Freie theater2014 - Berichte aus den Bundesländern - IG Freie Theater
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freie theater 2014 Berichte aus den Bundesländern burgenland . kärnten . niederösterreich . oberösterreich . salzburg . steiermark . tirol . vorarlberg . wien
--------------------------------------------------------------------- burgenland --------------------------------------------------------------------- Freies Theater im Burgenland – ein Interview mit mir selbst Peter Hauptmann Hauptmann: Peter, du bist Bundesland- Sprecher der IG Freie Theaterarbeit im Burgenland und du willst dich diesmal, als Jahresbericht, also selbst interviewen – ist das per se schon als Statement ge- dacht? Peter: Na ja, vor einiger Zeit wäre es das vielleicht noch gewesen, denn in man- chen Jahren habe ich mir schon gedacht, ich unterhalte mich hier allein. Wenn © Karin Schäfer Figuren Theater ich am Jahresende all jene kontaktiert habe, die im Burgenland auch nur im feld, das Karin Schäfer Figuren Theater Hauptmann: Gibt es denn nicht die entferntesten mit freiem Theater zu tunin Neusiedl am See, Burg Forchtenstein Kulturzentren, die über das ganze Bur- hatten, um Inputs für meinen Bericht zuFantastisch und das Kulturforum Süd- genland verteilt sind und diese Aufgabe bekommen, ist da meist nicht sehr viel burgenland in Kukmirn, aber insgesamt ihrer ursprünglichen Bestimmung nach zurück gekommen. nur wenig Vernetzung und meist auch wahrnehmen sollten? keine Möglichkeit, die Arbeiten der an- Hauptmann: Und das hat sich jetzt ge- deren zu sehen – wenn überhaupt wel- Peter: Die gibt es schon, aber Theater ändert? che entstehen. aus dem Burgenland ist dort nicht zu sehen. Wir, das Karin Schäfer Figuren Peter: Durchaus – heuer wurde die Hauptmann: Wie das? Theater, waren bisher in 36 Länder welt- Theaterinitiative Burgenland gegrün- weit eingeladen, haben zahlreiche Prei- det, sie geht von Autor_innen und The- Peter: Das Burgenland ist lang und se gewonnen, unsere Arbeiten schon aterschaffenden rund um das Offene schmal, es gibt kein urbanes Zentrum, an allen möglichen und unmöglichen Haus Oberwart (OHO) aus und bringt kein Landestheater oder sonst einen Orten gezeigt, aber in die Kulturzentren wirklich neue Impulse in die „Szene“. zentralen Spielort, Theaterinteressierte werden wir mit unseren Arbeiten nicht Die Anführungszeichen sollen darauf sind im Norden eher nach Wien ausge- eingeladen. Auch die tollen, absolut hindeuten, dass es eine Szene im ei- richtet, im Süden nach Graz, Produkti- tourneefähigen Stücke des OHO oder gentlichen Sinn bisher nicht gab. Da onen werden, wenn sie überhaupt mög- von Liz King waren dort bisher kaum gibt es das OHO in Oberwart, D.ID lich sind, nur wenige Male gespielt und zu sehen – da werden lieber Produkti- dance-identity von Liz King in Pinka- touren so gut wie gar nicht im Land. onen von sonst wo her eingekauft, als 2 freie theater 2014
das, was im Burgenland entsteht, dort dann aus dem allgemeinen Kulturbud- Hauptmann: Was braucht es also? zu zeigen. get gefördert. Wobei bisher kaum je ausreichende Fördersummen vergeben Peter: Geld, Infrastruktur und Vernet- Hauptmann: Und das soll sich jetzt än- wurden, um eine richtige Theaterpro- zung: Mehr Förderung vom Land – und dern, mit der Theaterinitiative? duktion zu finanzieren. Wir selbst, das auch von den Gemeinden, in denen die Karin Schäfer Figuren Theater, bekamen Produktionen entstehen oder gezeigt Peter: Wir hoffen schon! Sie möchte in den letzten Jahren eine Förderung für werden, da muss auch Bewusstsein sieben professionelle Produktionen in unsere Jahresprojekte, die aber nur ei- geschaffen werden, dass freie Theater- sieben Jahren ausfinanziert auf die Büh- nen kleinen Teil unserer tatsächlichen arbeit eine professionelle Sache und ne bringen. Zumindest ist es dann mög- Jahreskosten deckt, den Rest müssen kein Privatvergnügen ist. Das würde lich, auf eine regelmäßige Produktion zu wir selbst über Gastspieleinnahmen und dann zu mehr Förderung vom Bund verweisen, immer wieder neu aufzufal- kleinere Fördersummen von anderen führen, jedenfalls wenn sie zu ihrer bis- len und durchgängig etwas anbieten zu Stellen aufbringen. her angewandten Logik stehen. Weiters können. Dadurch lässt sich sicherlich die Öffnung der Infrastrukturen – also auch interessiertes Publikum aufbauen. Hauptmann: Wie sieht es denn mit dem der Kulturzentren und auch anderer Zudem haben die Kulturzentren seit Bund aus? möglicher Spielorte, denen wiederum heuer eine neue Leitung und auch da mit Förderungen für deren Programm, hoffen wir auf ein neues Interesse und Peter: Die Abteilung II/2 beim BKA speziell für das Programmieren von Aufgeschlossenheit gegenüber dem, was sagt, sie fördert ja nur subsidiär, der grö- freiem Theater, unter die Arme gegrif- im Land entsteht. ßere Teil des Budgets müsse von regio- fen werden müsste. Und dann natürlich nalen Gebietskörperschaften kommen, die Vernetzung, also letztlich auch das Hauptmann: Wie sieht es mit der Finan- also Land oder Stadt, und da von die- gemeinsame Produzieren, um Synergien zierung aus? sen eben nicht sehr große Summen ge- zu erzeugen und mehr und Größeres auf geben werden und das BKA dann auch die Beine zu stellen. Peter: Über die aktuellen Gespräche der nur maximal die Hälfte dieser Beträge Theaterinitiative mit den Fördergebern zu geben bereit ist, fließt insgesamt nur Hauptmann: Klingt nach Wunsch an bin ich nicht informiert, aber ich bin ein verschwindend kleiner Betrag des das Christkind – da sehr optimistisch. An sich gibt es im Budgets des Bundes für freie Gruppen Burgenland ja kein dezidiertes Budget in das Burgenland. Das lässt sich ganz Peter: Immerhin ist mit der Theateriniti- für freies Theater, Ansuchen für Thea- leicht aus den Kulturberichten heraus- ative ein Anfang gemacht worden, es gab terproduktionen gehen an das Kultur- lesen und all unsere Versuche, das zu und gibt Aufmerksamkeit, wir hatten im referat des Landes und werden wenn, verbessern, waren bisher erfolglos. Juni bei unserem Festival PannOpticum burgenland 3
