Freie theater2014 - Berichte aus den Bundesländern - IG Freie Theater

 
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Berichte aus den Bundesländern
burgenland . kärnten . niederösterreich . oberösterreich . salzburg . steiermark . tirol . vorarlberg . wien
Freie theater2014 - Berichte aus den Bundesländern - IG Freie Theater
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burgenland
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Freies Theater im Burgenland –
ein Interview mit mir selbst
Peter Hauptmann

Hauptmann: Peter, du bist Bundesland-
Sprecher der IG Freie Theaterarbeit im
Burgenland und du willst dich diesmal,
 als Jahresbericht, also selbst interviewen
– ist das per se schon als Statement ge-
dacht?

Peter: Na ja, vor einiger Zeit wäre es das
vielleicht noch gewesen, denn in man-
chen Jahren habe ich mir schon gedacht,
ich unterhalte mich hier allein. Wenn                                                                © Karin Schäfer Figuren Theater

ich am Jahresende all jene kontaktiert
habe, die im Burgenland auch nur im    feld, das Karin Schäfer Figuren Theater Hauptmann: Gibt es denn nicht die
entferntesten mit freiem Theater zu tunin Neusiedl am See, Burg Forchtenstein Kulturzentren, die über das ganze Bur-
hatten, um Inputs für meinen Bericht zuFantastisch und das Kulturforum Süd- genland verteilt sind und diese Aufgabe
bekommen, ist da meist nicht sehr viel burgenland in Kukmirn, aber insgesamt ihrer ursprünglichen Bestimmung nach
zurück gekommen.                       nur wenig Vernetzung und meist auch wahrnehmen sollten?
                                       keine Möglichkeit, die Arbeiten der an-
Hauptmann: Und das hat sich jetzt ge- deren zu sehen – wenn überhaupt wel- Peter: Die gibt es schon, aber Theater
ändert?                                che entstehen.                          aus dem Burgenland ist dort nicht zu
                                                                               sehen. Wir, das Karin Schäfer Figuren
Peter: Durchaus – heuer wurde die Hauptmann: Wie das?                          Theater, waren bisher in 36 Länder welt-
Theaterinitiative Burgenland gegrün-                                           weit eingeladen, haben zahlreiche Prei-
det, sie geht von Autor_innen und The- Peter: Das Burgenland ist lang und se gewonnen, unsere Arbeiten schon
aterschaffenden rund um das Offene schmal, es gibt kein urbanes Zentrum, an allen möglichen und unmöglichen
Haus Oberwart (OHO) aus und bringt kein Landestheater oder sonst einen Orten gezeigt, aber in die Kulturzentren
wirklich neue Impulse in die „Szene“. zentralen Spielort, Theaterinteressierte werden wir mit unseren Arbeiten nicht
Die Anführungszeichen sollen darauf sind im Norden eher nach Wien ausge- eingeladen. Auch die tollen, absolut
hindeuten, dass es eine Szene im ei- richtet, im Süden nach Graz, Produkti- tourneefähigen Stücke des OHO oder
gentlichen Sinn bisher nicht gab. Da onen werden, wenn sie überhaupt mög- von Liz King waren dort bisher kaum
gibt es das OHO in Oberwart, D.ID lich sind, nur wenige Male gespielt und zu sehen – da werden lieber Produkti-
dance-identity von Liz King in Pinka- touren so gut wie gar nicht im Land.     onen von sonst wo her eingekauft, als

2   freie theater 2014
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das, was im Burgenland entsteht, dort    dann aus dem allgemeinen Kulturbud- Hauptmann: Was braucht es also?
zu zeigen.                               get gefördert. Wobei bisher kaum je
                                         ausreichende Fördersummen vergeben Peter: Geld, Infrastruktur und Vernet-
Hauptmann: Und das soll sich jetzt än- wurden, um eine richtige Theaterpro- zung: Mehr Förderung vom Land – und
dern, mit der Theaterinitiative?         duktion zu finanzieren. Wir selbst, das auch von den Gemeinden, in denen die
                                         Karin Schäfer Figuren Theater, bekamen Produktionen entstehen oder gezeigt
Peter: Wir hoffen schon! Sie möchte in den letzten Jahren eine Förderung für werden, da muss auch Bewusstsein
sieben professionelle Produktionen in unsere Jahresprojekte, die aber nur ei- geschaffen werden, dass freie Theater-
sieben Jahren ausfinanziert auf die Büh- nen kleinen Teil unserer tatsächlichen arbeit eine professionelle Sache und
ne bringen. Zumindest ist es dann mög- Jahreskosten deckt, den Rest müssen kein Privatvergnügen ist. Das würde
lich, auf eine regelmäßige Produktion zu wir selbst über Gastspieleinnahmen und dann zu mehr Förderung vom Bund
verweisen, immer wieder neu aufzufal- kleinere Fördersummen von anderen führen, jedenfalls wenn sie zu ihrer bis-
len und durchgängig etwas anbieten zu Stellen aufbringen.                          her angewandten Logik stehen. Weiters
können. Dadurch lässt sich sicherlich                                              die Öffnung der Infrastrukturen – also
auch interessiertes Publikum aufbauen. Hauptmann: Wie sieht es denn mit dem der Kulturzentren und auch anderer
Zudem haben die Kulturzentren seit Bund aus?                                       möglicher Spielorte, denen wiederum
heuer eine neue Leitung und auch da                                                mit Förderungen für deren Programm,
hoffen wir auf ein neues Interesse und Peter: Die Abteilung II/2 beim BKA speziell für das Programmieren von
Aufgeschlossenheit gegenüber dem, was sagt, sie fördert ja nur subsidiär, der grö- freiem Theater, unter die Arme gegrif-
im Land entsteht.                        ßere Teil des Budgets müsse von regio- fen werden müsste. Und dann natürlich
                                         nalen Gebietskörperschaften kommen, die Vernetzung, also letztlich auch das
Hauptmann: Wie sieht es mit der Finan- also Land oder Stadt, und da von die- gemeinsame Produzieren, um Synergien
zierung aus?                             sen eben nicht sehr große Summen ge- zu erzeugen und mehr und Größeres auf
                                         geben werden und das BKA dann auch die Beine zu stellen.
Peter: Über die aktuellen Gespräche der nur maximal die Hälfte dieser Beträge
Theaterinitiative mit den Fördergebern zu geben bereit ist, fließt insgesamt nur Hauptmann: Klingt nach Wunsch an
bin ich nicht informiert, aber ich bin ein verschwindend kleiner Betrag des das Christkind –
da sehr optimistisch. An sich gibt es im Budgets des Bundes für freie Gruppen
Burgenland ja kein dezidiertes Budget in das Burgenland. Das lässt sich ganz Peter: Immerhin ist mit der Theateriniti-
für freies Theater, Ansuchen für Thea- leicht aus den Kulturberichten heraus- ative ein Anfang gemacht worden, es gab
terproduktionen gehen an das Kultur- lesen und all unsere Versuche, das zu und gibt Aufmerksamkeit, wir hatten im
referat des Landes und werden wenn, verbessern, waren bisher erfolglos.            Juni bei unserem Festival PannOpticum

