GEOFORSCHUNGSZEITUNG - GFZ-POTSDAM
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GeoForschungsZeitung Nachrichten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dezember 2012 SAND IM AMAZONAS Wie die Sediment- Quellen mittels kosmi- S. 3 scher Nuklide analysiert werden INTERVIEW mit Prof. Dr. Michael Weber, Projektkoordina- S. 6 tor der GFZ-Bereiche von DESERVE NATIONAL LABS Wie die Geowis- ÜBUNG MACHT DEN MEISTER senschaften Europas S. 8 vernetzt werden Trainingskurse sind Teil der GFZ-Mission
T I T E LT H E M A editorial Wissen für die Welt Internationale Trainingskurse vom und am GFZ Die Anfälligkeit unserer Gesellschaft damit etablierte seismologische Moni- gegenüber Naturgefahren nimmt durch toringnetzwerk soll auch zur Tsunami- das anhaltende Wachstum der Weltbe- Warnung im westlichen Mittelmeer völkerung zu. Die Mission des GFZ ist es, ausgebaut werden. Beim Trainingskurs einen Beitrag zur Sicherung der Lebens- Regional Cross-Border Early Warning grundlagen der Menschheit zu leisten. Systems for GeoRisks in Central Asia des Mit technologischen Konzepten und Zentrums für Frühwarnung EWS geht es modernster Forschung ermöglicht unser zusätzlich zur Erdbebengefährdung um Zentrum ein nachhaltiges Erdsystem-Ma- interdisziplinäre Risikobewertung und nagement. Doch was geschieht mit die- Anpassung an den Klimawandel. Die sem Wissen? Die Wissenschaftlerinnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Af- Liebe Mitarbeiterinnen, und Wissenschaftler des GFZ geben ihre ghanistan, Kasachstan, Kirgisistan, Us- liebe Mitarbeiter, Erkenntnisse an die Menschen weiter, die bekistan, Tadschikistan und Turkmenis- sie vor Ort verwirklichen können. Mithilfe tan werden mit grundlegender Theorie das Jahr 2012 liegt nun hinter uns, in der Gesamt- regelmäßiger Trainingskurse können und praktischen Übungen zur modernen betrachtung ein recht lebendiges und erfolgrei- die Strategien und Handlungsoptionen Arbeitsweise mit diesen Themen ausge- ches Jahr im zwanzigjährigen Bestehen des GFZ. wirksam umgesetzt werden. bildet. Die Bundeskanzlerin besuchte das Tsunami-Früh- warnzentrum in Jakarta. Seit dem Sommer steht Der fünfwöchige Intensivkurs „Seismo- Die bereits etablierten Kurse werden mit HALO ein außergewöhnliches Messflugzeug logie und seismische Gefährdungsein- stetig durch neue erweitert. So wurde zur Verfügung, das auf der GeoHALO-Mission be- schätzung“ findet seit der Gründung des am 19. November 2012 der internatio- reits im Mai seine Fähigkeiten unter Beweis stellen GFZ jährlich abwechselnd in Potsdam nale Trainingskurs zu „Earthquake Mo- konnte. Mit den Professoren Dahm, Hovius, Kühn, und im Ausland statt. Dieses Jahr wurde nitoring, Tectonic Deformation, Seismic Schuh und Wagner konnten weitere wichtige Po- der Kurs vom 17. September bis 21. Ok- Zoning Methods and Tsunami Early War- sitionen der Department- und Sektionsleitungen tober 2012 als Regionalkurs für Afrika ning“ durch GFZ-Wissenschaftler am in- neu besetzt und gemeinsame Berufungen einge- in Zusammenarbeit mit der Mohamed donesischen Tsunami-Frühwarnzentrum richtet werden; zudem erhielten Prof. Grünthal V Universität in Rabat ausgerichtet. Aus in Jakarta eröffnet. Die Ausbildung der und Prof. Huenges ebenfalls ihre verdienten Ho- den über 100 eingegangenen Bewerbun- 29 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus norarprofessuren. Die Neubauten A69/70 wurden gen wurden 28 Teilnehmerinnen und den ASEAN Staaten, Mauritius, Oman, im Juli feierlich eingeweiht. Die GeoEngineering- Teilnehmer aus 18 Ländern nach Marok- Indien, Bangladesch und Sri Lanka wird Zentren des GFZ konnten in diesen Gebäuden ko eingeladen. Die Kurse vermitteln so- gemeinschaftlich vom GFZ mit der in- ihre neuen Arbeitsplätze beziehen. Im Frühjahr wohl theoretische Grundausbildung als donesischen Agentur für Meteorologie, soll die SWARM-Mission gestartet werden, für auch praktisches Training für Geowissen- Klimatologie und Geophysik (BMKG) und die GRACE-FO-Mission steht die Unterzeich- schaftlerinnen und Geowissenschaftler unter Beteiligung von UNESCO, GIZ und nung des MoU an und das neue SIMS soll eben- sowie für Ingenieurinnen und Ingenieure DAAD realisiert. Der Trainingskurs setzt falls Anfang 2013 den Betrieb aufnehmen. Wir auf dem Gebiet der Seismologie und der die gemeinschaftlichen Aktivitäten der möchten uns am Jahresende ganz herzlich bei seismischen Gefährdungseinschätzung. vergangenen Jahre zwischen Deutsch- Ihnen allen für Ihre Mitarbeit bedanken und Um die Einschätzung der regionalen und land und Anrainerstaaten des Indischen wünschen Ihnen und Ihren Angehörigen ein globalen Gefährdung durch Erdbeben Ozeans zu den gesellschaftsrelevanten frohes Weihnachtsfest, einen guten Jah- voranzutreiben wird das Wissen über Themen Erdbebenmonitoring und Tsuna- resausklang und weiterhin viel Erfolg und die seismologischen Analysemethoden mi-Frühwarnung fort. Freude bei der Arbeit im neuen Jahr. vertieft und die praktische Anwendung trainiert. Dabei spielt das GEOFON-Pro- Trainingskurs am indonesischen Tsunami- gramm des GFZ eine große Rolle. Das Frühwarnzentrum Prof. Dr. Dr.h.c. Reinhard Hüttl Dr. Stefan Schwartze 2 | GeoForschungsZeitung | Dezember 2012
