Frauenquote: Frisieren reicht nicht - Haufe
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11.2015 | 12.40 EUR www.personalmagazin.de MATERIAL-NR. 04062-5181 Outsou rcing Lohnab rechnun und Per g sonal- verwalt ung Frauenquote: Frisieren reicht nicht S . 62 Warum Sie Mut zu hohen Zielen haben sollten und wie Sie diese erreichen S. 20 PRO & CONTRA Meinungen zur BEISPIELE Praxiserprobte FAQ Fragen und Antworten Frage: Wie viel Hierarchie Beschäftigungsmodelle für zu den Formvorschriften bei brauchen Unternehmen? S. 46 ältere Mitarbeiter S. 52 Kündigungen S. 80
EDITORIAL 3 Liebe Leserinnen und Leser, das Gesetz zur Frauenquote, das im Januar 2016 in Kraft tritt, schreibt rund 3.500 Unternehmen vor, verbindliche Zielquoten für die oberen Führungsebenen festzulegen. Nun zeichnet sich ab, dass die meisten Unternehmensleitungen die Spielräume, die das Gesetz bietet, aus- nutzen und lediglich den Status Quo ihrer Frauenanteile als Zielquote festschreiben. Sie erfüllen damit den Wortlaut des Gesetzes, aber unterlaufen sie den Geist des Gesetzes, wie etwa Bundesjustizminister Heiko Maas unterstellt? Auf den ersten Blick mag „Die Män- das so wirken, doch das ist nur die halbe Wahrheit. Im nerbünde in Personalmagazin kommen- den Chef- tieren wir seit Jahren den etagen der „Statusbericht Frauen in Firmen tun Führungspositionen“, den sich mit der Frauenquote die Dax-Konzerne jährlich nach wie vor schwer.“ vorlegen. Dabei zeigt sich, Reiner Straub, Herausgeber dass über 80 Prozent der Konzerne den Frauenan- teil in Führungspositionen deutlich gesteigert haben, die Spitzenreiter sogar um über 50 Prozent. Auch die beiden größten HR-Organisationen, der BPM und die DGFP, werden mittlerweile von Frauen geführt. Das Ziel der Gleichstellung ist natürlich längst noch nicht erreicht und die Männerbünde in den Unternehmensleitungen tun sich damit nach wie vor schwer, wie die Umfrage der DGFP unter den Mitgliedsunternehmen zeigt: Lediglich zwölf Prozent der Unternehmen haben die Erhöhung der Frauenanteile als strategisches Ziel definiert. Das ist erschreckend, doch der Wandel ist unumkehrbar in Gang gekommen. Die Transparenz und der Druck aus dem Talentmarkt werden dafür sorgen, dass die Männerbünde das Thema nicht aussitzen können. Unser Titelthema zur Frauenquote, das dritte innerhalb von drei Jahren, wird nicht das letzte sein. Gleich berechtigung gehört zu den zentralen Eckpfeilern der Personalpolitik. 11 / 15 personalmagazin
4 INHALT_NOVEMBER 2015 Jubel über den Sieg Der HR Next Generation Award 2015 ging an Florian Conradi von EnBW. © PHILIPP VON RECKLINGHAUSEN, LUX-FOTOGRAFEN Diese Symbole weisen auf Add-Ons in der Personalmagazin-App hin. Video Audio Bildergalerie Umfrage Rechner 10 20 Zusatzinfo SZENE TITELTHEMA MANAGEMENT 06 News und Events 20 Mehr als Kosmetik, bitte! 38 News und Dienstleistungs- Frauenquote: Warum Sie sich markt 10 Mut steht am Anfang mutige Ziele setzen sollten und Rückblick auf das DGFP-Lab und wie Sie diese erreichen 40 Diagnose: verbesserungs- die Verleihung des diesjährigen würdig HR Next Generation Award 24 Eckpunkte des neuen Gesetzes Eine Studie zeigt, dass Einstellungs- Welche Anforderungen die von interviews noch nicht professionell 14 Digitalisierungs-Safari der Frauenquote betroffenen genug eingesetzt werden Bei der HR-Safari in Berlin lernten Unternehmen erfüllen müssen Personaler innovative HR-IT-Start- 44 Die Mitte finden ups und -Unternehmen kennen 28 Nur Zahlen zählen Hohe Belastung, niedrige Wie sich die Frauenanteile in den Wertschätzung: Wie Sie Mittel- 16 Serie HR-Start-ups Dax-Konzernen in den vergangenen manager besser motivieren Das Unternehmen Selfiejobs und fünf Jahren entwickelt haben seine gleichnamige App 46 Brauchen Unternehmen 30 Die Lohnlücke los werden Hierarchien? 18 „Ich helfe, mehr zu sehen“ Welche Handlungsfelder HR Zwei Experten nehmen dazu Alexandra Büßner, Personal- beackern muss, um den „Gender Stellung, wie sinnvoll flache managerin bei Unilever, lebt eine Pay Gap“ zu schließen Organisationsstrukturen sind selbstbewusste HR-Rolle 34 Frauen in Führung 48 Fährtensuche im Nebel Wie die Linde Group die Karriere Serie Wissenschaftstransfer: von Frauen fördert Wie Unternehmen den Weg zu Innovationen finden personalmagazin 11 / 15
5 © BJOERN WYLEZICH / FOTOLIA.DE Wertvolle Erfahrungen in sozialen Projekten Warum SAP einige seiner IT-Experten nach Mumbai schickte, um ein Dokumentationssystem für einen Kinderhort einzurichten. © SAP Die Frauenquote erhöhen Welche gesetzlichen Anforderungen Sie jetzt erfüllen müssen und mit welchen Maßnahmen Sie Ihre Frauenanteile wirk- lich steigern, lesen Sie im 56 Titelthema. ORGANISATION SPEZIAL PERSÖNLICH 50 News und Softwaremarkt 62 Die hohe Kunst des Outsourcens 84 News und Weiterbildung Welches Angebot zu wem passt 52 Grauen-Power 86 Gestaltungskraft entfalten Mit welchen Modellen HR ältere 66 HR in der Klemme Wie Personaler Kreativität im Mitarbeiter länger beschäftigen Teiloutsourcing als Mittelweg Unternehmen fördern können kann 68 Kehren neue Besen besser? 88 Buchtipps 56 Mobiles Talentmanagement Wie verbreitet Softwarelösungen für Drei IT-Experten halfen im Rahmen die Digitale Personalakte sind 90 Ganz persönlich eines SAP-Freiwilligenprogramms Julia Roth, HR-Managerin in der ein Management-Informations- 70 15.000 Mitarbeiter, ein Klick Kanzlei Linklaters LLP, beantwortet System für Kinderhorte in Mumbai Vivantes nutzt zur Personalverwal- den Fragebogen einzurichten tung eine Hybrid-Lösung 60 Was Sie bei sozialen Projekten im Ausland sozialversicherungsrecht RUBRIKEN lich beachten müssen RECHT 03 Editorial 72 News 88 Impressum 74 Aktuelle Urteile 90 Vorschau 76 Bei Verdacht richtig kündigen Welche rechtlichen Voraussetzungen gelten 80 Der Streit um den Zugang Welche Formvorschriften Sie bei Kün digungen unbedingt beachten sollten 11 / 15 personalmagazin
