Festschrift Von der Höheren Wirtschafts- und Verwaltungsschule Luzern zur Hochschule Luzern - Wirtschaft 1971 2021

 
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Festschrift

Von der Höheren Wirtschafts- und
Verwaltungsschule Luzern zur
Hochschule Luzern – Wirtschaft
1971 – 2021
Pius Muff, Simon Amrein, Karina von dem Berge
mit Beiträgen von Christine Böckelmann, Matthes Fleck, Martin Gubler, Oliver Kessler, Andreas Liebrich,
Erik Nagel, Timo Ohnmacht und Jürg Stettler
I   Festschrift

    Vorwort
    In diesem Jahr dürfen wir den 50. Geburtstag der Hochschule Luzern – Wirtschaft feiern. Wir möchten
    dies zum Anlass nehmen, um auf unser «Geworden-Sein» zurückzublicken, auf die verschiedenen
    Zeitphasen, und auf die Themen, die über die ganze Zeit wichtig waren und uns auch in die Zukunft
    tragen werden.

    Die Geschichte begann 1971 mit der Gründung der «Höheren Wirtschafts- und Verwaltungsschule
    (HWV) Luzern». Nach dem Zusammenschluss zur Fachhochschule Zentralschweiz im Jahr 1997 trug
    die Institution zehn Jahre lang die Bezeichnung «Hochschule für Wirtschaft Luzern (HSW)», und seit
    2007 ist die Marke «Hochschule Luzern – Wirtschaft» etabliert. In diesen 50 Jahren waren viele
    Menschen für uns wichtig: Mitarbeitende, Studierende, Weiterbildungsteilnehmende sowie Partnerin-
    nen und Partner in Unternehmen, Institutionen und Verbänden. Die Unterstützung, das Vertrauen
    und das Engagement von Vielen prägte unsere Entwicklung, und umgekehrt war unsere Institution
    prägend für zahlreiche Biografien und Organisationen. Die Geschichte der Hochschule Luzern –
    Wirtschaft ist damit eine Geschichte der Menschen, die mit ihr verbunden sind oder waren.

    Die Geschichte der Hochschule Luzern – Wirtschaft hat stellenweise den Charakter eines «Abenteuer-
    Films», in dem die «Heldinnen und Helden» verschiedene Herausforderungen bewältigen müssen
    und dabei mit äusserst kreativen Ideen überzeugen. Sie ist phasenweise ein heiterer «­ Roman», in
    dem sich die Protagonisten auf immer wieder neue Aktivitäten einlassen und sich dabei weiterent-
    wickeln, und sie hat Aspekte eines «Serien-Knüllers», bei dem am Ende einer Sequenz wieder neue
    Fragen stehen und man gespannt ist, wie es weitergeht. Nicht zuletzt ist sie eine Art «Liebesge-
    schichte» zwischen der zentralschweizer Wirtschaft und der Hochschule. Insbesondere dieser letzte
    Aspekt ist in unserer Geschichte eine wesentliche Konstante.

    Die Geschichte der engen Verbundenheit mit Unternehmen und Institutionen begann damit, dass
    die Höheren Wirtschafts- und Verwaltungsschulen aufgrund eines von der Wirtschaft geäusserten
    Mangels an kaufmännischen Generalisten auf der mittleren Führungsebene gegründet wurden –
    Positionen, für die man Universitätsabsolvierende als nicht geeignet qualifiziert betrachtete. Sie
    zeigt sich darin, dass drei der vier heute existierenden Institute ihre Gründung vor allem Impulsen
    und Initiativen aus der Wirtschaft verdanken. Sie wird weiter deutlich in einer sehr früh gegründe-
    ten «Transferstelle», die es ermöglichte, dass Generationen von Studierenden Projektarbeiten sowie
    Bachelor- und Masterarbeiten im Auftrag von Unternehmen und Institutionen erstellt haben. Und
    nicht zuletzt spiegelt sie sich heute in der klaren Berufsorientierung der Ausbildungsstudiengänge,
    der hohen Bedeutung eines stets aktuellen Weiterbildungsangebots, der Anwendungsorientierung
    in der Forschung und den zahlreichen Forschungsprojekten mit Praxispartnern sowie der offenen
    Türe für Beratungsanfragen im Dienstleistungsbereich.

    Eine weitere Konstante ist die enge Verbindung zwischen den Leistungsbereichen. Dank der früh
    neben dem «Schulbereich» gegründeten Institute gehören Weiterbildungen, die am Markt bestehen,
    seit rund 45 Jahren zur Selbstverständlichkeit, und es wurde bereits geforscht und Dienstleistungen
    erbracht, als man die entsprechenden Projekte noch gar nicht so nannte und von Fachhochschulen
    noch nicht die Rede war. Aus den Praxis-Fragestellungen von Weiterbildungsteilnehmenden sowie
II   Festschrift

     aus Dienstleistungsaufträgen relevante aktuelle Forschungsfragen abzuleiten, und die Ergebnisse
     von Forschungs- und Dienstleistungsprojekten in die Aus- und Weiterbildung einfliessen zu lassen,
     war über alle Jahre ein wesentlicher «Innovationsmotor». Dieser ist «auf hohen Touren gelaufen»
     dank den Mitarbeitenden, die all diese Verbindungen hergestellt haben, und dank den Partnerinnen
     und Partnern in Unternehmen, Institutionen und Verbänden. Und damit ist die wichtigste Kons-
     tante angesprochen:

     Die Hochschule Luzern – Wirtschaft ist seit 50 Jahren getragen von Innovationsgeist, von Teamgeist,
     von Lust an Neuem, von «kurzen Wegen» bis zur Realisierung von Ideen, von Qualitätsbewusstsein
     und vom Mut, Chancen der Veränderung wahrzunehmen. Allen Menschen, die über die vielen Jahre
     diese Kultur aufgebaut, geprägt und gepflegt haben, danke ich von ganzem Herzen. Generationen
     von administrativen Mitarbeitenden, technischen Mitarbeitenden, wissenschaftlichen Mitarbeiten-
     den, Dozierenden und Leitungspersonen haben daran gearbeitet, dass die Hochschule Luzern –
     Wirtschaft heute ausgezeichnet positioniert ist und mit Zuversicht in die Zukunft schauen kann.
     Was wir heute sind, verdanken wir ihnen.

     Zahlreiche Personen waren an der Entstehung der vorliegenden Texte beteiligt. Hervorzuheben ist
     aber vor allem Pius Muff. Pius Muff war bis zum Jahr 2019 während 32 Jahren Leiter der Ausbildung
     an der Hochschule Luzern – Wirtschaft. Basierend auf seinem grossen Wissen über die Hochschule
     sowie unter Einbezug zahlreicher schriftlichen Quellen hat er in grosser Arbeit eine Geschichte der
     Hochschule Luzern vorgelegt, auf der diese Festschrift basiert.

     Ergänzt und weiterbearbeitet wurden die Texte durch zahlreiche weitere Mitarbeitende. Es sind dies
     in alphabetischer Reihenfolge: Simon Amrein, Andreas Dietrich, Matthes Fleck, Martin Gubler, Oli-
     ver Kessler, Anja Leutenegger, Andreas Liebrich, Erik Nagel, Timo Ohnmacht, Flavia Steinmann, Jürg
     Stettler, Olivia Twerenbold und Karina von dem Berge.

     Luzern im Juli 2021

     Christine Böckelmann, Direktorin
III   Festschrift

      Inhaltsverzeichnis
      Vorwort		                                                                         I

      50 Jahre im Überblick                                                            IV

      1.      Vorgeschichte der Höheren Wirtschafts- und Verwaltungsschule Luzern       1
      1.1.    Die Idee von Höheren Wirtschafts- und Verwaltungsschulen                  1
      1.2.    Gründung der HWV Luzern                                                   1

      2.      Aufbau und Positionierung (1971 – 1984)                                   5
      2.1.    Erste Aus- und Weiterbildungen                                            5
      2.2.    Zulassungspraxis in der Ausbildung und Profile von Studierenden           9
      2.4.    Standorte                                                                11
      2.5.    Organisation, Leitung und Dozierende                                     11

      3.      Ausbau und Diversifizierung (1985 – 1996)                                13
      3.1.    Einführung der Studiengänge in Wirtschaftsinformatik und Tourismus       13
      3.2.    Entwicklungen in der Betriebsökonomie-Ausbildung und der Weiterbildung   16
      3.3.    20 Jahre HWV Luzern                                                      16
      3.4.    Auf dem Weg zur Fachhochschule                                           17

      4.      Wachstum und strategische Konsolidierung (1997 – 2004)                   21
      4.1.    Organisation                                                             21
      4.2.    Neue FH-Diplomstudiengänge in der Ausbildung                             23
      4.3.    Bologna-Reform                                                           28

