Frauen predigen - Pfarrei Forum
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08/2021 Pfarrblatt Bistum St.Gallen www.pfarreiforum.ch Frauen predigen Aus dem kirchlichen Alltag Margrit Stadler-Egli blickt sind Frauen nicht wegzudenken. zurück Darauf macht die Aktion Seiten 6–7 «Helvetia predigt!» aufmerksam. Neue Gesetze für Palliative Care Seiten 3 –5 Seiten 10–11
Editorial Inhalt Die frohe Botschaft von Jesus ist schon fast 2000 Jah- THEMA re alt. Eigentlich ist darüber schon alles gesagt, oder? Mitnichten! Vor allem Frauen ergreifen nachwievor «Am Ende geht es in den Gottesdiensten viel zu selten das Wort. Dabei immer um Liebe waren es Frauen, denen am Grab die Erstverkündung und Angst» Seiten 3 – 4 von der Auferstehung Jesu anvertraut wurde – und diese Frauen gaben die Botschaft an die Jünger wei- Freude auf mehr ter. Und auch schon im Alten Testament ist zu lesen, Frauenpower Seite 5 dass Gott Männer und Frauen zu Propheten bezie- hungsweise zu Prophetinnen (Joel 3,1) berief. Mit Herzblut und Überzeugungskraft Frauen sollen öffentlich sprechen. Frauen sollen Seiten 6 – 7 predigen. Dazu rufen Kirchenfrauen mit der ökume- nischen Aktion «Helvetia predigt!» auf. An diversen «Den Kindern Orten wird am 1. August die Sonntagspredigt Frauen etwas mitgeben» Seite 8 übertragen. Schliesslich feiert die Schweiz 2021 ein besonderes Jubiläum: 50 Jahre Frauenstimmrecht. «Die Auflösung fiel Am Nationalfeiertag sollen deshalb überall dort Frau- uns sehr schwer» Seite 9 en zu Wort kommen, wo noch immer überwiegend Männer stehen. Setzen Frauen in ihren Bibelauslegun- «Palliative Care gen andere Akzente als ihre männlichen Kollegen? steht ganz oben Haben sie unterschiedliche Herangehensweisen beim auf der Agenda» Schreiben? Es lohnt sich hinzuhören – nicht nur am Seiten 10 – 11 1. August. Leserfrage Seite 11 Kinderseite Seite 12 Nachrichten Seite 13 Medientipps & Agenda Seiten 14 – 15 Rosalie Manser Meine Sicht Titelbild: Ana Kontoulis Redaktorin Seite 15 manser@pfarreiforum.ch Zu Besuch in … Seite 16 2 P FA R R E I F O RUM
HELVETIA PREDIGT «Am Ende geht es immer um Liebe und Angst» Eveline Strübi → s tudiert seit einem Jahr Theologie und kann sich gut vorstellen, irgendwann ihre eigenen Predigten zu schreiben. Text: Rosalie Manser Bild: Regina Kühne Predigen ist nach wie vor eine Männerdomäne. Die ökumenische Aktion «Helvetia predigt!» macht auf dieses Missverhältnis aufmerksam. Eine, die es sich künftig gut vorstellen kann, in Heiligen Messen das Evangelium zu verkünden, ist die gebürtige Zuzwilerin Eveline Strübi. E ine über 2000 Jahre alte Schrift Woche für setzt sie sich intensiv mit dem Evangelium ausein- viele empathische, offene Frauen und Männer ken- Woche so aufzuarbeiten, dass sich in ihr ander und damit, wie dieses zeitgemäss und lebens- nen. Das fing als Kind mit unserem herzlichen Dorf- auch Menschen im 21. Jahrhundert wieder- nah aufbereitet werden kann. Dabei ist für Eveline pfarrer an und setzt sich nun fort. All die guten Be- finden, ist eine hohe Kunst. «Aber genau darauf Strübi die Frauenfrage rund ums Predigen völlig gegnungen waren nicht zuletzt einer der Gründe, kommt es meiner Meinung nach bei einer guten müssig: «Es sollte längst so sein, dass die Diversi- weshalb ich mich für das Theologiestudium ent- Predigt an», hält Eveline Strübi fest. Für die 42-Jäh- tät auch auf der Kanzel und hinter dem Ambo ab- schieden habe», so die gelernte Sozialpädagogin. rige ist die Thematik «Predigt» aktuell. Sie hat ge- gebildet wird.» Persönlich hat die gebürtige Zuzwi- Im Bistum St.Gallen spürt sie einen liberalen Geist. rade ihr erstes Jahr an der Theologischen Hoch- lerin innerhalb der Kirche viele gute Erfahrungen Innerhalb dieses progressiven Spielraums fühlt sie schule Chur absolviert. Innerhalb ihres Studiums gemacht: «Ich lernte im kirchlichen Umfeld sehr sich auch als Frau getragen und ernstgenommen. 3
HELVETIA PREDIGT Brücke über 2000 Jahre bauen dort mitzusprechen wo wir aus unseren eigenen Keine Mühe öffentlich zu Eveline Strübis Glauben ist geprägt von der igna- Erfahrungen schöpfen können. Insbesondere in sprechen tianischen Spiritualität. «Der Glaube lebt für mich einer Predigt scheint es mir wichtig, ein Thema In ihren bisherigen beruflichen Tätigkeiten als durch Begegnungen, durch Gespräche und durch auszuwählen, zu dem die Sprecherin oder der Sozialpädagogin gehörten für Eveline Strübi im- stetiges in sich Hineinhorchen. Oder wie es Igna- Sprecher erfahrungsbezogen predigen kann. Ich mer wieder auch Führungsaufgaben und damit tius sagte: ‹Gott in allen Dingen su- auch Auftritte vor vielen Menschen chen und finden›. Diese lebendige dazu. «Wenn ich vorbereitet bin, Form sollte sich meiner Meinung «Die Diversität sollte längst macht mir das Sprechen vor ande- nach auch in der Kirche während ei- ren Menschen keine Mühe.» Wo und ner Predigt spiegeln.» Ein stimmige auch auf der Kanzel und in welcher Funktion die 42-Jährige Predigt ist für Eveline Strübi eine, hinter dem Ambo abgebildet sich künftig im Bistum St.Gallen en- die bei den Menschen nachhallt. gagieren wird, ist noch offen. Sie «Wenn es der Predigerin oder dem sein.» kann sich gut vorstellen, dass sie ir- Prediger gelingt, das Wort Gottes so gendwann einmal selbst hinter dem aufzuarbeiten, dass sich die Zuhörerin oder der glaube, das ist ein wichtiger Schlüssel, damit eine Ambo zu «ihrer» Gemeinde spricht. «Die Heilige Zuhörer daraus etwas für das eigene Leben her- Predigt authentisch und echt wird.» Schrift birgt eine so unglaubliche Kraftquelle in auspicken kann, hat sie oder er einen tollen Job sich. Diese Weisheiten im Hier und Jetzt, sei es gemacht.» Den thematischen Bogen zwischen der Politik nicht ausklammern in einem Bibeltreff oder während einer Predigt Heiligen Schrift und der aktuellen Situation zu Wie die Akzente in ihren künftigen Predigten zu teilen, ist einfach ein riesiges Geschenk. Die- schlagen, ist dabei zentral. «Mit den eigenen Wor- aussehen werden, ist für Eveline Strübi nach ei- ses Gotteswort immer wieder aufs Neue in der ten die Menschen in ihrer breitgefächerten Diver- nem Studienjahr noch sehr hypothetisch. Das rie- Gemeinschaft zu teilen, das inspiriert, belebt und sität abzuholen, ist meiner Meinung nach das sige Spektrum, welches das Evangelium bietet, gibt so viel Kraft. Das finde ich einfach wunder- Wichtigste und gleichzeitig die grösste Heraus- komprimiert die angehende Theologin auf zwei bar. Für diese Verkündigung braucht es alle – forderung bei einer Predigt. Wenn ich als Zuhö- Begriffe: Liebe und Angst. «Am Ende fusst jede Männer und Frauen.» rerin das Gefühl habe, die Worte wurden für mich Predigt auf diesen beiden Säulen.» Und wie steht geschrieben, ist die Predigt rundum gelungen.» es um die Diskussion, ob Kirche auch politisch Angesprochen auf die Glaubwürdigkeit, wenn ein sein darf? «Die Frage ist nicht ob, sondern wie. katholischer Priester über Eheprobleme redet, Der christliche Glaube ist viel mehr als eine indi- hält Eveline Strübi fest: «Gleichgültig ob bei ei- viduelle Spiritualität. Er übernimmt auch Verant- ner Predigt oder in sonstigen Gesprächen, bin ich wortung für die Gemeinschaft. Wir sollten unse- der Meinung, dass wir Menschen gut daran tun, re Position