in Neusiedl am See eine Auftaktveran- gleichen Teilen Publikum aus der Regi- Peter: Ja, fast ausschließlich, wenn man staltung, die Initiative wurde vorgestellt, on und Leute, die aus Wien, aber auch vom Festival absieht. Es gibt ja, wie ge- es gab ein Presse- und Publikumsge- von weit her anreisen. Diese Mischung sagt, wenig Möglichkeiten, die uns hier spräch mit Diskussion und die Reakti- hat sich gut bewährt, und auch unser offen stehen, schön wäre, wenn wir onen waren sehr positiv. Zum Jahres- Konzept, alles, was wir einladen, per- wirklich mal in die Kulturzentren oder ende gibt es auch schon die erste der sönlich gesehen zu haben und immer das dazugehörige Lisztzentrum Rai- sieben Produktionen KeinFunkenLand wieder Neues auszuprobieren und zu ding eingeladen werden würden. Trotz ein Theater-Triptychon von den drei zeigen, geht sehr gut auf. all der Preise und Auszeichnungen, die burgenländischen Autor_innen March Es ist ein wirklich internationales Fe- wir anderswo erhalten, ist das bisher Höld, Katharina Tiwald und Reinhold stival mit Gruppen „aus aller Welt“ im kein Thema gewesen. Erst vor Kurzem F. Stumpf unter der Regie von Angelika wahrsten Sinn – wir zeigen großartige haben wir bei einem internationalen Messner im OHO zu sehen, und auch Produktionen, die wir selbst bei unseren Festival in Shanghai gleich drei Preise die vorige Produktion Der Fluss unter Tourneen auf Festivals weltweit gesehen für unsere Produktion Zheng He be- der Regie von Peter Wagner war sehr haben. Zum Glück unterstützen uns da- kommen, darunter den Hauptpreis für erfolgreich. bei sowohl die Stadt, als auch das Land Künstlerische Innovation. Im Dezember und der Bund (in diesem Fall Abteilung treten wir in Spanien mit einem kom- Hauptmann: Apropos PannOpticum, II/7 - Kulturinitiativen) und auch pri- pletten Symphonieorchester auf, auch wie war das denn? vate Sponsoren, das Festival ist mittler- mit der Beethoven Symphonie in Bonn weile sehr etabliert in der Region, es ist haben wir schon – in der Bonner Oper Peter: Unser Internationales Figuren- aber auch einzigartig. – gespielt. Aber ich bin sicher, irgend- theaterfestival findet alle zwei Jahre wann wird das auch hier bemerkt und statt und wurde von Anfang an sehr Hauptmann: Ihr selbst spielt mehr au- anerkannt werden. Ohne Hoffnung kein gut aufgenommen – wir haben etwa zu ßerhalb als im Burgenland? Theater. || Peter Hauptmann studierte Biologie und Germanistik an der Uni Wien, gründete 1996 die Agentur für freies Theater „H2-arts & acts“ und managt seit 2000 exklusiv das Karin Schäfer Figuren Theater und das internationale Figurentheaterfestival PannOpticum in Neusiedl am See, seit 2014 bietet er mit mit art!up.cc Coaching und Consulting für Künstler_innen und kreative Startups an, www.figurentheater.at / www.art-up.cc 4 freie theater 2014
--------------------------------------------------------------------- kärnten --------------------------------------------------------------------- Kärnten neu positionieren Gesellschaftliche Öffnung mit zeitgenössischer Kunst und Kultur Felix Strasser und Barbara Stüwe-Eßl Im Mai übernahm Christian Benger das von Wolfgang Waldner zurückgelegte Mandat als ÖVP-Landesrat und in wei- terer Folge auch die Verantwortung über das Kulturressort. Ein von Kärntner Künstler_innen durchaus mit bangen Gefühlen verbundener Wechsel. Denn Waldner, der im Herbst 2012 Kärntner Landesrat wurde, hatte etwas frischen, zeitgenössische Kunstproduktion ermunternden, Wind in Kärntens kulturpolitische Landschaft gebracht. Nach Jahren der Ausdünnung der freien Szene und forcierter finanzieller Pflege von Volkskultur erfolgten endlich wieder eine Öffnung und erste Schritte in eine andere Richtung. Landesrat Benger ist nun für Kunst Einbeziehen von Vertreter_innen zeit- mit LR Benger sein, um hoffentlich und Kultur und zusätzlich für die Po- genössischer Positionen beginnt: Die IG zu gemeinsamen Überlegungen zu Lö- litikfelder Land- und Forstwirtschaft, KIKK, Vertretung der zeitgenössischen sungsansätzen zu führen. Die IG KIKK Tourismus, Wirtschaft und gemeinsam Kärntner Kulturinstitutionen, hatte im arbeitet an einer Basisdatenerhebung, mit LHStv. Schaunig für „Bedarfszu- Spätherbst einen Termin bei Christian die Anfang 2015 präsentiert wird und weisungen“ Gemeinden zuständig. Ein Benger und die IG Freie Theaterarbeit an der sich der neue Kulturlandesrat erster kulturpolitischer Schritt war die sieht erwartungsvoll dem am 27. Jänner durchaus interessiert zeigt. Die Arbeit Ankündigung des „Jahres des Brauch- 2015 stattfindenden Gesprächstermin der IG KIKK und deren zentrales Pro- tums“ für 2015. Eine Verbindung von und damit letztem Stopp der IGFT-Bun- jekt – eine Kulturbildungsoffensive – zu Tourismus und Kultur, mit der Benger deslandtour 2014 entgegen. Wir laden fördern, scheint vorerst kein Schwer- auch Richtung Kärntner Identitätsför- alle Kärntner Künstler_innen und Kul- punkt zu sein. Positiv reagierte Christian derung arbeiten möchte. Das Kärntner turarbeiter_innen, die im darstellenden Benger auf den Vorschlag, sich an einer Kulturgremium, das dem Landesrat in Kunstbereich (auch spartenübergrei- konzentrierten Austauschplattform mit Sachen Kunst und Kultur zur Seite steht, fend) tätig sind, zu einem Erfahrungs- der IG KIKK und deren Mitgliedern zu bezeichnet diese Pläne als Rückschritt austausch am Montag, den 26. Jänner beteiligen und somit in einen aktiven und für eine in die Zukunft weisende 2015 um 17 Uhr in das VolXhaus (VolX- Austausch mit den Vertreter_innen von kulturelle Positionierung des Landes haus/Ljudski dom Südbahngürtel 24, Kulturinitiativen zu treten. kontraproduktiv. Gerne wären die Ex- 9020 Klagenfurt/Celovec) ein. Bericht Dem Vernehmen nach scheint die pert_innen vor so weitreichenden Ent- und Informationen zur bundesweiten Kulturpolitik in Kärnten bei Projekten scheidungen gehört worden. Ein Anhö- Situation und die aktuellen Anliegen zwar Sachkosten, aber keine Personal- ren und hoffentlich bald noch stärkeres werden Grundlagen des Gesprächs kosten finanzieren zu wollen. Zu hof- kärnten 5
fen bleibt, dass es sich dabei nur um ein böses Gerücht handelt, das dem Grundgedanken des Kärntner Kultur- förderungsgesetzes nicht entspricht. Ein solcher Ansatz würde ein, zumin- dest im europäischen Raum nicht mehr zeitgemäßes, jahrhundertealtes Bild von Künstler_innen, die sich glückhaft selbst ausbeuten, perpetuieren. Ein Bild, das populistisch und neid-provozierend vorgaukelt, dass Kunst ganz leicht und nebenbei geschaffen werden kann und keine Arbeit ist. Sehr klar sei hier fest- gehalten: Die Arbeit von Künstler_in- nen und Kulturarbeiter_innen ist, von dezidiert im Hobbybereich tätigen Ini- tiativen abgesehen, höchst professionell geleistete Arbeit, mit zumeist einer Viel- zahl von Aus- und Weiterbildungen und sehr viel praktischer Erfahrung der sie herstellenden und verbreitenden Men- schen verbunden. Im Wirtschaftsbereich käme niemand auf die Idee, professio- nelle Arbeit nicht professionell zu be- zahlen. Die freie darstellende Kunst-Szene ist trotz langer, langer finanzieller Aus- trocknung mit vielen zeitgenössischen und qualitativ hochwertigen Produk- tionen und Ideen – hochgradig selbst- 6 freie theater 2014