6 SZENE_NEWS © KMK/BEHRENDT&RAUSCH Stellenwechsel ELKE FRANK © MICROSOFT CORPORATION Die Personalchefin von Microsoft Deutschland verlässt das Unternehmen und übernimmt zum 1. November die Leitung des Group Performance Development bei der Deutschen Te- lekom. Elke Frank war zunächst in verschiedenen Leitungsfunktionen bei Daimler tätig, bevor sie 2004 als Senior Director HR, Legal & Compliance zur Mercedes-Tochter AMG wechselte. Danach war die promovierte Juristin bei Carl-Zeiss Vision als Vice President Human Resources für die Personalarbeit weltweit verantwortlich. Bei Microsoft ist sie im August 2013 in die Geschäftsleitung des Unternehmens eingetreten und hatte als Senior Director HR die Verantwortung für das Personalressort übernommen. Bei der Telekom ver- antwortet sie künftig die globale Talent- und Führungskräfteentwicklung. Das Personalma- gazin wählte sie im September 2015 zu einem der 40 führenden Köpfe des Personalwesens. © BOEHRINGER INGELHEIM ANDREAS NEUMANN Die Gesellschafter des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim haben Andreas Neumann als neu- es Mitglied in die Unternehmensleitung berufen. Seit dem 1. Oktober verantwortet der Volljurist den Personalbereich. Er gehört dem Unternehmen seit 2011 an und leitete seitdem den Bereich Recht und seit Anfang 2015 zusätzlich auch den Bereich Personal. Mit der eigenständigen Beset- zung des Unternehmensbereichs Personal will Boehringer Ingelheim die internationale Perso- nalentwicklung und Personalplanung stärken und sich auf Veränderungen am globalen Arbeits- markt einrichten. Boehringer Ingelheim beschäftigt über 47.700 Mitarbeiter weltweit. © BASF RENÉ LOCHTMAN Zum 1. November wechselt René Lochtman, Geschäftsführer von BASF Polyurethanes, zur Mut- tergesellschaft in Ludwigshafen. Dort übernimmt er die Leitung des globalen Kompetenzzent- rums Rekrutierung innerhalb des HR-Bereichs. Als Vice President Recruiting folgt der gebürtige Niederländer auf Jörg Leuninger. Lochtman studierte Chemie an der RWTH Aachen und kam nach seiner Promotion 1997 zur BASF. Dort arbeitete er unter anderem in der Forschung und Entwicklung für den Pflanzenschutz und als stellvertretender Leiter Investor Relations. In der neuen Position berichtet er an Anke Schmidt, Senior Vice President Global Talent Management. SANDRA EISCHER beim Sportfachhändler Sportscheck übernommen. Der 46-Jährige ist Am 1. September übernahm Sandra Eischer die Leitung des Per- zuständig für Finanzen, Controlling, IT, Logistik und Personal. sonalwesens und der Organisation der Landesgeschäftsstelle des Diakonischen Werks Württemberg. Die 29-Jährige arbeitete zuletzt MARTINA WIMMER bei der Zentralen Buchungsstelle für Soziale Unternehmen. Der Immobilienkonzern Buwog hat mit Martina Wimmer eine neue Personalchefin. Sie verantwortet außer Personalmanagement und MICHAEL KÖNIG -verrechnung auch Unternehmensorganisation sowie Aus- und Wei- Wie kürzlich bekannt wurde, wird Michael König, Vorstandsmitglied terbildung. Die 54-Jährige kommt von der Immofinanz-Gruppe. für Personal und Arbeitsdirektor bei der Bayer AG, den Konzern Ende Dezember auf eigenen Wunsch verlassen. Nachfolger soll Hart- MICHAEL ZÜRN mut Klusik werden, derzeit Vorstand der Bayer Healthcare AG. Bereits im August wurde Michael Zürn in die Geschäftsführung von Güntert Präzisionstechnik in Villingen berufen. Der 40-Jährige leitet LARS SCHÖNEWEISS das Personalressort und verantwortet zudem schwerpunktmäßig die Am 1. Oktober hat Lars Schöneweiß die Position als Geschäftsführer Themen Finanzen, IT und Organisationsentwicklung. + + + A k t u e l l e P e r s o n a l i e n + + + t ä g l i c h u n t e r w w w. h a u f e . d e / p e r s o n a l + + + R u b r i k „ P e r s o n a l s z e n e “ personalmagazin 11 / 15
7 Learntec 2016 befasst sich mit digitaler Lernkultur V om 26. bis 28. Januar 2016 findet zum 24. Mal die Learntec – internationale Fachmesse und Kongress für das Lernen mit IT – statt. Auf der Fachmesse stehen in diesem Jahr unter anderem die Themen Learning Analytics, Mobile Learning, Global Learning und Industrie 4.0 im Mittelpunkt. Trend-, Anwender- und Branchenforen ge- ben Einblicke in die jeweiligen Themen. Der Kongress hat für 2016 als Schwerpunktthema „Zukunft Lernen: Lernkultur digital“ gewählt. Die Vorträge und Podien wollen unter anderem Antwort auf folgende Fragen geben: Wie erwerben und managen wir Wissen im Zeitalter von Industrie 4.0? Können Innovationen wie adaptive Lernsysteme helfen, die Lerner- fahrung zu verbessern? Lernen wir künftig verstärkt individuell oder eher kollaborativ? Auf der Learntec 2015 waren insgesamt 225 Aussteller aus Lernen mit IT-Unterstützung ist das zentrale elf Nationen vertreten. Rund 6.900 Besucher kamen in dieser Zeit zur Thema der Learntec in Karlsruhe. Messe Karlsruhe. www.learntec.de Drei Fragen an ... ... Felix Klein zur Beschäftigung von ehemaligen Zeitsoldaten Frage eins: Warum sollten Unternehmen Frage zwei: In welchen Berufen sind ehe- einen ehemaligen Zeitsoldaten einstellen? malige Zeitsoldaten ausgebildet? Felix Klein: Beim Thema Soldat denken Klein: Vom Friseur bis hin zum Luft- und viele Personaler leider immer noch an Raumfahrtingenieur sind eigentlich alle „Kasernenhofton“. Diese Zeiten sind Profile vertreten. Besonders im gewerb- lange vorbei. Denn die Anforderungen lich-technischen Bereich, in der Logis- in einer modernen Armee wie der Bun- tik oder im Personalwesen verfügen deswehr sind in den vergangenen Jah- Zeitsoldaten über Berufs- und Studienab- FELIX KLEIN betreibt seit 2010 die ren enorm gestiegen, sodass fast alle schlüsse und Berufserfahrung. Auch im Spezial-Jobbörse Dienstzeitende.de und Zeitsoldaten über erstklassige und ak- Gesundheits- und Pflegebereich sowie ei- unterstützt Unternehmen bei der direkten tuelle berufliche Qualifikationen verfü- nigen IT-Berufen können Personaler gut Ansprache ehemaliger Zeitsoldaten. gen. Hinzu kommen wichtige Soft Skills einen Blick in Richtung Bundeswehr wer- wie Teamfähigkeit, Flexibilität und fen. Aber natürlich können nicht alle Be- rufliche Aus- und Weiterbildung, das bis Verantwortungsbewusstsein. Zusätz- rufe abgedeckt werden. Ich denke da an zu 21.000 Euro umfassen kann. Dies ist lich lernen Soldaten vom ersten Tag an, Juristen, Finanzbuchhalter, Software-Ent- für den künftigen Arbeitgeber ein ech- was es heißt, Menschen zu führen und wickler oder Konstruktionsingenieure. ter Mehrwert. Spezielle Qualifikationen Entscheidungen zu treffen. Ich bin über- können in Absprache mit dem Bewerber zeugt, dass diese Kompetenzen in der Frage drei: Welche Fördermöglichkeiten über das Förderbudget finanziert werden. Wirtschaft gefragt sind und ehemalige gibt es für Arbeitgeber? Das spart Kosten und hat gleichzeitig den Zeitsoldaten daher eine hochinteressan- Klein: In Abhängigkeit der geleisteten Vorteil, dass der neue Mitarbeiter die ge- te Personalquelle für Unternehmen aller Dienstzeit verfügt jeder Zeitsoldat über wünschten Abschlüsse passgenau für die Größen darstellen. ein finanzielles Förderpaket für die be- zu besetzende Stelle absolvieren kann. 11 / 15 personalmagazin Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de