      5.      Flexibilisierung, Internationalisierung, Professionalisierung –
              und eine Zäsur (2005 – 2021)                                             31
      5.1.    Einfluss der Bologna-Reform auf die Ausbildung                           31
      5.2.    Ausbau und Flexibilisierung der Weiterbildung                            32
      5.3.    Entwicklung der Forschung                                                34
      5.4.    Ausweitung des Studienangebots ab 2016                                   34
      5.5.    Internationalisierung                                                    35
      5.6.    Zertifizierungen und Akkreditierungen                                    36
      5.7.    Corona-Pandemie als Zäsur – und Chance                                   37

      6.      Ausblick                                                                 41

      Portraits der Institute der Hochschule Luzern – Wirtschaft
      Institut für Betriebs- und Regionalökonomie IBR (gegründet 1979)                  7
      Institut für Tourismus und Mobilität ITM (gegründet 1993)                        14
      Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ (gegründet 1997)                     24
      Institut für Kommunikation und Marketing IKM (gegründet 2002)                    26

      Weitere Portraits
      ALUMNI Organisation der Hochschule Luzern                                        10
      Studirat der Hochschule Luzern – Wirtschaft                                      22
IV            Festschrift

                    50 Jahre im Überblick
             Meilensteine der Hochschule Luzern – Wirtschaft
Meilensteine 1971
             der Hochschule
                  – 2021    Luzern – Wirtschaft
1971 – 2021

                         1971                                                                     1985
       1971              Eröffnung der HWV Luzern                               1985              Eröffnung der Wirt-
       Eröffnung der HWVanLuzern
                             der Frankenstrasse in                              Eröffnung der Wirt-schaftsinformatik-Schule
       an der Frankenstrasse in
                         Luzern                                                 schaftsinformatik-Schule
                                                                                                  (WIS/HWV)
       Luzern                                                                   (WIS/HWV)
                                                                   1979                                           1988
                                                1979               Gründung des Instituts      1988               Eröffnung der Höheren
                                                Gründung des Instituts
                                                                   für Betriebs- und Regional- Eröffnung der Höheren
                                                                                                                  Fachschule für Tourismus
                                                für Betriebs- und Regional-
                                                                   ökonomie IBR                Fachschule für Tourismus
                                                                                                                  (HFT/HWV)
                                                ökonomie IBR                                   (HFT/HWV)
                    1970                   1975                       1980                      1985                     1990
1970                       1975                    1980                      1985                      1990

                                                      1977                                                                                 1993
                                    1977              Umzug der HWV Luzern nach                                         1993               Gründung des
                                    Umzug der HWV Luzern
                                                      Horw nach
                                                             an den Standort der         1984                           Gründung des Instituts
                                                                                                                                           für Tourismusw
                                    Horw an den Standort   der Hochschule
                                                      heutigen           1984 Luzern –   Formale Anerkennung            für Tourismuswirtschaft
                                                                                                                                           ITW (heute In
                                    heutigen Hochschule   Luzern
                                                      Technik  & –Architektur
                                                                         Formale Anerkennung
                                                                                         der HWV Luzern                 ITW (heute InstitutTourismus
                                                                                                                                            für       und
                                    Technik & Architektur                der HWV Luzern durch das Eidgenössi-           Tourismus und Mobilität
                                                                                                                                           ITM)
                                                                         durch das Eidgenössi-
                                                                                           sche Volkswirtschafts-       ITM)
                                                                         sche Volkswirtschafts-
                                                                                           departement               1989
                                                                         departement              1989               Gründung des Instituts
                                                                                                  Gründung des Instituts
                                                                                                                     für Wirtschaftsinformatik
                                                                                                  für Wirtschaftsinformatik
                                                                                                                     IWI
                                                                                                  IWI
V            50 Jahre im Überblick

                                2002
                                Gründung des Instituts für
 1995                           Wirtschaftskommunikation                                   2021
 Umzug von Horw an den          IWK (heute Institut für Kom-                               Akkreditierung der
 heutigen Standort beim         munikation und Marketing                                   Hochschule Luzern –
 Bahnhof Luzern                 IKM)                                                       Wirtschaft durch AACSB

1995                 2000                    2005                     2010          2015           2020

        1997
        Umbenennung der HWV
        Luzern in Hochschule für                         2007
        Wirtschaft (HSW) Luzern.                         Umbenennung der HSW
        Die HSW Luzern ist nun eine                      Luzern in Hochschule              2021
        Fachhochschule und ein Teil                      Luzern – Wirtschaft. Die          50-Jahr-Jubiläum der
        der Fachhochschule Zentral-                      Fachhochschule Zentral-           Hochschule Luzern –
        schweiz FHZ.                                     schweiz tritt nun unter           Wirtschaft
                                                         der Marke «Hochschule
        Gründung des Instituts für                       Luzern» auf.
        Finanzdienstleistungen Zug
        IFZ
VI           Festschrift

             Meilensteine im Bereich Ausbildung der Hochschule Luzern – Wirtschaft
Meilensteine 1971
             im Bereich
                  – 2021Ausbildung der Hochschule Luzern – Wirtschaft
1971 – 2021

                              1985
           1985               Start Studiengang in
           Start Studiengang Wirtschaftsinformatik
                              in
           Wirtschaftsinformatik
                              an der Wirtschafts-
           an der Wirtschafts-informatikschule
           informatikschule (WIS/HWV)                                                              2005
           (WIS/HWV)                                                            2005               Start BSc in Business
                              1988                                              Start BSc in Business
                                                                                                   Administration mit sechs
           1988               Start Studiengang                                 Administration mitStudienrichtungen.
                                                                                                    sechs
           Start Studiengang in Tourismus an der     2001                       Studienrichtungen.Die vier FH-Diplom-
                                    2001
           in Tourismus an derHöheren   Fachschule   Start FH-Diplom-           Die vier FH-Diplom-studiengänge werden in
           Höheren Fachschule       Start FH-Diplom- studiengang Wirtschafts-
                              für Tourismus                                     studiengänge werdendeninBSc in Business                   2009
           für Tourismus            studiengang Wirtschafts-
                              (HFT/HWV)              kommunikation              den BSc in BusinessAdministration über-2009               Start BSc in
           (HFT/HWV)                kommunikation                               Administration über-
                                                                                                   führt.              Start BSc in Wirtschafts-
                                                                                                                                          informatik
                                                                                führt.                                 informatik
                   1970                 2000                  2002                   2004                     2006                     2008
1970                    2000                   2002                  2004                   2006                     2008

                    1971              1997                                  2003                                                         2008
 1971               1997
                    Start Betriebs-                       2003
                                      Start FH-Diplomstudiengang            Start FH-Diplom-                          2008               Start englisch
 Start Betriebs-    Start
                    ökonomie-         Betriebsökonomie Start FH-Diplom- studiengang Tourismus
                          FH-Diplomstudiengang                                                                  2006Start englischsprachiger
                                                                                                                                         Track im BSc
 ökonomie-          Betriebsökonomie
                    Ausbildung                            studiengang Tourismus
                                                                            und Mobilität    2006               Start Track
                                                                                                                      Studien-
                                                                                                                            im BSc in Business
                                                                                                                                         Administratio
 Ausbildung                           1998                und Mobilität                      Start Studien-     richtung Manage-
                                                                                                                      Administration
                    1998              Start FH-Diplomstudiengang                             richtung Manage-   ment & Law im            Start Studien
                    Start FH-Diplomstudiengang
                                      Wirtschaftsinformatik                                  ment & Law im      BSc inStart
                                                                                                                       Business
                                                                                                                            Studienrichtung
                                                                                                                                         Immobilien im
                    Wirtschaftsinformatik                                                    BSc in Business    Administration
                                                                                                                      Immobilien im BScBusiness
                                                                                                                                          in      Adm
                                                                                             Administration           Business Administration
                                                                                                                                        Start MSc in B
                                                                                                                      Start MSc in Business
                                                                                                                                        Administratio
                                                                                                                      Administration mitMajors
                                                                                                                                         vier
                                                                                                                      Majors
                                                                                                                                        Start MSc in B
                                                                                                                      Start MSc in Banking
                                                                                                                                        and Finance
                                                                                                                      and Finance
VII    50 Jahre im Überblick

                                                            2016
                                                            Transfer BSc in Wirtschafts-
                                                            informatik an das neu
                        2013                                gegründete Departement             2019
                        Start MSc in International          Informatik der Hochschule          Start BSc in Business
                        Financial Management                Luzern                             Psychology

2010         2012                 2014                     2016                    2018                    2020

