Frauenquote: Frisieren reicht nicht - Haufe

Die Seite wird erstellt Ansgar-Maximilian Baumann
 
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Frauenquote: Frisieren reicht nicht - Haufe
11.2015 | 12.40 EUR

                                                                                                            www.personalmagazin.de
MATERIAL-NR. 04062-5181

                                                                                                               Outsou
                                                                                                                       rcing
                                                                                                            Lohnab
                                                                                                                   rechnun
                                                                                                             und Per         g
                                                                                                                     sonal-
                                                                                                              verwalt
                                                                                                                      ung
                          Frauenquote: Frisieren reicht nicht                                                    S . 62

                          Warum Sie Mut zu hohen Zielen haben sollten und wie Sie diese erreichen   S. 20

                          PRO & CONTRA Meinungen zur          BEISPIELE Praxiserprobte         FAQ Fragen und Antworten
                          Frage: Wie viel Hierarchie          Beschäftigungsmodelle für        zu den Formvorschriften bei
                          brauchen Unternehmen? S. 46         ältere Mitarbeiter S. 52         Kündigungen S. 80
Frauenquote: Frisieren reicht nicht - Haufe
Frauenquote: Frisieren reicht nicht - Haufe
EDITORIAL 3

Liebe Leserinnen und Leser,
das Gesetz zur Frauenquote, das im Januar 2016 in Kraft tritt, schreibt
rund 3.500 Unternehmen vor, verbindliche Zielquoten für die oberen
Führungsebenen festzulegen. Nun zeichnet sich ab, dass die meisten
Unternehmensleitungen die Spielräume, die das Gesetz bietet, aus-
nutzen und lediglich den Status Quo ihrer Frauenanteile als Zielquote
festschreiben. Sie erfüllen damit den Wortlaut des Gesetzes, aber
unterlaufen sie den Geist des Gesetzes, wie etwa Bundesjustizminister
                                           Heiko Maas unterstellt?
                                           Auf den ers­ten Blick mag

              „Die Män-                    das so wirken, doch das ist
                                           nur die halbe Wahrheit. Im
              nerbünde in
                                           Personalmagazin kommen-
              den Chef-
                                           tieren wir seit Jahren den
              etagen der                   „Statusbericht Frauen in
              Firmen tun                   Führungspositio­nen“, den
sich mit der Frauenquote                   die Dax-Konzerne jährlich
nach wie vor schwer.“                      vorlegen. Dabei zeigt sich,
Reiner Straub, Herausgeber                 dass über 80 Prozent der
                                           Konzerne den Frauenan-
                                           teil in Führungspositionen
deutlich gesteigert haben, die Spitzenreiter sogar um über 50 Prozent.
Auch die beiden größten HR-Organisationen, der BPM und die DGFP,
werden mittlerweile von Frauen geführt. Das Ziel der Gleichstellung
ist natürlich längst noch nicht erreicht und die Männerbünde in den
Unternehmensleitungen tun sich damit nach wie vor schwer, wie die
Umfrage der DGFP unter den Mitgliedsunternehmen zeigt: Lediglich
zwölf Prozent der Unternehmen haben die Erhöhung der Frauenanteile
als strategisches Ziel definiert. Das ist erschreckend, doch der Wandel
ist unumkehrbar in Gang gekommen. Die Transparenz und der Druck
aus dem Talentmarkt werden dafür sorgen, dass die Männerbünde
das Thema nicht aussitzen können. Unser Titelthema zur Frauenquote,
das dritte innerhalb von drei Jahren, wird nicht das letzte sein. Gleich­
berechtigung gehört zu den zentralen Eckpfeilern der Personalpolitik.

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Frauenquote: Frisieren reicht nicht - Haufe
4 INHALT_NOVEMBER 2015

                                          Jubel über den Sieg
                                          Der HR Next Generation Award 2015
                                          ging an Florian Conradi von EnBW.

                                                                                 © PHILIPP VON RECKLINGHAUSEN, LUX-FOTOGRAFEN
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         Umfrage

         Rechner
                                               10                                                                                 20
         Zusatzinfo

           SZENE                                         TITELTHEMA                                                                    MANAGEMENT
     06 News und Events                             20 Mehr als Kosmetik, bitte!                                                38	News und Dienstleistungs­-
                                                       Frauenquote: Warum Sie sich                                                 markt
     10 Mut steht am Anfang                             mutige Ziele setzen sollten und
        Rückblick auf das DGFP-Lab und                  wie Sie diese erreichen                                                 40	Diagnose: verbesserungs­-
        die Verleihung des diesjährigen                                                                                             würdig
        HR Next Generation Award                    24 Eckpunkte des neuen Gesetzes                                                 Eine Studie zeigt, dass Einstellungs-
                                                       Welche Anforderungen die von                                                 interviews noch nicht professionell
     14 Digitalisierungs-Safari                         der Frauenquote betroffenen                                                  genug eingesetzt werden
        Bei der HR-Safari in Berlin lernten            Unternehmen erfüllen müssen
         Personaler innovative HR-IT-Start-                                                                                     44 Die Mitte finden
         ups und -Unternehmen kennen                28 Nur Zahlen zählen                                                           Hohe Belastung, niedrige
                                                       Wie sich die Frauenanteile in den                                           Wertschätzung: Wie Sie Mittel-
     16 Serie HR-Start-ups                              Dax-Konzernen in den vergangenen                                            manager besser motivieren
        Das Unternehmen Selfiejobs und                  fünf Jahren entwickelt haben
        seine gleichnamige App                                                                                                  46 Brauchen Unternehmen
                                                    30 Die Lohnlücke los werden                                                    Hierarchien?
     18 „Ich helfe, mehr zu sehen“                     Welche Handlungsfelder HR                                                  Zwei Experten nehmen dazu
        Alexandra Büßner, Personal-                    beackern muss, um den „Gender                                               Stellung, wie sinnvoll flache
         managerin bei Unilever, lebt eine              Pay Gap“ zu schließen                                                       Organisationsstrukturen sind
         selbstbewusste HR-Rolle
                                                    34 Frauen in Führung                                                        48 Fährtensuche im Nebel
                                                       Wie die Linde Group die Karriere                                           Serie Wissenschaftstransfer:
                                                        von Frauen fördert                                                         Wie Unternehmen den Weg zu
                                                                                                                                    ­Innovationen finden

                                                                                                                                                          personalmagazin 11 / 15
Frauenquote: Frisieren reicht nicht - Haufe
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                          © BJOERN WYLEZICH / FOTOLIA.DE

                                                                                                       Wertvolle Erfahrungen in sozialen Projekten
                                                                                                       Warum SAP einige seiner IT-Experten nach Mumbai schickte, um
                                                                                                       ein Dokumentationssystem für einen Kinderhort einzurichten.

                                                                                                                                                                               © SAP
                                                           Die Frauenquote
                                                           erhöhen
                                                           Welche gesetzlichen
                                                           Anforderungen Sie jetzt
                                                           erfüllen müssen und mit
                                                           welchen Maßnahmen Sie
                                                           Ihre Frauenanteile wirk-
                                                           lich steigern, lesen Sie im                    56
                                                           Titelthema.

         ORGANISATION                                                                         SPEZIAL                                      PERSÖNLICH
50 News und Softwaremarkt                                                                62 Die hohe Kunst des Outsourcens           84 News und Weiterbildung
                                                                                            Welches Angebot zu wem passt
52	Grauen-Power                                                                                                                     86 Gestaltungskraft entfalten
    Mit welchen Modellen HR ältere                                                      66 HR in der Klemme                            Wie Personaler Kreativität im
     Mit­arbeiter länger beschäftigen                                                       Teiloutsourcing als Mittelweg              Unternehmen fördern können
     kann
                                                                                         68 Kehren neue Besen besser?                88 Buchtipps
56	Mobiles Talentmanagement                                                                Wie verbreitet Softwarelösungen für
    Drei IT-Experten halfen im Rahmen                                                       die Digitale Personalakte sind          90 Ganz persönlich
     eines SAP-Freiwilligenprogramms                                                                                                    Julia Roth, HR-Managerin in der
     ein Management-Informations-                                                        70 15.000 Mitarbeiter, ein Klick                Kanzlei Linklaters LLP, beantwortet
     System für Kinderhorte in Mumbai                                                       Vivantes nutzt zur Personalverwal-         den Fragebogen
     einzurichten                                                                           tung eine Hybrid-Lösung
60	Was Sie bei sozialen Projekten im
     Ausland sozialversicherungsrecht­                                                                                                     RUBRIKEN
     lich beachten müssen                                                                     RECHT
                                                                                                                                     03 Editorial
                                                                                         72 News
                                                                                                                                     88 Impressum
                                                                                         74 Aktuelle Urteile
                                                                                                                                     90 Vorschau
                                                                                         76 Bei Verdacht richtig kündigen
                                                                                            Welche rechtlichen Voraussetzungen
                                                                                            gelten