                                                                                                            burgenland   3
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in Neusiedl am See eine Auftaktveran-  gleichen Teilen Publikum aus der Regi-                        Peter: Ja, fast ausschließlich, wenn man
staltung, die Initiative wurde vorgestellt,
                                       on und Leute, die aus Wien, aber auch                         vom Festival absieht. Es gibt ja, wie ge-
es gab ein Presse- und Publikumsge-    von weit her anreisen. Diese Mischung                          sagt, wenig Möglichkeiten, die uns hier
spräch mit Diskussion und die Reakti-  hat sich gut bewährt, und auch unser                          offen stehen, schön wäre, wenn wir
onen waren sehr positiv. Zum Jahres-   Konzept, alles, was wir einladen, per-                        wirklich mal in die Kulturzentren oder
ende gibt es auch schon die erste der  sönlich gesehen zu haben und immer                            das dazugehörige Lisztzentrum Rai-
sieben Produktionen KeinFunkenLand     wieder Neues auszuprobieren und zu                            ding eingeladen werden würden. Trotz
ein Theater-Triptychon von den drei    zeigen, geht sehr gut auf.                                     all der Preise und Auszeichnungen, die
burgenländischen Autor_innen March        Es ist ein wirklich internationales Fe-                    wir anderswo erhalten, ist das bisher
Höld, Katharina Tiwald und Reinhold    stival mit Gruppen „aus aller Welt“ im                        kein Thema gewesen. Erst vor Kurzem
F. Stumpf unter der Regie von Angelika wahrsten Sinn – wir zeigen großartige                         haben wir bei einem internationalen
Messner im OHO zu sehen, und auch      Produktionen, die wir selbst bei unseren                      Festival in Shanghai gleich drei Preise
die vorige Produktion Der Fluss unter  Tourneen auf Festivals weltweit gesehen                       für unsere Produktion Zheng He be-
der Regie von Peter Wagner war sehr    haben. Zum Glück unterstützen uns da-                         kommen, darunter den Hauptpreis für
erfolgreich.                           bei sowohl die Stadt, als auch das Land                       Künstlerische Innovation. Im Dezember
                                       und der Bund (in diesem Fall Abteilung                        treten wir in Spanien mit einem kom-
Hauptmann: Apropos PannOpticum, II/7 - Kulturinitiativen) und auch pri-                              pletten Symphonieorchester auf, auch
wie war das denn?                      vate Sponsoren, das Festival ist mittler-                     mit der Beethoven Symphonie in Bonn
                                       weile sehr etabliert in der Region, es ist                    haben wir schon – in der Bonner Oper
Peter: Unser Internationales Figuren- aber auch einzigartig.                                         – gespielt. Aber ich bin sicher, irgend-
theaterfestival findet alle zwei Jahre                                                               wann wird das auch hier bemerkt und
statt und wurde von Anfang an sehr Hauptmann: Ihr selbst spielt mehr au-                              anerkannt werden. Ohne Hoffnung kein
gut aufgenommen – wir haben etwa zu ßerhalb als im Burgenland?                                       Theater. ||

    Peter Hauptmann

    studierte Biologie und Germanistik an der Uni Wien, gründete 1996 die Agentur für freies Theater „H2-arts & acts“ und managt seit 2000 exklusiv
    das Karin Schäfer Figuren Theater und das internationale Figurentheaterfestival PannOpticum in Neusiedl am See, seit 2014 bietet er mit mit
    art!up.cc Coaching und Consulting für Künstler_innen und kreative Startups an, www.figurentheater.at / www.art-up.cc

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Freie theater2014 - Berichte aus den Bundesländern - IG Freie Theater
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kärnten
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Kärnten neu positionieren
Gesellschaftliche Öffnung mit zeitgenössischer Kunst und Kultur
Felix Strasser und Barbara Stüwe-Eßl

  Im Mai übernahm Christian Benger das von Wolfgang Waldner zurückgelegte Mandat als ÖVP-Landesrat und in wei-
  terer Folge auch die Verantwortung über das Kulturressort. Ein von Kärntner Künstler_innen durchaus mit bangen
  Gefühlen verbundener Wechsel. Denn Waldner, der im Herbst 2012 Kärntner Landesrat wurde, hatte etwas frischen,
  zeitgenössische Kunstproduktion ermunternden, Wind in Kärntens kulturpolitische Landschaft gebracht.
        Nach Jahren der Ausdünnung der freien Szene und forcierter finanzieller Pflege von Volkskultur erfolgten
  endlich wieder eine Öffnung und erste Schritte in eine andere Richtung.

Landesrat Benger ist nun für Kunst         Einbeziehen von Vertreter_innen zeit-     mit LR Benger sein, um hoffentlich
und Kultur und zusätzlich für die Po-      genössischer Positionen beginnt: Die IG   zu gemeinsamen Überlegungen zu Lö-
litikfelder Land- und Forstwirtschaft,     KIKK, Vertretung der zeitgenössischen     sungsansätzen zu führen. Die IG KIKK
Tourismus, Wirtschaft und gemeinsam        Kärntner Kulturinstitutionen, hatte im    arbeitet an einer Basisdatenerhebung,
mit LHStv. Schaunig für „Bedarfszu-        Spätherbst einen Termin bei Christian     die Anfang 2015 präsentiert wird und
weisungen“ Gemeinden zuständig. Ein        Benger und die IG Freie Theaterarbeit     an der sich der neue Kulturlandesrat
erster kulturpolitischer Schritt war die   sieht erwartungsvoll dem am 27. Jänner    durchaus interessiert zeigt. Die Arbeit
Ankündigung des „Jahres des Brauch-        2015 stattfindenden Gesprächstermin       der IG KIKK und deren zentrales Pro-
tums“ für 2015. Eine Verbindung von        und damit letztem Stopp der IGFT-Bun-     jekt – eine Kulturbildungsoffensive – zu
Tourismus und Kultur, mit der Benger       deslandtour 2014 entgegen. Wir laden      fördern, scheint vorerst kein Schwer-
auch Richtung Kärntner Identitätsför-      alle Kärntner Künstler_innen und Kul-     punkt zu sein. Positiv reagierte Christian
derung arbeiten möchte. Das Kärntner       turarbeiter_innen, die im darstellenden   Benger auf den Vorschlag, sich an einer
Kulturgremium, das dem Landesrat in        Kunstbereich (auch spartenübergrei-       konzentrierten Austauschplattform mit
Sachen Kunst und Kultur zur Seite steht,   fend) tätig sind, zu einem Erfahrungs-    der IG KIKK und deren Mitgliedern zu
bezeichnet diese Pläne als Rückschritt     austausch am Montag, den 26. Jänner       beteiligen und somit in einen aktiven
und für eine in die Zukunft weisende       2015 um 17 Uhr in das VolXhaus (VolX-     Austausch mit den Vertreter_innen von
kulturelle Positionierung des Landes       haus/Ljudski dom Südbahngürtel 24,        Kulturinitiativen zu treten.
kontraproduktiv. Gerne wären die Ex-       9020 Klagenfurt/Celovec) ein. Bericht         Dem Vernehmen nach scheint die
pert_innen vor so weitreichenden Ent-      und Informationen zur bundesweiten        Kulturpolitik in Kärnten bei Projekten
scheidungen gehört worden. Ein Anhö-       Situation und die aktuellen Anliegen      zwar Sachkosten, aber keine Personal-
ren und hoffentlich bald noch stärkeres    werden Grundlagen des Gesprächs           kosten finanzieren zu wollen. Zu hof-

                                                                                                                    kärnten   5
Freie theater2014 - Berichte aus den Bundesländern - IG Freie Theater
fen bleibt, dass es sich dabei nur um
                         ein böses Gerücht handelt, das dem
                         Grundgedanken des Kärntner Kultur-
                         förderungsgesetzes nicht entspricht.
                         Ein solcher Ansatz würde ein, zumin-
                         dest im europäischen Raum nicht mehr
                         zeitgemäßes, jahrhundertealtes Bild von
                         Künstler_innen, die sich glückhaft selbst
                         ausbeuten, perpetuieren. Ein Bild, das
                         populistisch und neid-provozierend
                         vorgaukelt, dass Kunst ganz leicht und
                         nebenbei geschaffen werden kann und
                         keine Arbeit ist. Sehr klar sei hier fest-
                         gehalten: Die Arbeit von Künstler_in-
                         nen und Kulturarbeiter_innen ist, von
                         dezidiert im Hobbybereich tätigen Ini-
                         tiativen abgesehen, höchst professionell
                         geleistete Arbeit, mit zumeist einer Viel-
                         zahl von Aus- und Weiterbildungen und
                         sehr viel praktischer Erfahrung der sie
                         herstellenden und verbreitenden Men-
                         schen verbunden. Im Wirtschaftsbereich
                         käme niemand auf die Idee, professio-
                         nelle Arbeit nicht professionell zu be-
                         zahlen.
                             Die freie darstellende Kunst-Szene
                         ist trotz langer, langer finanzieller Aus-
                         trocknung mit vielen zeitgenössischen
                         und qualitativ hochwertigen Produk-
                         tionen und Ideen – hochgradig selbst-

