Frauen predigen - Pfarrei Forum

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Frauen predigen - Pfarrei Forum
08/2021
                                                 Pfarrblatt Bistum St.Gallen
                                                      www.pfarreiforum.ch

Frauen predigen
Aus dem kirchlichen Alltag        Margrit Stadler-Egli blickt
sind Frauen nicht wegzudenken.    ­zurück
Darauf macht die Aktion           Seiten 6–7
«Helvetia predigt!» aufmerksam.   Neue Gesetze für Palliative Care
Seiten 3 –5                       Seiten 10–11
Frauen predigen - Pfarrei Forum
Editorial                                                  Inhalt
Die frohe Botschaft von Jesus ist schon fast 2000 Jah-     THEMA
re alt. Eigentlich ist darüber schon alles gesagt, oder?
Mitnichten! Vor allem Frauen ergreifen nachwievor          «Am Ende geht es
in den Gottesdiensten viel zu selten das Wort. Dabei       immer um Liebe
waren es Frauen, denen am Grab die Erstverkündung          und Angst»
                                                           Seiten 3 – 4
von der Auferstehung Jesu anvertraut wurde – und
diese Frauen gaben die Botschaft an die Jünger wei-        Freude auf mehr
ter. Und auch schon im Alten Testament ist zu lesen,       Frauenpower
                                                           Seite 5
dass Gott Männer und Frauen zu Propheten bezie-
hungsweise zu Prophetinnen (Joel 3,1) berief.              Mit Herzblut und
                                                           Überzeugungskraft
Frauen sollen öffentlich sprechen. Frauen sollen           Seiten 6 – 7
predigen. Dazu rufen Kirchenfrauen mit der ökume-
nischen Aktion «Helvetia predigt!» auf. An diversen        «Den Kindern
Orten wird am 1. August die Sonntagspredigt Frauen         ­etwas mitgeben»
                                                           Seite 8
übertragen. Schliesslich feiert die Schweiz 2021 ein
besonderes Jubiläum: 50 Jahre Frauenstimmrecht.            «Die Auflösung fiel
Am Nationalfeiertag sollen deshalb überall dort Frau-      uns sehr schwer»
                                                           Seite 9
en zu Wort kommen, wo noch immer überwiegend
Männer stehen. Setzen Frauen in ihren Bibelauslegun-       «Palliative Care
gen andere Akzente als ihre männlichen Kollegen?           steht ganz oben
Haben sie unterschiedliche Herangehensweisen beim          auf der Agenda»
Schreiben? Es lohnt sich hinzuhören – nicht nur am         Seiten 10 – 11
1. August.

                                                           Leserfrage
                                                           Seite 11

                                                           Kinderseite
                                                           Seite 12

                                                           Nachrichten
                                                           Seite 13

                                                           Medientipps & Agenda
                                                           Seiten 14 – 15

Rosalie Manser                                             Meine Sicht
                                                                                  Titelbild: Ana Kontoulis

Redaktorin                                                 Seite 15
manser@pfarreiforum.ch

                                                           Zu Besuch in …
                                                           Seite 16

2          P FA R R E I F O RUM
Frauen predigen - Pfarrei Forum
HELVETIA PREDIGT

«Am Ende geht
es immer um
­Liebe und Angst»
 Eveline Strübi        →
­s tudiert seit
 ­einem Jahr
­Theologie und
  kann sich gut
  ­vorstellen,
­irgendwann ihre
   eigenen Predigten
   zu schreiben.

Text: Rosalie Manser
Bild: Regina Kühne

Predigen ist nach wie vor eine Männerdomäne. Die ökumenische Aktion «Helvetia predigt!»
macht auf dieses Missverhältnis aufmerksam. Eine, die es sich künftig gut vorstellen kann, in
Heiligen Messen das Evangelium zu verkünden, ist die gebürtige Zuzwilerin Eveline Strübi.

E
         ine über 2000 Jahre alte Schrift Woche für      setzt sie sich intensiv mit dem Evangelium ausein-     viele empathische, offene Frauen und Männer ken-
         Woche so aufzuarbeiten, dass sich in ihr        ander und damit, wie dieses zeitgemäss und lebens-     nen. Das fing als Kind mit unserem herzlichen Dorf-
         auch Menschen im 21. Jahrhundert wieder-        nah aufbereitet werden kann. Dabei ist für Eveline     pfarrer an und setzt sich nun fort. All die guten Be-
finden, ist eine hohe Kunst. «Aber genau darauf          Strübi die Frauenfrage rund ums Predigen völlig        gegnungen waren nicht zuletzt einer der Gründe,
kommt es meiner Meinung nach bei einer guten             müssig: «Es sollte längst so sein, dass die Diversi-   weshalb ich mich für das Theologiestudium ent-
Predigt an», hält Eveline Strübi fest. Für die 42-Jäh-   tät auch auf der Kanzel und hinter dem Ambo ab-        schieden habe», so die gelernte Sozialpädagogin.
rige ist die Thematik «Predigt» aktuell. Sie hat ge-     gebildet wird.» Persönlich hat die gebürtige Zuzwi-    Im Bistum St.Gallen spürt sie einen liberalen Geist.
rade ihr erstes Jahr an der Theologischen Hoch-          lerin innerhalb der Kirche viele gute Erfahrungen      Innerhalb dieses progressiven Spielraums fühlt sie
schule Chur absolviert. Innerhalb ihres Studiums         gemacht: «Ich lernte im kirchlichen Umfeld sehr        sich auch als Frau getragen und ernstgenommen.

                                                                                                                                                                   3
Frauen predigen - Pfarrei Forum
HELVETIA PREDIGT

Brücke über 2000 Jahre bauen                           dort mitzusprechen wo wir aus unseren eigenen         Keine Mühe öffentlich zu
Eveline Strübis Glauben ist geprägt von der igna-      Erfahrungen schöpfen können. Insbesondere in          sprechen
tianischen Spiritualität. «Der Glaube lebt für mich    einer Predigt scheint es mir wichtig, ein Thema       In ihren bisherigen beruflichen Tätigkeiten als
durch Begegnungen, durch Gespräche und durch           auszuwählen, zu dem die Sprecherin oder der           Sozialpädagogin gehörten für Eveline Strübi im-
stetiges in sich Hineinhorchen. Oder wie es Igna-      Sprecher erfahrungsbezogen predigen kann. Ich         mer wieder auch Führungsaufgaben und damit
tius sagte: ‹Gott in allen Dingen su-                                                                                      auch Auftritte vor vielen Menschen
chen und finden›. Diese lebendige                                                                                          dazu. «Wenn ich vorbereitet bin,
Form sollte sich meiner Meinung         «Die Diversität sollte längst                                                      macht mir das Sprechen vor ande-
nach auch in der Kirche während ei-                                                                                        ren Menschen keine Mühe.» Wo und
ner Predigt spiegeln.» Ein stimmige
                                        auch auf der Kanzel und                                                            in welcher Funktion die 42-Jährige
Predigt ist für Eveline Strübi eine,    ­hinter dem Ambo abgebildet                                                        sich künftig im Bistum St.Gallen en-
die bei den Menschen nachhallt.                                                                                            gagieren wird, ist noch offen. Sie
«Wenn es der Predigerin oder dem
                                         sein.»                                                                            kann sich gut vorstellen, dass sie ir-
Prediger gelingt, das Wort Gottes so                                                                                       gendwann einmal selbst hinter dem
aufzuarbeiten, dass sich die Zuhörerin oder der        glaube, das ist ein wichtiger Schlüssel, damit eine   Ambo zu «ihrer» Gemeinde spricht. «Die Heilige
Zuhörer daraus etwas für das eigene Leben her-         Predigt authentisch und echt wird.»                   Schrift birgt eine so unglaubliche Kraftquelle in
auspicken kann, hat sie oder er einen tollen Job                                                             sich. Diese Weisheiten im Hier und Jetzt, sei es
gemacht.» Den thematischen Bogen zwischen der          Politik nicht ausklammern                             in einem Bibeltreff oder während einer Predigt
Heiligen Schrift und der aktuellen Situation zu        Wie die Akzente in ihren künftigen Predigten          zu teilen, ist einfach ein riesiges Geschenk. Die-
schlagen, ist dabei zentral. «Mit den eigenen Wor-     aussehen werden, ist für Eveline Strübi nach ei-      ses Gotteswort immer wieder aufs Neue in der
ten die Menschen in ihrer breitgefächerten Diver-      nem Studienjahr noch sehr hypothetisch. Das rie-      Gemeinschaft zu teilen, das inspiriert, belebt und
sität abzuholen, ist meiner Meinung nach das           sige Spektrum, welches das Evangelium bietet,         gibt so viel Kraft. Das finde ich einfach wunder-
Wichtigste und gleichzeitig die grösste Heraus-        komprimiert die angehende Theologin auf zwei          bar. Für diese Verkündigung braucht es alle –
forderung bei einer Predigt. Wenn ich als Zuhö-        Begriffe: Liebe und Angst. «Am Ende fusst jede        Männer und Frauen.»
rerin das Gefühl habe, die Worte wurden für mich       Predigt auf diesen beiden Säulen.» Und wie steht
geschrieben, ist die Predigt rundum gelungen.»         es um die Diskussion, ob Kirche auch politisch
Angesprochen auf die Glaubwürdigkeit, wenn ein         sein darf? «Die Frage ist nicht ob, sondern wie.
katholischer Priester über Eheprobleme redet,          Der christliche Glaube ist viel mehr als eine indi-
hält Eveline Strübi fest: «Gleichgültig ob bei ei-     viduelle Spiritualität. Er übernimmt auch Verant-
ner Predigt oder in sonstigen Gesprächen, bin ich      wortung für die Gemeinschaft. Wir sollten unse-
der Meinung, dass wir Menschen gut daran tun,          re Position vertreten und kundtun.»