                                      2014                              2017                                  2020
                                      Start Studienrichtung             Start MSc in                          Start BSc in Mobility,
                                      Value Network & Process           Real Estate                           Data Science &
                                      Management im BSc in                                                    Economics
                                      Business Administration

                                                                                    2018
                                                                                    Start MSc in Applied
                                                                                    Information and Data
                                                                                    Science

                                                                                    Start des Majors
                                                                                    Hospitality Manage-
                                                                                    ment im BSc in Business
                                                                                    Administration für
                                                                                    HF-Absolventinnen und
                                                                                    Absolventen der SHL
                                                                                    Schweizerischen Hotel-
                                                                                    fachschule Luzern
VIII                Festschrift

Anzahl Studierende, 1971 bis 2021

                                                            Anzahl Studierende, 1971 bis 2021

3’000

2’500

2’000

1’500

1’000

  500

       0
           1972

                  1974

                         1976

                                1978

                                       1980

                                              1982

                                                     1984

                                                            1986

                                                                   1988

                                                                          1990

                                                                                 1992

                                                                                        1994

                                                                                               1996

                                                                                                      1998

                                                                                                             2000

                                                                                                                    2002

                                                                                                                           2004

                                                                                                                                  2008

                                                                                                                                         2010

                                                                                                                                                2012

                                                                                                                                                       2014

                                                                                                                                                              2016

                                                                                                                                                                     2018

                                                                                                                                                                            2020
Abbildung 2: Wichtigkeit verschiedener Touchpoints heute (n=63)
IX               Festschrift

Anzahl Dozierende, 1971 bis 1991

                                                            Anzahl Dozierende 1971 bis 1991

 120

 100

     80

     60

     40

     20

      0
          1971

                 1972

                         1973

                                  1974

                                           1975

                                                     1976

                                                             1977

                                                                       1978

                                                                                1979

                                                                                         1980

                                                                                                 1981

                                                                                                        1982

                                                                                                               1983

                                                                                                                      1984

                                                                                                                             1985

                                                                                                                                    1986

                                                                                                                                            1987

                                                                                                                                                    1988

                                                                                                                                                             1989

                                                                                                                                                                      1990

                                                                                                                                                                             1991
                                     Vollamtliche Dozierende                                            Dozierende im Lehrauftrag

Abbildung 2: Wichtigkeit verschiedener Touchpoints heute (n=63)

Anzahl Mitarbeitende, 2002 bis 2021*

                                                            Anzahl Mitarbeitende 2002 bis 2021

  400

  350

  300

  250

  200

  150

  100
     50

      0
          2002

                  2003

                           2004

                                    2005

                                              2006

                                                        2007

                                                                    2008

                                                                              2009

                                                                                       2010

                                                                                                2011

                                                                                                        2012

                                                                                                               2013

                                                                                                                      2014

                                                                                                                             2015

                                                                                                                                     2016

                                                                                                                                             2017

                                                                                                                                                      2018

                                                                                                                                                               2019

                                                                                                                                                                         2020

                                                                                                                                                                                    2021

                                                                              weiblich                   männlich

Abbildung 2: Wichtigkeit verschiedener Touchpoints heute (n=63)

* Anzahl Mitarbeitende 2002 bis 2021 inklusive Anzahl Dozierende. Daten zu Anzahl Mitarbeitende basieren auf zwei
  Datengrundlagen und wurden für die Jahre 2002-2005 adjustiert. Für die Periode 1971 bis 1991 existieren lediglich Angaben
  zur Anzahl der Dozierenden.
1
Vorgeschichte
der Höheren
Wirtschafts- und
Verwaltungsschule
Luzern
1

1.               Vorgeschichte der Höheren
                 Wirtschafts- und Verwaltungs-
                 schule Luzern
1.1. D
      ie Idee von Höheren Wirtschafts-                              etablierten Hochschulstudium einen weiteren attrakti-
     und Verwaltungsschulen                                          ven Bildungsweg eröffnen, welcher gemäss Bundesrat
                                                                     die Absolventinnen und Absolventen befähigt, «in der
Die schweizer Wirtschaft und Bildungslandschaft der                  kaufmännischen Wirtschaft und in der Verwaltung Po-
1960er und 1970er Jahre war im Wandel. Einerseits stieg              sitionen des mittleren Kaders einzunehmen».1
die Relevanz des dritten Wirtschaftssektors (Dienst-
leistungen) in der Schweiz bereits ab den 1950er                     In Luzern beauftragte der Regierungsrat 1968 auf-
Jahren stark an. Andererseits befanden sich viele                    grund einer Motion eine Studienkommission mit der
Branchen sowohl in der Industrie als auch im Dienst-                 Ausarbeitung eines Konzepts für eine HWV. Der Grosse
leistungssektor in einer Phase von Automatisierung                   Rat (heute Kantonsrat) beschloss im Oktober 1970 per
und Technologisierung, was zu einer steigenden Nach-                 Dekret die Gründung einer solchen Bildungsinstitu-
frage von organisatorischen, planerischen und analyti-               tion. Das von der Kommission vorgeschlagene Konzept
schen Tätigkeiten führte. Vermehrt gesucht waren                     wurde weitgehend übernommen. Allerdings sollte der
qualifizierte Kaderpersonen mit kaufmännischem Hin-                  Kanton Luzern anstelle des Kaufmännischen Vereins
tergrund.                                                            Luzern die Trägerschaft innehaben. Somit wurde die
                                                                     HWV Luzern mit ihrer Gründung eine Dienststelle in-
Die Gründung von Höheren Wirtschafts- und Verwal-                    nerhalb des damaligen Erziehungsdepartements (das
tungsschulen (HWV) in der Schweiz entwickelte sich                   heutige Bildungs- und Kulturdepartement des Kantons
aus einer Initiative des Schweizerischen Instituts für               Luzern).
höhere kaufmännische Bildung heraus, welches vom
Schweizerischen Kaufmännischen Verein getragen wurde.
Die erste HWV in der Schweiz wurde 1968 in Zürich                    1.2. Gründung der HWV Luzern
aufgebaut. Nach Zürich, Basel, Bern und St. Gallen war
die HWV Luzern die insgesamt fünfte Schule dieser Art                Am 18. Oktober 1971 nahm die HWV Luzern den Un-
in der Schweiz.                                                      terricht an der Frankenstrasse in Luzern auf. Die HWV
                                                                     fand in Luzern eine breite Unterstützung von Wirt-
Schon länger etabliert waren Höhere Technische Lehr-                 schaft, Politik und Verbänden. So wurden beispiels-
anstalten (HTL). In der Zentralschweiz wurde das Zen-                weise zu Beginn die Sekretariatsmitarbeiterinnen vom
tralschweizerische Technikum (ZTL, heute das Depar-                  Kaufmännischen Verein zur Verfügung gestellt. Die
tement Technik & Architektur der Hochschule Luzern)                  erste Bibliothek bestand aus einer Spende der Zent-
bereits 1958 gegründet. Folglich wurden die Höheren                  ralschweizerischen Handelskammer von 1’200 Büchern
Technischen Lehranstalten und das ZTL von Unterstüt-                 und wurde alsbald ergänzt durch Schenkungen lokaler
zerinnen und Unterstützern einer HWV Luzern oft als                  Unternehmen.
Vergleich für die Gründung einer Höheren Schule im
kaufmännischen Bereich beigezogen. So wurde in der                   Aufgrund des Status der HWV Luzern als Dienststelle
Öffentlichkeit beispielsweise häufig von einem «Tech-                des Erziehungsdepartments lag die Aufsicht über die
nikum für Kaufleute und Beamte» gesprochen, was die                  HWV Luzern beim Regierungsrat des Kantons Luzern.
Idee einer HWV greifbarer machte.                                    Dieser delegierte die Aufsicht an eine Aufsichtskom-
                                                                     mission. Neben dem Rektor der kaufmännischen Be-
Die Abschlüsse einer HWV schlossen aus damaliger                     rufsschule nahmen darin auch Personen aus der zent-
Sicht eine Lücke zwischen den bereits bestehenden                    ralschweizerischen Wirtschaft, aus Verbänden, Politik
Fähigkeitszeugnissen der Lehrabschlussprüfung sowie                  und Verwaltung Einsitz. Nachdem die ersten Diplome
den Hochschuldiplomen der Universitäten. Bildungs-                   an Studierende verliehen worden waren, nahm auch
politisch sollten die Abschlüsse der HWV neben dem                   ein Vertreter oder eine Vertreterin der Ehemaligen­