                                                                                         80 Der Streit um den Zugang
                                                                                            Welche Formvorschriften Sie bei Kün­
                                                                                             digungen unbedingt beachten sollten

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Frauenquote: Frisieren reicht nicht - Haufe
6 SZENE_NEWS

                                                                                                                                                                                                                                              © KMK/BEHRENDT&RAUSCH
                             Stellenwechsel
                             ELKE FRANK

                                                                                                                                                                                                                    © MICROSOFT CORPORATION
                             Die Personalchefin von Microsoft Deutschland verlässt das Unternehmen und übernimmt
                             zum 1. November die Leitung des Group Performance Development bei der Deutschen Te-
                             lekom. Elke Frank war zunächst in verschiedenen Leitungsfunktionen bei Daimler tätig,
                             bevor sie 2004 als Senior Director HR, Legal & Compliance zur Mercedes-Tochter AMG
                             wechselte. Danach war die promovierte Juristin bei Carl-Zeiss Vision als Vice President
                             Human Resources für die Personalarbeit weltweit verantwortlich. Bei Microsoft ist sie im
                             August 2013 in die Geschäftsleitung des Unternehmens eingetreten und hatte als Senior
                             Director HR die Verantwortung für das Personalressort übernommen. Bei der Telekom ver-
                             antwortet sie künftig die globale Talent- und Führungskräfteentwicklung. Das Personalma-
                             gazin wählte sie im September 2015 zu einem der 40 führenden Köpfe des Personalwesens.
    © BOEHRINGER INGELHEIM

                                                                      ANDREAS NEUMANN

                                                                      Die Gesellschafter des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim haben Andreas Neumann als neu-
                                                                      es Mitglied in die Unternehmensleitung berufen. Seit dem 1. Oktober verantwortet der Volljurist
                                                                      den Personalbereich. Er gehört dem Unternehmen seit 2011 an und leitete seitdem den Bereich
                                                                      Recht und seit Anfang 2015 zusätzlich auch den Bereich Personal. Mit der eigenständigen Beset-
                                                                      zung des Unternehmensbereichs Personal will Boehringer Ingelheim die internationale Perso-
                                                                      nalentwicklung und Personalplanung stärken und sich auf Veränderungen am globalen Arbeits-
                                                                      markt einrichten. Boehringer Ingelheim beschäftigt über 47.700 Mitarbeiter weltweit.

                                                                                                                                                                                                                © BASF
                                                                                                                                           RENÉ LOCHTMAN

                             Zum 1. November wechselt René Lochtman, Geschäftsführer von BASF Polyurethanes, zur Mut-
                             tergesellschaft in Ludwigshafen. Dort übernimmt er die Leitung des globalen Kompetenzzent-
                             rums Rekrutierung innerhalb des HR-Bereichs. Als Vice President Recruiting folgt der gebürtige
                             Niederländer auf Jörg Leuninger. Lochtman studierte Chemie an der RWTH Aachen und kam
                             nach seiner Promotion 1997 zur BASF. Dort arbeitete er unter anderem in der Forschung und
                             Entwicklung für den Pflanzenschutz und als stellvertretender Leiter Investor Relations. In der
                             neuen Position berichtet er an Anke Schmidt, Senior Vice President Global Talent Management.

                             SANDRA EISCHER                                                                            beim Sportfachhändler Sportscheck übernommen. Der 46-Jährige ist
                             Am 1. September übernahm Sandra Eischer die Leitung des Per-                              zuständig für Finanzen, Controlling, IT, Logistik und Personal.
                             sonalwesens und der Organisation der Landesgeschäftsstelle des
                             Diakonischen Werks Württemberg. Die 29-Jährige arbeitete zuletzt                          MARTINA WIMMER
                             bei der Zentralen Buchungsstelle für Soziale Unternehmen.                                 Der Immobilienkonzern Buwog hat mit Martina Wimmer eine neue
                                                                                                                       Personalchefin. Sie verantwortet außer Personalmanagement und
                             MICHAEL KÖNIG                                                                             -verrechnung auch Unternehmensorganisation sowie Aus- und Wei-
                             Wie kürzlich bekannt wurde, wird Michael König, Vorstandsmitglied                         terbildung. Die 54-Jährige kommt von der Immofinanz-Gruppe.
                             für Personal und Arbeitsdirektor bei der Bayer AG, den Konzern
                             Ende Dezember auf eigenen Wunsch verlassen. Nachfolger soll Hart-                         MICHAEL ZÜRN
                             mut Klusik werden, derzeit Vorstand der Bayer Healthcare AG.                              Bereits im August wurde Michael Zürn in die Geschäftsführung von
                                                                                                                       Güntert Präzisionstechnik in Villingen berufen. Der 40-Jährige leitet
                             LARS SCHÖNEWEISS                                                                          das Personalressort und verantwortet zudem schwerpunktmäßig die
                             Am 1. Oktober hat Lars Schöneweiß die Position als Geschäftsführer                        Themen Finanzen, IT und Organisationsentwicklung.

                                    + + + A k t u e l l e P e r s o n a l i e n + + + t ä g l i c h u n t e r w w w. h a u f e . d e / p e r s o n a l + + + R u b r i k „ P e r s o n a l s z e n e “

                                                                                                                                                                                          personalmagazin 11 / 15
Frauenquote: Frisieren reicht nicht - Haufe
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                                                              Learntec 2016 befasst sich
                                                              mit digitaler Lernkultur

                                                              V
                                                                        om 26. bis 28. Januar 2016 findet zum 24. Mal die Learntec –
                                                                        internationale Fachmesse und Kongress für das Lernen mit IT
                                                                        – statt. Auf der Fachmesse stehen in diesem Jahr unter anderem
                                                                die Themen Learning Analytics, Mobile Learning, Global Learning und
                                                                Industrie 4.0 im Mittelpunkt. Trend-, Anwender- und Branchenforen ge-
                                                                ben Einblicke in die jeweiligen Themen. Der Kongress hat für 2016 als
                                                                Schwerpunktthema „Zukunft Lernen: Lernkultur digital“ gewählt. Die
                                                                Vorträge und Podien wollen unter anderem Antwort auf folgende Fragen
                                                                geben: Wie erwerben und managen wir Wissen im Zeitalter von Industrie
                                                                4.0? Können Innovationen wie adaptive Lernsysteme helfen, die Lerner-
                                                                fahrung zu verbessern? Lernen wir künftig verstärkt individuell oder eher
                                                                kollaborativ? Auf der Learntec 2015 waren insgesamt 225 Aussteller aus
                   Lernen mit IT-Unterstützung ist das zentrale elf Nationen vertreten. Rund 6.900 Besucher kamen in dieser Zeit zur
                             Thema der Learntec in Karlsruhe. Messe Karlsruhe.                                            www.learntec.de

Drei Fragen an ...
    ... Felix Klein zur Beschäftigung von ehemaligen Zeitsoldaten

Frage eins: Warum sollten Unternehmen             Frage zwei: In welchen Berufen sind ehe-
einen ehemaligen Zeitsoldaten einstellen?         malige Zeitsoldaten ausgebildet?
Felix Klein: Beim Thema Soldat denken             Klein: Vom Friseur bis hin zum Luft- und
viele Personaler leider immer noch an             Raumfahrtingenieur sind eigentlich alle
„Kasernenhofton“. Diese Zeiten sind               Profile vertreten. Besonders im gewerb-
lange vorbei. Denn die Anforderungen              lich-technischen Bereich, in der Logis-
in einer modernen Armee wie der Bun-              tik oder im Personalwesen verfügen
deswehr sind in den vergangenen Jah-              Zeitsoldaten über Berufs- und Studienab-       FELIX KLEIN betreibt seit 2010 die
ren enorm gestiegen, sodass fast alle             schlüsse und Berufserfahrung. Auch im          Spezial-Jobbörse Dienstzeitende.de und
Zeitsoldaten über erstklassige und ak-            Gesundheits- und Pflegebereich sowie ei-       unterstützt Unternehmen bei der direkten
tuelle berufliche Qualifikationen verfü-          nigen IT-Berufen können Personaler gut         Ansprache ehemaliger Zeitsoldaten.
gen. Hinzu kommen wichtige Soft Skills            einen Blick in Richtung Bundeswehr wer-
wie Teamfähigkeit, Flexibilität und               fen. Aber natürlich können nicht alle Be-      rufliche Aus- und Weiterbildung, das bis
Verantwortungsbewusstsein.        Zusätz-         rufe abgedeckt werden. Ich denke da an         zu 21.000 Euro umfassen kann. Dies ist
lich lernen Soldaten vom ersten Tag an,           Juristen, Finanzbuchhalter, Software-Ent-      für den künftigen Arbeitgeber ein ech-
was es heißt, Menschen zu führen und              wickler oder Konstruktionsingenieure.          ter Mehrwert. Spezielle Qualifikationen
Entscheidungen zu treffen. Ich bin über-                                                         können in Absprache mit dem Bewerber
zeugt, dass diese Kompetenzen in der              Frage drei: Welche Fördermöglichkeiten         über das Förderbudget finanziert werden.
Wirtschaft gefragt sind und ehemalige             gibt es für Arbeitgeber?                       Das spart Kosten und hat gleichzeitig den
Zeitsoldaten daher eine hochinteressan-           Klein: In Abhängigkeit der geleisteten         Vorteil, dass der neue Mitarbeiter die ge-
te Personalquelle für Unternehmen aller           Dienstzeit verfügt jeder Zeitsoldat über       wünschten Abschlüsse passgenau für die
Größen darstellen.                                ein finanzielles Förderpaket für die be-       zu besetzende Stelle absolvieren kann.