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Freie theater2014 - Berichte aus den Bundesländern - IG Freie Theater
ausbeuterisch – in Kärnten tätig. Die        Bundesseite. Als vielversprechende            award 2014 für innovative Kulturarbeit.
freien Gruppen (wie Netzwerk AKS,            Initiative, die sich der freien Szene als     Marjan Štikar wurde am 13. Dezem-
WalTzwerk, Theater Rakete, KopFiN-           Bühne eröffnen will, ist das VolXhaus         ber 2014 der Menschenrechtspreis des
deRwaNd, Junges Theater Klagenfurt,          zu erwähnen, das in Klagenfurt zur Zeit       Landes Kärnten für seine Theaterpro-
Teatr Trotamora, Theater Wolkenflug,         eine Revitalisierung erfährt. Ein Ort des     jekte verliehen. Wir gratulieren!
teatro zumbayllu, VADA u. a.) sind –         transkulturellen Austausches, an dem             Florian Zambrano Moreno (teatro
weit über Kärnten hinaus – präsent und       heuer schon Aufführungen durch freie          zumbayllu) ist seit Mitte Dezember ge-
agieren nicht nur künstlerisch, sondern      Theatergruppen stattfanden.                   meinsam mit Felix Strasser Bundesland-
auch im Managementbereich sehr pro-             Kärnten war in den letzten Jahr-           sprecher der IG Freie Theaterarbeit für
fessionell. Seit mehr als einem Jahr er-     zehnten politisch stark belastet. Jetzt ist   Kärnten. ||
scheint der von Ingrid Türk-Chlapek          der richtige Zeitpunkt, andere Wege zu
herausgegebene E-Mail-Newsletter             gehen. Noch immer, immer wieder und
Tanz-Amt, der über die Tanz-Szene, die       jetzt gerade wieder sind Künstler_in-
sich immer stärker regt – u. a. auch um      nen in Kärnten aktiv und es sind viele
das Center for Choreography Bleiburg,        Ideen, Potential und Lust, neue Wege
berichtet. Etliche Kulturinitiativen brin-   zu gehen, vorhanden. Historisch wäre
gen Aufführungen darstellender Kunst         das eigentlich der richtige Zeitpunkt,
zum Publikum.                                um all das aufzugreifen und neben an-
    Noch ist allen zeitgenössischen An-      deren deutlichen Akzentverschiebungen
sätzen hauptsächlich eines gemeinsam:        über den Gesellschaftsfaktor Kunst das
ihre chronische Unterförderung. Das          Bundesland Kärnten in eine neue Rich-
gilt auch für die der freien darstellenden   tung zu positionieren – das Neue/An-           Felix Strasser

Kunst-Szene hinzurechenbaren Kärnt-          dere/Fremde zu ermöglichen und u. a.           theflädeck, Jugendstiltheater Klagenfurt,
ner Mittelbühnen, das klagenfurter           auch damit Kärnten in eine positivere,         Kremlhoftheater Villach, Pheldmanbühne
ensemble und die neue bühne villach.         rosigere Zukunft zu begleiten.                 Hermagor/ www.vada.cc
Unverständlicherweise herrscht ver-             Zum Schluss noch sehr erfreuliche
schärfend auch zwischen den beiden           Nachrichten:                                   Barbara Stüwe-Eßl

Bühnen eine signifikante Förder-Dis-            Zdravko Haderlap erhielt für das            ist Kulturmanagerin, Theaterwissenschaf-
krepanz, zumindest von Landes- und           Projekt Engel der Erinnerung – An-             terin und Mitarbeiterin der IGFT.
somit gezwungenermaßen auch von              gel spomina den outstanding artist

                                                                                                                           kärnten      7
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freie theater 2014
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niederösterreich
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Eine neue Chance für grenzüberschreitende Projekte:
Österreich – Tschechien ab Herbst 2015!
Manuela Seidl

Die Förderung der niederösterrei-
chischen Theaterlandschaft durch die
Landesregierung ist auch heuer wieder
gleich geblieben bzw. hat teilweise sogar
eine geringfügige Erhöhung erfahren.
   Eine spannende Neuerung in der För-
derpolitik in Niederösterreich zeichnet
sich bei den Förderungen der grenz-
überschreitenden Kleinprojekte Öster-
reich – Tschechien ab.
   Regionalinitiativen, Gemeinden und
Vereine, die bisher ein derartiges Pro-
jekt einreichten, mussten sich mit den
Problemen der Vorfinanzierung und
den komplizierten Abrechnungsmo-
dalitäten beschäftigen. Für die neue
Förderperiode hat man sich daher ein                                                                                © www.petersehnal.at

besonderes Konzept überlegt, das den        West-Mostviertel). Der Vollbetrieb mit     sen nur noch die Veröffentlichungskri-
Projektleiter_innen die Arbeit sehr er-     knapp 100 Mitarbeiter_innen startet        terien erfüllen. Diese praktische Hilfe-
leichtert bzw. Einreichungen überhaupt      im Jänner 2015. Innerhalb der GmbH         stellung lässt auf viele neue, regionale
erst ermöglicht. Der geplante Start ist     wird eine Europasäule gegründet unter      grenzüberschreitende Projekte hoffen.
mit Herbst 2015 festgelegt. Zu diesem       der Leitung von Hermann Hansy. Diese          Im Zuge des Viertelfestivals unter der
Zeitpunkt kann auch erstmals eingerei-      Abteilung erstellt einen Leistungskata-    Leitung von Stephan Gartner wurden
cht werden.                                 log, in welchem ersichtlich ist, welche    vom 10. Mai bis 10. August 2014 im
   Ein wichtiges Bindeglied ist in die-     Dienstleistungen bei einem EU-Projekt      Waldviertel unter dem Motto „Natur-
sem Fall die NÖ.Regional.GmbH, die          gefördert werden können, so z. B. Mie-     maschinen“ 68 Projekte (darunter 15
am 16. September 2014 mit Regierungs-       ten, Reisekosten, Kosten für eine_n Dol-   Schulprojekte) realisiert. Das Festival
beschluss gegründet wurde. Der neue         metscher_in, Grafiker_in und ähnliches.    erreichte über 38.000 Besucher_innen.
landesweite Geschäftsführer ist Walter      Diese Leistungen kann die Projektlei-      3.604 Personen (davon 1.063 Künst-
Kirchler und die Büroleiter_innen der       tung direkt in Anspruch nehmen und         ler_innen) trugen zum Gelingen der
einzelnen Regionen in Niederösterrei-       muss sich dann weder um die Abrech-        zahlreichen Veranstaltungen bei. 2015
ch sind Josef Strummer (Waldviertel),       nung, noch um eine Vorfinanzierung         werden 60 Projekte (darunter 11 Schul-
Doris Fried (Weinviertel), Franz Gau-       kümmern. Diese Aufgaben übernimmt          projekte) im Industrieviertel unter dem
sterer (Industrieviertel), Sabine Klimit-   die Europasäule der NÖ.Regional.           Motto „Durchbruch“ an den Start ge-
sch (NÖ-Mitte) und Karl Becker (NÖ.         GmbH. Die Antragssteller_innen müs-        hen.

