Kahlschlag beim BR Was die Reform und Sparzwänge für Mitarbeiter und Programm bedeuten - Bayerischer Journalisten Verband
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Pressefreiheit: Tägliche Gängeleien Noch mehr Main-Post in Franken Stipendiat war schon Chefredakteur BJV hat eine Behindertenbeauftragte Ausgabe 1/2018 www.bjv.de / www.djv.de Kahlschlag beim BR Was die Reform und Sparzwänge für Mitarbeiter und Programm bedeuten
Pressestellen A bis Z im BJVreport Ab Seite 18 finden Sie die Einträge von Pressestellen aus den Bereichen Bildung/Wissenschaft (BW), Messen/Ausstellungen (MA), Finanzen (F), Versicherungen (V), Energie (E), Verkehr (VK), Unternehmen (U), Kammern (K), Verbände (VB), Soziales/Kirche (SK): A F swa Stadtwerke Augsburg AFAG Messen und Flughafen München (VK) Holding (E) Ausstellungen (MA) AOK Bayern (V) G/H T/U AUDI (U) GVB Genossenschaftsverband Thüga (E) Bayern (F) TÜV Rheinland (U) B/C Hanns-Seidel-Stiftung (BW) TUM Technische Universität Bauindustrie Bayern/ München (BW) Bayerischer I/J/K Bauindustrieverband (VB) Interhyp Gruppe (F) V Bayerische VAG Verkehrs- Landesärztekammer (K) L/M Aktiengesellschaft (VK) Bayerische LEONI (U) VdK Bayern Sozialverband (SK) Landeszahnärztekammer (K) LEW Lechwerke (E) Versicherungskammer Bayern (V) Bayerischer Gemeindetag (VB) LMU Ludwig-Maximilians- VGN Verkehrsverbund Bayerischer Jagdverband (VB) Universität München (BW) Großraum Nürnberg (VK) Bayerngas (E) N W Bayernhafen Gruppe (VK) N-ERGIE (E) wbg Nürnberg Immobilien (U) Bayernwerk (E) NÜRNBERGER BayWa (U) Versicherungsgruppe (V) bbw Bildungswerk der Bayerischen NürnbergMesse (MA) Wirtschaft (BW) Bischöfliche Aktion Adveniat (SK) O/P/R Dank auch den Sonderinserenten: BMW Group (U) OMV Deutschland (U) • AFAG Messen und Ausstellungen Preh (U) D • Akademie der Bayerischen Presse DIEHL Diehl Stiftung (U) S DRÄXLMAIER Group (U) Sparkassenverband Bayern (F) • bpb Bundeszentrale für politische Bildung StWN Städtische Werke E Nürnberg (U) • GVB Genossenschaftsverband Erdgas Schwaben (E) Süddeutscher Verband Bayern E-T-A Elektrotechnische reisender Schausteller und • Presse-Versorgung Apparate (U) Handelsleute (VB) (Versorgungswerk der Presse) Kontaktbörse „Pressestellen“ Die Rubrik „Pressestellen“ im BJVreport ist ein gern genutzter „Treffpunkt“ für Kammern, Verbände, Organisationen, Dienstleister und Unternehmen aus vielen Bereichen, die regelmäßige und fundierte Pressearbeit betreiben. Nutzen Sie diese Kontaktbörse, alle zwei Monate, ein ganzes Jahr lang für nur 1350,– EUR zzgl. MwSt. Das Medienmagazin BJVreport erscheint 6 x jährlich, jeweils zur Monatsmitte im Februar, April, Juni, August, Oktober und Dezember • Anzeigenschluss vier Wochen vorher • Mediadaten unter www.bjv.de • Planung/Abwicklung: Mediasüd, Robert Macher, Telefon 0 91 81 / 29 99-477, Fax 0 91 81 / 29 99-479, robert.macher@mediasued.de
Inhalt Sparzwänge und Reform Kaleidoskop 4 Medienköpfe Geld sparen, ohne dass es wehtut: Gäbe es 5 Social Media auf Papier dafür ein Rezept, wäre man in der Führungs etage des Bayerischen Rundfunks sicherlich Verband dankbar. Denn einerseits versucht man sich 6 Herr Mey möchte keine Fotografen vor Ort haben dort mit der Reform „BR hoch drei“ für die Die Pressefreiheit wird auch bei uns ständig eingeschränkt Zukunft zu rüsten, andererseits steht die Rundfunkanstalt unter massivem Spardruck. Titel Das spüren die Mitarbeiter und das wirkt sich 8 „Engere Daumenschrauben“ aufs Programm aus. In unserer Titelstrecke Der BR reformiert sich und muss gleichzeitig sparen Michaela Schneider wollen wir wissen, welche Sorgen die Mit 11 „Töne voller Atmo taugen nur mit Bildern“ Leitende Redakteurin arbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Wie trimediales Arbeiten in der Praxis aussehen kann Foto: Günter Schneider plagen (ab Seite 8) – und fragen im Interview 12 „Neue trimediale Aufstellung ist kein Sparmodell“ Ein Gespräch mit der Führungsetage des BR Verwaltungsdirektor Albrecht Frenzel, Informationsdirektor Thomas 14 Umstrittene Reviere Hinrichs sowie Strategieleiter Roland Scheble nach den Hintergrün Hintergründe zur Rundfunk-Strukturdebatte den der Reform (ab Seite 12). Ein Reporter erzählt, was es bedeutet, 16 Veränderte Rahmenbedingungen trimedial zu arbeiten (Seite 11). Es geht um die große Rundfunk-Struk Wie es mit dem Jugendradio PULS weitergeht turdebatte (ab Seite 14) und wir schauen auf das junge Programm des Bayerischen Rundfunks. Für Aufsehen hatte hier gesorgt, dass der BR 18 Pressestellen überraschend vom Umstieg von PULS auf die UKW-Frequenz von BR Klassik abgesehen hatte (ab Seite 16). Ab Seite 8 Medienszene 24 BSW-Seminare 2018 Alles rosig in Sachen Pressefreiheit in Deutschland? Nein! Redaktio 26 Ohrensausen nen und freie Mitarbeiter erleben täglich, wie Politiker, Pressestellen Podcasts erleben in Deutschland ihren zweiten Frühling von Unternehmen oder (vermeintliche) VIPs versuchen, auf Texte und 28 Noch mehr Main-Post in Franken Fotos Einfluss zu nehmen. Seite 6 Mediengruppe pachtet unter anderem die Rhön Medien GmbH Die Podcast-Welle schwappt immer stärker nach Deutschland über. 30 Künstliche Intelligenz kann Menschen nicht ersetzen Ein Gespräch mit dem Physiker Sharad Ghandi Diesem Trend spürt Thomas Mrazek in seiner Rubrik „Netz-Szene“ nach – und Senta Krasser blickt auf die Podcast-Aktivitäten der klassi Verband schen Verlagshäuser. Seite 5 und 26/27 31 Bäßerwisser Auch beim BJV gibt es Neuigkeiten zu berichten, zum Beispiel will Auf ein Wort mit Michael Busch sich Daniela Albrecht künftig als Behindertenbeauftragte dafür einset 32 Aus dem Verbandsleben zen, dass Medienhäuser nicht nur über Inklusion und Diversität spre 34 „Gehört wird man als Gruppe“ chen, sondern selbst Taten folgen lassen. Seite 42 DJS-Schüler Tarek Barkouni erhält Stipendium des BJV 35 In Würzburg bricht die Zeit der Reformen an Vorschau auf den Bayerischen Journalistentag 2018 Unser Titelbild 36 Täglicher Hürdenlauf Mit Daniela Albrecht hat der BJV jetzt eine Behindertenbeauftragte Er hat sich bei den Mitarbeitern des Bayeri- schen Rundfunks zum geflügelten Wort entwi Service ckelt: der Kahlschlag. 371 Bäume müssen wei 37 Recht Ein Blick auf den Status der festen Freien beim BR chen für das künftige Hauptquartier des BR. Die wüste Waldlandschaft des Covers wie 38 Rezensionen auch das Motiv auf Seite 8 als Auftakt zu un 39 Termine serer Titelstrecke hat Fotograf Armin Weigel Armin Weigel 40 Technik allerdings nicht in Freimann aufgenommen, Foto: Andrea Weigel Wie kleine Dienste den Berufsalltag deutlich erleichtern können sondern nahe Passau, kurz nachdem Sturmtief „Burglinde“ über Bay Zur Person ern gefegt war. Auch dieses Bild passt, fanden wir, denn stürmische 42 Jubilare Zeiten erleben die BR-Mitarbeiter derzeit allemal. Der freie Fotograf 44 Nachrufe, Impressum Armin Weigel ist in Ostbayern unter anderem für die Deutsche Presse- Agentur tätig. Er bilde das ganze Leben ab – vom Fußballspiel über Sagen Sie mal … den Politiker bis hin zur Landschaft, erzählt er. Mit seinem Foto vom 45 „Jesus würde uns den Vogel zeigen“ Hochwasser nahe Deggendorf gewann er 2013 den Wettbewerb Journalist und Theologe Jonas Bedford-Strohm will den Pressefoto Bayern. www.armin-weigel.net BR mit Sprachassistentin Alexa in die neue Audiowelt führen BJVreport 1/2018 3
