Global Forum for Food and Agriculture 2019 - BMEL

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Global Forum for Food and Agriculture 2019 - BMEL
Global Forum for Food
and Agriculture 2019
                2014
Landwirtschaft
Landwirtschaft stärken
                digital ––Intelligente
                           Ernährung sichern
                                       Lösungen für die Landwirtschaft der Zukunft
16. – 18. Januar 2014, ICC Berlin

Zusammenfassung der Ergebnisse

     GFFA
     Berlin e.V.
Global Forum for Food and Agriculture 2019 - BMEL
2   Global Forum for Food and Agriculture 2019

                           Liebe Leserinnen
                           und Leser,
                           mit dem diesjährigen Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) haben wir einen
                           wichtigen Impuls gesetzt: Es ist uns gemeinsam gelungen, den fachlichen und politi-
                           schen Austausch zur Digitalisierung in Ernährung und Landwirtschaft international
                           voranzubringen. Das ist wichtig, denn wir müssen Innovationen sinnvoll nutzen, um die
                           große Aufgabe zu meistern, die wachsende Weltbevölkerung auch in Zukunft gesund und
                           nachhaltig zu ernähren.

                           Die Digitalisierung kann einen entscheidenden Beitrag leisten, Lebensmittelverluste zu
                           minimieren und die Landwirtschaft zu optimieren: Um mehr Nahrungsmittel zu erzeu-
                           gen, aber gleichzeitig weniger Dünger und Pflanzenschutzmittel einzusetzen, um nach-
                           haltiger zu produzieren und um ländliche Räume, überall auf der Welt, zu stärken – und
                           so nicht zuletzt auch Fluchtursachen zu minimieren. Zugleich gilt es, Fragen des besseren
                           Zugangs zu digitalen Technologien, der Datenhoheit und des Datenschutzes zu klären.

                           Deshalb freue ich mich, dass wir Ihnen mit dieser Broschüre die Dokumentation des
                           GFFA 2019 vorlegen. Denn wir hatten spannende, intensive Diskussionen und Begegnun-
                           gen. Über drei Tage hinweg wurde auf verschiedenen Ebenen über die Chancen und Risi-
                           ken der Digitalisierung diskutiert, insbesondere mit Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.

                           Gemeinsam haben wir schließlich mit allen 74 anwesenden Agrarministerinnen und
                           Agrarministern unser Abschlusskommuniqué beschlossen. Wichtigster Punkt ist: Wir
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Zusammenfassung der Ergebnisse   3

haben den Anstoß für die Schaffung eines internationalen Rahmenwerkes für die Digita-
lisierung in der Landwirtschaft gegeben. Dazu haben wir die Etablierung eines internati-
onalen Digitalrats initiiert. Wir haben die Ernährungs- und Landwirtschafts­organisation,
FAO, eingeladen, dafür ein Konzept zu erarbeiten.

Der Digitalrat soll zu zentralen Fragen der Digitalisierung Lösungsansätze entwickeln
und Empfehlungen aussprechen, den Austausch von Ideen und Erfahrungen vorantrei-
ben und somit die Chancen der Digitalisierung für alle besser nutzbar machen.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!

Mit herzlichen Grüßen
Ihre

Julia Klöckner
Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft
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4   Global Forum for Food and Agriculture 2019

                           Inhalt

                05         1. Über das Global Forum for Food and Agriculture

                06         2. Fakten rund um das GFFA

                08         3. Auftaktveranstaltung

                12         4. High Level Panels

                16         5. Fachpodien

                28         6. Workshop „Sustainable livestock goes digital“

                30         7. Side Event der Welthandelsorganisation WTO

                32         8. Task Force Rural Africa

                34         9. Innovationsbörse und Unternehmerlounge

                37         10. Zukunftsforum

                39         11. Science Slam „Think Aloud!“

                40         12. Internationales Junglandwirteforum

                43         13. Berliner Agrarministerkonferenz 2019

                46         14. Senior Officials‘ Meeting

                47         Global Forum for Food and Agriculture Kommuniqué 2019

                54         Teilnehmende Länder Berliner Agrarministerkonferenz 2019
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Zusammenfassung der Ergebnisse             5

1. Über das Global Forum for Food and
   Agriculture

Die internationale Plattform für Welternährung

Das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) ist        Konferenz nehmen zudem hochrangige Vertreterinnen
eine internationale Konferenz zu zentralen Zukunfts-        und Vertreter von mehr als zehn internationalen Organi-
fragen der globalen Land- und Ernährungspolitik. Sie        sationen teil. Dazu gehören unter anderem die Ernährungs-
findet seit 2009 jährlich zum Auftakt der Internationa-      und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen
len Grünen Woche (IGW) Mitte Januar in Berlin statt.        (FAO), die Welthandelsorganisation (WTO), die Weltbank,
Das GFFA wird veranstaltet vom Bundesministerium für        die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Kooperation          Entwicklung (OECD) sowie die Europäische Kommission.
mit dem Berliner Senat, der Messe Berlin GmbH und
dem GFFA Berlin e.V., einer Vereinigung von Verbänden       Zum Abschluss der Konferenz formulieren die Agrar­
der Agrar- und Ernährungswirtschaft.                        ministerinnen und -minister eine gemeinsame politi-
                                                            sche Position, Lösungsansätze und Maßnahmen zum
Auf dem dreitägigen Forum treffen sich mehr als 2.000       jeweiligen Thema des GFFA. Dieses GFFA-Abschluss-
internationale Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissen-       kommuniqué setzt Impulse für die weitere internatio-
schaft und Zivilgesellschaft, um sich zu einem Schwer-      nale agrarpolitische Diskussion.
punktthema der globalen Agrarpolitik und Ernährungs-
sicherung auszutauschen. Auf Einladung des BMEL             Aktuelle Informationen:
nehmen auch bis zu 20 Junglandwirtevertreterinnen           www.gffa-berlin.de
und -vertreter aus aller Welt teil. Im CityCube der Messe
Berlin finden hochrangig besetzte Podiumsdiskussionen
sowie zahlreiche Fachpodien und Workshops statt. In ei-
ner begleitenden Innovationsbörse können sich Akteure
aus dem Agrar- und Ernährungssektor dem Fachpubli-
kum aus rund 120 Nationen präsentieren.

Politischer Höhepunkt des GFFA ist die nicht-öffentliche
Berliner Agrarministerkonferenz im Auswärtigen Amt.
Mit rund 70 Agrarministerinnen und -ministern handelt es
sich um das weltweit größte Agrarministertreffen. An der
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11
6   Global Forum for Food and Agriculture 2018

    2. Fakten rund um das GFFA

    Elf Jahre, elf Themen
                                                                                                          2011: Handel und
                                                                                                          der Welternäh        Sicherung
                              r
                     ung de                                    tschaft u
                                                                         nd                                             rung: Global –
              Sicher                                                                                      Regional – Loka
      2009er:nährung – de-                     0 1 0 : Landwir ue Konzepte
                                              2 wandel – ne                                                               l
      Welt Herausfor d                        Klima              irtschaft
       globale für Politik u
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                                    2012:                                       Investitionen in Agrar-
                                    sicher Ernährun                             und Ernährungswirtschaft                                     irtschaft
                                          u
                                   haltig ng durch n s-
                                                       g                        – Schlüsselfaktor für                        2014: La ndw
                                                                                                                                   Krisen mei
                                                                                                                                              stern –
                                         e
                                   – Lan s Wachstu ach-                         Ernährungssicherung und                      stärken:
                                                                                                                                       sichern
                                        d
                                  Nutzu wirtschaftli
                                                     m                          ländliche Entwicklung                        Ernährung
                                        n            c
                                  Resso g knapper he
                                       urcen