11 / 15 personalmagazin                                                      Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de
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                                                                                             © ZUKUNFT PERSONAL / FOTOSTUDIO PFLUEGL
                                                                                                                                            BILDERGALERIE
                                                                                                                                       Visuelle Eindrücke von der Zukunft Per-
                                                                                                                                       sonal 2015 erhalten Sie in der Bilderga-
                                                                                                                                       lerie in der Personalmagazin-App.

                                                                                                                                          Hier stellten sich Vertreter der Blog-
                                                                                                                                          gerszene dem Publikum vor.
                                                                                                                                            Bei den etablierten Anbietern, in Vor-
                                                                                                                                          trägen und Diskussionsrunden standen
                                                                                                                                          ebenso „Arbeiten 4.0“ sowie das Trend-
                                                                                                                                          thema digitale Transformation im Vor-
                                                                                                                                          dergrund. Personalsoftware-Anbieter wie
     Die digitale Transformation war insbesondere in der Softwarehalle das zentrale Thema.
                                                                                                                                          Oracle oder Perbit fuhren etwa selbstge-
                                                                                                                                          steuerte Roboter auf. Das und die neuen
     Fachmesse blickte in die Zukunft                                                                                                     IT-Lösungen für den HR-Bereich fanden
                                                                                                                                          offenbar Anklang bei den Messebesu-

     G
              enau 15.262 Besucher lockte die       fanden sich rund 300 Zuschauer beim                                                   chern: Insbesondere in der Software-Halle
              Zukunft Personal vom 15. bis          „Future Talk“ im Kristallsaal ein, um                                                 gab es einen spürbaren Besucherandrang.
              17. September 2015 in die Messe       Nahles‘ Vertretung, der Staatssekretärin                                              Etwas weniger zufrieden mit der Reso-
     Köln. Erstmals stand die Fachmesse un-         Gabriele Lösekrug-Möller, zu lauschen.                                                nanz zeigten sich die Aussteller aus der
     ter einem übergreifenden Motto, das sich       Eine weitere Neuerung, abgesehen vom                                                  Jobbörsen-Halle. Wieder einmal Anlass
     durch die Messeauftritte der 651 Ausstel-      übergreifenden Motto der Messe, war ein                                               zur Debatte gab auch die Frage, ob die
     ler und die meisten Präsentationen zog:        „Start-up-Village“, in dem sich rund 25                                               Messe nicht mit zwei Tagen kompakter
     „Arbeiten 4.0“. Der viel beworbene Auf-        Start-up-Unternehmen der HR-Branche                                                   und übersichtlicher wäre als mit der
     tritt von Bundesministerin Andrea Nah-         präsentierten. Für die junge HR-Szene                                                 aktuellen Dauer von drei Tagen. So kon-
     les fiel allerdings aus und wurde einzig       hatten die Messeveranstalter zudem das                                                statierten einige Aussteller einen „schwa-
     auf Instagram kommuniziert. Am Ende            Format „Meet the Blogger“ geschaffen.                                                 chen dritten Tag“.  www.zukunft-personal.de

     Impulse zum Wandel von HR in                                                                                                          TERMINE

     der digitalen Transformation                                                                                                          4. November,      1. Arbeitgeberforum

     U
                                                                                                                                           Berlin            „Zukunft der Arbeit“
             nter dem Titel „HR zwischen digitaler Transformation und Arbeits-                                                                               Tel. 030 2033-1850
             welt“ findet am 19. und 20. November das nächste Netzwerktreffen                                                                                www.arbeitgeberforum-zukunft.de
             der Initiative Wege zur Selbst-GmbH statt. Mit einem Impulsrefe-
                                                                                                                                           10. November,     Talentmanagement Gipfel
     rat zum Wandel von HR und Beschäftigten in digitalen Medien eröffnet                                                                  Heidelberg        2015
     Gitta Blatt, HR Director von Sky, das Netzwerktreffen, das bei Sky Deutsch-                                                                             Tel. 0761 8983302
     land in Unterföhring stattfindet. Im Anschluss haben die Teilnehmer die                                                                                 www.talentmanagement-
     Gelegenheit, das Unternehmen in kleinen Gruppen zu besichtigen. Die                                                                                     gipfel.de

     Dinner Speech am ersten Abend hält Marc Stoffel, Geschäftsführer von
                                                                                                                                           27. November,     Women Connex
     Haufe-umantis, zum Thema „Demokratische Unternehmensführung“. Der                                                                     Karlsruhe         Tel. 0721 3720-0
     zweite Tag hat unter anderem eine Panel-Diskussion von Thomas Sattel-                                                                                   www.womenconnex.de
     berger und Professor Sabine Remdisch auf dem Programm, Workshops,
                                                                                                                                           23. bis 24.       DGFP-Congress
     Impulsreferate sowie Praxisbeispiele aus innovativen Unternehmen. Dar-
                                                                                                                                           Februar, Berlin   Tel.0211 5978-175
     über hinaus stellen fünf Start-ups aus dem HR-Tech-Bereich ihre Services                                                                                www.congress.dgfp.de
     und Produkte vor.                                         www.selbst-gmbh.de

     Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de                                                                                                     personalmagazin 11 / 15
Frauenquote: Frisieren reicht nicht - Haufe
Frauenquote: Frisieren reicht nicht - Haufe
10 SZENE_HR NEXT GENERATION AWARD

     „Mut steht am Anfang“
      AUSZEICHNUNG. Der HR Next Generation Award 2015 ging an Florian Conradi von
      EnBW. Er wurde nach einer eindrucksvollen Live-Präsentation zum Sieger gewählt.

      Von Daniela Furkel (Red.)                  ist er Mitbegründer des Projekts „1492@      GmbH neue Personalprodukte zur pro-
                                                  EnBW“. Hinter diesem Namen verbirgt          fessionellen Begleitung beim Jobwech-

      P
               ersonalprofis, die in Zukunft      sich ein neues Personal- und Innovati-       sel und Unterstützung des persönlichen
               etwas bewegen wollen, müssen       onsinstrument, das es engagierten Mitar-     Veränderungsmanagements.
               nicht nur mit fundierten Fach-     beitern erlaubt, sich über den originären
               kenntnissen und innovativen        Aufgabenbereich hinaus zu entwickeln         Aus der Forschung in den HR-Bereich
      Ideen überzeugen können. Sondern            und selbstständig, auf freiwilliger Basis,   Der 32-Jährige studierte Maschinenbau-
      sie müssen ihre Botschaften auch ein-       konkrete Projekte in autonomen Teams         er und ehemalige Leistungssportler ist
      drucksvoll kommunizieren und damit          zu bearbeiten. Zuvor entwickelte er als      ein Quereinsteiger im HR-Bereich. 2012
      andere begeistern können. Live-Präsen-      Projektleiter für die EnBW Perspektiven      startete er bei EnBW als Sachbearbeiter
      tationen vor den gut 250 Teilnehmern
      des DGFP-Lab in Berlin führten daher
      zur finalen Entscheidung für den HR
      Next Generation Award 2015.

      Mit einem „Mut Slam“ zum Sieg
      „Eines Tages werden wir alt sein und
      erkennen: Mut steht am Anfang eines
      Handelns, Glück am Ende.“ Das war die
      Botschaft des „Mut Slam“, mit dem Flo-
      rian Conradi von EnBW Energie Baden-
      Württemberg gemeinsam mit seiner
      EnBW-Kollegin Christiane Schwarzer
      ihre Einstellung zur HR-Arbeit den Teil-
      nehmern des DGFP-Lab vorstellte. Mit
      dieser, dem „Poetry Slam“ angelehnten,
      Präsentation überzeugten sie das Publi-
      kum. Die Teilnehmer entschieden sich
      schließlich für Conradi als Gewinner. Er
      reichte den Preis jedoch gleich an seine
      Kollegin Christiane Schwarzer weiter,
      die seiner Ansicht nach mindestens so
      viel wie er zur erfolgreichen Präsentati-
      on beigetragen hatte.
        Als Programmleiter Konzerntrainees
      und Referent Sonderaufgaben Perso-
      nalentwicklung bei EnBW Energie Ba-
      den-Württemberg verantwortet Florian
      Conradi seit September 2013 das Trai-
      neeprogramm des Konzerns. Außerdem

                                                                                                                       personalmagazin 11 / 15
11

       VIDEO
Wie präsentieren Top-Nachwuchs­
personaler sich und ihre Projekte?
Sehen Sie dazu das Video zum Finale
des HR Next Generation Award in der
Personalmagazin-App.