Me dien -Szene Gregor Peter Magazin, ist zur Stellvertreterin Schmitz (@GP von Timm Klotzek (@TimmKlot Schmitz) hat zek) und Michael Ebert (@Mi bei der Augs chaelEbert) in die Chefredaktion burger Allge aufgerückt. Die vielfach ausge meinen die zeichnete Journalistin, Jahrgang Nachfolge von 1984, volontierte 2003 beim Köl Chefredakteur Walter Roller an ner Stadt-Anzeiger und war da getreten. Der promovierte Jurist nach Redakteurin bei Neon und und Politikwissenschaftler, Jahr Zeit Magazin. gang 1975, leitete zuvor das Hauptstadtbüro der Wirtschafts Klaus Meier, Journalistik-Profes woche. Für Spiegel und Spiegel sor an der Katholischen Universi Online arbeitete er unter ande tät Eichstätt-Ingolstadt, hat den rem als Korrespondent in Wa mit 50.000 Euro dotierten Ars-le shington und Brüssel. Schmitz gendi-Preis in der Kategorie Wis ist Arthur-F.-Burns- und Henri- senschaft erhalten. Der Stifter Nannen-Preisträger. Als „kultivierte Löwin“ kennt man sie, unerschrocken und mutig, in verband und die Hochschulrekto telligent und wach: Nun hat die Kulmbacher Akademie für Neue Me renkonferenz würdigen Meiers Alina Fichter (@fichtalina) ist dien Frauke Ancker mit dem Johann-Georg-August-Wirth-Medien exzellente Hochschullehre. Er sei nach einer Stippvisite in der preis für ihre Verdienste um die Medienlandschaft in Oberfranken Motor bei der Verzahnung von Fernsehdirektion des Bayerischen ausgezeichnet. Die Juristin, die aus Oberbayern stammt, prägte nicht kommunikationswissenschaftli Rundfunks zurück in Hamburg. nur über Jahrzehnte den Bayerischen Journalisten-Verband als Ge cher Theorie und Forschung mit Mit Sebastian Horn (@herrhorn) schäftsführerin. Generationen von Volontären und Redakteuren lern praktischer Ausbildung. rückt die frühere Zeit-Medienre ten in Kulmbach von ihr, was Presserecht und Medien-Ethik bedeuten. dakteurin und DJS-Absolventin Foto: Maria Goblirsch Karin Schrader neu in das Leitungsteam von Zeit und Kristina Online. Die 36-Jährige ist dort Nitschke (@CharlotNitschke). Lisa Torsten Geiling (@Torsten Gei Freymuth sind für Audio- und Videoformate zu Nordholt ist Chefin vom Dienst. ling), derzeit noch Vize-Chef ständig; Horn, 33, verantwortet redakteur beim Konstanzer Süd die gesamte journalistische Pro Lutz Knappmann (@LKnapp kurier, übernimmt zum 1. März duktentwicklung. mann) hat die Süddeutsche die Leitung des Nordbayerischen Zeitung verlassen, um bei der Kuriers in Bayreuth. Der 42-jäh von NBC Uni Iris Mayer (@imayer) verstärkt WirtschaftsWoche in Düsseldorf rige Familienvater stammt aus versal (13th bei SZ.de seit Januar das Füh Online-Chef und Mitglied der Bamberg und war lange in leiten Street) zu Vi rungsteam um Chefredakteurin Chefredaktion zu werden. Der der Funktion beim Fränkischen ze-Präsidentinnen ihrer Bereiche Julia Bönisch (@juliaboenisch) 40-jährige Wirtschaftsjournalist Tag. ernannt worden: Schrader ist für und Stellvertreter Peter Lindner folgt auf Silke Fredrich. In Mün Programm-Einkauf und -Pla (@PeLindner). Die 42-Jährige ar chen war er als Leiter Editorial Ralph Fürther nung zuständig, die Juristin Frey beitete zuletzt als Chefredakteu Innovation für digitale Innovati (@RalphFuer muth für alle rechtlichen Angele rin bei der Blick-Gruppe in der onsprojekte zuständig. ther) spricht genheiten der Senderfamilie im Fotos: Dennis Drenner, Lisa Hantke, Gert Krautbauer, Fabian Helmich Schweiz. Bis 2010 war sie Vize- seit Dezember deutschsprachigen Raum. Chefin von Focus Online. ProSiebenSat.1 und Merline Koe- für das TV- ne (@merlin_ul), erst seit Okto Unt ern ehmen Wolfram Weimer, Verleger und Julia Bauer, ber Sprecher des Konzerns, ge Sky. Der ausge Publizist, ist Preisträger des bislang Head hen schon wieder getrennte bildete Verlagskaufmann und „Deutsche Mittelstand Media of Content bei Wege – laut Sender auf Koenes Werbebetriebswirt, 53, war vor Awards 2017“. Der Bundesver Bunte.de, wur Wunsch. Seine Aufgaben über seinem Einstieg bei Sky im Jahr band mittelständische Wirtschaft de nur fünf nimmt Vize-Sprecherin Stefanie 1999 (früher Premiere) unter an hebt mit dieser Auszeichnung Jahre nach ih Rupp-Menedetter (@SRuppMene derem als Redakteur und Kom Weimers Erfolge als Unterneh rem Volonta detter). Koenes Vorvorgänger Ju- mentator für Eurosport und Sat.1 mer heraus. Zur Weimer Media riat bei Burdas People-Portal zur lian Geist (@JulianGeist) wird ab tätig. Group mit Hauptsitz in Mün Chefredakteurin berufen. Die März Partner der PR-Beratung chen gehört unter anderem das Rolle der stellvertretenden Chef CNC, für die auch BR-Veteran Lara Fritzsche (@larafritzsche), Debattenmagazin The European. redakteurin übernimmt Charlot Sigmund Gottlieb arbeitet. seit 2014 Reporterin beim SZ Senta Krasser 4 BJVreport 1/2018
Net z-Szene Wir hören uns Der Medienjournalist Daniel Bouhs (@daniel_bouhs) fragt in „The Next Big Thing“ ist längst einem Beitrag für das WDR5-Me am Laufen, wenn Sie dieses Heft dienmagazin nach, wie gefährlich lesen. Bedienen Sie also besser Audible den etablierten Sendern gleich eines der einschlägigen werden kann und welche Strate „Devices“ (wer noch Geräte sagt, gie das Unternehmen verfolgt ist irgendwie auf dem Holzweg), (Audio, zirka vier Minuten: um über die neuesten Trends bjvlink.de/wdr5). Hörenswert ist ausgiebig informiert zu werden. auch Bouhs’ Interview mit dem Was ich nach 25 Jahren als Netz Audible-Podcast-Chef Paul Hui nutzer immer noch und zuneh zing: bjvlink.de/huizing. mend vermisse, sind Kontinuität Im BR-Fakecast hinterfragen die Autoren Ralf Bücheler und Lea Hampel Alles schön zu hören, aber wo und Nachhaltigkeit (leider ist der unter anderem, wie Falschmeldungen entstehen. Grafik: Jonathan Offel bleibt die Nachhaltigkeit? Viel Begriff mittlerweile zu einer leicht trägt ein Nachwuchskolle Marketingphrase verkommen, mit unanstrengendem Infor ma callforpodcast.de. Einer der Ge ge dazu bei. Sandro Schroeder (@ jedes neue (Medien-)Produkt tionskonsum zu füllen.