FR ANCIS POULENC LILI BOUL ANGER - DU FOND DE L'ABÎME ALEX ANDER ZEMLINSK Y - Aargauer ...

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FR A N CI S P OU L E NC
            GLORI A

     L I L I BO U L A N G ER
      DU FOND DE L‘A BÎME

A L E X A N D ER Z EM L I N S K Y
         DER 23.PSALM
AUSFÜHRENDE                                               «Wenn man nach Florenz in den Palazzo Riccardi geht, um die grossartigen Fresken
                                                              und Engel Gozzolis zu bewundern – da gibt es eine ganze Serie von Engeln – und wenn
    Susannah Haberfeld, Mezzosopran (Poulenc und Boulanger)   man ganz genau auf die Engel schaut, sieht man einen, der seinem Nachbarn die Zunge
    Silvio Benz, Tenorsolo (Boulanger)                        herausstreckt. Ich behaupte, dass Engel nicht immer heilig sind. Und ich muss Ihnen
    Nadja Bacchetta, Orgel (Boulanger)                        sagen, dass die Idee zum zweiten Vers, diese Art der Leichtigkeit, inspiriert wurde von
                                                              Benediktiner-Mönchen, die ich Fussball spielen sah. Ich dachte, es sei eine herrliche
    Aargauer Vokalisten                                       Vorstellung, dass diese Männer, die sich dem Gebet widmen und die nicht miteinander
    Kammerchor C21                                            sprechen dürfen, mit diesem Enthusiasmus und dieser Fröhlichkeit Fussball spielen.»

    argovia philharmonic                                      Francis Poulenc über den zweiten Satz «Laudamus te» in einem Gespräch im Januar
                                                              1962. Benozzo Gozzoli war ein italienischer Maler der Renaissance-Zeit. Die Anekdote
    Michael Schraner, Leitung                                 ist doppelt amüsant, wenn man sich vor Augen führt, dass ein die Zunge herausstre-
                                                              ckender Engel im Bildprogramm Gozzolis durchaus als Überinterpretation Poulencs
    Lotty Fehlmann Stark, Korrepetition                       bezeichnet werden darf – eine, die mit seiner persönlichen Glaubensauffassung kor-
    Noëmi Sohn Nad, Stimmbildung                              respondiert. Die Zungen bei Gozzolis Engeln sind zu sehen, weil sie in der Darstellung
                                                              singen!

                                                              «Trotz meiner 61 Jahre glaube ich, dass es ein recht junges Werk ist.»

                                                              Poulenc an den Dirigenten Charles Munch, der die Uraufführung mit dem Boston Sym-
                                                              phony Orchestra am 20. Januar 1961 leitete.

    Grafische Gestaltung: Lea Baldinger
    Druck: SuterKeller Druck AG Oberentfelden

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                                                                                              Germaine Tailleferre).
    Francis Poulencs (1899 – 1963) populärstes Chorwerk Gloria entstand als Auftrag der
    Koussevitzky Music Foundation in Boston. Der Dirigent, Komponist und Kontrabass-          Der abgewiesene Heiratsantrag von Raymonde Linossier und ihr vorzeitiger Tod gaben
    virtuose Serge Koussevitzky (1874 – 1951) gründete als lebenslanger Förderer zeit-        den Ausschlag für eine erste grosse Krise um 1930. Fortan wechselten sich Phasen von
    genössischer Musik nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau Natalie im Jahr 1942 die bis       Selbstzweifel und Depression mit Phasen von überbordendem Enthusiasmus, Optimis-
    heute bestehende Koussevitzky Music Foundation. Diese Stiftung wollte Poulenc nach        mus und Kreativschüben ab. Mit seiner spät entdeckten Homosexualität haderte Pou-
    dessen erfolgreicher zweiten Oper «Dialogues des Carmélites» im Jahr 1957 einen           lenc zeitlebens. Noch unter dem Schock über den tödlichen Autounfall eines Freun-
    Auftrag für eine Sinfonie erteilen. Poulenc bestand jedoch auf einem Vokalwerk.           des stehend, wandte sich der Komponist intensiv dem Katholizismus zu. Während
                                                                                              der Kriegsjahre vertonte er eindringlich verbotene Gedichte und wagte sich an die
    Angeregt durch das erst im Jahr 1939 wiederaufgeführte Gloria RV 589 von Antonio          musikalische Ausformung von Paul Éluards (1895 – 1952) Résistance-Zyklus «Figure
    Vivaldi (1678 – 1741) wollte auch Poulenc ein festliches Gloria als selbständige Ver-     humaine» (1943). Von allen Vertretern der Groupe des Six reüssierte Poulenc in den
    tonung dieses Messeteils komponieren. Ganz nach dem Vorbild Vivaldis wechseln             1950er und frühen 1960er-Jahren international am meisten.
    sich ebenfalls kontrastierende und in sich geschlossene Chor- und Solonummern ab.
    Poulenc schrieb 1959, sein Gloria solle «dans le style (mots répétés en tous sens) de     In den 1950er-Jahren starben langjährige Wegbegleiter, enge Freunde und sein Part-
    Vivaldi» sein. Ausserdem bemerkte er: «Le latin permet ce genre de macaroni filant»       ner. In einem Brief vom Juni 1959 an Simone Girard schrieb der Komponist: «Jetzt ist
    (das Latein erlaubt diese Art von Endlosmakkaroni). Durch die Unterteilung des Tex-       es nötig, sich auf das Gloria zu richten. Genug Schmerz, genug Leidenschaft! Zugege-
    tes in einzelne Abschnitte wurden Wortwiederholungen unabdingbar. Ohrenfällig             ben, vom Stabat Mater [komponiert 1950] an bis zur Voix Humaine [nach einem Libretto
    ist die überzogene «französische» Artikulation des Lateinischen mit ihrer systemati-      von Cocteau, 1958/59] war das Leben nicht zum Lachen, aber ich denke, dass all die
    schen Betonung von Endsilben. Daraus ergibt sich musikalisch eine der französischen       schmerzlichen Erfahrungen zu meiner Bewährung nötig waren. Jetzt ist es genug, Frie-
    Sprachkadenz folgende Motivik mit oft steigenden Schlussintervallen.                      de!.... Friede!»