                                                      AM 1. AUGUST PREDIGT HELVETIA

                               Was sich für Gläubige in den Bistümern             sieht diese Möglichkeit in Ausnahmefällen vor. Die Bischöfe von
                                             St.Gallen, Basel und teilwei-        Basel und St.Gallen haben unlängst öffentlich Kund getan, dass in
                                                 se im Bistum Chur ganz           ihren Bistümern die so genannte Laienpredigt nicht nur toleriert,
                                                  normal anfühlt, ist in der      sondern erwünscht ist. Mit der ökumenischen Aktion «Helvetia
                                                  weltweiten katholischen         predigt!» rufen die Kirchenfrauen der Schweiz katholische Pfar-
                                                  Kirche nicht selbstver-         reien, reformierte Kirchgemeinden und christkatholische Pfarrei-
                                                  ständlich: Dass Theolo-         en dazu auf, die Sonntagspredigt am 1. August 2021 Frauen zu
                                                  ginnen die Sonntagspre-         übertragen. An diesem Tag feiert die Schweiz Geburtstag und im
                                                 digt im Gottesdienst             2021 einen ganz besonderen, denn es wird «50 Jahre Frauen-
                  halten. Kirchenrechtlich gesehen ist die Predigt während        stimmrecht in der Schweiz» gewürdigt. In der ganzen Schweiz
                 einer Eucharistiefeier den Priestern und Diakonen vorbe-         sollen am 1. August dort, wo noch immer überwiegend Männer
                 halten. Immer mehr Bischöfe beauftragen aber auch Män-           stehen, Frauen zu Wort kommen. Mit «Helvetia predigt!» werden
                 ner und Frauen, die Theologie studiert haben, jedoch             Frauen in der Kirche sichtbar gemacht und die Kirche so gezeigt,
                 nicht geweiht sind, zum Predigtdienst. Das Kirchenrecht          wie sie ist: divers.

4            P FA R R E I F O RUM
Frauen predigen - Pfarrei Forum
HELVETIA PREDIGT

Freude auf mehr Frauenpower
Inspiration für eine Predigt finden und gegen Lampenfieber ankämpfen: Petra Oehninger (sie-
he Titelbild) erzählt, was zum Predigen alles dazugehört und wie sie mit Vorurteilen umgeht.
Die 49-Jährige arbeitet seit 14 Jahren als Seelsorgerin in der Region Werdenberg.

F                                                     E                                                    N
Inspiration                                           Überzeugung                                          Die Predigt
        ür eine gute Predigt brauche ich eine zün-             s gibt immer wieder Situationen in der               ach einer Predigt erhalte ich von den
        dende Idee. Und diese habe ich meistens                seelsorgerischen Tätigkeit, bei denen ich            Mitfeiernden regelmässig Rückmeldun-
        nicht dann, wenn ich in meinem Büro am                 gefragt werde, ob ich das überhaupt tun              gen. Meist sprechen mich jene Perso-
Schreibtisch sitze und krampfhaft überlege.           dürfe. Dann antworte ich, dass ich es sonst nicht    nen an oder schreiben mir ein Mail, denen mei-
Wichtiger sind für mich Situationen und Assozi-       machen würde.» So oder so bin ich froh, in einem     ne Predigt gefallen hat. Manchmal sind auch
ationen aus dem Alltag. Ich kann beispielsweise       liberalen Bistum zu arbeiten. Etwas anderes          kritische Stimmen darunter, aber Kritik bringt
einen Krimi lesen und auf einmal weiss ich, wel-      könnte ich mir auch nicht vorstellen. Natürlich      mich weiter. In den ländlichen Pfarreien wie
ches Thema ich in meiner nächsten Predigt auf-        ist die Frage berechtigt, wieso ich für die katho-   Gams oder Sennwald predige ich immer auf
greifen möchte. Auch im Stall bei meinen Geis-        lische Kirche arbeite, obwohl Männer und Frau-       Schweizerdeutsch, im multikulturellen Buchs
sen und Hühnern finde ich Ruhe und Abwechslung        en dort nicht gleichberechtigt sind. Meine Moti-     hingegen auf Hochdeutsch. Ausserdem versuche
zu meinem Alltag als Seelsorgerin. Ein freier Kopf    vation ist, mich an der Basis einzusetzen und        ich immer, mich auf andere Lebenswelten ein-
ist für mich aber genauso wichtig wie Zeitdruck.      durch mein Handeln etwas zu verändern und zu         zulassen und aktuelle Themen aufzugreifen. So
Etwa vier Tage bevor ich eine Predigt halte, fängt    bewegen. Als wir in der Seelsorgeeinheit von der     kann zum Beispiel schon einmal ein landwirt-
es in meinem Kopf an zu rotieren. Dann befasse        Aktion «Helvetia predigt!» am 1. August erfuh-       schaftlicher Aspekt Inhalt meiner Predigt sein.
ich mich auch mit der entsprechenden Stelle im        ren, meinte Pfarrer Erich Guntli, damit sei klar,    Das wird geschätzt. In einer meiner jüngsten
Evangelium und den Lesungen, die im Sonntags-         dass ich oder meine Kollegin die Predigt über-       Predigten habe ich das Thema ‹ehrenamtliches
gottesdienst gelesen werden. Zum Spannendsten         nehmen werden. Da sich das aber mit unser bei-       Engagement› aufgegriffen. Die Idee dazu hatte
gehört für mich dabei, mich mit verschiedenen         der Ferien überlappt, muss er nun in die Bresche     ich, weil wir endlich unser Mitarbeiteressen
Auslegungen und Übersetzungen der jeweiligen          springen. Ich arbeite seit 26 Jahren in der Seel-    durchführen konnten, das wir wegen Corona so
Bibelstelle zu befassen. Einerseits finde ich den     sorgeeinheit Werdenberg. Zunächst war ich Re-        lange verschieben mussten. Die zahlreichen Eh-
historischen Kontext unglaublich interessant, an-     ligionspädagogin, seit 2007 bin ich Seelsorgerin.    renamtlichen gehören zum Wertvollsten für
dererseits ist es der Bezug zur Gegenwart, der        Diesen Sommer wird unser Team mit einer jun-         eine Kirche. Wer nur die Profis wertschätzt, der
mich fasziniert. Mich mit den verschiedenen Tex-      gen Seelsorgerin direkt ab Studium erweitert. Ich    muss sich nicht wundern, wenn auf einmal die
ten auseinandersetzen zu können, ist für mich         freue mich auf mehr Frauenpower. Denn generell       ganze Basis fehlt.»
der spannendste Teil am Predigen.»                    gilt: Je diverser ein Team zusammengesetzt ist,
                                                      umso besser kann es auf die verschiedenen Le-        Aufgezeichnet: Nina Rudnicki
                                                      benswelten der Kirchenmitglieder eingehen.»

A
Lampenfieber                                                                                               Bild: Ana Kontoulis
         uf das Predigen selbst würde ich hinge-
         gen am liebsten verzichten. Zu wissen,
         dass ich bald wieder vor Menschen spre-
chen werde, verursacht bei mir Lampenfieber und
                                                       Viele ihrer          →
ich bin schon am Tag davor nervös. Sobald der         ­Predigten schreibt
Gottesdienst beginnt, sind aber alle Ängste wie        Petra Oehninger
verflogen. Trotzdem schreibe ich mir zur Sicher-       zuhause am
                                                       ­Küchentisch statt
heit alles auf, was ich sagen werde. Vor einigen        im Büro.
Jahren predigte ich im Altersheim und als ich an
die Stelle mit dem Glaubensbekenntnis kam, da
war es wie weggeblasen. Unter den Mitfeiernden
sassen zwei Frauen, die regelmässig in die Gottes-
dienste kamen. Sie schauten mich an und sagten,
ihnen sei das Glaubensbekenntnis gerade auch
entfallen. An solche Erlebnisse denke ich schmun-
zelnd zurück. Ich bin eine Person, die gerne über
ihren eigenen Schatten springt und Dinge wagt.
Bevor ich eine Predigt halte, gebe ich sie immer
meinem Mann zum Lesen. Ich kann mich auf sei-
ne Meinung verlassen. Wenn er etwas als zu theo-
logisch oder zu unverständlich empfindet, dann
überarbeite ich die Stelle noch einmal. Er sagt oft
auch zu mir, man müsste mich und mein Lampen-
fieber einmal vor einer Predigt erleben, so selbst-
sicher wie ich vorne in der Kirche wirke.»

