FB2.aktuell Neues aus dem Fachbereich 2 - Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften - TU Darmstadt
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FB2.aktuell Neues aus dem Fachbereich 2 – Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften Jahrgang 6 | Ausgabe 2 | November 2020 Bild: pixabay
Seite 2 | FB2.aktuell | November 2020 Inhalt WILLKOMMEN (I) NEUE AKADEMIE-PROFESSUR »HISTORISCHE LINGUISTIK« Professorin Mirjam Schmuck im Gespräch Die Akademie-Professur »Historische Linguistik« ergänzt und stärkt am Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft sowohl das Fachgebiet der Germanistischen Mediävistik als auch das der Germanistischen Linguistik mit einem – bislang am Fachbereich noch nicht besetzten – Schwerpunkt »Sprachgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart«. WILLKOMMEN (II) NEUER PROFESSOR FÜR NEUERE GESCHICHTE Professor Nicolai Hannig im Gespräch Die Professur verstärkt das Institut für Geschichte mit einem Schwerpunkt in Stadt- und Umweltgeschichte. Damit fügt sie sich zugleich in die Forschungs- schwerpunkte des Fachbereichs ein, insbesondere durch die Mitwirkung an der »Stadtforschung« sowie im Bereich »Transformation der Energie- und Klimapolitik«. PHÄNOMEN DES DENKMALSTURZES SPECIAL FEATURE OF THE JOURNAL »CITY. ANALYSIS OF URBAN CHANGE, THEORY, ACTION« Studie zum »Urban Fallism« veröffentlicht Das von Professorin Sybille Frank, Institut für Soziologie, und Dr. Mirjana Ristic, Alexander von Humboldt Postdoc-Stipendiatin an der TU Darmstadt (11.2016 – 12.2018), entwickelten Konzept des urbanen Fallismus wurde im Rahmen von acht Fallstudien zu verschiedenen Städten und unterschied- lichen Epochen erprobt. Gezeigt wird, wie Denkmäler gestürzt, verändert, umfunktioniert oder zum Teil auch erneut errichtet werden. Die Studie wurde nun in einer Sondernummer der New Yorker Zeitschrift »City« veröffentlicht. Impressum: Herausgeber: Dekanat Fachbereich 2 – Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, Dolivostraße 15, 64293 Darmstadt ' 06151 1657300 | 6 06151 1657302 | 8 https://www.gugw.tu-darmstadt.de | h monica.holtz@tu-darmstadt.de
Seite 3 | FB2.aktuell | November 2020 Editorial Neues aus dem Fachbereich Liebe Mitglieder des Fachbereichs, sehr geehrte Damen und Herren, die zu Beginn der Pandemie noch • Frau Prof. Dr. Mirjam Schmuck kurz herrschende Hoffnung, nach auf der Akademieprofessur »Hi- einem digitalen Sommersemester storische Linguistik« am Institut zum Normalbetrieb zurückkehren zu für Sprach- und Literaturwis- können, war angesichts der weltwei- senschaft, die zum 1.10.2020 er- ten Entwicklungen schnell zunichte nannt und für ihre wissenschaft- gemacht. Auch im gerade startenden liche Arbeit an der Mainzer Wintersemester werden wir nur digi- Akademie der Wissenschaften tal zusammenkommen können. Umso und der Literatur im Mainzer- mehr freut es mich, dass wir wäh- Darmstädter Projekt »Digitales rend unserer vollständig digitalen Fa m i l i e n n a m e n wö r t e r b u c h Dekanin Prof. Dr. Nina Janich; Bild: privat Orientierungswoche Ende Oktober Deutschlands« beurlaubt wurde, ausgesprochen viele unserer neuen sowie rung festgehaltenen Themen bereits Erstsemesterinnen und Erstsemester • Herrn Prof. Dr. Nicolai Hannig, gemacht haben. Wir sind also schon begrüßen und über unsere Studien- der zum 1.10.2020 am Institut weit und auf dem richtigen Weg. Un- gänge und das digitale Semester in- für Geschichte zum Professor sere bereits fertigen Konzepte (wei- formieren konnten! Gemeinsam tun für »Neuere Geschichte mit dem terhin) mit Leben zu füllen, unser wir weiterhin alles, um den Kontakt Schwerpunkt Stadt-/Umweltge- Studienprogramm konstruktiv-kri- zueinander, unter Kolleg*innen und schichte« ernannt wurde. tisch im Auge zu behalten und weiter zwischen Studierenden und Leh- Willkommen an unserem Fachbe- zu profilieren sowie Ideen für eine renden zu halten und zu pflegen – reich! stärkere Internationalisierung des trotz der ungewöhnlichen und für Fachbereichs zu entwickeln, sind ei- viele schwierigen Zeit. Denn Uni- Außerdem hatten wir in diesem nige unserer gemeinsamen Aufgaben versität lebt nur durch das Gespräch Herbst nicht nur eine spannende und in den nächsten Jahren. zwischen Menschen. Lassen Sie uns produktive Fachbereichsklausur, bei in diesem Wintersemester also digi- der sich unter anderem unsere drei Wie aktiv der Fachbereich und seine tal mehr experimentieren und aus- Fachbereichsschwerpunkte »Digital Mitglieder sind, welche Forschungs- probieren, wofür in der Aufregung Humanities«, »Transformation der fragen uns bewegen und was neben- des Sommersemesters noch keine Energie- und Klimapolitik« sowie her alles geleistet wird – dies zeigt Zeit und Kraft war. So wird zum Bei- »Stadtforschung« mit einer beein- Ihnen auch in diesem Herbst wieder spiel unsere Absolvent*innenfeier druckenden Anzahl und Breite an unser Newsletter. Ich wünsche Ihnen am 28. Januar 2021 nicht ausfallen Forschungsprojekten und Aktivitäten eine spannende Lektüre und ein an- – wir finden digital einen Weg, un- präsentiert haben (eine entspre- regendes Semester. sere Absolvent*innen angemessen zu chende Webpräsenz ist gerade im ehren und gemeinsam zu feiern. Aufbau). Es fand auch ein erstes Mo- Bleiben Sie alle gesund und dem nitoring unserer Zielvereinbarungen Fachbereich weiterhin engagiert ver- Doch nun Schluss mit Corona: Ich mit der Präsidentin statt, die wir bunden, freue mich sehr, dass ich für die- sichtlich damit beeindrucken konn- ses Semester gleich zwei neue ten, wie viel wir in dieser allerersten Ihre Nina Janich (Dekanin) mit dem Kolleg*innen begrüßen kann: Phase aus den in der Zielvereinba- Dekanatsteam