8 SZENE_NEWS SZENE_EVENTS © ZUKUNFT PERSONAL / FOTOSTUDIO PFLUEGL BILDERGALERIE Visuelle Eindrücke von der Zukunft Per- sonal 2015 erhalten Sie in der Bilderga- lerie in der Personalmagazin-App. Hier stellten sich Vertreter der Blog- gerszene dem Publikum vor. Bei den etablierten Anbietern, in Vor- trägen und Diskussionsrunden standen ebenso „Arbeiten 4.0“ sowie das Trend- thema digitale Transformation im Vor- dergrund. Personalsoftware-Anbieter wie Die digitale Transformation war insbesondere in der Softwarehalle das zentrale Thema. Oracle oder Perbit fuhren etwa selbstge- steuerte Roboter auf. Das und die neuen Fachmesse blickte in die Zukunft IT-Lösungen für den HR-Bereich fanden offenbar Anklang bei den Messebesu- G enau 15.262 Besucher lockte die fanden sich rund 300 Zuschauer beim chern: Insbesondere in der Software-Halle Zukunft Personal vom 15. bis „Future Talk“ im Kristallsaal ein, um gab es einen spürbaren Besucherandrang. 17. September 2015 in die Messe Nahles‘ Vertretung, der Staatssekretärin Etwas weniger zufrieden mit der Reso- Köln. Erstmals stand die Fachmesse un- Gabriele Lösekrug-Möller, zu lauschen. nanz zeigten sich die Aussteller aus der ter einem übergreifenden Motto, das sich Eine weitere Neuerung, abgesehen vom Jobbörsen-Halle. Wieder einmal Anlass durch die Messeauftritte der 651 Ausstel- übergreifenden Motto der Messe, war ein zur Debatte gab auch die Frage, ob die ler und die meisten Präsentationen zog: „Start-up-Village“, in dem sich rund 25 Messe nicht mit zwei Tagen kompakter „Arbeiten 4.0“. Der viel beworbene Auf- Start-up-Unternehmen der HR-Branche und übersichtlicher wäre als mit der tritt von Bundesministerin Andrea Nah- präsentierten. Für die junge HR-Szene aktuellen Dauer von drei Tagen. So kon- les fiel allerdings aus und wurde einzig hatten die Messeveranstalter zudem das statierten einige Aussteller einen „schwa- auf Instagram kommuniziert. Am Ende Format „Meet the Blogger“ geschaffen. chen dritten Tag“. www.zukunft-personal.de Impulse zum Wandel von HR in TERMINE der digitalen Transformation 4. November, 1. Arbeitgeberforum U Berlin „Zukunft der Arbeit“ nter dem Titel „HR zwischen digitaler Transformation und Arbeits- Tel. 030 2033-1850 welt“ findet am 19. und 20. November das nächste Netzwerktreffen www.arbeitgeberforum-zukunft.de der Initiative Wege zur Selbst-GmbH statt. Mit einem Impulsrefe- 10. November, Talentmanagement Gipfel rat zum Wandel von HR und Beschäftigten in digitalen Medien eröffnet Heidelberg 2015 Gitta Blatt, HR Director von Sky, das Netzwerktreffen, das bei Sky Deutsch- Tel. 0761 8983302 land in Unterföhring stattfindet. Im Anschluss haben die Teilnehmer die www.talentmanagement- Gelegenheit, das Unternehmen in kleinen Gruppen zu besichtigen. Die gipfel.de Dinner Speech am ersten Abend hält Marc Stoffel, Geschäftsführer von 27. November, Women Connex Haufe-umantis, zum Thema „Demokratische Unternehmensführung“. Der Karlsruhe Tel. 0721 3720-0 zweite Tag hat unter anderem eine Panel-Diskussion von Thomas Sattel- www.womenconnex.de berger und Professor Sabine Remdisch auf dem Programm, Workshops, 23. bis 24. DGFP-Congress Impulsreferate sowie Praxisbeispiele aus innovativen Unternehmen. Dar- Februar, Berlin Tel.0211 5978-175 über hinaus stellen fünf Start-ups aus dem HR-Tech-Bereich ihre Services www.congress.dgfp.de und Produkte vor. www.selbst-gmbh.de Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de personalmagazin 11 / 15
10 SZENE_HR NEXT GENERATION AWARD „Mut steht am Anfang“ AUSZEICHNUNG. Der HR Next Generation Award 2015 ging an Florian Conradi von EnBW. Er wurde nach einer eindrucksvollen Live-Präsentation zum Sieger gewählt. Von Daniela Furkel (Red.) ist er Mitbegründer des Projekts „1492@ GmbH neue Personalprodukte zur pro- EnBW“. Hinter diesem Namen verbirgt fessionellen Begleitung beim Jobwech- P ersonalprofis, die in Zukunft sich ein neues Personal- und Innovati- sel und Unterstützung des persönlichen etwas bewegen wollen, müssen onsinstrument, das es engagierten Mitar- Veränderungsmanagements. nicht nur mit fundierten Fach- beitern erlaubt, sich über den originären kenntnissen und innovativen Aufgabenbereich hinaus zu entwickeln Aus der Forschung in den HR-Bereich Ideen überzeugen können. Sondern und selbstständig, auf freiwilliger Basis, Der 32-Jährige studierte Maschinenbau- sie müssen ihre Botschaften auch ein- konkrete Projekte in autonomen Teams er und ehemalige Leistungssportler ist drucksvoll kommunizieren und damit zu bearbeiten. Zuvor entwickelte er als ein Quereinsteiger im HR-Bereich. 2012 andere begeistern können. Live-Präsen- Projektleiter für die EnBW Perspektiven startete er bei EnBW als Sachbearbeiter tationen vor den gut 250 Teilnehmern des DGFP-Lab in Berlin führten daher zur finalen Entscheidung für den HR Next Generation Award 2015. Mit einem „Mut Slam“ zum Sieg „Eines Tages werden wir alt sein und erkennen: Mut steht am Anfang eines Handelns, Glück am Ende.“ Das war die Botschaft des „Mut Slam“, mit dem Flo- rian Conradi von EnBW Energie Baden- Württemberg gemeinsam mit seiner EnBW-Kollegin Christiane Schwarzer ihre Einstellung zur HR-Arbeit den Teil- nehmern des DGFP-Lab vorstellte. Mit dieser, dem „Poetry Slam“ angelehnten, Präsentation überzeugten sie das Publi- kum. Die Teilnehmer entschieden sich schließlich für Conradi als Gewinner. Er reichte den Preis jedoch gleich an seine Kollegin Christiane Schwarzer weiter, die seiner Ansicht nach mindestens so viel wie er zur erfolgreichen Präsentati- on beigetragen hatte. Als Programmleiter Konzerntrainees und Referent Sonderaufgaben Perso- nalentwicklung bei EnBW Energie Ba- den-Württemberg verantwortet Florian Conradi seit September 2013 das Trai- neeprogramm des Konzerns. Außerdem personalmagazin 11 / 15