ausbeuterisch – in Kärnten tätig. Die Bundesseite. Als vielversprechende award 2014 für innovative Kulturarbeit. freien Gruppen (wie Netzwerk AKS, Initiative, die sich der freien Szene als Marjan Štikar wurde am 13. Dezem- WalTzwerk, Theater Rakete, KopFiN- Bühne eröffnen will, ist das VolXhaus ber 2014 der Menschenrechtspreis des deRwaNd, Junges Theater Klagenfurt, zu erwähnen, das in Klagenfurt zur Zeit Landes Kärnten für seine Theaterpro- Teatr Trotamora, Theater Wolkenflug, eine Revitalisierung erfährt. Ein Ort des jekte verliehen. Wir gratulieren! teatro zumbayllu, VADA u. a.) sind – transkulturellen Austausches, an dem Florian Zambrano Moreno (teatro weit über Kärnten hinaus – präsent und heuer schon Aufführungen durch freie zumbayllu) ist seit Mitte Dezember ge- agieren nicht nur künstlerisch, sondern Theatergruppen stattfanden. meinsam mit Felix Strasser Bundesland- auch im Managementbereich sehr pro- Kärnten war in den letzten Jahr- sprecher der IG Freie Theaterarbeit für fessionell. Seit mehr als einem Jahr er- zehnten politisch stark belastet. Jetzt ist Kärnten. || scheint der von Ingrid Türk-Chlapek der richtige Zeitpunkt, andere Wege zu herausgegebene E-Mail-Newsletter gehen. Noch immer, immer wieder und Tanz-Amt, der über die Tanz-Szene, die jetzt gerade wieder sind Künstler_in- sich immer stärker regt – u. a. auch um nen in Kärnten aktiv und es sind viele das Center for Choreography Bleiburg, Ideen, Potential und Lust, neue Wege berichtet. Etliche Kulturinitiativen brin- zu gehen, vorhanden. Historisch wäre gen Aufführungen darstellender Kunst das eigentlich der richtige Zeitpunkt, zum Publikum. um all das aufzugreifen und neben an- Noch ist allen zeitgenössischen An- deren deutlichen Akzentverschiebungen sätzen hauptsächlich eines gemeinsam: über den Gesellschaftsfaktor Kunst das ihre chronische Unterförderung. Das Bundesland Kärnten in eine neue Rich- gilt auch für die der freien darstellenden tung zu positionieren – das Neue/An- Felix Strasser Kunst-Szene hinzurechenbaren Kärnt- dere/Fremde zu ermöglichen und u. a. theflädeck, Jugendstiltheater Klagenfurt, ner Mittelbühnen, das klagenfurter auch damit Kärnten in eine positivere, Kremlhoftheater Villach, Pheldmanbühne ensemble und die neue bühne villach. rosigere Zukunft zu begleiten. Hermagor/ www.vada.cc Unverständlicherweise herrscht ver- Zum Schluss noch sehr erfreuliche schärfend auch zwischen den beiden Nachrichten: Barbara Stüwe-Eßl Bühnen eine signifikante Förder-Dis- Zdravko Haderlap erhielt für das ist Kulturmanagerin, Theaterwissenschaf- krepanz, zumindest von Landes- und Projekt Engel der Erinnerung – An- terin und Mitarbeiterin der IGFT. somit gezwungenermaßen auch von gel spomina den outstanding artist kärnten 7
--------------------------------------------------------------------- niederösterreich --------------------------------------------------------------------- Eine neue Chance für grenzüberschreitende Projekte: Österreich – Tschechien ab Herbst 2015! Manuela Seidl Die Förderung der niederösterrei- chischen Theaterlandschaft durch die Landesregierung ist auch heuer wieder gleich geblieben bzw. hat teilweise sogar eine geringfügige Erhöhung erfahren. Eine spannende Neuerung in der För- derpolitik in Niederösterreich zeichnet sich bei den Förderungen der grenz- überschreitenden Kleinprojekte Öster- reich – Tschechien ab. Regionalinitiativen, Gemeinden und Vereine, die bisher ein derartiges Pro- jekt einreichten, mussten sich mit den Problemen der Vorfinanzierung und den komplizierten Abrechnungsmo- dalitäten beschäftigen. Für die neue Förderperiode hat man sich daher ein © www.petersehnal.at besonderes Konzept überlegt, das den West-Mostviertel). Der Vollbetrieb mit sen nur noch die Veröffentlichungskri- Projektleiter_innen die Arbeit sehr er- knapp 100 Mitarbeiter_innen startet terien erfüllen. Diese praktische Hilfe- leichtert bzw. Einreichungen überhaupt im Jänner 2015. Innerhalb der GmbH stellung lässt auf viele neue, regionale erst ermöglicht. Der geplante Start ist wird eine Europasäule gegründet unter grenzüberschreitende Projekte hoffen. mit Herbst 2015 festgelegt. Zu diesem der Leitung von Hermann Hansy. Diese Im Zuge des Viertelfestivals unter der Zeitpunkt kann auch erstmals eingerei- Abteilung erstellt einen Leistungskata- Leitung von Stephan Gartner wurden cht werden. log, in welchem ersichtlich ist, welche vom 10. Mai bis 10. August 2014 im Ein wichtiges Bindeglied ist in die- Dienstleistungen bei einem EU-Projekt Waldviertel unter dem Motto „Natur- sem Fall die NÖ.Regional.GmbH, die gefördert werden können, so z. B. Mie- maschinen“ 68 Projekte (darunter 15 am 16. September 2014 mit Regierungs- ten, Reisekosten, Kosten für eine_n Dol- Schulprojekte) realisiert. Das Festival beschluss gegründet wurde. Der neue metscher_in, Grafiker_in und ähnliches. erreichte über 38.000 Besucher_innen. landesweite Geschäftsführer ist Walter Diese Leistungen kann die Projektlei- 3.604 Personen (davon 1.063 Künst- Kirchler und die Büroleiter_innen der tung direkt in Anspruch nehmen und ler_innen) trugen zum Gelingen der einzelnen Regionen in Niederösterrei- muss sich dann weder um die Abrech- zahlreichen Veranstaltungen bei. 2015 ch sind Josef Strummer (Waldviertel), nung, noch um eine Vorfinanzierung werden 60 Projekte (darunter 11 Schul- Doris Fried (Weinviertel), Franz Gau- kümmern. Diese Aufgaben übernimmt projekte) im Industrieviertel unter dem sterer (Industrieviertel), Sabine Klimit- die Europasäule der NÖ.Regional. Motto „Durchbruch“ an den Start ge- sch (NÖ-Mitte) und Karl Becker (NÖ. GmbH. Die Antragssteller_innen müs- hen. niederösterreich 9
Die YBBSIADE, ein Kabarett- und Kul- Beim Nestroy-Preis 2014 erhielt Peter THEATERFESTs Niederösterreich mehr. turfestival in Ybbs an der Donau, hat Gruber, der künstlerische Leiter der An die Gründer_innen und Leiter_innen einen neuen Intendanten. Die Nachfol- Nestroy-Spiele Schwechat, den Spezi- der Festspiele Reichenau, Peter und Re- ge von Alexander Goebel tritt Josef Pro- alpreis für vier Jahrzehnte Nestroy. Seit nate Loidolt, wurde am 23. September kopetz an. Sein erstes Festivalprogramm 1973 hält er in der Rothmühle Nestroy 2014 das Österreichische Ehrenkreuz startet am 10. April 2015 mit dem preis- lebendig und inszeniert auch viele halb- für Wissenschaft und Kunst im Bun- gekrönten Komiker Kaya Yanar. vergessene Stücke des großen Drama- deskanzleramt von Josef Ostermayer Dem Landestheater Niederösterreich tikers. verliehen. unter der künstlerischen Leitung von Für das Herrenseetheater Litschau ist Michaela Ehrenstein, die Intendantin Bettina Hering gelang es 2014, zwei Ne- eine verstärkte Rundumnutzung geplant. der Sommerspiele Schloss Sitzenberg, stroypreisnominierungen für Beste Bun- Die Sommertheaterproduktion wird wie gab 2014 ihren Rücktritt bekannt. Es desländeraufführungen zu erhalten und im Vorjahr durch die künstlerische Lei- wird nach einer qualifizierten Nachfol- zwar für Weh dem, der lügt von Franz terin Margit Mezgolich maßgeblich be- gerin bzw. einem qualifizierten Nachfol- Grillparzer (Regie: Alexander Charim) stimmt. Sie schreibt eine Komödie mit ger gesucht. und der deutschsprachigen Erstauffüh- dem Arbeitstitel Der Aufsatz und insze- Tomas Zierhofer-Kin, der künst- rung Meine Mutter Kleopatra von Atti- niert dieselbe auch (Premiere: 5. August lerische Leiter des Donaufestivals in la Bartis (Regie: Róbert Alföldi). 