vertreten und kundtun.» AM 1. AUGUST PREDIGT HELVETIA Was sich für Gläubige in den Bistümern sieht diese Möglichkeit in Ausnahmefällen vor. Die Bischöfe von St.Gallen, Basel und teilwei- Basel und St.Gallen haben unlängst öffentlich Kund getan, dass in se im Bistum Chur ganz ihren Bistümern die so genannte Laienpredigt nicht nur toleriert, normal anfühlt, ist in der sondern erwünscht ist. Mit der ökumenischen Aktion «Helvetia weltweiten katholischen predigt!» rufen die Kirchenfrauen der Schweiz katholische Pfar- Kirche nicht selbstver- reien, reformierte Kirchgemeinden und christkatholische Pfarrei- ständlich: Dass Theolo- en dazu auf, die Sonntagspredigt am 1. August 2021 Frauen zu ginnen die Sonntagspre- übertragen. An diesem Tag feiert die Schweiz Geburtstag und im digt im Gottesdienst 2021 einen ganz besonderen, denn es wird «50 Jahre Frauen- halten. Kirchenrechtlich gesehen ist die Predigt während stimmrecht in der Schweiz» gewürdigt. In der ganzen Schweiz einer Eucharistiefeier den Priestern und Diakonen vorbe- sollen am 1. August dort, wo noch immer überwiegend Männer halten. Immer mehr Bischöfe beauftragen aber auch Män- stehen, Frauen zu Wort kommen. Mit «Helvetia predigt!» werden ner und Frauen, die Theologie studiert haben, jedoch Frauen in der Kirche sichtbar gemacht und die Kirche so gezeigt, nicht geweiht sind, zum Predigtdienst. Das Kirchenrecht wie sie ist: divers. 4 P FA R R E I F O RUM
HELVETIA PREDIGT Freude auf mehr Frauenpower Inspiration für eine Predigt finden und gegen Lampenfieber ankämpfen: Petra Oehninger (sie- he Titelbild) erzählt, was zum Predigen alles dazugehört und wie sie mit Vorurteilen umgeht. Die 49-Jährige arbeitet seit 14 Jahren als Seelsorgerin in der Region Werdenberg. F E N Inspiration Überzeugung Die Predigt ür eine gute Predigt brauche ich eine zün- s gibt immer wieder Situationen in der ach einer Predigt erhalte ich von den dende Idee. Und diese habe ich meistens seelsorgerischen Tätigkeit, bei denen ich Mitfeiernden regelmässig Rückmeldun- nicht dann, wenn ich in meinem Büro am gefragt werde, ob ich das überhaupt tun gen. Meist sprechen mich jene Perso- Schreibtisch sitze und krampfhaft überlege. dürfe. Dann antworte ich, dass ich es sonst nicht nen an oder schreiben mir ein Mail, denen mei- Wichtiger sind für mich Situationen und Assozi- machen würde.» So oder so bin ich froh, in einem ne Predigt gefallen hat. Manchmal sind auch ationen aus dem Alltag. Ich kann beispielsweise liberalen Bistum zu arbeiten. Etwas anderes kritische Stimmen darunter, aber Kritik bringt einen Krimi lesen und auf einmal weiss ich, wel- könnte ich mir auch nicht vorstellen. Natürlich mich weiter. In den ländlichen Pfarreien wie ches Thema ich in meiner nächsten Predigt auf- ist die Frage berechtigt, wieso ich für die katho- Gams oder Sennwald predige ich immer auf greifen möchte. Auch im Stall bei meinen Geis- lische Kirche arbeite, obwohl Männer und Frau- Schweizerdeutsch, im multikulturellen Buchs sen und Hühnern finde ich Ruhe und Abwechslung en dort nicht gleichberechtigt sind. Meine Moti- hingegen auf Hochdeutsch. Ausserdem versuche zu meinem Alltag als Seelsorgerin. Ein freier Kopf vation ist, mich an der Basis einzusetzen und ich immer, mich auf andere Lebenswelten ein- ist für mich aber genauso wichtig wie Zeitdruck. durch mein Handeln etwas zu verändern und zu zulassen und aktuelle Themen aufzugreifen. So Etwa vier Tage bevor ich eine Predigt halte, fängt bewegen. Als wir in der Seelsorgeeinheit von der kann zum Beispiel schon einmal ein landwirt- es in meinem Kopf an zu rotieren. Dann befasse Aktion «Helvetia predigt!» am 1. August erfuh- schaftlicher Aspekt Inhalt meiner Predigt sein. ich mich auch mit der entsprechenden Stelle im ren, meinte Pfarrer Erich Guntli, damit sei klar, Das wird geschätzt. In einer meiner jüngsten Evangelium und den Lesungen, die im Sonntags- dass ich oder meine Kollegin die Predigt über- Predigten habe ich das Thema ‹ehrenamtliches gottesdienst gelesen werden. Zum Spannendsten nehmen werden. Da sich das aber mit unser bei- Engagement› aufgegriffen. Die Idee dazu hatte gehört für mich dabei, mich mit verschiedenen der Ferien überlappt, muss er nun in die Bresche ich, weil wir endlich unser Mitarbeiteressen Auslegungen und Übersetzungen der jeweiligen springen. Ich arbeite seit 26 Jahren in der Seel- durchführen konnten, das wir wegen Corona so Bibelstelle zu befassen. Einerseits finde ich den sorgeeinheit Werdenberg. Zunächst war ich Re- lange verschieben mussten. Die zahlreichen Eh- historischen Kontext unglaublich interessant, an- ligionspädagogin, seit 2007 bin ich Seelsorgerin. renamtlichen gehören zum Wertvollsten für dererseits ist es der Bezug zur Gegenwart, der Diesen Sommer wird unser Team mit einer jun- eine Kirche. Wer nur die Profis wertschätzt, der mich fasziniert. Mich mit den verschiedenen Tex- gen Seelsorgerin direkt ab Studium erweitert. Ich muss sich nicht wundern, wenn auf einmal die ten auseinandersetzen zu können, ist für mich freue mich auf mehr Frauenpower. Denn generell ganze Basis fehlt.» der spannendste Teil am Predigen.» gilt: Je diverser ein Team zusammengesetzt ist, umso besser kann es auf die verschiedenen Le- Aufgezeichnet: Nina Rudnicki benswelten der Kirchenmitglieder eingehen.» A Lampenfieber Bild: Ana Kontoulis uf das Predigen selbst würde ich hinge- gen am liebsten verzichten. Zu wissen, dass ich bald wieder vor Menschen spre- chen werde, verursacht bei mir Lampenfieber und Viele ihrer → ich bin schon am Tag davor nervös. Sobald der Predigten schreibt Gottesdienst beginnt, sind aber alle Ängste wie Petra Oehninger verflogen. Trotzdem schreibe ich mir zur Sicher- zuhause am Küchentisch statt heit alles auf, was ich sagen werde. Vor einigen im Büro. Jahren predigte ich im Altersheim und als ich an die Stelle mit dem Glaubensbekenntnis kam, da war es wie weggeblasen. Unter den Mitfeiernden sassen zwei Frauen, die regelmässig in die Gottes- dienste kamen. Sie schauten mich an und sagten, ihnen sei das Glaubensbekenntnis gerade auch entfallen. An solche Erlebnisse denke ich schmun- zelnd zurück. Ich bin eine Person, die gerne über ihren eigenen Schatten springt und Dinge wagt. Bevor ich eine Predigt halte, gebe ich sie immer meinem Mann zum Lesen. Ich kann mich auf sei- ne Meinung verlassen. Wenn er etwas als zu theo- logisch oder zu unverständlich empfindet, dann überarbeite ich die Stelle noch einmal. Er sagt oft auch zu mir, man müsste mich und mein Lampen- fieber einmal vor einer Predigt erleben, so selbst- sicher wie ich vorne in der Kirche wirke.» 5