GFZ-REPORTAGE Die längste Sandfabrik der Erde Kosmogene Nuklide enthüllen die Sedimentquellen des Amazonasbeckens Abendrot am größten Fluss der Erde. Aufgrund seiner enormen Breite (hier circa sechs km) wirkt der Amazonas eher wie ein großer See. Eine Milliarde Tonnen Sediment wälzt sich je- Gegensatz zu den Anden geologisch gesehen terrestrischen Ökosystems und der größten des Jahr durch die vielen Arme des Amazonas schon lange inaktiv. Hella Wittmann-Oelze hat Quelle von Sedimenten dieses Planeten“, so und wird schließlich von diesem gewaltigen nun diese 10Be-Konzentration in Erosionsraten Hella Wittmann-Oelze. Als nächstes möchte Strom in den Atlantik getragen. Die Menge an umgerechnet. Werden die Sedimentmengen Sediment, die den Atlantik durchschnittlich zusammengezählt, die in allen Flusseinzugs- pro Tag erreicht, entspricht einem Würfel mit gebieten der Anden entstehen (siehe Karte), 100 m Seitenlänge. Diese Zahl wurde von sind das 610 Millionen Tonnen pro Jahr. Dem Hydrologen ermittelt, die über Jahre hinweg stehen rund 1000 Millionen Tonnen pro Jahr an die Menge an „Schwebstoffen“, also das im Schwebstoffen entgegen, die der Amazonas in Wasser des Amazonas transportierte Sedi- den Atlantik schüttet - eine etwa vergleichbare ment, vermessen haben. Größenordnung. Die Größe des Messfehlers unterstellt, dass sämtliches in den Anden pro- Doch woher stammt dieser ganze Sand, und duzierte Sediment ohne Zwischenlagerung im wird er ebenso schnell produziert, wie er im Atlantik ankommt. Fluss transportiert wird? Die Sedimentproduk- tion geschieht durch die Prozesse der Verwit- Ein Auffangbecken für Sediment ist der Ama- terung. Um die genaue Geschwindigkeit dieser zonas heute also nicht. Überraschend ist auch Erosion zu ermitteln, messen die Geochemiker die Tatsache, dass die Sedimentmenge an- in der Sektion 3.4 so genannte „kosmogene scheinend kaum mit großen Klimaveränderun- Nuklide“ im Sand von Flüssen. Dr. Hella Witt- gen oder mit der Änderung der Landnutzung mann-Oelze ist Expertin für Erdoberflächen- schwankt. Methodenbedingt kann durch kos- prozesse und deren Quantifizierung. Um die mogene Nuklide die Sedimententstehung der Dr. Hella Wittmann-Oelze beprobt die Flussfracht des Nuklide zu messen, hat sie mit brasilianischen letzten 5000 Jahre ermittelt werden, der Aus- Amazonas von einem Boot aus. und französischen Hydrologen den Amazonas trag mittels rezenter Schwebstoffe hingegen und seine Seitenarme befahren. An ausge- höchstens über die letzten 10 Jahre. Die ähnli- sie vermessen, wie die Sedimentproduktion in wählten Standorten wurden Sedimentproben chen Resultate dieser völlig unterschiedlichen der geologischen Vergangenheit, also in den mit Greifern entnommen. Das meiste so ge- Methoden zeigen also, dass das Amazonasbe- letzten 2 Millionen Jahren, geschwankt hat. wonnene Sediment besteht aus Quarz, und die cken als ein großer „Stoßdämpfer“ dient, der Die Information über die vergangene Erosion Konzentration des kosmogenen Berylliums -10 trotz seiner Größe klimatische und auch anth- ist in den kosmogenen Nukliden vorhanden, (10Be) zeigt, dass fast sämtlicher Sand aus den ropogene Änderungen im Sedimenttransport die Jahr für Jahr im Amazonasdelta des Atlan- Anden stammt. Nur sehr wenig kommt aus den abfedern kann. „Mit der Kombination dieser tiks in Schichten abgelagert werden. uralten Gebirgen des brasilianischen- und des innovativen Methoden erhalten wir einen völ- Guyana-Schildes hinzu, denn diese sind im lig neuen Einblick in die Dynamik des größten „Dieses einzigartige Archiv wollen wir jetzt in einem DFG- und einem EU-Projekt, die beide nächstes Jahr starten, anzapfen“, planen Frau Wittmann-Oelze und Friedhelm von Blancken- burg, „denn damit könnten die Zusammen- hänge zwischen Gebirgsbildung, Erosion und Klima entschlüsselt werden“. Dr. Hella Wittmann-Oelze Sektion 3.4 Oberflächennahe Geochemie Bilanz der im Amazonas mitgeführten Flussfrachten in Millionen Tonnen Sediment pro Jahr (Mt/yr). Links: Sedi- mentfracht bestimmt mittels kosmogener Nuklide, rechts: Sedimentfracht bestimmt mittels rezenter Schweb- stoffmessungen (publiziert in Wittmann et al., GSA Bull., 2011). GeoForschungsZeitung | Dezember 2012 | 3
WIR UND DIE ANDEREN GIS Day 2012 am GFZ Neuestes von der Welt der GeoInformationssysteme Am 14. November 2012 fand zum zweiten Mal desvermessung Brandenburg sowie der Verwal- und wird seit Jahresbeginn durch das GFZ durch am GFZ der internationale GIS DAY statt. Bei tung der Landeshauptstadt Potsdam, Teilnehmer hosting eines OSM-Servers im Rechenzentrum der jährlich und weltweit gleichzeitig stattfin- eines GIS-Fortbildungsgangs aus Berlin, sowie unterstützt. Der Bogen von der digitalen Welt denden Veranstaltung im Rahmen der Geogra- Studierende der Geographie an der Universität in die Realität wurde durch einen Werkstattbe- phy Awareness Week der National Geographic Potsdam kamen zum diesjährigen GIS DAY. Das richt vom ZeGIT und Sektion 1.1. (GPS/GALILEO- Society gaben Experten für GeoInformations- Spektrum umfasste dabei Forschungsthemen Auswertung) geschlagen, in dem der Ausdruck systeme (GIS) einen Einblick in die breitge- wie Fernerkundung und Mustererkennung mit von komplexen Forschungsdaten mit einem fächerte Nutzung von GIS in den aktuellen Quantum GIS (Sektion 2.1 Erdbebenrisiko und 3D-Drucker am Beispiel des Raum-Zeit-Würfels Forschungstätigkeiten und der Ausbildung. Frühwarnung), Zeitreihenauswertung durch „Vi- einer Tsunamiwelle demonstriert wurde. Der sual Analytics“ (Sektion 1.5 Geoinformatik) bis GIS DAY wurde vom GFZ-Zentrum für Geoinfor- 75 Kollegen aus den Forschungsinstituten des zur aktuell heiß diskutierten Frage, wie Software mationsTechnologie (ZeGIT) durchgeführt und Wissenschaftsparks Albert-Einstein, aus der Lan- nachvollziehbar und nach wissenschaftlichen vom Verein der Freunde und Förderer des GFZ Qualitätsmaßstäben veröffentlicht werden kann (FFGFZ e.V.) finanziell unterstützt. Die Präsentati- (ZeGIT ). Der Vortragsblock wurde durch die Aus- onsmaterialien zum GIS DAY 2012 werden durch zubildenden der Geomatik (ZeGIT) eröffnet (sie- die Bibliothek des Wissenschaftspark Albert Ein- he Seite 5), die über die Erstellung einer „Flow- stein online