“ Ihren winner ist das „Fakecast. Nichts SaSchroeder), seit 2017 Volontär wirbt natürlich damit, nachhaltig Artikel „Hört, hört!“ finden Sie als die Wahrheit?“. Die Autoren beim Deutschlandfunk, bietet seit zu sein). unter bjvlink.de/hoert. Ralf Bücheler (@andromeda_lod August einen Newsletter über Die Signale gehört haben auch ge) und Lea Hampel (@leaham Audio und Podcasts an, er Das Hohelied verstummte einige Verlage: Im November pel) forschen in sechs Folgen schreibt: „Streaming-Dienste, Ein Beispiel für dieses markt startete die Süddeutsche Zeitung nach: „Gerüchte, Fake News, al Sprachassistenten, smarte Spea schreierische Getue: „Podcasting: mit „Das Thema“ einen wöchent ternative Fakten: Woher kom ker drängen in den Alltag. Ob Die Wiedergeburt des Radios“, lichen Podcast. In sechs, jeweils men Falschmeldungen? Welche das Radio jetzt wirklich stirbt, verkündete da im Oktober 2005 zirka 30 Minuten langen Folgen Rolle spielt Technik? Was kön Podcasts doch nur ein kurzlebi einer. Ausgerechnet mit dem beschäftigte sich die Redaktion nen wir tun?“ Ausgestrahlt wird ger Medien-Hype sind und ob „Ende der Welt“ fing beim Baye zunächst mit den „Paradise Pa dieser Podcast auch im BR- DAS ‚Netflix für Audio‘ tatsäch rischen Rundfunk im Sommer pers“, jetzt folgten auch Themen Medienmagazin, mehr dazu un lich noch kommt? Keine Ah 2005 die Zukunft an. Die werk wie „Der NSU-Prozess – eine ter bjvlink.de/fakecast. Das Pod nung. Aber da entwickelt sich tägliche Glosse von Bayern2 war Bilanz“ mit Gerichtsreporterin cast-Angebot des Senders hat was. Und Neues zum Hören der erste Podcast auf der Website Annette Ramelsberger (@ara inzwischen einen beachtlichen gibt’s sowieso immer!“: bjvlink. des Senders. Das Hohelied auf melsberger). Das ist durchaus Umfang (siehe br.de/podcast). de/podcast-newsletter. In diesem den Podcast verstummte indes hörens wert, mehr unter: sz.de/ Darunter finden sich neben Un Sinne: Wir hören uns. nahezu in den Folgejahren. Und podcast. „Können Zeitungen terhaltungs- und Nutzwertfor das Radio blieb, was es immer Podcast?“, fragte im BR-Medien maten auch journalistische Per war. Der Verkünder der Wieder magazin Thomas Becht. In sei len wie „Aufgedeckt – der Gezwitschert geburt des Hörfunks war übri nem knapp sechsminütigen Bei investigative Podcast“ (bjvlink. Die Klammern hinter einigen gens der Autor dieser Zeilen, sei trag resümiert er wohlwollend: de/aufgedeckt). Namen sind die Twit nen Artikel aus dem BJVreport „Klingt irgendwie wie Radio – ter-Adressen der Kol finden Sie bei Onlinejournalis und von uns Radiomachern ist Amazon spielt auch mit legen beziehungswei mus.de (@ojour_de): bjvlink.de/ das ja ein Lob.“ Mehr dazu unter Freilich ist auch die Konkurrenz se Medien. Bereits über 4750 wiedergeburt. bjvlink.de/podcast-check und in im Netz aktiv: Die Ama Nutzer folgen übrigens dem BJV Zurück in die Zukunft – oder zu diesem BJVreport ab Seite 26. zon-Tochter Audible startete zu bei Twitter: @bjvde. mindest in die Jetztzeit. „Vom Frühzeitig erkannt hat bekannt sammen mit Medienmarken im Trend zum Must-Have: Ob Busi lich der Bayerische Rundfunk das November mit 22 wöchentlichen Der BJV ist zudem täglich ness-Kasper oder Hobbyfunker, Potenzial von Podcasts. 2016 ver Podcasts, die nur von zahlenden für Sie im Netz: bjv.de, die Podcast-Welle schwappt nach anstaltete der Sender mit „Call Audible-Abonnenten gehört wer facebook.com/bjvde und Deutschland“, meldet da etwa im for Podcast“ einen „Wettbewerb den können: bjvlink.de/audible. am Freitag bjv.de/newsletter. Januar Lisa Geiger (@lisaggr) im für gute Geschichten“. Aus 601 Magazin LEAD digital (@LEAD_ eingegangenen Konzepten wählte Der Autor digital). Sie resümiert: „Podcasts die Jury insgesamt drei Formate Thomas Mrazek (@tmrazek) arbeitet als freier Jour- gehören längst fest zum digitalaf aus, die ausgezeichnet und nalist und Dozent in München, er betreut die finen Lifestyle der jungen Gene schließlich produziert wurden. Netzaktivitäten des BJV; thomas-mrazek.de. ration. Weil es ihnen gelingt, die Diese und weitere ausgewählte Foto: Günter Distler Lücke zwischen Text und Video Angebote sind zu finden unter BJVreport 1/2018 5
Verband Herr Mey möchte keine Fotografen vor Ort haben Nicht nur Konzertfotografen erleben, wie die Pressefreiheit täglich beschnitten wird Vo n M a r i a G o b l i r s c h „Gerne hätten wir Ihnen an dieser Stelle ein meintliche VIPs versuchen, auf Texte und ten natürlich immer willkommen, versicherte Foto von Matthias Richling gezeigt. Ein Foto- Fotos Einfluss zu nehmen. der Manager der Redaktion. Seit Jahren gibt graf war auch vor Ort, musste aber unver- So hat auch die Allgäuer Zeitung die Faxen es immer wieder Ärger um die Bedingungen richteter Dinge wieder abziehen. Es herrschte langsam dicke. Als der Sänger Reinhard Mey für Fotografen bei Popkonzerten oder ande- Fotografierverbot. Was den so lustigen Herrn (75) nach drei Jahren wieder zu einem Auf- ren Starauftritten. In der Regel müssen die Richling dazu bewogen hat, ist unklar, wir tritt nach Kempten kam, beantragte der Lei- Fotografen einen Vertrag mit dem Manage- fanden es aber nicht sehr witzig“, war am 15. ter der Bildredaktion, Ralf Lienert, bei dessen ment der Künstler abschließen, der regelt, Januar in den Schongauer Nachrichten neben Agentur eine Akkreditierung. Die Antwort wie lange sie von wo aus wie fotografieren einer Kritik zum Auftritt des Kabarettisten zu kam prompt: „Herr Mey möchte generell kei- dürfen – und oft sogar auch, dass die Bilder lesen. Wenn der das nächste Mal ins ne Fotografen vor Ort haben. Auch wenn es in das Eigentum der Agentur übergehen. Das Schongauer Land komme, werde das Blatt schwerfällt, bitte ich Sie, dies zu respektieren ist leider legal, hat aber mit Pressefreiheit „sicher nicht mehr über ihn berichten“, kom- und zu verstehen.“ Im Anhang sandte die nichts mehr gemein. mentierte Redaktionsleiter Boris Forstner. Agentin zwei PR-Fotos, die der Fotograf Jim Chapeau, Kollege. Rakete für das Cover von Meys Album „Mr. „Das möchten wir gegenlesen“ Lee“ aufgenommen hatte. Verständnis zeigte Wer heute ein Interview führt, hört meist Gängeleien längst Alltag die Redaktion keines und veröffentlichte ne- den Satz: „Das möchten wir aber gegenlesen.