                                                                                                                                                         5
Frauen predigen - Pfarrei Forum
AKTUELL

Mit Herzblut und
­Überzeugungskraft
Nach 22 Jahren tritt Margrit Stadler-Egli Ende des Jahres von ihrem Amt als Administrations-
rätin zurück. Im Gespräch mit dem Pfarreiforum erzählt die Bazenheiderin von ihren heraus-
forderndsten und glücklichsten Momenten in ihrer Amtszeit, in welche Rollen sie am liebsten
schlüpft und was sie jungen Frauen rät.

W
             enn du etwas willst, musst du nach      Später Polit-Einstieg                                 gaben passten besser zu meinem Naturell und
             vorne und für deine Anliegen einste-    Margrit Stadler schlug alles andere als einen vor-    meiner Person. Auch wenn ich eine Kämpferin
             hen», sagt Margrit Stadler, «du         gezeichneten Weg ein. Der Einstieg in die Politik     bin, ist mir die Harmonie wichtig. In Bern hätte
darfst dich nicht in der zweiten Reihe verstecken.   erfolgte erst spät, nach der Familienphase, als die   schon ein anderer Wind geweht.»
Das habe ich schon in meinem Elternhaus ge-          zwei Kinder erwachsen waren. Sie wird in den
lernt.» Sie wächst auf einem Bauernhof auf. «In      St.Galler Kantonsrat gewählt – als Polit-Newco-       Viele emotionale Momente
einem durchaus patriarchalen System», merkt sie      merin. «Meine einzige politische Erfahrung wa-        In 22 Jahren als Administrationsrätin habe sie
an. Drei Jahre Sekundarschule? «Das hielten mei-     ren das GPK-Mandat in der Schulgemeinde, das          viele emotionale Momente erlebt: «Ich denke zum
ne Eltern für mich als Mädchen nicht notwendig.»     Präsidium im Spitex-Verein und die Mitarbeit im       Beispiel an die Altarneugestaltung in der Kathe-
Die ehemalige Gähwilerin setzte sich durch und       Pfarreirat», merkt sie an. Fast zeitgleich mit der    drale – das war ein langer und sehr emotionaler
absolvierte schliesslich auch die Ver-                                                                                    Prozess.» Die 200-Jahr-Feier der
waltungslehre. Als sie das kürzlich                                                                                       flade, die Wahl und Weihe von Bi-
bei einem Jubiläumsanlass zum Frau-
                                         «Es gelingt nur, wenn                                                            schof Markus Büchel – der Admi-
enstimmrecht am St.Galler Gallus-        du selbst von etwas ganz                                                         nistrationsrat und das Kollegium
Schulhaus (Meitle-Flade) den Schüle-                                                                                      des Katholischen Konfessionsteils
rinnen erzählte, hingen ihr diese an
                                         überzeugt bist.»                                                                 des Kantons St.Gallen sind bei der
den Lippen: «Heute können sich die                                                                                        Wahl des St.Galler Bischofs dabei.
Schülerinnen das kaum mehr vorstellen, wir le-       Kandidatur für den Administrationsrat steht           Das ist weltweit einzigartig. In ihre Amtszeit fiel
ben heute in einer komplett anderen Welt.» Den       auch die Kandidatur für ein Nationalratsmandat        auch die Revision der Verfassung mit der Einfüh-
Schülerinnen gab sie mit: «Egal ob damals oder       als Option im Raum: «Rückblickend bin ich froh,       rung des Ausländerstimmrechtes und der Volks-
heute, es ist nach wie vor wichtig, für etwas zu     dass ich mich für den Administrationsrat ent-         motion, der Aufbau der Domsingschule und vie-
kämpfen und für ein Anliegen einzustehen.»           schieden habe», sagt die 65-Jährige, «diese Auf-      les mehr. Am meisten Herzblut steckte Margrit

                                                                                                                                      →     Margrit Stadler-
                                                                                                                                            Egli konnte für die
                                                                                                                                            «Flade» eine
                                                                                                                                           ­zukunftsfähige
                                                                                                                                            Lösung finden.

6            P FA R R E I F O RUM
Frauen predigen - Pfarrei Forum
AKTUELL

                                                                                                            das an?», sagt Margrit Stadler. Sie habe sich als
                                                                                →    Impressionen aus
                                                                                     der Amtzeit von        Frau in der katholischen Kirche immer willkom-
                                                                                     Margrit Stadler.
                                                                                     22 Jahre lang          men und respektiert gefühlt: «Für mich steht die
                                                                                     ­gestaltete sie Kir-   Ortskirche im Vordergrund, hier lebe ich und en-
                                                                                      chenentwicklung       gagiere ich mich – und hier hat es für mich im-
                                                                                      mit.
                                                                                                            mer gestimmt.» Sie finde es wichtig, dass Frauen
                                                                                                            sich für die Gleichberechtigung in der Kirche ein-
                                                                                                            setzen. «Gleichzeitig sollte man auch sehen und
                                                                                                            schätzen, was im Bistum St.Gallen alles möglich
                                                                                                            ist: In der Seelsorge, in den Gremien und auch im
                                                                                                            Administrationsrat sind die Frauen heute ganz
                                                                                                            selbstverständlich vertreten.»

                                                                                                            Spanisch lernen
                                                                                                            «Ich erreiche mit dem 65. Geburtstag das Pensi-
                                                                                                            onsalter, zudem wurde die 3-jährige Einfüh-
                                                                                                            rungsphase des neuen Flade-Schulmodells diesen
                                                                                                            Sommer abgeschlossen», sagt Margrit Stadler,
                                                                                                            «das ist der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören.»
                                                                                                            Mit dem Rücktritt heisst es für das aktuell amts-
                                                                                                            älteste Mitglied des Administrationsrates auch
                                                                                                            Abschiednehmen von der Stadt St.Gallen – die
                                                                                                            Stadt sei der waschechten Toggenburgerin ans
                                                                                                            Herz gewachsen. Um nah am Geschehen zu sein,
                                                                                                            mietete sie während ihrer Amtszeit eine Zweit-
                                                                                                            wohnung in der Stadt. Sie freue sich auf die Zeit
                                                                                                            danach. «Ich spüre, dass der nächste Lebensab-
                                                                                                            schnitt viel Potenzial für Neues bereithält, dar-
                                                                                                            auf freue ich mich.» Konkrete Pläne will sie noch
                                                                                                            nicht schmieden. Sie freut sich auf mehr Zeit mit
                                                                                                            ihrem Mann, den Kindern und den Enkelkindern.
                                                                                                            «Ich möchte Spanisch lernen», sagt sie. Ihre
                                                                                                            Schwiegertochter, eine gebürtige Mexikanerin,
                                                                                                            möchte ihr nämlich schon lange ihre Heimat zei-
                                                                                                            gen. «Da will ich mich verständigen können.»
                                                                                                            Und für eines soll künftig wieder mehr Zeit sein:
                                                                                                            Das Theaterspielen. Sie spielte in der von ihr mit-
                                                                                                            gegründeten Theatergruppe Bazenheid, später
                                                                                                            gründete sie mit fünf Frauen die „Theaterladies“.
                                                                                                            Bis heute standen sie über vierhundert Mal vor
                                                                                                            Publikum auf der Bühne. Margrit Stadler erzählt
                                                                                                            von den verschiedenen Rollen, die sie übernom-
                                                                                                            men hat: «Der Kapuziner, Petrus oder der Bahn-
                                                                                                            hofsvorsteher … Es waren immer Männerrollen.
                                                                                                            Das war jedes Mal eine besondere Erfahrung.»
                                                                                                            Die Freude der Zuschauerinnen und Zuschauer
                                                                                                            habe ihr viel Kraft gegeben. «Bei diesem Hobby
Stadler aber in ihre Aufgaben als Schulpräsiden-      etwas einzusetzen. «Es gelingt nur, wenn du           konnte ich immer meine Energiequellen wieder
tin der Flade, die sie selbst heute als «mein Kind»   selbst von etwas ganz überzeugt bist.» Margrit        aufladen.» Die scheidende Administrationsrätin
bezeichnet.                                           Stadler bezeichnet die neuen Vereinbarungen           strahlt und man ahnt, dass sie auch in Zukunft
                                                      zwischen der Stadt und der Flade als zukunfts-        in manch unerwartete Rolle schlüpfen wird.
Grosser Mehrwert                                      weisend. Neu steht die Flade allen Schülerinnen
Die Bazenheiderin übernimmt das Präsidium in          und Schülern der Stadt St.Gallen offen, unabhän-      Text: Stephan Sigg
einer schwierigen Phase: Es geht um die Zukunft       gig von ihrer Konfession. Die Flade erweitert ihr     Bilder: Ana Kontoulis / Regina Kühne
der katholischen Schule, es müssen neue Verein-       Angebot und führt auch Real-Klassen. Die Stadt
barungen mit der Stadt verhandelt werden. Ein         übernimmt das Schulgeld für Jugendliche aus der
Prozess, der sich hinzieht und dessen Ausgang         Stadt. «Es ist für die Stadt ein grosser Mehrwert,                   STATIONEN
bis zum Schluss offen ist. «Ich habe das Ziel nicht   dass es eine Schule mit christlicher Prägung
aus den Augen verloren und mir immer wieder           gibt», betont Margrit Stadler, «und die Schule ist       − 1 996–2015 Margrit Stadler-Egli
bewusst gemacht, dass ich Verantwortung für           eine Chance für die Kirche: die Kirche hat einen            politisiert für die CVP im Kantonsrat,
viele Angestellte habe», erklärt sie. «Ich werde      wichtigen Bildungsauftrag. Hier können wir jun-          − 2004 wird sie Kantonsratspräsidentin
nie den Tag vergessen, als ich morgens um sieben      gen Menschen etwas fürs Leben mitgeben.»                 − 2000 Margrit Stadler wird in den
Uhr die achtzig Mitarbeitenden informieren                                                                        Administrationsrat gewählt
konnte: Wir haben eine Lösung gefunden.» Bei          Ortskirche zählt                                         − 2006 Margrit Stadler übernimmt das
den herausfordernden Verhandlungen habe sie           «Oft wurde ich gefragt: Was willst du als Frau              Schulpräsidium der Flade
gemerkt, wie wichtig es ist, sich mit Herzblut für    bei der katholischen Kirche – warum tust du dir

