Mittendrin - IG BCE Rhein-Main

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Mittendrin - IG BCE Rhein-Main
Rhein-Main                               3| 17

        mittendrin
         Magazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

Gemeinsam stark
Der Gewerkschaftskongress in Hannover

Vom Miteinander geprägt                    Betriebsreportage         Jetzt kandidieren!
Interview mit Ralf Sikorski, Mitglied im   Ein bisschen Akzo Nobel   Betriebsratswahlen 2018 –
geschäftsführenden Hauptvorstand           ist überall               Drei Neue, die wieder kandidieren
Mittendrin - IG BCE Rhein-Main
Inhalt                                                  Editorial
3     Streiflicht                                       Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

4     Gewerkschaftskongress
                                                                           unser Gewerkschaftskongress hat die
      Die Zukunft der Arbeit gestalten
                                                                           Geschlossenheit der IG BCE deutlich
8     Meldungen                                                            gemacht. Und dies sowohl in der Frage,
      JUGEND:                                                              wer an der Spitze zukünftig Verantwor-
      Wieder mal gruselig schön                                            tung trägt als auch in der inhaltlichen
      Jugend positioniert sich gegen Rechts                                Positionierung durch die fast 400 bear-
                                                        beiteten Anträge. Wie wichtig uns dabei die Gestaltung
      FRAUEN:
                                                        der Zukunftsaufgabe „Digitalisierung und Industrie 4.0“
      Zeit zum Reden
                                                        ist, drückt sich durch einen eigenständigen Vorstands-
      Zwischen Wolkenkratzern
                                                        bereich dazu aus. Verantwortung dafür trägt Francesco
9     Betriebsratswahlen 2018                           Grioli, der erstmals in den Vorstand gewählt wurde. Neu-
      Jetzt kandidieren!                                igkeiten gibt es auch in der Tarifpolitik, hier übernimmt
                                                        Ralf Sikorski das Ruder von Peter Hausmann.
10    Interview mit Ralf Sikorski
                                                        Wie vielfältig die Arbeit der vielen ehrenamtlich en-
      Vom Miteinander geprägt
                                                        gagierten Kolleginnen und Kollegen in der IG BCE ist,
12    Betriebsreportage                                 machen die Berichte in dieser Ausgabe über die Arbeit der
      Ein bisschen Akzo Nobel ist überall               jungen Menschen und der Gewerkschafterinnen deutlich:
                                                        Die Jugend begrüßt ihre neuen Kolleginnen und Kollegen
14    Aus den Betrieben                                 gruslig nett mit einer Halloween-Party. Und die Gewerk-
      Sun Jet Services/ BASF / British Telecom/         schafterinnen diskutieren beim Kamingespräch mit der
      Fischer Surface Technologies / Stada/             Präsidentin des Landeskriminalamts, Sabine Thurau, über
      Bilfinger                                         Sicherheitsfragen und den Werdegang einer Frau in einer
                                                        Führungsposition bei der Polizei. Bei allen ernsten und
15    Einer von uns  Hans-Joachim Mühle                 wichtigen Themen kommt auch nie der Spaß zu kurz. Dies
16    Termine / Ausblick
                                                        zeigt das außergewöhnliche Hobby unseres Vertrauens-
                                                        manns bei Clariant, Hans-Joachim Mühle. Er gibt alten
      Wir für Euch
                                                        Autos eine letzte Aufgabe. Sollten Sie ähnliche aufregende
      Said Nasri: Überzeugung statt Überredung
                                                        Hobbies haben oder Vorschläge für unsere Arbeit machen
                                                        wollen, dann würden wir sehr gerne davon erfahren!

                                                        Ich wünsche Ihnen an dieser Stelle eine besinnliche
impressum
                                                        Advents- und Weihnachtszeit und bereits jetzt einen
Herausgeber: IG BCE Rhein-Main                          guten Start in das neue Jahr.

Redaktion: Ralf Erkens (V.i.S.d.P), Renate Hebauf,      Herzliche Grüße
Sabine Maurer, Marco Rosenlöcher
Fotos: IG BCE Bezirk Rhein-Main außer
Bilder vom Kongress auf Titel und S. 4–7 Stefan Koch,   Ralf Erkens
Helge Krueckeberg und Christian Burkert,
S. 11 Stefan Koch, S. 12/13 Sabine Maurer,
S.14 m. Fotolia/A. Wesolovski, re. Fotolia/Adam121,
S. 15 li. Fotolia/zest_maria,
Illustration Rückseite grafikbuero.
Gestaltung: www.grafikbuero.com

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Mittendrin - IG BCE Rhein-Main
æ Str eif licht
                                                                                                                              IG BCE Rhein-Main

 treue mitglieder Im Beisein des
Frankfurter Oberbürgermeisters Peter
Feldmann (SPD) hat der IG BCE-Bezirk
Rhein-Main seine langjährigen Mit-
glieder geehrt. Einige von ihnen halten
bereits seit 70 Jahren der Industriege-
werkschaft die Treue. Bei dem Festakt
im Showspielhaus Hofheim dankten
der Bezirksleiter Ralf Erkens und Mi-
chael Klippel vom Bezirksvorstand den
68 Jubilaren. „Ohne sie wären viele
Erfolge aus der Vergangenheit nicht
                                           Der IG BCE-Bezirk Rhein-Main ehrte seine langjährigen Mitglieder.
möglich gewesen. Daher ist es eine
besondere Freude, wenn man die Men-
schen, die das geleistet haben, auch         wieder sieg für industriepark-                      unterstützung für franzosen
feiert“, sagte Erkens. Oberbürgermeis-       radler     Die Industriepark-Radler               Die IG BCE hat die Arbeitnehmer des
ter Feldmann betonte die Bedeutung         sind mal wieder Spitze. Sie gewannen                französischen Chemieunternehmens
der chemischen Industrie für die Stadt.    auch dieses Jahr beim Stadtradeln                   Isochem mit einer Kundgebung vor
Auch dank der Gewerbesteuer-Einnah-        unter anderem die Team-Kilome-                      der Frankfurter Börse unterstützt. Die
men von Unternehmen im Industrie-          ter-Wertung. Innerhalb von drei Wo-                 Firma beschäftigt an vier Standorten
park Höchst könnten etwa Kita-Plätze       chen hatten sie im Herbst 24 315 Kilo-              in Frankreich rund 280 Mitarbeiter.
finanziert werden.                         meter zurückgelegt. Damit waren sie                 Sie wurde vor sieben Jahren von dem
                                           drei Kilometer mehr geradelt als das                Finanzinvestor Aurelius für acht Mil-
                                           Team des Radverbands ADFC Frank-                    lionen Euro erworben. Aurelius ist als
 infos rund um die tarifarbeit  
                                           furt. Aufgrund der minimalen Diffe-                 deutsche Finanzgruppe an der Frank-
Die IG BCE Rhein-Main bietet auch im
                                           renz wurden beide Teams als Sieger                  furter Börse notiert. Im vergangenen
kommenden Jahr wieder den bewähr-
                                           gewertet. Die Bahnradler wurden mit                 Sommer wurde für die Isochem in
ten „Tarifführerschein“ an. In zwei
                                           22 814 Kilometern Dritte. Eindeutig                 Frankreich das Insolvenzverfahren
Workshops an Wochenenden im Früh-
                                           vorne lagen die Industrieparkradler in              eröffnet. Der Betriebsrat befürchtet,
jahr erfahren die Teilnehmer unter an-
                                           der Wertung als teilnehmerstärkstes                 dass sich das Unternehmen aus der
derem die Grundlagen der Tarifarbeit,
                                           Team: 95 Radler des Industrieparks                  Verantwortung eines geordneten So-
wie die Tarifkommission arbeitet und
                                           Höchst trugen zu dem Mannschafts-                   zialplanverfahrens ziehen will und die
wie im Betrieb die Tarifrunden erfolg-
                                           ergebnis bei.                                       finanziellen Mittel dazu längst aus
reich begleitet werden können.
                                                                                               dem Unternehmen gezogen hat.
                                           Das Stadtradeln wird seit dem Jahr
                                           2008 von dem Verein Klima-Bündnis
                                           veranstaltet, Frankfurt war von An-
                                           fang an mit dabei. Die Aktion soll dazu
                                           motivieren, sich häufiger fürs Fahrrad
                                           statt für das Auto zu entscheiden, um
                                           auf diese Weise die Erzeugung von kli-
                                           maschädlichen Abgasen zu vermeiden.