“ Ist die Rede von Einschränkungen der ben dem Konzertbericht nur eine Umriss- Kommt dann das fertige Manuskript zurück, Pressefreiheit, denkt man zuerst an Länder zeichnung. enthält es oft, fein säuberlich in Farbe und wie die Türkei, Nordkorea oder Eritrea. Doch Auch die Passauer Neue Presse wurde bei Markups gekennzeichnet, jede Menge Kor- auch hierzulande steht es nicht immer zum den Vorpremieren von Monika Grubers Auf- rekturen und Ergänzungen, die das Gesagte Besten. Redaktionen und freie Mitarbeiter er- tritt in Deggendorf ausgesperrt, während entschärfen oder ganze Antworten wieder aus leben beinahe täglich, wie sie in ihrer Arbeit Fans bereits Zutritt bekamen. Man möge sich dem Interview tilgen. Die Würzburger Jour- gegängelt werden und wie Politiker, Presse- doch gedulden. Wenn das Programm erst nalistin Pat Christ, die jüngst mit dem Frie- stellen von Unternehmen oder andere ver- einmal eingespielt sei, dann seien Journalis- denspreis der Stadt ausgezeichnet wurde, hat in den vergangenen Jahren „eine eklatante Erosion in Sachen Pressefreiheit“ festgestellt. So vergehe keine Woche, in der sie nicht einer Interviewpartnerin erklären müsse, „dass sie meinen Text natürlich nicht vorab zur Durchsicht erhält“ – was nicht selten auf völliges Unverständnis stoße und mitunter auch zu massiven Konflikten führe. In ihrer persönlichen Hitliste stehen Ärzte auf Platz 1, wenn es darum geht, über eine spätere Auto- risierung Einfluss auf den Inhalt zu neh- men – dicht gefolgt von den Universitäten. „Manchmal drängt sich mir der Eindruck auf, dass wir inzwischen als eine Art kosten- lose PR-Agentinnen angesehen werden“, hatte die freie Journalistin in ihrer Rede bei der Preisverleihung betont. Sie kritisiert, dass öffentliche Stellen und Einrichtungen ihr das Gespräch verweigern, wenn sie sich vorab nicht bereit erkläre, den Text zum Absegnen herauszugeben – was sie „Wir haben keine Geheimnisse“ vor dem Bürger, der aus Sicht der Mächtigen am besten nichts sieht, nichts hört und nichts sagt: Das ist die Botschaft der Großplakate, mit denen der BJV- nicht tut. Eine Schule im Landkreis Main- Ortsverband Neumarkt/Oberpfalz für die Einführung der Informationsfreiheitssatzungen Spessart verweigert ihr jeden Besuch als Jour- geworben hat. Foto: Wolf-Dietrich Nahr nalistin mit dem Verweis darauf, dass dazu in 6 BJVreport 1/2018
Wettbewerb zum Tag der Pressefreiheit Der BJV schreibt 2018 zum vierten Mal einen Wettbewerb zum Tag der Pressefreiheit aus. Ausgezeichnet wird ein journalistisches Werk (Karikatur, Foto, Videoclip oder Text), das sich herausragend mit dem Wert der Pressefreiheit auseinandersetzt. Der Gewinner erhält ein Preisgeld von 2018 www.abp.de Programm 1000 Euro, der zweite Preis ist mit 500 Euro, der dritte Preis mit 250 Euro dotiert. Einsendeschluss ist der 17. April 2018. Weitere Infos unter www.bjv.de/pressefreiheit2018. Kürze eine Pressemitteilung herausgegeben werde. Oder der Heimleiter einer Pflegeinrichtung verhindert, dass eine Bewohne- rin über die Zustände im Haus berichtet. Rathäuser verweigern Auskünfte Warum fällt es so schwer, der Presse freien Zugang zu Infor- mationen zu gewähren? Seit Jahren weigert sich die bayerische Staatsregierung, einem Informationsfreiheitsgesetz zuzustimmen. Während Journalisten fast in allen anderen Bundesländern über ein solches Gesetz Einsicht in behördliche Dokumente nehmen dürfen, ist das im Freistaat nicht drin. Rathäuser beschränken die Pressefreiheit, indem sie Auskünfte verweigern, zu denen sie ei- gentlich verpflichtet sind. Doch es gibt einen Ausweg: Bayerische Kommunen können sich Satzungen zur Informationsfreiheit geben, das haben inzwi- schen 80 Gemeinden getan. Auf Initiative des BJV-Ortsverbandes Neumarkt/Oberpfalz gibt es solche Satzungen inzwischen in 13 Print . Auffrisch-Kurse Gemeinden des Landkreises. Die Initiatoren schließen sich damit Online . Multimedia . Digitales den Aktivitäten des Bündnisses Informationsfreiheit für Bayern Foto . Layout an, dem unter anderem auch der Bayerische Journalisten-Verband PR . UK . Corporate Publishing Rhetorik . Moderation angehört (Infos unter www.informationsfreiheit.org). Fernsehen . Radio Das Besondere daran: In vier der 13 Gemeinden im Landkreis Redaktions-Management Neumarkt haben auch auswärtige Journalisten, die nicht in der je- Spezialkurse Fachmedien Inhouse-Seminare weiligen Kommune wohnen, ein ortsrechtlich geregeltes Aus- kunftsrecht, das sogar die Akteneinsicht umfasst – eine Variante der Informationsbeschaffung, die das herkömmliche Presserecht nicht vorsieht. Wächterfunktion gerade im Lokalen Aktuelle Seminare Titel, Teaser, BU – Online Der Anwenderbericht # Redigieren # – Zeitschrift Dabei haben Journalisten gerade im Lokalen eine Wächter- (23. –– 24.6.)für Fachmedien) (05.–06.03., (29. 31.8.) funktion, wenn es etwa um Baugenehmigungen, die Verteilung von Posten oder die Finanzierung umstrittener Projekte geht. # Personalführung # Der Duden als(29.8.Freund:und Konflikt- Rechtschreibung Online-Videos – 2.9.) Doch da werden heiße Themen in den nicht öffentlichen Teil der management reloaded (26.–27.03.)(4. – 6.7.) Sitzung geschoben, was so nicht zulässig ist. Der Bundesgerichts- Social Media für Fachzeitschriften Recherche mit Dr. M. Redelfs, hof hat bereits im April 2015 entschieden, dass ein Verstoß gegen Videos ## (7. – 8.9.)für mobile Endgeräte (04.–06.04.) das Gebot der Öffentlichkeit der Gemeinderatssitzung zur Rechts- Greenpeace (11. – 13.7.) widrigkeit des Beschlusses führt. Das gilt auch, wenn der Be- # Change Management # Multimedia StorytellingininRedaktionen Wirtschaftsjournalismus schluss zwar in öffentlicher Sitzung gefasst wurde, die Sachdiskus- (05.–06.04.) (18. – 22.7.) Kulmbach (7. – 9.9.) sion aber in einer nicht öffentlichen, vorangegangenen Sitzung durchgeführt wurde. Social Media Videos # Snapchat # mit in Breaking-News-Situationen dem Smartphone für Journalisten (am 9.9.) Zum Internationalen Tag der Pressefreiheit (3. Mai 2018) wer- (05.–06.04.) (21. – 22.7.) den Reporter ohne Grenzen wieder ihre Rangliste herausgeben. Das Akademie-Programm 2016 2018 bietet in mehr als 280 Volontärs-Kursen und Deutschland steht im aktuellen Ranking auf Platz 16, hinter Na Seminaren journalistische Aus- und Weiterbildung für Einsteiger Einsteiger und und Redaktionsprofis. Redaktionsprofis. tionen wie Costa Rica, Estland und Jamaika. Da ist viel Luft nach oben. Akademie der Bayerischen Presse Rosenheimer Str. 145c · 81671 München · Telefon 089 4999920 BJVreport 1/2018 Do you like it? www.facebook.com/Akademie der Bayerischen Presse 7 19