                                                                                                                                                             7
Frauen predigen - Pfarrei Forum
AKTUELL

«Den Kindern etwas mitgeben»
Das neue Schuljahr startet ohne das Fach «ERG Kirchen». Doch in den Pfarreien gibt es neue
Ideen und Projekte. Das Pfarreiforum hat in Uzwil und Gossau nachgefragt.

E
        s wird nicht einfacher, die christliche Bot-
        schaft unter die jungen Leute zu bringen»,
        sagt Martin Rusch, Seelsorger in Gossau.
«Aber es funktioniert besser darüber, den Glau-
ben erlebbar zu machen als Religionsunterricht
wie vor 30 Jahren zu geben.» Rusch gehört zu je-
nem Team in Gossau, das nach dem Aus für das
Schulfach «ERG Kirchen» (siehe Pfarreiforum
01/2021) neue Ersatzangebote ausgearbeitet hat.
Los geht es im neuen Schuljahr nach den Som-
merferien. Angemeldet haben sich rund 40 Ober-
stufenschülerinnen und Oberstufenschüler. Wäh-
rend zwei Jahren werden sie nebst dem
Schulunterricht den Projektunterricht der Pfar-
rei besuchen.

Erlebnis, Gemeinschaft, Feier
Die Jugendlichen könnten dabei zwischen ver-
schiedenen Angeboten in den drei Sparten Erleb-
nis, Gemeinschaft und Feier auswählen und sich
so ihren Unterricht selbst zusammenstellen. So
können sie beispielsweise von Rapperswil nach
Einsiedeln pilgern und dort die Klosterkirche be-           Die Glaubensgemeinschaft erlebbar machen wie im Schülertreff Click in ­Niederuzwil:
                                                       →

sichtigen, einen Nachmittag zusammen mit                    Dort war auch schon die Clownfrau Geronima Fröhlich zu Besuch.
Flüchtlingskindern gestalten, den Alltag einer
Person im Rollstuhl kennenlernen oder Zeit mit
Seniorinnen und Senioren während eines Spiele-         er beinhalten. Das erste Atelier findet bereits am       Überraschung in der Kirche
nachmittags verbringen. Auch Besuche in der            11. September statt. An diesem wird die Hochzeit         Auch für die älteren Kinder und Jugendlichen ist
Gassenküche St.Gallen und von Rorate- und Ju-          zu Kana Thema sein, an der Jesus an einer Hoch-          einiges in Planung. So soll beispielsweise im
gendgottesdiensten stehen auf dem Programm.            zeit Wasser in Wein verwandelte. Ein weiteres            Herbst eine Kleidertauschbörse für die Oberstu-
Einige Angebote waren bereits Teil des Schulfa-        Atelier ist an einem Freitagabend im Dezember            fe stattfinden. Dort können die Jugendlichen
ches «ERG Kirchen», bei anderen handelt es sich        zum Thema Advent geplant.                                Kleider, die sie nicht mehr brauchen, abgeben.
um komplett neue Punkte. «Uns ist es wichtig,          30 Schulstunden sind mit der Abschaffung des             Im Gegenzug bekommen sie eine bestimmte An-
den Jugendlichen auf diese Weise vermitteln zu         Faches «ERG Kirchen» in Gossau weggefallen, die          zahl Sugus, die sie wiederum für andere Klei-
können, dass es sich bei der christlichen Botschaft    Religionslehrpersonen zuvor jährlich mit ihren           dungsstücke eintauschen können. Zudem ist eine
um eine Topbotschaft handelt», sagt Rusch. Mit-        Schülerinnen und Schülern gestalten konnten.             Nacht der Kirchen vorgesehen, in der die Kinder
tels Flyern, die in den Klassen verteilt werden, im    «Mit unseren neuen Angeboten möchten wir das             und Jugendlichen, die von Kirche zu Kirche ge-
direkten Kontakt mit den Jugendlichen und auf          abfedern», sagt Martin Rusch.                            hen, an jedem Ort etwas Spezielles entdecken
ihrer Webseite wird die Pfarrei Gossau auf ihr                                                                  können. Auch die Lichterfeier beschreibt Danie-
neues Angebot aufmerksam machen.                       Ehrenamtliche unterstützen                               la Gremminger als besonderes Erlebnis. Die Fei-
                                                       «Es ist wichtig, die Kirche weiterhin als Lebens-        er startet zunächst mit einer Überraschung in der
Als Atelier gestaltet                                  raum erfahrbar zu machen», sagt auch Daniela             Kirche, wechselt dann in den Wald, wo es ein
Nicht nur für die Jugendlichen der Oberstufe, son-     Gremminger, Seelsorgerin in der Katholischen Kir-        Feuer und Würste gibt, und endet mit einem
dern auch für die Primarschülerinnen und -schü-        che Uzwil und Umgebung. «Bei uns werden nach             Spiel. «Das sind alles sehr niederschwellige An-
ler hat sich das Team in Gossau etwas einfallen        dem Aus des Schulfaches ‹ERG Kirche› aus den frei-       gebote. Aber ihnen ist gemeinsam, dass sie die
lassen. Unter dem Motto «Tankstelle – Dankstel-        gewordenen Lektionen daher Religionslehrperso-           Glaubensgemeinschaft erlebbar machen. Wir ha-
le» sind die jährlich vier halben Tage zusammen-       nen im Bereich Lernort Kirche bezahlt.» Einige der       ben den Kindern etwas mitzugeben», sagt sie.
gefasst, an denen die Kinder die Kirche als zent-      Angebote gebe es schon länger. Andere Angebote           Umso wertvoller sei es, die freigewordenen per-
ralen Ort der Gemeinschaft kennenlernen können.        würden hingegen neu aufgegleist oder stärker ge-         sonellen Kapazitäten nun in diese Bereiche und
«Das Spezielle ist, dass sich dieses Angebot nicht     führt. Als Beispiel nennt Daniela Gremminger die         in Anlässe wie das Bibelfest, den Versöhnungs-
nur an Kinder richtet, sondern ganz bewusst an         Kinderfeiern, die bislang ehrenamtlich organisiert       weg sowie in den Jugendtreff Enjoy it und den
alle Personen zwischen 0 und 99 Jahren», sagt          wurden. Neu wird das zuständige freiwillige Team         Schülertreff Click investieren zu können.
Rusch. Die halben Tage seien inhaltlich wie Ateli-     durch eine Katechetin unterstützt. «Das ermög-
ers gestaltet und würden jeweils einen Kateche-        licht es uns, viel flexibler auf die verschiedenen Be-   Text: Nina Rudnicki
seteil sowie ein gemeinsames Essen und eine Fei-       dürfnisse der Familien einzugehen», sagt sie.            Bild: zVg.

8            P FA R R E I F O RUM
Frauen predigen - Pfarrei Forum
AKTUELL

«Die Auflösung fiel uns
sehr schwer»
Die unabhängige Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerrecht Ostschweiz (BAAO) gehört
der ­Geschichte an. Der Verein wurde an der Hauptversammlung Mitte Juni aufgelöst.
Mit ­Hannelore Fuchs und Josef Wirth verstarben in nur anderthalb Jahren zwei ­tragende Vor-
standsmitglieder.