AKTUELL Mit Herzblut und Überzeugungskraft Nach 22 Jahren tritt Margrit Stadler-Egli Ende des Jahres von ihrem Amt als Administrations- rätin zurück. Im Gespräch mit dem Pfarreiforum erzählt die Bazenheiderin von ihren heraus- forderndsten und glücklichsten Momenten in ihrer Amtszeit, in welche Rollen sie am liebsten schlüpft und was sie jungen Frauen rät. W enn du etwas willst, musst du nach Später Polit-Einstieg gaben passten besser zu meinem Naturell und vorne und für deine Anliegen einste- Margrit Stadler schlug alles andere als einen vor- meiner Person. Auch wenn ich eine Kämpferin hen», sagt Margrit Stadler, «du gezeichneten Weg ein. Der Einstieg in die Politik bin, ist mir die Harmonie wichtig. In Bern hätte darfst dich nicht in der zweiten Reihe verstecken. erfolgte erst spät, nach der Familienphase, als die schon ein anderer Wind geweht.» Das habe ich schon in meinem Elternhaus ge- zwei Kinder erwachsen waren. Sie wird in den lernt.» Sie wächst auf einem Bauernhof auf. «In St.Galler Kantonsrat gewählt – als Polit-Newco- Viele emotionale Momente einem durchaus patriarchalen System», merkt sie merin. «Meine einzige politische Erfahrung wa- In 22 Jahren als Administrationsrätin habe sie an. Drei Jahre Sekundarschule? «Das hielten mei- ren das GPK-Mandat in der Schulgemeinde, das viele emotionale Momente erlebt: «Ich denke zum ne Eltern für mich als Mädchen nicht notwendig.» Präsidium im Spitex-Verein und die Mitarbeit im Beispiel an die Altarneugestaltung in der Kathe- Die ehemalige Gähwilerin setzte sich durch und Pfarreirat», merkt sie an. Fast zeitgleich mit der drale – das war ein langer und sehr emotionaler absolvierte schliesslich auch die Ver- Prozess.» Die 200-Jahr-Feier der waltungslehre. Als sie das kürzlich flade, die Wahl und Weihe von Bi- bei einem Jubiläumsanlass zum Frau- «Es gelingt nur, wenn schof Markus Büchel – der Admi- enstimmrecht am St.Galler Gallus- du selbst von etwas ganz nistrationsrat und das Kollegium Schulhaus (Meitle-Flade) den Schüle- des Katholischen Konfessionsteils rinnen erzählte, hingen ihr diese an überzeugt bist.» des Kantons St.Gallen sind bei der den Lippen: «Heute können sich die Wahl des St.Galler Bischofs dabei. Schülerinnen das kaum mehr vorstellen, wir le- Kandidatur für den Administrationsrat steht Das ist weltweit einzigartig. In ihre Amtszeit fiel ben heute in einer komplett anderen Welt.» Den auch die Kandidatur für ein Nationalratsmandat auch die Revision der Verfassung mit der Einfüh- Schülerinnen gab sie mit: «Egal ob damals oder als Option im Raum: «Rückblickend bin ich froh, rung des Ausländerstimmrechtes und der Volks- heute, es ist nach wie vor wichtig, für etwas zu dass ich mich für den Administrationsrat ent- motion, der Aufbau der Domsingschule und vie- kämpfen und für ein Anliegen einzustehen.» schieden habe», sagt die 65-Jährige, «diese Auf- les mehr. Am meisten Herzblut steckte Margrit → Margrit Stadler- Egli konnte für die «Flade» eine zukunftsfähige Lösung finden. 6 P FA R R E I F O RUM
AKTUELL das an?», sagt Margrit Stadler. Sie habe sich als → Impressionen aus der Amtzeit von Frau in der katholischen Kirche immer willkom- Margrit Stadler. 22 Jahre lang men und respektiert gefühlt: «Für mich steht die gestaltete sie Kir- Ortskirche im Vordergrund, hier lebe ich und en- chenentwicklung gagiere ich mich – und hier hat es für mich im- mit. mer gestimmt.» Sie finde es wichtig, dass Frauen sich für die Gleichberechtigung in der Kirche ein- setzen. «Gleichzeitig sollte man auch sehen und schätzen, was im Bistum St.Gallen alles möglich ist: In der Seelsorge, in den Gremien und auch im Administrationsrat sind die Frauen heute ganz selbstverständlich vertreten.» Spanisch lernen «Ich erreiche mit dem 65. Geburtstag das Pensi- onsalter, zudem wurde die 3-jährige Einfüh- rungsphase des neuen Flade-Schulmodells diesen Sommer abgeschlossen», sagt Margrit Stadler, «das ist der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören.» Mit dem Rücktritt heisst es für das aktuell amts- älteste Mitglied des Administrationsrates auch Abschiednehmen von der Stadt St.Gallen – die Stadt sei der waschechten Toggenburgerin ans Herz gewachsen. Um nah am Geschehen zu sein, mietete sie während ihrer Amtszeit eine Zweit- wohnung in der Stadt. Sie freue sich auf die Zeit danach. «Ich spüre, dass der nächste Lebensab- schnitt viel Potenzial für Neues bereithält, dar- auf freue ich mich.» Konkrete Pläne will sie noch nicht schmieden. Sie freut sich auf mehr Zeit mit ihrem Mann, den Kindern und den Enkelkindern. «Ich möchte Spanisch lernen», sagt sie. Ihre Schwiegertochter, eine gebürtige Mexikanerin, möchte ihr nämlich schon lange ihre Heimat zei- gen. «Da will ich mich verständigen können.» Und für eines soll künftig wieder mehr Zeit sein: Das Theaterspielen. Sie spielte in der von ihr mit- gegründeten Theatergruppe Bazenheid, später gründete sie mit fünf Frauen die „Theaterladies“. Bis heute standen sie über vierhundert Mal vor Publikum auf der Bühne. Margrit Stadler erzählt von den verschiedenen Rollen, die sie übernom- men hat: «Der Kapuziner, Petrus oder der Bahn- hofsvorsteher … Es waren immer Männerrollen. Das war jedes Mal eine besondere Erfahrung.» Die Freude der Zuschauerinnen und Zuschauer habe ihr viel Kraft gegeben. «Bei diesem Hobby Stadler aber in ihre Aufgaben als Schulpräsiden- etwas einzusetzen. «Es gelingt nur, wenn du konnte ich immer meine Energiequellen wieder tin der Flade, die sie selbst heute als «mein Kind» selbst von etwas ganz überzeugt bist.» Margrit aufladen.» Die scheidende Administrationsrätin bezeichnet. Stadler bezeichnet die neuen Vereinbarungen strahlt und man ahnt, dass sie auch in Zukunft zwischen der Stadt und der Flade als zukunfts- in manch unerwartete Rolle schlüpfen wird. Grosser Mehrwert weisend. Neu steht die Flade allen Schülerinnen Die Bazenheiderin übernimmt das Präsidium in und Schülern der Stadt St.Gallen offen, unabhän- Text: Stephan Sigg einer schwierigen Phase: Es geht um die Zukunft gig von ihrer Konfession. Die Flade erweitert ihr Bilder: Ana Kontoulis / Regina Kühne der katholischen Schule, es müssen neue Verein- Angebot und führt auch Real-Klassen. Die Stadt barungen mit der Stadt verhandelt werden. Ein übernimmt das Schulgeld für Jugendliche aus der Prozess, der sich hinzieht und dessen Ausgang Stadt. «Es ist für die Stadt ein grosser Mehrwert, STATIONEN bis zum Schluss offen ist. «Ich habe das Ziel nicht dass es eine Schule mit christlicher Prägung aus den Augen verloren und mir immer wieder gibt», betont Margrit Stadler, «und die Schule ist − 1 996–2015 Margrit Stadler-Egli bewusst gemacht, dass ich Verantwortung für eine Chance für die Kirche: die Kirche hat einen politisiert für die CVP im Kantonsrat, viele Angestellte habe», erklärt sie. «Ich werde wichtigen Bildungsauftrag. Hier können wir jun- − 2004 wird sie Kantonsratspräsidentin nie den Tag vergessen, als ich morgens um sieben gen Menschen etwas fürs Leben mitgeben.» − 2000 Margrit Stadler wird in den Uhr die achtzig Mitarbeitenden informieren Administrationsrat gewählt konnte: Wir haben eine Lösung gefunden.» Bei Ortskirche zählt − 2006 Margrit Stadler übernimmt das den herausfordernden Verhandlungen habe sie «Oft wurde ich gefragt: Was willst du als Frau Schulpräsidium der Flade gemerkt, wie wichtig es ist, sich mit Herzblut für bei der katholischen Kirche – warum tust du dir 7