       BILDERGALERIE
„Leadership Revolution!“ war das
Thema des DGFP-Lab in Berlin-Kreuz-
berg. Einblicke in die Kreativarbeit
der Teilnehmer erhalten Sie in der
Personalmagazin-App.

                                                                      Florian Conradi (links),     Forschung und Innovation in den Beruf        Modernisierung des HR-Managements
                                                                      Gewinner des HR Next         und nahm später an einem generalisti-        zuständig ist, zeigte unter der Headline
                                                                      Generation Awards,           schen Einstiegs- und Entwicklungspro-        „Aus Teich­enten Talente machen“ auf, wie
                                                                      legte gemeinsam mit          gramm für „High Potentials“ teil. Unab-      wichtig ein fortschrittliches Recruiting
                                                                      seiner Kollegin Christiane   hängig von seiner Kollegin Christiane        und Talentmanagement im öffentlichen
                                                                      Schwarzer eine eindrucks-    Schwarzer, die bereits seit 2006 HR-         Dienst ist. Cindy Benzing, als Global HR
                                                                      volle Live-Performance       Funktionen bei EnBW bekleidet, hatte         Business Partner für die beiden Business
                                                                      hin. Kreativität war der     er sich für den Award beworben. Auch         Units Heraeus Chemicals und Heraeus
                                                                      zentrale Aspekt des DGFP-    Christiane Schwarzer wurde von der           Electronics verantwortlich, beschrieb in
                                                                      Lab (rechts).                Expertenjury in die Gruppe der Final-        „How HR can make a difference“, wie das
                                                                                                   teilnehmer gewählt. Sie ist seit Anfang      Unternehmen mit innovativer HR seine
                                                                                                   2015 als Managerin Innovation in einem       Neuausrichtung schaffte. Sabine Burmei-
                                                                                                   Start-up-Projekt tätig, das E-Trainings,     ster, fachliche Leiterin des Online Talent
                                                                                                   Lern- und Steuerungsplattformen im           Communication Teams von der Deutschen
                                                                                                   Infotainment-Format verkauft.                Telekom/T-Systems MMS gab eine ener-
                                                                                                                                                giegeladene Präsentation zum Thema
                                                                                                   HR-Arbeit mit Leidenschaft                   „Motivate, Activate, Create“ und stellte die
                                                                                                   Insgesamt fünf Finalisten präsentierten      von ihr entwickelte Hochschulkampagne
                © FOTOS: PHILIPP VON RECKLINGHAUSEN, LUX-FOTOGRAFEN

                                                                                                   sich und ihre Projekte auf der Kreativ-      für Praktikumsjobs „Blind Applying“ vor.
                                                                                                   veranstaltung in Berlin. Auch die ande-
                                                                                                   ren Präsentationen waren sehr lebendig.      Die junge Personalszene stimmte ab
                                                                                                   Alle Final-Teilnehmer des HR Next Gene-      Die Live-Präsentationen am Abend des
                                                                                                   ration Awards bewiesen, dass sie mit Lei-    ersten Tags des DGFP-Lab machten eine
                                                                                                   denschaft und hoher fachlicher Expertise     zentrale Neuerung des HR Next Genera-
                                                                                                   eine innovative Personalarbeit betreiben.    tion Award 2015 aus. Die junge Personal-
                                                                                                     Florian Keppeler, der beim Landratsamt     szene hatte selbst die Möglichkeit, unter
                                                                                                   Lindau unter anderem für Personalaus-        den fünf Finalisten den Preisträger zu
                                                                                                   wahl und -entwicklung sowie für die          küren – per App auf ihrem Smartpho-

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12 SZENE_HR NEXT GENERATION AWARD

                                                                  DATEN  UND FAKTEN
                                                                   PRAXISBEISPIEL

      ne. Die lebhaften Präsentationen kamen
      auch bei den Jurymitgliedern gut an.
      „Was uns besonders freute: Die persön-
      lichen Geschichten waren mutig, ener-
      gievoll und überzeugend. Genau das ist
      die Zukunft von HR“, sagte Katharina
      Heuer, Geschäftsführerin der DGFP und
      zugleich Jurymitglied des Awards.
         Auch Randolf Jessl, Mitglied der Ge-
      schäftsführung bei Haufe-Lexware, fand
      das diesjährige Live-Auswahlverfahren
      „so spannend wie nie zuvor“. Wie er fest-
      stellte, erhielten die Preisträger diesmal         Der HR Next Generation Award 2015
      einen „noch größeren, verdienten Schub
                                                         Insgesamt 24 junge Personalprofis aus 21 Unternehmen aller Größen hatten sich für den
      an Wertschätzung.“ Damit ist der HR Next
                                                         Nachwuchspreis beworben. Unter den Bewerbern waren 15 Frauen und neun Männer.
      Generation Award seinem übergreifenden
      Ziel – HR endlich von der Peripherie der           Ziel des Awards ist es, den jungen Talenten öffentlich Anerkennung zu zollen, die Be-
      Wahrnehmung ins Zentrum zu rücken –                deutung von HR hervorzuheben und das Berufsfeld für Einsteiger bekannt zu machen.
      einen großen Schritt näher gekommen.               Das ermöglicht ein Netzwerk von Förderern: das Personalmagazin, die Messe Zukunft
                                                         Personal, die Young Professionals der Initiative Wege zur Selbst-GmbH, die Deutsche Ge-
      Impulse zur Führung                                sellschaft für Personalführung (DGFP) und die Promerit AG. Unterstützt wird der Prozess
      Starke Impulse für innovative Personal-            zudem von der Viasto GmbH, die die Technik für die zeitversetzten Videointerviews für
      arbeit gab es auch im weiteren Verlauf             die Vorauswahl der Finalisten zur Verfügung gestellt haben. Ein weiterer Unterstützer ist
      der zweitägigen Veranstaltung, die in              die Mentus GmbH, mit deren Profis die Finalisten ihren Live-Auftritt vorbereiteten.
      diesem Jahr unter dem Motto „Leader-
                                                         Seit diesem Jahr geht der Bewerbungsprozess für den Award über drei Stufen: Mit einer
      ship Revolution!“ stand. Die vornehm-
                                                         Kurzbewerbung mit Lebenslauf und Begründung legen die Bewerber dar, warum sie
      lich jungen Teilnehmer diskutierten die
                                                         sich geeignet für die Auszeichnung halten. Hieraus resultiert die Zulassung zu einem
      Führungsthematik aus verschiedenen
                                                         Videointerview über die heimische Webcam. In der zweiten Stufe werten die Experten
      Perspektiven und stellten dabei einge-
                                                         der DGFP und des Personalmagazins Lebensläufe und Interviews aus und erstellen eine
      fahrene Konzepte und Methoden infra-
                                                         Shortlist. Wer es auf die Shortlist schafft, wird gebeten, drei Kurzreferenzen aus dem
      ge. Anregungen von wissenschaftlicher
                                                         Arbeitsumfeld sowie eine Aufstellung aussagekräftiger Projekte nachzuliefern. Anhand
      Seite gab zum Beispiel Professor Heike
                                                         der Interviews und ergänzenden Unterlagen ermittelt die zehnköpfige Jury die fünf
      Bruch von der Universität St. Gallen, die
                                                         Finalisten. Diese wurden zur Live-Präsentation auf dem DGFP-Lab in Berlin eingeladen.
      über die Frage referierte, wie Führung
      Energie aktiviert. Eine ihrer Erkennt-             Der Jury gehören an: Katrin Hahn (Juwi), Katharina Heuer (DGFP), Klaus Hofmann (Wacker
      nisse: „Sehr erfolgreiche Unternehmen              Chemie), Dr. Michael Prochaska (Stihl), Matthias Robke (ING-DiBa), Dr. Simone Siebeke
      haben starke Ausprägungen bei ange-                (Henkel), Andreas Graubner (Deutsche Messe), André Große-Jäger (Bundesministerium
      nehmer Energie – aber nicht auf Kosten             für Arbeit und Soziales), Markus Frosch (Promerit), Randolf Jessl (Haufe-Lexware). (dfu)
      der produktiven Energie.“
         Weitere Höhepunkte waren der Bei-
      trag von Professor Stephan A. Jansen von
      der Zeppelin Universität Friedrichsha-         Drittens: Transformationale Führung             ration Award zu bewerben. Teilnehmen
      fen zum Thema „Aufstand des Systems“           braucht wenig Ego. Viertens: Führung            können sowohl Generalisten als auch
      sowie der Debate Club, bei dem kreative        erfordert Reflexions- statt Belehrungs-         Spezialisten, die Verantwortung über-
      Köpfe rund um HR sich den Fragen und           räume. Fünftens: Digital kann face-to-          nehmen, Kreativität zeigen, innovative
      auch der Kritik der Teilnehmer stellten.       face nicht ersetzen.                            Konzepte umsetzen und diese überzeu-
         Ergebnisse des zweitägigen DGFP-Lab                                                         gend präsentieren können. Informatio-
      waren fünf Thesen zur Führung. Erstens:        HR Next Generation Award 2016                   nen über die nächste Bewerbungsrunde
      Führung ist ein Verhalten, keine formale       Auch im kommenden Jahr sind innova-             sowie die Porträts der diesjährigen Fina-
      Rolle. Zweitens: Führung braucht Mut,          tive Personaler unter 35 Jahren dazu            listen finden Sie unter
      eine Vision und Durchhaltevermögen.            aufgerufen, sich für den HR Next Gene-                    www.hr-next-generation-award.de

      Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de                                                            personalmagazin 11 / 15
14 SZENE_DIGITALISIERUNG
      © GOOD SCHOOL, ANDREA SATTLER

                                      HR auf Digitalisierungssafari
                                      NACHBERICHT. Im Oktober durchstreiften 20 Personaler bei der HR-Safari per Bus Ber-
                                      lin. Ihre Mission: sich im Digitalisierungsdschungel zurechtfinden und Neues testen.

                                      Von Andrea Sattler (Red.) 
                                                                                   gramm zusammengestellt. Passend zum         zwar einige an, privat Facebook oder
                                                                                   Namen der Good School gestalteten sie       andere Onlineplattformen zu nutzen

                                      R
                                                 und 20 Personaler aus Un-         die Safari in Form zweier Schultage, an     – beruflich allerdings bisher deutlich
                                                 ternehmen unterschiedlicher       denen sich der Unterricht im Klassen-       weniger Berührungspunkte zu digitalen
                                                 Größe – von der Agentur bis       zimmer mit Ausflügen in die freie Wild-     Themen und Tools zu haben.
                                                 hin zum Konzern – trafen sich     bahn abwechselte. Ein Oldie-Schulbus          Der Safari-Stundenplan schaffte
                                      am 1. Oktober in Berlin, um die Haupt-       nach US-Vorbild brachte die Personaler      schnell Anknüpfungspunkte: Zum Un-
                                      stadt bei einer zweitägigen HR-Safari zu     von Station zu Station - ein Folk-Rock-     terricht traten einige Digitalisierungsex-
                                      durchstreifen. Die Safari, die zum dritten   Musiker sorgte dabei für eine lockere       perten an – so etwa Barbara Braehmer
                                      Mal stattfand, stand diesmal unter dem       Atmosphäre.                                 von Intercessio, die eine Doppelstunde
                                      Motto „HR meets die Digitalisierung in                                                   zum Thema „Online-Kandidatensuche“
                                      freier Wildbahn“.                            Nachhilfe im Fach „Digitalisierung“         gab und dabei etwa verriet, woran es lie-
                                        Um diesem Anspruch gerecht zu wer-         Bei der Einschulung am ersten Tag der       gen kann, dass mancher Personaler bei
                                      den, hatten die Organisatoren der Ver-       Safari sollten die Personaler ihren aktu-   der Suche in Business-Netzwerken keine
                                      anstaltung – der Weiterbildungsanbieter      ellen Digitalisierungsstand selbst ein-     passenden Kandidaten findet – obwohl
                                      Good School und Stephan Grabmeier,           schätzen. Es zeigte sich: Manch einer       diese dort doch fleißig netzwerken.
                                      Chief Innovation Evangelist bei Haufe        von ihnen konnte Nachhilfe im Fach            Mit dabei waren außerdem junge Wil-
                                      Umantis – ein abwechslungsreiches Pro-       „Digitalisierung“ gebrauchen. So gaben      de der digitalen Szene wie Max Orgel-

                                                                                                                                                         personalmagazin 11 / 15
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                                                                                                                                         © YOUTUBE
                                                                                                   VIDEO
                                                                                              Weitere Bilder und Informationen zur
                                                                                              HR-Safari finden Sie auch in der Bilder-
                                                                                              galerie in der Personalmagazin-App.

                                                                                                   BILDERGALERIE
                                     Bei ihrer Tour durch Berlin machten                     Wollen Sie mehr zur HR-Safari erfahren?
                                     die teilnehmenden Personaler an fünf                    Die Personalmagazin-Redaktion war
                                     Stationen halt. Ein Höherpunkt: Der                     dabei und hat ein Video mitgebracht.
                                     Besuch im Telekom-Hub-Raum (oben).

dinger von der Digitalisierungsagentur      terempfehlen können. Das vierte Start-        bei den 16- bis 24-Jährigen im Trend liegt
„Torben, Lucie und die Gelbe Gefahr“        up im Bunde, Truffls, präsentierte seine      - und plädierte für mehr Offenheit: Der
oder Marcel Rasche, Mitbegründer der        Mobile-Recruiting-Lösung. Und nicht zu-       Recruiting-Berater aus der Generation
Beratungsfirma „Consulting Cum Lau-         letzt dabei: die Start-up-Idee „Offbeat“,     Facebook gab an, bei Snapchat selbst
de“, der seine Funktion dort als „Chief     die noch auf ihre Umsetzung wartet. Die       noch in der Experimentierphase zu sein
Generation Y Officer“ beschreibt.           Safari-Teilnehmer konnten vorab einen         und ermutigte die Personaler ebenfalls
                                            Blick auf das Konzept werfen: „Offbeat“       zu mehr Experimentierfreude im digi-
Start-ups stellen sich vor                  soll es Unternehmen ermöglichen, pas-         talen Umfeld.
Ein Höhepunkt der Safari war der Zwi-       sende Querdenker zu finden, die als Ex-
schenstopp im Telekom-Hub-Raum am           terne neue Anstöße geben.                     Klassenziel erreicht
zweiten Tag. Im Hub-Raum sind ver-             Im Anschluss an die Start-up-Pitches       Doch auch, wenn die Teilnehmer sicher
schiedene Start-up-Unternehmen an-          konnten die Personaler sich an den Stän-      nicht alle vorgestellten Lösungen und
sässig, die teilweise von dem Telekom-      den der Jungunternehmer auf einem             Möglichkeiten künftig in ihre Personal-
munikationsanbieter gefördert werden.       Start-up-Marktplatz genauer mit deren         arbeit übernehmen werden – das Klas-
Der Personalerbesuch im Hub-Raum            Lösungen auseinandersetzen – und mit          senziel hatten sie zu Ende der Veran-
bot vier dieser Start-ups und einem         Spielgeldscheinen bewerten, in welches        staltung erreicht: Sie waren mittendrin
Jungunternehmer mit Start-up-Idee           dieser Unternehmen sie im echten HR-          in den Digitalisierungsthemen und hat-
eine Plattform, sich selbst und ihr Ge-     Leben investieren würden.                     ten in den zwei Tagen erleben können,
schäftsmodell zu präsentieren. Mit da-         Bei den Präsentationen und Vorträ-         dass digitale Lösungen nicht nur die HR-
bei waren das Start-up „Talentwunder“       gen im Hub-Raum prallten zuweilen             Arbeit erleichtern, sondern auch Spaß
mit seiner Meta-Suchmaschine, die           Welten aufeinander: So etwa, als Social-      machen können.
Jobbörsen durchsucht; außerdem das          Recruiting-Berater Jörn Hendrik Ast in          Die abschließende Feedbackrunde
junge Unternehmen „Tandemploy“, eine        seinem Vortrag dafür warb, doch mal           zeigte, dass die Teilnehmer sich bereits
Plattform für Job-Sharing-Angebote. Die     per Snapchat zu rekrutieren – denn auf        gedanklich in den digitalen Dschungel
Safari-Teilnehmer lernten auch die Idee     Facebook sei inzwischen nur noch die          vorgewagt haben: Wiederholt war der
des Start-up „Cleverheads“ kennen: ein      Zielgruppe der Über-40-Jährigen unter-        Vorsatz zu hören, künftig nicht unflexi-
Tool, mit dem Personaler qualifizierte      wegs. Den staunenden Personalern er-          bel an althergebrachten Lösungen fest-
Bewerber, die sie selbst nicht einstellen   klärte er die Möglichkeiten des neuen         zuhalten, sondern öfter mal was Neues
können, an andere Unternehmen wei-          sozialen Mediums Snapchat, das gerade         auszuprobieren. 