                                           Zudem waren die Mitarbeiter im Indus-
                                           triepark auch bei der Aktion „Mit dem
                                           Rad zur Arbeit“ mit dabei. 269 Radler
                                           beteiligten sich, das ist das beste Er-
Im nächsten Jahr kann wieder der “Tarif-
                                           gebnis der letzten sechs Jahre. Insge-              Heimische Gewerkschafter unterstützen die Mitar-
führerschein” abgelegt werden.             samt fuhren sie 214 350 Kilometer weit.             beiter des französischen Unternehmens Isochem.

                                                                                                                                              3
Mittendrin - IG BCE Rhein-Main
gewerkschaftskongress

Die Zukunft der
Arbeit gestalten
von renate hebauf

Unter dem Motto „Gemeinschaft.Macht.Zukunft“ fand vom 8. bis 13. Oktober in Hannover der
6. Ordentliche Gewerkschaftskongress der IG BCE statt. Er war auch wieder Familientreffen und gesell-
schaftspolitischer Höhepunkt gleichermaßen. 400 Delegierte aus den Betrieben und Branchen der
IG BCE, darunter auch 11 Delegierte aus dem Bezirk Rhein-Main, waren die Hauptakteure bei dieser
Tagung des höchsten Entscheidungsgremiums. Für sechs Tage standen die gewerkschaftlichen Positionen
und Forderungen der IG BCE für die Zukunft im Fokus der Öffentlichkeit. Dafür sorgten auch zahlreiche
internationale Gäste und Gastredner aus der Politik. Zu letzteren gehörten Kanzlerin Angela Merkel
(CDU) und SPD-Chef Martin Schulz sowie Christan Lindner (FDP) und Jürgen Trittin von den Grünen.

Das Motto „Gemeinschaft.Macht.Zukunft“ war in diesen Ta-    Eröffnung und Auftakt
gen im Congress Centrum Hannover auch atmosphärisch
                                                            Bei der feierlichen Eröffnungsveranstaltung bezog der
lebendig: „Gemeinschaft“ war erfahrbar bei vielen Gele-
                                                            Vorsitzende Michael Vassiliadis klar Stellung für die Stär-
genheiten zum Wiedersehen, für neue Kontakte sowie zum
                                                            kung der Demokratie in allen Lebensbereichen. „Freiheit
Meinungsaustausch auch in lockerer Runde beim Abend-
                                                            und Demokratie, Gleichheit und Solidarität – das ist unser
programm. „Macht“ war im Bewusstsein gegenwärtig,
                                                            Wesenskern. Dafür stehen wir, dafür kämpfen wir seit 127
rund 640 000 Mitglieder zu vertreten und „Zukunft“ in der
                                                            Jahren“, unterstrich Vassiliadis das Selbstverständnis seiner
Überzeugung, als Industriegewerkschaft mit dem höchsten
                                                            Gewerkschaft. Auch vor dem Hintergrund des Einzugs der
Organisationsgrad eine gesellschaftlich gestaltende Kraft
                                                            AfD in den Bundestag erteilte er „jeder Art von Extremis-
zu sein.

                                                                                „Es war ein großes Erlebnis
                                                                                    von Gemeinschaft und
                                                                                               Solidarität.“
                                                                                               Ralf Bender, Clariant

                                                                                            Der neugewählte ehrenamtliche
                                                                                            Hauptvorstand der IGBCE.

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Mittendrin - IG BCE Rhein-Main
„Als Mitglied der Wahlkommis-
sion hatte ich das tolle Erlebnis,
   vom Podium aus den ganzen
 lebendigen, quirligen Kongress
                zu überblicken.“
             Frank Niebergall, Infraserv

                                                                                                      Unser neues Mitglied im
                                                                                                      geschäftsführenden Hauptvorstand,
                                                                                                      Francesco Grioli

     mus, sei es politischer, religiöser oder rassistischer Art“ eine   der es gelungen sei, mit einer Einkommenssteigerung von
     deutliche Absage. Die Präsentation des ergreifenden mit            36 Prozent in zehn Jahren „eine faire und gerechte Teilha-
     Bildern unterlegten Songs „Wir sind Demokratie“ schwor             be am wirtschaftlichen Erfolg sicherzustellen“ und mit dem
     die Kongressteilnehmer auch emotional auf die kommen-              „Potsdamer Modell“ ein wegweisendes Arbeitszeitmodell
     den Tage ein.                                                      zu entwickeln, das Flexibilisierung mit den Wünschen der
                                                                        Beschäftigten nach mehr Zeitsouveränität verbinde.
     Zum Auftakt des Kongresses warnte Vassiliadis vor „ei-
     ner schleichenden Deindustrialisierung in Deutschland“.            Nach der Verabschiedung der ehemaligen Mitglieder des
     Industrieprojekte würden verzögert, Investitionen behin-           geschäftsführenden Hauptvorstands Egbert Biermann und
     dert und Arbeitsplätze gefährdet. Es fehle an einer klaren         Peter Hausmann sowie der ausscheidenden ehrenamtli-
     industriepolitischen Orientierung. «Exportweltmeister-             chen Hauptvorstandsmitglieder stand mit den Wahlen ein
     schaft finden alle cool und sexy, aber Flächen vor Ort für         weiterer Kongresshöhepunkt auf der Tagesordnung: Ge-
     die Ansiedlung von Produktion, Logistik oder Lagerhaltung          wählt wurden die fünf Mitglieder des geschäftsführenden
     lehnen dieselben Leute ab“, kritisierte er. An die Adresse von     und die 26 Mitglieder des ehrenamtlichen Hauptvorstands.
     Politik und Arbeitgebern ging seine Aufforderung, sich klar        Mit 97,7 Prozent der gültigen Stimmen wurde Michael Vas-
     zur Sozialpartnerschaft und Tarifbindung zu bekennen und           siliadis von den Delegierten erneut zum Vorsitzenden der
     sich gemeinsam mit der IG BCE der um sich greifenden Ta-           IG BCE gewählt und für eine dritte Amtszeit bestätigt. Als
     rifflucht entgegenzustemmen.                                       stellvertretende Vorsitzende wurde Edeltraud Glänzer wie-
                                                                        dergewählt. Sie erhielt 94,1 Prozent der Stimmen. Zu Mit-
                                                                        gliedern des geschäftsführenden Hauptvorstands wieder-
     Arbeitsbilanz und Wahlen
                                                                        gewählt wurden auch Ralf Sikorski (95,2 Prozent) und Petra
     In den mündlichen Ergänzungen zum Geschäftsbericht, in             Reinbold-Knape (86,4 Prozent). Neu im geschäftsführenden
     denen die Mitglieder des geschäftsführenden Hauptvor-              Hauptvorstand ist Francesco Grioli. Der bisherige Landes-
     stands ihre Arbeitsbilanz der vergangenen Jahre vorstellten,       bezirksleiter Rheinlandpfalz/Saarland erhielt 89,7 Prozent
     formulierten sie auch Zielsetzungen für die Zukunft: Edel-         der Stimmen und wird künftig für den Bereich Digitalisie-
     traud Glänzer plädierte für eine bessere Altersversorgung          rung zuständig sein. Un-
     und eine Stabilisierung des Rentenniveaus bei 48 Prozent.          ter den ehrenamtlichen
     „Wer Jahrzehntelang hart gearbeitet und in die Rentenkas-          Hauptvorstandsmitglie-
                                                                        dern wurde Beate Bo-            „In Hannover habe ich
     se eingezahlt hat, der muss am Ende auch sicher sein, von
     der Rente in Würde leben zu können“, sagte die stellvertre-
                                                                        ckelt vom Bezirk Rhein-         eine sehr menschliche
                                                                        Main wiedergewählt.             IG BCE erlebt.“
     tende Vorsitzende. Ralf Sikorski forderte humane Arbeits-
     zeiten in der digitalen Welt. „Man wird die Menschen nur                                           Anja Helbig, ContiTech
     erfolgreich mitnehmen können, wenn sie in diesen Prozes-
     sen gerecht behandelt werden“, betonte er. Mehr Gerech-
     tigkeit durch gleiche Bildungschancen und mehr Investi-                     „Ich habe an den sechs
     tionen in Bildung sind für Petra Reinbold-Knape zentrale                    Tagen eine IG BCE erlebt,
     Zukunftsaufgaben für die künftige Bundesregierung. „Bil-                    die selbstbewusst, aber
     dung ist der demokratische Schlüssel zur Teilhabe in Wirt-
     schaft, Politik und Gesellschaft“, sagte sie. Der scheidende
                                                                                 nicht selbstzufrieden ist.“
     Peter Hausmann verwies auf die Erfolge einer Tarifpolitik,                  Vanessa Pruß, Sanofi