Seite 4 | FB2.aktuell | November 2020 Auszeichnung PERSONALIA Auslobung Masterarbeits-Preis NEUE PROFESSORINNEN UND PROFESSOREN Prof. Dr. Nicolai Hannig ist seit dem 1. Oktober 2020 Professor am Institut für Geschichte, Fach- INTERDISZIPLINÄRE FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE DES FB 2 gebiet Neuere Geschichte. Professor Hannig kommt von der Ludwig-Maximilians-Universität München. DER PREIS Prof. Dr. Mirjam Schmuck ist seit dem 1. Okto- ber 2020 Akademie-Professorin am Institut für Die drei interdisziplinären For- Sprach- und Literaturwissenschaft, Fachgebiet Historische Linguistik. Professorin Schmuck schungsschwerpunkte des Fachbe- kommt von der Akademie der Wissenschaften reichs 2 der TU Darmstadt »Digital und der Literatur | Mainz. Humanities«, »Stadtforschung« ERNENNUNGEN und »Transformation der Energie- und Klimapolitik« vergeben für Dr. Lars Adler wurde im Februar 2020 zum Honorarprofessor am Institut für Geschichte, herausragende Masterarbeiten, die Fachgebiet Mittelalterliche Geschichte, ernannt. in den Themenfeldern der drei For- Honorarprofessor Adler ist Stv. Abteilungslei- tung des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt. schungsschwerpunkte angefertigt wurden, den Masterarbeits-Preis Dr. Peter Oliver Loew wurde im Februar 2020 der interdisziplinären Forschungs- zum Honorarprofessor am Institut für Geschich- te, Fachgebiet Neuere und Neueste Geschichte, schwerpunkte des Fachbereichs 2 ernannt. Honorarprofessor Loew ist Direktor des der TU Darmstadt. Deutschen Polen-Instituts. VERTRETUNGEN Es wird ein Preis für jeden interdis- Dr. Alexander Friedrich vertritt Prof. Dr. Petra ziplinären Forschungsschwerpunkt Gehring vom 01.10.2020 bis 30.09.2021, die für ausgelobt. Mit dem Masterarbeits- ein Jahr freigestellt wurde, um die Ergebnisse Preis wird jeweils eine empirisch, ihrer seit sieben Jahren – in Zusammenarbeit mit PD Dr. Günter Feuerstein (Hamburg) sowie Prof. methodisch und/oder theoretisch Dr. Marcus Müller (Darmstadt) – durchgeführten herausragende Master-Thesis ausge- Bild: Heike Kollross Forschungen zur Etablierung der Bioethik in Deutschland in Form einer Monographie zeichnet, die sich grundlegend mit darzustellen. Fragen der »Digital Humanities«, der DIENSTJUBILÄUM »Stadtforschung« oder der »Transfor- Teilnahmeberechtigt sind Arbeiten, mation der Energie- und Klimapoli- die zwischen dem 15.12.2019 und Dr. Sabine Bartsch, Institut für Sprach- und tik« auseinandersetzt. Die drei Preise 14.12.2020 am Fachbereich 2 der Literaturwissenschaft: 25-jähriges Dienstjubilä- um am 1. Oktober 2020. werden auf der jährlichen Absolvent_ TU Darmstadt als Masterarbeit an- innenfeier des Fachbereichs 2 verge- genommen und begutachtet und von GESTORBEN ben, zum zweiten Mal am 28. Januar den Gutachtenden mit mindestens OStR Dietrich Bruckner, ehem. Institut für 2021. 2,0 bewertet wurden. Geschichte, verstarb am 2. Juni 2020 im Alter von 84 Jahren. PREISVERGABE UND PREISGELD Einzureichen sind ein Exemplar der NOMINIERUNG Arbeit und eine Kurzfassung (1 DIN Prof. Dr. Nina Janich, Institut für Sprach- und Über die Preisvergabe entscheidet A4-Seite), der Lebenslauf der/des Literaturwissenschaft, wurde vom Präsidenten eine Jury. Das Preisgeld beträgt pro Verfasser_in der Master-Thesis und der Universität Regensburg, Prof. Dr. Udo Hebel, für fünf Jahre als externes Mitglied in das Tenu- Preis 300 Euro. Die Jury behält sich die beiden Gutachten zur Thesis, je- reBoard des Tenure-Track-Programms vor, die Preissumme innerhalb eines weils in digitaler Form (pdf). Bei der »ProfessUR« der Universität Regensburg bestellt. Forschungsschwerpunkts ggfs. auf Einreichung ist der adressierte For- mehrere Arbeiten zu verteilen. Sie schungsschwerpunkt zu vermerken. Prof. Dr. Christian Reuter, Fachgebiet Wissen- kann auch entscheiden, keinen Preis schaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC), ist von der Senatorin der Freien und zu vergeben. Der Rechtsweg ist aus- Stichtag der Einreichung der Bewer- Hansestadt Hamburg, Katharina Fegebank, nach geschlossen. bungsunterlagen ist der 15. Dezem- Beschluss des Kuratoriums für vier Jahre in den Wissenschaftlichen Beirat der Stiftung »Institut ber 2020. Bitte richten Sie Ihre Be- für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der BEWERBUNGSPROZEDERE werbungen an: Universität Hamburg« bestellt worden. masterarbeitspreis@gugw.tu-darmstadt.de LOB & PREIS Die Arbeiten können von den Ver- fasserinnen und Verfassern oder von PROF. DR. SYBILLE FRANK, Martin Schmitt, Institut für Geschichte, Fach- gebiet Technikgeschichte, hat den Förder- den betreuenden Hochschullehre- PROF. DR. MICHÈLE KNODT, preis der Gesellschaft für die Geschichte der rinnen und Hochschullehrern einge- PROF. DR. ANDREA RAPP Wissenschaft, Medizin und Technik (GWMT) 2020 erhalten. Schmitt bekam den Preis für seine reicht werden. Doktorarbeit zur »Digitalisierung der Kreditwirt- schaft. Computereinsatz in der Bundesrepublik und der DDR, 1957-1991«.
Seite 5 | FB2.aktuell | November 2020 Willkommen Verstärkung am Fachbereich (I) NEUE PROFESSORIN MIRJAM SCHMUCK IM GESPRÄCH Mit diesem Wintersemester wird der Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften durch eine neue Professorin am Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft verstärkt: Mirjam Schmuck, Professorin für Historische Linguistik. Die Akademie-Professur »Historische Linguis- tik« ergänzt und stärkt am Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft sowohl das Fachgebiet der Germanistischen Mediävistik als auch das der Germanistischen Linguistik mit einem – bislang am Fachbereich noch nicht besetzten – Schwerpunkt »Sprachgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegen- wart«. Sie ermöglicht in Lehre und Forschung Schwerpunktsetzungen bzw. die Stärkung vorhandener Ansätze in den Bereichen (Sozio-)Onomastik und kontrastive Linguistik (germanisch-vergleichend) und ergänzt somit auch die sprach- und kulturvergleichende Ausrichtung des Instituts für Sprach- und Literaturwissenschaft. Mit einem zentralen Schwerpunkt in der Digitalen Namenforschung/Onomastik schließt sie zudem an einen der Forschungs- schwerpunkte des Instituts und damit zugleich an den Schwerpunkt Digital Humanities des Fachbereichs an. Der Fachbereich heißt Mirjam Schmuck herzlich willkommen und stellt sie vor: Professorin Mirjam Schmuck Bild: Privat Herzlich willkommen! Wir freuen Beispiel warum sich das Deutsche im uns sehr darüber, dass Sie dem Laufe der Zeit so stark verändert hat, ZUR PERSON Ruf nach Darmstadt gefolgt sind. welche Sprachwandelprozesse aktu- PROFESSORIN MIRJAM SCHMUCK Warum die Technische Universität ell vor unseren Augen ablaufen, wa- Darmstadt? rum Sprachen überhaupt ständigem Mirjam Schmuck hat in Mainz und Dijon Germa- Wandel unterliegen, welche Fak- nistik und Romanistik studiert und anschließend im Bereich Germanistische Linguistik promo- Ein großes Plus der TU Darmstadt ist toren dabei entscheidend sind und viert. Zwischen 2012 – 2019 war sie Juniorpro- für mich der Schwerpunkt Compu- inwiefern die Richtung von Sprach- fessorin für Historische Sprachwissenschaft mit dem Schwerpunkt Onomastik (Namenforschung) terphilologie, hier sehe ich auch viele wandel vorhersagbar ist. Auch aktu- an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Anknüpfungspunkte für zukünftige elle grammatische Zweifelsfälle (der in Kooperation mit der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Zwischenzeit- Projekte. Außerdem handelt es sich Wagen – die Wagen oder die Wägen) lich hat sie Professuren an der Ruhr-Universität bei meiner Professur um eine sog. sind nur mit profunden sprachhi- Bochum (2017 – 2018) und an der Freien Universi- Akademie-Professur. D. h. neben storischen Kenntnissen erklär- und tät Berlin (2020) vertreten. der Lehre an der TU werde ich auch verstehbar. Noch ganz jung ist die NEUESTE PUBLIKATIONEN weiterhin im Projekt Digitales Fami- Beschäftigung mit Namen und ihrer → Kempf, Luise, Damaris Nübling & Mirjam liennamenwörterbuch Deutschlands Sondergrammatik, die ich hochspan- Schmuck (2020) (Hrsg.): Linguistik der Eigen- (www.familiennamenwoerterbuch.de) nend finde: Warum heißt es zum namen. Berlin/Boston: De Gruyter (Linguistik – Impulse & Tendenzen, 88). mitarbeiten – ein Forschungsprojekt Beispiel der Koch – die Köche aber der Akademie der Wissenschaften die Kochs [Familienname], der Polar- → Schmuck, Mirjam (2020): The grammatica- und der Literatur Mainz in Koopera- stern aber die Polarstern [Schiff]? lisation of definite articles in German, Dutch, and English: a micro-typological approach. In: tion mit der TU Darmstadt. Die For- Leuschner, Torsten, Dietha Koster & Gunther de schungskooperation bestand also be- Welche forschungsbezogenen In- Vogelaer (Hrsg.): German and Dutch in contrast. Synchronic, diachronic and psycholinguistic reits vorher und wird nun durch die teraktionsmöglichkeiten gibt es perspectives. Berlin/Boston: De Gruyter (Konver- Akademie-Professur noch gestärkt. zwischen Ihnen und den Profes- genz und Divergenz. 11), 145–178. sorinnen und Professoren am In- → Nübling, Damaris & Mirjam Schmuck (2019): Was ist für Sie besonders spannend stitut für Sprach- und Literatur- Areale Variation in den deutschen Familien- in Ihrem Forschungsschwerpunkt? wissenschaft? Und innerhalb des namen. In: Herrgen, Joachim & Jürgen-Erich Schmidt (Hrsg.): Sprache und Raum – Ein Fachbereichs? Internationales Handbuch der Sprachvariation. Die Historische Linguistik (Sprachge- Deutsch. Berlin/Boston: De Gruyter (Handbücher zu Sprache und Kommunikationswissenschaft schichte) beschäftigt sich einerseits Da gibt es sehr viele! Eine Forschungs- Bd. 30.4), 782–793. mit den historischen Sprachstufen kooperation besteht, wie gesagt, be- KONTAKT des Deutschen (Alt-, Mittel-, Früh- reits im Rahmen des Digitalen Fa- h mirjam.schmuck@tu-darmstadt.de neuhochdeutsch) andererseits aber miliennamenwörterbuchs, das sich auch mit den Grundprinzipien von auf zwei Arbeitsstellen in Mainz und WEITERE INFORMATIONEN 8 https://www.linglit.tu-darmstadt.de Sprachwandel. Mich interessiert zum Darmstadt aufteilt. Außerdem gibt
Seite 6 | FB2.aktuell | November 2020 Willkommen es natürlich viele Überschneidungen tersemester auch ein Seminar anbie- wie populärwissenschaftliche Lite- mit der Mediävistik und auch im ten. Beide Schwerpunkte passen sehr ratur gerne behauptet. Studierende Bereich Medienkommunikation/ gut zur sprach- und kulturverglei- und insbesondere auch angehende Werbesprache insbesondere über die chenden Ausrichtung des Instituts. Lehrer*innen für diesen Fachteil Namenforschung (z. B. Produkt- und zu begeistern, finde ich daher eine Firmennamen). Zu »Werbenden Na- Was macht Ihnen Freude an Ihrem wichtige und spannende Aufgabe. men« ist nächstes Jahr eine Tagung Beruf? an der Mainzer Akademie geplant, Was raten Sie Ihren Studierenden? die u. a. Nina Janich organisiert. Sprachgeschichte ist sicher nicht der Fachteil, weshalb sich viele für ein Ich finde es wichtig, offen zu bleiben Wie ergänzen sich Ihre Profes- Germanistikstudium entscheiden. für neue Themen und neue Frage- suren in der Lehre? In der Schule erfährt man in der stellungen und auch schon am An- Regel wenig über ältere Sprachstu- fang des Studiums das vielfältige Die neu eingerichtete Professur für fen oder die Prinzipien von Sprach- Angebot der Universität zu nutzen, Historische Linguistik stärkt das wandel. Ich halte Sprachgeschichts- um möglichst viel mitzunehmen. Ein Fachgebiet Mediävistik und den kenntnisse dennoch für sehr wichtig, Blick über den Tellerrand des eige- Schwerpunkt »Sprachgeschichte auch um das Deutsch von heute zu nen Faches ist immer extrem berei- vom Mittelalter bis zur Gegenwart« verstehen. Mit Kenntnissen in Histo- chernd. Man sollte sich deshalb nicht am Institut. Außerdem bringe ich Ex- rischer Linguistik kann man leicht zu sehr vom Leistungsdruck leiten pertise in den Bereichen kontrastive erklären warum zum Beispiel aktu- lassen, der in den neuen Bachelor- (germanisch-vergleichende) Linguis- ell viele Verben zur regelmäßigen und Masterstudiengängen leider grö- tik und Namenforschung (Personen- Flexion übergehen (buk > backte, ßer geworden ist. namen, Namengrammatik) mit. Zu molk > melkte) und dass dies eben DIE FRAGEN STELLTE MÔNICA HOLTZ Personennamen werde ich im Win- kein Zeichen für Sprachverfall ist, Bild: Thomas Ott
Seite 7 | FB2.aktuell | November 2020 Willkommen Verstärkung am Fachbereich (II) NEUER PROFESSOR NICOLAI HANNIG IM GESPRÄCH Mit diesem Wintersemester wird der Fachbereich Gesellschafts- und Ge- schichtswissenschaften durch einen neuen Professor am Institut für Ge- schichte verstärkt: Nicolai Hannig, Professor für Neuere Geschichte. Diese Professur baut die Forschungsschwerpunkte des Instituts für Geschichte zusammen mit den bereits bestehenden Professuren für Alte Geschichte, Mittelalterliche Geschichte, Neuere und Neueste Geschichte und Tech- nikgeschichte weiter aus. Insbesondere fügt diese Professur sich in die Forschungsstrategie des Fachbereichs ein, vor allem in die Forschungs- schwerpunkte »Stadtforschung« sowie »Transformation der Energie- und Klimapolitik«. Der Fachbereich heißt Nicolai Hannig herzlich willkommen und stellt ihn vor: Herzlich willkommen! Wir freuen können uns im Hier und Jetzt eine uns sehr darüber, dass Sie dem wichtige Orientierung geben. Ruf nach Darmstadt gefolgt sind. Warum die Technische Universität Welche forschungsbezogenen In- Darmstadt? teraktionsmöglichkeiten gibt es zwischen Ihnen und den Professo- Vielen Dank, ich freue mich auch, rinnen und Professoren am Insti- Professor Nicolai Hannig. Bild: Lisa Feldmann das Kollegium ab diesem Semester tut für Geschichte? Und innerhalb verstärken zu können. Am Institut des Fachbereichs? ZUR PERSON für Geschichte wie auch am gesamt- PROFESSOR NICOLAI HANNIG en Fachbereich gibt es für mich viele Es gibt sehr viele! Der Forschungs- Anschlussmöglichkeiten. Zudem ist schwerpunkt zur Umwelt- und Stadt- Studium der Fächer Geschichte, Germanistik und Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum. die Forschung an der TU Darmstadt geschichte an der TU Darmstadt Promotion an der Justus-Liebig-Universität sehr interdisziplinär ausgerichtet; besteht schon seit vielen Jahren. Gießen mit einer Arbeit über »Die Religion der Öffentlichkeit. Kirche, Religion und Medien in eine Arbeitsweise, die mir in den Die Forscherinnen und Forscher am der Bundesrepublik 1945-1980«. 