verfügbar gemacht (http://ebooks. map“ der internationalen Kontakte des GFZ für gfz-potsdam.de). Der nächste GFZ-GIS DAY findet die Forschungsförderung berichteten und einen voraussichtlich am 20. November 2013 statt. Überblick über die verfügbare ESRI-Software gaben. Lars Lingner stellte als Repräsentant für Dr. Peter Löwe OpenStreetMap (OSM) Deutschland den aktu- Zentrum für ellen Entwicklungsstand des Projekts vor. Als GeoInformations- Anwendungsbeispiel zeigte er die Möglichkeiten Technologie (ZeGIT) Karsten Reiter, der Gewinner des ersten Preises der GIS von großformatigen Landkarten auf der Basis DAY Tombala bei der Übergabe des Fernlenk-Hubschrau- von OSM-Daten. OSM ist für die Bereitstellung bers durch die Geomatik-Auszubildende Luisa Schulte. und Pflege frei verfügbarer Geodaten bekannt KURZMELDUNGEN ERSTER HELMHOLTZ-TAG AM GFZ BLICK INS ERDINNERE In diesem Monat erschien auch das vierte Heft des Am 20.11.2012 beteiligte sich das Schülerla- GFZ-Journals „System Erde“. Diesmal widmet es bor GeoLab zusammen mit 24 anderen Schü- sich dem Schwerpunkt „Blick ins Erdinnere“. Die lerlaboren der Helmholtz-Gemeinschaft am Vorgänge in den Tiefen des Systems Erde entzie- ersten deutschlandweiten Helmholtz-Tag. Zu hen sich zum größten Teil direkter Beobachtung. Gast war eine Schülergruppe vom Helmholtz- Die Kenntnisse vom inneren Aufbau unseres Pla- Gymnasium aus Potsdam. Die Schülerinnen neten verdanken wir geophysikalischen Methoden und Schüler erfuhren Wissenswertes über wie der seismischen Tomographie, der magneto- Forschung und Leben des großen Universal- tellurischen Durchleuchtung des Erdkörpers und gelehrten und bekamen einen Einblick in die der Geomagnetik. Mithilfe labormaßstäblicher Entstehung und Erforschung von Erdbeben. In Analogmodelle gelingt ein besseres Verständnis geodynamischer Prozesse einem Modellversuch ließen sie ein Gebirge in der Lithosphäre, aber auch mineralogische Vorgänge im tiefen Erdman- entstehen, eine Schatzsuche mit GPS-Empfän- tel können im Labor nachvollzogen werden. Geodynamische Modelle, mit gern (Geocaching) rundete die Veranstaltung denen großräumige Umverteilungen von Massenanomalien im Erdinneren Schülerinnen beim Modell- amüsant ab. Der Helmholtz-Tag findet nun analysiert werden, lassen uns die komplexen Vorgänge unter unseren Fü- versuch zur Gebirgsbildung jedes Jahr am 3. Dienstag im November statt. ßen erahnen. Alle Artikel des Journals können auch von der GFZ-Webseite heruntergeladen werden: http://systemerde.gfz-potsdam.de 4 | GeoForschungsZeitung | Dezember 2012
ABENTEUER FORSCHUNG SESAM in den Pyrenäen Geomatik-Auszubildende scannen ein spanisches Flussbett Messstation Villacarli. Links: Fünf Monate ohne Niederschlag, im Hintergrund das Bergmassiv El Turbón (2492 m). Rechts: nach einem Niederschlagsereignis mit 70 Liter/m². Das GFZ bietet seit dem Jahr 2010 einen diese zu vermessen, zu bearbeiten oder um ein gestellungen durch hydrologische und terrestri- neuen, zukunftsträchtigen Ausbildungsbe- Bild zu erzeugen. Die Theorie zu diesem Thema sche Messungen über einen längeren Zeitraum ruf an – den Geomatiker. Geomatik ist die wurde den Azubis im Berufsschulunterricht und zu untersuchen. Bei terrestischen Messungen Herstellung von räumlichen Bezügen durch am Institut für Erd- und Umweltwissenschaften entstehen 3D-Laserscan-Modelle, die dreidi- die Modellierung von Referenzsystemen. Die der Universität Potsdam vermittelt. mensionale Punktkoordinaten vom Flussbett Auszubildenden Max Lemke und Luisa Schulte vor und nach einem großen Niederschlags- im Zentrum für GeoInformationsTechnologie Die Messkampagne in den Pyrenäen gab den ereignis umfassen. Anhand von Vergleichsmo- ZeGIT sind die Ersten, die diese Ausbildung Azubis die Möglichkeit, die theoretischen dellen können Auswaschungen ermittelt und am GFZ genießen dürfen. Kenntnisse auch praktisch umzusetzen. In Ko- Sedimenttransporte nachgewiesen werden. operation mit der Universität Potsdam und im Die Reifen des Geländewagens zittern unter Rahmen des Projektes SESAM („Sediment Ex- Luisa und Max schleppen das Equipment an dem voll eingeschlagenen Lenkrad. Luisa und port from large Semi-Arid Catchments: Measu- eine der zwei zuvor bestimmten Positionen. Max versuchen, mit ihrem Gewicht den engen rement and Modelling”) fuhren die Azubis für Der Weg dorthin ist sehr beschwerlich – es geht Kurven der Serpentinen entgegenzuwirken. Der einen Feldaufenthalt vom 15. – 27.03.2012 in durch Gestrüpp, über Geröll, so hoch und steil Wagen kommt knirschend zum Stehen. Schon das Einzugsgebiet des Flusses Isábena. In SE- hinaus, dass es schon ohne Equipment eine jetzt dringt das Rauschen des reißenden Flus- SAM werden Bodenerosion, Sedimenttransport Herausforderung wäre. Sie wuchten den silbern ses an die Ohren der angehenden Geomatiker. und Sedimentierungen in Stauseen semi-arider glänzenden Scanner auf ein massives, orange- Die Belohnung für die anstrengende Fahrt: Ein Regionen Spaniens und Brasiliens erforscht. nes Stativ. Durch die verbundene Kamera fin- paar Meter weiter, und sie sind mitten in der Der Fluss Isábena entspringt den Pyrenäen und den sie die fünf Reflektorzylinder, deren Koordi- wilden, unberührten Natur der spanischen Py- mündet in den Stausee Embalse de Barasona naten bekannt sind und sich über die Zeiträume renäen. nahe der Stadt Graus. Die durch jährlich wie- der Kampagnen nicht verändern. So können derkehrende heftige Niederschläge in den See die Scans im Nachhinein aufeinander referen- Ein wichtiger Teil des Rahmenlehrplans für den geschwemmten Sedimente sind ein großes Pro- ziert werden. Als Vorbereitung für einen Scan- Geomatiker ist Laserscanning, also das zeilen- blem. Es ist wahrscheinlich, dass