2015). Im Anschluss daran will man ein Krems (seit 2005), wird ab 2016 Inten- 2014 feierte das THEATERFEST Filmprojekt etablieren. Das Herrensee- dant der Wiener Festwochen. Die ersten Niederösterreich sein 20jähriges Be- theater verwandelt sich ab Herbst 2015 von ihm gestalteten Festwochen werden stehen. Es fanden 28 Premieren auf 23 in ein Kino. Es sollen immer im An- 2017 stattfinden. Bühnen statt und man durfte bei 464 schluss an das Schrammelklangfestival 2014 hat der TheaterHerbst GREN- Vorstellungen ca. 193.000 Besucher_in- und an die Sommertheaterproduktion ZENLOS den Standort gewechselt. Er nen begrüßen. Außerdem wurde 2014 österreichische und europäische Filme startet nunmehr im Stadtsaal Zwettl. der viermillionste Besucher insgesamt gezeigt werden. 2015 liegt der Schwerpunkt des Festi- empfangen. Robert Herzl, der langjährige künstle- vals auf einer Kooperation mit Bulgarien Bei den Shakespearfestspielen auf rische Direktor des Stadttheaters Baden und es wird das Stück Der Feigling von der Rosenburg gibt es eine neue Inten- von 2005 bis 2014, ist am 25. September Slatan Dudow (Regie: Marius Schiener) dantin, welche das neue Programm ab 2014 verstorben. Noch im vergangenen ab 30. Oktober 2015 aufgeführt. der Spielzeit 2015 bestreiten wird. Dem Jahr hat er den Würdigungspreis des Für das Jahr 2015 möchte ich ab- Intendanten Alexander Waechter (seit Landes Niederösterreich für sein krea- schließend an alle Kulturschaffenden, 2004) folgt Nina Blum, die auch wei- tives Wirken erhalten. die grenzübergreifend zwischen Nie- terhin für den Märchensommer NÖ Die Intendantin des Thalhofs in Rei- derösterreich und Tschechien arbeiten, in Poysbrunn verantwortlich zeichnet. chenau an der Rax, Helga David, hat appellieren, dass sie sich doch mit den Die Shakespearefestspiele werden zur bis 2014 16 Jahre den Autor Arthur neuen Fördermöglichkeiten, die Nie- Sommernachtskomödie. Ein genaues Schnitzler in den Mittelpunkt gerückt. derösterreich für die Unterstützung aus Programm steht bis dato noch nicht fest. Nun haben die Besitzer_innen des Thal- der EU entwickelt hat, beschäftigen Das Festival soll über Shakespeare hi- hofs gewechselt. Er gehört nun Ursula und hoffe, dass dadurch noch mehr naus leichte Komödienkost auf hohem und Josef Rath und mit ihnen zieht spannende Projekt umgesetzt werden Niveau bieten. auch ein neues Sommertheater in das können.|| 2014 präsentierten die Sommerspiele ehemalige Kurhaus ein. Anna Maria Melk unter der Intendanz und Regie von Krassnigg und Christian Mair unter- Alexander Hauer die Uraufführung Me- nehmen ab 2015 „einen Brückenschlag Manuela Seidl tropolis – Das große weiche Herz der von den großen Dichtern des Thalhofs Schauspielerin, Intendantin des Theater- Bestie in einer Stückfassung von Fran- zur zeitgenössischen Literatur und dar- Herbst GRENZENLOS, zobel. Eine Aufnahme davon war bereits stellenden Kunst“. Ab 2015 ist dieses www.theaterherbst.at auf ORF 2, ORF III und 3Sat zu sehen. Sommertheater auch kein Mitglied des 10 freie theater 2014
--------------------------------------------------------------------- oberösterreich --------------------------------------------------------------------- Neuer Dialog, neue Räume Claudia Seigmann Ein Jahr, in dem in Linz viel Bewegung zu spüren war: Ihrem aktuellen Kultur- entwicklungsplan (KEPneu) folgend, setzen Kulturpolitik und -verwaltung auf die Stärkung der freien Szene durch Kooperationen und Koproduktionen mit Institutionen; durch bessere räumliche Arbeitsbedingungen der freien dar- stellenden Künstler_innen und durch einen neuen inhaltlichen Schwerpunkt Kunst im öffentlichen Raum. Um neue Möglichkeiten zu schaffen werden sogar bisher heilige Kühe der stadteigenen Veranstaltungstätigkeit neu gedacht. Das alles jedoch vor dem Hintergrund drastischer Sparmaßnahmen: völlig überraschend erfuhr unter anderem das Kulturbudget während des laufenden Budgetjahres (!) eine 10 %ige Kürzung. Die Erkenntnis, dass für die ansässige tungen des Landes (nur ein Stichwort: freie Szene mehr getan werden muss, hat Landesausstellung). Dringend geboten die Stadt Linz dem Land Oberösterreich wäre zum Beispiel ein Nachdenken über offenbar voraus: dort scheint nämlich längerfristige Fördermodelle. seit der Eröffnung des Musiktheaters im Vorjahr alles erstarrt zu sein. Die Kür- © Reinhard Winkler zungen im Kulturbudget betreffen jene IGFT Bundesländertour und FORUM am stärksten, die keine Möglichkeiten KEP Diskussions-Veranstaltung für Anstellungen haben und auf Projekt- förderungen angewiesen sind; es scheint Eine Veranstaltung über Kooperationen grammatisch dafür war die Gastgebe- kein Bewusstsein dafür zu geben, dass zwischen freier Szene und Institutionen, rin: das Lentos Kunstmuseum, das seit eine im Bundesland gewachsene Szene so dachte sich die IGOÖ, realisiert man einigen Jahren mit dem Format Raum stark von Akteur_innen getragen wird, doch am besten als Kooperation zwi- Lentos auf sensible Kooperationen mit die seit rund 20 Jahren tätig sind, de- schen freier Szene und Institutionen. freischaffenden Künstler_innen setzt. nen die anhaltende Prekarität inzwi- Gemeinsam mit dem Forum Kulturent- schen existentiell zusetzt und die kein wicklungsplan des Kulturamts der Stadt 1. Der Vormittag des 4. Februar 2014 Verständnis mehr aufbringen für die un- Linz sorgten wir bereits Anfang Februar war einem Runden Tisch mit Vertreter_ hinterfragt teuren Institutionen und ver- im Rahmen der Bundesländertour für innen von Institutionen gewidmet, bei alteten Formate riesiger Eigenveranstal- einen kräftigen Impuls. Ebenfalls pro- dem einerseits eine Bestandsaufnahme oberösterreich 11