2015/16 Visiting letzten Jahre immer wichtiger ge- Institut für Geschichte haben hier Professor an der Washington University in St. worden ist. Schließlich sagt mir auch wichtige Pionierarbeit geleistet. Mit Louis, USA mit einem Postdoctoral Fellowhip der VolkswagenStiftung. 2017 Habilitation im Fach die Breite des Lehrangebots zu, ange- meinen eigenen Studien zu Katastro- Neuere und Neueste Geschichte mit einer Arbeit fangen vom Bachelor über verschie- phen, Risiken und Vorsorge konnte über »Kalkulierte Gefahren. Naturkatastrophen und Prävention seit 1800« an der Ludwig- dene Masterstudiengänge bis hin ich darauf aufbauen, Methoden und Maximilians-Universität München, ausgezeichnet zum Staatsexamen. Befunde weiterentwickeln. mit dem Habilitationspreis der LMU. Zuletzt Akademischer Oberrat a. Z. am Historischen Seminar der LMU München, Abteilung Neueste Was ist für Sie besonders spannend In meinem aktuellen Projekt be- Geschichte und Zeitgeschichte. in Ihrem Forschungsschwerpunkt? schäftige ich mich mit Gewalt auf der NEUESTE PUBLIKATIONEN Straße und der Frage, wie sich der Ich habe mich viele Jahre mit der Ge- städtische Raum durch Proteste und → Hannig, Nicolai (2019). Kalkulierte Gefahren. Naturkatastrophen und Vorsorge seit 1800, Wall- schichte von Naturkatastrophen und Straßenkämpfe verändert und dieser stein Verlag. Göttingen. Risiken, mit der Umweltgeschichte wiederum das öffentliche Aufbegeh- → Hannig, Nicolai (2020). Das Vorsorgeparadox. und Vorsorge beschäftigt. Das sind ren beeinflusst hat. Forschungszu- Beobachtungen zu einem modernen Phänomen Themen, die nicht erst seit Greta und sammenhänge des Fachbereichs wie in Coronazeiten, in: Geschichte der Gegenwart, Corona zu den größten Herausforde- etwa die AG Interdisziplinäre Stadt- 8. Juli 2020 (https://bit.ly/36ZGRIx). rungen der Gegenwart zählen. Viel- forschung oder emergenCITY bieten → Hannig, Nicolai (2019). Diagnose: Gefahr! mehr beschäftigen sie die Menschen hierzu vielfältige Anschlussmöglich- Hydrotechnische Bedrohungsszenarien im 19. Jahrhundert, in: T. Alkemeyer/N. Buschmann/T. in ihrem Alltag schon seit vielen Jahr- keiten. In einem anderen Projekt un- Etzemüller (Hg.): Gegenwartsdiagnosen. Kultu- hunderten. Daher ist es besonders in- tersuche ich in historischer Perspek- relle Formen gesellschaftlicher Selbstoptimie- rung in der Moderne, Bielefeld 2019, S. 319-333. teressant, vergangenen Lösungsstra- tive Vorsorge gegenüber Pandemien tegien nachzuspüren und zu fragen, und Epidemien. Mich interessiert, KONTAKT wie Menschen in der Vergangenheit welche (unerwünschten) Folgen ei- h nicolai.hannig@tu-darmstadt.de mit äußeren Gefahren umgegangen gentlich bestimmte Vorsorgemaß- WEITERE INFORMATIONEN sind, wie sie versucht haben, ihre Zu- nahmen hatten – angefangen von 8 https://www.geschichte.tu-darmstadt.de kunft zu gestalten. Befunde darüber Quarantäne bis hin zu Impfprogram-
Seite 8 | FB2.aktuell | November 2020 Rückblick men und Lock-Downs. Hierin sehe Gerne würde ich daher einen neuen Was raten Sie Ihren Studierenden? ich viele Anknüpfungspunkte zum Schwerpunkt in der Mediengeschich- Graduiertenkolleg Kritis, das sich mit te aufbauen und kooperative Pro- Bei dieser Frage komme ich mir et- Funktionskrisen und Schutz in Städ- jekte auf den Weg bringen. was älter vor, als ich bin! Ich glaube ten auseinandersetzt. aber, dass es wichtig ist, die enge Was macht Ihnen Freude an Ihrem Verbundenheit von Vergangenheit, Wie ergänzen sich Ihre Profes- Beruf? Gegenwart und Zukunft zu erkennen suren in der Lehre? und gleichzeitig zu wissen, dass sie Mein Beruf ist eine ständige Ent- nicht abhängig von einander sind, Ich denke, wir ergänzen uns sowohl deckungsreise. Man ist permanent statisch aufeinander aufbauen. Jede in unseren Epochenschwerpunkten auf der Suche nach etwas Neuem, Gegenwart hatte ihre eigene Vergan- als auch thematisch und konzeptio- taucht in vergangene Zeiten herab genheit und offene Zukunft, die wir nell sehr gut. Darüber hinaus baue und versucht herauszufinden, was nicht aus der vermeintlich besserwis- ich aber vor allem auf Zusammen- sie uns heute sagen können. Gleich- senden Perspektive des Historikers arbeit und hoffe, dass wir einige zeitig geht es darum, alte und neue oder der Historikerin zukleistern gemeinsame Lehrprojekte anstoßen Erkenntnisse an Studierende zu ver- sollten. können. Ich arbeite zum Beispiel mitteln, die Freude am Denken und DIE FRAGEN STELLTE MÔNICA HOLTZ häufig mit Filmen und über Filme. Diskutieren zu wecken. Laptops für die Schule SPENDE DES FACHBEREICHS 02 AN DIE LICHTENBERGSCHULE IN DARMSTADT Professorin Michèle Knodt übergibt Computer an den Schulleiter der Lichtenbergschule, Wolfgang Naumann. Foto: Gerd Keim Als »erste Rate« übergab Professorin Die geschäftsführende Direktorin »Eine tolle Aktion, für die wir sehr Michèle Knodt sechs Computer an des Instituts für Politikwissenschaft dankbar sind«, freute sich Wolfgang den Schulleiter der Lichtenbergschu- möchte nicht mehr benötigte Laptops Naumann. In Zeiten von Corona le, Wolfgang Naumann. auch in Zukunft an das Darmstädter könne man damit Schülerinnen und Gymnasium spenden und hofft, dass Schüler, die nicht zum Präsenzunter- Die Geräte seien vier bis sechs Jahre sich auch weitere Kolleginnen und richt kommen können und kein eige- alt und in technisch einwandfreiem Kollegen des Fachbereich wie auch nes Endgerät für den digitalen Unter- Zustand, sagte Michèle Knodt bei weitere Fachbereiche der TU Darm- richt haben, unterstützen. der Übergabe der Rechner auf dem stadt dem Beispiel anschließen. Schulhof.