der Stausee durchlauf wird zunächst ein niedrig aufgelöster oder rasterartige Überstreichen von Oberflä- bald kein Wasser mehr fassen kann. Ein Ziel des 360°-Übersichtsscan gemacht, danach erfolgt chen oder Körpern mit einem Laserstrahl, um SESAM- Projekts ist es daher, verschiedene Fra- ein Feinscan aller Reflektorzylinder um die für die Auswertung benötigte Georeferenzierung zu ermöglichen. Um nun als Endprodukt eine dreidimensionale Punktwolke zu erhalten, wird ein manuell ausgewählter Bereich erneut fein- gescannt. Während der Scan läuft, widmen sich die Azubis ihrer Umgebung. Es ist kaum zu glauben, dass der Fluss Isábena einst weit über ihren Köpfen strömte. Doch das haushohe, schroff ausge- kerbte Flussufer ist Zeuge davon. Heute wächst dort der süß duftende, wilde Rosmarin, den Max und Luisa für das Abendessen sammeln. Der Tag neigt sich dem Ende zu. Im warmen Licht der Abendsonne glüht die karge Landschaft auf einmal in einem satten rot. Auf dem Rückweg sind die Serpentinen besser zu ertragen. Das Mit dem Scanner in einem Badland: Ausrichten des Stativs. Links unten ist ein weißer Reflektorzylinder zu sehen. verschachtelte Panorama des Gebirges schlägt Eingefügtes Bild: 3D-Vergleichsmodell-Ausschnitt eines Badlands: Die roten Farben verdeutlichen die Auswa- Luisa und Max in seinen Bann. schungen, die durch einen Vergleich von zwei Scans berechnet wurden. GeoForschungsZeitung | Dezember 2012 | 5
INTERVIEW DESERVE – Forschung am Toten Meer Ein Interview mit Prof. Dr. Michael Weber, dem Projektkoordinator der GFZ- Bereiche des virtuellen Helmholtz-Instituts „Dead Sea Research Venue“ Am 21.10.2012 wurde die erste permanente len kann – all das gibt es nur in der Region des Toten Meeres ist in den letzten 30 Jahren um geophysikalische Multi-Parameterstation des Toten Meeres. circa 40 km3 gesunken. Das ist genug, um 15 DESERVE-Programms in Jordanien eingeweiht, Jahre lang jeden Menschen der Erde täglich zwei Tage später in Palästina. Ein guter Anlass, Was ist das Besondere an der Region? mit einem Liter Wasser zu versorgen. Durch um die Forschungsbereiche dieses fächerüber- diesen Masseverlust wird die Erdkruste in die- greifenden und kooperativ angelegten Projekts Die Prozesse in den Bereichen Klima, Wasser ser Region entlastet. In geologischen Zeiträu- näher zu betrachten. Zusammen mit ihren Part- und Erde laufen dort sehr schnell ab. Wenn Sie men ist das quasi schlagartig, und jetzt fängt nern aus Israel, Jordanien und den palästinen- mitten in einem System stecken, und es treten die Kruste an zu reagieren und sich zu heben. sischen Autonomiegebieten befassen sich GFZ, Änderungen auf, dann bemerken Sie sie nicht. Wirkt der Vorgang auch auf die Scherzonen? Es KIT und UFZ mit den drei großen Herausforde- Wenn Sie an den Rand des Systems gehen, gibt dazu noch keine Daten. rungen Wasserverfügbarkeit, Klimawandel, und oder dorthin, wo mehrere Prozesse zusammen Umweltrisiken. Dazu dienen Langzeitmessungen wirken, sind die Änderungen am schnellsten. Diese sollen die Multiparameter (MP) -Stati- geophysikalischer Parameter, Detailstudien Zum Beispiel in der DESERVE-Region: Heiße onen liefern? wechselwirkender Prozesse in Atmosphäre, Hy- Winde der Sahara aus dem Süden, Monsun- drosphäre und Lithosphäre, sowie Simulationen Ausläufer aus dem Osten, im Winter der Regen In jedem der drei Partnerländer Israel, Jorda- zur Vorhersage und Abwehr geophysikalischer von Westen und die kalten Winde vom Norden. nien und den Palästinensischen Autonomiege- Risiken. Sie treffen sich alle hier. Ändert sich etwas an bieten wurde bisher je eine MP-Station errich- diesem System, sieht man es am Rand und wo tet, ausgestattet mit Breitbandseismometer, sie zusammenwirken am stärksten. Deshalb Beschleunigungsmesser und GPS, und an Worum geht es bei DESERVE? ist das Tote Meer auch so ein fantastisches manchen Stationen auch mit Magnetotellurik. Klimaarchiv. Dessen Wasserspiegel sinkt au- Das Ziel: Die Überwachung und Lokalisierung Zusammen mit dem KIT und dem UFZ erfor- ßerdem momentan um etwa anderthalb Meter vor allem kleiner Beben. Kleinere Beben kom- schen wir die Kopplung von Klima, Wasser pro Jahr, weil die Süßwasserzufuhr aus dem men viel häufiger vor als große Beben, werden und fester Erde. DESERVE ist eines der neuen Jordan-Fluss nahezu unterbrochen ist. Die ge- aber derzeit nicht gut erfasst. Diese Daten wer- GFZ-Observatorien, das sich diesen Wirkungs- naue Wasserbilanz ist allerdings unbekannt. den aber benötigt, um wiederum die Häufig- bezügen und seinen Auswirkungen widmet. keit größerer Beben abzuschätzen. Nur durch Es ist mittlerweile allgemein anerkannt, dass Welche Aufgaben übernimmt das GFZ? ein Netzwerk von Stationen sind Beben gut zu die Verknüpfungen stärker sind, als bisher an- orten. Drei weitere MP-Stationen sind bereits genommen. Klima und Tektonik beeinflussen Der Bereich Klimaforschung wird vom KIT ko- geplant. Die GFZ-Wissenschaftler Prof. Dr. sich gegenseitig, Erosion hängt zum Beispiel ordiniert, Wasserforschung vom UFZ, und die Grünthal und Dr. Parolai nutzen dann diese Da- vom Klima und von der Beschaffenheit der Bo- feste Erde ist unser Schwerpunkt. Alle drei ten, um Risikoanalysen durchzuführen. So gab denoberfläche ab. Die Schlüsselverbindung Bereiche weisen große Überlappungen auf, es zum Beispiel im Jahr 1927 im Toten Meer ein bei DESERVE ist das Wasser. Unser gemeinsa- die unsere Forschungsansätze berücksichti- Beben mit Magnitude 6, mit 300 Toten. Heute mes Ziel ist ein konsistentes Erdmodell, in dem gen. Dazu kommen die Ergebnisse der ICDP- lebt in dieser Region ein Zehnfaches an Men- Erde, Wasser und Klima zusammenkommen. Bohrung am Toten Meer (siehe GFZeitung De- schen und es gibt viel mehr Infrastruktur. Und das für eine Region, wo mehrere Zentren zember 2010 und August/Juli 2011), bei der zusammenarbeiten und man innerhalb des Pro- das GFZ federführend war. Die Verbindung von Gibt es weitere Forschungsthemen für den jektzeitraums von fünf Jahren Ergebnisse erzie- Wasser zu unserem Thema: Das Volumen des Bereich „Feste Erde“? 6 | GeoForschungsZeitung | Dezember 2012