11 VIDEO Wie präsentieren Top-Nachwuchs personaler sich und ihre Projekte? Sehen Sie dazu das Video zum Finale des HR Next Generation Award in der Personalmagazin-App. BILDERGALERIE „Leadership Revolution!“ war das Thema des DGFP-Lab in Berlin-Kreuz- berg. Einblicke in die Kreativarbeit der Teilnehmer erhalten Sie in der Personalmagazin-App. Florian Conradi (links), Forschung und Innovation in den Beruf Modernisierung des HR-Managements Gewinner des HR Next und nahm später an einem generalisti- zuständig ist, zeigte unter der Headline Generation Awards, schen Einstiegs- und Entwicklungspro- „Aus Teichenten Talente machen“ auf, wie legte gemeinsam mit gramm für „High Potentials“ teil. Unab- wichtig ein fortschrittliches Recruiting seiner Kollegin Christiane hängig von seiner Kollegin Christiane und Talentmanagement im öffentlichen Schwarzer eine eindrucks- Schwarzer, die bereits seit 2006 HR- Dienst ist. Cindy Benzing, als Global HR volle Live-Performance Funktionen bei EnBW bekleidet, hatte Business Partner für die beiden Business hin. Kreativität war der er sich für den Award beworben. Auch Units Heraeus Chemicals und Heraeus zentrale Aspekt des DGFP- Christiane Schwarzer wurde von der Electronics verantwortlich, beschrieb in Lab (rechts). Expertenjury in die Gruppe der Final- „How HR can make a difference“, wie das teilnehmer gewählt. Sie ist seit Anfang Unternehmen mit innovativer HR seine 2015 als Managerin Innovation in einem Neuausrichtung schaffte. Sabine Burmei- Start-up-Projekt tätig, das E-Trainings, ster, fachliche Leiterin des Online Talent Lern- und Steuerungsplattformen im Communication Teams von der Deutschen Infotainment-Format verkauft. Telekom/T-Systems MMS gab eine ener- giegeladene Präsentation zum Thema HR-Arbeit mit Leidenschaft „Motivate, Activate, Create“ und stellte die Insgesamt fünf Finalisten präsentierten von ihr entwickelte Hochschulkampagne © FOTOS: PHILIPP VON RECKLINGHAUSEN, LUX-FOTOGRAFEN sich und ihre Projekte auf der Kreativ- für Praktikumsjobs „Blind Applying“ vor. veranstaltung in Berlin. Auch die ande- ren Präsentationen waren sehr lebendig. Die junge Personalszene stimmte ab Alle Final-Teilnehmer des HR Next Gene- Die Live-Präsentationen am Abend des ration Awards bewiesen, dass sie mit Lei- ersten Tags des DGFP-Lab machten eine denschaft und hoher fachlicher Expertise zentrale Neuerung des HR Next Genera- eine innovative Personalarbeit betreiben. tion Award 2015 aus. Die junge Personal- Florian Keppeler, der beim Landratsamt szene hatte selbst die Möglichkeit, unter Lindau unter anderem für Personalaus- den fünf Finalisten den Preisträger zu wahl und -entwicklung sowie für die küren – per App auf ihrem Smartpho- 11 / 15 personalmagazin Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de
12 SZENE_HR NEXT GENERATION AWARD DATEN UND FAKTEN PRAXISBEISPIEL ne. Die lebhaften Präsentationen kamen auch bei den Jurymitgliedern gut an. „Was uns besonders freute: Die persön- lichen Geschichten waren mutig, ener- gievoll und überzeugend. Genau das ist die Zukunft von HR“, sagte Katharina Heuer, Geschäftsführerin der DGFP und zugleich Jurymitglied des Awards. Auch Randolf Jessl, Mitglied der Ge- schäftsführung bei Haufe-Lexware, fand das diesjährige Live-Auswahlverfahren „so spannend wie nie zuvor“. Wie er fest- stellte, erhielten die Preisträger diesmal Der HR Next Generation Award 2015 einen „noch größeren, verdienten Schub Insgesamt 24 junge Personalprofis aus 21 Unternehmen aller Größen hatten sich für den an Wertschätzung.“ Damit ist der HR Next Nachwuchspreis beworben. Unter den Bewerbern waren 15 Frauen und neun Männer. Generation Award seinem übergreifenden Ziel – HR endlich von der Peripherie der Ziel des Awards ist es, den jungen Talenten öffentlich Anerkennung zu zollen, die Be- Wahrnehmung ins Zentrum zu rücken – deutung von HR hervorzuheben und das Berufsfeld für Einsteiger bekannt zu machen. einen großen Schritt näher gekommen. Das ermöglicht ein Netzwerk von Förderern: das Personalmagazin, die Messe Zukunft Personal, die Young Professionals der Initiative Wege zur Selbst-GmbH, die Deutsche Ge- Impulse zur Führung sellschaft für Personalführung (DGFP) und die Promerit AG. Unterstützt wird der Prozess Starke Impulse für innovative Personal- zudem von der Viasto GmbH, die die Technik für die zeitversetzten Videointerviews für arbeit gab es auch im weiteren Verlauf die Vorauswahl der Finalisten zur Verfügung gestellt haben. Ein weiterer Unterstützer ist der zweitägigen Veranstaltung, die in die Mentus GmbH, mit deren Profis die Finalisten ihren Live-Auftritt vorbereiteten. diesem Jahr unter dem Motto „Leader- Seit diesem Jahr geht der Bewerbungsprozess für den Award über drei Stufen: Mit einer ship Revolution!“ stand. Die vornehm- Kurzbewerbung mit Lebenslauf und Begründung legen die Bewerber dar, warum sie lich jungen Teilnehmer diskutierten die sich geeignet für die Auszeichnung halten. Hieraus resultiert die Zulassung zu einem Führungsthematik aus verschiedenen Videointerview über die heimische Webcam. In der zweiten Stufe werten die Experten Perspektiven und stellten dabei einge- der DGFP und des Personalmagazins Lebensläufe und Interviews aus und erstellen eine fahrene Konzepte und Methoden infra- Shortlist. Wer es auf die Shortlist schafft, wird gebeten, drei Kurzreferenzen aus dem ge. Anregungen von wissenschaftlicher Arbeitsumfeld sowie eine Aufstellung aussagekräftiger Projekte nachzuliefern. Anhand Seite gab zum Beispiel Professor Heike der Interviews und ergänzenden Unterlagen ermittelt die zehnköpfige Jury die fünf Bruch von der Universität St. Gallen, die Finalisten. Diese wurden zur Live-Präsentation auf dem DGFP-Lab in Berlin eingeladen. über die Frage referierte, wie Führung Energie aktiviert. Eine ihrer Erkennt- Der Jury gehören an: Katrin Hahn (Juwi), Katharina Heuer (DGFP), Klaus Hofmann (Wacker nisse: „Sehr erfolgreiche Unternehmen Chemie), Dr. Michael Prochaska (Stihl), Matthias Robke (ING-DiBa), Dr. Simone Siebeke haben starke Ausprägungen bei ange- (Henkel), Andreas Graubner (Deutsche Messe), André Große-Jäger (Bundesministerium nehmer Energie – aber nicht auf Kosten für Arbeit und Soziales), Markus Frosch (Promerit), Randolf Jessl (Haufe-Lexware). (dfu) der produktiven Energie.“ Weitere Höhepunkte waren der Bei- trag von Professor Stephan A. Jansen von der Zeppelin Universität Friedrichsha- Drittens: Transformationale Führung ration Award zu bewerben. Teilnehmen fen zum Thema „Aufstand des Systems“ braucht wenig Ego. Viertens: Führung können sowohl Generalisten als auch sowie der Debate Club, bei dem kreative erfordert Reflexions- statt Belehrungs- Spezialisten, die Verantwortung über- Köpfe rund um HR sich den Fragen und räume. Fünftens: Digital kann face-to- nehmen, Kreativität zeigen, innovative auch der Kritik der Teilnehmer stellten. face nicht ersetzen. Konzepte umsetzen und diese überzeu- Ergebnisse des zweitägigen DGFP-Lab gend präsentieren können. Informatio- waren fünf Thesen zur Führung. Erstens: HR Next Generation Award 2016 nen über die nächste Bewerbungsrunde Führung ist ein Verhalten, keine formale Auch im kommenden Jahr sind innova- sowie die Porträts der diesjährigen Fina- Rolle. Zweitens: Führung braucht Mut, tive Personaler unter 35 Jahren dazu listen finden Sie unter eine Vision und Durchhaltevermögen. aufgerufen, sich für den HR Next Gene- www.hr-next-generation-award.de Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de personalmagazin 11 / 15