    Die Pariser Erstaufführung dieses Werks fand am 14. Februar 1961 statt und wurde
    zu einem triumphalen Erfolg für den Komponisten. Die Sopran-Partie war Rosanna
    Carteri auf den Leib geschrieben. Sie hatte bereits die Hauptrolle in der Uraufführung
    von «Les dialogues des Carmélites» an der Mailänder Scala gesungen.

    Poulencs Musik wurde jahrzehntelang als «amateurhafte Nettigkeit» ohne intellek-
    tuelle oder innovative Ambition abgetan. Typisch für seine Kompositionsweise ist die
    Reihung von Motiven und Ostinati (also gleichbleibende melodische und harmonische
    Muster), die meist als Zwei- oder Viertaktgruppen aufgebaut sind. Dadurch ist diese
    Musik einprägsam und gut verständlich. Ein weiteres Merkmal sind überraschende har-
    monische Wendungen. Poulenc komponierte stets tonal, reicherte seine Klänge jedoch
    häufig mit Sept- und Nonenakkorden an, wie man sie auch aus der Jazzmusik kennt.

    Poulenc erlebte eine materiell unbeschwerte Kindheit und Jugend als Einzelkind.
    Eigenen Bekenntnissen zufolge verdankte er seiner Mutter Jenny, einer talentierten
    Amateurpianistin aus alteingesessener Pariser Familie, seine künstlerische Ader mit ei-
    nem ausgeprägten Hang zu Schabernack und Frivolität. Noch als Autodidakt – eine Auf-
    nahmeprüfung am Pariser Conservatoire bestand er nicht – debütierte Poulenc 1917
    mit seiner auf Nonsens abzielende «Rapsodie nègre» im Théâtre du Vieux-Colombier,
    wo Mäzene, Bohemiens und Musikenthusiasten verkehrten. Im Atelier des Malers Émile
    Lejeune boten die von Jean Cocteau (1889 – 1963) veranstalteten interdisziplinären
    Abende dem jungen Musiker eine Plattform. In diesem Rahmen wurde Poulenc auch

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1. Gloria                                                                         «Eine Frau, Lili Boulanger, die 19-jährige Tochter eines Gesangslehrers am Konser-
    Gloria in excelsis Deo                 Ehre sei Gott in der Höhe                  vatorium, hat den Grand Prix de Rome gewonnen, wobei es das erste Mal in seiner
    et in terra pax                        und Friede auf Erden                       110-jährigen Geschichte ist, dass eine Frau den heissbegehrten Preis erhielt. Dass un-
    hominibus bonae voluntatis.            den Menschen seiner Gnade.                 ter anderem so bemerkenswerte Komponisten wie Berlioz, Bizet, Gounod, Massenet,
                                                                                      Debussy und Charpentier Rompreisträger waren, macht seinen Wert deutlich.»
    2. Laudamus te
    Laudamus te, benedicimus te,           Wir loben dich, wir preisen dich,          The Musical Leader, 31. Juli 1913
    adoramus te, glorificamus te,          wir beten dich an, wir rühmen dich
    gratias agimus tibi                    und danken dir,
    propter magnam gloriam tuam.           denn gross ist deine Herrlichkeit.
                                                                                      «Ich hatte kein Talent [...]. Meine Schwester Lili, das war die Komponistin!»
    3. Domine Deus
    Domine Deus, Rex coelestis,            Herr und Gott, König des Himmels,          Nadia Boulanger (1887 – 1979) kurz vor ihrem Tod auf die Frage, warum sie so früh
    Deus Pater omnipotens.                 Gott und Vater, Herrscher über das All.    das Komponieren aufgegeben habe. Nadia Boulanger war ab 1903 stellvertretende
                                                                                      Organistin für Gabriel Fauré in der Kirche La Madeleine in Paris, gewann den zweiten
    4. Domini Fili unigenite                                                          Preis beim Prix de Rome im Jahr 1908, war eng befreundet mit Igor Strawinsky, gab
    Domine Fili unigenite, Jesu Christe.   Herr, eingeborener Sohn, Jesus Christus.   regelmässig Meisterkurse in den USA und wurde zu einer berühmten Kompositionsleh-
                                                                                      rerin des 20. Jahrhunderts u.a. für Aaron Copland, Astor Piazzolla, Leonard Bernstein,
    5. Domine Deus, Agnus Dei                                                         Quincy Jones und Philip Glass. Auch sie brach in eine Männerdomäne ein, als sie 1938
    Domine Deus, Agnus Dei,                Herr und Gott, Lamm Gottes,                das Boston Symphony Orchestra dirigierte. Nach Lilis Tod hörte Nadia auf zu kompo-
    Filius Patris.                         Sohn des Vaters.                           nieren, setzte sich aber als Dirigentin sehr für das Werk ihrer jüngeren Schwester ein.
    Qui tollis peccata mundi,              Du nimmst hinweg die Sünden der Welt:
    miserere nobis;                        Erbarme dich unser;
    qui tollis peccata mundi,              du nimmst hinweg die Sünden der Welt:
    suscipe deprecationem nostram.         Nimm an unser Gebet.

    6. Qui sedes ad dexteram Patris
    Qui sedes ad dexteram Patris,          Du sitzest zur Rechten des Vaters:
    miserere nobis.                        Erbarme dich unser.
    Quoniam tu solus Sanctus,              Denn du allein bist der Heilige,
    tu solus Dominus,                      du allein der Herr,
    tu solus Altissimus, Jesu Christe,     du allein der Höchste: Jesus Christus,
    cum Sancto Spiritu:                    mit dem Heiligen Geist,
    in gloria Dei Patris.                  zur Ehre Gottes des Vaters.
    Amen.                                  Amen.

