FÜHLE DEINE STADT. MAINZ - FLICKENTEPPICH RHEINUFER SOMMER-STARS SCHÖNE E VENTS NEUERÖFFNUNGEN KLEINEWÖLFE STREET-ART KAFFEEBARS
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Fühle deine Stadt. Mainz. April 2019 Nr.90 Flickenteppich Rheinufer Sommer-Stars Schöne E vents N e u e r ö f f n u n g e n K l e i n e W ö l f e S t r e e t - A r t K a ff e e b a rs
sensor 04/19 3 Editorial / Inhalt Editorial Liebe Leser, ße. Die Trennung zwischen Stadt und geschichte befassen wir uns mit Noch mehr spannende Themen fin- kürzlich war ich in Düsseldorf, eine Strom wurde überwunden. Über dem Mainzer Rheinufer. Unter dem den Sie in diesem Heft. Natürlich Halle 45 schöne Stadt, viel besser als der Jahrzehnte hatte die stark befahrene Titel „Bleibt das Rheinufer ein Fli- auch zur anstehenden Kommunal- Klang ihres Namens. Als wir der In- Bundesstraße 1 wie ein schwer zu ckenteppich?“ fasst sich die Situati- wahl. Dazu diverse Gastro-Neuigkei- nenstadt näher kamen, schluckte uns überwindender Riegel zwischen Fluss on vor Ort gut zusammen. Eine ten und so richtig massiv Events, plötzlich ein Tunnel. Er war zwei Ki- und Stadt für eine Zäsur gesorgt. Plan- und Konzeptlosigkeit (wie in Events, Events. Die Stadt erwacht aus lometer lang, neu und sauber ange- 1993 rückte Düsseldorf so wieder un- vielen weiteren Belangen) veran- ihrem Winterschlaf und so einiges legt mit zwei oder drei Abfahrten. mittelbar an den Rhein. schaulicht die Lage und das Entrée geht ab. Viel Spaß dabei und mit die- Das unterirdische Verschwinden di- Und es war wirklich ganz wunder- der Stadt. Es gibt ein paar nette ser Ausgabe! rekt in der Innenstadt wirkte etwas bar, die grünen Wiesen direkt am Ecken - zugegeben - aber das Beste abrupt. Das Gefühl besserte sich je- Wasser zu erleben, so wie auch die ist leider immer noch der Ausflug David Gutsche StijlMarkt doch bereits auf der Rückfahrt. Wie angrenzenden Gastronomien. Das ans andere Ufer. Dort gibt es nicht sensor-Untertunnler sich herausstellte, war es der Düssel- hatte Qualität und Flair. Eine ver- nur die schönere Ufergestaltung, dorfer Rheinufertunnel. Der wurde kehrsfreie Zone von 28 Hektar wur- sondern auch eine Stunde länger vor 26 Jahren gebaut für damals de hier geschaffen. Die Rheinufer- Sonne. Schade, dass die Chance aus noch 550 Millionen D-Mark (davon promenade hat den Flaneur zurück Düsseldorf hier nie ergriffen wurde. Impressum 80 Prozent Zuschüsse vom Land an den Rhein gebracht und damit Man stelle sich nur vor, die laute NRW). Kaum ein zweites Vorhaben in beträchtlich zum Lebensgefühl in versmogte Rheinallee und Rhein- VRM GmbH & Co. KG der Stadtgeschichte hat Düsseldorf Düsseldorf beigetragen. straße untertunnelt! Der Raumge- Handelsregister: Amtsgericht Mainz HR A 535 aus stadtplanerischer Sicht dermaßen winn direkt am Ufer! Doch an den phG: VRM Verwaltungs-GmbH Sie werden ahnen, worauf ich hin- großen Visionen hat es Mainz oft Handelsregister: Amtsgericht Mainz HR B 325 verändert und nach vorn gebracht Mainzer Markt Geschäftsführer: Hans Georg Schnücker (Spre- wie die Tieflegung der Rheinuferstra- aus will… In unserer aktuellen Titel- gemangelt, auch heute noch. cher), Dr. Jörn W. Röper Erich-Dombrowski-Straße 2, 55127 Mainz (zugleich ladungsfähige Anschrift der V.i.S.d.P.) der jungen Designer Objektleitung David Gutsche (Verantwortlich i.S.d.P.) sensor Magazin Markt 17 | 55116 Mainz Tel: 06131/484 171 | Fax: 06131/484 166 www.sensor-magazin.de hallo@sensor-magazin.de Mediaberatung Thomas Schneider Tel: 06131/484 153 anzeigen@sensor-magazin.de Art-Direktorin Miriam Migliazzi 13——— —14 Titelbild Christian Weiß / www.designwut.de Mitarbeiter dieser Ausgabe Domenic Driessen, Dorothea Rector, Dr. Treznok, Frauke Bönsch, Ida Schelenz, Ines ((( 6 ((( 16 ((( 38 Schneider, Jana Kay, Lichi, Michael Bonewitz, Minas, Nina Stemmler, Nina Wansart, Regina Roßbach, Roman Knie, Sabrina Wirth, Stephan ✌ Dinges, Till Bärwaldt, Thomas Schneider, April u.v.m. Termine Markt: termine@sensor-magazin.de r e S t i j l Inhalt az-mainz@vrm.de 10 Jah i a ls und Verteilung p e c Viele S VRM Logistik GmbH nts! kostenlose Auslage in Mainz Innenstadt und de E v e Si Vororten an über 1.000 Auslageplätzen | 6 ))) Flickenteppich Rheinufer 22 ))) Events: 10 Jahre stijl und die 42 ))) ÖPNV Kolumne / Gastro App Gesamtauflage 41.000 Exemplare (20.500 Mainz / 20.500 Wiesbaden) 11 ))) Stadtpolitik Mainz – Best Of Faire Welten Messe 44 ))) Horoskop und 23 ))) Kleine Wölfe – Die Rückkehr der Bruno des Monats sensor Abonnement 12 ))) Kommunalwahl www.sensor-magazin.de/abo Die Positionen 24 ))) Veranstaltungskalender und 45 ))) Gastro-Check: Salon 3sein www.sensor-wiesbaden.de/abo die Perlen des Monats 15 ))) Die Sommer-Stars 46 ))) Kleinanzeigen und das Druck 36 ))) Das tolle 2x5 Interview mit Orts-Rätsel VRM Druck GmbH & Co. KG 16 ))) Mainzer Bier: Sandro Schwarz Alexander-Fleming-Ring 2 Eulchen & Kuehn Kunz Rosen 65428 Rüsselsheim 38 ))) Street-Art mit Vagabunt 18 ))) Portrait: Levent 40 ))) Der große Test: Kaffeebars Social Media 20 ))) So wohnt Mainz in der Altstadt facebook.com/sensor.mag Brit und Minimalismus twitter.com/sensormagazin instagram.com/sensor_mainz
4 sensor 04/19 sensor 04/19 5 Quatsch & Tratsch Kolumne @ Schicken Sie Ihre Neuigkeiten T Quatsch & Tratsch an hallo@sensor-magazin.de Type des Monats facebook.com/sensor.mag A M 21 .4 . IS OSTERN! Dieter Ebert twitter @ sensormagazin EN: SCHENK instagram.com/sensor_mainz N VER U OSTER Mr. Marathon Z NE! TSCHEI Citymanager Schub für U KINO-G verlässt Carsharing Mainz Die Mainzer Am 5. Mai steigt der 20. Gutenberg Marathon. Was gibt’s Man hat es Mobilität will da Neues? schon ge- zusammen Ich mache den jetzt zum 15. Mal. Im Grunde ist vieles munkelt, es mit book-n- ist auch kein drive das Carsharing-Angebot ausbau- noch wie immer. Nur die Sicherheits-Auflagen und Kos- ten werden immer höher. Dr. Treznok einfacher Job zwischen den Stühlen en. Bis zu 400 cityFlitzer (VW up!) sind zwischen Citymanagement Verein geplant. Eine neue Vermietstation ist Wäre gern ein Gutmensch auf der einen und Stadt auf der an- am Zollhafen. Die Stadtwerke wollen deren Seite. Dazu kaum Budget, um zudem die E-Mobilität weiter fördern. wirklich etwas zu bewegen: Der seit Januar 2018 hauptamtliche Cityma- Balkon mit Ich wäre so gern gut, ein guter Gut- nen Hungerlohn schuften. Egal was nager Jörg Hormann wird sich zum Treppe vor mensch. Also so richtig gut, gut zur ich mache, immer bewirke ich das 1. Mai „neuen beruflichen Heraus- Rheingold- Umwelt, gut zu meinen Mitmen- Gegenteil. forderungen in