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16 SZENE_HR START-UP

                                                                                                                                             © SELFIEJOBS
                                              HR
                                              START
                                                          In unserer Serie stellen wir Ihnen Jung­

                                              UP
                                                          unternehmer aus dem HR-Bereich mit ihrer
                                                          Idee vor. In dieser Ausgabe das Unternehmen
                                                          Selfiejobs und seine gleichnamige App.

                                                                                 Was ist die Idee dahinter?
                                                                                 Bei seiner früheren Arbeit im Recruitment-Business erkannte
                                                                                 Martin, auf welche Probleme Jobsuchende und Personalverant-
                                                                                 wortliche im Bewerbungsprozess stoßen. Gleichzeitig lernte er
                                                                                 die App „Tinder“ kennen. Ihr Funktionsprinzip faszinierte Martin
                                                                                 und ihm kam die Idee, dieses Prinzip auf die Job- und Mitarbei-
                                                                                 tersuche zu übertragen. Für Martin ist es überflüssig, dass junge
                                                                                 und hochmotivierte Leute sich durch einen langwierigen und
                                                                                 bürokratischen Bewerbungsprozess quälen sollen. Stattdessen
                                                                                 sollten sie ihre Energie, Erfahrung und die Lust auf einen Job
                                                                                 so spontan und direkt zeigen können. Das will er mithilfe von
      Wer hat’s gegründet?                                                       Videos oder Chats per Selfiejobs ermöglichen. Die App spart den
                                                                                 Bewerbern Zeit – und auch den Personalern. Letztere können
      Selfiejobs wurde 2014 von Martin Tall in
                                                                                 anhand der in den Bewerberprofilen gebündelten Informationen
      Stockholm gegründet. Martin ist diplomierter
                                                                                 schnell erkennen, ob ein Bewerber zu einer Stelle passen könnte.
      Betriebswirt, sein Studium absolvierte er
                                                                                 Wenn ja, kann per Chat ein persönlicher Kontakt hergestellt wer-
      zum Teil in Berlin. Während seiner berufli-
                                                                                 den. „Swipe, Chat and Get to Work“ ist das Motto von Selfiejobs.
      chen Laufbahn sammelte er umfangreiche
      Erfahrungen im Recruitment-Business und
      auch als Entrepreneur. Martin hat bereits
      Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von
                                                                                                                                                            © RAKETE: FRANK PETERS / THINKSTOCKPHOTOS.DE

      20 Millionen Euro gegründet. Der Selfiejobs-
                                                                     Wie war die Entwicklungszeit?
      Gründer ist Vater von zwei Kindern. In seiner
      Freizeit liebt er Reisen und Abenteuersport,                   Wir haben 200.000 Euro in unsere Apps und das Backend
      vor allem Gleitschirmfliegen.                                  investiert. Auf dieser Stufe haben wir den Markt betreten.
                                                                     Jetzt kommt die Etablierungsphase. In diesem Stadium ist
                                                                     noch viel zu tun: die Mehrsprachigkeit der App, erhöhte
                                                                     Geschwindigkeit und verbessertes Design.

      Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de                                                            personalmagazin 11 / 15
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Was können etablierte Unter­nehmen von Ihnen lernen?
Zeit zählt. Alles muss so unkompliziert wie möglich sein. Wer Ab-
läufe in seiner Firma analysiert und optimiert, spart Ressourcen.
Außerdem: Kleine Teams bilden. Denn kleine Gruppen arbeiten
ergebnisbezogener. Bei der Expansion sollte ein Unternehmen
sich auf die Schlüsselstandorte konzentrieren: In Europa sind das
Berlin und London.

            Was soll noch geändert werden?
                                                                    Die App „Selfiejobs“
            Bisher ist die Nutzung unserer App für Jobsuchende      funktioniert wie die
            und Unternehmen gratis. Für Unternehmen wird es         Dating-App „Tinder“:
            ab Ende 2015 99 Euro pro Anzeige kosten. Unser          Nach rechts wischen
            Plan: Bis 2018 die beliebteste Job-App zu werden.       heißt „gefällt mir“.
            Die Nutzer schätzen die Schnelligkeit und Einfachheit
            von Selfiejobs. Wir sorgen dafür, dass es so bleibt.
18 SZENE_HR-ROLLE

      Selbstbewusst, aber nicht machtversessen: Alexandra Büßer füllt eine systemische Rolle als HR-Partner an der Seite des Managements aus.

      „Ich helfe, mehr zu sehen“
      PORTRÄT. Für Alexandra Büßer war es normal, als Personalerin neben dem Werks­leiter
      zu sitzen. Die selbstbewusste HR-Rolle lebt sie nun im deutschen Unilever-Hauptsitz.

      Von Kristina Enderle da Silva (Red.)         der starke Wille, authentische Mitar-         dass sie aufgrund ihrer Persönlichkeit
                                                    beiter einzustellen. Er erzählt davon im      und der Argumente die Mitarbeiter er-

      D
                 iese Sätze haben sich bei          Film „Augenhöhe“.                             reicht.“ Die streng klingenden Worte
                 dem Unilever-Mitarbeiter             Alexandra Büßer hat einige Jahre den        bringt sie mit einem Leuchten in den
                 Sulyiman­ Nekzai eingeprägt:       HR-Bereich im Unilever-Werk in Buxte-         Augen hervor, die zeigen, dass es keine
                 „Wir haben das Gefühl, du bist     hude geleitet. Die Sätze stammen nicht        leeren Worte sind. Sie lebt sie vor – und
      so nicht. Wenn du so bist, dann komm          von ihr, aber es ist ihre Überzeugung, die    dabei packt die sportlich schlanke Per-
      bitte nie zu uns. Und wenn du nicht so        dahinter steht – nicht nur im Recruiting,     sonalerin gerne mit an: „Im Werk macht
      bist, dann hör auf, dich zu verstellen.“      sondern auch in der Führung: „Bei uns         man vieles selbst. Da heißt es ‚Ärmel
      So redete eine HR-Mitarbeiterin ihm ins       kann man sich nicht hinter Hierarchien        hochkrempeln und los‘.“
      Gewissen, nachdem er sich bei dem in-         verstecken. Das funktioniert hier nicht.        Es war ihr Traum, als Personalleiterin
      ternationalen Konsumgüterhersteller           Und man kann sich auch nicht hinter           in einem Werk zu arbeiten. Auch wenn
      vorgestellt hatte. Ihn beeindruckte nicht     einer Siez-Kultur verstecken. Sondern         sie nach ihrem Jurastudium in Frankfurt
      nur das informelle „Du“, sondern auch         ich erwarte von jeder Führungskraft,          an der Oder eigentlich erst gar nicht an