1
    Stellungnahme des Bundesrats auf eine Motion des Luzerner Nationalrats Alfons Müller vom 7. Oktober 1971. Amtliches Bulletin
    der Bundesversammlung 1972 III 825.
2             Festschrift

vereinigung Gesellschaft Luzerner Betriebsökonomen          Rückblickend waren die Rahmenbedingungen für die
(GLB) Einsitz im Gremium. Die Aufsichtskommission           Gründung einer HWV in mehrfacher Hinsicht günstig.
nahm in ihrer Rolle aktiv Einfluss auf die strategische     So gab es in den 1960er und 1970er Jahren einen po-
Ausrichtung der HWV Luzern.                                 litischen und gesellschaftlichen Konsens über die Not-
                                                            wendigkeit einer kaufmännischen Ausbildung, die zwi-
Gestützt auf das Gesetz über die berufliche Aus­bildung     schen dem Lehrabschluss und dem bereits bestehen-
vom 20. September 1963 wurden die HWV-Schulen               den akademischen Hochschulstudium angesiedelt
vom Bund aufgrund ihres Status als berufliche Weiter-       wird. Das Modell der Höheren Technischen Lehranstal-
bildungsinstitutionen finanziell unterstützt und unter-     ten war zudem bereits bekannt und eine Übertragung
standen diesbezüglich der Aufsicht des damaligen            dieser Idee auf den kaufmännischen Bereich verständ-
Bundesamts für Industrie, Gewerbe und Arbeit (BIGA).        lich. Ausserdem gab es in der ersten Gründungsphase
Mit dem Bundesgesetz vom 19. April 1978 über die            kaum ­  regulatorische Vorgaben, was entsprechende
Berufsbildung wurden die Höheren Wirtschafts- und           Gestaltungsfreiheiten erlaubte. Das Gründungsteam
Verwaltungsschulen auch gesetzlich verankert. Es folgte     der HWV Luzern sollte diese Freiräume in den folgen-
die Verordnung vom 1. Juni 1982 über Mindestvorschrif­      den Jahren mit viel Kreativität und Innovationsgeist
ten für die Anerkennung von Höheren Wirtschafts-            nutzen.
und Verwaltungsschulen, aufgrund derer das Eidge-
nössische Volkswirtschaftsdepartement (EVD) Fach-
kommissionen für die Überprüfung der einzelnen Schulen
einsetzte. Basierend auf den Mindestvorschrif­ten erhielt
die HWV Luzern schliesslich 1984 vom EVD die eidge-
nössische Anerkennung und den rückwirkenden Titel-
schutz für ihre Diplome.
3   Vorgeschichte der Höheren Wirtschafts- und Verwaltungsschule Luzern
2
Aufbau und
Positionierung
(1971 – 1984)
5

2.              Aufbau und Positionierung
                (1971 – 1984)
Mit der Gründung 1971 war der Startpunkt für eine        und Datenverarbeitung sowie im Personalwesen – und
rasche Entwicklung der HWV Luzern gelegt. Der Fo-        in der öffentlichen Verwaltung übernehmen [zu] kön-
kus in den Gründungsjahren lag auf der inhaltli-         nen, in einer Arbeitsgruppe wirksam mitarbeiten kön-
chen Entwicklung im Bereich der Ausbildung sowie         nen und über das erforderliche Basiswissen für eine
dem Aufbau erster Weiterbildungsangebote. Die            spätere Übernahme von Führungsaufgaben verfügen.»
erste Durchführung des Studiengangs in Betriebs-
ökonomie stiess bereits auf reges Interesse. Im          Neben fachlichen Kompetenzen umfasste der Studien-
zweiten Jahr baute die HWV Luzern den Studien-           gang bereits von Beginn weg Themen wie Führung
gang schon auf zwei Klassen aus. Im Bereich der          oder Arbeit und Kooperation in Teams. Weitere The-
Weiterbildung bot die HWV Luzern erste Kurse an.         menfelder, wie zum Beispiel elektronische Datenverar-
Schliesslich wurde 1979 mit dem Institut für Be-         beitung (EDV, heute Informatik), kamen im Verlauf der
triebs- und Regionalökonomie IBR auch das erste          1970er und 1980er im Lehrplan des Betriebsökonomie-­
Institut der HWV Luzern gegründet. Den Endpunkt          Kurses hinzu.
dieser ersten Entwicklungsphase der HWV Luzern
setzt das Jahr 1984, indem die Schule durch den          Das vorrangige strategische Ziel der HWV Luzern war
Bund formell gemäss dem Berufsbildungs-Gesetz            eine hohe Arbeitsmarktfähigkeit der Absolventinnen
als Höhere Wirtschafts- und Verwaltungsschule an-        und Absolventen. Konsequenterweise war der Lehrplan
erkannt wurde.                                           sehr stark praxisbezogen und wurde mit diesem Ziel in
                                                         den ersten Jahren kontinuierlich optimiert und überar-
                                                         beitet. Stellvertretend für diese Anstrengungen steht
2.1. Erste Aus- und Weiterbildungen                      folgender Auszug aus dem Jahresbericht 1972/73:

Die Ausbildung in Betriebsökonomie an der HWV Luzern     «Als junge und kleine Schule hat die HWV die Möglich-
war auf sechs Semester angelegt und bestand aus          keit, sich rasch den gewandelten Ansprüchen anzupas-
einem Vorkurs (1. und 2. Semester) und einem Hauptkurs   sen. So wurde der Lehrplan bereits im zweiten Jahr revi-
(3. bis 6. Semester). Der Unterricht fand – im Gegen-    diert. Es war sehr erfreulich festzustellen, wie sich die
satz zu anderen, bestehenden Ausbildungsangeboten        Studenten positiv für Änderungen einsetzten und am
mit Abendkursen – im Vollzeitmodus und am Tag statt.     gleichen Zügel zogen wie die Dozenten und die Schul-
Die Ausbildung sollte begabte kaufmännische Ange-        leitung. Ein Dank gebührt auch der Aufsichtskommis-
stellte auf die Übernahme anspruchsvoller Aufgaben       sion und dem Erziehungsdepartement für die speditive
in Wirtschaft und Verwaltung vorbereiten. Im letzten     und verständnisvolle Behandlung der Lehrplanfragen
Studienjahr standen den Studierenden drei Vertiefun-     und des Diplomprüfungsreglements.»2
gen in den Bereichen Rechnungswesen, Marketing so-
wie öffentliche Verwaltung offen.                        Bereits in der Frühphase der Betriebsökonomie-Ausbil-
                                                         dung kristallisierten sich inhaltliche und strukturelle
Die Ausrichtung und der Zweck der HWV Luzern wurden      Ausbildungsbestandteile heraus, die spezifisch im
im Jahresbericht 1976/1977 wie folgt umschrieben:        Dienst des Praxisbezugs standen und in dieser oder
                                                         ähnlicher Form bis heute überlebt haben. Dazu gehör-
«… die Ausbildung von Betriebsökonomen, die über die     ten insbesondere Semester- und Diplomarbeiten im
notwendigen Grundkenntnisse und Fähigkeiten verfü-       Auftrag von oder in Zusammenarbeit mit der Praxis,
gen, um nach einer Einarbeitungs- und relativ kurzen     die Durchführung von Praxisseminaren (in jener Zeit
zusätzlichen Ausbildungszeit qualifizierte Funktionen    z.B. ein Banken- und Versicherungsseminar, ein EDV-
in der Privatwirtschaft – vor allem in den Bereichen     Seminar oder ein Rechtsseminar), die Möglichkeit ei-
­Finanz- und Rechnungswesen, Marketing, Organisation     ner Spezialisierung bei fortgeschrittener Ausbildung in