Seite 9 | FB2.aktuell | November 2020 Forschung | Neue Projekte Die Energiewende gemeinsam gestalten START DES KOPERNIKUS-FORSCHUNGSPROJEKTS ARIADNE INFORMATION → Forschungsverbundprojekt »Ariadne« → Förderung: BMBF Wer ist Ariadne? In der griechischen Mytho- logie gelang dem legendären Helden Theseus durch den Faden der Ariadne die sichere Navi- gation durch das Labyrinth des Minotaurus. Dies ist die Leitidee für das Energiewende-Projekt Ariadne, in dem ein Konsortium von 26 Partnern durch exzellente Forschung in einem gemein- samen Lernprozess mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Überblick und Orientierung bereit- Professorin Michèle Knodt ist mit drei Postdocs und einem Doktorand und einer insgesamten Projektförde- stellt für die Gestaltung der Energiewende. rung von knapp über 1 Mio. EUR an ARIADNE beteiligt. Sie ist ebenalls Mitglied des Steuerungskreis des Konsortiums. KONTAKT Prof. Dr. Michèle Knodt h knodt@pg.tu-darmstadt.de Von der Stromversorgung über die Industrie bis hin zu den Pariser Klimazie- len, von einzelnen Sektoren bis hin zum großen Ganzen: Mit dem Projekt WEITERE INFORMATIONEN 8 https://bit.ly/3k12lbX Ariadne startet jetzt ein Verbund führender Forschungseinrichtungen die Arbeit an einem beispiellos umfassenden Forschungsprozess zur Gestaltung der Energiewende. Ziel des auf drei Jahre angelegten Projekts ist es, die Wir- kung verschiedener Politikinstrumente besser zu verstehen, um gesellschaft- lich tragfähige Energiewende-Strategien entwickeln zu können. Von Beginn an werden politische Entscheider, Wirtschaftsvertreter sowie Bürgerinnen und Bürger über einen groß angelegten Dialogprozess eingebunden. »Klimaziele allein gewährleisten jekte ENSURE, P2X und SynErgie. auf die Auswirkungen etwa auf Ver- noch keinen Erfolg, dafür braucht es Zusammen bilden die Kopernikus- teilungsgerechtigkeit, internationale konkrete Maßnahmen. Und genau Projekte eine der größten deutschen Wettbewerbsfähigkeit sowie Umwelt- hier setzt Ariadne an, um Überblick Forschungsinitiativen zum Thema und Naturschutz. zu geben und Wege aufzuzeigen Energiewende. durch die komplexen Detailfragen Von Anfang an werden auch Vertre- der Energiewende«, erklärt Ottmar Das Darmstädter Team wird dabei terinnen und Vertreter aus Politik, Edenhofer, Direktor des Potsdam- analysieren, wie sich die Koordi- Wirtschaft und der breiten Öffent- Instituts für Klimafolgenforschung nation der Energiewende im deut- lichkeit aktiv eingebunden. Dieser (PIK) sowie des Mercator Research schen Föderalismus gestalten lässt. gesellschaftliche Dialogprozess wird Center on Global Commons and Cli- Einen Schwerpunkt spielt dabei die von einer Policy Unit als Herzstück mate Change (MCC) und Leiter des neue Wasserstoffstrategie der Bun- des Projekts moderiert. »Die Energie- Kopernikus-Projekts Ariadne: »Mit desregierung. Hier wird politische wende kann nur in einem gemein- der einmaligen gebündelten Ex- Dimension der Sektorkopplung in samen Lernprozess gelingen,« erklärt pertise von 26 Forschungspartnern den Mittelpunkt gerückt, sowie die Brigitte Knopf, Leiterin der Ariadne können wir eine übergreifende Per- Konflikte um die neue Strategie im Policy Unit und Generalsekretärin spektive schaffen, die Wirkung von Vorfeld der Entscheidung. Einen wei- des MCC. »Mit Ariadne werden wir Politikinstrumenten analysieren und teren Schwerpunkt bildet die Ana- dezidiert auf Entscheidungsprobleme eine ganze Reihe möglicher Politi- lyse des European Green Deal der der Politik eingehen, gleichzeitig koptionen aufzeigen – und so auf Europäischen Kommission. Als erster aber auch gezielt Debatten anstoßen dem Weg zu einem klimaneutralen Schritt steht dabei zur Zeit ein Policy im Dialog mit Politik, Energiewen- Deutschland wichtiges Orientie- Brief für die gerade stattfindenden deakteuren sowie Bürgerinnen und rungswissen für Entscheider bieten.« Verhandlungen in Brüssel um das Bürgern.« Erkenntnisse und Ergeb- Ariadne wird vom Bundesministe- neue 55% CO2 Reduktionsziel auf nisse des Kopernikus-Projekts Ariad- rium für Bildung und Forschung der Tagesordnung der Forscher. Die- ne zur Energiewende werden konti- (BMBF) über drei Jahre mit insge- se übergreifende Systemperspektive nuierlich über die gesamte Laufzeit samt 30 Millionen Euro gefördert ist zentral: So soll ein umfassendes bereitgestellt, etwa in Form von und ist Teil der Kopernikus-For- Gesamtbild entstehen im Hinblick Policy Briefs, Themendossiers, Hin- schungsinitiative. Als vierte Koper- auf die Effektivität von Technologien tergrundpapieren, Visualisierungen nikus-Säule ergänzt Ariadne die Pro- und Politikinstrumenten, aber auch und interaktiven Plattformen.
Seite 10 | FB2.aktuell | November 2020 Forschung | Neue Projekte Verdrängte Alternative: Ein drittes Modell der Demokratie NEUES FORSCHUNGSPROJEKT DER DFG AM ARBEITSBEREICH POLITISCHE THEORIE UND IDEENGESCHICHTE INFORMATION Neues Forschungsprojekt der DFG zur theoretischen Aufarbeitung der Demokratiemodelle in der Englischen, Amerikanischen und Französischen → Forschungsprojekt »Verdrängte Alternative: Ein drittes Modell der Demokratie« Revolution. → Förderung: DFG → Projektlaufzeit: 05/2020 – 04/2023 çFördervolumen: ca. 313.000 € Am 1. Mai 2020 startete das neue strukturen kommt, konkret, dass die Forschungsprojekt »Verdrängte Al- Repräsentanten sich nicht zu weit KONTAKT Prof. Dr. Dirk Jörke ternative: Ein drittes Modell der De- von den Repräsentierten entfernen, h joerke@pg.tu-darmstadt.de mokratie« von Prof. Dr. Dirk Jörke und jene Formen der Konfliktaus- (TU Darmstadt) und Dr. Skadi Krau- tragung gestärkt werden, die nicht Dr. Skadi Krause h skadi.krause@tu-darmstadt.de se (TU Darmstadt). Gefördert wird zuletzt demokratische Institutionen das dreijährige Forschungsprojekt und Kultur ermöglichen. WEITERE INFORMATIONEN 8 https://bit.ly/3770qyS durch die Deutsche Forschungsge- meinschaft. Zu diesem Zweck werden die Kri- tik, alternative Legitimationsmuster, Im Fokus des Projektes stehen zwei institutionelle Verfahren und poli- Anliegen. Erstens soll die Reichhal- tische Einrichtungen der Levellers, tigkeit der Debatten um den mo- Antifederalists und Girondisten sy- dernen Demokratiebegriff seit dem stematisch mit dem Vorsatz aufge- 17. Jahrhundert dargestellt werden arbeitet, in die Darstellung auch die und zweitens soll eine neue Lesart Rezeptionsstränge innerhalb und von demokratischer Repräsentation zwischen diesen Gruppierungen ein- vorgestellt werden, die nicht länger fließen zu lassen. Die Ausarbeitung auf einer Gegenüberstellung von di- erfolgt in Form einer Monographie, rekter und repräsentativer Demokra- die in Ko-Autorenschaft geplant ist. tie beruht. Es ist die leitende These Daneben sollen zwei beabsichtigte des Projektes, dass sich bereits in Aufsätze dazu dienen, nicht nur die der Englischen, Amerikanischen und ideengeschichtliche Perspektive des Französischen Revolution Modelle Projektes aufzuzeigen, sondern auch aufzeigen lassen, die eine möglichst Bezüge zur aktuellen Demokratie- umfassende Kontrolle jener Eliten debatte herauszustellen. In einem beinhalten, die aufgrund ihrer Res- internationalen Workshop sollen zu- sourcen – Einkommen, Netzwerke, dem die Forschungsergebnisse debat- rhetorische Fähigkeiten – eine starke tiert und Bezugspunkte zu anderen Tendenz haben, politische Herr- internationalen Forschungsprojekten schaft zu monopolisieren. Um dieser gesucht werden. Tendenz zu begegnen, wurde, wie zu zeigen ist, ein ganzes Arsenal an institutionellen Mechanismen erson- nen, um zu garantieren, dass es nicht zur Verfestigung von Herrschafts-