14 SZENE_DIGITALISIERUNG © GOOD SCHOOL, ANDREA SATTLER HR auf Digitalisierungssafari NACHBERICHT. Im Oktober durchstreiften 20 Personaler bei der HR-Safari per Bus Ber- lin. Ihre Mission: sich im Digitalisierungsdschungel zurechtfinden und Neues testen. Von Andrea Sattler (Red.) gramm zusammengestellt. Passend zum zwar einige an, privat Facebook oder Namen der Good School gestalteten sie andere Onlineplattformen zu nutzen R und 20 Personaler aus Un- die Safari in Form zweier Schultage, an – beruflich allerdings bisher deutlich ternehmen unterschiedlicher denen sich der Unterricht im Klassen- weniger Berührungspunkte zu digitalen Größe – von der Agentur bis zimmer mit Ausflügen in die freie Wild- Themen und Tools zu haben. hin zum Konzern – trafen sich bahn abwechselte. Ein Oldie-Schulbus Der Safari-Stundenplan schaffte am 1. Oktober in Berlin, um die Haupt- nach US-Vorbild brachte die Personaler schnell Anknüpfungspunkte: Zum Un- stadt bei einer zweitägigen HR-Safari zu von Station zu Station - ein Folk-Rock- terricht traten einige Digitalisierungsex- durchstreifen. Die Safari, die zum dritten Musiker sorgte dabei für eine lockere perten an – so etwa Barbara Braehmer Mal stattfand, stand diesmal unter dem Atmosphäre. von Intercessio, die eine Doppelstunde Motto „HR meets die Digitalisierung in zum Thema „Online-Kandidatensuche“ freier Wildbahn“. Nachhilfe im Fach „Digitalisierung“ gab und dabei etwa verriet, woran es lie- Um diesem Anspruch gerecht zu wer- Bei der Einschulung am ersten Tag der gen kann, dass mancher Personaler bei den, hatten die Organisatoren der Ver- Safari sollten die Personaler ihren aktu- der Suche in Business-Netzwerken keine anstaltung – der Weiterbildungsanbieter ellen Digitalisierungsstand selbst ein- passenden Kandidaten findet – obwohl Good School und Stephan Grabmeier, schätzen. Es zeigte sich: Manch einer diese dort doch fleißig netzwerken. Chief Innovation Evangelist bei Haufe von ihnen konnte Nachhilfe im Fach Mit dabei waren außerdem junge Wil- Umantis – ein abwechslungsreiches Pro- „Digitalisierung“ gebrauchen. So gaben de der digitalen Szene wie Max Orgel- personalmagazin 11 / 15
15 © YOUTUBE VIDEO Weitere Bilder und Informationen zur HR-Safari finden Sie auch in der Bilder- galerie in der Personalmagazin-App. BILDERGALERIE Bei ihrer Tour durch Berlin machten Wollen Sie mehr zur HR-Safari erfahren? die teilnehmenden Personaler an fünf Die Personalmagazin-Redaktion war Stationen halt. Ein Höherpunkt: Der dabei und hat ein Video mitgebracht. Besuch im Telekom-Hub-Raum (oben). dinger von der Digitalisierungsagentur terempfehlen können. Das vierte Start- bei den 16- bis 24-Jährigen im Trend liegt „Torben, Lucie und die Gelbe Gefahr“ up im Bunde, Truffls, präsentierte seine - und plädierte für mehr Offenheit: Der oder Marcel Rasche, Mitbegründer der Mobile-Recruiting-Lösung. Und nicht zu- Recruiting-Berater aus der Generation Beratungsfirma „Consulting Cum Lau- letzt dabei: die Start-up-Idee „Offbeat“, Facebook gab an, bei Snapchat selbst de“, der seine Funktion dort als „Chief die noch auf ihre Umsetzung wartet. Die noch in der Experimentierphase zu sein Generation Y Officer“ beschreibt. Safari-Teilnehmer konnten vorab einen und ermutigte die Personaler ebenfalls Blick auf das Konzept werfen: „Offbeat“ zu mehr Experimentierfreude im digi- Start-ups stellen sich vor soll es Unternehmen ermöglichen, pas- talen Umfeld. Ein Höhepunkt der Safari war der Zwi- sende Querdenker zu finden, die als Ex- schenstopp im Telekom-Hub-Raum am terne neue Anstöße geben. Klassenziel erreicht zweiten Tag. Im Hub-Raum sind ver- Im Anschluss an die Start-up-Pitches Doch auch, wenn die Teilnehmer sicher schiedene Start-up-Unternehmen an- konnten die Personaler sich an den Stän- nicht alle vorgestellten Lösungen und sässig, die teilweise von dem Telekom- den der Jungunternehmer auf einem Möglichkeiten künftig in ihre Personal- munikationsanbieter gefördert werden. Start-up-Marktplatz genauer mit deren arbeit übernehmen werden – das Klas- Der Personalerbesuch im Hub-Raum Lösungen auseinandersetzen – und mit senziel hatten sie zu Ende der Veran- bot vier dieser Start-ups und einem Spielgeldscheinen bewerten, in welches staltung erreicht: Sie waren mittendrin Jungunternehmer mit Start-up-Idee dieser Unternehmen sie im echten HR- in den Digitalisierungsthemen und hat- eine Plattform, sich selbst und ihr Ge- Leben investieren würden. ten in den zwei Tagen erleben können, schäftsmodell zu präsentieren. Mit da- Bei den Präsentationen und Vorträ- dass digitale Lösungen nicht nur die HR- bei waren das Start-up „Talentwunder“ gen im Hub-Raum prallten zuweilen Arbeit erleichtern, sondern auch Spaß mit seiner Meta-Suchmaschine, die Welten aufeinander: So etwa, als Social- machen können. Jobbörsen durchsucht; außerdem das Recruiting-Berater Jörn Hendrik Ast in Die abschließende Feedbackrunde junge Unternehmen „Tandemploy“, eine seinem Vortrag dafür warb, doch mal zeigte, dass die Teilnehmer sich bereits Plattform für Job-Sharing-Angebote. Die per Snapchat zu rekrutieren – denn auf gedanklich in den digitalen Dschungel Safari-Teilnehmer lernten auch die Idee Facebook sei inzwischen nur noch die vorgewagt haben: Wiederholt war der des Start-up „Cleverheads“ kennen: ein Zielgruppe der Über-40-Jährigen unter- Vorsatz zu hören, künftig nicht unflexi- Tool, mit dem Personaler qualifizierte wegs. Den staunenden Personalern er- bel an althergebrachten Lösungen fest- Bewerber, die sie selbst nicht einstellen klärte er die Möglichkeiten des neuen zuhalten, sondern öfter mal was Neues können, an andere Unternehmen wei- sozialen Mediums Snapchat, das gerade auszuprobieren. 11 / 15 personalmagazin Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de