unternommen wurde, welche Koopera- lerischen Arbeitsprozesse zu geteil- (IGFT), Stella Rollig (LENTOS), Mar- tionen es gab/gibt. Andererseits stellte ter Autor_innenschaft. Er fordert kus Zett (theaternyx*) und der zu die- sich die Frage, was genau unter Koope- heraus und spornt Entwicklung an. sem Zeitpunkt gerade neu bestellte ration bzw. Koproduktion verstanden Vizebürgermeister und Kulturreferent werden kann. Dabei hat sich gezeigt, B. Harte Faktoren: Hier geht es ganz der Stadt Linz, Bernhard Baier mitei- dass dieses weite Feld viel Kultivierung klar um das maximale Zur-Verfü- nander, moderiert von der Journalistin braucht. gung-Stellen von Ressourcen und Wiltrud Hackl. Aus Sicht der freien Für die prekäre Linzer Situation ma- dem damit verbundenen Öffnen der Szene, so Susanne Blaimschein, stehe chen im Grunde nur Koproduktionen Institution: Geld, Räume, Präsenta- das Ansinnen neuer Kooperationen klar Sinn, in die sich die Koproduktionspart- tionszeit, Personal, Infrastruktur / unter dem Zeichen der Umverteilung: ner_innen jeweils finanziell und inhalt- Technik, PR & Marketing-Kanäle, Koproduktionen zwischen freien und lich einbringen. Alles andere bedeutet inhaltliche Ressourcen wie Biblio- institutionellen Playern machten nur keine substantielle Verbesserung. (Da- theken, Wissen, Kontakte, etc. Sinn, wenn die Institutionen dafür auch bei muss angemerkt werden, dass das Geld in die Hand nähmen. In eine ähn- Netzwerk informeller Kooperationen, 2. Am Nachmittag nutzten viele freie liche Kerbe schlugen Markus Zett und was z. B. technische Ressourcen betrifft, Tanz- und Theaterschaffende die Mög- Sabine Kock mit ihren Hinweisen auf in Linz und OÖ. bestens funktioniert!). lichkeit zum Austausch bei einem in- die veränderte Strategie hoch verschul- Eine gelungene Kooperation bringt für formellen Szenetreff. Es wurde von deter deutscher Städte, die seit kurzem beide Partner_innen etwas Neues, wird laufenden Kooperationen (z. B. Die mehr Geld in die freien Szenen geben, von beiden stolz kommuniziert und ist Werft mit der Linz AG im Parkbad) und weil die großen Institutionen mit ihren für beide nachhaltig. Dabei spielen zwei deren spezifischen Problemstellungen Personalapparaten schlicht nicht mehr Kategorien von Faktoren eine wichtige berichtet. Großes Thema war dann finanzierbar sind. Das Konzept der un- Rolle, die wir im Vorfeld der Diskussion aber die mangelnde Infrastruktur: das durchlässigen Institutionen wurde – mit versucht haben zu definieren: Fehlen von Probe- und Aufführungs- einem Blick nach Belgien – kritisiert und räumen vor allem im darstellenden Be- aufgezeigt, wie zum Beispiel in Graz mit A. Weiche Faktoren: Gegenseitiges Inte- reich verschärft die, durch die ohnehin dem Bedarf der freien Darstellenden in resse, inhaltliche Auseinandersetzung sehr geringen öffentlichen Förderungen Bezug auf Probe- und Aufführungsräu- und Wertschätzung. Gelingende Ko- verursachte, Produktionsunsicherheit me umgegangen wird. produktionen sind die Folge langfri- massiv. stiger Beziehungsarbeit, fortgesetzter Dialoge und dem Finden dessen, was 3. Abends sprachen beim Podiums- Öffentlicher Raum & Proberaum die Partner_innen in der Koproduk- gespräch zu „Neue Kooperationen tion dazu gewinnen. Solch ein Pro- zwischen freier Szene und Instituti- Das Podium scheint eine gute Öffent- zess beinhaltet Institutionskritik onen“ Susanne Blaimschein (Kunst- lichkeit für die Vermittlung des drin- ebenso wie die Öffnung der künst- raum Goethestraße xtd.), Sabine Kock genden Raumbedarfs der freien Theater- 12 freie theater 2014
schaffenden gewesen zu sein. Zunächst nach einem regen Austausch geäußert akute Bedarf an besseren Förderinstru- gab es von Stadtrat Stefan Giegler das und die Möglichkeit für Kooperationen menten und Aufführungsorten bleibt Bemühen, in Zusammenarbeit mit der angedeutet. dessen ungeachtet bestehen. LinzAG einen Ort für Proberäume im Als Vertreter_innen der IGOÖ haben Eine Aufgabe für 2015 wird daher Linzer Hafen zu finden. Nach einem wir diese Raumlösung als Zwischen- sein, mit Reinhold Kräter, dem ab Mai Vorstandswechsel bei der LinzAG schritt definiert, da sie in wesentlichen amtierenden neuen Kulturdirektor des und den neuen Plänen für das Hafen- Punkten hinter den Bedürfnissen zu- Landes OÖ, in Dialog zu treten und ein viertel war diese Möglichkeit wieder rückbleibt: Eine Bedarfserhebung 2012 Bewusstsein für die aktuelle Situation vom Tisch. Vizebürgermeister Baier und der Vergleich mit funktionierenden der freien Tanz- und Theaterszene zu skizzierte kurz nach dem Podium die Strukturen in Graz, Salzburg oder Inns- schaffen. || ersten Schwerpunkte seiner Tätigkeit bruck hat ergeben, dass Bedarf an meh- als Kulturstadtrat: die Schaffung von reren Räumen inklusive Lagermöglich- Proberäumen für die freien Darstel- keiten besteht. Auch kann solch ein lenden und ein inhaltlicher Fokus auf Modell nicht dem Anspruch gerecht Kunst im öffentlichen Raum – letzteres werden, ein Kristallisationspunkt der ein in Linz traditionell starkes Feld, freien darstellenden Szene zu werden, dem nun mehr Aufmerksamkeit auch der ihre Sichtbarkeit für eine breitere in der Förderung zukommen soll. Bai- Öffentlichkeit erhöht – was dringend er versteht das explizit als Stärkung für geboten wäre. Dafür bräuchte es eine die freie Szene. Im Herbst 2014 gab es von anderen Einrichtungen unabhän- dazu Künstler_innengespräche und ein gige Verwaltung in Form eines eigenen Symposion, die deutlich gemacht haben, Büros/Servicepunktes. dass die Auseinandersetzung mit Kunst im öffentlichen Raum ernst gemeint ist. Mit Spannung erwarten wir die näch- Positive Entwicklung sten Schritte. Auch die Pläne für den Proberaum Den Dialog, der im Zuge dieser Ent- haben sich im Laufe des Jahres konkre- wicklung stattfand, bewerten wir al- tisiert: Im Gebäude des Theater Phönix lerdings positiv. Der neu zu schaffende wird 2015 ein zusätzlicher Proberaum Raum stellt einen Schritt in Richtung ei- geschaffen, der vorrangig der freien ner tatsächlichen Verbesserung dar und Szene zur Verfügung stehen wird. Die bringt uns professionellem Produzieren Claudia Seigmann Leitung des Theater Phönix hat in Ge- näher. Er ist nicht zuletzt ein notwen- sprächen mit dem Kulturamt und den diges Zeichen der Wertschätzung der freie Schauspielerin, Regisseurin und The- aterschaffende freien Theaterschaffenden den Wunsch Arbeit der freien Theaterszene. Der oberösterreich 13