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                                                                                              diesen Gesamtklang eingebettet sind und dadurch nicht zwingend plastisch hervor-
    Lili Boulanger (1883 – 1918) hörte ihre Vertonung des 130. Psalms Du fond de l’abîme      treten.
    nicht mehr, das Werk wurde erst 1923 in Paris uraufgeführt. Als die junge Komponistin
    diesen Psalm im Laufe des Jahres 1917 fertigstellte, war sie bereits bettlägerig. 1916    Der Psalmtext ist vorwiegend syllabisch vertont (also mit einer Textsilbe pro Note).
    attestierte ihr ein Arzt, dass sie nur noch rund zwei Jahre zu leben habe. Den 130.       Viele melodische Abschnitte des Chors und der Solistin sind bereits in den instrumen-
    Psalm widmete Lili dem Andenken ihres Vaters Ernest Boulanger (1815 – 1900), der          talen Einleitungstakten als Grundmaterial für das fast halbstündige, durchkomponier-
    84-jährig verstarb, als Lili sechs war. Ernest Boulanger gewann im Jahr 1835 den Prix     te Werk exponiert und werden auch bereits dort dramaturgisch zugespitzt. Krasse
    de Rome, komponierte in den 1840er-Jahren Opern und machte sich als Dirigent einen        Kontraste zwischen den tiefen Registern (wie dem Klanggrund mit Orgel, Tuba und
    Namen in den Pariser Musikerkreisen. 1871 wurde er Professor für Gesang am Pariser        Hörnern ganz zu Beginn) und den extrem hohem Lagen der gedämpften Streicher sind
    Conservatoire und lernte dort die Sängerin Raissa Mychetsky (1858 – 1935) kennen,         ein besonderes Charakteristikum von Boulangers Instrumentation.
    die er 1877 heiratete. 1887 wurden Nadia Juliette und 1893 Marie-Juliette Olga, ge-
    nannt Lili, geboren.                                                                      Die Chorpassagen sind oft rezitationsähnlich, auch einstimmig oder choralartig als ho-
                                                                                              mophoner Satz ohne Verzierungen gestaltet. Bereits im ersten Vers steigert die Kom-
    Lilis Gesundheit war nach einer frühkindlichen Infektion zeitlebens fragil. Sie besuch-   ponistin den Chor vom Unisono bis zum vier- und sechsstimmigen Satz. Die Solopartie
    te zwar zunächst mit ihrer älteren Schwester Nadia Kompositionsstunden am Pariser         ist melodisch stark angelehnt an gregorianische Psalmformeln und wird von wieder-
    Conservatoire. Ihre Ausbildung musste aber wegen längerer Sanatoriumsaufenthalte          holten Figuren in den Instrumentalstimmen begleitet. Die Vorliebe Boulangers für
    immer wieder unterbrochen werden. Im Jahr 1912 bewarb sich Lili zum ersten Mal            mittlere Singstimmen und tiefe Orchesterklänge korrespondiert mit dem Textgehalt
    für den Prix de Rome. Aufgrund ihrer schlechten Gesundheit musste sie diesen An-          des 130. Psalms. Die Grundtonart B-Moll ist wbewusst wegen ihres «dunkeln» Cha-
    trag wieder zurückziehen. Ein Jahr später nahm sie erneut einen Anlauf und gewann         rakters gewählt, die Tonalität modal gehalten und Dissonanzen werden häufig nicht
    nach nur einem Studienjahr bei Paul Vidal mit ihrer Kantate «Faust et Hélene» als erste   aufgelöst.
    Frau überhaupt diesen Wettbewerb. Der Prix de Rome war mit einem Stipendium sowie
    einem mehrjährigen Künstleraufenthalt in der Villa Medici in Rom dotiert. Das Urteil      Du fond de l’abîme ist ein intensives Werk von enormer Reife. Es schliesst nicht mit
    zugunsten Lilis fiel bemerkenswert aus: Die Jury votierte mit einer überwältigenden       den hoffnungsvollen Schlussversen des Psalmtextes, sondern kehrt sowohl textlich
    Mehrheit von 31 gegenüber 5 Stimmen für die junge Frau.                                   wie auch musikalisch zurück zur abgründigen Gestalt des Beginns.

    Der folgende Aufenthalt in Rom wurde jedoch nicht nur von gesundheitlichen                Lili konnte sich nach ihrer Operation im Jahr 1917 kaum noch aufrecht halten. Da Pa-
    Problemen überschattet, sondern endete mit der Generalmobilmachung Italiens im            ris unter starkem Artilleriebeschuss stand, beschloss die Familie, Lili nach Mézy-sur-
    August 1914 bereits sehr früh. Lili kehrte nach Paris zurück und arbeitet karitativ,      Seine zu bringen, wo sie von ihrer engsten Freundin Miki Piré und ihrer Schwester
    indem sie mit musikalischen Soldaten Briefkontakte pflegte oder deren im Feld ent-        Nadia gepflegt wurde. Noch auf dem Sterbebett diktierte sie Nadia eine Vertonung des
    standene Werke korrigierte. Dazu gründete sie mit ihrer Schwester das Comité Franco-      «Pie Jesu», einem Bestandteil der Requiems-Liturgie. Am 15. März 1918 verstarb Lili
    Americain du Conservatoire. Bei einer Operation im Juli 1917 stellten die Ärzte fest,     nur 24-jährig und wurde auf dem Friedhof Montmartre bestattet. Zu ihrer Beerdigung
    dass Lilis Darm bereits sehr stark zerstört sei.                                          schrieb ihre Schwester ein «Lux aeterna» für Sopran, Streicher, Harfe und Orgel, das
                                                                                              sie in der Folge an jedem Todestag Lilis aufführen liess.
    Ihre ersten Psalm-Vertonungen bis im Jahr 1909 vernichtete die junge Komponistin
    selbstkritisch. Zwischen 1910 und 1916 vetonte sie die Psalme 24 und 129. Beide Wer-
    ke dauern nur wenige Minuten. Im 130. Psalm Du fond de l’abîme erweiterte Boulan-
    ger den Umfang des Textvortrags um ein Vielfaches. Während die Verse 3 und 4 ohne
    ausgedehnte Wiederholungen auskommen, wird durch die permanente Repetition der
    Verse 1 und 2 der verzweifelnd-anrufende Charakter besonders gewichtet. Der gros-
    se Orchesterapparat und die Orchesterbehandlung stehen dabei ganz in der französi-
    schen Tradition, in der nicht einzelne Klangfarben isoliert auftreten, sondern ständige
    Wechsel verschiedener Klangmischungen im Vordergrund stehen.