                                                                                                                             personalmagazin 11 / 15
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                                                                                                                                    © AUGENHOEHE-FILM.DE
eine Karriere in HR dachte: „Mir war          rin im Werk in Buxtehude zu anzutre-
klar, dass ich kein klassischer Jurist bin.   ten. „Die Arbeit in einem Werk ist prag-
Dafür fehlte mir die Interaktion mit den      matisch geprägt. Es gibt keine große
Menschen. Eine Freundin meinte zu             Politik – dort ist man ein tatsächlicher
                                                                                                 VIDEO
mir, ich sei eher ein HR-Typ.“ Ohne ge-       Business Partner.“                            In der Personalmagazin-App können Sie
nau zu wissen, was sie erwarten würde,           Der Personaler sei eine der wichtigsten    den Film „Augenhöhe“, in dem Alexan-
bewarb sie sich auf eine Traineestelle im     Personen am Tisch, sagt sie unumwun-          dra Büßer interviewt wird, ansehen.
HR-Bereich von Unilever. Nachdem sie          den und selbstbewusst. Die HR-Rolle de-
das Traineeship im Mannheimer Werk            finiert sie als systemischer Partner: „Wir
absolviert hatte, übernahm sie schnell        haben eine Position, die uns erlaubt, den
die erste Managementfunktion. Sie war         Mitarbeitern genauso wie den Führungs-           Inzwischen hat die 40-Jährige das
als Leiterin von Anüg,­ dem Outplace-         kräften und auch der Geschäftsleitung         Buxtehuder Werk verlassen, um in
ment-Dienstleister von Unilever, dafür        Feedback zu geben und sie zu coachen.         den deutschen Hauptsitz von Unilever
verantwortlich, die Mitarbeiter dabei zu      An dieser Rolle zweifle ich nicht.“ Die       in Hamburg zu gehen. Als Mutter von
begleiten, sich neu am Markt zu orien-        Kraft und Entschlossenheit, die aus die-      einem Kind wollte sie im Jobshare eine
tieren. Keine leichte Aufgabe für eine        sen Worten klingt, beeindruckt viele:         Führungsfunktion übernehmen. Das
junge Führungskraft – „dabei wurde ich        „Ein Berater in Buxtehude sagte öfter zu      gelang ihr – inklusive eines Karriere­
sehr schnell geerdet“, sagt die gebürtige     mir, dass er es sehr überraschend finde,      sprungs: Zusammen mit einer Kollegin
Brandenburgerin heute.                        welche Rolle ich übernehme. Für mich          hat sie die Position als HR Direktor „Go
   Dann übernahm sie die Leitung des          war es einfach selbstverständlich, dass       to Market“ Anfang 2015 angetreten.
HR Service Desk, mit in Höchstzeiten 15       ich immer neben dem Werksdirektor
Mitarbeitern im Team. Allen war klar,         am Tisch sitze.“ Und lachend ergänzt          Augenhöhe auch im großen Konzern
dass sie innerhalb von einem Jahr out-        sie: „Ich warte aber auch nicht, bis ich      Auch in Hamburg lebt sie die selbstbe-
gesourct werden. „Es war nicht einfach,       eingeladen werde, sondern setze mich          wusste Rolle als Personalerin auf Augen-
die Motivation hochzuhalten und ein so        da einfach mit an den Tisch.“                 höhe. „Im Kern ist Augenhöhe für mich
großes Team hat man als Personaler auch          Das habe aber nichts mit Macht zu tun,     die Art, wie wir uns begegnen. Man re-
nicht so oft“, erzählt sie offen. Wichtig     betont Büßer sogleich. „Ich sitze neben       spektiert, dass jeder seine Talente hat.
war ihr dabei, den Spaß bei der Arbeit        dem Werksdirektor, um ihm zu helfen,          Man behandelt die Mitarbeiter als mün-
nicht zu verlieren und sich die Zeit fürei-   wirkungsvoller zu sein. Personaler hel-       digen Bürger und gibt in einem bestimm-
nander zu nehmen. „Wir haben in dieser        fen, mehr zu sehen und Dinge aus dem          ten Rahmen Freiraum für Entscheidun-
Zeit viel gelacht“, erzählt sie und dieses    Weg zu räumen. Macht ist heute sowieso        gen. Man fragt nach Meinungen und
Mal spiegelt sich Wärme in ihren Augen.       kein Status mehr.“ Ein Polizist für die       nimmt sie ernst.“ Und das könne man
„Das Unternehmen hat viel investiert in       Überwachung der Prozesse sei sie kei-         in einem großen Konzern genauso leben
den Wissensaufbau im Team – das war           nesfalls. „Aber wir müssen als Persona-       wie in einem kleineren Werk – wie zum
wichtig für die Wertschätzung.“               ler schon immer wieder den Finger in die      Beispiel mittels der „Change Communi-
                                              Wunde legen und fragen, welche Aus-           ty“: Wenn Organisationsveränderungen
Systemischer Partner im Management            wirkungen alles auf die Mitarbeiter hat.“     im Unternehmen anstehen, werden die
Diese Nähe im Team und das Arbeiten           Diese Überzeugung hat sie vor allem aus       Mitarbeiter dazu persönlich angespro-
auf Augenhöhe waren es, die sie dazu          ihrer zweijährigen systemischen Ausbil-       chen. Dieses Feedback trägt Büßer oder
brachten, die Position als Personalleite-     dung bei Bernd Schmid mitgenommen.            auch die „Change Community“ selbst
                                                                                            ins Management Board – gefragt und
                                                                                            ungefragt. „Oft nehmen wir echte Zitate
                                                                                            mit, weil diese ganz anders wirken als
            ZUR
             PRAXISBEISPIEL
                PERSON                                                                      Daten aus Mitarbeiterbefragungen, die
                                                                                            wir auch durchführen“, erzählt sie und
Alexandra Büßer ist als Trainee in den HR-Bereich im Mannheimer Unilever-Werk               ergänzt selbstbewusst wie sympathisch:
eingestiegen. Danach war sie für das Outplacement verantwortlich und leitete das HR         „Ich finde das absolut angemessen und
Service Desk. Im Werk in Buxtehude übernahm sie dann den HR-Bereich. Nach einer HR-         richtig für einen so großen Konzern,
Managementfunktion bei Unilever in Rotterdam, kehrte sie in Teilzeit nach Buxtehude         dass man sich auch einmal den Spiegel
zurück. Heute arbeitet sie im Jobshare als HR Direktor des Bereichs „Go to Market“.         vorhalten lässt. Zuhören und Hingucken
                                                                                            auf die Probleme ist wichtig.“

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20 TITEL_FRAUENQUOTE

      Mehr als Kosmetik, bitte!
      UPDATE. Die gesetzliche Quote befeuert die Aktivitäten zur Frauenförderung in Unter-
      nehmen – sollte man meinen. In der Praxis bleibt das Thema ein mühsames Geschäft.

      Von Ruth Lemmer                             also lediglich, den bisher erreichten      Heuer. Die DGFP bietet Workshops zum
                                                   Frauenanteil in den oberen Führungs-       „Wie“ an. Auch die Unternehmensbera-

      S
               eit Juli 2015 ist Frauenförderung   ebenen nicht mehr zu unterschreiten.       tungen stehen bereit und wittern beim
               wieder einmal Chefsache – kor-      Das Ziel des Gesetzes, die Frauenanteile   Thema Frauenquote ihr Geschäft. So
               rekter: Chefinnensache. Bundes-     zu erhöhen, läuft damit ins Leere.         hat beispielsweise Kienbaum extra ei-
               kanzlerin Angela Merkel tritt als                                              nen „Female Desk“ ins Leben gerufen,
      Schirmherrin der „Initiative Chefsache“      Unternehmen strategie- und planlos
      an, in der sich Gründungsmitglieder wie      Auch diverse Studien über unterneh-
      Bayer, Allianz, Bosch, IBM, Siemens, aber    merische Aktivitäten zur Gleichstellung
      auch das mittelständische Familienun-        machen wenig Hoffnung. Kienbaum            Viele Unternehmen
      ternehmen Warema Renkhoff stark ma-          bezifferte in seiner aktuellen HR-Trend-
      chen für die Chancengleichheit zwischen      studie die Firmen mit Frauenförderstra-
                                                                                              schreiben lediglich den
      Frauen und Männern. Den wievielten           tegie auf ein Viertel, wobei 50 Prozent    Status Quo ihrer Frauen­
      Anlauf dieses Thema in der deutschen         der Befragten keine Zielvorgabe für die
      Wirtschaft nimmt, hat wahrscheinlich         Frauenquote definieren. 63 Prozent der
                                                                                              anteile als Zielgröße
      niemand nachgehalten, aber eine Vor-         von der DGFP zu „Frauen in Führungs-       fest und unterlaufen so
      aussetzung ist neu: Die Quote hat einen      positionen“ befragten Mitgliedsunter-
      Termin. Bis zum 30. September mussten        nehmen setzen sich dafür ein, dass der
                                                                                              das eigentliche Ziel des
      rund 3.500 börsennotierte oder mitbe-        Frauenanteil in Führungspositionen         Gesetzes.
      stimmte Unternehmen sich eine flexible       erhöht wird, aber nur zwölf Prozent se-
      Frauenquote verordnen – für Aufsichts-       hen darin ein strategisches Ziel und elf
      gremien, Vorstand oder Geschäftsfüh-         Prozent wollen in nächster Zeit Umset-
      rung sowie die beiden Führungsebenen         zungspläne ausarbeiten. Und die HKP        an dem sich Expertinnen und Experten
      unter dem Vorstand.                          Group veröffentlichte eine Untersu-        zur Frauenförderung zusammenfinden
                                                   chung, nach der weniger als 25 Prozent     und Beratungsprojekte übernehmen.
      Unternehmen ducken sich weg                  der Firmen Zielquoten und Fristen defi-    Die Beratungsgesellschaft KPMG positi-
      Aber es blieb bisher merkwürdig ru-          niert hat und fast 20 Prozent fürchten,    oniert sich mit dem Thema, indem sie
      hig. Nur wenige Unternehmen sind bis         die Vorgaben des Gesetzgebers nicht        den offiziellen Praxisleitfaden des Bun-
      Ende September mit ihren Zielen an           einhalten zu können – auch weil der        desministeriums zum Gesetz verfasst
      die Öffentlichkeit gegangen. Die meis-       operative Aufwand zu hoch sei.             hat. Auch die HKP Group hat mit ihrer
      ten nutzen die Spielräume, die ihnen                                                    oben erwähnten Studie ihre Expertise
      das Gesetz erlaubt, und „verstecken“         Beratungen wittern ihr Geschäft            in Sachen Frauenförderung öffentlich-
      ihre Zielgrößen im hinteren Teil ihres       Katharina Heuer, DGFP-Geschäftsfüh-        keitswirksam untermauert.
      Geschäftsberichts für das Jahr 2015,         rerin, warnt davor „leichtfertig an die
      der erst 2016 erscheint. Zudem haben         Quote heranzugehen“. Aber sie hält die     Ohne Ziele in Zahlen geht es nicht
      einige Unternehmen, beispielsweise           Steigerung des Frauenanteils auch nicht    Talent Management-Expertin Harriett
                                                                                                                                                  © MARSHI / SHOTSHOP.COM

      die Commerzbank oder BASF, bereits           für eine Geheimwissenschaft. „Man          Sebald, Senior Partnerin bei HKP in
      durchscheinen lassen, dass sie lediglich     muss mit Augenmerk die Zielquote           Frankfurt, rät den Zögerlichen zu klaren
      den Status Quo als Zielgröße festschrei-     festlegen und bei Stellenbesetzungen       Besetzungs- und Personalentwicklungs-
      ben wollen. Sie verpflichten sich damit      die Talentpipeline im Blick haben“, sagt   regeln: „Ziele in Zahlen zu setzen ist die