„Engere Daumenschrauben“ Titel Der Bayerische Rundfunk rüstet sich mit der trimedialen Reform für die Zukunft und steht gleichzeitig unter massivem Spardruck. Das spüren die Mitarbeiter. Und das macht sich im Programm bemerkbar. Vo n Mi c h a e l a S c h n e i d e r Nicht die echte Baustelle in Freimann: Aber das Bild, aufgenommen nach einem Sturm nahe Passau, soll symbolisch für den „Kahlschlag“ stehen. Foto: Armin Weigel 8 BJVreport 1/2018
Titel 371 Bäume im Naturschutzgebiet müssen Auch Wolfgang Stöckel, Mitglied des BR-Verwal- weichen, um Platz zu schaffen für das tungsrates (und von 1993 bis 2013 Vorsitzender des BJV), künftige Hauptquartier des Bayerischen kritisiert das KEF-Verfahren, das ein langfristiges Wirt- Rundfunks im Münchner Stadtteil Freimann. Bis 2022 schaften und Planen in den Rundfunkanstalten schwierig werden die Arbeiten auf dem 20 Hektar großen Gelände macht. „In seiner jetzigen Form ist es überholt und müss- wohl dauern. Auf dem „Mediencampus“ sollen dann im te reformiert werden, um ein Denken in längeren Zeit- Zuge der Strukturreform der öffentlich-rechtlichen Sen- räumen zu ermöglichen“, sagt Stöckel. Als Beispiel nennt der die Abteilungen für Fernsehen, Hörfunk und Online er den Umbau in Freimann. Bei dem mehrjährigen Pro- eine gemeinsame Heimat finden. Die Reformansätze an jekt kann der BR nicht mit Rücklagen arbeiten, da größe- sich werden vom Gros der Mitarbeiter durchaus be- re Bauprojekte in die Gesamtplanung der KEF einflie- grüßt – aus vielen kleinen Redaktionen und Sendungen ßen – und dann von Haushalt zu Haushalt geschaut bildet man Themenressorts, gearbeitet wird künftig tri- werden muss, wie viel Geld zur Verfügung steht. medial. „Eigentlich war niemand dagegen – bis die Um- setzung kam“, erzählt eine BR-Mitarbeiterin. Denn inzwi- Frust auf allen Seiten schen machen sich einige „Nebenwirkungen“ bemerkbar. Blick in die Redaktionen: Mit der Umstrukturierung Und so redet manch einer längst nicht mehr nur mit der Informationsdirektion und der Fernsehdirektion in Blick auf die gefällten Bäume und den Neubau vom den vergangenen zwei Jahren ging einher, dass einstige „Kahlschlag“. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht mit Redaktionsleiter inzwischen als Redakteure arbeiten, aber Galgenhumor ein weiterer abgeholzter Baum oder abge- weiter ihr früheres Gehalt beziehen. Zu Frust führt dies rissenes Haus in die interne Facebook-Gruppe der BRler auf allen Seiten, beobachten Mitarbeiter. Einstige Redak- gepostet wird. Die Furcht vor Personalabbau, Honorar- tionsleiter sind unzufrieden, weil sie weniger Verantwor- kürzungen und der Einstellung einzelner Sendungen ist tung tragen und häufig erst neue Aufgaben für sie gefun- allgegenwärtig. Und letztlich treibt vom 12aler bis zur den werden müssen. Gleichzeitig werden fast keine neuen Geschäftsführung fast jeden auch die große Sorge um, Redakteursstellen ausgeschrieben und feste Freie wie Re- wie es generell um die Zukunft des öffentlich-rechtlichen dakteure eingesetzt. Wohl vor allem, weil sie billiger seien Rundfunks steht (mehr zur Strukturdebatte ab Seite 14). und man sie nach Belieben einsetzen oder von einer Auf- gabe wieder abziehen könne, wird Kritik laut. Jedoch erle- Sparrunde von zehn Millionen Euro digen sie vergleichbare Aufgaben wie die Redakteure und Weitgehend umstrukturiert ist beim BR inzwischen die zu Redakteuren degradierten Ex-Redaktionsleiter. So die Informationsdirektion, als Nächstes geht es in der wird nach dreierlei Maßstab bezahlt – an der Spitze der Fernsehdirektion ans Eingemachte. Mit den Reformen einstige Redaktionsleiter, darunter der angestellte Redak- gehen gleichzeitig massive Sparzwänge einher. Schon teur und schließlich der sogenannte 12aler (fester freier 2014, 2016 und 2017 wurde der Jahresetat jeweils um Mitarbeiter). Am Monatsende kann das heißen: Der feste zweistellige Millionenbeträge gesenkt. Als am 8. Dezem- Freie verdient für vergleichbare Arbeit bis zu 60 Prozent ber der Rundfunkrat den Wirtschaftsplan 2018 geneh- weniger als der ehemalige Redaktionsleiter. migte, begründete dessen Vorsitzender Lorenz Wolf die Der BR schreibe faktisch so gut wie keine Redakteurs- neuerliche Sparrunde mit Einsparungen in Höhe von stelle mehr aus. Für junge Kollegen eröffneten sich so rund zehn Millionen Euro als Reaktion „auf die weiter- nach dem Volontariat kaum Aufstiegschancen, wird wei- hin gedeckelte Einnahmesituation bei steigenden Kosten“. ter intern Kritik laut. Denn statt Redakteure anzustellen, Und keine Frage: Die Bayern setzen lediglich um, was werden immer mehr redakteursähnliche Konstrukte ge- auf Bundesebene vorgegeben wird. Hintergrund: Die schaffen, Stichwort 12a-Status. „Die Leute stehen auf Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Dienstplänen, nehmen Sendungen ab, sind bei Redakti- Rundfunkanstalten, kurz KEF, gibt einen Finanzrahmen onskonferenzen dabei, tragen sich in Urlaubspläne ein vor. Reicht dieser faktisch nicht aus, müssen die Rund- und übernehmen Verantwortung für Mitarbeiter“, listet funkanstalten eben an anderen Stellen sparen. Auch for- Justiziarin und stellvertretende BJV-Geschäftsführerin dert die KEF selbst einen Stellenabbau – und zwar zwi- Bettina Kühnast. Aber sie erhielten weniger Honorar als schen 2017 und 2020 von mindestens 98 Planstellen. Seit angestellte Kollegen, könnten von heute auf morgen völ- 2015 ist die Zahl der Festangestellten beim BR um mehr lig anderen Tätigkeiten zugewiesen werden, es fehle an als 250 Mitarbeiter auf 3123 gesunken. 2018 ist der Ab- Perspektiven. Derzeit entsteht bei manchem der Mit bau von 20 weiteren Stellen geplant. BJV-Justiziarin Inga arbeiter auch der Eindruck, dass feste Freie aus Sparzwän- Hobrecker, vom BJV in den Rundfunkrat entsandt, erlebt gen heraus weniger Aufträge als früher erhalten und dort eine resignierte Stimmung. „Die Daumenschrauben langsam „ausgehungert“ werden – und dass dies zum Teil werden immer enger und man fragt sich: Wie soll noch wohl gerade auch jene treffe, die noch ausreichend ver- mehr gespart werden?“, sagt sie. Auswirkungen zeige der dienten und keinen Anspruch auf Ausgleichszahlungen Spardruck auf Mitarbeiter wie Programm. geltend machen könnten (siehe auch Infokasten). BJVreport 1/2018 9