                                                                                                                        erischen
     2015: Wachsen                             2016: Wie ernähren wir die                                  kunft der ti
     frage nach N      de Nach-                Städte? – Landwirtschaft und               2018: DngiegZesutalten – nachhaltigsgfä, hig
                  ahrung,                                                                 Erzeugu           sst, leistun
     Rohstoffen                                ländliche Räume in Zeiten von                        ungsbewu
                un
    Chancen für d Energie:                     Urbanisierung                              verantwort
                 di
    Herausforde e Landwirtschaft,
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    Ernährungssi ngen für die                                                                                                                   irtschaft
                cherung?                                                                                                       2019: LInantedllwigente Lösungen
                                                                   2017: Landwirtsch                                            digital –              t der
                                                                                      aft                                                   dwirtschaf
                                                                  und Wasser
                                                                             – Schlüssel zu                                     für die Lan
                                                                  Welternähru               r                                    Zukunft
                                                                              ng

    Fakten zu 11 Jahren GFFA
    Teilnehmerzahl
    2011                             2014                         2017                            2018                               2019

                     1.200                          1.500
                                                                                    2.000                            2.300                            2.000

    Anzahl der Ministerinnen und Minister und deren                                  Länder, die bereits am GFFA teilgenommen haben
    Stellvertreterinnen und Stellvertreter

                                            2017
                                                                         2019

                                                                                                       141 199
                                                           2018
                           2014
              2011                                                                                                           von
     2009

      26      50          65                83             69         74
Global Forum for Food and Agriculture 2019 - BMEL
Zusammenfassung der Ergebnisse                                                      7

                                   Global Forum for Food and Agriculture 2019

                Donnerstag, 17.01.2019                                                                                 Freitag, 18.01.2019                                                                                                                          Samstag, 19.01.2019
Uhrzeit
                                                                                                                                                                                                                                                                             9:00–-9:45
9–10                                                                                                                                                                                                                                                                   Begrüßung und Eröffnung

                                                                                                                                        2. Sitzung der Junglandwirte
           9:00–                                                                                                                                                                                                                                                              9:45–11.00
                                                                                                                                                 9:00–12:15

                                                                                                                                                                                                                 09:00–16:00 Innovationsbörse, Unternehmer-Lounge
           13:00                                                                                                                                                                                                                                                           Breakout Sessions
10–11
                                               10:00–
                                                                                                                                                                       09:00–16:00 Zukunftsforum mit Start-ups

           Senior                                                                                              10:30–11:45
                                                13:00
          Officials‘                                                                                          5 Fachpodien
                                             1. Sitzung
11–12     Meeting
                                                 der
                                             Jungland-
                                                wirte
12–13                                                                                                                  12:15–                                                                                                                                                11:45–13:30
                         12:30–13:45                                                                          12:15–                                                                                                                                                 Plenum Agrarministerkonferenz
                                                                                                                        13:30
                                                                                                               13:30
                       GFFA-Workshop                                                                                    Side
                                                                                                             HLP FAO   Event
                        Verstetigung
                                                                      Innovationsbörse, Unternehmer-Lounge

                                                                                                                        WTO
13–14                  + 4 Fachpodien
                                        Zukunftsforum mit Start-ups

                                                                                                                                                                                                                                                                              13:45–14.15
                                                                                                                                                                                                                                                                            Pressekonferenz
                                                                                                                                 14:00–15:15
14–15          14.00–15:15                                                                                     14:00–15:15      Think Aloud! –
                                               12:30–17:00

                                                                                   12:30–17:00

           Auftaktveranstaltung                                                                               HLP EU-KOM        GFFA Science
                                                                                                                                    Slam

15–16                                                                                                                  15:30–16:00
                                                                                                              Treffen mit der Bundeskanzlerin

16–17            16:00–17:15
                5 Fachpodien
                                                                                                                               16:30–18:00
                                                                                                                           Afrikaveranstaltung
17–18                                                                                                                           EU-KOM

                                                                                                                          Internationale                                                                                                                                 Internationale
                                                                                                                           Grüne Woche                                                                                                                                    Grüne Woche
Global Forum for Food and Agriculture 2019 - BMEL
8   Global Forum for Food and Agriculture 2019

    3. Auftaktveranstaltung
    Landwirtschaft digital – Intelligente Lösungen
    für die Landwirtschaft der Zukunft

                                                                        Der Parlamentarische Staatssekretär im BMEL,
                                                                        Michael Stübgen, eröffnete die Auftaktveranstaltung.
                                                                        Er wies auf zentrale Zukunftsaufgaben der Menschheit
                                                                        hin: die Sicherung des Rechts auf Nahrung, die Ermögli-
                                                                        chung eines gesunden Lebens in einer intakten Umwelt
                                                                        auch für zukünftige Generationen sowie die Entwick-
                                                                        lung von lebenswerten ländlichen Räumen. Grenzüber-
                                                                        greifende Zusammenarbeit sei dafür notwendig, da
                                                                        Landwirtschaft zwar regional stattfinde, jedoch inter­
                                                                        national abgestimmte Politik, moderne Wissenschaft,
                                                                        starke Zivilgesellschaft und nachhaltige Wirtschaft
       Eröffnete das GFFA: Michael Stübgen, Parlamentarischer Staats-   brauche, um die anstehenden Herausforderungen
       sekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft   meistern zu können. Er führte aus, welche Herausfor-
                                                                        derungen in der Landwirtschaft am wichtigsten seien.
                                                                        Demnach müsse die Produktion auf allen Erdteilen
    In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Weltbevöl-                erhöht werden sowie mit knappen Ressourcen nach­
    kerung verdoppelt. Im gleichen Zeitraum konnte die                  haltig gewirtschaftet werden.
    Landwirtschaft die Produktion durch Innovationen im
    mechanischen, biologisch-chemischen sowie betriebs-                 Danach folgte eine Rede von Margit Gottstein, Staats-
    wirtschaftlichen Bereich bereits verdreifachen. Doch                sekretärin für Verbraucherschutz und Antidiskrimi-
    immer noch leiden auf der Welt über 821 Millionen                   nierung. Als Vertreterin des Senats von Berlin verwies
    Menschen an Hunger. Prognosen zufolge wird die Welt-                sie auf die Wichtigkeit des schonenden Ressourcenum-
    bevölkerung bis 2050 auf rund zehn Milliarden Menschen              gangs. Es dürfe nicht ausschließlich um Ertragssteigerung
    ansteigen. Um den aktuellen und künftigen Bedarf an                 gehen. Zudem deutete sie auf das Risiko einer großen
    Lebens- und Futtermitteln zu decken, muss die agrarische            Machtkonzentration hin, da heute an der Entwicklung
    Produktion daher weiter gesteigert werden. Gleichzeitig             von künstlichen Intelligenzsystemen im Wesentlichen
    sind die natürlichen Ressourcen begrenzt und durch den              global agierende Großkonzerne beteiligt seien, die über
    Klimawandel wird die Landwirtschaft vor weitere Heraus-             die Möglichkeiten verfügten, komplexe Algorithmen zu
    forderungen gestellt werden. Daher besteht die wachsen-             entwickeln. Wer über die Daten verfüge, habe enormen
    de Notwendigkeit für nachhaltiges und ressourcenscho-               Einfluss auf die Wertschöpfungskette.
    nendes Wirtschaften. Um diesen Zielkonflikt auflösen zu
    können, sind neue Lösungen erforderlich.

    Zum Thema „Landwirtschaft digital – Intelligente Lö-
    sungen für die Landwirtschaft der Zukunft“ diskutierten
    auf dem international besetzten Podium Vertreterinnen
    und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und
    Zivilgesellschaft, um verschiedene regionale Blickwin-
    kel einzuführen und neue Impulse für die zahlreichen
    weiteren Veranstaltungen des GFFA zu setzen.

    Neben den Chancen wurden auch die Herausforderungen
    und Risiken einer fortschreitenden Digitalisierung in der
    Landwirtschaft in den Blick genommen.
                                                                            Margit Gottstein, Staatssekretärin für Verbraucherschutz und Anti­
                                                                            diskriminierung, vertrat den Senat von Berlin als Partner des GFFA.
Global Forum for Food and Agriculture 2019 - BMEL
Zusammenfassung der Ergebnisse                        9

                                                                    Michael Hailu, Direktor des CTA (1.v.r.), Dr. Qu Dongyu, stellvertre-
                                                                    tender Minister für Landwirtschaft der Volksrepublik China (2.v.r.),
                                                                    Andrew Mushita, Projektleiter der Welthungerhilfe aus Simbab-
                                                                    we (3.v.r.), und Liam Condon, Bayer-Vorstandsmitglied (2. v. l.) um
                                                                    Moderator Wolf-Christian Ulrich (1. v. l.)