INTERVIEW NACHRICHTEN AUS DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT Neuartiger thermochemischer Speicher kann große Energiemengen aufnehmen Energiespeicher spielen eine Schlüs- selrolle für die Ener- gieversorgung der Bild: DLR Zukunft. Auch in der Industrie können Speicher Prozesswärme aufnehmen, so dass anfallende Wärmeenergie bei Bedarf wieder eingesetzt werden kann. Das Deutsche Zent- rum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat am 29. November 2012 in Köln eine Testanlage zur Untersuchung neuartiger Thermochemischer Speicher eingeweiht. Diese Speicher sind in der Lage, große Mengen an Wärmeenergie in Form von chemischer Energie aufzunehmen. Aus dem Alltag ist eine solche Reaktion zum Beispiel beim Ablöschen von Kalk bekannt. Röntgenlaser liefert Bauplan für mög- Sinkholes (Foto links, von George Steinmetz) sind häufig auftretende Vorkommnisse in der Region des Toten liches Mittel gegen Schlafkrankheit Meeres. Auf der Karte (rechts): Sinkhole-Untersuchungsgebiete = rote Rahmen, Multiparameterstationen = grüne Dreiecke, Wasserpegelstationen = blaue Dreiecke, Wetterstationen = rote Punkte. Mit dem weltstärksten Bild: Karol Nass, CFEL Röntgenlaser haben Forscher eine poten- Wir widmen uns unter anderem den Sinkholes Das langfristige Ziel ist es, den Ort einer Sink- zielle Achillesferse des (Erdfällen), also in kurzen Zeiträumen auftre- hole-Entstehung vorherzusagen. Erregers der Schlaf- tenden Löchern. Das Entstehen dieser Erdfälle Um die Entwicklung von Sturzfluten besser zu krankheit enthüllt. bedeutet für die Infrastrukturen und die Nut- verstehen und vor diesen häufig auftretenden Die detaillierte Analyse liefert den Bauplan für ein zung dieser Landschaft eine große Gefahr. Der Flash Floods zu warnen, arbeiten KIT, UFZ und potenzielles Mittel gegen den Parasiten Trypano- Wasserspiegel des Toten Meeres sinkt, damit GFZ an einem Frühwarnsystem. Niederschläge soma brucei, der mehr als 60 Millionen Menschen reduziert sich die salzhaltige Sättigung in den in vielen Kilometern Entfernung können lokal vor allem im südlichen Afrika bedroht. Mit einem Sedimenten ringsherum, Süßwasser strömt zum schlagartigen Anstieg des Wasserspie- maßgeschneiderten molekularen Stöpsel ließe aus höheren Lagen nach, löst das Salz und gels in sonst trockenen Wadis und Niederun- sich demnach ein lebenswichtiges Enzym des Pa- bringt das Bodengefüge zum Kollabieren. Das gen führen. Hier spielt neben der Intensität rasiten blockieren, wie das Team um DESY-Forscher ist die gängige Theorie. Wie allerdings ver- der Niederschläge besonders auch der Boden Prof. Henry Chapman vom Center for Free-Electron schiedene Faktoren einander beeinflussen ist und die Wasseraufnahme, beziehungsweise Laser Science (CFEL), Prof. Christian Betzel von der noch nicht klar. Man muss zum Beispiel wis- -speicherung eine wichtige Rolle. Mehrere Universität Hamburg und Dr. Lars Redecke von der sen, wo und wie viel Wasser einfließt. Wie sind Menschen sterben jedes Jahr an diesen Flash gemeinsamen Nachwuchsgruppe „Strukturelle die Lösungsprozesse und wie stabil sind die Floods und es entstehen hohe Schäden an Infektionsbiologie unter Anwendung neuer Strah- Sedimente? Was ist die Rolle der Tektonik und gebauten Infrastrukturen und an fruchtbarer lungsquellen (SIAS)“ der Universitäten Hamburg wie interagiert diese mit der Bodenmechanik? Bodenfläche. Das Zusammenwirken von Atmo- und Lübeck, im Fachjournal „Science“ berichtet. sphäre, regionaler Klimaänderung und dem „Dies ist die erste neue biologische Struktur, die Es gibt auch in Deutschland Sinkholes, sogar Untergrund sind dabei die wichtigen Faktoren. an einem Freie-Elektronen-Laser entschlüsselt wur- mitten in Hamburg und in Bergbaulandschaf- de“, betont Chapman. ten. Hier laufen die Prozesse zum Teil langsa- Wie wirkt sich die derzeit angespannt politi- mer ab und brauchen Jahrzehnte, am Toten sche Lage auf das Projekt aus? Schalter aus Graphen Meer sind sie sehr viel schneller. Wir können also sehr leicht Wiederholungsmessungen Wir haben seit 15 Jahren Kooperationen mit Seit Graphen vor we- HZB/Andrei Varykhalov durchführen. Es gibt dort wichtige Infrastruk- den Partnern vor Ort. Mit Israel, Jordanien und nigen Jahren erstmals turen wie zum Beispiel Straßen und Hotels, die Palästina gibt es hierzu bilaterale Verträge. isoliert worden ist, großen Schaden nehmen, wenn ein Sinkhole Zwischen den Wissenschaftlern läuft die Zu- gilt das quasi-zweidi- entsteht. Es geht dabei um Millionenbeträge. sammenarbeit schon sehr lange vertrauens- mensionale Netz aus Bild: voll und ohne Probleme. einer einzigen Lage von Kohlenstoffatomen als Wundermaterial. Es ist Ein grenzübergreifendes Netzwerk Gesprächspartner: nicht nur mechanisch enorm belastbar, sondern Die DESERVE-Multiparameterstationen sind um das Tote Prof. Dr. Michael Weber auch als Basis für neue spintronische Bauelemen- Meer verteilt – und befinden sich damit in je einem der Leiter Sektion 2.2 te interessant, die die magnetischen Momente Partnerländer. Ganz links: Die jordanische Station ist in ei- Geophysikalische der Leitungselektronen nutzen. nem Bunker auf einem Gründstück der Regierung unterge- Tiefensondierung bracht, die israelische (Mitte) und palästinensische (rechts) wurden tief in einen doppelwandigen Bunker eingesetzt.