Titel Zudem belastet manchen festen Freien die Angst vor rifvertrags gleich. Das aber darf nicht einseitig gesche- einer Teilbeendigungs- oder Beendigungsmitteilung. Für hen“, sagt Hobrecker. „Wir wollen mit dem Verfahren vor Aufsehen sorgte hier der Fall dreier junger Mütter. Gear- allem zeigen, dass sich der Bayerische Rundfunk nicht beitet hatten die Journalistinnen als 12aler für die Infor- einseitig über tarifliche Regelungen hinwegsetzen darf, mationsdirektion der Rundfunkanstalt. Im Zuge der Um- sondern Neuregelungen gemeinsam mit den Gewerk- strukturierung erhielten – neben weiteren Kollegen – zwei schaften als Tarifpartner verhandeln muss.“ Der BJV will von ihnen eine Beendigungs- und die dritte eine Teilbe- dies gerichtlich klären. endigungsmitteilung. Bei einer Veranstaltung der Ge- Stellt sich schließlich die Frage: Bleibt bei den zahlrei- werkschaften unter dem Motto „Qualität auf der Kippe? chen Einsparmaßnahmen am Ende nicht vor allem auch Feste Freie und der Umbau des BR“ im März 2017 schil- die Qualität auf der Strecke? „Im Rundfunkrat sehen wir derten die Frauen Mitgliedern des Rundfunkrats ihren dies sehr kritisch“, sagt Inga Hobrecker. Natürlich werde Fall. Die Journalistinnen verklagten den BR, eine der darauf geschaut, dass das Programm wie die Mitarbeiter Frauen verlor vor Gericht, die anderen beiden zogen ihre möglichst wenig leiden müssten. „Trotzdem laufen natür- Klagen wieder zurück. lich immer mehr Wiederholungen, es werden verstärkt Sendungen von der ARD übernommen, es wird zuge- Keine einseitige Änderung des Tarifvertrags kauft und es wird weniger selbst produziert. Und das ge- Auch der BJV streitet sich mit dem Bayerischen Rund- schieht häufig auf Kosten der 12aler“, beobachtet die funk, und zwar mit Blick auf die Honorierung der 12aler. Rundfunkrätin. Aber: Keiner mache das gern. Die rechtliche Grundlage bildet hier der 12a-Tarifvertrag Fakt ist zum Beispiel, dass mit Jahresbeginn die Sen- von 1992. Der Honorarrahmen wurde noch früher ver- dereihen Alpha-Forum, alpha-Lógos und Denkzeit ein- einbart und in Zeiten verfasst, als „ein Spardruck, wie wir gestellt wurden. Immerhin: Die betroffenen Kollegen ihn heute erleben, nicht vorstellbar war“, sagt BJV-Justi- konnten wohl alle in neuen oder anderen Formaten wei- ziarin Inga Hobrecker. Und vor allem seien viele Tätig- terbeschäftigt werden. Auch beim Radioprogramm wird keiten, die heute Arbeitsalltag für 12aler sind, darin nicht gespart, wie es sich Ende 2017 ankündigte – unter ande- vorgesehen. Dabei geht es nicht allein um technische rem durch eine Stunde weniger Moderation bei „Bay- Neuerungen, sondern schlicht auch um Arbeiten, die frü- ern 1“ pro Tag zwischen 23 und 24 Uhr. „Irgendwann ist her von Festangestellten, heute aber eben (auch) von fes- eine Schmerzgrenze erreicht, das ist jetzt eigentlich der ten Freien ausgeübt werden bis hin zu CvD-Diensten. Fall“, sagt BR-Verwaltungsratsmitglied Wolfgang Stöckel. Zusammengefasst werden die Arbeiten allesamt unter Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat den verfassungs- dem Punkt „Redaktionelle Mitarbeit“. Dafür hat der BR rechtlich vorgegebenen Auftrag, einen Beitrag zur indivi- entsprechende neue Kennziffern in den Honorarrahmen duellen und öffentlichen Meinungsbildung zu leisten. aufgenommen. Aber: „Neue Kennziffern im Honorarrah- „Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem die Verantwortlichen in men kommen aus unserer Sicht einer Änderung des Ta- der Politik Flagge zeigen müssen“, fordert Stöckel. Ausgleichszahlungen für feste Freie beim BR Bleibt ein 12aler – zum Beispiel im Zuge von Umstrukturierungen – mit seinem in einem Kalenderjahr vom BR be- zogenen Entgelt gegenüber dem Durchschnittsentgelt der letzten fünf Jahre vor Geltendmachung des Anspruchs zurück, kann er eine Ausgleichszahlung fordern. Bei Berechnung des Durchschnittseinkommens bleiben das stärkste wie schwächste Jahr innerhalb dieses Fünf-Jahres-Zeitraums unberücksichtigt. Von dem so ermittelten Durchschnittseinkommen kann dann in einem Zeitraum von acht Jahren zweimal noch ein Abschlag zwischen 2,5 und zehn Prozent (abhängig von der Höhe des bezogenen Entgelts) vorgenommen werden. Ferner ist Vorausset- zung für den Ausgleichsanspruch, dass es zu dem in einem Jahr weniger bezogenen Entgelt ohne eigenes Verschul- den kam und der Anspruch bis zum 31. März des Folgejahres schriftlich gegenüber der Hauptabteilung Personal Honorare und Lizenzen geltend gemacht wird. Ob insgesamt mehr BR-Kollegen Ausgleichszahlungen beantragen, ist beim BJV nicht bekannt. Justiziarin Bettina Kühnast beobachtet aber, dass hier die Zahl entsprechender Beratungsgespräche gestiegen ist. „Ich empfehle immer: Macht die Ausgleichszahlungen geltend, das macht einen Teil E ures Status als 12aler aus“, sagt sie. Ihr Eindruck: Früher verzichtete mancher Mitarbeiter darauf lieber aus Furcht, auf die Beantragung der Ausgleichs zahlung könne im schlimmsten Fall eine Teilbeendigungsmitteilung folgen. Inzwischen überwiege indes wohl einerseits die Unzufriedenheit, andererseits gehe es nicht selten schlicht um Existenzen. In der Geschäftsstelle des BJV ist übrigens aus den letzten Jahren kein einziger Fall einer Teilbeendigungs- oder Beendigungsmitteilung beim BR infolge einer Ausgleichszahlung bekannt. Zur Erklärung: Anders als ein „echter“ Freier, genießt der feste Freie einen gewissen Beschäftigungsschutz. Will sich der BR von einem 12aler trennen, ist dies nicht von heute auf morgen, sondern nur per Frist möglich, die sich an der Zeit der Betriebszugehörigkeit orientiert und bis zu 15 Monate umfassen kann. Ab 20 Jahren oder dem 55. Lebensjahr und zehn Jahren regelmäßi- ger Tätigkeit als fester Freier für den BR muss ein wichtiger Grund vorliegen. Mehr zum 12a-Status auf Seite 37. 10 BJVreport 1/2018
Titel „Töne voller Atmo taugen nur mit Bildern“ Ein BR-Mitarbeiter erzählt vom Reiz und den Herausforderungen des trimedialen Arbeitens Vo n Mi c h a e l a S c h n e i d e r „M an kann zu dritt drei Zimmer an einem Wie der aussehen wird, wisse er noch nicht, vielleicht Tag streichen oder allein an drei Tagen“, eine Protagonistengeschichte. sagt Sascha Hack. Der feste Freie BR-Re- Der gebürtige Frankfurter hatte in Würzburg Jura stu- porter aus Würzburg blickt doch recht ge- diert und arbeitete zunächst neun Jahre im Funkhaus lassen auf das große Projekt „BR hoch drei“. Unter dem Würzburg, Dach der privaten Sender Radio Charivari Begriff hatte der Sender vor einigen Jahren begonnen, und Radio Gong. 2008 bewarb sich Hack bei „Bayern 3“ Hörfunk, Fernsehen und Online zusammenzulegen. Die in München – und zeitgleich im BR Studio Mainfranken. Gelassenheit des 48-Jährigen rührt wohl auch daher, dass Beide Redaktionen signalisierten Interesse, die Würzbur- er schon seit Jahren drei Gewerke bedient. Damals war ger boten ihm zudem Fernsehschulungen bei der ARD. beim Bayerischen Rundfunk noch nicht die Rede von Tri- ZDF medienakademie in Hannover an. Und so pendelte medialität. der Journalist zunächst zwischen Würzburg und Mün- Für Hack bringt das trimediale Arbeiten Vorteile, zum chen hin und her – und arbeitete für Radio, Fernsehen Beispiel, dass er dem BR ein viel breiteres Portfolio anbie- und bald auch für Online. Als es an die trimediale Re- ten kann. Gleichzeitig verschweigt der 48-Jährige aber form ging, war in Würzburg außer ihm nur ein weiterer nicht die Herausforderungen. Etwa, dass es schwieriger Kollege multimedial tätig. Heute sind es 15. wird, Alleinstellungsmerkmale zu entwickeln. „Alle, die Kritik an Kollegen, die sich in neue Gewerke einarbei- neu auf den Markt kommen – Uniabsolventen, Volontäre ten, hält der feste Freie für unangebracht: „Sie alle sind & Co – sind heute trimedial aufgestellt.