D
         ie Beobachtungsstelle für Asyl- und Aus-   nelore Fuchs und Pfarrer Josef Wirth zwei tra-      ganisation zu sichern. «Adäquaten Ersatz für die
         länderrecht (BAAO) ist 2004 aus einem      gende Säulen des Vorstands. «Hannelore Fuchs        enormen Freiwilligendienste der beiden zu fin-
         Runden Tisch der CaBi-Anlaufstelle ge-     war die Seele der Beobachtungsstelle. Sie setzte    den, ist uns nicht geglückt. Insbesondere eine ju-
gen Rassismus hervorgegangen und hat 2008 den       sich unermüdlich für die Rechte der durch das       ristische Fachperson zu finden, wie es Hannelo-
Betrieb mit der Geschäftsstelle in St.Gallen auf-   Asyl- und Ausländergesetz benachteiligten Men-      re Fuchs war, die kostenlos so viele asylrechtliche
genommen. Die Gründung fiel in eine Zeit, als die   schen ein», betont Ana Paredes. Die Mitbegrün-      Einzelfälle betreute, dokumentierte und parallel
Asyl- und Ausländergesetzgebung in der Schweiz      derin und langjährige BAAO-Präsidentin habe         dazu noch politische Arbeit leistete, erwies sich
zusehends verschärft wurde. Hauptziel der BAAO      mit ihrem Einsatz und ihrem umfassenden recht-      als Ding der Unmöglichkeit», bedauert Ana Vic-
war es stets, konkrete Lebensgeschichten von        lichen Wissen unglaublich viel bewirkt und de-      toria Paredes, die bereits in ihrer Heimat Ecua-
Asylsuchenden und Ausländern in unserem Land        ren Tod hat eine Lücke aufgetan, die der Vorstand   dor als Juristin Migrationsprojekte betreute. Er-
sichtbar zu machen. «Wir schenkten den Migran-      nicht mehr zu schliessen vermochte. Grosse Fuss-    schwerend dazu kam die Tatsache, dass die
tinnen und Migranten ein offenes Ohr, wenn sie      stapfen hinterliess auch BAAO-Mitbegründer Jo-      Spenden rückläufig waren.
Probleme mit den Behörden hatten und vermit-        sef Wirth, der 2018 auf einer Bergtour verstarb.
telten zwischen den Parteien», fasst Ana Paredes    Er zeichnete massgeblich für das Fundraising ver-   Keine Anlaufstelle mehr
zusammen, welche die BAAO-Geschäftsführung          antwortlich und zeigte insbesondere innerhalb       Die finanziellen und personellen Engpässe sorg-
2017 übernommen hat und seit 2020 auch das So-      der beiden Landeskirchen die notwendige finan-      ten schliesslich dafür, dass die Beratungsstelle
lidaritätshaus in St.Gallen leitet.                 zielle Unterstützung auf.                           kapitulieren musste: Die Hauptversammlung vom
                                                                                                        17. Juni dieses Jahres war die letzte des Vereins.
Zwei herbe                                              Kein Ersatz gefunden                            «Wir haben uns die Auflösung alles andere als
Schicksalsschläge                                       Die verbliebenen Vorstandsmitglieder und        einfach gemacht», hält Ana Paredes fest. Wer
Die Beobachtungsstelle wurde in den ver-                    Stellenleiterin Ana Paredes setzten nach    nach der Auflösung der Beratungsstelle hierzu-
gangenen Monaten in ihren Grundfesten                         dem Hinschied von Hannelore Fuchs         lande nun Geflüchteten und Vertriebenen eine
erschüttert: Innerhalb von eineinhalb                          und Josef Wirth alle Hebel in Bewe-      Stimme gibt und sich empathisch und kompetent
Jahren verstarben mit der Juristin Han-                          gung, um den Fortbestand der Or-       für sie engagiert, bleibt vorerst offen.

                                                                                                        Text: Rosalie Manser
                                                                                                        Bild: Ahmad Motalaei

                                                                                                                     BUCH ALS
                                                                                                                   SCHLUSSPUNKT
                                                                                                           Ein letzter Meilenstein der BAAO war in
                                                                                                           diesem März die Publikation des Buchs
                                                                                                           «Mutter, mach dir keine Sorgen, das ist
                                                                                                           eine ganz andere Welt», das noch von
                                                                                                           Hannelore Fuchs projektiert wurde. Im
                                                                                                           Sammelband erzählen elf unbegleitete
                                                                                                           minderjährige Asylsuchende in
                                                                                                           Textportraits von ihrer Flucht und vom
                                                                                                           Leben in der Schweiz. Die Buchvernissage
                                                                                                           wird am 25. September 2021, um 18 Uhr
                                                                                                           nachgeholt. Im «Raum für Literatur» in
                                                                                                           der Hauptpost in St.Gallen lesen die
                                                                                                           Protagonisten aus dem Buch Auszüge
                                                                                                           ihrer persönlichen Geschichte vor.
     Jugendliche, die im Buch «Mutter, mach dir keine Sorgen, das ist eine
→

     ganz andere Welt» ihre persönliche Flucht-Geschichte erzählen.

                                                                                                                                                         9
Frauen predigen - Pfarrei Forum
AKTUELL

«Palliative Care steht ganz oben
auf der Agenda»
Ständerat und Nationalrat wollen die Palliative Care aufwerten. Es gibt viel zu tun.
Der Palliativ-Ansatz ist vor allem bei Krebserkrankungen etabliert. Bei anderen Diagnosen
gibt es Nachholbedarf. Was nun ansteht, erklärt der Ethiker Markus Zimmermann.

 Markus Zimmer-     →                                                                                    gleitung. Denken Sie nur an die Trauerbegleitung
 mann hofft, dass                                                                                        der Angehörigen nach einem Todesfall, die selbst-
 Palliative Care
­ihren kritischen                                                                                        verständlich zum ganzheitlichen Konzept der
 Impetus behält.                                                                                         Palliative Care dazu gehört: hier werden die
                                                                                                         Krankenkassen sicher nicht einspringen; auch
                                                                                                         der Bereich der Seelsorge dürfte aussen vor blei-
                                                                                                         ben. Das heisst allerdings nicht, dass beispiels-
                                                                                                         weise Ärztinnen oder Pflegefachkräfte im Rah-
                                                                                                         men ihrer Zeitbudgets nicht auch sensibel
                                                                                                         reagieren könnten auf spirituelle Nöte ihrer Pa-
                                                                                                         tientinnen und Patienten.

                                                                                                         Warum haben es Krebskranke
                                                                                                         leichter, Leistungen der Pallia-
                                                                                                         tive Care in Anspruch zu neh-
                                                                                                         men?
                                                                                                         Das hat mit der Geschichte von Hospice Care
Das Netzwerk «palliative.ch»                         Menschen im Sinne einer ganzheitlichen Betreu-      und Palliative Care zu tun. Entwickelt hat sich
spricht von einem «Durchbruch                        ung verbessert werden dürften. Im öffentlichen      dieses Verständnis in erster Linie in der Beglei-
für die Palliative Care in der                       Rampenlicht steht jeweils die spezialisierte Pal-   tung von Menschen mit Tumorerkrankungen,
Schweiz». Was genau wurde                            liative Care für Menschen, deren Symptome nur       und noch heute sind viele Aktivitäten und
beschlossen?                                         durch spezifische Massnahmen zu lindern sind.       Strukturen der Palliative Care auf die Onkolo-
Markus Zimmermann*: Im An-                                                                                            gie ausgerichtet oder sind von ihr
schluss an den Ständerat hat nun                                                                                      geprägt. Das hat natürlich auch mit
auch der Nationalrat den Bundesrat     «Ein erster wichtiger politi-                                                  den typischen Verläufen der Tu-
damit beauftragt, gesetzliche                                                                                         morerkrankungen zu tun: oft
Grundlagen zur Finanzierung der
                                       scher Schritt, dem nun viele                                                   bleibt Zeit und Möglichkeit, sich
Palliative Care-Versorgung in der      weitere folgen werden.»                                                        mit dem nahenden Ende auseinan-
Schweiz zu schaffen. Anders formu-                                                                                    derzusetzen, zudem sind die The-
liert: Die Palliative Care-Versorgung steht neu      Tatsächlich geht es jedoch auch um die allgemei-    rapien häufig aggressiv und ihre Anwendung
ganz oben auf der Agenda der Schweizer Gesund-       ne Palliative Care, die alle schwer kranken und     entsprechend heikel.
heitspolitik, ihre Dringlichkeit wird politisch      leidenden Menschen betrifft. Daneben stellen der
wahrgenommen.                                        Aufbau entsprechender Versorgungsstrukturen         Was unterscheidet Seelsorge
                                                     und die Gewährleistung der Koordination der         in der Palliative Care von nor-
Welche Änderung finden Sie                           Versorgung grosse Herausforderungen dar.            maler Seelsorge am Lebensen-
am wichtigsten?                                                                                          de?
Es werden die politischen Weichen gestellt, um       Explizit geht es auch um die                        Normale Seelsorge am Lebensende gibt es wohl
eine palliative Versorgung für möglichst alle Bür-   «Anerkennung von psychoso-                          kaum. Sie ist stets geprägt von der Persönlichkeit
gerinnen und Bürger der Schweiz zu ermögli-          zialen, spirituellen und funktio-                   der seelsorgenden Person sowie der Begegnung
chen. Was das konkret heisst, wird sich zeigen.      nalen Leistungen». Heisst das,                      mit einem konkreten Sterbenden und dessen An-
Es handelt sich zunächst einmal um einen ersten      die Krankenkassen bezahlen                          gehörigen. Auch die Ambiente dürfte wichtig
wichtigen politischen Schritt, dem nun viele wei-    die Spitalseelsorgerinnen?                          sein: findet eine Begegnung auf einer Intensivsta-
tere folgen werden: ein für die Anerkennung und      Wie die gesetzlichen Regelungen genau aussehen      tion oder zu Hause statt? Wie gesagt: Bei der Pal-
Etablierung der Palliative Care schöner Erfolg.      werden, konkret: welche Leistungen in das KVG,      liative Care steht im Zentrum, dass alle profes-
                                                     also die gesetzlich vorgeschriebene gesundheit-     sionellen wie freiwilligen Begleiterinnen und
Was bedeutet das für die Pati-                       liche Grundversorgung, aufgenommen werden,          Begleiter zusammenarbeiten, koordiniert vorge-
entinnen und Patienten ganz                          wird sich zeigen. Leistungen in den Bereichen der   hen, voneinander wissen; das ist sicher nicht das
konkret?                                             psychosozialen und spirituellen Betreuung wer-      Gewohnte für unsere Seelsorgenden. Auch die
Langfristig dürfte dies bedeuten, dass die Versor-   den es dabei schwerer haben als Leistungen im       Idee, offen zu sein für alle möglichen Verständ-
gung von chronisch kranken und sterbenden            Bereich der somatischen und psychiatrischen Be-     nisse und Formen spirituellen Lebens klingt zwar

10           P FA R R E I F O RUM
LESERFRAGE

                                                      Welche Infos erhält
                                                      die Spitalseelsorge?
gut, ist aber alles andere als unumstritten oder
einfach umzusetzen. Hier gilt es, Erfahrungen zu
sammeln, und – wie Paulus sagt – alles zu prü-
fen, und das Gute schliesslich zu behalten.