Seite 11 | FB2.aktuell | November 2020 Forschung | Neue Projekte Der Blick nach unten SOZIALE KONFLIKTE IN DER IDEENGESCHICHTE DER DEMOKRATIE INFORMATION Neues Forschungsprojekt der Gerda-Henkel-Stiftung zur theoretischen Ver- arbeitung von Konflikten in Demokratien. → Forschungsprojekt »Der Blick nach unten: Soziale Konflikte in der Ideengeschichte der Demokratie« Am 1. August 2020 startete das neue Daraus ergeben sich folgende For- → Förderung: Gerda-Henkel-Stiftung in ihrem Förderschwerpunkt »Demokratie« Forschungsprojekt »Der Blick nach schungsfragen: → Projektlaufzeit: 08/2020 – 07/2023 unten: Soziale Konflikte in der Ide- (1) Wie haben intellektuelle Eliten → Fördervolumen: ca. 255.000 € engeschichte der Demokratie« zur die Forderungen der Proteste diskur- KONTAKT Reflexion des Umgangs von Eliten siv ausgegrenzt und abgewertet und Prof. Dr. Dirk Jörke mit sozialen Forderungen sowie Pro- diese Abwertung theoretisch verar- h joerke@pg.tu-darmstadt.de testen bearbeitet von Prof. Dr. Dirk beitet? WEITERE INFORMATIONEN Jörke (TU Darmstadt), PD Dr. Oliver (2) Wie haben Eliten alternativ oder 8 https://bit.ly/2H11qcW Eberl (Leibniz Universität Hannover) zugleich mit einem Entgegenkom- und Dr. David Salomon (TU Darm- men versucht, den Protest zu neutra- stadt). Gefördert wird das dreijährige lisieren? Forschungsprojekt durch die Gerda- (3) Welche institutionellen Vorschlä- Henkel-Stiftung in ihrem Förder- ge resultierten aus diesen Auseinan- schwerpunkt »Demokratie«. dersetzungen? Das Projekt untersucht, wie Theorien Im Zentrum des Projekts stehen Au- sozialen Protest und soziale Kon- toren, die als Zeitdiagnostiker oder flikte in der Demokratie verarbeiten. konzeptive Intellektuelle soziale Konkret geht es darum, die Konsti- Forderungen mit einem Blick »nach tutionsbedingungen des Diskursrah- unten« theoretisch verarbeiteten. mens, in denen solche Konflikte auf Ihre Bedeutung besteht darin, Re- Seiten etablierter Eliten als Bedro- sponsivität zu organisieren oder zu hung verarbeitet und beantwortet verweigern. Das zentrale Erkenntnis- wurden, zu analysieren. Im Mittel- interesse des Projekts ist es, systema- punkt der Untersuchung steht die tisch-historisch zu untersuchen, wie Reaktion »von oben« auf die Forde- die Wahrnehmung sozialer Konflikte rungen von »unten«. Die Reaktion os- in der Demokratie in der theore- zilliert in diesen Konfliktsituationen tischen Verarbeitung zu bestimmten, zwischen drei Abwehrstrategien: die Demokratie einhegenden Posi- (1) der Abwertung und Ausgren- tionen führt. Die sich in den jewei- zung oppositioneller Forderungen, ligen Theorien spiegelnde Konflikt- (2) (partiellen) Zugeständnissen, geschichte um soziale und politische die häufig in der Absicht getroffen Forderungen »von unten« wird im werden, weitergehende Forderungen Projekt multiperspektivisch als eine abzuschwächen und dem politischen reaktive Ideenpolitik untersucht. System so eine neue Legitimitätsba- Die Theorien werden demnach aus sis zu verleihen. Und schließlich allen drei Perspektiven analysiert, (3) einer Konzipierung politischer wobei die einzelnen Strategien von Institutionen, in denen sich diese Ab- unterschiedlichen Projektmitarbei- schwächung vermittelt. terInnen bearbeitet werden. Es han- delt sich bei den drei Perspektiven also um drei ausgeführte Teilstudien, die vertiefend zusammengeführt werden.
Seite 12 | FB2.aktuell | November 2020 Forschung | Neue Projekte Digitale Methoden der Literaturanalyse PROJEKT FORTEXT IN DER ZWEITEN FÖRDERPHASE AN DER TU DARMSTADT ANGESIEDELT Seit September 2020 ist Professorin liegen in der Öffnung des Projekts in INFORMATION Evelyn Gius neue Leiterin des Projekts Richtung weiterer Disziplinen neben → Forschungsprojekt »forTEXT – Forschungsum- »forTEXT – Forschungsumgebung zur der Literaturwissenschaft und in der gebung zur kollaborativen Texterschließung« → Förderung: DFG (e-Research-Technologien) kollaborativen Texterschließung«, Auseinandersetzung mit geisteswis- → Projektlaufzeit: 09/2020 – 08/2022 das in der ersten Förderphase (2017 – senschaftlicher Taxonomieentwick- → Fördervolumen: ca. 565.000 € 2020) an der Universität Hamburg lung in Forschung und Entwicklung. KONTAKT angesiedelt war. Zentrale Inhalte Die Mitarbeiter*innenstellen sind Prof. Dr. Evelyn Gius des Projekts sind die niedrigschwel- bzw. werden entsprechend interdis- h evelyn.gius@tu-darmstadt.de lige Aufbereitung und Vermittlung ziplinär besetzt. Geplant sind außer- WEITERE INFORMATIONEN digitaler Methoden der Textanalyse dem eine Internationalisierung des 8 https://fortext.net 8 https://catma.de sowie ihre literaturtheoretische und Angebots, verschiedene nationale Twitter: @fortext_catma -methodologische Reflexion. In die- und internationale Kooperationen – sem Rahmen spielt auch die Weiter- und eine enge Vernetzung mit beste- entwicklung der kollaborativen Tex- henden Forschungsschwerpunkten tannotations- und Analysesoftware und Strukturen an der TU Darm- CATMA eine wichtige Rolle, die nun stadt. Interessierte Forscher*innen ebenfalls an die TU Darmstadt ziehen sind herzlich eingeladen, Kontakt wird. Inhaltliche Schwerpunkte der zum forTEXT-Team aufzunehmen. aktuellen Förderphase (2020 – 2022) Übersicht über die Inhalte der forTEXT-Website (https://fortext.net/)
Seite 13 | FB2.aktuell | November 2020 Forschung | Neue Projekte Bücher auf Reisen BERLINER SONDERFORSCHUNGSBEREICH MIT BETEILIGUNG DER TU DARMSTADT UND DES KIT VERLÄNGERT Der Sonderforschungsbereich 980 Interaktionen und epistemischer INFORMATION Episteme in Bewegung. Wissenstrans- Dynamiken untersucht worden ist. → Forschungsprojekt »Teilprojekt Informations- fer von der Alten Welt bis in die Frühe In dieser Phase wurden Werkzeuge infrastruktur Bücher auf Reisen. Informations- technologische Erschließung von Wissensbewe- Neuzeit an der Freien Universität Ber- zur Layoutanalyse mit solchen für gungen in vormodernen Kulturen« lin darf in einer dritten Förderphase digitale Annotationen und deren 8 https://bit.ly/3iZrEd6 für weitere vier Jahre epistemischen Auswertung verbunden. In der jet- KONTAKT Wandel in einem insgesamt etwa zigen Förderphase werden diese Prof. Dr. Andrea Rapp 5000 Jahre umfassenden Zeitraum Werkzeuge mit einem Dienst für h rapp@linglit.tu-darmstadt.de vor der Moderne untersuchen. Unter die Benutzung kontrollierter Voka- WEITERE INFORMATIONEN den nunmehr 20 Teilprojekten, die bulare verknüpft, der verschiedene → Michael Krewet, Philipp Hegel, Germaine Götzelmann, Danah Tonne und Sibylle Söring: sich aus einer Vielzahl geistes- und automatische Auswertungen auch »Aristoteles auf Reisen: Handschriftenforschung kulturwissenschaftlicher Disziplinen großer Mengen von verschiedenar- in der digitalen Infrastruktur des SFB 980 ‚Episteme in Bewegung‘«, in: Forschungsinfra- speisen, findet sich auch das Infor- tigen Annotationen erleichtert. Auch strukturen in den digitalen Geisteswissenschaf- mationsinfrastrukturprojekt Bücher werden Wege erprobt, diese Auswer- ten: Wie verändern digitale Infrastrukturen auf Reisen. Das Projekt wird gemein- tungen und Ergebnisse zu präsentie- die Praxis der Geisteswissenschaften?, hg. von Martin Huber, Sybille Krämer und Claus sam geleitet von der Sprecherin des ren, wenn das Quellenmaterial, etwa Pias, Frankfurt am Main 2019, S. 77–87, URN: SFB, Gyburg Uhlmann, Albert Geu- aufgrund von lizenzrechtlichen Ein- urn:nbn:de:hebis:30:3-519405. kes vom Center für Digitale Systeme schränkungen, selbst nicht publiziert → Sibylle Söring, Germaine Götzelmann, Philipp (CeDiS) der FU, Danah Tonne vom werden darf. Auf diese Weise werden Hegel, Michael Krewet und Danah Tonne: »An der Schnittstelle von Fach- und Informa- Steinbuch Centre for Computing des in den kooperierenden Teilprojekten tionswissenschaft: Das INF-Projekt des SFBs KIT und Andrea Rapp vom Institut für so unterschiedliche Gegenstände wie 980 ‚Episteme in Bewegung. Wissenstransfers Sprach- und Literaturwissenschaft altägyptische Pyramidensprüche von der Alten Welt bis in die frühe Neuzeit‘«, in: Bausteine Forschungsdatenmanagement 2 der TU Darmstadt. Das INF-Projekt und medizinische Kompilationen, (2019), S. 89–95, DOI: https://doi.org/10.17192/ entwickelt Repository, Dienste und wie Kommentierungs- und Unter- bfdm.2019.2.8083. Werkzeuge und forscht gemeinsam richtspraktiken im Aristotelismus → Bilddaten in den digitalen Geisteswissen- mit den Teilprojekten an Wissensbe- oder alchemischer Sprachgebrauch, schaften, hg. v. Canan Hastik und Philipp Hegel, Harrassowitz Verlag: Wiesbaden 2020, DOI: wegungen in vormodernen Kulturen. wie frühneuzeitliche Sprachlehr- 10.13173/9783447114608. TU Darmstadt und KIT waren be- werke und arabische Weisheitssprü- reits von 2016 bis 2018 Partner im che auf Impulse, Geschwindigkeiten Gastprojekt Handschriften in Bewe- und Modalitäten wissenshistorischer gung, in dem der Kodex als materi- Veränderungen untersucht. eller Raum sozialer und kultureller PHILIPP HEGEL, TORSTEN SCHENK, ANDREA RAPP Annotierte Glossen in digitalisierten Aristoteleskommentaren (im Bild: Paris, BNF, Par. Gr. 1971) und eine Visualisierung ihrer Verwandtschaft.