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Psaume 130 – Du fond de l’abîme                                                       Ab hier überlagern sich verschiedene
     Du fond de l’abîme                         Aus der Tiefe des Abgrunds                 Chorgruppen und die Solisten:
     je t’invoque, Iahvé;                       rufe ich, Herr, zu dir;
     Adonaï, écoute ma prière! Ah!              Herr, höre mein Gebet! Ah!                 CHOR
     Que tes oreilles soient attentives         Lass deine Ohren merken                    Mon âme espère en Iahvé,                 Ich harre des Herrn; meine Seele harret,
     aux accents de ma prière.                  auf die Stimme meines Flehens!             j’espère en Iahvé,                       ich hoffe auch dich, ich warte auf den Herrn,
                                                                                           j’espère en ta parole,                   ich hoffe auf dein Wort,
     Iahvé, du fond de l’abîme                  Herr, aus der Tiefe des Abgrunds           j’espère en ta clémence.                 ich hoffe auch deine Vergebung.
     je t’invoque, Iahvé,                       rufe ich, Herr, zu dir,                    Je t’invoque, Iahvé,                     Ich rufe dich an, Herr,
     je crie vers toi:                          ich rufe dich an:                          Adonaï, écoute ma prière!                Herr, höre meine Stimme!
     Iahvé, Adonaï,                             Herr, Herr
     écoute ma prière / ma voix!                höre mein Gebet / meine Stimme!            4 SOPRANI
     Que tes oreilles soient attentives                                                    Israël espère en Iahvé!                  Israel, hoffe auf den Herrn!
     aux accents de ma prière.
     Iahvé, Adonaï, je t’invoque, Adonaï.                                                  SOLI
                                                                                           Car en Iahvé est la miséricorde          Denn bei dem Herrn ist die Gnade
     Du fond de l’abîme                                                                    et l’abondance de la délivrance.         und viel Erlösung bei ihm.
     je crie vers toi, Adonaï.
     Écoute ma prière!                                                                     4 SOPRANI UND SOLO
     Je crie vers toi, Iahvé, Adonaï.                                                      C’est lui qui délivrera Israël           Und er wird Israel erlösen
     Que tes oreilles soient attentives                                                    de toutes ses iniquités.                 aus allen seinen Sünden.
     aux accents de ma prière, Iahvé, Adonaï.                                              Israël espère en la clémence de Iahvé.   Israel, hoffe auf die Vergebung des Herrn!

     Si tu prends garde aux péchés,             Würdest Du die Sünden beachten,            KLEINER CHOR
     qui donc pourra tenir, Iahvé?              Herr, wer könnte bestehen?                 Israël espère en Iahvé!                  Israel, hoffe auf den Herrn!
                                                                                           En Iahvé est la clémence.                Bei dem Herrn ist die Vergebung.
     Du fond de l’abîme
     je crie vers toi, Adonaï (etc.)                                                       CHOR
                                                                                           Du fond de l’abîme je t’invoque,         Aus der Tiefe des Abgrunds
     SOLO                                                                                  je crie vers toi.                        rufe ich zu dir.
     Si tu prends garde aux péchés, Adonaï,     Würdest Du die Sünden beachten,            Car en Iahvé est la miséricorde          Denn bei dem Herrn ist die Gnade
     qui donc pourra tenir, Adonaï, Iahvé?      Herr, wer könnte bestehen?                 et l’abondance de la délivrance.         und viel Erlösung bei ihm.
                                                                                           C’est lui qui délivrera Israël           Und er wird Israel erlösen
     CHOR                                                                                  de toutes ses iniquités.                 aus allen seinen Sünden.
     Adonaï, Iahvé                                                                         Ah, Iahvé, Adonaï!                       Ah, Herr!
     Si tu prends garde aux péchés, Adonaï,                                                Je t’invoque, je crie vers toi.          Ich rufe dich an, ich rufe zu dir.
     qui donc pourra tenir?
                                                                                           KLEINER CHOR
     SOLO                                                                                  Israël espère en Iahvé!                  Israel, hoffe auf den Herrn!
     Mais la clémence est en toi,               Denn bei dir ist die Vergebung,
     afin qu’on te revere.                      dass man dich verehren soll.               CHOR
     Mon âme espère en Iahvé.                   Ich harre des Herrn; meine Seele harret.   Du fond de l’abîme j’espère en toi,      Aus der Tiefe des Abgrunds hoffe ich auf dich,
                                                                                           je t’invoque, Iahvé, Adonaï.             ich rufe zu dir, Herr, Herr.
     J’espère, je compte sur sa parole,         Ich hoffe auf sein Wort,                   Écoute ma prière, Iahvé, Adonaï.         Höre meine Gebete, Herr, Herr
     plus que les guetteurs de la nuit          mehr als die Nachtwächter
     n’aspirent au matin.                       sich nach dem Morgen sehnen.
     Mon âme espère en Adonaï
     plus que les guetteurs de la nuit
     n’aspirent au matin. Adonaï!