AKTUELL «Den Kindern etwas mitgeben» Das neue Schuljahr startet ohne das Fach «ERG Kirchen». Doch in den Pfarreien gibt es neue Ideen und Projekte. Das Pfarreiforum hat in Uzwil und Gossau nachgefragt. E s wird nicht einfacher, die christliche Bot- schaft unter die jungen Leute zu bringen», sagt Martin Rusch, Seelsorger in Gossau. «Aber es funktioniert besser darüber, den Glau- ben erlebbar zu machen als Religionsunterricht wie vor 30 Jahren zu geben.» Rusch gehört zu je- nem Team in Gossau, das nach dem Aus für das Schulfach «ERG Kirchen» (siehe Pfarreiforum 01/2021) neue Ersatzangebote ausgearbeitet hat. Los geht es im neuen Schuljahr nach den Som- merferien. Angemeldet haben sich rund 40 Ober- stufenschülerinnen und Oberstufenschüler. Wäh- rend zwei Jahren werden sie nebst dem Schulunterricht den Projektunterricht der Pfar- rei besuchen. Erlebnis, Gemeinschaft, Feier Die Jugendlichen könnten dabei zwischen ver- schiedenen Angeboten in den drei Sparten Erleb- nis, Gemeinschaft und Feier auswählen und sich so ihren Unterricht selbst zusammenstellen. So können sie beispielsweise von Rapperswil nach Einsiedeln pilgern und dort die Klosterkirche be- Die Glaubensgemeinschaft erlebbar machen wie im Schülertreff Click in Niederuzwil: → sichtigen, einen Nachmittag zusammen mit Dort war auch schon die Clownfrau Geronima Fröhlich zu Besuch. Flüchtlingskindern gestalten, den Alltag einer Person im Rollstuhl kennenlernen oder Zeit mit Seniorinnen und Senioren während eines Spiele- er beinhalten. Das erste Atelier findet bereits am Überraschung in der Kirche nachmittags verbringen. Auch Besuche in der 11. September statt. An diesem wird die Hochzeit Auch für die älteren Kinder und Jugendlichen ist Gassenküche St.Gallen und von Rorate- und Ju- zu Kana Thema sein, an der Jesus an einer Hoch- einiges in Planung. So soll beispielsweise im gendgottesdiensten stehen auf dem Programm. zeit Wasser in Wein verwandelte. Ein weiteres Herbst eine Kleidertauschbörse für die Oberstu- Einige Angebote waren bereits Teil des Schulfa- Atelier ist an einem Freitagabend im Dezember fe stattfinden. Dort können die Jugendlichen ches «ERG Kirchen», bei anderen handelt es sich zum Thema Advent geplant. Kleider, die sie nicht mehr brauchen, abgeben. um komplett neue Punkte. «Uns ist es wichtig, 30 Schulstunden sind mit der Abschaffung des Im Gegenzug bekommen sie eine bestimmte An- den Jugendlichen auf diese Weise vermitteln zu Faches «ERG Kirchen» in Gossau weggefallen, die zahl Sugus, die sie wiederum für andere Klei- können, dass es sich bei der christlichen Botschaft Religionslehrpersonen zuvor jährlich mit ihren dungsstücke eintauschen können. Zudem ist eine um eine Topbotschaft handelt», sagt Rusch. Mit- Schülerinnen und Schülern gestalten konnten. Nacht der Kirchen vorgesehen, in der die Kinder tels Flyern, die in den Klassen verteilt werden, im «Mit unseren neuen Angeboten möchten wir das und Jugendlichen, die von Kirche zu Kirche ge- direkten Kontakt mit den Jugendlichen und auf abfedern», sagt Martin Rusch. hen, an jedem Ort etwas Spezielles entdecken ihrer Webseite wird die Pfarrei Gossau auf ihr können. Auch die Lichterfeier beschreibt Danie- neues Angebot aufmerksam machen. Ehrenamtliche unterstützen la Gremminger als besonderes Erlebnis. Die Fei- «Es ist wichtig, die Kirche weiterhin als Lebens- er startet zunächst mit einer Überraschung in der Als Atelier gestaltet raum erfahrbar zu machen», sagt auch Daniela Kirche, wechselt dann in den Wald, wo es ein Nicht nur für die Jugendlichen der Oberstufe, son- Gremminger, Seelsorgerin in der Katholischen Kir- Feuer und Würste gibt, und endet mit einem dern auch für die Primarschülerinnen und -schü- che Uzwil und Umgebung. «Bei uns werden nach Spiel. «Das sind alles sehr niederschwellige An- ler hat sich das Team in Gossau etwas einfallen dem Aus des Schulfaches ‹ERG Kirche› aus den frei- gebote. Aber ihnen ist gemeinsam, dass sie die lassen. Unter dem Motto «Tankstelle – Dankstel- gewordenen Lektionen daher Religionslehrperso- Glaubensgemeinschaft erlebbar machen. Wir ha- le» sind die jährlich vier halben Tage zusammen- nen im Bereich Lernort Kirche bezahlt.» Einige der ben den Kindern etwas mitzugeben», sagt sie. gefasst, an denen die Kinder die Kirche als zent- Angebote gebe es schon länger. Andere Angebote Umso wertvoller sei es, die freigewordenen per- ralen Ort der Gemeinschaft kennenlernen können. würden hingegen neu aufgegleist oder stärker ge- sonellen Kapazitäten nun in diese Bereiche und «Das Spezielle ist, dass sich dieses Angebot nicht führt. Als Beispiel nennt Daniela Gremminger die in Anlässe wie das Bibelfest, den Versöhnungs- nur an Kinder richtet, sondern ganz bewusst an Kinderfeiern, die bislang ehrenamtlich organisiert weg sowie in den Jugendtreff Enjoy it und den alle Personen zwischen 0 und 99 Jahren», sagt wurden. Neu wird das zuständige freiwillige Team Schülertreff Click investieren zu können. Rusch. Die halben Tage seien inhaltlich wie Ateli- durch eine Katechetin unterstützt. «Das ermög- ers gestaltet und würden jeweils einen Kateche- licht es uns, viel flexibler auf die verschiedenen Be- Text: Nina Rudnicki seteil sowie ein gemeinsames Essen und eine Fei- dürfnisse der Familien einzugehen», sagt sie. Bild: zVg. 8 P FA R R E I F O RUM
AKTUELL «Die Auflösung fiel uns sehr schwer» Die unabhängige Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerrecht Ostschweiz (BAAO) gehört der Geschichte an. Der Verein wurde an der Hauptversammlung Mitte Juni aufgelöst. Mit Hannelore Fuchs und Josef Wirth verstarben in nur anderthalb Jahren zwei tragende Vor- standsmitglieder. D ie Beobachtungsstelle für Asyl- und Aus- nelore Fuchs und Pfarrer Josef Wirth zwei tra- ganisation zu sichern. «Adäquaten Ersatz für die länderrecht (BAAO) ist 2004 aus einem gende Säulen des Vorstands. «Hannelore Fuchs enormen Freiwilligendienste der beiden zu fin- Runden Tisch der CaBi-Anlaufstelle ge- war die Seele der Beobachtungsstelle. Sie setzte den, ist uns nicht geglückt. Insbesondere eine ju- gen Rassismus hervorgegangen und hat 2008 den sich unermüdlich für die Rechte der durch das ristische Fachperson zu finden, wie es Hannelo- Betrieb mit der Geschäftsstelle in St.Gallen auf- Asyl- und Ausländergesetz benachteiligten Men- re Fuchs war, die kostenlos so viele asylrechtliche genommen. Die Gründung fiel in eine Zeit, als die schen ein», betont Ana Paredes. Die Mitbegrün- Einzelfälle betreute, dokumentierte und parallel Asyl- und Ausländergesetzgebung in der Schweiz derin und langjährige BAAO-Präsidentin habe dazu noch politische Arbeit leistete, erwies sich zusehends verschärft wurde. Hauptziel der BAAO mit ihrem Einsatz und ihrem umfassenden recht- als Ding der Unmöglichkeit», bedauert Ana Vic- war es stets, konkrete Lebensgeschichten von lichen Wissen unglaublich viel bewirkt und de- toria Paredes, die bereits in ihrer Heimat Ecua- Asylsuchenden und Ausländern in unserem Land ren Tod hat eine Lücke aufgetan, die der Vorstand dor als Juristin Migrationsprojekte betreute. Er- sichtbar zu machen. «Wir schenkten den Migran- nicht mehr zu schliessen vermochte. Grosse Fuss- schwerend dazu kam die Tatsache, dass die tinnen und Migranten ein offenes Ohr, wenn sie stapfen hinterliess auch BAAO-Mitbegründer Jo- Spenden rückläufig waren. Probleme mit den Behörden hatten und vermit- sef Wirth, der 2018 auf einer Bergtour verstarb. telten zwischen den Parteien», fasst Ana Paredes Er zeichnete massgeblich für das Fundraising ver- Keine Anlaufstelle mehr zusammen, welche die BAAO-Geschäftsführung antwortlich und zeigte insbesondere innerhalb Die finanziellen und personellen Engpässe sorg- 2017 übernommen hat und seit 2020 auch das So- der beiden