2
    HWV Luzern-Jahresbericht 1972/73, S. 1
6                Festschrift

Form von Vertiefungen sowie die Organisation und            Die ersten Angebote der HWV Luzern stiessen auf
Durchführung eines jährlichen Kontaktgesprächs mit          grosse Nachfrage. Im Studiengang für Betriebsökono-
möglichen Arbeitgebern. Viele dieser Formate von da-        mie waren im Jahr 1971 26 Studierende eingeschrieben,
mals bestehen noch heute. So findet beispielsweise          24 davon waren Männer. Im zweiten Studienjahr wurde
noch heute jährlich ein Kontaktgespräch zwischen Stu-       bereits eine Doppelführung (zwei Klassen) des Kurses
dierenden und Unternehmen statt. Studierende kön-           angeboten und im dritten Durchgang zählte die HWV
nen zudem auch heute im Rahmen schriftlicher Arbei-         Luzern schon über hundert Studierende. Mit der for-
ten Aufträge aus der Praxis übernehmen. Dieser Aus-         mellen Anerkennung der HWV Luzern gemäss dem
tausch zwischen Praxis und Studierenden wurde im            Bundesgesetz über die Berufsbildung durch den Bund
Rahmen einer eigens dafür zuständigen Abteilung (die        am 7. November 1984 wurde auch der Titel «Betriebs-
sogenannte Transferstelle) organisiert.                     ökonom HWV» geschützt und rückwirkend bis zum ers-
                                                            ten Diplomjahrgang anerkannt.
Eine Würdigung des Curriculums der Betriebsökono-
mie-Ausbildung jener Zeit darf nicht ausser Acht las-       Im Bereich der Weiterbildung lancierte die HWV Luzern
sen, dass neben den Kerndisziplinen Betriebs- und           im Studienjahr 1972/1973 erste Angebote. Im Auftrag
Volkswirtschaft auch weitere Fächer gepflegt wurden.        des Gemeindeschreiberverbandes des Kantons Luzern
Dazu gehörten vor allem Mathematik, Statistik sowie         wurde ein erster Fachkurs für Verwaltungsbeamtinnen
Sprachen. Die Ziele und Inhalte in diesen Bereichen         und -beamte angeboten, welchen 28 Personen mit
fokussierten aber ausschliesslich auf die vom Arbeits-      einem Fachausweis abschlossen. Hinzu kamen in den
markt geforderten Kompetenzen der Absolventinnen            1980er Jahren auch die Nachdiplomstudiengänge
und Absolventen. In Luzern wurde somit «angewandte»         (NDS), so zum Beispiel ein NDS in Unternehmensfüh-
Wirtschaftsmathematik und -statistik gelehrt (obwohl        rung für Ingenieure und Architekten, welches heute in
dieser Begriff in den Lehrplänen nicht zu finden war).      Form des Master of Business Administration (MBA)
Im Bereich der Kommunikation wurde Deutsch sowie            besteht.
Fremdsprachen unterrichtet (Englisch, Französisch,
später auch Spanisch) – ebenfalls mit einem klaren Be-
zug zu den Anwendungsbereichen im Beruf.

In den Kontext der Praxisorientierung gehört auch,
dass 1979 mit der Gründung des Instituts für Betriebs-
und Regionalökonomie IBR ein erfolgreicher Meilen-
stein gesetzt wurde. Denn zu den Treibern für diesen
Schritt gehörte neben dem offiziell artikulierten Be-
dürfnis nach Beratungs- und Weiterbildungsangebo-
ten im Bereich der privaten und öffentlichen Wirtschaft
explizit auch die Absicht, «den Unterricht an der HWV
noch praxisbezogener zu gestalten».3 Mit der Grün-
dung des Instituts für Betriebs- und Regionalökonomie
IBR war die HWV Luzern im Übrigen die erste Schule
ihrer Art, die Ressourcen in Weiterbildung, Forschung
und Dienstleistung investierte (vgl. Seite 7 für ein Por-
trait des IBR).

3
    HWV Luzern-Jahresbericht 1978/79, S. 1
7

Institut für Betriebs- und Regional­ökonomie IBR
(1979 – heute)

Das Institut für Betriebs- und Regionalökonomie IBR      führung (NDS U). Der damals einjährige, berufsbeglei-
wurde vor gut 40 Jahren als Abteilung der Höheren        tende NDS war gezielt auf die Bedürfnisse von HTL-
Wirtschafts- und Verwaltungsschule Luzern durch Paul     und ETH-Absolventinnen und -Absolventen mit Berufs-
Senn gegründet. Die Initiative dazu kam direkt aus der   erfahrung ausgerichtet. Das Konzept bewährt sich bis
Praxis: Ein mit dem Institut verbundener Produktions-    heute und besteht in abgewandelter Form im MBA Lu-
leiter kam auf die Hochschule zu und äusserte den        zern weiter. 1990 lancierte das IBR zudem die Manage-
Bedarf nach einer betriebswirtschaftlichen Weiterbil-    ment-Weiterbildungsstufe MWS (heute EMBA Luzern).
dung für Ingenieurinnen und Ingenieure, die für ihren
Betriebsalltag ökonomisches Wissen benötigten. Die       Heute bietet das IBR über 60 verschiedene Weiterbil-
Gründung des IBR war somit direkt mit der Entwicklung    dungen in den Themenfeldern Management, Gesund-
von Weiterbildungsprogrammen verbunden. Es war           heit und Soziales, Gesellschaft und Politik, Leadership
das schweizweit erste Institut an einer öffentlichen     sowie Gemeinde-, Stadt- und Regionalentwicklung an.
höheren Fachschule mit einem solchen Auftrag.            Zudem kooperiert das IBR seit Jahren mit anderen
                                                         Departementen der Hochschule Luzern und bietet
Die Anfänge des Instituts                                gemeinsame Weiterbildungen an (z.B. MAS Wirtschafts-
Zu den Aufgaben des IBR zählte die Beratung von Un-      ingenieur, MAS Management im Sozial und Gesund-
ternehmen (z.B. Themen in den Bereichen Organisa-        heitsbereich, MAS Gemeinde-, Stadt- und Regionalent-
tion, Personal, Buchhaltung und Marketing) sowie die     wicklung und MAS Social Insurance Management).
regionalökonomische Beratung von Politik und Verwal-     Aufgrund der starken Modularisierung in der Weiterbil-
tung. Daneben bot das IBR erste Weiterbildungen an.      dung können mittlerweile diverse CAS fast aller Depar-
Bereits von Anfang an musste das IBR eine kostende-      temente der Hochschule Luzern an MAS des IBR ange-
ckende Finanzierung der angebotenen Produkte und         rechnet werden.
Leistungen durch die Teilnehmenden, Unternehmen
und Institutionen sicherstellen. Dies war eine Auflage   Weit über 8’000 Fach- und Führungskräfte entwickel-
des damaligen Grossrats (heute Kantonsrat) des Kan-      ten bisher ihr Experten- und Erfahrungswissen in Wei-
tons Luzern.                                             terbildungsprogrammen des IBR weiter. Dabei stehen
                                                         die Verbindung einer theoriebasierten Wissensver-
Zu Beginn teilten sich drei Mitarbeitende 70 Stellen-    mittlung und der direkte Transfer in die Praxis der Teil-
prozente und erwirtschafteten im Jahr 1979 einen         nehmenden im Zentrum. Neben den vielfältigen Wei-
Jahresumsatz von CHF 250’000. Das IBR war auch           terbildungsangeboten sind Dozierende des IBR in der
Ausganspunkt für die Gründung weiterer Institute, in     Bachelor- und Masterausbildung für die Fächer Ma-
denen dann zuvor am IBR verankerte Themengebiete         nagement und Volkswirtschaft sowie verschiedene
entsprechend gestärkt und weiter ausgebaut werden        Vertiefungsrichtungen zuständig.
konnten.
                                                         Forschung und Dienstleistung
Weiterbildung                                            Neben dem Bedarf an Weiterbildung trug das Bedürfnis
Die HWV Luzern hatte in den Anfangsjahren neben          nach Beratungsdienstleistungen vonseiten der Wirt-
der Ausbildung bereits früh Verwaltungsweiterbildun-     schaft massgeblich zur Gründung des IBR bei. In den
gen für Gemeindeschreiberinnen und -schreiber sowie      Anfangszeiten entwickelte das IBR beispielsweise für
Notarinnen und Notare durchgeführt. Ende der 1980er      die öffentliche Hand Alters- oder Jugendleitbilder, be-
Jahre gingen diese Weiterbildungen an das IBR über.      riet den Regierungsrat des Kantons Luzern oder unter-
Parallel dazu führte das IBR weitere Weiterbildungs-     stützte KMU bei der Organisations- und Führungsent-
formate ein, wie etwa Seminare für Verwaltungsmitar-     wicklung. Dank der guten Vernetzung zu Politik und
beitende, und stellte damit früh Public-Management-      Verwaltung und der guten Reputation des IBR nahm
Kompetenzen für die zentralschweizer Verwaltungen        das Institut über viele Jahr die Geschäftsführung des
zur Verfügung. Im Frühjahr 1980 startete der vom IBR     Verbands Luzerner Gemeinden wahr. Seither unter-
konzipierte Nachdiplomstudiengang Unternehmens-          stützt das IBR die öffentliche Hand, Wirtschaftsver-
8

bände, Nonprofitorganisationen und vereinzelt auch       wie die Weiterbildungen, so dass die verschiedenen
KMU mit Beratungsleistungen.                             Leistungsbereiche voneinander profitieren können.