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«Sehr geehrter Herr Direktor, dass mein Psalm schwer zu singen ist, wusste ich, dass er   3
     aber auch schwer zu drucken, das konnte ich mir nun gar nicht vorstellen.»
                                                                                               Die Uraufführung von Alexander Zemlinskys (1871 – 1942) Psalm 23 fand am 10. De-
     Alexander Zemlinskys Antwort an den Geschäftsführer der Universal Edition in Wien,        zember 1910 mit dem Philharmonischen Chor unter der Leitung von Franz Schreker im
     Emil Hertzka, im Jahr 1921. Der Komponist drängte, seinen Psalm doch endlich drucken      Wiener Musikverein statt. Der Philharmonische Chor entstand aus der Fusion zweier
     zu lassen. Hertzka zögerte mit dem Argument, dass die Kosten für Druck und Papier in      kleinerer Chöre und umfasste rund 240 aktive Mitglieder. Zemlinskys zehnminütige
     jenen Tagen eher hoch seien, der Gewinn, der sich mit einem solchen Werk erzielen         Psalmvertonung stand allerdings im Schatten des zweistündigen Mammutwerks «Glo-
     liesse, jedoch eher gering.                                                               ria! (Ein Sturm- und Sonnenlied)» des längst in Vergessenheit geratenen Komponisten
                                                                                               Jean Louis Nicodé.

                                                                                               Am 11. Dezember 1910 veranstaltete die Musikzeitschrift «Der Merker» ein Galakon-
                                                                                               zert, dem viel Kulturprominenz beiwohnte (u.a. Carl Moll, Arthur Schnitzler, Arnold
                                                                                               Schönberg). In diesem Konzert gelangten Zemlinskys vier Gesänge nach Texten von
                                                                                               Maurice Maeterlinck zur Aufführung. Im Rampenlicht des Merker-Konzerts stand je-
                                                                                               doch wieder ein anderer: Zemlinskys Schüler Erich Wolfgang Korngold (1897 – 1957),
                                                                                               dessen Klaviertrio op. 1 zum ersten Mal zu hören war.

                                                                                               Zemlinsky selber bereitete in jenen Tagen im Dezember 1910 gerade an der Volksoper
                                                                                               die Wiener Erstaufführung von Richard Strauss’ (1864 – 1949) bahnbrechender Oper
                                                                                               «Salome» vor. Sein Psalm 23 errang immerhin in einem Konzert am 22. April 1912 et-
                                                                                               was mehr Aufmerksamkeit, als er zusammen mit Gustav Mahlers (1860 – 1911) «Das
                                                                                               klagende Lied» erneut vom Philharmonischen Chor unter der Leitung Schrekers auf-
                                                                                               geführt wurde.

                                                                                               Als 19-Jähriger gewann Zemlinsky den jährlichen Klavierwettbewerb der Firma Bösen-
                                                                                               dorfer und damit einen Konzertflügel, besuchte als Student eifrig Konzerte der Wiener
                                                                                               Hofoper, galt wegen seiner eher schwächlichen Konstitution als «waffenunfähig» und
                                                                                               konnte sich umso mehr in seine Kompositionsarbeit stürzen. 1893 trat er dem Wie-
                                                                                               ner Tonkünstlerverein bei, machte im Rahmen eines Konzerts die Bekanntschaft von
                                                                                               Johannes Brahms (1833 – 1897), der ihn für begabt hielt, ihn aber für seine Moderni-
                                                                                               tät kritisierte. Zemlinksy schrieb für München und Wien zwei beachtete Opern und
                                                                                               trat eine erste Stelle als Dirigent am Carlstheater Wien im Jahr 1900 an, welche den
                                                                                               Grundstein zu einer glänzenden Karriere legte, u.a. mit Stationen an der Wiener Volks-
                                                                                               oper und dem Neuen Deutschen Theater in Prag. Zemlinskys heute noch bekanntestes
                                                                                               Werk ist die sinfonische Dichtung «Die Seejungfrau» (1902/03) nach Hans Christian
                                                                                               Andersen.

                                                                                               A lexander Zemlinsky war Kompositionslehrer A rnold Schönbergs (1874 – 1951) und Be-
                                                                                               wunderer der Musik Gustav Mahlers. Mit beiden verband ihn eine Freundschaft. Alexan-
                                                                                               ders jüngere Schwester Mathilde heiratete 1901 Arnold Schönberg. Im Jahr 1900 traf
                                                                                               Zemlinsky auf die zwanzigjährige Alma Schindler und wurde auch ihr Kompositions-
                                                                                               lehrer. Nach einer heftigen Affäre mit ihrem Lehrer heiratete Alma jedoch den rund
                                                                                               doppelt so alten Gustav Mahler, weil sie und ihr nächstes Umfeld die «einfachen» Ver-
                                                                                               hältnisse Zemlinskys verachteten. Er seinerseits war angewidert von der Eitelkeit der