Menschen möchten oft in den
eigenen vier Wänden sterben.
Heisst das, die Spitalseelsorge
                                                      Bei den Daten der Patientinnen und Patienten handelt es
muss sich verändern – und
                                                      sich um sehr sensible Informationen. Das bedeutet, dass
auch ausserhalb des Spitals
                                                      ich als Spitalseelsorger nicht automatisch Zugriff darauf
wirken?
                                                      habe. Oft kenne ich von einem Patienten oder einer Pati-
Heute sterben 80 Prozent der Menschen in der
                                                      entin nur das Eintrittsdatum mit Adresse, die Station, auf
Schweiz in Spitälern und Heimen. Solange das so
                                                      der sich diese Person befindet, sowie die Konfession, falls
ist, brauchen wir dringend Seelsorgerinnen und
                                                      sie angegeben wurde.
Seelsorger, die in diesen Institutionen tätig sind.
Daneben sind ja auch die Seelsorgerinnen und
                                                      Wieso jemand dort ist, weiss ich nicht. Ich besuche die Patientinnen und Patienten also
Seelsorger in den Kirchgemeinden und Pfarreien
                                                      spontan aufsuchend, wobei wir die verschiedenen Stationen wie etwa die Intensivstatio-
da, die durchaus nach Hause zu den Leuten ge-
                                                      nen, die Palliativstation und Pflegestationen in unserem Team aufgeteilt haben. Wir sind
hen, wenn sie gerufen werden oder um eine Not
                                                      ein Team von reformierten und katholischen Spitalseelsorgerinnen und -seelsorgern, die
wissen.
                                                      rund um die Uhr erreichbar sind. Am Freitagnachmittag ist zudem eine muslimische Be-
                                                      treuungsperson im Kantonsspital St.Gallen im Einsatz.
Wie geht’s nun weiter?
Jetzt ist zunächst der Bundesrat am Zug. Er wird
                                                      Trauer und Angst
wohl Fachleute im Bundesamt für Gesundheit
                                                      Bei meinen Besuchen erlebe ich es sehr selten, dass ein Seelsorge-Gespräch abgelehnt wird.
und den Kantonen damit beauftragen, konkrete
                                                      Häufig löst eine Krankheit viele verschiedene Gefühle wie etwa Trauer oder Angst aus.
Lösungen zu erarbeiten, die dann in Vernehmlas-
                                                      Die Pflegefachpersonen haben in ihrem Berufsalltag oft beschränkte Kapazitäten, um da-
sung gehen. Das dürfte einige Zeit beanspruchen,
                                                      rauf vertieft einzugehen. Darum können wir sie von der Spitalseelsorge darin unterstüt-
ist aber nachhaltig, sobald eine Idee erst einmal
                                                      zen. Mit dem Angebot der Spitalseelsorge und anderen Disziplinen wie Psychosomatik,
gesetzlich geregelt ist. Heute steht im Vorder-
                                                      Psychoonkologie und Sozialdienst werden im Kantonsspital die Patientinnen und Patien-
grund: Palliative Care wird in der Schweiz wahr-
                                                      ten, zusammen mit der Medizin, im ganzheitlichen Sinn behandelt: Körperlich, psychisch,
und ernstgenommen, die Pionierzeit ist abge-
                                                      sozial und seelisch.
schlossen. Im Vergleich zu anderen Ländern zwar
sehr spät, aber das ist jetzt Geschichte.
                                                      Nebst dieser aufsuchenden Seelsorge arbeiten wir im Pikettdienst. Dieser unterscheidet
                                                      sich von der aufsuchenden Seelsorge darin, dass uns meist Pflegefachpersonen anrufen
Welcher Aspekt ist Ihnen noch
                                                      und aufbieten, zum Beispiel bei Krisen, vor Operationen, im Sterben. Während der Coro-
wichtig?
                                                      na-Pandemie haben uns vermehrt Angehörige direkt angerufen, da sie wegen der Corona-
Die Ideen der Palliative Care stossen auf starke
                                                      Massnahmen nicht bei ihren Angehörigen sein konnten. Auch die Gespräche mit den Spi-
Anerkennung aufgrund ihrer Bedeutung am un-
                                                      talmitarbeitenden haben in dieser Zeit zugenommen, da die Stationen vermehrt mit
mittelbaren Lebensende, also in der Versorgung
                                                      Todesfällen konfrontiert wurden.
sterbender Menschen. Das ist wichtig, aber nicht
alles: im Kern geht es ja um eine Kritik an einer
                                                      Persönliche Glaubensüberzeugung respektieren
Gesundheitsversorgung, die einseitig an der
                                                      Wir respektieren die persönliche Spiritualität, Glaubensüberzeugung und Religion der Pa-
Machbarkeit ausgerichtet ist und die Medizin als
                                                      tientinnen und Patienten und werden zu Menschen verschiedenen Alters gerufen. Auf
eine Reparaturwerkstatt einzelner Organe oder
                                                      Wunsch vermitteln wir auch den Kontakt zu den Seelsorgerinnen und Seelsorgern des
Zellen versteht. Ich würde mir wünschen, dass
                                                      Wohnortes oder der Religionsgemeinschaft. Am Sonntag feiern wir jeweils einen Gottes-
die Palliative Care-Bewegung ihren kritischen
                                                      dienst in der Spitalkapelle, zu dem Patientinnen und Patienten, das Spitalpersonal und
Impetus, das Prophetische sozusagen, erhalten
                                                      auswärtige Besucherinnen und Besucher eingeladen sind.
kann, auch wenn sie etabliert und ins System auf-
genommen wird.
                                                      Wir machen die Erfahrung, dass Trost und Vertrauen nicht einfach zur Verfügung stehen.
                                                      Wir versuchen, beides mit den Patientinnen und Patienten gemeinsam zu finden. Nebst
Interview: kath.ch
                                                      dem Gespräch können religiöse Rituale, Gebete oder spirituelle Texte eine Hilfe sein. Oft
Bild: Stéphane Schmutz
                                                      ergeben sich nur schon aus der Einstiegsfrage «Wie geht es Ihnen?» lange Gespräche.
*Markus Zimmermann lehrt Moraltheologie und
Ethik an der Universität Fribourg. 2019 hat er zu-
sammen mit drei weiteren Autorinnen und Auto-
                                                      Sepp Koller
                                                      Spitalseelsorger Kantonsspital St. Gallen
ren das Buch geschrieben: «Das Lebensende in
der Schweiz: Individuelle und gesellschaftliche
Perspektiven.»

                                                                                                                                             11
Abenteuer im                                                                                                  Julian und Dom
                                                                                                                               inic

Escape Room
                                                                                                         (beide 14) aus
                                                                                                                         Abtwil haben
                                                                                                             mit der kirchlic
                                                                                                        Jugendarbeit          hen
                                                                                                                       im Lebensraum
                                                                                                        St.Gallen eine
                                                                                                                       n Escape Room
                                                                                                       aufgebaut. Bei
                                                                                                                        dem Spiel geht
                                                                                                         es darum, sich
                                                                                                                          aus einem
                                                                                                            Raum zu befrei
                                                                                                                             en.