Bereits in den 1990er Jahren wurden die Aktivitäten in   Das IBR heute
der Forschung und Entwicklung deutlich ausgebaut.        Heute beschäftigt das IBR über 120 Mitarbeitende. Das
Heute bestehen vielfältige Partnerschaften mit der       Team setzt sich interdisziplinär zusammen und verfügt
Wirtschaft, der öffentlichen Verwaltung, Hochschulen     über hohe akademische Qualifikationen, vielseitiges
im In- und Ausland sowie zu nationalen und internati-    und reichhaltiges Praxiswissen sowie fundierte didakti-
onalen Institutionen der Forschungsförderung. Inno-      sche Erfahrungen. Aufgrund des grossen Wachstums
vative Themen werden zusammen mit der Praxis ent-        wurde im Jahr 2007 eine Co-Leitung des Instituts ein-
wickelt und umgesetzt. Die Praxispartner beteiligen      geführt. Das Institut gliedert sich in die fünf Kompe-
sich mit finanziellen Beiträgen und Eigenleistungen an   tenzzentren: Public and Nonprofit Management, Re-
den Projekten oder geben diese in Auftrag. Die regio-    gionalökonomie, Service & Operations Management,
nale Verankerung des IBR behält dabei ihren hohen        Management and Law, sowie Unternehmensentwick-
Stellenwert und wird intensiv gepflegt. Die themati-     lung, Führung & Personal. Der starke Praxisbezug ist in
schen Schwerpunkte von Forschungs- und Dienstleis-       allen fünf Leistungsbereichen weiterhin ein zentrales
tungsprojekten bewegen sich in den gleichen Feldern      Merkmal des Instituts.
9                Aufbau und Positionierung (1971 – 1984)

2.2. Z
      ulassungspraxis in der Ausbildung                   Jahr länger auf den Studienstart warten. Bis Ende der
     und Profile von Studierenden                          1970er stieg die Anzahl aktiver HWV-Studierender
                                                           auf etwa hundert Personen, in der ersten Hälfte der
Das Profil der typischen HWV-Studierenden der 1970er       1980er waren es 140 Personen. Zwischen 1971 und
Jahre unterschied sich in verschiedener Hinsicht von       1984 schlossen 389 Personen erfolgreich den Studien-
jenem der heutigen Bachelorstudierenden. Mit wenigen       gang ab und führten somit den Titel «Betriebsöko-
Ausnahmen hatten sie eine kaufmännische Berufs-            nom/in HWV». Der Frauenanteil betrug lediglich rund
lehre absolviert und konnten mehrere Jahre praktische      fünf Prozent.
Berufserfahrung vorweisen. Durchschnittlich waren sie
bei Studienantritt 23 bis 24 Jahre alt. Sie kamen zu       Bereits der erste Studienjahrgang gründete einen Stu-
rund 70 Prozent aus dem Kanton Luzern und zu rund          dentenrat, der sich als Interessensvertretung und An-
30 Prozent aus den übrigen zentralschweizer Kantonen.      sprechpartner gegenüber der Schulleitung verstand
                                                           und in dieser Funktion durch die HWV Luzern begrüsst
Für das dreijährige Vollzeit-Studium unterbrachen die      wurde.4 Des Weiteren wurde im Verlauf des Studien-
Studierenden ihr Berufsleben und verzichteten auf ein      jahrs 1974/75 eine HWV-eigene Studentenverbin-
Erwerbseinkommen. Entsprechend hoch war in aller           dung, die Oeconomia Lucernensis, gegründet. Die Ver-
Regel ihre Motivation und ihr Durchhaltevermögen.          bindung etablierte sich rasch und ist bis zum heutigen
                                                           Tag aktiv.
Eine Berufsmaturität gab es zu der damaligen Zeit noch
nicht. Für die Zulassung zum Studium mussten Studie-       Schliesslich schlossen sich 1976 im Anschluss an die
rende einen erfolgreichen kaufmännischen Lehrabschluss,    Vergabe der ersten Diplome die erfolgreichen Absolven­
mindestens zwei Jahre Berufserfahrung und eine Note        tinnen und Absolventen zur Ehemaligenvereinigung
von mindestens 5.0 in den Fächern Rechnungswesen,          «Gesellschaft Luzerner Betriebsökonomen (GLB)» zu-
Deutsch, Englisch und Französisch vorweisen. Wer die-      sammen. Sie bezweckte «hauptsächlich die Förderung
sen Notenschnitt nicht hatte, musste für die Zulassung     der Weiterbildung … [und] unterstützt … alle Bestre-
zum Studium eine Aufnahmeprüfung absolvieren.              bungen zur Förderung der Höheren Wirtschafts- und
                                                           Verwaltungsschulen». 5 Die GLB wurde 2006 in die
Trotz Zulassungsbedingungen überstieg die Nachfrage        Nachfolgeorganisation «Alumni HSW Luzern» überführt
nach der Betriebsökonomie-Ausbildung der HWV               und 2008 in «Alumni Hochschule Luzern – Wirtschaft»
Luzern bereits Ende der 1970er Jahre die verfügbare        umbenannt. 2012 wurde schliesslich die ALUMNI
Kapazität. Neben den Zulassungsbedingungen muss-           Hochschule Luzern gegründet, welche aus einem Zu-
ten zu Beginn der 1980er Jahre auch quantitative           sammenschluss verschiedener Ehemaligen-Vereini-
Zulassungsbeschränkungen eingeführt werden. Über-          gungen hervorgegangen ist (vgl. Seite 10 für ein Por-
zählige Bewerberinnen und Bewerber mussten ein             trait der ALUMNI Hochschule Luzern).

4
    HWV-Jahresbericht 1975/76, S. 2
5
    HWV Luzern-Jahresbericht 1975/76, S. 2
10

Von der Gesellschaft Luzerner Betriebsöko­nomen (GLB)
zur ALUMNI Organisation

Die Vorteile eines beruflichen Netzwerkes waren schon    Luzern», um die Verbindung mit der damaligen HSW
den ersten Studierenden der Betriebsökonomie-Ausbil-     weiter hervorzuheben. Nur zwei Jahre später passt sich
dung bekannt. So wurden bereits in den 1970er Jahren     die Alumni-Vereinigung ein weiteres Mal der Umbe-
Verzeichnisse aller Absolventinnen und Absolventen       nennung der Schule an: Aus der «Alumni HSW Luzern»
geführt, ohne dass es eine eigentliche Vereinsstruktur   wird die «Alumni Hochschule Luzern – Wirtschaft».
gab. Stephanie Räber, Mitarbeiterin auf dem Sekreta-
riat der HWV (und späteres Ehrenmitglied der GLB)        2012 folgte die Alumni-Vereinigung in einem weiteren
war Dreh- und Angelpunkt und führte entsprechende        Schritt der organisationalen Entwicklung der Fach-
Listen mit Kontaktangaben. 1981 wurden dann mit          hochschule, indem sich die Alumni-Organisationen der
der Gründung der Gesellschaft Luzerner Betriebsöko-      verschiedenen Teilschulen (Technik & Architektur, Musik,
nomen auch auf formeller Ebene entsprechende Ver-        Design & Kunst, Soziale Arbeit) zur «ALUMNI Hoch-
einsstrukturen geschaffen.                               schule Luzern» zusammenschlossen. Per Ende 2020
                                                         zählte ALUMNI Hochschule Luzern 6931 Mitglieder,
Die Ziele der GLB waren unter anderem der Austausch      wovon 2102 aus der Hochschule Luzern – Wirtschaft
untereinander, die Veranstaltung von Anlässen mit        sind.
Vertretern der Wirtschaft, sowie der Versand eines ak-
tuellen Mitgliederverzeichnisses. Insbesondere dem       Die heutige Alumniorganisation veranstaltet gemäss
stetig umfangreicher werdenden Mitgliederverzeichnis     ihrem Motto «verbindend und einzigartig» jährlich di-
– genannt «Who is Who» – kam eine immer grössere         verse Anlässe für ihre Mitglieder. Einmal steht der
Bedeutung zu. Bis zur Einstellung des gedruckten For-    fachliche Austausch im Vordergrund, bei anderen geht
mates (und Umstellung auf das digitale Format) hatte     es in erster Linie um das Netzwerken und das Gesellige.
das «Who is Who» den Umfang eines Buches erreicht        Bei den Studierenden präsentieren sich die Alumni
und wurde jährlich publiziert.                           zum Beispiel mit «Energiestationen» während der Prü-
                                                         fungsphasen oder dem Bachelorarbeitspreis, der an
Im Jahr 2006 feierte die GLB ihr 25-Jahr-Jubiliäum. Zu   der Hochschule Luzern – Wirtschaft jährlich gestiftet
diesem Zeitpunkt konnten 1’400 Mitglieder gezählt        wird. Dadurch wird für Nachwuchs im wachsenden
werden (wovon 550 Studierende waren). Zudem wurde        Alumni-Netzwerk gesorgt.
zu diesem Zeitpunkt aus der GLB neu die «Alumni HSW
11               Aufbau und Positionierung (1971 – 1984)