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Salons und von den «von Cliquentum verkalkten Seelen», mit denen Alma verkehrte.            Der Herr ist mein Hirte,
     Kompositorisch verarbeitete er diese Beziehung zu Alma, mit der er in späteren Jahren       mir wird nichts mangeln.
     brieflich verkehrte, in zwei Bühnenwerken – im hocherotischen Einakter «Eine floren-        Er weidet mich auf grüner Aue,
     tinische Tragödie» (1915) nach Oscar Wilde sowie nach dem Ersten Weltkrieg mit «Der         er führet mich zum frischen Wasser.
     Zwerg».
                                                                                                 Er erquicket meine Seele,
                                                                                                 er führet mich auf rechter Strasse
     Nach weiteren erfolgreichen Stationen als Dirigent und Komponist insbesondere in            um seines Namens willen.
     der Tschechoslowakei und Deutschland erlitt seine Karriere mit der Machtübernahme
     der Nazis 1933 einen Bruch. Nach der Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland          Und ob ich schon wandelte
     im März 1938 entschloss sich Zemlinksy mit seiner Familie zur Emigration, zunächst          im finstern Tal,
     nach Prag, Holland und Frankreich und schliesslich in die USA . 1939 erlitt er einen Ner-   fürchte ich kein Unglück.
     venzusammenbruch und einen ersten Schlaganfall, war ab 1940 nach einem erneuten
     Schlaganfall bettlägerig und starb 1942 in der Nähe von New York.                           Denn du bist bei mir,
                                                                                                 dein Stecken und Stab trösten mich.
     Zemlinskys musikalische Sprache blieb zeitlebens tonal, jedoch spitzte er die Harmo-
                                                                                                 Du bereitest vor mir einen Tisch
     nik expressiv zu, so auch im Psalm 23. Typisch für seinen Stil um 1910 ist die besonders
                                                                                                 gegen [im Angesicht] meine Feinde.
     farbige Orchestrierung und die Fülle an motivischen und instrumentationstechnischen
     Details der Partitur. Geradezu tonmalerisch erklingen die «grüne Aue» sowie die be-         Du salbest mein Haupt mit Öl
     reits in einem kurzen Zwischenspiel vorbereitete «Dunkelheit» des «finstern Tals».          und schenkest mir voll ein.
     Zentrale Verse des Psalms sind mit prägnanten musikalischen Motiven gestaltet, die
     nach und nach äusserst kunstvoll miteinander verwoben und polyphon überlagert               Gutes und Barmherzigkeit
     werden. Um grossformal eine ausbalancierte Architektur zu erhalten, wiederholt Zem-         werden mir folgen mein Leben lang.
     linsky mehrere Verse: So beschliesst der erste Vers «Der Herr ist mein Hirte» in sei-       Und ich werde bleiben
     ner schlichten, pastoral-sanften und ausdrucksstarken Melodie der Chorsoprane das           im Hause des Herrn immerdar.
     Werk. Der sechste Vers «Gutes und Barmherzigkeit» erhält eine klanglich geradezu
                                                                                                 Er erquicket meine Seele,
     ekstatische Steigerung und tritt in der Folge zwei weitere Male als Hauptmotiv auf. Der
                                                                                                 er führet mich auf rechter Strasse
     bewusste Verzicht auf Solisten, die besondere Betonung der hohen Stimmen und die            um seines Namens willen.
     hellen Klangfarben sind weitere Merkmale dieser expressiven Psalmvertonung.
                                                                                                 Gutes und Barmherzigkeit
     Die (zumindest) Aargauische Erstaufführung von Zemlinskys Psalm 23 und Boulangers           werden mir folgen mein Leben lang.
     Psalm 130 Du fond de l‘abîme fand im Mai 1998 mit dem Chor der Alten Kanti Aarau
     unter der Leitung von Thomas Baldinger statt. Ich sang damals als Drittklässler im Chor     Der Herr ist mein Hirte,
     mit und seit jenen unvergesslichen Konzerterlebnissen war der Wunsch da, diese un-          mir wird nichts mangeln.
     glaubliche Musik eines Tages selber dirigieren zu dürfen. Auch aus diesem Grund freue
     ich mich ausserordentlich, dass wir – die Aargauer Vokalisten und der Kammerchor
     C21 zusammen mit argovia philharmonic und Susannah Haberfeld – Ihnen heute diese
     grossartigen Werke zusammen mit Poulencs Gloria präsentieren können.

     Michael Schraner

     Vorwiegend benutzte Quellen:
     Musik in Geschichte und Gegenwart (Bärenreiter / Metzler)
     Leopold, Silke: Oratorienführer (Bärenreiter / Metzler)
     Vorwort zur Neuausgabe des Werks von Alexander Zemlinksy