                                                                                                                        personalmagazin 11 / 15
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Basis, weiter muss Transparenz über       Lutz ein, die den Frauen-Karriere-Index     die Telekom, die SEB und die Charité in
Entwicklungschancen herrschen und         FKi vorantreibt. Nach drei Erhebungs-       Berlin. Nun müssen die Unternehmen,
zur Nachfolgeplanung gehören Pools        wellen, die vom Bundesministerium für       die sich an diesem Genderreporting be-
genauso wie Mindestanforderungen für      Familie, Senioren, Frauen und Jugend        teiligen, gestaffelt nach Größenklassen
die Long- und Shortlist.“                 (BMFSFJ), finanziert wurden, steht der      einen Obolus zwischen 4.800 und 7.500
  Die Frau in der Endrunde darf nicht     FKi jetzt finanziell auf eigenen Füßen.     Euro abliefern. „Noch immer gibt es viel
nur als Alibi gemeint sein. Dafür setzt   Über 100 Firmen hatten 2014 mitge-          Emotion und zu wenig unternehmerische
sich auch Geschäftsführerin Barbara       macht, darunter Hewlett Packard und         Fakten beim Thema Frauen im Manage-

                                                                                          Zahlen frisieren oder nur kosmetische
                                                                                          Ziele setzen, reicht nicht: Unternehmen
                                                                                          müssen Umdenken und die Frauenquo-
                                                                                          te endlich ernst nehmen.

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      ment“, sagt Lutz. „Wenn man aber den           nern. Zu einem Gleichstellungsplan              Ein Unternehmen, das sich von Ratz-
      Status ernsthaft verfolgen will, muss          gehört also auch, dass Frauen sichtbar       ka hat beraten lassen, ist die Sparkasse
      man wiegen und messen.“                        werden, zum Beispiel in Projekten, da-       Hannover. 2011 nahmen die Banker die
                                                     mit im beruflichen Kontext Vertrauen         Novelle des niedersächsischen Gleichbe-
      Vergleichbarkeit bleibt Knackpunkt             aufgebaut werden kann. Und es gehört         rechtigungsgesetzes zum Anlass, kon-
      Da jedes Beratungsunternehmen auf              dazu, ernsthaft daran zu arbeiten, den       kret zu werden: Sie zählten die Unter- und
      das Thema Gleichstellung stoßen kann,          „Gender Pay Gap“ zu schließen, wie un-       Überrepräsentanz von Mitarbeiterinnen
      werden in unterschiedlichsten Tools            ser Beitrag „Die Lohnlücke los werden“       und Managerinnen aus. Im Vorstand gab
      Kennzahlen hin und hergeschoben.               (ab Seite 28) zeigt.                         es keine Frau, auf Bereichsleiterebene
      Doch Tools wie der FKi, die Kennzahlen           Auf Sichtbarkeit der Frauen zielt auch     zehn und unter den Vertriebs- und Ab-
      zum Geschlechterverhältnis erfassen            die Europäische Akademie für Frauen in       teilungsleitern 19 Prozent. „Wir haben
      und messen, und Auditverfahren zum             Politik und Wirtschaft Berlin EAF, wenn      dann moderate Ziele definiert“, erinnert
      Arbeitgeberverhalten in Diversity-Fra-         sie, gefördert vom BMFSFJ und vom            sich Personalbereichsleiterin Martina
      gen sind das eine, die Vergleichbarkeit        Bundesjustizministerium, mit KPMG            Dahncke, „denn wir wollen langfristig
      der diversen Modelle, die Beratungs-           bis Sommer 2017 zur Frauenförderung          besser werden, und zwar betriebswirt-
      unternehmen im Portfolio haben, das            forschen und beraten will. Eine B2B-         schaftlich und in einem verträglichen
      andere. Einheitliche Standards gibt es         Workshopreihe und Veröffentlichungen         Klima.“ In Stellenausschreibungen für
                                                     sollen das Thema pushen. Was unstrittig      Führungskräfte werden Empathie und
                                                     weiterhin nötig ist, wenn man die oben       Resilienz neben dem fachlichen Know-
                                                     erwähnten müden Werte der Studien be-        how gewichtet, Führung in Teilzeit ist
      Kennzahlen zu messen                           trachtet.                                    akzeptiert, ein Team „Gleichstellung“
                                                                                                  macht ebenso Mut wie der Vorstand und
      ist das eine, die Ver-                         Vom Umdenken zur Veränderung                 in einem Führungspool werden Kandi-
      gleichbarkeit das ande-                        Um vom Umdenken zu realen Verän-             daten und Kandidatinnen für die Nach-
                                                     derungsschritten zu kommen, ist es           folgeplanung erfasst. „Wir müssen nicht
      re. Vor allem aber leiden                      unabdingbar, in jeder Firma neu nach         mit dem Geschlecht argumentieren, son-
      alle Tools darunter, dass                      den Voraussetzungen zu schauen. Die          dern besetzen eine Stelle mit dem oder
                                                     promovierte Diplomingenieurin Beate          der Besten“, sagt Dahncke. Im Vorstand
      das Wollen nicht er-                           Ratzka, die von Jesteburg aus mit dem        verantworten heute zwei Frauen und
      zwingbar ist.                                  praxiserprobten Programm Equal Chan-         zwei Männer gemeinsam das Geschäft,
                                                     ce Objective (EChO) Unternehmen be-          in der ersten Ebene sind es 25 und in der
                                                     rät, stellt immer wieder die Frage: „Wie     zweiten 26 Prozent – angestrebt waren
                                                     hoch ist der Frauenanteil, den ich bei       16 und 20. Im Januar 2016 werden neue
      noch nicht, lediglich die Zielquoten hat       Nachbesetzungen auf die nächste Ebene        Zielgrößen gesetzt.
      das Teilhabegesetz fixiert.                    berücksichtigen kann und dann auch              Die Sparkasse Hannover hat umge-
        Vor allem aber leiden alle Tools darun-      berücksichtigen muss?“ Da spielt die         setzt, was diverse Ansätze vom FKi über
      ter, dass das Wollen nicht erzwingbar ist,     Branche eine Rolle – sind in Technik-        Beratermodelle raten: Zählen, Ziele set-
      sondern auf einem Umdenken basiert –           unternehmen oft 20 Prozent schon ein         zen und die Kennzahlen nachhalten. Ein
      getrieben vom betriebswirtschaftlichen         hohes Ziel, können es bei Finanzdienst-      weiteres Beispiel für erfolgreiche Frau-
      Ausschöpfen aller Potenziale im Talent-        leistern leicht 50 Prozent sein. Die Situ-   enförderung ist die Linde Group, das wir
      management. „Die Manager müssen sich           ation im Unternehmen entscheidet über        im Beitrag „Frauen in Führung“ (ab Seite
      bewusst machen, aus welchen Gründen            Maßnahmen wie Mentoring oder die             32) vorstellen. Beide Unternehmen kön-
      sie sich für eine Führungskraft entschei-      Formulierung der Stellenausschreibun-        nen damit für sich werben und müssen
      den“, betont Yvonne Ziegler, Betriebs-         gen, Weiterbildung von Führungskräf-         nicht fürchten, öffentlich angeprangert
      wirtschaftsprofessorin an der Frankfurt        ten, die in der Frage sensibilisiert wer-    zu werden. Anders als die Firmen, die
      University of Applied Sciences. „Neben         den müssen, oder die Entwicklung eines       den Quotentermin Ende September nicht
      objektiven Kriterien spielen das Bauch-        Talentpools. „Realistische Zielzahlen zu     ernst genommen haben.
      gefühl und Vertrauen eine große Rolle.“        ermitteln, ist ein essenzieller Schritt“,
      Vertrauen entsteht durch enge Zusam-           beschreibt sie. „Denn nur dann werden
                                                                                                  RUTH LEMMER arbeitet als freie Journalis-
      menarbeit und gemeinsame Erlebnisse            die notwendigen Maßnahmen planbar
                                                                                                  tin in Düsseldorf.
      – und die haben Männer eher mit Män-           und die Erfolge messbar.“

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