischen Themen und Pro-
                                  logisch-rückblickender Kommentar        blemen. Vier abschließende Glossen
                                  von Langdon Winner, dessen Buch         nehmen das Schwerpunktthema des
                                  »Autonomous Technology« vor über        Jahrbuchs noch einmal auf, das dies-
                                  40 Jahren erschienen. In der Rubrik     mal von den künstlerischen Arbeiten
                                  Archiv kann die Zeitreise mit einem     Regina Silveiras durchzogen wird –
                                  Auszug aus Friedrich Pollocks »Auto-    in denen sich das Unheimliche para-
                                  mation« (1964) fortgesetzt werden,      doxerweise gerade dann bekundet,
                                  in dem der kritische Theoretiker        wenn es aufgelöst erscheint.

                                  Technikemotionen
                                  Martina Heßler (Hrsg.)
                                  Ferdinand Schöningh, 2020

                                  Die Liebe zum Automobil, die Ato-       Digitalen anders wahrgenommen
                                  meuphorie, Angst vor Maschinen,         wird. Der Band untersucht diese
                                  Wut und Frustrationen im Umgang         vielfältigen Ko-Konstruktionen von
                                  mit dem Computer: Technik löste         Technik und Emotionen mit Blick
                                  im 19. und 20. Jahrhundert vielfäl-     auf verschiedene Emotionen wie
                                  tige und teils heftige Emotionen aus.   Begeisterung, Liebe, Angst, Staunen
                                  Technikemotionen beeinflussten die      oder Frustration und im Kontext ver-
                                  Technikentwicklung, ihre Akzeptanz      schiedener Technologien seit dem
                                  und ihre Nutzungen. Das Verhältnis      19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
                                  von Technik und Emotionen ist al-       Der Band leistet damit sowohl einen
8 https://bit.ly/3jXouaV
                                  lerdings weitaus vielschichtiger und    Beitrag zur Emotions- als auch zur
                                  komplexer. Denn Technik vermittelte     Technikgeschichte, die sich beide
                                  und veränderte auch Emotionen,          bislang kaum mit Technikemotionen
                                  etwa wenn Liebe zur Cyberliebe          auseinandersetzten.
                                  wird oder Einsamkeit in Zeiten des
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                              Das Schwarze Gold
                              Eine Stoffgeschichte der Stein-
                              kohle im 19. Jahrhundert
                              Nora Thorade                               Notwendigkeit einer sicheren Versor-
                              Ferdinand Schöningh, 2020                  gung, aber auch die flächendeckende
                                                                         Nutzung der Steinkohle. Dennoch ist
                              Was ist Steinkohle? Woraus besteht         bisher wenig darüber bekannt, wie
                              sie und woher kommt sie? Welche            die Zeitgenossen der Industrialisie-
                              Vorteile hat sie und warum? Wozu           rung die Materialität dieses Rohstoffs
                              war sie zu gebrauchen und wozu             betrachteten. Am Beispiel von drei
                              nicht? Fragen wie diese rückten im         Kleinrevieren des deutschen Stein-
                              19. Jahrhundert zunehmend in das           kohlenbergbaus blickt dieses Buch
                              Blickfeld von Wissenschaftlern und         hinter die Kulissen der Industrialisie-
                              Bergbautreibenden. Anlass waren            rung und macht mit der Steinkohle
8 https://bit.ly/2SNCN67
                              der steigende wirtschaftliche Wert         einen ihrer bedeutendsten Rohstoffe
                              der Steinkohle, die zunehmende             zur Akteurin der Geschichte.

                              Technikanthropologie
                              Handbuch für Wissenschaft und
                              Studium                                    und Maschinen, die gerade heute
                              Martina Heßler, Kevin Liggieri (Hrsg.)     virulent sind, historisch und syste-
                              Nomos, 2020                                matisch auf. Dabei steht die klas-
                                                                         sische anthropologische Frage nach
                                                                         dem »Menschen« in den jeweiligen
                              Das Handbuch bietet einen Überblick        Ausprägungen und Wandlungen mit
                              über Ansätze, Methoden und The-            Blick auf Technik im Zentrum. Die-
                              menfelder einer historischen Techni-       se Betrachtung geht nicht von einem
                              kanthropologie. Dies umfasst sowohl        einzigartigen,     unveränderlichen
                              Grundbegriffe, die Vielfalt techni-        Wesen des Menschen aus, sondern
                              sierter Menschenbilder, technisierte       untersucht die historischen Verände-
                              Praktiken sowie die Technisierung          rungen des Menschen durch und mit
8 https://bit.ly/3oZfODU      von Sinnen und Kompetenzen. Vor-           Technik. Gerade im Zeichen neuer
                              gestellt werden zudem wichtige Ver-        Technologien wie der Digitalisierung
                              treter einer Technikanthropologie          und Künstlicher Intelligenz-For-
                              seit der Frühen Neuzeit. Mit einer in-     schung steht das Mensch-Maschinen-
                              terdisziplinären Herangehensweise          Verhältnis erneut auf der Agenda.
                              arbeitet das Handbuch verschiedene         Das Humanum scheint zur Dispositi-
                              Problematisierungen von Menschen           on zu stehen.

                              Man as Pet
                              Breeding and Optimization in Phi-
                              losophy and Literature
                              Kevin Liggieri
                              LIT Verlag, 2020

                              Liggieri's book is distinguished by
                              its intellectual ambition and stylistic
                              lucidity. Despite its brief length, the
                              book offers a clever and representati-
                              on selection of texts in theory and (li-
                              terary) practice, and provides and in-
                              teresting, important contribution the
                              brand-new discussion on the complex
8 https://bit.ly/3iWuShc      of problems concerning technology,
                              evolution, and the posthuman.
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