Landeskirchen die notwendige finan- ten schliesslich dafür, dass die Beratungsstelle lidaritätshaus in St.Gallen leitet. zielle Unterstützung auf. kapitulieren musste: Die Hauptversammlung vom 17. Juni dieses Jahres war die letzte des Vereins. Zwei herbe Kein Ersatz gefunden «Wir haben uns die Auflösung alles andere als Schicksalsschläge Die verbliebenen Vorstandsmitglieder und einfach gemacht», hält Ana Paredes fest. Wer Die Beobachtungsstelle wurde in den ver- Stellenleiterin Ana Paredes setzten nach nach der Auflösung der Beratungsstelle hierzu- gangenen Monaten in ihren Grundfesten dem Hinschied von Hannelore Fuchs lande nun Geflüchteten und Vertriebenen eine erschüttert: Innerhalb von eineinhalb und Josef Wirth alle Hebel in Bewe- Stimme gibt und sich empathisch und kompetent Jahren verstarben mit der Juristin Han- gung, um den Fortbestand der Or- für sie engagiert, bleibt vorerst offen. Text: Rosalie Manser Bild: Ahmad Motalaei BUCH ALS SCHLUSSPUNKT Ein letzter Meilenstein der BAAO war in diesem März die Publikation des Buchs «Mutter, mach dir keine Sorgen, das ist eine ganz andere Welt», das noch von Hannelore Fuchs projektiert wurde. Im Sammelband erzählen elf unbegleitete minderjährige Asylsuchende in Textportraits von ihrer Flucht und vom Leben in der Schweiz. Die Buchvernissage wird am 25. September 2021, um 18 Uhr nachgeholt. Im «Raum für Literatur» in der Hauptpost in St.Gallen lesen die Protagonisten aus dem Buch Auszüge ihrer persönlichen Geschichte vor. Jugendliche, die im Buch «Mutter, mach dir keine Sorgen, das ist eine → ganz andere Welt» ihre persönliche Flucht-Geschichte erzählen. 9
AKTUELL «Palliative Care steht ganz oben auf der Agenda» Ständerat und Nationalrat wollen die Palliative Care aufwerten. Es gibt viel zu tun. Der Palliativ-Ansatz ist vor allem bei Krebserkrankungen etabliert. Bei anderen Diagnosen gibt es Nachholbedarf. Was nun ansteht, erklärt der Ethiker Markus Zimmermann. Markus Zimmer- → gleitung. Denken Sie nur an die Trauerbegleitung mann hofft, dass der Angehörigen nach einem Todesfall, die selbst- Palliative Care ihren kritischen verständlich zum ganzheitlichen Konzept der Impetus behält. Palliative Care dazu gehört: hier werden die Krankenkassen sicher nicht einspringen; auch der Bereich der Seelsorge dürfte aussen vor blei- ben. Das heisst allerdings nicht, dass beispiels- weise Ärztinnen oder Pflegefachkräfte im Rah- men ihrer Zeitbudgets nicht auch sensibel reagieren könnten auf spirituelle Nöte ihrer Pa- tientinnen und Patienten. Warum haben es Krebskranke leichter, Leistungen der Pallia- tive Care in Anspruch zu neh- men? Das hat mit der Geschichte von Hospice Care Das Netzwerk «palliative.ch» Menschen im Sinne einer ganzheitlichen Betreu- und Palliative Care zu tun. Entwickelt hat sich spricht von einem «Durchbruch ung verbessert werden dürften. Im öffentlichen dieses Verständnis in erster Linie in der Beglei- für die Palliative Care in der Rampenlicht steht jeweils die spezialisierte Pal- tung von Menschen mit Tumorerkrankungen, Schweiz». Was genau wurde liative Care für Menschen, deren Symptome nur und noch heute sind viele Aktivitäten und beschlossen? durch spezifische Massnahmen zu lindern sind. Strukturen der Palliative Care auf die Onkolo- Markus Zimmermann*: Im An- gie ausgerichtet oder sind von ihr schluss an den Ständerat hat nun geprägt. Das hat natürlich auch mit auch der Nationalrat den Bundesrat «Ein erster wichtiger politi- den typischen Verläufen der Tu- damit beauftragt, gesetzliche morerkrankungen zu tun: oft Grundlagen zur Finanzierung der scher Schritt, dem nun viele bleibt Zeit und Möglichkeit, sich Palliative Care-Versorgung in der weitere folgen werden.» mit dem nahenden Ende auseinan- Schweiz zu schaffen. Anders formu- derzusetzen, zudem sind die The- liert: Die Palliative Care-Versorgung steht neu Tatsächlich geht es jedoch auch um die allgemei- rapien häufig aggressiv und ihre Anwendung ganz oben auf der Agenda der Schweizer Gesund- ne Palliative Care, die alle schwer kranken und entsprechend heikel. heitspolitik, ihre Dringlichkeit wird politisch leidenden Menschen betrifft. Daneben stellen der wahrgenommen. Aufbau entsprechender Versorgungsstrukturen Was unterscheidet Seelsorge und die Gewährleistung der Koordination der in der Palliative Care von nor- Welche Änderung finden Sie Versorgung grosse Herausforderungen dar. maler Seelsorge am Lebensen- am wichtigsten? de? Es werden die politischen Weichen gestellt, um Explizit geht es auch um die Normale Seelsorge am Lebensende gibt es wohl eine palliative Versorgung für möglichst alle Bür- «Anerkennung von psychoso- kaum. Sie ist stets geprägt von der Persönlichkeit gerinnen und Bürger der Schweiz zu ermögli- zialen, spirituellen und funktio- der seelsorgenden Person sowie der Begegnung chen. Was das konkret heisst, wird sich zeigen. nalen Leistungen». Heisst das, mit einem konkreten Sterbenden und dessen An- Es handelt sich zunächst einmal um einen ersten die Krankenkassen bezahlen gehörigen. Auch die Ambiente dürfte wichtig wichtigen politischen Schritt, dem nun viele wei- die Spitalseelsorgerinnen? sein: findet eine Begegnung auf einer Intensivsta- tere folgen werden: ein für die Anerkennung und Wie die gesetzlichen Regelungen genau aussehen tion oder zu Hause statt? Wie gesagt: Bei der Pal- Etablierung der Palliative Care schöner Erfolg. werden, konkret: welche Leistungen in das KVG, liative Care steht im Zentrum, dass alle profes- also die gesetzlich vorgeschriebene gesundheit- sionellen wie freiwilligen Begleiterinnen und Was bedeutet das für die Pati- liche Grundversorgung, aufgenommen werden, Begleiter zusammenarbeiten, koordiniert vorge- entinnen und Patienten ganz wird sich zeigen. Leistungen in den Bereichen der hen, voneinander wissen; das ist sicher nicht das konkret? psychosozialen und spirituellen Betreuung wer- Gewohnte für unsere Seelsorgenden. Auch die Langfristig dürfte dies bedeuten, dass die Versor- den es dabei schwerer haben als Leistungen im Idee, offen zu sein für alle möglichen Verständ- gung von chronisch kranken und sterbenden Bereich der somatischen und psychiatrischen Be- nisse und Formen spirituellen Lebens klingt zwar 10 P FA R R E I F O RUM