                                                                                                                                      5
Mittendrin - IG BCE Rhein-Main
gewerkschaftskongress

  Die Grundsatzrede                                               lich belaste, wie Verzichts- und Ausstiegstheorien, meinte
                                                                  Vassiliadis. Stattdessen seien Investitionen in eine neue In-
  In seiner Grundsatzrede fasste der Vorsitzende Michael Vas-
                                                                  frastruktur für E-Mobility, in Batterie- und Zelltechnologie
  siliadis die zentralen Zukunftsaufgaben zusammen. Bei den
                                                                  und in Stromspeicher und Stromnetze nötig.
  Megathemen Digitalisierung, Energie und Verkehr forderte
  er von der künftigen Bundesregierung mehr Investitionen         Er kündigte an, die IG BCE werde sich für ein starkes und
  und eine Bündelung von Kompetenzen. Angesichts der              soziales Europa einsetzen, das Lohn- und Steuerdumping
  fundamentalen Veränderungen durch die Digitalisierung           bekämpfe und „sich künftig entlang der globalen Lieferket-
  sei die Berufung eines unabhängigen Sachverständigen-           ten stärker gewerkschaftlich engagieren, damit in den in-
  rats für nationale Transformation notwendig. Er warnte          ternational agierenden Unternehmen und ihren Zulieferern
  aber auch vor einer „digitalen Hysterie“ in der Debatte. „Die   vergleichbare Standards gelten.“
  Zukunft der Arbeit ist gestaltbar“, sagte der IG-BCE-Vorsit-
  zende und kündigte eine Digitalisierungsoffensive seiner
                                                                  Politische Gäste und Antragsberatung
  Gewerkschaft an. Er forderte außerdem ein Energiewen-
  de-Ministerium, in dem die Bereiche Energie, Verkehr und
                                                                  Die Forderung der IG BCE nach einer Stärkung der Tarifau-
  Wohnungsbau zusammengeführt würden. Nur so könne
                                                                  tonomie griff Kanzlerin Angela Merkel in ihrer Rede an die
  eine Energie- und Verkehrswende „aus einem Stück“ gestal-
                                                                  Delegierten auf und bekannte sich klar zur Tarifbindung:
  tet werden. Bei der Debatte über die Zukunft der Autoin-
                                                                  „Ich halte die Sozialpartnerschaft im 21. Jahrhundert für
  dustrie, von der auch viele Chemie-Arbeitsplätze abhängen,
                                                                  mindestens ebenso wichtig wie sie das in der Vergangen-
  dürften nun nicht die gleichen Fehler gemacht werden wie
                                                                  heit war. Und deshalb werde ich alles dafür tun, die Tarifbin-
  in der Energiepolitik: „Jede Menge Regulierung, aber keine
                                                                  dung wieder zu stärken“, kündigte sie an. Auf welchem Weg
  langfristige Strategie“, sagte Vassiliadis. Deutschland brau-
                                                                  sie die derzeit 49 Prozent Tarifbindung steigern will, ließ sie
  che einen Zukunftspakt für diese Branche. Alles müsse un-
                                                                  allerdings offen. Zu ihren positiven Botschaften an die Dele-
  terbleiben, was die Wertschöpfungskette Automobil zusätz-
                                                                  gierten gehörte auch das Versprechen, den Strukturwandel
                                                                  für die Braunkohlereviere sozialverträglich zu gestalten.

                                                                  Mit der Antragsberatung hatten die Delegierten bei die-
                                                                  sem Kongress eine Herkulesaufgabe zu bewältigen. Über
  „Mein persönliches Highlight war die                            drei Tage hinweg berieten sie nicht weniger als 391 Anträge
   klare Haltung der Satzungskommis-                              und schufen damit die Grundlage für die Arbeit der IG BCE
sion für die Ausschlussmöglichkeit von                            für die kommenden vier Jahre.

  Mitgliedern, die sich unseren Werten                            Den größten Antragsblock bildete die Tarifpolitik mit The-
entgegenstellen, beispielsweise mit jeg-                          men wie Demografie und Schichtarbeit, an zweiter Stelle
                                                                  standen sozialpolitische Themen wie soziale Sicherung; pa-
         licher Form von Extremismus.“                            ritätische Finanzierung der Alterssicherung oder nachhalti-
                             Marion Palme, Sanofi                 ge Rentenkonzepte.

  6
Mittendrin - IG BCE Rhein-Main
gewerkschaftskongress

                                                                        „Ich war oft dabei, und es war auch
                                                                        diesmal wieder ein herausragendes
                                                                         Erlebnis. Der Kongress gibt mir
                      Die Vertreter des Bezirks Rhein-Main waren
                                                                        jedes Mal neuen Aufschwung für
                      mit Engagement und guter Laune dabei.
                                                                        die Arbeit.“
                                                                        Michael Klippel, Sanofi

Ein Leitantrag befasste sich auch mit den strategischen Zie-
len der IG BCE für die zukünftige Gestaltung der eigenen
Organisation.

Die Positionen des Bezirks Rhein-Main fanden bei den Bera-
tungen die volle Unterstützung der Delegierten. Alle Anträ-
ge aus dem Bezirk wurden einstimmig angenommen.                    Der Kongress in Zahlen
Am letzten Tag des Kongresses sprach der SPD-Vorsitzende
Martin Schulz zu den Delegierten. Er unterstrich die Forde-        Von den 400 Delegierten waren:
rung der IG BCE nach einer„Europäisierung und Globalisie-          37,2 Prozent Frauen,
rung der Mitbestimmung“ als sein wichtigstes Anliegen.
Nationale Arbeitnehmerrechte wie Arbeits-, Streik-, Sozial-        8,4 Prozent aus der Jugend,
und Betriebsverfassungsrechte müssten dringend in die
gesamte EU übertragen werden. „Unter dem Deckmantel
                                                                   31,8 Prozent erstmals Gewählte,
der Digitalisierung soll vieles, was wir an Rechten in der ana-    3,8	Prozent (15 Delegierte) ausländische
logen Welt erstritten haben, in der digitalen unter den Tisch             Kolleginnen und Kollegen.
fallen“, so seine Befürchtung. „Wir brauchen nicht nur eine
starke EU, wir brauchen ein sozial verantwortliches Europa“,       49,3   Jahre betrug das Durchschnittsalter.
gab der SPD-Vorsitzende den Delegierten mit auf den Weg.           Die jüngste Person war 19 Jahre.
                                                                   Die älteste Person war 74 Jahre.