Das Eingangsstatement zur anschließenden Podiumsdis-            Dem schloss sich Michael Hailu, Direktor des Technical
kussion hielt der stellvertretende Minister für Landwirt-       Centre für Agriculture and Rural Cooperation an und
schaft der Volksrepublik China, Herr Dr. Qu Dongyu. Er          hob hervor, dass eine Digitalisierung in der Landwirt-
führte aus, wie in China der ländliche Raum mithilfe der        schaft vor allem in Afrika von Bedeutung sei. Hier seien
Digitalisierung gestärkt werden soll, beispielsweise mit flä-   enorme Erstragssteigerungen möglich. Vor allem könne
chendeckendem Breitbandausbau. Wichtig sei es, dass ge-         das Management durch die neuen Techniken erheblich
rade Kleinbäuerinnen und Kleinbauern einen Markt- und           erleichtert werden.
Internetzugang erhielten. Die Nutzung von Smartphones
in der Landwirtschaft sei revolutionär – vergleichbar mit       Andrew Mushita, Projektleiter der Welthungerhilfe aus
der Einführung von Traktoren. In der Podiumsdiskussion          Simbabwe, übte Kritik an einer industriellen Machtorien-
betonte Liam Condon, Bayer-Vorstandsmitglied, dass              tierung. Ihm zufolge sollten die Bedürfnisse der einzelnen
mithilfe der Digitalisierung sowohl Ertragssteigerung als       Landwirtinnen und Landwirte Ausgangspunkt von Über-
auch Ressourcenschutz möglich seien. Als Beispiel führte        legungen sein. Es brauche Technologien für die Landwir-
er Bayer-Testfelder an, bei denen digital zwischen frucht-      tinnen und Landwirte anstatt Maschinen, die diese erset-
baren und weniger fruchtbaren Böden unterschieden               zen. Zudem stelle die Datensicherheit einen Risikofaktor
werden kann und Düngemittel gezielt nur für die weniger         dar. Mushita schlug vor, jedes Land solle nationales Recht
fruchtbaren Böden verwendet werden. Zudem verwies               einführen, das die entsprechenden Daten sichert.
Condon auf die Wichtigkeit individueller Ansätze, um den
Bedürfnissen der einzelnen Kleinbäuerinnen und Klein-
bauern gerecht werden zu können.
Global Forum for Food and Agriculture 2019 - BMEL
10   Global Forum for Food and Agriculture 2019

     Bundeskanzlerin Angela Merkel beim GFFA 2019

        Bundeskanzlerin Angela Merkel warb für digitale Lösungen in der Landwirtschaft.

     Erstmalig sprach Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel                        Infrastruktur in ländlichen Regionen nicht rein markt-
     anlässlich des GFFA vor Landwirtschaftsministerinnen                      wirtschaftlich funktioniere. Die Präzisionslandwirtschaft
     und -ministern aus 74 Staaten sowie Vertreterinnen und                    sei ein klassisches Beispiel dafür, dass nicht allein für den
     Vertretern zahlreicher internationaler Organisationen.                    Bauernhof, sondern auch für die zu bewirtschaftenden
                                                                               Flächen ein Anschluss ans schnelle Internet benötigt
     Die Bundeskanzlerin verwies darauf, dass eine Welt                        werde.
     ohne Hunger eines der zentralen Nachhaltigkeitsziele
     für das Jahr 2030 sei. Aus ihrer Sicht erfordere Ernäh-
     rungssicherung für eine wachsende Weltbevölkerung
     unter anderem einen nachhaltigen Umgang mit Res-
     sourcen. Hierfür biete die Digitalisierung große Chancen.
     Daher sei es wichtig, dass Digitalisierung nicht nur in
     Großbetrieben Einzug halte. Auch kleine und mittle-
     re Betriebe gelte es in den Blick zu nehmen. Ohnehin
     könnten mit Hilfe von Digitalisierung landwirtschaftli-
     che Berufe an Attraktivität gewinnen.

     Der Weg hin zu einer digitalisierten Landwirtschaft
     führe nur über den Aufbau einer leistungsstarken
     Infrastruktur. Da habe aus Sicht der Bundeskanzlerin
     auch Deutschland noch viel zu tun. Hierbei bedürfe es
     staatlicher Unterstützung, weil der Ausbau der digitalen
                                                                                    In ihrer Begrüßungsrede betonte Bundesministerin Julia Klöckner
                                                                                    das große Potenzial digitaler Anwendungen. Durch sie könne die
                                                                                    Landwirtschaft weltweit produktiver und gleichzeitig nachhaltiger
                                                                                    werden und somit mehr Menschen ernähren.
Zusammenfassung der Ergebnisse         11

Mit Blick auf das Ziel der Ernährungssicherung ließ
die Bundeskanzlerin keinen Zweifel daran, dass die
traditionsreiche Branche der Landwirtschaft weltweit
in der wirtschaftspolitischen Entwicklung der Staaten
einen festen Platz einnehmen müsse. Vor allem in so
genannten Entwicklungsländern könne und müsse
die Lebensmittelproduktion erhöht werden. Zu den
Voraussetzungen dafür zähle insbesondere eine gute
Regierungsführung – neben einer Verbesserung sowohl
des Zugangs zu Märkten und Betriebsmitteln als auch
der Rahmenbedingungen für Investitionen. Die Bundes-
kanzlerin äußerte deshalb die Bitte, eine aktive Zivilge-
sellschaft, Mitbestimmung und Mitgestaltung als Chance
zu sehen. Zudem seien moderne, regional angepasste
und umweltverträgliche Methoden zur Produktions-
und Produktivitätssteigerung gefragt. Um der steigenden
Nachfrage gerecht zu werden, brauche es Innovation.

Vor dem Hintergrund all dieser Herausforderungen
betonte die Bundeskanzlerin die Bedeutung internati-        Aber auch hierbei würden sich die Möglichkeiten der
onaler Zusammenarbeit. Nationale Alleingänge würden         Digitalisierung im Allgemeinen sowie der Präzisions-
„grauenhaft scheitern“. Dies gelte auch im Hinblick         landwirtschaft und Künstlichen Intelligenz im Beson-
auf den notwendigen Beitrag der Landwirtschaft zur          deren als wertvoll erweisen. Die Bundeskanzlerin gab
Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens, um              jedoch zu bedenken: „Die Hoheit über die Daten ent-
den Anstieg der Erderwärmung auf 2 Grad Celsius oder        scheidet in Zukunft im Grunde darüber, wo Wertschöp-
darunter zu begrenzen. Allerdings gestalte sich die Re-     fung betrieben wird.“ Deshalb müssten auch im Daten-
duktion der Emissionen in der Landwirtschaft schwierig,     bereich eine Wettbewerbsordnung geschaffen und für
insbesondere in der Tierhaltung. „Wir haben noch einen      die Nutzer Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.
weiten Weg vor uns“, so das Fazit der Bundeskanzlerin.      Hierfür bedürfe es einer globalen Lösung.
12   Global Forum for Food and Agriculture 2019

     4. High Level Panels
     Die beiden High Level Panels mit Ministerinnen und                           diskutieren. Für das GFFA 2019 wurden die Europäische
     Ministern sowie internationalen Expertinnen und                              Kommission und die Ernährungs- und Landwirtschafts-
     Experten gaben internationalen Organisationen die                            organisation der Vereinten Nationen (FAO) vom BMEL
     Möglichkeit, ihre Arbeiten zum GFFA-Thema „Landwirt-                         als Gastgeber ausgewählt. Die FAO und die EU-Kommis-
     schaft Digital – Intelligente Lösungen für die Landwirt-                     sion stellten die Ergebnisse der Diskussionen auf der
     schaft der Zukunft“ vor 300–500 Gästen zu präsentieren                       Agrarminister­konferenz am 19. Januar 2019 vor.
     und mögliche Lösungen und Herausforderungen zu