2.4. Standorte                                             Dem Kernteam gegenüber standen nebenamtliche
                                                           Dozierende, die hauptberuflich Funktionen in der Wirt-
Bereits nach drei Jahren genügten die Räumlichkeiten       schaft oder der Verwaltung innehatten. Bis 1984
an der Frankenstrasse nicht mehr, um alle Lehrveran-       wuchs die Zahl der nebenamtlichen Dozierenden auf
staltungen durchzuführen. Da der kaufmännische Ver-        22. Das anzahlmässige Verhältnis zwischen voll- und
ein als Vermieterin nicht in der Lage war zusätzlichen     nebenamtlichen Dozierenden war strategisch gewollt,
Raum zur Verfügung zu stellen, zog die Schule im Som-      um den Praxisbezug in der Betriebsökonomie-Ausbil-
mer 1974 in das Gebäude des Zentralschweizerischen         dung sicherzustellen.
Technikums (ZTL) in der Sentimatt (Dammstrasse 6).
Bereits zu jenem Zeitpunkt stand allerdings fest, dass     Ein Verdienst der Personen, welche die erste Phase der
diese Lösung provisorischer Natur war und die HWV          HWV Luzern prägten, war das Nutzen der guten politi-
Luzern zusammen mit dem Technikum einen Neubau             schen und gesellschaftlichen Startbedingungen. Dies
in Horw beziehen würde. Die HWV Luzern zog im Som-         äusserte sich unter anderem darin, dass das Hauptziel
mer 1977 nach Horw um und blieb dort während 19            der neuen Ausbildung, die Arbeitsmarktfähigkeit der
Jahren bis zum Ende des Studienjahrs 1995/96.              Absolventinnen und Absolventen, mit Erfolg erreicht
                                                           wurde. Trotz des schwierigen konjunkturellen Umfelds
                                                           nach der Ölkrise in den frühen 1970er Jahren wurde be-
2.5. Organisation, Leitung und Dozierende                  reits anlässlich der zweiten Diplomverleihung (1975)
                                                           festgestellt, dass «der überwiegende Teil der Diploman-
Hans Lütolf war der Gründungsrektor der Höheren            den, rund die Hälfte schon vor der Diplomierung, trotz
Wirtschafts- und Verwaltungsschule Luzern (HWV).           der unerfreulichen Wirtschaftslage passende und ent-
Lütolf prägte in dieser Funktion den Aufbau und die        wicklungsfähige Stellen gefunden [hat]».6 Diese Infor-
Entwicklung der HWV Luzern bis zu seiner Pensionie-        mation wiederholte sich sinngemäss in jedem Jahres-
rung Ende 2000. Von seinen Kolleginnen und Kollegen        bericht der folgenden zehn Jahre und darüber hinaus.
wurde er als äusserst integre Person geschätzt, welche
während 30 Jahren ein Garant für strategische und          Am Ende des Studienjahrs 1983/84 hatte sich die
operative Kontinuität und Konsistenz war. Als Verbin-      HWV Luzern zu einem im schweizerischen Vergleich
dungsperson zur Trägerschaft der HWV erwarb er sich        zwar kleinen, aber etablierten Player in der Bildungs-
das Vertrauen der massgeblichen Stellen in der kanto-      landschaft entwickelt. Noch verstand und definierte
nalen Exekutive, Legislative und Verwaltung.               sich die HWV Luzern als regionale Bildungsinstitution.
                                                           Dies zeigte sich im Einzugsgebiet der Studierenden
In den Gründungsjahren der HWV Luzern baute Lütolf         aus Luzern und in geringerem Masse aus den anderen
ein kleines Team von voll- und hauptamtlichen Dozie-       zentralschweizer Kantone. Die Voraussetzungen aller-
renden auf (Arbeitspensum zwischen 50 und 100%).           dings, dass sich dies mit einem weiteren Wachstum in
Bis 1984 war die Zahl der voll- und hauptamtlichen         Zukunft ändern könnte, waren gegeben.
Dozierenden auf fünf angewachsen. Es handelte sich
um junge, engagierte Akademiker, welche den Ehrgeiz
hatten, ein bisher unbeackertes Feld der schweizeri-
schen Bildungslandschaft in innovativer und erfolgrei-
cher Weise zu gestalten. An jährlichen, jeweils drei
Tage dauernden Klausurtagungen wurde Konzept um
Konzept erarbeitet, diskutiert und verhandelt und auch
der soziale Zusammenhalt gepflegt.

6
    HWV Luzern-Jahresbericht 1974/75, S. 2
3
Ausbau und
Diversifizierung
(1985 – 1996)
13

3.           Ausbau und Diversifizierung
             (1985 – 1996)
Zwischen 1985 und 1996 wurde die Betriebsökonomie-­     verankert. Die Wirtschaftsinformatikschule (WIS/HWV)
Ausbildung auf die doppelte Kapazität ausgebaut         wurde 1985 eröffnet, die Höhere Fachschule für Tou-
und die Spezialisierungsmöglichkeiten innerhalb die-    rismus (HFT/HWV) 1988. Während die WIS aus einem
ser Ausbildung erweitert. Daneben wurden zwei neue      Jahr Vollzeit- und einem Jahr Teilzeitstudium bestand,
Schulen mit entsprechenden Studiengängen inner-         wurde die HFT von Beginn weg berufsbegleitend ge-
halb der HWV Luzern gegründet: Ab dem Jahr 1985         führt. Im Gegensatz zur Betriebsökonomie-Ausbildung
bot die Wirtschaftsinformatik-Schule (WIS/HWV)          dauerten die Ausbildungen an der WIS und HFT zwei,
eine Ausbildung in Wirtschaftsinformatik an. 1988       und nicht drei Jahre.
kam an der Höheren Fachschule für Tourismus (HFT/
HWV) eine Tourismus-Ausbildung dazu. Somit be-          Die WIS konnte sehr effizient realisiert werden: Der
stand die HWV Luzern aus drei Teilschulen (HWV,         Prozess von der Idee (Postulat im Grossen Rat) über
WIS, HFT) mit drei Studiengängen. Die beiden Teil-      eine Vorstudie des Instituts für Betriebs- und Regional-
schulen WIS und HFT wurden zu Vorläufern von zwei       ökonomie IBR, verwaltungsinterne Arbeitsgruppen,
neuen Instituten. 1989 wurde das Institut für Wirt-     den Bericht an den Regierungsrat, die Botschaft an das
schaftsinformatik IWI gegründet, 1993 das Institut      Parlament und schliesslich bis zur Beschlussfassung
für Tourismuswirtschaft ITW (heute Institut für         und Umsetzung dauerte nur knapp zweieinhalb Jahre.
Tourismus und Mobilität ITM, vgl. Seite 14 für ein      Ziel der Wirtschaftsinformatikausbildung war die Aus-
Portrait des ITM).                                      bildung von «EDV-Allroundern», die in der Praxis die
                                                        Brücke zwischen Spezialisten und Anwendern bilden
Der Ausbau der HWV Luzern und das Wachstum der          konnten. Häufig wurde von einer «Dolmetscherfunk-
Studierendenzahlen führte zunehmend zu einer Raum-      tion» zwischen Betriebswirtschaft/Management und
not am Standort Horw. Aus Mangel an Alternativen        Informatik gesprochen.
wurde dem starken Wachstum mit baulichen Provi-
sorien sowie der Einmietung in Gewerbe- und Privat-     Noch schneller als die WIS wurde die HFT geplant und
liegenschaften begegnet. Nach längeren Vorberei-        ein­geführt. Sie sollte ihre Studierenden auf die Über-
tungs- und Planungsarbeiten und einer positiv ver-      nahme verantwortungsvoller Führungsaufgaben im Tou­
laufenen Volksabstimmung im Frühjahr 1993 ergab         rismus, beispielsweise in Verkehrsbüros, bei Transport-
sich die Lösung des Raumproblems durch den West-        unternehmungen, Sportzentren oder Reisebüros vor-
trakt-Neubau am Bahnhof Luzern. Somit kehrte die        bereiten.
HWV Luzern nach 25 Jahren an den Ort ihrer Entste-
hung zurück.                                            Die drei Studiengänge Betriebsökonomie, Wirtschafts-
                                                        informatik und Tourismus wurden als separate Schulen
Zu Beginn der 1990er Jahre zeichnete sich mit der       geführt. Zielgruppen, Zulassungsbedingungen sowie
Diskussion über die Einführung von Fachhochschu-        Ausbildungsziele und -inhalte waren zu unterschied-
len eine grundlegende Veränderung bezüglich der         lich, als dass namhafte Synergien hätten realisiert wer-
Positionierung der HWV-Schulen im schweizerischen       den können. Berührungspunkte gab es allenfalls zwi-
Bildungswesen ab. Nach weitreichenden Bildungs-         schen Betriebsökonomie und Wirtschaftsinformatik,
reformen auf Bundes- und Kantonsebene und um-           da einzelne Dozierende in beiden Ausbildungsgängen
fangreichen Vorbereitungsarbeiten startete dann         eingesetzt werden konnten. Dies lag auch daran, dass
1997 der erste Fachhochschulstudiengang.                die Informatik in der Betriebsökonomie-Ausbildung
                                                        eine immer prominentere Rolle beanspruchte.