Der Kongress war so weiblich und so jung wie noch nie.

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Mittendrin - IG BCE Rhein-Main
meldungen – frauen/jugend

Wieder mal gruselig schön                   Zwischen Wolkenkratzern

                                            Von Cyberkriminalität bis zur Terrorab-   der Umgang mit Menschen, aber na-
                                            wehr – die Themen beim Kaminge-           türlich auch die Kontakte mit anderen
                                            spräch der IG BCE-Frauen waren hoch       Behörden, Europol und Interpol sowie
                                            spannend. Zu Gast war dieses Mal          die vielfältigen Gestaltungsmöglich-
                                            Sabine Thurau, Präsidentin des Hes-       keiten“, berichtete die Vorsitzende des
                                            sischen Landeskriminalamtes. Beim         Bezirksfrauenausschusses Marianne
                                            Treffen im historischen Palais Livings-   Maehl. Andererseits spüre sie einen
                                            ton in Frankfurt ging es auch gene-       hohen Druck auf die Polizei und Politik,
                                            rell um den Umgang mit Konflikten.        die Sicherheit zu gewährleisten, ohne
                                            Thurau musste in ihrer Führungsrolle      dabei die Freiheit einzuschränken.
                                            schon harte Auseinander-
Die legendäre Halloween-Party der IG
                                            setzungen austragen, vor
BCE-Jugend im Schlosskeller Höchst
                                            allem in den Jahren 2010
mit ihrem monstermäßigen Pro-
                                            bis 2013 in den Gerichts-
gramm war auch dieses Jahr ein voller
                                            prozessen um ihren Pos-
Erfolg. Zombies, Hexen, Zauberer und
                                            ten als Präsidentin des
Vampire hatten sich versammelt, um
                                            Hessischen Landeskrimi-
die Nacht gebührend zu feiern. In dem
                                            nalamtes. Ihr Tipp an die
schaurig mit Spinnweben, Vogelspin-
                                            Frauen: Konflikte bis zum
nen, Totenköpfen und Skeletten deko-
                                            Ende austragen und sich
rierten Schlosskeller tanzten über 160
                                            dabei immer Unterstüt-
Gäste zur Musik von DJ Shoo bis tief in
                                            zung und Tipps holen.
die Nacht. „Viele Azubis waren das ers-
                                            Besonders wichtig an ih-
te Mal auf dieser Party und überrascht,
                                            rer Arbeit ist Frau Thurau
was die Gewerkschaftsjugend alles auf
die Beine gestellt hat“, erzählte der zu-
                                                                                      Zeit zum Reden
ständige Gewerkschaftssekretär Aman
                                                                                      Als erster Betrieb hat die SE Tylose in
Yoseph. Zur Geisterstunde wurden die
                                                                                      Wiesbaden eine „Talk Time“ veranstal-
drei besten Kostüme prämiert. Der
                                                                                      tet. Bei diesem Projekt werden vor al-
Sieger erhielt einen Einkaufsgutschein
                                                                                      lem für Frauen kurze Veranstaltungen
über 50 Euro.
                                                                                      zu verschiedenen Themen angeboten.
                                                                                      Bei der SE Tylose hieß das Motto: „La-
                                                                                      dies (Im)Biss in der Mittagspause“.
                                                                                      Dabei ging es unter anderem um die
                                                                                      Flexibilität der Arbeitszeiten und Mög-
                                                                                      lichkeiten der Kinderbetreuung.

Jugend positioniert sich                                                              Bislang wird das neue Projekt Talk Time
gegen Rechts                                                                          der IG BCE in neun ausgewählten Un-
                                                                                      ternehmen im Bezirk angeboten. Da-
                                                                                      mit sollen zum einen mehr Frauen mit
Die IG BCE Jugend engagiert sich ge-        gen wandern, so dass Fingerabdrücke
                                                                                      Berufen in den Bereichen Produktion,
gen Rassismus und Fremdenfeind-             junger Menschen aus allen Regionen
                                                                                      Labor und Verwaltung für die IG BCE
lichkeit und hat sich hierzu eine be-       gesammelt werden. Die erste Station
                                                                                      gewonnen werden. Außerdem soll so
sondere Aktion ausgedacht. Auf einer        war die Jugend- und Auszubildenden-
                                                                                      nach geeigneten Kandidatinnen für
großen Tafel mit einer Weltkarte und        versammlung der Sanofi am Industrie-
                                                                                      die Betriebsratswahl im kommenden
dem Spruch „Daumen hoch für eine            park Höchst. Vanessa Pruß, Vorsitzende
                                                                                      Jahr Ausschau gehalten werden. Um
solidarische Gesellschaft“ sollen sich      des Landesbezirksjugendausschusses
                                                                                      die Weiterentwicklung von Talk Time
junge Beschäftigte mit ihrem Dau-           Hessen-Thüringen: „Mit Daumenab-
                                                                                      kümmert sich auch die Projektleiterin
menabdruck verewigen. Diese Tafel           drücken wollen wir signalisieren, dass
                                                                                      Iris Mischlau-Meyrahn.
soll durch ganz Hessen und Thürin-          wir viele sind und die Mehrheit.“

8
Mittendrin - IG BCE Rhein-Main
betriebsratswahlen

Jetzt kandidieren!
Im neuen Jahr beginnt die Kampagne für die Betriebsratswahlen. Die IG BCE will auch
diesmal wieder viele Mandate erringen, um gestärkt in die nächsten vier Jahre der be-
trieblichen Interessenvertretung zu gehen. Jetzt ist es Zeit, sich zu engagieren und zu
kandidieren. Drei IG BCE-Betriebsräte erzählen, warum sie nach ihrer ersten Amtsperiode
wieder kandidieren:

NICOLE KEß kannte die Betriebsratsar-      „Man kann nicht immer nur meckern.         Dass sich der
beit schon aus ihrer aktuellen Tätigkeit   Man muss auch bereit sein, selbst Ver-     Betriebsrat bei
als Büroassistentin im Betriebsratsbüro    antwortung zu übernehmen“, begrün-         Fischer Galvanik
der Infraserv Logistik im Industriepark    det HORST KLEINE seine Entscheidung,       in Katzenelnbo-
Höchst. „Als mich die Kollegen fragten,    für den Betriebsrat zu kandidieren. Der    gen 2014 fast
ob ich zu den Betriebsratswahlen 2014      gelernte Chemielaborant arbeitet bei       komplett neu zu-
kandidieren wollte, habe ich nicht lan-    Sanofi im Industriepark Höchst in der      sammengesetzt
ge überlegt. Denn ich wollte zusätzlich    Forschung. 2015 begann der langjäh-        hat, motivierte
zu meiner Bürotätigkeit auch die Rech-     rige Vertrauensmann als Nachrücker         TANJA ARNOLD,
te und die Praxis des Betriebsrats ken-    seine erste Amtsperiode im Betriebs-       zum ersten Mal zu kandidieren. „Ich
nenlernen“, erzählt sie.                   rat. Erst seit er im Gremium mitarbeite,   wollte in der Firma gerne etwas ver-
                                           sehe er, wie komplex die Betriebsrats-     ändern und auch wissen, was für eine
Auch sonst waren und sind die Voraus-
                                           arbeit sei. Obwohl auch negative Er-       Arbeit der Betriebsrat macht“, erzählt
setzungen der zweifachen Mutter für
                                           lebnisse dazu gehörten, bewertet der       die gelernte Fleischerei-Fachverkäufe-
eine Kandidatur günstig: Sie kennt das
                                           54-jährige Familienvater seine ersten      rin, die seit 2009 bei der Firma in der
Unternehmen und viele Kolleginnen
                                           Erfahrungen mit der Betriebsratsarbeit     Endkontrolle arbeitet.
und Kollegen seit 24 Jahren, seit sie
                                           eindeutig positiv: „Es ist immer gut,
dort ihre Ausbildung als Kauffrau für                                                 Rückblickend auf fast vier Jahre Be-
                                           wenn man für Kollegen etwas erreicht,
Bürokommunikation begann. „Ich habe                                                   triebsratsarbeit hat sie die Entschei-
                                           was sie alleine nicht geschafft hätten,
viel dazugelernt“, resümiert sie mit                                                  dung nicht bereut: „Es hat mir sehr viel
                                           etwa beim Wiedereingliederungsma-
Blick auf ihre erste Amtsperiode. „Die                                                Spaß gemacht, auch weil wir über die
                                           nagement oder durch die Vermittlung
Arbeit ist spannend und sehr abwechs-                                                 IG BCE einiges bewegen konnten“, sagt
                                           in einem festgefahrenen Konflikt in ei-
                    lungsreich,     weil                                              sie. Zu den Erfolgen, die das Betriebs-
                                           ner Abteilung“, betont er.
                    man als Betriebsrat                                               ratsgremium vorweisen kann, gehören
                    viele Möglichkeiten    Als Rüstzeug für die Einarbeitung in       nicht nur verschiedene neu aufgesetz-
                    hat, im Unterneh-      seine neue Betriebsratstätigkeit hal-      te Betriebsvereinbarungen sowie eine
                    men mitzugestal-       fen ihm die IG BCE-Grundkurse und die      bessere Kommunikation zwischen den
                    ten und sich für       Lehrgänge zur Weiterbildung. „Es hat       Mitarbeitern und dem Betriebsrat. „Mit
                    die Beschäftigten      mir Spaß gemacht, mich in die Materie      dem Abschluss eines Tarifvertrags, an
                    einzusetzen.“ Dazu     reinzuarbeiten“, sagt er und empfiehlt     dem ich als Mitglied der Tarifkom-
                    gehörten manch-        allen, die etwas verbessern möch-          mission beteiligt war, haben wir in
                    mal auch schwieri-     ten, „zu kandidieren und keine Angst       diesem September einen Meilenstein
ge Entscheidungen, die sich nicht für      vor noch                                   geschafft“, berichtet die 46-Jährige.Die
alle Beschäftigten positiv auswirkten.     so großen                                  dreifache Mutter will 2018 wieder zum
Freude macht der 42-Jährigen immer         Themen                                     Betriebsrat kandidieren: „Man kriegt
wieder „dass man mit vielen Mitarbei-      zu haben.“                                 viel mehr mit, was im Unternehmen
tern ins Gespräch kommt und wichtige                                                  läuft, auch hinter den Kulissen. Und es
Informationen aus den Betrieben be-                                                   ist ein gutes Gefühl, dass die Mitarbei-
kommt, mit denen man entsprechend                                                     ter hier inzwischen mit ihren Fragen
agieren kann.“ 2018 will Nicole Keß wie-                                              auf mich zukommen und ich ihnen
der kandidieren.                                                                      weiterhelfen kann.“       renate hebauf

                                                                                                                            9
Mittendrin - IG BCE Rhein-Main
interview

                                   Vom Miteinander
                                           geprägt
                                                                  Interview mit Ralf Sikorski, Mitglied des geschäftsführenden
                                                                                                    Hauptvorstands der IG BCE.

    Nach Ihrer Wiederwahl auf dem            Bergbau gemachten Erfahrungen Sie                Hatte Ihre Entscheidung, hauptamt-
Gewerkschaftskongress werden Sie             geprägt, und was konnten Sie davon           licher Gewerkschaftssekretär zu wer-
jetzt für die Tarifpolitik zuständig sein.   in Ihre heutige Arbeit mitnehmen?            den, mit der Schließung der Zeche Os-
Wo sehen Sie die Schwerpunkte in den                                                      terfeld/Sterkrade zu tun?
                                             Ich bin in eine Bergarbeiterfamilie hi-
kommenden Jahren?
                                             neingeboren worden, mein Vater und           Ja, das kann man so sagen. Nach
Das Thema Entgelt und damit die Ver-         mein Großvater waren Bergleute. Ich          dem Studium an der Sozialakade-
besserung der Arbeits- und Lebensbe-         selbst habe dort 1977 meine Ausbil-          mie Dortmund habe ich ein Angebot,
dingungen wird natürlich unser Kern-         dung begonnen. Als Elektriker unter          hauptamtlicher Gewerkschaftssekre-
geschäft bleiben. Kernthemen sind            Tage, der immer dort eingesetzt wurde,       tär zu werden, abgelehnt, weil meine
unter anderen aber auch Arbeitszeit,         wo es Störungen gab, habe ich gelernt,       Welt die betriebliche Mitbestimmung
Altersvorsorge, Demografie sowie die         jeden Tag mit anderen Bedingungen            war. Deshalb bin ich zurück zur Zeche,
Auswirkungen der Digitalisierung auf         und neuen Herausforderungen klarzu-          wo ich ab 1987 als Betriebsrat freige-
die Arbeitsbedingungen. Mit Blick auf        kommen. Das hilft mir bis heute. Auch        stellt war. Als die Zeche 1988 geschlos-
die Digitalisierung wurde leider, ins-       die Arbeitswelt im Bergbau war enorm         sen wurde, hat man mich noch mal
besondere durch den Arbeitgeberver-          prägend für mich. Aufgrund der Gefah-        gefragt, ob ich nicht doch Interesse an
band, eine Negativdebatte um die Ab-         ren zählt hier jenseits der Hierarchien      einer hauptamtlichen Tätigkeit hätte.
schaffung von Arbeitsschutzgesetzen          das Miteinander, dass man aufeinan-          Ich habe mich dafür entschieden und
vorangetrieben. Da ist unsere Position       der achtet und der Respekt vor dem           im Oktober 1988 bei der damaligen IG
klar: Das Arbeitszeitgesetz bleibt ein       Beitrag jedes Einzelnen. Solidarität,        Bergbau und Energie angefangen. Das
Gesundheitsschutzgesetz, das für uns         Miteinander, Gemeinschaft sind Attri-        Studium und die paar Jahre Betriebs­
nicht verhandelbar ist. Wir stellen uns      bute, auf denen unsere Gesellschaft,         erfahrung haben mir bei meiner späte-
aber auch den Veränderungen. Beim            aber auch die Interessenvertretung der       ren Tätigkeit als Gewerkschaftssekretär
Thema Arbeitszeiten haben wir inzwi-         Beschäftigten basiert. Was meine Jah-        enorm geholfen
schen etwa mit dem „Potsdamer Mo-            re in der IG BCE betrifft, so habe ich die
                                                                                          . Wie erholen Sie sich von Ihrer star-
dell“ in der chemischen Industrie Ost        überwiegende Zeit in der Chemiewelt
                                                                                          ken Arbeitsbelastung?
ein Modell entwickelt, das Flexibilität      und anderen Branchen verbracht, die
                                             für mich nach der Fusion 1997 weitge-        Ich gehöre zu den Menschen, die in
mit individuellen Arbeitszeitwünschen
                                             hend Neuland waren.                          ihrer freien Zeit relativ gut abschalten
verbindet. Dieses Thema wird uns si-
                                                                                          können. Das habe ich im Laufe der Jah-
cher auch in Zukunft beschäftigen.               Wie kamen Sie zur Gewerkschaft?
                                                                                          re für mich entwickelt. Meine Freizeit
Für uns ist klar: Wir brauchen in den
                                             Dass ich am ersten Tag meiner Aus-           genieße ich zusammen mit meiner
kommenden Jahren innovative Mo-
                                             bildung Mitglied der IG Bergbau und          Frau. Ich reise und entspanne gerne,
delle, die Flexibilität mit mehr Arbeits-
                                             Energie wurde, war in einem Betrieb          etwa in der Sauna und je nach Spiel-
zeitsouveränität für die Beschäftigten
                                             mit einem Organisationsgrad von 98           verlauf auch bei meinem Lieblingsclub,
verbinden.
                                             oder 99 Prozent selbstverständlich. Das      dem FC Schalke 04.
   Ihren beruflichen Werdegang ha-           war es auch für mich persönlich, weil
ben Sie im Steinkohlenbergbau an             ich vorher schon als Schülervertreter
der Ruhr begonnen. Wie haben die im          aktiv gewesen war..                          Das Interview führte Renate Hebauf.