     4.1      High Level Panel FAO

     Nutzung der Leistungsfähigkeit digitaler Innovationsdienste für Jugendliche
     und Familienbetriebe

     Zunächst fand am Freitag, den 18. Januar 2019, das High                      Nahrungs- und Ernährungssicherheit durch länderspe-
     Level Panel der FAO statt. Die Panelisten waren:                             zifische Fallbeispiele zu verbessern, als auch politische
     Qu Dongyu, stellvertretender Minister für Landwirt-                          Optionen zur Überbrückung der digitalen Kluft auf
     schaft, China, Aleksandra Pivec, Ministerin für Land-                        dem Lande. Zudem definierte das Podium Aufgaben
     wirtschaft, Slowenien, Ezz El-Din Abu Steit, Minister                        und Maßnahmen, die Regierungen, Zivilgesellschaft,
     für Landwirtschaft, Ägypten, Luis Miguel Etchevehere,                        Privatwirtschaft, Wissenschaft und Landwirte bei der
     Staatssekretär für Landwirtschaft, Argentinien, sowie                        Bewältigung dieser Herausforderungen und Hürden
     ein Vertreter von Jungbauern, Rodgers Kirwa, Kenia.                          leisten könnten, um einen nachhaltigen Nutzen für die
                                                                                  Familienbetriebe zu schaffen.
     Das Podium ermittelte sowohl Herausforderungen
     und Hindernisse, die für landwirtschaftliche Klein- und                      Die Panelisten diskutierten über die aktuellen Heraus-
     Familienbetriebe beim Zugang zu und der Nutzung von                          forderungen, die sich auf die Nachhaltigkeit der Land-
     Daten und innovativen Technologien bestehen, um die                          wirtschaft und die Lebensgrundlagen von Millionen von

         Die Podiumsdiskussion (von links unten im Uhrzeigersinn): Moderatorin Tanja Busse, Dr. Ezz El-Din Abu Steit, Minister für Landwirtschaft und
         Landgewinnung in Ägypten, Dr. Qu Dongyu, stellvertretender Minister für Landwirtschaft in der Volksrepublik China, Dr. Luis Miguel Etchevehere,
         Staatssekretär für Landwirtschaft in Argentinien, Dr. Aleksandre Pivec, Ministerin für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Ernährung in Slowenien
         und Rodgers Kirwa, Anwalt für Jugend und Frauen in der Landwirtschaft aus Kenia
Zusammenfassung der Ergebnisse            13

    Moderatorin Tanja Busse (1. v. l.) diskutierte mit Dr. Ezz El-Din Abu
    Steit (2. v. l.), Rodgers Kirwa (3. v. l.), und Dr. Qu Dongyu (4. v. l.).

Familienbetrieben auswirken könnten, insbesondere das                           Mittels des Einsatzes geeigneter landwirtschaftlicher
Bevölkerungswachstum, die nicht nachhaltige Nut-                                Techniken und der Erleichterung von Transfersystemen
zung natürlicher Ressourcen, den Klimawandel und das                            für Agrartechnologie könnten diese Technologien sowohl
verstärkte Auftreten von grenzüberschreitenden Krank-                           die Vorsorge wie auch die Umrüstung von Familienbetrie-
heiten. Hierdurch seien Ernährungssicherung und das                             ben verbessern.
Erreichen der Nachhaltigen Entwicklungsziele in Gefahr.
                                                                                Obgleich digitale Technologien und Innovationen welt-
Auf dem Podium stimmte man darüber ein, dass Di-                                weit eine maßgebliche Rolle bei der Unterstützung von
gitale Technologien und Innovationen das Potenzial                              landwirtschaftlichen Klein- und Familienbetrieben spie-
hätten, Nahrungsmittelsysteme zu revolutionieren. Bei                           len könnten, stünden diejenigen, die sie am dringendsten
sachgerechter Anwendung könnten sie die Erzeugung                               benötigen, vor einer Vielzahl von Problemen, welche
von nahrhaften und sicheren Nahrungsmitteln steigern,                           ihren Zugang zu diesen Technologien und Innovationen
Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten für die                             und den Einsatz verhindern. Diesen Problemen könne
ländliche Bevölkerung schaffen, u.a. auch für Jugendliche                       begegnet werden durch verstärkte Unterstützung beim
und Frauen, und die natürlichen Ressourcen schützen.                            Zugang zu Informationen und Wissen, Kapazitätsent-
Vor allem der Zugang zu Märkten wurde als eine weitere                          wicklung, Intensivierung der technologischen Umrüs-
Chance der Digitalisierung erachtet. Eine wirksame Kom-                         tung, Ausarbeitung durch förderliche Politikmaßnahmen
bination von Informations- und Kommunikationstech-                              und Bereitstellung von adäquaten Fördersystemen, um
nologien (IKT) mit entsprechenden Daten und Kenntnis-                           das digitale Versprechen einlösen zu können. Außerdem
sen leiste wertvolle Dienste für Familienbetriebe sowie für                     sei es wichtig, die Frage der Datensicherheit und der
Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer. Immer                                 Datennutzungsrechte zu klären. Der Umgang mit den
mehr von ihnen würden bereits digitale Innovationen in                          gesammelten Daten, da waren sich alle einig, ist nämlich
der Landwirtschaft entwickeln, die große wirtschaftliche                        eine der größten noch ungelösten Punkte.
und soziale Vorteile bringen würden und zugleich die
Armutslinderung, das unternehmerische Denken und                                Das Podium ermittelte sowohl Herausforderungen und
Handeln, die Schaffung von Arbeitsplätzen, Bildung und                          Hindernisse, die für landwirtschaftliche Klein- und
Ernährungssicherheit forcieren könnten. IKT könnten                             Familienbetriebe beim Zugang zu und der Nutzung von
Klein- und Familienbetrieben dabei helfen, ihre Produkti-                       Daten und innovativen Technologien bestehen, um die
onsplanung und -überwachung sowie ihre Vermarktungs-                            Nahrungs- und Ernährungssicherheit durch Beispiele er-
systeme durch die virtuelle Sammlung von Informati-                             folgreicher Maßnahmen zu verbessern, als auch politische
onen zu koordinieren und ihren Zugang zu Beratungs-,                            Optionen zur Überbrückung der digitalen Kluft auf dem
Finanz-, Versicherungs- und Marktdienstleistungen zu                            Lande. Zudem definierte das Podium Aufgaben und Maß-
verbessern. Innovative IKT, z.B. Drohnen, Satellitenbilder                      nahmen, die Regierungen, Zivilgesellschaft, Privatwirt-
und Fernsensoren, könnten zur Entwicklung von Früh-                             schaft, Wissenschaft und Landwirte bei der Bewältigung
warn- und Katastrophenvorsorgemodellen beitragen.                               dieser Herausforderungen und Hürden leisten können,
                                                                                um einen nachhaltigen Nutzen für die Familienbetriebe
                                                                                zu schaffen.
14   Global Forum for Food and Agriculture 2019

     4.2     High Level Panel
             der Europäischen Kommission
                                                                                Europäische
                                                                                Kommission

     Verbesserung der Markttransparenz durch Digitalisierung

     Auf Einladung des BMEL veranstaltete die Europäische
     Kommission am 18. Januar ein ministeriales High Level
     Panel. An der Veranstaltung nahmen Phil Hogan, EU
     Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Ent-
     wicklung, sowie die Bundesministerin für Ernährung
     und Landwirtschaft, Julia Klöckner, der australische
     Minister für Landwirtschaft und Wasserressourcen,
     David Littleproud, der argentinische Staatssekretär
     für Agroindustrie, Dr. Luis Miguel Etchevehere und die
     Delegierte des französischen Ministers für Landwirt-
     schaft und Ernährung, Catherine Geslain-Lanéelle, teil.
     Das Event wurde von zahlreichen Teilnehmerinnen und
     Teilnehmern aus den Bereichen Politik und Forschung
     sowie Vertreterinnen und Vertretern von Landwirt-
     schafts- und Bauernverbänden, internationalen Organi-        Phil Hogan, EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche
     sationen und Nichtregierungsorganisationen besucht.          Entwicklung

     Schlussfolgerungen aus der Diskussion:

     →→ Digitale Technologien stehen in zunehmendem               schaffen und muss sicherstellen, dass die Vorteile
        Maße auf der ganzen Welt zur Verfügung. Der               zwischen den Regionen und den Betriebstypen und
        Einsatz dieser Technologien zum Beispiel in Afri-         Hofgrößen weit gefächert sind.
        ka, Südamerika, Australien und der EU, kann zu         →→ Der Umgang mit Daten steht im Mittelpunkt der
        einer höheren Wertschöpfung und einer größeren            Zurückhaltung der Landwirtinnen und Landwirte bei
        Nachhaltigkeit in der Produktion beitragen. Digitale      der Heranführung an die neuen Technologien. Eine
        Anwendungen sind eine wichtige Quelle für Land-           Gefährdung der Datensicherheit wurde befürchtet. Es
        wirtinnen und Landwirte, um den Zugang zu Aus-,           bedarf öffentlicher Maßnahmen, um sicherzustellen,
        Weiter und Fortbildung sowie Beratung im Zusam-           dass der Zugang zu Daten weit verbreitet ist, unter
        menhang mit ihrer Produktion zu erleichtern.              anderem für Landwirtinnen und Landwirte sowie für
     →→ Entwicklung der Ziele für nachhaltige Entwick-            kleine und mittlere Unternehmen in der Lebensmit-
        lung (SDGs). Die Digitalisierung trägt direkt zu          telversorgungskette.
        mehreren SDGs bei (SDG Nummern in Klammern).           →→ Künftige wettbewerbsfähige Lebensmittelversor-
        Keine Armut (1), Kein Hunger (2), Gesundheit und          gungsketten werden in hohem Maße von neuen
        Wohlergehen (3), Menschenwürdige Arbeit und               Technologien und den dazugehörenden Daten ab-
        Wirtschaftswachstum (8), Nachhaltiger Konsum und          hängen. Die Technologie wird zukünftig eine Schlüs-
        Produktion (12), Maßnahmen zum Klimaschutz (13)           selrolle für die Beziehung der Landwirtinnen und
        und Leben an Land (15).                                   Landwirte zu den anderen Akteuren in der Lebens-
     →→ Bessere Nutzung der neuen Technologien. Die               mittelversorgungskette spielen. Schlüsselbereiche, in
        Entwicklung neuer digitaler Technologien geht in          denen die Politik zur Digitalisierung im Agrarsektor
        den Regionen schneller voran, in denen geeignete          beitragen kann, sind:
        Rahmenbedingungen für Unternehmen und aus-                →→ Förderung der Übernahme von Technologien
        reichende Anbieterinnen und Anbieter digitaler Lö-            durch Maßnahmen zum Aufbau von Kapazitä-
        sungen vorhanden sind. Die öffentliche Hand kann              ten, innovationsorientierte Aus- und Weiterbil-
        die richtigen Grundlagen für ein solches Umfeld               dung und den Austausch bewährter Verfahren;
Zusammenfassung der Ergebnisse                        15

Auch Bundesministerin Julia Klöckner nahm an der Diskussion teil.   von links unten im Uhrzeigersinn: Moderator Peter Baader, Bundes-
                                                                    ministerin Julia Klöckner, der EU-Kommissar für Landwirtschaft und
                                                                    ländliche Entwicklung, Phil Hogan, der argentinische Staatssekretär
                                                                    für Agroindustrie, Dr. Luis Miguel Etchevehere, die Delegierte des
                                                                    französischen Ministers für Landwirtschaft und Ernährung, Cathéeri-
→→ Verbesserung des Zugangs zum Internet in länd-                   ne Geslain-Lanéelle und der australische Minister für Landwirtschaft
   lichen Gebieten;                                                 und Wasserressourcen, David Littleproud
→→ Investitionen in Forschung und Entwicklung
   zur Förderung von Produktion, Prozessen und
    Managementinnovation und zur Bewältigung
   des Klimawandels und anderen Herausfor-
   derungen, die durch die Umwelt verursacht
   wurden;
→→ Bereitstellung von marktrelevanten Daten, die
   den Akteurinnen und Akteuren der Lebens-
   mittelversorgungskette zur Verfügung ste-
   hen, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu
   sichern und die Voraussetzungen für fundierte
   Investitions­bedingungen verbessern zu können,
   auch im Digital-Bereich;
→→ Unterstützung von Erzeugerorganisationen für
   landwirtschaftliche Erzeugnisse in ihrer Rolle als
   Förderer neuer Technologien;
→→ Bekämpfung unlauterer Handelspraktiken in
   der Lebensmittelversorgungskette und Verrin-
   gerung der durch sie entstehenden negativen
   Auswirkungen auf das Einkommen landwirt-
   schaftlicher Erzeugerinnen und Erzeuger.
16   Global Forum for Food and Agriculture 2019

     5. Fachpodien

     Fachpodium 1
     Digitale Lösungen von heute –
     wie treffen digitale Innovationen die Ansprüche junger Landwirte?

     Veranstalter                                                 über Auswirkungen und Lösungen einer globalen Digita-
     →→ FarmFacts, Weltbauernverband                              lisierung in der Landwirtschaft eingegangen. Im An-
                                                                  schluss diskutierte ein internationales Expertengremium
     Zusammenfassung                                              über Chancen und Herausforderungen digitaler Lösungen
     Im Rahmen des Fachpodiums berichteten Vertreterinnen         in der Landwirtschaft, vor allem für junge Landwirtinnen
     und Vertreter der FarmFacts GmbH, einem Anbieter für         und Landwirte. Im Fokus der Betrachtung stand, welchen
     umfassende Digital Farming Lösungen in der Landwirt-         Beitrag Landwirtschaft und Industrie für eine globale
     schaft, und von ESA (European Space Agency) über die         Nahrungsmittelerzeugung leisten können, die ökologisch
     modernsten Entwicklungen von „Decision Farming“.             nachhaltig ist und hohe Lebensmittelqualität mit bezahl-
     Dabei wurde auf die Fernerkundung über Satelliten sowie      baren Preisen auch in Entwicklungsländern sicherstellt.

     Fachpodium 2
     Blockchain: Die digitale landwirtschaftliche Revolution

     Veranstalter                                                 Blockchain in der Landwirtschaft im Kontext der Ent-
     →→ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusam-              wicklungszusammenarbeit. Einig waren sich die Teilneh-
         menarbeit und Entwicklung (BMZ)                          menden über das große Potenzial dieser Technologie,
                                                                  deren Erfolg allerdings noch zu überprüfen sei. Es wurde
     Zusammenfassung                                              festgestellt, dass mit ihr potenziell die Transparenz in
     Die Blockchain-Technologie ist derzeit in aller Munde        der Lieferkette gesteigert, Güterqualität verbessert und
     und wurde vor allem als Grundlage der Kryptowährung          Korruption vorgebeugt werden könne. Eine manipulierte
     Bitcoin bekannt. Eine Blockchain ist – vereinfacht ausge-    Kopie der Blockchain würde nämlich Inkonsistenzen in
     drückt – eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Daten-   den Berechnungen aufweisen. Neben der Transparenz in
     sätzen zu Transaktionen, die in „Blöcken“ gespeichert und    der Lieferkette könne Blockchain auch zur Preistranspa-
     miteinander „verkettet“ werden. Spätere Transaktionen        renz beitragen und biete eine gute Grundlage für Evaluie-
     bauen auf früheren auf, wobei sich die späteren Transakti-   rungen und Kontrollen.
     onen als richtig und rechtmäßig bestätigen, indem sie die
     Kenntnis der früheren Transaktionen beweisen. Außer-         Große Übereinstimmung bestand auch bei der Frage nach
     dem liegt eine Blockchain nicht auf einem zentralen Ser-     den zu schaffenden Grundvoraussetzungen für Einsatz
     ver, sondern verteilt auf vielen verschiedenen Computern     und Nutzen der Technologie: Netzinfrastruktur verbes-
     – den dezentralen Knoten der (Block-)Kette. Aus dieser       sern, digitales Know-how vermitteln, den vielfach unzu-
     Funktionsweise leiten sich die zentralen Versprechen der     reichenden rechtlichen Ordnungsrahmen klären, Innova-
     Technologie ab: hohe Sicherheit, hohe Effizienz und hohe     tionen unterstützen, geschlechtliche Gleichberechtigung
     Transparenz.                                                 fördern und Persönlichkeitsrechte schützen. Notwendiger
                                                                  Ansatz sei die Bildung, denn erst sie ermögliche es Men-
     Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachpodiums           schen, das Wissen, das sich aus den Daten gewinnen lässt,
     diskutierten über die Möglichkeiten des Einsatzes von        verwerten zu können.
Zusammenfassung der Ergebnisse             17