16 SZENE_HR START-UP © SELFIEJOBS HR START In unserer Serie stellen wir Ihnen Jung UP unternehmer aus dem HR-Bereich mit ihrer Idee vor. In dieser Ausgabe das Unternehmen Selfiejobs und seine gleichnamige App. Was ist die Idee dahinter? Bei seiner früheren Arbeit im Recruitment-Business erkannte Martin, auf welche Probleme Jobsuchende und Personalverant- wortliche im Bewerbungsprozess stoßen. Gleichzeitig lernte er die App „Tinder“ kennen. Ihr Funktionsprinzip faszinierte Martin und ihm kam die Idee, dieses Prinzip auf die Job- und Mitarbei- tersuche zu übertragen. Für Martin ist es überflüssig, dass junge und hochmotivierte Leute sich durch einen langwierigen und bürokratischen Bewerbungsprozess quälen sollen. Stattdessen sollten sie ihre Energie, Erfahrung und die Lust auf einen Job so spontan und direkt zeigen können. Das will er mithilfe von Wer hat’s gegründet? Videos oder Chats per Selfiejobs ermöglichen. Die App spart den Bewerbern Zeit – und auch den Personalern. Letztere können Selfiejobs wurde 2014 von Martin Tall in anhand der in den Bewerberprofilen gebündelten Informationen Stockholm gegründet. Martin ist diplomierter schnell erkennen, ob ein Bewerber zu einer Stelle passen könnte. Betriebswirt, sein Studium absolvierte er Wenn ja, kann per Chat ein persönlicher Kontakt hergestellt wer- zum Teil in Berlin. Während seiner berufli- den. „Swipe, Chat and Get to Work“ ist das Motto von Selfiejobs. chen Laufbahn sammelte er umfangreiche Erfahrungen im Recruitment-Business und auch als Entrepreneur. Martin hat bereits Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von © RAKETE: FRANK PETERS / THINKSTOCKPHOTOS.DE 20 Millionen Euro gegründet. Der Selfiejobs- Wie war die Entwicklungszeit? Gründer ist Vater von zwei Kindern. In seiner Freizeit liebt er Reisen und Abenteuersport, Wir haben 200.000 Euro in unsere Apps und das Backend vor allem Gleitschirmfliegen. investiert. Auf dieser Stufe haben wir den Markt betreten. Jetzt kommt die Etablierungsphase. In diesem Stadium ist noch viel zu tun: die Mehrsprachigkeit der App, erhöhte Geschwindigkeit und verbessertes Design. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de personalmagazin 11 / 15
17 Was können etablierte Unternehmen von Ihnen lernen? Zeit zählt. Alles muss so unkompliziert wie möglich sein. Wer Ab- läufe in seiner Firma analysiert und optimiert, spart Ressourcen. Außerdem: Kleine Teams bilden. Denn kleine Gruppen arbeiten ergebnisbezogener. Bei der Expansion sollte ein Unternehmen sich auf die Schlüsselstandorte konzentrieren: In Europa sind das Berlin und London. Was soll noch geändert werden? Die App „Selfiejobs“ Bisher ist die Nutzung unserer App für Jobsuchende funktioniert wie die und Unternehmen gratis. Für Unternehmen wird es Dating-App „Tinder“: ab Ende 2015 99 Euro pro Anzeige kosten. Unser Nach rechts wischen Plan: Bis 2018 die beliebteste Job-App zu werden. heißt „gefällt mir“. Die Nutzer schätzen die Schnelligkeit und Einfachheit von Selfiejobs. Wir sorgen dafür, dass es so bleibt.
18 SZENE_HR-ROLLE Selbstbewusst, aber nicht machtversessen: Alexandra Büßer füllt eine systemische Rolle als HR-Partner an der Seite des Managements aus. „Ich helfe, mehr zu sehen“ PORTRÄT. Für Alexandra Büßer war es normal, als Personalerin neben dem Werksleiter zu sitzen. Die selbstbewusste HR-Rolle lebt sie nun im deutschen Unilever-Hauptsitz. Von Kristina Enderle da Silva (Red.) der starke Wille, authentische Mitar- dass sie aufgrund ihrer Persönlichkeit beiter einzustellen. Er erzählt davon im und der Argumente die Mitarbeiter er- D iese Sätze haben sich bei Film „Augenhöhe“. reicht.“ Die streng klingenden Worte dem Unilever-Mitarbeiter Alexandra Büßer hat einige Jahre den bringt sie mit einem Leuchten in den Sulyiman Nekzai eingeprägt: HR-Bereich im Unilever-Werk in Buxte- Augen hervor, die zeigen, dass es keine „Wir haben das Gefühl, du bist hude geleitet. Die Sätze stammen nicht leeren Worte sind. Sie lebt sie vor – und so nicht. Wenn du so bist, dann komm von ihr, aber es ist ihre Überzeugung, die dabei packt die sportlich schlanke Per- bitte nie zu uns. Und wenn du nicht so dahinter steht – nicht nur im Recruiting, sonalerin gerne mit an: „Im Werk macht bist, dann hör auf, dich zu verstellen.“ sondern auch in der Führung: „Bei uns man vieles selbst. Da heißt es ‚Ärmel So redete eine HR-Mitarbeiterin ihm ins kann man sich nicht hinter Hierarchien hochkrempeln und los‘.“ Gewissen, nachdem er sich bei dem in- verstecken. Das funktioniert hier nicht. Es war ihr Traum, als Personalleiterin ternationalen Konsumgüterhersteller Und man kann sich auch nicht hinter in einem Werk zu arbeiten. Auch wenn vorgestellt hatte. Ihn beeindruckte nicht einer Siez-Kultur verstecken. Sondern sie nach ihrem Jurastudium in Frankfurt nur das informelle „Du“, sondern auch ich erwarte von jeder Führungskraft, an der Oder eigentlich erst gar nicht an personalmagazin 11 / 15
19 © AUGENHOEHE-FILM.DE eine Karriere in HR dachte: „Mir war rin im Werk in Buxtehude zu anzutre- klar, dass ich kein klassischer Jurist bin. ten. „Die Arbeit in einem Werk ist prag- Dafür fehlte mir die Interaktion mit den matisch geprägt. Es gibt keine große Menschen. Eine Freundin meinte zu Politik – dort ist man ein tatsächlicher VIDEO mir, ich sei eher ein HR-Typ.“ Ohne ge- Business Partner.“ In der Personalmagazin-App können Sie nau zu wissen, was sie erwarten würde, Der Personaler sei eine der wichtigsten den Film „Augenhöhe“, in dem Alexan- bewarb sie sich auf eine Traineestelle im Personen am Tisch, sagt sie unumwun- dra Büßer interviewt wird, ansehen. HR-Bereich von Unilever. Nachdem sie den und selbstbewusst. Die HR-Rolle de- das Traineeship im Mannheimer Werk finiert sie als systemischer Partner: „Wir absolviert hatte, übernahm sie schnell haben eine Position, die uns erlaubt, den die erste Managementfunktion. Sie war Mitarbeitern genauso wie den Führungs- Inzwischen hat die 40-Jährige das als Leiterin von Anüg, dem Outplace- kräften und auch der Geschäftsleitung Buxtehuder Werk verlassen, um in ment-Dienstleister von Unilever, dafür Feedback zu geben und sie zu coachen. den deutschen Hauptsitz von Unilever verantwortlich, die Mitarbeiter dabei zu An dieser Rolle zweifle ich nicht.“ Die in Hamburg zu gehen. Als Mutter von begleiten, sich neu am Markt zu orien- Kraft und Entschlossenheit, die aus die- einem Kind wollte sie im Jobshare eine tieren. Keine leichte Aufgabe für eine sen Worten klingt, beeindruckt viele: Führungsfunktion übernehmen. Das junge Führungskraft – „dabei wurde ich „Ein Berater in Buxtehude sagte öfter zu gelang ihr – inklusive eines Karriere sehr schnell geerdet“, sagt die gebürtige mir, dass er es sehr überraschend finde, sprungs: Zusammen mit einer Kollegin Brandenburgerin heute. welche Rolle ich übernehme. Für mich hat sie die Position als HR Direktor „Go Dann übernahm sie die Leitung des war es einfach selbstverständlich, dass to Market“ Anfang 2015 angetreten. HR Service Desk, mit in Höchstzeiten 15 ich immer neben dem Werksdirektor Mitarbeitern im Team. Allen war klar, am Tisch sitze.“ Und lachend ergänzt Augenhöhe auch im großen Konzern dass sie innerhalb von einem Jahr out- sie: „Ich warte aber auch nicht, bis ich Auch in Hamburg lebt sie die selbstbe- gesourct werden. „Es war nicht einfach, eingeladen werde, sondern setze mich wusste Rolle als Personalerin auf Augen- die Motivation hochzuhalten und ein so da einfach mit an den Tisch.