                                                                                                               niederösterreich       9
Freie theater2014 - Berichte aus den Bundesländern - IG Freie Theater
Die YBBSIADE, ein Kabarett- und Kul-       Beim Nestroy-Preis 2014 erhielt Peter       THEATERFESTs Niederösterreich mehr.
turfestival in Ybbs an der Donau, hat      Gruber, der künstlerische Leiter der        An die Gründer_innen und Leiter_innen
einen neuen Intendanten. Die Nachfol-      Nestroy-Spiele Schwechat, den Spezi-        der Festspiele Reichenau, Peter und Re-
ge von Alexander Goebel tritt Josef Pro-   alpreis für vier Jahrzehnte Nestroy. Seit   nate Loidolt, wurde am 23. September
kopetz an. Sein erstes Festivalprogramm    1973 hält er in der Rothmühle Nestroy       2014 das Österreichische Ehrenkreuz
startet am 10. April 2015 mit dem preis-   lebendig und inszeniert auch viele halb-    für Wissenschaft und Kunst im Bun-
gekrönten Komiker Kaya Yanar.              vergessene Stücke des großen Drama-         deskanzleramt von Josef Ostermayer
   Dem Landestheater Niederösterreich      tikers.                                     verliehen.
unter der künstlerischen Leitung von          Für das Herrenseetheater Litschau ist       Michaela Ehrenstein, die Intendantin
Bettina Hering gelang es 2014, zwei Ne-    eine verstärkte Rundumnutzung geplant.      der Sommerspiele Schloss Sitzenberg,
stroypreisnominierungen für Beste Bun-     Die Sommertheaterproduktion wird wie        gab 2014 ihren Rücktritt bekannt. Es
desländeraufführungen zu erhalten und      im Vorjahr durch die künstlerische Lei-     wird nach einer qualifizierten Nachfol-
zwar für Weh dem, der lügt von Franz       terin Margit Mezgolich maßgeblich be-       gerin bzw. einem qualifizierten Nachfol-
Grillparzer (Regie: Alexander Charim)      stimmt. Sie schreibt eine Komödie mit       ger gesucht.
und der deutschsprachigen Erstauffüh-      dem Arbeitstitel Der Aufsatz und insze-        Tomas Zierhofer-Kin, der künst-
rung Meine Mutter Kleopatra von Atti-      niert dieselbe auch (Premiere: 5. August    lerische Leiter des Donaufestivals in
la Bartis (Regie: Róbert Alföldi).         2015). Im Anschluss daran will man ein      Krems (seit 2005), wird ab 2016 Inten-
   2014 feierte das THEATERFEST            Filmprojekt etablieren. Das Herrensee-      dant der Wiener Festwochen. Die ersten
Niederösterreich sein 20jähriges Be-       theater verwandelt sich ab Herbst 2015      von ihm gestalteten Festwochen werden
stehen. Es fanden 28 Premieren auf 23      in ein Kino. Es sollen immer im An-         2017 stattfinden.
Bühnen statt und man durfte bei 464        schluss an das Schrammelklangfestival          2014 hat der TheaterHerbst GREN-
Vorstellungen ca. 193.000 Besucher_in-     und an die Sommertheaterproduktion          ZENLOS den Standort gewechselt. Er
nen begrüßen. Außerdem wurde 2014          österreichische und europäische Filme       startet nunmehr im Stadtsaal Zwettl.
der viermillionste Besucher insgesamt      gezeigt werden.                             2015 liegt der Schwerpunkt des Festi-
empfangen.                                    Robert Herzl, der langjährige künstle-   vals auf einer Kooperation mit Bulgarien
   Bei den Shakespearfestspielen auf       rische Direktor des Stadttheaters Baden     und es wird das Stück Der Feigling von
der Rosenburg gibt es eine neue Inten-     von 2005 bis 2014, ist am 25. September     Slatan Dudow (Regie: Marius Schiener)
dantin, welche das neue Programm ab        2014 verstorben. Noch im vergangenen        ab 30. Oktober 2015 aufgeführt.
der Spielzeit 2015 bestreiten wird. Dem    Jahr hat er den Würdigungspreis des            Für das Jahr 2015 möchte ich ab-
Intendanten Alexander Waechter (seit       Landes Niederösterreich für sein krea-      schließend an alle Kulturschaffenden,
2004) folgt Nina Blum, die auch wei-       tives Wirken erhalten.                      die grenzübergreifend zwischen Nie-
terhin für den Märchensommer NÖ               Die Intendantin des Thalhofs in Rei-     derösterreich und Tschechien arbeiten,
in Poysbrunn verantwortlich zeichnet.      chenau an der Rax, Helga David, hat         appellieren, dass sie sich doch mit den
Die Shakespearefestspiele werden zur       bis 2014 16 Jahre den Autor Arthur          neuen Fördermöglichkeiten, die Nie-
Sommernachtskomödie. Ein genaues           Schnitzler in den Mittelpunkt gerückt.      derösterreich für die Unterstützung aus
Programm steht bis dato noch nicht fest.   Nun haben die Besitzer_innen des Thal-      der EU entwickelt hat, beschäftigen
Das Festival soll über Shakespeare hi-     hofs gewechselt. Er gehört nun Ursula       und hoffe, dass dadurch noch mehr
naus leichte Komödienkost auf hohem        und Josef Rath und mit ihnen zieht          spannende Projekt umgesetzt werden
Niveau bieten.                             auch ein neues Sommertheater in das         können.||
   2014 präsentierten die Sommerspiele     ehemalige Kurhaus ein. Anna Maria
Melk unter der Intendanz und Regie von     Krassnigg und Christian Mair unter-
Alexander Hauer die Uraufführung Me-       nehmen ab 2015 „einen Brückenschlag          Manuela Seidl
tropolis – Das große weiche Herz der       von den großen Dichtern des Thalhofs
                                                                                        Schauspielerin, Intendantin des Theater-
Bestie in einer Stückfassung von Fran-     zur zeitgenössischen Literatur und dar-
                                                                                        Herbst GRENZENLOS,
zobel. Eine Aufnahme davon war bereits     stellenden Kunst“. Ab 2015 ist dieses        www.theaterherbst.at
auf ORF 2, ORF III und 3Sat zu sehen.      Sommertheater auch kein Mitglied des

10   freie theater 2014
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oberösterreich
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Neuer Dialog, neue Räume
Claudia Seigmann

  Ein Jahr, in dem in Linz viel Bewegung zu spüren war: Ihrem aktuellen Kultur-
  entwicklungsplan (KEPneu) folgend, setzen Kulturpolitik und -verwaltung auf
  die Stärkung der freien Szene durch Kooperationen und Koproduktionen mit
  Institutionen; durch bessere räumliche Arbeitsbedingungen der freien dar-
  stellenden Künstler_innen und durch einen neuen inhaltlichen Schwerpunkt
  Kunst im öffentlichen Raum. Um neue Möglichkeiten zu schaffen werden sogar
  bisher heilige Kühe der stadteigenen Veranstaltungstätigkeit neu gedacht.
  Das alles jedoch vor dem Hintergrund drastischer Sparmaßnahmen: völlig
  überraschend erfuhr unter anderem das Kulturbudget während des laufenden
  Budgetjahres (!) eine 10 %ige Kürzung.

Die Erkenntnis, dass für die ansässige      tungen des Landes (nur ein Stichwort:
freie Szene mehr getan werden muss, hat     Landesausstellung). Dringend geboten
die Stadt Linz dem Land Oberösterreich      wäre zum Beispiel ein Nachdenken über
offenbar voraus: dort scheint nämlich       längerfristige Fördermodelle.
seit der Eröffnung des Musiktheaters im
Vorjahr alles erstarrt zu sein. Die Kür-                                               © Reinhard Winkler

zungen im Kulturbudget betreffen jene       IGFT Bundesländertour und FORUM
am stärksten, die keine Möglichkeiten       KEP Diskussions-Veranstaltung
für Anstellungen haben und auf Projekt-
förderungen angewiesen sind; es scheint     Eine Veranstaltung über Kooperationen      grammatisch dafür war die Gastgebe-
kein Bewusstsein dafür zu geben, dass       zwischen freier Szene und Institutionen,   rin: das Lentos Kunstmuseum, das seit
eine im Bundesland gewachsene Szene         so dachte sich die IGOÖ, realisiert man    einigen Jahren mit dem Format Raum
stark von Akteur_innen getragen wird,       doch am besten als Kooperation zwi-        Lentos auf sensible Kooperationen mit
die seit rund 20 Jahren tätig sind, de-     schen freier Szene und Institutionen.      freischaffenden Künstler_innen setzt.
nen die anhaltende Prekarität inzwi-        Gemeinsam mit dem Forum Kulturent-
schen existentiell zusetzt und die kein     wicklungsplan des Kulturamts der Stadt     1. Der Vormittag des 4. Februar 2014
Verständnis mehr aufbringen für die un-     Linz sorgten wir bereits Anfang Februar    war einem Runden Tisch mit Vertreter_
hinterfragt teuren Institutionen und ver-   im Rahmen der Bundesländertour für         innen von Institutionen gewidmet, bei
alteten Formate riesiger Eigenveranstal-    einen kräftigen Impuls. Ebenfalls pro-     dem einerseits eine Bestandsaufnahme