Fachpodium 3
Landwirtschaft digital – gemeinsam in Genossenschaften

Veranstalter                                               →→ Die Entwicklung genossenschaftlicher Strukturen,
→→ Deutscher Raiffeisenverband e. V. (DRV) in Koope-       →→ Gründung des RTK-Verbunds Rheinland,
    ration mit dem Deutschem Genossenschafts- und          →→ Aktivitäten einer Zentralgenossenschaft zur Imple-
    Raiffeisenverband und genossenschaftlichen                mentierung von Smart-Farming,
    Unternehmen                                            →→ Einsatz digitaler Techniken in der Aus- und Weiter-
                                                              bildung.
Zusammenfassung
Genossenschaften sind in der Lage, neueste Techniken wie   Die vielfältigen Erfahrungen in Deutschland könnten als
die Digitalisierung aufzugreifen und für ihre Mitglieder   Vorlage für zukünftige Aktivitäten – auch und gerade in
nutzbar zu machen. Das gelingt umso besser, je mehr die-   Schwellen- und Entwicklungsländern – dienen. Einigkeit
se hinter ihrem Unternehmen stehen. Praktische Beispiele   bestand darin, dass Genossenschaften weltweit nachhalti-
dafür lieferten Vertreterinnen und Vertreter deutscher     ge Lösungen schaffen und Kleinbäuerinnen und Klein-
genossenschaftlicher Unternehmungen:                       bauern den Zugang zu Errungenschaften des technischen
                                                           Fortschritts eröffnen können. Internationale Kooperation
                                                           ist in diesem Kontext unerlässlich.

Fachpodium 4
How can digital agriculture foster resource efficient and
environmentally-friendly food production?

Veranstalter                                               Menschen bis 2050 effizient und nachhaltig zu ernähren.
→→ Brasilianische Agentur für Handels- und Investiti-      Chemische Lösungen zur Lebensmittelproduktion hätten
    onsförderung (Apex-Brasil)                             vielfältige negative Auswirkungen auf die menschliche
→→ Brasilianische Gesellschaft für landwirtschaftliche     Gesundheit und die Biodiversität; in der Bevölkerung
    Forschung (EMBRAPA)                                    gebe es ein erhebliches Misstrauen gegenüber solchen
→→ Außenministerium-Brasilien                              Pflanzenschutzmitteln. Daher würden verstärkt alternati-
→→ Nationales Forschungsinstitut für Wissenschaft          ve Methoden zum Pflanzenschutz zum Einsatz kommen,
    und Technologie für Umwelt und Landwirtschaft          viele von diesen müssten erst noch entwickelt werden.
    (IRSTEA) Frankreich                                    An dieser Stelle könnten digitalisierte Abläufe erheblich
                                                           zur Ertragssteigerung beitragen, ohne auf den Einsatz
Zusammenfassung                                            chemischer Pflanzenschutzmittel angewiesen zu sein. In
Im Mittelpunkt dieses Podiums stand die Frage, wie die     der Diskussion wurden auch Risiken genannt: Der Verlust
digitale Landwirtschaft zu einer ressourcenschonenden      von Arbeitsplätzen, eine Konzentration der Großbetriebe
und umweltfreundlichen Lebensmittelproduktion bei-         oder eine weitere Ausdehnung der Agrarflächen wurden
tragen kann. Die internationale Gemeinschaft wird sich     befürchtet.
der Herausforderung stellen müssen, rund 10 Milliarden
18   Global Forum for Food and Agriculture 2019

     Fachpodium 5
     Blue Skies for Green Farms

     Veranstalter                                                 werden, besser sogar auf 1,5 Grad Celsius. Die Landwirt-
     →→ Global Research Alliance on Agricultural                  schaft ist vom Klimawandel stark betroffen, sie ist mit
         Greenhouse Gases (GRA)                                   Blick auf eine Reduktion von Treibhausgasen aber auch
                                                                  stark gefordert und muss ihre Reduktionspotenziale unter
     Zusammenfassung                                              den gegebenen wirtschaftlichen Bedingungen ausschöp-
     185 Länder haben bisher das 2015 beschlossene Pari-          fen. Plausible landwirtschaftliche Entwicklungspfade mit
     ser Übereinkommen zum Schutz des Klimas ratifiziert,         einhergehenden Minderungseffekten liefern jedoch nur
     der 1992 beschlossenen Klimarahmenkonvention der             21 bis 40 Prozent der erforderlichen Emissionsminderung.
     Vereinten Nationen gehören 197 Länder an. Sie haben          Transformative technische Lösungen sind daher erforder-
     sich verpflichtet, Treibhausgasemissionen zu reduzieren      lich. Inhalt der lebhaften Diskussion war die Ausrichtung
     und die Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen.        der Arbeiten der Global Research Alliance on Agricultu-
     Nach dem Pariser Übereinkommen soll die menschen-            ral Greenhouse Gases (GRA) an den Anforderungen der
     gemachte globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad         Landwirtschaft in den Bereichen Tier, Pflanzenbau und
     Celsius gegenüber vorindustriellen Werten begrenzt           Digitalisierung.

     Fachpodium 6
     Digitale Landwirtschaft: Herausforderungen und Chancen für Landwirte
     hin zu nachhaltigeren Ernährungssystemen

     Veranstalter                                                 aber auch Auswirkungen und Fragen der Datensicherheit.
     →→ Schweizerisches Bundesamt für Landwirtschaft              Hierzu wurde über die Notwendigkeit von Strategien zur
         (BLW)                                                    Schließung der „Digitalisierungslücke“ referiert, d.h. etwa
                                                                  zwischen Stadt und Land, Nord und Süd. In der anschlie-
     Zusammenfassung                                              ßenden Diskussion unter Einbeziehung aller Panelisten
     Im Rahmen des Fachpodiums wurde erörtert, welchen            und des Publikums lag das Hauptaugenmerk auf der Än-
     Einfluss die digitalisierte Zukunft der Landwirtschaft auf   derung des Berufsbildes. So würden Landwirtinnen und
     das Berufsbild der Landwirtinnen und Landwirte nimmt         Landwirte Datenmanager werden, Büro- und Hofarbeit
     und welche Auswirkungen sie auf kleinbäuerliche Betrie-      würden sich relativieren und das Konzept des lebenslan-
     be hat. Ziel des Forums war es, die Ambivalenz der Digi-     gen Lernens gewinne an Bedeutung.
     talisierung sichtbar zu machen – Potenziale und Vorzüge,
Zusammenfassung der Ergebnisse             19

Fachpodium 7
Technologie, Ortung und Rückverfolgbarkeit in der Tiergesundheit:
Wie die Digitalisierung unsere Fähigkeit verbessert, vor Krankheiten zu
schützen, das Wohlbefinden von Nutztieren zu steigern und die Tier-
produktion zu unterstützen