W I R U N D D I E W E LT EU: Geben und Nehmen Die europäischen National Labs gründen ein gemeinsames Netzwerk Die Geowissenschaften leisten einen verfolgen. Das GFZ hat im Sommer dieses Jah- (LoI) wurden konkrete Maßnahmen vereinbart, großen Beitrag zu einem besseren res nun die Initiative ergriffen, einen europä- die durch ein gemeinsames „Steering Commit- Verständnis der aktuellen gesellschaftlichen ischen Diskurs der großen geowissenschaft- tee“ koordiniert werden. Die Zusammenarbeit Herausforderungen. Beispiele sind lichen Forschungseinrichtungen auf den Weg konzentriert sich unter anderem auf Agenda- der Klimawandel und seine regionalen zu bringen. Das GFZ lud wichtige europäische Setting in zukünftigen EU-Programmen und Auswirkungen oder die nachhaltige Forschungsinstitutionen zu einem Treffen am sorgt für eine gezielte, gemeinsame Außen- Sicherung der Energieversorgung und 4. und 5. September 2012 nach Potsdam ein. darstellung durch eine höhere Präsenz in lebensnotwendiger Ressourcen. Um Hochrangige Vertreter von INGV, Istituto Nazi- Brüssel. sich diesen globalen Fragestellungen onale di Geofisica e Vulcanologia (Italien), ETH angemessen stellen zu können, ist die Zürich (Schweiz), IPGP, L‘institut de Physique Auch der Austausch von Wissenschaftlerinnen Forschung vielfach auf die internationale du Globe de Paris (Frankreich), NERC-BGS, Na- und Wissenschaftlern und der Aufbau und die Zusammenarbeit angewiesen. Nun wird tural Environment Research Council - British Nutzung gemeinsamer Datenbanken, Großge- ein europäisches Netzwerk gegründet, Geological Survey (Großbritannien), Utrecht räte und wissenschaftlicher Infrastrukturen das die großen geowissenschaftlichen University (Niederlande), ICTJA-CSIC, Institu- werden hier gesteuert . Forschungseinrichtungen vereint. Durch te of Earth Sciences “Jaume diese Zusammenarbeit und den gezielten Almera” (Spanien), GeoPla- Aufbau von Partnernetzwerken kann eine net-Verbund (Polnische Aka- kritische Masse an Kompetenz und Expertise demie der Wissenschaften) aufgebaut und der Zugang zu gegenseitigen und dem GFZ verbrachten Forschungsressourcen gestärkt werden. zwei Tage auf dem Telegra- fenberg. Auf nationaler Ebene zeigt sich bereits, wie erfolgreich Netzwerke dieser Art sein können: Die Teilnehmer des Treffens Geo-X, das niederländische GEORES-Konsor- unterstützten einhellig die tium, das US-amerikanische EarthScope oder Initiative für eine zukünftig der polnische Verbund GEOPLANET sind aus- engere Zusammenarbeit der gewiesene Beispiele dafür, wie wissenschaft- europäischen Geowissen- liche Infrastrukturen gemeinsam genutzt oder schaften. In einem gemein- Ausbildungsfragen abgestimmt angegangen sam verabschiedeten und werden können. International sind es vor al- anlässlich eines nachfolgen- lem multidisziplinäre Verbundprogramme, den Treffens in Paris unter- wie TOPO-Europe, EUROPROBE, ICDP, EPOS schriebenen Letter of Intent oder ILP, die einen koordinierten, systemati- schen und oft langfristig angelegten Einsatz Unterzeichner des LoI. Linke Tischseite: v.l.n.r. Prof. Montserrat Torne (ICTJA), Prof. Pawel Rowinski (GeoPlanet), von materiellen und personellen Ressourcen Prof. Claude Jaupart (IPGP), Dr. Ludwig Stroink (GFZ). Rechte Tischseite: v.l.n.r. Domenico Giardini (ETH-Zürich); Prof. Sierd Cloetingh, Utrecht University. Nicht abgebildet: Dr. Massimo Cocco (INGV); Prof. John Ludden (BGS); Prof. Reinhard Hüttl (GFZ) Neues von der Welt... GEO-FUTURE: Symposium zur Erdsystemforschung in Südafrika Im Rahmen des deutsch-südafrikanischen Jahres der Wissenschaft ver- anstaltete das GFZ vom 26. bis 30. November 2012 das GEO-FUTURE Symposium. Es war das feierliche Abschlusssymposium des Inkaba yeAfrica-Programms, dem deutsch-südafrikanischen Vorzeigeverbund für gemeinsame Forschung und Lehre in den Erdsystemwissenschaften. Über 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Südafrika, davon 60 Stu- dierende aus acht Universitäten nahmen an dem fünftägigen Workshop in Potsdam teil. Das Symposium behandelte die Themenblöcke Geody- namik und Erdbeobachtung, Energieressourcen, mineralische Rohstoffe sowie Geo-Ökodynamik (Landschaftsentwicklung, Landnutzung, Ökosys- teme und Klimawandel). 8 | GeoForschungsZeitung | Dezember 2012
PERSONALIA Personalia Personalia Entwicklungen am GFZ EUSAR-Auszeichnung für TanDEM-X Auf der diesjährigen EUSAR-Konferenz in Nürnberg wurde die TanDEM-X Mission für ihre „Erfolge und Auswirkungen“ ausgezeichnet. EUSAR, die Europäische Konferenz über Synthetic Aperture Radar, ist die weltweit führende inter- nationale Konferenz zum Thema SAR-Techniken, Technologien und Anwendungen. Die Auszeichnung „Certificate of Recognition of TanDEM-X Achievements and Impact“ wird von allen beteiligten Einrichtungen geteilt. Hervorgehoben wurde der GFZ-Wissenschaftler Dr. Rolf König (Sektion 1.2), dessen Beiträge zur operationellen Bestimmung und Kalibrierung der Basislinien eine grundlegende Rolle spielen. Dr. König, Leiter des Themas „Erdsystemparameter“ am GFZ, ist der wissenschaftliche PI bei den TerraSAR-X und TanDEM-X-Missionen und hat die Leitung der „Precise Baseline Determination“ im Bodensegment von TanDEM-X. „Ich freue mich sehr über die Auszeichnung, haben wir doch mit viel Schweiss und Herzblut das Systems „Precise Baseline Determination“ entwickelt und wir werden es nunmehr noch motivierter bis zum Ende der Mission weiter betreiben“, so König. Ziel der TanDEM-X-Mission ist die Generierierung eines