3.1. E
      inführung der Studiengänge in                    Mit den beiden neuen Ausbildungen festigte die HWV
     Wirtschaftsinformatik und Tourismus                Luzern ihren damaligen Ruf, auf neue Entwicklungen
                                                        schnell und unkompliziert zu reagieren und innerhalb
Mit der Wirtschaftsinformatik und der Tourismuswirt-    kurzer Zeit entsprechende Angebote zu konzipieren
schaft kamen zur Betriebsökonomie-Ausbildung zwei       und umzusetzen. Die HFT wurde bereits 1989 eidge-
weitere Studiengänge hinzu. Diese waren an zwei neu     nössisch anerkannt, die WIS im Jahr 1993.
gegründeten Abteilungen der HWV Luzern (bzw. Schulen)
14

Institut für Tourismus und Mobilität ITM                                                 Wirtschaft
                                                                                         Institut für Tourismus und Mobilität
(1993 – heute)                                                                           ITM

Die Anfänge des Instituts                                Im Bereich der Weiterbildung wurden zu Beginn der
Die zahlreichen touristischen Projekte des Instituts     1990er Jahre zwei Vorbereitungskurse für die Höhere
für Betriebs- und Regionalökonomie IBR und die Eta-      Fachprüfung «Dipl. Tourismusexperte» und die Be-
blierung der Höheren Fachschule für Tourismus schu-      rufsprüfung «Weiterbildung Tourismus-Management»
fen die idealen Voraussetzungen und Anreize für die      angeboten. 2001 starteten das CAS Event-Manage-
Gründung eines Tourismus-Instituts. Erzählungen zu-      ment und der Vorbereitungskurs zur Höheren Fach-
folge stammt die Idee dazu von Hans Lütolf, welcher      prüfung «Dipl. Manager/in öffentlicher Verkehr».
die Ausarbeitung des Konzeptes seinem damaligen
Kollegen Thomas Bieger übergab. Nachdem das Kon-         Seit 2005 bietet der Lehrgang CAS Tourismus für
zept beim Regierungsrat Anklang fand, ergriffen sie      Quereinsteiger auch Branchenneulingen eine Chance,
gemeinsam die Initiative und gründeten 1993 das In-      in den Tourismus einzusteigen. Um das Weiterbil-
stitut für Tourismuswirtschaft ITW, das heute Institut   dungsangebot in der Mobilität zu stärken, übernahm
für Tourismus und Mobilität ITM heisst.                  das ITM 2021 das CAS Management Logistik und
                                                         Transport vom Institut für Betriebs- und Regionalöko-
Zu Beginn beschäftigte das Institut drei Mitarbei-       nomie IBR.
tende, jedoch arbeiteten nicht alle davon mit einem
100-Prozent Pensum. Das Weiterbildungsangebot be-        Neben den CAS-Programmen und dem Vorberei-
stand aus dem Vorbereitungskurs Höhere Fachprü-          tungskurs bietet das ITM auch Tagesseminare und
fung (HFP) «Tourismusexperte». Im Laufe der letzten      Planspiele an. Besonders erfolgreich und am Puls der
28 Jahre hat sich das ITM stark weiterentwickelt und     Zeit sind die GSTC-Nachhaltigkeits-Seminare, welche
zählt heute mit seinen beiden Kompetenzzentren           den Teilnehmenden die internationalen Standards
Tourismus und Mobilität schweizweit zu den bedeu-        des Global Sustainable Tourism Council näherbrin-
tendsten touristischen Hochschulinstituten. Obwohl       gen. Nachhaltigkeit im Tourismus ist ein grosser
auch das Angebot in der Aus- und Weiterbildung aus-      Schwerpunkt der heutigen Gesellschaft und steht
gebaut wurde, ist das ITM vor allem in der Forschung     auch im Fokus des ITM, weshalb 2021 der Kompakt-
tätig.                                                   kurs «Atelier Sustainability in Tourism» lanciert wird.

Weiterbildung                                            Forschung und Dienstleistung
Angehende, quereinsteigende oder praktizierende          In den ersten Jahren wurden nur einige wenige
Fachleute in den Bereichen Tourismus, Mobilität und      Dienstleistungsprojekte durchgeführt. Ab dem Jahr
Nachhaltigkeit profitieren vom breiten Aus- und          2000 folgte der Auf- und Ausbau der Forschung. Der
Weiterbildungsangebot. 2003 startete zusätzlich zur      Forschungsschwerpunkt lag damals auf der Untersu-
Höheren Fachschule für Tourismus HFT der Fachhoch-       chung der volkswirtschaftlichen Wirkungen von
schul-Studiengang Tourismus und Mobilität der später     Sportgrossveranstaltungen. Durch Forschungsprojekte
in den Bachelor of Science in Business Administration    im Rahmen solcher Veranstaltungen entstand die so-
mit einer entsprechenden Studienrichtung überführt       genannte «Event-Scorecard», mit der bis heute rund
wurde. 2008 wurde auch im Master of Science in Busi-     30 Grossveranstaltungen untersucht wurden (z.B. die
ness Administration ein Major Tourism integriert. Ein    UEFA EURO 2008 oder die Ski WM in St. Moritz 2017).
weiteres Angebot ist der Major in Hospitality Ma-        Die Methodik wurde schrittweise weiterentwickelt, zu-
nagement im Bachelor of Science in Business Admi-        erst in Richtung der Messung der Nachhaltigkeit, spä-
nistration für A­ bsolventinnen und Absolventen der      ter auch in den Bereichen Innovation und Vermächt-
Schweizerischen Hotelfachschule Luzern SHL. Mit dem      nis von Grossan­lässen.
interdisziplinären Bachelor in Mobility, Data Science
and Economics lancierte das ITM in Zusammenarbeit        In den letzten Jahren gewann das Thema Mobilität
mit den Departementen Informatik sowie Technik &         zunehmend an Bedeutung, sei es im Alltag von Be-
Architektur einen Studiengang, der branchenüber-         rufspendlern oder in der Freizeit und während den Fe-
greifende Bedürfnisse abdeckt.                           rien. Der Kompetenzbereich Mobilität des Instituts
                                                         entwickelte sich somit thematisch und personell be-
                                                         deutend weiter. Um dies auch nach aussen sichtbar zu
15

machen, wurde das Institut im Jahr 2021 umbenannt       Viele Projekte werden in Kooperation mit Partnern
in Institut für Tourismus und Mobilität ITM. Das Kom-   aus der Wirtschaft und der öffentlichen Hand durch-
petenzzentrum Mobilität beschäftigt sich mit zahlrei-   geführt.
chen Projekten rund um die Optimierung und Entwick-
lung von Mobilitätsangeboten, dem Reiseverhalten        Das ITM heute
sowie neuen Technologien in der Mobilität.              Seit der Gründung 1993 ist das Institut in allen Berei-
                                                        chen stark gewachsen. Heute beschäftigt das ITM
Im Verlauf der Entwicklung des ITM kamen mit der        rund 45 Mitarbeitende, die über umfassende Kompe-
Zeit weitere Themen hinzu. Heute forschen und beraten   tenzen im strategischen Management, der Angebots-
die Mitarbeitenden des ITM in den Themenfeldern         entwicklung, der Vermarktung sowie der Kommunika-
Destinationsmanagement, Hospitality Management,         tion in den Bereichen Tourismus, Mobilität und Nach-
Gesundheitstourismus, Freizeit- und Tourismusverkehr,   haltigkeit verfügen. Partner, Kundinnen und Kunden,
Mobilitätsstudien, Management von Verkehrssystemen,     Studierende und Weiterbildungsteilnehmende profi-
Konsumentenverhalten, Digitalisierung, Nachhaltigkeit   tieren vom umfassenden Wissen in der tourismus-
sowie Sport-Events und Economics. Bearbeitet werden     und mobilitätsspezifischen Ausbildung und Weiterbil-
eine Vielzahl unterschiedlichster Projekte, vom mehr-   dung, der angewandten Forschung und der praxisori-
jährigen SNF-finanzierten Grundlagenforschungspro-      entierten Beratung.
jekt bis zum konkreten spezifischen Beratungsprojekt.
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