“ höhe. „Im Kern ist Augenhöhe für mich großes Team hat man als Personaler auch Das habe aber nichts mit Macht zu tun, die Art, wie wir uns begegnen. Man re- nicht so oft“, erzählt sie offen. Wichtig betont Büßer sogleich. „Ich sitze neben spektiert, dass jeder seine Talente hat. war ihr dabei, den Spaß bei der Arbeit dem Werksdirektor, um ihm zu helfen, Man behandelt die Mitarbeiter als mün- nicht zu verlieren und sich die Zeit fürei- wirkungsvoller zu sein. Personaler hel- digen Bürger und gibt in einem bestimm- nander zu nehmen. „Wir haben in dieser fen, mehr zu sehen und Dinge aus dem ten Rahmen Freiraum für Entscheidun- Zeit viel gelacht“, erzählt sie und dieses Weg zu räumen. Macht ist heute sowieso gen. Man fragt nach Meinungen und Mal spiegelt sich Wärme in ihren Augen. kein Status mehr.“ Ein Polizist für die nimmt sie ernst.“ Und das könne man „Das Unternehmen hat viel investiert in Überwachung der Prozesse sei sie kei- in einem großen Konzern genauso leben den Wissensaufbau im Team – das war nesfalls. „Aber wir müssen als Persona- wie in einem kleineren Werk – wie zum wichtig für die Wertschätzung.“ ler schon immer wieder den Finger in die Beispiel mittels der „Change Communi- Wunde legen und fragen, welche Aus- ty“: Wenn Organisationsveränderungen Systemischer Partner im Management wirkungen alles auf die Mitarbeiter hat.“ im Unternehmen anstehen, werden die Diese Nähe im Team und das Arbeiten Diese Überzeugung hat sie vor allem aus Mitarbeiter dazu persönlich angespro- auf Augenhöhe waren es, die sie dazu ihrer zweijährigen systemischen Ausbil- chen. Dieses Feedback trägt Büßer oder brachten, die Position als Personalleite- dung bei Bernd Schmid mitgenommen. auch die „Change Community“ selbst ins Management Board – gefragt und ungefragt. „Oft nehmen wir echte Zitate mit, weil diese ganz anders wirken als ZUR PRAXISBEISPIEL PERSON Daten aus Mitarbeiterbefragungen, die wir auch durchführen“, erzählt sie und Alexandra Büßer ist als Trainee in den HR-Bereich im Mannheimer Unilever-Werk ergänzt selbstbewusst wie sympathisch: eingestiegen. Danach war sie für das Outplacement verantwortlich und leitete das HR „Ich finde das absolut angemessen und Service Desk. Im Werk in Buxtehude übernahm sie dann den HR-Bereich. Nach einer HR- richtig für einen so großen Konzern, Managementfunktion bei Unilever in Rotterdam, kehrte sie in Teilzeit nach Buxtehude dass man sich auch einmal den Spiegel zurück. Heute arbeitet sie im Jobshare als HR Direktor des Bereichs „Go to Market“. vorhalten lässt. Zuhören und Hingucken auf die Probleme ist wichtig.“ 11 / 15 personalmagazin Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de
20 TITEL_FRAUENQUOTE Mehr als Kosmetik, bitte! UPDATE. Die gesetzliche Quote befeuert die Aktivitäten zur Frauenförderung in Unter- nehmen – sollte man meinen. In der Praxis bleibt das Thema ein mühsames Geschäft. Von Ruth Lemmer also lediglich, den bisher erreichten Heuer. Die DGFP bietet Workshops zum Frauenanteil in den oberen Führungs- „Wie“ an. Auch die Unternehmensbera- S eit Juli 2015 ist Frauenförderung ebenen nicht mehr zu unterschreiten. tungen stehen bereit und wittern beim wieder einmal Chefsache – kor- Das Ziel des Gesetzes, die Frauenanteile Thema Frauenquote ihr Geschäft. So rekter: Chefinnensache. Bundes- zu erhöhen, läuft damit ins Leere. hat beispielsweise Kienbaum extra ei- kanzlerin Angela Merkel tritt als nen „Female Desk“ ins Leben gerufen, Schirmherrin der „Initiative Chefsache“ Unternehmen strategie- und planlos an, in der sich Gründungsmitglieder wie Auch diverse Studien über unterneh- Bayer, Allianz, Bosch, IBM, Siemens, aber merische Aktivitäten zur Gleichstellung auch das mittelständische Familienun- machen wenig Hoffnung. Kienbaum Viele Unternehmen ternehmen Warema Renkhoff stark ma- bezifferte in seiner aktuellen HR-Trend- chen für die Chancengleichheit zwischen studie die Firmen mit Frauenförderstra- schreiben lediglich den Frauen und Männern. Den wievielten tegie auf ein Viertel, wobei 50 Prozent Status Quo ihrer Frauen Anlauf dieses Thema in der deutschen der Befragten keine Zielvorgabe für die Wirtschaft nimmt, hat wahrscheinlich Frauenquote definieren. 63 Prozent der anteile als Zielgröße niemand nachgehalten, aber eine Vor- von der DGFP zu „Frauen in Führungs- fest und unterlaufen so aussetzung ist neu: Die Quote hat einen positionen“ befragten Mitgliedsunter- Termin. Bis zum 30. September mussten nehmen setzen sich dafür ein, dass der das eigentliche Ziel des rund 3.500 börsennotierte oder mitbe- Frauenanteil in Führungspositionen Gesetzes. stimmte Unternehmen sich eine flexible erhöht wird, aber nur zwölf Prozent se- Frauenquote verordnen – für Aufsichts- hen darin ein strategisches Ziel und elf gremien, Vorstand oder Geschäftsfüh- Prozent wollen in nächster Zeit Umset- rung sowie die beiden Führungsebenen zungspläne ausarbeiten. Und die HKP an dem sich Expertinnen und Experten unter dem Vorstand. Group veröffentlichte eine Untersu- zur Frauenförderung zusammenfinden chung, nach der weniger als 25 Prozent und Beratungsprojekte übernehmen. Unternehmen ducken sich weg der Firmen Zielquoten und Fristen defi- Die Beratungsgesellschaft KPMG positi- Aber es blieb bisher merkwürdig ru- niert hat und fast 20 Prozent fürchten, oniert sich mit dem Thema, indem sie hig. Nur wenige Unternehmen sind bis die Vorgaben des Gesetzgebers nicht den offiziellen Praxisleitfaden des Bun- Ende September mit ihren Zielen an einhalten zu können – auch weil der desministeriums zum Gesetz verfasst die Öffentlichkeit gegangen. Die meis- operative Aufwand zu hoch sei. hat. Auch die HKP Group hat mit ihrer ten nutzen die Spielräume, die ihnen oben erwähnten Studie ihre Expertise das Gesetz erlaubt, und „verstecken“ Beratungen wittern ihr Geschäft in Sachen Frauenförderung öffentlich- ihre Zielgrößen im hinteren Teil ihres Katharina Heuer, DGFP-Geschäftsfüh- keitswirksam untermauert. Geschäftsberichts für das Jahr 2015, rerin, warnt davor „leichtfertig an die der erst 2016 erscheint. Zudem haben Quote heranzugehen“. Aber sie hält die Ohne Ziele in Zahlen geht es nicht einige Unternehmen, beispielsweise Steigerung des Frauenanteils auch nicht Talent Management-Expertin Harriett © MARSHI / SHOTSHOP.COM die Commerzbank oder BASF, bereits für eine Geheimwissenschaft. „Man Sebald, Senior Partnerin bei HKP in durchscheinen lassen, dass sie lediglich muss mit Augenmerk die Zielquote Frankfurt, rät den Zögerlichen zu klaren den Status Quo als Zielgröße festschrei- festlegen und bei Stellenbesetzungen Besetzungs- und Personalentwicklungs- ben wollen. Sie verpflichten sich damit die Talentpipeline im Blick haben“, sagt regeln: „Ziele in Zahlen zu setzen ist die personalmagazin 11 / 15