                                                                                                              oberösterreich   11
unternommen wurde, welche Koopera-            lerischen Arbeitsprozesse zu geteil-    (IGFT), Stella Rollig (LENTOS), Mar-
tionen es gab/gibt. Andererseits stellte      ter Autor_innenschaft. Er fordert       kus Zett (theaternyx*) und der zu die-
sich die Frage, was genau unter Koope-        heraus und spornt Entwicklung an.       sem Zeitpunkt gerade neu bestellte
ration bzw. Koproduktion verstanden                                                   Vizebürgermeister und Kulturreferent
werden kann. Dabei hat sich gezeigt,        B. Harte Faktoren: Hier geht es ganz      der Stadt Linz, Bernhard Baier mitei-
dass dieses weite Feld viel Kultivierung       klar um das maximale Zur-Verfü-        nander, moderiert von der Journalistin
braucht.                                       gung-Stellen von Ressourcen und        Wiltrud Hackl. Aus Sicht der freien
   Für die prekäre Linzer Situation ma-        dem damit verbundenen Öffnen der       Szene, so Susanne Blaimschein, stehe
chen im Grunde nur Koproduktionen              Institution: Geld, Räume, Präsenta-    das Ansinnen neuer Kooperationen klar
Sinn, in die sich die Koproduktionspart-       tionszeit, Personal, Infrastruktur /   unter dem Zeichen der Umverteilung:
ner_innen jeweils finanziell und inhalt-       Technik, PR & Marketing-Kanäle,        Koproduktionen zwischen freien und
lich einbringen. Alles andere bedeutet         inhaltliche Ressourcen wie Biblio-     institutionellen Playern machten nur
keine substantielle Verbesserung. (Da-         theken, Wissen, Kontakte, etc.         Sinn, wenn die Institutionen dafür auch
bei muss angemerkt werden, dass das                                                   Geld in die Hand nähmen. In eine ähn-
Netzwerk informeller Kooperationen,         2. Am Nachmittag nutzten viele freie      liche Kerbe schlugen Markus Zett und
was z. B. technische Ressourcen betrifft,   Tanz- und Theaterschaffende die Mög-      Sabine Kock mit ihren Hinweisen auf
in Linz und OÖ. bestens funktioniert!).     lichkeit zum Austausch bei einem in-      die veränderte Strategie hoch verschul-
Eine gelungene Kooperation bringt für       formellen Szenetreff. Es wurde von        deter deutscher Städte, die seit kurzem
beide Partner_innen etwas Neues, wird       laufenden Kooperationen (z. B. Die        mehr Geld in die freien Szenen geben,
von beiden stolz kommuniziert und ist       Werft mit der Linz AG im Parkbad) und     weil die großen Institutionen mit ihren
für beide nachhaltig. Dabei spielen zwei    deren spezifischen Problemstellungen      Personalapparaten schlicht nicht mehr
Kategorien von Faktoren eine wichtige       berichtet. Großes Thema war dann          finanzierbar sind. Das Konzept der un-
Rolle, die wir im Vorfeld der Diskussion    aber die mangelnde Infrastruktur: das     durchlässigen Institutionen wurde – mit
versucht haben zu definieren:               Fehlen von Probe- und Aufführungs-        einem Blick nach Belgien – kritisiert und
                                            räumen vor allem im darstellenden Be-     aufgezeigt, wie zum Beispiel in Graz mit
A. Weiche Faktoren: Gegenseitiges Inte-     reich verschärft die, durch die ohnehin   dem Bedarf der freien Darstellenden in
   resse, inhaltliche Auseinandersetzung    sehr geringen öffentlichen Förderungen    Bezug auf Probe- und Aufführungsräu-
   und Wertschätzung. Gelingende Ko-        verursachte, Produktionsunsicherheit      me umgegangen wird.
   produktionen sind die Folge langfri-     massiv.
   stiger Beziehungsarbeit, fortgesetzter
   Dialoge und dem Finden dessen, was       3. Abends sprachen beim Podiums-          Öffentlicher Raum & Proberaum
   die Partner_innen in der Koproduk-       gespräch zu „Neue Kooperationen
   tion dazu gewinnen. Solch ein Pro-       zwischen freier Szene und Instituti-      Das Podium scheint eine gute Öffent-
   zess beinhaltet Institutionskritik       onen“ Susanne Blaimschein (Kunst-         lichkeit für die Vermittlung des drin-
   ebenso wie die Öffnung der künst-        raum Goethestraße xtd.), Sabine Kock      genden Raumbedarfs der freien Theater-

12   freie theater 2014
schaffenden gewesen zu sein. Zunächst       nach einem regen Austausch geäußert         akute Bedarf an besseren Förderinstru-
gab es von Stadtrat Stefan Giegler das      und die Möglichkeit für Kooperationen       menten und Aufführungsorten bleibt
Bemühen, in Zusammenarbeit mit der          angedeutet.                                 dessen ungeachtet bestehen.
LinzAG einen Ort für Proberäume im             Als Vertreter_innen der IGOÖ haben          Eine Aufgabe für 2015 wird daher
Linzer Hafen zu finden. Nach einem          wir diese Raumlösung als Zwischen-          sein, mit Reinhold Kräter, dem ab Mai
Vorstandswechsel bei der LinzAG             schritt definiert, da sie in wesentlichen   amtierenden neuen Kulturdirektor des
und den neuen Plänen für das Hafen-         Punkten hinter den Bedürfnissen zu-         Landes OÖ, in Dialog zu treten und ein
viertel war diese Möglichkeit wieder        rückbleibt: Eine Bedarfserhebung 2012       Bewusstsein für die aktuelle Situation
vom Tisch. Vizebürgermeister Baier          und der Vergleich mit funktionierenden      der freien Tanz- und Theaterszene zu
skizzierte kurz nach dem Podium die         Strukturen in Graz, Salzburg oder Inns-     schaffen. ||
ersten Schwerpunkte seiner Tätigkeit        bruck hat ergeben, dass Bedarf an meh-
als Kulturstadtrat: die Schaffung von       reren Räumen inklusive Lagermöglich-
Proberäumen für die freien Darstel-         keiten besteht. Auch kann solch ein
lenden und ein inhaltlicher Fokus auf       Modell nicht dem Anspruch gerecht
Kunst im öffentlichen Raum – letzteres      werden, ein Kristallisationspunkt der
ein in Linz traditionell starkes Feld,      freien darstellenden Szene zu werden,
dem nun mehr Aufmerksamkeit auch            der ihre Sichtbarkeit für eine breitere
in der Förderung zukommen soll. Bai-        Öffentlichkeit erhöht – was dringend
er versteht das explizit als Stärkung für   geboten wäre. Dafür bräuchte es eine
die freie Szene. Im Herbst 2014 gab es      von anderen Einrichtungen unabhän-
dazu Künstler_innengespräche und ein        gige Verwaltung in Form eines eigenen
Symposion, die deutlich gemacht haben,      Büros/Servicepunktes.
dass die Auseinandersetzung mit Kunst
im öffentlichen Raum ernst gemeint ist.
Mit Spannung erwarten wir die näch-         Positive Entwicklung
sten Schritte.
    Auch die Pläne für den Proberaum        Den Dialog, der im Zuge dieser Ent-
haben sich im Laufe des Jahres konkre-      wicklung stattfand, bewerten wir al-
tisiert: Im Gebäude des Theater Phönix      lerdings positiv. Der neu zu schaffende
wird 2015 ein zusätzlicher Proberaum        Raum stellt einen Schritt in Richtung ei-
geschaffen, der vorrangig der freien        ner tatsächlichen Verbesserung dar und
Szene zur Verfügung stehen wird. Die        bringt uns professionellem Produzieren       Claudia Seigmann
Leitung des Theater Phönix hat in Ge-       näher. Er ist nicht zuletzt ein notwen-
sprächen mit dem Kulturamt und den          diges Zeichen der Wertschätzung der          freie Schauspielerin, Regisseurin und The-
                                                                                         aterschaffende
freien Theaterschaffenden den Wunsch        Arbeit der freien Theaterszene. Der

                                                                                                                    oberösterreich   13
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salzburg
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Trotz allem vielfältig
Christa Hassfurther

     „Von Vielfältig zu Einfältig. – Die Theaterszene in Salzburg ist lebendig und facettenreich. Das Ausbildungsangebot
     ist vielfältig. Trotzdem bleiben kaum junge Künstler_innen hier. Ist Salzburg künstlerisch für sie nicht attraktiv genug
     oder fehlt es ihnen an den Möglichkeiten hier zu arbeiten?“