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MITWIRKENDE                                                                              Aargauer Vokalisten
                                                                                              Bereits zum siebten Mal seit der Fusion der Aargauischen Lehrergesangvereinigung
     Susannah Haberfeld, Mezzosopran                                                          und der Aarauer Vokalisten im September 2013 präsentieren die Aargauer Vokalisten
     Susannah Haberfeld absolvierte ihr Gesangs- und Schauspielstudium am Royal               unter der Leitung von Michael Schraner ein Programm, das in seiner ungewohnten Zu-
     Northern College of Music in Manchester. Ihrem Diplom am Schweizerischen Opern-          sammenstellung an Hörgewohnheiten rüttelt und so einen Zugang zu Neuem eröff-
     studio in Biel folgten Engagements am Ensemble Theater Biel/Solothurn sowie in Bern      net. Mit dem Ziel, zwei unterschiedliche Chorkulturen zusammenzuführen und einen
     und Luxemburg. In der Saison 2000/01 sang sie in Aix-en-Provence in Mozarts «Don         homogenen Klangkörper zu formen, wird seit der Neugründung auf Stimmbildung in
     Giovanni» unter Claudio Abbado und Daniel Harding sowie in der «Zauberflöte» in          Gruppen, im Register und mit dem ganzen Chor unter professioneller Leitung grossen
     Rouen, Caen, Padua und Lissabon, 2003 am Theater Hof und in den folgenden Spiel-         Wert gelegt. Die Aargauer Vokalisten konzertieren einmal jährlich. Bestens etabliert
     zeiten am Stadttheater Bern. Weitere Verpflichtungen führten sie nach Dublin, Luzern,    sind mittlerweile neben den traditionellen Abendkonzerten die kommentierten Kon-
     Zürich, Berlin und Wien. Ab der Spielzeit 2007 bis 2010 war Susannah Haberfeld En-       zerteinführungen mit allen Ausführenden sowie das Familienkonzert am Nachmittag.
     semblemitglied der Oper Halle, wo sie u.a. als Cherubino in «Le Nozze di Figaro» sowie
     als Hänsel in Humperdincks «Hänsel und Gretel» zu erleben war. Im November 2010          Kammerchor C21
     war sie in Luzern und Bern in Verdis «Requiem» unter Martin Studer zu hören. 2011        2010 gründen Ehemalige der Alten und Neuen Kantonsschulen Aarau den Kammerchor
     folgte ein Engagement an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und im Januar         C21, um so die berührenden und prägenden musikalischen Chorerlebnisse über die
     2012 gab sie ihr Rollendebut von Leokadja Begbick in «Mahagonny» von Brecht/Weill        Schulzeit hinaus weitererleben zu können. Bald erweiterte sich die Gründergruppe um
     an der Oper Tel Aviv unter der Leitung von David Stern. Im Sommer folgte die Titelrol-   junge, ambitionierte Sängerinnen und Sänger aus dem ganzen Kanton. Der Chor erar-
     le in «Sara und ihre Männer» in der Uraufführung von Bruno Strobl am Carinthischen       beitet eigene Programme, ist aber auch immer wieder in Koproduktionen zu hören. Der
     Sommer 2012. Neben ihrer Operntätigkeit tritt sie in Konzerten und Liederabenden         Schwerpunkt des Repertoires liegt im klassischen Bereich, wobei auch stilübergrei-
     im In- und Ausland auf und konnte sich auch im Bereich Regie und als Projektleiterin     fende Klangexperimente mit improvisatorischen Elementen zum Tragen kommen. C21
     sozialer Theaterprojekte profilieren.                                                    nahm 2015 an der Masterclass Chor mit Paul Phoenix in Boswil teil und führte bereits
                                                                                              zweimal den Konzerttag «C21 unterwegs» mit mehreren programmatisch durchkom-
     Nadia Bacchetta, Orgel                                                                   ponierten Kurzkonzerten in Aarau durch. Einmal jährlich treffen sich die Sängerinnen
     Nadia Bacchetta studierte an der Hochschule der Künste in Bern bei Heinz Balli (Lehr-    und Sänger zu einem Probenwochenende in Ligerz.
     diplom mit Auszeichnung) und Daniel Glaus (Konzertdiplom mit Vertiefungsrichtung
     Interpretation zeitgenössischer Musik). 2009 bis 2011 folgten bei Daniel Glaus der       argovia philharmonic
     Studiengang Master in Specialized Music Performance sowie ein Auslandjahr bei Hans-      Der 1963 als «Aargauer Symphonie Orchester» gegründete Schweizer Klangkörper
     Ola Ericsson in Piteå (Schweden). Nadia Bacchetta ist Organistin an der Stadtkirche in   ist längst zu einem überregional etablierten Berufsorchester herangewachsen. Seit
     Aarau und lebt mit ihrer Familie in Oberdorf/SO.                                         der Saison 2013/14 als argovia philharmonic agierend, prägt das Orchester in seinen
                                                                                              Konzertreihen nicht nur die eigene Heimat musikalisch mit einem breiten Repertoire,
     Michael Schraner, künstlerische Leitung                                                  sondern gastiert auch regelmässig u.a. in der Tonhalle Zürich und im KKL Luzern. Bei
     Nach Schulabschluss an der Alten Kantonsschule Aarau studierte Michael Schraner          der alle drei Jahre stattfindenden Oper Schloss Hallwyl ist das argovia philharmonic
     Schulmusik II und Chorleitung bei Raphael Immoos in Basel. Er erarbeitete ab 2004 als    zudem Hausorchester und hat seit 2016 auch die künstlerische Leitung inne.
     Dirigent des Chores der Neuen Kantonsschule bis 2011 und der Kantorei der Stadtkir-      In der Schweizer Orchesterlandschaft hat sich das argovia philharmonic dank seiner
     che Aarau bis 2012 ein breites Repertoire vom Renaissance-Madrigal bis hin zur Musi-     einzigartigen Struktur seinen eigenen Platz erspielt. Durch die projektbezogene Arbeit
     cal-Bühnenproduktion. Ab 2005 bis zur Fusion zu den Aargauer Vokalisten dirigierte er    bei gleichzeitig fester Besetzung und regelmässiger Konzerttätigkeit hebt sich das ar-
     die Aargauische Lehrergesangsvereinigung ALGV. Den Kammerchor C21 gründete er            govia philharmonic von den ständigen Berufsorchestern ab. Mit dieser Struktur steht
     mit talentierten Ehemaligen der Alten und Neuen Kantonsschulen Aarau 2010. Michael       es wie kein anderes Orchester für das vielfältige, nicht selten projektorientierte pro-
     Schraner unterrichtet seit 16 Jahren Schulmusik an der Alten Kantonsschule Aarau, wo     fessionelle Schweizer Musikschaffen. Regelmässig konzertiert das argovia philharmo-
     er seit drei Jahren auch den Chor leitet. Es ist ihm ein grosses Anliegen, auch weni-    nic mit international bekannten aber auch mit den bedeutendsten Schweizer Künstlern
     ger bekannte Chorliteratur aufzuführen oder berühmte Meisterwerke in durchdachten        oder jungen aufstrebenden Nachwuchstalenten. Beim CD-Label Coviello Classics sind
     Programmkonzeptionen neu zu beleuchten.                                                  in den vergangenen Jahren zahlreiche CDs erschienen. Seit 2001 leitet der britische
                                                                                              Dirigent Douglas Bostock das Orchester als Chefdirigent. Die Saison 2018/19 ist seine
                                                                                              letzte in dieser Funktion.