Königstein im Tau- halle schen und natürlich auch gut zu mir nus stellen“. Stellt sich so langsam Die Rhein- selbst. Ein guter Mensch, der ande- Ich versuchte also, meinen Mitmen- die Frage: Braucht Mainz einen goldhalle ren als Vorbild dient, der nichts schen gegenüber ein besserer Mensch Citymanager? wird saniert und benötigt Fluchtwege falsch macht und dem man deshalb zu werden. Als in der S-Bahn ein zum Rhein. Dafür wird angebaut mit auch nichts vorwerfen kann. Ich Kind plärrte, dass mir die Ohren wa- Garten am großer Veranda und Treppe, auch habe wirklich versucht, gut zu wer- ckelten, während die Mutter daneben Für das perfekte Kino-Erlebnis: ab 12,90 € Wertgutschein* ab 10 € in der Geschenk- Schloss? zum Flanieren. Zwar kosten die Pläne den. Aber es will mir nicht gelingen. saß und auf ihrem Smartphone her- dose mit Lindt Schokopralinen. Es ist Wahl- 2,3 Mio. Euro mehr als geplant, aber Wenn ich es dem einen recht mache, umwischte, lächelte ich gelassen. kampf und die Stadt ist zuversichtlich, dass die dann ist jemand anderes unzufrie- Schließlich konnte das Kind nichts die Altstadt Finanzierung klappen wird. den oder gar beleidigt. Gut zu sein dafür, und die Mutter hatte das Recht, SPD setzt ist für mich ein unerreichbares Ideal. sich auch mal um ihre Facebook- Jetzt im Kino oder unter shop.cinestar.de * Gilt für Tickets, Getränke und Snacks; Gutschein-Abbildung nur Beispiel sich dafür Real Mombach wird Kaufland & dm Kontakte zu kümmern. Als schließ- ein, dass das Schloss wieder einen Der Real in Mombach hat dicht ge- Weil ich keine Milch mehr von ge- lich das halbe S-Bahn-Abteil meuter- Schlossgarten bekommt. „Nach dem macht. Kaufland (Lidl) & ein dm Dro- quälten Kühen trinken wollte, kaufte te und die Mutter, die immer noch auf Auszug des Rheinisch-Germani- geriemarkt werden dort 2020 eröff- ich Milch von glücklichen Kühen, ihr Smartphone starrte, zu lynchen schen Zentralmuseums und der Sa- nen. Real hat noch den Markt im Gu- obwohl sie fast das Doppelte kostet. drohte, wusste ich nicht mehr, wie ich GENERALDIREKTION nierung des Schlosses besteht jetzt tenberg-Center Bretzenheim. Dann erzählte mir eine Freundin mich verhalten soll. Soll ich nett sein KULTURELLES ERBE die Chance, dem Schloss wieder ein schockiert, dass genau diese Milch zur Mutter und mich schützend vor würdiges Umfeld zu geben“, unter- Münsterplatz-Leerstand mit Gentechnik hergestellt sei. Also sie stellen, oder soll ich nett sein zu streicht Jürgen Hoffmann, stellv. Das Gebäude Große Bleiche 1 am wechselte ich die Marke und be- den anderen Fahrgästen, die von dem Ortsvorsteher der Altstadt. Allein Münsterplatz steht leer und soll umge- gann, Milch aus regionaler Herstel- Kind genervt waren? Um nichts die Reparatur des Betonbrunnens baut werden. Die Leerstandsagentur lung zu kaufen, in der Hoffnung, da- falsch zu machen, wechselte ich das würde 300.000 Euro kosten. Für so Schnittstelle5 hat es bisher mit kultu- durch Transportwege einzusparen Abteil. Ich hätte mehr Zivilcourage viel Geld könnten 3 Spielplätze aus- rellen Zwischennutzungen bespielt. und meine persönliche Ökobilanz zu zeigen müssen. gestattet oder 300 Bäume gepflanzt Nun ist aber Schluss, es kam die Kün- verbessern. Ich verstand allerdings werden. Oder ob die Stadt lieber ein digung. Gehen die Bauarbeiten bald nicht, warum sie teurer ist, obwohl Es ist schwer, ein guter Mensch zu Hotel dahin baut? Mal sehen… los? sie einen kürzeren Transportweg be- werden, aber so schnell gebe ich nötigt. Und ob die regionalen Kühe nicht auf. Nun versuche ich, ein guter Gastro-News natürlich ausgezeichnet glücklicher sind als die überregiona- Kolumnist zu werden. Alle sensor- Das Schwayer Bei der Leserwahl 2018 der Zeit- len, das wusste ich auch nicht. Au- Leser sollen mich mögen, niemand im Volkspark schrift Schrot&Korn wurde der na- ßerdem muss ich bei meinem kargen soll mir etwas vorwerfen können. Es wird gerade türlich Biomarkt in der Josefsstraße sensor-Budget auf jeden Euro ach- sollte aber auch nicht zu gut sein, so umgebaut und (Neustadt) ausgezeichnet. Diesmal ten. Nun kaufe ich also wieder die dass mich nachher alle bewundern, soll bald unter Silber für Frische und Bronze für den Wie viele Läufer laufen mit? Ja-Milch und fühle mich mitschul- denn ich möchte mich nicht zu sehr neuer Leitung wiedereröffnen. Auch Gesamteindruck. Glückwunsch! Etwa 8.000 inklusive der Staffelläufer. Dann noch 3.000 dig an der ökologischen Misere. abheben von meinen Mitmenschen. dicht machen musste das Altstadt- Schüler und Kinder, die an den kleineren Läufen oder Sonst denken die noch, weil ich gut café (Mietschulden) und in der Nähe Mainz-Pass & einfach nur beim Event mitmachen. Dann wollte ich auf Plastik verzich- bin, halte ich sie für schlecht. Ich das Viva Moguntia (zu viel Lärm). Sozialstelle ten. Unsere Welt ertrinkt im Plastik- werde in Zukunft versuchen, meine Ebenfalls geschlossen hat seit ge- Der Mainz- Liegt unser Marathon gut im Bundesschnitt? müll, und angeblich ist inzwischen Kolumne wenigstens rechtzeitig zu raumer Zeit der star(club). Auch der Pass ersetzt Wir liegen so zwischen Platz 8 bis 12, bekommen aber Mikroplastik bereits in Pflanzen schreiben und den Chefredakteur Humberto-Mietvertrag schräg ge- nicht zu sehr ärgern. (Das wäre zu Interview & Foto: David Gutsche den alten So- viele sehr gute Bewertungen. Einer der ganz Großen sind nachgewiesen worden. Doch egal, genüber wurde gekündigt, Ende zialausweis. Er beinhaltet viele Veran- wir nicht. Wir beteiligen uns auch nicht mehr am Wett- welche Alternative ich wählte, ir- hoffen, Anm. d. Red.) Vielleicht wer- Juni ist dort Schluss. Marcel Speidel staltungen und Fahrtickets. Infos dazu kampf um die beste Zeit. Wer kommen will kann kom- gendwas war immer schlecht: Für de ich dadurch gut. Und vielleicht macht aber noch das Edelbeef und auch auf der neuen Info- und Bera- men, aber Antrittsgelder gibt es nicht. So laufen viele Leder müssen Tiere leiden, wegen wird dadurch die Welt ein bisschen öffnet bald im Postlager Ende April tungsstelle des Amtes für soziale Leis- internationale „Stars“ eher woanders, aber trotzdem ei- Holz wird der Regenwald vernichtet besser, denn der Flügelschlag eines voraussichtlich. Neu übrigens: das tungen im Bürgeramt. Die ist seit dem nige internationale Läufer doch noch bei uns. Mehr aus und für Baumwolle müssen Men- Schmetterlings kann dazu führen, Dunkin (Donuts) im Bahnhof. 1. März wieder geöffnet. Osteuropa allerdings als aus Afrika. schen in Dritte-Welt-Ländern für ei- dass in China ein Sack Reis umfällt.