globalen digitalen Höhenmodells (Digital Elevation Model, DEM) aus SAR-Beobachtungen mit extremen Ansprüchen an die Höhengenauigkeiten besser als fünf Meter. Voraussetzung dafür sind das Vorliegen der genauen Abstände der beiden Satelliten, den sogenannten Basislinien, mit Genauigkeiten besser als ein Millimeter: ein Millimeter Fehler in der Basislinie erzeugt einen Höhenfehler von circa einem Meter in der DEM-Höhe. Das GFZ hat durch die Bereitstellung der Zweifrequenz-GPS-Empfänger, liebevoll IGOR genannt, auf TerraSAR-X und TanDEM-X entscheidend zum Gelingen der TanDEM-X-Mission beigetragen. Die Basislinien werden aus den IGOR- Daten gerechnet und vom GFZ federführend operationell bereitgestellt. Prof. Dr. Ernst Huenges mit Patricius-Plakette des Geothermieverbands geehrt Prof. Dr. Ernst Huenges (links im Bild) ist diesjähriger Preisträger der Patricius-Plakette des GtV-Bundes- verbands Geothermie. Verbandspräsident Waldemar Müller-Ruhe (rechts) überreichte die Auszeichnung am Mittwoch, 14.11.2012, auf dem Geothermiekongress in Karlsruhe. Huenges werde insbesondere für seine petrophysikalischen Untersuchungen und seine Arbeit im In-Situ-Labor Groß Schönebeck geehrt, so Müller-Ruhe. Mit der Patricius-Plakette zeichnet der GtV-Bundesverband Geothermie seit 1994 Persönlich- keiten aus, die sich um die Entwicklung der Erdwärmenutzung verdient gemacht haben. In der Urkunde lautet es: „Ernst Huenges wurde insbesondere für die Schaffung eines grundlegenden Verständnisses für gesteinsphysikalische Parameter als Beitrag zum Nutzungskonzept geothermischer Energie gewürdigt sowie für den Aufbau des geothermischen Forschungslabors Groß Schönebeck mit den Möglichkeiten der Entwicklung von Stimulationstechniken in der Tiefen Geothermie sowie neuer Technologien, die dem Langzeitbetrieb geothermischer Anlagen dienen.“ Gastwissenschaftler in der Hydrologie Der in der Schweiz aufgewachsene Umweltingenieur Dr. Daniel Farinotti arbeitete und lehrte am Fachbereich Hydraulik, Hydrologie und Glaziologie an der ETH Zürich. Als Stipendiat des Schweize- rischen Nationalfonds (SNF) ist er nun seit August 2012 für insgesamt ein Jahr als Gastwissenschaft- ler in der Sektion 5.4 Hydrologie beschäftigt. Sein PostDoc-Projekt beschäftigt sich mit Detektion und Interpretation von Gletschermassenvariationen mittels GRACE-Daten und mit hydrologischer Modellierung in der Region Zentralasien. GeoForschungsZeitung | Dezember 2012 | 9
GFZ AKTIV Das war 2012 Ein garantiert unvollständiger Jahresrückblick 01.01. Das GEOMAR tritt der Helmholtz-Ge- 14.06. Neue Helmholtz-Allianz 08.09. 25 Jahre KTB meinschaft bei Die neue Allianz „Remote Sensing and Earth Am GeoZentrum in Windischeschenbach wird System Dynamics“, an der das GFZ beteiligt der Bohrbeginn des Kontinentalen Tiefbohr- 06.01. 100 Jahre Kontinentaldrifttheorie ist, wird mit 20 Mio. Euro finanziert. programms der Bundesrepublik Deutschland Alfred Wegeners Veröffentlichung der Konti- (KTB) vor 25 Jahren, im September 1987, gefei- nentaldrifttheorie am 6. Januar 1912 hat ihren 15.06. GFZ auf der Expo ert. 100. Jahrestag. Auf der Weltausstellung präsentiert das GFZ seinen Pavillon mit dem Namen „Seavolution“ 12.10. THW-Kooperationsvertrag und erhält damit den „Gold Award“ für die bes- Das GFZ und das Technische Hilfswerk THW te inhaltliche Umsetzung des Expo-Themas. unterzeichnen anlässlich des „Internationalen Tages der Katastrophenvorsorge“ einen Ko- 11.07. Angela Merkel besucht Indonesien operationsvertrag. und lobt das „sehr beeindruckende Tsunami- Frühwarnsystem“. 15.10. Magnetfeld-Umpolung nachgewiesen Anhand von 41000 Jahre alten Sedimentpro- 21.07. Einweihung von A69/70 ben aus dem Schwarzen Meer können eine Die Neubauten A69/70 werden im Beisein von erstaunlich rasche, vollständige Magnetfeld- Frau Prof. Sabine Kunst, Ministerin für Wissen- umpolung innerhalb von nur etwa 440 Jahren schaft, Forschung und Kultur des Landes Bran- nachgewiesen werden. denburg eingeweiht. Zusammenhang zwischen den Grenzen der Lithosphä- renplatten, den globalen Erdbebenzonen sowie der 10.08. Erdbebenkatalog für Europa Lagerstättenbildung, die sich an den aktiven Platten- Wissenschaftler des GFZ erarbeiten den ersten rändern konzentriert. harmonisierten Erdbebenkatalog für Europa und den Mittelmeerraum für das letzte Jahr- tausend. 17.03. 10 Jahre GRACE Die Zwillingssatelliten „Tom und Jerry“ feiern ihren 10. Geburtstag im Orbit. 11.04. GITEWS Eine durch zwei starke Beben 500 km westlich der Indonesischen Küste ausgelöste Tsuna- miwarnung zeigt, dass die jahrelange Aufklä- rungs- und Ausbildungsarbeit im Bereich der „Last Mile“ und damit verbundene Rektionen der Bevölkerung enorme Fortschritte gemacht Karten der Epizentren der Erdbeben in EMEC mit Mw ≥ hat. 6 sowie Plattengrenzen (rot) und ausgewählte Bruch- Normale und inverse Polarität der Erde störungen erster Ordnung (schwarz) 30.05. Eröffnung des Pendelsaals In der Schatzkammer des Telegraphenbergs 21.10. DESERVE Multi-Parameterstation in ist das Orginalpendel ausgestellt, mit dem 17.08. Deutsch-kanadische Kooperation Jordanien Kühnen und Furtwängler von 1898 bis 1904 Eine deutsch-kanadische Allianz zur Meeres- Die erste permanante geophysikalische Multi- die international gültigen Schwerewertmes- forschung unterzeichnet im Beisein von Ange- Parameterstation des DESERVE-Programms in sungen durchführten. la Merkel ein Abkommen für eine mehrjährige Jordanien wird eingeweiht. Zwei Tage später intensive Zusammenarbeit auf dem Gebiet der folgt die Einweihung der Station in Palästina. 02.06. Lange Nacht der Wissenschaften Meeres- und Umweltforschung. 10 | GeoForschungsZeitung | Dezember 2012