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LISTE DER MUSIKERINNEN UND MUSIKER                                                        KOMMENDE PROJEKTE
     Violine 1                          Klarinetten                                            Der Kammerchor C21 wird nach der Mitwirkung bei «Aargau singt: Die Schöpfung» im
     Simone Roggen (Konzertmeisterin)   Francesco Negrini (Solo-Klarinette)                    vergangenen Jahr wiederum den Kernchor für ein überregionales Mitsingprojekt stel-
     Giovanni Barbato                   Caroline Inderbitzin*                                  len, diesmal für Aargau singt: The Messiah. Auch die zweite Ausführung von «Aargau
     Eszter Major                       Kathrin Hegele* (Bassklarinette)                       singt» folgt dem gleichen Konzept: Interessierte und versierte Chorsängerinnen und
     Stefan Glaus                                                                              -sänger bereiten sich individuell vor, treffen sich zu zwei gemeinsamen Proben und
     Susanne Dubach                     Fagotte                                                setzen die Musik in einer Generalprobe mit den Solisten und dem Barockorchester
     Nazar Fedyuk*                      Daniel Kühne (Solo-Fagott)                             Capriccio zusammen. Danach folgt bereits die Aufführung am Sonntag, den 1. Sep-
                                        Brigitte Leutenegger (Altern. Solo-Fagott)             tember 2019 in der katholischen Kirche Peter und Paul in Aarau unter der Leitung von
     Violine 2                          Povilas Bingelis* (Kontrafagott)                       Michael Schraner und Dominik Kiefer. Informationen zu Aargau singt: The Messiah auf
     Sergej Novoselić (Stimmführer)                                                            www.capriccio-barock.ch. Weitere Informationen zu C21 auf www.chor-c21.ch
     Eurydice Devergranne               Hörner
     Kathrin Jakob                      Hans-Ulrich Wopmann (Koord. Solo-Horn)                 Die Aargauer Vokalisten führen zusammen mit dem Chor der Alten Kantonsschule Aarau
     Lisa Öberg                         Thomas Zimmermann                                      am 6. und 7. März 2020 das Requiem von Wolfgang Amadé Mozart in der Stadtkirche
     Doris Dubach*                      Joseph Koller                                          Aarau gemeinsam mit dem Barockorchester Capriccio auf. Ausserdem gelangt für dieses
                                        Wolfgang Drechsler                                     Projekt ein Werk von Gaudenz Werner Wigger (*1998, Student in der Kompositionsklasse
     Viola                                                                                     von Dieter Ammann an der Musikhochschule Luzern) zur Uraufführung. Die Proben der
     Andreas Fischer (Solo-Viola)       Trompeten                                              Aargauer Vokalisten beginnen am 14. Oktober 2019. Geprobt wird montags von 19.30
     Beat Marthaler (Stv. Stf.)         Marc Jaussi*                                           bis 21.30 in Aarau. Informationen und Anmeldung unter www.aargauer-vokalisten.ch
     Xiao Bürgi-Ma                      Corrado Bossard
     Katarzyna Duź-Bielec               Willi Röthenmund*

     Violoncello                        Posaunen
     Regula Schüpbach (Stv. Stf.)       Patrick Fischer*                                                                                        Fr, 14.06.19, 19.00 Uhr | Baden Hof am Theaterplatz
     Nico Prinz                         Sarah Zemp                                                                                              Hofkonzert am Theaterplatz
     Giulia Ajmone-Marsan               Christoph Bolliger
                                                                                     Veranstaltungen
                                                                                                                                                Musiker des argovia philharmonic
     Tigran Muradyan                                                                                                                            Walter Küng Lesung
                                        Tuba
                                                                                     im Mai und Juni
                                                                                                                                                Klänge und Worte unter freiem Himmel
     Kontrabass                         Pius Wey (Solo-Tuba)
     Giulio Rubino (Solo-Kontrabass)
                                                                                                                                                Di, 18.06.19, 19.30 Uhr | Lenzburg Schlosshof Lenzburg
     Elmar Kremsa                       Pauken
                                        Ramon Kündig (Solo-Pauke)                    Do, 23.05.19, 19.00 Uhr | Safenwil RIBAG Licht AG          Opening night «1803»
     Flöten                                                                          Musik und Licht                                            argovia philharmonic
     Miriam Terragni (Solo-Flöte)       Schlagzeug                                                                                              Oliver Schnyder Klavier | Douglas Bostock Leitung
                                                                                     Musiker des argovia philharmonic
     Barbara Stoessel-Gmür (Piccolo)    Pascal Iten (Solo-Schlagzeug)                Lisa Stepf Konzeption und Künstlerische Leitung
                                                                                                                                                argovia philharmonic gibt sein Lenzburgiade-Debüt
     Caroline Werba-Spycher*            Ricardo Marini*                              Licht, Musik und Architektur im Wechselspiel
                                                                                                                                                Sa, 22.06.19, 18.00 Uhr | Würenlos Weingut Bick
     Oboen                              Harfen                                       Fr, 07.06.19, 20.00 Uhr | Wettingen Sporthalle Tägerhard   Wein hören – Musik schmecken
     Sergio Simón Álvarez (Solo-Oboe)   Lea Magdalena Knecht (Solo-Harfe)
                                                                                     Sechs Menschen                                             Streichquartett des argovia philharmonic
     Judith Buchmann (Englischhorn)     Xenia Schindler*                                                                                        Lisa Stepf Konzeption und Moderation
                                                                                     Musiker des argovia philharmonic | Schülerin-
     Gerhard Gloor                                                                                                                              Wie verändert Musik unsere Geschmackssinne?
                                                                                     nen und Schüler der Schule Zehntenhof Wet-
                                        Celesta                                      tingen | Aargauer Theaterschaffende | Adrian
                                        Riccardo Bovino*                             Zinniker Co-Leitung, Musikalische Leitung | Anna           Fr, 28.06.19, 19.30 Uhr | Wettingen Busdepot RVBW
     ZuzügerInnen*                                                                   Papst Co-Leitung, Endregie | Eva Welter Co-Lei-
                                                                                     tung, Theaterpädagogik                                     Last Night
                                                                                     Ein musiktheatrales Gesamtkunstwerk ausgehend vom          argovia philharmonic | Projektchor Last Night
18                                                                                   Kinderbuch «6 Männer» von David McKee und Mauri-           Douglas Bostock Leitung
                                                                                     cio Kagels «Zehn Märsche um den Sieg zu verfehlen»         Die britische Klassik-Party im Aargau
                                                                                                                                                                                           Infos & Tickets
                                                                                                                                                                                         argoviaphil.ch
In Zusammenarbeit mit

      Wir danken unseren privaten Gönnern sowie
folgenden Institutionen für die finanzielle Unterstützung

                                                 Hans und Lina
                                                Blattner-Stiftung
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