6 sensor 04/19 sensor 04/19 7 Neues Rheinufer Mainz meets Wiesbaden Plädoyer für einen Star Bleibt das Mainzer Rhein- ufer ein Flickenteppich? Gern genutzte Treppenlandschaft zum Ufer hin Text Minas Fotos Stephan Dinges Pittoreske Spiege- lung - Wasser auch Ein Fluss und viele Fragen – der große europäische Rhein, der auf der Promenade längste Flusslauf innerhalb Deutschlands, mit einem Einzugs- gebiet aus neun Staaten: Mainz hat ihn direkt vor der Tür, im Vorgarten sozusagen, 500 Meter breit. Was haben wir daraus gemacht? Wie wird dieses geografische Kleinod genutzt? Und wie sieht die Zukunft des Rheinufers aus? Blick zurück Ein Blick zurück auf ein großartiges Projekt: Stadtbaumeister Eduard Kreyßig plante und baute im 19. Jahrhundert 23 Rhein- tore an der Uferzeile. Die hatten auch eine Funktion, nämlich die Kontrolle des Waren- und Personenverkehrs. Eine Wehrmauer verband alle miteinander. Nachts waren sie geschlossen. Davor verlief eine schnurgerade baumbestandene Promenade und da- vor wiederum gab es Treppen und Rampen zum Rhein hinunter, die der Anlandung von Schiffen dienten. Später kamen die mit Pontons umrahmten Badeanstalten und die berühmten „Wäschbrüggelscher“ dazu. Man stelle sich also eine lebhafte und buntgemischte Szenerie vor: Mainzer Bürger beim Promenieren, am Ufer große und kleine Kähne beim Aus- und Einladen, Kindergeschrei, Waschweiber-Gezänk, Geschäft und Schiffsanleger sollen ausgeweitet werden Freizeit. Das alles und die scheinbare Idylle sind vorbei. Was blieb, ist das natürlich bewirtschaftet. Reste der Schranken und Zufahrten sind Wasser und ein Ufer, das im letzten Krieg zahlreiche Wunden da- noch zu sehen. Der Bau des unterirdischen Parkhauses „Rheinufer“ vontrug (acht von ehemals 23 Toren stehen noch) und zweitens vor einigen Jahren war ein erster zum Objekt unzähliger Neuplanungen wurde. „Alles ist kaputt, wichtiger Schritt zum autofreien jetzt machen wir was ganz Neues“, war damals die Devise. Die Ufer. Oberirdisch ungeklärt ist nach verschiedenen Ideen kann man nachlesen und wird sich bekreu- wie vor die Einfahrt zu dieser Bra- zigen, aus Dank dafür, dass manches nie Realität geworden ist. che. Die Poller am Kaisertor sind wie von Geisterhand verschwunden Die beste Veranstaltung zur Stadtplanung, die Mainz je erlebt und wenn z. B. abends während der hat, war aber – so sagt der Landschaftsarchitekt Klaus Bierbaum Fastnacht die (Anwohner)Parkplät- – das RheinUfer-Forum 1998/99. Die damaligen Empfehlungen ze rund um das Schloss belegt sind, einer Expertenkommission (ausführlich dokumentiert auf der fährt schon mancher Narr auf gut Website der Stadt Mainz), gelten laut Stadtratsbeschluss nach Glück sein Gefährt auf die holperi- wie vor als Leitlinie, werden aber eher wie Empfehlungen be- ge Uferzone, der man nicht ansieht, handelt: Einiges wurde realisiert, manches hat sich erledigt, was hier jemals passieren soll. und heute, 20 Jahre später, fällt es immer noch schwer, einen Derzeit wird die Kaimauer saniert Architekt Klaus Bierbaum vermisst eine Gesamtkonzeption gemeinsamen Nenner in der Gestaltung der Uferlinie zwischen und danach soll etwas passieren, ((( Holprige Brachlandschaft Zoll- und Winterhafen zu finden. heißt es städtischerseits. Aber bis- mitten am Rheinufer ))) lang wechseln sich nach wie vor alle Arten von Kirmes (Rhein- Vom Kaiser- zum Brückentor Frühling, Johannisnacht, Bierbörse, Sommerlichter und wie sie alle Vorbei sind zum Glück die Zeiten, als das größte Teilstück des Ufers heißen) mit den Zeiten als Abstellplatz für Wohn- und Klowagen zwischen Kaisertor und Hilton-Hotel ein riesiger Parkplatz war – und langen Wochen ewiger Leere ab.
8 sensor 04/19 sensor 04/19 9 Neues Rheinufer Neues Rheinufer Ohne Schuldzuweisungen zu verteilen, dafür ist die Situation zu verworren, scheint es erhebliche „Kommunikationsdefizite“ ge- geben zu haben zwischen der Stadt, der Zollhafen GmbH, der Wasser- und Schifffahrtsdirektion sowie den Bauherren, Maklern und schließlich den Käufern und Mietern der neuen schicken Wohnungen am Zollhafen. Sonst hätten die seit langem geplan- ten Anlegestellen für Frachtschiffe direkt vor den hochpreisigen Uferwohnungen nicht plötzlich eine Katastrophennachricht wie ein Tsunami ausgelöst. Auch die altehrwürdige Taunusstraße rührt sich bei diesem The- ma und befürchtet Abgase der Dieselmotoren. Das erinnert an die damalige Initiative gegen sommerlich grillende Picknick-Grup- pen, die asthmatische Bewohner mit offenem Schlafzimmerfens- ter zur Straße angeblich gesundheitlich beeinträchtigten. Damals Schiffstouren und Beach-Volleyball am Kommerz-Strand Überhaupt die Messen und Feste, auf die Mainz so stolz ist: Selten mal sind Vergnügungswagen und Weinstände so aufgebaut, dass der Blick über den Rhein schweifen kann. Offenbar kein Thema für die Standverteiler, die nur die Miete kassieren. Dabei ist dies die einzige größere innerstädtische Fläche, in der überhaupt etwas Jahrmarkt- ähnliches stattfinden kann. Aber der Rhein scheint allen egal zu sein. Nur das Riesenrad gestattet mal einen Blick von oben – eine Übersicht, die man manchem Stadtplaner wünschen möchte. Dabei würde jedem schnell klar werden, dass eine parkähnliche Gestaltung als kuschelige Naherholungszone und gleichzeitig die Vorhaltung eines Aufmarschplatzes für Karussells, Autoscooter und Tausende von Kirmesbesuchern sich ausschließen. Das eine verlangt nach Be- grünung, Wegen und Ruheplätzen, das andere nach einer tragfä- higen gepflasterten Freifläche – und breiten Zufahrten. Zu diesem Sitzen und Schauen auf beschmierten Groß-Kübeln Historisches Wahrzeichen: Nah am Wasser gebaut: Zollhafen- Dilemma hat es bisher keine klare Entscheidung gegeben. Die Rheintore wurden saniert Filetstück neben Gammel-Parkplatz Der Bedarf an schönen Plätzen unter freiem Himmel wächst mit gewonnen. Außerdem müssten struppige Büsche zurückgeschnit- ging Ortsvorsteher Walter-Bornmann nächstens auf Pirsch von Hädler ist erleichtert, dass das Mittelstück des Kaisertors, bekrönt der zunehmenden baulichen Verdichtung der Städte und die Frei- ten oder entfernt werden und ganz generell wünscht er sich mehr Grüppchen zu Grüppchen, um sie zur Ordnung und zum Löschen mit dem (noch erhaltenen) preußischen Adler, nicht wiederauf- zeitnutzung des Rheinufers hat in den letzten Jahrzehnten deut- Sensibilität bei der Bepflanzung und Möblierung (Bänke, Laternen, des Feuers zu bewegen. Schließlich wurden Grillzonen eingerich- gebaut werden kann, weil sonst die Zufahrt zur Uferebene für lich zugenommen. Beim ersten Sonnenstrahl tummelt sich Alt und Papierkörbe) – aus Respekt vor den Werken. „Ein regelmäßiges Mo- tet – teilweise an den unattraktivsten Stellen. Die geniale, weil LKWs und die Feuerwehr unmöglich würde. „Nicht alles, was Jung am Fluss, ob zum Joggen oder Walken, Fahrradfahren, Gas- nitoring muss her. Es geht eigentlich nur um Pflege und Reparatur sehr attraktive Holztreppe vor dem Hyatt wird aus drei Gründen man machen kann, muss man auch machen.