GFZ AKTIV AVB Ihre Administration Neuigkeiten aus der Verwaltung VEREIN DER FREUNDE UND FÖRDERER FFGFZ 2012 In der diesjährigen Mitgliederversammlung des FFGFZ am 6. November wurde Dr. Werner Stackebrandt (im Bild) zum neuen Vorstand gewählt und löste damit den bisherigen Vereinsvorsitzenden Dr. Komusievicz ab. Dr. Werner Stackebrandt arbeitete lange Zeit als Geologe, auch auf dem Telegraphenberg und später im geologischen Landesdienst. Er war Prä- sident der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften DGG. Die wei- teren gewählten Vorstandmitglieder sind Dr. Ingo Kapp (2. Vorsitzender und Geschäftsführer), Prof. Dr. Zschau, Claas Schippmann (Schatzmeis- ter) (alle GFZ). Der Versammlung ging ein Fachkolloquium zum Thema „Geo-Rohstoffe in Deutschland“ voran. Der FFGFZ unterstützte im Jahr 2012 finanziell und tätig mehrere Aktionen auf dem Telegraphenberg, etwa den PhD-Day, GIS-Day, den Telegraphenberglauf, die GeoWunder- Werkstatt (für Vorschul- und Grundschulkinder) und einzelne Aktionen bei der Langen Nacht der Wissenschaften. Auch wurden zwei geologi- sche Exkursionen nach Rudna (Polen) und Sperenberg organisiert. In diese Richtungen wird der FFGFZ seine Tätigkeit weiter ausbauen. RECHNUNGEN UND LIEFERSCHEINE ÜBERARBEITETE BEWIRTUNGSREGELUNG ARBEITSUNFÄLLE IM AUSLAND Insbesondere zum Jahresende ist die Zahl Die überarbeitete Bewirtungsregelung so- Bei Arbeitsunfällen im Ausland benötigen der eingehenden Rechnungen und Liefer- wie das zugehörige Formular „Bewirtungs- VBG-Versicherte manchmal Unterstützung, scheine besonders hoch. beleg“ beinhaltet bei Beantragung eine um die erforderlichen medizinischen Behand- Neuerung: der Administrative Vorstand lungen zu erhalten. V3 Beschaffung und Materialwirtschaft bit- muss den Antrag erst ab Kosten von über tet Sie deshalb darum, ihre Rechnungsprü- 500 € zusätzlich zum Verantwortlichen der Deshalb hat die VBG unter der Rufnummer fung bei Ihrer Arbeit zu unterstützen. Bitte Budgetstelle genehmigen. senden Sie nach der Prüfung von Lieferun- +49 (0) 89 / 7676-2900 gen und Leistungen die Ihnen zugestellten Bewirtungsregelung: Rechnungen und Lieferscheine mit den ent- Internes > Administrativer Vorstandsbereich eine Hotline eingerichtet, die rund um die Uhr sprechenden Vermerken und unterzeichnet > Rechtsangelegenheiten > Regelungen erreichbar ist. Hier hilft ein Team von Ärzten so schnell wie möglich zurück. Nur mit ei- und Rettungssanitätern, in Notfällen eine nem schnellen Rücklauf kann V3 die Einhal- Formular Bewirtungsbeleg: schnelle und geeignete medizinische Versor- tung von Zahlungszielen sicherstellen und Internes > Administrativer Vorstandsbereich gung zu organisieren. eine zügige Bearbeitung gewährleisten. > Rechtsangelegenheiten > Formulare INFO INFO INFO Michael Hintzmann Marco Kupzig Jeannette Stage - 1614 - 1634 - 1050 Nicole Kernchen - 1609 michael.hintzmann@gfz-potsdam.de kupzig@gfz-potsdam.de Susan Ullrich - 1692 GeoForschungsZeitung | Dezember 2012 | 11
FLURFUNK Titelbild: PROTECTS (PROject for Training, Education and Consulting for Tsunami Early Warning Systems) -Trainingskurs in Indonesien Frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr! Der Rote Teppich Am 30. November gastierte die „Science Tour 2012“ des Deutschen Akademi- schen Austauschdiensts DAAD am GFZ. Die insgesamt sechstägige Rundreise gewährte international renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- lern einen Einblick in deutsche Universitäten und Forschungszentren, deren For- schungsgebiete die Themen Biodiversität und Klimawandel beinhalten. Am GFZ wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tour von Prof. Onno Oncken begrüßt. Prof. Achim Brauer und Dr. Gerhard Helle informierten über die Aktivi- täten des GFZ zum Thema Paläoklima-Forschung und führten die Besucher durch ihre Labore. Das erste Treffen auf Direktoren- und Vorstandsebene am 3. Dezember zwischen GFZ und PGI (Polish Geological Institute; Polnischer Geologischer Dienst) hatte zum Ziel, gemeinsame zukünftige Forschungsfelder zu definieren und abzustim- men. Ein LoI wurde unterzeichnet und diverse gemeinsame Anknüpfungspunkte unter Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der DAAD -“Science Tour Anderem zu den Themen Ressourcenforschung, CO2-Speicherung, Wasserforschung 2012“ werteten den Besuch beim GFZ als einen der Höhepunkte und Nutzung des Untergrunds werden in einem fachlichen Workshop in 2013 vertieft. der Rundreise. termine Datum Thema Veranstaltungsort/Link 09. 01. 2013 Abgabetermin für EGU-Abstracts http://meetingorganizer.copernicus.org/ EGU2013/abstractsubmission/12088 16. 01. 2013 Neujahrsempfang Haus H, Telegrafenberg 01. 03. 2013 Abgabetermin für Anmeldungen Telegrafenberg - http://www.geo-x.net/ Geo.X-Trainingskurs „Wissenschaftliches Bohren“ 23.-25. 04. 2013 sd-trainingcourse-2013.html 15. 03. 2013 FameLab 2013 Regionalentscheid Haus H, Telegrafenberg Impressum Herausgeber: Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, Öffentlichkeitsarbeit, Telegrafenberg, 14473 Potsdam, www.gfz-potsdam.de, Redaktion: Robin Hanna, Franz Ossing (viSdP), Heinrich Hecht, GeoForschungsZeitung@gfz-potsdam.de, Bilder GFZ, soweit nicht anders angegeben 12 | GeoForschungsZeitung | Dezember 2012
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