21 Basis, weiter muss Transparenz über Lutz ein, die den Frauen-Karriere-Index die Telekom, die SEB und die Charité in Entwicklungschancen herrschen und FKi vorantreibt. Nach drei Erhebungs- Berlin. Nun müssen die Unternehmen, zur Nachfolgeplanung gehören Pools wellen, die vom Bundesministerium für die sich an diesem Genderreporting be- genauso wie Mindestanforderungen für Familie, Senioren, Frauen und Jugend teiligen, gestaffelt nach Größenklassen die Long- und Shortlist.“ (BMFSFJ), finanziert wurden, steht der einen Obolus zwischen 4.800 und 7.500 Die Frau in der Endrunde darf nicht FKi jetzt finanziell auf eigenen Füßen. Euro abliefern. „Noch immer gibt es viel nur als Alibi gemeint sein. Dafür setzt Über 100 Firmen hatten 2014 mitge- Emotion und zu wenig unternehmerische sich auch Geschäftsführerin Barbara macht, darunter Hewlett Packard und Fakten beim Thema Frauen im Manage- Zahlen frisieren oder nur kosmetische Ziele setzen, reicht nicht: Unternehmen müssen Umdenken und die Frauenquo- te endlich ernst nehmen. 11 / 15 personalmagazin Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de
22 TITEL_FRAUENQUOTE ment“, sagt Lutz. „Wenn man aber den nern. Zu einem Gleichstellungsplan Ein Unternehmen, das sich von Ratz- Status ernsthaft verfolgen will, muss gehört also auch, dass Frauen sichtbar ka hat beraten lassen, ist die Sparkasse man wiegen und messen.“ werden, zum Beispiel in Projekten, da- Hannover. 2011 nahmen die Banker die mit im beruflichen Kontext Vertrauen Novelle des niedersächsischen Gleichbe- Vergleichbarkeit bleibt Knackpunkt aufgebaut werden kann. Und es gehört rechtigungsgesetzes zum Anlass, kon- Da jedes Beratungsunternehmen auf dazu, ernsthaft daran zu arbeiten, den kret zu werden: Sie zählten die Unter- und das Thema Gleichstellung stoßen kann, „Gender Pay Gap“ zu schließen, wie un- Überrepräsentanz von Mitarbeiterinnen werden in unterschiedlichsten Tools ser Beitrag „Die Lohnlücke los werden“ und Managerinnen aus. Im Vorstand gab Kennzahlen hin und hergeschoben. (ab Seite 28) zeigt. es keine Frau, auf Bereichsleiterebene Doch Tools wie der FKi, die Kennzahlen Auf Sichtbarkeit der Frauen zielt auch zehn und unter den Vertriebs- und Ab- zum Geschlechterverhältnis erfassen die Europäische Akademie für Frauen in teilungsleitern 19 Prozent. „Wir haben und messen, und Auditverfahren zum Politik und Wirtschaft Berlin EAF, wenn dann moderate Ziele definiert“, erinnert Arbeitgeberverhalten in Diversity-Fra- sie, gefördert vom BMFSFJ und vom sich Personalbereichsleiterin Martina gen sind das eine, die Vergleichbarkeit Bundesjustizministerium, mit KPMG Dahncke, „denn wir wollen langfristig der diversen Modelle, die Beratungs- bis Sommer 2017 zur Frauenförderung besser werden, und zwar betriebswirt- unternehmen im Portfolio haben, das forschen und beraten will. Eine B2B- schaftlich und in einem verträglichen andere. Einheitliche Standards gibt es Workshopreihe und Veröffentlichungen Klima.“ In Stellenausschreibungen für sollen das Thema pushen. Was unstrittig Führungskräfte werden Empathie und weiterhin nötig ist, wenn man die oben Resilienz neben dem fachlichen Know- erwähnten müden Werte der Studien be- how gewichtet, Führung in Teilzeit ist Kennzahlen zu messen trachtet. akzeptiert, ein Team „Gleichstellung“ macht ebenso Mut wie der Vorstand und ist das eine, die Ver- Vom Umdenken zur Veränderung in einem Führungspool werden Kandi- gleichbarkeit das ande- Um vom Umdenken zu realen Verän- daten und Kandidatinnen für die Nach- derungsschritten zu kommen, ist es folgeplanung erfasst. „Wir müssen nicht re. Vor allem aber leiden unabdingbar, in jeder Firma neu nach mit dem Geschlecht argumentieren, son- alle Tools darunter, dass den Voraussetzungen zu schauen. Die dern besetzen eine Stelle mit dem oder promovierte Diplomingenieurin Beate der Besten“, sagt Dahncke. Im Vorstand das Wollen nicht er- Ratzka, die von Jesteburg aus mit dem verantworten heute zwei Frauen und zwingbar ist. praxiserprobten Programm Equal Chan- zwei Männer gemeinsam das Geschäft, ce Objective (EChO) Unternehmen be- in der ersten Ebene sind es 25 und in der rät, stellt immer wieder die Frage: „Wie zweiten 26 Prozent – angestrebt waren hoch ist der Frauenanteil, den ich bei 16 und 20. Im Januar 2016 werden neue noch nicht, lediglich die Zielquoten hat Nachbesetzungen auf die nächste Ebene Zielgrößen gesetzt. das Teilhabegesetz fixiert. berücksichtigen kann und dann auch Die Sparkasse Hannover hat umge- Vor allem aber leiden alle Tools darun- berücksichtigen muss?“ Da spielt die setzt, was diverse Ansätze vom FKi über ter, dass das Wollen nicht erzwingbar ist, Branche eine Rolle – sind in Technik- Beratermodelle raten: Zählen, Ziele set- sondern auf einem Umdenken basiert – unternehmen oft 20 Prozent schon ein zen und die Kennzahlen nachhalten. Ein getrieben vom betriebswirtschaftlichen hohes Ziel, können es bei Finanzdienst- weiteres Beispiel für erfolgreiche Frau- Ausschöpfen aller Potenziale im Talent- leistern leicht 50 Prozent sein. Die Situ- enförderung ist die Linde Group, das wir management. „Die Manager müssen sich ation im Unternehmen entscheidet über im Beitrag „Frauen in Führung“ (ab Seite bewusst machen, aus welchen Gründen Maßnahmen wie Mentoring oder die 32) vorstellen. Beide Unternehmen kön- sie sich für eine Führungskraft entschei- Formulierung der Stellenausschreibun- nen damit für sich werben und müssen den“, betont Yvonne Ziegler, Betriebs- gen, Weiterbildung von Führungskräf- nicht fürchten, öffentlich angeprangert wirtschaftsprofessorin an der Frankfurt ten, die in der Frage sensibilisiert wer- zu werden. Anders als die Firmen, die University of Applied Sciences. „Neben den müssen, oder die Entwicklung eines den Quotentermin Ende September nicht objektiven Kriterien spielen das Bauch- Talentpools. „Realistische Zielzahlen zu ernst genommen haben. gefühl und Vertrauen eine große Rolle.“ ermitteln, ist ein essenzieller Schritt“, Vertrauen entsteht durch enge Zusam- beschreibt sie. „Denn nur dann werden RUTH LEMMER arbeitet als freie Journalis- menarbeit und gemeinsame Erlebnisse die notwendigen Maßnahmen planbar tin in Düsseldorf. – und die haben Männer eher mit Män- und die Erfolge messbar.“ Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de personalmagazin 11 / 15
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