“ Das Kaisertor hat sigehen, Picknicken, Grillen, Möwenfüttern und das ist mit wenig Geld möglich.“ Im Übrigen mangele es der von der Jugend genutzt (offiziell sogar „übergenutzt“): weil sie im Übrigen auch noch eine andere, jüngere Historie: Hier war oder einfach nur Abhängen. Die nötige Inf- Stadt an wirklich bedeutenden Kunstwerken auf ihren öffentlichen bequem ist, weil sie einen Blick auf den Rhein öffnet und weil nach dem Krieg ein Checkpoint einer Notbrücke, die die zwei Be- rastruktur (Toiletten, Gastronomie, wirklich Plätzen und Wegen. Der „völligen Banalisierung des Stadtraums“ sie ein bisschen „off limits“ ist. So einen Platz soll es nach der satzungszonen miteinander verband. Das heutige Sammelsurium ansprechende Sitzplätze und nicht zuletzt gelte es entschieden entgegenzutreten und seiner Gestaltung mehr Planung auch an der Südmole des Zollhafens geben. Die Konflik- vor dem Tor mit Parkplätzen, Toilettenanlage und Kiosk scheint Papierkörbe) ist bisher spärlich. Die letzte Ambition und Anstrengung zu widmen. te mit den Anwohnern scheinen dort vorprogrammiert und die für Hädler etwas an die damalige Situation zu erinnern. planerische Großtat war die Errichtung ei- Für Wedekind ist die mäandernde Wegführung durch den Skulptu- nächste BI steht in den Startlöchern. Auf gemütlichen Plätzen ner öffentlichen Toilette am Fischtor und die renpark mit den sich immer wieder öffnenden kleinen Plätzen ein lassen sich eben nicht nur Rentner nieder. Und jetzt? schwarze ausfransende Asphaltierung eines ideales Konzept für ein Freiluftmuseum. Die Experten im Rheinu- Was wollen wir denn eigentlich? Ein Postkartenmotiv für die Mittelstreifens der Promenade. ferforum sahen das anders. Auch Landschaftsarchitekt Klaus Bier- Zurück ins 19. Jahrhundert? andere Rheinseite? Eine Party- und Festmeile? Eine Naherho- baum plädiert für die Wiederherstellung einer geraden Uferprome- Muss man alles Alte wiederherstellen bzw. nachahmen oder bau- lungszone für Mainzer Bürger? Einen repräsentativen Eingang Die Kunst am Rhein nade im Sinne Kreyßigs, was einen Umzug der Kunstwerke zur en wir neu aus unserer Zeit heraus? An dieser Frage entzünden zur Stadt, auch für die Gäste der Hotelschiffe? Ein wiedererkenn- Ein Sprung zu einem anderen ganz speziel- Folge hätte. Dazu müsste da und dort eine Abtreppung oder Ab- sich die Diskussionen zwischen Denkmalpflegern, Stadtplanern, bares Wahrzeichen? Kommerziell vermarktbare Grundstücke als len Thema: In den 60ern wurde das Gelände schrägung des Ufers kommen, damit man es auch wirklich sieht Politikern und Bürgern. Einig sind sich alle darin, dass die getak- städtische Einnahmequelle? Ein architektonisches Juwel? Oder vor der Uferstraße im Lauterenviertel umge- und sich am Wasser fühlt. Das alte Begrünungskonzept hat für ihn tete Linie der alten Rheintore ein unschätzbares Kapital aus Krey- alles auf einmal? staltet, 1969 die erste Plastik der „Rheinufer- am Ufer nichts zu suchen, es sei „introvertiert“, also nach innen ßigs Erbe darstellt und in ihrer Einzigartigkeit zum Wahrzeichen Wie auch immer man diese Fragen beantworten will: Einig sind Kunsthistoriker Prof. Dr. Gregor Galerie“ aufgestellt: Philipp Harths „Tiger“ statt zum Fluss hin orientiert. Für ihn muss der Rhein der Star taugt. Aber der Teufel steckt im Detail. sich die Fachleute über die Konzeptionslosigkeit der Einzelmaß- Wedekind bemängelt Zustand von 1936 (!), oft besprüht, oft beschädigt, bleiben. Emil Hädler, emeritierter Architekturprofessor der Hochschule nahmen, die weder Generalplanungen wie die Ergebnisse des des Skulpturen-Parks aber nach wie vor Wegzeichen dieses Ufer- Mainz und Spezialist für die Rekonstruktion und Umnutzung his- RheinUfer-Forums noch die Vorgabe der historischen Konzepte abschnitts. Seitdem versammeln sich Skulpturen unterschiedlichster Wohnen am Wasser torischer Bauten, hat in Studentenprojekten und mit moderner von Kreyßig berücksichtigen. Es fehlt offenbar am Willen zur ge- Qualität auf diesem Streifen, meistens mit biografischem Bezug der Der Rhein ist Hauptschlagader des umweltverträglichen Güterver- Vermessungstechnik 3D-Konstruktionszeichnungen der Tore an- meinsamen Aktion und Vision. Bau- und Kulturdezernat, Grün- Künstler zur Stadt. Rheinabwärts stellt man sich eine Fortsetzung kehrs, mit allem, was dazugehört. Der wichtige historische Hafen gefertigt. Auf dieser Grundlage können Steinmetzbetriebe die feh- dezernat, Denkmalpflege, Stadtplanungsamt, Parteien und auch der künstlerischen Ausstattung bis zum Zollhafen vor. Mainz darf sich nicht wie eine verkehrsberuhigte Zone aus dem lenden Quader originalgetreu nachbilden. Dabei stellte man fest, der Oberbürgermeister sind aufgerufen, einen neuen Prozess der Professor Gregor Wedekind vom kunstgeschichtlichen Institut der kommerziellen Schiffsverkehr ausklinken. Und wer am Rhein woh- dass die Tore in ihren zahlreichen Varianten auf einem Baukas- Ideenfindung und öffentlichen Diskussion einzuleiten. Wir brau- Universität und Mitglied des städtischen Kunstbeirats fordert seit nen will, hat nicht nur Schwäne, sondern auch Frachtschiffe vor tenprinzip mit gleichen Grundelementen beruhten. Mehrere Tore chen ein Rheinufer, das Mainz unverwechselbar macht. geraumer Zeit (sensor berichtete im März 2012) die Aufwertung die- Nase und Balkon. Eine vor Kurzem dazu aufgekommene Diskussi- sind inzwischen restauriert und erstrahlen in neuem Glanz, dank ses Uferabschnittes. Allein durch eine Pflege der Rasenflächen, die on, die weitere Schiffsanleger am Neustadt-Ufer vorsieht, brodelt des Mainzer Denkmal-Netzwerks und großer privater Spenden. für die Präsentation der Werke als „Tablett“ dienen, sei schon viel dazu vor sich hin.