So lautete der Einladungstext zur Dis-      weitere Künstler_innen rückmeldeten,         schaffen, während die sehr reichhaltige
kussion am 17. März 2014 im Rahmen          war gleichermaßen der Tenor der Dis-         junge Tanz- und Theaterszene, die vor
der Bundesländertour der IGFT. Das          kussion: „Eigentlich dachte ich, dass        ca. zehn Jahren in Salzburg tätig war,
Thema brannte offensichtlich unter          aufgrund meiner Erfahrung und, mit           ausnahmslos das Weite gesucht hat? Es
den Nägeln, denn das Studio der AR-         Verlaub, auch Erfolge im Theater und         lohnt sich einen Blick auf die Finanzen
GEkultur Salzburg platzte förmlich aus      Tanz über die letzten Jahre ein frucht-      zu werfen. Im Endeffekt sind solche
den Nähten. Nach kurzen einleitenden        bares Arbeiten in Salzburg möglich sein      Faktoren entscheidend, gerade Orte
Statements diskutierten die Künstle-        könnte. Aber es scheinen die Instituti-      an der Peripherie müssen Künstler_in-
rinnen und Künstler mit den Ansprech-       onen wichtiger zu sein als die Künstler_     nen attraktivere Arbeitsbedinungen
partner_innen am Podium. Das waren          innen. …Warum sollte ich mich also an        als Großstädte bieten und mangelnde
Heinrich Schellhorn, Kulturlandesrat        Salzburg abmühen, wo das Toihaus der         Möglichkeiten der Vernetzung und der
Salzburg, Ingrid Tröger-Gordon, Abtei-      einzige Ort ist, wo man sich für meine       Internationalität wettmachen.“ So weit
lungsvorständin Kultur Stadt Salzburg,      Arbeit interessiert. … Wie schon gesagt,     die Feststellungen Georg Hobmeiers.
Markus Grüner-Musil, Geschäftsführer        ich „leide“ nicht unter der derzeitigen         Im Verlauf der Diskussion wurde im-
ARGEkultur Salzburg und Vorsitzender        Situation, ich bin interdisziplinär, hoch-   mer wieder auf die prekäre Situation der
des Landeskulturbeirats Darstellende        flexibel und gut beschäftigt. Aber in dem    Künstler_innen hingewiesen, wobei die
Kunst, Robert Pienz, künstlerischer Lei-    Klima, das gerade herrscht, wäre jeder,      sukzessiven budgetären Erhöhungen der
ter Schauspielhaus Salzburg und Vorsit-     der in Salzburg sein Glück versucht, ein     Stadt Salzburg und die Transparenz bei
zender des Landeskulturbeirats, Sabine      ziemlicher Tor. Linz, Graz und Wien          der Vergabe der Subventionen gegen-
Kock, Geschäftsführerin der IGFT und        sind weitaus großzügiger und attraktiver     über der bisherigen Praxis in der Kultur-
ein leerer Sessel für alle jene, die aus    für junge Kunstschaffende. Und genau         abteilung des Landes als Best Practice
Salzburg weggegangen sind. Die Mode-        dort gehen die auch hin.                     Beispiel hervorgehoben wurde.
ration hatte ich übernommen.                   Ein Vergleich mit Linz und Graz              Landesrat Heinrich Schellhorn be-
   Aber bereits im Vorfeld war es per       wäre besonders interessant. Warum            tonte, dass ihm klar sei, wie prekär die
Mail zu einem regen Gedankenaus-            schaffen es beide Städte für internati-      Situation der freien Kulturszene sei und
tausch zwischen Georg Hobmeier und          onal renommierte und junge Künstler_         dass er sich dafür einsetzen werde, dass
mir gekommen. Was er schrieb und was        innen ansprechende Konditionen zu            es zu keinen weiteren Einsparungen

14    freie theater 2014
mehr komme. Im Herbst kam dann tat-         30 Jahre Toihaus Theater. Mein ganz         zu veranstalten, mit Helga Gruber, die
sächlich die Entwarnung. Thomas Ran-        persönlicher Blick                          noch heute am Toihaus arbeitet, haben
disek, Geschäftsführer des Salzburger                                                   wir Konzepte für Lehrer_innen und
Dachverbands für Kulturstätten, stellte     1984. Wir wohnten gleich um die Ecke.       Schüler_innen entwickelt, mit Gerard
dazu kürzlich fest: „Vom Landeskultur-      Wir hatten eine kleine Tochter. Wir gin-    Es Workshops veranstaltet, sind in die
budget kenne ich die absoluten Details      gen mit ihr ins Theater. Das war kein       Schulen gegangen. Das alles ist heute
noch nicht, aber: Entgegen der ersten       Kindertheater, wie man sich das damals      selbstverständlich an den Theatern, die
Ankündigungen vom Vorjahr gibt es bei       vorstellte. Hier wurden die Menschen        für junges Publikum spielen. Aber vor
keiner Kulturinitiative eine Kürzung, in    ab 3,4,5,6 Jahren ernst genommen.           30 Jahren war es in Salzburg eine unge-
einigen (dringenden) Fällen sogar Er-       Denn schon damals galt: Kunst ist           wohnte, ja irritierende Vorgangsweise,
höhungen (Lungaukultur, Fotohof, das        Kunst. Da gibt es keine nennenswerten       sehr jungen Menschen zeitgenössische
kino, ...) und bei mehreren Kulturstätten   Unterschiede zwischen Kindern und Er-       Kunst zu vermitteln.
(Kriterien kenne ich keine) soll sogar      wachsenen. Ein solches Theater, weit-          Sobald die finanzielle Absicherung
leicht valorisiert werden.                  ab jeder Metropole. Hat das Zukunft?        des Hauses gegeben war, ging Myrto
   Das Kulturbudget insgesamt bleibt        Kann das überleben? Manchmal waren          Dimitriadou auf andere Kulturstätten
relativ konstant, allerdings gab es ei-     meine Tochter und ich die einzigen Be-      zu. Das Ergebnis war die Gründung des
nige interne Umschichtungen – durch-        sucher_innen. Wir kamen mit den The-        Dachverbands der Salzburger Kultur-
aus zum Vorteil der freien Szene. Laut      atermacher_innen ins Gespräch. Ich          stätten. Myrto ist auch Gründungsmit-
meinen ersten Berechnungen steigt das       durfte teilnehmen an den künstlerischen     glied der Assitej Austria, deren Sonder-
freie Budget um rund 335.000 Euro. Gut      Prozessen, die sich hier entwickelten,      preis des Vorstandes sie heuer entgegen
so, aber das Budget für die Festspiele      an den kunsttheoretischen Auseinan-         nehmen konnte. 2006 wurde ihr von der
wurde ja auch um 500.000 Euro erhöht.       dersetzungen, die hier stattfanden und      Stadt Salzburg das silberne Siegel der
Zweitens ist zu sagen: Es ist uns gelun-    oft zu hitzigen Debatten führten. Ich er-   Stadt für ihre künstlerischen Verdienste
gen, das freie Theaterbudget in der Stadt   lebte das Laborhafte der Arbeit, die sich   verliehen.
Salzburg um 43.000 Euro zu erhöhen –        hier entfaltete. Und dann, noch einen          Heuer, im 30. Jahr, hat sich das Toi-
vor allem die Bürgerliste hat sich dafür    Schritt weiter, ich wurde eingeladen,       haus mit dem Begriff „Zeit“ auseinan-
sehr stark gemacht!“                        Schattentheaterworkshops für Kinder         dergesetzt. Und auf der Website finden

                                                                                                                     salzburg   15
Mit freundlicher Genehmigung der Familie Daxner © winterfest

     Georg Daxner 1961 – 2014
     „Ich habe mir heute meinen Kind-                          weit höchstes Ansehen genoss,         sich die Zeilen: „Zeit pocht, ausgespro-
     heitstraum erfüllt.“ „???“ „Ich habe                      ist kaum bekannt geworden. Und        chen geheim / Zeit zickt, unwidersteh-
     mir ein Zirkuszelt gekauft.“ Der                          dass sein größter Wunsch, eine        lich / Zeit pocht, auf ihr Recht / Ge-
     selbstverständliche Ton, mit dem                          Zirkusschule zu gründen, die erste    genwort pocht, hinterm Jochbein / Herz
     er das sagte, klingt mir noch heute                       im deutschsprachigen Raum, noch       tickt, ausgesprochen stumm ... / Stück
     in den Ohren. Und genau das war                           nicht Realität werden konnte, ist     für Stück lichten wir unser Gedicht
     Georgs Stärke, Visionen zu haben,                         vielleicht das visionäre Erbe, das    und freuen uns, wenn sich ein kleiner,
     wo andere sich noch gar nichts                            er uns hinterlassen hat.              inspirierender Dialog entspinnt – zwi-
     darunter vorstellen konnten. Er                                 Am 11. Oktober 2014 verun-      schen Ihnen und uns. Und auch unter
     war großzügig und hilfsbereit an-                         glückte Georg Daxner bei einer        Ihnen.“ ||
     deren Kulturarbeiter_innen und                            Bergtour am Salzburger Unters-
     Initiativen gegenüber. Wachsam                            berg tödlich. Georg Daxner hat
     und kritisch zugleich, trat er den                        in seinem Leben viele Rollen ein-
     Akteur_innen politischer Macht-                           genommen, eine Konstante war
     spiele gegenüber. Er hat den                              für ihn fixer Bestandteil: Kunst zu
     Menschen im Zirkuszelt, seinem                            ermöglichen. Verbunden mit dem         Christa Hassfurther
     Publikum, Augenblicke der Poesie                          Mut zu scheitern. „Kunst ist nur
                                                                                                      Lehrbeauftragte für Mediendidaktik an der
     und Selbstvergessenheit ermögli-                          dann legitim, wenn sie langfristig
                                                                                                      Uni Wien, 1993 gründete sie theater bodi
     cht, weil er selbst für den Zirkus                        berührt, wenn sie beglückt, traurig    end sole in Hallein, das sie gemeinsam mit
     in seiner höchsten künstlerischen                         macht oder bestürzt. Denn Kunst        Katrin Artl leitet. Seit 2011 ist sie Vorstands-
     Form gebrannt hat. Dass er als                            ist, was bleibt.“                      mitglied im Dachverband Salzburger Kultur-
                                                                                                      stätten; Mitglied des Landeskulturbeirats
     Juror, als Kenner der Szene welt-
                                                                                                      für darstellende Kunst