--------------------------------------------------------------------- salzburg --------------------------------------------------------------------- Trotz allem vielfältig Christa Hassfurther „Von Vielfältig zu Einfältig. – Die Theaterszene in Salzburg ist lebendig und facettenreich. Das Ausbildungsangebot ist vielfältig. Trotzdem bleiben kaum junge Künstler_innen hier. Ist Salzburg künstlerisch für sie nicht attraktiv genug oder fehlt es ihnen an den Möglichkeiten hier zu arbeiten?“ So lautete der Einladungstext zur Dis- weitere Künstler_innen rückmeldeten, schaffen, während die sehr reichhaltige kussion am 17. März 2014 im Rahmen war gleichermaßen der Tenor der Dis- junge Tanz- und Theaterszene, die vor der Bundesländertour der IGFT. Das kussion: „Eigentlich dachte ich, dass ca. zehn Jahren in Salzburg tätig war, Thema brannte offensichtlich unter aufgrund meiner Erfahrung und, mit ausnahmslos das Weite gesucht hat? Es den Nägeln, denn das Studio der AR- Verlaub, auch Erfolge im Theater und lohnt sich einen Blick auf die Finanzen GEkultur Salzburg platzte förmlich aus Tanz über die letzten Jahre ein frucht- zu werfen. Im Endeffekt sind solche den Nähten. Nach kurzen einleitenden bares Arbeiten in Salzburg möglich sein Faktoren entscheidend, gerade Orte Statements diskutierten die Künstle- könnte. Aber es scheinen die Instituti- an der Peripherie müssen Künstler_in- rinnen und Künstler mit den Ansprech- onen wichtiger zu sein als die Künstler_ nen attraktivere Arbeitsbedinungen partner_innen am Podium. Das waren innen. …Warum sollte ich mich also an als Großstädte bieten und mangelnde Heinrich Schellhorn, Kulturlandesrat Salzburg abmühen, wo das Toihaus der Möglichkeiten der Vernetzung und der Salzburg, Ingrid Tröger-Gordon, Abtei- einzige Ort ist, wo man sich für meine Internationalität wettmachen.“ So weit lungsvorständin Kultur Stadt Salzburg, Arbeit interessiert. … Wie schon gesagt, die Feststellungen Georg Hobmeiers. Markus Grüner-Musil, Geschäftsführer ich „leide“ nicht unter der derzeitigen Im Verlauf der Diskussion wurde im- ARGEkultur Salzburg und Vorsitzender Situation, ich bin interdisziplinär, hoch- mer wieder auf die prekäre Situation der des Landeskulturbeirats Darstellende flexibel und gut beschäftigt. Aber in dem Künstler_innen hingewiesen, wobei die Kunst, Robert Pienz, künstlerischer Lei- Klima, das gerade herrscht, wäre jeder, sukzessiven budgetären Erhöhungen der ter Schauspielhaus Salzburg und Vorsit- der in Salzburg sein Glück versucht, ein Stadt Salzburg und die Transparenz bei zender des Landeskulturbeirats, Sabine ziemlicher Tor. Linz, Graz und Wien der Vergabe der Subventionen gegen- Kock, Geschäftsführerin der IGFT und sind weitaus großzügiger und attraktiver über der bisherigen Praxis in der Kultur- ein leerer Sessel für alle jene, die aus für junge Kunstschaffende. Und genau abteilung des Landes als Best Practice Salzburg weggegangen sind. Die Mode- dort gehen die auch hin. Beispiel hervorgehoben wurde. ration hatte ich übernommen. Ein Vergleich mit Linz und Graz Landesrat Heinrich Schellhorn be- Aber bereits im Vorfeld war es per wäre besonders interessant. Warum tonte, dass ihm klar sei, wie prekär die Mail zu einem regen Gedankenaus- schaffen es beide Städte für internati- Situation der freien Kulturszene sei und tausch zwischen Georg Hobmeier und onal renommierte und junge Künstler_ dass er sich dafür einsetzen werde, dass mir gekommen. Was er schrieb und was innen ansprechende Konditionen zu es zu keinen weiteren Einsparungen 14 freie theater 2014
mehr komme. Im Herbst kam dann tat- 30 Jahre Toihaus Theater. Mein ganz zu veranstalten, mit Helga Gruber, die sächlich die Entwarnung. Thomas Ran- persönlicher Blick noch heute am Toihaus arbeitet, haben disek, Geschäftsführer des Salzburger wir Konzepte für Lehrer_innen und Dachverbands für Kulturstätten, stellte 1984. Wir wohnten gleich um die Ecke. Schüler_innen entwickelt, mit Gerard dazu kürzlich fest: „Vom Landeskultur- Wir hatten eine kleine Tochter. Wir gin- Es Workshops veranstaltet, sind in die budget kenne ich die absoluten Details gen mit ihr ins Theater. Das war kein Schulen gegangen. Das alles ist heute noch nicht, aber: Entgegen der ersten Kindertheater, wie man sich das damals selbstverständlich an den Theatern, die Ankündigungen vom Vorjahr gibt es bei vorstellte. Hier wurden die Menschen für junges Publikum spielen. Aber vor keiner Kulturinitiative eine Kürzung, in ab 3,4,5,6 Jahren ernst genommen. 30 Jahren war es in Salzburg eine unge- einigen (dringenden) Fällen sogar Er- Denn schon damals galt: Kunst ist wohnte, ja irritierende Vorgangsweise, höhungen (Lungaukultur, Fotohof, das Kunst. Da gibt es keine nennenswerten sehr jungen Menschen zeitgenössische kino, ...) und bei mehreren Kulturstätten Unterschiede zwischen Kindern und Er- Kunst zu vermitteln. (Kriterien kenne ich keine) soll sogar wachsenen. Ein solches Theater, weit- Sobald die finanzielle Absicherung leicht valorisiert werden. ab jeder Metropole. Hat das Zukunft? des Hauses gegeben war, ging Myrto Das Kulturbudget insgesamt bleibt Kann das überleben? Manchmal waren Dimitriadou auf andere Kulturstätten relativ konstant, allerdings gab es ei- meine Tochter und ich die einzigen Be- zu. Das Ergebnis war die Gründung des nige interne Umschichtungen – durch- sucher_innen. Wir kamen mit den The- Dachverbands der Salzburger Kultur- aus zum Vorteil der freien Szene. Laut atermacher_innen ins Gespräch. Ich stätten. Myrto ist auch Gründungsmit- meinen ersten Berechnungen steigt das durfte teilnehmen an den künstlerischen glied der Assitej Austria, deren Sonder- freie Budget um rund 335.000 Euro. Gut Prozessen, die sich hier entwickelten, preis des Vorstandes sie heuer entgegen so, aber das Budget für die Festspiele an den kunsttheoretischen Auseinan- nehmen konnte. 2006 wurde ihr von der wurde ja auch um 500.000 Euro erhöht. dersetzungen, die hier stattfanden und Stadt Salzburg das silberne Siegel der Zweitens ist zu sagen: Es ist uns gelun- oft zu hitzigen Debatten führten. Ich er- Stadt für ihre künstlerischen Verdienste gen, das freie Theaterbudget in der Stadt lebte das Laborhafte der Arbeit, die sich verliehen. Salzburg um 43.000 Euro zu erhöhen – hier entfaltete. Und dann, noch einen Heuer, im 30. Jahr, hat sich das Toi- vor allem die Bürgerliste hat sich dafür Schritt weiter, ich wurde eingeladen, haus mit dem Begriff „Zeit“ auseinan- sehr stark gemacht!“ Schattentheaterworkshops für Kinder dergesetzt. Und auf der Website finden salzburg 15
Mit freundlicher Genehmigung der Familie Daxner © winterfest Georg Daxner 1961 – 2014 „Ich habe mir heute meinen Kind- weit höchstes Ansehen genoss, sich die Zeilen: „Zeit pocht, ausgespro- heitstraum erfüllt.“ „???“ „Ich habe ist kaum bekannt geworden. Und chen geheim / Zeit zickt, unwidersteh- mir ein Zirkuszelt gekauft.“ Der dass sein größter Wunsch, eine lich / Zeit pocht, auf ihr Recht / Ge- selbstverständliche Ton, mit dem Zirkusschule zu gründen, die erste genwort pocht, hinterm Jochbein / Herz er das sagte, klingt mir noch heute im deutschsprachigen Raum, noch tickt, ausgesprochen stumm ... / Stück in den Ohren. Und genau das war nicht Realität werden konnte, ist für Stück lichten wir unser Gedicht Georgs Stärke, Visionen zu haben, vielleicht das visionäre Erbe, das und freuen uns, wenn sich ein kleiner, wo andere sich noch gar nichts er uns hinterlassen hat. inspirierender Dialog entspinnt – zwi- darunter vorstellen konnten. Er Am 11. Oktober 2014 verun- schen Ihnen und uns. Und auch unter war großzügig und hilfsbereit an- glückte Georg Daxner bei einer Ihnen.