10
»      Solidarität, Miteinander,
                                                                                 Gemeinschaft sind Attri-
                                                                                 bute, auf denen unsere
                                                                                 Gesellschaft, aber auch

                                                                                                     «
                                                                                 die Interessenvertretung
                                                                                 der Beschäftigten basiert.

æ zu r p e rson
RALF SIKORSKI, Jahrgang 1961, war nach seiner Ausbildung zum Energieanlagen­
elektroniker auf dem Bergwerk Osterfeld/Sterkrade in Oberhausen als Elektro­
hauer tätig. 1980 bis 1984 war er ehrenamtlicher Jugendvertreter, danach bis
1988 Betriebsrat. Er absolvierte ein einjähriges Studium an der Sozialakademie
Dortmund. Seit 1988 ist er als Gewerkschaftssekretär der IGBE/IG BCE beschäf-
tigt, zunächst als Sekretär in der Abteilung Jugend und ab 1989 im damaligen
Bezirk Essen. Von 1990 bis 1997 leitete er in der Hauptverwaltung der IGBE in
Bochum die Abteilung Jugend. Mit Gründung der IG BCE war er bis 2003 als
stellvertretender Landesbezirksleiter Hessen/Thüringen und im Anschluss als
Bezirksleiter im Bezirk Ludwigshafen tätig. Von 2008 bis zu seiner Wahl in den
geschäftsführenden Hauptvorstand der IG BCE 2013 war er Leiter des Landes­
bezirks Rheinland-Pfalz/Saarland. Ralf Sikorski ist verheiratet.

                                                                                                        11
betriebsreportage

Ein bisschen Akzo Nobel
ist überall
von sabine maurer

Nach der Übernahme durch Akzo Nobel                  Er kennt den Betrieb mit seinen 300       ist das zu wenig“, meint Podstatny. Der
vor acht Jahren konnten die Mitarbeiter              Mitarbeitern schon seit 35 Jahren.        Nachwuchs lernt in dreieinhalb Jahren
des Produzenten von Massenchemie                     1982 hat er bei der damaligen Hoechst     den Beruf des Energieanlagen-Elektro-
im Industriepark Höchst endlich wieder               AG angefangen und in den folgenden        nikers oder des Chemikanten.
ruhig schlafen. Die Zahl der Arbeits-                Jahrzehnten alle Änderungen miter-
                                                                                               Durchs eigene Rohrsystem
plätze ist schon lange konstant und in               lebt. Besonders turbulent war es in
                                                                                               zum Kunden
die Modernisierung der Anlagen wurde                 den Jahren 1998 bis 2008, als die Fir-
viel Geld investiert.                                ma – sie hieß damals noch LII Europe –    Akzo Nobel Industrial Chemicals, wie
                                                     diverse Male weiter verkauft wurde.       das niederländische Unternehmen mit
Es gibt vermutlich kaum einen Haus-
                                                     Jeder neue Eigentümer schwächte das       vollem Namen heißt, ist unter ande-
halt in Deutschland, der ohne Produkte
                                                     Unternehmen, bis es schließlich insol-    rem ein führender Lieferant von Chlor,
von Akzo Nobel auskommt. Egal, ob es
                                                     vent wurde. 2009 übernahm Akzo No-        Natronlauge, Salzsäure, Eisenchlorid,
Nahrung, Papier, Glas, Kleidung oder
                                                     bel, seitdem geht es wieder aufwärts.     Monochloressigsäure und Chemikalien
Waschmittel ist: Überall steckt auch
                                                                                               für die Wasseraufbereitung. Insgesamt
ein Stückchen Akzo Nobel drin. „Wir                  Die Zahl der Mitarbeiter ist schon seit
                                                                                               sind in dem Konzern 1900 Menschen
stellen zum Beispiel das Vorprodukt                  20 Jahren nahezu konstant. Allerdings
                                                                                               beschäftigt.
für Abflussreiniger und den Rohstoff                 ist die Demografie in dem Unterneh-
für die Teflon-Beschichtung von Pfan-                men ein großes Thema. Die meisten         Im Industriepark in Frankfurt-Höchst
nen her“, erzählt der Betriebsratsvorsit-            Mitarbeiter sind zwischen 40 und 60       werden etliche Grundchemikalien wie
zende von Akzo Nobel im Industriepark                Jahre alt. Jährlich werden zwei Azubis    Chlor, Wasserstoff, Chloroform und
Höchst, Roger Podstatny.                             ausgebildet. „Unserer Meinung nach        Salzsäure hergestellt. Akzo Nobel ist
                                                                                               der einzige Produzent von solcher Mas-
                                                                                               senchemie im Industriepark. Gearbei-
                                                                                               tet wird dort an vier Standorten, einige
                                                                                               der Produkte müssen zum Kunden kei-
                                                                                               nen weiten Weg zurücklegen. Die Che-
                                                                                               mikalien werden durch Rohre zu den
                                                                                               Unternehmen im Industriepark wie
                                                                                               etwa Clariant oder Bayer geleitet und
                                                                                               dort weiter verarbeitet. Akzo Nobel
                                                                                               selbst betreibt dieses Rohrsystem, das
                                                                                               sich durch den Industriepark zweigt.

                                                                                               Vor wenigen Jahren hat das Unterneh-
                                                                                               men dort seine Produktionsanlagen
                                                                                               kostspielig modernisiert. Es gibt nun
                                                                                               zum Beispiel ein geschlossenes Salz-
                                                                                               lager, in dem bis zu 6000 Tonnen Salz
                                                                                               gelagert werden können. Die frühere
                                                                                               übliche offene Lagerung hatte für Är-
                                                                                               ger mit mehreren Anwohnern des In-
Akzo Nobel stellt im Industriepark etliche Grundchemikalien her.                               dustrieparks gesorgt.

12
rubrik

Der Betriebsratsvorsitzende Roger Podstatny (li.) im Gespräch mit Mitarbeiter Peter Bommersheim.