Seite 14 | FB2.aktuell | November 2020 Forschung | Neue Projekte EU Expertise at School NEUES JEAN MONNET CENTRE OF EXCELLENCE GEHT AN DEN START INFORMATION → Jean Monnet Centre of Excellence »EU Expertise at School« (@school) 8 https://eu-at-school.eu KONTAKT Prof. Dr. Michèle Knodt h knodt@pg.tu-darmstadt.de Dr. Sigita Urdze h urdze@pg.tu-darmstadt.de EU@School Kick-Off via Zoom. Bild: Michèle Knodt. Prof. Dr. Michèle Knodt und Dr. Sigita Urdze vom Institut für Politikwissen- schaft haben gemeinsam mit Prof. Dr. Pardo und Dr. Zahavi von der Ben-Gu- rion University of the Negev (Israel) erfolgreich ein Jean Monnet Centre of Excellence (JMCoE) eingeworben. Es wird von der Europäischen Kommission im Rahmen des Erasmus+ Programms gefördert. Das JMCoE, das sich im internati- ein anspruchsvolles Veranstaltungs- der Möglichkeit für Schulen in uni- onalen Wettbewerb durchgesetzt programm, das in einer Vielzahl von versitäre Lehre reinzuschnuppern, hat, trägt den Titel »EU Expertise at Open Educational Resources mün- gemeinsame Lehrveranstaltungen School« (@school). @school konsti- den wird, die über die Projekthome- der beiden Jean Monnet Professoren tuiert einen innovativen Transmis- page www.eu-at-school.eu abrufbar Knodt und Pardo sowie jährlichen sionsriemen zwischen der akade- sein werden. Studierendenaustausch. mischen Welt der EU-Studien und der Bildungswelt der Schulen. Damit Unter anderem ist die Umsetzung Direkt auf Lehrer und Schüler wird es akademische Debatten und des Interactive Assistant Tool (IAT) zielend, sagte die Direktorin des Forschungsergebnisse aufbereitet in »Ask the Expert« vorgesehen, der es @school und ad personam Jean die Schulen bringen. Das Zentrum Schulklassen ermöglicht, Fragen zur Monnet Professorin Michèle Knodt: wird zudem gemeinsame Forschung EU zu stellen, die anschließend von »Wir sind hier, um Ihnen zu helfen, und die Vernetzung der beteiligten Expertinnen und Experten in einem mehr über die EU zu erfahren und Forscher und Studierenden in den kurzen Podcast beantwortet werden. sie besser zu verstehen. Wir haben Bereichen »Zukunft der EU« und »eu- Ein weiteres Highlight stellt der Juni- viele Werkzeuge und Ideen, wie wir ropäische Energie- und Klimapolitik« or Campus EU+ dar, bei dem Schü- Ihnen helfen können, viele davon in zusammenbringen. lerinnen und Schüler im Frühjahr digitaler Form. Wir sind bereit, Sie zu 2020 in digitaler Form ein Planspiel unterstützen, auch in Zeiten der CO- Um keine Zeit zu verlieren fand be- zur EU durchführen werden. Weitere VID 19-Pandemie. Kontaktieren Sie reits kurz nach dem Projektauftakt Aktivitäten umfassen unter anderem uns!« FB 02-Mitglieder sind herzlich Anfang September in digitaler Form den jährlich zu vergebenden Jean- dazu eingeladen, Informationen über die Kick-Off-Veranstaltung statt. Das Monnet-Schülerpreis für den besten dieses Angebot an den Schulen ihrer Projektteam von der TU Darmstadt Aufsatz zu einem EU-Thema sowohl eigenen Kinder zu streuen. und der Ben-Gurion University of in Deutschland als auch in Israel, die the Negev entwickelte gemeinsam Reihe »School meets University« mit
Seite 15 | FB2.aktuell | November 2020 Forschung | Pulbikationen Geschichte der Bioethik in Deutschland NEUES FORSCHUNGSPROJEKT AM INSTITUT FÜR PHILOSOPHIE INFORMATION Am Institut für Philosophie ist ein ethik in Deutschland in Form einer DFG-Projekt »Geschichte der Bioe- Monographie darzustellen. Teil des → Forschungsprojekt »Geschichte der Bioethik in Deutschland« thik in Deutschland« bewilligt wor- Projekts ist ein Austausch mit einem → Förderung: DFG den. SNF-Projekt zur Bioethik in der → Projektlaufzeit: 10/2020 – 6/2021 → Fördervolumen: ca. 145.000 € Ab Oktober 2020 wird Professorin Schweiz sowie die Konsolidierung Petra Gehring für ein Jahr freige- eines großen Interview-Archivs mit KONTAKT Prof. Dr. Petra Gehring stellt, um die Ergebnisse ihrer seit Zeitzeugen. h gehring@phil.tu-darmstadt.de sieben Jahren – in Zusammenarbeit mit PD Dr. Günter Feuerstein (Ham- Die Vertretung von Prof. Gehring im WEITERE INFORMATIONEN 8 https://www.philosophie.tu-darmstadt.de burg) sowie Professor Marcus Müller WiSe 2020/21 und im SoSe 2021 (Darmstadt) – durchgeführten For- wird von Dr. Alexander Friedrich schungen zur Etablierung der Bio- übernommen. Publikationen Bilddaten in den Digitalen Geisteswissenschaften Canan Hastik, Philipp Hegel (Hrsg.) Harrassowitz Verlag, 2020 Digitale Bilder sind in Zeiten des In- In drei Abschnitten werden digitale ternets, der Mobiltelefonie und der Verfahren und ihre Anwendungen in sozialen Medien fest in der Lebens- einzelnen Teilgebieten der Geistes- welt zahlreicher Menschen veran- wissenschaften behandelt. Obwohl kert. Auch in den unterschiedlichen sich die einzelnen Beiträge in un- Geisteswissenschaften ist die Nut- terschiedlichem Maße auf informa- zung von digitalen Bildern als For- tische und geisteswissenschaftliche schungsmaterial an vielen Stellen Interessen, Ansätze, Verfahren und zum Alltag geworden. In Bilddaten in Details konzentrieren, verweisen 8 https://bit.ly/37cOBHi den Digitalen Geisteswissenschaften sie immer auch auf den jeweils an- wird mit einer Auswahl von Anwen- deren Aspekt, sodass sich die Fächer dungsfällen und Lösungsansätzen in diesen Darstellungen einander aus Informatik und Informationswis- annähern. Bilder werden dabei nicht senschaft, Architektur- und Kunst- nur als Gegenstände von Wissen be- geschichte, Philologie und Medien- trachtet, sondern sie werden in ihrer wissenschaft eine Bandbreite der je Relevanz für die Genese, die Reprä- nach Disziplin und Gegenstand vari- sentation und die Dissemination von ierenden Anforderungen dargestellt, Wissen untersucht. wobei auch zunächst eher technisch anmutende Aspekte betrachtet wer- den.