LESERFRAGE Welche Infos erhält die Spitalseelsorge? gut, ist aber alles andere als unumstritten oder einfach umzusetzen. Hier gilt es, Erfahrungen zu sammeln, und – wie Paulus sagt – alles zu prü- fen, und das Gute schliesslich zu behalten. Menschen möchten oft in den eigenen vier Wänden sterben. Heisst das, die Spitalseelsorge Bei den Daten der Patientinnen und Patienten handelt es muss sich verändern – und sich um sehr sensible Informationen. Das bedeutet, dass auch ausserhalb des Spitals ich als Spitalseelsorger nicht automatisch Zugriff darauf wirken? habe. Oft kenne ich von einem Patienten oder einer Pati- Heute sterben 80 Prozent der Menschen in der entin nur das Eintrittsdatum mit Adresse, die Station, auf Schweiz in Spitälern und Heimen. Solange das so der sich diese Person befindet, sowie die Konfession, falls ist, brauchen wir dringend Seelsorgerinnen und sie angegeben wurde. Seelsorger, die in diesen Institutionen tätig sind. Daneben sind ja auch die Seelsorgerinnen und Wieso jemand dort ist, weiss ich nicht. Ich besuche die Patientinnen und Patienten also Seelsorger in den Kirchgemeinden und Pfarreien spontan aufsuchend, wobei wir die verschiedenen Stationen wie etwa die Intensivstatio- da, die durchaus nach Hause zu den Leuten ge- nen, die Palliativstation und Pflegestationen in unserem Team aufgeteilt haben. Wir sind hen, wenn sie gerufen werden oder um eine Not ein Team von reformierten und katholischen Spitalseelsorgerinnen und -seelsorgern, die wissen. rund um die Uhr erreichbar sind. Am Freitagnachmittag ist zudem eine muslimische Be- treuungsperson im Kantonsspital St.Gallen im Einsatz. Wie geht’s nun weiter? Jetzt ist zunächst der Bundesrat am Zug. Er wird Trauer und Angst wohl Fachleute im Bundesamt für Gesundheit Bei meinen Besuchen erlebe ich es sehr selten, dass ein Seelsorge-Gespräch abgelehnt wird. und den Kantonen damit beauftragen, konkrete Häufig löst eine Krankheit viele verschiedene Gefühle wie etwa Trauer oder Angst aus. Lösungen zu erarbeiten, die dann in Vernehmlas- Die Pflegefachpersonen haben in ihrem Berufsalltag oft beschränkte Kapazitäten, um da- sung gehen. Das dürfte einige Zeit beanspruchen, rauf vertieft einzugehen. Darum können wir sie von der Spitalseelsorge darin unterstüt- ist aber nachhaltig, sobald eine Idee erst einmal zen. Mit dem Angebot der Spitalseelsorge und anderen Disziplinen wie Psychosomatik, gesetzlich geregelt ist. Heute steht im Vorder- Psychoonkologie und Sozialdienst werden im Kantonsspital die Patientinnen und Patien- grund: Palliative Care wird in der Schweiz wahr- ten, zusammen mit der Medizin, im ganzheitlichen Sinn behandelt: Körperlich, psychisch, und ernstgenommen, die Pionierzeit ist abge- sozial und seelisch. schlossen. Im Vergleich zu anderen Ländern zwar sehr spät, aber das ist jetzt Geschichte. Nebst dieser aufsuchenden Seelsorge arbeiten wir im Pikettdienst. Dieser unterscheidet sich von der aufsuchenden Seelsorge darin, dass uns meist Pflegefachpersonen anrufen Welcher Aspekt ist Ihnen noch und aufbieten, zum Beispiel bei Krisen, vor Operationen, im Sterben. Während der Coro- wichtig? na-Pandemie haben uns vermehrt Angehörige direkt angerufen, da sie wegen der Corona- Die Ideen der Palliative Care stossen auf starke Massnahmen nicht bei ihren Angehörigen sein konnten. Auch die Gespräche mit den Spi- Anerkennung aufgrund ihrer Bedeutung am un- talmitarbeitenden haben in dieser Zeit zugenommen, da die Stationen vermehrt mit mittelbaren Lebensende, also in der Versorgung Todesfällen konfrontiert wurden. sterbender Menschen. Das ist wichtig, aber nicht alles: im Kern geht es ja um eine Kritik an einer Persönliche Glaubensüberzeugung respektieren Gesundheitsversorgung, die einseitig an der Wir respektieren die persönliche Spiritualität, Glaubensüberzeugung und Religion der Pa- Machbarkeit ausgerichtet ist und die Medizin als tientinnen und Patienten und werden zu Menschen verschiedenen Alters gerufen. Auf eine Reparaturwerkstatt einzelner Organe oder Wunsch vermitteln wir auch den Kontakt zu den Seelsorgerinnen und Seelsorgern des Zellen versteht. Ich würde mir wünschen, dass Wohnortes oder der Religionsgemeinschaft. Am Sonntag feiern wir jeweils einen Gottes- die Palliative Care-Bewegung ihren kritischen dienst in der Spitalkapelle, zu dem Patientinnen und Patienten, das Spitalpersonal und Impetus, das Prophetische sozusagen, erhalten auswärtige Besucherinnen und Besucher eingeladen sind. kann, auch wenn sie etabliert und ins System auf- genommen wird. Wir machen die Erfahrung, dass Trost und Vertrauen nicht einfach zur Verfügung stehen. Wir versuchen, beides mit den Patientinnen und Patienten gemeinsam zu finden. Nebst Interview: kath.ch dem Gespräch können religiöse Rituale, Gebete oder spirituelle Texte eine Hilfe sein. Oft Bild: Stéphane Schmutz ergeben sich nur schon aus der Einstiegsfrage «Wie geht es Ihnen?» lange Gespräche. *Markus Zimmermann lehrt Moraltheologie und Ethik an der Universität Fribourg. 2019 hat er zu- sammen mit drei weiteren Autorinnen und Auto- Sepp Koller Spitalseelsorger Kantonsspital St. Gallen ren das Buch geschrieben: «Das Lebensende in der Schweiz: Individuelle und gesellschaftliche Perspektiven.» 11
Abenteuer im Julian und Dom inic Escape Room (beide 14) aus Abtwil haben mit der kirchlic Jugendarbeit hen im Lebensraum St.Gallen eine n Escape Room aufgebaut. Bei dem Spiel geht es darum, sich aus einem Raum zu befrei en. Dominic: Kinder und Jugendliche kennen häufig auch Julian und Dominic, welches ist einige der Rechenrätsel vom Schulunterricht und eures Lieblingsrätsel in eurem wissen schneller, wie sie diese lösen können. Bei klassi- Escape Room? schen Matheaufgaben sind hingegen die Erwachsenen Julian: Ich finde alle Rätsel ganz cool. Am besten gefällt besser. mir aber jener Moment des Spiels, in dem die Teilnehmenden auf die Idee kommen müssen, Pfeile zu einem Wort zusammenzusetzen. Oder als sie einen Was gefällt euch persönlich an Zaubertrick lernen müssen. Escape Rooms? Julian: Mir gefällt das Rätseln und vor allem auch, dass Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Teamarbeit gefordert ist, um ans Ziel zu gelangen. einen Escape Room ausgerechnet Dominic: Mir geht es genauso. Spannend finde ich aber zum Thema Magie und Zauberei zu auch, beobachten zu können, welche Irrgedanken oder entwerfen? verrückte Lösungsansätze die Teilnehmenden Dominic: Es hilft, wenn man sich zu Beginn eine entwickeln. Alleine aus diesen Gedankengängen könnte Geschichte überlegt. Das macht das Erfinden der man einen weiteren, grossen Escape Room entwerfen. Rätsel einfacher und man erhält automatisch eine gute Qualität. Unsere Geschichte handelt von einem Magier, Welchen Tipp gebt ihr allen, die der sein Gedächtnis verloren hat. Er muss seine zum ersten Mal einen Escape Room Erinnerungen wieder finden, um in eine Zaubershow besuchen? aufgenommen zu werden. Dafür haben die Julian: Ich rate allen, zuerst ein Brainstorming zu Teilnehmenden eine Stunde Zeit. Auf die Idee sind wir machen und sich genau zu überlegen, was das nächste gekommen, weil Zauberei in der 5. Klasse unser Hobby Ziel ist. Ausserdem gibt es im Raum verschiedene wurde. Wir verbrachten unsere Zeit lieber mit Gegenstände, die kombiniert werden müssen. Kartentricks als auf dem Fussballplatz. Dominic: Wichtig ist es, sich Zeit fürs Überlegen zu nehmen. Es ist definitiv von Vorteil, nicht schon am Die Teilnehmenden sind unter ande- Anfang den Kopf zu verlieren. rem mit Schnüren an einen alten Server g efesselt und müssen sich Möchtest du einen eigenen Escape Room entwerfen? befreien oder stehen vor Denk Auf www.wikihow.de findest du unter dem Stichwort aufgaben. Wer schneidet besser ab: «Wie man einen Escape Room plant» eine Anleitung die Älteren oder die Jüngeren? dazu. Auch auf youtube.com gibt es zahlreiche Ideen Julian: In einem Escape Room ist es von Vorteil, wenn und Rätsel für Escape Rooms. verschiedene Generationen zusammenspielen. Jüngere Kinder entdecken zum Beispiel durch ihre kleinere Körpergrösse Verstecke, die die Erwachsenen Text: Nina Rudnicki, Bilder: zVg. Wer nicht sehen würden. sich aus dem von Escape Room d D om inic Julian un öc ht e, muss befreien m einen unter anderem Zaub er tr ic k lernen.