Zudem hat das Unternehmen sein                      Dieser Name für einen Betriebsbe-
auf Quecksilber-Basis betriebenes                   reich der Firma ist eigentlich schon
Chlor-Alkali-Werk auf die moderne                   längst Geschichte. Vor 100 Jahren
Membrantechnologie umgestellt. „Es                  hatten die Farbwerke Hoechst hier
läuft nun ohne Quecksilber und ist                  angefangen, Chlor herzustellen. Heu-
damit energetisch deutlich günstiger                te produziert Akzo Nobel an dem Ort
als das frühere Amalgam-Verfahren“,                 aus Natronlauge Microprills. Dies sind
erklärt der Diplom-Ingenieur Podstat-               winzige Kügelchen mit ätzender Wir-
ny, der vor drei Jahren zum Betriebs-               kung, die unter anderem zu Abfluss-
rats-Vorsitzenden gewählt wurde.                    reinigern weiter verarbeitet werden.
Dadurch werde die Kapazität um fast                 Das Produkt verkauft das Unterneh-
50 Prozent auf etwa 250 000 Tonnen                  men weltweit, natürlich vor allem an
Chlor jährlich gesteigert.                          die chemische Industrie.                       für uns das wichtigste Produkt“, sagt
Weltweiter Verkauf von Microprills                  Mehrmals in der Woche legt am ei-              Podstatny.

Dieses Jahr geriet Akzo Nobel in die                genen Hafen des Industrieparks ein             Zudem ist Akzo Nobel der einzige
Schlagzeilen, weil sich das Unterneh-               Schiff aus den Niederlanden mit Wa-            Hersteller von Wasserstoff in der
men in zwei Firmen aufspalten wird.                 ren für Akzo Nobel an. Darin befindet          Rhein-Main-Region. Der Brennstoff-
Mit „Paints and Coatings“ und den                   sich aus unterirdischen Salzlagern             zellenbus im Industriepark fährt mit
„Speciality Chemicals“ entstehen zwei               ausgespültes und bereits aufgearbei-           dem Produkt des Unternehmens, der
eigenständige Unternehmen. Auswir-                  tetes Siede­salz. Zwischen 2000 und            Wasserstoff wird zum Beispiel auch
kungen auf die Mitarbeiter in Frank-                2400 Tonnen Salz haben die Schiffe an          an eine Tankstelle in der Nähe des
furt werde dies nicht haben, erzählt                Bord, hieraus werden von Akzo Nobel            Industrieparks geliefert. „Bei dieser
Podstatny in seinem Büro nahe des                   im Höchster Industriepark Chlor, Was-          Zukunftstechnologie der Mobilität
Standorts „Chlor Nord“ des Unterneh-                serstoff und Natronlauge hergestellt.          sind wir ein großer Baustein“, so der
mens im Industriepark.                              „Insgesamt gesehen ist Natronlauge             Betriebsratsvorsitzende.

                                                                                                                                      13
meldungen

aus den betrieben
                                                                                 nach werden die Entgelte und Aus-
                                                                                 bildungsvergütungen rückwirkend
 Neu bei Skytanking                      Schon wieder Stellenabbau
                                                                                 zum 1. Juli 2017 um zwei Prozent
 Die Sun Jet Services gehört seit        Der britische Telefonkonzern British    erhöht. Zudem wurden im Septem-
 diesem Herbst zu dem Hambur-            Telecom (BT) will in Deutschland        ber 200 Euro extra ausbezahlt, die
 ger Unternehmen Skytanking. „Im         rund 130 Arbeitsplätze abbauen.         Azubis erhielten 100 Euro zusätz-
 Dezember werden wir mit den Ta-         „Damit wäre etwa jede siebte Stel-      lich. Zum 1. Januar 2018 und 1. Janu-
 rifverhandlungen für den Stand-         le betroffen“, sagte der Vorsitzende    ar 2019 werden die Gelder jeweils
 ort Frankfurt beginnen“, sagte der      des Gesamtbetriebsrats, Joachim         noch einmal um je zwei Prozent
 zuständige Gewerkschaftssekretär        Gschwendtner. Die meisten dieser        erhöht. Zudem wurde vereinbart,
 Mick Chattellon. Sun Jet Services       Arbeitsplätze sollen aus Kosten-        dass innerhalb der Laufzeit des Ta-
 firmiert nun als GmbH, ansonsten        gründen nach Ungarn verlagert           rifvertrages jedes Jahr mindestens
 bleibt der Firmenname unverän-                                                  fünf Ausbildungsplätze angeboten
 dert. Bei dem Spezialunternehmen                                                werden. Der Tarifvertrag gilt bis zum
 für die Betankung von Flugzeugen                                                31. Dezember 2019.
 arbeiten am Frankfurter Flughafen
 etwa 65 Menschen.
                                                                                 Neuer Chef bei Stada

                                                                                 Der neue Vorstandschef des Arznei-
 BASF liebäugelt                                                                 mittelherstellers Stada, Claudio
 mit Basta                                                                       Albrecht, hat erklärt, dass keine Ar-
                                                                                 beitsplätze in Gefahr seien. „Es soll
 Bayer hat mit dem Chemiekonzern         werden, etwa ein Drittel soll ganz
                                                                                 kein Stellenabbau erfolgen. Wie es
 BASF einen Vorvertrag zur Übernah-      abgebaut werden. Es ist die dritte
                                                                                 mit der Wiederbesetzung von of-
 me der Produktion des Unkrautver-       Kündigungswelle bei der BT Germa-
                                                                                 fenen oder frei werdenden Stellen
 nichters Basta unterschrieben. Ob       ny innerhalb von fünf Jahren.
                                                                                 aussieht, bleibt abzuwarten“, sagte
 das Ludwigshafener Unternehmen
                                         Einer der beiden größten Standorte      der zuständige Gewerkschaftsse-
 tatsächlich der neue Eigentümer
                                         in Deutschland ist Eschborn, hier ar-   kretär Alexander Wiesbach. Er hofft,
 wird, hängt davon ab, ob die Be-
                                         beiten derzeit noch 300 Menschen.       dass auch mit dem neuen Chef der
 hörden der Monsanto-Übernahme
                                         Deutschlandweit sind knapp über         sozialpartnerschaftliche Umgang
 durch Bayer zustimmen werden –
                                         800 Mitarbeiter tätig, vor fünf Jah-    weiter gepflegt wird.
 denn nur dann müsste Bayer aus
                                         ren waren es noch 1000 gewesen.
 kartellrechtlichen Gründen die Bas-                                             Für dieses Jahr hat Stada sich einen
                                         Betriebsrat und Geschäftsführung
 ta-Produktion abstoßen. Bis zum 22.                                             Umsatz zwischen 2,28 und 2,35 Mil-
                                         werden im Rahmen einer Einigungs-
 Januar muss die Entscheidung der                                                liarden Euro vorgenommen, es ist
                                         stelle über einen Interessensaus-
 Behörden vorliegen. Betroffen von                                               ein Gewinn von 195 bis 205 Milli-
                                         gleich verhandeln, einen Termin gab
 einem Eigentümer-Wechsel wären                                                  onen Euro angepeilt. Bis zum Jahr
                                         es bei Redaktionsschluss noch nicht.
 maximal vier Bayer-Standorte in
 Deutschland mit etwa 300 Mitar-
 beitern, am Standort in Frankfurt
 wären es rund 100 Mitarbeiter. Die
                                         Endlich Tarifvertrag mit Fischer
 meisten Kollegen hätten den Vorver-
 trag mit der BASF mit Erleichterung     Die Tarifkommission der IG BCE hat
 zur Kenntnis genommen, erzählte         mit der Firma Fischer Surface Tech-
 die stellvertretende Betriebsratsvor-   nologies einen Tarifvertrag abge-
 sitzende Marianne Maehl. „Die Kol-      schlossen. In der vierten Runde der
 legen hatten schon befürchtet, ein      schwierigen Verhandlungen konnte
 Finanzinvestor könne einsteigen.“       eine Einigung erzielt werden. Da-

14
einer von uns

2019 sollen die Zahlen noch einmal
deutlich höher werden. Der letzte
Jahresumsatz von Stada lag bei 2,1
Milliarden Euro. Um diese Ziele zu
erreichen, will der Hersteller von
Generika und rezeptfreien Mar-
kenprodukten wie Mobilat unter
anderem Kosten senken und neue
Produkte auf den internationalen
Markt bringen.