Veranstalter                                                in Echtzeit, erfassen. Bereits durch Veränderungen der Ge-
→→ HealthforAnimals – Weltverband der                       räusche im Stall (Klanganalyse) seien Rückschlüsse auf das
    Gesundheitsindustrie                                    Wohlbefinden der Tiere möglich und ließen sich Krank-
→→ Bundesverband für Tiergesundheit e. V. (BfT)             heiten frühzeitig erkennen. Durch Sammlung, Überwa-
→→ Europäischer Verband der Tiergesundheits­                chung und Analyse von Gesundheitsdaten mithilfe neuer
    industrie                                               digitaler Diagnosewerkzeuge könnten Landwirtinnen und
                                                            Landwirte große Fortschritte bei der Erkennung und Kon-
Zusammenfassung                                             trolle von Tierkrankheiten machen. Auch Identifizierung
Bei diesem Fachpodium stellten Expertinnen und Ex­          und Rückverfolgung von Tieren sei durch Codes, Trans-
perten aus verschiedenen Institutionen sowie von Tier-      ponder oder RFID (radio-frequency identification)-Chips
gesundheitsunternehmen die unterschiedlichen Facetten       möglich. In der Diskussion wurde jedoch betont, dass die
und mögliche Lösungen dar, bei denen die Digitalisierung    Systeme nicht den persönlichen Kontakt zu den Tieren
Hilfestellung für Tiergesundheit und nachhaltige Tierpro-   ersetzen könnten, aber eine wichtige Hilfestellung dar-
duktion bieten kann. So könnten Betriebe durch rechner-     stellen würden. Bis der Einsatz dieser Systeme flächende-
gestützte Tierproduktion das Verhalten und die Leistung     ckend genutzt werden könne, brauche es jedoch noch viel
des einzelnen Tieres und der gesamten Herde, am besten      Infrastruktur, die zur Verfügung gestellt werden müsse.
20   Global Forum for Food and Agriculture 2019

     Impressionen

        Vertreterinnen und Vertreter von FarmFacts und des Weltbauernverbandes WFO um Moderator Dr. Andreas Quiring (4.v.r.) präsentierten innovative
        Ideen auf dem Fachpodium 1 „Digitale Lösungen von heute – wie treffen digitale Innovationen die Ansprüche junger Landwirte?“

        Auf dem Fachpodium 6 „Digitale Landwirtschaft: Herausforderung und           Fachpodium 2 „Blockchain: Die digitale landwirtschaftliche
        Chancen für Landwirte hin zu nachhaltigeren Ernährungssystemen“,             Revolution“
        von links: Dr. Jean-Marc-Chappuis (Swiss Federal Office for Agricul-
        ture), Mwila Kangwa (AgriPredict Solutions), Dr. Tanja Busse (Modera-
        tion), Dr. Karin Nichterlein (FAO), Prof. Dr. Engel Hessel (BMEL) und Dr.
        Martin Keller (funaco Switzerland)

        Beim Fachpodium 2 mit Dr. Maria Flachsbarth, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
        Entwicklung, stand die Blockchain-Technologie im Mittelpunkt.
Zusammenfassung der Ergebnisse                       21

Die Zuschauer beim Fachpodium 2 waren interessiert an der                  Vollbesetzter Saal beim Fachpodium 2
Blockchain-Technologie.

Die Digitalisierungsbeauftragte im BMEL, Frau Prof. Engel Hessel, nahm am Fachpodium 6 „Digitale Landwirtschaft: Herausforderungen und Chancen
für Landwirte hin zu nachhaltigeren Ernährungssystemen“ teil.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachpodiums 3 „Landwirtschaft digital – gemeinsam in Genossenschaften“
22   Global Forum for Food and Agriculture 2019

     Fachpodium 8
     Big Data für die Umgestaltung kleinbäuerlicher Landwirtschaft

     Veranstalter                                               Betrieb. Über diese Profile und relevante Apps für Smart-
     →→ The Technical Centre for Agricultural and Rural         phones können Landwirtinnen und Landwirte neben
         Cooperation (CTA)                                      vielen anderen Datendiensten auf Erntemodellierung,
     →→ Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation         Niederschlag und Bodeninformationen zugreifen.
         der Vereinten Nationen (FAO)                           Gleichzeitig gibt es, wie die Veranstaltung gezeigt hat, kei-
                                                                nen Konsens in vielen Fragen, einschließlich der Frage, wer
     Zusammenfassung                                            die Daten verwalten und wie dies geregelt werden soll.
     Das Potenzial von digitalen Daten, insbesondere von Big
     Data, zur Umgestaltung der kleinbäuerlichen Landwirt-      „Die Bedenken der Landwirte sind oft die gleichen wie
     schaft war das Thema des Fachpodiums, das vom Tech-        die Sorgen der Verbraucher hinsichtlich der Sicherheit
     nischen Zentrum für landwirtschaftliche und ländliche      und des Datenschutzes ihrer Daten“, sagte Raimund
     Zusammenarbeit (CTA) und der Ernährungs- und Land-         Jehle, stellvertretender Leiter des FAO Regionalbüros­
     wirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO)       für Europa und Zentralasien, in seiner Rede zum Auf-
     gemeinsam während dem GFFA 2019 organisiert wurde.         takt der Veranstaltung. Jehle wies darauf hin, dass die
                                                                Landwirtschaft zwar ein enormes Informationspotenzial
     Die Zukunft der Landwirtschaft zeige, dass digitale Wer-   besitze, jedoch noch nicht vollständig digitalisiert sei.
     te eines Tages fast das gleiche Wiedererkennungs- und
     Wertniveau wie physische haben werden – insbesondere       „Durch die Digitalisierung der Landwirtschaft, die die
     wenn wir einen nachhaltigen Weg für die Branche vor-       Möglichkeiten der Big-Data-Analyse, die Vorteile digitaler
     sehen. Landwirtinnen und Landwirte können Landwirt-        Dienstleistungen und Lösungen und das Versprechen der
     schaft ohne Land nicht betreiben, und ebenso wichtig       Geschäftsentwicklung zusammenbringt, könnte Produk-
     sind aktuelle Daten zu Boden- und Kulturbedingungen,       tivität gesteigert, Einkommen und Widerstandsfähigkeit
     Wetter, Schädlingen und Krankheiten und vielen ande-       gegen das Klima sowie die Einbeziehung von Frauen und
     ren Faktoren, so die Veranstalter.                         Jugend in die Landwirtschaft verbessert werden“, sagte
                                                                Benjamin Addom von CTA in der Keynote des Panels.
     Die Landwirtschaft solle datenorientierter werden, um
     die Entscheidung der Landwirtinnen und Landwirte in        Das Fachpodium ging auch auf die besonderen Heraus-
     kritischen Momenten zu unterstützen. Diese Entschei-       forderungen bei der Nutzung und Analyse von Geo-
     dungen könnten das Leben von rund 500 Millionen            Satelitendaten“ für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern
     Kleinbäuerinnen und Kleinbauern weltweit fördern.          und die Rolle internationaler Organisationen in die-
     Big Data habe das Potenzial, Datenfragmente, Ressourcen    sem Zusammenhang ein. Dies betrifft beispielsweise
     und Dienstleisterinnen und Dienstleister zur Unter-        Eigentums-und Nutzungsrechte, aber auch Kosten etc.
     stützung der Landwirtschaft zusammenzubringen. Die         Es wurde empfohlen, dass Regierungen, internationale
     Expertinnen und Experten waren sich einig, dass Big Data   Organisationen und andere Entwicklungspartner
     keine Bedrohung, sondern ein Katalysator für die Trans-    eine Schlüsselrolle spielen, um Datensätze sowie Tech-
     formation der kleinbäuerlichen Landwirtschaft sei.         nologien verfügbar, zugänglich und erschwinglich zu
     Ein digitales Landwirt-Profil vereine umfassende Daten     machen.
     über eine Landwirtin/einen Landwirt und ihren/seinen
Zusammenfassung der Ergebnisse             23

Fachpodium 9
Digital transformation in the global agri and food business – prospects and
challenges for entrepreneurs

Veranstalter                                             digitale Anwendungen. Vordergründig wurden über Lö-
→→ GFFA Berlin e. V.                                     sungsansätze bezüglich der Integration digitaler Anwen-
                                                         dungen gesprochen. Die wichtigste Frage dabei seien die
Zusammenfassung                                          Verbrauchererwartungen an die Landwirtschaft, wel-
Im Mittelpunkt des Fachpodiums standen die Perspekti-    che sich in verschiedenen Ländern und verschiedenen
ven und Herausforderungen für Unternehmerinnen und       Lebensabschnitten ändern. Dementsprechend müsse die
Unternehmer, die die digitale Transformation mit sich    Technik angepasst werden. Bedenken zur Datensicher-
bringt. Akteurinnen und Akteure des privaten Sektors     heit und -hoheit waren Inhalt der an die Fachvorträge
artikulierten ihre Anforderungen und Wünsche an neue     anschließenden Diskussion.