10 sensor 04/19 sensor 04/19 11 Stadtgespräch Stadt-Schulden gehen (zart) runter Ali B. gesteht Tötung von Susanna vor Gericht Streit um Flächen am Europakreisel Über eine Milliarde Schulden hat Mainz seit etlichen Jahren. Der letz- te Haushalt schloss trotzdem positiv ab - es wurden weniger Schulden gemacht. OB Ebling sprach von ei- ner Trendwende und sich dafür aus, den Städten alte Schulden doch endlich auch mal zu erlassen. Schön wärs. Bei Größenverhältnissen, dass Foto: Boris Roessler Foto: Sascha Kopp der städtische Haushalt um die 700 Mio. Euro beträgt, wäre das vermut- lich gar nicht mal so enorm. 2009 gab es mit 86,1 Mio. Euro noch ein Rekordminus. Die aktuel- len Zahlen für 2018 weisen laut Fi- nanzdezernent Günter Beck ein Plus von 4,6 Mio. Euro aus. Nicht ganz Was geht? tet sogar Nachbar Mainz 05 bei. Bei unerheblich trägt dazu der Kommu- Bürgermeister und Sportdezernent Das Neueste aus der Stadtpolitik Günter Beck sind die Botschaften je- nale Entschuldungsfond (KEF) des Landes bei. Beck wolle „den folgen- denfalls angekommen. den Generationen einen positiven Haushalt hinterlassen“. Mit dem KEF Mordprozess Susanna: Ali B. gesteht verpflichtete sich die Stadt 2012, für Der Mordprozess im Fall Susanna hat 15 Jahre einen jährlichen Konsoli- am 12. März vor dem Wiesbadener dierungsbeitrag von 10,6 Mio. Euro Landgericht begonnen. Am 22. Mai zu erwirtschaften. Im Gegenzug er- 2018 wurde die Mainzer Schülerin hält Mainz bis 2026 jährlich 21,2 (14) als vermisst gemeldet. Sie war Mio. Euro als Zuweisung des Lan- mit Freunden in Wiesbaden unter- des. „Wir haben jetzt wieder mehr wegs und abends nicht nach Hau- Handlungsspielraum“, sagt Ebling. se zurückgekehrt. Am 6. Juni 2018 So kommt es zu den zahlreichen entdeckten Ermittler eine weibliche Infrastrukturprojekten in der Stadt. Leiche in Wiesbaden-Erbenheim, Su- Auch die Sanierung des Rathauses, sanna. die mit rund 65 Mio. Euro ange- Der 22-jährige Iraker Ali B. hat nun setzt ist und im kommenden Jahr vor Gericht die Tötung gestanden. beginnen soll, sei „durchfinanziert“. Er hatte sich Anfang Juni mit sei- Trotz dieses Projektes rechnet Beck ner Familie in den Irak abgesetzt. für 2020 auch mit einem positiven oxid pro Kilometer ausstoßen, sollen halle für Mainz (schlappe 20 Mio.) Dort wurde er von Sicherheitskräften Haushaltsergebnis. weiterhin fahren dürfen. ist in der Diskussion. Die wäre dort festgenommen und in Begleitung der Wenn es dabei bleibt, ist das Diesel- ganz fantastisch, meint vor allem Bundespolizei zurück nach Deutsch- Diesel-Verbot doch nicht? Fahrverbot für Mainz aller Wahr- der Stadtsportverband. Und wenn land gebracht. Wie es aussieht, könnte das Diesel- scheinlichkeit nach vom Tisch. OB man schonmal dabei ist, sieht das Ali B. sitzt seit Anfang Juni 2018 Fahrverbot abgewendet sein. Der Ebling sagte im Gespräch mit der Schulamt dort ebenso gut eine neue in Untersuchungshaft. Er habe die zulässige Grenzwert wurde vor AZ, die Stadt werde auch ohne Die- Integrierte Gesamtschule (IGS). 14-Jährige im Sitzen erwürgt, wisse Kurzem hoch gesetzt: Fahrverbote sel-Fahrverbot in ihren Anstrengun- Auch die soll bald nah des so ge- aber nicht, wie dies habe gesche- sollen künftig erst ab einer Belas- gen zur Verbesserung der Luftquali- nannten „Hochschulerweiterungs- hen können. Die ihm ebenfalls vor- tung von 50 Mikrogramm Stickoxid tät nicht nachlassen. geländes“ entstehen. geworfene Vergewaltigung stritt er (NO2) pro Kubikmeter Luft als ver- Kritik kommt von der Oppositi- Hochschul-Präsident Prof. Gerhard weiterhin ab. Vor der Tat habe er hältnismäßig gelten und nicht mehr on und der Deutschen Umwelthilfe Muth findet das nicht witzig. Nie- einvernehmlichen Sex mit Susanna schon ab 40. Eine entsprechende (DUH). Auch die ÖDP betont, es gebe mand habe mit ihm das Gespräch gehabt. Ali B. sagte weiter, er habe Änderung des Bundesemmissions- beim Thema saubere Luft noch keine gesucht, weder der Sportbund, noch das Mädchen drei Monate vor der Tat schutzgesetzes hat der Bundestag Entwarnung. Zudem kam vor Kur- der Schuldezernent, erklärt er in der über einen gemeinsamen Bekannten verabschiedet. zem eine Studie (aus Mainz) heraus, Allgemeinen Zeitung: „Und selbst kennen gelernt. Sie hätten öfter Zeit Die Gesetzesänderung sieht außer- die offenbarte: Das größere Problem wenn bei uns der zweite Bauab- miteinander verbracht, Musik gehört dem vor, dass Autos der Abgasnorm seien nicht Stickoxide sondern Fein- schnitt fertig ist, wird es eng“, sagt oder seien Hand in Hand spazieren Euro 6 und verschiedene nachge- staub – und gesundheitliche Folgen Muth. Deshalb müsse seiner Mei- gegangen. Er habe nicht gewusst, rüstete Fahrzeuge künftig von den hier schlimmer als angenommen. nung nach 2023 schon der dritte wie alt sie sei. Diesel-Fahrverboten ausgenommen Bauabschnitt vorbereitet sein. Ali B. ist noch in einem weiteren sind. Das betrifft unter anderem Streit um Flächen am Europakreisel Das bekannte Mainzer Problem: Vergewaltigungs-Prozess ange- nachgerüstete Busse, schwere Fahr- Hinten am Fußballstadion liegt die (Kein) Platz! Ob es möglich sei, auf klagt. In diesem Fall geht es um die zeuge von Müllabfuhr, Feuerwehr Hochschule und wartet auf den Bau dem Gelände die Interessen aller mehrfache Vergewaltigung und den und privaten Entsorgern sowie ihres neuen Gebäudes (Bauabschnitt Beteiligten zu verwirklichen, könne schweren sexuellen Missbrauch einer Handwerker- und Lieferfahrzeuge. 2). Dafür benötigt sie Fläche, die sie Muth nicht einschätzen. Wenn man Elfjährigen. In beiden Prozessen sind Auch ältere Diesel, die nach Ver- bereits versprochen bekommen hat. sich jedoch einig werden würde, Termine bis Mai angesetzt. Die Ver- besserungen der Abgasreinigung Doch nun wollen auch andere noch wäre das für die Stadt und das Areal handlung um Susannas Tod könnte weniger als 270 Milligramm Stick- ran an den Speck: Eine Großsport- ein großer Zugewinn. Dem pflich- allerdings deutlich länger dauern.
12 sensor 04/19 sensor 04/19 13 Wahlen Wahlen fen weiter gestärkt werden. Die Wirt- ÖDP – Ökologisch in wanderungspolitik ist nach wie vor schaft wollen die Freien Demokraten Opposition ihr Hauptanliegen. Aber auch mehr durch gezieltes Networking stärken, Zwei Sitze belegt die direkte Demokratie, Föderalismus, besonders in der Medien- und der ÖDP seit 2014 im Piraten – in den Stadtrat, jo-ho Familie und die gelebte Tradition der Chemiebranche. Die Schulen sollen Stadtrat, nur noch halb so viele wie in Der 18-jährige Maurice Conrad en- deutschen Kultur. weiter saniert und im IT-Bereich bes- der vorherigen Legislaturperiode. Mit gagiert sich für ein freies Internet ser ausgestattet werden. Auch bei der Spitzenkandidat Dr. Claudius Moseler, und gehört zu den Mainzer Organi- Volt – für ein Verkehrswende soll die Digitalisie- Marienborner Ortsvorsteher, prescht satoren der Fridays for Future-De- geeintes Europa rung helfen: ein modernes Verkehrs- sie im Stadtrat vor allem mit Umwelt- monstrationen. Gemeinsam mit Volt Europa ist management mit intelligenter Ver- themen vor. Aufgabe der ÖDP sei es Britta Werner und Bodo Noeske eine pro-europäi- kehrsführung und integrierten Mobi- dabei, weiterhin „eine kritisch-konst- steht er an der Spitze der offenen sche Bürgerbewegung und pan-euro- litätskonzepten ist gefordert. ruktive