                                                                 Dominic: Kinder und Jugendliche kennen häufig auch
   Julian und Dominic, welches ist
                                                                 einige der Rechenrätsel vom Schulunterricht und
   ­eures Lieblingsrätsel in eurem
                                                                 wissen schneller, wie sie diese lösen können. Bei klassi-
  ­Escape Room?
                                                                 schen Matheaufgaben sind hingegen die Erwachsenen
    Julian: Ich finde alle Rätsel ganz cool. Am besten gefällt
                                                                 besser.
    mir aber jener Moment des Spiels, in dem die
    Teilnehmenden auf die Idee kommen müssen, Pfeile zu
    einem Wort zusammenzusetzen. Oder als sie einen               Was gefällt euch persönlich an
    Zaubertrick lernen müssen.                                   ­Escape Rooms?
                                                                  Julian: Mir gefällt das Rätseln und vor allem auch, dass
  Wie seid ihr auf die Idee gekommen,                             Teamarbeit gefordert ist, um ans Ziel zu gelangen.
  einen Escape Room ausgerechnet                                  Dominic: Mir geht es genauso. Spannend finde ich aber
  zum Thema Magie und Zauberei zu                                 auch, beobachten zu können, welche Irrgedanken oder
  entwerfen?                                                      verrückte Lösungsansätze die Teilnehmenden
  Dominic: Es hilft, wenn man sich zu Beginn eine                 entwickeln. Alleine aus diesen Gedankengängen könnte
  Geschichte überlegt. Das macht das Erfinden der                 man einen weiteren, grossen Escape Room entwerfen.
  Rätsel einfacher und man erhält automatisch eine gute
  Qualität. Unsere Geschichte handelt von einem Magier,           Welchen Tipp gebt ihr allen, die
  der sein Gedächtnis verloren hat. Er muss seine                 zum ersten Mal einen Escape Room
  Erinnerungen wieder finden, um in eine Zaubershow              ­besuchen?
  aufgenommen zu werden. Dafür haben die                          Julian: Ich rate allen, zuerst ein Brainstorming zu
  Teilnehmenden eine Stunde Zeit. Auf die Idee sind wir           machen und sich genau zu überlegen, was das nächste
  gekommen, weil Zauberei in der 5. Klasse unser Hobby            Ziel ist. Ausserdem gibt es im Raum verschiedene
  wurde. Wir verbrachten unsere Zeit lieber mit                   Gegenstände, die kombiniert werden müssen.
  Kartentricks als auf dem Fussballplatz.                         Dominic: Wichtig ist es, sich Zeit fürs Überlegen zu
                                                                  nehmen. Es ist definitiv von Vorteil, nicht schon am
  Die ­Teilnehmenden sind unter ande-                             Anfang den Kopf zu verlieren.
  rem mit Schnüren an einen alten
  ­Server g    ­ efesselt und müssen sich                        Möchtest du einen eigenen Escape Room entwerfen?
   befreien oder stehen vor Denk­                                Auf www.wikihow.de findest du unter dem Stichwort
   aufgaben. Wer schneidet besser ab:                            «Wie man einen Escape Room plant» eine Anleitung
   die Älteren oder die Jüngeren?                                dazu. Auch auf youtube.com gibt es zahlreiche Ideen
   Julian: In einem Escape Room ist es von Vorteil, wenn         und Rätsel für Escape Rooms.
   verschiedene Generationen zusammenspielen.
   Jüngere Kinder entdecken zum Beispiel durch ihre
   kleinere Körpergrösse Verstecke, die die Erwachsenen
                                                                                                                                         Text: Nina Rudnicki, Bilder: zVg.

                                                                                  Wer
   nicht sehen würden.
                                                                              sich aus dem
                                                                                             von
                                                                            Escape Room
                                                                                     d D  om   inic
                                                                           Julian un
                                                                                     öc  ht e,  muss
                                                                          befreien m
                                                                                               einen
                                                                           unter anderem
                                                                                Zaub  er tr ic k
                                                                                   lernen.
NACHRICHTEN

                                        Lebenszeichen von entführter
                                        Franziskanerin
                                        Oberriet. Die entführte Ordensfrau Gloria Narváez Argoti, Ordensschwes-
                                        ter des Franziskusheims Oberriet-Eichenwies, ist offenbar noch am Leben.
                                        Das päpstliche Hilfswerk «Kirche in Not» berichtete im Juli von einem Le-
                                        benszeichen der aus Kolumbien stammenden Franziskanerin. Narváez Ar-
                                        goti ist vor über vier Jahren in Mali, wo sie in einer Pfarrei arbeitete, von
                                        einer bewaffneten Gruppe entführt worden. Das neue Lebenszeichen ist
                                        ein handschriftlicher Text vom 3. Februar 2021. Die 57-Jährige schreibt,
                                        sie sei «vier Jahre gefangen» gewesen und befinde sich mittlerweile in der
                                        Hand einer «neuen Entführer-Gruppe». Sie hoffe, so schreibt die Ordens-
                                        frau weiter, «dass Gott mir helfen wird, wieder freizukommen». (red./nar)

                                                              BISTUM
                                                             ST. GALLEN
                                                                              St.Gallen
Spendenaktion für                                                                      Oberriet
Kloster in Appenzell                                                          Appenzell
                                                                                                          Zuwachs bei Jubla
Appenzell. Das Kloster Maria der Engel in Appen-
zell soll zusätzlich belebt werden, wie die Stiftung                                                      Region. Sommerferienzeit ist Sommerlagerzeit
«Maria der Engel Appenzell» Ende Juni mitteilte. So                                                       bei Jungwacht und Blauring. Doch in Zeiten der
soll es künftig als «einfache Herberge, als Rückzugs-                                                     Pandemie standen die Scharen in diesem Jahr vor
ort der Stille und Einkehr sowie als spezieller Be-                                                       besonderen Herausforderungen. Es galt Schutz-
gegnungsort dienen.» Weiter sollen in den zur An-                                                         konzepte vorzuweisen, Kreativität und Flexibi-
lage gehörenden Miethäusern Menschen «im                                                                  lität waren besonders gefordert. Einige Gruppen
harmonischen Neben- und Miteinander auf dem                                                               führten ihr Lager an einem Ausweichort durch.
oder nahe am Klostergelände leben.» Der Stiftungs-                                                        Andere entschieden sich für ein Alternativpro-
rat plane deshalb zunächst eine umfassende bauli-                                                         gramm im eigenen Dorf. Für viele Familien ist
che Sanierung. Rund 400 Jahre habe es keine we-                                                           das Angebot eine wertvolle Unterstützung und
sentlichen baulichen Massnahmen gegeben. Eine                                                             das Lager-Tagesprogramm mit Übernachtung zu-
Projektgruppe soll budgetierte acht Millionen Fran-                                                       hause ein ideale Kombination. Erfreulicherwei-
ken beschaffen. Die Stiftung kümmert sich um die                                                          se bleibe das Interesse am Angebot der Jubla in
Klosteranlage, seit 2008 die betagte Klostergemein-                                                       den letzten Jahren hoch, einige Scharen verzeich-
schaft aufgelöst wurde. Sie unterhält einen pracht-                                                       neten sogar einen Zuwachs im Vergleich zu vor
vollen Garten, es gibt einen Klosterladen, in der Kir-                                                    der Krise, heisst es in einer Medienmitteilung von
che finden Gottesdienste statt. (kath.ch/nar)                                                             Jungwacht Blauring SG/AI/AR/GL. (red./nar)

                                        Jugend- und Bildungsthemen im Fokus
                                        St.Gallen. Zusätzlich zu Rechnung und Jahresbericht 2020    sionsteil jeweils einen Betriebsbeitrag von 50 Prozent an
                                        gab es in der Sitzung des Katholischen Kollegiums vom       sechs akj-Stellen, total sind es 400'000 Franken jährlich.
                                        22. Juni unter anderem zu Jugend- und Bildungsthemen        Administrationsrat Fridolin Eberle erläuterte, dass dies
                                        Informationen und Diskussionen im «Grossrat» der St.Gal-    zu einer Kostenverlagerung von den Kirchgemeinden hin
                                        ler Katholikinnen und Katholiken. Anhand des Jahresbe-      zum Katholischen Konfessionsteil führe. Ziel sei, freiwer-
                                        richtes könne vermittelt werden, wie vielseitig und men-    dende Mittel für die Jugendarbeit vor Ort einzusetzen und
                                        schennah die Kirche in Bereichen wie Seelsorge, Bildung,    nicht als Sparpotenzial zu betrachten. Die Jahresrechnung
                                        Diakonie oder Kultur arbeite, sagte Administrationsrats-    schloss bei einem Gesamtaufwand von rund 76 Millionen
                                        präsident Raphael Kühne. Er forderte die Mitglieder des     Franken ab, anstatt mit dem budgetierten Ertragsüber-
                                        Kollegiums auf, dieses vielfältige Wirken in der Gesell-    schuss von rund 126'000 Franken mit einem Defizit von
                                        schaft bekannter zu machen und zu vertreten. In den Re-     437'000 Franken. Die Entwicklung wurde hauptsächlich
                                        gionalversammlungen hatte die beschlossene Mitfinanzie-     durch die Corona-Pandemie verursacht, insbesondere
                                        rung der kirchlichen Jugendarbeit (akj) durch den           durch bedeutende Mindereinnahmen in der Stiftsbiblio-
                                        Katholischen Konfessionsteil zu Diskussionen geführt.       thek von rund 900'000 Franken. Jahresbericht und Rech-
                                        Seit dem 1. August 2020 und bis 2024 leistet der Konfes-    nung 2020 wurden einstimmig genehmigt. (red./nar)