Bilfinger zahlt Chemie-
tarifförderung nach                     Hans-Joachim Mühle
                                        Auf Karambolagekurs
Mehrere      hundert     Beschäftig-
te bei Bilfinger können sich über
eine Nachzahlung der Chemie­
tarifförderung freuen. „Für die Jahre   Hans-Joachim Mühle fährt gerne Autos zu Schrott. Das ist das große
2015 und 2016 wird das Geld nach-       Hobby des Mannes, der als Chemikant bei der Clariant arbeitet. Aller-
träglich überwiesen“, berichtete der    dings sind die Wagen auch schon vorher nicht mehr im allerbesten
Betriebsratsvorsitzende Heinz-Ger-      Zustand. Mühle kauft sie für maximal 300 Euro, räumt sie fast kom-
hard Adam. „Damit hat sich die Ge-      plett aus – und fährt mit ihnen Karambolagerennen. Und das schon
                                        seit 20 Jahren. „Wer das einmal gemacht hat, ist verloren. Es macht so
                                        viel Spaß“, schwärmt der 58-Jährige aus Weilrod im Taunus.

                                        Bei den so genannten Stockcar-Rennen wird gegeneinander gefah-
                                        ren. Sieger wird nicht der schnellste Fahrer, sondern derjenige mit der
                                        höchsten Punktzahl. Belohnt wird etwa, wenn der andere blockiert
                                        wird. Die Höchstpunktzahl von 50 gibt es, wenn ein anderes Auto zum
                                        Überschlag gebracht wurde. Sonderlich gefährlich sei das nicht, meint
                                        Mühle, der sein Hobby und die damit verbundene Liebe zu einem ho-
                                        hen Adrenalinspiegel mit seinem Sohn Renee teilt. Schließlich seien
                                        die Autos entkernt, in den Wagen gebe es weder Scheiben noch Kunst-
                                        stoff. Außerdem sitze der Fahrer in seinem feuersicheren Anzug mit
                                        Halskrause, Helm und Brille sicher angegurtet in einem speziellen Sitz.
schäftsleitung nach Gesprächen mit
                                        „Mein Auto hat sich hintereinander schon vier Mal überschlagen. Es
uns nun doch noch auf den richtigen
                                        ist auf den Reifen gelandet und ich bin weitergefahren“, erzählt er.
Weg gemacht.“ Fast jeder vierte
                                        Sein Hobby hat ihm nicht nur
Mitarbeiter hatte in den vergan-
                                        viel Spaß, sondern auch den
genen Jahren einen Teil der vermö-
                                        Kontakt mit dem Ex-Fern-
genswirksamen Leistungen, der so
                                        sehmoderator Stefan Raab
genannten Chemie­tarifförderung,
                                        eingebracht. Dieser hatte
ohne Angaben von Gründen nicht
                                        gemeinsam mit Mühle’s Ver-
bekommen. Rechtlich gab es keinen
                                        ein, dem MSC Crazy Horses,
Anspruch auf eine Nachzahlung.
                                        das „TV total Stock Car Crash
Betroffen hiervon waren etwa 200
                                        Challenge“ veranstaltet.
der insgesamt 750 Mitarbeiter am
Standort Höchst.                                     sabine maurer

                                                                                                             15
finale

    à t er m in e                                                                                                 wir für euch

    14. Dezember 2017
    Wahlvorstandsschulung                    Überzeugung statt Überredung
    Betriebsratswahlen

    24. Dezember 2017 – 13. Januar 2018      Dass es wichtig und vorteilhaft ist, Ge-
    Weihnachtsferien in Hessen               werkschaftsmitglied zu sein, davon will
                                             und kann Said Nasri auch andere über-
    25. Januar 2018
                                             zeugen.
    Empfang zur Einleitung der Betriebs­
    ratswahlen 2018 mit Ralf Sikorski        Der Ausbildungsbeauftragte der Firma
    in der Hofheimer Stadthalle              Essity wirbt nicht nur gerne neue Mit-
                                             glieder für die IG BCE. Er hat auch schon
    1. März – 31. Mai 2018
                                             Leute zurückgewinnen können, die der
    Betriebsratswahlen
                                             Organisation den Rücken gekehrt hat-
    8. März 2018                             ten. Als die wichtigste Voraussetzung
    Internationaler Frauentag                dafür sieht er das Vertrauen der Be-
                                             legschaft. Das konnte sich der Papier-
                                             techniker-Meister über einen langen           Heute sei das Grundverständnis ein
                                             Zeitraum erwerben: Seit 16 Jahren ist er      anderes, erklärt Nasri: „Die Leute müs-
          je tz t
     m it g li ed                            Betriebsrat in der Kostheimer Hygiene-        sen erst aufgeklärt und überzeugt wer-
     w er d en !                             papierfabrik. Davor war er lange Ver-         den.“ Dafür sucht sich der Betriebsrat
                        n .i gb ce .d e      trauensmann. „Die Leute wissen, dass          bestimmte Momente bei Treffen mit
w w w .r h ei n -m ai
                                             sie mit mir reden können und dass ich         Kollegen außerhalb der Arbeit aus. Bei
                                             ihnen keine falschen Versprechungen           den meist noch minderjährigen Aus-
                                             mache“, betont der 56-Jährige seinen          zubildenden hält er sich wegen seiner
                                             Realitätssinn.                                Autoritätsrolle ganz zurück: „Ich schi-
                                                                                           cke sie ins Betriebsratsbüro und sage
                                             Nie würde er jemanden überreden oder
                                                                                           ihnen, wenn ihr dann noch weitere Fra-
                                             einfach ein Beitrittsformular vor die
                                                                                           gen habt, kann ich euch helfen. Aber die
                                             Nase legen, wie das früher durchaus
                                                                                           Entscheidung, ob ihr Gewerkschafts-
                                             üblich war. Amüsiert erzählt er, wie sein
                                                                                           mitglied werdet, liegt allein bei euch.“
                                             eigener Gewerkschaftseintritt 1980 ab-
                                                                                           Eine gewisse Hartnäckigkeit und ein
                                             lief, als er mit 19 Jahren in dem traditi-
                                                                                           langer Atem gehörten allerdings auch
                                             onell gut organisierten Unternehmen
                                                                                           zur erfolgreichen Überzeugungsarbeit.
                                             anfing: „Im Betriebsratsbüro hat man
                                             mir zwei Fragen gestellt: Kannst du           Seine freie Zeit verbringt der dreifache
                                             Fußball spielen? – Ja. - Gut, dann hier       Familienvater am liebsten zuhause in
                                             beim Betriebsfußball einschreiben. Bist       Mainz-Bischofsheim mit der Familie
                                             du an der Gewerkschaft interessiert? -        und den Enkelkindern. Er geht auch
                                             Was ist das? – Erkläre ich dir später. Hier   gerne Laufen oder arbeitet in seinem
                                             unterschreiben.“                              Garten.                   renate hebauf

                                             à ausblick 1/2018

                                    BS-
                              BETRIE HLEN              Zum Auftakt der Betriebsratswahlen 2018 wollen wir mit einem
                                   A

                               2018
                             RATSW                      Schwerpunkt dieser Ausgabe die Wahlkampagne der IG BCE in den
                                                        Betrieben unterstützen. Denn auch diesmal will die IG BCE wieder vie-
                                                        le Mandate erringenen, um gestärkt in den kommenden vier Jahren

                                           HT’S!
                                                        die betriebliche Mitbestimmung zu gestalten.
                                AUF GE
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