Opposition im Stadtrat zu Liste der Piratenpartei zur Stadtrats- päische Kleinpartei. In 30 Ländern ist Realisiert werden könne das etwa bleiben“. In den Ortsbeiräten zeige wahl. Ziel der PIRATEN ist es, das Volt bereits aktiv und hat in 12 Län- durch Car- oder Bike-Sharing. Die man aber auch Bereitschaft dazu, Ergebnis der letzten Stadtratswahl dern den Status einer Partei. In Mainz FDP spricht sich gegen ein Diesel- „Verantwortung zu übernehmen“, so von 1,8 Prozent zu steigern, um im beteiligt sich Volt das erste Mal bei Verbot aus, will den Radverkehr stär- Moseler. Stadtrat eine eigene Fraktion bilden einer Kommunalwahl. Die Partei for- ken und die Entwicklung umwelt- zu können. Inhaltlich verfolgen sie dert eine Reform der EU mit einer fö- freundlicher Antriebssysteme bei eine Politik auf Augenhöhe, „weltof- deralen Struktur, so dass die Bürger Bussen vorantreiben. Für das Guten- fen und zukunftsbejahend“, so Con- im Zentrum aller Entscheidungen berg-Museum müsse ein „realisti- rad. Eine weitgehend autofreie In- stehen. Spitzenkandidat für den sches Erweiterungskonzept“ erarbei- Freie Wähler – auf Kuschelkurs mit nenstadt, die von allen problemlos Stadtrat ist der Soziologe Tim Schar- tet werden. den Bürgern zu Fuß, mit dem Fahrrad sowie ei- mann. Der 31-Jährige ist derzeit in Hier tritt keine Partei, sondern ein nem fahrscheinfreien ÖPNV erreich- der E-Commerce-Branche tätig: „Wir Wählerverein an, der sich für Bürger- bar ist, der wissenschaftlich beglei- wollen bei Themen wie Mobilität, Was Ihr Wollt Schlange stehen zum Regiertwerden beteiligung und Transparenz einsetzt. tete Modellversuch eines Cannabis Kinderbetreuung und Wohnungs- Die Linke – mehr Gerechtigkeit, Als Partner der Bürgerinitiativen wie Social Clubs und das Eintreten für markt schauen, welche Maßnahmen weniger Profitgier der zu Fluglärm, Bibelturm und der ein kommunales Wahlrecht auch für in anderen europäischen Städten gut Den Linken, aktuell mit drei Sitzen im Ludwigsstraße versuchen die Freien Nicht-EU-Staatsbürger sind einige funktionieren. Als junge Partei haben Stadtrat vertreten, brennt das Thema Wähler, sich möglichst an den Belan- der Kampagnenschwerpunkte. wir viele Ideen und keine fertigen Wohnraum unter den Nägeln. Sie kri- gen der Bürger zu orientieren und zu- Konzepte.“ Vier Themenschwerpunk- Am 26. Mai wird gewählt. Eine kleine tisieren steigende Mieten, Luxusbe- zuhören. Die Klimaziele wollen sie AfD – die te hat die Mainzer Volt-Gruppe bis- Orientierungshilfe zu Themen, bauung und den Mangel an sozialem unter anderem durch begrünte Fassa- Besorgten her ausgemacht: eine autofreie Neu- Wohnungsbau, besonders im Innen- den, gut geplante Luftschneisen und Die Rechtspopu- stadt, einen Ausbau der Kinderbe- Kandidaten und Parteien stadtbereich. Immer mehr Mainzer mehr Bäume erreichen, allerdings listen sind aktuell treuung, bezahlbarer Wohnraum und werden von privaten Immobilienfir- ohne die Ästhetik des Stadtbildes au- nicht mehr im Stadtrat vertreten, Bürgerbeteiligung. men verdrängt, beklagt auch Tupac ßer Acht zu lassen. Beim Thema Woh- nachdem sowohl Heinz-Werner 13 Stimmen für den Ortsbeirat, eine Solar-Satzung gehört beispielsweise benbereiche von Ordnungsamt und pelkoalition des Stillstands“ und for- Orellana (Listenplatz eins). Er wolle nungsbau fordert der Hechtsheimer Stumpf als auch Prof. Jürgen von David Gutsche, Ida Schelenz für den Ortsvorsteher und 60 Stim- dazu, laut der jedes neu errichtete Ge- Verkehrsüberwachung bündeln und dert unter anderem eine Auflockerung sich für Teilhabe aller am kulturellen, Kandidat Gerhard Wenderoth eine Stuhr aus der Partei ausgetreten men für den Stadtrat. So viele Kreuze bäude sowie große Parkplätze mit So- so für mehr Effizienz bei der städti- des Zentrenkonzepts und mehr Bäume politischen und sozialen Leben stark Grundstückspolitik, „die den Bürgern sind. Für die kommende Kommunal- mindestens können alle wahlberech- laranlagen ausgestattet werden sollen. schen Ordnungshütung sorgen. Au- in der Innenstadt. Im kulturellen Be- machen. Weitere Anliegen sind faire diene und nicht den Investoren“. Beim wahl tritt Lothar Mehlhose als Spit- tigten Mainzer im Mai verteilen. Außerdem will man ein größeres ßerdem soll das Schloss einen reich sei man bestrebt, Mainz als eu- Löhne, die Bekämpfung von Armut Verkehr steht neben dem Bus- und zenkandidat an. Die Landes-AfD Spannend wird es dieses Mal. Wird Fernwärmenetz und eine verbesserte Schlossgarten erhalten. Stadtratsmit- ropäische Kulturhauptstadt 2025 vor- und die Unterstützung von antirassis- Straßenbahnticket für einen Euro pro hatte verkündet, ein breiteres Wahl- die alteingesessene SPD weiter Stim- Wind(energie)nutzung. Glyphosat soll glied Andreas Behringer kandidiert zuschlagen und das römische Bühn- tischen Initiativen. Arbeitslosigkeit Tag auch die Idee einer Seilbahn nach programm und mehr Themen einzu- men verlieren? Was macht die AfD teilweise verboten werden. 7.500 neue als Ortsvorsteher der Altstadt, für den entheater wieder bespielbar zu wolle man an der Wurzel bekämpfen. Wiesbaden weiterhin im Raum. bringen als 2014. Eine striktere Ein- und wie könnte eine Koalition ausse- Wohneinheiten in den nächsten fünf Stadtrat steht die Weisenauerin Alex- machen. Spitzenkandidat ist Hanns- hen? Viel Unzufriedenheit brodelt in Jahren stehen auf dem Plan, um stei- andra Gill-Gers auf dem ersten Lis- georg Schönig, gefolgt von der Bun- der Stadt und vieles steht auf dem genden Mieten entgegenzuwirken. tenplatz, Marc Bleicher aus Finthen destagsabgeordneten Ursula Groden- Spiel. Ein kurzer Überblick. Beim Verkehr hat die Citybahn nach auf dem zweiten, dahinter Myriam Kranich und CDU-Kreisvorsitzenden Di 12.00 – 14-30 Mittagsmenü wie vor Priorität, ebenso eine verbes- Lauzi und Johannes Klomann, Orts- Sabine Flegel. Für die OB-Wahl im Leckere Weine 14.30 – 19.00 Kaffee & Kuchen KEL OSKAR Bündnis 90 / serte Infrastruktur für E-Autos und vorsteher der Neustadt. Oktober stellte man mit einem cleve- ON auch zum mitnehmen! Mi 12.00 – 14-30 Mittagsmenü Die Grünen – zu Carsharing-Angebote. Ziel: Autover- ren Schachzug kürzlich den parteilo- 14.30 – 18.00 Kaffee & Kuchen Hause ist es doch kehr in der Innenstadt reduzieren. sen Nino Haase auf (wir berichteten). Feine speisen 18.30 – 22.00 Tapas-Nacht am schönsten Nach der Wahl im Mai mehr dazu! mit wechselnder Do 12.00 – 14-30 Mittagsmenü Die Grünen haben den Begriff „Zu- SPD – von Tür zu Tür CDU – verbrückte Pläne saisonaler karte 14.30 – 18.00 Kaffee & Kuchen 18.30 – 22.00 Tapas-Nacht hause“ gewählt, um in den rheinland- So nah wie möglich am Ohne Brücke, ohne uns. Dass die ge- pfälzischen Kommunen auf Stim- Bürger? Das heißt für die plante Citybahn nur umgesetzt wer- Leckeres FrUhSTUCK AM Fr 12.00 – 14-30 Mittagsmenü TS W menfang zu gehen. Dazu gehört dann Genossen auch, 250.000 rheinland- den kann, wenn als Ausgleich eine 14.30 – 18.00 Kaffee & Kuchen EI N WOCHENDENE N BA E EV 18.30 – 22.00 3-Gänge Dinner Menü auch eine Menge: Wohnraum, Kita- pfälzische Haustüren abzuklappern. weitere Rheinbrücke gebaut wird, FDP – alles digital R F EINKOST RHEINALLEE 26 Plätze, Umweltschutz, Verkehr… Die So wurde es zumindest von der Lan- steht für die Christdemokraten fest. David Dietz ist Spitzenkandidat der 55118 MAINZ catering Sa 18.30 – 22.00 3-Gänge Dinner Menü Mainzer Grünen legen plötzlich gro- des-SPD in den kommunalpolitischen Sie machen sich gegen ein Diesel- Mainzer FDP, die sich die Digitalisie- rheinallee 32 ßen Wert darauf, sich sogar von ih- Leitlinien für den Wahlkampf festge- Fahrverbot und für die Autofahrer rung auf die Fahne geschrieben hat. 55118 Mainz Neustadt Tel.: 06131 464 0255 events und weinproben rem Koalitionspartner SPD abzugren- schrieben. In Mainz gehen die Sozen stark, wollen etwa die Rheinhessen- Neben dem Ausbau der Glasfaser- und zen. Sylvia Köbler-Gross führt die neben den üblichen Forderungen straße vierspurig ausbauen und mehr Breitbandinfrastruktur fordert die FDP Mo.