“ erfahrene Journalisten und müssen eben nur erst lernen, wie man im anderen Medium Geschichten erzählt“, sagt Mit Kamera, Mikrofon und Foto der Reporter. Vielleicht brauche die Reform hier einfach Geht Hack auf Termin wie heute zu den Basketballern Geduld. von s.Oliver in Würzburg, hat er Kamera, Mikrofon und Fotoapparat dabei. „Move it“ heißt das Projekt, 14 Lauf- „Ich kann die Zukunft nicht filmen“ teams werden im März in einer Schritt-Challenge gegen Auch seine eigene multimediale Anfangszeit beschreibt die Sportler antreten. Noch am Abend des Drehtags soll er als Lernprozess. Aufträge erhielt der Reporter unabhän- ein Fernsehbeitrag gesendet werden, Hack steht darin gig für Radio und Fernsehen, doch zeigten sich bald selbst vor der Kamera und ist mit Kameramann ausge- Synergieeffekte. „Die Vorbereitungszeit bleibt ähnlich, ob rückt. An anderen Tagen filmt er selbst. Mit dem Mikro- ich nun für ein Gewerk oder drei berichte“, sagt Hack. Vor fon führt er ein eigenes Interview für den Radiobeitrag Ort dauere die Arbeit allerdings oft länger, weil es aufs des folgenden Tages, denn „Töne voller Atmo“ wie bei Medium abgestimmte Herangehensweisen ans Thema den Filmaufnahmen taugten nur zusammen mit Bildern. braucht: „Im Onlinetext kann ich die Zukunft, zum Bei- Und auch Fotos schießt Hack für einen Onlineartikel. spiel ein Bauprojekt, sehr anschaulich beschreiben. Ich kann die Zukunft aber nicht filmen.“ Häufiger arbeite er in Fernsehbeiträgen heute mit abstrakten Bildern. Auch Radiobeiträge ging Hack mit der Fernseherfah- rung teils anders an: „Im Fernsehen gibt es immer schon Protagonistengeschichten. Im Hörfunk war die emotio- Erst steht Sascha nale Schiene früher selten.“ Deutliche Grenzen des tri- Hack selbst vor der medialen Arbeitens tun sich für den 48-Jährigen bei sehr Kamera. Dann wird er die Protagonistin stressigen, tagesaktuellen Terminen auf. Da habe es sich seines Beitrags, bewährt, im Team zu arbeiten. Annett Heusinger, Hack schätzt die Abwechslung des trimedialen Arbei- noch interviewen fürs tens: Online begeistert ihn, sich viel tiefer in Themen ein- Radio sowie Fotos zuarbeiten. Podcasts machten es möglich, auch einmal vom Lauftraining für einen Internetbeitrag ein Acht-Minuten-Gespräch zu veröffentlichen. Beim machen. Fernsehen muss man zur richtigen Zeit am richtigen Ort Foto: Michaela Schneider sein. Beim Radio sieht Hack den Reiz in der Aktualität. BJVreport 1/2018 11
Titel „Neue trimediale Aufstellung ist kein Sparmodell“ Ein Gespräch mit Verwaltungsdirektor Albrecht Frenzel, Informationsdirektor Thomas Hinrichs und Roland Scheble, Leiter Strategie und Innovationsmanagement Vo n M a r i a G o b l i r s c h D er Bayerische Rundfunk hat 2012 seine noch 400 Einzelbefragungen und Onlinebefragungen mit trimediale Reform gestartet. Sie ist auf 4000 Beteiligten. Es war uns sehr wichtig, die Kollegen zehn Jahre angelegt. Das Ziel ist die Zu- von Anfang an mitzunehmen. sammenführung der Redaktionen aus Hörfunk, Fernsehen und Online sowie Die KEF fordert Einsparungen bei den Ausgaben, auch eine enge journalistische Vernetzung der Mitarbeiter. Wo beim Personal. Ist die neue trimediale Aufstellung also steht der Sender zur Halbzeit? Welche Rolle spielt das auch ein Sparmodell? Spardiktat der KEF? Albrecht Frenzel: Nein. Die trimediale Reform beant- wortet eine zentrale Zukunftsfrage des öffentlich-recht Der BR hat 2012 seine Reform „BR hoch drei“ gestartet. lichen Rundfunks: Wie erfüllen wir unseren Programm Damals hat Intendant Wilhelm das Ziel ausgegeben, die auftrag; wie kriegen wir unsere Inhalte angesichts Menschen in Bayern auf allen Ausspielwegen zu erreichen. veränderter Nutzungsgewohnheiten an die Frau oder an Wenn Sie eine Zwischenbilanz ziehen, ist das Konzept auf- den Mann? Diese „digitale Herausforderung“ müssen wir gegangen? natürlich in den uns vorgegebenen finanziellen Rahmen- Thomas Hinrichs: Wenn ich das in einem Bild be- bedingungen mit immer knapper werdenden Mitteln „BR hoch drei“ ist die schreiben soll, dann ist das Neuland erkundet und ver- meistern. Aber knappe Mittel ändern nichts am Auftrag trimediale Reform messen, die Schienen sind gelegt. Wir haben Energie – oder an den Erwartungen des Publikums. Die Ziele von des Bayerischen wenn auch immer nur für einen kurzen Zeitraum, was „BR hoch drei“ wären deshalb bei einer auskömmlich bis Rundfunks betitelt. mit dem Rundfunkbeitrag zusammenhängt – und die üppigen Finanzausstattung identisch. Allerdings wäre Doch hoch hinaus ist Züge rollen. Jetzt hängen wir während der laufenden ihre Umsetzung leichter und damit schneller möglich. schwierig, wenn gleichzeitig gespart Fahrt Waggons an, das ruckelt auch manchmal, was nor- werden muss. mal bei einem so komplexen Prozess ist. Das Ziel haben Welche Summen müssen wo eingespart werden, wo setzen Foto: Jim Albright wir noch nicht erreicht, aber wir sind auf einem guten Sie den Sparstift an? Weg. Frenzel: Der Wirtschaftsplan 2018 sieht neuerliche Einsparungen in Höhe von 9,7 Millionen Euro vor. Das Um in diesem Bild zu bleiben, sind die ist nur ein weiterer Schritt nach den Sparhaushalten Mitarbeiter auch auf den Zug aufgesprun- 2014, 2016 und 2017 mit einer Größenordnung von jähr- gen? lich 20 bis 30 Millionen Euro. Bis jetzt konnten wir uns Roland Scheble: Ich kenne keine an- bei unseren Einsparungen noch überproportional auf dere Reform dieser Größenordnung, bei Produktion und Verwaltung beschränken. Aber da kom- der die Mitarbeiter auf unterschiedlichen men wir allmählich an unsere Grenzen. Wir haben den Hierarchiestufen so viele Vorschläge mit Personalabbau in der Fernsehproduktion, den müssen der Geschäftsleitung letztlich auch um- wir zu einem Drittel intern wieder auffangen. Das heißt setzen konnten. Zahlreiche Projekte wie konkret, ich brauche Stellen in der Verwaltung, die ich die Standortempfehlungen, Ressortzu- für die Festangestellten der Fernsehproduktion freihalten schnitte, die Bilddatenbank oder die muss, die noch einige Zeit im BR vor sich haben. Denn medienübergreifende Technik wur- wir wollen diesen Prozess ja sozialverträglich und ohne den von Mitarbeitern in mühevoller betriebsbedingte Entlassungen gestalten. Also mussten Kleinarbeit entwickelt. Der „BR wir jetzt auch ans Programm gehen und so schmerzhafte hoch drei“-Prozess ist mit extrem Entscheidungen wie die Abgabe des „ARD-Mittagsmaga- hoher Beteiligung entstanden, al- zins“ an den RBB treffen. lein in den ersten beiden Phasen waren es 20 Projektgruppen mit Wie setzen Sie den von der KEF geforderten Personalabbau 250 Mitarbeitenden, die wiederum konkret um? in 90 Workshops 1000 Kollegen Frenzel: Der BR hat derzeit 3525 Festangestellte, da beteiligt haben. Dazu kommen runter 290 Gagisten. Wir haben bereits einen Abbaupfad 12 BJVreport 1/2018