Fachpodium 10
Digitaler Kampf gegen die Dürre – Neue Technologien und
Herausforderungen ihrer Umsetzung

Veranstalter                                             Resilienz der Agrarproduktion gegenüber klimatischen
→→ Arbeitsgruppe Agrarwirtschaft beim Ost-Aus-           Veränderungen diskutiert. Im Zentrum stand ebenso die
    schuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirt-         Adaption von Risikomanagementsystemen durch Produ-
    schaft e. V. (GAA)                                   zenten. Neben der Wirtschaftlichkeit sei hierbei wichtig,
→→ Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in              dass die Landwirtinnen und Landwirte die Funktionswei-
    Transformationsökonomien (IAMO)                      se der Systeme verstünden und diese an deren konkrete
→→ Deutsch-Chinesisches Agrarzentrum (DCZ)               Bedürfnisse angepasst seien. In der Diskussion wurde das
                                                         Potenzial digitaler Lösungen bei der Bewältigung aktueller
Zusammenfassung                                          Herausforderungen durch Dürren betont. Auf der anderen
Im Zentrum des Fachpodiums standen Präsentationen di-    Seite wurden aber auch die Herausforderungen an tech-
gitaler Lösungen zum Umgang mit Ernteverlusten durch     nische Infrastruktur, das Know-How der Anwenderinnen
klimatische Veränderungen. Im Rahmen des Fachpodi-       und Anwender sowie präzise Algorithmen hervorgeho-
ums wurden klassische und neue Formen des Risikoma-      ben, welche durch Forschung, Wirtschaft und politische
nagements aufgezeigt und ihre Eignung zur Stärkung der   Entscheidungsträger ausgebaut werden müssten.
24   Global Forum for Food and Agriculture 2019

     Fachpodium 11
     Digitale Technologien für Lebensmittel-Wertschöpfungsketten:
     Potenziale und Hemmnisse

     Veranstalter                                               digitaler Technologien zur Umsetzung und Verbesserung
     →→ Leibniz-Forschungsverbund „Nachhaltige Lebens-          von Nachhaltigkeit und Transparenz in allen Abschnitten
         mittelproduktion und gesunde Ernährung“                und Bereichen der Wertschöpfungskette. Demnach lägen
     →→ Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit         die größten Herausforderungen hin zu Effektivität im
         und Entwicklung (OECD)                                 zeitintensiven Informationsmanagement, insbesondere in
                                                                der Datenanalyse. Diese müsse künftig von KI-Systemen
     Zusammenfassung                                            verstärkt übernommen werden. Eine verbesserungswür-
     Vor dem Hintergrund der vielfältigen Potenziale, welche    dige Kompatibilität bereits vorhandener Systeme wird als
     die Digitalisierung für eine größere Nachhaltigkeit und    Hemmnis digitaler Technologien für Lebensmittelwert-
     Transparenz entlang der Lebensmittel-Wertschöpfungs-       schöpfungsketten benannt. Eine kritische Betrachtung
     ketten eröffnet, widmeten sich die Expertinnen und         der Eigentumsrechte an den Daten wurde im Rahmen der
     Experten insbesondere Fragen zum effektiven Einsatz        Diskussion angestellt.

     Fachpodium 12
     Digitalisierung: Utopie oder Dystopie? Das Ende der Ressourcenkrise oder
     grenzenlose Konzernmacht über unser Essen?

     Veranstalter                                               werden können. Insbesondere wurde besprochen, ob
     →→ INKOTA-netzwerk                                         die Digitalisierung in der Lage ist, dazu beizutragen, die
     →→ Brot für die Welt                                       Zielkonflikte zwischen Effizienzsteigerung und Nach-
     →→ Forum Umwelt und Entwicklung                            haltigkeit zu vereinen. Hierzu nannten sie die Bedro-
                                                                hung kleinbäuerlicher Existenzen durch den Verlust der
     Zusammenfassung                                            eigenen Datenhoheit, die zunehmende Konzernmono-
     Zwei NGO-Vertreterinnen beschrieben in ihren Inputs,       polisierung oder den Ersatz von Arbeitskräften durch
     wie ihr Alltag in den Philippinen und Tansania durch       digitalgesteuerte Maschinen. Offen blieb, wie und ob die
     den Digitalisierungsprozess in der Landwirtschaft be­      Digitalisierung wirklich ressourcen­neutral durchgesetzt
     einflusst wird. Präsentiert wurde eine von kleinbäuer-     werden soll und nachhaltig zur Hunger­bekämpfung und
     lichen Erzeugerinnen und Erzeugern entwickelte App         zum Biodiversitätsschutz beitragen kann. Einigkeit be-
     zum Austausch agrarökologischer Anbaupraktiken als         stand in der Notwendigkeit einer internationalen Regulie-
     beispielhaftes Gegenmodell zum technologischen Nord-       rung der Digitalisierung, des Aufbaus unabhängiger und
     Süd-Wissenstransfer. Anschließend diskutierten sie mit     demokratisch kontrollierter digitaler Datenplattformen,
     einer Agrarökologin aus der Schweiz und einem Experten     eines stark regulierten Datenschutzes, der Verschärfung
     aus Deutschland über mögliche Vorteile, wie Ertrags-­und   des Wettbewerbsrechts sowie der staatlichen Förderung
     Effizienzsteigerungen, aber auch bestehende Herausfor-     von Technologien, die explizit bäuerlichen Erzeugerinnen
     derungen einer digitalisierten Landwirtschaft gehandhabt   und Erzeugern zugute­kommen.
Zusammenfassung der Ergebnisse            25

Fachpodium 13
Digitalisierung und Finanzierung:
Neue Möglichkeiten für afrikanische Landwirte

Veranstalter                                               technischer Rückstand, den es zu überwinden gelte. Der
→→ Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft                  Zugang zu angemessenen Finanzmitteln sei jedoch ein
→→ German Agribusiness Alliance                            großes Hindernis für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern:
                                                           zurzeit gingen lediglich etwa 1 Prozent der Darlehen
Zusammenfassung                                            von Banken in den Landwirtschaftssektor: digitale
Investitionen in den Agrarsektor gelten als effizientes-   Finanzierungslösungen könnten helfen, dies zeige das
te und effektivste Methode Armut zu bekämpfen und          Beispiel von Farm Drive Kenia, aber auch Erfahrungen
Ernährung zu sichern. 65 Prozent der Arbeitskräfte         aus Indien. Durch digitale Finanzierungslösungen könne
in Afrika seien in der Landwirtschaft beschäftigt und      der landwirtschaftliche Sektor modernisiert werden,
tragen zu einem Drittel des BIP des Kontinents bei, so     dadurch würde er auch ein attraktiver Arbeitgeber für
die Podiumsteilnehmer. Allerdings existiere ein großer     die junge Bevölkerung.

Fachpodium 14
Die Agrar- und Lebensmittelpolitik im digitalen Zeitalter neu denken

Veranstalter                                               Effizienzgewinnen, geringeren Kosten und verbesserten
→ Weltbank                                                 Agrarkenntnissen verbunden. So stelle das Philippinische
                                                           Landwirtschaftsministerium z.B. ein Online-Tool zur
Zusammenfassung                                            Verfügung, welches auf einer Karte die Regionen anzeige,
Der ländliche Transformationsprozess als Schlüssel zur     die für eine bestimmte Frucht am besten geeignet seien.
Armutsbekämpfung und zur Verbesserung der Lebens-          So könne eine bestmögliche „Ausbeute“ erzielt werden.
grundlagen im ländlichen Raum war Inhalt des Fachpodi-     Im Rahmen der Diskussion wurden die Wichtigkeit der
ums. Die durch digitale Technologien ausgelösten Verän-    Standardisierung von Abläufen sowie und die Einbezie-
derungen hätten Auswirkungen auf landwirtschaftliche       hung junger Menschen herausgestellt.
Betriebe und seien in der Regel mit Produktivitäts- und
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