- Fr.: Ab 17:30 UHR Sa.- So.: Ab 10:00 UHr grüne Liste auf dem ersten Platz an, nach bezahlbarem Wohnraum und der Parkplätze in der Stadt zur Verfügung einen digitalen Bürgerassistenten, der Mail: info@onkeloskar.de Altstadt-Ortsvorsteher Brian Huck Verkehrswende auch mit neuen The- stellen. Gleichzeitig wird ein kosten- individuelle Erinnerungen senden Web: www.onkeloskar.de steht auf Platz vier. Die Partei geht men in den Wahlkampf: Die Altstadt- loses Schülerticket für den ÖPNV dis- soll, wenn beispielsweise der Perso- onkeloskar_weinbar mit klarer Kante und umfangreichen SPD setzt sich für die Gründung einer kutiert. Als stärkste Opposition im nalausweis abläuft. Außerdem soll der Onkel Oskar im Traubenglück Forderungen in den Wahlkampf. Eine Stadtpolizei ein. Man will die Aufga- Stadtrat kritisiert die CDU die „Am- „Gutenberg Digital Hub“ am Zollha- EO-MAINZ.DE EO.RESTAURANT.MAINZ
14 sensor 04/19 sensor 04/19 15 Konzerte VVK: LUUPS MAINZ Sommer der Stars SCIENCE-SLAM.COM Diesen Sommer könnte man auch mal hier bleiben LUUPS SHOP WELTVERBESSERER Denn es kommen so einige Stars und SCIENCE SLAM Sternchen nach Mainz und Umge- bung. Den einen oder anderen Ter- Geschenke • Getränke • schöne Sachen • min am besten jetzt schon einmal MACHER & DENKER Schmuck • Alkohol • Postkarten • vormerken: Gutscheinbücher • Events Im Schlachthof: 5. Juni Interpol Johannes Oerding & Band Leibnizstraße 22 17. Juni Rob Zombie am 4. August in Wiesbaden Ecke Frauenlobstraße 19. Juli Bon Iver 55118 Mainz SHOP & OFFICE 6197950 ÖFFNUNGSZEITEN Mo 14-19 Uhr Di-Sa 11-19 Uhr 17.04.2019 HALLE 45, 20 Uhr liebedeinestadt.net LUUPS MAINZ In knackigen zehn Minuten präsentieren Macher aus Social luups _ mz Start-ups und Denker aus der Wissenschaft unterhaltsam, verständlich und unzensiert wie ihre Arbeit dazu beiträgt, die Welt ein bisschen besser zu machen. Nils Landgren Funk Unit am 3. August in Wiesbaden Fettes Brot auf dem Da Capo Alzey Fest am 3. August © Faire Welten, Mainz, Gestaltung: Anja Klesius, www.pure-design.de // Bild: © Marina Zlochin - Fotolia.com Programm Sir Elton John am 1. Juni in Wiesbaden > Drei Tage Hallen-Rallye und Bühnen- programm mit Kochshow, Modenschau, Theater und mehr > Vielfältige Workshopangebote, Vorträge und Bildungsprogramme für Schulen 30. Mai: Grossstadtgeflüster im Schlachthof Wiesbaden > Auftakt am 02. April 2019, 18 Uhr im Landesmuseum Mainz Fairer Handel und nachhaltiger Konsum www.fairewe lten.de 7.-10. Summer in the City Mainz: Juni k.com/ Spezialmesse auf der www.Faceboo 2. Juni Rea Garvey Fairewelten 6. Juli Midnight Oil Rheinland-Pfalz Ausstellung in Mainz 7. Juli Bob Dylan 9. Juli Foreigner 06. – 08. April 2019 13 Juli Beirut 13. Juli Beth Hart Faire Welten Kooperationspartner: 14. Juli Tears for Fears Mit Mitteln des Messe Mainz-Hechtsheim Halle 20, Faire Welten Entwicklungspolitisches Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz Öffnungszeiten: 10 – 18 Uhr Käptn Peng und die Tentakel von Delphi beim KUZ-Hinterhof Open Air am 3. August
16 sensor 04/19 sensor 04/19 17 Mainzer Brauer Mainzer Brauer freigelegt haben. Eine riesige Ansammlung leerer das alkoholhaltige Lieblingsgetränk der Deutschen grüner Flaschen erinnert an die Sektkellerei, die wieder in die Innenstadt zurückholen. Zwar gibt es hier einst ihren Sitz hatte. auch Selbstgebrautes im Eisgrub und Aktien-Bier Gleichzeitig wollte man dem neuen Saal einen ei- im Proviantamt, doch sind die anderen beiden mitt- genen Stempel aufdrücken, was dem Duo mit ei- lerweile in etwas höheren Dimensionen unterwegs. ner großen Tafel in der Mitte des Raumes oder Wem der Verzehr eines kühlen Bieres im Angesicht kleinen Details wie hübsch verkupferten Lampen der Produktionsstätte als Erlebnis hingegen nicht gelungen ist. „Altes zu bewahren, aber auch in reicht, der kann in beiden Brauereien Führungen unsere Zeit zu übersetzen und ein bisschen neu zu belegen sowie an speziellen Veranstaltungen teil- interpretieren“ sei ein Motto, welches sich in den nehmen, die das Bier und seine Produktion noch letzten Jahren für Eulchen, nicht zuletzt bei den genauer beleuchten. Doch auch ohne derartige Bieren, bewährt hat. Events wird es so schnell nicht langweilig. An den Insgesamt zwölf Zapfhähne stehen bereit, was be- Kupferbergterrassen wird an einem kleinen Kultur- deutet, dass sich das Eulchen-Sortiment weiter programm geschraubt, welches den Raum noch ausweitet. Saisonale Biere wie ein Frühlingsbock besser in Szene setzen soll. sollen ebenso angeboten werden wie Spezialan- Bei KKR freut sich Wendelin aber vor allem auf den fertigungen und Biere, die sich vom bisherigen Sommer, in dem es hin und wieder zu BBQs im Au- Repertoire unterscheiden. Auch Kooperationen ßenbereich kommen soll, um noch mehr Besucher sowie Kreationen anderer Brauereien sollen durch in Kontakt mit den neuen Bieren zu bringen. Noch die Zapfleitungen fließen. Im Sommer ist ein Au- nie hat es geschadet, die lokale Szene abseits von ßenbereich geplant. Wie bei den Kollegen von Ku- Massenindustrie zu unterstützen. Erst recht nicht, ehn Kunz Rosen werden auch hier Snacks ange- wenn man Mainz damit zumindest wieder ein we- Mainzer Bier Schankraum mit lecker Bier bei Kuehn boten. In Kooperation mit dem benachbarten Re- nig zur Bierstadt machen kann. Kunz Rosen: Inhaber Wendelin Quadt staurant gibt es eine kleine, auf die Biere abgestimmte Karte. Till Bärwaldt Jungunternehmer Philip Vogel und Fotos: Domenic Driessen Leonidas Lazaridis (links) Bierstadt Mainz! zum Anfassen So ist es schön zu beobachten, dass die beiden Braustuben von Eulchen und Kuehn Kunz Rosen Die Eulchen Brauerei jetzt im Kupferberg Keller Eulchen öffnet eine neue Brauerei und Kuehn Kunz Rosen geht auch voran ren überregionalen Brauereien eingemietet, wird selbst lassen sich neben verchromten Tanks und dieses nun an einem geschichtsträchtigen Ort her- Abfüllmaschinen im denkmalgeschützten Gebäude gestellt: auf der Kupferbergterrasse – hier haben die von Mittwoch bis Samstag mehrere Sorten Bier ge- beiden Betreiber gut eine Million Euro für die groß- nießen. Die fast nicht vorhandene Abtrennung zwi- räumige, etwa 1000 qm umfassende Produktions- schen Schankraum und Brauerei ist dabei ganz be- stätte investiert. Mit einer 10 Hektoliter großen wusst gewählt – Bier hautnah erleben lautet die De- Brauanlage werden sie pro Jahr etwa 600.000 Fla- vise. schen verschiedener Sorten abfüllen. Der Brauerei- Auf der Karte stehen etwa zehn verschiedene Fass- Ausschank ist ab jetzt mittwochs bis samstags ab biere: die meisten von Kuehn Kunz Rosen selber, 17:30 Uhr geöffnet. Doch die neue