NACHRICHTEN Lebenszeichen von entführter Franziskanerin Oberriet. Die entführte Ordensfrau Gloria Narváez Argoti, Ordensschwes- ter des Franziskusheims Oberriet-Eichenwies, ist offenbar noch am Leben. Das päpstliche Hilfswerk «Kirche in Not» berichtete im Juli von einem Le- benszeichen der aus Kolumbien stammenden Franziskanerin. Narváez Ar- goti ist vor über vier Jahren in Mali, wo sie in einer Pfarrei arbeitete, von einer bewaffneten Gruppe entführt worden. Das neue Lebenszeichen ist ein handschriftlicher Text vom 3. Februar 2021. Die 57-Jährige schreibt, sie sei «vier Jahre gefangen» gewesen und befinde sich mittlerweile in der Hand einer «neuen Entführer-Gruppe». Sie hoffe, so schreibt die Ordens- frau weiter, «dass Gott mir helfen wird, wieder freizukommen». (red./nar) BISTUM ST. GALLEN St.Gallen Spendenaktion für Oberriet Kloster in Appenzell Appenzell Zuwachs bei Jubla Appenzell. Das Kloster Maria der Engel in Appen- zell soll zusätzlich belebt werden, wie die Stiftung Region. Sommerferienzeit ist Sommerlagerzeit «Maria der Engel Appenzell» Ende Juni mitteilte. So bei Jungwacht und Blauring. Doch in Zeiten der soll es künftig als «einfache Herberge, als Rückzugs- Pandemie standen die Scharen in diesem Jahr vor ort der Stille und Einkehr sowie als spezieller Be- besonderen Herausforderungen. Es galt Schutz- gegnungsort dienen.» Weiter sollen in den zur An- konzepte vorzuweisen, Kreativität und Flexibi- lage gehörenden Miethäusern Menschen «im lität waren besonders gefordert. Einige Gruppen harmonischen Neben- und Miteinander auf dem führten ihr Lager an einem Ausweichort durch. oder nahe am Klostergelände leben.» Der Stiftungs- Andere entschieden sich für ein Alternativpro- rat plane deshalb zunächst eine umfassende bauli- gramm im eigenen Dorf. Für viele Familien ist che Sanierung. Rund 400 Jahre habe es keine we- das Angebot eine wertvolle Unterstützung und sentlichen baulichen Massnahmen gegeben. Eine das Lager-Tagesprogramm mit Übernachtung zu- Projektgruppe soll budgetierte acht Millionen Fran- hause ein ideale Kombination. Erfreulicherwei- ken beschaffen. Die Stiftung kümmert sich um die se bleibe das Interesse am Angebot der Jubla in Klosteranlage, seit 2008 die betagte Klostergemein- den letzten Jahren hoch, einige Scharen verzeich- schaft aufgelöst wurde. Sie unterhält einen pracht- neten sogar einen Zuwachs im Vergleich zu vor vollen Garten, es gibt einen Klosterladen, in der Kir- der Krise, heisst es in einer Medienmitteilung von che finden Gottesdienste statt. (kath.ch/nar) Jungwacht Blauring SG/AI/AR/GL. (red./nar) Jugend- und Bildungsthemen im Fokus St.Gallen. Zusätzlich zu Rechnung und Jahresbericht 2020 sionsteil jeweils einen Betriebsbeitrag von 50 Prozent an gab es in der Sitzung des Katholischen Kollegiums vom sechs akj-Stellen, total sind es 400'000 Franken jährlich. 22. Juni unter anderem zu Jugend- und Bildungsthemen Administrationsrat Fridolin Eberle erläuterte, dass dies Informationen und Diskussionen im «Grossrat» der St.Gal- zu einer Kostenverlagerung von den Kirchgemeinden hin ler Katholikinnen und Katholiken. Anhand des Jahresbe- zum Katholischen Konfessionsteil führe. Ziel sei, freiwer- richtes könne vermittelt werden, wie vielseitig und men- dende Mittel für die Jugendarbeit vor Ort einzusetzen und schennah die Kirche in Bereichen wie Seelsorge, Bildung, nicht als Sparpotenzial zu betrachten. Die Jahresrechnung Diakonie oder Kultur arbeite, sagte Administrationsrats- schloss bei einem Gesamtaufwand von rund 76 Millionen präsident Raphael Kühne. Er forderte die Mitglieder des Franken ab, anstatt mit dem budgetierten Ertragsüber- Kollegiums auf, dieses vielfältige Wirken in der Gesell- schuss von rund 126'000 Franken mit einem Defizit von schaft bekannter zu machen und zu vertreten. In den Re- 437'000 Franken. Die Entwicklung wurde hauptsächlich gionalversammlungen hatte die beschlossene Mitfinanzie- durch die Corona-Pandemie verursacht, insbesondere rung der kirchlichen Jugendarbeit (akj) durch den durch bedeutende Mindereinnahmen in der Stiftsbiblio- Katholischen Konfessionsteil zu Diskussionen geführt. thek von rund 900'000 Franken. Jahresbericht und Rech- Seit dem 1. August 2020 und bis 2024 leistet der Konfes- nung 2020 wurden einstimmig genehmigt. (red./nar) Bilder: Entführung Mali: pixabay.com; Kloster Maria der Engel: zVg.; Katholisches Kollegium: zVg./Regina Kühne; Jubla: zVg. 13
MEDIENTIPPS & AGENDA Tipp Macht Glauben glücklich? Mona Vetsch fragt nach Die Suche nach Antworten auf die Frage, ob Glauben glücklich macht, führt Mona Vetsch im Rahmen der Sommerserie «Reporter Spezial» zur katholischen Kirche Maria-Lourdes in Seebach, wohin viele Gläubi- ge pilgern. Ebenfalls spricht sie mit Raphael Gruben- mann aus Herisau, der von St.Gallen nach Einsiedeln pilgert, trifft eine atheistische Pfarrerin und Komiker Beat Schlatter. Montag, 2. August, SRF 1, 20.05 Uhr Fernsehen Radio Paths of life – Krise als Chance Kirche und Politik – verträgt sich das Der Ostschweizer Filmemacher Thomas Lüchinger porträ- heute noch? tiert Menschen und deren Umgang mit Krisen: Marcus Pan, Die Konzernverantwortungsinitiative hat viele Kirchenmit- der sein Dorf im Salzkammergut verlassen musste und seine glieder bewegt. Und die Kritik am Engagement war laut – Familie und Heimat verlor, vermittelt heute als Permakul- innerkirchlich, aber auch aus der Politik. In St.Gallen etwa tur-Lehrer den respektvollen Umgang mit der Natur. Die Is- gab es einen Vorstoss, der den Kirchen politisches Engage- länderin Solveig Jonsdottir war ein international erfolgrei- ment im Abstimmungskampf verbieten wollte. «Perspekti- ches Model. Ihre Karriere