“ || deren Kulturarbeiter_innen und Bergtour am Salzburger Unters- Initiativen gegenüber. Wachsam berg tödlich. Georg Daxner hat und kritisch zugleich, trat er den in seinem Leben viele Rollen ein- Akteur_innen politischer Macht- genommen, eine Konstante war spiele gegenüber. Er hat den für ihn fixer Bestandteil: Kunst zu Menschen im Zirkuszelt, seinem ermöglichen. Verbunden mit dem Christa Hassfurther Publikum, Augenblicke der Poesie Mut zu scheitern. „Kunst ist nur Lehrbeauftragte für Mediendidaktik an der und Selbstvergessenheit ermögli- dann legitim, wenn sie langfristig Uni Wien, 1993 gründete sie theater bodi cht, weil er selbst für den Zirkus berührt, wenn sie beglückt, traurig end sole in Hallein, das sie gemeinsam mit in seiner höchsten künstlerischen macht oder bestürzt. Denn Kunst Katrin Artl leitet. Seit 2011 ist sie Vorstands- Form gebrannt hat. Dass er als ist, was bleibt.“ mitglied im Dachverband Salzburger Kultur- stätten; Mitglied des Landeskulturbeirats Juror, als Kenner der Szene welt- für darstellende Kunst 16 freie theater 2014
--------------------------------------------------------------------- steiermark --------------------------------------------------------------------- Im Zeichen der Nachhaltigkeit Katharina Dilena Ja, noch immer gehts uns gut in der Steiermark. Und die Autorin dieser Zeilen war positiv über- rascht, dass sogar die Theatersze- ne im Ruhrpott wusste, wo Graz ist, und dass da durchaus Span- nendes passiert, doch das ist eine andere Geschichte, die vielleicht in der nächsten gift zu lesen sein wird. Was uns 2014 beschäftigte, war das Thema Nachhaltigkeit und die Nutzung des Orpheums durch die freie Szene. © Privat Spielen kostet – Part I: Die Orpheum-Geschichte Wie alles begann: Mit Anfang 2014 über die Möglichkeiten einer Koope- Die Holding kam uns entgegen und inve- bekamen die seit 2008 gemeinsam ver- ration zwischen diesen Institutionen stierte in die Adaptierung des Saals, der walteten Kulturbetriebe Theaterholding und der freien Szene zu initiieren. Im nun Umbauten zwischen unterschied- Graz, bestehend aus Schauspielhaus, Frühjahr luden wir Bernhard Rinner lichen Bühnensituationen in kürzerer Oper und dem Jugendtheater Next zu einem Jour Fixe ins Probenhaus, Zeit erlaubt und barrierefrei zugänglich Liberty, und die Grazer Spielstätten, daraus ergaben sich weitere Gespräche ist. Doch die Verhandlungen über die d. h. Orpheum, Dom im Berg und die über die Nutzung des Orpheums. Aus effektiven Kosten für die freien Theater Kasematten-Freilichtbühne am Schloss- dem anfänglichen Anliegen einer kon- gestalteten sich zäh und am Ende des berg, erstmals einen gemeinsamen Ge- tinuierlichen, leistbaren, befruchtenden Sommers lief uns die Zeit davon. Zudem schäftsführer, Bernhard Rinner. Zudem Zusammenarbeit ergab sich vorerst das war aufgrund der Budgetverhandlungen schaffte es Kulturstadträtin Lisa Rücker Projekt eines Theaterschwerpunkts im der Stadt Graz noch nicht gesichert, ob (Die Grünen), auch die Verantwortung Orpheum eXtra (kleiner Saal, ca. 100 für dieses Projekt auch wirklich mietko- über diese Spielstätten in ihren Verant- Plätze) für die Monate Jänner-Februar stenfreie Tage für unsere Gruppen zur wortungsbereich zu bringen, vormals 2015. In kürzester Zeit hatten wir ein at- Verfügung stehen würden. (Im Rah- gehörte sie zum Finanzressort. traktives Programm für junges Publikum men des „Szenepakets“ stellt die Stadt Damit ergab sich für uns die bislang zusammengestellt, an dem sich viele Graz 40 mietkostengestützte Tage zur einzigartige Situation, mit diesen beiden maßgebliche Theater der freien Szene Förderung der Grazer Kulturszene zur Ansprechpartner_innen einen Dialog beteiligen wollten. Verfügung, diese beinhalten Saalmiete, steiermark 17
Technikpauschale, eine_n Techniker_in produzieren bringt Geld. Und damit wä- Und eine aktuelle, gute Nachricht: Auf für bis zu 10 Stunden, Brandschutz, Rei- ren wie auch schon beim Thema, das in Anregung von Landesrat Buchmann nigung, Veranstaltungshaftpflichtversi- den letzten Ausgaben dieser Zeitschrift (ÖVP) soll uns die KSG – Kultur Ser- cherung, Vertragsvergebührung.) schon lang und breit diskutiert wurde. vice Gesellschaft Steiermark – bei der Wir mussten also vorerst absagen, Deshalb hier nur der Verweis auf unsere Ausrichtung eines Treffens der Kultur- sind aber weiterhin am Verhandeln. Veranstaltung im Rahmen von bestOFF- initiativen, Kulturveranstalter_innen Holding und Stadt Graz sind sehr an styria und den Bericht darüber in der und Kulturverantwortlichen der Ge- einer Kooperation interessiert, Rinner Herbst-Ausgabe der gift.1 meinden in der Steiermark mit den The- hat zudem den Auftrag, das Haus zu aterschaffenden unterstützen. Dieses beleben und die freie Szene – sowohl Angebot werden wir gerne annehmen. Musik als auch Theater – einzubinden. Doch gleichzeitig muss hier gesagt werden, dass die Logiken einer The- aterholding bzw. eines nur zum Teil Spielen kostet – Mehr oder gleich viel durch Förderung finanzierten und auf Part II: 3 Mal ist Sonst ist es mit dem Land nicht immer Einnahmen angewiesenen Veranstal- leicht. Da das Kulturkuratorium im er- tungshauses wie dem Orpheum (Budget nicht genug sten Halbjahr 2014 zu großzügig war, rund 1,2 Mio. Euro, davon 45 % Stadt, ging im Sommer das Geld aus. Eine Sit- 55 % Land) mit jenen der freien Szene Auch in diesem Jahr bot Peter Faß- zung des Kuratoriums musste abgesagt nur sehr schwer vereinbar sind. Wir sind huber im Rahmen von bestOFFsty- werden und Geld aus dem Infrastruktur- keine Cashcow, wir bringen gutes Pro- ria in Graz wieder ein Forum, um topf der Rundfunkabgabe in der Höhe gramm aber keine Massen, wir können wichtige kulturpolitische Themen von 500.000 Euro wurde umgewidmet. keinen Beitrag zur Eigenfinanzierung und Anliegen auf den Tisch zu Theater und Initiativen, die bereits im des Hauses liefern. Und der Aufbau ei- bringen. Und so legte die IG Freie April angesucht hatten, bekamen erst ner Identität des Orpheum eXtra (auch) Theaterarbeit in Kooperation mit Ende Oktober Bescheid. Da waren als Haus für Junges Theater braucht ei- Das andere Theater unter dem manche Projekte schon gelaufen und nen langen Atem. Titel 3 Mal ist nicht genug! Zur mussten vorfinanziert werden. Es kann Selbst wenn alle Kosten für den Nachhaltigkeit von Freier Produkti- sogar passieren, dass aufgrund von in- Raum durch das Szenepaket gedeckt on einen Tourstopp in der Steier- ternen Vorgängen rund um die Umwid- sind, müssen wir noch unsere Ausga- mark ein. Vertreter_innen aus allen mung Förderungen erst bis März 2015 ben für Wiederaufnahmeproben, das Bereichen des Theater-Ökosystems ausbezahlt werden. Damit handelt das meist notwendige eigene Technikper- fanden sich so zahlreich ein, dass Land entgegen seiner im Kulturförder- sonal, den Transport und Aufbau des sofort klar war: Das Thema Nach- gesetz festgeschriebenen Vorgaben – Bühnenbildes und die Honorare der haltigkeit im freien Theater brennt aber immerhin: 500.000 Euro mehr im Schauspieler_innen durch die Karten- allen unter den Nägeln. Kulturbudget, das damit auch für 2015 einnahmen einspielen und hoffen, dass annähernd gleich bleibt, darüber müs- es sich ausgeht. Spielen kostet eben – sen wir wohl froh sein. 18 freie theater 2014