Eulchen-Brauerei einige aber auch von anderen kleinen Brauereien. ist nicht der einzige Ort, an dem der Bierstadt Mainz Eine Speisekarte gibt es auch: Flammkuchen und Bierstadt Mainz? Kaum vorstellbar, in Zeiten von neues Leben eingehaucht wird. andere zum Bier passende Kleinigkeiten können Marktfrühstück und Jutebeuteln. Und doch war die verköstigt werden. Es ist ein liebevoll eingerichtetes Stadt in einer lange vergangenen Zeit einer der Craft Beer made in Mainz Plätzchen fernab vom Trubel der Innenstadt. Für wichtigsten Bierstandpunkte in Deutschland. Am „Mainz hat, was die Bierwelt angeht, Nachholbe- gewöhnlich entspannt in diesem Ambiente ein bunt Ende des 19. Jahrhunderts tummelten sich gleich darf“, sagt Wendelin Quadt von Kuehn Kunz Rosen gemischtes Publikum, welches Wendelin selbst nur mehrere Dutzend Brauereien in der Rheinmetropole, (KKR). Mit seinem Geschäftspartner Hans Wägner mit Mühe beschreiben kann. unter anderem die Mainzer Aktien Brauerei, die zwi- bildet er den Kopf der zweiten unabhängigen Brau- schenzeitlich als eine der größten Produktionsstät- erei. Man setzt auf regionales Bier – manche nennen Ein Bier-Imperium entsteht ten hierzulande galt. es Craft Beer. Die aufwendig gestalteten Flaschen Auch das Publikum von Eulchen ist mittlerweile Doch nach und nach verschwanden all jene Braue- stehen in dem ein oder anderen Supermarkt und gut durchmischt. Denn neben der Brauerei betrei- reien und Braustuben, in denen man ein echtes auch vielen Gastronomien. Dass die Brauerei ihren ben sie auch noch den Schlossbiergarten und die Mainzer Bier genießen konnte. Manche überlebten eigenen schicken Schankraum und immer wieder alteingesessene Kneipe „Klingelbeutel“ in der Alt- die Kriege nicht; bei der Aktien Brauerei wurde Feste vor Ort hat, darf immer noch als kleiner Ge- stadt. Doch der Schankraum in der Brauerei auf schließlich infolge einer Kooperation mit Binding in heimtipp bezeichnet werden. dem Kupferberg ist nun das Herzstück: „Es hätte den 80ern der Betrieb eingestellt. Unweit vom Winterhafen in der Weisenauer Straße ein kleiner Ausschank werden sollen. Jetzt ist es Nur wenigen sind diese Namen heute noch ein Be- 15 befindet sich ihr Reich auf dem Gelände des alten etwas größer geworden“, gibt Philip zu, kann aber griff. Dabei produzierte sogar Schöfferhofer ur- Rohrlagers. In direkter Nachbarschaft befindet sich den Stolz über den imposanten Raum nicht ver- sprünglich in der Innenstadt, erklären Philip Vogel das Künstler-Kollektiv PENG und das Mainzer Fan- hehlen. Den beiden Gründern lag es am Herzen, so und Leonidas Lazaridis. Die beiden ehemaligen haus samt Kneipe Kick‘n‘Rush. Für diese haben viel wie möglich vom historischen Charme des Mainzer Studenten brauen seit 2013 unter dem Na- Wendelin und sein Geschäftspartner seit März den Gebäudes mitzunehmen, weswegen sie im Zuge men „Eulchen“ ihr eigenes Bier. Zunächst in ande- Getränkebetrieb übernommen. Aber auch bei KKR der Bauarbeiten teils zugemauerte Teile und Tore
18 sensor 04/19 sensor 04/19 19 Rollis Portrait Wer sich in einem Salon in der Altstadt von Levent Man dürfe den Friseurberuf nicht als Arbeit anse- Das Kruzifix fand er nicht brutal, sondern faszi- die Haare frisieren lässt, muss mit klaren Ansagen hen, sondern als Berufung. Es macht ihm Spaß, nierend: „Jesus ist für die Menschen gestorben. rechnen. Aus seinen großen, etwas starrenden seinen Kunden eine gute Zeit zu schenken und et- Eine größere Liebe kann man sich nicht vorstel- Augen mustert er seine Kunden kurz, um dann was Schönes mitzugeben. len.“ Seit früher Kindheit haben ihn die Geschich- das Urteil zu fällen: „An der Farbe müssen wir ten der Bibel begleitet, später war er sogar eine was machen.“ Nicht nur, wenn er wäscht, schnei- „Das Kruzifix hat mich schon immer fasziniert“ Zeitlang im Kloster: „Für mich hat die Entschei- det und fönt, weiß er genau, was er will. Als wir Niemand kann für andere entscheiden, was sie dung, mich taufen zu lassen, etwas mit Liebe zu ihn an seinem Lieblingsort treffen, der Nothelfer- glauben sollen, findet Levent. Ob Islam oder tun. Und das möchte ich nicht mehr rechtfertigen kapelle in Gonsenheim, wird schnell müssen.“ Mit seiner Familie spricht er „Mehr Freiheit klar, dass er auch seine persönlichen kaum noch über das Thema. „Wenn Überzeugungen selbstbewusst vertritt: mein Vater über meine Religion disku- „Ich bin heute kein Suchender mehr, ich tieren möchte, sage ich immer: `Ich habe für mich den richtigen Weg gefun- glaube nicht an Allah. Ich glaube jetzt könnte ich den. Die Taufe war für mich eine große an Jesus. ` Es fällt ihm schwer, das zu Befreiung.“ verstehen und ich denke, er will es auch nicht. Aber er bleibt mein Vater.“ Zu vie- Spontanes Outing mit 18 len anderen Verwandten und früheren nicht haben“ Als Enkel türkischer Einwanderer ist Le- Freunden besteht gar kein Kontakt mehr. vent im Westerwald aufgewachsen. „Für sie bin ich in Ungnade gefallen.“ Schon mit zehn oder elf habe er gewusst, dass er schwul ist, sagt er. Mit 18 hat er „Ich heirate mit Gottes Segen“ sich vor seinen Eltern geoutet. Es war Vor sechs Jahren hat Levent seinen jet- ein Sonntag, im WDR wurde der Chris- zigen Freund kennen gelernt. Der ist in topher Street Day übertragen. Seine Levent, 39, hat türkische Wurzeln, Ostdeutschland aufgewachsen und kann Mutter kam ins Zimmer und schimpfte, ist schwul und arbeitet als Friseur. als Atheist Levents Glauben nicht ver- er werde noch schwul werden, wenn er stehen. „Ich sage ihm dann: Der Kom- Vor einem Jahr ist er zum munismus ist untergegangen, das Chris- sich das weiter ansehe. „Da habe ich ge- sagt: Mama, ich bin’s schon längst. Gu- Christentum konvertiert tentum nicht.“ Irgendwann bei einem Ei- ten Morgen!“, erinnert sich Levent la- erlikör haben die beiden entschieden, chend. „Die Zeit danach war nicht ein- dass sie heiraten wollen. Diesen Herbst fach für meine Eltern. Und auch für mich nicht. Christentum, das solle eine private Entscheidung ist es so weit. In der evangelischen Kirche in Gon- Damals ist die heile türkische Welt zusammenge- sein. Für ihn persönlich waren die Gesetze des Is- senheim erhalten sie den kirchlichen Segen. Mehr brochen.“ lam zumindest zu einengend. Seine Homosexua- Freiheit könne er sich nicht wünschen, sagt Levent Geholfen haben ihm in dieser Phase starke Frau- lität auszuleben, war ihm als Muslim unmöglich und strahlt. en, sagt Levent. Seine damalige Chefin hat ihn vorgekommen. Auch die Nahrungsgebote hatte er dazu ermutigt, zu seiner Sexualität zu stehen; zunehmend hinterfragt. „Mit 23 habe ich zum ers- Regina Roßbach auch seine Tante, und die „Mutter Gottes“. „Weil ten Mal bewusst Schweinefleisch gegessen. Ich Foto: Stephan Dinges Frauen mir so viel mentale Kraft gegeben haben, wollte wissen, wie sich die Sünde anfühlt. Aber es mache ich ihnen jetzt gerne die Haare schön.“ ist nichts passiert.“ TOP Frisuren & TOP Produkte DIE HAARPROFIS Werner Schmitt Flachsmarkt 8 55116 Mainz Tel.: 06131.225497 ((( Spirituelle Orte sind Öffnungszeiten: Levent wichtig. Neben Mo: geschlossen der Nothelferkapelle Di - Fr: 9.00 - 18.00 Uhr mag er besonders den Wir arbeiten mit den Sa: 8.30 - 14.00 Uhr Mainzer Dom ))) friseurexklusiven Profiprodukten von TRINITY haircare
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