endete durch den Suizid ihrer ven» diskutiert mit Befürwortern und Gegnerinnen über das Schwester abrupt. «Artmedicine-woman» Aviva Gold aus politische Engagement der Kirchen. Arizona befreite sich durch Malen, nachdem sie als Mutter → Sonntag, 1. August, SRF2Kultur, 08.30 Uhr von drei kleinen Kindern von ihrem Mann verlassen wurde. → Sonntag, 25. Juli, SRF1, 23.20 Uhr – und danach auf srf.ch Kino Im Fadenkreuz der Machthaber Wo Autokraten und Populisten regieren, geraten bürgerli- che Freiheiten unter Druck. Engagierte Einzelne und Nicht- regierungsorganisationen werden zur Zielscheibe der Machthaber. Leben wir in Zeiten eines Frontalangriffs auf die Zivilgesellschaft? Was lässt sich dieser Entwicklung ent- Die Pazifistin gegensetzen? Eine journalistische Spurensuche in Indien, Wo die Urne vom Trudi begraben ist, wissen die Grossnef- Russland und Polen. fen nicht. Dabei hätte Gertrud Woker ein grosses Denkmal → Dienstag, 3. August, Arte, 22.40 Uhr verdient. Die Berner Chemikerin war eine der ersten Profes- sorinnen in Europa und sah die Welt bedroht von Giftgasen Streitfrage Leihmutterschaft und Atombomben aus wissenschaftlichen Labor. Sie wollte Weil Abraham und Sara unfruchtbar sind, zeugt Abraham die Welt davor schützen. Der animierte Dokumentarfilm mit der Sklavin Hagar einen Sohn. Die biblische Hagar wird zeichnet ihren Lebensweg nach. oft als erste Leihmutter bezeichnet. Heute nehmen immer → ab 9. September im Kino häufiger Eltern die Dienstleistung einer Leihmutter in den USA oder in der Ukraine in Anspruch. Diese Entwicklung stellt Gesellschaft und Gesetzgeber vor komplexe Fragen. → Sonntag, 15. August, SRF 1, 10.00 Uhr Bilder: SRF Bilder: Roses for You Productions, SWR / Docdays, pixabay.com 14 P FA R R E I F O RUM
MEINE SICHT Agenda Vom Ferienende Von Mönchen, Forellen Willkommen daheim. Gehören Sie zu den und Bibern Menschen, die das Ferienende fürchten? 3. und 4. August 2021, jeweils 10 – 11.30 Uhr Heimkommen, Koffer auspacken, Wäsche berge beseitigen, Post sortieren, einkau- Kinder (1. bis 3. Primarklasse) erkunden unter fachkundiger Führung das fen, Stundenpläne und Hobbys koordinie- Wasser im Stiftsbezirk. Dazu wird dem Kreislauf von Wasser gefolgt und ren, wieder in den Alltagsrhythmus finden. in den Wolkenhimmel der Kathedrale geblickt. Man erfährt, welche Fi- sche die Mönche assen und dass die Mönche Biber und Waldrapp zu Fi- Ich gehöre eigentlich zu den Menschen, die gerne wieder nach schen erklärten, um während der Fastenzeit eine grössere Auswahl an Hause kommen. Aber ein bisschen Wehmut über das Ferienende Fleisch zu haben. Anmeldung: mindestens 24 Std. im Voraus unter kul- sowie Respekt vor dem, was mich nach dieser Auszeit erwartet, turvermittlung@stiftsbezirk.ch. das kenne ich sehr wohl. → Kasse Ausstellungssaal, Stiftsbezirk St.Gallen Der August ist so ein Monat, in dem viele Menschen, egal ob jung oder alt, ob Kindergärtler oder frisch Pensionierte, ähnliche Er- Jubiläumsveranstaltung: fahrungen machen: Sie beenden etwas und starten wieder neu, vielleicht fahren sie weg, sie gewinnen Abstand und kommen 50 Jahre Frauenstimmrecht nach Hause, um wieder in den Alltag einzutauchen. Freitag, 20. August 2021, 19 – 22 Uhr Unspektakuläres sammeln Anlässlich von «50 Jahre Frauenstimmrecht in der Schweiz» lädt das mu- Für diese Sommerferien habe ich mir fest vorgenommen, unspek- seumbickel zu einer Jubiläumsveranstaltung: Referat von Raffaela Ga- takuläre aber Kraft spendende Momente und Dinge der Ferien- dient (Maturandin) und Podium mit Sarganserländer Politikerinnen: Alt- wochen bewusst zu sammeln und sie in meinem inneren Ruck- Regierungsrätin Heidi Hanselmann, Justine Bernold (1. Gemeinderätin, sack mit nach Hause zu nehmen. Walenstadt), Annemarie Ackermann (1. Gemeinderätin, Mels), Edith Kohler (Alt-Gemeinderätin, Pfäfers) und Esther Probst (Alt-Kantonsrä- Vielleicht gelingt es mir, in den Ferien wirklich Ferien zu ma- tin), mit Apéro und Musik. Infos: www.museumbickel.ch chen. In diesen Wochen für Leib und Seele zu sorgen, Kraft zu → museumbickel, Zettlereistrasse 9, Walenstadt tanken und das Glück in den kleinen Dingen, Begegnungen und Momenten zu sehen. Mit allen Sinnen geniessen, «neu werden», um dann, Mitte August, wieder anzukommen – ankommen in Grosse Exerzitien im Alltag – meinem Zuhause und den Alltag mit seinen neuen Herausforde- Infotreffen rungen begrüssen. Samstag, 21. August 2021, 10 – 14 Uhr Erstmals werden in mehreren Deutschschweizer Städten gleichzeitig so- genannte Grosse Exerzitien im Alltag angeboten – auch in St.Gallen und Rapperswil-Jona. Diese Exerzitien, die Hildegard Aepli und Ruth Rohde anlässlich des 175-Jahr-Jubiläums des Bistums St.Gallen entwickelt ha- ben, sind ökumenisch offen. Diese Grossen Exerzitien im Alltag sprechen Menschen an, die sich vom 16. November 2021 bis Pfingsten 2022 auf ei- nen persönlichen Gebetsweg begeben und sich in dieser Zeit auch regel- mässig in der Gruppe zu Austausch und Bestärkung treffen. Anmeldun- gen ab sofort unter aepli@bistum-stgallen.ch → St.Gallen Gebetstreffen Samstag, 21. August 2021 Vera Maria Rösch Seelsorgerin Katholische Kirche Region Rorschach Die Organisation «Erneuerung aus dem Geist Gottes» lädt in Herisau zum Gebetstreffen der Region Ostschweiz. Referent ist Matthias Willau- er, Leiter der Arbeitsstelle für Glaubens-Erneuerung und Mitarbeiter bei der Deutschfreiburger Fachstelle Katechese. Eine Anmeldung zur Tagung ist nicht nötig; Kollekte. Infos: Peter Rach, Tel. 071 351 43 70, peter. rach@bluewin.ch; www.erneuerung-online.ch. → Kath. Pfarreiheim und Kirche Herisau Bild: Ana Kontoulis 15
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