16     freie theater 2014
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steiermark
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Im Zeichen der Nachhaltigkeit
Katharina Dilena

  Ja, noch immer gehts uns gut in
  der Steiermark. Und die Autorin
  dieser Zeilen war positiv über-
  rascht, dass sogar die Theatersze-
  ne im Ruhrpott wusste, wo Graz
  ist, und dass da durchaus Span-
  nendes passiert, doch das ist eine
  andere Geschichte, die vielleicht
  in der nächsten gift zu lesen sein
  wird. Was uns 2014 beschäftigte,
  war das Thema Nachhaltigkeit
  und die Nutzung des Orpheums
  durch die freie Szene.
                                            © Privat

Spielen kostet – Part I:
Die Orpheum-Geschichte

Wie alles begann: Mit Anfang 2014           über die Möglichkeiten einer Koope-          Die Holding kam uns entgegen und inve-
bekamen die seit 2008 gemeinsam ver-        ration zwischen diesen Institutionen         stierte in die Adaptierung des Saals, der
walteten Kulturbetriebe Theaterholding      und der freien Szene zu initiieren. Im       nun Umbauten zwischen unterschied-
Graz, bestehend aus Schauspielhaus,         Frühjahr luden wir Bernhard Rinner           lichen Bühnensituationen in kürzerer
Oper und dem Jugendtheater Next             zu einem Jour Fixe ins Probenhaus,           Zeit erlaubt und barrierefrei zugänglich
Liberty, und die Grazer Spielstätten,       daraus ergaben sich weitere Gespräche        ist. Doch die Verhandlungen über die
d. h. Orpheum, Dom im Berg und die          über die Nutzung des Orpheums. Aus           effektiven Kosten für die freien Theater
Kasematten-Freilichtbühne am Schloss-       dem anfänglichen Anliegen einer kon-         gestalteten sich zäh und am Ende des
berg, erstmals einen gemeinsamen Ge-        tinuierlichen, leistbaren, befruchtenden     Sommers lief uns die Zeit davon. Zudem
schäftsführer, Bernhard Rinner. Zudem       Zusammenarbeit ergab sich vorerst das        war aufgrund der Budgetverhandlungen
schaffte es Kulturstadträtin Lisa Rücker    Projekt eines Theaterschwerpunkts im         der Stadt Graz noch nicht gesichert, ob
(Die Grünen), auch die Verantwortung        Orpheum eXtra (kleiner Saal, ca. 100         für dieses Projekt auch wirklich mietko-
über diese Spielstätten in ihren Verant-    Plätze) für die Monate Jänner-Februar        stenfreie Tage für unsere Gruppen zur
wortungsbereich zu bringen, vormals         2015. In kürzester Zeit hatten wir ein at-   Verfügung stehen würden. (Im Rah-
gehörte sie zum Finanzressort.              traktives Programm für junges Publikum       men des „Szenepakets“ stellt die Stadt
   Damit ergab sich für uns die bislang     zusammengestellt, an dem sich viele          Graz 40 mietkostengestützte Tage zur
einzigartige Situation, mit diesen beiden   maßgebliche Theater der freien Szene         Förderung der Grazer Kulturszene zur
Ansprechpartner_innen einen Dialog          beteiligen wollten.                          Verfügung, diese beinhalten Saalmiete,

                                                                                                                      steiermark   17
Technikpauschale, eine_n Techniker_in      produzieren bringt Geld. Und damit wä-    Und eine aktuelle, gute Nachricht: Auf
für bis zu 10 Stunden, Brandschutz, Rei-   ren wie auch schon beim Thema, das in     Anregung von Landesrat Buchmann
nigung, Veranstaltungshaftpflichtversi-    den letzten Ausgaben dieser Zeitschrift   (ÖVP) soll uns die KSG – Kultur Ser-
cherung, Vertragsvergebührung.)            schon lang und breit diskutiert wurde.    vice Gesellschaft Steiermark – bei der
   Wir mussten also vorerst absagen,       Deshalb hier nur der Verweis auf unsere   Ausrichtung eines Treffens der Kultur-
sind aber weiterhin am Verhandeln.         Veranstaltung im Rahmen von bestOFF-      initiativen, Kulturveranstalter_innen
Holding und Stadt Graz sind sehr an        styria und den Bericht darüber in der     und Kulturverantwortlichen der Ge-
einer Kooperation interessiert, Rinner     Herbst-Ausgabe der gift.1                 meinden in der Steiermark mit den The-
hat zudem den Auftrag, das Haus zu                                                   aterschaffenden unterstützen. Dieses
beleben und die freie Szene – sowohl                                                 Angebot werden wir gerne annehmen.
Musik als auch Theater – einzubinden.
   Doch gleichzeitig muss hier gesagt
werden, dass die Logiken einer The-
aterholding bzw. eines nur zum Teil
                                             Spielen kostet –                        Mehr oder gleich viel

durch Förderung finanzierten und auf         Part II: 3 Mal ist                      Sonst ist es mit dem Land nicht immer
Einnahmen angewiesenen Veranstal-                                                    leicht. Da das Kulturkuratorium im er-
tungshauses wie dem Orpheum (Budget          nicht genug                             sten Halbjahr 2014 zu großzügig war,
rund 1,2 Mio. Euro, davon 45 % Stadt,                                                ging im Sommer das Geld aus. Eine Sit-
55 % Land) mit jenen der freien Szene        Auch in diesem Jahr bot Peter Faß-      zung des Kuratoriums musste abgesagt
nur sehr schwer vereinbar sind. Wir sind     huber im Rahmen von bestOFFsty-         werden und Geld aus dem Infrastruktur-
keine Cashcow, wir bringen gutes Pro-        ria in Graz wieder ein Forum, um        topf der Rundfunkabgabe in der Höhe
gramm aber keine Massen, wir können          wichtige kulturpolitische Themen        von 500.000 Euro wurde umgewidmet.
keinen Beitrag zur Eigenfinanzierung         und Anliegen auf den Tisch zu           Theater und Initiativen, die bereits im
des Hauses liefern. Und der Aufbau ei-       bringen. Und so legte die IG Freie      April angesucht hatten, bekamen erst
ner Identität des Orpheum eXtra (auch)       Theaterarbeit in Kooperation mit        Ende Oktober Bescheid. Da waren
als Haus für Junges Theater braucht ei-      Das andere Theater unter dem            manche Projekte schon gelaufen und
nen langen Atem.                             Titel 3 Mal ist nicht genug! Zur        mussten vorfinanziert werden. Es kann
   Selbst wenn alle Kosten für den           Nachhaltigkeit von Freier Produkti-     sogar passieren, dass aufgrund von in-
Raum durch das Szenepaket gedeckt            on einen Tourstopp in der Steier-       ternen Vorgängen rund um die Umwid-
sind, müssen wir noch unsere Ausga-          mark ein. Vertreter_innen aus allen     mung Förderungen erst bis März 2015
ben für Wiederaufnahmeproben, das            Bereichen des Theater-Ökosystems        ausbezahlt werden. Damit handelt das
meist notwendige eigene Technikper-          fanden sich so zahlreich ein, dass      Land entgegen seiner im Kulturförder-
sonal, den Transport und Aufbau des          sofort klar war: Das Thema Nach-        gesetz festgeschriebenen Vorgaben –
Bühnenbildes und die Honorare der            haltigkeit im freien Theater brennt     aber immerhin: 500.000 Euro mehr im
Schauspieler_innen durch die Karten-         allen unter den Nägeln.                 Kulturbudget, das damit auch für 2015
einnahmen einspielen und hoffen, dass                                                annähernd gleich bleibt, darüber müs-
es sich ausgeht. Spielen kostet eben –                                               sen wir wohl froh sein.