Im Allgemeinen ist in der Kulturpoli- 500.000 Euro mehr werden. Gelder aus tik des Landes Steiermark eine immer Sparmaßnahmen der großen Häuser wie stärkere Tendenz zum wirtschaftlichen der Theaterholding ermöglichen eine Denken zu spüren. Ansuchen sollen Umverteilung zur freien Szene, deren „Kostenwahrheiten abbilden“, von Projekte Stadträtin Rücker mit mehr Sachförderungen – die bei der Stadt Geld ausstatten möchte. Außerdem Graz eine wichtige Stütze des Förder- soll es einen Infrastruktur-Schwerpunkt programms darstellen – wird beim Land geben, um Umbauten, Umsiedlungen, immer mehr abgegangen. Ob dies als Renovierungen kleinerer Kultureinrich- Unterschied zwischen linker und rechter tungen zu unterstützen. Und der freien Politik zu deuten ist, sei dahingestellt. Szene werden günstigere Tarife in den Gut ist: Das Land tut noch vor den Spielstätten (Orpheum, Kasematten, Wahlen etwas für die Planungssicherheit Dom im Berg) geboten. im freien Kulturbereich und schreibt im Damit schließt sich der Kreis dieses Jänner 2015 wieder mehrjährige Förder- Berichts, doch eines sei noch erwähnt: verträge für die Jahre 2016/17/18 aus. Das Team der Europäischen Theater- In der letzten Periode (2013-15) waren nacht konzentrierte sich heuer beson- 155 Initiativen dabei, diesmal rechnet ders auf die Steiermark. Neun Theater man mit 200 Einreichungen. Es stehen beteiligten sich, vier davon in den stei- insgesamt 10 Mio. Euro zur Verfügung, rischen Regionen (!), nämlich das THEO von denen in der letzten Förderperiode in Oberzeiring, die Theaterfabrik Weiz, rund 6,5 Mio. Euro für die mehrjäh- das Theaterzentrum Deutschlandsberg rigen Förderverträge genutzt wurden, und die Kulturinitiative Kürbis in Wies der Rest stand für Jahres- und Projekt- bzw. St. Ulrich im Greith. 415 Besu- einreichungen und sonstiges (Calls, spe- cher_innen nahmen am Programm teil zielle Initiativen) zur Verfügung. Über (Auslastung 78 %), das neben Theater- die Vergabe entscheidet das Kulturku- stücken auch einen Workshop (Theater 1 gift 04/2014: Wir sollten uns öfters auf ei- ratorium. Feuerblau) und einen Probenbesuch nen Wein, einen Kaffee, ein Bier treffen. gift 03/2014: 3 Mal ist nicht genug – Status Quo Auch bei der Stadt Graz konnten die mit Werkstattgesprächen (Kürbis) um- einer Verschwendung + INFOBOX: Touringför- Mittel für das Doppelbudget 2015/16 fasste. Radio und Zeitungen brachten derungen + Das Rabtaldirndl Dilemma – eine gehalten und sogar leicht erhöht wer- Berichte. Ein schönes, durchaus noch Art Maturaarbeit den. Hier laufen noch bis 2016 die ausbaubares Theaterfest. || aktuellen mehrjährigen Förderverträ- Katharina Dilena ge. Nach derzeitigem Stand steigt das Budget 2015 von 29,6 Mio. Euro (3,3 % War vier Jahre lang Geschäftsführerin von Das andere Theater und ist Vorstandsmitglied der IGFT. 2013 verbrachte sie im Rahmen eines Stipendiums des bmukk sechs Monate am Dance- des Gesamthaushalts) auf mehr als 30 house Melbourne, Australien. Derzeit ist sie für Das andere Theater und SMartAt tätig. Mio. Euro. 2016 sollen es noch einmal steiermark 19
--------------------------------------------------------------------- tirol --------------------------------------------------------------------- Die freie Szene macht wieder eine Szene! Florian Hackspiel Auch in diesem Jahr darf die Tiroler Theaterszene auf eine qualitative und innovative Saison zurückblicken. Uraufführungen, Auftragswerke, Erstauf- führungen, Stückentwicklungen, Klassiker_innen der Moderne, viele neue Koproduktionen, die Durchführung des Stella Awards bis hin zum bereits vierten Freien Theaterfestival innsbruck.tirol. IGFT in Innsbruck kommen, meinte im Voraus. die zuständige Sekretärin: „Es geht um Ein großes Problem, das nicht nur das das Freie Theater? Oder um freies The- Freie Theater Innsbruck betrifft, ist die ater? Also ganz ehrlich, ich glaube, es Möglichkeit für Gastspiele. Viele Thea- © Felix Abegg ist nicht so bedeutend, ob wir jemanden ter wollen mit anderen Gruppen überre- schicken, denn ich glaube, die wissen gional kooperieren oder auch Gastspiele Wie in den letzten Jahren probieren die nicht sehr viel über das Freie Theater einladen (und selbst wiederum bei den einzelnen Theater mit und ohne Haus Bescheid …“ Partner_innen ihre Produktionen spie- ihre Produktionsbedingungen zu halten. Zur Information: Das Freie Theater len), jedoch stellt sich sofort die Frage Steigerungen sind jedoch nicht möglich. Innsbruck ist ein Neubau im Herzen nach den Unterkunftsmöglichkeiten. Zugleich ist es schwierig für „Neuein- Innsbrucks, direkt neben dem Land- Diese gibt es schlichtweg nicht. Budgets steiger_innen“ mit einem guten Start- hausplatz. Ich persönlich weiß auch für Gastspiele können in Tirol momen- budget neue Projekte zu initiieren. nicht genau Bescheid, ob und wo viel- tan nur über die BKA-Gastspielförde- In medias res: Ich möchte hier gleich leicht eine neue Turnhalle in Innsbruck rung abgewickelt werden. Dies bedeutet, an erster Stelle wieder die Presse an- gebaut wurde, aber dieses Haus intern selbst wenn die Tiroler Theater „einen sprechen: Diese funktionierte auch 2014 in der Landesregierung von seiner Be- guten Deal“, der mehr als die 70/30 weitgehend nicht. Immer noch bedeutet deutung runterzuspielen ist schlicht: Regelung beinhaltet, anbieten können, „Off-Szene“ etwas, worüber man nicht nicht sehr dienlich! können den Gruppen dennoch keine schreiben MUSS, sondern nur dann, Um beim Freien Theater Innsbruck direkten Gelder für Transport und Rei- wenn die Kulturseite noch Platz findet. zu bleiben: Es gab hier einen Leitungs- se, Übernachtung und schon gar nicht Ähnlich sieht es mit der Wahrnehmung wechsel und eine strukturelle Neuaus- Honorare bezahlt werden. vor allem seitens der Landesregierung richtung mit neuen Kriterien für Ein- Das Freie Theater Innsbruck bietet aus. Auf meine Bitte, es möge doch je- reichungen und Fristen für Ideen und mittlerweile seinen kleineren (weißen) weils ein/eine Kultursprecher_in der Kooperationen. Vereinfacht gesagt ge- Raum als Übernachtungsmöglichkeit Landtagsparteien zum Tourstopp der nügt aber eine Planung ein halbes Jahr an. Hier möchte ich zum einen Danke 20 freie theater 2014
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