Seite 16 | FB2.aktuell | November 2020 Forschung | Pulbikationen 8 https://bit.ly/3dmCAjH Autonomie und Unheimlichkeit Jahrbuch Technikphilosophie 2020 Alexander Friedrich, Petra Gehring, Christoph Hubig, Andreas Kaminski, Alfred Nordmann (Hrsg.) hellsichtige Prognosen über die po- Nomos, 2020 litischen Herausforderungen der Di- gitalisierung stellt, die uns heute be- Der diesjährige Themenschwerpunkt schäftigen. Neben den vielstimmigen widmet sich dem Verhältnis von Beiträgen zum Schwerpunkt zieht »Autonomie und Unheimlichkeit« sich ein zweites Thema durch den in Bezug auf lernende Algorithmen, Band: In der diesjährigen Kontrover- anthropomorphe Maschinen und se diskutiert: Andreas Kaminski mit selbststeuernde Systeme. Ist die ak- Don Ihde über die Begründung post- 8 https://bit.ly/2I7sN5u tuelle Debatte über autonome Sys- phänomenologischer Technikphilo- teme bisher vor allem auf ethische sophie. Flankiert wird das Gespräch und rechtliche Problemstellungen durch Sophie Loidolts Rezension des fixiert, hat sich das Jahrbuch 2020 Sammelbands »Postphenomenologi- vorgenommen, die philosophische cal Investigations. Essays on Human- Diskussion um »autonome Technik« Technology Relations«. Schließlich auszuweiten. Im Zuge dessen ver- kommt in Alfred Nordmanns Rezen- sammelt der Themenschwerpunkt sion Sammelbands zur französischen zugleich technikphilosophische Bei- Technikphilosophie eine weitere träge zur Theorie des Unheimlichen. Spielart der Postphänomenologie zur Eine technikphilosophie-historische Sprache. Weiterhin enthält das Jahr- Reflexion auf die derzeit wieder buch Abhandlungen, Rezensionen und aufflammende Faszination autono- Kommentaren zu aktuellen technik- mer Technik bietet zudem ein dia- philosophischen Themen und Pro- logisch-rückblickender Kommentar blemen. Vier abschließende Glossen von Langdon Winner, dessen Buch nehmen das Schwerpunktthema des »Autonomous Technology« vor über Jahrbuchs noch einmal auf, das dies- 40 Jahren erschienen. In der Rubrik mal von den künstlerischen Arbeiten Archiv kann die Zeitreise mit einem Regina Silveiras durchzogen wird – Auszug aus Friedrich Pollocks »Auto- in denen sich das Unheimliche para- mation« (1964) fortgesetzt werden, doxerweise gerade dann bekundet, in dem der kritische Theoretiker wenn es aufgelöst erscheint. Technikemotionen Martina Heßler (Hrsg.) Ferdinand Schöningh, 2020 Die Liebe zum Automobil, die Ato- Digitalen anders wahrgenommen meuphorie, Angst vor Maschinen, wird. Der Band untersucht diese Wut und Frustrationen im Umgang vielfältigen Ko-Konstruktionen von mit dem Computer: Technik löste Technik und Emotionen mit Blick im 19. und 20. Jahrhundert vielfäl- auf verschiedene Emotionen wie tige und teils heftige Emotionen aus. Begeisterung, Liebe, Angst, Staunen Technikemotionen beeinflussten die oder Frustration und im Kontext ver- Technikentwicklung, ihre Akzeptanz schiedener Technologien seit dem und ihre Nutzungen. Das Verhältnis 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. von Technik und Emotionen ist al- Der Band leistet damit sowohl einen 8 https://bit.ly/3jXouaV lerdings weitaus vielschichtiger und Beitrag zur Emotions- als auch zur komplexer. Denn Technik vermittelte Technikgeschichte, die sich beide und veränderte auch Emotionen, bislang kaum mit Technikemotionen etwa wenn Liebe zur Cyberliebe auseinandersetzten. wird oder Einsamkeit in Zeiten des
Seite 17 | FB2.aktuell | November 2020 Forschung | Pulbikationen Das Schwarze Gold Eine Stoffgeschichte der Stein- kohle im 19. Jahrhundert Nora Thorade Notwendigkeit einer sicheren Versor- Ferdinand Schöningh, 2020 gung, aber auch die flächendeckende Nutzung der Steinkohle. Dennoch ist Was ist Steinkohle? Woraus besteht bisher wenig darüber bekannt, wie sie und woher kommt sie? Welche die Zeitgenossen der Industrialisie- Vorteile hat sie und warum? Wozu rung die Materialität dieses Rohstoffs war sie zu gebrauchen und wozu betrachteten. Am Beispiel von drei nicht? Fragen wie diese rückten im Kleinrevieren des deutschen Stein- 19. Jahrhundert zunehmend in das kohlenbergbaus blickt dieses Buch Blickfeld von Wissenschaftlern und hinter die Kulissen der Industrialisie- Bergbautreibenden. Anlass waren rung und macht mit der Steinkohle 8 https://bit.ly/2SNCN67 der steigende wirtschaftliche Wert einen ihrer bedeutendsten Rohstoffe der Steinkohle, die zunehmende zur Akteurin der Geschichte. Technikanthropologie Handbuch für Wissenschaft und Studium und Maschinen, die gerade heute Martina Heßler, Kevin Liggieri (Hrsg.) virulent sind, historisch und syste- Nomos, 2020 matisch auf. Dabei steht die klas- sische anthropologische Frage nach dem »Menschen« in den jeweiligen Das Handbuch bietet einen Überblick Ausprägungen und Wandlungen mit über Ansätze, Methoden und The- Blick auf Technik im Zentrum. Die- menfelder einer historischen Techni- se Betrachtung geht nicht von einem kanthropologie. Dies umfasst sowohl einzigartigen, unveränderlichen Grundbegriffe, die Vielfalt techni- Wesen des Menschen aus, sondern sierter Menschenbilder, technisierte untersucht die historischen Verände- Praktiken sowie die Technisierung rungen des Menschen durch und mit 8 https://bit.ly/3oZfODU von Sinnen und Kompetenzen. Vor- Technik. Gerade im Zeichen neuer gestellt werden zudem wichtige Ver- Technologien wie der Digitalisierung treter einer Technikanthropologie und Künstlicher Intelligenz-For- seit der Frühen Neuzeit. Mit einer in- schung steht das Mensch-Maschinen- terdisziplinären Herangehensweise Verhältnis erneut auf der Agenda. arbeitet das Handbuch verschiedene Das Humanum scheint zur Dispositi- Problematisierungen von Menschen on zu stehen. Man as Pet Breeding and Optimization in Phi- losophy and Literature Kevin Liggieri LIT Verlag, 2020 Liggieri's book is distinguished by its intellectual ambition and stylistic lucidity. Despite its brief length, the book offers a clever and representati- on selection of texts in theory and (li- terary) practice, and provides and in- teresting, important contribution the brand-new discussion on the complex 8 https://bit.ly/3iWuShc of problems concerning technology, evolution, and the posthuman.
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