Bilder: Entführung Mali: pixabay.com; Kloster Maria der Engel: zVg.; Katholisches Kollegium: zVg./Regina Kühne; Jubla: zVg.                                13
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                                                          Sommerserie «Reporter Spezial» zur katholischen
                                                          ­Kirche Maria-Lourdes in Seebach, wohin viele Gläubi-
                                                           ge pilgern. Ebenfalls spricht sie mit Raphael Gruben-
                                                           mann aus Herisau, der von St.Gallen nach Einsiedeln
                                                           pilgert, trifft eine atheistische Pfarrerin und Komiker
                                                           Beat Schlatter.
                                                          Montag, 2. August, SRF 1, 20.05 Uhr

Fernsehen                                                                         Radio
                 Paths of life – Krise als Chance                                 Kirche und Politik – verträgt sich das
                 Der Ostschweizer Filmemacher Thomas Lüchinger porträ-            heute noch?
                 tiert Menschen und deren Umgang mit Krisen: Marcus Pan,          Die Konzernverantwortungsinitiative hat viele Kirchenmit-
                 der sein Dorf im Salzkammergut verlassen musste und seine        glieder bewegt. Und die Kritik am Engagement war laut –
                 Familie und Heimat verlor, vermittelt heute als Permakul-        innerkirchlich, aber auch aus der Politik. In St.Gallen etwa
                 tur-Lehrer den respektvollen Umgang mit der Natur. Die Is-       gab es einen Vorstoss, der den Kirchen politisches Engage-
                 länderin Solveig Jonsdottir war ein international erfolgrei-     ment im Abstimmungskampf verbieten wollte. «Perspekti-
                 ches Model. Ihre Karriere endete durch den Suizid ihrer          ven» diskutiert mit Befürwortern und Gegnerinnen über das
                 Schwester abrupt. «Artmedicine-woman» Aviva Gold aus             politische Engagement der Kirchen.
                 Arizona befreite sich durch Malen, nachdem sie als Mutter        →   Sonntag, 1. August, SRF2Kultur, 08.30 Uhr
                 von drei kleinen Kindern von ihrem Mann verlassen wurde.
                 →   Sonntag, 25. Juli, SRF1, 23.20 Uhr – und danach auf srf.ch

                                                                                  Kino
                 Im Fadenkreuz der Machthaber
                 Wo Autokraten und Populisten regieren, geraten bürgerli-
                 che Freiheiten unter Druck. Engagierte Einzelne und Nicht-
                 regierungsorganisationen werden zur Zielscheibe der
                 Machthaber. Leben wir in Zeiten eines Frontalangriffs auf
                 die Zivilgesellschaft? Was lässt sich dieser Entwicklung ent-    Die Pazifistin
                 gegensetzen? Eine journalistische Spurensuche in Indien,         Wo die Urne vom Trudi begraben ist, wissen die Grossnef-
                 Russland und Polen.                                              fen nicht. Dabei hätte Gertrud Woker ein grosses Denkmal
                 → Dienstag, 3. August, Arte, 22.40 Uhr                           verdient. Die Berner Chemikerin war eine der ersten Profes-
                                                                                  sorinnen in Europa und sah die Welt bedroht von Giftgasen
                 Streitfrage Leihmutterschaft                                     und Atombomben aus wissenschaftlichen Labor. Sie wollte
                 Weil Abraham und Sara unfruchtbar sind, zeugt Abraham            die Welt davor schützen. Der animierte Dokumentarfilm
                 mit der Sklavin Hagar einen Sohn. Die biblische Hagar wird       zeichnet ihren Lebensweg nach.
                 oft als erste Leihmutter bezeichnet. Heute nehmen immer          →   ab 9. September im Kino
                 häufiger Eltern die Dienstleistung einer Leihmutter in den
                 USA oder in der Ukraine in Anspruch. Diese Entwicklung
                 stellt Gesellschaft und Gesetzgeber vor komplexe Fragen.
                 → Sonntag, 15. August, SRF 1, 10.00 Uhr                          Bilder: SRF
                                                                                  Bilder: Roses for You Productions, SWR / Docdays, pixabay.com

14   P FA R R E I F O RUM
MEINE SICHT

Agenda                                                                     Vom
                                                                           Ferienende
Von Mönchen, Forellen
                                                                           Willkommen daheim. Gehören Sie zu den
und Bibern                                                                 Menschen, die das Ferienende ­fürchten?
3. und 4. August 2021, jeweils 10 – 11.30 Uhr                              Heimkommen, Koffer auspacken, Wäsche­
                                                                           berge beseitigen, Post ­sortieren, einkau-
Kinder (1. bis 3. Primarklasse) erkunden unter fachkundiger Führung das    fen, Stundenpläne und Hobbys koordinie-
Wasser im Stiftsbezirk. Dazu wird dem Kreislauf von Wasser gefolgt und     ren, wieder in den Alltags­rhythmus finden.
in den Wolkenhimmel der Kathedrale geblickt. Man erfährt, welche Fi-
sche die Mönche assen und dass die Mönche Biber und Waldrapp zu Fi-        Ich gehöre eigentlich zu den Menschen, die gerne wieder nach
schen erklärten, um während der Fastenzeit eine grössere Auswahl an        Hause kommen. Aber ein bisschen Wehmut über das Ferienende
Fleisch zu haben. Anmeldung: mindestens 24 Std. im Voraus unter kul-       sowie Respekt vor dem, was mich nach dieser Auszeit erwartet,
turvermittlung@stiftsbezirk.ch.                                            das kenne ich sehr wohl.
→   Kasse Ausstellungssaal, Stiftsbezirk St.Gallen
                                                                           Der August ist so ein Monat, in dem viele Menschen, egal ob jung
                                                                           oder alt, ob Kindergärtler oder frisch Pensionierte, ähnliche Er-
Jubiläumsveranstaltung:                                                    fahrungen machen: Sie beenden etwas und starten wieder neu,
                                                                           vielleicht fahren sie weg, sie gewinnen Abstand und kommen
50 Jahre Frauenstimmrecht                                                  nach Hause, um wieder in den Alltag einzutauchen.
Freitag, 20. August 2021, 19 – 22 Uhr
                                                                           Unspektakuläres sammeln
Anlässlich von «50 Jahre Frauenstimmrecht in der Schweiz» lädt das mu-     Für diese Sommerferien habe ich mir fest vorgenommen, unspek-
seumbickel zu einer Jubiläumsveranstaltung: Referat von Raffaela Ga-       takuläre aber Kraft spendende Momente und Dinge der Ferien-
dient (Maturandin) und Podium mit Sarganserländer Politikerinnen: Alt-     wochen bewusst zu sammeln und sie in meinem inneren Ruck-
Regierungsrätin Heidi Hanselmann, Justine Bernold (1. Gemeinderätin,       sack mit nach Hause zu nehmen.
Walenstadt), Annemarie Ackermann (1. Gemeinderätin, Mels), Edith
Kohler (Alt-Gemeinderätin, Pfäfers) und Esther Probst (Alt-Kantonsrä-      Vielleicht gelingt es mir, in den Ferien wirklich Ferien zu ma-
tin), mit Apéro und Musik. Infos: www.museumbickel.ch                      chen. In diesen Wochen für Leib und Seele zu sorgen, Kraft zu
→   museumbickel, Zettlereistrasse 9, Walenstadt                           tanken und das Glück in den kleinen Dingen, Begegnungen und
                                                                           Momenten zu sehen. Mit allen Sinnen geniessen, «neu werden»,
                                                                           um dann, Mitte August, wieder anzukommen – ankommen in
Grosse Exerzitien im Alltag –                                              meinem Zuhause und den Alltag mit seinen neuen Herausforde-
Infotreffen                                                                rungen begrüssen.
Samstag, 21. August 2021, 10 – 14 Uhr
Erstmals werden in mehreren Deutschschweizer Städten gleichzeitig so-
genannte Grosse Exerzitien im Alltag angeboten – auch in St.Gallen und
Rapperswil-Jona. Diese Exerzitien, die Hildegard Aepli und Ruth Rohde
anlässlich des 175-Jahr-Jubiläums des Bistums St.Gallen entwickelt ha-
ben, sind ökumenisch offen. Diese Grossen Exerzitien im Alltag sprechen
Menschen an, die sich vom 16. November 2021 bis Pfingsten 2022 auf ei-
nen persönlichen Gebetsweg begeben und sich in dieser Zeit auch regel-
mässig in der Gruppe zu Austausch und Bestärkung treffen. Anmeldun-
gen ab sofort unter aepli@bistum-stgallen.ch
→   St.Gallen

Gebetstreffen
Samstag, 21. August 2021                                                                     Vera Maria Rösch
                                                                                  Seelsorgerin Katholische Kirche Region Rorschach

Die Organisation «Erneuerung aus dem Geist Gottes» lädt in Herisau
zum Gebetstreffen der Region Ostschweiz. Referent ist Matthias Willau-
er, Leiter der Arbeitsstelle für Glaubens-Erneuerung und Mitarbeiter bei
der Deutschfreiburger Fachstelle Katechese. Eine Anmeldung zur Tagung
ist nicht nötig; Kollekte. Infos: Peter Rach, Tel. 071 351 43 70, peter.
rach@bluewin.ch; www.erneuerung-online.ch.
→   Kath. Pfarreiheim und Kirche Herisau

                                                                             Bild: Ana Kontoulis                                         15
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