Titel Auch bei den festen Freien gibt es ungleiche Honorare … Thomas Hinrichs studierte Geschichte und begann seine Arbeit Hinrichs: Natürlich gilt bei uns auch für die festen beim BR 1995 als freier Mitarbeiter, war dann als Redakteur Freien der Grundsatz: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. beim ARD-Magazin „Report aus München“ und als Korrespon- dent in Bonn, später in Berlin im ARD-Hauptstadtstudio tätig, Das kann konkret bedeuten, dass der eine oder andere ehe er 2004 die Leitung der BR-Redaktion „ARD-Mittagsmaga- profitiert. Es gibt aber auch Fälle, wo weniger verdient zin“ übernahm. Seit November 2006 ist Hinrichs zweiter Chef- wird als vorher. Individuell mag man das als ungerecht redakteur bei „ARD aktuell“. Im Mai 2014 wurde er zum BR-Informations empfinden. Aber wir haben eben nicht mehr die Mittel, direktor berufen und ist seither für die Programmbereiche „B5 aktuell – um zu sagen: Wir nehmen die oberste Honorarstufe und Politik und Wirtschaft“, „Politik“, „Sport und Freizeit“ und die Redaktion passen daran an. „Telemedien“ verantwortlich. Albert Frenzel volontierte bei der Schwäbischen Zeitung und Wird der BR auch die Zahl der festen freien Mitarbeiter arbeitete dort bis 1990 als Redakteur. Nach Studium und Pro- reduzieren? motion in den Verwaltungswissenschaften kam Frenzel zum Frenzel: Wir beschäftigen derzeit aktuell 1707 feste SDR und arbeitete danach als Referent des SWR-Verwaltungs Freie und beabsichtigen im Rahmen des Wirtschaftsplans direktors, 1999 wechselte er für drei Jahre zu ARTE und war 2018 keinen Abbau. dort als Referent für Unternehmensplanung und als Leiter der Multimedia-Redaktion tätig. Von 2002 bis 2006 leitete er die Hauptabteilung Mit weniger Geld und weniger Personal ein gleich gutes Intendanz beim NDR, wurde dann zum Verwaltungsdirektor ernannt. Seit Januar 2015 hat Frenzel diese Position beim BR inne. oder sogar ein besseres Programm machen – wie soll das funktionieren? Roland Scheble arbeitete während seines Jurastudiums als Hinrichs: Wir haben mehr Programmangebote ge- freier Mitarbeiter für den BR. Nach Referendarszeit und Promo- schaffen. Das kostet in der Regel auch mehr Geld und tion folgte die Festanstellung bei „Bayern 1“. Er gestaltete dort mehr Personal. Das haben wir nicht bekommen. Vor dem die Programmreform mit und wurde 2006 Leiter der Zentralre- Hintergrund des digitalen Wandels besteht aber beim daktion „Bayern 2“. Seit 1999 ist Scheble in verschiedene Beitragszahler das berechtigte Bedürfnis, unsere Inhalte Strategieprozesse involviert und steuert als Gesamtprojekt leiter den Prozess „BR hoch drei“. auch digital und mobil nutzen zu können. Dem kommen Fotos: Markus Konvalin und Phillip Kimmelzwinger/BR wir mit unserer trimedialen Reform nach. Deshalb haben wir an den Stellen, wo es möglich war, Luft aus dem Or- ganigramm genommen und Synergien genutzt. Aber wir hinter uns, aber auch noch vor uns. Der Entwurf des ak- wollten auch in die Region investieren. Das ging nicht tuellen KEF-Berichts geht davon aus, dass wir in diesem mehr allein über Synergien. Deshalb haben wir Sendun- Jahr 17 bis 20 Stellen netto abbauen müssen. Wenn wir gen verkürzt und das „ARD-Mittagsmagazin“ abgegeben. zusätzliche strategisch wichtige Aufgaben in Angriff neh- Natürlich tut mir das weh, ich war ja schließlich einmal men, dann geschieht das immer unter der Prämisse einer Leiter dieser Sendung, es ist aber ohne Alternative, weil Austauschentwicklung. Das bedeutet, wir können dafür wir künftig Schwerpunkte setzen müssen: Für den BR be- keine zusätzlichen Stellen einplanen, sondern müssen deutet das vor allem, die Berichterstattung aus und für 2018 für neue Aufgaben 13 solcher Stellen „umbauen“, Bayern zu stärken. Wenn man klug und synergetisch zu- also neuen Aufgabenbereichen zuordnen. sammenarbeitet, dann wird aus eins plus eins auch manchmal drei. Aber irgendwann ist der Drops dann ge- Im Zuge der Strukturreform werden Redaktionsleiter wie- lutscht. Und an diesem Punkt sind wir jetzt. Wenn es der zu normalen Programmredakteuren, behalten aber nichts oben draufgibt, dann wird es extrem schwierig, die ihre Eingruppierung in die Besoldungsgruppen 16 oder 18. Vielfalt der Angebote zu halten und gleichzeitig die Qua- Gleichzeitig nehmen immer mehr feste Freie redaktions- lität noch zu steigern. ähnliche Aufgaben war. Es führt zu Frust, wenn unter- schiedlich bezahlte Mitarbeiter die gleichen Aufgaben erle- Wo sehen Sie den Sender in der Zukunft, wenn sich die digen. Wie wollen Sie dieses Dilemma lösen? Reformen abbilden? Frenzel: Wir haben gewachsene Strukturen, die wir Hinrichs: Wir arbeiten nicht mehr in Silos, sondern aus den genannten Gründen umbauen müssen. Gleich- ausschließlich danach, was der Beitragszahler will. Wenn zeitig sind wir ein fairer Arbeitgeber, der niemanden he das Publikum bei Facebook ist, dann stellt sich für mich runtergruppiert, weil er oder sie nach langjähriger erfolg- nicht die Frage, ob ich Facebook mag. Sondern dass wir reicher Tätigkeit eine neue Aufgabe mit einer anderen mit unseren Inhalten auch dort präsent sein müssen. Und Richtposition übernimmt. Deshalb gilt hier Besitzstands- wenn politische Parteien den Diskurs in die sozialen wahrung. Wir können aber beim besten Willen nicht Netzwerke verlagern, dann können wir nicht außen vor auch noch für diese Übergangsphase schematisch nach bleiben und riskieren, dass wir mit unserem Programm dem Grundsatz der Gleichbehandlung alle nach oben ni- nur noch Teilgruppen erreichen, während Hasardeure im vellieren. Dafür fehlen uns schlicht die Mittel. Netz Fake News verbreiten. BJVreport 1/2018 13
Sie können auch lesen