18   freie theater 2014
Im Allgemeinen ist in der Kulturpoli-       500.000 Euro mehr werden. Gelder aus
tik des Landes Steiermark eine immer        Sparmaßnahmen der großen Häuser wie
stärkere Tendenz zum wirtschaftlichen       der Theaterholding ermöglichen eine
Denken zu spüren. Ansuchen sollen           Umverteilung zur freien Szene, deren
„Kostenwahrheiten abbilden“, von            Projekte Stadträtin Rücker mit mehr
Sachförderungen – die bei der Stadt         Geld ausstatten möchte. Außerdem
Graz eine wichtige Stütze des Förder-       soll es einen Infrastruktur-Schwerpunkt
programms darstellen – wird beim Land       geben, um Umbauten, Umsiedlungen,
immer mehr abgegangen. Ob dies als          Renovierungen kleinerer Kultureinrich-
Unterschied zwischen linker und rechter     tungen zu unterstützen. Und der freien
Politik zu deuten ist, sei dahingestellt.   Szene werden günstigere Tarife in den
   Gut ist: Das Land tut noch vor den       Spielstätten (Orpheum, Kasematten,
Wahlen etwas für die Planungssicherheit     Dom im Berg) geboten.
im freien Kulturbereich und schreibt im        Damit schließt sich der Kreis dieses
Jänner 2015 wieder mehrjährige Förder-      Berichts, doch eines sei noch erwähnt:
verträge für die Jahre 2016/17/18 aus.      Das Team der Europäischen Theater-
In der letzten Periode (2013-15) waren      nacht konzentrierte sich heuer beson-
155 Initiativen dabei, diesmal rechnet      ders auf die Steiermark. Neun Theater
man mit 200 Einreichungen. Es stehen        beteiligten sich, vier davon in den stei-
insgesamt 10 Mio. Euro zur Verfügung,       rischen Regionen (!), nämlich das THEO
von denen in der letzten Förderperiode      in Oberzeiring, die Theaterfabrik Weiz,
rund 6,5 Mio. Euro für die mehrjäh-         das Theaterzentrum Deutschlandsberg
rigen Förderverträge genutzt wurden,        und die Kulturinitiative Kürbis in Wies
der Rest stand für Jahres- und Projekt-     bzw. St. Ulrich im Greith. 415 Besu-
einreichungen und sonstiges (Calls, spe-    cher_innen nahmen am Programm teil
zielle Initiativen) zur Verfügung. Über     (Auslastung 78 %), das neben Theater-
die Vergabe entscheidet das Kulturku-       stücken auch einen Workshop (Theater           1
                                                                                             gift 04/2014: Wir sollten uns öfters auf ei-
ratorium.                                   Feuerblau) und einen Probenbesuch              nen Wein, einen Kaffee, ein Bier treffen. gift
                                                                                           03/2014: 3 Mal ist nicht genug – Status Quo
   Auch bei der Stadt Graz konnten die      mit Werkstattgesprächen (Kürbis) um-
                                                                                           einer Verschwendung + INFOBOX: Touringför-
Mittel für das Doppelbudget 2015/16         fasste. Radio und Zeitungen brachten           derungen + Das Rabtaldirndl Dilemma – eine
gehalten und sogar leicht erhöht wer-       Berichte. Ein schönes, durchaus noch           Art Maturaarbeit
den. Hier laufen noch bis 2016 die          ausbaubares Theaterfest. ||
aktuellen mehrjährigen Förderverträ-
                                             Katharina Dilena
ge. Nach derzeitigem Stand steigt das
Budget 2015 von 29,6 Mio. Euro (3,3 %        War vier Jahre lang Geschäftsführerin von Das andere Theater und ist Vorstandsmitglied der
                                             IGFT. 2013 verbrachte sie im Rahmen eines Stipendiums des bmukk sechs Monate am Dance-
des Gesamthaushalts) auf mehr als 30
                                             house Melbourne, Australien. Derzeit ist sie für Das andere Theater und SMartAt tätig.
Mio. Euro. 2016 sollen es noch einmal

                                                                                                                           steiermark   19
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tirol
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                                           Die freie Szene macht wieder eine
                                           Szene!
                                           Florian Hackspiel

                                             Auch in diesem Jahr darf die Tiroler Theaterszene auf eine qualitative und
                                             innovative Saison zurückblicken. Uraufführungen, Auftragswerke, Erstauf-
                                             führungen, Stückentwicklungen, Klassiker_innen der Moderne, viele neue
                                             Koproduktionen, die Durchführung des Stella Awards bis hin zum bereits
                                             vierten Freien Theaterfestival innsbruck.tirol.

                                           IGFT in Innsbruck kommen, meinte          im Voraus.
                                           die zuständige Sekretärin: „Es geht um       Ein großes Problem, das nicht nur das
                                           das Freie Theater? Oder um freies The-    Freie Theater Innsbruck betrifft, ist die
                                           ater? Also ganz ehrlich, ich glaube, es   Möglichkeit für Gastspiele. Viele Thea-
  © Felix Abegg                            ist nicht so bedeutend, ob wir jemanden   ter wollen mit anderen Gruppen überre-
                                           schicken, denn ich glaube, die wissen     gional kooperieren oder auch Gastspiele
Wie in den letzten Jahren probieren die    nicht sehr viel über das Freie Theater    einladen (und selbst wiederum bei den
einzelnen Theater mit und ohne Haus        Bescheid …“                               Partner_innen ihre Produktionen spie-
ihre Produktionsbedingungen zu halten.         Zur Information: Das Freie Theater    len), jedoch stellt sich sofort die Frage
Steigerungen sind jedoch nicht möglich.    Innsbruck ist ein Neubau im Herzen        nach den Unterkunftsmöglichkeiten.
Zugleich ist es schwierig für „Neuein-     Innsbrucks, direkt neben dem Land-        Diese gibt es schlichtweg nicht. Budgets
steiger_innen“ mit einem guten Start-      hausplatz. Ich persönlich weiß auch       für Gastspiele können in Tirol momen-
budget neue Projekte zu initiieren.        nicht genau Bescheid, ob und wo viel-     tan nur über die BKA-Gastspielförde-
   In medias res: Ich möchte hier gleich   leicht eine neue Turnhalle in Innsbruck   rung abgewickelt werden. Dies bedeutet,
an erster Stelle wieder die Presse an-     gebaut wurde, aber dieses Haus intern     selbst wenn die Tiroler Theater „einen
sprechen: Diese funktionierte auch 2014    in der Landesregierung von seiner Be-     guten Deal“, der mehr als die 70/30
weitgehend nicht. Immer noch bedeutet      deutung runterzuspielen ist schlicht:     Regelung beinhaltet, anbieten können,
„Off-Szene“ etwas, worüber man nicht       nicht sehr dienlich!                      können den Gruppen dennoch keine
schreiben MUSS, sondern nur dann,              Um beim Freien Theater Innsbruck      direkten Gelder für Transport und Rei-
wenn die Kulturseite noch Platz findet.    zu bleiben: Es gab hier einen Leitungs-   se, Übernachtung und schon gar nicht
Ähnlich sieht es mit der Wahrnehmung       wechsel und eine strukturelle Neuaus-     Honorare bezahlt werden.
vor allem seitens der Landesregierung      richtung mit neuen Kriterien für Ein-        Das Freie Theater Innsbruck bietet
aus. Auf meine Bitte, es möge doch je-     reichungen und Fristen für Ideen und      mittlerweile seinen kleineren (weißen)
weils ein/eine Kultursprecher_in der       Kooperationen. Vereinfacht gesagt ge-     Raum als Übernachtungsmöglichkeit
Landtagsparteien zum Tourstopp der         nügt aber eine Planung ein halbes Jahr    an. Hier möchte ich zum einen Danke

20   freie theater 2014
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